Papousek Mechthild - Intuitive elterliche Kommunikationsfähigkeiten [Kompatibilitätsmodus]

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„Verwundbar, aber unbesiegbar – “ Die intuitiven elterlichen Kommunikationsfähigkeiten als Schutzfaktor in der frühen Kindheit Festvortrag zur 16. GAIMH Jahrestagung 17.-19.2.2011, Universität Wien „Was Kinder überleben lässt – Die Liebe als Wirkfaktor in der Apl. Prof. Dr. med. Mechthild Papoušek 1990-2005 Leiterin der Forschungs- und Beratungsstelle frühen Kindheit“ 1990 2005 Leiterin der Forschungs und Beratungsstelle Frühentwicklung und Kommunikation Münchner Sprechstunde für Schreibabys, Kinderzentrum München © M. Papoušek

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„Verwundbar, aber unbesiegbar – “Die intuitiven elterlichen Kommunikationsfähigkeiten

als Schutzfaktor in der frühen Kindheit

Festvortrag zur 16. GAIMH Jahrestagung17.-19.2.2011, Universität Wien

„Was Kinder überleben lässt –Die Liebe als Wirkfaktor in der

Apl. Prof. Dr. med. Mechthild Papoušek1990-2005 Leiterin der Forschungs- und Beratungsstelle

frühen Kindheit“

1990 2005 Leiterin der Forschungs und Beratungsstelle Frühentwicklung und Kommunikation

Münchner Sprechstunde für Schreibabys, Kinderzentrum München© M. Papoušek

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„Verwundbar, aber unbesiegbar – “ Geheimnis der Resilienz 

• Fähigkeiten sich inmitten widriger psychosozialer• Fähigkeiten, sich inmitten widriger psychosozialer Bedingungen positiv zu entwickeln

• Entwicklungsaufgaben erfolgreich zu bewältigen

• und problematische Herausforderungen            erfolgreich zu meistern

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Wurzeln der Resilienz im Säuglingsalterin frühen Kommunikationserfahrungen

Ergebnisse aus Risikolängsschnittstudien

(Werner & Smith, 1982; Cicchetti, 2000; Laucht et al. 2003; Cowen et al. 1997; u.a.)

• Temperamentsmerkmale wie soziale Offenheit Neugier• Temperamentsmerkmale wie soziale Offenheit, Neugier, Anschmiegsamkeit, Anpassungsfähigkeit 

• Entstehung aus dynamischen Interaktionen von positiven Temperamentsmerkmalen des Kindes und Merkmalen früher B t f hBetreuungserfahrungen:– Wärme, Achtung, Akzeptanz, Schutz  – Unterstützung von Selbstwirksamkeit, Unabhängigkeit und Autonomieg , g g

• Bedeutung früher Kommunikationserfahrungen– als entwicklungs‐ und resilienzfördernde Ressource– als Schutzfaktor in Anbetracht multipler Risikobelastungen

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Geheimnis der Mutterliebe – eingefangen in der KunstA bli k d BAugenblicke der BegegnungGrunderfahrungen von Nähe, Wärme, Schutz,G b h itGeborgenheit,Angenommensein

Pablo Picasso (1959): „Mutter mit Säugling“

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Käthe Kollwitz (1931): „Familie“

Käthe Kollwitz (1932): „Arbeiterfrau mit Knaben auf dem Arm“

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Johann Friedrich Overbeck (1798 1869) Max Beckmann (1946): Mutter mit Kind“Johann Friedrich Overbeck (1798-1869)Frau des Künstlers und sein Sohn

Max Beckmann (1946): „Mutter mit Kind

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Gustav Klimt (1905): „Die drei Lebensalter“ (Detail)Michelangelo (1560): „ ( )Michelangelo (1560):

„Stehende Madonna mit dem Kind auf dem Arm“

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Pablo Picasso (1905):„Akrobatenfamilie mit Affe“

Emil Nolde (1931): „Die Familie“

Marc Chagall:„Die Familie“

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Suche nach der ureigenen väterlichen Rolle und Identität,der besonderen Beziehung zum eigenen Babyg g y

Wilhelm Busch: „Der Vater“ Paul Klee (1927): „Vater und Sohn“

Wilhelm Busch „Der kleine Hieronymus“

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„Verwundbar, aber unbesiegbar – “Die intuitiven elterlichen KommunikationsfähigkeitenDie intuitiven elterlichen Kommunikationsfähigkeitenals Resilienz‐ und Schutzfaktor in der frühen Kindheit

• Konzept der intuitiven elterlichen Kompetenz– Ausdrucksformen und Abstimmung in Kommunikation mit dem Baby

• Vorsprachliche Eltern‐Kind‐Kommunikation als dynamisches System

• Neurobiologische Grundlagen und Adaptive Funktionen

• Ontogenese und Regulation der intuitiven Elternkompetenz 

• Verwundbarkeit und Störungen– Gesellschaftliche Gefährdungen 

– Risikofaktoren, die die elterlichen Kommunikationsfähigkeiten hemmen, überlagern verzerren außer Kraft setzeüberlagern, verzerren, außer Kraft setze

• Schlüsselrolle der Kommunikation als Schutzfaktor in Eltern‐Säuglings‐Beratung und ‐Psychotherapieg g g y p

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„Verwundbar, aber unbesiegbar – “ Facetten elterlicher Resilienz

Konzept der intuitiven elterlichen Kompetenz:Erscheinungsformen und Abstimmung 

in der frühen Kommunikation mit dem Baby

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Geheimnis der frühen Kommunikation

Zusammenspiel von biologischen Programmen,

von Fähigkeiten und Motivationen, auf Seiten des Säuglings und auf Seiten der Eltern,

di i d f t li h W i ädie einander auf erstaunliche Weise ergänzen.

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Sozial kommunikative Motivation und Fähigkeitendes menschlichen Säuglings

• Angeborene Vorliebe für• Angeborene Vorliebe für das menschliche GesichtGesicht

• Pränatal erlernte Vorliebe für die Stimme der Mutter und die MutterspracheMuttersprache

• Aktives Suchen nach Gesicht und Stimme

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Das Neugeborene ist fähig und ti i tmotiviert, …

… Ereignisse in der Umwelt zu entdecken gund herbeizuführen, die es mit seinem Verhalten bewirken und beeinflussen kann d h Kontingenzen zu entdecken,d.h. Kontingenzen zu entdecken, Selbstwirksamkeit zu erleben

das mimische und stimmliche… das mimische und stimmliche Ausdrucksverhalten des Gegenübers als Regulationshilfe zu nutzen

… Korrespondenzen im Ausdrucksverhalten zu entdecken

… und Mimik, Sprechbewegungen, Laute und Gesten des Gegenübers exakt gnachzuahmen

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Und die Eltern?

• Sie kompensieren, was dem Baby allein noch nicht gelingt, erleichtern Blickkontakt underleichtern Blickkontakt und Aufmerksamkeitskeitsregulation

Die richtige Entfernung, zentral im • Sie vereinfachen und verdeutlichen

Sprechweise und Mimik, machen sich „verständlich“

g g,BlickfeldKontingente Grußreaktion des Vaters auf

den erreichten Blickkontakt

• Sie „verstehen“ die kindlichen Signale lassen sich leiten undSignale, lassen sich leiten und antworten prompt, kontingent voraussagbar und abgestimmt

• Sie unterstützen damit das kindliche• Sie unterstützen damit das kindliche Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit

• Sie imitieren / spiegeln das kindliche Ausdrucksverhalten

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Intuitive Parentingals universelle, biologisch angelegte implizite kommunikative Kompetenz 

• Intuitiv gesteuerte Anpassungen im Kommunikationsverhalten von Eltern und andern Betreuernvon Eltern und andern Betreuern,

• - die ihnen ermöglichen, ihr Baby zu verstehen - und sich ihrem Baby verständlich zu macheny

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Merkmale und Funktionen der intuitiven elterlichen Kommunikationsfähigkeitender intuitiven elterlichen Kommunikationsfähigkeiten

• „Verständlichkeit“ durch einfache, auffällige Verhaltensmuster                          mit häufigen Wiederholungen in langsamem Tempo mit regelmäßigen Pausen

• „Feinfühligkeit“: Wahrnehmen, Verstehen und promptes angemessenes Beantworten kindlicher Signale 

• Basale Regulationshilfen in Bezug auf Verhaltenszustand, affektive Erregung und Aufmerksamkeit bei der gemeinsamen Bewältigung                                         der alterstypischen Anpassungs‐ und Entwicklungsaufgaben

• in Abstimmung auf den momentanen Zustand von Aufnahmebereitschaft, Erregungsniveau, Ermüdung, Überlastung 

• in Abstimmung auf die Fähigkeiten und Einschränkungen                                          der kindlichen Wahrnehmung, Lernfähigkeit und Erfahrungsintegration

• „Spiegelung“ des kindlichen Ausdrucksverhaltens

• Empathische Einfühlung in die Kindliche Gefühls‐ und Erfahrungswelt und• Empathische Einfühlung in die Kindliche Gefühls‐ und Erfahrungswelt und Selbstreflexive Fähigkeiten

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Augenblicke emotionaler Bezogenheit „Moments of meeting“ (Stern & Brushweiler-Stern, 2007)

Blick-zuwendungLächeln

„ g ( , )Grunderfahrung „primärer Intersubjektivität“ (Trevarthen, 1979

Belohnung durchPositives FeedbackLächeln

Belohnung durchErfahrung vonSelbstwirksamkeit

Positives FeedbackRückversicherung

Selbstvertrauen

Co-Regulationvon EngelskreisKommunikations-

bereitschaft

Intuitive Kommunikations-

fähigkeitenBlickkontakt

im ZwiegesprächPositive

GegenseitigkeitSäugling

bereitschaft fähigkeiten

ElternSäugling

Wahrnehmung

EmpathischesEinfühlen

Erleichtern von BlickkontaktKontingente GrußreaktionKontingentes SpiegelnWahrnehmung eigener Affekteim Spiegel

in affektives Erlebendes Babys

1Ein biologisch angelegtes Belohnungssystem (Emde, 1983)

Schutzfaktor >>> Ressource in Entwicklung und Therapie

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Kommunikationsmuster im Kontext von Schreien und Trösten:im Kontext von Schreien und Trösten:

ein Engelskreis positiver Gegenseitigkeit

SÄUGLING ELTERN

Körperkontakt, NäheB hi hilfSchreienAnschmiegen Beruhigung

Entspannung,BeruhigungshilfenSchreienAnschmiegen, Beruhigung Selbstvertrauen

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Verankerung des vorsprachlichen Kommunikationssystems in neurobiologischen Netzwerkenin neurobiologischen Netzwerken

• „Bindungshormon“ Oxytocin                                                  (Uvnäs‐Moberg et al 1999; 2011)(Uvnäs‐Moberg et al., 1999; 2011)

• Vorkommen: Hypothalamus >> Blutkreislauf und Netzwerke von oxytocinhaltigen Neuronen mit Verbindung u.a. zu Amygdala und zu MotivationssystemenMotivationssystemen

• Freisetzung durch Geburtsvorgang, Saugen, Hautkontakt                         sowie durch Blickkontakt, auditive und olfaktorische Stimulation

• Integrierende Rolle in Anti‐Stress‐Systemen:                                        Vermindert Schmerzempfinden, Angst,                                                             Stress‐Reaktivität (senkt Cortisol, RR, etc.), Unruhe und Schreien

• Verstärkt Wohlbefinden, Gelassenheit, Entspannung, Vagotonus, Verdauung

• Verstärkt soziale Zuwendung intuitive Kommunikation Vertrauen• Verstärkt soziale Zuwendung, intuitive Kommunikation, Vertrauen, Fürsorglichkeit, positive Emotionen, Stresstoleranz

• Langfristig Stärkung der elterlichen Bindung und Belastbarkeit und der kindlichen Stressregulation und Bindungkindlichen Stressregulation und Bindung

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Verankerung des vorsprachlichen KommunikationssystemsKommunikationssystems

in neurobiologischen Netzwerken• Spiegelneurone 

(Rizzolatti, 1997, Gallese, 2000)

– Nachahmung des NeugeborenenNachahmung des Neugeborenen

– Intuitive Kommunikationsfähigkeiten der Eltern

– Grunderfahrungen primärer intersubjektiver Verbundenheit

• Motivations‐ und Belohnungssysteme                           Dopamin, endogene Opiate (s. Bauer, 2007)

• Epigenetische Programmierung des Stress‐Regulationssystems                                                            (Weaver, Meaney et al., 2004)

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Ad ti F kti d f üh K ik tiAdaptive Funktionen der frühen Kommunikation:Gemeinsame Bewältigung der Entwicklungsaufgaben

des Säuglings‐ und Kleinkindaltersdes Säuglings‐ und Kleinkindalters

• Augenblicke emotionaler Bezogenheit als Auftakt zur Entwicklung von gemeinsamer Aufmerksamkeit geteilter Intentionalitätvon gemeinsamer Aufmerksamkeit, geteilter Intentionalität, sozialer Kognition, Empathie, prosozialen Fähigkeiten, emotionaler Regulation Regulation

• Regulation basaler physiologischer Funktionen

• Schutz, emotionale Sicherheit, Stressregulation, Bindungsaufbau

• Exploration und Spiel Aufbau eines gemeinsamen• Exploration und Spiel, Aufbau eines gemeinsamen bedeutungstragenden Erfahrungshintergrundes und Spracherwerb

S lb t i k k it I t ti lität A t i S lb tk t i• Selbstwirksamkeit, Intentionalität, Autonomie, Selbstkonzept im Spiegel der Eltern

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Hypothesen zur EntwicklungHypothesen zur Entwicklung der angeborenen intuitiven elterlichen Kompetenz

im Lebenslaufim Lebenslauf

i S von Gen-Umwelt-Interaktioneni.S. von Gen-Umwelt-Interaktionen

© Mechthild Papoušek

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Vom angeborenen impliziten Kommunikationswissen zur aktuellen Kommunikation mit dem Babyzur aktuellen Kommunikation mit dem Baby

Genetische Grundausstattung zur Verständigung mit dem Säugling: Gen‐Umwelt‐Interaktion unter Einfluss vonGen Umwelt Interaktion unter Einfluss von …..

• Kommunikationserfahrungen in primären Bindungsbeziehungen der frühen Kindheit

• Bildung von Bindungs‐ und Beziehungsrepräsentanzen

• Hands‐on‐Erfahrungen mit Säuglingeng g g

• Neurobiologische/hormonelle Sensibilisierung während Schwangerschaft, Geburt, Stillen

• Psychodynamische Mutterschaftskonstellation während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett

• Aktuelle psychische Verfassung

• Individuelle Besonderheiten und Anforderungen des Kindes ( )(Temperament)

• Aktuelle Auslöse‐ und Rückkoppelungssignale des Babys

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M tt h ft k t ll ti “„Mutterschaftskonstellation“Phase psychodynamischer Reorganisation und Neuorientierung

(D Stern 1998)(D. Stern, 1998)

• Wiederbelebung, Reorganisation und Reflexion derWiederbelebung, Reorganisation und Reflexion der Beziehung zur eigenen Mutter

• Bedürfnis nach mütterlicher Fürsorge, nach Bemutterung, Halt, Sicherheit, Wertschätzung, bedingungsloser Akzeptanzbedingungsloser Akzeptanz

• Phase erneuter Abhängigkeit möglicher VerstrickungPhase erneuter Abhängigkeit, möglicher Verstrickung und Autonomiekonflikte

• Phase erhöhter Verletzbarkeit mit Ängsten vor Kritik und Abwertung

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Friedrich Preller (1804-1878):Friedrich Preller (1804 1878):„Marie Preller mit Emil und Großmutter Erichsen“

Rembrandt: „ungezogenes Kind“

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Regulation der intuitiven elterlichen KommunikationsfähigkeitenKommunikationsfähigkeiten

trotz Schlüsselfunktion im Verständnis früher Störungentrotz Schlüsselfunktion im Verständnis früher Störungen bisher nicht systematisch erforscht

Ist noch Verlassauf das biologische Programm?auf das biologische Programm?

auf die intuitiven elterlichen Kompetenzen?

Braucht es eine Elternschule? Elternführerschein?

Supernanny?p y

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Gesellschaftliche Trends und Risikofaktoren

• Verunsicherung und Verkopfung, Überflutung mit Halbwissen, g p g, g ,Ratgebern, Internet

• Fördermentalität, überhöhter Selbstanspruch

• Reizüberflutung, übervolle Terminkalender, Überangebot von Spielzeugen, Förderprogrammen

• Mangel an Erholungspausen, Zeit und Muße, Erschöpfung, Chronischer Stress, Überforderung, hektische Lebensweise 

V K ik ti d S h i d F ili• Verarmung von Kommunikation und Sprache in den Familien, aber laufende Fernseher, Handys, Computer

• Unvereinbarkeit von Mutterrolle und Beruf• Unvereinbarkeit von Mutterrolle und Beruf 

• Erziehungsunsicherheit

• Positiver Trend:  Elternzeit für Väter

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Was verschafft den Eltern Zugang zu ihrenWas verschafft den Eltern Zugang zu ihren intuitiven Kompetenzen?

• Sich einlassen auf das Baby• Sich leiten lassen• Auf die eigenen intuitiven Kompetenzen vertrauenAuf die eigenen intuitiven Kompetenzen vertrauen • Aufmerksam, authentisch, emotional verfügbar sein

Z it h b h St• Zeit haben ohne Stress • Zwiesprache halten• Empathie – Fähigkeit und Bereitschaft zur

Mentalisierung (Fonagy)

– Intuitives und selbstreflexives Verstehen der eigenen mentalen Erfahrungswelt des Säuglings

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Regulation der intuitiven elterlichen KommunikationsfähigkeitenKommunikationsfähigkeiten

• Interaktionelle Regulation – unter dem unmittelbaren Einfluss der Auslöse- und

Rü kk l i l d Ki dRückkoppelungssignale des Kindes– und damit verbundener neurobiologischer Prozesse

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Primäre Auslösung und Regulationder intuitiven Kommunikationsfähigkeiten:

Auslöse und Feedbacksignale imAuslöse- und Feedbacksignale im affektiven Verhalten des Babys

Händchen- und Körpersprache BlickzuwendungBlickzuwendungMimik - Lächeln

Musikalische Qualitäten der GurrlauteSchreien und Anschmiegen

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Regulation der intuitiven elterlichen KommunikationsfähigkeitenKommunikationsfähigkeiten

• Interaktionelle Regulation – unter dem unmittelbaren Einfluss der Auslöse- und

Rückkoppelungssignale des Kindes– Und damit verbundener neurobiologischer Prozesse

• Innerpsychische / psychodynamische Regulation– unter dem Einfluss multipler somatischer, psychosozialer und p , p y

psychodynamischer Belastungsfaktoren, die• die elterliche Wahrnehmung des Kindes,

• ihre Aufmerksamkeit und emotionale Verfügbarkeit,

• und Einfühlung in Bezug auf das reale Baby

erschweren hemmen verzerren blockieren außer Kraft setzenerschweren, hemmen, verzerren, blockieren, außer Kraft setzen

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Kindliche Risikofaktoren

Risiko „Krankheit“

Intuitive Kommunikationals risikomindernderals risikomindernderSchutzfaktor

Pablo Picasso (1903):„Das kranke Kind“

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Risikofaktor Unstillbares Schreien“Risikofaktor „Unstillbares Schreien

S h t f kt I t iti• Schutzfaktor: Intuitive kompensatorische RegulationshilfenRegulationshilfen

• Oder: Hemmung Blockade• Oder: Hemmung, Blockade, Überformung, Ausschaltung der intuitiven elterlichen Kommunikationsfähigkeiten

• Beeinträchtigung von Empathie und selbstreflektorischen Fähigkeiten

Arvid Andreassen (2005):Aus „Parodien auf Munch‘s „Der Schrei“

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Hemmung der intuitiven elterlichen Kompetenzen

Mangel an intuitiver UnterstützungEskalationEskalation

VernachlässigungMisshandlung

Chronische ErschöpfungSchlafdefizit

Hilflosigkeit, Versagen,Verletzung, Depression

Ängste Panik Frustration Ärger

Wiederbelebung vonBeziehungserfahrungen

Ängste, Panik Frustration, Ärger ohnmächtige Wut

Beziehungserfahrungen„Gespenster“

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Bei unstillbarem SchreienTeufelskreis eskalierender Erregung

ÄSÄUGLING ELTERN

intuitive BeruhigungshilfenSchreienAbwehr, untröstbar Versagen, übersteigerte HilfenSchreit außer sich Eskalierende Erregung, S hütt l

Risiko! g gSchütteln Schütteltrauma

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Risikofaktor:Unbewältigte Trauer über Behinderung des Kindes

Ä ÜÄngste um Überleben und Gedeihen

Lukas, 2;6 J.. Frühchen 27. SSW, (965 g). Hirnblutung, BPD, Beatmung, mentale und motorische Entwicklungsstörung. Entwöhnung nach

Dauersondierung mit 1;09 J Seither einseitig Süßes wie Schokobrei undDauersondierung mit 1;09 J.. Seither einseitig Süßes wie Schokobrei und Fruchtzwerg. Teufelskreis von Abwehr und Zwang.

© Mechthild Papoušek

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Blockade der intuitiven KompetenzenTeufelskreis von Nahrungsverweigerung und

Zwangsfütterung

Innerpsychische RegulationInteraktionelle Regulation

Kind Mutter

Innerpsychische RegulationInteraktionelle Regulation

Bietet Nahrung anHält Mund geschlossenKörperlicher Widerstand Unsensibel, Druck Angst vor G i ht l t d

kneift verzweifelt den Abwehr von Trauer über di B hi dFesthalten durchZwangsfütternBietet Nahrung anHält Mund geschlossenKörperlicher Widerstand Unsensibel, Druck Gewichtsverlust und

HirnschadenMund zu die BehinderungFesthalten durch

VaterZwangsfüttern

Mimik eingefroren

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Lebensbedrohliche Risikobelastung

Überflutung mit Angst Verzweiflung:Intuitive Kommunikation als risikomindernder Schutzfaktor

Überflutung mit Angst, Verzweiflung:Intuitive Kommunikation außer Kraft gesetzt

Käthe Kollwitz (1942):Käthe Kollwitz (1942): „Mutter beschirmt ihre Kinder“

Käthe Kollwitz (1942): „Hunger“

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Risikofaktor Depression

H Bl k d V t i

Risikofaktor Depression

Hemmung, Blockade, Versteinerungbei Depression der Mutter

Ludwig Adrian Richter (1803-1884):Frau mit einem Kind auf den Knien“„Frau mit einem Kind auf den Knien

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Risikofaktor: Depression

Timo, 9 W., Teufelskreis von unstillbarem Schreien und Hemmung/Verzerrung der intuitiven mütterlichen Regulationshilfen

bei Wochenbettdepression der Mutterp

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Unstillbares Schreien und Wochenbettdepression der MutterWochenbettdepression der Mutter

ÄInnerpsychischer TeufelskreisInteraktionelle Regulation

SÄUGLING Mutter

Hilfloses HandlingSchreienuntröstbar Hilfloses Stimulieren VerlassenheitsgefühlVerzweifelte Nähesucheuntröstbar, unerreichbar Unerreichbare Mutterg g,

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Hochrisikobelastung -

Risiko derschicksalhaftentransgenerationalen Weitergabe

Francisco Goya (ca. 1800):W l h D h it„Welche Dummheit,

das Schicksal schon in der Kindheit festzulegen“

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Risiko „Gespenster im Kinderzimmer“

Unbewältigtes Verlust-Trauma in der VorgeschichteDas Baby als Wiederbelebung

eines verstorbenen Geschwisterkindeseines verstorbenen Geschwisterkindes

Pablo Picasso (1937): „Mutter mit totem Kind“

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Horror und RätselExtremer Vernachlässigung

Risiko schwere Persönlichkeitsstörung

fehlende Empathiefehlende Intuitive Kompetenz

Honoré  Daumier (1808‐1879):Die menschliche Komödie 

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Dominik, 10 WochenVersucht erfolglos eine Reaktion seiner Mutter hervorzulocken IhrVersucht erfolglos eine Reaktion seiner Mutter hervorzulocken. Ihr Zugang zu ihren intuitiven Kommunikationsfähigkeiten ist infolge

Gewalt- und Missbrauchserfahrung in der Kindheitgvollständig blockiert.

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Kommunikationsstörungen bei frühkindlichenKommunikationsstörungen bei frühkindlichen Regulations-, Bindungs- und Beziehungsstörungen

• 1. Kritischer Mangel an Augenblicken positiver emotionaler Verbundenheitemotionaler Verbundenheit (an „Engelskreisen“)

• 2. Vorherrschen von dysfunktionalen Kommunikationsmustern („Teufelskreisen“)

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Schlüsselrolle des frühen Kommunikationssystems in videogestützter Beratung und Therapiein videogestützter Beratung und Therapie

als biologisch angelegte Ressource der frühen Beziehungserfahrungg g g g gals Grundbedingung für den Aufbau der kindlichen Resilienz

• Aufspüren von Ressourcen im Kommunikationssystem

• Von Momenten positiver emotionaler Bezogenheit

• Von Ressourcen in Familie und sozialem UmfeldVon Ressourcen in Familie und sozialem Umfeld

• Von Stärken und Resilienzfaktoren im Kind

Von Engeln“ in der elterlichen Vorgeschichte• Von „Engeln“ in der elterlichen Vorgeschichte

Hauptziel von Beratung u. beziehungstherapeutischer Arbeit:Hauptziel von Beratung u. beziehungstherapeutischer Arbeit: Lösung von Blockaden der intuitiven Kommunikation

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• Wertschätzende therapeutische Beziehung als sichere Basis für Eltern und Baby

• Aufspüren, Wiederbeleben und Nacherleben von Augenblicken emotionaler Verbundenheit, von „Engelskreisen“ im Hier und Jetzt • Stärken der Eltern im Selbstvertrauen in ihre intuitiven 

Kommunikationsfähigkeiten

• Stressfreien „Spielraum“ schaffen, in dem sich die Eltern im Zwiegespräch oder Spiel auf das Baby einlassen können p y• Aufmerksamkeit und Einfühlung in das Baby wecken                                                 

durch Babymassage oder „Watch, wait, and wonder“

• Mit den Eltern Stärken, Nähe‐ und Selbstwirksamkeitsbedürfnisse des Kindes erkennen und responsiv unterstützen • Stärken der Eltern im Zutrauen zu ihrem Kind• Stärken der Eltern im Zutrauen zu ihrem Kind

• Psychotherapeutische Bearbeitung• evozierter negativer Emotionen,• belastender Erinnerungen und Phantasien• verzerrter Wahrnehmungen und negativer Zuschreibungen g g g• der „Gespenster“ der Vergangenheit• Wiederbeleben von „Engeln“ aus der Kindheit der Eltern

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Es sind nicht nur Dramen der frühen Kindheit. Auch Engel“ tauchen aus den KindheitserinnerungenAuch „Engel tauchen aus den Kindheitserinnerungen

auf als protektive intergenerationale Helfer ….Momente früher BeziehungserfahrungenMomente früher Beziehungserfahrungen

von Wärme, Geborgenheit, emotionaler Verbundenheitemotionaler Verbundenheit

und Gefühlen von Sicherheit, bedingungslosembedingungslosem

Angenommensein und Wertschätzung.

A. Lieberman (2005)

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„Verwundbar, aber unbesiegbar – “ Die intuitiven elterlichen Kommunikationsfähigkeiten

als Schutzfaktor in der frühen Kindheit

• Eltern‐Säuglings‐Kommunikation – ein biologisch verankertes d l hSystem gegenseitiger Unterstützung und Belohnung, eine Ressource 

von Grunderfahrungen positiver Gegenseitigkeit

All Elt kö f i• Alle Eltern können auf ein Start‐Set intuitiver Kommunikationsfähigkeiten bauen

• Multiple gesellschaftliche biologische und psychosoziale Risiken• Multiple gesellschaftliche, biologische und psychosoziale Risiken können die intuitiven Kompetenzen innerpsychisch hemmen, überlagern, außer Kraft setzen

• Videogestützte Beobachtung von Zwiegesprächen und Spielinteraktionen ermöglicht, verschüttete Ressourcen der frühen Kommunikation aufzuspüren freizusetzen und zu stärkenKommunikation aufzuspüren, freizusetzen und zu stärken

• Videofeedback als wirksames Mittel, um  „Gespenster“ aufzuspüren und psychotherapeutisch zu bearbeiten Teufelskreise aufzulösenund psychotherapeutisch zu bearbeiten, Teufelskreise aufzulösen und in „Engelskreise“ zu verwandeln, und „Engel im Kinderzimmer“ wiederzubeleben 

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www.kindergesundheit.de

H k d

Papoušek, M., Schieche, M. & Wurmser:

Homepage: www.papousek.de

Papoušek, M., Schieche, M. & Wurmser: Regulationsstörungen der frühen Kindheit. Bern: Huber, 2004.