Passion 006 sommer 2013

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SOMMER 2013 CHF 8.50 FÜTTERUNG WAS FOHLEN BRAUCHEN KONFLIKT- POTENZIAL BEGEGNUNGSZONE SPAZIERWEG PORTRÄT HAFLINGER- ZENTRUM

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SOMMER 2013 CHF 8.50

FÜTTERUNG WAS FOHLENBRAUCHEN

KONFLIKT-POTENZIAL

BEGEGNUNGSZONE SPAZIERWEG

PORTRÄTHAFLINGER-ZENTRUM

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E D I T O R I A L

LUST AUF LERNEN

«Lernen ist wie Rudern gegen den Strom.

Hört man damit auf, treibt man zurück»

(Laozi, legendärer chinesischer Denker)

Wer sein Pferd in der Ausbildung weiterbringen, sein Wissen ausbauen oder seinen Reitstil verbessern möchte, steht diesem Sprichwort zu Folge beinahe zwangsläufig in einem steten Prozess der Weiterentwicklung. Und – Internet sei Dank – findet man heute mit einer einzigen Eingabe in einer Suchmaschine auch unzählige Möglichkeiten. Aber dann kommt die Qual der Wahl. Nach welchen Kriterien entscheide ich mich für oder gegen ein Angebot? Ist die geografische Nähe ausschlaggebend, die Unterrichtsform, oder nehme ich den Ausbildner mit den meisten Diplomen? Arbeite ich mit meinem Pferd lieber in der Gruppe oder bevorzuge ich Einzellektionen?

Die Vielfalt ist nahezu unbegrenzt und unabhängig von Diplomen und Zertifikaten gibt es auch im Bereich Ausbildung zum Teil gravierende Quali-tätsunterschiede.

Unser grosses Special «Arbeiten mit Pferden» geht unter anderem diesem Thema nach und zeigt auf, worauf bei der Wahl von Ausbildungsstätten und Trainern zu achten ist.

Sommer. Warme Tage und laue Abende. Das perfekte Ambiente für un-beschwertes Reiten in freier Natur, fernab jeder Hektik. Aber der Schein kann trügen. An schönen Sommertagen trifft man beim Ausreiten nicht nur auf Gleichgesinnte. Häufig sind auch andere Erholungssuchende auf den beliebten Spazier- und Waldwegen unterwegs. Unser «kleiner Reiter-Knigge» zeigt, wie man hoch zu Ross mit ein wenig Rücksicht problemlos an Bikern, Joggern, spazierenden Familien und anderen «Naturgeniessern» vorbeikommt.

Wie viele Pferdestärken benötigt man für den Pferdetransport? Sollte es ein kompakter Kombi sein, ein trendiger Pick-Up oder eine elegante Limousine? PASSION stellt sechs verschiedene Fahrzeugtypen vor und gibt praktische Tipps, wie man das passende Auto für den Transport der eigenen Vierbeiner findet.

Wir wünschen Ihnen viel Lesespass und hoffentlich noch viele lauschige Sommertage.

Herzlich,

Wolfgang Burkhardt, Verlagsleiter

Wissenschaftliche Untersuchungen haben gezeigt, dass Zebras weniger durch blutsaugende Insekten befallen und darum auch weniger Krankheiten übertragen werden als anders gemusterte Tiere. Die Art, wie das Licht auf dem Streifenmuster reflektiert, ist für die Fliegen/Bremsen unattraktiv.

Die Bucas Buzz-Off Zebra Decke sowie Maske wurden entwickelt um das Pferd auf natürliche Weise, ohne die Verwendung chemischer Verbindungen, vor Fliegen und Bremsen zu schützen.

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48

R U B R I K E N

1 Editorial

2 Inhalt

5 Veranstaltungstipps im Sommer

10 Prominent im Sattel: Karin Lanz

12 Die ironische Kolumne

13 Stallgespräch: Eva Gygax Künzli

16 Marktplatz

61 Shopping Sommer

66 Pferdstärken

72 Seitenblick

79 Rätsel

80 Impressum/Vorschau

I N H A LT

SOMMER 2013

28

6

14

18

68

R E P O R TA G E N

4 BEA Pferd – Impressionen

6 Haflinger-Zentrum

14 Fohlenfütterung

18 Pferdeangst

22 Gymnastizieren

66 Forschung zum Wohle des Pferdes

68 Lob tut gut

70 Medizin: Zahnschmerz

PA S S I O N S O M M E R - S P E Z I A L

27 Arbeiten mit Pferden

28 Porträt Christian Pläge

32 Aus- und Weiterbildung

36 Ausbildung mit und ohne Diplom

44 Ausbinder, Hilfszügel und Co.

48 Pferde verladen

56 Ein Thema, zwei Meinungen

58 Ausbildung Gespannfahren

D A S O F F I Z I E L L E O R G A N V O N S W I S S E N D U R A N C E

73 News 2/2013

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P I N N W A N D

Haben Sie einen gelungenen Schnappschuss von Ihrem Pferd oder Ihrem letzten Ausritt? Auf dieser Seite hat es Platz für Ihre Bilder. Hier können Sie auch Lob und Kritik zum Heft, oder einen Kommentar zu einem Artikel loswerden. Wir freuen uns auf Ihre Reaktionen und werden in jeder Ausgabe eine Auswahl auf dieser Seite veröffentlichen. Ihre Fotos benötigen wir in einer Auflösung von min. 300 dpi. Ihre Mails erreichen uns unter: [email protected]

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gelungenen Sc

PASSION-MAGAZIN.CH Die neue Website von PASSION, schaut sie Euch an und gebt uns Feedback, wir freuen uns auf jegliche Inputs.

Erste Reaktionen:

Kompliment für Ihre neue Website, sieht sehr schön und übersichtlich aus! Liz Heer, Geschäftsleitung HETS Die Schule für Natural Horsemanship

Hallo Passion Team, gratuliere zur neuen Homepage! Sibylle Krieg, Hoofgroove

WÜNSCH DIR WAS!

Schreibt uns Eure

Wunschthemen an

[email protected]!

Hallo Liebes Passion Team

Vielen Dank für Eure tolle Zeitschrift!! Endlich wieder ein richtiges Schwei-zer-Pferde-Magazin (zu Ehren habe ich gleich eine Runde mit Schweizerfahne auf meinem Friese geritten :-)))

Macht weiter so Ihr seid super :-))

Liebe Grüsse, Bettina Kradolfer aus Pfaffnau, Pferd: Friese Ivo 2002, Wallach

Sehr geehrte Damen und Herren

Nachwuchstalenten wird Zeit und Ruhe vermittelt. Sie sammeln Auslanderfahrun-gen, eignen sich Routine an. Der Druck wird genommen. Trainer glauben an sie, das ist der Nährboden für Erfolg. Trotz Kritik und Niederlagen gehen Trainer und Nachwuchstalente beharrlich diesen Weg. Man kann, wenn man will, und die Schweiz kann das in vielen anderen Bereichen auch. – Bei diesen Zitaten unseres erfolg-reichen Eishockey-Nationalcoachs Sean Simpson, weiteren Experten und nicht zu-letzt von unserem Sportminister und Bun-despräsidenten Ueli Maurer wurde mir einmal mehr schmerzlich bewusst, was in der Sparte Dressur noch immer fehlt: Ge-nau dieses grundlegende Verständnis.

Mit besten GrüssenLucia Tellenbach aus Zug

Das Heft gefällt mir sehr, zum einen sind es sehr spannende Themen, die behandelt werden und zum anderen gefallen mir auch der Aufbau und die Gliederung des Magazins. Allgemein, bin ich natürlich als Agronomie Studentin mit Vertiefung Pfer-dewissenschaft immer interessiert an spannenden Magazinen rund ums Pferd:) Freundliche Grüsse Nadine Maier

GEWINNER DES PASSION-WETTBEWERB AN DER DIESJÄHRIGEN BEA/PFERD:

Wochenende San Jon: Barbara Grogg, Magglingen

Gutschein Reitsport.ch: Nicole Fasel, Heitenried

Leuchtweste + Reflektor-band: Jasmin Zurkirchen, Werthenstein

VERLOSUNG«Mitmachen und Gewinnen»: 3x 1 Hautset von EquinoLine zur Behandlung von Strahlfäu-le, Mauke und Co zu gewinnen! Einfach eine E-mail an [email protected] mit Betreff «Equino-Line-Set». Einsendeschluss ist der 27.09.2013

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Die PFERD findet jeweils parallel zur BEA statt. Und die diesjährige Ausstellung bot erneut während der gesamten Dauer viele spannende Events, Attraktionen und Wett-kämpfe sowie ein breites Sortiment an Pferde- und Reitsportartikeln. «Der dies-jährige Höhepunkt waren aber sicherlich die Auftritte des französischen Pferde-trainers Jean-François Pignon», so Flavio Sartori, Messeleiter der Nationalen Pferde-messe. Turnier-Klassiker wie der PFERD Super-5-Kampf oder das BEA Superhorse, attraktive Shows sowie lehrreiche Fach-vorträge und Workshops rundeten das um-fassende Messeprogramm ab.

VOLLER ERFOLG

Nach zehn ereignisreichen Tagen schloss die Frühlingsmesse BEA 2013 am 12. Mai mit einer positiven Bilanz ihre Tore. Gegenüber dem Vorjahr be-suchten rund zehn Prozent mehr Perso-nen die BEA. Zu diesem erfreulichen Resultat haben sicherlich die zahlrei-chen Publikumsmagnete, darunter neben dem Auftritt der Gaststadt Bern sicher auch die Nationale Pferdemesse PFERD, beigetragen.

Freuen darf man sich bereits jetzt auf die BEA/PFERD 2014. Sie wird vom 25. April bis 4. Mai 2014 statt-finden und wird – wie die Veran-stalter verlauten lassen – neue Wege gehen. Es sollen nicht mehr wie bis anhin Gastländer oder -re-gionen in den thematischen Mittel-punkt der Ausstellung gerückt werden. Neu wird die BEA unter ein konkretes Motto gestellt: 2014 wird’s wild! Was es damit genau auf sich haben wird, wollten die Organisatoren aber noch nicht ver-raten. PASSION wird als Medien-partner der PFERD aber sicher wieder mit dabei sein und recht-zeitig über die Hintergründe des neuen Konzepts berichten.

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V E R A N S TA LT U N G E N I M S O M M E R

Auf diesen Seiten empfiehlt PASSION einige Veranstaltungen. Ihren Event, der in den Monaten November, Dezember und erste Hälfte Januar zur Austragung kommt, können Sie uns für die Herbstausgabe von PASSION bis zum 31. August 2013 mel-

den. Eine Auswahl Ihrer Einsendungen werden wir veröffentli-chen. Da es sich aber um eine Gratisrubrik handelt, wird kein Gut zum Druck gegeben und die Veröffentlichung der Termine kann nicht garantiert werden. [email protected]

43. BAUERNPFERDERENNEN SCHWARZENBURGSONNTAG. 29. SEPTEMBER 2013

Die Bauernpferderennen bieten viele Startmöglich-keiten für zahlreiche Pferderassen. Vom Freiberger, Haflinger, Halbblut, Vollblüter, Ponys und Maultiere kämpfen alle um den Sieg. Höhepunkte sind immer wieder die Brückenwagen- und Römerwagen-Ga-lopprennen! Bei schlechter Witterung werden die Rennen jeweils auf den nächsten Sonntag verscho-ben.

Anmeldung bis 19. August 2013 an Bauernpferderennen 3150 Schwarzenburg.www.bauernpferderennen.ch

AUSBILDUNG AKUPUNKT- UND MERIDIAN-MASSAGE

Eine systematische Ausbildung für Laien und Profis. Für Laien als wirkungsvolles Hausmittel. Für Pferde-therapeuten/innen und Reitlehrer/innen als Weiter-bildung und Ergänzung.

28.07.2013 Das Pferd und die 5 Elemente. 04.08.2013 Blasen- und Nieren-Meridian. Gallenblasen und Leber-Meridian. 11.08.2013 Dünndarm-, 3fach-Erwärmer-, Herz- und Perikard-Meridian. Magen- und Milz-Meridian. 25.08.2013 Dickdarm- und Lungen-Meridian Sonderkanäle 08.09.2013 Praxistag

Kurskosten: CHF 190.–/Person.

Die Verpflegung wird von uns offeriert und or-ganisiert. Sie arbeiten mit den routinierten und freundlichen Amberland-Pferden, um das Handling in Ruhe zu lernen. Sie dürfen auch Ihr eigenes Pferd mitbringen (Impfzeugnis). Selbstverständlich wird der Kursinhalt auf die Be-dürfnisse und Möglichkeiten der Teilnehmer/innen spontan angepasst!

Alle weiteren Infos unter: www.amberland.ch

IM AUGUST AM NPZFACHSPEZIFISCHE BERUFS-UNABHÄNGIGE AUSBILDUNG STARTET DIESES JAHR IM ZIRKUSZELT 21. AUGUST 2013 Andreas Kurtz‘s Ethologieschule bietet diese vom BVET anerkannten Kurse in Zusammenarbeit mit dem NPZ an.Hochkarätige Referenten vermitteln den Stoff mit den vom BVET vorgeschriebenen Inhalten zum Thema Pferd, Pferdehaltung und vieles mehr im kleinen Kreis an die Kursteilnehmer.

Orte und Daten:NPZ in Bern: 21. bis 24. August 2013 Cavalleria in Uster: 6. bis 9. November 2013 Steg/Rapperswil: 11. bis 15. Februar 2014

KURS: «TELLINGTON TTOUCH® UND REITEN»

Anrechenbar für die Ausbildung zum Lehrer der Tellington-Methode.

Die Tellington-Arbeit ist dafür bekannt, dass sie das Pferd und seinen Menschen optimal für die Arbeit unter dem Sattel vorbereitet und dadurch den reiterlichen Alltag enorm unter-stützt. Viele finden über Tellington TTouch eine neue Harmonie und Nähe zu ihrem Pferd. Der Lehrgang Tellington TTouch und Reiten macht Sie vertraut mit den Techniken der Tel-lington-Methode und ist darüber hinaus ein Reit-kurs mit Ansätzen und Techniken aus Tellington TTouch, Connected Riding und Centered Riding. Datum und Ort: Der Kurs findet vom 10. bis 15. September 2013 im Reit- und Pensionsstall Berner-schachen bei Solothurn statt.Kosten: CHF 1350.– (ohne Unterkunft und Ver-pflegung)

Infos: Bei Fragen wenden Sie sich bitte an Lily Merklin, Mythenstr. 3, 6010 Kriens, Telefon 0761 505 59 22, Email [email protected] Weitere Infos zu TTEAM finden Sie auch im Internet unter www.tteam.de oder www.tteam.ch

6. STS-PFERDEFACHTAGUNG «HERAUSFORDERUNG ARTGERECHTE PFERDEHALTUNG»DONNERSTAG, 26. SEPTEMBER 2013 IM KONGRESSHAUS BIEL

IM AUGUST IN BERNTRAININGSKURS MIT DR. JEANNINE BERGER/RUTH HERRMANN

Lerntheorie praktisch umsetzten mit dem eigenen Pferd, die Basis für jedes erfolgreiche Training.vom 27. bis 31. August 2013 Alle Informationen und Anmeldung:Andreas Kurtz, Ethologieschule, Tösstalstrasse 96, 8496 Stegwww.ethologieschule.ch

Die Haltung von Pferden hat in den vergangenen Jahren Fortschritte gemacht. Weidegang, Aus-laufmöglichkeiten und Gruppenhaltung haben zu-genommen. Wohlbefinden und Gesundheit der Pferde hängen dabei sowohl von einer pferde-gerechten Gestaltung von Stall und Auslauf ab, als auch vom richtigen Management – also vom Faktor Mensch. Bekannte Pferdeexperten werden an der Tagung nützliches und praktisches Wissen vermitteln und als besonderer Leckerbissen für alle Pferdefreunde stellt Herzog von Croÿ seine europaweit einzigarti-ge Wildpferdehaltung in Wort und Bild vor.

Tagungssprache Hochdeutsch mit Simultanüber-setzung Französisch. Tagungsprogramm unter: www.tierschutz.com

Anmeldungen an: Schweizer Tierschutz STS, Postfach, 4018 Basel, Telefon 061 365 99 99, E-Mail: [email protected]

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WO DER HAFLINGER STETS IM ZENTRUM STEHTDie aus dem Tirol stammenden Haflingerpferde sind sportliche, zuverlässige und treue Freizeit-gefährten. Grössenmässig liegen sie genau zwischen Pony und Grosspferd. Dass sie mehr sind als Familienpferde und man sie selbst im Spitzensport antrifft, erfährt man im Haflinger Zentrum in Trachselwald im Emmental.

Text: Toni Rütti Fotos: Toni Rütti/zVg.

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Zu seinem letzten Besuch beim Züchterkollegen Peter Zimmer-wald in Trachselwald kam der erfolgreiche Südtiroler Haflin-gerzüchter Norbert Rier gleich

im Tourbus angereist. Schliesslich ist er ja Sänger im Hauptberuf und brachte gleich seine ganze Musikkapelle mit. Die «Kastel-ruther Spatzen» kamen dabei zu einem Auftritt im Emmental: Im Haflinger Zent-rum sorgte nämlich das Schweizer Fern-sehen tagelang für den Ausnahmezustand. Während dieser Zeit hatte auf dem Hof nicht mehr Besitzer Peter Zimmermann das Sagen, sondern die Fernsehequipe, die alles in Beschlag nahm, um vier Folgen «Samschtig-Jass» aufzuzeichnen. Für ein-mal war es also nicht das Haflinger Zent-rum, das für die Gäste (jährlich etwa 7500) als Eventorganisator wirken durfte, nein, es stand diesmal gleich selber im Schein-werferlicht. Wortwörtlich. In den Ohren der Pferde müssen es ungewohnte Klänge gewesen sein, mit denen das Zentrum be-schallt wurde, etwa mit dem Sound der «Kastelruther Spatzen».

HAFLINGER SPIELEN DEN DOMINIERENDEN PART Selbstverständlich fanden Norbert Rier und Peter Zimmermann noch genügend

Zeit, um sich im Stall über ihre gemeinsa-me Passion, die Haflinger, auszutauschen. Diesen beiden leidenschaftlichen Haflin-gerzüchtern fehlt es bestimmt nie an Ge-sprächsstoff. Wenn der bestimmend, aber niemals arrogant wirkende Peter Zimmer-mann über etwas spricht, hat dies themen-unabhängig Hand und Fuss, oder, wenn es um Pferde geht, quasi Vorderhand und Hinterhand; Haflinger spielen nun mal in seinem Leben den dominierenden Part seit über dreissig Jahren.

Was nicht heisst, er wüsste nicht auch über andere Gebiete Bescheid: Er war einst Gewerkschaftssekretär und Stv. Redaktor beim Organ des Schweizerischen Eisen-bahnerverbands. Ursprünglich war er sel-ber Eisenbahner gewesen, durch und durch. Leute dieser Berufsgattung können sich keinen Schlendrian leisten. Gradlinig-keit, Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Gewissenhaftigkeit sind Attribute, die man schier automatisch mit diesem Beruf in Verbindung bringt. Im Falle von Peter Zimmermann liegt man richtig damit. Ohne ebendiese Eigenschaften wäre der Hof in Trachselwald, den er 1993 kaufte, wahrscheinlich heute noch so, wie er ihn seinerzeit angetroffen hatte: herunterge-kommen und eigentlich nichts Gefreutes. Man schaue sich heute mal um in den

Stallungen, im Futtertenn, in der Remise, in der Sattel- und Geschirrkammer, auf dem Vorplatz, auf den Weiden, in den ver-schiedenen Event- und Schulungsräumen, im Bauernhofrestaurant, in der Küche, in den sanitären Anlagen, den Unterkünften zum Übernachten, in der Administration – kurz auf dem 30 000 Quadratmeter gros-sen Anwesen. «Ohne das gesamte Team wäre das Haflinger Zentrum nur ein schö-nes Gebäude. Um es aber mit Leben, Freundlichkeit, Professionalität und Ener-gie zu füllen, wurden talentierte, ambitio-nierte und leistungsstarke Mitarbeitende verpflichtet», so Peter Zimmermann, der auch Fahrinstruktor und Prüfungsexperte SVPS ist. «Bei uns sind enthusiastische Leu-te am Werk, die vor allem eines vor Augen haben: Eine gefällige Anlage mit Zucht-pferden und Pferden für Freizeit und Sport und sogar Spitzensport, vorab Fahrsport.»

Ein Gespann sicher zu fahren ist Vor-aussetzung, um das Brevet «Fahren» zu erlangen. In einem fünftägigen Kurs wer-den in Trachselwald die nötigen Grundla-gen vermittelt. In kleinen Gruppen wird man in die Kunst des Fahrens eingeführt, indem täglich intensiv und stundenlang geübt wird. Nicht minder beliebt: Reitkur-se und Reitwochen. «Rittige Haflinger und motivierte Instruktoren, die auf einen pä-

Der 2002 geborene und 2012 verstorbene Hengst «Noah» war in allen Belangen eine Ausnahme-erscheinung. Hoffnungen ruhen jetzt auf seinem Nachwuchs.

Die selben Haflinger, mit denen Wettkämpfe bestritten werden, werden auch für Fahr- und Reitkurse eingesetzt oder bei Events vor den Planwagen gespannt.

Das Trachselwaldner Haflinger-Zentrum bietet Freizeitaktivitäten für Gruppen an. Besonders beliebt: Planwagenfahrten und «Emmentaler Olympiade».Fo

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Das in Trachselwald gelegene Haflinger Zentrum bietet Freizeitaktivitäten für Gruppen an. Beson-ders beliebt sind die Planwagenfahrten durchs Emmental mit anschliessendem Essen und «Em-mentaler Olympiade». Die verschiedenen Lokali-täten auf dem Areal bieten Platz für 200 Perso-nen. Nebst dem Eventbereich ist das Zentrum in der Pferdezucht und im -sport ausgesprochen aktiv. Die AG besitzt 30 Haflinger, nimmt an Aus-stellungen und Wettkämpfen teil, bietet Fahr-sport- und Reitkurse an sowie auch die Möglich-keit, das Fahrerbrevet zu erwerben.

Mehr als 70 Teilnehmer aus fünf Länder besuch-ten im Februar 2013 das sechste internationale Züchterseminar im Haflinger Zentrum in Trachsel-wald. Thema war die neu gegründete Haflinger Welt- Zucht- und Sportvereinigung (HWZSV). Ziel dieser Vereinigung mit gegenwärtig zwanzig angeschlossenen Organisationen ist die weltwei-te Harmonisierung der Haflingerzucht und eine einheitliche Vertretung nach Aussen.Dieser in der Haflinger Welt einzigartigen Ver-anstaltung soll 2014 mit dem siebten internatio-nalen Züchterseminar im Haflinger Zentrum fort-gesetzt werden. Infos: www.haflingerzentrum.ch

Pferde und Events

7. internationales Züchterseminar 2014

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dagogisch durchdachten und praxisnahen Unterricht Wert legen, sorgen für ab-wechslungsreiche Kurstage. Ziel ist dres-surmässiges Reiten auf dem Reitplatz und sicheres Reiten im Gelände», so der Ge-stütsbesitzer.

MINOS, NARDINA, SANTANA UND ALADINWährend Jahren mischte er im Fahrsport selber auf nationaler und internationaler Ebene mit – an der Spitze. Heute ist es Bruno Widmer, der sich als Gestütsfahrer für die Weltmeisterschaften in der Slowa-kei qualifizieren konnte. Damit nehmen erstmals in der WM-Fahrsportgeschichte bei den Pferden und in der Kategorie Zwei-spänner auch Haflinger teil. Qualifiziert haben sich die Spitzenpferde «Minos», «Nardina», «Santana» und «Ala-din». «Naidoo» heisst das im Besitze des Haflinger-Zentrums stehende Pferd, mit dem der talentierten Thurgauer Gespann-fahrer Cédric Scherrer noch für Furore sorgen will. Nicht uninteressant ist, dass dieselben Haflinger, mit denen Wettkämp-fe sogar auf höchstem Niveau bestritten werden, vom Haflinger-Zentrum auch für Fahr- und Reitkurse eingesetzt oder vor den Planwagen gespannt werden.

mermann präzisiert, «verbindet ‹Noah› die allerbesten Blutlinien». Er wurde Körsie-ger sowie Klassensieger an einer interna-tionalen Schau. Seine Fohlen erreichten drei Jahre lang gesamtschweizerisch den höchsten Notendurschnitt. Auch im Sport war «Noah» äusserst erfolgreich. So auch am bestens dotierten CAIO in Riesenbeck mit einem 4. Rang. Der Besitzer sagt: «Eben ein Ausnahmepferd, von dem der letzte Fohlenjahrgang heuer mit grossen Hoff-nungen zur Beurteilung gelangt. Eine dieser Hoffnungen ist der Sieger des letzt-jährigen Fohlenchampionats – ein vom Haflinger-Zentrum gezogener Noah-Sohn.»

INNOVATIVER GASTRONOMIE- UND EVENTBEREICHNicht von schlechten Eltern ist der innova-tive Gastronomie- und Eventbereich des Haflinger-Zentrums, wo es Standardange-bote für Anlässe für 10 bis 250 Personen gibt. Manche Gäste lassen sich ein budget-gerechtes, individuelles Programm für ihren Anlass zusammenstellen. Sicher ist, dass Besucher, vor allem jene aus städti-schen Regionen, im Haflinger-Zentrum und speziell auf der Planwagen- oder Kut-

DIE FUCHSFARBE IN ALLEN SCHATTIERUNGENAus der Anpaarung des orientalischen Hengstes «133 El Bedavi XXII» mit einer galizischen Landstute wurde im Jahr 1874 beim Züchter Josef Folie in Schluderns ein prächtiges Hengstfohlen geboren, dem der stolze Züchter seinen Familiennamen gab: 249 FOLIE.

Folie war ein Goldfuchs mit dem typi-schen Aalstreifen, den er von seiner Mut-ter geerbt hatte. In ihm verbanden sich die von der Mutter vererbte Kraft und die typi-schen Merkmale des Gebirgspferdes mit dem Adel und der Eleganz des orientali-schen Vaters. Man beschrieb ihn als «Mus-kelpaket mit Araberadel, langer schräg gelagerter Schulter, strammem Rücken, gerader Kruppe, tiefer Bemuskelung, kräf-tigen Gelenken, weiträumigem, korrek-tem Gang und herrlichem Temperament». Alle sieben Blutlinienbegründer der Haf-lingerzucht gehen ausnahmslos auf den Hengst Folie zurück.

Keine Verwandtschaft besteht indessen zu Kaltblutpferden. Auch der oft gehörte Vergleich mit der Freibergerrasse hinkt. Der Ursprung der Haflinger-Rasse ist viel-mehr ein leichtes, warmblutähnliches, kleines Gebirgspferd. Die vom Haflinger-Zentrum immer wieder erzielten Zucht-erfolge haben sich längst herumgespro-chen. «Faktisch jedes Jahr sind Pferde aus unserer Zucht an den Fohlenschauen, Hengstkörungen, Herdebuchaufnahmen und Feldtests der Stuten sowie an inter-nationalen Anlässen in den vordersten Rängen anzutreffen», sagt Peter Zimmer-mann.

Dabei nimmt der 2002 geborene und 2012 verstorbene Siegerhengst «Noah» eine ganz besondere Stellung ein. Dies, weil er in sämtlichen Sparten eine Aus-nahmeerscheinung war. Wie Peter Zim-

Yoga + Natural Horsemanshipvom 12. bis 19. Oktober 2013im schönen Norden von IBIZA mit Maya und Sandra

Wir praktizieren am Morgen Yoga. Am Nachmittag verbinden wir diese bewusste Wahrnehmung vom Yoga im Umgang mit den Pferden.

Pferde lesen, motivieren und mit ihnen kommunizieren sind nur einige der Themen, die wir zusammen anschauen werden. Mit Mentaltraining, inne-rer Ruhe eine entspannte Konzentration zu erreichen, ist ein Ziel, welches uns nicht nur im Umgang mit Pferden weiterhilft.

Im Körper zentriert die Verbindung mit dem Pferd vertiefen.

Wir entdecken in dieser Woche so viel mehr als nur Reiten!

Lass dich überraschen!

Infos und Kontakt:Maya Kellenberger Telefon +41 79 282 13 14 www.pferdekommunikation.ch

Sandra Morrel Telefon +34 637 26 98 84www.sandramorrel.com

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Der Gastronomie- und Eventbereich, wo es Standardangebote für Anlässe für 10 bis 250 Personen gibt. Manche Gäste lassen sich ein individuelles Programm zusammenstellen.

Wenn der besonnen wirkende Peter Zimmermann über etwas spricht, hat dies themenunabhängig Hand und Fuss, oder gewissermassen Vorder-hand und Hinterhand.

Bereiterin Barbara Vuillemin, Ausbildnerin für Pferdefachperso-nen EFZ, mit dem erfolgreichen Haflingerzüchter Norbert Rier, Sänger der «Kastelruther Spatzen».

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schenfahrt durch die heimelige Emmen-taler Landschaft einen prächtigen Tag er-leben. An die «Emmentaler Olympiade» mit Fun, Action und Gemütlichkeit inklu-sive küchengeräucherter Hamme erin-nern sich die Gäste jeweils noch lange.

Die dabei auch generierte Mund-zu-Mund-Propaganda schont das Marketing-budget des Haflinger-Zentrums. Insider schmücken ihre Erzählungen auch noch mit der wahren Anekdote vom juristi-schen Geplänkel aus, das im Zusammen-hang mit ebendieser «Emmentaler Olym-piade» entstanden ist. Man wollte Peter Zimmermann und der SBB, die auf Flyern Werbung dafür machte, die Produktbe-zeichnung «Emmentaler Olympiade» ver-

bieten. Tatsache ist, dass dieses Angebot heute noch zu den Jahres-Highlights ge-hört, sagt man doch diesem Anlass eine hohe Erlebnisdichte nach. Gerne gebucht werden Ausflüge mit dem Pferdefuhrwerk. Doch bei Pferdefachleuten und -liebha-bern stehen auch die Verkaufstage hoch im Kurs, um einen Haflinger, gebrauchte Kutschen und Beschirrungen zu ergattern.

GRÖSSENMÄSSIG ZWISCHEN PONY UND GROSSPFERD Was auch immer die Motivation sein mag, ins Haflinger-Zentrum im Emmental zu reisen, ein Kernthema bleibt immer: das Haflingerpferd, über das schon unendlich viel geschrieben wurde. Es ist müssig und

auch unmöglich, dies jetzt hier zu repetie-ren. Entsprechend gross ist die Fangemein-de der weltweit 250 000 lebenden Haflin-ger. Die Hauptverbreitung: Europa, speziell das Ursprungsland Österreich beziehungs-weise das Tirol und das italienische Südti-rol. Die weltweite Beliebtheit und der Er-folg des Haflingers haben viele Gründe: Einer davon ist der einzigartige Charakter dieses Pferdes und seine unglaubliche Leis-tungsbereitschaft, was ihn zum Allrounder macht. Hinzu kommt seine Menschenbe-zogenheit, gepaart mit einem ansprechen-den Äusseren. Haflinger sind sportliche, zuverlässige und treue Freizeitgefährten, grössenmässig genau zwischen Pony und Grosspferd gelegen.

Das größte Reiterdorf Österreichs ist ein Erlebnis für alle Sinne und bietet seinen Gästen

es zu jeder Jahreszeit abwechslungsreiche Angebote vom Urlaub am Bauernhof bis hin zum Clubhotel sowie verschiedene Reitmöglichkeiten zu entdecken!

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P R O M I N E N T I M S AT T E L

Auf dieser Seite stellen wir ihnen in jeder Ausgabe eine Persönlichkeit vor, die Sie schon länger kennen. Doch wussten Sie schon,

dass dieser prominente Mensch mit Ihnen eine PASSION teilt? Die Liebe zum Pferd.

KARIN LANZMODERATORIN/SCHAUSPIELERIN

Seit wann reiten Sie?Reiten war mein Mädchentraum. Meine Eltern erlaubten es mir aber nicht, wes-halb ich es heimlich tat. Ich ritt auf Eseln, spielte Räuber und Poli mit Shetland-ponys, und als sich mir eine kostenlose Gelegenheit bot, nahm ich heimlich Vol-tige-Unterricht. Mit 15 Jahren durfte ich dann endlich offiziell Reitstunden besu-chen.

Wo haben Sie Ihre reiterliche Ausbildung absolviert?In einem Reitstall im Zürcher Unterland. Ich fing gerade mit Springen an, als meine Familie nach Basel zog. Dort fand ich keine Reitschule mehr, die mir so gut gefiel wie meine alte, in der man mich stark geför-dert hatte. Ausserdem steckte ich mitten in der Pubertät und interessierte mich zu-nehmend für andere Dinge. Wann haben Sie wieder angefangen? Erst im Januar diesen Jahres. Mein Partner, mit dem ich seit vier Jahren zusammen bin, spielt Polo. Der Sport hatte mich nicht besonders beeindruckt, ich hatte ihn sogar ein wenig belächelt, bis ich mich nach Argentinien schleppen liess, wo ich dann erstmals wieder in den Sattel stieg. Ich fing sofort wieder Feuer. Der Reitstil dort ge-fällt mir ausserordentlich. Ich ritt jeden Tag und lernte ganz neu, mit Pferden zu arbeiten.

Was war neu?Eine Übung bestand zum Beispiel darin, dass das Pferd bei sanftem Zug an einem

Zügel den Kopf nach hinten zum Fuss des Reiters beugt. Ich habe erlebt, wie fein die Pferde mit dieser Art von Training im Maul werden. Im Unterschied zum englischen Stil kommen die Unterschenkel nur dann zum Einsatz, wenn ein neues Kommando gegeben wird. Auf Polo-Pferden werden hauptsächlich schnelle Tempowechsel und enge Wendungen geübt. Das Reiten ist intensiver, wilder und basiert auf absolu-tem Vertrauen zwischen Pferd und Reiter. Da sich die Ziele sehr schnell ändern, muss man quasi seine Gedanken direkt auf das Pony übertragen. Und dann ist es, als hätte man Flügel.

Wo haben Sie heute Gelegenheit zu reiten?Ich darf die Pferde meines Partners reiten. Kaytan habe ich bereits zu meinem Lieb-lingspferd erkoren. Und offensichtlich mag er mich auch besonders gern. Wenn ich in den Stall komme, reagiert er mit viel

Zuneigung und freut sich auf die Arbeit. Mit ihm mache ich jedoch nur Boden-arbeit. Zum Reiten fühle ich mich ihm noch nicht gewachsen. Seit ich wieder schwanger bin, bin ich etwas vorsichtig.

Was ist Ihnen im Umgang mit Pferden wichtig?Vertrauen. Und zwar gegenseitiges. Ich denke, das ist gerade im Umgang mit einem Fluchttier besonders wichtig.

Welche Disziplin bevorzugen Sie? Ich würde mich als reine Freizeitreiterin bezeichnen. Am allerliebsten ist mir die Bodenarbeit. Denn daraus erwächst das Vertrauen zwischen Mensch und Pferd. Und man macht gemeinsam Fortschritte. Nach meiner Schwangerschaft und wenn ich meine reiterlichen Fähigkeiten weiter-entwickelt habe, wird mir wahrscheinlich das für Polo typische Schnelle und Wilde besonders zusagen.

Als Schauspielerin, Moderatorin und Mutter ist Ihr Terminkalender bestimmt sehr voll. Wie oft kommen Sie zum Reiten?Das ist unterschiedlich. Ich war jetzt gleich zwei Mal für jeweils zehn Tage auf Dreh in Berlin. Da bin ich nicht zum Reiten gekom-men. Wenn ich zu Hause bin, ist meine Familie jedoch oft im Stall. Mein Sohn ist absoluter Pferdefanatiker. Und da ich so-wieso täglich mit ihm raus muss, bietet es sich an, in den Stall zu gehen. Die Polo-Saison fängt jetzt gerade erst an. Es wird darauf hinauslaufen, dass wir jedes Wo-

Interview: Nadja BelvisoFotos: zVg./Porträt Adrian Portmann

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Karin Lanz ist ein Tausendsassa. Nach ihrer Matura erlernte sie den Beruf der Damenschneiderin und liess sich dann zur Kauffrau ausbil-den. Nach ihrer Teilnahme an der Miss-Schweiz-Wahl, bei der sie es bis ins Final schaffte, arbeitete sie als Wettermoderatorin und News-Redaktorin und moderierte schliess-lich zusammen mit Berufskollege Dani Fohrler die erste Schweizer Big-Brother-Staffel.

Karin Lanz

chenende mit den Pferden verbringen und zusätzlich einen Tag unter der Woche.

Haben Sie reiterliche Ambitionen?Ich hatte auch schon einen Poloschläger in der Hand, und ich muss zugeben, dass es mir viel besser gefallen hat, als ich dachte. Dem Ball hinterherzujagen und selber ge-jagt zu werden, macht unheimlichen Spass. Vielleicht fange ich tatsächlich ir-gendwann an, Polo zu spielen. Im Moment möchte ich mich einfach reiterlich ver-bessern. Es würde mir gefallen, als Ergän-zung zu meinem Partner eine Art Pferde-flüsterin im Stall zu werden. Ich glaube, es

liegt mir, eine vertrauensvolle Beziehung zu Pferden aufzubauen.

Waren bei Ihrer Tätigkeit als Schau- spielerin Ihre reiterlichen Fähigkeiten auch schon gefragt?Nein. Aber mein Hund war schon so oft mit auf Dreh, dass er inzwischen selbst schon unzählige Male zum Einsatz vor der Kame-ra kam. Es würde mir aber sehr gefallen, einmal vor der Kamera zu reiten.

Welches Erlebnis mit Pferden hat Sie am meisten beeindruckt?Als Kind suchte ich wann immer möglich

Mit einer Schauspielausbildung an der European Film Actor School in Zürich und am The Actor‘s Center Rome bildete sie sich weiter und ergatterte schliesslich Rollen in Fernsehserien und Schweizer Kino-filmen wie «Länger Leben» oder «Handyman». Doch auch mit Holly-wood hat sie schon gearbeitet – im Bond-Film «Quantum of Solace».

Neben der Schauspielerei ist die Moderation ihr zweites Standbein.

Karin Lanz arbeitet für verschiede-ne Fernsehformate vor und hinter der Kamera – im Moment moderiert sie die Rubrik «wie jetzt?!» des Wis-senschaftsmagazins nano auf 3sat.

Karin Lanz lebt mit ihrem Le-benspartner Cédric Schweri und ihrem Sohn in Zürich. Schweri ist Polospieler und hat Anfang des Jah-res zusammen mit befreundeten Spielern den Legacy Polo Club ge-gründet.

www.karinlanz.com www.karinlanz.chwww.facebook.com/Karinlanzofficialsitewww.legacypoloclub.ch

die Nähe zu Pferden. Ich setzte mich oft zu ihnen auf die Weide. Manchmal erfuhr ich im Nachhinein, dass ich das nicht hätte tun dürfen, etwa weil ein Hengst auf der Weide stand. Aber ich hatte einfach nie Angst, und es passierte auch nie etwas.

Haben Sie einen Pferdetraum, den Sie sich gerne erfüllen möchten?Eigentlich hat sich mein Traum bereits erfüllt: In Argentinien konnte ich endlich einmal am Strand ausreiten. Aber einmal mit Pferden ohne jeglichen Luxus durch die Wildnis zu reiten, das wäre schon auch ein Traum.

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Haben Sie auch schon geschmunzelt oder lauthals losgelacht beim Lesen von Pferde-Verkaufsinsera-ten? Es ist schier unglaublich, wie mit blumiger Sprache aus einem Schimmel ein Lipizzaner wird. Oder das «all-in-one»-Pferd, welches englisch, west-

ern und barock geritten wird, bis zu 16-spännig am Wagen geht, dazu Voltige- und Rennerfahrung hat und nebst allen Parelli-Ga-mes auch Piaffe und Zirkuslektionen im Griff hat. Pferde sind erwiesenermassen Fluchttiere, welche bei (vermeintlicher) Ge-fahr stehen bleiben oder (meistens) davonrennen. So stehe ich Beschreibungen wie «100 % verkehrs- und geländesicher» immer eher skeptisch gegenüber. Werden diese so dargebotenen Pferde inklusive fix montierter Ohrstöpsel geliefert und sind auch durch mehrere Panzer nicht aus der Ruhe zu bringen? Und was soll man sich hingegen darunter vorstellen, wenn ein Pferd als «nicht so ganz verkehrssicher» ausgeschrieben wird? Legt dieses Pferd schon beim Anblick eines Fahrrads einen Gang zu und ga-

D I E I R O N I S C H E K O L U M N E

u bringen? Und was soll man wenn ein Pferd

loppiert zielgerade Richtung Stall? Oder da suchen eine lustige Freibergerstute (kennt wohl viele Witze) und ein Wallach, der gerne badet (juhui, ein Wellness-Partner) einen neuen Platz. Ge-nau so wie der «Noch-Hengst», den könnte man doch sinniger-weise auch als «Fast-Wallach» bezeichnen. Eine Stute wäre noch zu haben, welche «selten eine ernst zu nehmende Pferdekrank-heit hatte», was immer das auch bedeuten möge. Die junge Dame, welche «eine Wohnung sucht für sich, ihren Jack Russel und zwei Isländer» wird wohl auch noch nach einem Stall Ausschau halten müssen, ausser die Isländer sind stubenrein. Herrlich die Aussage «Trense zu verkaufen; bei mir nur einmal im Pferdemaul gehabt» (na klar). Und manchmal liegt der Teufel im Detail. Die gängigen Grössen für Pferdehalfter heissen Full für Pferd oder Cob für

Kleinpferd. Wenn nun ein Halfter für einen Cop (englisch Polizist) ausgeschrie-ben wird, macht mich das doch etwas stutzig, denn mit Handschellen ist ein Ordnungshüter sicherlich besser ausge-rüstet.

PFERDIGE INSERATE FÜR ANFÄNGER UND FORTGESCHRITTENE

V O N K A R I N R O H R E R

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Wann und wie hatten Sie erstmals Kontakt mit Pferden?Ich bin in einer pferdereichen Umgebung aufge-wachsen. Unser Wohnhaus und die Tierklinik waren miteinander verbunden. Es musste mir nur gelingen, mich von den Hausaufgaben weg-zuschleichen, und schon war ich bei den Pferden.

Was fasziniert Sie am Pferd?Es heisst doch so schön: Faszination Pferd. Ich finde es sehr schwierig, einzelne Punkte zu er-wähnen, da mich einfach alles an diesem wunder-vollen Tier fasziniert. Aber ganz speziell beein-druckt mich die Tatsache, dass man nie ausgelernt hat!

Was haben Sie von den Pferden gelernt?Geduld, Ausdauer, Konsequenz, Flexibilität . . .

Was ist Ihnen im Umgang mit Pferden beson-ders wichtig?Dass das Pferd stets im Mittelpunkt steht. Ich kann nicht wissen, was wann genau das Richtige ist für mein Pferd. Vor allem aber durch beobach-ten kann ich versuchen, seine Signale zu lesen und zu deuten.

Welche Pferdemenschen haben Sie speziell ge-prägt?Ich hatte das grosse Glück, dass ich ein paar Mal mit Pierre Jonqueres d’Oriola trainieren durfte.

EVA GYGAX KÜNZLI

S TA L L G E S P R Ä C H

Interview: Karin RohrerFotos: Tamara Acklin/zVg.

Name: Eva Gygax Künzli

Wohnort: Küngoldingen (Oftringen)

Geburtsdatum: 24.07.1978

Beruf: Mutter, Primarlehrerin

Verein: KRV Oberwiggertal, KRV Zofingen

Lizenz: Springlizenz

Eigene Pferde: DH Jagiello, DH Jassim

Traumpferde: DH Jagiello

Vorbilder: gibt es einige

Grösster Erfolg: Mein grösster Erfolg ist, dass ich dank eines sehr hilfsbereiten Umfeldes Familie, Beruf und Hobby unter einen Hut kriege.

Ziel: Möglichst viele Menschen für das Pferd zu sensibilisieren.

Lebensmotto: Gib jedem Tag die Chance, der schönste deines Lebens zu werden.

Diese Momente ganz im Süden Frankreichs wa-ren in jeder Hinsicht wunderbar, und ich erinne-re mich sehr gerne daran.

Wieviel Zeit verbringen Sie rund ums Pferd?So viel wie möglich. Es ist aber manchmal eine Gratwanderung und braucht einiges an Organisa-tion und Flexibilität – nicht nur von meiner Seite – denn die Familie darf keinesfalls zu kurz kom-men.

Welcher Bereich ist Ihre Passion?Die Vielseitigkeit hat es mir schon vor vielen Jahren angetan. Ich finde es sehr spannend, mit dem gleichen Pferd drei verschiedene Disziplinen zu trainieren.

Welches ist Ihr aktuelles Lieblingspferd und wes-halb?DH Jagiello. Mein Vater hat ihn gezüchtet – wir hatten schon seine Mutter und sein Vater bei uns. Ich durfte ihn von Anfang an reiten. Er ist also wirklich «hausgemacht». Ich habe ein riesengros-ses Vertrauen in ihn. Er hat mich schon sehr viel gelehrt und wird auch in Zukunft dafür sorgen, dass unser Alltag spannend ist.

Wie motivieren Sie Ihr Pferd?Mit viel Abwechslung.

Welche ist Ihre schönste, welche Ihre traurigs-te Erfahrung mit Pferden?Ich kann nicht zwei konkrete Ereignisse nennen. Aber zu den schönen Ereignissen gehören für mich die Aha-Erlebnisse, die einen ein grosses Stück weiterbringen. Oder wenn wir eine Gelän-deprüfung gut absolvieren können. Von solchen Momenten und Ereignissen kann ich zehren. Traurig sind Situationen in denen es dem Pferd nicht gut geht und ich mich allenfalls von ihm trennen muss.

Persönlich

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Ist der spannende Tag der Geburt vor-bei und das Fohlen da, muss die Stu-te genügend Nährstoffe haben, um Milch für ihr Kleines produzieren zu können. Und davon nicht wenig:

eine Stute bildet bis 18 Liter Milch pro Tag! Die Hauptbestandteile der Milch sind Milchzucker, Milcheiweiss, Milchfett und Calcium. Die Stute braucht mehr Energie, mehr Eiweiss und mehr Mineralstoffe im

FOHLEN BRAUCHEN LEICHT VERDAULICHES PROTEIN

In den ersten vier Lebensmonaten wird das Fohlen hauptsächlich durch die Stutenmilch ernährt. Später wird Fohlenfutter wichti-ger.

Text: Markus Boll/Fotos: Hypona

Futter. Es empfiehlt sich daher, die Fütte-rung mit dem Zuchtstutenfutter weiterhin fortzusetzen. Die Milchproduktion der Stute setzt nicht sofort in voller Höhe ein, sondern nimmt allmählich zu. Entspre-chend wird die Kraftfuttermenge nach dem Abfohlen langsam um 250 g pro Tag gesteigert.

Bis das Fohlen ungefähr 3 Monate alt ist, steigt die Milchmenge der Stute stetig

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Markus Boll ist Fütterungs spezialist beim HYPONA-Beratungsdienst Wil (www.hypona.ch).

Der Autor

Fohlen brauchen für eine gute Entwicklung, neben sehr viel Bewegung, frische Luft und ausreichend hochwertiges Protein, Mineralstoffe und Vitamine.

Pferde sollten unbedingt in grösseren Gruppen aufwachsen. Der Herdenverband wirkt sich positiv auf die Entwicklung und das Sozialverhalten der Pferde aus.

an. Fohlen wachsen schnell und brauchen immer mehr Nährstoffe. Ungefähr ab dem vierten Lebensmonat des Fohlens gibt die Stute allmählich weniger Milch. Das Foh-len nimmt dann zunehmend Nährstoffe aus anderen Quellen auf. Wenn die Fohlen 6 Monate alt sind, werden sie normaler-weise von der Stute abgesetzt.

FOHLENFÜTTERUNGAb dem zehnten Lebenstag des Fohlens empfiehlt sich die ad-libitum-Zufütterung eines hochwertigen und ausreichend mi-neralisierten Fohlenfutters (z. B. HYPONA 783). Der grosse Vorteil eines speziellen Fohlenfutters liegt in den leicht verdauli-chen und hochwertigen Proteinen, kombi-niert mit den richtigen Mengen an Mine-ralstoffen und Vitaminen. Für Fohlen mittlerer Rassen wird die Kraftfuttermen-ge ca. 0,5 kg pro Monat gesteigert, wobei die Maximalmenge von 1,5 kg pro Tag nicht überschritten werden sollte.

Ebenso wichtig wie die Fütterung ist die Haltung. Fohlen und Jungpferde gehören auf die Weide. Einerseits hat junges Weide-gras mit viel Eiweiss die ideale Zusammen-setzung für Jungpferde. Und andererseits

brauchen Fohlen für eine gesunde Ent-wicklung sehr viel Bewegung, frische Luft und die Gesellschaft anderer junger Pfer-de.

Vor dem Absetzen des jungen Pferdes mit 6 Monaten wird die Kraftfuttermenge für das Fohlen leicht erhöht, und die Kraft-futtermenge für die Stute langsam redu-ziert (Rückbildung der Milchproduktion). Das Absetzen stellt für die Fohlen psy-chisch und physisch eine Stresssituation dar. Die Trennung von der Mutter und die fehlende Muttermilch führen oft auch zu einer Schwächung des Immunsystems. Eine Ergänzung der Ration im ersten Win-ter nach dem Absetzen mit einem hoch-wertigen Fohlenfutter wie HYPONA 783 kann einen Einbruch in der Entwicklung verhindern.

Es empfiehlt sich, Absetzfohlen über den ersten Winter in grösseren Gruppen in einem Laufstall zu halten. Das gegen-seitige Stimulieren wirkt sich günstig auf die Entwicklung von Knochen, Bändern und Sehnen aus. Bei einzeln in der Box gehaltenen Fohlen entsteht hingegen leicht das Risiko der Überfütterung und Verfettung.

MINERALSTOFFE NICHT VERGESSENSobald es die Witterung erlaubt, kommen die Jährlinge auf die die Weide. Die Anzahl der gemeinsam auf der Weide gehaltenen Pferde sollte stets paarig sein (d. h. keine ungeraden Zahlen), da sich zwischen je

zwei Fohlen und Jungpferden Bindungen entwickeln. Das regt die Futteraufnahme und die Bewegung an. In trockenen Jahren sowie auf Weiden ohne Umtrieb kann im Sommer bei überständigem Gras die Ener-gie- und Eiweissversorgung knapp wer-den. Auch hier sollte eine mässige Zufütte-rung mit Fohlenaufzuchtfutter stattfinden. Ein besonderes Augenmerk ist auf die aus-reichende Mineralstoffversorgung zu le-gen. Calcium und Phosphorversorgung sind auf der Weide wegen der schwanken-den Gehalte beider Elemente im Gras eher unsicher. Auch Natrium und Kupfer sowie Selen sind im Weidefutter nicht immer ausreichend vorhanden. Deshalb brau-chen Pferde bei Weidehaltung eine Leck-schale (z. B. UFA 999), einen Salzleckstein und täglich eine Gabe von 100 g vitami-niertem Mineralstoff (z. B. HYPONA 895).

JÄHRLINGE NICHT ÜBERFÜTTERNBei ein-, zwei- und dreijährigen Jungpfer-den gilt es, mit der Fütterung Mass zu halten. Die Pferde sollten eher zu mager als zu fett sein. Eine intensive Aufzucht und frühe Nutzung ist mit grossen Ge-sundheitsrisiken verbunden und wirkt sich mit Sicherheit negativ auf die Lang-lebigkeit und Gesundheit der Pferde aus. Um Entwicklungsstörungen zu vermei-den, ist ein moderates, aber gleichmässi-ges Wachstum während der gesamten Auf-zuchtzeit anzustreben. So sind die Grund-lagen für ein langes Pferdeleben gegeben!

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BEGEGNUNGSZONEN MIT KONFLIKTPOTENZIALAn sonnigen Tagen trifft man beim Ausreiten auf unzählige andere Erholungsuchende: Biker, Jogger, Walker, Hundebesitzer, Pfadfinder und Familien. Was können Reiter dazu beitragen, dass Spazierwe-ge nicht zur Kampfzone werden? Ein Selbstversuch.

SPAZIERWEGE

Text: Nadja Belviso Fotos: Adi Vollenweider

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Schöner kann das Leben kaum sein, als wenn die Sonne sanft den Morgen erwärmt, wenn Bäu-me vor frischem Grün zu explo-dieren scheinen, wenn die Pferde

friedlich schnaubend ihre Nase in die Wie-se stecken und das Wochenende beginnt. Der perfekte Tag für einen langen Ausritt. Einziger Wermutstropfen: Mit ruhiger Ein-samkeit in freier Natur ist heute nicht zu rechnen. Nachdem der kapriziöse Früh-ling endlich hinter uns liegt, wird die hal-be Welt unterwegs sein.

Ob es trotzdem Gelegenheiten geben wird, längere Strecken ohne Unterbruch zu traben? Liegt vielleicht sogar ein klei-ner Galopp drin? Wehmütige Erinnerun-gen an Ferien in Spanien kommen hoch, an lange Ritte menschenleeren Stränden entlang und durch fast verwilderte Wäl-der. In der Schweiz ist es eng, und das so-genannte Naherholungsgebiet ist je nach Gegend auch an weniger schönen Tagen stark frequentiert. Die Reiter teilen die Wege mit Joggern, Bikern, Walkern, Hun-debesitzern, Familien und Pfadfindern. Trotz des riesigen Konfliktpotenzials zwi-schen den so unterschiedlichen Gruppen, hört man erstaunlich selten von Auseinan-dersetzungen.

Doch ein sonniger Samstagmorgen könnte die gegenseitige Toleranz auf die Probe stellen. Ein Ausflug in den Wald gleicht dann einem Bummel durch die Zür-cher Bahnhofstrasse einen Tag vor Weih-

nachten: Man tritt sich gegenseitig auf die Füsse und ärgert sich über alle, die gedan-kenlos den Weg versperren. Es ist also der ideale Tag um herauszufinden, wie die unterschiedlichen Waldnutzer miteinan-der auskommen, und wie Reiter zu einem guten Nebeneinander beitragen können.

ERSTE BEGEGNUNG: SPAZIERGÄNGERKaum aufgestiegen kommen uns auch schon die ersten Spaziergänger entgegen. Das Ehepaar fragt amüsiert, warum das Pferd Schuhe trage. Die Hufschuhe sind der Gesprächsgenerator schlechthin. Dut-zende Male habe ich diese Frage schon beantwortet. Während ich auch jetzt wie-der erkläre, dass für Malikala die Schuhe eine Alternative zu Hufeisen seien, über-lege ich – wie immer, wenn ich mit Fuss-gängern ins Gespräch komme – ob ich absteigen soll. Einerseits wäre es wohl für alle Beteiligten angenehmer, wenn man sich auf Augenhöhe befände. Andererseits kann ich auch nicht bei jedem «Grüezi» gleich vom Pferd springen.

Ich bleibe oben in der Annahme, dass es bei einem kurzen Smalltalk bleibt. Malikala hat meine gedankliche Abwesen-heit genutzt, um die Jacke unserer neuen Bekanntschaft unter die Lupe zu nehmen. Sie hinterlässt einen Speichelfleck. Und ich möchte im Erdboden versinken. Doch die Dame wehrt meine gestammelten Ent-schuldigungsversuche mit einer wegwer-fenden Handbewegung lachend ab. Glück

gehabt. Gedanklich schreibe ich den ers-ten Punkt meines persönlichen Reiter-Knigge (s. Box).

ZWEITE BEGEGNUNG: PFADFINDERDankbar darüber, dass die Sonne die Men-schen so milde stimmt, reite ich entspannt Richtung Wald, der uns gleich mit seiner angenehmen Kühle empfangen wird. Doch die Entspannung hält nicht lange an. Denn nur wenige Minuten später schiesst plötzlich eine Gruppe von Kindern aus dem Dickicht auf den Weg. Pfadfinder. Malikala bleibt wie angewurzelt stehen, die Augen weit aufgerissen, die Ohren ge-spitzt, die Nüstern gebläht. Ich spüre förm-lich die zwei Seelen in ihrer Brust: Vertrau-en oder auf Nummer sicher gehen? Stehen bleiben oder umdrehen und davonstür-men?

Sie entscheidet sich schnell gegen ihren Instinkt. Für mich. Die Kinder indes haben ihre Köpfe eifrig über eine Karte gebeugt und diskutieren hitzig über den weiteren Verlauf ihrer Schatzsuche. Bei jedem Ra-scheln, das beim Hantieren mit der Karte entsteht, zuckt Malikala erneut zusam-men. Ich bitte die Kinder, die Karte still zu halten, bis ich an ihnen vorbei bin. Dabei kann ich es mir nicht verkneifen, sie auch gleich darauf hinzuweisen, dass das Her-ausstürmen aus dem Dickicht einem Sprung auf die Autobahn gleicht: Nicht nur würden sie Pferde damit erschrecken, sie könnten auch mit einem Biker zusam-

Blickkontakt, ein Lächeln, ein freundlicher Gruss: Damit kommen die meisten Probleme gar nicht erst auf.

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menstossen. Die Kinder hören brav und scheu zu. Und ich fühle mich kleinlich und lehrerhaft. Der Wald gehört schliesslich auch ihnen.

DRITTE BEGEGNUNG: WALKERINIch erinnere mich an ähnliche Situatio-nen. An furchteinflössende Regenschirme, an Schlitten im Schlepptau von Spazier-gängern. An zitternde Flanken und röh-rende Lautäusserungen. Ich bitte jeweils das Gegenüber, den Schirm zu schliessen oder mit dem Schlitten anzuhalten – im-mer mit schlechtem Gewissen. Wer aus-reitet, sollte sein Pferd im Griff haben, heisst es doch. Allerdings erntete ich bis-her nie eine negative Reaktion. Eine Wal-kerin war sogar regelrecht erleichtert, als ich sie bat, die Stöcke an den Körper zu nehmen. «Endlich sagt mir mal jemand, was ich tun soll, damit die Pferde nicht immer Panikattacken kriegen, wenn sie mich sehen.»

In jenem angeregten Gespräch damals verhalf auch sie mir zu einer Erkenntnis, die mir in Erinnerung geblieben ist: Sie verstehe ja, dass Reiter anders als Hunde-besitzer die Notdurft ihrer Tiere nicht auf-heben und entsorgen müssten. «Aber ich fände es schön, wenn sie ihr Pferd nicht weitertrieben, solange es sich erleichtert. Die Bescherung verteilt sich sonst über mehrere Meter hinweg.» Und ob es nicht möglich sei, dem Pferd beizubringen, die Äpfel am Wegrand und nicht in dessen Mitte fallen zu lassen.

VIERTE BEGEGNUNG: BIKERErstaunlich gelassen nimmt die Stute Be-gegnungen mit Fahrrädern. Selbst wenn

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sie sich lautlos von hinten nähern, zuckt sie noch nicht einmal mit den Wimpern. Liegt es am feinen Pferdegehör? Daran, dass die Tiere ihre Ohre in alle Richtungen

drehen können und so Geräusche lange vor uns Menschen wahrnehmen? Die meisten Velofahrer kündigen sich mit einem Klingeln oder einem Warnruf an.

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Für einen Reiter angenehm. Für den Velofahrer nützlich. Denn wenn mehrere Reiter miteinander unterwegs sind, haben sie so Zeit, sich hintereinander einzurei-hen.

Darauf angesprochen, winkt der Biker, den ich auf dem Heimweg treffe, lachend ab: «Ich hatte noch nie Probleme mit Rei-tern», sagt er. Er sei sowieso meistens auf den schmaleren Waldwegen unterwegs, wo man kaum Pferde antreffe. «Und wenn, dann braucht es einfach ein Minimum an gegenseitiger Rücksichtnahme. So mache er sich bemerkbar, wenn er sich von hin-ten nähere und drossle das Tempo. Im Gegenzug sei er froh, wenn man ihn vorbeilasse, damit er wieder Gas geben könne.

FÜNFTE BEGEGNUNG: JOGGERPlatz zu machen sollte unter Reitern bei allen Begegnungen eine Selbstverständ-lichkeit sein – selbst auf breiten Wegen. «Auch wenn ich keine Angst vor Pferden habe, ist es mir unangenehm, wenn ich dicht an ihnen vorbei muss», erklärt ein Jogger. Man wisse ja trotz allem nie, ob ein Pferd sich erschrecke und vielleicht einen Sprung zur Seite mache. Er selber drossle das Tempo in der Nähe von Pferden und sei seinerseits dankbar, wenn auch der Reiter einen Trab unterbricht: «Gerne auch schon ein paar Meter vor dem Passieren.»

SECHSTE BEGEGNUNG: MUTTER UND KINDÄhnlich schildert eine junge Frau ihre Er-fahrungen mit Pferden und Reitern: «Da Pferde so gross und unberechenbar sind, bin ich froh, wenn sie möglichst ruhig und

mit genügend Abstand an mir und Kinder-wagen vorbeigehen.» Sie erinnert sich nur ungern an eine Begegnung, bei der das Pferd in geringer Distanz vor ihr stieg und sie Angst hatte, seine Hufe könnten den Kinderwagen treffen. Dennoch zeigt sie Verständnis: «Pferde sind halt schreckhaf-te Tiere.»

Ihre Tochter hingegen zeigt sich un-erschrocken. Bereits jetzt streckt sie ihre Händchen allem entgegen, das auf vier Beinen geht. «Sollte sie diese Begeisterung auch noch zeigen, wenn sie grösser wird, fände ich es schön, wenn Reiter ihr erklä-ren würden, ob und wie sie das Pferd berühren darf.»

SIEBTE BEGEGNUNG: HUNDE BESITZERDie meisten Auseinandersetzungen ent-stehen seltsamerweise zwischen Pferde- und Hundebesitzern. Dabei sollten diese beiden Gruppen am ehesten Verständnis füreinander haben. Beide wissen schliess-lich, wie es ist, mit einem Lebewesen unterwegs zu sein, das nicht funktioniert wie ein Fahrrad. Doch die Hundebesitze-rin, die ich antreffe, hat kaum Negatives zu berichten. «Die meisten Reiter wech-seln in den Schritt, wenn sie uns kreuzen. Mehr verlange ich gar nicht», antwortet sie auf die Frage, was sie an Reitern stört. Die Hündin sitzt ruhig da, während ihre Be-sitzerin mir noch einen Tipp auf den Weg gibt: Für Menschen, die weniger gelassene Hunde besässen, sei es angenehm, wenn der Reiter sein Pferd anhalte oder zumin-dest nicht gleich nach dem Kreuzen wie-der antrabe.

Nach einem erholsamen Ritt mit vielen spannenden Gesprächen, bin ich erfreut

über das Fazit, das ich ziehen kann: Aus-nahmslos alle Gesprächspartner nehmen die Reiter als höfliche und rücksichtsvolle Zeitgenossen wahr. Und: Die meisten Pro-bleme lassen sich, wie überall auf der Welt, mit wenigen Worten aus der Welt schaffen.

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Reiter-Knigge

Platz machen und Tempo drosseln – reiterliches Verhalten, das nicht nur Biker und Hundebesitzer schätzen.

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Gymnastizieren heisst, das Pferd zu befähigen, einen Rei-ter zu tragen, es seiner Benut-zung nach – Freizeit, Sprin-gen oder Dressur – aufzubauen

und über ein langes Leben zu erhalten. Um dies zu erreichen und das Pferd nicht zu überfordern oder permanent falsch zu be-lasten, sind einige Grundkenntnisse in Anatomie und Traniningslehre unerläss-lich.

DIE MUSKELNDas Pferd verfügt über 250 paarige (beid-seitige) Skelettmuskeln. Die richtige Gym-nastizierung verfolgt das Ziel, diese paari-gen Muskeln so zu trainieren, dass sie gleich ausgebildet, locker und dehnfähig sind. Einseitig belastete und verkrampfte oder verkürzte Muskeln sind häufig der Auslöser von Sehnenverletzungen. Daher ist gezieltes Aufbautraining ebenso wich-tig wie Lockerungs- und Dehnübungen.

Hauptsächlich spricht man von zwei Muskulatur-Typen: dem Halte- und dem Bewegungsmuskel. Die Haltemuskulatur (auch «rote Muskulatur» genannt) ist vor allem auf Dauerleistungen und lange Be-anspruchungen ausgelegt. Sie weist eine gute Durchblutung auf und ermüdet durch ihre besonderen Stoffwechselfähigkeiten nur langsam.

GRUNDLAGEN DES GYMNASTIZIERENSPferde sind Bewegungstiere und durch ihre Körperkraft dem Men-schen seit jeher in vielen Bereichen eine grosse Hilfe. Sei es als Antrieb in der Fortbewegung, als Arbeitstier auf dem Feld oder beim Viehtrieb auf den Ranches. Aufgrund ihrer Bestimmung wird die Muskulatur häufig aber eher einseitig belastet. Gezielte Traininigseinheiten kön-nen hier oft grössere gesundheitliche Probleme verhindern oder lin-dern helfen.

Text und Illustrationen: Kathrin EngemannFotos: zVg.

Die Bewegungsmuskulatur (auch «weis-se Muskulatur» genannt) setzt das Pferd zur Bewegung der Gelenke ein. Sie kann sich zwar schneller, kürzer und stärker kontrahieren als die Haltemuskulatur, er-müdet aber auch rascher. Und ohne ent-sprechendes Training reduziert sie sich innert kurzer Zeit auf ein Minimum (Atro-phie oder Deutsch: Gewebsschwund). Ein Umstand, den man auch aus der mensch-lichen Anatomie kennt. Dieser «Muskel-abbau» erfolgt in der Regel recht rasch z. B. bei bettlägeriger Krankheit.

MUSKELAUFBAUWird die Muskulatur bei einem Kraftein-satz von mindestens 75 % der Höchstleis-tungsfähigkeit regelmässig trainiert, passt sie sich der Belastung an und vergrössert den Muskelquerschnitt. Zudem bilden die Nerven vermehrt «Andockstellen», wo-durch die Koordination und die Effektivi-tät der Muskeln verbessert wird. Gleichzei-tig ist die ausreichende Versorgung der Muskeln mit Sauerstoff und Nährstoffen (Energie) über das Blut unerlässlich. Ganz wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass verkrampfte Muskeln eine deutlich schlechtere Durchblutung aufweisen.

Nur ein aufgewärmter und entspannter Muskel kann sich wunschgemäss ent-wickeln.

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TEAMWORKMuskeln arbeiten nicht isoliert, sondern in Ketten. Ein Muskel kann sinnvoll und koordiniert arbeiten, wenn er nicht in einer Dauerspannung, sondern in einem rhythmischen Zusammenspiel mit ande-ren Muskeln steht. Die Vorhand und Rück-hand kann dann nur optimal koordiniert arbeiten, wenn die Bauchmuskeln und der lange Rückenmuskel nicht verkrampft sind und entsprechend mitarbeiten.

Jedes Gelenk hat ein Muskelpaar. Wenn der Beuger sich kontrahiert, muss der Strecker nachgeben und sich dehnen – und umgekehrt.

Eine einfache Übung, die den Rücken veranlasst sich zu heben und damit die Rückenmuskulatur dehnt.

Während der Belastung werden in der Muskulatur Nährstoffe (wie z. B. Zucker) in Energie umgewandelt. Bei diesem Stoff-wechselprozess entsteht Milchsäure in Form von Lactat und wird in den Zellen eingelagert. Um die Milchsäure wieder ab-zubauen und die Depots (Energiespeicher in den Zellen) wieder mit Nährstoffen auf-zufüllen, brauchen die Muskeln eine Er-holungsphase. Man unterscheidet hier zwischen aktiver und passiver Erholung. Die passive Erholungsphase sollte zwi-schen den einzelnen Trainingseinheiten mindestens 24 Stunden betragen und dient insbesondere dem Muskelaufbau. Die aktive Erholung – zum Beispiel zehn Minuten Schritt nach dem Training – hilft in erster Linie beim Abbau der Milchsäure.

GEZIELTES TRAININGVor diesem Hintergrund wird dann auch schnell klar, dass gezieltes Training mit wohl dosierten, individuell und interes-sant gestalteten Einheiten äusserst wich-tig ist.

Eine komplette Trainingseinheit glie-dert sich in vier Phasen: die Aufwärmpha-se, die Lösungsphase, die Trainingsphase und die Abkühlphase.

AUFWÄRMPHASESie dient insbesondere dazu, den gesam-ten Organismus auf die bevorstehende Be-lastung positiv einzustimmen, indem die Herzfrequenz leicht erhöht, die Muskula-tur aufgewärmt und die Atmung sukzessi-

ve gesteigert wird. Die Muskulatur lässt sich aufgrund der guten Durchblutung relativ rasch aufwärmen. Sehnen und Bän-der sind hingegen weniger stark durch-blutet und werden daher bereits deutlich langsamer erwärmt und gelöst. Gelenke haben praktisch keine eigene Blutversor-gung. Sie werden durch Diffusion (ein langsam ablaufender physikalischer Pro-zess) ernährt und bedingen eine noch längere Aufwärmphase, damit sie ausrei-chend mit Gelenkschmiere (Synovialflüs-sigkeit) versorgt werden.

Ein sinnvolles Aufwärmen dauert etwa 10–15 Minuten, in denen das Pferd an der Hand im Schritt geführt wird. Kopf und Hals sollten dabei tief gehalten werden und das Pferd sollte fleissig untertreten. Ein abwechslungsreiches Aufwärmen be-inhaltet z. B. Seitengänge, Führen über Stangen oder Cavaletti und Rückwärts-richten. Dehnübungen können einfach über Biegen des Halses an der Hand mit Belohnungswürfel ausgeführt werden.

Auf diese Art wärmen sich Reiter und Pferd gleichermassen auf.

LÖSUNGSPHASENur ein schwingender Rücken des Pferdes kann einen Reiter schadlos tragen. In die-ser Phase gilt es also, diese Losgelassenheit zu erreichen. Nur ein gelöstes Pferd kann untertreten und im reinen Takt laufen. Erst dann besteht eine Verbindung von Vorhand und Rückhand über die lockere Rückenmuskulatur. Eine gute Dehnungs-haltung ist die Voraussetzung, um die Mus-keln des Pferdes zu lösen. Der Schritt in Dehnungshaltung ist neben den anderen Gangarten in der Lösungsphase sehr wich-tig, da sich dabei einerseits die Muskeln entspannen und gleichzeitig alle Muskeln kraftsparend und ökonomisch genutzt werden. Als gute Übung eignet sich hierfür das Reiten auf gebogener Linie. Dabei wird die Hinterhand deutlicher aktiviert als beim Geradeausreiten. Die jeweilige äusse-re Körperseite des Pferdes ist sichtbar und fühlbar gedehnt. Schritte, Tritte oder

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Sprünge werden kraftvoller. Weitere gute Lösungsübungen sind z. B. Traben über Stangen, Reiten durch Stangengassen, Rei-ten auf einer Acht, Tempowechsel, Rück-wärtsrichten, Reiten von Übergängen oder Seitengänge.

Nur durch vermehrtes Reiten auf ge-bogenen Linien und mit weicher Hand kann sich das Pferd lösen.

Der Trab erfordert einen aus dem Becken heraus lockeren, mitschwingenden Sitz.

Biegung

Die natürliche Schiefe neigt dazu die äusse-re Körperseite zu überlasten und die innere Seite zu ent-lasten. Die langen Rückenmuskeln sind daher nicht gleich-mässig ausgebildet.

es zu biegen, muss man die äussere Seite des Rumpfes dehnen und die innere ver-kürzen.

ANLEHNUNGAnlehnung ist die Folge einer weichen Ver-bindung zwischen Reiterhand und Pferde-maul. Das «losgelassene» Pferd soll in der Anlehnung das Gebiss suchen und aus der vermehrt untertretenden Hinterhand sich an die Hand des Reiters anlehnen. Hier werden häufig auch Fehler gemacht und viele Reiter versuchen mit Einsatz des Schlaufzügels die Anlehnung zu erzwin-gen. Das Resultat ist ein verspanntes, takt-unreines und widersetzliches Pferd. Der Schlaufzügel bringt das Pferd in eine Zwangshaltung. Das ist auch Grund, war-um Phillippe Karl den Satz geprägt hat: «Der Schlafzügel ist der Ausverkauf der Reitkunst.»

Im Galopp steht das Pferd kurzzeitig auf einem Bein. Nur ein ausbalancier-ter Sitz kann hier das Gleichgewicht erhalten.

TRAININGPHASEEine komplette Einheit umfasst in der Re-gel alle Facetten des Trainings. Beginnend mit dem Dehnen über die Anlehnung, die Versammlung, die Übergänge bis hin zum Rückwärtsrichten.

Grundsätzlich ist von Natur aus jedes Pferd schief. Auch bei Pferden gibt es Rechts- bzw. Linkshänder. Sie lassen sich auf einer Seite besser biegen als auf der anderen Seite. In der Reitersprache heisst es auch «mein Pferd geht gegen das linke bzw. rechte Bein». Das Training soll nun helfen diese Schiefe abzubauen und die Muskeln in ihrer Dehnungsbereitschaft einander anzugleichen. In der Dehnungs-haltung werden wichtige Muskeln trai-niert. Das Pferd soll den Hals vorwärts-ab-wärts dehnen und mit den Hinterbeinen möglichst weit unter den Körper treten.

STELLEN UND BIEGENDas Stellen und Biegen sind wesentliche Lektionen der Gymnastik, um das Pferd geradezurichten.

Der Körper eines gerade gerichteten Pferdes verläuft in einer geraden Linie vom Genick zum Schweif. Um das Pferd nun zu stellen, muss man den Kopf durch das Genick leicht nach innen wenden. Um

VERSAMMLUNGDas ungerittene Pferd nutzt die Schub- und die Schnellkraft, um die natürliche Form der Versammlung zu erreichen (z. B. Imponiergehabe des Hengstes). Das Dres-surpferd lernt hingegen, im Laufe der Aus-bildung Schub- und Schnellkraft in Feder-kraft umzuwandeln, wobei die Stärke der Versammlung vom Ausbildungsstand ab-hängt.

Das Training der Muskeln wird durch die Abwechslung zwischen Dehnungshal-tung und Versammlung sehr effektiv, denn die Anspannung und Entspannung fördert die Durchblutung und sorgt für den Abtransport der Stoffwechselproduk-te. Das Wachstum der Muskeln wird da-

Stellung

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Kathrin Engemann

Kathrin Engemann wurde 1966 in Leipzig (ehe-malige DDR) geboren. Reiten lernte sie schon im Grundschulalter in der Sektion Pferdesport und konnte ihr Können auf Jugendspartakiaden und später auf DDR-Meisterschaften unter Beweis stellen. Sie errang Siege und Platzierungen bis zur Klasse S.Den Beruf Pferdewirt erlernte sie im Sächsischen Landgestüt Moritzburg und qualifizierte sich zum FN-Trainer B. Nach der Wende DDR-BRD verschrieb sie sich dem Vielseitigkeitssport. Mit ihrer englischen Vollblutstute Calabria startete sie bis CIC*** und war dabei sehr erfolgreich bei Meisterschaften in den Bundesländern Sachsen und Thüringen.Seit sechs Jahren bildet sie in der Schweiz Pferde und Reiter bis zum höchsten Niveau aus.

Kathrin EngemannStockenstrasse 158362 BalterswilTelefon 078 609 76 69

Wenn in der Ver-sammlung die Tritte verkürzt werden, nimmt sich das Pferd mehr auf, die Hanken-biegung wird ver-stärkt und das Genick ist der höchste Punkt.

Schenkelweichen auf der grossen Volte

durch stärker gefördert als durch lange andauernde Versammlung.

Durch die stetige Abwechslung zwi-schen Versammlung und Dehnungshal-tung werden die Muskeln effektiv trai-niert.

ÜBERGÄNGEÜbergänge sind das «A» und «O» des Rei-tens. Das Wichtigste beim Übergang in eine niedere Gangart ist ein aufgewölbter Rücken und eine untertretende Hinter-hand. Übergänge fördern insbesondere die Geschmeidigkeit, die Durchlässigkeit und den Kraftaufbau. Untrennbar damit ver-bunden sind die «halben Paraden», die ein Zurücknehmen einleiten und auf die kom-mende Lektion aufmerksam machen sol-len.

Aus der Fülle möglicher Übungslektio-nen eignen sich einige ganz besonders. Zum Beispiel vor der Ecke zum Schritt durchparieren und sofort wieder antraben oder mehrfach aufeinander folgende Über-

gänge (Trab – Schritt – Trab bzw. Galopp – Trab – Galopp).

Schenkelweichen, Schulterherein und Rückwärtsrichten sind weitere sinnvolle Übungen, die eine komplette Trainings-einheit abrunden.

ABKÜHLPHASEUm den Bewegungsapparat nach abge-schlossener Trainingseinheit wieder zu entspannen und das Pferd zur Ruhe zu bringen braucht es eine Schrittphase von mindestens zehn Minuten. Auch hier kön-nen wieder Parallelen zum Menschen ge-zogen werden. Kein Spitzen- oder ambitio-nierter Hobbysportler geht nach einem Training oder Wettkampf einfach unter die Dusche. Am Ende sollten immer leich-te Dehn- und Entspannungsübungen oder einfach ein ganz lockeres Auslaufen ste-hen. So ist für Pferd und Reiter nach dem Training jedoch beispielsweise ein ruhiger Schritt im Gelände ganz besonders ent-spannend.

FAZITJedes Pferd braucht ein gewisses Mass an Gymnastizierung. Umfang und Intensität richten sich nicht zuletzt nach dem Ein-satz des Vierbeiners. Wie auch bei den Menschen absolvieren Spitzensportler ein weitaus intensiveres Trainingsprogramm als z. B. ein Gelegenheitsjogger. Bei allen Einheiten sollte jedoch grundsätzlich das Geraderichten eine zentrale Rolle einneh-men. Nur ein durchlässiges Pferd kann auf die Hilfen prompt reagieren und seine Leistung bringen, sei es beim Freizeit-, Spring- oder Dressurreiten.

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Die Heinz Keller Futterspezialitäten GmbH ist ein Unternehmen, das sich seit 40 Jahren mit der Produktion von Futterzusätzen befasst. Die Ingre-dienzen und Zusammensetzungen der verschiedenen Wirkstoffe basieren hauptsächlich auf Überlieferungen und Erfahrungen im Umgang mit pflanz-lichen Präparaten. Von Zeit zu Zeit beauftragt die Firma aber auch techni-sche Laboratorien, um die Wirkung und Verträglichkeit der Futterzusätze anhand neuester Analyseverfahren bestätigen zu lassen. Bei der aktuellen Studie ging es um die Wirkung von Leinsamen.

ÜBERLIEFERUNGENGemäss unserem Wissensstand sind Leinsamen Samen des Flachses. Sie sind eiförmige, flache, 4–6 mm lange Samen von rötlicher, bräunlicher oder gelber Farbe und haben einen milden, öligen, mandelbitteren, schleimigen Geschmack. Sie enthalten u.a. blausäurehaltige Glycoside (Linamarin). Blau-säure ist äusserst giftig und kann bereits ab einer Menge von 50 mg in wenigen Minuten zum Tod führen. Um ein spezielles Enzym (Linase) zu in-aktivieren und Blausäurevergiftungen vorzubeugen muss Leinsamen ca. 10 Min. gekocht werden.

Im Rahmen einer wissenschaftlichen Untersuchung sollte eine umfangreiche Laborstudie die bisherigen Erkenntnisse bestätigen oder widerlegen. Inhalt dieser Studie war die Bestimmung der cyanogenen (blausäurehaltige) Glykoside, die Bestimmung der freien Blausäure sowie der Einfluss der Wärmebehandlung auf die Wirk- und Inhaltstoffe.

ERKENNTNISSE IM LABORDie labortechnischen Ergebnisse bestätigen, dass Leinsamen in seiner natürlichen Form cyanogene Glycoside (weitverbreitete, blausäurehaltige Pflanzengifte) enthält. Cyanogene Glycoside selbst haben keinen toxischen Effekt, erst durch Spaltung des Moleküls mit Hilfe von Enzymen kommt es zur Freisetzung der Blausäure (HCN), die den eigentlich giftigen Stoff dar-stellt. 100 g Leinsamen können bis zu 50 mg Blausäure enthalten. Um die cyanogenen Glycoside zu zerstören und allfälligen toxikologischen Problemen (Vergiftungen) vorzubeugen, werden Leinsamen in der Regel vor der Konsumation gekocht.Im Rahmen dieser Studie wurde unter anderem der Einfluss der thermi-schen Behandlung auf den Gehalt an cyanogenen Glykosiden untersucht. So hat man festgestellt, dass durch eine gezielte Wärmebehandlung (z. B. 10 Minuten kochen ab Siedepunkt) die Enzyme deaktiviert werden. Die cyanogenen Glycoside sind im Anschluss dieses Verfahrens nur noch in sehr geringem Masse vorhanden.

DIE RESULTATE IM DETAILAnteile cyanogener (blausäurehaltiger) Glycoside in den Proben

Probe 1 Leinsamen braun / roh 16 mg/100 gProbe 2 Leinsamen gelb / roh 20 mg/100 gProbe 3 Leinsamen gekocht/getrocknet < 5 mg/100 gProbe 4 Leinsamen ganz / «gedämpft» 17 mg/100 gProbe 5 Leinsamen «fertig» 11 mg/100 g

LABORTEST

LEINSAMENOffizielle Studie bestätigt überliefertes Wissen

In keiner der verschiedenen Proben konnte freie Blausäure nachgewiesen werden. Freie Blausäure findet man in Leinsamen nicht.Im Gegensatz zu den Proben 3, 4 und 5 wurden die Proben 1 und 2 keiner Wärmebehandlung unterzogen. Von allen Verfahren weist die Probe 3 die mit Abstand niedrigste Konzen-tration an cyanogenen Glycosiden auf. Die Wärmebehandlungen der Proben 4 und 5 haben im Gegensatz zum Kochen (Probe 3) die zur Freisetzung erforderlichen Enzyme nicht bzw. nur teilweise deaktiviert.Alle weiteren Wirk- und Inhaltstoffe bleiben dem Leinsamen trotz gezielter Wärmebehandlung (z. B. Kochen) erhalten.

Weitere Informationen und Auskünfte zum Thema Leinsamen und deren Wirkung oder zu den Untersuchungsergebnissen erhält man direkt bei

Heinz Keller Futterspezialitäten GmbH Eichenaustrasse 6, CH-9470 Buchs, Tel. +41 (0)81 756 04 56www.kellers-leinsamen.ch

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TeamworkFrüher dachte man beim «Arbeiten mit Pferden» in erster Linie an Landwirt-schaft und Armee. Kraftraubende Tätig-keiten wurden mit Hilfe natürlicher Pferdestärken erledigt und das Pferd selbst musste sich als Arbeitstier seinen Lebensunterhalt verdienen. Im Zeitalter maschineller Technik haben sich die Ansprüche an unsere vierbeinigen Be-gleiter jedoch komplett verändert. Nur

Foto

: zV

g.

vereinzelt stehen sie für diese Arbeiten noch im Einsatz. Heute sind sie in erster Linie Sport- und Freizeitpartner.

Und «Arbeiten mit Pferden» gilt in-zwischen gemeinhin als Oberbegriff für alles, was im weitesten Sinn mit Aus-bildung und Training von Pferden zu tun hat – sei es Hand- oder Bodenarbeit, Verladetraining, Fahr-, Dressur- oder Springsport, oder einfach der Umgang

und die aktive Beschäftigung mit dem Pferd. Unverändert sind hingegen die Grundlagen in Training und Ausbil-dung.

PASSION gibt auf den folgenden Sei-ten einen Überblick über die ausser-ordentlich grosse Palette an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten, Metho-diken, Ideologien und Pferdeberufen und stellt einzelne im Detail vor.

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Jedes Pferd verdient es, korrekt ausgebildet zu werden.

Olympiateilnehmer, Schweizer Meister in der Dressur, Aufenhalte an der Spanischen Hofreitschule in Wien, unzählige Siege in den Kategorien St. Georg

und Grand Prix. Die Aufzählungen könnten munter so weitergehen, wenn die Sprache auf Christian Pläge kommt. Gemeinsam mit seiner Frau Birgit Wientzek Pläge betreibt

er den Ausbildungsstall «Green & Gold» in Balm bei Günsberg.

Text: Theres MisarFotos: Karin Rohrer

GREEN&GOLD

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Pferdeboxen im Ausbildungstall «Green & Gold».

Das Ehepaar Pläge mit Ihrem Shootingstar «For Compliment».

Auch die Erfolge und die vie-len Auszeichnungen von Birgit Wientzek Pläge kön-nen durchaus mit denen ihres Ehemanns Schritthal-

ten: 2003 Schweizer Meisterin Dressur, Grand-Prix-Reiterin, zudem arbeitet sie den Shootingstar «For Compliment» und reitet ihn auch erfolgreich. Das Ehepaar gibt sich Bescheiden und stellt das Wohl ihrer eigenen und der ihnen anvertrauten Pferde über alles andere.

Die Anlage wie sie sich hier präsentiert existiert seit sieben Jahren und ist ein rei-ner Ausbildungsstall für Pferde und ihre Reiter. Ob Korrekturen, anreiten junger Pferde, Vorbereitungen auf ein Turnier oder das Vorstellen an Prüfungen, «Green & Gold» ist für alle und alles eine erstklas-sige Adresse, um Ambitionen Realität wer-den zu lassen. Dabei spielt die Rasse der Pferde absolut keine Rolle. «Jedes Pferd verdient es, korrekt ausgebildet zu wer-den», lautet ihr Statement. So sind im Stall neben Warmblütern auch Spanier vertre-ten und im Training – last but not least – ein Freiberger. «Was wir hier machen, ist nicht nur Broterwerb, es ist eine Lebens-einstellung, von beiden», erklärt Christian Pläge. Und dies spürt man deutlich in den Erzählungen und Erklärungen, am Tempe-rament und an der Art, wie beide von ihrer Arbeit berichten.

Was auffällt ist die Ruhe und der gelas-sene Umgang mit den Pferden und deren Reiter. Obwohl an diesem Morgen ein re-ger Reitbetrieb herrscht und die geritte-nen Lektionen schon zu den anspruchs-volleren zählen, liegt eine heitere Ruhe über allem. Ob im Spitzensport oder bei der täglichen Arbeit – dem Ehepaar Pläge liegt der korrekte Umgang mit den Pfer-den sehr am Herzen.

Bei der Teilnahme an den Olympischen Spielen 2004 in Athen musste jeder Reiter sein persönliches Motto abgeben. Das von Christian Pläge lautete: «Als Reiter muss ich meinen Ehrgeiz immer hinter das Wohl des Pferdes zurückstellen.» Beim Thema Spitzensport vermisst er mehrheit-lich die positiven Berichterstattungen in den Medien. «Es gibt zu viele Pauschalitä-ten auf diesem Gebiet», meint er, «Rollkur, zum Erfolg gequält, missbrauchte Pferde»,

so oder ähnlich klingen die Schlagzeilen. Nach den Erfahrungen von Pläge kann kein Pferd und schon gar nicht in so hohen Prüfungen auf die Dauer zu etwas gezwun-gen werden, irgendwann verweigern sie die Zusammenarbeit. «Pferde, die so hohe Prüfungen laufen wie Olympia oder Welt-meisterschaften sind Spitzenathleten, welche als Sportler mit jahrelangem Trai-ning an den Erfolg herangeführt werden müssen.

Es sind Ausnahmepferde, bei denen manchmal der Grat zwischen Genie und Wahnsinn sehr schmal ist. Diese Pferde sind Vollprofis, die ihren Job kennen und ganz genau wissen, um was es geht. Hier muss der Reiter aufpassen, dass sich sein Partner nicht verselbstständigt.» In diesem Zusammenhang erzählt Pläge schmun-zelnd ein Erlebnis mit seinem Ausnahme-pferd «Regent», «vor den diagonalen Ver-stärkungen versuchte er jeweils das Tempo selber zu bestimmen und nicht das von mir gewünschte». Wichtig ist noch folgen-de Erkenntnis, welche er an unzähligen Prüfungen gewonnen hat: «Erfahrungen sammelt man nicht mit Erfolgen, sondern mit Misserfolgen.» «Regent» ist übrigens das beste Beispiel um zu zeigen, dass auch Spitzenpferde gesund alt wer-den können. Die Liste seiner Erfolge ist lang und kann sich sehen lassen: Weltcup-teilnahme in Göteborg, zwei Starts an Weltmeisterschaften, eine Olympiateil-nahme und ein Schweizer-Meister-Titel, um nur einige zu nennen.

Mit 21 Jahren präsentiert er sich körper-lich und geistig in Bestform. «Regent» ab-solviert jeden Tag sein Training, sicher nicht mehr so intensiv wie in Turnierzei-

ten, aber man gibt ihm das Gefühl dazuzu-gehören und gebraucht und gefordert zu werden. «Er würde es überhaupt nicht ver-stehen, wenn er auf eine Altersweide käme, seine gewohnte Umgebung verlas-sen müsste und nicht mehr mit ihm ge-arbeitet würde», erklärt Christian Pläge und seine Stimme und liebevolle Gestik erzählt einiges über sein Verhältnis zu «Re-gent». Auf die Frage warum im Moment die Schweiz im Dressursport international nicht sehr präsent ist, gibt Christian Pläge gleich mehrere Gründe an: «Im Vergleich zum Springsport war Dressur nie ein Spon-sorensport. Zudem kommen die grossen Namen in der Dressurszene ausnahmslos aus bekannten Reiterfamilien, vor allem aus unserem Nachbarland Deutschland. Christine Stückelberger stellte da die gros-se Ausnahme dar und wie heisst es so schön: Die Ausnahme bestätigt die Regel. In der Schweiz legen zudem die Eltern beim eigenen Nachwuchs das Augenmerk auf eine gute Schul- und Berufsausbildung, die mit dem zeitintensiven Reitsport häu-fig nicht kompatibel ist.»

Auch die Pferde sind ein nicht unwich-tiger Faktor in diesem «to be or not to be». «Früher konnte man aus einem durch-schnittlich begabten Pferd einen Cham-pion formen», sinniert Pläge. «Dies ist heu-te nicht mehr möglich. Die Konkurrenz ist so stark, dass wirklich nur Ausnahmepfer-de im Wettbewerb mithalten können. Zu-dem ist die Anzahl in der Schweiz gezüch-teter Pferde zu klein, um daraus Spitzenpferde zu selektionieren. Ausser-dem haben gute Pferde ihren Preis, der Wert der Pferde sinkt trotz Finanzkrise nicht.» �

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AUSBILDUNG

Beim Thema «Ausbildung» wird schnell klar, dass es für ihn eine Herzensangele-genheit ist – seine Passion. Sein Wissen und seine Erfahrungen sind nicht nur für Reiter und Pferde aus dem Spitzensport interessant, sondern anwendbar auf jede Art von Reiten und Ausbildungsstand. Nicht hier der «böse» Turnierreiter und gegenüber der «gute» Freizeitreiter, das wäre zu banal und würde niemandem ge-recht, eben wieder ein Pauschalurteil.

Pferde darf und muss man reiten, die Pferde aus den heutigen Zuchten verlan-gen nach Beschäftigung. Gutes Reiten heisst Gymnastik, das Pferd an die Lektio-nen heranführen, dabei die Entscheidun-gen nicht dem Pferd überlassen. Anfassen heisst nicht grob werden. Ich erlebe Pfer-de, denen werden die Widersetzlichkeiten

HANDARBEIT

Einmal in der Woche werden die Pferde im Ausbildungsstall «Green & Gold» an der Hand gearbeitet. Gymnastizierendes Ar-beiten mit den Vierbeinern, bei dem der Mensch nicht im Sattel sitzt. Das fängt beim formvollendeten Führen an, dient als Versammlung für Piaffe und Passage bis hin zu den Schulen über der Erde. Hand-arbeit ist ein wichtiger Teil der Ausbildung und erleichtert dem jungen Pferd die ge-

forderten Lektionen zu erlernen, ohne das Gewicht des Reiters tragen zu müssen. An diesem kalten Frühlingsmorgen sollen Plä-ges Zöglinge die Piaffe lernen. Der Begriff kommt aus dem Französischen und heisst übersetzt «tänzeln/stampfen». Die Übung aus der klassischen Reitkunst ist ein her-vorragendes Mittel zur Gymanstizierung des Pferdes. Es kräftigt dabei genau die Muskulatur, die für ein Reitpferd wichtig

geradezu antrainiert, das Pferd darf sechs Tage die Woche bestimmen wie es ihm beliebt, am siebten Tag beim Verlangen nach Leistung wird dann erst mal verwei-gert. Je nach Charakter und Temperament des Pferdes artet dies dann in rodeoähnli-che Szenen aus. Es ist der erfahrene Aus-bilder mit seinem grossen Einfühlungsver-mögen, der die Grenzen und Möglichkeiten erkennt und respektiert.

Dabei gibt es durchaus Pferde, welche die von ihnen verlangten Anforderungen nicht erfüllen können oder wollen. In die-sen schwierigen Situationen kommen dann meistens sehr schnell Hilfszügel zum Einsatz, wobei aber rund 80 Prozent dieser Hilfen völlig überflüssig sind und häufig auch falsch angewendet werden. Bei schwierigen Situationen gilt es ruhig zu

bleiben und je nach Ausbildungsstand des Pferdes konsequent und bestimmt eine Lektion zu fordern welche zu 100 Prozent sitzt und abrufbar ist, z. B. ein Schulterher-ein.

Lieber einen Schritt zurückgehen, da-bei aber das Ziel nicht aus den Augen ver-lieren.

Auf die Frage, woran man einen guten Ausbilder erkennt, antwortet Christian Pläge: «Wichtig ist der Umgang mit dem Pferd, fair und konsequent. Auch muss der Ausbilder die geforderten Lektionen sel-ber beherrschen und notfalls seinem Schü-ler vorreiten können. Und ganz wichtig: seine Methoden und Ansichten vertreten und begründen können.»

ist. Dabei zeigt das Pferd eine trabartige Bewegung an der Stelle mit untergescho-bener Hinterhand. Pferde zeigen diesen Bewegungsablauf als natürliches Verhal-ten bei grosser Unruhe oder Erregung.

Die Ausbildung zur Piaffe beginnt mit ca. sechs Jahren. Das Pferd sollte gerade-gerichtet sein, eine gute Grundausbildung genossen haben und schon einen gewissen Grad an Versammlung mitbringen.

n und je nach Ausbildungsstan

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Korrektes Hinstellen beim Beginn und beim Aufhören der Arbeit.

Kommt Spannung oder Unruhe auf, sofort stehen.

Schöne Selbsthaltung, ohne Selbsthaltung sieht ein Pferd nicht gut aus.

Kein schablonenhaftes Denken.

Vor der Arbeit warmreiten.

Motivation nicht Zwang.

Spielerischer Ablauf zu Beginn der Ausbildung.

Eine formvollendete Piaffe.

Ausstreichen kann passieren, kein Grund zur Strafe, neu an-fangen.

Selbstkontrolle des Ausbilders.

Nicht festhalten beim Nachvornegehen des Pferdes.

Bei Spannung geht die Konzentration und Losgelassenheit verloren.

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LUST AUF LERNEN?

Text: Lily MerklinFotos: zVg.

Wer im Anzeigenteil einer Pferdezeit-schrift oder im Inter-net nach Kursen und Weiterbildungen im

Pferdebereich sucht, findet eine schier un-überschaubare Menge an Angeboten. Egal ob Sie die Beziehung zu Ihrem Pferd ver-bessern wollen, etwas über sein Denken, Verhalten, seine Gesundheit oder Fütte-rung lernen wollen, ob Sie besser reiten (Dressur, Springen, Western, Gangpferde, Spanisch, Gelände etc.) können oder vom Boden aus mit Ihrem Pferd kommunizie-ren wollen, ob Sie seine Gesundheit und Leistungsfähigkeit mit Hilfe von Massage, Akupressur, Shiatsu oder Stretching för-dern wollen, ob Sie Ihr Hobby zum Beruf machen wollen und Reitlehrer, Trainer, Instruktor oder Therapeut werden wollen, der Markt hält eine Fülle von Angeboten für Sie bereit.

DIE QUAL DER WAHLAber wie trifft man am Ende mit grosser Wahrscheinlichkeit die richtige Wahl für

Die Angebotspalette ist riesig und die Bandbreite enorm. Wer seine reiterlichen Fähigkeiten verbessern, seinen Wissenshorizont erweitern oder sein Pferd in der Ausbildung weiterbringen will hat die Qual der Wahl. Die verschiedens-ten Lernformen stehen zur Auswahl und auch in der Qualität der Einheiten gibt es grosse Unterschiede. Reitstunden oder Kurse? Gruppen- oder Einzellektionen? In jedem Fall gilt es, das richtige Angebot für die individuellen Bedürfnisse herauszufiltern.

Pferd und Reiter? Zu allererst müssen Sie für sich klären, was Sie eigentlich lernen wollen. Ist ihre Absicht vor allem, sich weiterzubilden? Soll Ihr Pferd auch etwas lernen? Geht es Ihnen um das reiterliche Können, um die Arbeit am Boden oder um eine bessere Beziehung? Wollen Sie Ihr Pferd besser verstehen lernen? Geht es um Ihre eigene Fitness und/oder die des Pfer-des?

Sie wissen eigentlich gar nicht so genau, was Sie wollen? Dann versuchen Sie es doch mal mit der «Wunderfrage». Sie wurde von dem amerikanischen Psy-chotherapeuten Steve de Shazer entwi-ckelt und soll dem Klienten helfen, neue Möglichkeiten und Lösungsansätze für seine Probleme zu finden.

DIE WUNDERFRAGESuchen Sie sich einen bequemen Platz, an dem Sie für die nächsten 30 Minuten nicht gestört werden. Schalten Sie das Telefon aus und legen Sie Schreibzeug parat. Ma-chen Sie es sich dann bequem. Sie können sich hinlegen oder hinsetzen. Wichtig ist,

dass Sie sich entspannen können, ohne gleich abzudriften oder einzuschlafen.

Nehmen Sie ein paar tiefe Atemzüge und lassen Sie störende bzw. ablenkende Gedanken einfach an sich vorbeiziehen. Stellen Sie sich dann folgende (oder ähn-liche) Fragen:Was wäre wenn? Wenn während dem Kurs, den ich vielleicht besuchen werde, ein Wunder geschieht, und ich genau das lerne, was ich mir immer erträumt habe, was wäre das dann?Beziehung? Wie würde ich mich fühlen? Wie würde es meinem Pferd gehen? Wie hätte sich unsere Beziehung verändert?Veränderung? Woran würden meine Stall-kollegen bemerken, dass ein Wunder geschehen ist? Wem würde es als Erstes auffallen? Was würde er/sie sagen?

Machen Sie sich entweder schon während-dessen oder im Anschluss zu diesen The-men Notizen. Diese können Sie zu einem späteren Zeitpunkt gliedern und sich so ein Bild von dem machen, was Sie gerne verändern möchten.

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www.reitkalender.chwww.equinet.chwww.passion-magazin.chwww.horses.ch

Schweizer Veranstaltungskalender im Internet

sehen, macht das eine andere Aussage, als wenn sie immer die Ohren zurückgelegt haben und mit dem Schweif schlagen. Fra-gen Sie ausserdem Kollegen, auf deren Meinung Sie Wert legen. Hier ein paar Tipps, worauf Sie speziell achten können:Lehrer: Schauen Sie sich an, wie der Lehrer mit seinen Pferden umgeht. Wirken die zufrieden? Wie sind sie gehalten? Wie re-agieren sie auf ihn (und auf andere Men-schen)? Mögen Sie den Ausdruck und die Art und Weise, wie sie sich unter dem Sattel bewegen?Umgang: Wie geht der Ausbildner mit An-gestellten und Schülern um? Bootcamps mögen zwar gerade in sein, aber wollen Sie angeschrien oder vor den Mitreitern blossgestellt werden?Pädagoge: Für welche Reiter und Rassen kann er sich begeistern – oder mit welchen hat er Erfahrung? Nicht jeder, der selber gut reiten kann, ist auch ein begnadeter Pädagoge! Und wer es gewohnt ist, Reiter auf hohem Niveau zu unterrichten, wird vielleicht ungeduldig, wenn Sie seine An-weisungen nicht sofort verstehen. Es gibt

Lehrer, die sich über einen Haflinger im Barock-Reitkurs freuen oder herausgefor-dert fühlen, andere rümpfen die Nase und nehmen einen nicht ernst.Atmosphäre: Es macht durchaus Sinn, so-wohl sein Können als auch sein Wollen realistisch einzuschätzen. Wenn Sie vor allem ein schönes Wochenende mit Gleichgesinnten verbringen und dabei et-was lernen wollen, haben Sie andere Er-wartungen an einen Kurs, als wenn das Lernen im Vordergrund steht und ihnen die Atmosphäre am Kursort egal ist.Verständigung: Fremde Länder – fremde Sit-ten: Nicht jeder aus Portugal oder Spanien eingeflogene Lehrer ist ein herausragen-

01 Sich spüren lernen: Mit Feldenkrais- Übungen lässt sich die Wahrnehmung für den eigenen Körper verbessern, was oft einen deutlichen Effekt hat.

02 Mit anderen Ansätzen lernen: Ein Blick über den Tellerrand (hier der Einsatz von Tellington-«Förder»nissen) kann neue Perspektiven beim Reiten eröffnen.

03 Biomechanik lernen: Anatomische Kenntnisse fördern das Verständnis für den Körper des Pferdes und für das Reiten.

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DIE NÄCHSTEN SCHRITTETräume zu haben ist wunderbar. Oft geben sie uns wertvolle Ziele oder Hinweise dar-auf, in welche Richtung unsere Reise ge-hen soll. Und häufig besteht diese Reise dann aus vielen kleinen Schritten. Das gilt insbesondere fürs Reiten. Wer von fliegen-den Wechseln träumt, muss erst sauber auf beiden Händen galoppieren können, muss ein Pferd haben, das sehr gut ausba-lanciert ist und sauber an den Hilfen steht, muss ruhig und im Gleichgewicht sitzen können. Wer von langen Wanderritten träumt, muss sich im Gelände orientieren können, braucht – genau wie sein Pferd – eine gute Kondition und entsprechendes Equipment, ist ganz besonders auf eine tragfähige Beziehung zu seinem Pferd an-gewiesen und sollte über solide Kenntnis-se und Fähigkeiten in Erster Hilfe für Pferd und Reiter verfügen.

Wenn Sie also geklärt haben, was sie lernen wollen, was Ihr Traum, Ihr Wunder ist, gilt es, einen Weg dorthin zu skizzie-ren. Überlegen Sie sich ganz realistisch, was Sie brauchen, um dorthin zu kom-men. Wählen Sie ruhig viele kleine Schrit-te – die sind leichter zu bewältigen als ein grosser. Wer will, kann seine Schritte auf Karteikarten schreiben und diese dann in eine sinnvolle Reihenfolge bringen: Wie bauen sie aufeinander auf? Was können Sie schon – vielleicht teilweise? Und wo herrscht Lernbedarf ? Wählen Sie dann einen ersten Schritt und suchen Sie sich danach Ihre Weiterbildung aus.

BESSER REITENDie meisten verspüren wohl vor allem den Wunsch, ihr reiterliches Können zu ver-bessern. Sie finden in der Schweiz eine breite Palette an Kursen mit den unter-schiedlichsten Schwerpunkten. Hier gibt es nicht nur die Unterteilung in Dressur, Springen und Westernreiten, sondern auch Klassische oder Barocke Reitkurse, solche, die einen Schwerpunkt auf Gym-nastizierung oder bestimmte Lektionen legen, die mehr Spass oder mehr Durch-lässigkeit versprechen. Der Kurs sollte je-doch nicht nur inhaltlich zu Ihnen und Ihren Fähigkeiten bzw. Ihrem Pferd und seinen Fähigkeiten passen, sondern auch von jemandem geleitet werden, von oder mit dem Sie gerne lernen wollen. Sinnvoll ist es in jedem Fall, sich den Lehrer vorher anzuschauen. Ist das nicht möglich, lohnt sich eine Recherche im Internet. Viele Aus-bildner haben zumindest eine eigene Homepage, auf der man sich einen ersten Eindruck machen kann. Natürlich können Bilder und Texte lügen, aber wenn alle Pferde, auf denen er sitzt, zufrieden aus-

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Kurs oder regelmässiger Unterricht?

Regelmässiger Unterricht Unterricht in Kursform

Kontinuierlicheres Lernen Kompaktes Lernen

Oft engere Beziehung zum Lehrer mit der Erreichbarkeit des Kursleiters zwischen den Möglichkeit, jederzeit Fragen zu stellen Veranstaltungen?

Infrastruktur vorhanden? Wie komme ich hin?

Eher «einsames» Lernen Treffen von Gleichgesinnten/Austausch

Teil einer regelmässigen Routine Happening-/Feriencharakter

Wer darf auf der Anlage unterrichten? Wie kommen mein Pferd und ich unter?

Wenn Sie lieber unter Anleitung lernen Wenn Sie gerne von Zeit zu Zeit einen neuen und sich alleine z. B. nicht so gut motivieren Input kriegen und dazwischen für sich können weiterlernen und experimentieren

Grundsätzlich haben Sie die Wahl zwischen Ler-nen in (regelmässigem) Unterricht oder in Kurs-form. Was Ihnen mehr liegt, ist nicht nur eine Typfrage, sondern hängt auch davon ab, was für Sie einfacher zu realisieren ist. Wenn die Reitan-lage, wo Ihr Pferd steht, eine gute Infrastruktur hat und Sie einen Lehrer in der Nähe haben, der auch dort unterrichten darf (oder es sogar auf der Anlage einen gibt, mit dem Sie glücklich sind), können Sie so sehr konsequent und kontinuier-lich lernen. Wer regelmässig alle ein bis drei Wochen eine Reitstunde nimmt, bleibt automa-tisch «dran». Wer zwei Mal im Jahr für ein Wochenende zu seinem Reitlehrer fährt, läuft

Gefahr, dazwischen wieder zu «schludern». Andererseits ist das Lernen in Kursform oft inten-siver. Gerade fortgeschrittene Reiter können gut alleine an einem Thema weiterarbeiten und brau-chen vielleicht gar nicht so oft einen Input. Aus-serdem kann es spannend sein, von verschiede-nen Ausbildnern zu lernen, was bei regelmässigen Reitstunden mit mehreren Lehrern vermutlich schnell in Stress ausarten würde. Und manchmal muss man die Entscheidung auch von ganz prag-matischen Gedanken abhängig machen: Verfüg-barkeit von Reitlehrer/Kursleiter, Infrastruktur, Transportmöglichkeit etc. Fo

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der Reitmeister. Zu eventuellen Verständi-gungsschwierigkeiten können auch noch kulturelle Unterschiede kommen, die das Lernen erschweren. Eine Übersetzung, egal wie gut sie ist, macht den Kurs im Zweifelsfall teurer und langwieriger.Ausbildung: Über welche Ausbildung ver-fügt er? Der Begriff des Reitlehrers ist in der Schweiz nicht geschützt. Neben dem klassischen Werdegang zum eidg. dipl. Reitlehrer und den Vereinstrainern gibt es diverse Ausbildungen zum Reitpädago-gen, Freizeitreitlehrer, Reitausbilder oder Trainer, die allesamt nicht staatlich an-erkannt sind. Ausserdem gibt es hervor-

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ragende Autodidakten und geborene Leh-rer. Andere sind mit viel Fleiss und Eifer ihren Weg gegangen und teilen nun ihr Wissen. Ein Zertifikat oder Diplom sagt nicht notwendigerweise etwas über die Qualität des Lehrers und schon gar nicht über die Passung zu Ihnen aus. Aber es macht eine Aussage darüber, in welche Richtung der Lehrer denkt, was ihn inter-essiert und ihm wichtig ist.

BESSER SITZENNeben den Reitkursen, die sich einer Dis-ziplin verschreiben, gibt es auch solche, die Reitweisenübergreifend sind. Hier ste-

hen das Körperbewusstsein, ein guter Sitz und/oder die Fitness im Vordergrund. Die-se Kurse fokussieren meist nicht auf be-stimmte Lektionen, sondern fördern ein Verständnis für den Gebrauch des Körpers beim Reiten. Viele Reiter berichten, in so einem Lehrgang mehr gelernt zu haben, als in den letzten Jahren, weil sie endlich Dinge verstehen, die im «normalen» Reit-unterricht als selbstverständlich voraus-gesetzt werden. Manchmal kommt es so-gar zu «Nebenwirkungen» wie einem besseren Körpergefühl im Alltag, einer anderen Haltung am Schreibtisch oder we-niger Rückenschmerzen.

VOM BODEN AUS DIE BEZIEHUNG VERBESSERNSie wollen lieber mal was anderes lernen? Versuchen Sie es doch mal mit Boden-arbeit! Sie stellt nicht nur eine schöne Abwechslung für Mensch und Tier dar, sondern gibt Ihnen beiden neue Impulse. Sie eröffnet neue Wege, mit dem Pferd zu arbeiten, es zu gymnastizieren oder ein-fach Zeit mit ihm zu verbringen. Gemein-sam etwas Neues zu lernen, hat immer auch einen Einfluss auf die Beziehung. Viele Methoden legen hierauf sogar ganz ausdrücklich ihren Schwerpunkt.

WAS FÜR DIE GESUNDHEIT TUNWie fit sind Sie eigentlich in Erster Hilfe? Wissen Sie, was Ihr Pferd zu Fressen be-kommt und warum? Können Sie mit eige-nen Händen ertasten, ob es verspannt ist und/oder ihm etwas Wohlgefühl vermit-teln? Nein? Dann sollten Sie mal darüber nachdenken, sich in diese Richtung wei-terzubilden . . .

Auch wenn Sie einen guten Tierarzt haben, der schnell kommt, wenn man ihn

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Bei manchen Kursen hat man die Wahl zwischen einer Teilnahme mit oder ohne eigenes Pferd. Wenn man sein Pferd mitnimmt, kann man natür-lich gleich alles mit ihm ausprobieren, der Kurs-leiter kann passende Tipps geben oder das Tier mal selber in die Hand (oder unter den Hintern) nehmen. Der Lerneffekt für beide ist also even-tuell grösser.

Gleichzeitig ist eine Reise mit Pferd meist mit mehr Stress (Verladen, Hänger fahren [lassen], sich vor Ort um das Pferd kümmern etc.) und häufig höheren Kosten verbunden. Auch für manche Pferde kann so eine Reise (weg von zu Hause, Hängerfahrt, andere Umgebung, ande-res Futter etc.) eine grosse Herausforderung be-deuten. Anderseits ist es natürlich eine gute Übung und die Chance, etwas Neues zu lernen, wenn Sie es entsprechend vorbereiten.

und unternehmen Sie bereits vorher kleinere Fahrten.

Mit oder ohne eigenes Pferd?

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04 Gemeinsam lernen: In der Gruppe macht lernen besonders Spass und man kann von verschiedenen Ansätzen profitieren.

05 Mit Vergnügen lernen: Freudig mitar- beitende Pferde sollten das Ziel jeden Unterrichts sein.

06 Vertrauen lernen: Probieren Sie es doch mal mit Bodenarbeit, um die Beziehung zu Ihrem Pferd zu verbessern.

07 Einmal etwas anderes lernen: Einen Parcours mit festen Hindernissen haben die wenigsten von uns hinterm Stall. Warum sich nicht mal in Form eines Kurses daran versuchen?

Abend vorher anzureisen. So kann Ihr Pferd sich bereits an die neue Umgebung gewöhnen und Sie können es vor Kursbeginn eventuell ein bisschen bewegen.

fragen Sie, was sonst im Kursstall gefüttert wird. Zu gross sollte die Umstellung – beson-ders bei empfindlichen Pferden – nicht sein. Nehmen Sie im Zweifelsfall Heu und Stroh mit.

Hause auf Sägespänen steht und am Kursort plötzlich in einem dicken Strohbett, kann es eventuell davon zu viel fressen. Fragen Sie, ob es eine Alternative gibt.

Ausläufe zur Verfügung. Für Ausgleich sorgen Sie, indem Sie Ihr Pferd in den Pausen oder abends nach dem Kurs an der Hand grasen lassen oder einen Spaziergang mit ihm unter-nehmen.

Haben Sie die Wegbeschreibung und alle ande-ren nötigen Infos griffbereit. Kalkulieren Sie genug Zeit ein – für das Verladen, die Fahrt und das Ankommen. Was brauchen Sie sonst noch, damit Sie sich wohlfühlen? Je entspannter Sie sind, desto entspannter ist Ihr Pferd.

-mit gemacht, die Reise mit Notfalltropfen zu begleiten und/oder ihrem Pferd vorher zu er-klären, wohin sie fahren und warum.

Wenn Sie ohne Ihr Pferd am Kurs teilnehmen, können Sie sich eventuell besser auf die Inhalte konzentrieren, weil Sie sich nicht auch noch um Ihr Pferd kümmern müssen, Sie können das Ge-lernte vielleicht mit einem erfahrenen Pferd aus-probieren und mal eine andere Rasse oder Reit-weise kennenlernen. Oft stellt der Veranstalter in diesem Fall auch das benötigte Material/

braucht, und Ihr Pferd in einem Stall mit Vollpension steht, wo Sie sich um nichts kümmern müssen, Kenntnisse in Pferde-haltung, -fütterung und -gesundheit kön-nen nicht nur äusserst beruhigend, son-dern zuweilen lebensrettend und ganz sicher sehr spannend sein.

Die meisten Pferde lieben es, massiert zu werden. Ausserdem tun Sie damit auch noch etwas für seine Gesundheit und ver-bessern die Beziehung zu Ihrem Vierbei-ner. Ob Sie sich eher für die klassische

Massage oder eine fernöstliche Technik entscheiden, ist dabei zweitrangig. Viel-leicht wählen Sie etwas, was Ihnen selber schon mal gutgetan hat?

Auch Kurse über Pferdeverhalten und Psychologie können sehr direkte und kon-krete Auswirkungen auf die Beziehung zu Ihrem Pferd haben. Sie müssen kein Fach-mann auf diesem Gebiet werden, aber Grundkenntnisse sollte jeder Reiter ha-ben. Und in den meisten Reitschulen lernt man leider eher wenig darüber.

WAS BESONDERES ERLEBENDas alles begeistert Sie nicht so richtig? Sie wollen lieber was anderes, was «Besonde-res» erleben? Wie wäre es mit Reiten im Damensattel, einem Rinderkurs, Stuntrei-ten oder Selbsterfahrung mit Pferden? Klä-ren Sie vorher ab, ob das mit Ihrem Pferd geht, ob Sie sich das Equipment eventuell leihen können und welche Voraussetzun-gen Sie und Ihr Pferd mitbringen müssen.

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Ob man nun die Berufsausbildung Pferdefachmann wählt, nebenberuflich als Vereinstrainer unterrichtet oder den Diplomtrainer Swiss Olympic anstrebt, die Möglichkeiten sind manigfaltig und auch Quer- einsteiger haben Chancen. Passion hat bei Jugend und Sport wie auch bei der OdA einen Einblick getätigt und mit Peter Christen über sinnvolle Ausbildungen gesprochen.

AUSBILDUNGEN MIT DIPLOM

Text: Karin RohrerFotos: zVg. / Karin Rohrer

Zu den Grundausbildungen Pferdeberufe Schweiz gehören «Pferdewartin EBA / Pfer-dewart EBA» (2 Jahre) und «Pferdefachfrau EFZ / Pferdefachmann EFZ» (3 Jahre). «Wei-ter geht es mit Spezialist/in der Pferde-branche in fünf Fachrichtungen, einer beruflichen Weiterbildung nach drei Jah-ren Praxis in der Pferdebranche», orien-

tiert Patrick Rüegg, Verbandspräsident OdA Pferdeberufe Schweiz. Eine weitere Möglichkeit ist Experte/in in der Pferde-branche, die berufliche Weiterbildung nach fünf Jahren Praxis in der Pferdebran-che, welche den eidg. dipl. Reitlehrer ab-löst. «In der heutigen modernen und ur-banen Gesellschaft ist ein lebenslanges

Lernen angesagt und im Umgang mit Pfer-den und pferdebegeisterten Menschen lernt man nie aus. Guten Reitunterricht erkennt man durch eine grosse Hand-lungskompetenz beim Unterrichtenden. Unterrichten nach Anweisung gehört der Vergangenheit an», ist sich Patrick Rüegg sicher.

Ausbildung Pferdefachfrau/Pferdefachmann Fachrichtung Klassisches Reiten.

Ausbildung Pferdefachfrau/Pferdefachmann Fachrichtung Klassisches Reiten.

Ausbildung Pferdefachfrau/Pferdefachmann Fachrichtung Gangpferdereiten.

Berufliche Ausbildungen in der Pferdebranche

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Jugend+Sport-AusbildungswegVom Einführungskurs Vereinstraineraus-bildung bis zum Diplomtrainerlehrgang ist es ein weiter Weg. PASSION hat bei Heidi Notz, J+S Fachleiterin Pferdesport vom Bundesamt für Sport BASPO, nach dem Ausbildungsweg gefragt. «Für den Einstieg in die J+S Leiterausbildung wird eine Lizenz SVPS, der Silbertest CC und eine Empfehlung aus dem Vereinstrainer-kurs SVPS vorausgesetzt», erklärt Heidi Notz. Die Anerkennung «J+S Leiter Reiten» gibt es mit dem Zusatz Klassische Reitwei-se, Westernreiten und Islandpferdereiten. Die Voltigetrainerinnen SVV heissen nach bestandener Prüfung J+S Leiter Voltigie-ren. Nach der Weiterbildung 1 und der Weiterbildung 2 mit verschiedenen Modu-len und Prüfungen kann die Spezialisie-rung Nachwuchstrainer oder Spezialisie-rung Experte ins Auge gefasst werden. Als Nachwuchstrainer kann auf der Stufe Lo-kalverein oder Regionalkader unterrichtet werden, Experten sind in der Leiter Aus- und Weiterbildung tätig. Die verschiede-nen Stufen können nur absolviert werden, wenn Leitertätigkeit in J+S Jugendsport oder Kindersportkursen ausgewiesen wer-den kann. Weiter ausbilden kann man sich dann mit einer Empfehlung aus dem Nach-wuchstrainerlehrgang, bei Swiss Olympic zum Berufstrainer und später zum Dip-lomtrainer Swiss Olympic, ergänzt Heidi Notz.

J+S Leiter A-Ausbildung Pferdesport in Magglingen.

J+S Modul Fortbildung Geländereiten Frauenfeld für J+S Leiterinnen und Leiter.

Diplomtrainerlehrgang J+S Nachwuchstrainer national

Berufstrainerausbildung J+S Nachwuchstrainer regional

J+S Nachwuchstrainerkurs J+S Expertenkurs(Einsatz in den Nachwuchsprojekten (Einsatz in den Leiterkursen als NW-Trainer local) und Modul Fortbildung als Experte)

3-4 Tage Ausbildung 3 Tage Ausbildung5-6 Tage Praktikum 5-6 Tage Praktikum/ Qualifikation1 Tag Prüfung /Qualifikation

J+S Leiter A(Einsatz als J+S Leiter in der Jugendausbildung)

6 Tage Ausbildung2 Tage Prüfung/Qualifikation

J+S Leiter B (Einsatz als J+S Leiter in der Jugendausbildung)

6 Tage Ausbildung, Prüfung/Qualifikation, Leitertätigkeit2 Tage Auswahl MF Dressurreiten, Springreiten/Parcoursbau, Geländereiten

oder Longieren, Voltigieren, Bodenarbeit

J+S Leiterkurs(Einsatz als J+S Leiter in der Jugendausbildung)

6 Tage Ausbildung, Prüfung/Qualifikation

Einführungskurs Vereinstrainerausbildung (Voraussetzung für J+S Leiterausbildung)

6 Tage Ausbildung

Ausbildungsstrukturen Jugend+Sport Pferdesport

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Peter Christen ist Vereinstrainer, Experte J+S und hat sich auf die Disziplin Concours Complet spezialisiert. «Das Ausbilden von Pferd und Reiter ist eine sehr anspruchs-volle Aufgabe, da mit zwei Individuen ge-arbeitet wird, die eine Synergie bilden sollen und Reiten lernen ist ein Prozess. Nestflüchter Pferd lernt in einer Stunde laufen und Nesthocker Mensch braucht

ein Jahr dazu», weiss Peter Christen und wirft auch einen Blick in die Vergangen-heit. «Früher waren es Armee und Land-wirtschaft, die wichtige Impulse gaben und mit den Pferden wurde viel gearbeitet. Heute haben wir viele Problempferde, die schlichtweg unterbeschäftigt sind», betont der der gelernte Agrar-Ingenieur den Wan-del vom Arbeitstier zum Heimtier. Der

Pferdebestand ist konstant, wenn nicht gar zunehmend und es besteht Bedarf an guten Berufsleuten in der Pferdebranche. «Ein guter Reitlehrer muss mit dem Wesen Pferd und dem Wesen Mensch umgehen können, beide motivieren, Ziele setzen und vor allem Gespür haben», erklärt Peter Christen.

Ausbildung von Pferd UND Reiter

Peter Christen ist der Verantwortliche für den Wettkampfsport im Schweizerischen Verband für Pferdesport (SVPS).

Auch sicheres Geländereiten will gelernt sein und setzt Basiswissen voraus.

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Drei Berufsleute haben PASSION einen kurzen, individuellen Einblick in ihr Wirken als Bereiter gegeben:

Corinne Rapold ist Bereiterin mit Be-rufsprüfung und fühlt sich in den Spar-ten Dressur und Springen gleichermas-sen zu Hause. Nebst dem Erteilen von Reitstunden reitet sie junge Pferde an und bestreitet mit ihnen, auf Wunsch der Besitzer, auch die ersten Concours-einsätze. Die 36-Jährige unterrichtet vom reinen Freizeitreiter bis zum ambi-

Martin Habegger ist Bereiter, Reitlehrer und Trainer Spitzensport Swiss Olym-pic. Zudem leitet er Weiterbildungskur-se OdA Pferdeberufe und ist Trainer im Regionalkader Springen ZKV und Junio-ren SVPS. Der 42-Jährige beobachtet die fehlende Fachsprache oder den unpro-fessionellen Trainingsaufbau, wo seiner Meinung nach oftmals die nötige Fach-kompetenz fehlt.

Markus Graf reitet Dressur bis Grand Prix und ist Elite Kadermitglied. Er schloss eine Hochbauzeichnerlehre ab und ist gelernter Bereiter 1 sowie eidg. dipl. Reitlehrer. Der 39-Jährige gibt Pri-vatstunden an ambitionierte Turnier-reiter, ist verantwortlich für die Dres-surausbildung der Bereiter mit höherer Berufsprüfung, OdA-QV-Experte, ÜK- Leiter und Dressurrichter bis Kat S. «Man muss sich in dieser Branche gut ver-kaufen können und zwischenmenschlich positiv rüberkommen. Ist man gut, herrscht rege Nachfrage», ist Markus Graf überzeugt. Zuverlässigkeit und immer gu-ten Rat wissen, jedoch auch zu seinen Fehlern stehen, sind in seinen Augen wich-tig und er ist froh, dass er sich immer wieder auf die klassischen Grundsätze be-rufen kann. «Um Reitstunden zu erteilen, muss man sich selber immer wieder selber in Frage stellen, selbstkritisch sein und die eigenen Erfahrungen einfliessen lassen. Eine gewisse Seriosität und Disziplin ist

unerlässlich», ergänzt Markus Graf. Er fin-det das alte Ausbildungssystem in der Hin-sicht besser, dass man erst als Reitlehrer Lehrlinge ausbilden durfte. Nun können dies auch gelernte Bereiter, welche seiner Meinung nach in der Regel noch zu wenig Erfahrung haben in diesem Business.

«Gute Berufsleute haben eine Lehrzeit hin-ter sich, wo sie sich mit diesen Themen beschäftigt haben und dann entsprechend für diese Trainings eingesetzt werden soll-ten», erklärt Martin Habegger. Didaktische und methodische Kenntnisse können in seinen Augen auch über andere Aus-bildungen erlangt werden, aber Fachkom-petenz und Erfahrung mit Pferden erreicht man nur, wenn täglich mit Pferden ge-arbeitet wird. «Mit dem Quereinstieg in die Berufsprüfung Pferdeberufe (Spezialist Pferdebranche) wird heute auch Nicht- Berufsleuten eine Möglichkeit für die Pro-fessionalität geboten. Sie können sich bis zum Experten Pferdebranche hocharbei-ten und ich bin überzeugt, dass dieser Schritt ein nötiger und sehr wichtiger Mei-lenstein in der Berufsausbildung ist», er-klärt Martin Habegger.

tionierten Turnierreiter ein breites Spektrum, und daher gestaltet sich ihr Unterricht nicht immer gleich. Ihrer Meinung nach sollten Ausbildner eigentlich über eine entsprechende Aus-bildung verfügen, was auch für die Pferde gilt. «Um Hunde halten zu können, braucht man einen Kurs; Pferde anreiten kann je-dermann», sinniert die Reiterin. Corinne Rapold ist bestrebt, sich stetig weiterzu-entwickeln, beobachtet gerne gute Reiter und versucht, das für sie Passende dann auch anzuwenden. «Ich finde wichtig, dass man nicht einfach alles gut findet, nur weil es ein erfolgreicher Reiter so macht», betont sie jedoch. Sie ist überzeugt, dass Pferde gerne arbeiten und sie auch ausge-zeichnete Leistungen bringen, wenn sie seriös aufgebaut, ihrem Ausbildungsstand und Potenzial entsprechend eingesetzt werden. «Die Reiter dürften manchmal ru-hig etwas mehr gefordert werden, da Rei-ten ja ein Sport ist und nicht ein ‹sich tra-gen lassen›», ergänzt Corinne Rapold.

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AUSBILDUNGEN OHNE DIPLOM

PASSION stellte die Frage, ob auch nicht diplomierte Reitlehrer qualifizierten Unterricht erteilen können. Fünf Ausbildner aus verschiedenen Bereichen erzählen hier, wie sie unterrichten und was ihnen am Herz liegt.

Fairness im Sport, im Training und zum Pferd

Eva Weber (-Siegenthaler) aus dem em-mentalischen Schwanden ist gelernte Biologin und Gymnasiallehrerin Biolo-gie. Zusammen mit ihrer Familie be-wirtschaftet sie einen Hof und ist Aus-bildnerin für Pferd und Reiter. Die 29-Jährige hat die Springlizenz und ist Vereinstrainer SVPS.Das Lehren/Unterrichten hat mich schon immer fasziniert und von mir wird erwar-tet, dass ich in jeder Situation ruhig bleibe,

eine Lösung bereit habe und jederzeit fair zu Pferd und Reiter bin. Meine Reit - schüler wollen weiterkommen, mit cleve-rem Unterricht, auf Pferd und Reiter ab-gestimmt. Den Durchschnittsreitschüler gibt es bei mir nicht. Gemeinsam haben sie, dass ihnen der Partner Pferd sehr am Herzen liegt. Wichtig ist mir, dass die Rei-ter ihre Emotionen im Griff haben, auch wenn etwas nicht gleich klappt. Ich will ein motiviertes, mitdenkendes Pferd und

einen ebensolchen Reiter. Unterdrückung und Gewalt haben in der Pferdeausbildung nichts zu suchen. Ich lege Wert darauf, dass die Pferde bereit sind für die Unter-richtseinheit. Bereit sein heisst ruhig, auf uns konzentriert und wach; bereit, auf feine Hilfen zu reagieren. Ich habe immer Ausbildungspferde bei uns auf dem Hof und daneben gebe ich auswärts Einzel-unterricht und Gruppentrainings, auch für Vereine oder Geländekurse. Alles im Bereich der persönlich ambitionierten Freizeitreiterei. Wichtiger als ein Diplom in der Reitsparte scheint mir pädagogi-sches, didaktisches Geschick und Gefühl und zwar sowohl für den Reiter als auch für das Pferd. Ich denke, dass die eigene Reiterei und die Reiterei der Reitschüler der Ausweis eines Trainers sein können. Wer die Psychologie des Pferdes, also dem Fluchttier und Herdentier verstanden hat, kann diese nachvollziehen und verhält sich wie ein Herdenchef und nicht wie ein Raubtier. Viele Grundlagen zum Unter-richten von Menschen habe ich bei meiner Ausbildung zur Lehrerin Sek II erwerben können. Gross geschrieben wird bei mir die persönliche Weiterbildung, sei dies in der Sparte CC, Horsemanship/Pferdepsy-chologie oder auch die Lehre von Philippe Karl fasziniert mich.

Eva Weber ist im ZKV-Vorstand die Chefin Concours Complet und selbst aktive CC-Reiterin.

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Das Pferd hat immer Recht

Caroline Wolfer aus Herlisberg ist ge-lernte Sport- und Primarlehrerin. Die 38-Jährige reitet in Argentinien Wild-pferde ein und arbeitet in den Be reichen Pferdeausbildung und Korrektur, Füh-rungsseminare und Privatcoachings, Wanderreitführerin und Reitlehrerin für natürliches Reiten.Was ich unter Pferdeverständnis und Reit-kunst verstehe, wird in keinem Diplom zusammengefasst und Titel sagen auch nichts über menschliche Fähigkeiten aus. Ich fühle mich auf allen Pferden wohl und bilde Pferde für alle Disziplinen aus. Har-monie mit einem Pferd zu erreichen ist das grösste Ziel meines Pferdeverständnisses. Ich unterrichte sowohl anspruchsvolle Freizeitreiter, welche ihre Beziehung zu ihrem Pferd optimieren möchten, als auch Turnierreiter, welche mittels einer besse-ren und leichteren Pferd-Mensch-Kommu-nikation ihrem sportlichen Ziel näher kommen wollen. Meine Reitschüler ler-

nen auch, ihr Pferd mit einem Halsring reiten, denn da treten Körper- und Rang-ordnungsfehler am besten auf. Danach wird gebisslos geritten und erst wenn die Reiterhand fein ist, kommt allenfalls die Trense dazu. Ich lege Wert auf logische und natürliche Hilfen, viel Feingefühl, Selbst- und Fremdwahrnehmung und ein gutes Körpergefühl. Das Pferd sucht in erster Linie eine natürliche Autorität in einem Menschen. Und der Weg zur natür-lichen Autorität führt über eine gründli-che Auseinandersetzung mit sich selbst und seinen Führungsqualitäten. Ich ver-mittle, wie man als Mensch und Reiter zur Führungsperson wird und wie man Pferde «lesen» kann. Auf diese Weise kann dem Pferd sehr viel Unverständliches erspart werden und der «Nebeneffekt» für den Rei-ter dabei ist, dass Reiten für ihn zur Le-bensschule wird. Es gibt für mich kein Reitlehrerdiplom, das ganzheitlich und durchdacht ist, sodass der Reitlehrer fähig ist, in allen Disziplinen alle möglichen Reitschüler zu unterrichten und jedes Pferd zu verstehen. Führungsqualitäten oder didaktische und psychologische Fä-

higkeiten werden gar nicht oder viel zu wenig gefördert. Ich wünsche mir Reit-schüler und Reitlehrer, die kritischer mit sich selbst umgehen und einsehen, dass jedes Pferd ein Individuum ist und immer Recht hat, weil Pferde nicht lügen können. Der Weg führt immer an einer Persönlich-keitsentwicklung vorbei.

Es gibt keine Standardlösung beim Reiten lehren oder Reiten lernen

Kristina Gau aus Bern ist dipl. Restaura-torin für Archäologisches Kulturgut und arbeitet als Sekretärin des Schweiz. Freizeitreitverbandes (SFRV) und Reit-lehrerin. Die 28-Jährige hat das Diplom

als SFRV Trainer C und interessiert sich für klassische Dressur, Springen, Men-taltraining und Biomechanik.Ich gebe auf einem Hof Unterricht, unter anderem für Menschen mit körperlichen und/oder geistigen Beeinträchtigungen. Meine privaten Reitschüler unterrichte ich als mobile Reitlehrerin mit ihren eige-nen Pferden, hauptsächlich Longieren und Bodenarbeit, aber auch Unterricht in klas-sischer Dressur. In meinen Unterricht kommen vor allem Anfänger und Fortge-schrittene ohne Turnierambitionen. Ein Reiter – ganz gleich auf welchem Niveau – hat grundsätzlich nie ausgelernt. Daher ist mir ein abwechslungsreicher und indi-viduell gestalteter Unterricht sehr wichtig. Ich versuche immer, auf jedes Reiter-Pferd-Paar gezielt einzugehen und die Lektionen dem jeweiligen Ausbildungsstand und Können entsprechend zu gestalten. Die Schüler möchten die Zusammenhänge verstehen und nicht nur einfach wissen wie etwas funktioniert, was ich in theore-

tischen Teilen immer miteinfliessen lasse. Ich finde das Aufwärmen und Lösen des Pferdes zu Beginn sehr wichtig und so dauert auch eine Lektion in Bodenarbeit mindestens 45 Minuten. Einen Reiter kor-rigiere ich wenn nötig in seiner Haltung, ob auf dem Pferd oder am Boden. Auch hier sind mir die Zusammenhänge und nicht nur das «wie» wichtig. Hierzu hilft das direkte Zeigen am Reiter (Mobilisie-rung), das Vorführen durch mich, aber auch mal Videos/Fotos oder Abbildungen aus Büchern. Ich finde, dass auch jemand ohne Diplom sehr guten Unterricht geben kann, da man jahrelange Praxiserfahrung nicht unterschätzen darf. Die persönliche Weiterbildung ist jedoch sehr wichtig und jeder Reitlehrer sollte versuchen, auf einem möglichst aktuellen Stand zu sein um dies auch weitergeben zu können. Positive Verstärkung ist der Weg zum Ziel und das Ziel ist die harmonische Bezie-hung zwischen Pferd und Mensch, die auf Vertrauen basiert.

Kristina Gau hat den Abschluss Trainer C vom Schweizer Freizeitreitverband SFRV.

Caroline Wolfer entwickelte ihre eigene Ausbildungs- und Reittheorie: das Natürliche Reiten.

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Nur in einer entspannten Atmosphäre können Schüler und Pferde lernen

Berni Zambail aus Untersiggenthal ist der einzige 5-Stern-Instruktor in Europa und bietet hauptsächlich Parelli-Kurse an. Bei Bedarf hat er auch immer wieder mal Berittpferde zur Ausbildung/Kor-rektur. Der 57-Jährige gelernte Huf- und Wagenschmied bildet sich regelmässig bei Pat und Linda Parelli weiter.Ich habe Fahrkurse besucht, als Cowboy in Nordkalifornien gelebt, Dressur-Unter-richt genommen, Polo gespielt und mich mit Themen wie Bridle Horse, Bosal und Cow Work befasst. Nach 20 Jahren Hufbe-schlag hatte ich gesundheitliche Probleme und zu dieser Zeit bot mir Parelli Natural Horsemanship die Möglichkeit, als Profi einzusteigen. Mir ist es sehr wichtig, dass eine entspannte Atmosphäre herrscht

während dem Unterricht und auch Simu-lationen halte ich für ein sehr effektives Hilfsmittel. Ich lege grossen Wert darauf, dass der Schüler versteht, warum eine Übung gemacht wird, wie sie vom Pferd empfunden wird und wie sie das Pferd be-einflusst. Meine Schüler, vom Anfänger zum Fortgeschrittenen, sind Parelli-Stu-denten, welche von mir unterstützt wer-den auf ihrem Weg durch das Levelpro-gramm. Ihnen ist es wichtig, ihre Pferde zu verstehen, eine Beziehung aufzubauen und erhalten zu können. Dabei lernen sie sehr viel über die Psychologie der Pferde und wie man damit arbeiten kann. Ein Diplom ist keine Garantie für ausgezeich-neten Unterricht. Ob er oder sie da die richtigen Dinge gelernt hat und sie auch anwendet, kann man nicht sagen. Aus mei-

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Berni Zambail und sein Schweizer Warmblutwallach Apartis.

«In der Manege begeisternmeine Pferde und ich –in der Pferdebox die Equimatder Firma Grüter.»Fredy Knie jun., Circus Knie

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ner Sicht wäre es sehr wichtig, dass ein Reitlehrer auch etwas von Menschen ver-steht, nicht nur von Pferden. Wenn nun das Wissen um die Pferde und um die Menschen zusammenkommt, ist das eine ideale Kombination, egal ob mit oder ohne Diplom. Ob ich mich bei meinem Reitleh-rer gut aufgehoben fühle, kann nur ich selber wissen. Ob sich mein Pferd wohl-fühlt, zeigt es mir, wenn es sich freut, wenn der Reitlehrer kommt. Oder auch, wenn ich für den Unterricht in die Bahn gehe und es freudig mitmacht. Ich muss tief in mich hineinhorchen und mein Pferd genau beobachten, nur so kann ich herausfinden, ob das, was in der Reitstun-de passiert, auch positiv ist. Gibt der Unter-richt mir und meinem Pferd ein gutes Ge-fühl, motiviert das uns beide.

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Sylvia Stössel aus Ottikon ist gelernte kaufmännische Angestellte und arbei-tet heute je zur Hälfte als Reitlehrerin und als Redaktionssekretärin. Die 51-Jährige gibt in der Schweiz Einzel-unterricht, erteilt in Italien Reitkurse nach dem Konzept der «Ecole de Légère-té» und bildet in Australien Reitlehrer nach der Lehre von Philippe Karl aus.Nach diversen Praktika in der Rennszene absolvierte ich in Portugal eine Bereiter-ausbildung für klassische Dressur und liess mich später zur Reitlehrerin «Ecole de Légèreté» von Philippe Karl (Abschluss mit Lizenz Level 4) ausbilden. Ich unterrichte passionierte Freizeitreiter, aber auch Pro-fis, die ihre Pferde ohne Zwang nach einem natürlichen und logischen Ausbildungs-konzept bis zu Lektionen der Hohen Schu-le fördern wollen. Wichtig sind mir eine positive Unterrichtsatmosphäre und ein solider Aufbau der Basis, bei der die Schü-ler das von mir so genannte «Reiter-www» (was, wie, warum) lernen. Respekt und Verständnis für das Pferd und seine indivi-duellen Anlagen stehen an erster Stelle. Weitere Schwerpunkte des Unterrichts sind die Vermittlung von Gefühl, effizien-ten Techniken und Gymnastikübungen sowie Sitzkorrekturen und korrekte Ge-wichtseinwirkung. Ich selber bin keine eidg. diplomierte Reitlehrerin und den-noch von der Qualität meines Unterrichts überzeugt. Wer Pferde und Reiter ausbil-det, sollte pädagogische Fähigkeiten mit-bringen, sich über längere Zeit bei guten Pferdeexperten die Sporen abverdient und möglichst viele Pferde geritten und aus-

gebildet haben. Für mich wäre wünschens-wert, dass angehende Reitlehrer noch mehr über die Biomechanik der Pferde lernen. Theorie und Praxis sollten überein-stimmen. Es nützt nichts, wenn gelehrt wird, dass die Stirnlinie des Pferdes leicht vor oder an der Senkrechten sein sollte, in der Praxis dann aber oft ganz anders ge-ritten wird. Zudem müsste nach meiner Ansicht Reiten wieder mehr als Kultur, und weniger als Sport verstanden werden.

Wer aufhört zu lernen, steht still. Ich orga-nisiere und reite jährlich drei Weiter- bildungskurse mit Philippe Karl in der Schweiz. In den letzten Jahren habe ich mich auch vermehrt mit Natural Horse-manship auseinandergesetzt. Daneben be-wege ich mich mit offenen Sinnen durch die Reiterwelt und integriere immer wie-der neue Impulse von verschiedenen Sei-ten, sofern sie in mein Grundkonzept pas-sen.

Reiten soll dem Reiter UND dem Pferd Spass machen

Nicht jeder Reitlehrer geht denselben Weg und viele Pferdeleute, die sich mit der Aus- und Weiterbildung von Pferd und Reiter befassen, sind als Quereinsteiger zu dieser Tätigkeit gekommen. Ob Huf-schmied, Sportlehrerin, Restauratorin, Biologin oder kaufmännische Angestellte, der berufliche Ursprung kann sehr ver-schieden sein. Genau so vielfältig ist die Palette an Reitstilen und Pferderassen und noch grösser ist die Schere bei den persön-lichen reiterlichen Zielen. Ob nun jemand stressfrei ausreiten, die Bodenarbeit und

Kommunikation mit seinem Pferd verbes-sern oder piaffierend über den Sandplatz schweben möchte ist sekundär. Die Chemie zwischen Reitschüler, Pferd und Trainer muss stimmen, dann ist der Weg das Ziel.

Wer aufhört zu lernen steht still

Sylvia Stössel bildet Pferde und Reiter aus nach dem Konzept von Philippe Karl.

Weiterführende Links zum ThemaUnter den folgenden Internetadressen fin-den Sie diverse Links zu Verlade- und Pfer-detrainer in der Schweiz. Die Auflistung erhebt keinen Anspruch auf Vollständig-keit.

Schweizerischer Berufsreiterverband

Nationales Pferdezentrum Bern

Swiss Western Riding Association

Schweizerischer Freizeitreiterverband

Tellington T Touch

HETS Champfèr

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HILFSMITTEL DER EIGENEN

SCHWACHEAusbinder, Hilfszügel und Co. aus Sicht der alten Reitmeister

Text: Sacha JacqueroudFotos: Sacha Jacqueroud/pd

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Pferde werden ausgebunden und eingeschnürt, um vermeintlich bessere Trainingsziele zu errei-chen. Selbst in der professionel-len Ausbildung der Trainer wer-den solche Techniken eingesetzt. Wir fragen uns in diesem Artikel, weshalb diese Hilfs-mittel eingesetzt werden und weshalb man sie auch hinter-fragen darf.

Philippe Karl (FRA), Josef Necker-mann (GER), Nuno Oliveira (POR), Alois Podhajsky (AUT), Henri Chammartin (SUI), Ray Hunt (USA), Jeff Sanders (USA);

einige Namen aus der klassischen Dressur, der iberischen Reitweise, der spanischen Hofreitschule, des Cadre Noirs, der alten Schweizer Dressurklassik bis zu den nord-amerikanischen Koryphäen mit klassi-schem Kontext. Diesen grossen Namen ist eines gemein: sie alle verzichteten auf Aus-binder und Co.

RICHTIG REITENDer Grund ist simpel: weil sie keinen Nut-zen darin sehen. Diese Reitmeister errei-chen mit ihren Pferden eine Harmonie und ein Niveau, wofür sich eine Mehrheit der heutigen sogenannten Reiter bis an die Zähne bewaffnet und die Pferde in Korset-te zwingt, ohne dabei auch nur annähernd ein vergleichbares Resultat zu erzielen. «Es gibt in der heutigen Dressur kaum noch Pferde, welche den Schwung, die Balance, die Elastizität und die Durchlässigkeit eines klassisch ausgebildeten Dressurpfer-des erreichen», weiss Philipp Karl. Jeff San-ders sagte unlängst an einem Schweizer Kurs: «Ich kenne heute selbst in Nordame-rika kaum ein einziges Pferd, das von der Rittigkeit und der Harmonie mit seinem Reiter auf hohem Niveau an die Pferde der damaligen Vaqueros herankommen wür-de.»

Die alten Reitmeister haben einen ent-scheidenden Vorteil gegenüber uns allen: Sie können richtig reiten. Das bedeutet, sie verfügen über einen korrekten Sitz, ihre Position im Sattel ist in jeder Situation ausbalanciert, sie sind ausgestattet mit einer Überportion an Gefühl und sie haben jahrzehntelange Erfahrungen gesammelt, um die Pferde zu verstehen.

Solche Reiter können Pferde biegen, die Hinterhand aktivieren und den Rücken der Pferde zum Schwingen bringen, allein durch korrektes Reiten; selbst die Zügel sind bei solchen Reitgrössen wie Podhais-ky nahezu überflüssig.

RICHTIG DENKENWer richtig reiten lernt, wird nie einen Grund finden, ein Hilfsmittel mehr als Sattel und Zaum zu verwenden. Die Vaque-ros und somit die alten Reitmeister der Westernreitart pflegen zu sagen: Ein Pferd kann bereits alles. Auf den Weiden kann es fliegende Galoppwechsel, es kann stop-pen, drehen, es kann sich auf alle Seiten und auf alle Arten biegen. Wir müssen also nur noch wissen, wie wir es dem Pferd sa-gen. Hilfsmittel auf diesem Weg sind der

Beweis, dass man nicht weiss, wie ausbil-den, wie fragen. Es ist ein Stück weit Un-wissenheit. Also ist es auch ein Denkfehler zu glauben, Hilfsmittel erleichterten – wie es der Name vermuten liesse – das Training der Pferde. Weit gefehlt. Sie kaschieren die eigenen Mängel und zwingen das Pferd Dinge zu tun, die es auch freiwillig tun würde, wenn der Reiter nur wüsste, wie er an diesen Punkt gelänge.

Es gibt keine Übung, kein Manöver und keinen Muskelaufbau, der nicht besser, einfacher und vor allen Dingen fairer ohne Ausbinder zu erreichen ist.

RICHTIG HANDELNRichtig reiten und logisch denken hilft, die Situation bei seinem Pferd einzuschätzen. Wenn etwas nicht funktioniert, liegt der Fehler – wie ein alter Spruch besagt – nie beim Pferd. Trotzdem werden die Pferde ständig korrigiert und bestraft. Es wird gezupft und gerupft, ausgebunden und an-gebunden. Nennen wir das Kind beim Na-men: das Pferd erhält Zwangsmassnah-men aufgrund des Unvermögens des Trainers. Richtig handeln würde bedeuten, man beobachtet das Verhalten des Pferdes, analysiert die Situation und findet die Ant-wort. Wenn man diese nicht findet, wäre es ratsam, Hilfe zu holen. Ein Erfahrungs-austausch und damit die Chance, selber wieder etwas zu lernen. Oder in den Wor-ten von Salomon de la Broue: «Die freiwil-

Ausgebunden und entwürdigt, ein Pleasure-Pferd an einem internationalen Westernturnier.

Wer richtig reiten lernt, wird nie einen Grund finden, ein Hilfsmittel mehr als Sattel und Zaum zu verwenden.

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lige Mitarbeit des Pferdes bringt mehr An-nehmlichkeiten mit sich als alle Mittel ,mir denen man es zu zwingen sucht.»

Letztlich spielt auch die Gesundheit der Pferde eine Rolle. Die vielversprechenden Trainingsaufbau-Vorteile der Hilfszügel sind kaum das Papier wert, worauf sie ge-druckt sind. «Der Reiter, der das Nachge-ben im Genick mit Hilfszügeln erzwingt und das Pferdemaul zuschnürt, handelt nicht anders als ein Erzieher, der ein Kind knebelt und an den Stuhl festbindet, um es zur Ruhe zu zwingen», schreibt Philipp Karl in seinem Buch «Irrwege der moder-nen Dressur».

RICHTIG IST GESUNDAls konkretes Beispiel mag hier das Nach-geben des Pferdes am Zügel gelten (im

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traditionellen Horsemanship das Soft Feel, in der klassischen Dressur das Nachgeben im Unterkiefer des Pferdes als Schlüssel zu allen anstehenden Anforderungen). Im modernen Reitsport oft verwechselt mit dem Nachgeben im Genick. Hören wir hierzu einige Zitate der grossen Lehrmeis-ter: «Wir wiederholen, dass ein mechani-sches Hilfsmittel die schlechten Ange-wohnheiten nicht beseitigen kann. Nur eine wissende und intelligente Hand wird dem Pferd die Mobilität des Unterkiefers und die richtige Kopfhaltung geben kön-nen» (Jules Pellier). «Ein Pferd, das über das Maul gearbeitet wird, kann bei leichtes-tem Kontakt mit den Fingerspitzen am Zügel geritten werden, während eines, das über das Genick gearbeitet wird, dauernd angespannte Zügel und Arme benötigt.

Deshalb besteht erstere Reitweise ganz aus Feingefühl, letztere ganz aus Kraft» (James Fillis).

Buck Brannaman pflegte zu sagen: «Kraft kommt dann zum Zuge, wenn dem Reiter sein Wissen endet.» Wenn es also möglich ist, ohne Hilfe mit Können und Cleverness ein Training sogar noch besser zu gestalten, dann begreift man die Ver-zweiflung der Reitmeister in Bezug auf

Nennen wir das Kind beim Namen: das Pferd erhält Zwangsmass-nahmen aufgrund des Unvermögens des Trainers.

Ein Pferd aus freien Zügen zu Höchstleistung zu reiten hingegen ist eine Kunst.

Schweiz. Natürlich.

Schweizerischer Freibergerverband

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Ab Donnerstag 8. August 9h00 bis Sonntag 11. August finden Sie im Verkaufszelt der FJEC auf dem Gelände des Marché-Concours in Saignelégier, 24 speziell ausgewählte gut gerittene und gefahrene Freibergerpferde!

Der Jurassische Pferdezuchtverband (FJEC) organisiert zusammen mit dem Marché Concours eine Freiberger Verkaufsausstellung.

Alle Verkaufspferde werden vor dem Marché-Concours einem Gesundheitstest und je einem Test im Reiten und Fahren unterzogen.

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Gut ausbalanciertes Westernpferd Forest Solo Gunspin, den Maya Pfister am Sitz reiten kann und nicht an der Hand.

Jean-Claude Dysli zeigt in der Doma Vaquer, was ohne Hilfsmittel möglich ist, um hohe Lektionen zu erreichen.

Ziele erreicht ohne ebensolche Hilfsmittel. Und es geschieht auch, weil die Einsicht fehlt, dass man einem Pferd nichts bei-bringen kann, was es nicht schon ohnehin könnte.

RICHTIGE SCHLUSSFOLGERUNGDas heisst, Fragestellungen wie «Was will der Richter sehen», interessieren keinen Reitmeister. Die Fragestellung müsste kor-rekt lauten: «Was muss ich können und mitbringen, damit es das Pferd macht?» Man muss also gedanklich wegkommen vom reglementarischen Erfolg und hin zum pferdenahen Training. Als Motivato-ren mögen die Reitmeister dienen, die den heutigen Stars des Pferdesports jederzeit noch mit links den Rang ablaufen können. Der heutige Sport verlangt geradezu mög-lichst schnell in die hohen Preisgelder zu gelangen. So lange die Reglemente die Pferde nicht schützen, solange es Reiter gibt, deren höchstes Gut nicht die Würde des Pferdes, sondern der Erfolg in diesem zwielichtigen Sportverständnis ist, solan-ge werden wir Hilfszügel, Ausbinder und Maulsperren sehen. Weil es bequemer ist, das Pferd zu beengen, statt sich selber an die Kandare zu nehmen. Die richtige Schlussfolgerung, um unnötige Hilfsmit-tel auszumerzen muss daher lauten: Weg vom Sport, hin zur Kunst. Profan gesagt: Mit Fleiss und vielen Kniffs ist es keine Kunst, ein Pferd in reglementarische Plus-

punkte zu bringen. Ein Pferd aus freien Zügen zur Höchstleistung zu reiten hin-gegen ist eine Kunst. Eine Eitelkeit, die jenem vorbehalten ist, der mit Beharrlich-keit an seiner selbst arbeitet und die Pfer-de als seine Lehrmeister und Geschöpfe betrachtet.

Es gibt keine Übung, kein Manöver und keinen Muskelaufbau, der nicht besser, einfacher und vor allen Dingen fairer ohne Ausbinder zu erreichen ist.

Ausbinder und Hilfszügel. Auch wenn die-se in der klassischen Reitweise auch zur Anwendung kamen (Beispiel Newcastle als Erfinder der Schlaufzügel, aber auf der Gegenseite auch vehement bekämpft von La Guérinière).

Obendrein scheinen die Hilfsmittel eher für Verkrampfungen und Versteifun-gen der Pferde verantwortlich zu sein, als zu deren Wohl. Die Beschneidung des na-türlichen, sprich freien Ganges eines Pfer-des hat noch nie zu dessen Vorteil geerntet werden können. Vergleicht man die Reit-künste der heutigen Spitzensportler so sind sie nur noch ausgerichtet nach Regle-menten, Richtern und der damit verbun-dener Punktevergabe, nicht mehr aber nach dem Pferd. Und dazwischen besteht ein Unterschied. Denn die Reglemente haben jahrzehntelang die extremen Aus-wüchse, das widernatürliche Präsentieren der Anforderungen gesucht. Erste zaghaf-te Versuche der Besserung sind zwar in den Regelwerken zu finden, umgesetzt von den Richtern werden sie aber nur sel-ten.

WIESO TUT MANSDamit ist schon angedeutet, weshalb man zu Hilfsmitteln greift. Um gewisse sport-liche Punktetabellen, deren Sinnhaftigkeit zumindest vom Pferd nicht verstanden wird, zu erfüllen. Es geschieht aber auch aus Unwissenheit, wie man noch bessere

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VERLADEN«Wenn jemand eine Reise tut, dann kann er was erzählen.»

Dieses weithin bekannte Zitat des Deutschen Dichters Matthias Claudius (1740–1815) war ursprünglich sicher nicht auf Pferdetransport bezogen.

Aber insbesondere um die Reisen mit dem eigenen Vierbeiner ranken sich zahllose Geschichten – komische wie auch tragische.

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Text: Tammy FischerFotos: helma-fotos.ch

Liebe Frau Fischer, mein Pferd steigt nicht in den Pferdetrans-porter! Zu Beginn ging es zwar ganz gut, von Mal zu Mal wurde es aber schlimmer. Es stieg dann

nur noch ein, wenn es gerade Lust dazu hatte. Im Moment bringen wir das Pferd gar nicht mehr an den Hänger heran . . .

«Wir hatten einen Vorfall im Hänger: die fremde Stute hat meinen Wallach im Hänger attackiert und schwer verletzt. Seither steigt er nicht mehr ein und zittert

bereits beim Anblick eines Transporters. Schaffen wir es mit viel Geduld dann doch, springt er vorne über die Stange.»

So und ähnlich klingen die Hilferufe, die beinahe täglich bei mir eingehen – ganz gleich, ob vom Freizeit- oder Sport-reiter. Und nach einem Vorfall wie im zweiten Beispiel geschildert, sind logi-scherweise Tier und Mensch traumatisiert. Möglicherweise verzichten sie gar fortan auf die Teilnahme an Turnieren oder ande-ren Events, um dem Problem «Verladen» aus dem Weg zu gehen. Was aber, wenn man notfallmässig ins Tierspital muss oder den Stall wechseln will?

Welcher Reiter oder Pferdehalter sah sich nicht auch schon mit dem Problem

links: Tammy Fischer beim Verladetraining mit einer jungen Paint-Stute. unten: Mit einem ruhigen aber konsequenten Verladetraining lernt die Stute das Einsteigen.

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konfrontiert, dass der vierbeinige Wegbe-gleiter nicht in den Transporter steigen wollte? Die Situation wirkt oft unbeholfen und es ist vielen gar peinlich, wenn ihre Lieblinge partout nicht die Rampe betre-ten wollen und sich mit vier Hufen gegen das Einsteigen wehren. Wie kommt das? Was läuft schief ?

Ich kann an dieser Stelle alle beruhigen, die sich von meinen Schilderungen betrof-fen fühlen und in schlaflosen Nächten bereits mit Schrecken an den nächstens bevorstehenden Transport denken: Es ist äusserst selten, dass Pferde «einfach so» in den Hänger laufen. Das Problem ist also nicht neu und lässt sich in den meisten Fällen mit etwas Geduld und dem Zuzug

erfahrener Fachpersonen aus der Welt schaffen oder zumindest deutlich ab-schwächen.

Stellen wir uns vor, wir wollten ein junges Pferd anreiten. Wohl kaum jemand würde es einfach satteln, sich auf den Rü-cken schwingen und angaloppieren. Nein – wir wissen, dass dies ein langer Weg ist, der viel Training, Zeit, Geduld und Wissen erfordert. Wir besuchen Reitschulen, Kur-se und Seminare, um die notwendige Si-cherheit im Sattel zu erlangen, Gefühl und Verständnis für das Pferd zu entwickeln. Aber warum tun sich viele Reiter schwer, für die Probleme beim Verladen entspre-chende Fachpersonen beizuziehen und gemeinsam mit dem Pferd gezielte Trai-nings zu besuchen? Und warum gibt es nicht schon längst offizielle «Verladeschu-len» für Pferd UND Reiter?

Oftmals steht ein Fohlen erstmals im Transporter, wenn es zur Fohlenschau geht; begleitet von viel Stress und Hektik. Das zweite Mal gehts von der Mutter weg auf die Fohlenweide; für das Tier meist mit

Es ist äusserst selten, dass Pferde «einfach so» in den Hänger laufen.

noch mehr Stress verbunden. Wir sind dann immer froh, wenn die jungen Pferde schnell im Hänger stehen und schon «schnappt die Falle zu» resp. der Transpor-ter wird geschlossen und sofort startet die Reise. Das junge Pferd hat also gar nicht die Möglichkeit, den Hänger mal in Ruhe anzuschauen, zu beschnuppern auf der Rampe rauf und runter zu laufen und sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Nach der Fohlenweidezeit folgt der nächs-te Trennungsstress von den lieben Kolle-gen. Glücklicherweise gibt es heute Foh-lenweiden, wo die jungen Pferde auf den bevorstehenden Transport vorbereitet werden, damit das Verladen keinen un-nötigen Stressfaktor mehr darstellt.

Es gibt aber auch Pferde, die sind häufig ohne Probleme in den Transporter einge-stiegen. Und dann am «Tag X» ging plötz-lich nichts mehr. Vielleicht hatte das Pferd einfach einen schlechten Tag. Vielleicht war aber auch die Rangordnung nicht rest-los geklärt, oder der Reiter war gestresst und hat seinen Gemütszustand, ohne es

Tammy Fischer mit ihrer kleinen Ponyherde Joe, Terry & Pöni.

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Anzeigeselbst zu spüren, auf den Vierbeiner über-tragen.

Was auch immer der Auslöser dieser für beide Partner ungewohnten Situation sein mag, die meisten Pferdehalter sind in die-sem Moment oft perplex und überfordert. Was tun, wie reagieren? Oft wird dann am Strick gezogen, von hinten gestossen oder mit Futter gelockt. Dies kann kurzfristig auch funktionieren, meist geht aber das Pferd auf Dauer als Sieger aus diesem «Spiel» hervor. Denn ob Rüebli, Guetzli, Lieblingskraftfutter oder Mash – schon bald holt sich das Pferd rasch die Beloh-nung vorne ab und ist schneller wieder aus dem Transporter raus, als man «STOP» sa-gen kann. Für die Zuschauer oft amüsant, für den betroffenen Reiter meist ein nicht enden wollender Albtraum.

Und ob es nun ein Pferd nie gelernt hat, es plötzlich nicht mehr einsteigen will oder es gar traumatisiert ist – es gibt sicher professionelle Hilfe. In einem ruhigen, aber konsequenten Verladetraining lernen Pferd und Halter, diese Aufgabe gelöst und stressfrei anzugehen. Das problemlose

Einsteigen in den Transporter ist dann kein Zufall mehr, sondern wird mit weni-gen erlernbaren Handgriffen und klaren Kommandos abgerufen. Häufig ist schon ein einziges Verladetraining ausreichend, um Pferd und – meist noch wichtiger – dem Menschen wieder das notwendige Vertrauen zu geben, kontrolliert und ohne Angstzustände verladen zu können. Bei traumatisierten Pferden hingegen muss sehr behutsam vorgegangen und deutlich mehr Zeit investiert werden. Aber machen wir uns nichts vor, das Pferd

ist und bleibt ein Fluchttier, und das Hän-gerfahren wird bestimmt nicht seine Lieb-lingsbeschäftigung werden. Trotzdem soll-ten wir ihm die Chance gewähren, das Verladen richtig zu erlernen und Vertrau-en in den Hänger zu fassen. Sollte es den-noch Probleme geben, muss sicher auch einmal kritisch hinterfragt werden, ob in der Mensch-/Tierbeziehung evtl. grund-sätzlich etwas nicht stimmt oder allenfalls auch der Fahrstil anzupassen ist, damit am Ende alle Beteiligten sicher und entspannt ans Ziel kommen.

Mit Joe ging ein langer Wunsch nach einem eigenen Pferd in Erfüllung, Tammy Fischers Lebensbegleiter seit 18 Jahren.

Die Autorin

Tamara Fischer-Leisi (38) hat als erste Eu-ropäerin die Ausbildung zur Pferdetrai-nerin Course 1 bei Doug Mills in Kam-loops Kanada absolvieren dürfen. Seither arbeitet sie als selbstständige, mobile Pferdetrainerin in der ganzen Schweiz und dem angrenzenden Ausland. Das schöne Gefühl, verzweifelten Menschen mit ihren Pferden und Ponys beim Verla-den helfen zu können, hat sie zu ihrer absoluten Leidenschaft gemacht.

Tamara Fischer hat sich fortan auf Ver-ladetrainings spezialisiert und ihre Verla-deschule gegründet. Sie hat bereits in früher Kindheit die Liebe zu den Pferden und Ponys entdeckt. Nach jahrelangen Reitstunden, Brevet, Spring- und Dres-surconcours, Freiheitsarbeit, zirzensi-schen Lektionen, Bodenarbeitskursen, eigener Kinderreitschule und vielen ge-lesenen Pferdefachbüchern hat sie im 2004 in Doug Mills endlich die Methode gefunden, nach welcher ein sehr feiner Umgang mit den Pferden möglich ist. Fasziniert über die neue Art mit den Pfer-den «sprechen zu können» eröffneten sich ihr ganz neue Wege, welche sie sich schon als Kind erträumt hatte. Ganz nach dem Zitat von Doug «There’s no magic in what I do but if you do it right, it can work miracles.» Übersetzt: «Es ist keine Magie was ich mache, aber wenn man es richtig macht, kann man wahre Wunder bewir-ken.» Doug Mills

Alle Infos über ihre Verladeschule und Arbeit als Pferdetrainerin unter:www.pferdeverstehen.ch www.verladeschule.chTammy Fischer-Leisi2545 Selzach076/516 11 85

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Lukas sieht das jedoch ganz an-ders. Der vierjährige Freiberger-wallach kann der grossen, dunk-len Sardinenbüchse nichts abgewinnen und sieht keine Not-

wendigkeit darin, in das fahrbare Ding einzusteigen. Nicht dass der hübsche Fuchs ein richtig prägendes, schlechtes Erlebnis mit dem Verladen gehabt hätte, aber das Einsteigen in Anhänger oder Selbstfahrer waren für ihn schon als Foh-len eine eher suspekte Angelegenheit, wo er sich lieber davor drückte. «Und je mehr Leute mit wertvollen Tipps neben dem Anhänger standen, um so mulmiger wur-de es Lukas, und so war er schon gar nicht mehr in die Nähe der Rampe zu bewegen», erzählt seine Besitzerin Theres Misar über Lukas, der erst als Dreijähriger kastriert wurde. Eine Grundausbildung genoss Lu-kas im Fahren, in der Bodenarbeit und auch angeritten wurde der stattliche Frei-berger. Nur eben, das mit dem Verladen, das sitzt noch nicht. So möchte Theres Misar künftig auch mal mit ihrem Pferd zu einem Training fahren, später vielleicht auch einen Anlass oder ein Turnier besu-chen und vor allem gewappnet sein, falls mal eine Fahrt ins Tierspital nötig sein würde. Und im Notfall stehen meistens

DEM PFERD DEN HÄNGER VORSTELLEN

Wie bekomme ich mein Pferd in den Hänger? Mit dieser Frage setzen sich zahlreiche Pferde- besitzerinnen und -besitzer immer wieder ausein-ander. Ins Reittraining wird viel investiert und die Pferde werden Schritt für Schritt auf ihren

Text und Fotos: Karin Rohrer

nicht beliebig viele Helfer zur Verfügung, weshalb die Besitzerin lernen wollte, wie sie ihren Lukas stressfrei und alleine ver-laden kann.

KOMMUNIKATION MIT SEILTobias Halter zieht dem Freiberger ein Knotenhalfter an, macht sich mit ihm ver-traut, streichelt ihm mit lang gezogenen Strichen über Hals und Rücken. «Das Pferd als Fluchttier ist das Gegenteil von uns Menschen als Raubtier, und das müssen wir im Umgang mit ihnen berücksichti-gen», erklärt der gross gewachsene junge Mann, während er Lukas an einem langen Seil aus dem Stall hinausführt. Das Seil ist die Linie zwischen Pferd und Mensch und soll helfen, über verschiedene Distanzen zu kommunizieren. «Je länger die Distanz zum Pferd wird, desto höher muss der Respekt des Pferdes sein», betont Tobias Halter, dessen Seil also quasi seine physi-sche Verlängerung darstellt. Der Pferde-trainer aus Emmen arbeitet gerne mit jun-gen Pferden. «Man merkt sofort, dass Lukas sehr offen, neugierig und nicht vor-belastet ist, aber auch noch nicht balan-ciert ist und bereits eine gewisse Resistenz am Halfter entwickelt hat durch nicht ganz konsequentes Handling am Boden»,

beobachtet er. Ein Pferd korrekt am Half-ter führen, ja der ganze Umgang mit dem Pferd vom Boden aus ist immens wichtig für ein erfolgreiches Verladen und die op-timale Vorbereitung dazu, ist sich Tobias Halter sicher. «Es erleichtert mir die Auf-gabe ungemein, wenn die Vor- und Hinter-hand eines Pferdes frei bewegt, das Pferd gerade vorwärts und rückwärts gerichtet und nach links und rechts in einen Zirkel gesendet und zurückgeholt werden kann», ergänzt der Horseman. Ideal sei es zudem, wenn ein Pferd die Seitengänge an der Hand auf beide Seiten beherrsche.

VON DISKOMFORT UND SHIFTENDie Vorgehensweise von Tobias lässt sich am besten beschreiben mit Druck aufbau-en und lösen. Er fragt Lukas, näher an die Rampe heranzukommen und sobald die-ser «positiv antwortet», lässt Tobias nach, gibt dem Pferd eine Pause. Er zeigt dem Freiberger mit Körpersprache und ohne verbale Sprache, was er von ihm erwartet, ja er lädt ihn geradezu ein, daran teilzu-haben und Sympathie für das Einsteigen zu entwickeln. «Ich will Lukas zeigen, dass er auf der Rampe und im Anhänger Ruhe hat, es hier also angenehm ist», erklärt Tobias, ohne dem Pferd je in die Augen zu

späteren Einsatz als Freizeit- oder Sportpferd vorbereitet. Aber das Einladen in einen Anhänger, das sollen sie einfach können, ist ja auch nicht viel verlangt – könnte man meinen.

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01 Dem Pferd den Hänger vorstellen. «Vielleicht geht er ja rein.» Diese Möglich-keit ohne Druck und Energie auf das Pferd wirken lassen. Somit ist der Punkt schon vor dem Verladen klar, wo es Komfort gibt.

02 Die Umgebung um den Transporter soll für das Pferd wenig schmackhaft gemacht werden durch diverse Übungen wie Rück-wärts, Hinterhand und Vorhand versetzen. Dem Pferd Diskomfort geben und zugleich testen, wie gut es auf meine Hilfen reagiert.

03 Als Mensch muss man lernen, das Pferd nach rechts und nach links zu senden. Ziehen ist dabei die unnatürlichere Variante, da Ziehen in der Natur der Pferde nicht vorkommt. Beim Senden versuchen wir, das Pferd hinter der Hinterhand anzutrei-ben, um sich vorwärts zu bewegen. In Kom-

bination mit der Richtung haben wir die Möglichkeit, das Pferd an die gewünschte Position zu senden. Die Stute zeigt die Richtung (Seil) und der Hengst sagt: wenn du nicht gehen willst, beisse ich dich (Stick).

04 Die erste Phase ist, das Pferd sich mit der Rampe vertraut zu machen. Zielstrebigkeit wie «Pferd gleich in den Hänger zu sen-den», sind Zeichen eines Raubtieres. Hier gibt es auch den ersten Komfort. Das Pferd hat gelernt, dass es nur hier und in diese Richtung eine Pause gibt

05 Die zweite Phase ist, dass das Pferd seine Hufe auf die Rampe bringt, beginnend mit den Vorderbeinen. Genau hier beginnt das «Shift»-Spiel. Hier versuche ich, das Pferd das erste Mal bewusst in den Hänger zu senden. Ein solider Druckaufbau ist hier

sehr wichtig. Beim Druck hinter der Hinter-hand warten, bis sich der Körper leicht Richtung Hänger bewegt und dann Pause geben. Wenn das Pferd nach hinten gehen will, wird es die ganze Rampe zurückgesen-det und der Diskomfort um den Hänger beginnt von neuem. Solange das Pferd nur mit dem Körper «shiftet», will es versuchen, sich mit dem Inneren des Hängers vertraut machen. Wenn das Pferd aber zurückläuft, kommt sofort der Diskomfort.

06 Wie immer gilt die Regel des Diskomforts ausserhalb des Hängers. Es heisst nicht, wenn ein Pferde einmal im Hänger war, dass es dies auch ein zweites Mal tun möchte. Es gibt nur eine Pause, und die ist in Richtung Hänger.

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schauen oder es gar mit Futter zu locken. Lukas soll lernen, wo die komfortable Zone ist und dass er auch auf der poltern-den Rampe nichts zu befürchten hat. Mit seinem Carrotstick und dem langen Seil weist Tobias dem Wallach den Weg, aber er zieht ihn niemals. Lukas will doch noch eine kleine Testphase starten und mal schauen, ob es dem Kerl da am anderen Ende des Seils ernst ist. Der Wallach ver-sucht, langsam aber stetig auf eine Seite auszuweichen oder schaltet den Rück-wärtsgang ein. Tobias bleibt gelassen, hält entgegen, duckt sich, touchiert das Pferd im richtigen Augenblick mit dem Stick und wartet ab, ohne den Druck nachzu-lassen, bis Lukas sich besinnt und wieder zügig Richtung Rampe läuft und natürlich sofort in Ruhe gelassen wird. «Das Pferd versucht immer, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen. Also sollten wir es uns auch nicht unbedingt schwerer ma-chen als nötig», lächelt Tobias, während Lukas von sich aus einen Schritt auf die Rampe macht. Sobald das Pferd beide Vor-derhufe auf die Rampe setzt, wird er mit einer Pause und etwas Streicheln belohnt. Lukas kaut zufrieden, scheint sich seiner guten Arbeit bewusst zu sein. Tobias steht neben der Rampe und fragt das Pferd an, einen weiteren Schritt nach oben zu ma-chen. Der Wallach wiegelt mit seinem gan-zen Körper etwas nach vorne und hinten, was Tobias als «shiften» bezeichnet und macht erneut einen Schritt nach vorne.

LERNEN, VOM DRUCK ZU WEICHENMan sieht dem Fuchs deutlich an, wie er mitdenkt und dass es seine Entscheidung

ist, in den Anhänger hineinzugehen. Tobi-as holt ihn jedoch rasch wieder heraus, lässt ihn in Ruhe und schickt ihn dann erneut hinein. «Wichtig ist, im richtigen Moment zu reagieren, an der Führtechnik zu arbeiten und nicht emotional oder un-sicher zu werden», erläutert er sein Vor-gehen. «Mach dir einen genauen Plan, nimm als Führperson einen soliden Stand-ort ein und gib im richtigen Moment mit dem Druck nach», gibt er laufend Tipps an die Pferdebesitzerin weiter. Die recht stei-le Rampe des Selbstfahrers stellt zum Üben sicher eine grössere Herausforde-rung dar als ein flacher Einstieg, aber Lu-kas meistert das bravourös und mit dem selbstständigen Ein- und Aussteigen hat der Freibergerwallach für heute das Ziel vollumfänglich erreicht. Und das, obwohl es immer wieder in Strömen geregnet hat, Stallkollegen einen Ausritt unternahmen, Autos vorbeifuhren oder Hunde bellten.

MIT DER SPRACHE DES KÖRPERS«Es gibt keine Richtlinien oder Zeitanga-ben, wann es geschafft ist und unter Zeit-druck darf so ein Verlade-Training schon gar nie geschehen», betont Tobias Halter. Lukas hat mit Kauen und eben diesem Shiften sehr deutliche positive Reaktionen gezeigt. Für ihn war das Ganze mental dennoch anstrengend und so wird der Frei-berger gebührend gestreichelt und zurück in seinen Stall gebracht. Auch Tobias zeigt jetzt mehr Regung, strahlt über das ganze Gesicht und freut sich über die Fortschrit-te von Lukas. Während des Verlade-Trai-nings agierte er konzentriert auf das Pferd, zuckte kaum mit der Wimper und wirkte

sicher, gelassen, jeder seiner noch so klei-nen Bewegungen ganz klar bewusst. »Alles andere wäre kontraproduktiv. Man ent-wickelt eine Technik, die auf Wissen ba-siert, dann kommen die Entscheidungen, welche Ausrüstungsgegenstände setze ich ein und viel Zeit und Fantasie ergänzen den ganzen Prozess«, erklärt Tobias seine Vorgehensweise.

MENTALE STÄRKE NUTZENEr ist nicht der Typ, der haufenweise Fach-literatur liest, die Pferde vermenschlicht oder unnötige Risiken eingeht. Sicherheit ist ihm wichtig, also die Umgebung beim Verladen. «Stell dich keinem Pferd in den Weg, welches aus einem Anhänger raus will und lass es seine Beine selber sortie-ren», stellt Tobias klar. Sein wichtigstes Prinzip ist so prägnant wie einfach: «Das Pferd soll lernen, vom Druck zu weichen und nicht gegen ihn anzukämpfen.» Das leuchtet auch Theres Misar ein, denn mit Kraft lässt sich so ein Bursche wie ihr Lukas ganz sicher nicht verladen. «Wir Menschen sind zwar kleiner und nicht so stark wie ein Pferd, aber unsere Chance ist die mentale Stärke, wenn wir diese Position einneh-men», betont der Ausbildner. «Ich bin ganz unvoreingenommen an die Sache heran-gegangen und wollte mich überraschen lassen, wie Lukas auf Tobias reagiert und wie er unter seiner Führung das Verladen annimmt», sinniert Theres Misar und zeigt sich beeindruckt, dass es also auch möglich ist, Lukas ohne Futter, Longen oder andere Hilfsmittel zu überzeugen, selber und allei-ne in den Hänger zu klettern.

Nützliche Tipps

Einstiegsrampen sind mit Vorsicht zu geniessen und dem Pferd sollte genug Zeit gegeben wer-den, sich damit vertraut zu machen. Pferde dür-fen nicht gestört werden, wenn sie versuchen, ein oder auszusteigen. Jegliches Herumziehen in kritischen Ein- oder Ausstiegs-Situationen ge-fährdet die Balance des Pferdes. Unsere Position beim Verladen und Ausladen ist stets neben der Rampe, seitlich zum Hängereingang. Vorsicht beim Stehen neben der Rampe, wo das Pferd mit einem Stick «blockiert» werden muss, damit es uns nicht wegdrücken kann. Und immer daran denken, sich so wenig wie möglich zu bewegen, denn es gilt das Spiel «Wer bewegt Wen».

Das Knotenhalfter wird von Tobias gezielt für Bodenarbeit oder eben Verlade-Training einge-setzt. Aber es soll niemals ohne Führseil verwen-det werden und ersetzt kein Stallhalfter. Tobias Halter rät, ein Pferd nie mit Knotenhalfter frei auf Weide, im Stall oder auf Aussenplätzen zu lassen. Knotenhalfter reissen nicht und können sich sehr leicht in Gegenständen verheddern. Auch das Anbinden an einem Knotenhalfter ist nur in Er-wägung zu ziehen, wenn das Pferd gelernt hat, dem Druck nachzugeben.

Persönlich

Tobias Halter wohnt im luzernischen Rothenburg und arbeitet als Elektroplaner. Seinen ersten Kontakt zu Pferden hatte er mit 17 Jahren und heute besitzt er den 15-jährigen Quarterhorse-Wallach «Jac» und den Jährling «Joker». Zu den Vorbildern des 35-Jährigen zählen Ray Hunt, Tom und Bill Dorrance, Buck Brannaman und Scott Grosskopf. Seine reiterlichen Ziele sind als gutes Beispiel voranzugehen, sowohl vom Sattel aus, als auch vom Boden. Dazu die Geduld und das Vertrauen in die Vernunft des Menschen fördern und sich fair und respektvoll gegenüber dem Pferd zu verhalten. Erfolg misst Tobias nicht an Pokalen. Er freut sich, wenn er einem Menschen aufzeigen kann, dass sich dieser zu Gunsten des Pferdes verändert hat. Für Tobias machen Pferde mit Horsemanship die grössten Fortschritte, wel-che am Anfang Opposition und Unsicherheit zeigten.Weitere Infos unter: www.individual-horsemanship.ch

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07 Die dritte Phase ist, alle vier Beine auf die Rampe zu bringen. Ein weiterer Punkt ist, den Pferdekopf in den Hänger strecken zu lassen. Wichtig ist zu wissen, dass genau da die Pferde nicht mehr nach hinten sehen können, da ihnen die Wände des Transpor-ters das Gesichtsfeld nehmen. Da kann es auch wieder vorkommen, dass sie zurück-laufen möchten.

08 Die vierte Phase ist das Einsteigen. Dabei ist es wichtig, das Pferd mit den Hilfsmitteln nicht zu irritieren, Seil zu geben und es selbstständig einsteigen zu lassen. Ein Pferd fühlt sich erst sicher im Hänger, wenn es von sich selber aus einsteigt.

Futter im Hänger ist ein billiger Beste-chungsversuch und funktioniert auf Dauer nicht. Pferde brauchen Sicherheit (Umfeld, Komfort, Diskomfort), Leittiere (Mensch), Herde und Spiel (Mensch) und erst am Schluss kommt das Essen (nicht mehr nötig beim Verladen).

09 Die fünfte Phase ist im Hänger drin zu stehen. Pferde sollten eigentlich mindes-tens eine halbe Minute im Hänger stehen bleiben können, bevor man sie mit den Stangen fixiert. Nur so haben sie gelernt, wo der Sicherheitsplatz für sie ist und Stangenprobleme können vermieden werden.

10 Die letzte Phase ist das Aussteigen. Hier kommt es darauf an, ob man einen Vorwärtsverlader oder Seitwärtsverlader hat. Bei einem Seitwärtsverlader dürfen sich die Pferde abdrehen und vorwärts aus dem Hänger laufen. Die Pferde müssen gerade die ganze Länge der Rampe hinunterlaufen können und nicht seitlich davon abspringen. Bei einem Vorwärtsverlader muss jedes Pferd den ganzen Weg der Rampe rück-wärts bestreiten.

11 Tobias Halter ist zufrieden mit Lukas.

12 Theres Misar, die Besitzerin von Lukas.

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Getreu dem Motto «es führen verschiedene Wege nach Rom», stellen wir auf dieser Seite in jeder Ausgabe

zwei Fachpersonen eine Frage, die individuell, vielleicht sogar kontrovers beantwortet werden darf.

FRAGE IM SOMMER:HABEN SIE EIN DIPLOM ALS REITLEHRER?

� Mein reiterlicher Werdegang begann ganz typisch auf einem Ponyhof und weiter ging es mit klassischer Dressur. Aber

nicht die konventionelle Art, sondern die Dressur, bei der die Leichtigkeit an oberster Stelle steht. Mit meinem Friesen Sorbas besuchte ich diverse Meister der Barocken Reitkunst und liess mich weiterbilden. Heute ist mein 8-jähriger Friesenwallach Portos mein bester Lehrer und er hat mir gezeigt, was man mit Motivation alles erreichen kann. Wichtig war und ist für mich stets, dass ein Trainer sich in den Reiter und sein Pferd reinversetzen kann. Ein Ausbildner soll gut erklären können und das Pferd nicht überfor-dern. Pferde sind meine Leidenschaft und ich mag den Umgang mit Menschen. Ich kann gut erklären und die Reiter an dem Punkt abholen, an dem sie stehen. Eine gute Reitstunde ist für mich zu Ende, wenn wir das Pferd gut beschäftigen konnten, ohne es kör-perlich an seine Grenzen zu bringen. Und wenn das Pferd verstan-den hat, was wir von ihm möchten. Der Sitz des Reiters kann das Lenkrad sein, die gegebenen Hilfen müssen unsichtbar werden und der Reiter soll zuletzt mit einem Lächeln absteigen. Mir ist es wichtig, dass die Freude, mit seinem Pferd etwas zu erarbeiten, wieder mehr in den Vordergrund rückt. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass gelernte Bereiter oftmals mit viel Druck, in kurzer Zeit immer mehr wollen von ihren Berittpferden. Mein Beispiel ist ein 20-jähriger Warmblut-Wallach mit seiner Besitzerin, die sich zwar beide abmühten im Reitunterricht, aber Spass und Gymnas-tik gingen immer mehr verloren. Irgendwann beschloss das Pferd, überhaupt nicht mehr mitzumachen, war steif und schien abge-löscht. Seine Besitzerin und ich haben mit kurzen Reprisen und enorm viel Abwechslung den Weg zu diesem Pferd wiedergefun-den. Heute geht der Senior locker und leicht am Zügel, piaffiert sogar ganz ordentlich und ist wieder motiviert bei der Arbeit. Dieses etwas monotone Programm-Abspulen ist es, was mich oft-mals stört bei den Berufsreitern. Pferd und Reiter sind gelangweilt und der Ausbildner verliert sich in Details, sieht nicht mehr offen das Ganze. Das ist auch der Grund, weshalb ich normalerweise nicht mehr als 3 bis 4 Personen pro Tag unterrichte. Es ist anstren-gend und herausfordernd, für jedes Paar eine individuelle Trai-ningseinheit zu gestalten und auf die Bedürfnisse von Mensch und Pferd einzugehen. Ein Trainer ohne Diplom kann genauso quali-fizierten Unterricht erteilen wie mit Diplom.

� Mein erstes Pony bekam ich mit 10 Jahren, und schon als Kind habe ich bei verschiedensten Reitlehrern Unterricht

genommen. Reitlehrer-Diplome an und für sich gab es damals noch gar nicht, und so zählte vor allem die Fachkompetenz. Als ich von 1975 bis 1978 die Bereiterlehre absolvierte, gehörte ich zum ersten Jahrgang mit dieser Ausbildung. Damals hatten wir sicher-lich weniger theoretische Fächer als heute und wir wurden mehr praxisbezogen ausgebildet. Nach der Bereiterlehre plus Bereiter 1. Klasse und eidg. dipl. Reitlehrer arbeitete ich 18 Jahre in der EMP-FA (heute NPZB) mit nationaler Lizenz, wo ich von diversen Aus-bildnern in den Sparten Dressur, Springen und Military profitieren konnte. Die Freude, das Wissen und meine Erfahrungen weiterzu-geben, das hat mich bewogen, selber Reitstunden zu geben und diese Ausbildung anzugehen. Seit 13 Jahren bin ich selbstständig und kann sagen, mein Beruf ist meine Berufung! Am meisten Spass macht mir das Anreiten von jungen Pferden. Es gibt nichts Schö-neres, als mitzuerleben, wie sich so ein junges Pferd entwickelt und was aus ihm wird. Ich erteile Reitunterricht im klassischen Reiten mit Springen und Dressur, den Schwerpunkt lege ich jedoch auf das Springreiten. Für mich als Ausbildner ist eine Reitstunde erfolgreich, wenn Reiter und Pferd zufrieden sind. Mein Ziel ist es, Reiter und Pferde ihrem Niveau entsprechend zu fördern. Durch-schnittlich besuchen wöchentlich etwa 40 Personen meinen Unter-richt, und dazu kommt noch die Ausbildung der Lernenden, da ich auf meinem Betrieb Lehrlinge ausbilde. Wir haben eine Reithalle, ein Sandviereck und einen Springplatz zur Verfügung, aber keine Schulpferde. Die Kunden kommen also alle mit ihren Privat-Pfer-den zu mir und schätzen meine langjährige Erfahrung. Ein Diplom macht noch lange keinen guten Reitlehrer, aber ein fundiertes Wissen sollte schon vorhanden sein. Auf welchem Weg dieses Wissen erlangt wurde, scheint mir nicht das Wichtigste zu sein. Eine grosse Fachkompetenz ist wichtig für eine seriöse Ausbildung. Durch den Wechsel zur OdA Pferdeberufe gab es eine Lücke in der Weiterbildung, was sehr bedauerlich ist. Es werden aber grosse Anstrengungen unternommen, um diese zu schliessen. Ich bilde mich auch stetig weiter, besuche Weiterbildungskurse des SHP und bei der OdA Pferdeberufe. Zudem befasse ich mich mit Fachlitera-tur und Pferdezeitschriften. Ein Menschenleben ist zu kurz, um perfekt reiten zu lernen, und dasselbe gilt auch für die Ausbildner.

E I N T H E M A , Z W E I M E I N U N G E N

Fotos: zVg./Karin Rohrer Fotos: SnakeViking

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Nadja Schmidt wohnt im aargauischen Hirsch-thal und arbeitet als mobile Pferdetrainerin und Sekretärin. Die 38-Jährige reitet klassisch, barock und unterrichtet hauptsächlich Freizeit-reiter, welche sich etwas mehr an die Dressur heranwagen möchten. Ihr Unterricht basiert auf viel Losgelassenheit und Freude, etwas mit dem Pferd zu erarbeiten. Die gelernte Detailhandelsangestellte besitzt einen Friesen, einen Noriker und ein Shetlandpony. Nadja Schmidt zeigt ihre «schwarzen Perlen» seit Jahren bei Show-Auftritten im In- und Ausland (www.pferde-shows.ch).

Markus Rhyn ist eidg. diplomierter Reitlehrer und betreibt im bernischen Thörigen einen Pensions- und Ausbildungsstall, das «Reitsportzentrum Thörigen». Der 54-Jährige gibt Reitstunden, bildet Pferd aus und leitet für Vereine Dressur, Spring- oder Gymnastik-Kurse. Markus Rhyn besitzt fünf CH-Warmblut-Pferde und absolvierte die Dressur- und Springlizenz. Er war in der mittleren Tour Berner Cup siegreich und gewann bereits etliche MI und MII Prüfungen, war zudem mit seinem Pferd «erfolgreichstes Paar der Concourswoche St. Moritz 2013».

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Können pferdebegeisterte Jugendliche aus ihrem Hobby einen Beruf machen?Ja, zurzeit wählen pro Jahr etwa 100 Jugendliche den Weg einer beruflichen Grundbildung in den Pferdeberufen. Die zweijährige Ausbildung richtet sich be-sonders an praktisch begabte Jugendliche und führt zum Titel «Pferdewart/in mit eidg. Berufsattest (EBA)».

Die dreijährige Ausbildung führt zum Titel «Pferdefachfrau oder Pferdefach-mann mit eidg. Fähigkeitszeugnis (EFZ)» in einer der fünf Fachrichtungen Pferde- pflege, klassisches Reiten, Westernreiten, Gangpferdereiten oder Pferderennsport.

Was müssen sie mitbringen, um die Ausbildung in den Pferdeberufen anzutreten?Die Tätigkeit in den Pferdeberufen eignet sich für junge Menschen, die sich für die Arbeit mit oder auf dem Pferd interessie-ren und die Verantwortung übernehmen

EINE VISION WIRD WIRKLICHKEITAUSBILDUNG GESPANNFAHREN

Interview: Peter ZimmermannFotos: zVg.

Im Umfeld der nachhaltigen Entwicklung und der Reduktion der CO2-Belastung ist in ausge-wählten Bereichen das Pferd eine Alternative. Voraussetzung sind neben geeigneten Pferden gut ausgebildete Fuhrleute. Sie müssen Pferde in vielfätigen Bereichen und anspruchsvollen Bedingungen sicher, tiergerecht und wirtschaftlich einsetzen. Dazu braucht es eine fundierte Ausbildung.

wollen. Die Bereitschaft zu körperlich an-spruchsvoller Arbeit und die Begeisterung für die Arbeit mit Pferden reichen aber nicht. Für den Einstieg in die Pferdeberufe sind erste Erfahrungen mit Pferden ein grosser Vorteil.

Gibt es auch eine Ausbildung für Gespannfahren?In der Schweiz fehlte bisher eine Ausbil-dung im Gespannfahren. Nach einer län-geren Diskussions- und Arbeitsphase wur-de das Gespannfahren nun als sechste Fachrichtung in die dreijährige berufliche Grundbildung «Pferdefachfrau oder Pfer-defachmann EFZ» aufgenommen.

Was sind die Voraussetzungen/Anforde-rungen, um diese Lehre anzutreten?Auch für das Gespannfahren braucht es Interesse, Begeisterung und «Feeling» im Umgang und in der Arbeit mit Pferden. Zur Ausbildung Gespannfahren gehört, dass

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Urs Moser (Jahrgang 1979) ist dipl. Forsting. ETH und verfügt über zwei pädagogische Zusatzaus-bildungen. Als vom SBFI (Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation) anerkannter pädagogischer Begleiter für Bildungsprojekte der beruflichen Grundbildung wurde er im Som-mer 2012 von der OdA Pferdeberufe beauftragt, die Revision der beruflichen Grundbildung zu begleiten. Aufgrund der langjährigen Tätigkeit im Dienst der Berufsbildung und Erwachsenen-bildung ist Moser ein fundierter Kenner der schweizerischen Bildungslandschaft.

Interviewpartner

material verfügen. Im Betrieb muss eine Person für die Betreuung der lernenden Person ernannt werden, die über die fach-lichen und methodischen Kompetenzen als Berufsbildner verfügt. Gefordert wird der in Vorbereitung stehende Abschluss als «Pferdespezialist/in mit eidg. Fachaus-weis» oder eine gleichwertige Ausbildung. Die Zulassung als Lehrbetrieb wird von der kantonalen Behörde erteilt, die auch den Lehrvertrag genehmigen wird.

Wie können sich kleinere Betriebe beteiligen?Aufgrund der Vielfalt der Aktivitäten des Gespannfahrens – Ausbildung und Trai-ning von Fahrpferden, Kommunalarbei-ten, Tourismus, Forstwirtschaft und Land-wirtschaft – wird es sinnvoll sein, dass ausbildungswillige Betriebe im Rahmen von Lehrbetriebsverbünden zusammen-spannen. Jeder einzelne Betrieb bringt in einem Verbund seine Stärken ein und die Betriebe können gemeinsam die lernen-den Personen in allen Aktivitäten des Ge-spannfahrens ausbilden.

An welchem Berufsbild orientiert sich die Ausbildung?Die Pferdefachfrau bzw. der Pferdefach-mann EFZ der Fachrichtung Gespannfah-ren erbringt mit Pferdegespannen ein- und zweispännig, Dienstleistungen in den Be-reichen Gemeinwesen, Land- und Forst-wirtschaft, Naturschutz, Tourismus und Sport. Sie unterrichten Fahrer bis zur Stufe der Grundausbildung in den verschiede-nen Fahrdisziplinen und führen Fuhrleute in den Einsatz von Arbeitspferden ein. Als Angestellte eines Fahrunternehmens, einer öffentlichen oder privaten Institu-tion, leisten sie einen wichtigen Beitrag zum tiergerechten, fahrtechnisch korrek-ten und sicheren Einsatz von Fahr- und Arbeitspferden. Als Berufsleute tragen sie zur langfristigen Erhaltung des Kulturgu-tes «Fahrhandwerk» und dessen Weiter-entwicklung bei.

Was sind die Ziele und Schwerpunkte der Ausbildung Die Ausbildung umfasst zwei Kernberei-che. Gemeinsam mit jenen der anderen Fachrichtungen entwickeln die Lernenden der Fachrichtung Gespannfahren ihre Grundlagenkompetenzen in der Haltung, Pflege und Ernährung sowie im Arbeiten von Pferden (Bodenschule, Reiten). Im zweiten Kernbereich liegt der Schwer-punkt im Erbringen von vielfältigen Dienstleistungen mit Fahr- und Arbeits-pferden. Dazu gehört auch das systemati-sche Arbeiten und Trainieren von Fahr-pferden und die Ausbildung von Fahranfängern.

Wie stehen die Marktchancen? – Gibt es Betriebe, welche diese Leute dann auch anstellen?Aufgrund der Abklärungen des Schweize-rischen Verbandes Gespannfahren (SVGF) gibt es ein Marktpotential für künftige Gespannfahrer/innen. Kutscherbetriebe in den Tourismusregionen sowie die Fahrbe-triebe in den Ballungszentren müssen sich auf qualifizierte Mitarbeiter abstützen können. In allen Dienstleistungsbereichen steigen die Ansprüche der Kunden, die Anforderungen an die Sicherheit und die Erwartungen der Bevölkerung an den tier-gerechten Einsatz der Pferde. Dank der breiten und fundierten Ausbildung soll es möglich sein, sich eine berufliche Existenz

Fahrpferde auch im Sattel oder in Boden-schule gearbeitet werden. Für die Fach-richtung Gespannfahren ist es ein Muss, über Erfahrungen mit Pferden z. B. in der Pferdepflege und im Fahren zu verfügen. Das vorgängige Bestehen des Fahrbrevets ist als Mindestniveau empfohlen.

Gibt es Betriebe, welche diese Ausbil-dung anbieten?Betriebe, die Jugendliche im Gespannfah-ren ausbilden wollen, müssen über eine minimale Infrastruktur, die notwendige Ausrüstung und das entsprechende Pferde-

01 Im Tourismus lassen sich Erlebnisse wie die Reise über den Gotthard erfolg-reich vermarkten.

02 Wiesen eggen mit Pferden ist bodenschonend und auch heute wirtschaftlich.

03 In teilmechanisierten Holz-ernteverfahren erleichtert das Pferd die Arbeit des Holzfällers und rückt das Holz bis zur Rückegasse vor.

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Organisation der Arbeitswelt OdAPferdeberufe Schweiz3000 BernTelefon 079 128 69 56 (Bürozeiten)[email protected]

Kontakt und Auskünfte

als Gespannfahrer/in aufzubauen – sei es als Angestellter oder Unternehmer.

Wie sieht der Zeitplan aus? Wann starten die ersten Lehrlinge?Gemäss Zeitplan wird die neue Verord-nung über die berufliche Grundbildung der Pferdeberufe auf den 1. Januar 2014 in Kraft treten. So können grundsätzlich die ersten Lehrverträge für die Fachrichtung Gespannfahren im Herbst 2014 abge-schlossen werden. Die Ausbildung erfolgt an den drei Lernorten Berufsfachschule

(ein Tag pro Woche), in den überbetriebli-chen Kursen (fünf Tage pro Lehrjahr) und in den Lehrbetrieben (vier Tage pro Wo-che).

Wie kam es zu dieser Ausbildung? Was ist der Hintergrund?Mit dem Ziel der Schaffung einer an-erkannten Ausbildung für Gespannfahrer wurde 2007 der Verband Schweizerischer Gespannfahrer (SVGF) gegründet. Dieser Verband hat sich seither in erster Priorität konsequent für dieses Ziel eingesetzt. In Zusammenarbeit mit der «Organisation der Arbeitswelt Pferdeberufe» (kurz: OdA) konnten die betroffenen Behörden von Bund und Kantonen vom Vorhaben über-zeugt werden.

04 Der Fahrsport ist in den letzten Jahren populär geworden. In der Aus bildung der Pferde und Fahrer gibt es Arbeits potenial für Gespann fahrer.

05 Holztransport in den Wytweiden im Berner Jura.

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Anmeldung:

Schweizer Tierschutz STSTelefon: 061 365 99 99www.tierschutz.com

Tagungsgebühr:

(inkl. Verpflegung und Tagungsunterlagen)Vollzahler(in) CHF 200.--Student(in) CHF 120.--

Einladung zur 6. Pferdefachtagung

Pferdehaltung und ihre Auswirkungen

HERZOG VON CROŸ, DE-DÜLMEN

Die Bedeutung der Dülmener Wildpferde in Bezug auf Haltung, Gesundheit und Zucht unserer Hauspferde

PROF. DR. ANTON FÜRST, TIERSPITAL ZÜRICH

Probleme der Gruppenhaltung aus tierärztlicher Sicht

PROF. DR. HANS GEYER, USTER

Pathologische Veränderungen am Bewegungsapparat, begünstigt durch Fehler in der Haltung und im Gebrauchder Pferde

Pferde in der Gruppe

PROF. DR. EWALD ISENBÜGEL, GREIFENSEE

Lass das Pferd Pferd bleiben. Anfänge des Freizeitreitens und Auswirkungen auf Rassenspektrum, Haltung und Gebrauch der Pferde

ANDREAS KURTZ, ETHOLOGIESCHULE, STEG

„Mehr Hirnarbeit für die Pferde macht diese ruhiger im Stall“ wider die „Langeweile“ in der Gruppenhaltung

Herausforderungartgerechte Pferdehaltung

Donnerstag, 26. September 2013

Kongresshaus BielZentralstrasse 60, 2502 Biel

10.00 – 15.45 Uhr

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HOCHEFFEKTIVES 2-PHASENPRODUKT BEI STRAHLFÄULE, MAUKE & CO.

Einen neuartigen Behandlungsansatz bei Haut- und Huferkrankungen bieten die neuen Equino-Line-Produkte von Prontomed. Bei dem 2-Phasen- Schutz wird durch eine elektrochemische Akti-vierung (ECA) die physikalische Beschaffenheit der Sole und des Wassers so verändert, dass ein potenter, effizienter und breit einsetzbarer Wirk-stoff gegen Bakterien, Viren und Keime entsteht. Nach der Anwendung zerfallen die Lösungen in ihre natürlichen Ausgangsstoffe Wasser und Salz. Die Produktserie unterstützt den Heilungsverlauf bei Strahlfäule, Mauke und Ekzemen effektiv. Die Anwendung ist unkompliziert und für das Pferd gut verträglich und schonend.

Auf Grund der natürlichen Inhaltsstoffe belastet EquinoLine weder Tier noch Umwelt.

Erhältlich sind die EquinoLine-Produkte bei www.prontocare-vetshop.de

DER ERSTE HUFSCHMIEDE-KALENDER DER SCHWEIZ

Frauenwelt aufgepasst – jetzt kommen die schönen Hufschmiede. Die Idee stammt von fünf jungen Männern, welche mit dem Kalender eine der ältes-ten Berufsgattungen wieder zum Gesprächsthema machen wollen.

«Die Muskeln der Männer stammen von der Arbeit und nicht vom Fitnessstudio!», sagt Adrian Fuchs, einer der Initianten des ersten Schweizer Hufschmiede-Kalenders 2014. Zusammen mit vier Freunden will er auf das alte und traditionelle Hand-werk der «Hufschmiede» aufmerksam machen und zeigen wie sexy diese Büezer sind.

Am Shooting wurde der «Hufi-Mucki»-Index eingeführt. Jeder Hufschmied musste einen 15 Kg schweren Amboss so weit wie möglich durch die Luft werfen. Die Wurfweite wird im Steckbrief des jeweiligen Hufschmieds auf www.hufschmiede-ka-lender.ch veröffentlicht.

Der Hufschmiede-Kalender sowie die Steck-briefe der Hufi‘s können unter www.hufschmiede-kalender.ch bis Ende Juli zum Einführungspreis von CHF 34.– vorbestellt werden.

WIR TUN ALLES, FÜR EIN GUTES PREIS-LEISTUNGSVERHÄLTNIS!

Unser vielfältiges Sortiment an Einstreu und Spe-zialfutter lässt keine Wünsche offen. Pferde im Lauf-stall, Gruppenhaltung oder in einer Boxe haben nicht die gleichen Ansprüche. Grundsätzlich wich-tig ist, dass sich die Pferde wohl fühlen, möglichst staubfrei und bei gesunder Luft gehalten werden können. Sehr viele Produkte eignen sich für ein gutes Stallklima. Leider gibt es immer wieder Pfer-de, welche auf eine schön hergerichtete Box keine Rücksicht nehmen, den Kot und Urin mit Einstreu mischen, was für den Pferdehalter mit grossem Aufwand verbunden ist. Hier taucht die Frage auf, was ist in diesem Moment die günstigste, resp. idealste Lösung. Bei unserem grossen Sortiment können diverse Produkte getestet werden. Unsere Erfahrung kann bei der Beratung unterstützend beitragen. Seit vielen Jahren sind Pferde unsere Leidenschaft. Gesundheit also immer wieder ein grosses Thema. So verschieden die Pferde auch sind, wir haben bestimmt eine Lösung! Späne, Leinen, Holz in verschiedenen Varianten, Kurzstroh, Stroh, Mischungen von 2 Produkten in einer Ver-packung, Heu, Haylage und Futterstroh. Unsere Spitzenprodukte sind seit 20 Jahren auf dem Markt und werden von einer grossen Anzahl Kunden ge-schätzt. Unser Service ist bekannt und unser Team ist motiviert, weitere Herausforderungen anzuneh-men. Wir freuen uns auf Ihren Anruf!

Marthy-Setz AG, CH-5040 Schöftland, Telefon 062 726 20 52, [email protected]

Infos über Produkte finden Sie unter: www.marthy-setz.ch

KED – GARANTIERT MADE IN GERMANY

KED-Reithelme bieten hohen Tragekomfort und optimale Belüftung. Für maximale Sicherheit sor-gen die KED maxSHELL-Technologie, das 3-Punkt-Anpassungssystem, die Quicksafe Grössenverstel-lung und die integrierten Sicherheitsblinkleuchten. Die gesamte Microfiber-Innenausstattung ist für die Wäsche einfach herauszunehmen und kann auch problemlos ausgetauscht werden. Die 3-Punkt-An-passung erlaubt die Einstellung Höhe Kopfring, Kopfbreite und Kopfumfang.

Als absolute Neuheit präsentiert KED den Kinder-helm PINA CYCLE & RIDE. Dieser wurde für das Fahrradfahren (CE EN 1078) und das Reiten (CE EN 1384) geprüft und zertifiziert!Informieren Sie sich über den Fachhandel und/oder verlangen Sie den Spezialkatalog!

KED-Reithelme sind über den Fachhandel erhält-lich.Der empfohlene Verkaufspreis Modell PINA Cycle & Ride beträgt CHF 95.–.

Vertretung Schweiz: Rilewa AG / CH-5737 Menziken [email protected] / www.rilewa.ch

M.I.S.S.-SATTEL DER MASSSATTEL OHNE LIEFERFRIST

Nach einem super Start möchten wir es nicht ver-säumen, Ihnen den neuen M.I.S.S.-Sattel vorzu-stellen. Die Abkürzung M.I.S.S. steht für Modular Individual Saddle System. Dabei handelt es sich um die drei Module: Sattelbaum, Sattelblätter und Sattelkissen. Diese drei Module werden vor Ort zu einem Sattel zusammengebaut. Dabei wird nach Bestimmung der Sitzgrösse für den Reiter der Sat-telbaum auf das Pferd angepasst. Danach werden die Sattelblätter für den Reiter montiert. Mittels Klettpauschen kann der Reiter selber noch variie-ren. Zuletzt werden die Sattelkissen dem Pferde-rücken entsprechend mit Wolle fertig gepolstert und mittels Reissverschluss an den Sattelbaum montiert. Der Reiter kann nun den Sattel sofort testen. Der Sattel kommt mit dem traditionellen Holzfederbaum und gibt es mit tieferem Sitz für Dressur und Vielseitigkeit und mit flacherem Sitz für Springen. Der Tiefsitz hat lange Dressursturzfedern und lange Strippen, der Flachsitz hat kurze Sturz-federn mit kurzen Strippen, wobei die Strippen auch sehr einfach und schnell gewechselt werden können. Die Lederteile sind aus bestem italieni-schem Qualitätsleder gefertigt. Spätere Anpas-sungen sind ebenfalls schnell und günstig vor Ort durchführbar. Der Sattel kostet CHF 1990.– und ist erhältlich bei: Martin Breitler, Reit- und Fahrsportsattlerei GmbH, 8320 Fehraltorf.

www.miss-sattel.ch

BESSER REITEN MIT FELDENKRAIS

Der Titel «Besser reiten mit Feldenkrais» beschreibt eigentlich nur einen Teil dessen, um was es in dem Buch geht. Es könnte auch «mehr Bewusstsein mit Ihrem Pferd» oder einfach «mehr Spass am Reiten» heissen.

Die Autorin ist nämlich nicht nur Feldenkrais-Lehrerin, sondern auch Pferdewirtschaftsmeisterin, Tellington-Lehrerin, Centeredriding-Instructor und Connected-Ridingtrainer für Bodenarbeit & Reiten. In diesem Buch schafft sie es genau wie in Semina-ren und Kursen ihr Wissen und ihre Erfahrung aus diesen Bereichen zum Wohl (und zur Freude) von Pferd und Reiter zusammenzubringen.

Das Herzstück des Buches sind leicht nach-vollziehbare Feldenkrais-Lektionen für den ganzen Körper, die am Boden oder auf dem Pferd aus-geführt werden.

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P F E R D E S T Ä R K E N

Die Palette von Fahrzeugen, welche für den Hängerbe-trieb in Frage kommen, ist bunt und gross. Gar nicht einfach, den Überblick zu be-

halten und herauszufinden, welches Zug-fahrzeug am besten zu einem passt. Ein Fragenkatalog leistet dabei gute Dienste: «Mit wievielen Pferden bin ich wie oft unterwegs? Wie schwer sind diese? Wie lange Strecken lege ich mit dem Anhänger zurück? Wie gross ist mein Budget? Wie viele Passagiere fahren sonst noch mit und mit wie viel Gepäck? Soll das Auto auch im Alltag zum Einsatz kommen? Welche Rolle spielen Komfort, Prestige, Treibstoffver-brauch und Geländegängigkeit?» Die Ant-worten darauf werden den Kreis auf weni-ge Modelle einschränken.

Grundsätzlich lässt sich aus rein fahr-technischen Gesichtspunkten einfach zu-sammenfassen, wie ein gutes Zugfahrzeug beschaffen sein muss. Es soll ein möglichst hohes Eigengewicht haben – je schwerer das Auto, desto besser sein Verhalten im Hängerbetrieb. Insbesondere beim Brem-sen wirkt das hohe Fahrzeuggewicht stabi-lisierend auf das Gespann. Von Vorteil punkto Stabilität ist auch ein langer Rad-stand (Distanz zwischen Vorder- und Hin-

STARKE ZUGPFERDEWie man das passende Auto für den Pferdetransport findet

Der Haken am Heck macht noch kein gutes Zugfahr-zeug. Einen Pferdeanhänger souverän und sicher zu ziehen, stellt besondere Ansprüche an Reiterautos. Ob Offroader, SUV, Kombi, Limousine, Van oder Pick-up – jeder Fahrzeugtyp bietet seine speziellen

Text: Ruth MüllerFotos: zVg.

terachse) sowie ein möglichst kurzer Heck-überhang (Distanz zwischen Hinterachse und Anhängerkupplung). Allradantrieb ist die optimale Variante, da er die beste Bo-denhaftung und Traktion bietet. Heckan-trieb ist dem Fronttriebler überlegen, weil der durch die Last des Anhängers ausgeüb-te Druck auf die Hinterachse verstärkt wird und die Vorderräder deshalb ver-mehrt Schlupf haben. Idealerweise verfügt das Auto über ein fein abgestuftes Auto-matikgetriebe und wird von einem PS-star-ken Dieselmotor angetrieben, der ein ho-hes Drehmoment bei tiefen Drehzahlen bereitstellt – und dank seiner charakteris-tischen Effizienz mit tieferem Verbrauch über die Runden kommt. Auf losem Unter-grund, etwa auf einem schlammigen Park-platz beim Turnier, ist eine Getriebeunter-setzung wertvoll. Und zu guter Letzt macht auch eine Rückfahrkamera das Leben, res-pektive das Ankoppeln des Hängers ein-facher.

Entscheidend ist das optimale Zusam-menwirken dieser Komponenten. Es lohnt sich, beim Kauf eines Zugfahrzeugs darauf zu achten, dass es über ein elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) verfügt, das auch den Anhänger erkennt. Es hilft, Schlinger- und Pendelbewegungen zu

unterbinden. Fachleute empfehlen ebenso das Anbringen einer Antischlingerkup-plung. Sie vermindert das Risiko erheb-lich, dass sich der Anhänger aufschaukelt und das Gespann unkontrollierbar wird. Sollte es dennoch geschehen, hilft weder Gegenlenken noch Gasgeben. Starkes Bremsen ist das einzig probate Mittel.

Das Fahrzeug muss in erster Linie zum Gesamtgewicht des Anhängers, inklusive der zu transportierenden Pferde und dem in der Sattelkammer mitgeführten Mate-rial, passen. Aus Sicherheits- und Gesetzes-gründen empfiehlt es sich, die maximale Anhängelast nicht auszureizen. Denn auch wer sich auf der sicheren Seite wähnt, kann in eine Stolperfalle geraten: Werden Anhänger mit zusätzlichen Gummimat-ten, Schlagwänden und anderem Zubehör nachgerüstet, sind sie oft schwerer, als im Fahrzeugausweis angegeben. Wurden Mo-difikationen am Anhänger gemacht, sollte sein effektives Leergewicht auf einer Waa-ge ermittelt werden. Da auch Pferde oft-mals ein paar Kilos mehr wiegen als ver-mutet, lohnt sich mit ihnen dieser Abstecher ebenfalls.

Ein Thema ist auch die erlaubte Stütz-last. Sie muss mindestens 75 Kilogramm betragen, mehr ist in diesem Fall besser. Es

Vorteile, auch beim Erfüllen individueller Bedürf-nisse. PASSION veranschaulicht, welche Fahrzeuge sich fürs Reisen mit Pferden besonders eignen und worauf bei der Wahl zu achten ist.

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Antrieb: V8-Supercharged-Benzinmotor mit 4999,7 cm3 Hubraum, 510 PS bei 6000–6500/min. und einem max. Drehmoment von 625 Nm bei 2500–5500/min. 8-Stufen-Automatikgetriebe. Allradantrieb

Masse/Gewichte: L 4850 mm, B 2073 mm, H 1780 mm. Kofferraum 784–1761 Liter. Tankinhalt 105 Liter. Leergewicht 2310 kg

Anhängelast: 3500 kg

Fahrleistungen: 0–100 km/h 5,3 s. Höchstgeschwindigkeit 225 km/h

Verbrauch: 12,8 l/100 km (Werksangabe)

CO2-Emissionen: 298 g/km

Energieeffizienz-Kategorie: G

Preis: CHF 114 900.–

Antrieb: 4-Zylinder-Turbo-Dieselmotor mit 2477 cm3 Hubraum, 178 PS und einem max. Drehmoment von 350 Nm bei 2000/min. 5-Gang-Automatikgetriebe mit Tippfunktion. Allradantrieb

Masse/Gewichte: L 5260 mm, B 1820 mm, H 1780 mm. Brückenlänge 1325 mm. Tankinhalt 75 Liter. Leergewicht 2135 kg

Anhängelast: 2700 kg

Fahrleistungen: 0–100 km/h 13,0 s. Höchstgeschwindigkeit 175 km/h

Verbrauch: 8,8 l/100 km (Werksangabe)

CO2-Emissionen: 233 g/km

Energieeffizienz-Kategorie: nicht ausgewiesen (Nutzfahrzeug)

Preis: CHF 40 999.–

Modellpalette: www.mitsubishi.ch

PICK-UPMITSUBISHI L200

Der noble Brite darf bis zu dreieinhalb Tonnen an den Haken nehmen. Mit dem aufgeladenen 5-Liter-Benzinmotor kommt auch Sportwagenfeeling auf, allerdings haben die 510 Pferdchen unter der Haube entsprechend grossen Durst. Wer ökologi-scher unterwegs sein möchte: Es gibt den luxuriösen Range Rover auch mit sparsa-merer Dieselmotorisierung. Mit dem ro-busten Klassiker reisen Mensch und Pferd stilvoll und sicher, profitieren von vorzüg-lichem Langstreckenkomfort und heraus-ragenden Geländeeigenschaften.

Pick-ups sind die robusten Schwerarbeiter unter den Zugfahrzeugen. Auf anderen Kontinenten gehören die Pritschenwagen zum gewohnten Strassenbild, in der Schweiz sind sie automobile Exoten. Ein besonders kräftiger Vertreter dieser Spe-zies ist der Mitsubishi L200. Mit Doppel-kabine bietet er fünf Personen Platz, und auf die Ladefläche passen auch sperrige Dinge. Zuverlässig fährt der 5,26 Meter lange Japaner über Stock und Stein – und bietet mit 2,7 Tonnen eine ordentliche An-hängelast.

DIE SECHS ZUGFAHRZEUGTYPEN

OFFROADERRANGE ROVER SPORT

handelt sich um das Gewicht, das die An-hängerdeichsel auf den Kugelkopf der An-hängevorrichtung bringen darf. Das Schild, welches über die zulässige Stütz-last informiert, findet sich im Heckbereich des Autos, oft im Kofferraum. Spezielle Waagen können die Stützlast exakt be-stimmen, für den Hausgebrauch tut es auch eine normale Personenwaage.

Wer oft und auf langen Strecken unter-wegs ist, ein schweres Pferd oder gar meh-rere Pferde transportiert, wird um einen «fetten Brummer» nicht herumkommen. Generell gilt, möglichst wenig Kilogramm Anhängelast pro Motor-PS, um agil unter-wegs zu sein und die Systeme des Autos nicht zu überfordern. Kurze Strecken auf befestigter Strasse mit nur einem, nicht allzu gewichtigen Pferd lassen sich gut auch mit einem weniger typischen Zug-fahrzeug – etwa einer Limousine mit Frontantrieb – zurücklegen. So oder so, die Ansprüche von Reitern sind sehr individu-ell. Und Kompromisse beim einen oder anderen Punkt erfordert jedes Fahrzeug. Auch muss es nicht unbedingt ein Neu-wagen sein, sollte das Traumauto den fi-nanziellen Rahmen sprengen – eine ge-pflegte Occasion kann ihren Dienst ebenso zuverlässig viele Jahre erfüllen.

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DIE SECHS ZUGFAHRZEUGTYPEN

P F E R D E S T Ä R K E N

Antrieb: 4-Zylinder-Turbo-Dieselmotor mit 2198 cm3 Hubraum, 155 PS bei 5600/min. und einem max. Drehmoment von 350 Nm bei 2400–3500/min. 6-Gang-Schaltgetriebe. Frontantrieb

Masse/Gewichte: L 4972 mm, B 1986 mm, H 1972 mm. Kofferraum 922–3621 Liter. Tankinhalt 80 Liter. Leergewicht 2245 kg

Anhängelast: 1700 kg

Fahrleistungen: 0–100 km/h nicht ausgewiesen. Höchstgeschwindigkeit 157 km/h

Verbrauch: 6,5 l/100 km (Werksangabe)

CO2-Emissionen: 172 g/km

Energieeffizienz-Kategorie: C

Preis: CHF 51 192.–

Modellpalette: www.ford.ch

Antrieb: V6-Biturbo-Dieselmotor mit 2967 cm3 Hubraum, 313 PS bei 3900–4500/min. und einem max. Drehmoment von 650 Nm bei 1450–2800/min. 8-Stufen-Tiptronic-Getriebe. Allradantrieb

Masse/Gewichte: L 4940 mm, B 1898 mm, H 1474 mm. Kofferraum 565–1680 Liter. Tankinhalt 75 Liter. Leergewicht 1985 kg

Anhängelast: 2500 kg

Fahrleistungen: 0–100 km/h 5,6 s. Höchstgeschwindigkeit 250 km/h

Verbrauch: 6,7 l/100 km (Werksangabe)

CO2-Emissionen: 176 g/km

Energieeffizienz-Kategorie: C

Preis: CHF 84 050.–

Modellpalette: www.audi.ch

Antrieb: 4-Zylinder-Turbo-Benzinmotor mit 1998 cm3 Hubraum, 250 PS bei 5300/min. und einem max. Drehmoment von 400 Nm bei 2400–3600/min. 6-Stufen-Automatikgetriebe. Allradantrieb

Masse/Gewichte: L 4830 mm, B 1856 mm, H 1498 mm. Kofferraum 500 Liter. Tankinhalt 70 Liter. Leergewicht 1503 kg

Anhängelast: 1800 kg

Fahrleistungen: 0–100 km/h 7,7 s. Höchstge-schwindigkeit 243 km/h

Verbrauch: 9,1 l/100 km (Werksangabe)

CO2-Emissionen: 214 g/km

Energieeffizienz-Kategorie: G

Preis: CHF 54 000.–

Modellpalette: www.opel.ch

VANFORD TOURNEO CUSTOM 2.2 TDCI

KOMBIAUDI A6 ALLROAD QUATTRO

LIMOUSINEOPEL INSIGNIA SPORT 2.0 TURBO AUTOMAT

Der Kleinbus gefällt mit flotten Formen. Zudem bietet er bis zu neun Personen Platz. Wer also mit der Grossfamilie oder seinem Fanclub zum Turnier reisen möch-te, ist mit dem Ford Tourneo Custom gut bedient. Man wird dieses Auto aber in erster Linie dann wählen, wenn auch im Alltag ein grosser Bedarf an Sitzplätzen besteht. Die Motorisierung überzeugt durch ausreichende Kraft und Verbrauchs-effizienz. Mit 1,7 Tonnen Zugleistung las-sen sich mit dem Fronttriebler entweder ein Pferd oder zwei Ponys transportieren.

Der mit einem V6-Biturbo-Diesel topmoto-risierte Audi-Kombi begeistert mit sport-lichen Fahrleistungen und hoher Lauf-kultur. Der A6-Allroad liefert ein enormes Drehmoment bei sehr tiefen Motordreh-zahlen, was im Hängerbetrieb ein grosser Vorteil ist. Der geländegängige Allrader ist ein vielseitiger, hochwertiger Begleiter in allen Lebenslagen. Und mit seiner Anhän-gelast von stattlichen 2,5 Tonnen ist er auch als Zugfahrzeug geradezu prädesti-niert.

Die elegante Limousine mit Allradantrieb bietet sportliche Fahrleistungen, sie lädt aber auch zu gediegenem Cruisen ein. Als Kompromiss zwischen Alltags- und Zug-fahrzeug mit 1,8 Tonnen Anhängelast ist der mit sanft schaltendem Automatikge-triebe bestückte Opel Insignia eine gute Wahl – für Leute, die nicht mehr als ein Pferd im Schlepptau haben und gerne ein feudal ausgestattetes, agiles und im An-kauf nicht allzu teures Auto fahren möch-ten.

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PA S S I O N S O M M E R 2 0 1 3 65www.mitsubishi-motors.ch

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3.5 Tonnen

www.facebook.com/MitsubishiCH

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Antrieb: 4-Zylinder-Turbo-Benzinmotor mit 1998 cm3 Hubraum, 240 PS bei 5600/min. und einem max. Drehmoment von 350 Nm bei 2400–3600/min. Automatikgetriebe mit 8-Gang-Manual-Modus. Allradantrieb

Masse/Gewichte: L 4595 mm, B 1795 mm, H 1735 mm. Kofferraum 505–1592 Liter. Tankinhalt 60 Liter. Leergewicht 1711 kg

Anhängelast: 2000 kg

Fahrleistungen: 0–100 km/h 7,5 s. Höchstgeschwindigkeit 221 km/h

Verbrauch: 8,5 l/100 km (Werksangabe)

CO2-Emissionen: 197 g/km

Energieeffizienz-Kategorie: G

Preis: CHF 45 950.–

Modellpalette: www.subaru.ch

SPORT UTILITY VEHICLE (SUV)SUBARU FORESTER 2.0 XT

Sportlichkeit, Geländegängigkeit und Komfort – im Subaru Forester sind diese Vorzüge optimal vereint. Der japanische SUV mit Boxer-Turbomotor bietet auch in vierter Generation ein gutes Preis-/Leis-tungsverhältnis. Mit seiner Anhängelast von zwei Tonnen kann er einen Hänger mit zwei leichteren Pferden ziehen. Mit dem X-Mode verfügt das vielseitige All-zweckmobil über ein fortschrittliches Ge-lände-Stabilitätsprogramm. Schnörkellos und robust ist sein Design, seine inneren Werte sind dafür umso spektakulärer.

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Die Forschungsaktivitäten in diesen Bereichen sind in der Schweiz für Pferde im Ver-gleich zu anderen Nutztier-arten als sehr bescheiden zu

bewerten. Das Schweizerische National-gestüt von Agroscope (SNG) in Avenches verfügt hier über hohe Fachkompetenzen und vielfältige Vernetzung mit anderen Forschungsinstitutionen im In- und Aus-land. Seit dem vollständigen Zusammen-schluss des SNG mit der landwirtschaft-lichen Ressortforschung Agroscope des Bundes wird dieser anwendungsorientier-ten Forschung in Avenches noch mehr Rechnung getragen.

Im Sinne einer Optimierung der gängi-gen Pferdehaltungspraxis beschäftigen sich Forscher und Praktiker mit verschie-denen Fragen. So sucht man beispielswei-se im Bereich Fütterungsmanagement nach Lösungen, welche auch für wenig oder ungenutzte leichtfuttrige Tiere eine arttypische ausgiebige Beschäftigung mit der Nahrungsaufnahme zulassen – ohne dass diese Pferde überernährt würden. Die zunehmende Verbreitung der Gruppen-haltung von Pferden fordert konkrete An-gaben zu baulichen Voraussetzungen wie zum Beispiel der Gestaltung des Liegebe-reichs, inklusive der Antwort, welche Qua-lität und Quantität an Einstreu ideal ist. Nötig sind auch bessere Kenntnisse zu risikoarmen Integrationsformen neuer Gruppenmitglieder und zu der geeigneten

FORSCHUNG ZUM WOHLE DES PFERDES

Die Sensibilität der Pferdehaltenden bezüglich des Wohlergehens ihrer Tiere hat sich in den letzten Jahr-

zehnten stark erhöht. Entsprechend wurden auch die gesetzlichen Anforderungen deutlich anspruchs-

voller. Um den vielfältigen Herausforderungen gerecht zu werden, ist grosser Forschungsbedarf vorhan-

den, sowohl betreffend Pferdehaltung als auch betreffend Nutzung und Ausbildung von Pferden.

Text: Iris Bachmann, Fotos: Christa Wyss, Anja Zollinger, SNG

Zusammenstellung von Pferdegruppen. Zudem muss in dieser Haltungsform spe-ziell beachtet werden, dass alle Pferde in-dividuell angepasste Bedarfsdeckung, Er-holungsphasen und weder ein erhöhtes Verletzungsrisiko noch chronischen sozia-len Stress erfahren. Neue computergesteu-erte Futterabrufsysteme kennt man in der Haltung anderer Nutztiere bereits gut, bei deren Einsatz für Pferde sind jedoch noch einige Fragen offen. Mit der Entwicklung hin zu sogenannten «Bewegungsställen», welche Pferde zu vermehrter Aktivität bzw. zu erheblich grossen täglich zurück-gelegten Laufdistanzen animieren, kommt der Wahl nach geeigneten Bodenbelägen in Pferdeausläufen noch grössere Bedeu-tung zu als bisher.

Die Mehrheit der Pferde in der Schweiz wird allerdings in Einzelboxen unter-gebracht. Auch mit der Optimierung die-ser Aufstallungsform beschäftigen sich daher die Forschenden des SNG intensiv. Die Schweizer Tierschutzverordnung ver-langt, Haltungssysteme so zu konzipieren, dass die Pferde zumindest Sicht-, Hör- und Geruchskontakt zu ihren Artgenossen ha-ben. Neuere Forschungsarbeiten belegen, dass auch der Körperkontakt zwischen Artgenossen bei sozialen Interaktionen eine wichtige Rolle spielt. Die Möglichkeit, physische Kontakte mit Artgenossen zu pflegen wird als «ethological need» be-zeichnet, also als essentielles Grundbe-dürfnis von Pferden. Die praxisgängigen Pferdeboxen verhindern jedoch durch die eng angebrachten Vertikalrohre im obe-ren Teil der Boxentrennwand ebendiese Berührungen, um das Risiko von Ausein-

andersetzungen zwischen Nachbartieren zu verhindern.

Die Forderung nach Kontaktmöglich-keit zu Artgenossen gilt auch für Hengste, welche auf Grund ihres hohen Aggres-sionspotenzials allerdings oft noch stärker isoliert gehalten werden. Möglichkeiten zu Körperkontakten werden diesen in der Regel nicht zugestanden. Am SNG wird in diesem Zusammenhang zurzeit ein Pro-jekt zur Optimierung des Einzelboxenhal-tungssystems für Hengste durchgeführt:

Speziell angefertigte Boxenwände, so genannte «Kurtz-Boxen» (Animal Consul-ting, Steg ZH; http://animalconsulting.ch/), die zur Hälfte aus einer geschlossenen Bretterwand und zur anderen Hälfte aus vertikal angeordneten Gitterstäben be-stehen, wurden vom Hersteller zur Verfü-gung gestellt und als neue Trennwände in einen der Ställe in Avenches eingebaut. Dank dem vergrösserten Abstand zwi-schen den vertikalen Gitterstäben ist es den Hengsten möglich, Körperkontakt mit ihren Boxennachbarn aufzunehmen und so zum Beispiel die arttypische soziale Fell-pflege auszuführen. Gleichzeitig können sie sich aber auch vom Nachbartier zu-rückziehen, indem sie hinter den geschlos-senen Trennwandteil stehen.

Im Versuch wird überprüft, ob sich diese «Kurtz-Boxen» in der Pferdehaltung, insbesondere in der Hengsthaltung, be-währen und das Wohlbefinden von boxen-gehaltenen Pferden positiv beeinflussen. Dazu werden im Verlaufe dieses Jahres 40 Hengste während je einem Monat in den neuen Boxen eingestallt. Sie werden video-überwacht und ihr Verhalten wird mit

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demjenigen in der normalen Boxenform verglichen. Sie stehen unter ständiger veterinärmedizinischer Kontrolle, auch kleinste Verletzungen werden systema-tisch erfasst. Zudem werden Stresshormo-ne bestimmt und regelmässig die Nutzer (Bereiter, Fahrer) zu ihrer allgemeinen Umgänglichkeit und Leistungsbereitschaft befragt.

Die Hälfte der vorgesehenen Versuchs-hengste hat mittlerweile ihren einmonati-gen Aufenthalt in den neuen Boxen absol-viert. Jeweils während den ersten zwei Stunden nach Einstallung konnte das typi-sche Hengstverhalten mit viel Imponier-gehabe und ritualisierten Interaktionen eindrücklich beobachtet werden. Nach-dem die Pferde sich an die neue Möglich-keit zu Sozialkontakten mit ihren Nach-barn gewöhnt hatten, kehrte jedoch schnell Ruhe ein. Bisher haben sich alle Tiere gut in den «Kurtz-Boxen» eingelebt und die Gelegenheit zu vermehrtem Kon-takt mit ihrem Nachbarn mit sozialen Ver-haltensweisen wie spielen, gemeinsam fressen usw. genutzt. Der Versuch wird Ende des Jahres abgeschlossen sein, die Resultate dürfen mit Spannung auf Frühling 2014 erwartet werden. Weitere Informationen sowie Vidoesequenzen zu diesem und einem weiteren Hengsthal-tungsprojekt finden Sie unter: www.agroscope.admin.ch/haras/

Die Hengste Historique und Chadow beim gegenseitigen Kennenlernen («Körper schnuppern»).«Gemeinsam Fressen», eine wichtige soziale Verhaltensweise.

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Sicherlich kennst du das Gefühl, dass du etwas besonders gut ge-macht hast, und dein Gegenüber hatte seine Aufmerksamkeit in diesem Moment irgendwo anders

und hat daher gar nicht wirklich gemerkt was für eine besondere Leistung du eben vollbracht hast. Gerne hättest du dieses Gefühl mit ihm geteilt und noch viel lieber hättest du auch ein Lob dafür bekommen. Dies ist eine ganz natürliche Reaktion. Wir erwarten dabei gar nicht immer dass das Lob sprachlich auch zum Ausdruck kommt: «Das hast du aber gut gemacht»! Oftmals sind wir schon mit körpersprach-lichen Reaktionen in Form der entspre-chenden Mimik oder Gestik zufrieden und fühlen uns wohl und bestärkt damit. Wenn du zum Beispiel in der Schule deinem Lehrer eine richtige Antwort gegeben hast und dieser dir wohlwollend zunickt, ist dies bereits eine Belohnung. Auch das

In der Natur hat sich die Sprache und damit die Kommunikation der Pferde so entwickelt, dass sie keinerlei Worte braucht. Unsere Pferde können sich somit unab-hängig von ihrer Rasse, ihrer Grösse oder ihrer Herkunft mit-einander verständigen. Diese non-verbale Sprache ist damit univer-sal, das heisst, sie ist immer und überall einsetzbar. Es ist eine sehr feine, diskrete Art, wie Pferde miteinander kommunizieren. Da-bei wissen sie auch genau, wie sie sich gegenseitig belohnen kön-nen. Lob tut eben gut – auch unse-ren Pferden!

Text und Fotos: Heidrun Weiss, © 2013 sensehorse AG

Die Sprache der Pferde als Leitfaden für den täglichen Umgang

mit unserem Partner Pferd

LOB TUT GUT

Das Belohnungssystem der Pferde beruht ausschliesslich auf den beiden Prinzipien «Nachlassen von Druck» und «Ruhe».

Strahlen im Gesicht eines Kindes ist für seine Eltern eine Belohnung. Über unsere eigenen Bedürfnisse wissen wir viel – aber wie schaut es bei unseren Pferden aus? Die gesprochene Sprache fällt als Form der Kommunikation ja bekanntlich weg, da Pferde nonverbal miteinander kommuni-zieren. Auch habe ich noch kein Pferd ge-sehen, welches «grinsend» über die Weide läuft oder gar seinem Kollegen ein Ge-schenk überreicht. Pferde haben ihre eige-ne Methode, um Lob auszudrücken, wel-che unserer Aufmerksamkeit jedoch leicht verborgen bleibt. Pferde sind dabei un-heimlich konsequent und unheimlich schnell, wenn sie ein Verhalten loben wol-len. Umgekehrt lernen sie auch sehr schnell, wenn sie im richtigen Moment mit dem richtigen Mittel gelobt werden.

OHNE DEINE AUFMERKSAMKEIT GEHT NICHTSWährend der Wahrnehmung der Pferde kaum etwas entgeht, müssen wir genau hinsehen, wenn wir sehen wollen, wie sich unsere Vierbeiner gegenseitig für richtiges Verhalten belohnen. Am einfachsten kann man dies natürlich bei der Leitstute beob-achten. Wenn sie ein Herdenmitglied von A nach B bewegen möchte, wird sie sich in die entsprechende Position begeben und mit ihrer Körpersprache das Pferd vor sich her bewegen. Zeigt das Pferd die ge-wünschte Reaktion, bewegt sich also, wird die Leitstute ihre Signale sofort reduzie-ren. Für das Pferd ist dies bereits genügend Lob, damit es sein Verhalten als Richtig einstufen kann. Es wird in der vorgegebe-nen Richtung weiter gehen. Haben beide ihr Ziel, zum Beispiel einen sicheren Ort erreicht, so belohnen sie sich durch Ruhe – das grösste Lob was Pferde sich gegen-seitig geben können. Wenn du also deinem Pferd in seiner Sprache sagen möchtest, dass es etwas gut gemacht hat, so musst du genauso aufmerksam sein wie die Stute und im richtigen Moment den Druck nach-lassen oder deinem Pferd die entsprechen-de Ruhe gönnen.

RUHE IST DAS NATÜRLICHSTE LOBDas Belohnungssystem der Pferde beruht ausschliesslich auf den beiden Prinzipien«Nachlassen von Druck» und «Ruhe». Dabei ist die «Ruhe» das einfachste und natür-lichste Lob, das wir unseren Pferden geben können. Jedes Pferd wird dieses Lob sofort verstehen und das gezeigte Verhalten da-mit positiv verknüpfen. Während man oftmals denkt, man könne dem Pferd mit Hilfe von Belohnungsleckerli einfacher «auf die Sprünge» helfen, muss man fest-stellen, dass es etwas unnatürliches ist. Wenn ich einem Pferd ein Verhalten mit der Hilfe von Leckerli lernen möchte, so dauert dies entsprechend lange und ist zudem nicht nachhaltig im Verhalten des Pferdes verwurzelt. Diese Form des Ler-nens ist häufig von Rückschritten geprägt. Das effektivste und natürlichste Lob ist die «Ruhe». Richtig angewendet wird dein

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Heidrun Weiss ist Gründerin des «sensehorse® center for performance» und unterrichtet Men-schen und Pferde aus der ganzen Schweiz. Ihre Trainingsphilosophie beruht auf «Führung durch Vertrauen».Als zertifizierte Monty-Roberts-Instruktorin setzt sie sich für einen gewaltfreien Umgang mit Pfer-den ein. sensehorse AGPostfach, 8124 MaurTelefon 044 577 07 [email protected]

Reiten – wenn dein Pferd einen schönen Übergang vom Trab zum Schritt gemacht hat, so kannst du es mit einem Leckerli in diesem Moment nur schwer dafür beloh-nen. Gibst du ihm aber unmittelbar «Ruhe», so kann es dein Pferd mit dem gezeigten Verhalten verbinden – es lernt! Lobe jeden Fortschritt den dein Pferd selbst, respektive mit deiner Hilfe, erzielt hat – und sei er noch so klein. Wenn du dein Pferd so trai-nierst, werdet ihr zusammen unglaubliche Fortschritte machen. Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen, denn am meisten freut es mich, Menschen und Pferden in ihrer Entwicklung zu helfen, um gemeinsam eine bessere Performance zu erreichen. Arbeiten wir im täglichen Umgang mit Pfer-den in deren «Sprache», ohne Worte, mit unserer Körpersprache, so können wir auf dieser Grundlage Vertrauen aufbauen und uns so gemeinsam weiterentwickeln. Diese Form des Lernens, basierend auf einer ge-meinsamen Sprache, wird dem Wesen und der Art der Pferde gerecht und gibt uns die Möglichkeit, gemeinsame Ziele zu errei-chen.

Pferd schnell und vor allem auch nachhal-tig lernen.

LOBE DAS RICHTIGE AUCH IM RICHTIGEN MOMENTPrinzipiell ist es für jede Form des Lernens wichtig, dass wir loben und auch gelobt werden. Wir wissen jedoch von uns selbst, dass wir eben nicht jedes Lob verstehen geschweige, denn immer den richtigen Mo-ment finden, um ein Lob anzubringen. Wir müssen also sicher gehen, dass unser Pferd das Lob auch annimmt, und wir müssen den richtigen Augenblick dafür kennen. Wir wollen es ja nicht für ein falsches Ver-halten aus Versehen belohnen. Warum macht man es sich also schwerer, indem man dem Pferd erst lernt, dass es zum Bei-spiel durch das Hilfsmittel «Zückerli» gelobt wird, wenn es einfacher und direkter auch geht. Um «Ruhe» zu verstehen, muss dein Pferd nichts dazulernen. Für alle Pferde stehen «Ruhe» und «Lob» grundsätzlich in einem Zusammenhang. Diese Verbindung kann durch nichts aufgehoben oder um-trainiert werden. Denken wir nur mal ans

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ZAHNSCHMERZWURZEL VIELER ÜBELWie beim Menschen sind Zahn-probleme auch bei Pferden oft sehr schmerzhaft und führen daher fast zwangsläufig zu einer Störung der Futteraufnahme. Häufig hat dies dann massive Auswirkungen auf das Allge-meinbefinden. Abmagerung, Durchfall, Koliken oder Verände-rungen im Fell können die Folge sein. Regelmässige Untersuchun-gen und sinnvolle Prophylaxe können sich für den Vierbeiner und fürs eigene Portemonnaie äusserst positiv auswirken.

Text: Prof. Dr. A. Fürst, Direktor des Departements für Pferde der Vetsuisse-Fakultät Universität ZürichFotos: zVg.

Zahnerkrankungen sind für das Pferd und auch häufig für die Pferdebesitzer unangenehm.

Jede Störung der Futteraufnahme, die nicht durch eine andere Erkrankung erklärbar ist, lenkt den Verdacht auf ein Zahnleiden. Besondere Beach-tung verdienen: Verlangsamte Fut-

teraufnahme, vorsichtiges und ungleiches Kauen, Wühlen im Futter mit schräg ge-stelltem Kopf, Fallenlassen von Futter-bissen, Kaubewegungen ohne Futter, Knirschen mit den Zähnen, unvermittel-tes Zurücktreten vom Futter, Zurückschre-cken bei der Aufnahme von kaltem Wasser oder Blutspuren aus der Maulhöhle. Zahn-krankheiten sind häufig auch Ursache von Allgemeinstörungen wie Abmagerung, Durchfall, Kolik oder Veränderungen des Haarkleides. Bei den Pferden im Allgemei-nen und bei den Eseln im Speziellen wer-den Zahnkrankheiten häufig übersehen oder erst spät diagnostiziert, weil die hin-tersten Backenzähne für die Inspektion und Palpation (das Betasten) schwer zu-gänglich sind. Eine genaue Untersuchung der Maulhöhle ist deshalb in allen Fällen einer gestörten Futteraufnahme oder bei Allgemeinerkrankungen wie Abmagerung und/oder Durchfall unerlässlich.

93 Prozent aller Pferde weisen scharfe Zahnspitzen oder andere Zahnerkrankun-gen auf. Dies konnte Dr. Erwin Becker aus Berlin in einer grossen Studie an über 30 000 Pferden feststellen. Bei 75 Prozent aller Pferde fand er Verletzungen und Wunden an der Schleimhaut und schrieb in seiner berühmten Arbeit: «Die aus den Lazaretten gemeldeten Zahlen bestätigen die eigenen, seit vielen Jahren gemachten Beobachtungen. Es gibt nur wenige Pferde, deren Gebiss als vollkommen normal be-zeichnet werden kann.»

Infolge der Domestikation sind Zahn-krankheiten bei unseren Haustieren eben-so häufig und wichtig wie beim Menschen. Bereits im Mittelalter war bei verhältnis-mässig natürlicher Ernährung «nur» etwa ein Fünftel der Landbevölkerung an Karies erkrankt, während bereits die Hälfte aller Klosterinsassen kariöse Zähne aufwies. Die Zahl der Karieserkrankungen nahm dann deutlich zu, als die Landbevölkerung ihre Essgewohnheiten änderte. Die Nah-rungsmittel wurden durch Mahlen, Ba-cken, Kochen und Braten verfeinert, wo-durch ein intensives Kauen nicht mehr

erforderlich war. Damit wurde die Karies eine wichtige Krankheit bei den Menschen und dominiert noch heute die Zahnheil-kunde. Auch bei den Pferden ist es infolge der Domestikation zu einer Veränderung der Futteraufnahme und -zusammenset-zung und wahrscheinlich deshalb auch zu einer starken Zunahme von Zahnerkran-kungen gekommen. Zahnkaries ist im Gegensatz zum Menschen von untergeord-neter Bedeutung. Dagegen spielen Zahn-spitzen eine ausserordentlich wichtige Rolle; weiter sind Zahnfrakturen und Zahninfektionen beim Pferd von grosser Bedeutung.

RÜCKBLENDEDie ersten Berichte über die Behandlung von Zahnerkrankungen wurden bereits mehr als 1000 Jahre vor Christi Geburt ge-schrieben. Man kann in den folgenden Jahren in verschiedenen Ländern Hinwei-se über die Untersuchung oder Behand-lung von Zahnerkrankungen finden, wie im 12. Jahrhundert im arabischen Schrift-tum über die korrekte Zahnbehandlung beim Pferd. In Deutschland befasste man sich ab dem 17. Jahrhundert ausführlich mit den Zähnen des Pferdes, wobei sich die Zahnbehandlungen auf das Abschleifen von Spitzen und Haken beschränkte und meistens auch von Hufschmieden durch-geführt wurde. Erst im 19. Jahrhundert wurde dann das Ausstempeln von Zähnen über eine Trepanation (Öffnung der Zahn-höhle) genauer beschrieben. Herr Forssell beschrieb 1922 ausführlich die Bedeutung der Karies beim Pferd. Auch wurden schon erste Therapieansätze vorgestellt. In den dreissiger und vierziger Jahren wurden die Zahnanatomie und -physiologie sowie ver-schiedene Zahnerkrankungen und -be-handlungen ausführlich erforscht und auch beschrieben. Es war dann im deutsch-sprachigen Raum Dr. Erwin Becker*, der die Grundlage für eine wissenschaftliche Zahnbehandlung beim Pferd gelegt hatte. Auch zur Therapie von seltenen Zahner-krankungen findet man in der alten Lite-ratur viele Angaben. Auch wurden in die-ser Zeit ausgezeichnete Zahninstrumente entwickelt wie verschiedene Maulgatter und auch maschinell betriebene Zahnras-peln (Equodent).

Pferdeklinik

www.pferdeklinik.uzh.ch

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Dr. Erwin Becker (1898–1978) war während vieler Jahre als Privatdozent für das Fach Veterinär-chirurgie an der Freien Universität Berlin. 1954 erfolgte seine Beförderung zum Professor. Zu-sätzlich wurde ihm die Leitung des Instituts für Röntgenologie, Tierzahnheilkunde und Veteri-närorthopädie sowie der Klinik für Pferdekrank-heiten übertragen. Unter seiner Leitung wurden etwa 400 Lehr- sowie Operationsfilme produ-ziert, die er regelmässig im Unterricht einsetzte.Erwin Becker, der sich insbesondere Verdienste um die Zahnbehandlung beim Pferd erworben hatte, wurde durch die Verleihung der Dam-mann-Medaille durch die Tierärztliche Hochschu-le Hannover und die Aufnahme als Ehrenmitglied in die International Veterinary Students Union gewürdigt.

* Dr. Erwin Becker

Während des Zweiten Weltkriegs wur-de die fahrbare Zahnstation in weiten Tei-len des Landes eingesetzt. Leider haben die hohen Kosten dieser Einrichtung zusam-men mit dem starken Rückgang der Pfer-dehaltung dazu geführt, dass diese Zahn-station in Vergessenheit geriet. Stattdessen wurden sogenannte Kleingeräte entwi-ckelt. So sind auch die verschiedenen Zahngeräte keine Erfindung der Neuzeit, denn schon 1954 wurden von Dr. Becker die Vor- und Nachteile eines Kleingerätes für die Zahnbehandlung beschrieben. Vie-le verschiedene Aufsätze, eine integrierte Wasserdüse zum Kühlen und andere Be-sonderheiten haben die Zahnbehandlun-gen damals deutlich erleichtert.

Aus fast unerklärlichen Gründen wur-den die grossen Arbeiten vergessen oder in den hintersten Schubladen verstaut. Glü-cklicherweise gehört heute die Zeit der Vernachlässigung des Pferdemauls wieder der Vergangenheit an. In den letzten Jah-ren hat die Pferdezahnheilkunde eine grosse Renaissance erfahren. Was lange vernachlässigt wurde, wird heute wieder intensiv bearbeitet und auch gepflegt. Seit 1996 werden regelmässig Fortbildungsver-anstaltungen für Zahnspezialisten an der Vetsuisse-Fakultät in Zürich angeboten und die Schweizerische Vereinigung für Pferdemedizin bietet aktuell einen mehr-tägigen Ausbildungskurs mit einer Ab-schlussprüfung für Zahnspezialisten an.

Unzählige Arbeiten sind in den letzten Jahren in bekannten Fachzeitschriften veröffentlicht worden und zusammen mit verbesserten Instrumenten konnte so die Zahnbehandlung bei den Pferden optimiert werden. So haben verbesserte

Endoskopie-, Röntgen-, Computertomo-graphie- wie auch Magnetresonanztomo-graphiegeräte die Diagnostik von Zahn-erkrankungen stark verbessert, was natürlich für eine spezifische Therapie absolut erforderlich ist.

Viele Kongresse im In- und Ausland wurden veranstaltet, auf denen die Zahn-probleme der Pferde erörtert wurden, und auch in der täglichen Arbeit nimmt die Zahnbehandlung wieder eine wichtige Rolle ein. Auch wurden in den letzten Jahren zahlreiche ausgezeichnete Bücher geschrieben und veröffentlicht.

VORBEUGEN IST BESSER ALS HEILENÄhnlich der planmässigen Schulzahnüber-wachung sollte auch das Pferdegebiss re-gelmässig kontrolliert werden, um Verän-derungen an den Zähnen frühzeitig zu erfassen und zu behandeln. So bleiben dem Pferd oft starke Schmerzen erspart. Die prophylaktische Zahnkontrolle zählt, wie auch die regelmässige Impfung und Entwurmung des Pferdes, zur eigentlichen Pflichtaufgabe jedes Pferdehalters und sollte mindestens einmal jährlich durch-geführt werden. Dr. Becker hat dies bereits vor vielen Jahren erkannt und sehr tref-fend beschrieben: «Wenn Hufpflege und Hufbeschlag aus der Notwendigkeit ent-

standen, die Arbeitsfähigkeit des Pferdes durch das Gesunderhalten der Hufe zu si-chern, so ist es in Zukunft die Aufgabe der ebenso wichtigen Zahnpflege die Voraus-setzungen zu schaffen, dass das Pferd trotz der unvermeidbaren naturwidrigen Er-nährung zu höchster Auswertung der im Futter enthaltenen Energien befähigt wird. Es wird künftig die Aufgabe des Tier-arztes sein, hier endgültigen Wandel zu schaffen, gegenwärtig im Heer und später in der Friedenswirtschaft.»

01 Kleine Zahnstation nach Becker.

02 Grosse Zahnstation nach Becker.

03 Instrumentarium für die Zahnbehandlung der Pferde in den vierziger Jahren des letzten Jahr-hunderts.

04 Instrumentarium für die Untersuchung der Kau- tätigkeit der Pferde von Dr. Becker.

01 02

03

04

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Langeweile – ein stetes Thema in der Pferdehaltung. Aber was ge-nau ist Langeweile und ist sie als Verhalten überhaupt definier-bar?

Wie verhält sich der Mensch, wenn er sich langweilt? Wenn er aus Langeweile sich nicht zu beschäftigen weiss? Er lässt gelangweilt die Zeit verstreichen oder sucht beinahe krampfhaft nach Abwechs-lung, mit deren Hilfe er dann – meist un-motiviert – sich zu beschäftigen versucht. Häufig dient dann auch das Wort «lang-weilig» als Synonym für «eintönig» oder «öde». Wenn z. B. von der «langweiligen Arbeit» oder vom «langweiligen Alltag» die Rede ist.

Ich behaupte, dass es Tieren nicht lang-weilig sein kann, denn die Langeweile ist eine rein menschliche Betrachtungsweise der aktuellen Situation.

Tiere leben diesbezüglich in einem komplett anderen Muster. Sie haben kein Vorstellungsvermögen und denken nicht aktiv darüber nach, was sie gerade jetzt unternehmen oder wie sie sich sinnvoll beschäftigen könnten. Sie denken nicht «was wäre, wenn . . .». Sie sind in den Natur-takt eingebunden und reagieren praktisch

KOLUMNE MIT DEM ETHOLOGEN ANDREAS KURTZ

An dieser Stelle macht sich der Pferdeethologe Andreas Kurtz Gedanken zu unserem Umgang mit dem Pferd. Andreas Kurtz arbeitet

seit Jahren mit den renommiertesten Pferdefachleuten der Schweiz zusammen und setzt sich für einen möglichst artgerechten

Umgang mit dem Pferd ein.

S E I T E N B L I C K

ausschliesslich auf bestimmte Reize, die auf sie einwirken.

Fehlen die Reize, zeigen Tiere auch kei-ne Regung. Oder zumindest nehmen wir rein äusserlich keine wahr. So entsteht für uns Menschen schnell der Eindruck, einem Pferd, das längere Zeit regungs- und/oder teilnahmslos in seiner Box steht, sei es langweilig.

Stattdessen bleibt es lediglich im Zeit-gefüge der Natur ohne darüber zu grübeln, was es denn tun könnte, weil’s langweilig ist.

Reize sind demnach sehr wichtig, damit ein Tier sich artgerecht verhalten kann. Ausmass und Dauer der Reize sind massge-bend, ob Tiere physisch oder psychisch unter- oder gar überfordert werden.

Ein (bewusst überzogenes) Beispiel: Steht das Pferd in Ruhephasen abgetrennt in einer geschlossenen Box und kann Art-genossen lediglich durch Gitterstäbe be-obachten, ohne Klimaeinfluss, ohne So-zialkontakte und ohne Kommunikation, fehlen oft jegliche Reize. Eine solche «Iso-lation» kann zur Unterforderung führen.

Redet man hingegen bei der Boden-arbeit ständig auf das Pferd ein, hantiert dazu gestikulierend mit der Peitsche und

gleichzeitig wird es noch von zwei bellen-den Hunden verfolgt, kann es rasch zu einer Reizüberflutung bzw. Überforderung kommen. Das Pferd wird darauf instinktiv und unter Umständen auch unkontrollier-bar reagieren.

Wie so oft ist auch hier das «gesunde Mittelmass» anzustreben. Irgendwo zwi-schen den beiden beschriebenen Extre-men liegt die, fürs Wohlbefinden unserer Pferde so wichtige, «goldene Mitte». Das ausgewogene Mass an Reizen – bei der Arbeit und im Stall.

Dies zu finden ist nicht leicht. Darauf hinzuarbeiten, umso wichtiger. Ihr Pferd wird es Ihnen danken.

Sie finden dazu die Ethologieschule auf Facebook unter:www.facebook.com/pages/ Ethologieschule/325941210791849www.ethologieschule.ch

DIE GOLDENE MITTE

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EDITORIAL

NewsLiebe Swiss-Endurance-Mitglieder, liebe Passion-Leser und Pferdefreunde,

Die Zeit vergeht rasend schnell, schon sind wir in der zweiten Hälfte der Distanzreitsaison angelangt. Mit dem Frauenfelder, dem Lägern und mit der SM am Fricktaler haben die Orga-nisatoren drei Super-Anlässe auf die Beine ge-stellt. Den Organisations-Teams ein ganz gros-ses Bravo und Dankeschön.

Die Schweizermeisterschaften waren ein sehr würdiger Anlass, top organisiert, mit vie-len guten Ideen und hochstehendem Sport auf allen Stufen. Die Plesure Rides sind sehr erfolg-reich und sprechen Einsteiger, solche die ein-

mal ein bisschen schnuppern wollen, wie auch erfahrene Distanzreiter mit jungen Pferden an. Das Konzept, mit einfachsten Mitteln und ohne grossen Aufwand einen Distanzritt ohne Hektik und Stress für die Teilnehmer zu orga-nisieren, scheint sich zu bewähren und lässt die Hoffnung zu, in Zukunft vermehrt Veran-staltungen dieser Art im Angebot zu haben.

Ich möchte da besonders Vanessa und ihrem Team für ihr Engagement danken.

Wir würden uns zwar noch zwei bis drei zusätzliche Veranstaltungen wünschen – mit dem Emme‘n-Distanzritt, verschiedenen Plea-sure Rides und dem DB-Rando gibt es auch in der zweiten Saisonhälfte einige attraktive Veranstaltungen. Auch der Swiss Endurance Event verspricht eine etwas ausgefallene, aber

besonders interessante Veranstaltung zu wer-den.

Wenn sich noch jemand dazu entscheiden könnte, einen kleinen Event, sei es ein Pleasu-re Ride, ein EVG oder sonst einen Anlass zu organisieren, soll er/sie sich bei mir melden, unsere Unterstützung ist garantiert.

Die Erstausgabe des Passion-SEN ist gut gelungen und das Feedback durchaus sehr positiv. Wir nehmen aber gerne Anregungen und Vorschläge entgegen.

Viel Spass beim Lesen dieser Ausgabe

Stefan WaldisbergPräsidentSwiss Endurance Association

BERICHT ADIR PLEASURE RIDE 2013

Ich habe mir nur gedacht,… auweia… Thomas Burri und ich haben noch die letz-

ten Vorbereitungen beim Start-/Zielplatz in Pfaffnau LU gemacht und schon kamen die ersten Pferdetransporter.

Zudem ist auch unser Fotograf Thomas Her-zig und unsere Tierärztin Sarah Murri einge-troffen.

Ich fand es super, die 19 Pleasure Riders und ihre Pferde gleich persönlich kennen zu lernen. Aus den USA habe ich spezielle Schwämme einfliegen lassen, von welchen sich jeder Teil-nehmer einen aus vier Farben auslesen konnte.

Die Teilnehmer teilte ich in drei Gruppen auf – langsam, mittel und schnell.

Aber immer im Blickfeld – Just for fun für Reiter und Pferde.

Meine Gruppe startete um elf Uhr. Wir wa-ren die letzten, die auf die Strecke gingen. Mit einem ruhigen Schritt konnten sich die Pferde und Reiter untereinander kennen lernen. Als wir die Aargauer Grenze erreichten, warteten bereits unsere Fotografen und machten fleissig Fotos. Trotz schlechter Wettermeldung kam doch noch die Sonne zum Vorschein. Unsere Jacken durften wir den Fotografen mitgeben

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und konnten nun bei Sonnenschein den tollen Weg noch mehr geniessen. Die Route führte von Pfaffnau nach Eiken AG, Murgenthal AG und über St. Urban wieder zurück zum Start-/Ziel-Gelände nach Pfaffnau LU.

Es gab unterwegs immer etwas zu bestau-nen. Sei es die alte Sägerei in Roggwil BE mit ihrem Wasserrad, das Kloster St. Urban oder der schöne Wasserlauf der Rot. Warum nicht mal kurz die Pferde in der Rot baden lassen? Es war für jedermann/jedefrau etwas mit dabei.

Zurück in Pfaffnau angekommen, waren plötzlich sogar Besucher auf dem Platz und haben gefragt, was hier stattfindet. Alle waren sehr interessiert an unserem Anlass und haben auch die vielen tollen Pferde bestaunt.

Die Tierärztin Sarah hatte schon alle Hände voll zu tun. Denn jedes Pferd musste nochmals zum Vet-Check.

Alle haben den Check beim Tierarzt bestan-den. Nun konnten wir die Rangverkündigung vornehmen. Jedem Teilnehmer durfte ich ein kleines Andenken mitgeben. Die Reiter konn-ten sich nicht nur über Pferdeleckerlis, Ener-giedrinks und das Magazin «PASSION» freuen, sondern bekamen sogar noch eine tolle Plaket-

te und viele andere Dinge. Hierbei möchte ich allen Sponsoren ein herzliches Dankeschön aussprechen. Ohne sie wäre ein solcher Anlass niemals möglich! Eure Vanessa Herzig ADIR Pleasure Ride Organisatorin

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Ein herzliches Dankeschön an alle Reiterinnen, Biker und Be-treuer, welche mein Pferd und mich nach einem Sturz aus unserer misslichen Lage wieder befreit haben.

Ohne zu zögern haben alle an-gehalten und sofort mitgeholfen. Und ich weiss, auf den ersten Blick war dies nicht so ein erfreulicher Anblick. Denn mein Pferd lag ziemlich regungslos am Hang zwi-schen Gestrüpp und Gebüsch ein-geklemmt.

Wie es dazu kam? Ein kurzer Augenblick der Unaufmerksam-keit, Pferd stolpert . . . und du liegst mit deinem Pferd am Hang mitten

Rasanter Finish nach 120 km.

DISTANZRITT FRAUENFELD 13. APRIL 2013

im Gestrüpp. Mein erster Gedanke war, ich muss weg vom Pferd. Ging leider nicht, mein Bein war darunter eingeklemmt. Yasirah hat probiert aufzustehen, gelingt ihr nicht, aber ich konnte bei die-sem Versuch mein Bein hervor-ziehen. Wohlwissend, dass es wohl besser ist, einfach still liegen zu bleiben, hat sich Yasirah für diese Variante entschieden. Oh Schreck! Hat sie sich ernsthaft ver-letzt? Ist schon ziemlich beängsti-gend, wenn dein Pferd mehr oder weniger bewegungslos vor dir liegt. Jetzt waren mehrere Helfer schon vor Ort. Wir überlegten, wie wir Yasirah da rausholen. Wir ha-

ben uns für den Weg nach unten entschieden. Sattel hervorwür-gen, im Wege stehende Gebüsche wegsägen. Keine Ahnung, wie die in so kurzer Zeit eine Säge organi-siert hatten?! Und dann haben wir sie vorsichtig an den Beinen ge-packt und gedreht. Als sie wieder Boden unter den Füssen spürte, sprang sie auf, schüttelte sich und begann zu grasen. Schutzengel sei Dank, Yasirah hatte nur ein paar Schrammen und wohl die eine oder andere Prellung. Tapfer sind wir beide noch bis ans Ziel gelau-fen und geritten. Sofort ging ich mit ihr zur Tierarztkontrolle. Al-les soweit o.k.

Mittlerweilen sind Yasirahs Wunden geheilt und wir konnten in der Zwischenzeit einen weite-ren Distanzritt miteinander ge-niessen. Franziska Leu

13. April 2013: Nass, kalt, regnerisch, böig und dunkel, ich fuhr Richtung Allmend, um Dis-tanzreitluft zu schnuppern. Nicht als Teilneh-mer, sondern als stiller Zuschauer. Ich wollte ja nur mal sehen, wie das so abgeht in der eli-tären Reiterwelt. Jawohl elitär. Zumindest tra-ge ich seid rund 40 Jahren dieses Bild in mir, wobei ich noch nicht mal sagen kann, woher es genau kommt. Ich hatte nie die Zeit, ge-schweige denn das Geld, um mal Näheres zu erfahren, zu erleben, zu erlernen oder zu er-spüren, was sich genau hinter dem Mythos Pferd verbirgt. In den vergangen Wochen und Monaten wurde dieser Wunsch immer stärker in mir und so begann ich mich näher mit dem Thema Pferd und Reiten zu befassen. Nach ei-nigen hundert Stunden Youtube-Videos schau-en, hunderten von Internetseiten durchstö-bern, stehen heute mehr Fragen als Antworten da, aber nicht weniger Faszination gegenüber den Pferden. Noch nicht einmal auf dem Park-platz angekommen – da ich diesen nicht fand und es nirgends irgendwelche Hinweisschilder gab – kamen mir zu Fuss zwei Mädels ent-gegen. Ohje, die ersten dieser elitären Gruppe und diese soll ich jetzt anquatschen und nach dem Weg fragen? Aber welch Überraschung. Beide Mädels trugen ein riesengrosses Smile auf dem Gesicht, freundlich und hilfsbereit. Cool, meine Vorurteile durch zwei Mädels in den Wind geblasen. Auf meinem Weg zum VetGate, sah ich einige Leute beim Einrichten des Groom Points. Ich fragte mich, sind die hier zum Campieren und Picknick machen oder was sollen all die Partyzelte, Wassereimer

und andere nicht identifizierbare Gegenstän-de. Wo immer ich mich aufhielt, jeder lächelte, grüsste, gab bereitwillig Auskunft und war je-derzeit bereit, meinen leeren Wissenstank mit Informationen zu füllen.

Eindrücke eines «Distanzreit-Touristen» Teil 1

Tourist an der SM 2013 in Eiken Teil 2

Nach Frauenfeld wuchs mein Informations-durst ins Unermessliche und die Server meines Providers mussten sicher gekühlt werden ab den besuchten Internetseiten, wie die Pferde beim Distanzreiten. Diesmal ging es nach Ei-ken. Ich dachte, das sei eine SM und da geht es anders ab als an einem «normalen» Distanzritt. Weit gefehlt. Zumindest aus meiner Sicht. Ich komme nicht umhin, mir auch einen kriti-schen Gedanken zu erlauben. Eine SM ist doch ein Anlass an dem sich die Besten der Schweiz messen? Ich sah kein Fernsehen, keine Presse und keine Zuschauer, ausser den Leuten die irgend in einer Form mit dem Distanzreiten verbunden sind. Jeder, der wie ein Zuschauer aussah oder zumindest einige fragte ich natür-lich und erhielt jedes mal die gleiche Antwort. Nein, ich bin nur hier wegen Reiter A oder B und begleite diesen. Die Frage, die sich mir aufdrängt: Ist Distanzreiten in der Schweiz ein Nischen- und Abfallprodukt? Ist es noch nicht etabliert genug oder zu jung? Will der Verband nicht mehr? Habe ich falsche Vorstellungen? Dafür hatte ich einige sehr schöne Begegnun-gen und durfte auch wieder sehr viel lernen. Einiges davon wird mich sicher auf meinem Wege begleiten und als Orientierungshilfe die-

nen. Ja, ich mache hiermit öffentlich, dass ich vom Distanzreitvirus befallen bin, obwohl ich (noch) nicht reiten kann, kein Pferd besitze und ausser meinen romantischen Vorstellun-gen und einem Siebenjahresplan, keine Ah-nung habe, was da auf mich zukommen wird und ich werde euch auch weiterhin mit mei-nen Geschichten ärgern, belustigen, erfreuen, belästigen und zum Schmunzeln bringen.

Resumee: Distanzreiter sind andere Men-schen. Anders im Sinne von: aufgestellt, fröh-lich, zufrieden, glücklich, haben Ziele, wissen was sie tun, bestrebt nach Harmonie mit sich und der Umwelt. Ich sah keine Pferde, die durchgeknallt, ängstlich, letargisch oder dergleichen waren. Unterschiedliche Rassen, unterschiedliche Menschen und einfach eine schöne eigene Welt.

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Eine Erfolgsgeschichte, die seinesgleichen sucht.

The «Tibsis»Tabea Kobel Besitzerin von Partiba 25.4.1985

Jeanne Brefin Reiterin von Partiba 25.5.1995

Partiba Shagya Araber 27.3.2004

Folgende internationale Erfolge können die «Tibsis», wie Sie sich selber nennen, vorweisen:25.5.12 CEI* 87 km mit 15,65 km/h29.9.12 CEI** 120 km mit 16,03 km/h29.3.13 CEI** 120 km mit 16,05 km/h

Wie ist es zu diesen Erfolgen gekommen und wie geht es weiter?

Ein Interview mit den Beteiligten gibt Aus-kunft!

Jeanne, wie hast du Tabea kennen gelernt?Als ich 12 Jahre alt war, bin ich zu Tabea in die Reitstunde gegangen. Sie hat mich solange unterrichtet, bis ich bereit war für das Brevet.

Tabea, wie bist du zu deinem Pferd «Partiba» gekommen?Das war reiner Zufall. In meinen Ferien habe ich mich in die Mutter von Partiba verliebt. Und zwar so sehr, dass ich unbedingt ein Foh-len von dieser Stute wollte. Und das Ergebnis war Partiba.

Tabea, wann hast du das erste Mal Bekannt-schaft mit dem Distanzreiten gemacht?Als ich 16 Jahre alt war, habe ich einen Bericht über diese Sportart gelesen. Das hat mich so

Jeanne und Tabea, wie sehen eure Zukunfts-pläne aus?Unser Ziel ist ganz klar die WM in Tarbes in Frankreich am 27. Juli 2013. Im Weiteren möchte ich, solange ich Juniorin bin an Titel-kämpfen mit Partiba teilnehmen. Ein Traum von mir ist auch, in den nächsten zwei Jahren einmal in der Königsdisziplin über 160 km zu starten. Und natürlich immer mit einem top-fitten Pferd nach Hause zu kommen.

Jeanne, kannst du mir deinen schönsten Mo-ment in dieser Sportart beschreiben?Das war an meinem ersten 120-km-Ritt in St. Agnant. Partiba ist das ganze Rennen über konstant gelaufen. Auf der letzten Runde war sogar eine Temposteigerung möglich.

Jeanne, dir fehlt noch eine Qualifikation um an der WM starten zu können?Ja, stimmt, aber da wir Partiba schonen wollen, da sie ihre Qualifikation schon hat, habe ich ein Pferd gesucht, mit dem ich diese Quali machen kann. Wir sind mit «Nabea du Cava-lon» fündig geworden. Ich werde mit deser Stute an der SM in Eiken starten.

An dieser Stelle herzlichen Dank an die Personen, die mir diesen Start ermöglicht ha-ben.

Tabea und Jeanne, ich wünsche euch beiden, bzw. dreien ganz viel Erfolg auf eurem weite-ren Weg und dass euch immer das nötige Quentchen Glück begleitet, das es braucht, um in dieser Sportart erfolgreich zu sein.

Claudia Boggs

PS: Jeanne hat mit Nabea du Cavallon an der SM in Eiken den Quali-Ritt über 120 km erfolg-reich beendet. Nun steht ihr nichts mehr im Weg, um an der WM in Tarbes teilzunehmen.

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Ausschreibung und Anmeldung:www.swissendurance.ch

Partiba und Jeanne in Frankreich.

Team The «Tibsis».

DER WEG IST DAS ZIEL

fasziniert, dass ich mich entschlossen habe, das selber einmal auszuprobieren. Dreimal bin ich über die Distanz von einem EVG 1 gestar-tet, war aber nicht so erfolgreich.

Jeanne, wann bist du das erste Mal gestartet?Das war vor vier Jahren, im 2009. Da Partiba aber noch zu jung war, bin ich mit einer Achal-Tekkiner-Stute gestartet.

Tabea, wie bist du auf die Idee gekommen, Dein junges Pferd einer Juniorin zur Verfü-gung zu stellen?Im Grunde genommen hat Jeanne Partiba schon immer geritten, und sie passt optisch auch besser auf Partiba als ich. Alles weitere hat sich fast von selber ergeben.

Jeanne, seit diesem Jahr bist du im Junioren- Kader A der Distanzreiter. War das schon im-mer dein Ziel?Wir, Tabea und ich, haben schon immer ein wenig mit diesem Gedanken gespielt. Konkret wurde es aber erst nach dem ersten bestande-nen EVG 4 über 90 km. Da kam bei mir der Gedanke auf, Partiba packt es auch über eine Distanz von 120 km. Generell habe ich bei Partiba festgestellt, je länger die Distanz, desto leichter fällt es Partiba. Auch die Geschwindig-keit ist kein Problem für sie.

Tabea, du stellst dein Spitzenpferd einer Ju-niorin zur Verfügung. Und diese Sportart ist sehr teuer. Wie finanziert man sowas?Ich verfüge über eine günstige Infrastruktur für meine Pferde. Das hält «diese» Kosten eini-germassen in Grenzen. Aber nachdem wir Sat-telprobleme hatten, und ein neuer Sattel her- musste, habe ich eingesehen, dass es ohne Sponsoren doch nicht geht.

Bist du denn aktuell immer noch auf Sponso-rensuche?Ja, das ist immer aktuell. Die Schwierigkeit besteht darin, dass es eine Randsportart ist. Wenn sich jemand dafür interessiert, der kann sich gerne auf www.thetibsis.ch orientieren.

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Um es mit den Worten von der OK-Präsidentin Renata Preiss kurz und bündig auszudrücken:

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DIE SCHWEIZERMEISTERSCHAFT IN ETWAS ANDEREN BILDERN

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Es war eine rundum gelungene Veranstaltung,

Engagement von Renata Preiss und ihrem OK- Team organisiert wurde. Viele interessante Eindrücke konnte ich heute als Zuschauer von

nehmen. Das Rennen über 120 km war sehr spannend mitzuverfolgen. Den Titel gewann

die kleineren Prüfungen waren sehenswert. Es

-schaft sind anzusehen unter www.swissen-durance.ch. Claudia Boggs

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Der Sitz des Reiters ist die Haltung des Reiter-körpers und dessen Bewegung mit dem Pferd. Er ist das Fundament jedes Reitens. Die Basis des Reitens  stellt der stabile Sitz des Reiters dar. Stabil ist hierbei nicht zu verstehen als starr und fest, sondern als ruhiges und flexib-les Mitgehen jeder Bewegung des Pferdes (Wi-kipedia, besucht am 31.05.2013).

Um Dutzende von Kilometern in einem an-sehnlichen Tempo pferdeschonend zurückle-gen zu können, verlangt neben einem entspre-chend vorbereiteten Pferd auch vom Reiter und der Reiterin überdurchschnittliche athle-tische Fähigkeiten. An der alljährlichen Win-terakademie der Swiss Endurance am 23. März in Holziken thematisierte die Referentin Ni-cole Geiger, aktive Reiterin, dipl. HF Physio-therapeutin, Vereinstrainerin, Expertin J+S und Dressurrichterin, den Reiter/die Reiterin. Sie begann das Seminar mit der provokativen Frage, ob Reiten überhaupt Sport sei. Ausge-hend vom Anforderungsprofil an den Reiter stellte sie die Komponenten vor, die für die Haltung des Reiters und für einen optimalen Sitz von Bedeutung sind und die Basis für gu-tes, korrektes Reiten bilden, nämlich Körper-bau, Koordination, Kondition, Psyche und äus-sere Faktoren.

Der Körperbau ist, einmal abgesehen von der Leibesfülle, gegeben. Man hat damit zu le-ben, dass ein schmales Becken auf einem brei-ten Pferd fast unweigerlich zum Ausdrehen der Fussspitzen führt. Ein langer, schwerer Ober-körper hat bei einem schiefen oder verdrehten Sitz eine viel stärkere Hebelwirkung als ein kurzer, leichter, was allerdings zierliche Per-sönchen nicht daran hindern sollte, den kor-rekten Sitz anzustreben.

Bei der Koordination müssen mehrere ein-zelne Fähigkeiten unter einen Hut gebracht werden: Gleichgewicht und Balance, Reaktion, Orientierung, Differenzierung und Rhythmus. Gleichgewicht und Balance verlangen ständig korrigierende Bewegungen, um beibehalten zu werden. Das merkt jeder Velofahrer, der vor dem Rotlicht die Füsse nicht von den Pedalen nehmen will. Das Ziel des Reiters sollte sein, die richtigen Muskeln zum richtigen Zeit-punkt einzusetzen und einen Rhythmus zu finden, sodass er die Balance mit minimalem Aufwand halten kann. Andernfalls werden un-nötigerweise Muskelgruppen falsch, einseitig oder zu stark beansprucht und zwar eigene und solche des Pferdes.

Die Kondition besteht aus Kraft, Ausdauer und Beweglichkeit. Kraft hat nichts mit Klam-mern und zwanzig Kilos in den Händen zu tun, sondern bedeutet die Fähigkeit, Muskelarbeit über längere Zeit ausüben zu können. Ge-schieht dies ohne Ermüdungserscheinungen, ist auch die Ausdauer gegeben. Will ein Reiter an einem Distanzrennen nach hundert Kilo-metern sein Pferd immer noch unterstützen

WINTERAKADEMIE 2013 DER SWISS ENDURANCEDER REITER IM FOKUS

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DB FARMvous propose la

DB RANDO ET GYMKHANALE SAMEDI 3 août 2013

Où ? : Chez DB Farm, élevage de pur-sang arabesaux Chapelettes 95 à Chapelle-sur-Oron

Erklärungen zur Funktionsweise des Snaix-Velos . . . . . . und der Versuch, diese umzusetzen ;-)

können, sind Kraft und Ausdauer etwa in den Oberschenkeln und im Rücken unabdingbar. Bei Reitern mit guter Kondition sind dann auch die Gelenke trotz der Anstrengung noch nicht steif.

Nach dem theoretischen Teil wurden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ihre ko-ordinativen und konditionellen Mängel, aber auch ihre durchaus vorhandenen Fähigkeiten auf eindrückliche Art bewusst gemacht. An einem Dutzend Posten mit ausgewählten Übungen und Geräten konnten sie sich testen. Auf einem Bürositzball sitzend waren die ge-streckten Beine übereinander zu schlagen. Sie versuchten, auf einem grossen flachen Kreisel zu stehen und eine Kugel in einer Rinne vor den Füssen ruhig zu halten. Sie stretchten ihre sämtlichen Bein- und Beckenmuskeln und prüften, ob die Dehnfähigkeit beidseits gleich war. Auf einem wackeligen Luftkissen stehend ,versuchten sie die Bälle zu fangen, die von den Kolleginnen auf möglichst fiese Art zugespielt wurden. Sie setzten sich auf einen Stuhl, der direkt unter der Sitzfläche nach allen Seiten kippen kann (Balimo-Stuhl) und versuchten, die Beine zu schliessen und zu strecken. Rich-tig akrobatisch wurde es auf einem Snaix-Velo, das immer in die andere Richtung fuhr, als gelenkt wurde. Bis zur Erkenntnis, dass das Ding aus den Hüften heraus gesteuert werden wollte, gerieten einige Fahrer, Zuschauer und Mobiliar in beachtliche Gefahren. Wie üblich waren das Zuschauen und mehr oder weniger wohlwollendes Kommentieren erheblich ein-facher als das Selbermachen, aber der Zweck all der Übungen wurde erreicht. Die Seminar-teilnehmerInnen wurden sich der Lücken und Aktivposten ihrer eigenen koordinativen und konditionellen Fähigkeiten bewusst.

Mit ihren Bemerkungen zu den psychi-schen und äusseren Faktoren wie Angst, Kon-zentrationsfähigkeit, Entspannungsfähigkeit, Belastbarkeit, Wetter, Bekleidung, Pferd und

Ausrüstung rundete die Referentin ihr rundum gelungenes, hochinteressantes Seminar ab. Ein nervöser, sprunghafter Mensch hat kaum je ein ausgeglichenes, stressarmes Pferd, das seine Kräfte für den Wettkampf schonen kann und sie nicht im Kampf gegen seinen Reiter vergeudet. Den äusserst stimulierenden Ein-fluss von Dauerregen, zwickenden Reithosen und ähnlichen Dingen auf die Lust nach Leis-tung kennt jedermann. Zum Schluss ist die Frage, ob Reiten (korrektes Reiten, nicht ein-fach sich transportieren lassen) wirklich ein Sport sei, schon nur auf Grund der körperli-chen Beanspruchung eindeutig zu bejahen. Dass es auch noch eine anspruchsvolle Sport-art ist, kann aus der Bemerkung der Referentin abgeleitet werden, sie habe an J+S-Kursen schon einige Male mit Fussballern zusammen «getschuttet», aber es sei noch nie ein Fussbal-ler mit ihr reiten gekommen.

Urs Mühlethaler

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VerbandssponsorenAlle Infos (Resultate, Anzeigen, Veranstaltungen)

über den Distanzreitsport findest Du unter

www.swissendurance.ch

D A S O F F I Z I E L L E O R G A N V O N S W I S S E N D U R A N C E 2 / 2 0 1 3

Falar wurde am 25.2.2006 in Polen geboren. Als 3-Jähriger bestand er mit Erfolg die Leistungsprüfung auf der Rennbahn in Polen.

Im Alter von 3½ Jahren zog Falar in die Schweiz zu Christina Gorowski, wo er auf ein Leben als vielseitiges Reit- und Sportpferd vorbereitet wurde. Falar präsentiert sich unter dem Sattel vorbildlich, Unarten kennt er nicht, ist einfach, mit feinsten Hil-fen zu reiten, verfügt über ein spritzi-ges Temperament und ist trotzdem stets gut kontrollierbar! Das alles macht ihn zu einem treuen Begleiter für Sport und Freizeit! Unter dem Sattel ist er stets motiviert und macht alles, was von ihm verlangt wird mit

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FALAREIN HENGST FÜR ALLE FÄLLE

grosser Begeisterung. Im Umgang ist er äusserst unkompliziert, er vertraut dem Menschen und ist anhänglich, ohne je aufdringlich zu werden.

Ein echtes Traumpferd, wie man es nicht oft findet!

In seiner noch jungen Karriere war Falar bereits diverse Male an Dres-surprüfungen klassiert.

Er hat an Distanzritten bereits alle vier Qualis mit Erfolg bestanden und wird nun auf CEN* vorbereitet.

Im Springtraining macht Falar gute Fortschritte, sodass er 2014 an ersten Springprüfungen eingesetzt werden kann.

Auch an der Beständeshow konn-te Falar die Richter mit seinem kor-rekten Körperbau und den fliegen-den Gängen überzeugen und wurde mit «B» kategorisiert.

Ausserdem wurde er anlässlich des Swiss Mountain Cup 2013 in der Internationalen C-Show Klassensie-ger bei den Hengsten 7-jährig und älter!

Nun fehlt nur noch Falars Nach-wuchs, bis heute hat er noch nicht gedeckt, er würde sich aber auf die eine oder andere Stute freuen. Nähe-re Informationen zu diesem vielsei-tigen, sympathischen Hengst unter www.falar.ch oder bei Christina Go-rowski, 079 320 00 82.

Reiterin: Christ ina Schläpfer

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R Ä T S E L

Teilnahmebedingungen findest du im Impressum.

Teilnahme:Sende das Lösungswort per E-Mail mit Betreff RÄTSEL PASSION an [email protected] oder per Post an:Prosell AGPASSIONDas Schweizer ReitmagazinGösgerstrasse 15 Postfach 1705012 Schönenwerd

Einsendeschluss ist der 31. August 2013

Den Preis aus unserem Frühlingsrätsel, je 1 Paar Reitsocken von X-Socks im Wert von CHF 44.90, haben gewonnen:Isabelle Gartner, GrossaffolternRuth Heiniger, HuttwilMonika Schindler, Birchwil

GEWINNE 3 X 1 BUCH «BESSER REITEN MIT FELDENKRAIS» VON KOSMOS, IM WERT VON CHF 36.90

Auflösung Frühlingrätsel 2013

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Impressum

PASSION Das Schweizer Reitmagazin, ISSN 2235-5456; 2. Jahrgang; erscheint 4-mal jährlich; Herausgeber und Verlag: Prosell AG, Gösgerstrasse 15, 5012 Schönenwerd, Telefon 062 858 28 28, Fax 062 858 28 29; Redaktion PASSION: Gösgerstrasse 15, 5012 Schönenwerd, Telefon 062 858 28 28, Fax 062 858 28 29; Verlagsleitung: Wolfgang Burkhardt ([email protected]); Redaktionsleitung: [email protected]; Inserate: Prosell AG, Schönenwerd, Theres Misar ([email protected]); Produkt management: Rebekka Theiler ([email protected]); Konzept, Design und Produk tions verantwortung: Brandl & Schärer AG, Solothurnerstrasse 121, 4600 Olten, www.brandl.ch; Druck: Stämpfli Publikationen AG, Wölflistrasse 1, Postfach 8326, 3001 Bern; Aboservice: Prosell AG ([email protected]); Jahresabonnement: CHF 29.– für ein Jahr, CHF 56.– für zwei Jahre (inkl. MwSt.); Copyright: Prosell AG, Gösger strasse 15, 5012 Schönenwerd; Nachdruck: nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion gestattet; www.passion-magazin.ch oder [email protected].

Allgemeine Teilnahmebedingungen bei Wettbewerben

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Zur Teilnahme an den Verlosungen im Magazin PASSION ist jede in der Schweiz und Liechtenstein wohnhafte Person berechtigt, unter Ausschluss der Mitarbeitenden von PASSION – Prosell AG, deren Partnerfirmen und der beauftragten Agenturen. Die Teil-nahmefrist wird für jeden Wettbewerb separat definiert. Sofortgewinner werden mit Hilfe eines Zufallsalgorhythmus ausgelost und umgehend benachrichtigt. Die Ziehung des Hauptpreises erfolgt nach Ablauf der Teilnahmefrist. Nur korrekte und vollständige Angaben von Zustellungsdaten (Name, Adresse, Ort) berechtigen zur Preiszustellung. Die Preise werden den Gewinnern per Post an die angegebene Adresse zugestellt. Teilnahmemöglichkeiten: Post und E-Mail.

Es ist weder eine Barauszahlung noch ein Umtausch der gewonnenen Preise möglich. Die Teilnehmer willigen ein, dass die übermittelten Daten durch PASSION und deren Partner für Marketingaktivitäten weiterverwendet werden können. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Die Herbstausgabe 2013 ist ab dem 22. Oktober im Handel erhältlich.Unter anderem können Sie sich auf folgende Artikel freuen:

. . . und viele weitere, interessante Themen.

NATÜRLICH GESUNDOb Akupressur, Chinesische Medizin oder Reiki. Hat das Pferd gesundheitliche Probleme, gibt es heute neben der Schulmedizin ein kaum mehr überschau-bares Angebot an alternativen Therapiemethoden. Pflanzliche oder homöopathische Arzneien und Tinkturen und gesundheitsfördernde Futterzusätze stehen hoch im Kurs. Was aber hilft wirklich, wann ist zwingend der Tierarzt erforderlich und wie kön-nen Schuldmedizin und alternative Therapien ideal ergänzt werden? Unser Spezialthema in der Herbst-ausgabe befasst sich mit vielen Fragen rund ums Thema Gesundheit.

HUFEDie kalte Jahreszeit steht an und einmal mehr ist das Thema «Hufe im Winter» hochaktuell. Was bietet den besten Schutz gegen Ausrutschen oder Klumpenbildung bei Schnee und Matsch? Was ist entschei-dend für die Hufpflege im Winter? PASSION spricht mit verschiedenen Experten und liefert viele interessante Inputs zur richtigen Winter-vorbereitung und -pflege der Hufe.

KALTE FÜSSE – KALTE HÄNDESonnige Wintertage laden oftmals zu ausgedehnten Ausritten ein. Doch das Ver-gnügen wird häufig getrübt oder gar abrupt beendet, weil dem Reiter aufgrund der kalten Witterung das Gefühl aus Händen und Füssen weicht und die Finger und Zehen vor Kälte zu schmerzen beginnen. Wie man sich hoch zu Ross am besten vor Kälte schützt und die eigenen Extremitäten besser warm hält, lesen Sie in der nächsten Ausgabe.

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