PAT Starter 2009

21
Starter Projektauswahltreffen 2009

description

Der PAT Starter 2009 ist ein Eventmagazin, das auf dem ProjektAuswahlTreffens des Vereins Schüler Helfen Leben e.V. von Jugendlichen entwickelt wird.

Transcript of PAT Starter 2009

  • StarterProjektauswahltreffen 2009

  • 2

  • 3

  • 4Statement

    Hier erfolgt eine direkte Hilfe, dass gefllt mir. Jugendliche werden in einem geregelten Umfeld aufgefangen und haben so bessere ChancenMarie, 16, Wehrdorf

  • 5

  • 6

  • 7

  • 8Allein. Das wrde Ibrahim sein, wenn sein Vater sterben wrde. Allein, ohne Mutter, die fr ihn sorgt. Ibrahim hat sie nie kennen gelernt, sie hat seine Geburt nicht berlebt. Und da sitzt er nun, an der Seite seines Vaters in einem Raum ohne Bett, in einem Haus ohne Hoffnungen. Zusammengekauert liegt er auf Matratzen, gehllt in Decken. Hilflos sieht er aus sein Vater Amdu ist schwer krank und wird nicht mehr lange leben. Zu diesem Zeitpunkt ist Ibrahim zehn Jahre alt. Er lebt in Shuto Orizari, einer der gr-ten Roma-Siedlungen der Welt. Hier leben geschtzte 40 000 Menschen in kleinen Htten, zum Teil hnlich wie in Slums in Sd-amerika, mit Wellblechdchern, provisorisch gemauerten Wnden, alles ist umhllt von Mll. Die einzigen frohen Farben scheinen die bunten Kleidungsstcke an den Wsche-leinen zu sein, in Mitten einer blassbraunen Siedlung die mit Sandstaub bedeckt ist.

    Einen anderen kleinen Lichtblick gibt es noch fr Ibrahim: Er hat seit einigen Monaten die Mglichkeit zur Schule zu gehen. Viele Kinder knnen das nicht, weil sie auf jn-gere Geschwister aufpassen mssen oder die Schulbcher zu teuer sind. Um Geld zu verdienen werden viele Kinder auf die Suche nach Plastikflaschen oder Pappkar-tons geschickt. Auch wenn es eigentlich seit diesem Jahr in Mazedonien Pflicht ist, die High School zu beenden fr Kinder, die zur Primary School gegangen sind. Ein erster, vorsichtiger Schritt gegen die hohe Arbeits-losigkeit.

    Das Team von Education through Street Social Work (Bildung durch Straensozialar-beit) fhrt Hausbesuche durch und hilft Kin-der, die besonders dringend Untersttzung brauchen. Zusammen mit Sozialarbeitern

  • 9jhrigen. Sein Lcheln verschwindet und der Glanz in seinen Augen auch. Jetzt ist er ganz allein. Aber nicht lange. Das Team besucht ihn stndig in dieser Zeit. Sie fragen sich, wie Ibrahim sein Leben weiterfhren kann, wer sich um ihn kmmern wird und wie man ihn untersttzen kann.

    Es gibt nur eine Tante. Doch die berlegt lange, ob sie die Verantwortung fr ihren Neffen bernehmen kann sie muss tglich um das berleben ihrer eigenen Familie kmpfen. Das Team sichert ihr zu: Ibrahim wird weiterhin finanziell untersttzt mit 50 Euro im Monat, er wird Hilfe bekommen, wenn er Schulmaterial braucht. ber eine Woche lang schwebte das Team in Unwis-senheit. Doch dann kommt Ibrahim in das Bro in Skopje. Seine Tante wird fr ihn wie eine zweite Mutter sein, verkndet er. Und da ist es wieder, das Strahlen in seinen Augen. Ein Strahlen zwischen den Wellblechdchern von Shuto Orizari, ein Lcheln zwischen brennendem Plastikmll, ein bisschen Hoff-nung in einem Raum ohne Bett.Celina Ponz

    und Pdagogen, die an Schulen arbeiten, erfahren sie, welche Familien Probleme haben, welche Kinder besonders oft fehlen. In der Htte von Ibrahim und Amdu mussten sie viele Gesprche fhren, um den Vater davon zu berzeugen, wie wichtig ein Schulbesuch fr seinen Sohn ist. Ibrahim sah seine Chance, ihm gelang es, seinen Vater zu berzeugen.

    Man kann nicht unbedingt von Diskriminie-rung sprechen, sagt Klara, die Leiterin des Projekts. Das Hauptproblem der Romakinder sei die unglaubliche Armut in der sie leben und aufwachsen. Die Gegend in der Ibrahim wohnt ist nicht urbanisiert, er lebt in sehr schlechten Bedingungen, viele Romakinder haben aufgrund dieser Verhltnisse nicht die Mglichkeit sich zu waschen. Oft haben sie Luse und keine Medizin dagegen. In dem Projekt kaufen die Mitarbeiter Hygienearti-kel die die Familien sich sonst nicht leisten knnen.

    Ibrahim geht gerne zur Schule, er arbeitet hart. Doch dann stirbt sein Vater und damit fr einen Moment jede Hoffnung des Zehn-

  • Interview

    Im Eingangsbereich des Ver.di Hauses steht Darko Maric: Mit Sonnenbrille, weiem Hemd, grnem Pullover und Jeanshose setzt er sich optisch nicht von den anderen PAT-Teilnehmern ab. Der Unterschied: Darko hngt dauernd an seinem Mobiltelefon, fhrt Gesprche auf kroatisch. Denn der

    21-Jhrige aus Bosnien-Herzegowina ist gefragt: Er ist Prsident des ONAuBIH, des einzigen Jugendmedienverbandes in seinem Heimatland.

    Der Tag, an dem im Oktober 2007 der Jugendmedienverband gegrndet wurde, war fr Darko einer der schnsten Erleb-nisse in seinem Leben. Da ist er sich ganz sicher und man sieht das Funkeln in seinen Augen, wenn er ber diesen Tag spricht. Mit ONAuBIH ist ein Forum geschaffen wurden, in dem sich junge Medienmacher vernetzen und ausdrcken knnen. Seit der Grndung des Verbandes gibt es einen Vorstand aus 15 Jugendlichen, die aus Bosniaken, Serben und Kroaten besteht.

    Nach drei Jahren sind nun weit mehr als 500 junge Redakteure, die regelmig diverse Artikel zusenden. Nach ersten kleineren Projekten konnte ONAuBIH ein Jugendma-gazin aus diesen Texten produzieren. Das lag zuerst einer kleineren Tageszeitung bei. Das Feedback seitens der Leser und des Verlages war so gro, dass das Heft jetzt und in Zukunft in einer Auflage von 15000 Exemp-laren in der Oslobodenje erscheint, einer der landesweit grten Tageszeitungen. Ein Grund des Erfolges: Vorher gab es kein Jugendmagazin fr das Land.

    Neben der Arbeit fr den Jugendmedienver-band studiert Darko Politikwissenschaften in seiner Heimatstadt Mostar. Oftmals hrt er warum er sich fr die gute Sache engagiert, ohne dafr bezahlt zu werden. Da kommt doch nichts bei herum und Jemand anderes macht schon die Arbeit lauten die verwunderten Reaktionen. Oftmals ist er von solchen Meinungen sehr enttuscht. Doch der Erfolg gibt ihm und der Organisation Recht.

    Darko bleibt Optimist vielleicht ist das einer der Grnde, warum die Mitgliederzahl weiter steigt. Mit unserem Verband mch-ten wir junge Leute dazu animieren aktiv zu werden. Unter professioneller Anleitung ermglichen wir Meinungsbildung in einer angemessenen Art und Weise ohne Vorbe-halte. Name, Herkunft und Religion stehen bei ONAuBIH auer Frage. Selbst sein bester Freund ist Muslim und das fr ihn ber-haupt kein Problem. Vieles, denkt er, kommt aus dem Elternhaus. Meine Eltern sagten mir immer, dass ich jeden als Menschen betrachten sollte. Seiner Meinung nach ist gerade jetzt die junge Generation gefragt um aktiv im eigenen Land etwas verndern zu knnen. Die Mentalitt vieler Jugendlicher ist, dass es keine Zukunft in einem Land gibt, indem jahrelang Krieg geherrscht hat. Genau das Gegenteil ist der Fall. Es gibt eine Zukunft. Man muss nur daran glauben Sein Appell: Nehmt die Hnde aus dem Schoss und schaut nach vorne!

    Auch die derzeitige Mediensituation in Bosnien-Herzegowina ist dem engagierten Journalist ein Dorn im Auge: Ich wei mehr ber Tokio Hotel, Stefan Raab und Heidi Klum, als ber Dinge, die in meiner Region geschehen. Zudem werden viele Radio- und Fernsehstationen von Politik und Geschfts-leuten gefrdert und so auch zensiert. Es gebe keinen kritischen Journalismus, sagt Darko. Ordentliche Recherche sei sehr teuer, stattdessen laufen im Fernsehen deutsche und spanische Telenovelas mit bosnischem Untertitel. Fr die Zukunft hat er ganz klare Ziele vor Augen: Um auch in Zukunft Pro-jekte sichern zu knnen, mssen wir uns in der europischen Jugendmedienlandschaft vernetzen! Weitere Informationen auf www.onabih.baAndreas Reinshagen

  • 15

  • Interview

    16

    Nachdem er ein paar Monate in Sarajevo gelebt hatte, kam ihm die Idee zu einem Literaturmagazin. Album sollte es heien und die Texte von Jugendlichen aus allen drei in Bosnien vertretenen Ethnien stam-men. Mit Hilfe von EU-Geldern konnten sie das Magazin finanzieren. Zunchst nur in sehr geringer Auflage: 500 Stck betrug sie bei der ersten Ausgabe. Doch um die Reichweite zu vergrern, versandte Szopa die Zeitschrift kostenlos an Bchereien im ganzen Land, die das Heft in ihren Fundus mit aufnahmen.

    Vier Jahre lang betreute Lukasz Szopa das Magazin in Sarajevo, danach zog es ihn nach Berlin. Nur eine weitere Station im Leben des heute 35-Jhrigen: Als er dreizehn Jahre alt war, wanderte seine Familie von Polen nach sterreich aus. Dort ging er zur Schule und studierte. Mit 23 Jahren beschloss er, nach Sarajevo zu gehen. Warum ausgerech-net dorthin? Ich hatte in Wien Kontakt zu Exilanten aus dem Balkan. Ich war neugierig auf die Region. Auf die Menschen dort. Nach dem Krieg zog es mich nach Bosnien.

    Wie er, als Pole aus sterreich, darauf kam, die zerstrittenen Ethnien in Bosnien zu vershnen? Das war gar nicht unser Ziel. Wir haben es gemacht, weil wir wussten wie wichtig es ist, dass junge Leute schreiben. Und weil sie die Literatur liebten.

    Zwei Lesetipps von Lukasz Szopa:Muharem Bazdulj (Bosnien-Herzigovina) Der Unglubige und Zulejha ISBN: 3-902-406-380Olja Savicevic (Kroatien) Augustschnee ISBN: 3-938-424-281Philipp Hauber

  • 17

  • 18

    Zitate

  • 19

  • 20

  • 21

  • 22

  • 23

  • Titelseite1 aus PAT-Starter2009PAT-Starter2009.pdfRckseite1 aus PAT-Starter2009Plakat aus PAT-Starter2009-2