Passeirer Blatt

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S.I.A.P GR. IV 70% MITIEILUNGEN UND NACHRICHTEN AUS MOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN Nr.4 Dezember1989 4. Jahrgang Großkraftwerk Passeier noch aktuell? Interview mit dem neuen Landesrat für Energiewirtschaft Dr. Alois Kofler Passeirer Blatt: Herr Landesrat Dr. Kofler, wir haben die Bevölkerung in der Dezember- ausgabe 1988 des Passeirer Blattes über die Energiegewinnungspläne im Passeiertal informiert. Ebenso haben der damalige Landeshauptmann Sil- vius Magnago und ihr Vorgänger Landesrat Sepp Mayr der Bevölke- rung in einer Bürgerversammlung im Jänner dieses Jahres die Lage eher aussichtslos geschildert und die Ver- wirklichung eines Alternativprojektes als einzig sinnvolle Lösung vorge- schlagen. Inzwischen hat es Land- tagswahlen gegeben und einen neu- en Landesrat für Energiewirtschaft. Wie sieht Ihr Energiekonzept für Süd- tirol aus? Landesrat Kofler: Ich bin der Meinung, daß wir für Süd- tirol einmal ein zusammenhängendes Konzept brauchen, eine Gesamtüber- sieht, die bisher noch nicht vorliegt. Vergleichbare Länder, wie etwa die österreichischen Bundesländer oder die Nachbarprovinz Trient haben sol- che Energiekonzepte, und in unserer Regierungserklärung ist dies eben- falls vorgesehen. Die Vorgangsweise stelle ich mir so vor, daß man zuerst eine Ist-Erhebung macht, daß heißt, die bestehenden Energieträger (Öl, Strom, Gas) untersucht. Wenn man darüber klare Zahlen hat, kann man Landesrat Dr. Alois Kofler überlegen, was an diesem Zustand zu verändern ist. Für uns ist natür- lich die Wasserkraft von besonderer Wichtigkeit, wobei die Produktion und die Verteilung untersucht werden müssen. In der Produktion wissen wir, daß wir für Ableitungen unter 3000 kW installierter Nennleistung als Land Südtirol eine Zuständigkeit haben, bei der Gewährung der entsprechenden Konzession über 3000 kW liegt die Zuständigkeit beim Staat. Wir haben bei den Genehmigungsverfahren für die Großableitungen wohl die Mög- lichkeit, im Rat für öffentliche Arbei- ten, wo diese behandelt werden, auch vertreten zu sein. Wenn es um die Konzessionen für neue ENEL-Groß- ableitungen geht, haben wir das sta- tutarisch verbriefte Recht, daß wir das Einvernehmen dazu geben müs- sen. Ich bin der Meinung, daß wir, was die Produktion in Südtirol anbe- langt, bereits einen hohen Ausnut- zungsgrad unserer Gewässer haben und daß neue Großableitungen für unsere Landschaft und das ganze (Fortsetzung auf Seite 2) Spedizione in a.p. – 70% – Filiale di Bolzano MITTEILUNGEN UND NACHRICHTEN AUS MOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN

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Ausgabe 04/1989

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S.I.A.P GR. IV 70%

MITIEILUNGEN UND NACHRICHTEN AUSMOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN

Nr.4Dezember1989

4. Jahrgang

Großkraftwerk Passeier noch aktuell?Interview mit dem neuen Landesrat für Energiewirtschaft Dr. Alois Kofler

Passeirer Blatt:Herr Landesrat Dr. Kofler, wir habendie Bevölkerung in der Dezember-ausgabe 1988 des Passeirer Blattesüber die Energiegewinnungspläne imPasseiertal informiert. Ebenso habender damalige Landeshauptmann Sil-vius Magnago und ihr VorgängerLandesrat Sepp Mayr der Bevölke-rung in einer Bürgerversammlung imJänner dieses Jahres die Lage eheraussichtslos geschildert und die Ver-wirklichung eines Alternativprojektesals einzig sinnvolle Lösung vorge-schlagen. Inzwischen hat es Land-tagswahlen gegeben und einen neu-en Landesrat für Energiewirtschaft.Wie sieht Ihr Energiekonzept für Süd-tirol aus?Landesrat Kofler:Ich bin der Meinung, daß wir für Süd-tirol einmal ein zusammenhängendesKonzept brauchen, eine Gesamtüber-sieht, die bisher noch nicht vorliegt.Vergleichbare Länder, wie etwa dieösterreichischen Bundesländer oderdie Nachbarprovinz Trient haben sol-che Energiekonzepte, und in unsererRegierungserklärung ist dies eben-falls vorgesehen. Die Vorgangsweisestelle ich mir so vor, daß man zuersteine Ist-Erhebung macht, daß heißt,die bestehenden Energieträger (Öl,Strom, Gas) untersucht. Wenn mandarüber klare Zahlen hat, kann man

Landesrat Dr. Alois Kofler

überlegen, was an diesem Zustandzu verändern ist. Für uns ist natür-lich die Wasserkraft von besondererWichtigkeit, wobei die Produktion unddie Verteilung untersucht werden

müssen. In der Produktion wissenwir, daß wir für Ableitungen unter 3000kW installierter Nennleistung als LandSüdtirol eine Zuständigkeit haben, beider Gewährung der entsprechendenKonzession über 3000 kW liegt dieZuständigkeit beim Staat. Wir habenbei den Genehmigungsverfahren fürdie Großableitungen wohl die Mög-lichkeit, im Rat für öffentliche Arbei-ten, wo diese behandelt werden, auchvertreten zu sein. Wenn es um dieKonzessionen für neue ENEL-Groß-ableitungen geht, haben wir das sta-tutarisch verbriefte Recht, daß wirdas Einvernehmen dazu geben müs-sen. Ich bin der Meinung, daß wir,was die Produktion in Südtirol anbe-langt, bereits einen hohen Ausnut-zungsgrad unserer Gewässer habenund daß neue Großableitungen fürunsere Landschaft und das ganze

(Fortsetzung auf Seite 2)

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15. Jahrgang – Nr. 35 September 2002

MITTEILUNGEN UND NACHRICHTEN AUS MOOS, ST. LEONHARD UND ST. MARTIN

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Großkraftwerk Passeier noch aktuell?(Fortsetzung von Seite 1)

Öko-System einfach nicht mehr zu-mutbar sind. Wir haben in Südtiroleine Jahresproduktion von über 5Mrd. kW/h und verbrauchen - dieIndustriezone Bozen inbegriffen -1,9 Mrd. kW/h. Das heißt, daß unserLand bereits einen sehr großen Bei-trag leistet. Das glaube ich, müssenunsere Argumente sein.Passeirer BlaU:Wie sieht das Landeskonzept bei derStromverteilung aus?Landesrat Kofler:Bei der Verteilung sieht es so aus,daß wir laut Statut und entsprechen-der Durchführungsbestimmungen dieMöglichkeit haben, die Verteilung indie Hand zu nehmen. Die Stromver-teilung ist ganz sicherlich für jedenPrivaten und für jeden Wirtschafts-treibenden eine ganz wichtige An-gelegenheit, sodaß wir es uns nichtleisten können, dieses statutarischuns zustehende Recht nicht in An-spruch zu nehmen. Wenn auch durchdie Verteilung nicht unbedingt eineganze Mange Geld zu verdienen ist,dürfen wir auch nicht vergessen, daßgerade in den letzten Jahren aus Gel-dern des Landeshaushaltes gerade indie Verteilungsnetze sehr viele Milliar-den investiert worden sind. Es sindviele ENEL-Leitungen mit hohen Bei-trägen verbessert worden. Ich bin derMeinung, daß es da eben auch einGesamtkonzept braucht. Es bestehtdie Möglichkeit, daß man sogenannteGebietskörperschaften gründet unddaß man diese, wie es auch von derDurchführungsbestimmung vorgese-hen ist, auf Landesebene koordiniert.Passeirer BlaU:Das heißt, die Verteilung würde we-niger auf kleine Bereiche übertragen,sondern eher zentral gelenkt?Landesrat Kofler:Südtirol ist nicht ein so großes Land.Um ein Versorgungsgebiet zu haben,das allen Anforderungen entspricht,muß man möglichst eine Streuungder Verbraucher haben (Tag-Nacht-strom z. B.). Andererseits ist daraufzu achten, daß die Organisation indem Sinn bürgerfreundlich ist, daßder Bürger die AnlaufsteIle möglichstin der Nähe hat: das heißt, den Ort,wohin er sich wenden kann, wennetwas an der Verteilung fehlt, oderwo er seine Sache melden kann, oderFormalitäten erledigen kann. Diesbe-züglich gibt es einen Vorschlag imGemeindenverband, der vorsieht, daßalle Gemeinden Südtirols zusammeneine Betriebsgesellschaft bilden wür-den. Damit wäre einerseits eine Ein-

heitlichkeit garantiert und trotzdemeine bürgernahe Versorgung. Den Ab-nehmer interessieren ja nur zweiSachen: Er will eine effiziente Versor-gung und er will Tarife, die klar unddurchsichtigt sind.Passeirer BlaU:Sie haben im Oktober eine Ausspra-che mit den zuständigen Stellen beimENEL in Rom gehabt. Mit welchenVorschlägen sind Sie nach Rom ge-fahren?Landesrat Kofler:Ich habe dem höchsten ENEL-Ver-treter in Rom gesagt, daß das LandSüdtirol ein Landesenergiekonzepterstellen will und habe um Verständ-nis ersucht, wenn wir, bevor nichtdie Ergebnisse dieses Gesamtkon-zepts vorliegen, überhaupt keineweitreichenden Entscheidungen tref-fen wollen. Man ist mit der Vorgangs-weise einverstanden. Ich möchte zurVorgangsweise der Erstellung desEnergiekonzeptes noch erklären, daßman nicht ein paar Freiberufler be-auftragen und eine Studie einkaufenkann, sondern wir müssen im Zugeder Erstellung bereits selbst mitredenkönnen, als auch die direkt Betrof-fenen mitreden lassen. In diesemFalle werden sicherlich auch die Leu-te vom ENEL und den munizipalisier-ten Betrieben mit einbezogen. Daßwir mit den Vertretern der Umwelt-verbände auch reden, mit den insti-tutionellen Vertretern unserer Bevöl-kerung und mit dem Gemeindenver-band, ist klar.Passeirer BlaU:Haben sich die ENEL-Vertreter mitden Vorstellungen einverstanden er-klärt?Landesrat Kofler:Die ENEL-Vertreter haben sich damiteinverstanden erklärt, uns bei derErarbeitung des gesamten Energie-konzeptes Daten zur Verfügung zustellen. Sie sind auch damit einver-standen, daß man die Ergebnisse die-ses Landes - Energiekonzeptes ab-wartet, bevor man jedwede Entschei-dung trifft und weitere Schritte un-ternimmt. Das setzt aber voraus, daßnicht nur die Großableitungsanträgedes ENEL ruhen, sondern daß auchunsererseits - von interessierten Ge-meinden oder anderen Körperschaf-ten - diesbezügliche Anträge nichtweiterbetrieben werden.Passeirer BlaU:Laufen momentan Untersuchungs-verfahren für Gebiete in Südtirol?Landesrat Kofler:Nein, aufgrund unserer Abspracheruhen diese Untersuchungen für das

Ahrntal und ebenfalls für eine Groß-ableitung des Eggentalerbaches fürdie Etschwerke.Passeirer BlaU:Läuft für Passeier ein Untersuchungs-verfahren?Landesrat Kofler:Nein, es ist sogar so, daß in denVeröffentlichungen der vorgesehe-nen Projekte das ENEL bis zum Jahre2000 Passeier nicht aufscheint. Eswird aber immer ein permanenterKampf sein, wo wir uns immer weh-ren werden müssen. Das ENEL wirdnie sagen, ab jetzt lassen wir euchin Ruhe. Wir müssen uns über fol-gendes klar sein: wenn bei uns Leuteaufstehen und sagen, sie wollen wirt-schaftliche Wasserkraftwerke, wirdauch das ENEL wiederkommen.Passeirer BlaU:Könnte die Planung kleinerer Kraft-werke im Bereich der früher geplan-ten ENEL-Projekte das ENEL wiederauf den Plan rufen?Landesrat Kofler:Die Gefahr besteht sicherlich, daßdurch ein kleineres Kraftwerkprojektdas ENEL wieder auf den Plan ge-rufen wird, und deswegen müssenwir ganz sicherlich achtgeben, vor al-lem bei sogenannten Großableitun-gen über 3000 kW/h. Bei sogenann-ten kleinen oder Kleinstkraftwerkenkann man mit dem ENEL sicherlichreden. Ich würde vor allzugroßenAktivitäten auf jeden Fall abraten.Passeirer BlaU:Wie verhält sich das Land zu dengeplanten Kleinkraftwerken?Landesrat Kofler:Insgesamt muß man sagen, daß dieKleinkraftwerke einen verschwindendgeringen Beitrag zur Energiesituationleisten. Es können aber aufgrund ört-lich günstiger Verhältnisse solche An-lagen verwirklicht werden. Es wirdaber sicherlich so sein, daß man inZukunft auch im Lichte der einzu-führenden Umweltverträglichkeits-prüfung, die gesetzlich geregelt wer-den soll, viel vorsichtiger vorgehenmuß. Wenn es sich aufgrund der Um-weltverträglichkeit erweist, daß mandas machen kann, und ebenso, daßes wirtschaftlich dem kleinen undKleinstraum dient, werden wir nichtdagegen zu Felde ziehen.Passeirer BlaU:Was ist mit den Kleinstkraftwerken?Landesrat Kofler:Der Wassernutzungsplan besagt, daßunter 220 kW installierter Nennlei-stung keine Anlagen gebaut werdenkönnen, außer bei Schutzhütten oderanderen isolierten Verbrauchern, die

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keinen öffentlichen Stromanschlußhaben. Eher besteht die Gefahr, daßKleinstkraftwerke versuchen, sich auswirtschaftlichen Gründen zu erwei-tern.Passeirer Blatt:Nochmals konkret zum Passeiertal:Es steht sicherlich der größte Teilder Bevölkerung hinter Ihrer Ansicht,wennmöglich jedes Großprojekt alseinen nicht mehr wieder gut zu ma-chenden Eingriff in den Naturhaus-halt unseres Tales strikt abzulehnen.Wie sollen sich die Verantwortlichendes Tales Ihrer Meinung nach jetztverhalten?Landesrat Kofler:Ich glaube, wir müssen wirklich mitvereinten Kräften kämpfen und nichteinzeln vorpreschen. Es ist tatsäch-lich so, daß das Großprojekt Ahrntalaufs Tapet gekommen ist, weil dieGemeinde Sand in Taufers einen An-trag für eine Großableitung gestellthat und die Großableitung nicht beiuns in Südtirol behandelt werdenkann, sondern in Rom. Dann habendie gesagt, das sei ein Gebiet, woauch sie Interessen hätten.Passeirer Blatt:Warum ist damals Passeier aktuellgeworden?Landesrat Kofler:Weil das ENEL auf die Eintragung ei-nes Passeirer Großkraftwerkes in denLandesraumordnungsplan bestand.Passeirer Blatt:Im kommenden Jahr soll ja der Lan-desraumordnungsplan erneut aufge-legt werden. Glauben Sie, daß dasENEL dann nicht wieder auf die Ein-tragung der Großkraftwerke bestehtund die Befürchtungen damit vonneuem beginnen?Landesrat Kofler:Unsere Vorstellung heute wäre, daßwir wirklich nur die Grundausrichtunghineinschreiben, auch ideenmäßig, soetwa die 13 Punkte, die einmal disku-tiert wurden, daß aber die grafischenUnterlagen auf ein Mindestmaß redu-ziert werden. Fachpläne für einzelneFachbereiche aber sollen zwar aus-gearbeitet, aber nur vom Landesaus-schuß genehmigt werden, und nichtals Landesgesetz, sodaß sie nichtmehr nach Rom gehen müssen.Passeirer Blatt:Eine Frage noch zur Erdgasleitung:Darf das Passeiertal hier konkret aufeinen Anschluß hoffen, und innerhalbwelcher Zeiträume könnte er reali-sierbar sein?Landesrat Kofler:Was die Gasversorgung betrifft, sindwir mit den Städten Bozen und Meran

an die Erdgasleitungen angeschlos-sen. Gas wird sicherlich auch beiuns an Bedeutung gewinnen, wegender Versorgungssicherheit, der Um-weltfreundlichkeit, der Verfügbarkeitund des Preises. Allerdings wird sichder wirtschaftliche Vorteil mit derZeit einpendeln. Man muß bei unsachtgeben, daß sich nicht irgendje-mand günstige Versorgungsgebieteherauspickt, etwa das Burggrafen-amt, und die Randgebiete wie Pas-seier hintanstellt. Deswegen möchtenwir ein einheitliches Versorgungs-konzept und daß dies etwa von derBezirksgemeinschaft koordiniert wird.

Konkret ist es so, daß das Unter-land und das Burggrafenamt am wei-testen sind, und man kann damitrechnen, daß im Verlaufe des kom-menden Jahres 1990 konkret mit er-sten Arbeiten begonnen werdenkann. Allerdings sind auch im Pas-seier Grenzen gesetzt, wenn wir ehr-lich sind. Die Gasleitung kann wahr-scheinlich nur bis St. Leonhard ge-führt werden.Passeirer Blatt:Herr Landesrat, wir danken herzlichfür die offene Aussprache.

KR/AR

Wiederaufbauarbeiten am SchneebergAm 21. Juni 1967 zerstörte ein Brandam Schneeberg das große Arbeiter-haus. Daraufhin wurde die Erzförde-rung auf Passeirer Seite eingestellt.In den folgenden Jahren wurde amSchneeberg vieles mutwillig zerstört,die Häuser wurden geplündert, vielebrauchbare Dinge abtransportiert. DieGebäude verfielen schnell, und Stol-len begannen einzustürzen. Nur dasVerwaltungsgebäude, das zur Schutz-hütte umfunktioniert wurde, blieb vordem weiteren Verfall bewahrt.Im Herbst 1985 wurden auf Anord-nung des Bergbauamtes der Landes-regierung »Aufräumunqsarbeiten-am Schneeberg durchgeführt. Auf-räumungs- und Sicherungsmaßnah-men waren dort sicher notwendig.Leider wurden diese aber ohne jedefachkundige Aufsicht durchgeführtund so viele bergbauhistorisch wert-volle Dinge zerstört. Jetzt gilt es zuretten, was noch zu retten ist.Das Aktionskomitee für den Schnee-berg-Passeier, dessen Mitglieder ausallen drei Passeirer Gemeinden sind,

hat bereits einige Arbeiten durchge-führt. So wurde der alte Knappen-steig vom Seemoos nach St. Martinam Schneeberg und weiter zurSchneebergscharte (Kaindljoch) wie-der hergerichtet. Der Weg und Bau-lichkeiten wurden mit Kupfertafelnbeschildert, die Bergwerkspyramidewurde neu errichtet. Am alten Gast-haus wurde das Dach notdürftig aus-gebessert.Der wertvolle barocke Schneeberger-Christus wurde in der Restauratoren-werkstätte des Landesdenkmalamtesrestauriert und wird bis zur Fertig-stellung der Knappenkirche amSchneeberg in Moos aufbewahrt. Ander Außenwand des Verwaltungsge-bäudes (ietzt Schutzhütte) wurde einneues Kreuz errichtet. Den Christusdafür hat Karl Hofer aus Stuls ge-schnitzt.Im Auftrag der Landesregierung hatArch. Tardivo eine genaue Bestands-aufnahme der Gebäude am Schnee-berg gemacht und entsprechende

(Fortsetzung auf Seite 4)

Knappenkirchlein in St. Martin am Schneeberg vor der Zerstörung durch einen Brand 1955.

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Wiederaufbauarbeiten am Schneeberg(Fortsetzung von Seite 3)

Sanierungsvorschläge ausgearbeitet.Es ist zu hoffen, daß das endgültigeSanierungsprojekt bis zum Frühjahr1990 ausgearbeitet und von den zu-ständigen Landesstellen genehmigtist, damit auch die notwendigen Geld-mittel bereitgestellt werden können.Es bleibt dann aber auch noch zuhoffen, daß sich auch einheimischeBaufirmen für die Durchführung derArbeiten am Schneeberg finden.Im Sanierungsplan des Landes ist der

Wiederaufbau der Knappenkirche»Maria Schnee- nicht vorgesehen.Diese stellt aber für viele Passeirereinen ideellen Wert dar. So wird sienach den Plänen von Arch. Paul Gam-per mit Beiträgen des Landesdenk-malamtes, der Passeirer Gemeinden,der Bankinstitute und durch freiwil-lige Spenden wieder aufgebaut. DieRuine wurde bereits ausqeräurnt,Mauerteile ausgebessert, das Bau-holz steht bereits, und die Schindelnwerden demnächst von den Arbeiternder Forst- und Domänenverwaltungs-

station in Moos gefertigt.Durch die Sanierung der noch be-stehenden Gebäude und die Erhal-tung von Ruinen soll noch ein Bild vomeinstigen Knappendorf St. Martin amSchneeberg bestehen bleiben. Da-durch kann auch das Wissen um dasin den Alpen am längsten in Betriebstehende und höchstgelegene Berg-werk Europas und somit um eine großegeschichtliche Vergangenheit in un-serem Tale, besonders in der Jugend,gefördert werden und für weitere Ge-nerationen erhalten bleiben. kl

Denkmalgeschützte Gebäude gehören zum VolksvermögenIm ersten Beitrag versuchten wir auf-zuzeigen, daß geschichtlich geworde-ne und handwerklich/künstlerisch oftwertvolle Bauten nicht nur dem Be-sitzer Stolz und Freude bereiten,sondern auch zum Volksvermögenschlechthin gehören. Anhand derdenkmalgeschützten Bauten auf demGemeindegebiet von St. Martin konn-ten die Leser erkennen, daß eineUnterschutzsteIlung oft wesentlichist, um zwei Hauptanliegen zu er-reichen:- Schutz vor dem Verfall der Bau-

substanz;- finanzielle Hilfe im Sanierungsfall.Im vorliegenden Beitrag geben wir ei-nen Überblick über die denkmalge-schützten Bauten des Gemeindege-bietes von St. Leonhard: Pfarrkirchezum hl. Leonhard mit Friedhof; St.Georg auf dem Friedhof; Pfarrhof;Schnitzerhof auf Hinterplatz mit Back-häuschen; Mühle und Backhaus beimBranter auf Hinterplatz; Schmiedgutin der Prunst; Untersticklhof; Mair-;

hof; HI.-Kreuz-Kirche;Freisegghof; St. Hip-polyt auf Glaiten;Peterjörglhaus (=Schildhof Gomion);Pfarrkirche zum hl.Antonius in Walten;Rinnerhof Walten;Auer auf Walten; St.-Johann-Kirchlein inWans; Winnebachhofauf Karlegg; St.-Anna-Kirchlein in Fi-strad; Sandhof; HI.-Grab-Kapelle amSandhof; Mühle beimOberhof in Glaiten;Oberbucherhof mitMühle und Backofenin der Kellerlahn;Wallf ah rtskirchl ei nMariä Opferung aufder Mörre; GasthausMörre mit Hauskapelle; Stauderhof inSchweinsteg; St.-Ursula-Pfarrkirche inSchweinsteg; Waldkapelle in Schwein-

Die Wald kapelle in Schweinsteg ist eine alte Totenrast underzählt in seinen Gemälden aus Tirols bitteren Tagen.

Der denkmalgeschützte Freisegghof in Glaiten hat noch gotische Bausubstanz aufzu-weisen. Er gleicht einem Adlerhorst auf schwindelnder Höhe.

steg; Pfarrhaus in Schweinsteg; Hüt-terhof in Schweinsteg; Alte Kaser aufder Fistrad-Alm; Herz-Jesu-Kapelleam Sandhof; Wallfahrtskirchlein MariaLourdes in Gomion; Kapelle zurSchmerzhaften Muttergottes des Jo-hann Gögele und Josef Königsrainer.Es ist eigenartig, daß sich das Hei-matgefühl oft nicht so sehr in einermodernen und technisch verfeinertenWohnkultur einer neuen Wohnungentfaltet, als vielmehr im eigenarti-gen, unnachahmlichen Zauber alterHäuser und Wirtschaftsgebäude. Dervielzitierte »Zahn der Zeit- läßt be-sonders an alten Mauer- und Holz-bauten die faszinierende Welt derGeschichte, der zeitlichen Distanzzum tiefen Erlebnis werden. Hierinliegt wohl auch mit ein Grund, warumNeureiche in Stadt und Land großesGeld für ein wurmzerfressenes Ge-täfel oder für alte Holzbalken aus-geben, um im Kontakt mit diesemfast magischen Zauber zu leben.

er

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Zwei Höhepunkte während der Herbstübungender Freiwilligen Feuerwehr Moos

Gemeinsame Rettungs-übung von Feuerwehrund Weißem KreuzZum ersten Mal fand in Moos einegemeinsame Übung des Rettungs-dienstes Weißes Kreuz, Sektion Pas-seier, und der Freiwilligen FeuerwehrMoos statt. Ein mit schrottreifenFahrzeugen, mit zwei von Burschengespielten Verletzten und einereigens angefertigten, menschen-großen Puppe hervorragend insze-nierter Verkehrsunfall, bei welchemzwei PKW mit insgesamt 3 Perso-nen auf der Straße Moos - Platt,gleich nach der Mooser-Brücke, imStraßengraben gelandet waren,stellte dabei den Ernstfall dar.Die Helfer des Weißen Kreuzes, Sek-tion Passeier, welche an die Unfall-steIle gerufen worden waren, mußtenfeststellen, daß die drei »Schwerver-letzten- in den Wracks eingeklemmtwaren und alarmierten daher dieFreiwillige Feuerwehr Moos, welchesofort mit den notwendigen Mannund Geräten ausrückte.Unter der fachkundigen Anleitungvon Dr. Thomas Lanthaler und Weiß-Kreuz-Helfer Oswald Righi galt es fürdie Männer des Rettungsdienstes inerster Linie die Erstversorgung derVerletzten zu gewährleisten. DerFeuerwehr oblag es, die im steilenGelände liegenden Fahrzeuge zusichern und sodann die drei Ver-letzten mittels hydraulischer Schereund Spreize sowie pneumatischerHebekissen aus den Fahrzeugen zubefreien. Das Wichtigste dabei wardie Koordinierung der verschiedenenRettungsmaßnahmen, um die Verletz-ten nicht noch mehr zu gefährdenbzw. die Verletzungen nicht noch zuverschlimmern. Diese Koordinierung,welche immer Aufgabe des Weiß-Kreuz-Helfers ist, da er ja am bestendie Gefahren und die wichtigstenHilfsmaßnahmen für den Verletztenkennt, gelang Oswald Righi in ge-konnter Weise. Da durch auslaufen-den Treibstoff zudem auch Brandge-fahr bestand, war inzwischen vomTanklöschfahrzeug aus ein Schaum-Angriff anfgebaut worden.Nachdem die Verletzten sehr fach-männisch und sorgfältig aus ihrermißlichen Lage befreit worden waren,wurde ihnen entsprechend ihrer er-littenen Verletzungen von den Ret-tungsmännern Erste Hilfe geleistet.Die Fahrzeuge wurden sodann, um

auch diese Auswirkungen realistischzu erproben, in Brand gesteckt undmit Mittelschaum gelöscht.Bei der abschließenden Besprechungdieser Übung wurde noch einmalderen Ablauf kritisch beleuchtet undvor allem die gute Zusammenarbeitbeider Rettungsorganisationen her-vorgehoben. Als wichtigste Voraus-setzungen für ein gutes und erfolg-reiches Gelingen derartiger Einsätzewurden genannt:- richtige Alarmierung;- Absperren des Unfallortes und Ver-

meidung von Hektik;- perfekte Einsatzleitung bei beiden

Organisationen;- gezielte Koordinierung der ver-

schiedenen Rettungsmaßnahmen;- langsames und vorsichtiges Vor-

gehen bei der Bergung.Kommandant Anton Platter und Weiß-Kreuz-Helfer Oswald Righi danktengegenseitig für die hervorragendeOrganisation und Abwicklung dieserÜbung und regten zu öfteren der-artigen Gemeinschaftsübungen an.

Waldbrandübung derPasseirer Feuerwehrenim Domänenforst»Hahnebaum«Einen besonderen Höhepunkt stelltedie zum Abschluß der Herbstübun-gen stattgefundene Waldbrandge-meinschaftsübung der FreiwilligenFeuerwehren des Passeiertales dar.Die Organisation dieser Großübung

am Sonntag, den 22. Oktober 1989oblag dabei der Freiwilligen Feuer-wehr Moos, der es vor allem auchdank des herrlichen Herbstwetters,in hervorragender Weise gelang,nicht nur den Ernstfall ausgezeich-net zu simulieren und organisato-risch zu bewältigen, sondern allenAnwesenden diesen Sonntag-Nach-mittag zu einem wahren Erlebniswerden zu lassen.Der mittels Raucherzeugung auf einerFläche von ca. 1,5 Hektar auf 1650 mÜ. d. M. im Domänenforst Hahnebaumim Gemeindegebiet von Moos in Pas-seier simulierte Waldbrand wurde um13.15 Uhr von der Freiwilligen Feuer-wehr Moos lokalisiert. Die in denPersonen des AI und KOT AntonPlatter, dessen STV Hubert Brunner,des ZGKOT Anton Lanthaler und desSF Josef Kofler eingerichtete Ein-satzleitung erforschte anhand derOrtskenntnis und einer genauen Ge-bietskarte die vorhandenen Wasser-entnahmesteIlen, teilte die nötigenGruppen ein und alarmierte um 13.30Uhr über Funk die Feuerwehren vonSaltaus, St. Martin, St. Leonhard, Wal-ten, Platt, Rabenstein und den ZGStuls der Freiwilligen FeuerwehrMoos, welche sofort jeweils mit einerGruppe von 10-15 Mann ausrückten.Für die Anfahrt über die Timmelsjoch-straße bis ca. km 12,5 und dannrechts weiter über ca. 2,5 km Forst-straße benötigten die Wehren zwi-schen 10 und 45 Minuten. Die nachund nach eintreffenden Feuerwehren

(Fortsetzung auf Seite 6)

Geräteverteilung bei der Übung im Hahnebaum.

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Zwei Höhepunkte während der Herbst-übungen der Freiwilligen Feuerwehr Moos(Fortsetzung von Seite 5)

wurden durch Lotsen zu den Was-serentnahmestellen bzw. zu den vor-gesehenen Stellen für Relaisschaltun-gen und Angriffspunkten geführt. DieEinweisungen, sowie der Aufbau undvor allem die Zusammenarbeit zwi-schen den einzelnen Wehren warenausgezeichnet und so konnte in kür-zester Zeit das ausreichend vorhan-dene Löschwasser aus den 3 Ent-nahmestellen mittels 5 Pumpen, da-von 2 in Relaisschaltung, über ca.1400 mB-Leitung und 315 m C-Leitung zum Brandobjekt befördertwerden, wo es sich aus insgesamt7 Strahlrohren ergoß. Dank der gutenErschließung dieses Waldgebietesmit Forststraßen und Wasserentnah-mesteilen konnte das Brandobjektrelativ leicht und wirksam von allenSeiten angegriffen werden. EineGruppe wurde mit Motorsägen, Bei-len usw. ausgerüstet. Insgesamt wa-ren 136 Mann mit 17 Fahrzeugen imEinsatz, wobei die 34 Mann der Frei-willigen Feuerwehr Moos ausschließ-lich die organisatorischen Aufgaben,wie Einsatzleitung, Lotsendienst,»Brandstiftunq= und Verpflegung zubewältigen hatten. Im Laufe derÜbung war auch der RettungsdienstWeißes Kreuz, Sektion Passeier, alar-miert worden, der mit einem Ret-tungswagen und 3 Mann Besatzunganrückte, um einen »Verletzten- (aku-te Rauchvergiftung, Verbrennungen2. Grades an beiden Händen und amlinken Bein, Oberschenkelbruchrechts) zu bergen und ihm ersteHilfe zu leisten.Als Beobachter verfolgten mit großerAufmerksamkeit Amtsdirektor Dr.Guido Bocher, in Vertretung der Lan-des-Forst- und Domänenverwaltung,die ja das Gebiet für diese Groß-übung zur Verfügung gestellt hatte,Bezirksfeuerwehrinspektor Dr. FranzDemetz mit Stationskommandant vonSt. Leonhard Franz Burgmann undWaldaufseher Friedrich Lanthaler,BFP-STV Hubert Eisendie und BGMFranz Raich den Verlauf der Übung.Dabei wurden sie vom Forststations-kommandanten von Moos, Franz Wie-ser, der selbst begeisterter Feuer-wehrmann ist und maßgeblich zurOrganisation und zum guten Gelingendieser Übung beigetragen hat, undvon Feuerwehrkommandant AI AntonPlatter durch das gesamte Einsatz-gebiet geführt. Die CarabinieristationMoos war mit M.lo Roberto Zande-giacomo und Brig. Massimo Zangran-do ebenfalls bei dieser Übung ver-

treten. Um 15.00 Uhr gab der KOTder Freiwilligen Feuerwehr Moos,AI Anton Platter, über Funk das Ko-mando »Übung beendet, Geräte auf-nehmen«,Anschließend erfolgte im »Gander-berg er-Matt- die Aufstellung undMeldung, sowie die Analysierung undBeurteilung der Übung. BFP-STV Hu-bert Eisendie sowie die anderen Be-hördenvertreter fanden in ihren An-sprachen durchwegs lobende Worte,unterstrichen die Wichtigkeit vonGemeinschaftsübungen und danktenfür die gute Organisation und Ab-wicklung dieser Übung, für die gute

Zusammenarbeit unter den Wehrenaber auch mit den anderen Behör-den und für den selbstlosen und auf-opferungsvollen Einsatz, nicht nur andiesem Sonntag Nachmittag sondernauch allgemein im Verlauf des ganzenJahres und darüberhinaus. Weiß-Kreuz-Helfer Oswald Righi gab Auf-klärung über die zu treffenden Sofort-maßnahmen bei Rauchvergiftung undVerbrennungen und führte kurz dieseMaßnahmen auch praktisch vor.Bei einem hervorragend zubereitetenImbiß fand diese Großübung einenfröhlichen Ausklang.

J.K

LITERATURRUNDSCHAU»Schneeberg - 800 Jahre Bergbauzwischen Ridnaun und Passeier«

Das ist der Titel des neuen Schnee-bergbuches von Hans Michael Voel-

ekel, das die Gemeinden Moos undRatschings mit Unterstützung der

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Landesregierung herausgegeben ha-ben.Voelckel hat bereits 1978 das Buch»Chronik vom Schneeberg« veröf-fentlicht, das in Form einer Wander-beschreibung von der Timmelsjoch-straße über den Schneeberg nachMaiern im Ridnaun die Geschichtedes Bergwerkes behandelt. Seitherhat der Autor in jahrelanger, mühe-voller Kleinarbeit mit viel Liebe undEifer aus den verschiedenen Archivenund privaten Sammlungen sowie vonnoch lebenden Knappen Berichte,Dokumente und Bilder gesammeltund in einem Buch zusammengestellt.So hat er ein anschauliches Bildüber die 800jährige wechselvolle Ge-schichte des Erzabbaues und desErztransportes vom Schneeberg ge-zeichnet. Im Buch sind viele Original-texte und Dokumente aufgeführt.Die Geschichte vom Bergwerk amSchneeberg beginnt mit dem Jahre1237, wo im Bozner Notarbuch dasSilber vom Schneeberg als gutesZahlungsmittel erwähnt ist. Die Blüte-zeit des Bergbaues am Schneebergwar gegen Ende des 15.Jahrhunderts(1486 waren über 1000 Bergleute).Das größte Problem war immer der

Abtransport des Erzes, und im Laufeder Jahrhunderte wurden dabei ver-schiedene Techniken angewandt. Ei-ne Besonderheit in dieser Hinsichtwar der Bau der Wassertonnenauf-züge vom Seemoos zum Schneeberg(St. Martin am Schneeberg) und vomPocher zum Kaindlstollen, auf Rid-naunerseite die fünf Bremsberge undhüben wie drüben die dazwischen-liegenden Pferdebahnstrecken. DieseAnlage ist ein einzigartiges Baden-denkmai der Vermessungs-, Inge-nieur- und Baukunst, ein Glanzstückder Montantechnik. Eine genaue Be-schreibung und reiche Bebilderungim neuen Schneebergbuch vermittelteine kleine Vorstellung über diesemit 27 km längste Übertageförder-anlage der Welt.Über die Beziehungen des GerichtesPasseier bzw. der Passeirer Gemein-den zum Bergwerk am Schneeberggibt es kaum schriftliche Unterlagen,da das Bergwerk bereits seit 1479dem Berggericht Gossensaß-Sterzingunterstand und sich somit die ganzeVerwaltung dort abwickelte. Nur dieseelsorgliche Betreuung der Knap-pen erfolgte stets vom Passeier aus.Das Bergwerk am Schneeberg hat

nicht nur durch Jahrhunderte die Wirt-schaft von Passeier und Ridnaunbeeinflußt, sondern auch das Lebenund die Familiengeschichte vielerKnappen mitbestimmt.Es ist ein großes Verdienst des Ver-fassers, daß er, ohne ein Bergbau-fachmann zu sein, die einstige Le-bens- und Arbeitsweise der Knappenerforscht und viele Dokumente indiesem Buch gesammelt hat, wofürihm aufrichtiger Dank gebührt.

kl

Denkmal für die gefallenen Knappen inSt. Martin.

Stellungnahme des WirtschaftsringsPasseier zur Straßensituation

Es ist eine unumstrittene Erkenntnis,daß eine Volkswirtschaft ohne lei-stungsfähige Verkehrsinfrastrukturennicht konkurrenzfähig ist. Dies gilt fürStaaten und Länder, aber auch fürKleinregionen und Talschaften wiedas Passeier. Wir produzieren, kaufenund verkaufen und bieten Dienstlei-stungen an, wobei dem Fremdenver-kehr eine große Bedeutung zukommt.Damit die verschiedenen Unterneh-men in einem Tal wirtschaften kön-nen, müssen sie Waren zu annehm-baren Bedingungen und Kosten »irn-

portieren- und »exportieren« können,es sei denn, wir kehrten zu einervorwiegenden Agrarwirtschaft zu-rück, die nur die Einheimischen miteinheimischen Produkten versorgt.Eine Straße als Verbindung ist über-dies nicht nur für den Warentransportwichtig, sondern auch unerläßlich,damit Touristen ohne große Problemeanreisen und die Arbeitskräfte ihreArbeitsplätze in und außerhalb Pas-seier erreichen können.Für die Passeirer Straße, über derenNeubau seit Jahren geredet wird, oh-

ne daß Taten gefolgt sind, bedeutetdies folgendes:Wir brauchen keine Schnellstraße; esgenügt, wenn die bestehende Ver-bindung ausgebaut und verbessertwird, um Eng- und Gefahrenstellenzu beseitigen und dadurch einenreibungslosen Verkehrsfluß zu ge-währleisten. Ein Dank für die vielenArbeiten, die hervorragend gemachtwerden, gilt der Baufirma Nordedilesowie dem Straßenmeister der ANASKarl Righi. Die daraus resultierendenVorteile bleiben aber gering, wennder Anschluß fehlt und die Straßedirekt nach Meran führt, wo derPasseirer Verkehr sich zum inner-

(Fortsetzung auf Seite 8)

Versammlung des Wirtschaftsringes.

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Seite 8 / Nr. 4 Passeirer Blatt / Dezember 1989

Stellungnahme des WirtschaftsringesPasseier zur Straßensituation(Fortsetzung von Seite 7)

städtischen Verkehr gesellt und damiteine Situation ergibt, die die be-stehenden Straßen nicht verkraftenkönnen.Das Projekt eines Tunnels durch denKüchelberg .mit einer Verbindung zurSchnellstraße Meran - Bozen ist nochnicht einmal ganz ausgereift, da for-miert sich schon der Widerstand.Wir meinen: lassen wir die Planerdoch einmal arbeiten, unterbreitenwir Verbesserungs- oder Alternativ-vorschläge! Die Voreingenommenheitallen Straßenbauprojekten gegen-über darf doch nicht einfach zurTugend erklärt werden!Vieles von dem, was da als Argumentgegen dieses Projekt ins Feld geführtwurde, scheint uns nicht haltbar. Dawären einmal die hohen Kosten. Si-cher, es handelt sich um eine nichtbillige Lösung. Aber wir kriegen dieAutos in den Berg, entlasten die Stadtund schaffen einen schnellen An-schluß an eine regionale Verbindung.Die einzige billige, ja kostenlose Alter-native ist die, daß alles so bleibt wiees ist. Dabei wäre das Nichtstun garnicht so billig, denn die Verluste, diedie Wirtschaft durch das Fehlen einerStraße erleidet, müssen auch berück-sichtigt werden. Und schließlich ist jafast jeder Passeirer daran interessiert,daß eine Fahrt nach Bozen keineTagesreise wird.Das Bild von der Passeirer Straßeals Transitstrecke ist übertrieben.Es wird einfach übersehen, daß amEnde des Tales zwei über 2000 mhohe Pässe liegen, über die Panora-rna-, aber doch nie Hochverkehrs-straßen führen. Sogar wenn der vor-geschlagene Tunnel als Verbindungzum Wipptal hin ausgebaut würde,könnte man nicht von der Gefahrsprechen, daß da Transitverkehr an-gelockt wird; denn dabei geht esallein um die Schaffung einer Paß-straße, die auch den Winter überbefahren werden kann, was für ganzPasseier ein großer Vorteil wäre. DieJaufenstraße als solche bliebe er-halten, nur die unmittelbare Paßhöhewürde bis zum Jaufenhaus hin unter-tunnelt, um den Schneeverwehungenzu entgehen. Daß Autofahrer (vor al-lem aus dem Burggrafenamt) undTouristen diese Möglichkeit nutzenwürden, ist klar. Aber von Transit zusprechen, der eine Gefahr für Pas-seier wäre, ist nicht angebracht.Die Bevölkerung vieler SüdtirolerTäler war früher vergleichsweise armund rückständig. Der Verkehr hat denAufschwung ermöglicht, hat die Ab-

wanderung gestoppt und auch ausdem Passeier ein wirtschaftlich blü-hendes Tal gemacht. Es liegt uns fern,dieses Tal, das unsere Heimat undunser Wirtschaftsraum ist, zu gefähr-den. Aber wir brauchen eine Nabel-

schnur zum Land. Vom Verkehr wollenwir uns nicht überrollen lassen, aberauch nicht von der Konkurrenz.

Wirtschaftsring PasseierH.V

Im Gedenken anAltbürgermeister Josef Tschöll

Am 2. Oktober 1989 verstarb in Merander Kammerveiterbauer Josef Tschöll.Da er im Gemeinschaftsleben desPasseiertales eine wesentliche Rollegespielt hat, sein hier kurz sein Lebenund seine Leistungen gewürdigt.Josef Tschöll wurde am 18. Jänner1925 als ältestes von sieben Kindernin St. Leonhard geboren. Die italie-nische Volksschule besuchte er inSt. Martin und arbeitete anschließendauf dem väterlichen Hof zu Kammer-veit, bis ihn die Kriegswirren in dieWelt hinaus riefen: im September1943 rückte er mit noch einigen Pas-seirern zur Division Brandenburg einund wurde in Baden bei Wien für denFronteinsatz geschult.Der erste Einsatz erfolgte beim Un-garnaufstand im März 1944 und beider Partisanenbekämpfung in Monte-negro. Nach einem Zwischenaufent-halt in Imola kam er im Herbst 1944an die russische Front nach Anger-burg in Ostpreußen und um Weih-nachten 1944/45 in die russischeGefangenschaft, aus der er erst imFrühjahr 1948 zurückkehren konnte.1949 heiratete er die ScheibertochterRosa Egger, die ihm elf Kinderschenkte.

Bereits am 29. Mai 1960 folgte Josefseinem Vater in den Gemeinderatvon St. Leonhard, der ihn auf Anhiebzum Bürgermeister wählte - ein Amt,das er drei Legislaturperioden langbis 1974 bekleidete. Als Bürgermei-ster kümmerte er sich besonders umden Schulhaus bau (Walten, St. Leon-hard/Dorf, Mörre und Glaiten), umBrücken (Schweinsteg) und um Bau-land für Bauwillige.Als wohl bester Kenner der bäuer-lichen Welt des Passeiertales warTschöll 20 Jahre lang Präsident derPasseirer Höfekommission und seitdem Ausscheiden von JohannSchwarz, Dorfbauer, auch Obmannder Passeirer Gerichtsalmeninteres-sentschaft, welche die Almen Lazinsund Timmels verwaltet.In diesem Gremium ging es ihm umden Kauf der Schönauer Weidegrün-de, um die Meliorierung der beidenAlmen und um die Regelung derRechtslage der Interessentschaft.Menschen um Altbürgermeister JosefTschöll lobten an ihm seine Ehrlich-keit, seine Selbstlosigkeit und seinegroße Hilfsbereitschaft. Ersorgte sichzuerst um die Belange der Mitmen-schen, dann erst um seine eigenen.

Im Bildvardergrund Altbürgermeister Jaset Tschöll in seiner Eigenschaft als Obmannder Passeirer Gerichtsalmeninteressentschaft.

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Passeirer Blatt I Dezember 1989 Seite 9 I Nr. 4

Der Bauer und Politiker Tschöll hatteauch seine Hobbys: einmal war esder Viehhandel, dem er mit Leib undSeele anhing und der ihm erst zuverleiden begann, als die komplizierteWelt der Mehrwertsteuer und andererFinanzregelungen im Anmarsch war,dann das Kartenspiel, das er meister-haft beherrschte, besonders was dasLaub bieten betraf.Des Kammerveitervaters Lieblings-platz war die hofeigene Alm in Tim-mels, die Kammerveiter Bank. Mitdem Einzug der Blumenwelt in dasHochtal zog es alljährlich auch ihnmit seinem Vieh und mit seinenLieben in die Zauberwelt der Berge.Zahlreiche Trauergäste folgten sei-nem Sarge zum Familiengrab nachSt. Martin, wenn auch die Abwesen-heit manch alter, vor allem prominen-ter Weggefährten ins Auge fiel.

Aktive JungeGenerationSt. LeonhardAuch dieses Jahr hat die Junge Ge-neration in der SVPvon St. Leonhardüber ihre umfangreiche Tätigkeit zuberichten.Anfang des Jahres organisierte manaufgrund der großen Nachfrage einenComputer-Einführungskurs sowie ei-nen Buchhaltungskurs, die unter denTeilnehmern großes Lob ernteten.In zahlreichen Sitzungen diskutierteder Ausschuß vielfach über die Ge-meindepolitik. Besonders engagiertzeigte sich die Junge Generation fürUmwelt belange.Eine getrennte Einsammlung vonKartonen auf Talschaftsebene würdeman ebenso begrüßen wie die baldigeInbetriebnahme der Kläranlage.Man beließ es aber nicht nur beiWorten, sondern half auch tatkräftigmit, unsere Umwelt zu schützen.Beispielgebend dafür war sicherlichdie Einsammlung von alten Bratfettenund Ölen.Über die Entsorgungsfirma »DABRIN-GER« erhielt die Junge Generationgeeignete Sammelkübel, die an Gast-höfe, Pensionen, Kondominien, Ver-einshaus und Altersheim verteilt wur-den. Bei Bedarf wurden die vollenKübel eingesammelt und an die Firma»Dabrinqer- weitergeleitet. So konn-ten bis zum heutigen Datum 1,5 Ton-nen Altfette eingesammelt und wie-derverwertet werden.Aus diesen Altölen werden in speziel-len Fabriken wiederum Produkte wie

Farben, Lacke, Schmierseife und an-dere Waschmittel hergestellt.Für unsere Natur ist diese Aktionvon großem Nutzen, da gerade diese1,5 Tonnen Altfette entweder im Ab-flußkanal und somit in der Passer,oder als Schweinefutter (gesetzlichverboten), enden würden.Sollte jemand einen solchen Kübelbenötigen, so kann er sich bei Oth-mar Hofer, Tel. 86289, oder beiHubert Verdorfer, Tel.86589, melden.Wünschenswert wären solche Initiati-ven, vor allem von jenen, die sichzwar lautstark für den Umweltschutzeinsetzen, aber ihren Beitrag selbstnicht leisten wollen.Besonders besorgt zeigte sich derAusschuß der JG über die Drogen-situation im Passeiertal. Nach einerAussprache mit dem Gemeindeaus-

schuß von St. Leonhard, den Jugend-verbänden und anderen Interessier-ten, legt die JG großen Wert aufeineprezise Aufklärung der gesamm-ten Offentlichkeit, sowie eine engereZusammenarbeit mit unseren Sicher-heitsbehörden. Es ist beängstigend,daß laut Aussagen der Sicherheits-kräfte ca. 70 Jugendliche des Passei-ertales Drogenkontakte haben.Die Jugendverbände von St. Leon-hard werden sich im März 1990 füreine ausreichende Information derBevölkerung einsetzen.Zum Schluß sei noch auf unser Preis-watten im Febraur 1989 hingewiesen,welches nicht zuletzt durch seineausgefallenen Preise ein großer Erfolgwurde.

Junge-Generation-AusschußSt. Leonhard

er

Bierbrauerei in St. Leonhard

Entnommen aus dem Brauerei-Jour-nal, 2. November 1987 (zur Verfügunggestellt von Konrad Heel).

St. Leonhard i. P. - ital. San Leonardoin Passiria - liegt auf 693 m Höheim Passeiertal an der Nationalstraße44, die von Sterzing über den Jaufen-paß nach Meran führt. Im Ort zweigtdie Nationalstraße 44/b ab, die inwestliche Richtung zum Timmelsjochund von dort ins Ötztal führt. Wenigekm südlich St. Leonhard liegt derSandhof, das Geburtshaus des Süd-tiroler Freiheitshelden Andreas Hofer.

Die Geschichte der Brauerei in St.Leonhard könnte vielleicht wie einMärchen beginnen: Es waren einmalzwei gute Freunde, von denen einerbeschloß, übers große Meer zu fah-

ren, um dort das nötige Geld fürein gemeinsames Unternehmen zuverdienen. Aber leider gibt es keinmärchenhaftes Happy-End.Die beiden Freunde in unserem Fallhießen Leonhard Platter und FranzPirpamer und sie kannten sich wahr-scheinlich schon aus der gemein-samen Schul- und Jugendzeit. Dem1827 geborenen Platter, den es nachAmerika gezogen hatte, war wohlnicht der große Erfolg beim schnellenGeldverdienen beschert.Zwar leiht er seinem Freund schon1887, als er sich noch in der NeuenWelt aufhält, ansehnliche Beträge.Aber, wie wir später sehen, stellteder Bau einer Brauerei weitaus größe-re Anforderungen an die Finanzkraftder beiden.

(Fortsetzung auf Seite 10)

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Bierbrauerei in St. Leonhard(Fortsetzung von Seite 9)

Wirklich begonnen hatte in dem be-schaulichen Ort alles am 12. Januar1890. An diesem Tag hatten Platter -unterdessen in die Heimat zurück-gekehrt - und Pirpamer einen Ver-trag geschlossen, der den gemein-samen Bau und die gemeinsame Be-treibung einer Brauerei vorsah. Dieklimatischen Bedingungen warengünstig und materielle Voraussetzun-gen waren auch vorhanden: Bäcker-meister Pirpamer hatte 1876 vonseiner Mutter die PirpamerscheBäckerei geerbt und Platter seine inAmerika verdienten Dollars einge-bracht. Beide nicht mehr die Jüng-sten, begannen sie sofort mit derAusführung ihrer Vereinbarung, demBau der Brauerei.Obwohl die Brauerei 1891 schon er-richtet war, konnten beide, wegeneiner fehlenden Zerstückelungsbe-willigung von der k. k. Bezirkshaupt-mannschaft in Meran, den entspre-chenden Grundstücksteil erst am15. Oktober des gleichen Jahres er-werben. Für 250 fl. Ö. W kauften sievon »Georg Pixner viigo Steinerjörglund ebenfalls von St. Leonhard« 154Klafter Grund, »wofür die erkaufteRealität als Pfand untergestellt wird«.Zu diesem Zeitpunkt ist It. Vertrag»Wag, Gefahr, Besitz und Genuß«schon auf die Käufer übergegangen.Der neue Besitz wird mit dem ge-erbten Bäckerhaus des Johann Pir-pamer konsolidiert, die Kosten fürden Kauf des Pixnerschen Grund-stücks und sämtliche Gebühren müs-sen die Käufer übernehmen.In einem am gleichen Tage abge-schlossenen Vertrag leihen sich Plat-ter und Pirpamer von den minder-jährigen Kindern und dem Mündeldes Michael Danler insgesamt 650 flÖ. W und verschreiben »Laut Kaufvom heutigen Tage ... ein Grund von154 Klafter mit ... einer Bierbrauerei,bestehend aus der Bierbrennerei, mitdarauf neuerbauter Behausung von2 Stöcken, Hof, Kegelplatz und Gartl... als Spezialfürpfand«.Gleiches geschieht zwei Wochenspäter für ein Darlehen von 1000 flO. W von den minderjährigen Kinderndes Jakop Pfitscher zu Schönau inRabenstein und am 23. November1891für ein Darlehen von 400 fl Ö. Wbei Josef Hofer von Stuls-Moos. Wei-tere 2000 fl Ö. W leihen sie sicham 26. März 1892 von GerbermeisterJohann Tschöll aus St. Leonhard undam 22. Februar 1893400 fl bei JohannHolzknecht von St. Martin. Innerhalbkürzester Zeit hatten Pirpamer undPlatter das Kunststück fertiggebracht,

ein für 250 fl gekauftes Grundstückmit 4300 fl, also gut dem 17fachenWert, zu belasten.Über die Aktivitäten der Brauerei indieser Zeit bestehen keine gesicher-ten Erkenntnisse. Im Brauereikatalogvon 1892/93 ist sie noch nicht auf-geführt, 1896/97 heißt es dort »Leo-nard Platters Brautel- ohne Angabeder Ausstoßmenge.Nach etwa zwölf Jahren gemeinsa-mer Geschäftstätigkeit war die alteFreundschaft zerbrochen. Am 26. Au-gust 1902 erscheinen die zerstritte-nen Brauereibesitzer persönlich mitihren Rechtsbeiständen vor dem k. k.Kriegsgericht in Bozen »weqen Fest-stellung rund 7240 K 30 H«. Es kommtzu folgendem Vergleich: »Aut Grundder heute zwischen den beiden Streit-teilen getroffenen umständlichen Ver-rechnung über die gegenseitigen For-derungen, welche aus dem Vertragvom 12. Jänner 1890 resultieren, undder bisherigen Bewirtschaftung desgemeinschaftlich gebauten Bräuhau-ses in St. Leonhard, wird zur gänz-lichen Ausgleichung getroffen folgen-de Vereinbarung: I. Platter tritt ausdem bisherigen Gemeinschaftsver-hältnisse aus und überläßt mit mor-gigem Tage die ihm gehörende Hälfteder Realität ... sammt laufendenZinsen, zum Alleinegenthume. Eben-so überläßt Leonhard Platter demFranz Pirpamer die ihm gehörigeHälfte des zum obigen Anwesen ge-hörigen Inventars und Fahrnisse zumAlleineigenthume. «Dafür muß Pirpamer außer der Hypo-thekarhälfte seinem ehemaligen Ge-schäftspartner eine jährliche Rentevon 400 (entspricht etwa 200 fl) zah-len und sich als Schuldner von 2000 Kbekennen, die nach Platters Tod mit 4Prozent verzinst werden müssen.Platter ist zu diesem Zeitpunkt im75. Lebensjahr. Er verpflichtet sich,»bis 1. September ds. J. aus demBräuhause auszuziehen, ist jedochberechtigt ein aufgerichtetes Stroh-sackbett, vier Leintücher, ein altesKanapee, einen Tisch und zwei Stühle,als ihm gehörig mitzunehmen, sowiediese Möbel heute in dem von ihmjetzt bewohnten Zimmer sind-Damit, so erklären die Streithansel an-schließend, sind alle aus dem Vertragvom 12.Januar 1890 herrührenden ge-genseitigen Ansprüche aus dem Ge-seIlschaftsverhältnis befriedigt undgegenseitig als aufgehoben erklärt.Platter überlebt seinen Kontrahen-ten, denn Pirpamer stirbt bereits 16Monate später. Auf Grund seinesTestaments wird mit »tutel- und ve-laßbehördlicher Genehmigung« ineinem Kaufvertrag vom 30. Januar

1904 vereinbart: »Paula Ennemoser,geb. Pirpamer aus St. Leonhard ...kauft und übernimmt ... das Bräuhausoder Gasthaus "Zum Doppeladler" inSt. Leonhard; der Kaufpreis hierfürbeträgt 48000 K Weiters übernimmtPaula Ennemoser die im Verlaßinven-tare aufgeführten bereits überge-benen Fahrnisse um den Preis von6569 K 38 H, zusammen 54569 H.«Nach Abzug der Hypothekarschuldenbleibt ein Kaufschillingrest von 41969K 38 H. Streit entsteht noch um eineWaschküche, die der Käuferin bereitszur Hälfte gehörte: »Käuferin glaubt,daß diese ein Zubehör des Bräuhau-ses sei und zufolge testamentarischerBestimmung im Kaufpreis von 48000K inbegriffen wäre.:Nach Aussagen eines älteren Dorf-bewohners, der sich erinnert, als Bubim Ersten Weltkrieg leere Bierfässerzum Pichen gebracht zu haben, be-stand die Brauerei bis ca. 1916.Siemußte dann aber aus kriegsbedingtenGründen schließen. Im Handelsre-·gister befindet sich allerdings fol-gender Eintrag: »24.111.1904: PaulaEnnemoser, geb. Pirpamer; gelöscht15.7.1905«. Das könnte bedeuten,daß die Firma in einer anderen juri-stischen Form weitergeführt wurde.Werbemittel oder Gebrauchsgegen-stände aus der Zeit der Tätigkeit die-ser Brauerei waren nicht aufzufinden.Umso interessanter war ein Hinweisauf Pirpamersche Vorfahren: Dergleiche Familienname erscheint alsVorbesitzer des Sandwirtshauses,bevor es 1664 an die Urgroßelternvon Andreas Hofer kam.

Vollversammlungder Kaufleute vonst LeonhardIm November wurde in St. Leonharddie Vollversammlung der Kaufleuteabgehalten. Obfrau Rosa Deluccabegrüßte die zahlreich erschienenKaufleute und Herrn Kirchlechner,Geschäftsführer der Kaufleuteverei-nigung in Meran.Herr Kirchlechner hielt anschließendein viel beachtetes Referat über Sinnund Zweck des Handels in Südtirolund über die Aufgaben des Ortsaus-schusses und in besonderem desOrtsvorstandes der Kaufleuteverei-nigung.Bei den darauffolgenden Neuwahlenwurden Frau Rosmarie Pixner alsneue Obfrau, sowie Hubert Gufler undHubert Verdorfer als Ausschußmit-

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Passeirer Blatt / Dezember 1989 Seite 11 / Nr. 4

glieder der Kaufleutevereinigung vonSt. Leonhard gewählt.Die Kaufleute haben bei dieser Ge-legenheit auch die Öffnungszeitenüber die Weihnachtsfeiertage verein-bart, die wie folgt lauten:Samstag, 23.12.1989von 8.00 -12.00 und 15.00-18.30 Uhr;Sonntag, 24.12.1989 von 8.00 -12.00Uhr, Nachmittag geschlossen;Samstag, 30.12.1989von 8.00 -12.00 und 15.00-18.30 Uhr;Sonntag, 31.12.1989 ganztägiggeschlossen.

Diskutiert wurde auch über eineeventuell getrennte Einsammlungvon Kartonen von seiten der Ge-meindeverwaltung, was von denKaufleuten in St. Leonhard begrüßtwürde.Ebenso wurden einige Gedankenaufgeworfen, um eine künftige Zu-sammenarbeit unter den Kaufleutenbesser zu fördern.Angeregt wurden gemeinsame Wer-beaktionen, einheitliche Geschäfts-zeiten oder auch eine Dorfdekorationfür Weihnacht 90.

Die Jägerschule HahnebaumVom Tagwerkhäusl zur JägerschuleDie Jägerschule wurde durch ihreTätigkeit weit über unsere Landes-grenzen hinaus bekannt. Sie soll da-her auch einmal der Passeirer Bevöl-kerung näher vorgestellt werden. Zudiesem Zwecke teile ich folgendesmit:Der Hof- und Waldbesitzer JohannGadner war im Jahre 1887 der Be-sitzer des Tagwerkhäusl. Schon derName »Taqwerk- sagt die Zweckbe-stimmung voraus, nämlich es dientefür die Unterkunft der Tagwerker.1914wurde das Tagwerkhäusl gepfän-det und an das Armenfond der Ge-meinde Dorf Tirol überschrieben.Von 1915bis 1918diente das Gebäudeder K.K Monarchie als Unterkunfts-stätte für Waldarbeiter und Forst-bedienstete.Durch den Friedensvertrag von St.Germain im Jahre 1919 ging der Be-sitz automatisch in das italienischeStaatseigentum über und bekam dieBenennung »Dernanio dello Stato«.Unter dem Faschismus 1923 wurdedas Haus vom Ing. Valkanover saniertund als Forststation eingerichtet.1953 gab der Staat der Region Tren-tino-Südtirol forstliche und unproduk-tive Liegenschaften als unveräußer-liches Vermögen und somit auch dasHaus in Hahnebaum ab. Die Regionvelegte die bestehende Forststationin Hahnebaum nach Moos. Nun standdas Gebäude leer und wurde für denVolksschulunterricht der FraktionHahnebaum bis 1977 verwendet.Aufgrund der Autonomiebestimmun-gen ging das unveräußerliche Ver-mögen der Region 1972 direkt in denBesitz der Verwaltung unserer Lan-desregierung über.Durch ein eigenes L.G. Nr. 28/81öffneten sich neue Zweckbestim-mungsmöglichkeiten für das Gebäu-de in Hahnebaum. Der Landesbetriebfür Forst- und Domänenverwaltung

mit dem Amtsdirektor Dr. Guido Bo-eher, als zuständiger Verwalter hatunter den Vorsitzenden des Verwal-tungsrates damaliger Landesrat undheutiger Landeshauptmann Dr. LuisDurnwalder das Haus zu einer Jäger-schule ausbauen und das angrenzen-de Wildschutzgebiet Hahnebaum-Ganderberg von ca. 500 ha alsLehr- und Forschungsrevier einzäu-nen lassen. Mit dem Ausbau der Jä-gerschule wurde 1982 begonnen.Die Jägerschule verfügt über Räum-lichkeiten für Lehr- und Tagungs-zwecke, Schlafräume und Schulungs-aufenthalt, eine Mensaeinrichtungun zudem über ein eigenes Laborfür praktische Versuche bei Lehr-gängen. Außerdem besitzt die Schuleein eigenes didaktisches und prak-tisches Lehrmaterial für die Ausbil-dung. Dies alles ist für 16 Kursteil-nehmer abgestimmt.1983 wurde die Jägerschule eröffnetund ihrer Bestimmung übergeben.Seitdem wurde folgende Tätigkeitausgeführt: 30 Südtiroler wurden alshauptberufliche Jagdaufseher aus-

gebildet. Für die bereits bedienste-ten Jagdaufseher wurden mehrfachAusbildungskurse abgehalten.Gamspirschführer- und Hundeführer-lehrgänge waren jedes Jahr auf demProgramm. Zwei Fachtagungen mitinternationalem Charakter fandenstatt. Jäger aus den Nachbarprovin-zen Oberitalien und Förster der Pro-vinz Trient besuchten Lehrgänge initalienischer Sprache.Journalisten und Naturschutzgrup-pen tagten im Hahnebaum.Jäger, Berufsjäger und Studenten ausverschiedenen Ländern besuchtenals Lehrzweck die Jägerschule.Filmteams des bayrischen Rundfunksdrehten Filme während der Aus-bildung.Ohne die Anzahl der gesamten Be-sucher zu nennen absolvierten be-reits über 600 Personen einen Aus-bzw. Weiterbildungskurs.Nicht zu vergessen ist das For-schungsprojekt. Die Wild biologischeGesellschaft München betreibt inHahnebaum ein 10jähriges Rehfor-schungsprojekt, welches bereitsschon 7 Jahre läuft. Diese Forschunghat in den Reihen der lokalen Jäger-kreisen Kritik und Ärger ausgelöst.Dies ist verständlich, weil Forschungist eben nicht mit Jagd zu vergleichenund demzufolge nicht leicht verständ-lich. Heute kann man bereits mitSicherheit sagen, daß dieses Projektihr Ziel erreichen wird, nämlich wiekann man eine Rehwildpopulationoptimal bejagen. Außerdem ist For-schung parallel zur Jägerschule einegroße Ausbildungshilfe.Jägerschule und Forschung sind si-cherlich eine Bereicherung für dasSüdtiroler Jagdwesen und demzufol-ge auch für das Passeiertal.

Alfons Heidegger

Die Jägerschule Hahnebaum ist Treffpunkt für Jäger und Forscher aus dem Alpenraum.

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Aus denGemeindestubenAus der Gemeindestubevon MoosRatssitzung vom 29. September 1989- Die Arbeiten zum Bau der Bushalte-

stelle und des Busparkplatzes inStuls wurden an die Firma AntonRaich vergeben.

- Bestätigung der Beauftragung mitdem Reinigungsdienst in den öf-fentlichen Gemeindeeinrichtungenan Frau Erna Hofer.

- Wiedergewinnungsplan für die »A«-Zone in Pfelders wurde genehmigt.

- Das Ausführungsprojekt für denBau des PKW-Parkplatzes in Stulswurde genehmigt.

- Die Arbeiten zum Bau der Trink-wasserleitung Hütt/Pill wurden imWege der Privatverhandlung an dieFirma Anton Maier vergeben.

Ratssitzung vom 30. November 1989- Änderung des Bauleitplanes: Ein-

tragung der Naturrodelbahn »Berq-kristall - Sefnar«,

- Ernennung bzw. Bestätigung derLawinenwarnkommissionen vonRabenstein und Pfelders.

Wichtige Gemeinderats-beschlüsse St. LeonhardRatssitzung vom 11.Oktober 1989- Der Stellenplan der Gemeinde wird

auf 17 Personen erweitert, und ei-nige Funktionsebenen werden ge-ändert.

- Der freiwillige Dienstaustritt vonOlga Delucca ab 31.12.1989 wirdangenommen.

- Die Prüfungskommissionen für dieöffentlichen Wettbewerbe, betref-fend eine Diplomfachkraft und ei-nen Verwaltungsbeamten, werdenernannt.

- In Bezug auf das Elektrowerk derGemeinde werden mit mehrerenFirmen Vereinbarungen über dieAnwendung neuer Preise geneh-migt. Insgesamt werden die imKostenvoranschlag vorgesehenenGesamtkosten nicht überschritten.

- Das Ausführungsprojekt für denBau der Gerätehalle für Zivilschutz-dienste, welches Ausgaben von1.464 Millionen für die Verwirk-lichung vorsieht, wird genehmigt.

- Das Projekt zur Errichtung einesGehsteiges entlang der Jaufen-straße vom Kaserer Egg bis BadFallenbach, für dessen Verwirk-

lichung ein Kostenaufwand von346 Millionen vorgesehen ist, wirdgenehmigt.Für das erste Baulos vom KasererEgg bis zum Weingartweg wird dieAusschreibung der Arbeiten be-schlossen.

- Der Müllabfuhrdienst wird ab 1.12.1989 für zwei Jahre an eine Privat-firma verpachtet - der Dienst wirdöffentlich ausgeschrieben.·

- Für eine Erschließungsstraße inder Gewerbezone (Ringstraße) be-schließt der Gemeinderat die Ent-eignung von Grundstücken im Aus-maß von 1800 m2.

- Die Projektierung der Gemeinde-trinkwasserleitungen für Schlattachund Gomion sowie für Schwein-steg, für Prantach und für dieKehrerhöfe-Torggler wird an Ing.Pohl aus Schlanders vergeben.

Ratssitzung vom 30. November 1989- Der Dringlichkeitsbeschluß des

Ausschusses, der die Klassifizie-rung des ländlichen Straßennetzesvorsieht, wird genehmigt; ebensodie Einführung eines Ausspeisungs-dienstes.

- Eine Stelle als Verwaltungsbeamteder 5. Gehaltsebene soll ausge-schrieben werden.

- Die provisorische Anstellung vonChristine Haller und Adolf Aug-scheller wird beschlossen.

- Die Enteignung eines Grund-stückes von 269 m2 beim Sport-platz, das künftig als Parkplatz fürLastautos verwendet werden soll,wird beschlossen.

- Als Vertreter der Gemeinde im Kin-dergartenbeirat wird Dr. HansSchwarz bestimmt.

- Die Hangschutzverbauung beiSchweinsteg wird an die Fa. AntonMaier vergeben.

Wir gratulierenzur GeburtST. LEONHARD(Vom 22.09. bis 06.12.1989)Gufler Johannes, 15. Oktober 1989,Gomion 17

Ploner Christoph, 7. Oktober 1989,Kammerveitstraße 19Tröger Sarah, 24. Oktober 1989,Steinanger 10Tschöll Lydia, 4. November 1989,Schaffeid 16

ST. MARTIN(Vom 23.08. bis 07.10.1989)Haller Silvia, 23. August 1989,Pseirerstraße 21Pfitscher Nadia, 02. September 1989,Wiesenweg 3Wurzer Daniela Helene, 21. Septem-ber 1989, Dr.-Hillebrandt-Weg 5Hofer Philipp Matthias, 24. Septem-ber 1989, Pseirerstraße 30Schwarz Christopher, 28. September1989, Pseirerstraße 30Freytag Sabine, 7. Oktober 1989,Angerweg 17

MOOS(Vom 05.08. bis 23.11.1989)Gögele Barbara, 31.August 1989,Platt 96Gufler Andreas, 28. August 1989,Rabenstein 4/FGufler Christian, 25. Oktober 1989,Stuls 11Gufler Valentin, 17. Oktober 1989,Dorf 97Haller Philipp, 23. November 1989,Dorf 3Hofer Edith, 8. Oktober 1989,Hahnebaum 116Kofler Daniela, 21. September 1989,Rabenstein 9Perkmann Emanuel Anthony,12. August 1989, Pfelders 12Pöll Luis Peter, 27. Oktober 1989,Ulfas 5Schweigl Andreas 11.Oktober 1989,Platt 76Schweigl Manuel, 30. Oktober 1989,Platt 47Trompedeller Dominic, 29. Septem-ber 1989, Dorf 50Widmann Gabriela, 26. September1989, Stuls 3/A

Eigentümer und Herausgeber: Joset Pichier. TriterWeg 2/b. SI. Martin in Passeier. 'Druck: Fliridruck, Meran. GoethestraBe 93.Verantwortlich für den Inhalt im Sinne des Pressege-setzes: Dr. Gerald Fleischmann.Erscheint dreimonatlich. - Eingetragen beim Landes-gericht Bozen mit Dekret Nr. 11/87 vom 29.05.1987.Redaktionskomitee: Robert Haniger. Dr. Heinrich Hoter.Joset Kotler. Karl Lanthaler. Joset Pichler. Ubald Pichler.Dr. Albin Pixner. Arnold Rinner. Joset Öttl.

Die Redaktionsmitgliederwünschen allen Lesern gesegnete Weihnachten

und ein gesundes und erfolgreichesNeues Jahr 1990.