Parkinson Nachrichten Nr. 83

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Falls unzustellbar, bitte retour an: MEDMEDIA Verlag, Seidengasse 9/Top 1.1, 1070 Wien. P.b.b. Verlagspostamt: 1070 Wien; Zulassungsnummer: 09Z038054M arkinson NACHRICHTEN Ausgabe Nr. 83/Juni 2011 Vor den Vorhang Selbsthilfe Südtirol stellt sich vor Aus der Wissenschaft MP-Therapie: Was ist bewährt, was gibt es Neues? Leser im Blickpunkt Jordanien – Eine Reise der besonderen Art

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Parkinson Nachrichten Nr. 83, Juni 2011

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Ausgabe Nr. 83/Juni 2011

Vor den VorhangSelbsthilfe Südtirol stellt sich vorAus der WissenschaftMP-Therapie: Was ist bewährt,was gibt es Neues?

Leser im BlickpunktJordanien – Eine Reiseder besonderen Art

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Cover

Bitte leiten Sie diese Anmeldung an den Landesverband weiter. Ich möchte Mitglied werden.

Name: Geburtsdatum:

Straße:

PLZ: Ort:

Betroffener: Angehöriger:

Datum: Unterschrift:

Tel.: E-Mail:

SPENDEN: Wir freuen uns über jede Spende.Bankverbindung: Bank für Tirol und Vorarlberg, BLZ: 16300, Konto-Nr.: 130 049 362

Anmeldeformular zur Parkinson Selbsthilfegruppe

Parkinson Selbsthilfe Österreich – Dachverband, 1070 Wien, Schottenfeldgasse 45,Tel.: 0664/782 22 03, E-Mail: [email protected]

Oswald SenonerOswald Senoner wurde am 17. 1. 1943 als Sohn einer Bildhauerfamilie in St. Ulrich in Gröden geboren. Nach Abschluss der Kunstschule St. Ulrich und der Lehrzeit in der väterlichen Werkstatt arbeitet er als freischaffender Bildhauer.Neben seiner Arbeit als Künstler verbringt Oswald Senoner viel Zeit auf seinem Fahrrad und fährt bis nach Spanien und Griechenland. Im Winter wechselt er das Fahrrad gegen Sprungschi und bestreitet Bewerbe in der Italienischen Nationalmannschaft.1968 heiratet er Paula Stuffer und kauft ein Grundstück in St. Magdalena Villnöss. 1972 wird dort das Hotel Tyrol eröffnet und in den folgenden Jahren widmet sich Senoner ganz der Arbeit als Gastwirt.

1983 beschließt er, sich wieder vermehrt der Bildhauerei zu widmen. Viele seiner Arbeiten schmü-cken das Hotel Tyrol. Es folgen Arbeiten für private Käufer, den Vatikan, unter anderem die Gestal-tung von zwei Kapellen in San Giovanni Rotondo, sowie Arbeiten für die Pfarrgemeinde Villnöss.2001 wurde bei Oswald Senoner Parkinson diagnostiziert. Seit zirka 2004 ist er Mitglied der Parkinson Selbsthilfegruppe Brixen und auch im Vorstand tätig.

Gerade durch die Arbeit in seiner Werkstatt gelingt es Oswald Senoner, besser mit der Krank-heit umzugehen. Da ihm das Bildhauen zunehmend schwer fällt, widmet er sich vermehrt dem Malen und Zeichnen.

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Inhalt

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02 | Cover – Oswald Senoner

02 | Beitrittserklärung

04 | Editorial – Inge Anderle, Mag. Elfriede Oswald

06 | Vor den Vorhang – Die Südtiroler Gesellschaft stellt sich vor

07 | Aus der Wissenschaft – MP-Therapie: Was ist bewährt, was gibt es Neues?

10 | Leserbrief an Prim. Dr. Dieter Volc

12 | Kontaktdaten Parkinson-Selbsthilfe

13 | Tipps zur Logopädie

15 | Rückblick mit Ausblick – Informationen der Landesgruppen

26 | Leser im Blickpunkt – Jordanien: Eine Reise der besonderen Art

31 | Leser im Blickpunkt – Urlaubsfreuden!

Bitte verwenden Sie den beiliegenden Zahlschein NICHT zur Einzahlung Ihres Mitgliedsbeitrags, dieser geht an den Landesverband, nicht an den Dachverband.

Impressum: Medieninhaber & Herausgeber: Parkinson Selbsthilfe Österreich, Dachverband, 1070 Wien, Schottenfeld-gasse 45, Tel.: 0664/782 22 03, E-Mail: [email protected], Internet: www.parkinson-sh.at; Verlag: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH, 1070 Wien, Seidengasse 9, Top 1.1, Tel.: 01/407 31 11, Fax: 01/407 31 14; Projektleitung: Natascha Fial und Luise Jeller, Tel.: 01/407 31 11 DW 13; Gestaltung: [email protected]; Druck: „agensketterl“ Druckerei GmbH, Mauerbach; Lektorat: Christine Obergottsberger

Die Zeitschrift Parkinson Nachrichten erscheint viermal jährlich und dient der Information von Parkinson-Betroffenen in ganz Österreich. Über zugesandte Manuskripte freut sich die Redaktion, behält sich aber vor, diese zu redigieren oder abzulehnen. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht der Auffassung der Redaktion entsprechen.

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Editorial

Am Sonntag, dem 3. April 2011, feierte die Patientenorganisation Parkinson Selbsthilfe Österreich Dach-verband (PO PSHÖ DV) gemeinsam mit der Österreichischen Parkinson Gesellschaft (ÖPG) und etwa 420 Besuchern den Welt-Parkinson-Tag anlässlich des Geburtstages (11. 4. 1755) von Sir James Parkinson.

Die Räumlichkeiten der Kleinen Orangerie im Schloss Schönbrunn boten für diesen Event einen hervorragenden Rahmen. Prim. Dr. Dieter Volc, Leiter der Neurologischen Abteilung Confra-ternität, der die Veranstaltung moderierte, Dr. Johann Ebner, Präsi-dent des PSHÖ DV, Mag. pharm. Max Wellan, stellvertretend für die Österreichische Apothekerkammer/Landesgeschäftsstelle Wien sowie Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ransmayr, Präsident der ÖPG, eröffneten die Veranstaltung und drückten ihre Freude über das Zustandekommen dieses Treffens aus.

Wir freuten uns sehr über den Besuch des 1. Vorsitzenden des Vereins Parkinson Slovacko (Süd-mähren, Tschechische Republik) Jan Skrkal und dessen Kulturbeauftragte Ing. Ivana Braunova sowie weitere Gäste aus Dubnany.

Die PO PSHÖ DV dankt folgenden hochrangigen Persönlichkeiten, die unserer Einladung gefolgt sind und nachstehende Referate einem interessierten Publikum näher brachten:

➤ „Wie früh kann man Parkinson erkennen?“ Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe (Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie, Innsbruck)

➤ „Wer zittert hat Parkinson – oder doch nicht?“ Univ.-Prof. Dr. Eduard Auff (Vorstand der Universitätsklinik für Neurologie, Wien, und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Neurologie)

➤ „Parkinsonbehandlung – was ist bewährt, was gibt es Neues?“ Doz. Dr. Regina Katzenschlager (Oberärztin, Neurologin am Donauspital SMZ Ost, Wien)

➤ „Die vielen Gesichter der Parkinson-Krankheit – nichtmotorische Symptome“ Prim. Univ.-Prof. Dr. Gerhard Ransmayr (Vorstand der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie, AKH Linz, und Präsident der Österreichischen Parkinsongesellschaft)

Dr. Johann Ebner Mag. Max Wellan Prof. Gerhard Ransmayr

Welt-Parkinson-Tag

Kleine Orangerie im Schloss Schönbrunn

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Im Anschluss beantworteten die Referenten die zahlreichen Fragen aus dem Publikum. Es gelang uns, den Samariterbund Purkersdorf, der mit einem Krankenwagen vor Ort war und dessen Mitarbeiter den Teilnehmern Auskunft auf viele organisatorische Fragen gab, für diesen Tag zu gewinnen.

Unter den Ausstellern befand sich Herr Wolfgang Cyrol, der das von Johann Salzwimmer, selbst Betroffener, entwickelte Trainingsgerät „Smovey“ vorführte.Mittels „Sniffin‘ Sticks“ hatte man die Möglichkeit, seinen Geruchssinn testen zu lassen.

Es ist dem PSHÖ-DV immer wieder ein großes Anliegen, den Betroffenen sowie deren Angehörigen Verständnis hinsichtlich Morbus Parkinson näherzubringen, aufzuklären, über den neuesten wissen-schaftlichen Stand zu informieren und allgemein vertiefendes Wissen zu übermitteln.

Am Nachmittag durften wir Wolf Frank, Entertainer, Stimmenimitator, Sänger und Schauspieler, begrüßen. Herr Frank hatte für „Heiteres“ gesorgt und einige bekannte Evergreens vorgetragen. Die Anwesenden waren begeistert von seinen Stimmenimitationen und seinem Gesang. Wir dan-ken Wolf Frank für sein Kommen und unserer Generalsekretärin Mag. Lamija Muzurovic, die den Kontakt herstellte.

Der Dachverband dankt weiters den Sponsoren, ohne deren Hilfe die Durchführung dieser Veranstal-tung, die schlussendlich durch die rege Teilnahme wieder von fulminantem Erfolg gekrönt war, nicht möglich gewesen wäre.

Doz. Dr. Regina Katzenschlager Prof. Eduard AuffProf. Werner Poewe

Inge AnderleSchriftführerin PO PSHÖ DV

Mag. pharm. Elfriede OswaldVizepräsidentin PO PSHÖ DV

Prim. Dr. Dieter Volc bei der Erklärung der „Sniffin‘ Sticks“

Tschechische Delegation

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Vor den Vorhang Südtiroler Gesellschaft für Parkinson und verwandte Erkrankungen

1995 hat sich eine Gruppe Parkinson-Betroffener zu einer Selbsthilfegruppe zusammengeschlos-sen, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig zu unterstützen. In den regelmäßigen Treffen wurde die Gründung eines eigenen Ver-eins vorbereitet, die dann 1996 erfolgte. Die Ziele des Vereins sind:➤ die Unterstützung von Parkinson-Betroffenen und ihren Angehörigen auf sozialem Gebiet und in psychologischer Hinsicht,➤ das Angebot von Begleittherapien für die bestmögliche Betreuung,➤ die Information über die Krankheit,➤ die Unterstützung der Forschung. Der Verein bietet – neben Beratung und Betreu-ung – Unterstützung beim Aufbau von Selbst-hilfegruppen, er organisiert Tagungen und Vor-träge, gibt die Zeitschrift „Parkinson Aktuell“ heraus sowie Broschüren und Informationsblät-ter, er organisiert Erholungs- und Gesundheits-wochen, Ausflüge, Feiern und verschiedene Therapieangebote für Gruppen von Betroffenen (Gymnastik, Logopädie, Feldenkrais, Musik-

therapie usw.). Der Verein pflegt darüber hinaus rege Kontakte zu öffentlichen und privaten Ein-richtungen, die ähnliche Zielsetzungen haben, besonders zu den zuständigen Landesämtern und mit dem Sanitätsbetrieb. „… helfen … forschen … informieren“ ist das Motto der Südtiroler Ge-sellschaft für Parkinson. Die Forschung wird vom Verein besonders unterstützt. Am Institut für Ge-netische Medizin an der EURAC in Bozen ar-beitet ein Forscherteam auch an den genetischen Aspekten, die für den Ausbruch der Krankheit Parkinson entscheidend sein könnten. Prof. Dr. Peter Paul Pramstaller ist im ärztlichen und wis-senschaftlichen Beirat der Gesellschaft für Par-kinson vertreten.

Heute zählt der Verein über 400 Mitglieder, die sich in sieben Selbsthilfegruppen und bei den verschiedenen Veranstaltungen treffen.

Bei der letzten Vollversammlung am 16. April dieses Jahres wurde der Vorstand neu gewählt. Aus den Vorstandsmitgliedern wird bei der ersten Zusammenkunft der neue Präsident/die Präsidentin gewählt.

Im Bild von links nach rechts:

Alessandra Zendron➤ Vizepräsidentin

Oswald Senoner➤ Vizepräsident

Prim. Dr. Gertraud Gisser ➤ Rehabilitation, Krankenhaus Brixen

Dr. Franz Spögler➤ Neurologie, Krankenhaus Brixen

Martha Egger➤ Leiterin der Selbsthilfegruppe Brixen

WP-Tag 2011, Vortrag in Mailand

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Aus der Wissenschaft Morbus ParkinsonTherapie – was ist bewährt, was gibt es Neues?

Priv.-Doz. Dr. Regina Katzenschlager

Die Parkinson-Erkran-kung ist eine chronisch voranschreitende neu-rodegenerative Erkran-kung. Es kommt zu einem Neuronenver-

lust und Ablagerung von sogenannten Lewy-Körperchen in verschiedenen Teilen des zentra-len und vegetativen Nervensystems. Das führt zu einer verminderten Bildung des Neurotrans-mitters Dopamin. Zur Häufigkeit des Morbus Parkinson: Von 100.000 Personen erkranken zwischen 120 und 200. Das mittlere Erkrankungsalter liegt bei etwa 60 Jahren. Die Krankheitsdauer be-trägt im Mittel etwa 14 Jahre, somit bleibt die Sterblichkeit gegenüber der Normalbevölkerung trotz verfügbarer symptomatisch hochwirk- samer Medikamente erhöht.

Klinische Symptome und Diagnostik: Die Diagnose ist meist klinisch zu stellen. Im Wesentlichen geht es um den Ausschluss anderer Ursachen, die zum Teil völlig andere Therapien erfordern (z. B. Tumore).

Ein Parkinson-Syndrom ist durch eine Verlang-samung oder Amplitudenabnahme bei wiederhol-ten Bewegungen (Bradykinesie) gekennzeichnet, zusätzlich kommt es zu Zitterbewegungen in ei-nem Ruhezustand (Ruhetremor) oder zu einer Muskeltonuserhöhung (Rigor). Typisch sind vor-gebeugte Körperhaltung, reduziertes Mitschwin-gen der Arme beim Gehen, eingeschränkte Mimik, eine monotone, leise oder heisere Stimme, kleine Schritte und ein Kleinerwerden der Handschrift.

Therapieansprechen und therapie-induzierte motorische Komplikationen:Die ersten Jahre sind meist durch gutes bis aus-gezeichnetes Ansprechen auf die dopaminerge Ersatztherapie gekennzeichnet („Honeymoon-Periode“). Mit zunehmender Erkrankungsdauer wird das Management häufig durch motorische Komplikationen erschwert: Wearing-off bedeu-tet ein Nachlassen der Wirkung am Dosis-Ende. In den sogenannten „Off-Phasen“ kann sich der Patient schlechter oder gar nicht mehr bewegen. Unfreiwillige Bewegungen hingegen (Dyskinesi-en) treten bei 30 bis 80 Prozent der Patienten auf; Dystonien sind (oft schmerzhafte) Muskelver-

Priv.-Doz. Dr. Regina KatzenschlagerNeurologische Abteilung, Donauspital/SMZ-OstLangobardenstraße 122, 1220 Wien

MORBuS PARKINSON

➤ Dopaminvorstufen

➤ Dopaminagonisten

➤ Substanzen, die den Abbau von Dopamin hemmen oder die Freisetzung fördern

➤ Dopamin-Ersatztherapie

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krampfungen, die sich im Off und typischerweise am frühen Morgen zeigen. Daneben treten andere, nichtmotorische Symptome auf, welche mit Off-Phasen assoziiert sein können und oft verkannt werden (gastrointestinale Symptome, Sensibili-tätsstörungen, Schmerzen).

Die Substanzklassen, die zum Einsatz kom-men, beinhalten das in Österreich entdeckte und noch immer wirksamste Medikament L-Dopa, das auch in fortgeschrittenen Krankheitsstadien seinen Stellenwert aufgrund des günstigen Ver-träglichkeitsprofils und der weiter bestehenden Wirksamkeit auf die Motorik behält. Schwie-rigkeiten der Langzeittherapie ergeben sich ei-nerseits aus motorischen Komplikationen und andererseits aus Problemen bei Patienten, die schon primär nicht auf L-Dopa ansprechen.

Dopaminagonisten können aufgrund ihrer länge-ren Halbwertszeit zu einem Hinausschieben des Auftretens motorischer Komplikationen führen. Transdermales Rotigotin und die seit kurzem er-hältlichen extrem retardierten Formulationen von Ropinirol und Pramipexol bieten zudem höhere Einnahmebequemlichkeit und verbesserte Com-pliance. Die Wirkstärke liegt allerdings bei allen Agonisten unter der von L-Dopa. Zudem ist das Verträglichkeitsprofil ungünstiger: Dyskinesien können zunehmen, Halluzinationen, Beinödeme,

Übelkeit und vor allem Tagesmüdigkeit mit Ein-schlafen (auch ungeplantem Einschlafen) treten häufiger auf. Einige Agonisten wie Cabergolin und Pergolid können zu restriktiven Herzklappen-veränderungen führen. Impulskontrollstörungen wie Hypersexualität, impulsartiges Essen oder Einkaufen und exzessives Glücksspiel können bei prädisponierten Personen auftreten; unter L-Dopa werden sie sehr selten beobachtet.

COMT-Hemmer wirken über die Blockade eines Abbauweges von L-Dopa, der Catechol-O-Methyl-Transferase, und bewirken dadurch längere Verfügbarkeit von L-Dopa. Die tägliche On-Dauer wird um 1 bis 1,7 Stunden verlängert. Nebenwirkungen umfassen Übelkeit, Ortho-staseneigung und Diarrhö.

MAO- (Mono-Amino-Oxidase-)Hemmer blo-ckieren einen zweiten Abbauweg und sind meist gut verträglich. Beide Enzymhemmer können Dyskinesien durch das höhere dopa-minerge Angebot verstärken.

Amantadin hat einen nicht zur Gänze geklärten Wirkmechanismus. Es handelt sich um die ein-zige orale Substanz, die zu einer Reduktion von Dyskinesien führen kann, ohne gleichzeitig die Motorik zu verschlechtern, allerdings kann Psy-chose verschlechtert werden.

Motorische Komplikationen ➤ Therapeutische Möglichkeiten

➤ Anpassen der L-Dopa-Dosierung➤ Anpassen der Intervalle➤ CR-Präparate

➤ COMT-Hemmer ➤ MAO-Hemmer➤ Dopaminagonisten (inkl. Pflaster, Retardformen: 1x täglich)

} verbessern Schwankungen auf Kosten vermehrter Dyskinesien

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Pumpentherapien: Apomorphin hat als einziger Agonist eine eben-so starke Wirkung auf die motorischen Parkinson-Symptome wie L-Dopa; allerdings muss es unter Umgehung des Darms (parenteral) verabreicht werden. Nach subkutaner Injektion kommt es zu sehr raschem Wirkeintritt (Durchschnitt sieben Minuten). Über eine außerhalb des Körpers getra-gene kleine Pumpe kann es kontinuierlich (tags-über oder 24 Stunden) unter die Haut (subkutan) abgegeben werden, wodurch sich oft nicht nur Offs, sondern auch Dyskinesien bessern lassen.

Auf ähnlicher Wirkweise beruht die L-Dopa-Dauerinfusion. Das Pumpensystem ist größer und technisch aufwändiger. Zusammenarbeit mit einer gastroenterologischen Abteilung ist erforderlich. Die Applikation erfolgt mittels einer durch die Bauchwand gelegten (PEG-)Sonde und eines in den Dünndarm vorgeschobenen Katheters. Eine signifi-kant bessere Wirkung auf Fluktuationen und Dys-kinesien als unter oraler Therapie wurde gezeigt.

Tiefe Hirnstimulation: Die Tiefe Hirnstimulation ist ein neurochirur-gischer Eingriff in das Gehirn, mit dem krank-heitsbedingte Fehlleistungen korrigiert werden sollen. Das am häufigsten verwendete Target ist der Nucleus subthalamicus. Die tiefe Hirnstimu-lation kann trotz ihrer eindrucksvollen Effekte auf Motorik und Dyskinesien ein Fortschreiten der Grunderkrankung und Komplikationen wie Demenz, Halluzinose, Gleichgewichtsstörungen nicht verhindern. Dazu kommen ein Risiko in der Zeit um die Operation herum (Blutungen 1 bis 2 Prozent) sowie das Risiko von Gleichgewichtsstö-rung, Dysarthrie oder Depression. Derzeit wird untersucht, ob eine Operation zu einem früheren Zeitpunkt, also solange berufliche und soziale Vernetzungen intakt sind, einen Vorteil bringen könnte. Auch neue Targets werden untersucht.

Nichtmotorische Probleme: Zahlreiche nichtmotorische Phänomene haben wesentlichen Einfluss auf die Lebensqualität.➤ Depression: Randomisierte Therapiestudien sind nicht ausreichend verfügbar. Effekte konn-ten bisher für einige trizyklische Antidepressiva und Serotoninwiederaufnahmehemmer sowie für Lichttherapie (7500 Lux) nachgewiesen werden. Es gibt zudem Hinweise auf eine antidepressive Wirkung von Dopaminagonisten, vor allem Pra-mipexol. Zu Psychotherapie gibt es keine kont-rollierten Studien.➤ Demenz und Psychose: Cholinesterasehem-mer und – mit weniger robuster Datenlage – Me-mantin können bei der Parkinson-Demenz ein-gesetzt werden. Bei Psychose sind auslösende Faktoren wie Infektionen und Medikamente zu beseitigen (Sedativa, Anxiolytika, Anticholiner-gika, Parkinson-Mittel wie Amantadin, MAO-Hemmer, Dopaminagonisten). Dies bedeutet, dass demente und psychotische Patienten in aller Regel nur mit L-Dopa behandelt werden sollten.➤ Störungen der Blasenentleerung und Inkonti-nenz können zum Teil mit Blasenhemmern ver-bessert werden. ➤ Stuhlverstopfung mit Quellmitteln (Macrogol). ➤ Schmerzsyndrome sollten – nach Ausschluss spezifischer Ursachen – analgetisch behandelt werden. ➤ Schlafprobleme je nach Ursache (d. h. bei nächtlicher Off-Symptomatik Erhöhung der Medikation, andererseits Absetzen von abend-lichen MAO-Hemmern, Amantadin und einigen Agonisten; Behandlung nächtlichen Harndrangs; oder Schlafmittel, da beim Großteil der Parkin-son-Patienten die Schlafarchitektur gestört ist). ➤ Bei Erektionsproblemen können Phospho-diesterasehemmer wie Sildenafil (Viagra®) ein-gesetzt werden.Die Forschung zur Parkinson-Therapie kon-zentriert sich einerseits auf das Management

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Bewegung ist LebenLeserbrief an Prim. Dr. Dieter Volc

motorischer Komplikationen, wobei einige Sub-stanzen, die bereits weit im Entwicklungsprozess sind, eine bessere Kontrolle der Motorik ohne Dyskinesiezunahme versprechen. Hoffnungen werden auch auf langwirksame Verabreichungs-formen von L-Dopa gesetzt. Mögliche Therapien für nichtmotorische Probleme, die bei Patienten ohne Morbus Parkinson zugelassen sind, werden zunehmend auch hier untersucht, z. B. Antide-pressiva und Blasenhemmer. Stammzellen- und

Gentherapie stehen derzeit noch vor technischen Limitationen, zudem ist eine Fokussierung auf das dopaminerge System insofern problema-tisch, als der neurodegenerative Prozess neben anderen Hirnanteilen auch andere Körpersyste-me betrifft. Letztlich ist das Ziel eine Beeinflus-sung des neurodegenerativen Prozesses selbst; eines der diesbezüglich potenziell nützlichen Präparate stammt ursprünglich aus der chinesi-schen traditionellen Medizin.

Tanzschule Roman E. SvabekJudenplatz 5, Eingang Parisergasse • A-1010 Wien • Telefon: + 43/1/230 40 • Telefax: + 43/1/230 90

E-Mail: [email protected] • Homepage: http://www.svabek.at

Der nächste Tanzkurs für Fortgeschrittene beginnt am 3. Oktober 2011 von 18 bis 19:30 Uhr

Herr R. M. schreibt:Seit sieben Jahren leide ich unter Parkinson. Wobei „leiden“ das fal-sche Wort ist, denn eigentlich geht es mir gut. Ich bin von meiner Neu-rologin gut eingestellt und betreibe regelmäßig Bewegung. Ich wurde aber jetzt ein bisschen verunsichert, weil mir ein anderer Patient, den

ich auf einer Veranstaltung getroffen habe, ge-sagt hat, dass zu viel Bewegung schaden könn-te. Was meinen Sie dazu?

Dr. Volc antwortet:Da geistern alte Ansichten noch immer durch den Raum! Ich erkläre es meinen Patienten so:

„Laufen Sie niemals 20 Sekunden der Straßen-bahn nach! Aber Sie können durchaus fünf Stun-den wandern oder Golf spielen.“Was meine ich damit? Die kurze maximale körperliche Anstrengung zusammen mit unge-wissem Erfolg („... die Bim wird mir eh davon fahren!“ oder „... den Outball erwische ich ohne-hin nicht!“ – renne aber trotzdem) setzt maximal Dopamin und andere Neurotransmitter frei. Hin-gegen fördert Ausdauersport die Beweglichkeit.Bis vor ein paar Jahren stand in unserer aller Vor-stellung die Pharmakotherapie im Vordergrund, mittlerweile liegen aber auch fundierte Studien vor, die den Vorteil regelmäßiger Bewegung aufzeigen. Die Kombination beider Maßnahmen macht den Fortschritt aus.

Prim. Dr. Dieter Volc,Vorstand der Neurolo-gischen Abteilung und Parkinsonzentrum an der Confraternität,Skodagasse 32,1080 Wien

Der nächste Parkinson-Tanzkurs für Anfänger beginnt

am 26. September 2011 von 18 bis 19:30 Uhr

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Dazu gehört Spazierengehen, Nordic Walking, Training mit dem „smovey“, dem motoMED Parkinson und dem Fahrrad. Nach neuesten Untersuchungen von Sebastian Bloem aus den Niederlanden ist Fahrradfahren aber nicht nur gut für die Beweglichkeit und das Muskeltrai-ning, sondern auch über die Stimulation an der Fußsohle (den Gegendruck der Pedale) gut ge-gen Steifigkeit, Überbewegungen und Zittern.Ähnliches berichten Patienten über die Vibra-tion ausgelöst durch die rollenden Stahlkugeln im „smovey“ – das Zittern wird besser.Aus Kanada kommt eine neue Behandlungs-methode (entwickelt von den Leuten, die auch das LSVT-Lee Silverman Voice Treatment, eine Stimm- und Schlucktherapie, erfunden haben). Sie nennt sich „BIG & LOUD“ und es geht vor-zugsweise um große, akzentuierte Bewegungen, begleitet von lauten Kommandos. Es funktioniert

hervorragend, erste ausgebildete Therapeutinnen und Therapeuten gibt es nun auch in Österreich (an manchen Rehabilitationszentren).

Wir haben jetzt ein Jahr Erfahrung mit Tanzen – Sie glauben gar nicht, wie gerne sich Parkin-son-Betroffene (und auch ihre Partnerinnen und Partner) 90 Minuten lang bewegen. Auch sind das alles Bewegungen und Tätigkei-ten, die im Tagesplan integrierbar sind und das eigentliche Training, das auch mindestens zwei-mal wöchentlich gemacht werden sollte, ergänzt.Als Hilfe für das Training steht jedem Patien-ten ein Exemplar der DVD „Besser leben durch Bewegung“ zur Verfügung. Sie bekommen die DVD, die vom Team des Neurologischen The-rapiezentrums Kapfenberg entwickelt wurde, über Ihre Selbsthilfegruppe. Insgesamt wurden 15.000 Stück gesponsert!

Die Behandlung der Parkinson-Krankheit hat in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht. Parkin-son ist zwar nicht heilbar, doch mit Hilfe medikamentöser und nichtmedikamentöser Therapien können die Symptome der Erkrankung effektiv behandelt und die Lebensqualität Betroffener deutlich verbessert werden. Umfassende Information erleichtert PatientInnen und Angehörigen den Umgang mit der Parkinson-Krank-

heit und fördert die aktive Teilnahme an der Therapie. Zusätzlich zu den ärztlichen Be-handlungsmaßnahmen kann diese aktive Beteiligung wesentlich zur Selbständigkeit der PatientInnen beitragen. Die vorliegende Patientenbroschüre wurde von ExpertInnen der Österreichischen Parkinson Gesellschaft zusammengestellt und verfasst. Ergänzend zum ärztlichen Gespräch soll die Broschüre als Orientierungshilfe dienen.

Die Broschüre umfasst folgende Kapitel:• Was ist die Parkinson-Krankheit • Diagnose der Parkinson-Krankheit• Behandlung der Parkinson-Krankheit • Komplikationen der Parkinson-Krankheit • Medizinische Fachbegriffe • Parkinson-Zentren in Österreich • Selbsthilfegruppen in Österreich

Patientenbroschüre: LEBEN MIT PARKINSON Informationen für Patienten und Angehörige

LEBEN

MIT PARKINSON

Informationen für Patienten und Angehörige

Österreichische Parkinson Gesellschaft

Die Patientenbroschüre „Leben mit Parkinson“ ist kostenlos bei UCB Pharma GmbH zu bestellen: [email protected] oder Tel.: 01/291 80 00

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Kontaktdaten Parkinson-SelbsthilfeHier die wichtigsten Kontaktdaten zur Parkinson-Selbsthilfe Österreich in kurzer Form sowie unter: www.parkinson-sh.at

Dachverband Parkinson Selbsthilfe ÖsterreichMobil: 0664/782 22 03E-Mail: [email protected] Website: http://www.parkinson-sh.at

Landesverband Burgenland/JuPPS BurgenlandMobil: 0664/438 84 60E-Mail: [email protected] http://www.parkinsonselbsthilfe-bgld.at/

Landesverband KärntenTel.: 0664/463 19 78E-Mail: [email protected]

Mobil: 0699/110 987 14E-Mail: [email protected]

Tel.: 0463/412 41E-Mail: [email protected]

Tel.: 04254/23 70E-Mail: [email protected]

Landesverband NiederösterreichMobil: 0676/579 90 08E-Mail: [email protected]

Mobil: 0676/385 86 41E-Mail: [email protected]

Mobil: 0664/415 32 12E-Mail: [email protected]

JuPPS AmstettenMobil: 0676/579 90 08E-Mail: [email protected]

Landesverband OberösterreichMobil: 0680/127 98 91E-Mail: [email protected]

JuPPS OberösterreichTel.: 0664/583 69 86 E-Mail: [email protected]

Landesverband SalzburgTel.: 0662/85 26 34E-Mail: [email protected]

Landesverband SteiermarkTel.: 0316/84 25 68E-Mail: [email protected]@newsclub.at http://www.parkinsonstmk.at

Landesverband TirolTel.: 0512/37 74 48E-Mail: [email protected]

Landesverband VorarlbergMobil: 0664/14 02 980E-Mail: [email protected]

Landesverband WienTel. und Fax: 01/982 68 21E-Mail: [email protected]://www.parkinson-selbsthilfe.at

JuPPS WienTel. und Fax: 01/968 71 59E-Mail: [email protected]

Interessensgemeinschaft JuPPS ÖsterreichMobil: 0664/438 84 60E-Mail: [email protected]

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Tipps zur Logopädie %

von Prof. Elisabeth Kratz*

n Mein lebendiges Gesicht: von außen nach innenBerühren Sie Ihr Gesicht ganz liebevoll und sorgfältig mit den Händen. Ist die Haut warm oder kühl,

weich, glatt oder sind da Unebenheiten, Falten, Härchen. Betrachten Sie Ihr Gesicht im Spiegel!

Aussprache führt, wenn sie übertrieben wird, zu Verspannungen im Gesichts- und Halsbereich und so-

mit zur Einschränkung der Stimmleistung. Zu wenig Spannung während der Artikulation hat ebenfalls

eine Beeinträchtigung der Stimmleistung zur Folge.

Unser Schädel besteht aus acht Knochen, 14 Knochen strukturieren und formen unser Gesicht. Die-

se Knochen sind auch Ansatzpunkte für viele kleine Muskeln. Wenn die einzelnen Muskeln ausba-

lanciert zusammenspielen, ist eine gute Aussprache gewährleistet. Besonders von Bedeutung ist die

Lippen- und Zungenmuskulatur. Die Zunge ist das beweglichste Muskelsystem unseres Körpers und

daher wichtigster Bestandteil für korrekte Aussprache.

Auch ein Zuviel an Spannung stört das Zusammenspiel der Muskeln. Das können Sie mit den nächsten Übungen erfahren:Spannen Sie die Muskeln Ihrer Stirn so an, dass Ihre Stirn in der Mitte zwischen den Augenbrauen

senkrechte Falten bekommt. Beißen Sie Ihre hinteren Zähne aufeinander, so stark, dass Sie außen das

angespannte Kiefergelenk spüren können. Pressen Sie Ihre Lippen zusammen, so, dass Ihre Lippen

ganz schmal werden. Was passiert?

Ausbalancierte Gesichtsmuskeln sind die Grundlage für deutliche Artikulation.Einige Übungen zur Aufbereitung der mimischen Muskulatur-Fitness für Gesicht- und Gesichts-

muskelbalance:

n Stirn- und AugenpartieAugen weit öffnen, bis drei zählen, wieder schließen.

Stirnfalten quer zusammenziehen, bis drei zählen, wieder lösen.

n NasenpartieNase rümpfen, bis drei zählen, wieder lösen.

Wangen aufblähen, bis drei zählen, wieder lösen.

Logopädische Therapien beim Morbus Parkinson

Teil 2

Fotocredits: Prof. Elisabeth Kratz

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n LippenLippen zu breitem Lachmund ziehen, bis drei zählen und lösen. Lippen

fest aufeinander pressen, bis drei zählen, lösen. Mit den Lippen einen

„Rüssel“ formen, bis drei zählen, lösen.

Oberlippe mit dem Zeigefinger festhalten und einige Worte sprechen.

Unterlippe mit dem Zeigefinger festhalten und einige Worte sprechen.

n Wangen lockernDie Wangen mit beiden Händen auseinander ziehen und lockern.

n Mundhöhle, ZungeZungenkreisen in den Wangentaschen: dreimal links, dreimal rechts.

n Zungenbändchen strecken und schnalzenZungenspitze hinter den oberen Schneidezähnen, dort, wo der Gaumen anzusteigen beginnt, anpres-

sen, den Zungenmittelteil an den Gaumen ansaugen. Dabei streckt sich das Zungenbändchen. Bis drei

zählen, dann mit Schnalzen lösen.

n Übung für alle GesichtsmuskelnAlle Gesichtsmuskeln so anspannen, als hätten Sie in eine saure Zitrone gebissen. Zählen Sie bis drei

und lösen Sie die Muskelspannung. Lassen Sie nun den Kopf locker nach vorn hängen und „aus-

schütteln“. Dabei hört man, wie die Wangen locker „schwabbeln“.

n Die orofaziale Regulationstherapie nach Castillo MoralesÜbungen der Gesichts- und Mundmuskulatur (= orofaziales System) haben zum Ziel, mundmotori-

sche Störungen zu beeinflussen. Zu diesen Übungen zählen die Zahnfleischmassage zur Verbesserung

der Speichelflusskontrolle, die Gaumenmassage zur Verminderung des Würgereflexes sowie die

Elevation der Zungenspitze, die Aktivierung lateraler Zungenbewegungen und Vibration der Zunge

zur Verbesserung des Schluckens.

Weitere Übungen und Infos unter www.kratz.at

*Prof. Elisabeth Kratz ist diplomierte Logopädin. Nach ihrer Ausbildung hat sie am Krankenhaus Hietzing in der neurologischen Rehabilitation gearbeitet und anschlie-ßend war sie für die logopädische Therapie von Kindern und Jugendlichen am Bun-desinstitut für Gehörlosenbildung verantwortlich. Seit 1996 betreibt Prof. Elisabeth Kratz ihre eigene Praxis für Logopädie und Sprech- & Stimmtraining in Wien.

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Rückblick mit Ausblick

NiederösterreichParkinson-Gruppe Horn: Komm ins Klinikum „Tag der Freiwilligen“

Als „Tag der offenen Tür“ fand im Waldviertel-klinikum Horn am 26. März 2011 ein „Tag der Freiwilligen“ statt. Unter den verschiedensten Organisationen – wie Feuerwehr, Rotes Kreuz, Selbsthilfegruppen usw. – stellte sich auch die Parkinson-Selbsthilfe-Gruppe Horn mit einem Informationsstand vor. Besucher hatten die Ge-legenheit, die Tätigkeiten dieser Gruppen, die für das Gemeinwohl tätig sind, kennenzulernen.

Mit persönlichen Gesprä-chen, Informationsmaterial über die Krankheit Morbus Parkinson sowie anschauli-chem Bildmaterial über die Aktivitäten stellte sich die engagierte Gruppe Horn mit einem abgerundeten Gesamtbild vor.

Ein Wochenende im wunderschönen Mostviertel Mostblütenwanderung der Parkinson-Aktiv-Gruppe, NÖ West

Die Einladung zur Mostblütenwanderung, die ich von Franz Josef Schlemmer und seiner Grup-pe schon sehr früh erhalten habe, hat mir wieder einmal die Gelegenheit gegeben, das Band zwi-schen den Generationen etwas enger zu knüpfen. Da meine jüngeren Freunde, aus ganz Österreich, über das Jahr verteilt immer wieder sehr gut or-ganisierte und auch kulturell wertvolle Treffen

veranstalten und auch mich mehrmals als Kontakt zur Wiener PSHG eingeladen haben, freute ich mich besonders auf diese, heuer zum dritten Mal

stattfindende Wanderung. Sie wurde von der SHG Parkinson-Aktiv NÖ West mit Programm im ge-schichtsträchtigen Mostviertel organisiert.

Schon die Anreise am Freitag war durch unse-re Begleiterin Agnes Pintar und ihr fundiertes Wissen über ihre Heimat, das Mostviertel, ge-prägt, und wir konnten an einem wunderschönen Tag eine Menge an Kultur und Naturerlebnissen mitnehmen: Zum Beispiel das Margaretenfens-ter in Stift Ardagger (1236), die Landschaft mit ihren Obstbäumen und das Stift Seitenstetten mit seinem herrlichen Klostergarten. Am späteren Nachmittag wurden wir in Euratsfeld von Sonja und Franz Josef Schlemmer auf das vorzüglichs-te bewirtet. Die sogenannte „Jausen“ wurde zum „Schlemmerabendessen“.

Am Samstag ging es dann von unserem Quar-tier, einem Mostviertler Bauernhof, nach Neu-hofen a. d. Ybbs.

Die Ausflugsgruppe

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Wir trafen uns vor dem Neuhofner Ostarrichi Kul-turhof und es gab ein großes Hallo, weil wieder einmal ein überregionales Treffen zustande kam. Es begann mit einer Führung mit viel Interessan-tem über die Urkunde in der der Name Ostarrichi (996) zum ersten Mal erwähnt wird. Dann führ-te uns der in Neuhofen lebende Künstler Miguel Horn auf den „Platz der vergessenen Völker“ in Perbersdorf. Im Andenken an das Verschwinden von Kulturen und Völkern in den letzten 100 Jah-ren, schuf der Künstler dort ein großes Skulptu-renprojekt aus Granitfelsen und Eisen. Nach einem Mostviertler Schmankerlessen tra-fen wir uns beim Mostheurigen, wo wir Bogen-

schießen und Wandern als Ergänzung zu einem guten Glas Most erlebten. Am Ende dieses wunderschönen Tages konnten wir noch Willi Schmutz zu seinem 50. Geburts-tag mit einem sehr netten Gedicht hochleben lassen. Verfasst und vorgetragen wurde es von Martha Laimer aus Bad Ischl, Organisatorin der Parkinson SHG Salzkammergut OÖ. Willi sei-nerseits hatte für jeden der Teilnehmer eine klei-ne Überraschung: ein Glas Honig aus eigener Imkerei und ein Dekret für die Teilnahme an der durch Hagel und Regen verkürzten Wanderung. Den Sonntag nützten wir noch in Grein an der Donau, wo wir mit Familie Schlemmer das be-rühmte Kaffeehaus und den Skulpturenpark des am Samstag schon kennengelernten Künstlers Miguel Horn besuchten. Es war der würdige Schlusspunkt eines gelungenen Wochenendes. Diese Geschichte haben Agnes Pintar, Jupps-Gruppe Wien, und Hanne Brachtl, PSHG Wien, für alle, die es gerne lesen möchten, und aus Begeisterung für diese gut organisierte Veran-staltung aufgeschrieben.

Am 5. April hielt Frau Izzak einen Vortag über den „Seelengarten“. Dieser war besonders für die pfle-genden Angehörigen sehr interessant.

Der nächste Vortrag fand am 3. Mai statt. Diesmal ging es um „Erben, Verlassenschaft, Patientenver-fügung“. Er wurde uns von Herrn Mag. Strasser,

Notar aus Amstetten, gut verständlich vorgetragen und erläutert. Es folgte eine rege Diskussion.

SHG Amstetten

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Oberösterreich

Am 3. März fand in Oberösterreich die General-versammlung statt. Im Rahmen dieser Veranstal-tung wurde auch ein neuer Gruppenleiter für die JUPPS Oberösterreich eingesetzt. Wir danken

Franz Doringer für sein Engagement in den letzten Jah-ren und wünschen ihm alles Gute. Er wird weiterhin die Gruppe in Steyr betreuen. Günther Wagen-thaler übernimmt

nun diese Aufgabe, unterstützt wird er da-bei von Zäzilia Penz. Er arbeitet nicht nur in Oberösterreich aktiv mit, sondern ist auch im Vorstand der IG JUPPS Österreich tätig.

Am 5. April sprach Susanne Stadler in Pfandl/Bad Ischl über das Thema „Angst und Parkinson“.Sie ist selbst seit mehreren Jahren Betroffene, die durch Malen und Meditation ihre Krankheit leichter bewältigt. Nach ihrem Vortrag gab es noch eine rege Diskussion, wo sich die Zuhörer bei Kuchen und Getränken austauschten, wie sie in schwierigen Situationen Frieden finden.Am 20. April referierte Dr. Barbara Pischinger vom WJKH in Linz zum Thema „Parkinson“. Trotz des Termins in der Karwoche und bei strahlendem Sonnenschein kamen 25 Personen, die interessiert dem Vortrag zuhörten. Dr. Pischinger verstand es, auch komplizierte Begriffe und Vorgänge im Körper mit einfa-chen humorvollen Erklärungen den Zuhörern nahezubringen. Anschließend stand sie noch für Fragen aus dem Publikum zur Verfügung.

Leiterwechsel der JuPPS OÖ

Abschied nehmen

Am 24. März 2011 starb Prof. Dr. Dieter Klingler. Er war Vorstandsmitglied der Österrei-chischen Parkinsongesellschaft. 1978 wurde er zum Leiter der Abteilung für Neurologie und Psychiatrie am AKH Linz bestellt, im Jänner 1982 eröffnete er mit OÄ Dr. Hannelore Trägner die Parkinson-Ambulanz.Unter seiner Leitung wurde im Oktober 1987 der erste Parkinson-Selbsthilfeverein in Österreich gegründet. Wir behalten ihn in guter und dankbarer Erinnerung.

* * *Kurz vor Ostern erreichte uns die traurige Nachricht, dass Frau Antonia Neumann im 90. Lebensjahr verstorben ist. 17 Jahre lang betreute sie regelmäßig verschiedene Ortsgruppen in ganz OÖ. Bei jedem Wetter fuhr sie mit dem Zug zu den Treffen. Meist mit einer schweren Tasche, voll mit Broschüren und Büchern, um die Mitglieder über die neuesten Entwicklungen zu informieren.Nicht von ungefähr bekam sie den Beinamen „Seele des Vereines“. Sie war immer gütig und freundlich und so wollen wir sie in Erinnerung behalten.

Günther Wagenthaler und Franz Doringer

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13:45 Uhr Eröffnung

14:00 – 14:20 Uhr Parkinson und AugeOrth. B. Beyweiß, Gailtal-Klinik Hermagor

14:30 – 14:50 Uhr Parkinson u. richtige Einnahme der MedikamenteOA Dr. E. Wolf, Univ.-Klinik Innsbruck

14:50 – 15:20 Uhr ➤ Pause

15:20 – 15:40 UhrParkinson und nicht medikamentöse AnsätzeOA Dr. Ch. Hohenwarter, Gailtal-Klinik Hermagor

15:50 – 16:10 Uhr Parkinson und EntspannungProf. J. Schürer, Hermagor

16:15 – 16:40 Uhr ➤ Pause

16:40 – 17:00 Uhr Parkinson und SchmerzenOA G. Hochschorner, KH Rosenhügel Wien

17:10 – 17:30 UhrParkinson und MusikM.U.T, Gailtal-Klinik Hermagor

17:30 – 18:30 UhrMusikalischer Ausklang mit Brötchen

7. Kärntner Parkinson-Info-Tage „Parkinson und Alltag“

Freitag, 1. Juli 2011 Samstag, 2. Juli 2011

09:00 – 09:25 Uhr Parkinson und InformationsbedarfMSc A. Tautscher-Basnett, Gailtal-Klinik Hermagor

09:35 – 09:55 Uhr Parkinson und SelbsthilfeDr. J. Ebner, Salzburg

10:00 – 10:20 Uhr ➤ Pause

10:20 – 10:40 Uhr Parkinson und Unterstützungsmöglichkeiten Mag. I. Scheiflinger, Anwaltschaft für Menschen mit Behinderung, Klagenfurt

10:50 – 11:10 Uhr Parkinson und neue MedikamenteDr. M. Lorrain, FA Neurologie, Düsseldorf

11:15 – 11:30 Uhr ➤ Pause

11:30 – 11:50 Uhr Parkinson und MedikamentenvertäglichkeitOA Dr. R. Saurugg, Albert-Schweitzer-Klinik Graz

12:00 – 12:20 Uhr Parkinson und Medikamente in der Frühphase der Erkrankung OA Dr. V. Tomantschger, Gailtal-Klinik Hermagor

Anschließend Kaiserschmarren-Essen nach Anmeldung

1. und 2. Juli 2011 Kultur- und Gemeindezentrum der Gemeinde St. Stefan im Gailtal

Kontaktadresse:Dr. Volker Tomantschger, Tel.: 04282/48 28 • E-Mail: [email protected]

Zimmerreservierung:St. Stefan: Tel.: 04283/21 20, Fax: 04283/21 20-24 • Hermagor: Tel.: 04282/20 43, Fax: 04282/20 43-50

www.sh-parkinson.info

Kärnten

Eintritt frei!

EINLADuNG

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Tirol

Im Mittelpunkt der Aktivitäten zum Welt-Par-kinson-Tag am 11. April stand diesmal in Tirol ein Informationsnachmittag der Neurologie an der Universitätsklinik Innsbruck. Damit wurde ein Vorhaben verwirklicht, das der Vorstand Univ.-Prof. Dr. Werner Poewe schon länger ins Auge gefasst hatte, nämlich einer breiteren Öffentlichkeit Information aus erster Hand über Parkinson anzubieten.

Der Nachmittag, zu dem sich etwa 70 Interessier-te aus dem Raum Innsbruck und aus entfernteren Regionen Tirols eingefunden hatten, bestand im ersten Teil aus einem dichten Informationsblock und im zweiten Teil aus einer sehr gut angenom-menen Fragestunde.Die grundlegende Information über Parkinson, seine Entstehung und Symptome, bot Prof. Poe-we in seinem Eingangsreferat, wobei er abschlie-ßend auf das Thema der Früherkennung einging, die vielleicht in absehbarer Zeit den Ausbruch dieser Krankheit verhindern kann. Prof. Wenning erläuterte die aktuellen Möglichkeiten der medi-kamentösen Behandlung von Parkinson mit dem Schwerpunkt L-Dopa, OA Dr. Wolf stellte die Technik der Medikamenten-Pumpen und der Tie-

fen Gehirnstimulation vor und Prof. Seppi bot einen knappen Überblick über die Organisati-on der an der Klinik laufenden Studien zu Parkinson. Den Ab-schluss machte Frau Drechs-ler-Schuss mit der Erläuterung der verschiedenen physiotherapeutischen Behandlungsmöglichkei-ten und dem Appell an die Betroffenen, davon auch Gebrauch zu machen.Für die ausgedehnte Pause, die Gelegenheit zu Erfahrungsaustausch bot, spendierte die Klinik ein reichhaltiges Buffet. Eine großzügige Geste, die viel zum Erfolg des Nachmittags beitrug.Die Parkinson-SH Tirol hatte Gelegenheit, sich im Rahmen der Begrüßung kurz vorzustellen und ihre Anliegen zu erläutern. Sie war auch mit einem Informationsstand vertreten, auf dem sie die Par-kinson-Nachrichten, das Tiroler Informationsblatt und die verschiedenen Broschüren – vielen Dank an den DV, der uns damit immer wieder versorgt – auflegen konnte. Es gelang, mehrere neue Abon-nenten für unsere Vereinsorgane zu gewinnen.Als Vorbereitung dieser Veranstaltung hatte Prof. Poewe wenige Tage zuvor die Möglichkeit, in der Publikumssendung „Hallo Tirol“ des ORF Fragen zum Thema „Parkinson“ zu beantworten und auf die Veranstaltung der Klinik hinzuweisen.Abschließend ganz herzlichen Dank an die Neurologie der Uni-Klinik, insbesondere Prof. Poewe und die Organisatorin Frau OÄ Dr. Wolf. Damit verbunden ist die Hoffnung, dass Ähnli-ches wieder einmal stattfinden wird.

Hans Rezac, LV Tirol

Große Informationsveranstaltung der uni-Klinik zum Welt-Parkinson-Tag

Prof. Poewe bei seinem Vortrag

Das Podium beantwortet Fragen des Publikums

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Die Obfrau der burgenländischen Parkinson-Selbst-

hilfe, Gabriele Hafner, war am 17. Februar 2011 zu Gast bei der Radiosendung „Mahlzeit Burgenland“.Frau Hafner nutzte in dieser regionalen Radio-sendung die Möglichkeit, den Hörern die Parkin-son Selbsthilfe Burgenland näherzubringen.Die vielen positiven Rückmeldungen zeigten, wie wichtig den Betroffenen und ihren Angehö-rigen das Angebot einer Selbsthilfe im eigenen Bundesland ist. Die Besucherzahl der bald dar-auf folgenden Veranstaltung in Hornstein spie-gelte diesen Eindruck wider.Am 24. Februar 2011 war Prim. Dr. Dieter Volc zum Thema „Leben mit Parkinson“ zum ersten Mal bei der burgenländischen PSHG zu Gast.Zur Einführung hörten die zahlreichen Besucher einen einfühlsamen, lebensnahen Vortrag von Dr. Heindl (prakt. Arzt in Hornstein) über die Wichtigkeit der Erstdiagnose, vom Standpunkt des Allgemeinmediziners.Danach präzisierte Prim. Dr. Dieter Volc höchst interessant und gut verständlich die Symptome

und Auswirkungen sowie die Therapien und die möglichen Forschungsergebnisse von Morbus Parkinson. Im Anschluss standen beide Ärzte geduldig jedem Teilnehmer für Fragen und Mei-nungen zur Verfügung. Danach konnten die Mit-glieder der SHG Burgenland mit den beiden Vor-tragenden den Abend in einer gemütlichen Runde ausklingen lassen.In Kooperation mit dem Kino Oberpullendorf organisierte die PSHG Burgenland am 16. März 2011 einen etwas anderen Kinoabend und zeigte den Film „Love and other drugs“.Jeder Kinobesucher bekam eine rote Tulpe als Er-innerung zum Geschenk.Die Parkinson Selbsthilfe wollte mit diesem Kino-besuch darauf aufmerksam machen, dass zirka 15 Prozent der Parkinson-Erkrankten bei der Diagno-se unter 50 Jahre sind.Die Radiosendung und der Vortrag in Hornstein haben sich sehr positiv auf unsere monatlichen Gruppentreffen ausgewirkt. Die PSHG Burgen-land kann sich auf einen regen Zuwachs seiner Mitglieder freuen und diese sind wiederum dank-bar für die Möglichkeit einer eigenen Parkinson-Selbsthilfe im Burgenland.

Parkinson Selbsthilfe Burgenland

Burgenland

Steiermark

SHG Bruck an der Mur

Marta Gamauf, Oliver Treiber (Kinobesitzer), Gabriele Hafner (v. l. n. r.)

Am 3. 4. 2011wurden wir wieder zu einem Treffen zum Parkinsontag in die Orangerie eingeladen.Und zu unserer Freude haben sieben Personen

aus unserer Gruppe die Strapazen einer Bahn-fahrt nach Wien auf sich genommen. Wir wur-den dafür mit interessanten Vorträgen und einer

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Stunde mit Sachen zum Lachen belohnt. Das Schöne an solchen Treffen ist auch, dass man immer wieder „alte Bekannte“ trifft und „neue“ dazukommen. Im Juni haben wir schon unseren Ausflug fix geplant. Die Fahrt geht mit einem Bus nach Stainz in die Weststeiermark und wir werden uns das Museum im Schloss anschauen.Anschließend fahren wir nach Ratschendorf und kehren in „Pechmanns Ölmühle“ ein und werden uns mit einem Heurigen und einer Brettl-Jause stärken. Danach gibt es einen Spaziergang durch

den Streichelzoo. Wir freuen uns schon heute auf einen wunderschönen Tag!Vom 18. 6. bis 25. 6. 2011 machen einige Betrof-fene und Begleitpersonen Urlaub in Wenigzell in der Oststeiermark. Im Juli gibt es kein Treffen – es ist ja Urlaubszeit!

Einen schönen Sommer allen Parkinson-Betrof-fenen und liebe Grüße

Pauline Januschke

„Tanzen mit Parkinson“ wird veranstaltet von . Für den Herbst ist nun ein Tanzkurs für Parkinson-Betroffene geplant. unter Connie Weixler veranstaltete am 28. April 2011 den Workshop „Tanzen mit Parkinson“ in der Tanzschule von Herrn Dr. Höllbacher in Graz-Wetzelsdorf, um im gegenseitigen Kennenlernen Erfahrungen zu sammeln für einen Kurs im Herbst. Tanzen ist für die Betroffenen einerseits Freude an der Musik, aber andererseits ermöglicht es Bewe-gungen, die im Alltag entweder nicht ausgeführt werden oder nicht so schwungvoll und frei wie eben im Tanz. Heute gilt als erwiesen, dass Tanzen jegliche Therapie im gemeinsamen Bestreben, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, unterstützt.

Professionell und einfühlsam gestaltete Dr. Höll-bacher den Workshop. Wir sehen uns im Herbst beim Tanzkurs „Tanzen mit Parkinson“! (siehe auf der Website: http://www.parkinsonline.info/) Ein kurzes Video ist auf Facebook zu finden: http://www.facebook.com/video/video.php?v= 142920452447951

Kontakt: Connie Weixler od. Gerald Ganglbauer

Ulrike Sajko

Tanzen mit Parkinson

Dem Landesverband der steirischen Parkinson Selbsthilfegruppen gehört eine Gruppe von jüngeren Betroffenen an, die das Medium Internet zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch nützen, aber auch bei realen Treffen Informationen austauschen. Das Wissen über die Wirkung von Musik und Tanz auf die Befindlichkeit hat dazu geführt, daß Frau Ulrike Sajko – seit ihrer Diagnose Mitglied im Landesverband – einen Tanz-Schnupper-Nachmittag initiiert hat. Der Erfolg und das positive Echo werden dazu führen, das Projekt in Form eines regelrechten Tanzkurses für Parkinson-Betroffene bereits ab Herbst auszuweiten. In Zusammenarbeit mit der Leiterin der Gruppe, Frau Connie Weixler (Vizevorsitzende des LV), sollte dies gelingen.

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Am Mittwoch, dem 11. Mai 2011, lud der Par-kinson Selbsthilfeverein Vorarlberg im Ver-einshaus in Wolfurt alle Betroffenen, Angehö-rigen und Interessierten zu einem Vortrag mit anschließendem kleinem Buffet ein.

Das Thema war: „Gesunde Bewegung – Wunder-mittel bei Parkinson und anderen Bewegungsstö-rungen“. Die Referentin war OÄ Priv.-Doz. Dr. Sylvia Bösch von der Universitätsklinik für Neu-rologie in Innsbruck.

Vorarlberg

Parkinson SH Vorarlberg

Die Parkinson Selbsthilfegruppe Wien war ein-geladen, bei der interdisziplinären Fortbildungs-plattform „neuro.geriatrie“, die am 16. April im Tagungszentrum Schloß Schönbrunn stattfand, dabeizusein: Wir waren mit einem Info-Stand vertreten. Den TeilnehmerInnen – ÄrztInnen, TherapeutInnen, PsychologInnen und Perso-nen aus dem Pflegebereich – wurden sehr in-

teressante Vorträge und Workshops geboten. Unser Info-Stand fand reges Interesse. Wir führten zahlreiche Gespräche und konnten eine große Zahl von Broschüren, „Parkinson-Nachrichten“ und Info-Material verteilen.Die Veranstaltung fand heuer zum zweiten Mal statt und wir freuen uns, dass wir für das nächste Jahr wieder zur Teilnahme eingeladen wurden.

Die Kunst- und Kulturveranstaltung der Wiener Gruppe war durch ein vielfältiges und abwechs-lungsreiches Programm geprägt. Der Abend, der im Brigittenauer Bezirksmuseum stattfand, hatte ein hohes Niveau. Es wurden Bilder und Arbeiten von Parkinson-KünstlerInnen ausgestellt, Gedichte, Geschichten und Lieder vorgetragen, Kurzfilme präsentiert so-wie ein Buch vorgestellt. Höhepunkt des Abends

war eine Schwarzlicht-Jongliershow, präsentiert von der Performancegruppe „Fussbart“. Es war der Abend für, von und mit Betroffenen und An-gehörigen, die einmal mehr ihre Kreativität und Freude trotz Parkinson zum Ausdruck bringen konnten, um damit sich und anderen das Leben mit der Krankheit zu erleichtern. Hanne Brachtl für die PSHG Wien

Wien

Parkinson SHG Wien

Kunst- und Kulturveranstaltung der Wiener Gruppe

➤ Parkinson Selbsthilfeverein Vorarlberg: Obmann Helmut Schatz, Tel.: 0664/140 29 80➤ Geplant ist noch ein Tagesausflug nach Au in den Bregenzerwald zum Gasthaus Uralp.➤ Freitag, 14. Oktober 2011, 17 Uhr, Generalversammlung mit Neuwahlen. (Im Juli & August ist Sommerpause.)

OÄ Priv.-Doz. Dr. Sylvia Bösch

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EINLADuNG„Lust am Leben“-Seminare

Mag. pharm. Elfriede Oswald, Vizepräsidentin des PO PSHÖ DV und Apothekerin, lädt Sie zu den Smovey Vibroswing-Days in die Apotheke Liesing Riverside ein.Hier werden „Lust am Leben“-Seminare mit Smovey-TrainerInnen veranstaltet, um Ihnen die Bewegungsvielfalt mit dem von Herrn Hans Salzwimmer entwickelten Fitnessgerät kosten-los vorzustellen.

TERMINE:

Juli: ➤ Sa. 2. 7. 2011 ➤ Sa. 16. 7. 2011 ➤ Sa. 30. 7. 2011 August: ➤ Sa. 13. 8. 2011 ➤ Sa. 27. 8. 2011 September: ➤ Sa. 10. 9. 2011 ➤ Sa. 24. 9. 2011

Ort: Apotheke Liesing Riverside, Breitenfurter Straße 372, 1230 WienBeginn: jeweils um 10 Uhr ➤ Bequeme FreizeitbekleidungWeitere Termine finden im 14-tägigen Rhythmus statt.

Um Voranmeldung wird gebeten:

Apotheke Liesing Riverside • Tel.: 01/867 29 40 • E-Mail: [email protected] freuen uns auf Ihr Kommen!

Bitte merken Sie sich den 10. Spember 2011 vor – wir erwarten Hans Salzwimmer und Prim. Dr. Dieter Volc als Gäste.

Da die Veranstaltung sich immer größerer Be-liebtheit erfreut, lud Mag. pharm. Elfriede Os-wald (Vizepräsidentin der Patientenorganisation Parkinson Selbsthilfe Österreich) im März neu-erlich ApothekerInnen sowie von Parkinson be-troffene Künstler zum Fortbildungsabend „Kunst

als Brücke zur Welt“, der gemeinsam mit der Firma Herba Chemosan organisiert wurde, ein.

Nach Vorbild der schon in Bayern praktizierten Kooperation zwischen Selbsthilfe und Apotheke-rInnen bat Oswald Sonja Stipanitz, Apothekerin

PSHÖ-DV„Kunst als Brücke zur Welt“

Fortbildungsveranstaltung für ApothekerInnen

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in Falkenstein und Selbsthilfebeauftragte der Bayrischen Apothekerkammer, zu dem Vortrag „Kompetenz zeigen – Selbsthilfe anbieten“. Weiters konnte Mag. Monika Maier, ARGE Selbsthilfe Österreich, für das Co-Referat „Ko-operation mit Selbsthilfegruppen: vom Neben-einander zum Miteinander“ gewonnen werden. Mag. Ilona Leitner, Präsidentin der Österreichi-schen Apothekerkammer, Landesgeschäftstelle Wien, folgte unserer Einladung; wir danken herzlich für ihr Kommen!

Ziel des Infoabends war eine vertiefende Zu-sammenarbeit im Sinne der Unterstützung von Selbsthilfegruppen mit der ApothekerInnen-schaft zu erreichen. Nach Begrüßung durch Roman Pokorny (Herba Chemosan) moderierte Prim. Dr. Dieter Volc (Abt. Neurologie, Privat-klinik Josefstadt/Confraternität; Vorstandsmit-glied des PSHÖ-DV) die Veranstaltung.

Im Anschluss an die Vorträge wurde die Kunst-ausstellung mit den Darbietungen eines Ge-dichtes durch Margarete Weiss und einem

Mundartgedicht aus Ilse Gorkes Buch „Vü Zvü Gedanken“, vorgetragen von Eva Walcher (Ver-treterin der Wiener SHG), eröffnet.

Die Gäste konnten sich wieder an Malereien, Fotografien, Patchworktaschen, Schmuck und vielem mehr erfreuen und einiges auch käuflich erwerben. Auch der „Smovey“, das Parkinson-Trainingsgerät, wurde neuerlich vorgestellt. Bei Unterhaltung und Gedankenaustausch fand der Abend bei einem köstlichen Buffet schließlich seinen gemütlichen Ausklang.

Der Dachverband PSHÖ dankt dem Vorstand der Herba Chemosan für das neuerliche Zustan-dekommen, Gudrun Reisser und Martina Fritz sowie zahlreichen Mitarbeitern für deren Ein-satz und den Firmen Lundbeck, Novartis und der Österreichischen Apothekerbank für ihr Spon-soring. Wir dürfen auch unserer Freude über die zahlreiche Teilnahme der ApothekerInnen Aus-druck verleihen und bedanken uns herzlich.

Mag. pharm. Elfriede Oswald, Inge Anderle

Mag. pharm. Elfriede Oswald,Roman Pokorny

Sonja Stipanitz, Apothekerin Mag. Monika Maier

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TREFFEN der IG JuPPS Österreich am 2. 4. 2011

Nach einer beeindruckenden Fahrt (mit einem Bus der WIENER LINIEN die Wiener Höhenstraße hinauf zu rasen, sich gegen die Fliehkräfte zur Wehr setzen, war geil).Raus aus dem Bus, hinaus in die gnadenlos herabbrennende Sonne, so gehen wir, Martha, Willi, Gue, dem Himmel entgegen. Am Himmel angekommen, endlich, denn vom Aufstehen bis zum Himmel sind 7 Stunden vergangen ... Tagwache 5 Uhr früh.Es hat sich gelohnt, denn die Begrüßung war so herzlich und mit so viel gezeigter Freude.Es war Prosecco ...Reden, lachen, den Puls beruhigen, Schweiß abwischen, zuhören, staunen ... Gue steht auf der Südostseite der Terrasse vom Restaurant OKTOGON ... und blickt seinen Rauchwolken, die er genussvoll gegen den Dunstschleier bläst, der im Tal die Stadt milchig einhüllt, nach.

SCHÖN IST´S HIER AM HIMMEL und meine Freunde sind heute die, die den Frieden zulassen … Stimmung wohlig … oder … denkt Gue …!!!!!!! himmlisch!!!!!! Das ist nicht immer so (Gott sei Dank) WARUM ... DESHALB ... IG JUPPS ÖSTERREICH

VERSUCH ES AUF DEN PUNKT ZU BRINGEN!!!!UNSER WEG!!!!

... am Himmel angekommen ...... am Himmel angekommen ...

LEBE IM AUGENBLICK

UND WÄHLE

IGJÖ ALS NICK

TANKE KRAFT

FINDE FREUNDSCHAFT

UNSERE GESCHICHTEN

KÖNNEN SEELENSCHATTEN LICHTEN

HARMONIE IST GUT

DOCH DER MENSCH KOMMT AUCH IN WUT

DER MUT ZUR WUT BERUHIGT AM END´ DAS

ZORNERFÜLLTE BLUT

NUR

SO KÖNNEN WIR OHNE ZU HETZEN

LEBENSQUALITÄTSVERBESSERUNGSSCHRITTE

SETZEN

GLÜCK AUF! WÜNSCHT GUE

... einen himmlischen Toast, so lautet die Bestellung, die Gue der freundlichen Kellnerin ...Aber das ist eine andere Geschichte …

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gg

... am Himmel angekommen ...

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Leser im Blickpunkt

Für mich gibt es mit wenigen Ausnahmen nichts Beglückenderes, als in der Sonne zu braten. Ein paradiesischer Zustand. In unseren Breiten ist die-ses Vergnügen auf wenige Wochen, wenn nicht Tage beschränkt, Grund genug, in südliche Ge-filde zu flüchten. Wenige Erdenbürger sehen ein Hindernis, dieser Sehnsucht zu folgen. Nachei-ferer, die von Hautschäden geplagt sind, sollten allerdings diese, meine Leidenschaft, mit Vorsicht reproduzieren. Kaum ist eine Naturkatastrophe vorbei, jetzt leider besonders aktuell, reisen sie wie Lemminge wieder in die gleichen erdbeben- oder überschwemmungsgefährdeten Gebiete.

Wir aber, die wir einer zum Glück seltenen, vom Schicksal begünstigten Gruppe von Menschen an-gehören, die keiner ansteckenden Krankheit, wohl aber einem noch nicht heilbaren Zustand angehö-ren, haben das Tote Meer als Reiseziel gewählt. Diesen, unseren lästigen, manchmal zittrigen, manches Mal geistesabwesenden Zustand haben wir einem Dr. James Parkinson zu verdanken, der uns ein mächtiges Ei gelegt hat. Es ist dies

eine langsam fortschreitende Degeneration von Zellen der Substantia nigra im menschlichen Ge-hirn. Diesem Dilemma hat ein Wiener Neurologe, Dr. Dieter Volc, den Krieg erklärt. Ich nenne ihn im Folgenden leger „den Doktor“ oder „Volci“, wobei ich diese Namensmutation anderen Betrof-fenen nachplappere. Er hat herausgefunden, dass die Depression des Toten Meeres in Jordanien unsere Parkinson-Krankheit zwar nicht ausheilt, aber doch erhebliche Verbesserungen bringt. Im Laufe von 18 Reisen in dieses Gebiet hat der Doktor Erfahrungen gesammelt, die sein Wissen bereichern und unseren Zustand verbessern. Er kann das Ergebnis seiner Medikation hier an sei-nen Probanden gut beobachten und nach Bedarf modifizieren. Zusätzlich werden die hautschä-digenden UV-Anteile durch die Depression des Toten Meeres gefiltert. Man kann also länger die Sonne anbeten. Jetzt gilt es nur noch abzuklären, wer wir sind, dann kann ich beginnen, über den Verlauf unserer Reise zwar nicht chronologisch, aber in erlebten Höhepunkten zu berichten:

Wir, das ist ein wohl koordiniertes Sammel-surium von Parkinson-Betroffenen, zwischen frühen 50 bis späten 85 Lenzen, die sich von der nachfolgend geschilderten Reise Linderung erhoffen. Auch meine Wenigkeit, der Schreiber dieser Zeilen, ist mit seiner besseren Hälfte, der Valentina, mit auf dieser Reise.Nach knapp drei Stunden holpert unser Flieger auf der Königlich Jordanischen Landebahn dem Abfertigungsgebäude in Amman, der Hauptstadt, entgegen. Hier werden einige Minuten, gefühls-mäßig aber mehr als eine Stunde, dem ewig hun-gernden Zeitfresserchen in den Rachen geschleu-dert. Ein Autobus hat die Aufgabe, uns in die Depression des Toten Meeres hinabzubefördern.

Jordanien – Eine Reise der besonderen ArtEin Bericht von Peter Severin Croÿ

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Der Bus selbst scharrt schon mit den Hufen, fährt aber noch lang nicht ab. Bei laufendem Motor springt wechselnd der Fahrer heraus, dann wieder hinein, ihm folgt der Doktor, mangels eigener, mit virtuell gesträubten Haaren, dann wieder der Fahrer. Nach gut einer Stunde und weiteren nervösen Aktionen mit raus und rein in den Bus, stellt sich eine elektrische Zahnbürste, die in einem der Koffer ihrem Climax entgegen-summt, als Störenfried heraus. Es war – Gott sei Dank – keine Bombe.Endlich erbarmt sich der Fahrer und gibt dem Bus die Sporen. Eine Autobahn verbindet den Airport mit dem Toten Meer. Da gerade Freitag, ein muslimischer Feiertag, war, kam uns eine endlos scheinende Kolonne von Heimkehrern entgegen, die am Straßenrand Picknick zele-brierten. Das Salz dazu haben sie wahrschein-lich mitgebracht, weil man das des Toten Mee-res selbst nicht als Salzstreuer verwenden kann.

Am folgenden Tag beginnt das einander Kennen-lernen nach Kindergartenmuster mit Zuschupfen von einem Ball und beschrifteten Ballons, damit jeder Teilnehmer im Lauf dieses Spielchens mehrmals seinen Namen nennt. Ich habe mir auf Anhieb den Namen meiner Frau und den von unserem Doktor gemerkt.Bei morgendlicher Gymnastik erlernt man unter anderem das Rotieren der Körpermitte in kreis-förmigen Bewegungen, wobei ich den Eindruck hatte, dass dies vorzugsweise ein Training für Damen ist, um physisch erschlaffte Beziehun-gen aufzufrischen. Für Herren weniger von Be-deutung. Diese haben sich mehr an Händehoch-übungen delektiert.

Das Abendessen und auch das Frühstück fand ich hervorragend. Voraussetzung für vollen Ge-nuss ist, dass bei dieser Umstellung die Wie-ner Gourmet-trainierten Gaumen mindestens

zwei Wochen auf Schweinsbraten mit Knödel, Wiener Schnitzel mit Erdäpfelsalat und Creme-schnitten verzichten lernen. Eine Spezialität un-seres Hotelkochs war es, ein Spanferkel zuzube-reiten, das während der Nachtzeit im Ramadan vorgebraten und erst knapp vor Genuss durch einen christlichen Würdenträger gesegnet und damit freigegeben wird.

Der Höhepunkt ist das Schwimmen im Toten Meer. Recht lustig, wie ein hilfloser Käfer am Rücken zu liegen. Nur die Beine bleiben zum Strampeln frei. Versucht man sich im Brust-schwimmen, verlagert sich das Gewicht, es ent-steht das Gefühl wie die Funktion einer Lösch-wiege. Man kippt vornüber ins Wasser und schluckt die Salzbrühe. Dann brennt das Salz in den Augen wie der Teufel. Einen Strandwächter – wir würden ihn bei uns den Badewaschl nen-nen – habe ich gefragt, wo man ein Segelboot mieten kann. Er kam mit der Frage nicht zurecht. Entweder wusste er nicht, was ein Segelboot ist oder er hielt mich für einen Volltrottel, wobei ich eher an die zweite Version glaube.

Schon in der ersten Nacht profiliert sich mei-ne Valentina als Kammerjägerin. Mit gezieltem

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Schlag aus ihrer Fliegenpatsche entstehen ma-lerische Flecken auf der Wand, die mit Bleistift umkreist und mit Kreuz und Sterbedatum ver-sehen werden.Die Komplettierung des Zimmers mit funktio-nierendem Safe nahm noch einige Kraftreserven in Anspruch. Die Reklamation führte zum Aus-tausch des halben Schrankes mitsamt dem Safe, aber der neue funktionierte. Nicht reparabel war der Fön, er hatte während des gesamten Aufent-haltes nur dekorative Funktion, sowie das Mü-ckengitter, das einem Trapezoid glich und zu-sätzlich ausgebaucht war, durch dessen Öffnung die Gelsen fröhliche Einkehr in unser Zimmer feierten. Als weitere Schwachstelle erwies sich die Befestigung des Vorhanges mittels Kar-niese, der sich bei einer der Gelsenschlachten löste und meine Valentina ähnlich einer Burka, der traditionellen Kleidung der Einheimischen, wie unter sich begrub. Weil meine Frau, selbst Russin, diesen Zustand schlecht als russisch bezeichnen konnte, erfand sie dafür die neue Bezeichnung „arabisch“. Sonst aber war die Zimmerausstattung zufriedenstellend, bis auf den zeitweisen Ausfall von Warmwasser, der Klospülung und der elektrischen Steckdosen, die sehnsuchtsvoll an ihrer Verankerung zerr-ten, um aus der Mauer zu fliehen.

Am Dienstag der ersten Woche laut altem Testa-ment im Heiligen Land brachte uns ein Bus zur Taufstelle Jesu. Schon bei der ersten Stelle folgte ich gedanklich 2000 Jahren Entwicklungsge-schichte. Nachdem aber eine zweite, dritte und vierte Taufstelle Jesu besichtigt wurde, war ich einigermaßen verwirrt. Von der Verwirrung ent-wirrt hat mich eine Stelle, die den Jordanfluss auf knapp fünf Meter verjüngt, sodass sich Israelis und Jordanier zwar nicht die Hand rei-chen, aber mimisch Küsschen zuwerfen könn-ten, wenn sie das wollen. Sie wollten es aber

nicht. Auf dem Retourweg suchte sich ein Pfar-rer aus unserer Gruppe eine eigene Taufstelle. Er stürzte in ein Rinnsal rechts des Weges und konnte nur mit vereinten Kräften aus seiner un-freiwillig gewählten Taufgrube befreit werden. Mit Manner-Schnitten aus dem Archiv meiner Frau wurde er überraschend schnell reanimiert.

Am Mittwoch beschlossen wir, das heißt Alfred und ich, die Inspektion der Nachbarhotels Mari-ott und Kempinski. Etwas eigenwillig präsentiert sich das Kempinski. Mit vergitterten Fenstern ähnelt es einem Gefängnis mit einer Empfangs-halle, die an den alten Wiener Westbahnhof erinnert. Von allen in den Hotelbereich einfah-renden Autos wird eine gespiegelte Kontrolle des Fahrgestelles gemacht, ähnlich der Spiegel-Betrachtung des Oberkiefers beim Zahnarzt. Als ich einen Kontrolleur bitte, auch eine Spiegelung meines eigenen Fahrgestelles zu machen, fragt er mich: „What I can see there?“ Damit hatte er recht, ich gab mich geschlagen. Immerhin bekam ich im Kempinski von 15 Dinar für zwei Tassen Café noch einen ganzen Dinar heraus.

Am nächsten Tag, dem Donnerstag, machte das Wetter unserem Wiener Wetter starke Konkur-renz. Es regnete. Kalter Wind blies in die Hosen-beine. Ich fühlte mich wie zu Hause. Es war grau-enhaft. Mein Heimweh hielt sich in Grenzen.Ein Fotowütiger, mit dem gut merkbaren Na-men Hans, mit allen Gerätschaften ausgerüstet, die der Zug der Zeit zu einer Mindestausstat-tung braucht, vertrieb uns die Fadesse im Vor-tragssaal mit einer Diaprojektion von schönen Fotos rund um das Tote Meer. Irrtümlich ließ er das Revolutionsmuseum am Roten Platz von Moskau mit einfließen und erhöhte es zum Jor-danischen Rathaus. Zwischendurch ging er mit seinem Spezialcomputer online spazieren, in der Hoffnung, eine Ölquelle zu entdecken. Er

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macht den Eindruck eines selbstbewussten Man-nes, der weiß, was er will. Mittlerweile hat sich ein zweites Fotogenie dazugesellt, dieser wenn auch zeitbegrenzte Genius Loci ist weiblich und trägt den Namen Elisabeth. Ihr gelingt es, aus dem Nichts zu schöpfen und banale Dinge foto-grafisch so darzustellen, dass man unwillkürlich an Paul Klee und Kandinski erinnert wird. Alle Achtung. Ihre tägliche Menge an exponierten Lichtbildern ist olympiareif. In Petra kam ich etwas zu spät, das heißt, ich komme immer um eine Nuance zu spät. Elisabeth hatte schon alles wegfotografiert. Ich musste mich für meine ei-genen fotografischen Vorhaben mit leeren Um-rissen begnügen. Sie wird große Probleme bei der Heimreise bekommen, weil ich annehme, dass die fast 2000 Fotos erhebliches Überge-wicht verursachen werden.

An der Eingangspforte in Petra gab es für güns-tige 50 Dinar, das entspricht 55 Euro, eine Ein-trittserlaubnis zusammen mit einem Pferd. Ich sah für diesen hohen Preis das Pferd inkludiert und machte mir Sorgen um den Transport des Pferdes nach Wien. Das stellte sich jedoch als Irrtum heraus, nur die Benützung war frei, außer einem astronomisch hohen Bakschisch für den Treiber, dessen Höhe dieser selbst bestimmt. In dem Anhängen von Nullen hinter einer Ziffer sind die einheimischen Händler, Esel- und Ka-meltreiber Weltmeister.Ich muss noch etwas von einer Beinahe-Situation berichten. Unser Busfahrer touchierte in Petra mit einem Felsbrocken, der den Straßenrand markier-te. Daneben war ein Abhang. Um Haaresbreite, wienerisch um ein Eizerl oder ein Wengerl, wären wir mitsamt dem Bus den Hang heruntergerollt. Diese, eine Bisquitrouladen-ähnliche Katastro-phe, blieb uns Gott sei Dank erspart.Unser vorreserviertes Hotel in Petra war schön angelegt, ich hoffe, daran hat sich nichts ver-ändert. Es gleicht einem kleinen Dorf und war sicher sehr kostspielig in der Errichtung. Ein Grund mehr für die Kellner, alles mehrfach zu verrechnen. Die vierfache Verrechnung eines Anisgetränkes misslang jedoch. Der dafür auser-korene Kellner schielte sehr stark, ein Zeichen, dass er alles doppelt sah, in unserem Fall vierfach.

Nun wieder zurück nach Petra. In der Felsenschlucht gibt es hunderte von Souvenirhändlern, sehr unterschiedlich in der Preis-gestaltung. Die Englischkennt-nisse sind beschränkt, sodass viele Produkte mit nur „one Di-nar“ ausgerufen werden, weil sie das Wort „two“ schon nicht mehr kennen. Etwas irritiert hat mich ein Händler mit echten und nachgemachten

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Münzen. Die echten waren preisgünstiger als die Imitationen. Äußerlich sahen sie alle gleich aus.Eine zufällig sich ergebende Diskussion mit unse-rem Reiseführer gab neue Einblicke in das Wort Moral. Ein Muslim kann vier Frauen haben, aus meiner Sicht ein beneidenswerter Zustand. Aller-dings, das finde ich schade, kann er die vier Damen nicht auf einmal ehelichen, sondern nur hintereinan-der mit Abstand. Die jeweils Jüngste wird von ihm bevorzugt. No na! Ein Wiener Ausdruck, der hier ganz gut passt. Die älteste Ehefrau, bereits ausge-brannt von der vielen Arbeit mit Kindererziehung, Kochen, Waschen und so weiter, wird nicht zum Teufel gejagt, sie bleibt bis zum letzten Atemzug im Familienverband. Das entspricht etwa unserem Fegefeuer. Die Jüngste ist für die Sinnesfreuden zuständig. Voreheliche Beziehungen jedoch sind für die Frau und deren Eltern und Verwandte eine Schande. Das kann so weit führen, dass sie vom Fa-milienclan getötet wird. Der Mann, der das Mäd-chen defloriert hat, geht frei aus, er putzt sich ab. Das verstehen sie unter Gleichberechtigung oder Moral. Ich finde das bemerkenswert.Am Mittwoch fuhr alles, was Beine hat und die-se auch zum Gehen verwendet, in ein jordani-sches Dreiländereck, wo Christus über den See ging. Es ist der See Genezareth.Eine Hand voll blieb im Hotel und genoss das schöne Wetter. Am Abend machten wir einen Nordic Walking Trip. Dabei konnte man einige Projekte sehen, auch einen projektierten Golfplatz für den König. Der Pförtner ließ uns frei passieren,

worauf ich ihn zum General Manager erhöhte. Das hat ihm unglaublich konveniert. Er hat vor Freude gestrahlt. Als wir wieder unser Zimmer beziehen, ist der abgestürzte Vorhang repariert, nicht aber das trapezoidförmige Fliegengitter und schon gar nicht der Fön. Diesem Gerät bleibt auch weiterhin seine dekorative Funktionslosigkeit erhalten.Als wir von Petra zurückkamen, ist ein Wun-der passiert, dem solche in Lourdes um nichts nachstehen. Eine leider stark betroffene Roll-stuhlpatientin verlor vorübergehend ihre Be-treuerin, weil diese nach Petra mitfuhr. Unser Doktor beschloss kurzfristig bei der langjährig kranken Patientin zu übernachten. Am nächsten Tag geschah das Wunder: Sie stand auf und ver-zichtete auf ihren Rollstuhl. Was in dieser Nacht geschehen ist, bleibt ein Geheimnis. Was für un-erforschte Kräfte hat doch unser Doktor?

Meine Frau habe ich am Ende der Reise gefragt: „Was hat dich am meisten beeindruckt?“ Wie aus der Pistole geschossen kam die Antwort – „Unser Doktor Volc. Hier haben wir ihn noch mehr schätzen gelernt von seiner bisher unbe-kannten menschlichen Seite“.

Peter Severin CroÿScheibenbergstraße 41–43/8 • A-1180 WienTel. + Fax: + 43 1/470 02 20Mobil: +43 664/156 29 69E-Mail: [email protected]

Termin für die nächste Jordanien-Reise 2012

Die nächste Klima- & Erlebnistherapie mit Dieter Volc findet vom 24. Februar 2012 bis 12. März 2012 im Dead Sea Medical Center am Toten Meer in Jordanien statt.

Auskünfte bei Frau Silvana Brim 01/522 13 09 und auf www.parkinsonreisen.info

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Die Schwalben ziehen ihre Kreise

Die Meereswellen plätschern leise

Die Sonne streichelt meine Haut

Da ruft ein Strandverkäufer laut:

„Bei dieser Hitze ein Genuss –

Kauft Milch von einer Kokosnuß!“

Ein Fußball klatscht mir auf den Bauch

´ne Ladung Sand bekomm ich auch!

Ein Gigolo, mit goldner Kette

Macht sich heran an die Anette –

Ich stehe auf, mich plagt der Durst,

Hol mir ein Cola und ´ne Wurst!

Der Eismann kommt mit seinem Wagen –

Im Radio dröhnt Nina Hagen

Ein dicker Mann ruft: „Schau mal, Friedrich

Ist dieses Mädel da nicht niedlich?“

Der Friedrich schaut den Mädels nach

Und seine Knie werden schwach!

Die Italiener gehen nach Hause –

Die machen mittags „Sonnenpause“

Nur wir Touristen bleiben liegen

Damit wir ja schön Farbe kriegen!

Zwei Kinder streiten, brüllen laut –

Die Mutter in die Gegend schaut!!

Mir reicht es jetzt – ich geh ins Wasser

Sonst werde ich zum Kinderhasser!

Doch kaum bin ich im kühlen Meer

Da schwimmt so ein Typ neben mir her!

Das ist nicht wahr! Das darf nicht sein!

Das ist Kurt Schiller von daheim!

„Sabine“ ruft er, „SIE sind hier?

Welch schöner Ort, mir gefällt es hier –

Hier traf ich schon Frau Gloria

Den Meier, Müller und sogar

Die dicke, alte Dorothe

Traf ich heut morgen am Buffett!“

Ganz Kapfenberg stellt sich hier ein!

„Trinkens mit mir ein Glaserl Wein?“

Ich dreh mich um und schwimm zurück

Zum Strand ist‘s nur ein kleines Stück!

Ich leg mich in den warmen Sand

Italien ist ein tolles Land!

Urlaubsfreuden!

Sabine GallerKapfenberg/Steiermark • Parkinsonistin/Forum

Dann öffne ich die Augen weit –

Ich hab geträumt die ganze Zeit

Ich schau mich um, es freut mich schon

Ich lieg zu Haus auf dem Balkon!

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Mit freundlicher unterstützung