Panorama Spezial: Chrischona - eine Reise wert!

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CHRISCHONA SPEZIAL Reise Eine Reise wert März 2012 Die Pilgermission St. Chrischona

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Eine Reise wert: Die Pilgermission St. Chrischona stellt sich vor. Chrischona-Panorama Spezial anlässlich der Wahl von René Winkler zum achten Chrischona-Direktor im März 2012.

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CHRISCHONA

SPEZIAL

Reiseeine Reise wert

März 2012

Die Pilgermission St. Chrischona

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Interview mit René Winkler

CP Spezial: Was ist typisch für die Chrischona- Bewegung?René Winkler: Offene Türen sehen und nutzen: Chrischona ist zu ei­nem guten Teil „zufällig“ zu dem geworden, was es heute ist. Für vieles gab es nie eine Strategie, son­dern man wurde um Hilfe gebeten und hat darauf reagiert.

Missionarisch: Menschen müssen Jesus kennen lernen! Auch wenn die Taten mit den Absichten nicht immer Schritt halten, so ist dies

doch ein dicker roter Faden im Chrischonagewebe. Theologische Weite: Wir halten es aus, wenn wir nicht

in allen theologischen Fragen die gleichen Antworten haben – wir sehen darin eine gesunde, konstruktive Herausforderung.

Dienen und bescheiden sein: Typisch für die Chrischo­na­Bewegung ist die Grundhaltung, anderen zu dienen, und ein gemässigter Frömmigkeitsstil. In der Selbstdar­stellung sind wir eher zurückhaltend und zögerlich. Wir sind oft sehr selbstkritisch und reden zu wenig von unseren Stärken.

Was würde fehlen, wenn es die Pilgermission St. Chrischona nicht gäbe?Der Chrischona­Bewegung würden die Wurzeln und der Stamm und die Mitte fehlen – und damit ein entschei­dendes Stück Heimat und Identität und Orientierung – und damit ein wesentlicher Teil des Zusammenhalts.

Vielen jungen Menschen würde ein Ort fehlen, an dem sie ganzheitlich durch Ausbildung, gemeinsames Leben und Arbeiten für ihren Dienst im Reich Gottes fit gemacht, geformt und geschliffen werden.

Ein wichtiges, bewährtes Werkzeug würde fehlen, mit dem Jesus das Evangelium zu vielen Menschen bringt, Jünger formt und seine Gemeinde aufbaut – in Europa und auf der ganzen Welt.

Ein Ackergaul im Jesus­Stall würde fehlen, an dessen Seite junge, wilde Pferde ihre Dynamik einbringen (ler­nen) können – zugunsten des Ackerbaus und einer rei­chen Ernte.

Uns Hauptamtlichen innerhalb der Chrischona­Bewe­gung würde der selbstverständliche und obligatorische Blick über die eigenen Landesgrenzen hinaus fehlen – und damit ein Stück gesunder Weite und Bewusstsein für die geistlichen Bedürfnisse und gesellschaftlichen Herausforderungen in den andern Ländern.

Fehlen würde ausserdem ein verlässlicher Partner für viele Gemeinde­ und Gemeinschaftsverbände, Missio­nen und christliche Werke. 1

Chrischona typischTypisch Chrischona

Wie leitet man ein vielfältiges Werk wie die Pilgermission? Zu allererst nach dem gemeinsamen Hören auf Gott! Dann natürlich mit Werten und Inhalten und durch die Pflege vieler guter Beziehungen, insbesondere zu den verantwortlichen Leitern der Werkszweige, den Haupt­amtlichen und den Gemeindeleitungen. Und indem man Lösungen initiiert oder anbietet für akute und ab­sehbare Probleme, die bestimmte Gruppen von Men­schen, die Gemeinden und die Gesellschaft bewegen. Die verschiedenen Zweige der Pilgermission mit ihren Begabungen und Ressourcen können gemeinsam mehr bewegen, als jeder einzelne nur für sich.

Welche Ziele haben Sie sich als Direktor der Pilger-mission gesteckt?Die Vision konkretisieren: Gott hat uns 2007 zwei Bi­beltexte als Vision für die Pilgermission aufs Herz ge­legt: Jesaja 61,1­3 und 1. Petrus 2,9. Es wird für mich immer deutlicher, aus welchen Gründen er uns mit diesen Texten neu ausrichten und prägen will. Ich will diese Gründe benennen und ins Bewusstsein rücken. Und ich will dazu beitragen, dass praktisch vorstellbar wird, was neu und anders werden soll. Dabei werden auch die Herausforderungen, die wir 2010 mit den Ge­meindeleitungen und Hauptamtlichen der Schweiz für die Gemeindearbeit identifiziert haben, eine wichtige Bedeutung spielen (das sind: Hören auf Gott, Fokussie­rung, Geistliche Reife, Ehe und Familie/Beziehungen, sozialdiakonischer Dienst und evangelistisches Engage­ment).

Die Ausbildung entwickeln: Unsere Bildungsarbeit am Theologischen Seminar muss einerseits gemäss den sich verändernden Herausforderungen in Gemeinde und Mission sowie den Möglichkeiten, die die Studie­renden heute mitbringen, weiterentwickelt werden. Wir halten dabei auch Ausschau nach strategischen Partnern.

Menschen für die Pilgermission gewinnen: Ich möch­te den Menschen danken, die die Pilgermission bisher geistlich und finanziell getragen haben, und sie für die nächste Etappe gewinnen. Ich möchte den Kreis dieser Menschen erweitern – und die nächste Generation für die Pilgermission gewinnen.

Es gibt noch tausend andere Dinge, die ich möchte. Unter anderem möchte ich auch so wach sein, dass ich rechtzeitig merke, wenn Prioritäten verschoben werden müssen – und so mutig, sie tatsächlich zu ver­schieben. //

Die Fragen stellte Michael Gross.

Vier Fragen an René Winkler, seit 4. März 2012 Direktor der Pilgermission St. Chrischona.

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Reise

Geschichte Sieben DirektorenAuf den Spuren unserer Direktoren

edgar Schmid (1967 - 1991)

Ich bin Lehrer und Pionier.

Mein Motto: Bewährtes erhalten und Neues wagen. Von unseren Studenten soll Wir­kung ausgehen!Mein Beitrag unter anderen: Ich führte die Kurzbibelschule ein. Das Mehrzweckgebäu­

de konnte bezogen werden.Herausforderungen: Wir hatten den Höchststand von Anmeldungen nach dem Krieg: 180! Ich wollte eine neue Halle und bekam ein ganzes Zentrum.

Karl Albietz (1991 - 2001)

Ich bin Evangelist und habe eine Leiden­schaft für missionarische Gemeindearbeit.

Mein Motto: Wir Christen müssen das Evan­gelium in unsere Zeit hinein verkündigen!Mein Beitrag unter anderen: Der erste Wil­low­Kongress in Europa fand auf St. Chrisch­

ona statt! Endlich erreichten wir für unsere Theologi­sche Ausbildung eine europäische Akkreditierung.Herausforderungen: Gut zu predigen genügte zu mei­ner Zeit längst nicht mehr. Der Beruf des Predigers ist komplexer und herausfordernder geworden.

Markus Müller (2001 - 2012)

Ich bin Visionär und Zukunftsforscher.

Mein Motto: Wir lieben die Zukunft!Mein Beitrag unter anderen: Ich startete den Prozess der 5 V‘s: Vertrau­en, Verantwortung, Versöhnung, Voraus­sicht und Verfügbarkeit.

Meine Zeit ist geprägt von: Die fetten Jahre sind vorbei. Der Mangel nimmt zu.Herausforderungen: Die Finanzkrise schüttelt Europa. Ehe und Familie stehen auf dem Prüfstand.

Zusammengestellt von Dorothea Gebauer.

Christian Friedrich Spittler (1840 - 1867)

Ich bin der Gründer der Pilgermission. Wir bilden Missionare aus und senden sie in die Welt. Mein Motto: Was hilft̀ s wenn wir beim warmen Ofen und einer Pfeife

Tabak die Notstände der Zeit bejammern? Hand anlegen müssen wir und sei es auch nur ganz im Kleinen.Mein Beitrag unter anderen: Ich gründete 30 missionari­sche und sozialdiakonische Werke.

Carl Heinrich Rappard (1868 - 1909)

Für mich gehören Evangelisation und Heiligung zusammen.Mein Motto: Wir müssen erweckt wer­den. Der Heilige Geist möge uns erfüllen.Mein Beitrag unter anderen: Ich habe die Schule auf dem Berg vor allem zur

Evangelistenschule umgestaltet.Herausforderungen: Es gab jede Menge Schuld abzufüh­ren, auch zwischen den Brüdern.

Friedrich Veiel (1909 - 1947):

Ich bin Lehrer und Hüter des Väter­erbes. Mein Beitrag unter anderen: Das neue Brüderhaus und das Diakonissen Mut­terhaus sowie der Anbau zum Haus zu den Bergen wurden errichtet.Meine Zeit wer geprägt von zwei schlim­

men Weltkriegen. In dieser Zeit reduzierte sich die Zahl der Brüder auf Chrischona radikal.

Hans Staub (1947 - 1967):

Ich bin Lehrer und Seelsorger.Mein Motto: Nur über das Gebet kön­nen wir unter seinem vollen Segen stehen.Mein Beitrag unter anderen: 1966 kam die Kirche von St. Chrischona in den Besitz der Pilgermission.

Herausforderungen: Die Studentenzahlen nahmen stetig zu. Für sie musste Raum geschaffen werden.

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Chrischona-Welt

Dogmatik ist das Lieblingsfach von Ben Sieber (im

Bild links). Das sagt er nicht, um seinem Dozenten zu

gefallen. In dem Fach werden die Grundsätze des Glau­

bens behandelt. „Für mich der Inbegriff des Theologie­

Studiums“, sagt er. Als Seminarsprecher setzt er sich

dafür ein, die Lebensgemeinschaft auf St. Chrischona zu

stärken. Sie ist ein Teil der Besonderheit am tsc: das

gemeinsame Lernen, Leben und Arbeiten. Deshalb hatte

er sich 2010 für das tsc entschieden. Auf Chrischona

angekommen merkte er bald: Das Studieren bean­

sprucht die meiste Zeit, und neben Studium und Arbeit

bleibt nicht immer genug Zeit für die Lebensgemein­

schaft übrig. „Wie können wir persönliche Beziehungen

leben abseits des Lernalltags?“ Diese Frage beschäftigt

ihn. Gelegenheiten gibt es schon: Mit dem „Mittendrin“­

Gottesdienst mittwochs vor dem Mittagessen, in Lebens­

gruppen mit Studenten und Dozenten oder einem kürz­

lich gegründeten Studenten­Hauskreis, der sich „Kirche“

nennt. Trotzdem bleibt es auf dem „heiligen Chrischo­

na­Berg“ herausfordernd, die Balance zu finden zwi­

schen lernen, leben und arbeiten. „Aber ich liebe es, hier

zu studieren“, sagt Ben Sieber.

Wir bleiben auf dem Berg und besuchen Renate Kanzinger in der Réception des Konferenzzentrums St. Chrischona. Sie ist ein „Chrischona­Mensch“ von Kind auf. „Die Begegnung mit alten und neuen Bekann­ten macht meine Arbeit so spannend“, erzählt sie. Im Februar laufen die Telefondrähte heiss. Sie und ihre beiden Mitarbeiter nehmen viele Anfragen entgegen. Die Anfang 2011 eingerichtete Internetseite www.kpmc.ch und verschiedene Marketingmassnahmen machen sich bemerkbar. Die Chrischona­Kirche ist für Hochzeiten sehr gefragt. Ausserdem steht die Basler Uhren­ und Schmuckmesse im März vor der Tür – dann ist im Raum Basel jedes Hotelbett belegt. Neben regelmässigen Veranstaltungen wie der Konferenz für geist­liche Erneuerung (KGE) im August und der Strategie­ und Schulungskonferenz (SSK) im November gibt es viele kleinere und grössere Anlässe zu koordinieren: Gemeindefreizeiten, Geschäftsmeetings oder Tagungen. Die Réception ist Schnittstelle zu Service, Hauswirtschaft, Küche und Technik. Wer auf St. Chrischona zu

Gast ist, kommt an ihr nicht vorbei.

Unsere Reise beginnt dort, wo alles begann: Mit der theologischen Ausbildung junger Menschen auf

St. Chrischona. Heute müssen die Studenten nicht mehr im Dachstuhl der Kirche schlafen, wie die „Zög­linge“ in den ersten Jahren nach 1840. Der Unterricht findet in Seminarräumen und Hörsälen im Konferenz­zentrum statt. Im Hörsaal hinter der Tribüne des gro­ssen Saals hält Dozent Andreas Loos eine Dogmatik­Vorlesung. Auf dem Stundenplan stehen die Lehre von Christus in der alten Kirche und die Liebesgemein­schaft von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Andreas Loos ist seit zehn Jahren Dozent am Theologischen Seminar St. Chrischona (tsc). „Auf Chrischona kön­nen wir viel miteinander teilen und voneinander ler­nen“, sagt er. Die Studenten von den Dozenten und umgekehrt. Mehr als 120 junge Männer und Frauen studieren zurzeit am tsc. Sie werden von 19 Dozenten und Gastdozenten unterrichtet. „Meine Kollegen sind alles Originale“, sagt Andreas Loos, „mit einer gemein­samen Überzeugung und Freude an den Studenten, an Gemeinde und Mission, an Gott und Theologie.“

VON MICHAeL GROSS

echt vielfältig. So habe ich meinen Arbeitgeber – die Pilgermission St. Chrischona – kennengelernt, als ich 2008

als Redakteur auf St. Chrischona anfing. eine tolle Arbeit, um ein Werk kennenzulernen. Als Redakteur des

„Chrischona-Panorama“ komme ich mit Menschen aus allen ecken und enden der Chrischona-Welt in Kontakt.

Will man die Pilgermission kennenlernen, muss man sich auf die Reise machen zu den Menschen in der weiten

Chrischona-Welt. Haben Sie Lust? Dann kommen Sie mit auf eine Reise im Februar 2012.

eine Reise durch die Chrischona-Welt

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Chrischona-Welt

Wir verlassen St. Chrischona Richtung Osten. In Schaffhausen befindet sich die Geschäftsstelle des Vereins Chrischona-Gemein-den Schweiz. Dort ist Geschäfts­führer Ralf Oberli mit seinen sechs Mitarbeitern gerade dabei, das alte Jahr finanztechnisch abzuschlie­ssen. An seiner Arbeit gefällt ihm die Vielfältigkeit und Verantwor­tung. „Ich kann mich für etwas einsetzen, das nicht alltäglich ist“, sagt er. Die Mitarbeiter in der Ge­schäftsstelle wollen den Mitarbei­tern in den Gemeinden die Dinge abnehmen, die sie an ihrer Kern­aufgabe – dem Gemeindebau – ab­hält. „Bei einzelnen Projekten be­gleiten wir Mitarbeiter oder Gemeinden“, erzählt Ralf Oberli. So begleiten sie beispielsweise eine Baukommission im Sanierungspro­zess eines Gemeindehauses oder beraten in Versicherungsfragen. Ralf Oberli will mit seinem Team ein „geschäftstüchtiges und siche­res Fundament“ bieten, auf dem die 168 Mitarbeiter in den 95 Ge­meinden in der Schweiz bauen können.

Aus dem Tessin zurück in Ba­sel: „Das Evangelium mit Büchern und Medien verbreiten“ – das ist Ziel und Ansporn des Brunnen Verlags Basel, 1921 als Schweizer Literaturzweig der Pilgermission gegründet. 30 neue Titel bringt der Verlag im Jahr heraus. Unter dem Namen Bibelpanorama betreibt Brunnen 14 Buchhandlungen und eine Versandbuchhandlung in der Schweiz. „Im Moment arbeiten wir an einem neuen Online­Shop“, er­zählt Bereichsleiter Thomas Mor-hard. Bibelpanorama sei zwar grösster Anbieter christlicher Bü­cher und Medien in der Schweiz. Ihn beschäftige aber die schwin­dende Treue der Christen zum christlichen Buchhandel. „Für un­sere Filialen, die wir stets als Missi­onsstationen sehen, wird das Eis immer dünner“, sagt er. Der „Missi­onsauftrag“ der Buchhandlungen vor Ort sei stark gefährdet. Für Thomas Morhard und seine Mitar­beiter heisst das: dranbleiben und Ideen entwickeln, damit es christli­che Bücher und Medien auch mor­gen noch beim christlichen Buch­händler um die Ecke zu kaufen gibt.

Einen dieser Gemeindebauer

besuchen wir in Mendrisio im Tes­

sin, dem südlichsten Kanton der

Schweiz. Es ist Montag. Und mon­

tags werden die Vorräume der Ge­

meinde umgebaut zum „Tischlein

deck dich“, einem Mittagstisch für

Bedürftige. Am Dienstag kommen

die Lebensmittel und die Leute –

und Pastore Markus Zollinger ist

mitten unter ihnen. „Ich gehöre

unter die Menschen“, sagt er. Er

kam 1983 ins Tessin. Damals eine

deutschsprachige Gemeinde in der

Diaspora, heute mehrheitlich italie­

nisch. „Chrischona ist örtlich und

sprachlich weit weg“, sagt er,

„trotzdem fühlen wir uns dem

Werk nahe.“ Sein Leitmotiv ver­

dankt er Spittler, dem Gründer der

Pilgermission: Wie können wir die

Not lindern, die wir in unserem

Umfeld wahrnehmen? Der Drei­

klang aus Mission, Gemeinde und

Diakonie ist Pastore Marco wichtig.

Keines geht ohne das andere, da­

von ist er überzeugt – und er erlebt

es in seinem Dienst.

Wir verlassen die Schweiz und machen einen Abstecher nach Frankreich. In Colmar im Elsass treffen wir Gilbert Goetz. Er ist Gemeinderat in der „Eglise évangé­lique Chrischona“, einer Gemeinde des Chrischona­Gemeindeverban­des Vision-France. Die Gemeinde wurde 1820 vom Genfer Pastor und Evangelist Ami Bost gegrün­det, 1922 schloss sie sich der Pil­germission an. Gilbert Goetz, des­sen Vater in den 1970er Jahren als Pastor nach Colmar kam, fühlt sich dem Chrischona­Werk sehr verbun­den. Ihm liegt viel an einer guten Verbindung zwischen dem Werk und den französischen Gemeinden – trotz der Sprachgrenze. Ein Bei­spiel für grenzüberschreitende Zu­sammenarbeit ist der Skatepark „Liberty Planet“ in Volgelsheim, an dem auch Gemeinden aus Deutsch­land und der Schweiz mitwirken. „Ich wünsche mir noch mehr sol­cher Brücken“, sagt Gilbert Goetz. Frankreich ist Missionsland. 5 der 19 Gemeinden von Vision­France sind Pioniergemeinden im Jura und der Vendée. Gilbert Goetz: „Unseren missionarischen Elan wollen wir trotz aller Herausforde­rungen in Frankreich behalten.“

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Die südlichsten Gemeinden

des CGW finden wir auf der südli­

chen Hälfte der Erde: in Südafrika

und Namibia. Die jüngste der sechs

evangelischen Stadtmissionen

im Südlichen Afrika (eSSA) ist in

Swakopmund, einem von Sand­

wüsten umgebenen Ferienort an

der Küste Namibias, in dem viele

Menschen ihren Ruhestand ver­

bringen. Michael Rust ist seit 2010

Pastor der Gemeinde. Er ist dort

geboren, in Südafrika aufgewach­

sen, hat am tsc studiert – und ist

wieder zu seinen Wurzeln zurück­

gekehrt. Als Pastor ist er täglich

unterwegs, besucht die Menschen

zuhause und in den Heimen. Es

sind meist kurze Besuche. „Ich lese

ein Bibelwort, frage wie es geht

und schaue, wo ich oder die Ge­

meinde helfen kann“, erzählt er.

Während in den anderen Gemein­

den der ESSA, besonders in Südaf­

rika, die englische Sprache zuneh­

mend an Bedeutung gewinnt, läuft

die Gemeindearbeit in Swakop­

mund ausschliesslich auf Deutsch.

„Die deutsche Kultur ist hier noch

sehr verbreitet“, erzählt er. Beson­

ders freut er sich über die Jugend­

und Kinderarbeit in der Gemeinde,

die im Schnitt 110 Gottesdienstbe­

sucher zählt. 2011 hatte er 30 Kon­

firmanden, und den Jugendkreis

besuchen bis zu 20 Jugendliche.

Mit ihnen geht er am Nachmittag

übrigens an den Strand, drei Minu­

ten zu Fuss von der Gemeinde. Das

Meer hat 25 Grad, im Februar –

Sommer in Namibia.

Die Reise führt uns weiter in den Norden, nach Marburg in Hes­sen. „Am Herzen Gottes und im Herzen der Stadt“ – das möchte die Evangelische Stadtmission sein, die zum Chrischona-Gemein-schaftswerk Deutschland (CGW) gehört. Wir treffen Gemein­schaftspastor Thomas Huth im Gemeindesaal – eine Hüpfburg steht da, ausserdem ein Kletterturm, ein Trampolin, ein Bällebad und aller­hand Spielzeug. Der Gemeindesaal wird zum „Winterspielparadies“, jeden Mittwoch, Donnerstag und Samstag zwischen November und März. Da ist Leben in der Bude. Mit dem Indoor­Spielplatz griff die Gemeinde einen Wunsch der Marburger Bevölkerung auf. In der ers­ten Winterspielplatz­Saison 2010/2011 wurden 3600 Besuche ge­zählt. Ein Jahr später sind es dreimal so viele. „Die Gemeinde möchte Brückenbauer sein für Beziehungen untereinander, zur Gemeinde und zu Jesus“, sagt Thomas Huth, „aus dieser Arbeit sind wertvolle persönliche Beziehungen sowie drei Kindergruppen entstanden“. Das

Wagnis trägt Früchte.

Ein paar Türen weiter hat uwe Rannefeld sein Büro. Er ist Ge­schäftsführer der Chrischona Service-Gesellschaft (CSG). Mit sechs Mitarbeitern berät er in Sachen Finanzen und Vorsorge und vertreibt vergünstigte Softwarelizenzen für kirchliche Einrichtungen. Vom Dienstleister für die „Chrischona­Mission“ vor 25 Jahren ist die CSG heute zum Dienstleister für viele Werke und Verbände aus dem Umfeld der Evangelischen Allianz geworden. „Zurzeit gibt es viele neue Kontakte zu Werken und Verbänden und deren Mitglieder und Mitarbeiter“, erzählt Uwe Rannefeld. Diese Zusammenarbeit will er weiter ausbauen. Denn gerade in diesem Bereich gebe es viel Klä­rungsbedarf in der Altersvorsorge und Absicherung. „Wir arbeiten als Makler einerseits unabhängig von Versicherungen“, betont er, „haben

aber auch Sonderverträge, von denen unsere Kunden profitieren.“

Zurück im hessischen Winter: Das Zentrum von Chrischona­Deutschland liegt in Gießen. Im dreigeschossigen Gebäude in der Gottlieb­Daimler­Strasse befinden sich Inspektorat und Geschäftsstel­le des CGW. Ausserdem die Büros des Brunnen Verlags Gießen, der ALPHA Buchhandlung und der Chrischona Service­Gesellschaft – alles Zweige des CGW. Wir treffen im dritten Stock Regina Vasserot-Kraus. Sie betreut die Chrischona­Stiftung und macht die Personal­buchhaltung für die rund 120 Angestellten in den 63 Gemeinden des CGW. „Ich liebe die Buchhal­tung“, sagt sie, sie sei so spannend und vielseitig. Das Schönste für sie ist, mit Leuten zu telefonieren und ihnen bei Fragen weiterhelfen zu können. Es gibt sicher kaum je­manden, der nach einem Telefon­gespräch mit ihr nicht wenigstens guter Laune ist. Sie hat aber auch organisatorisches Talent. Das Fest zur Stabübergabe von Rainer Geiss zum neuen CGW­Vorsitzenden Wieland Müller im Januar organi­sierte sie mit. „Das war aufregend bis zuletzt“, erzählt sie. Sie konnte sich auf ihre Leute verlassen – es war ein gelungenes Fest.

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Wenn Beate Harthausen für ihre ALPHA Buchhandlung in Worms neue Bücher bestellt, dann kommen die aus dem ChrisMedia­Lager. 40 ALPHA Buchhandlungen gibt es in Deutschland, die erste eröffnete 1909 unter dem Namen „Buchhandlung der Pilgermission St. Chrischona“ in Gießen. Gemütlich ist es in der Buchhandlung, die sich im Gebäude der Evangelischen Stadtmission Worms (eine Gemeinde des CGW) befindet und von dieser getragen wird. Beate Harthausen will mitmischen in der Lutherstadt Worms. „Ich möchte als Alpha­Buchhändlerin bekannt sein in der Stadt“, sagt sie. Mit der Jugendbib­liothek ist sie Ausrichterin des Vorlesewettbewerbs, an dem Schüler der einzelnen Schulen antreten. Vom Land Rheinland­Pfalz erhielt sie 2010

unter anderem für dieses Engagement das „Gütesiegel Leselust“.

Auf dem Rückweg Richtung Schweiz

machen wir kurz vor der Grenze Halt

bei Schwester Annemarie Nutzinger in

Lörrach. Vor vierzig Jahren trat sie der

Schwesternschaft des Diakonissen

Mutterhauses St. Chrischona (DMH)

bei. Nach einem Studium auf St. Chrisch­

ona ging die gelernte Krankenschwester

in die Mission nach Kenia und Äthiopien.

1989 kam sie zurück und übernahm die

Fachbereichsleitung der 1985 vom DMH

eröffneten Altenpflegeschule „Manoah“

in Lörrach. Es läuft gerade viel. Die Schu­

le vergrössert sich. „In Zukunft werden

mehr Pflegekräfte gebraucht – Junge,

Ältere und Ehrenamtliche“, sagt Schwes­

ter Annemarie. Die Zahl der pflegebe­

dürftigen Menschen werde sich bis 2050

verdoppeln. Sie hat Freude an ihrem

Dienst, das merkt man. Vor allem die

Arbeit mit den zurzeit 71 Auszubilden­

den, die aus den verschiedensten Kultu­

ren und Religionshintergründen kom­

men. Nach der Rückkehr aus der Mission

in Afrika hat ihr missionarischer Dienst

auch in Lörrach nicht aufgehört. Jetzt,

mit fast 70 Jahren, gibt sie die Leitung in

neue Hände.

Bevor wir unsere Reise beenden, besuchen wir Catherine Meerwein in Reinach bei Basel. Sie ist administrative Leiterin der Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel (amzi). Komplizierter Name. „Wir ver­binden Jesus­Nachfolger aus Israel und dem Nahen Osten mit deutschsprachigen Christen in Europa“, erklärt sie. Und amzi bringe messianische Juden und arabische Christen miteinander in Kon­takt, damit Versöhnung geschehen kann. Die Wurzeln der amzi liegen bei Spittler, der schon zu seiner Zeit Chrischona­Brüder ins Heilige Land sandte. 1968 war der damalige Direktor der Pilgermis­sion, Edgar Schmid, Gründungspräsident der amzi. amzi hat mit über 60 Personen, Werken und Gemeinden in Israel und in den palästinensischen Gebieten Kontakt. Martin Rösch, seit 2011 theologischer Leiter, ist für ein paar Tage in Israel. Währenddessen arbeitet Catherine Meer­wein (im Bild links) mit Grafikerin Maja Burkhalter am nächsten „focus israel“, der zweimonatigen Zeitschrift der amzi: „Unsere amzi­Freunde sind immer wie­der dankbar, wenn sie lesen, was Gott in Israel und im Nahen Osten tut.“

Ein Stockwerk tiefer treffen wir Alexa Länge, Lektorin im Brunnen Verlag Gießen. „Es ist toll, an guten Texten anderer zu arbeiten und sie zur Geburt zu bringen“, erzählt sie. Lektoren überlegen, was die Leser in den nächsten Jahren interessieren könnte, sind erste Ansprechpartner der Autoren und be­gleiten diese beim Schreiben. Gute Erfolge habe der Verlag mit Büchern, die authentisch den Glauben im Leben von Menschen beschreiben. „Darin liegt noch viel Potenzial“, sagt sie. Mit 33 Mitarbeitern bringt

der Brunnen Verlag Giessen etwa 120 Neuerscheinungen im Jahr auf den Markt.

Ist ein neues Buch gedruckt, gelangt es ins Logistikzentrum von ChrisMedia im 15 Kilometer entfernten Staufenberg. Dort

treffen wir Geschäftsführer Friedhelm Bast. Er hat zurzeit ein Luxusproblem: „Wir haben gerade ein sehr hohes Volumen zu

bewältigen.“ 60 Verlage liefern ihre Bücher über ChrisMedia aus. 25‘000 verschiedene Artikel liegen im Lager bereit, neben Bü­

chern auch Geschenkartikel, CDs, DVDs oder Kalender. Friedhelm Bast stellt sich gerne vor, wie irgendwo in Deutschland jemand

ein Paket mit einem Buch öffnet, durch das er mit der Liebe Gottes berührt wird. „Wir sind Dienstleister zu dieser Freude“, sagt

er. „Wir bewegen mehr als nur Pakete – wir bewegen Herzen.“

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IMPReSSuM

HerausgeberPilgermission St. ChrischonaChrischonarain 200CH-4126 BettingenTel. +41 (0)61 64 64 111Fax +41 (0)61 64 64 277E-Mail: [email protected]

Redaktion Michael Gross E-Mail: [email protected]

Layout: Sascha Grether, kyrio.de

KontenSchweiz: Postkonto Basel: 40-872-3;Deutschland: Volksbank Mittelhessen eG, Konto Nr. 50 237 800, BLZ 513 900 00Frankreich: CCM, Des Trois Pays, Huningue 10278 03050 00024007701 78

Internet: www.chrischona.org

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