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Paul Ricœur

Der Konflikt der Interpretationen

VERLAG KARL ALBER A

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Paul Ricœur war Zeit seines Lebens ein Denker des Konflikts. Er ge-wann seine Positionen in einer minutiösen Konfrontation mit wider-streitenden wie komplementären Interpretationsansätzen und verliehihnen darin ihr charakteristisches, feines Profil. Werkgeschichtlich be-trachtet sind es die 1960er Jahre, die entscheidend für die Ausbildungseines eigenständigen Ansatzes einer phänomenologischen Herme-neutik werden, wie er in den hier versammelten Aufsätzen inhaltlichund methodisch auf die Probe gestellt und differenziert ausformuliertwird. Methodisch geführte Interpretationstechniken wie die Psycho-analyse und der zeitgenössische Strukturalismus werden als Heraus-forderungen und nach Integration verlangenden Anstößen für eineumwegige hermeneutische Reflexion aufgenommen, die den Ursprungdes Sinns dem unmittelbaren Bewusstsein entzogen und das Cogitodurch das gesamte Universum der Zeichen vermittelt sieht. Was bleibt,ist ein unablässiges Bemühen um fundierte Interpretation im Konfliktder Hermeneutiken zwischen Verdacht, Desillusion und Wiederher-stellung von Sinn. Zum ersten Mal auf Deutsch erscheint die wichtigeAuseinandersetzung mit Jean Nabert, in der die von Ricœur aufgebo-tenen Lösungsvorschläge und Schlichtungsinstanzen besonders deut-lich greifbar werden.

Der Autor:

Paul Ricœur (1913–2005), Professuren u.a. in Straßburg, an der Sor-bonne, in Paris-Nanterre und Chicago. Zahlreiche Werke zur Phäno-menologie und Hermeneutik, Sprach-, Subjekt- und Geschichtsphi-losophie.

Die Herausgeber:

Daniel Creutz, geb. 1978, Stipendiat des Promotionskollegs »Geschich-te und Erzählen« der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Disserta-tion zum Verhältnis von Historik und Hermeneutik bei J. G. Droysenund P. Ricœur.

Hans-Helmuth Gander, geb. 1954, Professor für Philosophie und Di-rektor des Husserl-Archives der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

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Paul Ricœur

Der Konfliktder Interpretationen

Ausgewählte Aufsätze(1960–1969)

Ausgewählt, herausgegebenund eingeleitet vonDaniel Creutz und Hans-Helmuth Gander

Verlag Karl Alber Freiburg /München

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Die französischen Originaltexte sind dem Band »Le conflit des inter-prétations« entnommen.© Editions du Seuil, 1969Dem Verlag Kösel in der Verlagsgruppe Random House, München,danken wir für die freundliche Genehmigung zum Abdruck derÜbersetzungen von neun Texten (vgl. Quellenverzeichnis).© Kösel Verlag, München, 1973–74

© VERLAG KARL ALBERin der Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2010Alle Rechte vorbehaltenwww.verlag-alber.de

Satz: SatzWeise, FöhrenDruck und Bindung: AZ Druck und Datentechnik, Kempten

Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier (säurefrei)Printed on acid-free paperPrinted in Germany

ISBN 978-3-495-48367-1

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Inhalt

Einleitung der Herausgeber:Hermeneutik des Konflikts als Methode . . . . . . . . . . . . 7

Existenz und Hermeneutik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Die Struktur, das Wort und das Ereignis . . . . . . . . . . . . 48

Heidegger und die Frage nach dem Subjekt . . . . . . . . . . 70

Die Frage nach dem Subjekt angesichts der Herausforderungder Semiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

Der Akt und das Zeichen nach Jean Nabert . . . . . . . . . . 120

Das Bewußte und das Unbewußte . . . . . . . . . . . . . . . 135

Technik und Nicht-Technik in der Interpretation . . . . . . . 162

Hermeneutik der Symbole und philosophische Reflexion (I) . 184

Hermeneutik der Symbole und philosophische Reflexion (II) . 218

Interpretation des Strafmythos . . . . . . . . . . . . . . . . 239

Quellennachweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 267

Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271

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Einleitung der Herausgeber:Hermeneutik des Konflikts als Methode

In seiner Intellektuellen Autobiographie1 von 1995 betont Paul Ricœur(1913–2005) nachdrücklich die Bedeutung der strukturalistischen Se-miotik und der Psychoanalyse für seine eigene philosophische Ent-wicklung. Ricœurs Auseinandersetzung mit diesen für die 1960er Jahreso bedeutsamen Denkrichtungen kristallisiert sich in der 1969 unterdem Titel Le conflit des interprétations. Essais d’hermenéutique2 er-schienenen Aufsatzsammlung, die seither mehrere Neuauflagen er-fuhr. Das Buch rangiert unter den in den Literatur- und Kulturwissen-schaften weltweit fünf meistzitierten Werken Ricœurs.3 Ein von dieserallgemeinen Wertschätzung deutlich abweichendes Bild zeigt die deut-sche Publikations- und Rezeptionsgeschichte: Die erste nahezu voll-ständige Übersetzung – es fehlte einzig der hier erstmals in deutscherÜbertragung vorgelegte Aufsatz Der Akt und das Zeichen nach JeanNabert – wurde in zwei thematisch aufgefächerten Bänden unter denTiteln Hermeneutik und Strukturalismus (1973) und Hermeneutikund Psychoanalyse (1974) veröffentlicht, erlebte aber nur eine Auflageund ist im Buchhandel seit langer Zeit vergriffen.4 Entsprechend sinddie Bezugnahmen innerhalb der stetig wachsenden deutschsprachigenForschungsliteratur hinsichtlich des »frühen Ricœur« eher gering, ge-rade auch im Vergleich zu seinen großen, die hermeneutische Diskus-

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1 P. Ricœur: Eine Intellektuelle Autobiographie, in: Vom Text zur Person. Herme-neutische Aufsätze (1970–1999), übers. u. hrsg. v. P. Welsen, Hamburg 2005, 3–78.2 P. Ricœur: Le conflit des interprétations. Essais d’herméneutique, Paris 1969.3 Vgl. J.-P. Warren: Classicisme et interdisciplinarité. Une brève analyse bi-bliométrique des références à Paul Ricœur, 3 (www.fondsricoeur.fr/espacechercheurs, 20.08.2009).4 P. Ricœur: Hermeneutik und Strukturalismus. Der Konflikt der Interpretatio-nen I, übers. v. J. Rütsche, München 1973; P. Ricœur: Hermeneutik und Psycho-analyse. Der Konflikt der Interpretationen II, übers. v. J. Rütsche, München 1974.

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sion nachhaltig beeinflussenden Werken zur Metaphern-, Zeit- undErzähltheorie sowie zur Subjekt- und Handlungsphilosophie.5

In dieser Hinsicht teilt Der Konflikt der Interpretationen imdeutschsprachigen Raum das Schicksal der anderen Aufsatzsammlun-gen Ricœurs. Denn der Nachfolgeband Du texte à l’action. Essaisd’herméneutique II6 liegt bislang genauso wenig in geschlossener,übersetzter Form vor wie seine gesammelten Studien zur Phänomeno-logie7. Auch Ricœurs zahlreiche Beiträge zu einzelnen Philosophen, zufür ihn bedeutsamen Schriften und philosophischen Disziplinen,8 ins-besondere zur politischen Philosophie9 bleiben hierzulande bislangweitgehend unbeachtet. Dabei sind es gerade diese kürzeren und poin-tierten Gelegenheitsschriften, die herausragende Orientierungspunktein der Weite des Ricœurschen Denkens abgeben, da er in ihnen die fürihn wegweisenden methodischen Überlegungen zusammenfasst, dieIntensität und Qualität seiner Bezugnahmen auf bestimmte Positionenbegründet, die Umgebung der ihn interessierenden Sachgebiete son-diert und nicht zuletzt die zentralen Thesen in ihrem Zusammenhangentwickelt, die in den Interpretationen seiner breit angelegten Mono-graphien minutiös auf die Probe gestellt werden. Daher eignen sichdiese Arbeiten besonders gut, um Ricœurs philosophisches Unterneh-men, das eine große Kontinuität der Fragestellungen kennt, aber auchsachlich und methodisch geforderte Umorientierungen nicht scheut, inden entscheidenden Stationen historisch wie systematisch zu verdeut-lichen.

Aus dieser Einsicht wuchs der Entschluss, die philosophisch prä-gnantesten der früheren Aufsätze Ricœurs erneut zugänglich zu ma-chen. Denn zusammen mit einer inzwischen vorliegenden Auswahlaus späteren Texten10 vermitteln sie einen fundierten Überblick überdie Grundannahmen und die Themengebiete von Ricœurs eigenstän-diger und eigenwilliger Hermeneutik. Das erscheint auch darum von-nöten, weil die rasch einsetzende intensive theologische Rezeption der-

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Hermeneutik des Konflikts als Methode

5 P. Ricœur: Die lebendige Metapher, München 1986 [frz. 1975]; P. Ricœur: Zeitund Erzählung, Bd. I-III, München 1988–91 [frz. 1983–85]; P. Ricœur: Das Selbstals ein Anderer, München 1996 [frz. 1990].6 P. Ricœur: Du texte à l’action. Essais d’herméneutique II, Paris 1986.7 P. Ricœur: A l’école de la phénoménologie, Paris 1986.8 P. Ricœur: Lectures, Bd. I-III, Paris 1991–1994.9 P. Ricœur: Le juste, Bd. I/II, Paris 1995/2001.10 P. Ricœur: Vom Text zur Person.

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jenigen Beiträge, die sich exegetischen oder auf die symbolische undmythische Dimension des biblischen Diskurses gerichteten Fragenwidmen, vorschnell hinsichtlich der frühen Schriften den Eindruckentstehen ließ, Ricœurs Frühwerk leiste vornehmlich einen Beitragzur Religionsphänomenologie und theologischen Symbolforschung.Richtlinie für die Auswahl des vorliegenden Bandes war die philoso-phische Relevanz der Texte, wie sie sich für den heutigen Leser nachvierzig Jahren mit Blick auf Ricœurs Denkweg darstellt. Im Folgendensoll die innere Kohärenz der unter ihrem bekannten Titel belassenen,jedoch von uns neu gruppierten Sammlung anhand einiger systemati-scher Verortungen, Argumentationslinien und Querverbindungen derausgewählten Aufsätze näherhin verdeutlicht werden.

Nathalie Sarraute brachte in ihrem erstmals 1950 veröffentlichtenAufsatz L’ère du soupçon11 das Grundcharakteristikum der Modernefür den Bereich der Romantheorie so auf den Begriff, dass Autor wieLeser zunehmend weniger an eine die jeweilige Geschichte machtvollzusammenhaltende Romanfigur und die jeweiligen sprachlichen Ver-fahren, die ein starkes, greifbares Ich konturieren sollten, glaubenkönnten – sie seien »Gegenstand gegenseitigen Misstrauens geworden,das verwüstete Terrain des Einverständnisses, auf dem sich Autor undLeser feindlich gegenüberstehen.«12 ›Krise des Subjekts‹, ausgelöstinsbesondere durch Einsichten der Psychoanalyse, die das wache Be-wusstsein als ein verzerrtes Symptom der Tiefensysteme des Vor- undUnbewussten ausweist, und ›Krise der Sprache‹, verursacht v. a. durchdie strukturalistisch-semiologischen Untersuchungen sprachlich-auto-nomer Bedeutungsproduktion im Bereich der langue – mit diesenSchlagwörtern resümiert Ricœur wenig später die ihm am dringlich-sten erscheinenden aktuellen philosophischen Probleme, die in gewan-delter Form für seine gesamte weitere philosophische Arbeit entschei-

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Hermeneutik des Konflikts als Methode

11 N. Sarraute: Das Zeitalter des Mißtrauens [1950], in: dies.: Zeitalter des Miß-trauens. Essays über den Roman, Frankfurt/M. 1975, 41–54. ›Soupçon‹ wäre al-lerdings richtiger mit ›Verdacht‹ zu übersetzen. Das machte auch eine von Sarrau-te selbst eingeräumte Verbindung ihrer Diagnose mit der modernen Bewegungeiner Entschlüsselung im Bewusstsein auftretender sekundärer Sinneffekte (v. a.Marx, Nietzsche, Freud) deutlich, für die Ricœur später den Ausdruck ›Hermeneu-tik des Verdachts‹ prägen sollte, auch wenn nicht zu belegen ist, dass Ricœur sichfür diese Prägung an Sarraute orientiert hat.12 Ebd., 43.

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dend bleiben sollten.13 Das zentrale Feld, auf dem diese beiden Heraus-forderungen zusammentreffen, wird von Ricœur als dasjenige einerallgemeinen Zeichentheorie identifiziert, die den Ausgang von der wil-lentlichen Selbstsetzung, von der Durchsichtigkeit des Subjekts für sichselbst und der adäquaten Reflexion durch sich selbst als narzisstischeIllusion zu entlarven sucht. Mit der Durchsetzung einer solchen ›Her-meneutik des Verdachts‹, die die Funktion des Bewusstseins als Ur-sprungsort von Sinn in Abrede stellt, insofern es von untergründigenWunsch-, Trieb-, Willens- und Zeichenökonomien abhängig ist, stehtaber nicht nur die Einheit des menschlichen Sprechens und der mensch-lichen Selbstauffassung in Frage, sondern ebenso die Möglichkeit einerphilosophischen Reflexion, die traditionell in der Unbezweifelbarkeitund adäquaten Erfassung der eigenen Bewusstseinsakte (Descartes), inder Selbstsetzung des Ich in einer ursprünglichen Tathandlung (Fichte)oder – in Radikalisierung des cartesianischen Anspruchs – in der Re-duktion auf die konstitutiven Leistungen der transzendentalen Subjek-tivität und der darin sich erschließenden Bedeutungsdimension (Hus-serl) ihr Fundament fand.

Auch nach den Kritiken am vermeintlich unmittelbaren, als›falsch‹ deklarierten Bewusstsein bleibt das Bewusstsein unbestreitbardennoch der Ort, an dem sich Sinneffekte zeigen können und an demsie analysierbar werden. Allerdings muss die darauf gerichtete Refle-xion sich mit der Radikalisierung des Zweifels umgestalten und zuneh-mend kritische Interpretationstechniken integrieren. Im Gegenzug zubewusstseinszentrierten Reflexionsphilosophien beruft sich Ricœur zudiesem Zweck auf Ansätze, die – wie z. B. bei Leibniz und Spinoza er-kennbar – bereits lange vor den ›Meistern des Verdachts‹ den Primatdes Wunsches, Triebes und Begehrens vor jedem bewussten Willensakthervorgehoben hatten. Damit sollen die Möglichkeiten zur Anlageeiner erneuerten, dezentrierten Reflexionsphilosophie sondiert wer-den, die von einer anfänglichen, unüberspringbaren Veräußerung desCogito ausgeht, von einer Priorität des ›Ich bin‹ gegenüber dem ›Ichdenke‹, und das Cogito als immer schon vermittelt in der gesamtenWelt der Zeichen denkt, über deren Interpretation es sich unablässigzurückzugewinnen hat: dass es ist, bleibt zwar eine apodiktische Set-zung, was und wie es aber konkret ist, das ist nicht mehr adäquat aus-

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13 Vgl. P. Ricœur: Die Interpretation. Ein Versuch über Freud, Frankfurt/M. 1969[frz. 1965], 68 ff.

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zusagen, sondern muss interpretierend stets neu erschlossen und an-geeignet werden. Zur Konturierung dieser Art ›konkreter Reflexion‹greift Ricœur sowohl auf den Erneuerer der reflexiven französischenTradition, Jean Nabert, zurück, der die sekundären Wiedererlangungs-bewegungen der ursprünglichen Bewusstseinsakte über die Ausdrückeund Zeichen, in denen sie sich bekunden, für das ethisch-zentrale Frei-heitsproblem untersucht hatte, als auch auf ein hervorstechendes Mo-tiv der hermeneutischen Philosophie Diltheys, die von den Objektiva-tionsgestalten des Lebens ausgehend auf die darin fassbar werdendensinnbildenden Kräfte zurückschließt. Ricœur, der auf seinem philoso-phischen Weg schon früh die eidetische Phänomenologie als strengemethodische Ergänzung zur existenzialphilosophischen Stoßrichtungeines Karl Jaspers und Gabriel Marcels einsetzte und eine vielbeachtetekommentierte Übersetzung von Husserls Ideen I vorgelegt hatte,14

konstatiert nun die Notwendigkeit einer ›Aufpropfung‹ (greffe) deshermeneutischen Problems auf die phänomenologische Methode undeiner hermeneutischen Erweiterung der Reflexionsphilosophie, wie ersie durch Nabert auf den Weg gebracht sieht.

Man kann diese Forderung als Indiz einer in der Forschungslitera-tur inzwischen zum topos gewordenen »hermeneutische[n] Wende«15

seiner Philosophie nehmen, wie sie sich in der Untersuchung zur Sym-bolik des Bösen16 ankündigt, die das philosophische Denken mit seinenrationalen Setzungen auf eine nachträgliche Reflexion und Entziffe-rung der symbolischen Sinnvorgaben festlegt (»Das Symbol gibt zudenken«), doch bieten gerade die im vorliegenden Band versammeltenBeiträge darüber hinaus deutliche Anhaltspunkte zur Spezifizierungderjenigen systematischen Denkfiguren und Schlüsselkonzepte, dieden anfänglichen hermeneutischen Impuls Ricœurs en detail charakte-risieren. Dabei wird die fortsetzungsfähige Linie einer hermeneutischgewandelten und damit ihre Abstraktheit überwindenden Reflexions-philosophie des Öfteren mit einer zu konzipierenden philosophischenAnthropologie in Bezug gesetzt, die eine ›Aufnahmestruktur‹ für die

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Hermeneutik des Konflikts als Methode

14 E. Husserl: Idées directrices pour une phénoménologie (Idées 1), traductionavec une introduction et notes critiques par P. Ricœur, Paris 1950.15 So zuerst B. Waldenfels: Phänomenologie in Frankreich, Frankfurt/M. 1983,293.16 P. Ricœur: Symbolik des Bösen. Phänomenologie der Schuld II, Freiburg/Mün-chen 1971 [frz. 1960].

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Lehren von Psychoanalyse, Semiologie und Linguistik als den maßgeb-lichen Zeichenwissenschaften bieten soll. Letztlich aber zielt Ricœurauf eine hermeneutische Variante der Phänomenologie, die den episte-mologischen Umweg über die für sie relevanten, weil ihre eigenen Vor-aussetzungen in neuem Licht zeigenden und methodische Technikenbereitstellenden Wissenschaften zulassen und so die ontologische Pro-blematik verschieben kann. Sie hat vor diesem Hintergrund sodann dieStufen der Semantik und der Reflexion zu durchlaufen, um schließlichauf einer existenziellen Ebene ontologische Fragen auf gefestigter undbreiterer Basis etablieren zu können. Die erklärende Erschließungsprachlicher und symbolischer Bedeutungen gewinnt dann philosophi-sches Gewicht, wenn sie reflexiv mit der Problematik des Selbstverste-hens verbunden wird, das über die kulturellen Objektivierungen, diesprachlichen Zeichen und allgemein über ein Verstehen des Anderenzu führen ist und so in eine existenzielle Dimension mündet, in der dieStruktur des immer schon gesetzten und interpretierten Seins kon-kretisierbar wird, das wir je sind.

Die für diese Art philosophischer Hermeneutik bezeichnende Ein-beziehung der reflexiven Dimension sichert zugleich ihre kritischeFunktion auch im Hinblick auf das eigene Selbstverständnis, indemsie die erkenntnistheoretischen wie ontologischen Implikationen einerjeden ›hermeneutischen Stilform‹ und Interpretationsweise freilegt,ihre theoretische Reichweite absteckt und damit jegliche Prätentionauf Deutungstotalität zurückweist: Allein im Widerstreit der Interpre-tationen kann sich eine Ahnung des vollen, erfüllten Sinns und desinterpretierten Seins einstellen. Es ist dieses Programm, dass seinenUrheber als einen Denker des Konflikts kennzeichnet, der auf der Irre-duzibilität konfligierender Interpretationen besteht und zugleich einengemeinsamen Grund für den Austrag eines konfliktuellen Dialogs her-meneutisch zu erschließen sucht, in dem die jeweiligen Begrenzungender Positionen erst deutlich hervortreten, ihre Begründungsebenenidentifiziert und ihre unterschiedlichen Schwerpunktsetzungen der Sa-che angemessen miteinander vermittelt werden können. Mehr noch:Indem er das »Gesetz des Konflikts«17 als Motor aller zwischen-menschlichen Denk- und Handlungsformen ausweist, setzt er sich inStand, Einsprüche gegen die eigene Argumentation anzuerkennen und

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Hermeneutik des Konflikts als Methode

17 P. Ricœur: Le conflit, signe de contradiction et d’unité?, in: Chronique sociale deFrance 80, 1972, 77–93, hier 85.

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zu prüfen, die Verunsicherung durch die jeweils markantesten Gegen-positionen zu suchen und sein Philosophieren selbst zum Streitfeld derkonkurrierenden Interpretationsbegriffe und -bewegungen zu machen.In einem solchen philosophischen Gestus geht das Bemühen um in-tellektuelle Redlichkeit einher mit dem Streben nach ethischer Wahr-haftigkeit, wie es Ricœur in seiner intellektuellen Autobiographie for-muliert: »Die Anerkennung der Gleichberechtigung rivalisierenderInterpretationen schien mir zu einer wahrhaftigen Deontologie der Re-flexion und der philosophischen Spekulation zu gehören.«18

Der einleitende Beitrag Existenz und Hermeneutik entfaltet die-sen Anspruch und die zu seiner Einlösung nötigen Thematisierungs-stufen summarisch und exemplarisch. Die geforderte Verschränkungvon Phänomenologie, Hermeneutik und Reflexion wird auf einen ›lan-gen Weg‹ verwiesen, der über die Einbeziehung methodisch geführterSprach- und Symbolanalysen führt und sich von einem ›kurzen Weg‹abhebt, wie ihn Ricœur in der exklusiv ontologischen Stoßrichtung derDaseinsanalytik Heideggers beschritten sieht, die Verstehen nichtmehr als Erkenntnismodus, sondern ausschließlich als Seinsweisemenschlichen, sich durch ein geschichtlich gewachsenes Seinsverständ-nis auszeichnenden Daseins untersucht. Vermieden werden soll so eingegenseitiges Ausspielen von im Verstehen angezielter Wahrheit undinterpretationswissenschaftlicher Methodik, die in der sich von Hus-serl und Heidegger herschreibenden Tradition mit objektivistisch um-gelenkten, abgeleiteten Deprivationsgestalten der lebensweltlichen Er-fahrung und des ursprünglichen Verstehens assoziiert wurde. Dassaber Heidegger – wie im Übrigen dann auch Gadamer19 – eine wichtige

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Hermeneutik des Konflikts als Methode

18 P. Ricœur: Vom Text zur Person, 31.19 Die direkte, wenn auch deutlich später geführte Debatte mit Gadamer trägt denKonflikt der Interpretationen bezeichnenderweise wieder im Titel. Trotz des gro-ßen diplomatischen Geschicks beider Seiten, treten die umstrittenen Punkte deut-lich hervor: Während Ricœur erklärende und verstehende, reduktiv-enteignendeund progressiv-wiederaneignende Interpretationsansätze – wenn auch auf ver-schiedenen Ebenen – zu ihrem Recht kommen lassen möchte und die Vermittlungbeider zur zentralen Aufgabe der Philosophie erhebt, plädiert Gadamer für dieexklusive hermeneutische Priorität eines integrativen lebensweltlichen Verste-hens und bezweifelt die Möglichkeit seiner Vermittlung mit desintegrativen An-sätzen auf einem ›dritten Weg‹ der Interpretation. Vgl. P. Ricœur: The Conflict ofInterpretations: Debate with Hans-Georg Gadamer [1982], in: Reflection and Ima-gination. A Ricœur Reader, hg. v. M. J. Valdés, New York u.a. 1991, 216–241.

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und respektierte Bezugsgröße des Ricœurschen Denkens ist und bleibt,belegt nicht nur die im Horizont aller seiner philosophischen Erkun-dungen verbleibende ontologische Dimension, sondern spezieller auchdie konsequente Weiterverfolgung von Heideggers ›Hermeneutik des›Ich bin‹‹, die im Beitrag Heidegger und die Frage nach dem Subjekt alsauch jenseits der sog. ›Kehre‹ seines Denkens sich durchhaltende the-matische Kontinuität aufgezeigt wird und später mit ihrem Zentral-begriff der ›Selbstheit‹ in Ricœurs großer, über den Umweg der analy-tischen Philosophie geführten Untersuchung zur ›Hermeneutik desSelbst‹ eine Wiederaufnahme findet.20

Während in dieser späteren Auseinandersetzung der handlungs-theoretisch-ethische Aspekt in den Vordergrund rücken wird, bleibenin der früheren Denkphase zunächst die Sprache und ihre Semantik dieDomänen, in denen über die Seinsweise und das Selbstverständniseines bereits vor jeder Reflexion als Seiendes gesetzten und interpre-tierten, und damit in seiner Eigenbewusstheit und Selbstverfügung›gebrochenen‹ Cogito entschieden wird. Ricœur plädiert in diesemRahmen sogar für eine zeitweise Einklammerung der Frage nach demStatus des Subjekts und eine vorübergehende Beschränkung auf dieEbene der Bedeutungstheorie, bis die unterschiedlichen Zeichenwis-senschaften zusammengeführt und ihre wechselseitigen Begrenzungenausgemacht sind. Dazu ist eine Definition des ›hermeneutischen Fel-des‹ unabdingbar, in dem sich Verbindungen zwischen ihnen herstel-len, ihre Deutungskonflikte austragen und Vermittlungsvorschlägevorbringen lassen. Der Einleitungsaufsatz bestimmt es genauer alskonstituiert durch äquivoke, ›doppelsinnige Ausdrücke‹, die auch mitdem Symbolbegriff belegt werden: Symbole sind Sinnstrukturen, indenen ein erster wörtlicher Sinn auf einen mittelbaren, übertragenenzweiten verweist, der aber nur über den ersten Sinnträger erschlossenwerden kann. Korrelativ hierzu wird der Interpretationsbegriff defi-niert, der jede rationale Arbeit abdecken soll, die in der offenbarenBedeutung die verborgenen Bedeutungsschichten entschlüsseln will.Durch diese Bestimmung des Doppelsinns als entscheidendes gemein-sames Interpretandum rücken spezielle und allgemeine Hermeneuti-ken im semantischen Feld eng zusammen. Auch die philosophischeHermeneutik wird auf dieser ersten Stufe in den Deutungskonflikt ex-egetischer, linguistischer und psychoanalytischer Ansätze hineinge-

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20 Vgl. P. Ricœur: Das Selbst als ein Anderer, bes. 153 f., 220, 372ff.

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zogen, ohne unmittelbar, von höherer, gleichsam sprunghaft erreichterreflexiver Warte aus Schiedssprüche zwischen ihnen fällen zu können.

Die Vielfalt der durch doppelsinnige Verweisung charakterisiertensymbolischen Formen und die Pluralität der hermeneutischen Diszipli-nen, die die symbolische Überdeterminierung jeweils gemäß eines be-stimmten theoretischen Modells reduzieren und ›übersetzen‹, verlangtnach einer Inventarisierung der symbolischen Ausdrucksformen, nacheiner ihre inhärenten Strukturen vergleichenden semantischen ›Krite-riologie‹ sowie nach einer die Grenzen der vorherrschenden Deutungs-hinsichten herausstellenden Kritik der Interpretationsverfahren. Vondieser Aufgabenstellung aus erschließen sich innerhalb des Ricœur-schen Œuvres vielfältige, sowohl in die Vergangenheit als auch in dieZukunft reichende Bezüge: Während Ricœur der Schuldsymbolik, dieihm den Schlüssel zu konkreten Situationen und Konstellationenmenschlicher Fehlbarkeit an die Hand gegeben hatte, bereits eine ein-dringliche Untersuchung gewidmet und sich der Traum- und Mythen-symbolik über eine philosophische Deutung der Psychoanalyse weitergenähert hatte, sind auch die folgenden Studien zur Funktions- undWirkungsweise der Metapher und der Konfiguration von kontin-genten, einander widerstreitenden Zeiterfahrungen in faktualen undfiktionalen Erzählformen noch an das hier dargelegte Programm anzu-binden. Denn all diese Forschungen verbindet der Versuch einer Aus-einanderlegung verschiedener Symbolisierungsverfahren und ihrerSinndimensionen, ihrer Logiken und Referentialitäten, die sich an dersprachlichen Oberfläche zu einer Art geregelter Polysemie oder abereinem gemischten und überkreuzten Diskurs zusammengezogen ha-ben, wenn auch die um eine Erklärung der jeweiligen symbolischenStruktur ringenden Gesprächspartner wechseln. Die Anlage aller fol-genden Analysen wird dabei bereits vom Umgang mit der strukturali-stischen Semiologie und der Psychoanalyse vorgezeichnet, deren Auf-stieg zu einer verstörenden philosophischen Herausforderung sichschwerpunktmäßig auf zu differenzierenden Ebenen vollzieht.

Auf einer gewissermaßen noch vorsemantischen, rein semiologi-schen Stufe operiert der klassische – durch die phonologischen Studiende Saussures grundgelegte – linguistische Strukturalismus, der die mitempirischen Methoden erforschbare Seite der Sprache auf das ge-schlossenen System der langue beschränkt und ihm ein konstitutivesPrimat zugesprochen hatte, innerhalb dessen die Wertigkeit von Zei-chen sich allein aus ihren differentiellen Relationen zur Gesamtheit

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aller anderen Zeichen ergibt. Das Zeichen steht nicht mehr für einDing in der Welt außerhalb des Systems; jede freie Kombination undpotentielle Transformation der Elemente durch intentionale Akte einesSubjekts im Sprechen (parole) oder im Redeereignis (discours) werdenaus der Analyse ausgeschlossen. Es regiert die Differenz, nicht mehrdas Subjekt. Anstatt diese methodisch herbeigeführte Antinomie je-doch in Richtung einer Phänomenologie des Sprechens und der fungie-renden Rede zu überspringen, wie es Merleau-Ponty zum Vorwurf ge-macht wird,21 will sie Ricœur denkerisch durchlaufen, die durch siefreigesetzten Erklärungskräfte nutzen und darüber Sprachebenen zu-rückgewinnen, die es gestatten, sie dialektisch in einer neuen Einheitzu vermitteln.

Der Beitrag Die Struktur, das Wort, das Ereignis bestimmt imAnschluss an Émile Benveniste – Ricœur rezipierte linguistische Theo-rien wie die Benvenistes, Chomskys oder Guillaumes lange bevor diesein den französischen Sprachwissenschaften selbst verstärkte Aufmerk-samkeit erfuhren – die ›Rede-Instanz‹, die als kleinste Einheit den Satzkennt, als den transitorischen Akt, in dem erst die eigentlich semanti-sche Stufe erreicht wird, insofern jemand zu jemandem etwas überetwas sagt, in diesem Sprachereignis das virtuelle Zeichensystem auf-greift und realisiert, einen Selbst- und Fremdbezug herstellt undgleichzeitig mit der Bedeutungsintention eine Referenz auf die Realitätweltlicher Ereignisse einsetzt. Als Vermittler zwischen System undRedeereignis, als Ort des Austrags ihrer Antinomie, erscheint bei Ri-cœur das Wort, das zwar in der Virtualität des Systems verwurzelt ist,durch sein Aufgegriffen-werden und seine Kontextualisierung im ge-sprochenen Satz sich jedoch mit neuen Bedeutungen anreichert, umsich mit verändertem Gebrauchswert wieder in das System rückzuglie-dern und ein historisches Element in es zu implementieren. Das Wortwird zum Ort, an dem die Wechsel- und Austauschbeziehung von Sy-stem und Akt, von Struktur und Ereignis, von synchroner Virtualitätund genetischer Historizität greifbar und die Bedeutungsproduktionzwischen systemischer Präfiguration und intentionaler Umsetzungund Weiterbildung analysierbar wird.

Für die phänomenologische Tradition zieht Ricœur daraus zweiFolgerungen: Erstens muss sie die cartesianische Fixierung auf ein ab-

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21 Vgl. dazu den Beitrag Die Frage nach dem Subjekt angesichts der Herausforde-rung der Semiologie.

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solutes Bewusstsein aufgeben und die Setzung des Subjekts im Wortund der Rede-Instanz selber sichtbar machen und hat deshalb zweitensdie für sie konstitutive Operation der Reduktion sprachlich zu reinter-pretieren und als Möglichkeitsbedingung der Symbolfunktion aus-zuweisen. Die reduktive Distanznahme von den innerweltlichen Gel-tungen, die Seiendes in seinem Sinn für ein Bewusstsein zeigt, wäredamit nurmehr die negative Kehrseite der Möglichkeit, das Wirklichezu bezeichnen, sich referentiell und bedeutungsgebend wieder auf esbeziehen zu können und parallel zu dieser Bezugnahme in der Rede einSelbstverhältnis zu unterhalten, das sich sukzessive – vermittels unab-lässiger Interpretationsarbeit – zu einem Selbstbewusstsein im starkenSinne steigern kann. Von dieser über die Semantik erreichten reflexi-ven Ebene aus ist das Subjekt zwar nicht mehr als Ursprung der Zei-chen anzusprechen, wohl aber als Bedingung von Bezeichnung undReferenz. Im Wort stellt es einen Weltbezug her und konkretisiertüber diesen sein Selbstverständnis. Es erstaunt nicht, dass gerade dieserhermeneutisch grundierte Gedankengang auf folgende Arbeiten vor-deutet, in denen Ricœur seine an der Symbolstruktur orientierte Her-meneutik zu einer auf handlungstheoretische Fragen ausgreifendenTexthermeneutik weiterentwickelt: Denn er verlegt die volle herme-neutische Virulenz der Dialektik von System und Funktion bereits andieser Stelle in längere Sequenz- und Kohärenzbildungen, wie sie den›Zusammenhang eines Textes‹, die Struktur einer Erzählung kenn-zeichnen; die Auseinandersetzung mit der Semiologie und ihre Kon-frontation mit der Phänomenologie ist die Geburtsstunde einer all-gemeinen Hermeneutik nach einem ›Modell des Textes‹.22

Vor noch radikalere Herausforderungen sieht sich die Phänome-nologie allerdings durch die Psychoanalyse Freuds und ihre metapsy-chologische Theorie gestellt. Von ihrem topisch-ökonomischen Stand-punkt aus erscheint das Subjekt in die Bereiche des Unbewussten, desVorbewussten und des Bewussten distribuiert, die als Systeme, als Ge-fühls- und Vorstellungskomplexe, durch je eigene Gesetze beherrschtwerden und sinnbildende Tiefenbeziehungen zueinander unterhalten,die auf keine erlebte Bewusstseinsqualität reduzierbar sind. Das be-

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22 Vgl. P. Ricœur: Der Text als Modell: hermeneutisches Verstehen [1971], in:Seminar: Die Hermeneutik und die Wissenschaften, hrsg. v. H.-G. Gadamer undG. Boehm, Frankfurt/M. 1978, 83–117.

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wusste Ich, das zwischen der Realität sowie den ›Rollen‹ der im Über-Ich internalisierten überwachenden und richtenden Instanz und demim Es inkarnierten Wunsch- und Triebleben, die beide gleichermaßendem System des Unbewussten angehören, vermitteln muss, ist voneben jenem Unbewussten durch einen Schleier der Verdrängung ge-trennt. Die in ihm auftretenden Sinneffekte sind von der Logik ihrerHervorbringung abgeschnitten, Bewusstsein stellt also keinen Anfangmehr dar, vielmehr wird Bewusstwerdung zur entscheidenden Auf-gabe. Der Aufsatz Das Bewußte und das Unbewußte, der bereits densystematischen Rahmen der fünf Jahre später erscheinenden philoso-phischen Freud-Interpretation absteckt, untersucht die Lehren dieser›Anti-Phänomenologie‹ für die Reformulation der Reflexionsphiloso-phie und leistet gleichzeitig – wie auch im Falle der Semiologie gesehen– die geforderte Kritik der psychoanalytischen Modelle und Interpre-tationstechniken, insoweit sie ihren Gegenstand durch die Art ihrerBezugnahme erst konstituieren. Ihre nachhaltigste philosophischeAufnahme erfährt die Psychoanalyse auf der existenziellen Ebene, in-sofern die ihr zugrunde liegende, rekonstruktiv erschlossene Ontologiein eine Dialektik aus regressiver Sinnkritik und progressiver Sinnwie-derherstellung eingespeist wird. Doch nicht nur in systematischer Be-trachtung handelt es sich bei diesem Text um eine Wegmarke. SeineEntstehung ist mit einer bekannten Anekdote verknüpft, die für diekonfliktuelle Außenseiterstellung Ricœurs im Kreis der französischen›Meisterdenker‹ bezeichnend ist.23

Der Psychiater Henri Ey organisierte 1960 in Bonneval ein Kollo-quium über das Unbewusste für seinen Freund Jacques Lacan, der dortseine heterodoxen Thesen promovieren sollte. Lacan, der – sich auf diestrukturalistische Renovierung der Humanwissenschaften stützend –eine Interpretation des Unbewussten vertrat, wonach dieses wie einsprachliches System und eine symbolische Ordnung strukturiert sei,war seit einiger Zeit auf der Suche nach einer philosophischen Legiti-mation für die Wissenschaftlichkeit seiner Annahmen. Nachdem ersich enttäuscht von Merleau-Ponty abgewandt hatte, konzentriertensich seine ganzen Hoffnungen nun auf Ricœur, dessen Vortrag DasBewußte und das Unbewußte er bewundert. Das wiederum ist verwun-derlich, da Ricœur hier entschieden einem naiven Realismus entgegen-

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23 Vgl. zum Folgenden F. Dosse: Paul Ricœur. Les sens d’une vie, Paris 2001, 321–342.

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tritt, indem er das Unbewusste als vermittels derjenigen hermeneuti-schen Techniken konstituiert ansah, die eine Entzifferung der Vorstel-lungsrepräsentationen der Triebe anstreben, und zudem davor gewarnthatte, die derart im analytischen Prozess erarbeitete Sinnbildung in dasUnbewusste zurückzuprojizieren. Von daher hat es eine gewisse innereFolgerichtigkeit, dass sich das Verhältnis zwischen Lacan und Ricœurzunehmend als ein einziges Missverständnis erweisen sollte. Ricœurnahm zwar auf Einladung an Lacans berühmten Seminar teil, obwohler nach eigener Aussage wenig bis nichts verstand und sich auch nichtdavon geschmeichelt fühlen konnte, dass Lacan ihm den Hof machte.Auf einer der von Enrico Castelli jährlich in Rom organisierten Tagun-gen, denen Ricœur große Bedeutung zumaß und anlässlich derer dieletzten vier Texte des vorliegenden Bandes verfasst wurden, kam esdann 1964 zum persönlichen Bruch. Es folgten vielfach verletzendeDiffamierungen seitens Lacans und seiner Adepten. So erschienen nachder Veröffentlichung des Freud-Buches in den wichtigsten intellektu-ellen französischen Zeitschriften Verrisse, in denen Ricœur des Plagi-ats, gleichzeitig aber auch eines anachronistischen Spiritualismus undeiner Vermengung von Psychoanalyse und Religion bezichtigt wurde.Lacan betrieb unverzüglich die bis dahin von ihm selbst stets abgelehn-te Publikation seiner Écrits, um seine nach eigener Einschätzung vonRicœur verzerrt kopierten Ansichten einem größeren Publikum zu-gänglich zu machen. Ricœur, der sich im intellektuellen Klima von Pa-ris weniger denn je aufgehoben fühlt, verlässt nicht zuletzt aufgrunddieses Kesseltreibens die Sorbonne, geht zunächst an die neugegründe-te Universität Nanterre und intensiviert zudem seine Kontakte in dieUSA. Seit 1966 vertritt er an der University of Chicago den LehrstuhlPaul Tillichs, den er 1970 dann offiziell übernimmt. Es sollte zwanzigJahre dauern, bis Ricœur erneut zur Psychoanalyse Stellung nimmt,und dreißig Jahre, bis er endlich einer Neuausgabe des Freud-Bucheszustimmt.

Doch zurück zu den Texten: Zu einer Zeit, in der die epistemolo-gischen Grundlagen der Psychoanalyse insbesondere in der angelsäch-sischen Welt als unwissenschaftlich, insofern nicht falsifizierbar, unterBeschuss stehen, hebt Ricœur die Berechtigung ihres gemischten Dis-kurses hervor, der anderen Regeln gehorcht als die experimentellenWissenschaften, wie im Übrigen auch die Historie, deren Arbeit amkulturellen Gedächtnis Ricœur in seinem Alterswerk mit psychoanaly-tischen Konzepten, wie einer dem Wiederholungszwang entgegenwir-

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kenden Trauerarbeit, zu fassen versucht.24 Ihr Oszillieren zwischeneiner hermeneutischen und einer ökonomischen Argumentationsfüh-rung, zwischen Kraft und Sprache, Energie und Sinn entspricht nachRicœur exakt den Vorgegebenheiten unserer Existenz, insofern ihrGrund ein Wunsch und Streben ist, das genauso wenig in physischerKausalität aufzulösen ist wie dieses Unbewusste auch kein reinesSprachspiel bedeuten kann, wie es Lacan nahelegte. Allein die entschei-dende therapeutische Arbeit vollzieht sich ganz im Bereich des Wortesund der Sprache, denn das Unbewusste ist nur in der Interpretation derTräume, Phantasiebilder und archaischen Symboliken zu erkennen, dieaus der Vor- bzw. Unzeitigkeit der unbewussten Wünsche heraufstei-gen; es besitzt empirische Realität, jedoch nur in soweit es diagnosti-ziert und interpretiert wird. Was die Interpretation anstrebt, ist abernicht die Beherrschung oder Manipulierung energetischer Prozesse.Das Primat der Hermeneutik in ihr speist sich aus ihrem Status als eine›Technik der Wahrhaftigkeit‹, die die Selbsterkenntnis über eine per-sonale Erzählung fördern und von der Selbstverkennung zur Anerken-nungsfähigkeit führen soll.25 Aufgrund seiner Illusionen und Idole,aufgrund der energetischen Widerstände, die die Schranke zwischenden psychischen Systemen bilden, kann diese Selbstauslegung jedochkein Bewusstsein für sich und allein leisten. Zu ihrer Durchführung istes konstitutiv auf den Anderen, auf ein ›Zeugenbewusstsein‹ angewie-sen, zugunsten dessen es sich enteignet, um sich in den angebotenenBedeutungen wieder aufgreifen und die zwanghafte Bindung an seineHerkunft und Kindheit durchbrechen zu können. Auf der existenziel-len Ebene wird so mit dem intersubjektiven auch der genealogischeZug der psychoanalytischen Hermeneutik sichtbar, den Ricœur im An-schluss an Merleau-Ponty als eine »Archäologie des Subjekts«26 be-zeichnet.

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24 Vgl. P. Ricœur: Gedächtnis, Geschichte, Vergessen, München 2004 [fr. 2000],115 ff.25 Vgl. dazu den Beitrag Technik und Nicht-Technik in der Interpretation.26 Vgl. M. Merleau-Ponty: Préface, in: A. Hesnard: L’œuvre de Freud et son im-portance pour le monde moderne, Paris 1960, 9. Merleau-Ponty spricht dort je-doch nur von ›notre archéologie‹, unserer Archäologie. Anders als Ricœur hebt erdie Konvergenz zwischen der Psychoanalyse und der Spätphilosophie Husserlshervor, die – wie er meint – mit ihrer Frage nach dem durch Historizität gekenn-zeichneten transzendentalen ›Tiefenleben‹, den phänomenologischen Idealismusder mittleren Zeit überwindet.

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Bezüglich dieser ontologischen Vorentscheidungen findet sieihren Gegenpol in einer prospektiven Hermeneutik, die den Sinn-ursprung nicht im Rücken des Subjekts ansetzt, sondern ihn vor esverlegt, insofern jede Bewusstseinsgestalt ihren vollen Sinn erst in dernächstfolgenden erlangt. Hegels Phänomenologie des Geistes stellt fürRicœur das Modell einer solchen ›Teleologie des Subjekts‹ dar, die des-wegen eine Hermeneutik bleibt, weil in ihr das Selbst in dem Maßeselbstbewusst wird, wie es sich das Leben des Geistes interpretierendaneignet, das sich in Institutionen, kulturellen Artefakten sowie dergesamten menschlichen Geschichte veräußert und objektiviert hat.Was die hermeneutisch gewendete Reflexionsphilosophie, wie sie Ri-cœur vorschwebt, auf der existenziellen Stufe zu leisten hat, ist nunnichts Geringeres, als die Dialektik zwischen dem analytischen Rück-gang zu den unbewussten Ursprüngen des Sinns – der Quelle unsererIch-Illusionen, Regressionen und Fixierungen – und dem syntheti-schen Vorgriff auf die Erfüllung des Sinns im Selbstbewusstsein undeinem emanzipierten, erwachsenen Dasein zu entfalten und in ihr dieentgegengesetzten Interpretationsrichtungen so miteinander zu ver-mitteln, dass sie verschiedene Momente und Möglichkeiten dermenschlichen, gesetzten Existenz innerhalb einer umgreifenden an-thropologischen Problematik erhellen.

Hier findet auch eine reflexiv durchdachte Religionsphänomeno-logie ihren Platz, die der existenziellen Dialektik einen eschatologi-schen Pol hinzufügen kann und damit die radikalste Entäußerung desBewusstseins bedeutet, da sie die Abhängigkeit des Menschen von undsein Verständnis durch die absolut gesetzten Zeichen des Heiligen be-schreibt. Gleichzeitig entfaltet sie eine ›Ordnung des Endes‹, die dieteleologische Perspektive wiederum dahingehend korrigieren kann,dass eine totale Vermittlung im absoluten Wissen unmöglich erscheint,insofern eine Vollendung durch die Symbole des Heiligen lediglich ver-heißen, ihr Überschusspotential jedoch nie in reiner Erkenntnis ein-zuholen ist.27 Die angezielte Ontologie der Existenz erweist sich dem-nach als genauso unvollendet, plural und in sich gebrochen wie dasCogito, das sie betreibt. Als solche bildet sie das telos eines denkerischdurchquerten, nicht aber aufgehobenen Konflikts der Interpretationen,wie dieser selbst ihr Ursprung und ihre unhintergehbare arché bleibt.

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27 Zur Polarität von Religionsphänomenologie, Psychoanalyse und Teleologie desGeistes vgl. den Beitrag Hermeneutik der Symbole und philosophische Reflexion II.

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Dass diese systematisierende Hermeneutik der Interpretationen-konflikte nicht allein als Metatheorie philosophischer Reflexion Rele-vanz beanspruchen, sondern ebenso als Methodik für die Auslegungkonkreter Symbol- und Mythenkomplexe dienen kann, belegen diebeiden Beiträge Hermeneutik der Symbole und philosophische Refle-xion (I) und Interpretation des Strafmythos. Während ersterer zumAusgangspunkt einer Symbolik des Bösen zurückkehrt und eine typo-logisierende Einteilung der Primärsymbole menschlicher Verfehlungin ein Schema der Innerlichkeit und eines der Exteriorität vornimmt,die im Versuch einer Verknüpfung der reflexiven Ebene einer mora-lischen Anschauung des Bösen und der spekulativen einer Versöhnungder Kontingenz des Bösen mit seiner Notwendigkeit wiederkehrt, ent-faltet letzterer die mythischen Grundlagen der Strafvorstellungen und-theorien mit dem Ziel, unter Anlegung der Strategie einer Entmytho-logisierung den rationalen Kern des Strafgesetzes in einer Willenslogikfreizulegen. Doch wird auch hier die reflexiv-dekonstruierende Inter-pretationsbewegung mit einer spekulativ-wiederherstellenden verbun-den, die in diesem Beitrag am weitesten vorangetrieben wird. Denneine Willenspoetik lokalisiert den Strafmythos in einer umfassenderenÖkonomie der Gnade und heilsgeschichtlichen Rechtfertigung, diezwar epochal gesehen unwiderruflich der Vergangenheit angehört,aufgrund ihres gebrochenen mythologischen Fortbestands unseremDenken aber weiterhin aufgegeben bleibt.

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Die ausgewählten Aufsätze werden in der soliden, von uns mit denOriginaltexten abgeglichenen Übertragung der deutschen Erstver-öffentlichung durch Johannes Rütsche wiedergegeben. Die Überset-zung wurde nach der inzwischen gefestigten deutschen Terminologievereinheitlicht, etliche Anmerkungen des Übersetzers aus demselbenGrund gestrichen und einige Übersetzungsfehler stillschweigend kor-rigiert. Der bislang nicht auf Deutsch zugängliche Text über Nabertwurde von Daniel Creutz übertragen. Die Herausgeber danken HerrnLukas Trabert, Leiter des Alber-Verlags, für die Bereitschaft, eine Neu-ausgabe der für die Ricœur-Forschung sowie die hermeneutische Dis-kussion insgesamt wichtigen Texte zu unternehmen.

Freiburg i.Br., im August 2009Hans-Helmuth GanderDaniel Creutz

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