Persönlichkeitsstörung (ICD 10, DSM IV) · PDF filePersönlichkeitsstörung...

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Persönlichkeitsstörung (ICD 10, DSM IV) Rigide und wenig angepasste Verhaltensweisen, die eine hohe zeitliche Stabilität aufweisen, situationsübergreifend auftreten und zu persönlichem Leid und/oder gestörter sozialer Funktionsfähigkeit führen.

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Persönlichkeitsstörung(ICD 10, DSM IV)

Rigide und wenig angepassteVerhaltensweisen, die eine hohezeitliche Stabilität aufweisen,situationsübergreifend auftreten undzu persönlichem Leid und/odergestörter sozialer Funktionsfähigkeitführen.

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Persönlichkeitsstörungen

Frühsymptome vonPersönlichkeitsstörungen zeigen sichhäufig in der Kindheit, differenzierensich in der Adoleszenz undmanifestieren sich in typischer Form imfrühen Erwachsenenalter.

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Persönlichkeitsstörungen

Spezifische Persönlichkeitsstörungen

Paranoide Persönlichkeitsstörung

Schizoide Persönlichkeitsstörung

Dissoziale Persönlichkeitsstörung

Borderline Persönlichkeitsstörung

Histrionische Persönlichkeitsstörung

Zwanghafte Persönlichkeitsstörung

Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung

Abhängige Persönlichkeitsstörung

Zwanghafte (anankastische) Persönlichkeitsstörung

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PersönlichkeitsstörungenDiagnostische Leitlinien

1. Funktionsbereiche wie Affektivität, Antrieb, Impulskontrolle,Wahrnehmung und Denken sowie Beziehungen zu anderenbetreffend

2. Das abnorme Verhaltensmuster ist andauernd

3. Das abnorme Verhaltensmuster ist tiefgreifend und in vielenpersönlichen und sozialen Situationen eindeutig unpassend

4. Störungen beginnen immer in der Kindheit oder Jugend undmanifestieren sich auf Dauer im Erwachsenenalter

5. Die Störung führt zu deutlichem subjektiven Leiden

6. Die Störung ist mit Einschränkungen der beruflichen undsozialen Leistungsfähigkeit verbunden

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Drei-Cluster-Einteilung derPersönlichkeitsstörungen

Cluster A:

paranoide, schizoide und schizotypische Persönlichkeitsstörung

Cluster B:

emotional instabile, histrionische, narzisstische, antisoziale undBorderline-Störung

Cluster C:

selbstunsichere, abhängige, zwanghafte und passiv-aggressivePersönlichkeitsstörung

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Entwicklungsaufgaben(EA) der Adoleszenz

Identitätsentwicklung

Selbstwertregulation und Selbstbehauptung

Individuation und Autonomie

Intimität/Sexualität

Körperselbst

Soziales Selbst

Lernen

Affektive Regulation

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AdoleszenzkriseDefinition (n. Langen u. Jaeger, 1964; Meyer, 1972;Remschmidt, 1979; 1996; Resch 1996)

Identitätsprobleme

Probleme der Sexualentwicklung

Autoritätsprobleme

Körperbildprobleme

Narzißtische Krisen

Dissoziative Symptome

Depressivität und suizidale Krisen

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Diagnosestellung vonPersönlichkeitsstörungen im Jugendalter

Vergabe von Persönlichkeitsstörungsdiagnosen vor dem16. oder 17. Lebensjahr “wahrscheinlichunangemessen”, aber möglich (ICD-10)

Zeitkriterium im DSM-IV: 1-Jahres-Stabilität

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Borderline-PersönlichkeitsstörungKriterien nach ICD 10

1. Deutliche Neigung zu unerwarteten, impulsivenHandlungen

2. Wechselnde, instabile Stimmung

3. Geringe Fähigkeit Handlungen vorauszuplanen

4. Ausbrüche von intensivem Ärger, explosivesVerhalten

5. Gewalttätiges und explosives Verhalten wirdleicht durch Kritik oder Einschränkungen ausgelöst.

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Borderline-PersönlichkeitsstörungKriterien nach ICD 10

6. Störungen und Unsicherheiten des Selbstbildes, derpersönlichen Ziele und der „inneren Präferenzen“.

8. Neigung zu intensiven aber unbeständigenBeziehungen

9. Übermäßige Anstrengungen um nicht verlassen zuwerden

10. Suiziddrohungen oder selbstschädigendesVerhalten

Diagnose: mindestens 2 der Kriterien 1-5 und 1 Kriterium 6-10

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Borderline-Persönlichkeitsstörung(DSM-IV-Kriterien)

1. Verzweifelte Versuche, tatsächliches oder vorgestelltes

Verlassenwerden zu vermeiden

2. Muster von instabilen und intensiven Beziehungen

3. Identitätsstörung mit durchgängig instabilen Selbstbild

oder Selbstwahrnehmung

4. Impulsives Verhalten mit potentiell selbstschädigenden

Verhaltensweisen

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5. Wiederholte suizidale Handlungen, Suizidandrohungen

oder selbstverletzendes Verhalten

6. Affektive Instabilität

7. Chronisches Gefühle der inneren Leere

8. Unangemessene, sehr heftige Wut oder

Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren

9. Vorübergehende, stressabhängige paranoide

Vorstellungen oder dissoziative Symptome

Borderline-Persönlichkeitsstörung (DSM-IV-Kriterien)

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Borderline-Persönlichkeitsstörung

4 wesentliche Verhaltensmuster

Impulsivität

Affektive Instabilität

Instabilität in der Beziehungsgestaltung

Identitätsstörung

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Borderline-Störung

Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) stellt sowohl im Jugendalterals auch im Erwachsenenalter eine schwere und chronischepsychiatrische Störung, charakterisiert durch ein hohes Ausmaß an

Impulsivität

Instabilität im Affekt und sozialen Beziehungen

selbschädigendem Verhalten

BPS hat ihren Beginn in der Adoleszenz oder frühem Erwachsenalterund zeigt ihre schwerste Symptomatik in der Spätadoleszenz undam Beginn der 20er (Blum et a., 2002)

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Hast Du dich schon einmal absichtlich selbst verletzt

(geritzt, geschnitten, verbrannt...)?

Jungen Mädchen

Nie 89.9% 80.1%

1-3x Jahr 8.0% 14.0%

>4x Jahr 2.0% 6.0%

SelbstverletzendesVerhaltenHeidelberger Schulstudie (2005)

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Inanspruchnahmeverhalten

Hohe Inanspruchnahme der ärztlichen Primärversorgung (Gross etal., 2002)

zugrunde liegende Störung wird häufig durch Ärzte derPrimärversorung nicht erkannt (42%)

Patienten mit BPS zeigen im Vergleich mit anderenPersönlichkeitsstörungen oder Achse-I Störungen (Bender et al.,2001)

eine extensive Inanspruchnahme sämtlicherpsychiatrischer Settings

eine Vorgeschichte im Gebrauch aller Arten vonPsychopharmaka

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Komorbidität der BPS

Achse-I-Störungen (Mattanah et al., 1995)

46% affektive Störungen

37% Substanzmissbrauch

28% Verhaltensstörungen

20% Angststörungen

Signifikante Komorbidität mit Substanzmissbrauch und depressivenStörungen, jedoch nicht mit Verhaltensstörungen bei der BPS in derAdoleszenz (Fehon et al., 97; Grilo et al., 95/97)

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Dissoziale PersönlichkeitsstörungKriterien nach ICD 10

1. Unbeteiligt sein gegenüber den Gefühlen anderer undMangel an Empathie

2. Deutliche und andauernde Verantwortungslosigkeitund Missachtung sozialer Normen und Verpflichtungen

3. Unvermögen zur Aufrechterhaltung längerfristigerBeziehungen

4. Sehr geringe Frustrationstoleranz und niedrigeSchwelle für aggressives, auch gewalttätiges Verhalten.

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Dissoziale PersönlichkeitsstörungKriterien nach ICD 10

5. Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstseinund Lernen aus Erfahrung.

6. Neigung andere zu beschuldigen, vordergründigeRationalisierungen

7. Andauernde Reizbarkeit

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Kindliches dissoziales VerhaltenRisikofaktoren für die Entwicklung einerantisozialen Persönlichkeitsstörung

Früher Beginn des dissozialen Verhaltens

Breites Spektrum dissozialer Verhaltensweisen

Häufigkeit des dissozialen Verhaltens

Schweregrad des antisozialen Verhaltens

Art der dissozialen Verhaltensweisen

Merkmale der Eltern und der Familie