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Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung – zur Heranführung Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich 1. Einleitung Wie die Beiträge in diesem Band verdeutlichen, lässt sich für die be- triebswirtschaftliche Praxis eine zunehmende Relevanz von Kultur fest- stellen. Dies betrifft in besonderem Maße vier wichtige Themenfelder in- nerhalb unserer Disziplin: 1. die kulturelle Aufladung der betrieblichen Organisation, die sich durch alle relevanten Funktionsbereiche eines Unternehmens zieht, 2. die kulturelle Einbettung von Unternehmen in ihre gesellschaftlichen Umwelten, dabei insbesondere 3. die kulturelle Aufladung der Beziehung zwischen Unternehmen und Konsumenten, die sich wiederum 4. in den den Produkten anhaftenden Bedeutungen widerspiegelt.

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Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der

Unternehmung

– zur Heranführung

Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

1. Einleitung

Wie die Beiträge in diesem Band verdeutlichen, lässt sich für die be-triebswirtschaftliche Praxis eine zunehmende Relevanz von Kultur fest-stellen. Dies betrifft in besonderem Maße vier wichtige Themenfelder in-nerhalb unserer Disziplin:

1. die kulturelle Aufladung der betrieblichen Organisation, die sich durch alle relevanten Funktionsbereiche eines Unternehmens zieht,

2. die kulturelle Einbettung von Unternehmen in ihre gesellschaftlichen Umwelten, dabei insbesondere

3. die kulturelle Aufladung der Beziehung zwischen Unternehmen und Konsumenten, die sich wiederum

4. in den den Produkten anhaftenden Bedeutungen widerspiegelt.

Quelle
Beschorner, Thomas/ Fischer, Dirk/ Pfriem, Reinhard / Ulrich, Günter (2004): Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung - zur Heranführung, in: FUGO - Forschungsgruppe Unternehmen und gesellschaftliche Organisation, Universität Oldenburg (Hrsg.), Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung, Marburg, 9-64.

10 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

Obwohl wir diese Praxisfragen als wichtigen Bezugspunkt für die weitere Forschung ansehen und mit Max Weber festhalten wollen, dass „Wissen-schaft (...) geschichtlich zuerst von praktischen Problemen ausging“1, kommen wir nicht um eine intensive Theoriearbeit herum. Zum einen kann so die Relevanz von Kultur in einem betriebswirtschaftlichen Kon-text plausibilisiert werden. Zum anderen wird es damit möglich, kritische Anfragen an die etablierten Ansätze der Betriebswirtschaftslehre zu rich-ten - verbunden mit dem Ziel, diese konstruktiv zu wenden und damit zu einem besseren Verständnis sozialer Prozesse und Strukturen beizutra-gen.

Dazu ist allerdings eine genauere Bestimmung des Kulturbegriffs notwendig. In Anlehnung an Clifford Geertz2 begreifen wir Kultur vor-läufig als fluides, von konfligierenden Werten und Normen durchzogenes System sinnhafter Symbole, als „selbstgesponnenes Bedeutungsgewe-be“3, in das der Mensch verstrickt ist. Damit wird deutlich, dass „Kultur (…) kein Bereich [ist], sondern eine Dimension des menschlichen Le-bens“4, die auch die wirtschaftliche Sphäre und die in ihr stattfindenden Interaktionen einschließt oder zumindest tangiert. Ökonomisches Han-deln kann, gleichgültig welche Gesellschafts- und Organisationsformen diesem Handeln zugrunde liegen, weder ausschließlich durch interdepen-dente Nutzenkalküle noch unter Verwendung eines normengeleiteten Handlungsmodells hinreichend verstanden und erklärt werden.

Um die Notwendigkeit eines „cultural turn“ in der Betriebswirt-schaftslehre zu verdeutlichen, werden wir in Kap. 2 der Einleitung zu-nächst nach den wissenschaftstheoretischen Grundlagen des betriebswirt-schaftlichen Mainstreams fragen und uns Klarheit über die Bedeutung wissenschaftlicher Theorien verschaffen. Im Anschluss daran arbeiten wir das funktionalistische Paradigma der „klassischen“ Betriebswirt-schaftslehre heraus (Kapitel 3) und greifen einige neuere Entwicklungen auf, die unseres Erachtens interessante Bezüge zu einer kulturwissen-schaftlich orientierten Betriebswirtschaftslehre aufweisen (Kapitel 4).

1 Weber 1988/1904, 148. 2 Vgl. Geertz 1995/1983, 194ff. 3 Geertz 1995/1983, 9. 4 Schluchter 2000, 99.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 11

In dem sich anschließenden Kapitel 5 diskutieren wir den so genannten „cultural turn“ in den Sozialwissenschaften und wollen uns auf diese Weise einer kulturwissenschaftlichen Methode nähern, wie sie unseres Erachtens auch im Rahmen der Betriebswirtschaftslehre zu erarbeiten wäre. In Kapitel 6 richten wir unser Augenmerk auf einige der in wach-sender Zahl gerade als Sammelbände vorliegenden kulturwissenschaftli-chen Arbeiten. Spiegelbildlich zur bisher kaum existierenden wirt-schaftswissenschaftlichen Beschäftigung mit den kulturellen Aufladun-gen der Ökonomie und der ökonomischen Interaktionen finden wir dort kaum Ansätze, das System Wirtschaft bzw. auch die ökonomische Orga-nisation Unternehmung in seiner bzw. ihrer kulturellen Dimension zu re-flektieren. Das reizt umso mehr dazu, gerade von unserer Seite aus in der Zukunft ausdrückliche Bögen zu schlagen. Mit dem abschließenden Ka-pitel 7 werfen wir einen kurzen Blick auf die Struktur des vorliegenden Buches. Angesichts dessen Umfangs haben wir darauf verzichtet, die Beiträge noch mal im Einzelnen vorzustellen.

2. Wissenschaftstheoretische Reflexionen

Der „linguistic turn“ in der Philosophie hat uns nicht nur daran erinnert, dass Erkenntnis eine Aktivität des erkennenden Subjekts darstellt und als Teil seiner lebensweltlichen Praxis angesehen werden muss; er zeigt auch, dass das Erkennen an beobachtungsleitende Unterscheidungen – grammatische Regeln, Begriffe – gebunden ist, die im Augenblick des Beobachtens nicht beobachtet werden können, also auch für den jeweili-gen Beobachter nicht zur Disposition stehen. Das gilt natürlich erst recht für den Bereich der Wissenschaft. Die in den einzelnen Disziplinen herr-schenden Paradigmen, so Thomas S. Kuhn, legen fest, welche Themen-felder und Probleme als forschungsrelevant angesehen werden, welche Theorien und Methoden wissenschaftlich beglaubigt sind, was wir als Falsifikation gelten lassen und was nicht.5 Sie bestimmen nicht nur, wie wir die Dinge sehen und erklären, um daraus gegebenenfalls Gestal-tungsvorschläge abzuleiten, sondern grundsätzlicher, was wir (konstruie-rend) überhaupt als Wirklichkeit betrachten.

5 Vgl. Kuhn 1976.

12 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

„Wissenschaftliche Theorien registrieren nicht unabhängig von ihnen selbst vorfindbare Bedeutungen der Welt, sie produzieren erst diese Bedeutungen auf kontingente Weise.“6

Paradigmen stellen die gemeinsame Zentralreferenz für die „scientific community“ einer wissenschaftlichen Disziplin bereit; ohne sie gäbe es keine Wissenschaft (verstanden im Popperschen Sinne als kumulativen Prozeß des Problemlösens). Zugleich wirken Paradigmen aber auch als Selektionsmechanismus: „Wer nur einen Hammer hat“, so eine weit ver-breitete Metapher für diesen Umstand, „für den besteht die Welt aus Nä-geln“. Wir bekommen somit nur zu sehen, was uns das jeweilige Para-digma zu sehen erlaubt.

„Jede Beobachtung (Erkennen und Handeln eingeschlossen) ist und bleibt an die Selektion einer Unterscheidung gebunden, und Selektion heißt zwangsläufig: etwas unberücksichtigt lassen.“7

Wir plädieren mit diesem Buch für eine theoretische Neuorientierung in der Betriebswirtschafts- und Managementlehre, weil wir der Auffassung sind, dass viele der aktuell relevanten Fragen und Probleme nicht mit or-thodoxen betriebswirtschaftlichen Bordmitteln bearbeitet werden können. Das im Mainstream der Disziplin vorherrschende Paradigma verhindert heute mehr denn je ein angemessenes Erkennen, Verstehen und Erklären von Unternehmen in ihrer Beziehung zu sich selbst und zu ihrer wirt-schaftlichen und gesellschaftlichen Umwelt.

Doch was ist das herrschende Paradigma, der „Hammer“, mit dem die Disziplin sich ihr Bild von der (Unternehmens-)Welt erschafft? Die Ant-wort auf diese Frage scheint auf den ersten Blick schwierig, denn es gibt wohl keine andere Disziplin, die von einer ähnlich großen Vielfalt ge-prägt ist. Ohne eigene theoretische Basis bedienen sich miteinander kon-kurrierende betriebswirtschaftliche Schulen bei den mehr oder weniger eng benachbarten Wissenschaften: allen voran bei der Ökonomie (Volkswirtschaftslehre), aber ebenso bei der Soziologie, der Psychologie, der Philosophie, der Kybernetik etc. Dabei wird die Unübersichtlichkeit und Widersprüchlichkeit einzelner Ansätze noch dadurch verschärft, dass auch in den meisten dieser Nachbardisziplinen keine Einigkeit herrscht.

6 Reckwitz 2000, 23. 7 Luhmann 1997, 187.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 13

Kein Wunder also, dass schon seit geraumer Zeit ein regelrechter „Theo-rien-Dschungel“ für das Management und einzelne Subdisziplinen be-klagt wird.8 Bezogen auf die (deutschsprachige) Betriebswirtschaftslehre ist ebenfalls schon seit langem davon die Rede, dass es die Betriebswirt-schaftslehre eigentlich gar nicht mehr gibt.9

Bei der Identifikation eines Paradigmas der Betriebswirtschafts- und Managementlehre kommt erschwerend hinzu, dass das die Disziplin von Beginn an prägende Ziel der (unmittelbaren) Anwendbarkeit nicht weni-ge Fachvertreter dazu verleitet, auf eine theoretische Basis ihrer Ausfüh-rungen mehr oder weniger zu verzichten und sich statt dessen auf Plausi-bilitätsüberlegungen und die Nachzeichnung von „Best Practice“-Fällen zu beschränken.

Dennoch lässt sich unseres Erachtens für den Mainstream des Faches zumindest auf einer übergeordneten Ebene ein dominantes Realitäts-, Theorie- und Methodenverständnis festmachen. Wir greifen im Folgen-den auf den Systematisierungsvorschlag von Burrell und Morgan zurück, um in einem zweiten Schritt das dominante betriebswirtschaftliche Para-digma zu verorten.

Zur Systematisierung sozialwissenschaftlicher Ansätze spannen Bur-rell und Morgan ein Raster anhand zweier Dimensionen auf:

– Die erste Dimension betrifft die zugrunde liegende Erkenntnistheorie („Assumptions about the Nature of Social Science“10), die impliziten und expliziten wissenschaftstheoretischen Grundannahmen („philo-sophy of science“). Verkürzt ausgedrückt geht es hier um die wissen-schaftliche Methode, um die eingesetzten Mittel.11

– Mit der zweiten Dimension wird das grundsätzliche Gesellschaftsver-ständnis abzubilden versucht („Assumptions about the Nature of So-ciety“12). Burrell und Morgan unterscheiden zwischen solchen For-schern, die Gesellschaft und deren Subsysteme eher als stabil, gleich-gewichtig und beständig verstehen und deren Forschung auf Bewah-

8 Vgl. Koontz 1961, Koontz 1980. 9 Vgl. Schanz 1982. Die selbe Aussage trifft Scherer (2001, 2) für die Organi- sationstheorie. 10 Burrell/Morgan 1979, 1ff. 11 Vgl. Scherer 2001, 14. 12 Burrell/Morgan 1979, 10ff.

14 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

rung abzielt („Regulation“), und solchen, die Wandel und Konflikte betonen und mit einer kritischen Perspektive Änderungen hervorbrin-gen bzw. die Möglichkeiten dazu aufzeigen wollen („Radical Chan-ge“).

Abbildung 1 zeigt die von Burrell und Morgan anhand dieser beiden Di-mensionen unterschiedenen Grundparadigmen.

Abbildung 1: Das Burrell/Morgan-Schema der vier sozialwissenschaftlichen Grundparadigmen

FunktionalismusInterpretatives Paradigma

Radikaler StrukturalismusRadikaler Humanismus

FunktionalismusInterpretatives Paradigma

Radikaler StrukturalismusRadikaler Humanismus

Radikaler Wandel

Ordnung

subj

ektiv

objektiv

Quelle: Burrell/Morgan 1979, 22 (übersetzt und geringfügig modifiziert).

Für unseren Zweck der Identifizierung des Paradigmas der Betriebswirt-schafts- und Managementlehre ist vor allem die erste, also die methodi-sche Dimension von Bedeutung. Burrell und Morgan unterscheiden dies-bezüglich zwischen einer subjektivistischen und einer objektivistischen Haltung. Zur Einordnung führen sie vier Unterdimensionen an: (1.) Die ontologischen Grundannahmen, also das Verständnis, das der Forscher von seinem Gegenstand und seinem Verhältnis dazu hat, (2.) die sich daraus ergebende Erkenntnistheorie (Epistemologie), (3.) die zugrunde liegende Ansicht über die menschliche Natur und (4.) die Methodologie. Dazu werden jeweils zwei konträre Positionen erläutert, die wir zusam-

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 15

menfassend in Abbildung 2 wiedergeben und als Eckpunkte und begriff-liche Idealtypen einer umfassenden Diskussion gelten können.13

Abbildung 2: Subjektivistischer und objektivistischer Ansatz

NominalismusSubjektive Wirklichkeit: Soziale Welt ist subjektiv konstruiert.

RealismusObjektiv gegebene, vom Beob-achter unabhängige Realität. Soziale Welt entspricht natürlicher Welt.

Ontologie

Anti-PositivismusSoziale Phänomene unterliegen keinen Gesetzmäßigkeiten, sie entstehen durch die Aktionen der Akteure und sind nur aus deren Perspektive zu erschließen.

PositivismusMöglichkeit der Gewinnung wahrer Erkenntnisse. Unter-stellung von Gesetzmäßigkeiten, die aufgedeckt und für Erklä-rungen u. Prognosen genutzt werden können.

Epistemologie

VoluntarismusDer Mensch ist autonom, er handelt vom eigenen, freien Willen geleitet und kann die Umwelt beeinflussen.

DeterminismusMenschen sind in ihren Handlungen vollkommen von der Situation/Umwelt determiniert.

Menschliche Natur

IdeographieTeilnehmend-verstehendeHerangehensweise. Qualitative Einzelfallstudien.

NomothetikErklärende Herangehensweise. Experimentelle Methoden, quantitativ. Verallgemeinerung zu allgemeinen Gesetzesaussagen.

Methodologie

Subjektivistischer Ansatz Objektivistischer Ansatz

NominalismusSubjektive Wirklichkeit: Soziale Welt ist subjektiv konstruiert.

RealismusObjektiv gegebene, vom Beob-achter unabhängige Realität. Soziale Welt entspricht natürlicher Welt.

Ontologie

Anti-PositivismusSoziale Phänomene unterliegen keinen Gesetzmäßigkeiten, sie entstehen durch die Aktionen der Akteure und sind nur aus deren Perspektive zu erschließen.

PositivismusMöglichkeit der Gewinnung wahrer Erkenntnisse. Unter-stellung von Gesetzmäßigkeiten, die aufgedeckt und für Erklä-rungen u. Prognosen genutzt werden können.

Epistemologie

VoluntarismusDer Mensch ist autonom, er handelt vom eigenen, freien Willen geleitet und kann die Umwelt beeinflussen.

DeterminismusMenschen sind in ihren Handlungen vollkommen von der Situation/Umwelt determiniert.

Menschliche Natur

IdeographieTeilnehmend-verstehendeHerangehensweise. Qualitative Einzelfallstudien.

NomothetikErklärende Herangehensweise. Experimentelle Methoden, quantitativ. Verallgemeinerung zu allgemeinen Gesetzesaussagen.

Methodologie

Subjektivistischer Ansatz Objektivistischer Ansatz

Quelle: eigene, nach Burrell/Morgan 1979, 3ff.

Wie Scherer verdeutlicht, steht hinter dem funktionalistischen Paradig-ma, das sich aus den skizzierten objektivistischen Grundannahmen und dem Interesse an Ordnung und Bestandsicherung zusammensetzt, das sog. Subjekt-Objekt-Modell der Sozialwissenschaften. Diesem, dem logi-schen Positivismus und dem kritischen Rationalismus gemeinsamen Ver-ständnis zufolge, existiert „der Erkenntnisgegenstand als Teil der Realität

13 Vgl. dazu Burrell/Morgan 1979, 3-6; Scherer 1995, 138-140; Göbel 1997, 10- 19.

16 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

unabhängig vom erkennenden Subjekt [..] und [ist] in seiner Struktur, das heißt in seinen Elementen und deren Beziehungen, fest vorgegeben.“14

3. Ein Streifzug durch die Betriebswirtschaftslehre: funktionalistisch

Betrachten wir nun die Entwicklungsgeschichte von Betriebswirtschafts- und Managementlehre, wird einer Kennzeichnung der frühen Ansätze als objektivistisch bzw. funktionalistisch (im Sinne des Burrell/Morgan-Schemas) wohl kaum zu widersprechen sein.

Die so genannten Klassiker des Managements, Frederic Taylor und Henri Fayol, und diejenigen, die ihre Arbeiten aufgriffen und weiterent-wickelten, verfolgten mit unterschiedlichen Schwerpunkten dasselbe Ziel: Die Sicherstellung eines möglichst reibungslosen – effizienten – Be-triebsablaufs unter neuen technischen und ökonomischen Bedingungen der Industriellen Revolution. Das gleiche gilt für die Anwendung der Bü-rokratietheorie Max Webers auf Fragen des Managements von Unter-nehmen.15

Zwar wird in den Werken nicht explizit auf eine Theorie zurückgegrif-fen16, aber es lässt sich ein relativ einheitlicher „funktionalistischer“ Denkstil identifizieren. Aus persönlichen Erfahrungen und Experimen-ten, die sich an der naturwissenschaftlichen Vorgehensweise orientieren – erinnert sei hier nur an die Zeit- und Bewegungsstudien Taylors – wur-den allgemeine Regeln abgeleitet.17 Es herrschte die Vorstellung vom „one best way“ – eine Bezeichnung, die die gesamte klassische Manage-mentlehre charakterisiert.

Ein solches Denken beruht implizit auf der Vorstellung einer objektiv gegebenen (Unternehmens-)Wirklichkeit. Das Unternehmen wird als zweckrational steuerbar und in diesem Sinne als deterministisches Sys-

14 Scherer 2001, 6. 15 Vgl. Steinmann/Schreyögg 2000, 47ff., Kieser 2001. Weber wird deshalb ge- meinhin den Klassikern des Managements zugerechnet. 16 Dies gilt natürlich nicht für Max Weber, allerdings für die Rezeption seines Bü- rokratiemodells im Management. 17 So schreibt Taylor (1913, 40): „Die Entwicklung einer wissenschaftlichen Me- thode bringt die Aufstellung einer Menge von Regeln, Gesetzen und Formeln mit sich, welche an die Stelle des Gutdünkens des einzelnen Arbeiters treten.“

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 17

tem betrachtet. Neben Effizienz ist Ordnung das zentrale Ziel, bzw.: man meint Effizienz mit Ordnung erreichen zu können.18

3.1 Betriebswirtschaftslehre nach der Konzeption von Erich Gutenberg

In der deutschsprachigen Betriebswirtschaftslehre steht vor allem Guten-berg für eine Theorie, die beinahe in Reinform allen von Burrell und Morgan angeführten Merkmalen eines funktionalistischen Paradigmas entspricht. Er erhebt das Aufspüren allgemeiner Gesetze zum Programm seines faktortheoretischen Ansatzes, den er auf Basis der neoklassischen Gleichgewichtstheorie errichtet.

„Die Frage lautet, ob sich nicht doch ‚Regelmäßigkeiten‘ in der an-scheinenden Regellosigkeit der betriebswirtschaftlichen Erscheinungen feststellen lassen, die gewissermaßen das Nervensystem bilden, in dem die Betriebswirtschaft als wirtschaftliche Institution lebt?“19

Auf der Suche nach den „Regelmäßigkeiten“ abstrahiert Gutenberg vom empirischen Erfahrungsobjekt und konzipiert die Unternehmung als Er-kenntnisobjekt, das „auf die Probleme der Theorie zugeschnitten ist“ und ihm ermöglichen soll, „zu spezifisch theoretischen Sätzen überhaupt zu kommen“.20 Dabei lässt Gutenberg keinen Zweifel an der Existenz einer objektiv gegebenen Wirklichkeit, die der Forscher aus der Beobachter-perspektive erschließen kann:

„Soviel unrichtige Einkäufe beispielsweise auch getätigt, so viele Feh-ler auch bei der Preisstellung gemacht werden können, in allen Fällen wäre doch ein Einkauf oder ein Verkauf nach Menge und Preis der richtige gewesen. Ob diesen Einkauf resp. Verkauf zu treffen, die menschlichen Kräfte übersteigt oder nicht, ist irrelevant. Nur darauf kommt es an, daß es unter auch noch so komplizierten Verhältnissen einen theoretisch richtigen Einkauf oder Verkauf geben muß.“21

18 Vgl. Schreyögg 2000. 19 Gutenberg 1929, 28. 20 Gutenberg 1929, 26. 21 Gutenberg 1929, 10.

18 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

Mit seiner isolierenden Abstraktion entspricht Gutenberg dem Ideal der deduktiv-nomologischen Theoriebildung. Gutenberg will „Gesetzmäßig-keiten“ herausarbeiten, die bei unterschiedlichen Bedingungen („Daten“) gelten.22 Die angestrebten Gesetze meint er mit Hilfe des zentralen Maß-stabes der Produktivität zu finden. Der Betrieb wird als Produktionsfunk-tion modelliert, das betriebliche Geschehen als „Abfolge von Produkti-onsfunktionen“23 betrachtet. Die Unternehmung ist bei Gutenberg „Reak-tionskomplex“24; die externen (Markt-)Daten werden als gegeben hinge-nommen, die Unternehmung hat sich darauf optimal einzustellen.

Gutenberg abstrahiert explizit vor allem von folgenden Aspekten der Unternehmung bzw. unternehmerischen Handelns25:

– Er „eliminiert“ die „irrationale“ Seite des Unternehmensleiters (das sog. „psychophysische Subjekt“).26 In der empirischen Unterneh-mung, also im Erfahrungsobjekt, seien die Unternehmensleiter mit ungleichen Befähigungen ausgestattet und in ihrer Tätigkeit unvoll-kommen.27 Weil eine Berücksichtigung dieser Umstände das Auffin-den von Regelmäßigkeiten verhindern würde, abstrahiert Gutenberg von jeglichen psychischen, kognitiven und sozialen Merkmalen. Das Subjekt wird „als eigene Problemquelle ausgeschlossen.“28 An seine

22 Vgl. Gutenberg 1983/1951, 298ff; Gutenberg 1960, 122f. Dabei unterstellt Gutenberg allerdings keineswegs die Gegebenheit von Naturgesetzen, sondern weist sogar ausdrücklich darauf hin, dass es diese in der Wirtschaft nicht geben könne (vgl. Gutenberg 1929, 29). Genau aus diesem Grund arbeitet er mit der Methode der isolierenden Abstraktion. Er konstruiert damit ein Idealmodell der Unternehmung, für das er Gesetzesaussagen herausarbeitet, die der Praxis als Referenz dienen sollen. Damit handelt er sich allerdings die selben Probleme in, die Albert (1965) für die neoklassische Theorie mit dem Vorwurf des Mo- dellplatonismus aufgezeigt hat. 23 Gutenberg 1989, 65. 24 Gutenberg 1929, 94. 25 Vgl. dazu auch Gutenbergs aufschlussreiche Ausführungen zu Erkenntnisinte- ressen und Methodenverständnis in seinen Rückblicken (Gutenberg 1989). 26 In dem Buch über die „Produktion“ spricht Gutenberg von der „irrationalen Schicht“, in der der dispositive Faktor wurzelt Vgl. Gutenberg 1983/1951, 7 und 113ff. 27 Vgl. Gutenberg 1929, 40. 28 Gutenberg 1929, 42.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 19

Stelle wird das Rationalprinzip gesetzt. Der Unternehmensleiter wird zum homo oeconomicus.29

– Analog verfährt Gutenberg mit der Organisation.30 In der Habilitati-onsschrift klammert er sie explizit aus der Betrachtung aus bzw. un-terstellt, dass sie reibungslos funktioniert.31 Im ersten Band seiner „Grundlagen“ („Die Produktion“) widmet er sich dann zwar auch Fragen der Organisation, versteht darunter aber „nur diejenige Appa-ratur [...], die die Aufgabe hat, eine durch Planung vorgegebene Ord-nung im Betriebe zu realisieren.“32 Wie bei den oben skizzierten klas-sischen Managementlehren wird hier das Bild einer hierarchischen Organisation gezeichnet, in dem die Befehle der Unternehmenslei-tung friktionslos umgesetzt werden. Eigendynamiken und emergente Prozesse, Strukturen und Regeln des sozialen Handelns bleiben damit ausgeblendet.

Diese von Gutenberg selbst offenbarten „Leerstellen“ sind nicht die ein-zigen. Die kritische Auseinandersetzung mit dem faktortheoretischen Ansatz und mit dessen Fundament, der neoklassischen Ökonomik, offen-bart noch weitere „blinde Flecken“:

– Die (Interaktions-)Beziehungen zwischen Unternehmen und ihrer Umwelt können mit dem Ansatz nicht in den Blick genommen wer-den. Gutenberg muss die Umwelt aufgrund seines paradigmatischen Fundaments als gegeben betrachten und das Unternehmen als Anpas-ser, da eine Nachzeichnung eindeutiger Kausalbeziehungen ansonsten nicht möglich wäre. Änderungen, die durch das Unternehmen selbst induziert werden, kann er deshalb höchstens als „Störfaktoren“ be-trachten. Dies gilt sogar für den Unternehmensgewinn, der als exter-ne, die Gleichgewichtslage störende Datenänderung behandelt wird.33 Mit der Orientierung an der Produktivität als Rationalitätsmaßstab (und nicht an der Rentabilität) bleiben bei Gutenberg sogar die Markthandlungen außerhalb des Fokus’ seiner Theorie. Dies liegt

29 Vgl. Albach 1982, 4. 30 Gutenbergs Organisationsbegriff ist ein instrumenteller: Die Unternehmung hat eine Organisation. 31 Vgl. Gutenberg 1929, 26. 32 Gutenberg 1983/1951, 236. 33 Vgl. Gutenberg 1929, 110.

20 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

zum einen an der Übernahme des neoklassischen Gleichgewichtsmo-dells, das von idealisierten Märkten ausgeht, um die Bildung von volkswirtschaftlich optimalen Preisen bei gegebenen Angebotsmen-gen zu erklären, und zum anderen an der historisch bedingten Zielset-zung, eine wirtschaftssystemübergreifende Betriebswirtschaftslehre zu konzipieren.34 Die Ausblendung der wechselseitigen Unterneh-mens-Umweltbeziehungen bedeutet auch, dass etwa Konsumenten-präferenzen als gegeben angenommen werden und die Frage nach de-ren Entstehung und Veränderung (unter Einfluss der Handlungen des Unternehmens) nicht angemessen gestellt werden kann.

– Eng mit dem ersten Punkt verknüpft ist die Untauglichkeit des Gu-tenbergschen Ansatzes bzw. jedes auf dem Rationalmodell aufbauen-den Ansatzes, Entscheidungen unter Unsicherheit im Sinne Knights (also unter Ungewissheit)35 zu behandeln.36 Um das Optimierungs-kalkül als Leitreferenz aufrechterhalten zu können, transformiert Gu-tenberg Unsicherheit – sofern er sie überhaupt wahrnimmt (z.B. bei seinen Ausführungen zum Käuferverhalten37) –in (kalkulierbares) Ri-siko. Wie bereits Schumpeter mit seiner Gegenüberstellung des sich rational den gegebenen Bedingungen anpassenden statischen „Wir-tes“ und des kreativen, schöpferischen Unternehmers verdeutlichte, können auf dieser Grundlage Innovationen nicht erklärt werden: „Auf diese Art wird nie ‚Neues’ geschaffen, kommt es zu keiner eigenen Entwicklung jedes Gebietes, gibt es nur passives Anpassen und Kon-sequenzenziehen aus Daten.“38 Wenn Ungewissheit ausgeblendet wird, kann auch der Themenkomplex des strategischen Managements nicht berücksichtigt werden, denn Ungewissheit gilt als zentrales

34 Vgl. Schneider 1983, 218. Wie Schneider nachweist, gilt dies auch für den zwei- ten Band der Gutenberg’schen „Grundlagen“ („Der Absatz“). 35 Knight (1921) unterscheidet zwischen Ungewissheit und Risiko als Varianten der Unsicherheit. Bei Ungewissheit können – im Unterschied zum Risiko – keine Wahrscheinlichkeiten für das Eintreten bestimmter Zustände in der Zukunft angegeben werden, weshalb Handlungskonsequenzen nicht antizi- pierbar sind und das Entscheidungshandeln indeterminiert ist. 36 Vgl grundsätzlich zur Ungewissheit als Grenze der Anwendbarkeit des Modells- rationaler Entscheidungen Beckert 1996. 37 Vgl. Gutenberg 1979/1955, 15ff. 38 Schumpeter 1912, 125.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 21

Merkmal, das strategische Entscheidungen von operativen unter-scheidet.39

– Der zentrale Maßstab der Produktivität verlangt nach Quantifizie-rung.40 Damit befinden sich die so genannten weichen Faktoren grundsätzlich außerhalb des Fokus’. Dies betrifft etwa die Qualität und die Symbolik von Produkten, Werthaltungen, Vertrauen, Image, wesentliche Elemente des Wissens und ganz allgemein all das, was unter dem Begriff der Unternehmenskultur gefasst wird. Will man weiche Faktoren z.B. über Kennzahlen rechenbar machen – nach dem ebenso berühmten wie zweifelhaften Slogan „if you can’t measure it, you can’t manage it“ – läuft man regelmäßig Gefahr, am spezifischen Charakter dieser Faktoren vorbei zu messen.41 Mehr noch: Es besteht die Gefahr, dass diese weichen Faktoren ihre Wirkung verlieren, wenn man sie zu messen und zu managen versucht.

Die aufgezeigten Leerstellen lassen sich alle – zumindest mittelbar – auf das zugrunde liegende funktionalistische Paradigma zurückführen. So verhindert beispielsweise der Glaube an die Auffindbarkeit eindeutiger Kausalbeziehungen die Beschäftigung mit Ungewissheit, das Aufstellen möglichst universell gültiger Gesetze verleitet zur Überschätzung „har-ter“, quantitativ darstellbarer Größen, das deterministische Menschenbild zu einer instrumentellen Behandlung des Menschen etc. Die Abstraktion vom handelnden Individuum und der Organisation als Sozialgefüge ist Ausdruck des Subjekt-Objekt-Modells, wie wir es oben als Hintergrund des funktionalistischen Paradigmas skizziert haben. Das Rationalmodell des Handelns, wie Gutenberg es aus der Neoklassik übernommen hat, verlangt eine solche Auffassung zum Verhältnis von Forscher und For-schungsgegenstand. Wenn die auf Grundlage dieses Modells gewonne-

39 Vgl. Spender 1993, Johnson 1987, 5, Nicolai 2000, 60. 40 In seinem Rückblick zählt Gutenberg (1989, 30) den Gedanken, „daß die Methode einer betriebswirtschaftlichen Theorie doch in erster Linie quantitativer Art sein müsse“ zu seinen leitenden Ideen. 41 Ein schönes Beispiel dafür liefern Literatur und Praxis des Wissensmanage- ments. Nicht selten werden hier die Besonderheiten des Wissens, etwa die Sub- jektabhängigkeit, die Kontextgebundenheit, der prozesshafte Charakter und die impliziten Elemente, übersehen und man richtet Datenbanken ein und wundert sich, warum sich der Wissensfluss dadurch nicht verbessert. Vgl. zur kritischen Übersicht Aulinger/Fischer 2000.

22 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

nen Erkenntnisse als Ideal für tatsächliches Handeln (des Unternehmens-leiters) aufgefasst werden, bedeutet dies, dass der Forscher (a) von einer gegebenen, für alle Menschen gleichen Realität ausgeht und (b) er diese Realität (mit Hilfe seines Modells) meint besser erkennen zu können als die Akteure in seinem Untersuchungsfeld. Zu den Bedingungen der for-malen Rationalität als Entscheidungslogik gehört die Kenntnis aller Handlungsalternativen, -bedingungen und -folgen – und das bedeutet: „[D]ie Wirklichkeit lässt sich zutreffend (‚objektiv’) erkennen, abbilden, durchschauen und verstehen.“42

3.2 „Nachklassische“ Ansätze der Betriebswirtschafts- und Managementlehre: Bleibt alles anders?

Nach langer Dominanz des faktortheoretischen Ansatzes in der deutsch-sprachigen Betriebswirtschaftslehre entzündete sich zu Beginn der 70er Jahre die Auseinandersetzung vor allem an den von Gutenberg selbst eingeräumten Abstraktionen. Kritisiert wurden die instrumentelle Be-handlung des Menschen in der Unternehmung, die damit zusammenhän-gende realitätsferne Annahme einer reibungslosen, von persönlichen Mo-tiven und informellen Strukturen unbeeinflussten Organisation und die (modelltheoretische) Unterstellung der Möglichkeit optimaler Entschei-dungen durch die Unternehmensführung.

„Der Mensch im Mittelpunkt“43 – so lautet das Schlagwort, mit dem für eine Neuorientierung der Betriebswirtschaftslehre als Sozialwissen-schaft plädiert wurde. Es entstanden der entscheidungsorientierte Ansatz Edmund Heinens, der verhaltenswissenschaftliche Ansatz Günther Schanz’ und der systemorientierte Ansatz Hans Ulrichs.44

Hintergrund waren neben gesellschaftspolitischen Diskussionen (u.a. über die betriebliche Mitbestimmung) die Wahrnehmung einer mangeln-den Erklärungs- und Gestaltungskraft formal-mathematischer Methoden und die zur damaligen Zeit wohl ihren Höhepunkt erreichende grundsätz-liche Kritik an der neoklassischen Theorie. Hier wirkten vor allem die

42 Neuberger 2000, 175. 43 Schanz 1979, 9. 44 Vgl. jeweils programmatisch Heinen 1978/1969, Schanz 1990/1974, Ulrich 1978/1971.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 23

Arbeiten der sog. Carnegie School zur begrenzten Rationalität (Simon) und zum politischen Prozess der Zielbildung in Organisationen (Anreiz-Beitragstheorie, Koalitionsmodell der Organisation).45 Ausgelöst durch die Hawthorne-Experimente hatte eine entsprechende Diskussion über das menschliche Verhalten in Organisationen und die Bedeutung infor-meller Strukturen unter dem Titel „Human Relations“ in der amerikani-schen Managementlehre bereits einige Jahrzehnte zuvor begonnen.46 Auch diese Erkenntnisse wurden nun im deutschsprachigen Raum ver-stärkt rezipiert.47

Dass man sich von Gutenberg gelöst hat, ist offensichtlich; sein theo-retisches Gebäude wird heute allenfalls in Standard-Lehrbüchern noch einigermaßen ausführlich behandelt. Das gleiche gilt für die eingangs erwähnten Management-Klassiker. Aber hat man auch das hinter diesen Ansätzen stehende Paradigma hinter sich gelassen?

Für die Organisationstheorie, die in wesentlichen Bereichen de-ckungsgleich mit der Managementtheorie ist, zeichnen Becker, Küpper und Ortmann die Entwicklungsgeschichte als eine Geschichte der „Revi-sionen der Rationalität“ nach.48 Die Autoren argumentieren, dass jede neue Entwicklungsstufe zwar aus der Kritik an der Rationalitätsvorstel-lung der vorherigen erwuchs, die grundlegende Rationalitätsvorstellung jedoch nie vollkommen überwunden wurde, weil man an der Vorstellung von einer Rationalität auf höherer Ebene festhielt.

Doch gilt diese Diagnose auch für die deutsche Betriebswirtschafts-lehre? Wir werden diesen Fragen exemplarisch anhand der Ansätze von Edmund Heinen, Günther Schanz und Hans Ulrich nachgehen.

Edmund Heinen stellt in „praktisch-normativer“ Absicht die Entschei-dung (der Unternehmensleitung) in den Mittelpunkt seines Ansatzes und will auf interdisziplinärer Basis eine stärkere Realitätsnähe als Gutenberg erreichen. Er bedient sich vor allem bei Simon, unterstellt begrenzte Ra-tionalität und die Möglichkeit von Zielkonflikten im Unternehmen. Zwei-

45 Siehe Simon 1981/1945, March/Simon 1976/1958, Cyert/March 1995/1963. 46 Vgl. Steinmann/Schreyögg 2000, 51. 47 Aufgrund der zunehmenden Übernahme von Theorieelementen und ganzen Konzepten aus der Managementlehre lässt sich seit den 70er Jahren die deutsche Betriebswirtschaftslehre kaum noch von ihrer angloamerikanischen „Schwester“ abgrenzen. 48 Vgl. Becker/Küpper/Ortmann 1988.

24 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

fellos wird eine Optimierung unter solchen Bedingungen schwieriger, aber die Vorstellung, optimieren zu können, gibt Heinen keineswegs auf. Schließlich geht es auch ihm darum, „Mittel und Wege aufzuzeigen, die zur Verbesserung der Entscheidungen in der Betriebswirtschaft führen. [...]. Dieses Bestreben gipfelt in der Entwicklung von Entscheidungsmo-dellen zur Ableitung ‚optimaler’ oder ‚befriedigender’ Lösungen.“49

Es wird bezüglich einer Lösung von Konflikten auf Abstimmungs- und Koordinationsregeln und die Anreiz-Beitragstheorie verwiesen und bezüglich der Entscheidung unter begrenzter Rationalität auf subjektive Wahrscheinlichkeiten und Ergebnisse der „Problemlösungspsycholo-gie“.50 Das Konzept der bounded rationality stellt mithin ebenso wenig den individuellen Willen zur Rationalität in Frage wie das Prinzip der (instrumentellen) Rationalität, sondern weist lediglich auf die begrenzten Informationsverarbeitungsmöglichkeiten des Entscheiders hin.51 Das klassische Subjekt-Objekt-Modell wird damit keineswegs überwunden. Wir werden an späterer Stelle zeigen, dass dies auch für die Neue Institu-tionenökonomik ähnlich formuliert werden muss.

Auch methodisch entfernt sich Heinen nicht von dem funktionalisti-schen Paradigma. Im Gegenteil: Seine Anstrengungen gehen noch stärker in Richtung Mathematisierung und damit Quantifizierung als die Guten-bergs. 52

Günther Schanz gründet seinen Ansatz maßgeblich auf die Verhal-tenstheorie des Soziologen George Caspar Homans. Dieser wiederum

49 Heinen 1978/1969,222. 50 Vgl. Heinen 1978/1969, 231f. 51 Schneider (1993, 253f.) stellt dazu treffend fest: „Die Kennzeichnung ‚be- schränkte Rationalität’ bleibt unklar: Wer in seinem Entscheidungsmodell rati- onal zu handeln beabsichtigt, handelt immer beschränkt rational, weil er begrenzte Mittel, Handlungsmöglichkeiten und weitere Nebenbedingungen be- achten muß. Nur ein im Planungszeitpunkt Außenstehender mit besserem Wissen könnte erkennen, was der Entscheidende übersieht. ‚Beschränkte Ratio- nalität’ bezeichnet also den Sachverhalt, daß ein außerhalb der beobachteten Welt Stehender objektive Situationselemente erkennt, die ein Entscheidender nicht weiß. Der Begriff beschränkte Rationalität bietet also nur einen anderen Namen für unvollständiges Wissen eines Entscheidenden.“ 52 Mayer spricht in diesem Zusammenhang von einem „szientistische[n] Theorie- verständnis“. Vgl. Mayer 1991, 58.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 25

bedient sich vor allem bei der behavioristischen Psychologie.53 Schon dies weist auf das funktionalistische Paradigma hin, denn die Orientie-rung an der Vorgehensweise der klassischen Naturwissenschaften, die Konzentration auf empirisch beobachtbares Verhalten und die Suche nach allgemeinen Gesetzen zu Reiz-Reaktionszusammenhängen sind Kennzeichen des Behaviorismus.54

Homans stellt insgesamt sechs Basishypothesen auf, aus denen er de-duktiv-nomologisch Aussagen gewinnt. Die letzte Hypothese, auf die sich Schanz direkt bezieht, lautet:

„Wenn eine Person zwischen alternativen Handlungen wählt, wird sie diejenige Handlung auswählen, für die der von der Person wahrge-nommene Wert der Handlungs[konsequenzen], V, multipliziert mit der Wahrscheinlichkeit, p, größer ist.“55

In der ökonomischen Theorie bezeichnet man dieses methodische Vor-gehen als „Maximierung des (subjektiv) erwarteten Nutzens“. Tatsäch-lich hat Homans den funktionalistischen Behaviorismus mit der funktio-nalistischen ökonomischen Theorie verknüpft und damit den Grundstein für die Rational-Choice-Theorie gelegt.

Im Unterschied zur frühen Neoklassik wird auch hier begrenzte Rati-onalität im Sinne Simons eingeräumt, und es werden nicht-materielle Nutzenerwägungen berücksichtigt. Damit kann soziales Handeln zwar angemessener erklärt werden, aber auch diese Spielart der ökonomischen Theorie gibt die Vorstellung nicht auf, aus der Beobachterperspektive a-xiomatisch-deduktiv angeben zu können, welche Entscheidung die (ob-jektiv) bessere ist. Den beobachteten Akteuren wird eine unterschiedliche Situationsdefinition zugestanden, aber man meint, diese Unterschiede entweder vernachlässigen oder mit Hilfe des Rationalkalküls aus der Be-obachterperspektive rekonstruieren zu können.

Das funktionalistische Paradigma wird ausgeweitet, aber nicht über-wunden. Die sozialwissenschaftliche Öffnung der Betriebswirtschaftsleh-

53 Vgl. zum Werk Homans Morel et al. 2001, 30ff. 54 Vgl. Morel et al. 2001, 30. Schon Frank Knight (1925) hatte sich deshalb übri- gens gegen eine Übernahme des Behaviorismus in die ökonomische Theorie bzw. überhaupt in die Sozialwissenschaften ausgesprochen 55 Homans 1974, zit. nach Opp/Wippler 1999, 135. Bei Opp/Wippler heißt es „Handlungskompetenzen“, wobei es sich um einen Tippfehler handeln dürfte.

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re ist also lediglich eine Öffnung der spezifischen Art, die in besonderem Maße auf Theorieimporten aus der ökonomischen Theorie und der ratio-nal-choice-Theorie der Soziologie basiert. „Der Mensch im Mittelpunkt“ ist in erster Linie ein nutzenmaximierender homo oeconomicus.

Hans Ulrich verfolgt mit seinem systemorientierten Ansatz das Ziel, eine „Gestaltungslehre“ ähnlich den Ingenieurwissenschaften zu entwer-fen56 und verzichtet dementsprechend auf tiefergehende Theoriearbeit.

Er äußert zwar Zweifel an der Möglichkeit, im Bereich der Sozialwis-senschaften nomologische Hypothesen aufzustellen, diskutiert dieses Problem jedoch nicht weiter. Mit einer etwas eigentümlich anmutenden Zusammenstellung wissenschaftstheoretischer Rückgriffe vertritt er vielmehr die Ansicht, auch eine pragmatische Betriebswirtschaftslehre, wie er sie betreiben will, dürfe die wissenschaftstheoretischen „Grunder-kenntnisse“ des logischen Positivismus nicht verleugnen, müsse Poppers Falsifikationstheorie berücksichtigen und wolle außerdem „Notwendig-keit und Nützlichkeit eines kausalanalytischen Vorgehens“ nicht bestrei-ten.57

Von den Naturwissenschaften unterscheidet sich die Betriebswirt-schaftslehre nach Ulrichs Vorstellung „grundlegend durch ihre auf Zu-kunftsgestaltung und nicht auf Erklärung ausgerichtete Zielvorstellung, von den Ingenieurwissenschaften jedoch ‚nur’ dadurch [..], daß sie nicht technische, sondern soziale Systeme mit bestimmten Eigenschaften ent-werfen will.“58

Den Verzicht auf Erklärung begründet er mit der Komplexität von Un-ternehmungen. Dies wirft natürlich die Frage auf, wie ohne vorherige Er-klärungsversuche „Gestaltungsmodelle“ entwickelt werden können. Ul-rich bezieht sich hier auf die Kybernetik, die sich seines Erachtens nicht für das „Seiende“, sondern das „Werdende“, für das „Funktionieren von Systemen“ interessiere.59 Er weist ausdrücklich darauf hin, dass die Un-ternehmung nicht als Automat missverstanden werden dürfe und nicht durch wenige Menschen beherrscht werden könne.60 Genau wie von Be-cker, Küpper, Ortmann beschrieben, wird die Rationalität dann aber doch

56 Vgl. Ulrich 1978/1971, 274f. 57 Ulrich 1978/1971, 276. 58 Ulrich 1978/1971, 272f. 59 Ulrich 1978/1971, 274. 60 Vgl. Ulrich 1978/1971, 289.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 27

gerettet – und zwar auf der höheren (System-)Ebene. Regeln rationalen Lenkens sind auch Ulrichs Ziel.

„Die Kybernetik hebt nun bei jeder Systemvorstellung zwei Tatbestän-de hervor, die in unsere Beschreibungsmodelle eingehen: die Bedeu-tung der Information für das Systemverhalten schlechthin sowie der Steuerungs- und Regelungsvorgänge für das Erreichen eines zweckra-tionalen Verhaltens.“61

Mit dem aus der Kybernetik gewonnenen Systemverständnis erkennt Ul-rich die Bedeutung der Beziehungen eines Unternehmens zu seiner Um-welt bzw. zu seinen unterschiedlichen Umwelten. Dies stellt gegenüber der lange das Denken dominierenden internen Perspektive Gutenbergs zweifellos einen wesentlichen Fortschritt in der Betriebswirtschaftslehre dar. Mit Interaktionen tut allerdings auch Ulrich sich schwer. Er erwähnt zwar eine „mehr oder weniger große Autonomie“62 der Unternehmung, entwirft dann aber ein Modell, in dem es im Wesentlichen um Anpassung geht. Er spricht selbst von den „formale[n] Anforderungen“, die die Ge-sellschaft „an das Verhalten des Subsystems Unternehmung“ stellt.63

4. Und heute? – Resistenzen, Aufbrüche und Forschungsdesiderate

Der kurze Blick auf die bedeutendsten Programme der Betriebswirt-schaftslehre nach Gutenberg hat unsere These untermauert, dass das ein-gangs dargestellte funktionalistische Paradigma nicht überwunden wurde. Die Analyse von Becker, Küpper und Ortmann zeigt für große Teile der Managementtheorie ein ähnliches Bild. Wir wollen im Folgenden in aller gebotenen Kürze einige neuere Entwicklungen innerhalb der Betriebs-wirtschaftslehre aufgreifen, um einerseits die Resistenz des Faches hin-sichtlich einer Überwindung des funktionalistischen Paradigmas heraus-zuarbeiten und um andererseits mögliche Aufbruchstellen und For-schungsdesiderate zu bestimmen. Wir beginnen unsere Betrachtung mit einem Exkurs zur (1) Neuen Institutionenökonomik, dem derzeit wich-tigsten Paradigma sowohl in der Volks- als auch in der Betriebswirt-

61 Ulrich 1978/1971, 279 (Hervorhebungen geändert). 62 Ulrich 1978/1971, 277. 63 Ebd.

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schaftslehre, und werden auf dieser Grundlage insbesondere die (2) Evo-lutorische Ökonomik als wichtige kulturwissenschaftliche Weiterent-wicklung einführend darstellen. Des Weiteren stehen ausgewählte Ansät-ze aus der (3) soziologischen Organisationstheorie (Strukturationstheorie, Systemtheorie, soziologischer Neo-Institutionalismus und der enactment-Ansatz von Weick) im Mittelpunkt des Interesses, wobei wir unser Au-genmerk insbesondere auf Erklärungsversuche zum Verhältnis von Or-ganisationen und organisationalen Umwelten richten – unter Einschluss der gesellschaftlichen Einbettung von Organisationen jenseits von Marktbeziehungen. Dies schließt (4) eine Erweiterung der Diskussion über Unternehmenskultur ein. Zum einen darf eine Analyse von Unter-nehmenskultur nicht an den Unternehmensgrenzen stehenbleiben, son-dern muss auch die gesellschaftliche und kulturelle Umwelt der Unter-nehmung mit erfassen. Zum anderen muss ein angemessenes Kulturver-ständnis entwickelt werden, das nicht die Homogenität von Werten be-tont, sondern heterogene Wertekonglomerate (in Unternehmen und Ge-sellschaft) thematisiert und damit zusammenhängend wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Wandel stärker auf die Forschungsagenda bringt.

4.1 Neue Institutionenökonomik

Die für die Betriebswirtschaftslehre zentrale Leitdisziplin, die Volkswirt-schaftslehre, ist besonders seit den 70er Jahren nicht von Veränderungen verschont geblieben. In diesem Zusammenhang ist für betriebswirtschaft-liche Aspekte insbesondere das Öffnen der „black box“ Unternehmen und eine damit einhergehende verstärkte Beschäftigung mit Theorien der Unternehmung relevant, die unter dem Begriff der Neuen Institutionenö-konomik behandelt werden.

Die Neue Institutionenökonomik gliedert sich in drei zentrale – nicht überschneidungsfreie – theoretische Strömungen: den Prinzipal-Agent-Ansatz64, den Verfügungsrechte-Ansatz65 und nicht zuletzt den Transak-tionskosten-Ansatz66. Ohne an dieser Stelle eine detaillierte Darstellung

64 Vgl. grundlegend Fama 1980. 65 Vgl. grundlegend Alchian/Demsetz 1972/1977. 66 Vgl. grundlegend Williamson 1975, Williamson 1985/1990.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 29

und Kritik67 dieser Ansätze entfalten zu wollen, kann festgehalten wer-den, dass innerhalb der Neuen Institutionenökonomik unter Verwendung einer funktionalistischen Forschungsmethodik nach wie vor von einer ob-jektiv gegebenen ökonomischen Rationalität ausgegangen wird, die eine (institutionelle) Realität erschließt.68 Ein derartiges Verständnis übersieht nach unserer Einschätzung, dass ökonomisches Handeln eine Form sozia-ler Handlungen ist und somit eine soziale Einbettung erfährt.69 Diese Einbettung gilt sowohl innerhalb des Unternehmens als auch für das Un-ternehmen in Bezug zu seiner organisationalen Umwelt: dass Unterneh-men Sozialsysteme sind, die eigene Wirklichkeiten erzeugen, dass die Umwelten von Unternehmen insofern nur als systemrelative Wirklichkei-ten zugänglich sind70 und „nicht mehr wie im herkömmlichen ‚social fact paradigm’ als ein objektives Faktum angesehen“71 werden können, spielt in diesem ökonomischen Denken ebenso wenig eine Rolle wie die Tatsa-che, dass sich organisationale Strukturen und Prozesse vorwiegend in den Köpfen der Organisationsmitglieder abspielen72 und damit eine „Gesell-schaftliche Konstruktion der Wirklichkeit“73 sind.

Institutionen – innerhalb des Unternehmens ebenso wie in Bezug auf die Unternehmensumwelt – können zwar „geronnener Sinn“ unserer kon-struierten Wirklichkeiten sein, sie sind aber nie „objektive“ Realität oder Wahrheit, sondern immer nur Konstruktionsleistungen der Akteure. Max Weber hat einen solchen auf Sinn bezogenen, verstehenden Ansatz präzi-se herausgearbeitet. Gemeint ist

67 Für einen allgemeinen Überblick vgl. beispielsweise Richter/Furubotn 1996 und Erlei/Leschke/Sauerland 1999; für ein solches Programm in der Betriebswirt- schaftslehre vgl. beispielsweise Picot/Dietl/Franck 1997, Picot/Reichwald/ Wigand 1996, Matten/Wagner 1999, Göbel 2002; die wohl schärfste Kritik am Transaktionskostenansatz wurde von Ghoshal/Moran 1996 formuliert; vgl. auch den guten Überblick und die Weiterführung durch Sydow 1999. 68 Vgl. Pfriem 1997, Beschorner 2002: Teil II. 69 Vgl. Granovetter/Swedberg 1992, 7. 70 Vgl. Pfriem/Beschorner 2000. 71 Osterloh 1991, 162. 72 Vgl. Kieser 1998. 73 Vgl. Berger/Luckmann 1966/1996.

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„nicht etwa irgendein objektiv ‚richtiger’ oder ein metaphysisch er-gründeter ‚wahrer’ Sinn. Darin liegt der Unterschied der empirischen Wissenschaften vom Handeln: der Soziologie und der Geschichte, ge-genüber allen dogmatischen: Jurisprudenz, Logik, Ethik, Ästhetik, [traditionelle Ökonomik, Anmerk. der Verf.], welche an ihren Objek-ten den ‚richtigen’, ‚gültigen’, Sinn erforschen wollen“74.

4.2 Evolutorische Ökonomik

Jenseits des Paradigmas der Neuen Institutionenökonomik kommt jedoch auch in der ökonomischen Theorie Bewegung ins Spiel, die auf einen cultural turn in der Ökonomik hoffen lässt. Dabei überrascht es kaum, dass gerade diejenigen neuen ökonomischen Theorien interessant er-scheinen, die eine „begrenzte Geltung und Revisionsbedürftigkeit“ des „Homo oeconomicus (neo-)classicus“75 ausmachen und den „Schre-ckensmann der Sozialwissenschaften“76 einer Resozialisation unterziehen wollen.

Neben Ansätzen aus der experimentellen Spieltheorie, auf die hier nicht näher eingegangen werden kann, sind insbesondere die Überlegun-gen aus der Evolutorischen Ökonomik77 relevant, die vom Paradigma des nutzenmaximierenden homo oeconomicus auf eine interpretative Hand-lungstheorie umstellen, indem die Handlungsroutinen und die kognitiven Skripte der Akteure erhellt werden.

74 Weber 1904/1988, 503. 75 Güth/Kliemt 2002, 3f. 76 Weise 2000. 77 Vgl. für unternehmenstheoretische Ansätze besonders die grundlegenden Arbei- ten von Nelson/Winter 1982/1996, Nelson 1991, Nelson 1995/1997, Winter 1991, Hodgson 1993, Hodgson 1998a, Hodgson 1998b, Hodgson 1999, Langlois/Foss 1999, Foss 1998, Foss 2001, Witt 1987, Witt 1992, Witt 1995. Die aktuelle Diskussion ist in hervorragender Weise in den Zeitschriften „Journal of Management & Governance“ (2001) und „Industrial and Corporate Change“ (2003) sowie in den umfassenden Sammelbänden von Foss (2000) und Langlois/Yu/ Robertson (2002) dokumentiert.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 31

Damit verbunden ist erstens die von Dopfer formulierte Ausgangsthese, dass „ein wesentlicher Erkenntnisgewinn (..) in der Ökonomie zu erzielen [ist], wenn ihre empirische Substanz verbessert wird“78. Zweitens ist festzustellen, dass die strikt nomothetisch ausgerichtete neoklassische Ökonomik die spezifischen Kontextbedingungen des Wirtschaftens aus theorieimmanenten Gründen vernachlässigt, dass aber gerade die Be-rücksichtigung von Geschichte und Kultur zu empirisch gehaltvollen Er-klärungen führen kann. Drittens bedarf es für diesen Zweck einer „zeit-gemäßen Methodik“ sowie einer fundierten Handlungstheorie, die eine „semantische Reduktion“ durch die orthodoxe Ökonomie vermeidet.79 Viertens strebt die Evolutorische Ökonomik nach einer Reintegration von nomothetischen und historischen Ansätzen80 und muss sich damit

„als eine Kulturwissenschaft verstehen, die im Hinblick auf grundle-gende theoretische Fragestellungen von der Ethnologie, Anthropologie und Soziologie profitieren kann“81.

Einer Evolutorischen Ökonomik geht es um ein „Bringing Life Back into Economics“82 und eine damit verbundene handlungs- und institutio-nentheoretische Öffnung. Zentral sind dabei Aspekte des organisatori-schen und gesellschaftlichen Wandels und damit die Frage: wie kommt Neues in die Welt, wie entstehen Innovationen? Biologischer Wandel (Evolutionsbiologie nach Darwin: Mutation, Selektion, Anpassung) wird dabei als Spezialfall von Wandelungsprozessen betrachtet und – in kriti-scher Distanz zu diesen Begrifflichkeiten – versucht, ein eigenständiges ökonomisches und kulturelles Evolutionskonzept zu erarbeiten, indem in Abgrenzung zur blinden Variation oder Mutation von einer zielgerichte-ten Handlungstheorie ausgegangen wird.

Die Anknüpfungspunkte für betriebswirtschaftliche Fragestellungen erscheinen dabei vielfältig und reichen, um nur einige Beispiele zu nen-nen, von einer Erweiterung des ressourcenorientierten Ansatzes im stra-tegischen Management83 und populationsökologischen Ansätzen in der

78 Dopfer 1992, 96. 79 Vgl. Dopfer 1992, 118ff. 80 Vgl. Dopfer 1992, 102ff. 81 Dopfer 2000, 137. 82 So der Untertitel des Buches von Hodgson 1993. 83 Vgl. Fischer/Nicolai 2000.

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Organisationstheorie84 über Verbindungen mit der neoinstitutionalisti-schen Organisationsökonomik85 bis hin zu einer weitergeführten Unter-nehmenskultur und -ethik86. Trotz dieser Entwicklungen muss festgestellt werden, dass die Evolutorische Ökonomik innerhalb der Betriebswirt-schaftslehre nur sehr zögerlich wahrgenommen wird. Sie bietet jedoch nach unserer Einschätzung äußerst interessante Bezugspunkte, die (auch) zu einer kulturwissenschaftlich orientierten Betriebswirtschaftslehre fort-geführt werden können.

4.3 Soziologische Organisationstheorien

Die Beschäftigung mit Organisationstheorie ist kein exklusives „Ge-schäft“ der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre. Untersuchungen der Funktionsweisen von Organisationen und ihren Beziehungen zu organi-sationalen Umwelten zählen bereits seit den Gründungsvätern der Sozio-logie ebenso zum festen Bestandteil eines soziologischen Forschungs-programms, das insbesondere – wenn auch mit einiger zeitlicher Verzö-gerung im Vergleich zu Forschungen in den USA – seit etwa 10 Jahren eine Renaissance in der deutschsprachigen Soziologie erlebt.87 Wir wol-len im Folgenden lediglich einige Aspekte einer bei weitem umfassende-ren Diskussion herausgreifen, indem wir kurz auf das Verhältnis von Or-ganisationen und Gesellschaft, genauer: auf das Thema „Organisations-gesellschaft“ eingehen, eine Debatte, die nach unserer Einschätzung auch Erklärungspotentiale für eine aktive, kulturprägende Unternehmenspoli-tik in einer zwiespältigen Moderne bereitstellen kann und damit für eine umfassendere Unternehmenskultur- Perspektive interessant erscheint.

„Die organisatorische Durchdringung der meisten und wichtigsten Gesellschaftsbereiche“, so formuliert Hasse, „hat eine enorme Breiten- und Tiefenwirkung auf sozialstrukturelle Bedingungen“88. Dass es sich dabei um einen äußerst ambivalent zu beurteilenden Sachverhalt handelt, darauf wies bereits Max Weber hin, indem er einerseits die fortschreiten-

84 Vgl. Sachs 2000. 85 Vgl. Osterloh/Frost 2000 und Wieland/Becker 2000. 86 Vgl. Pfriem 2000, Beschorner 2000, Beschorner 2002, Pfriem 2004. 87 Vgl. Nassehi, 2002, 9. 88 Hasse 2003, 18.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 33

de Rationalisierung und effiziente Ausgestaltung von Organisationen als Herrschaftsmittel unterstrich, andererseits durchaus auch die Verselb-ständigung bürokratischer Organisationen als Herrschaftsform sah, die als „kalte Skeletthände“ rationale Ordnungen durchdringen.89 Damit deu-tet sich bereits an, dass Organisationstheorien ein wichtiger Bestandteil moderner Gesellschaftstheorien sind: Sie sind

„Einheiten mittlerer Ebene, verortet zwischen Mikro- und Makrosozio-logie. Organisationen sind auch symbolische Orte. In Organisationen und durch sie lassen sich theoretisch wie empirisch herausfordernde Fragestellungen nach Herrschaft, Wettbewerb, Kooperation, sozialem Wandel und nach der Bedeutung von Institutionen präzisieren, an-schaulicher und mit neuen Erkenntnismöglichkeiten formulieren und untersuchen“90.

Eine solche „Rückkehr der Gesellschaft“ in die organisationstheoretische Forschung wurde im deutschsprachigen Raum insbesondere mit dem von Ortmann, Sydow und Türk91 herausgegebenen Sammelband vorangetrie-ben, vor allem mit Bezug auf Anthony Giddens’ Strukturationstheorie. Zentral für ein solches Programm ist die Auflösung der Dualität von Handlung und Ordnung/Struktur, wie sie Giddens am deutlichsten in sei-nen Studien über „New Rules of Sociological Method“92 sowie in seinem Hauptwerk „Die Konstitution der Gesellschaft“93 hat.

Giddens unterstellt mit Wissen ausgestattete Akteure, die sich in ih-rem Handeln auf strukturelle Merkmale ihres Handlungsfeldes beziehen und dabei immer reflexiv – d.h. „mehr oder minder“ überlegt – Vergan-genes, Gegenwärtiges und Zukünftiges in ihr Handeln einbeziehen.94 An-thony Giddens rückt damit den Handlungsbegriff insbesondere in Abgrenzung zu funktionalistischen Ansätzen stärker in den Mittel-punkt seiner Konzeption.95 Gleichgültig, ob dieses Handeln als bewuss- 89 Vgl. Müller-Jentsch 2003, 177. 90 Nassehi 2002, 10. Diese Überlegung lässt sich bereits in den Arbeiten der Frank- furter Schule finden (vgl. dazu das Schlusskapitel in Müller-Jentsch 2003, 176ff.) 91 Vgl. Ortmann/Sydow/Türk 1997. 92 Vgl. Giddens 1976/1993. 93 Vgl. Giddens 1984/1997. 94 Vgl. Ortmann/Sydow/Windeler 1997, 317. 95 Vgl. Giddens 1984/1997, 51ff., sowie dazu eingehend Beckert 1997, 349.

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ter Handlungsakt erfolgt oder routinemäßig verläuft, erfolgen „Struktura-tionen“. Der Begriff der „Struktur“ kann bei Giddens weder mit festen Ordnungskonfigurationen noch mit Formalitäten, formalen Verfassthei-ten oder Regulationen gleichgesetzt werden.96 Er repräsentiert vielmehr „virtuelle Ordnungen“, die den Status von zwischen den einzelnen Hand-lungen vermittelnden Medien haben und zugleich das Ergebnis der Hand-lungen sind.

Eine Übersicht über die Anwendungsgebiete bei Ortmann et al.97 ver-deutlicht, dass die Arbeiten von Giddens auf dem Gebiet der Organisati-onstheorie inzwischen umfangreich rezipiert werden. Zentrale Bedeutung kommt dabei den wichtigen Begrifflichkeiten der Strukturationstheorie zu, denn in Organisationen finden reflexive Strukturationen statt: als re-kursives „Erzeugen“ und „Erzeugnis“, als „Organisieren“ und „Organi-siertheit“. Mit anderen Worten: „Reflexivität, Strukturation und Rekursi-vität (...) [treffen] im Begriff der Organisation auf zwanglose und ein-leuchtende Weise [zusammen]“98. Im Kern geht es strukturationstheoreti-schen Ansätzen im Rahmen einer Organisationstheorie darum,

„eine Reihe von bislang als unvereinbar angesehenen Dualismen zu handhaben, ohne diese aufheben zu wollen: z.B. Stabilität versus Wandel, Top down- versus bottom-up-Verfahren beim organisatori-schen Wandel, formale versus informale Organisationen, organisatori-sches Dilemma zwischen Innovation und Routine, Aufbau- versus Ab-lauforganisation“.99

Hinsichtlich der Rolle von Organisationen in modernen Gesellschaften haben sich in jüngster Zeit aus unserer Sicht insbesondere drei – hinsicht-lich ihres Theoriedesigns durchaus gegensätzliche – Strömungen entwi-ckelt, die eine „Rückkehr der Gesellschaft“ in die Organisationstheorie

96 Vgl. Ortmann/Sydow/Windeler 1997, 318. 97 Vgl. Ortmann/Sydow/Windeler 1997, 342ff.; den Anwendungsbezug charakterisieren die Autoren wie folgt: „Wir setzen ‚angewandt‘ in Anführungs- zeichen, weil wir das Verhältnis dieser formalen Sozialtheorie zu einer substan- tiellen Organisationsforschung als eines rekursiver Konstitution und somit wechselseitiger Korrektur verstanden wissen wollen – nicht als Anwendung ei- ner fix und fertigen Theorie, die dann nur noch unverändert jeweils konkreten Gegenständen zu applizieren wäre“ (343). 98 Ortmann/Sydow/Windeler 1997, 322. 99 Osterloh/ Grand 1997, 355.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 35

weiter erhellen können: die Systemtheorie, der soziologische Neo-Institutionalismus sowie der enactment- Ansatz von Karl Weick

Im Rahmen von systemtheoretischen Ansätzen wird sich der Frage nach der Bedeutung von Organisationen in der Gesellschaft vorrangig über eine Theorie funktionaler Differenzierung genähert und dabei zum einen festgestellt, dass Funktionssysteme ohne Organisationen nicht denkbar sind (eine Wirtschaft ohne Unternehmen, Börsen, Banken?). Zum anderen – und viel wichtiger – tragen Organisationen zu einer Kop-pelung der unterschiedlichen Funktionssysteme (wie Wirtschaft, Wissen-schaft, Politik etc.) bei100. Schimank und Volkmann formulieren dazu:

„Da die teilsystemische Programmstruktur sowohl selbst- als auch fremdreferentielle Elemente enthält, vermitteln formale Organisationen gleichzeitig zwischen dem Teilsystem und seiner Umwelt. Sie sind damit (…) wichtige Mechanismen gesellschaftlicher Systemintegrati-on“101.

Erhellend finden wir diese Analyse für die betriebswirtschaftliche Theo-riebildung insofern, als damit eine Perspektive eröffnet wird, nach der Unternehmen nicht nur als Gewinn- oder Nutzenkalkulierer, sondern als „Organisationen der Wirtschaft konstitutiv polylingual“102 entwickelt werden können.

Eine theoretisch ganz andere Richtung schlagen Konzepte des sozio-logischen Neo-Institutionalismus ein, der sich Anfang der 70er bis Ende der 80er Jahre aus der amerikanischen Organisationssoziologie entwi-ckelt hat und große Affinitäten mit den Grundüberlegungen der Neuen Wirtschaftssoziologie103 aufweist. Das Forschungsprogramm kann durch die folgende Aussage verdichtet werden: „1. Economic action is a form of social action; 2. Economic action is socially situated; and 3. Economic institutions are social constructions”104.

Der soziologische Neo-Institutionalismus kann insbesondere als Er-gänzung zur Diffusionsforschung begriffen werden, wobei jedoch zum einen den institutionellen Bedingungen für Diffusionsprozesse größere

100 Vgl. Nassehi 2002, 455. 101 Schimank/Volkmann 1999, 12. 102 Wieland 1996, 10. 103 Vgl. grundlegend Granovetter 1985/1992. 104 Granovetter/Swedberg 1992, 7.

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Aufmerksamkeit geschenkt und zum anderen in stärkerem Maße Aspekte der Legitimation fokussiert wurden.105 Für eine makroinstitutionalistische – auf das Verhältnis von Organisation und organisationaler Umwelt zie-lende – Perspektive sind zwei grundlegende Ideen konstitutiv, die insbe-sondere in den frühen Arbeiten von John Meyer und Brian Rowan106 ei-nerseits und Paul DiMaggio und Walter Powell107 andererseits entwickelt wurden108: (i) Organisationsstrukturen sind „dramatische Inszenierun-gen“ von Rationalitätsmythen aus der organisationalen Umwelt und (ii) Organisationen in einem „organisationalen Feld“ werden sich im Zeitver-lauf immer ähnlicher (Isomorphismus-These).

Die Überlegungen der Vertreter des soziologischen Neo-Institutionalismus sind für uns zum einen deshalb interessant, weil sie, in methodischer Hinsicht explizit – insbesondere in Rückgriff auf die ver-stehende Soziologie Max Webers – als kulturwissenschaftliches For-schungsprogramm formuliert sind. Zum anderen können durch diesen Ansatz interorganisationale Prozesse und Strukturen erhellt und Instituti-onalisierungsprozesse u.a. auf dem Niveau einer Weltgesellschaft ver-gleichend untersucht werden.109 Damit erscheinen uns interessante Ein-sichten über den – für Unternehmenstheorien – wichtigen Prozess der Globalisierung möglich, die jenseits oft üblicher Polemik anzusiedeln wären. Viertens vermögen Ansätze des soziologischen Neo-Institutio-nalismus intra- und interorganisationale Prozesse und Strukturen zu ver-binden.

Der dritte Ansatz, der uns für eine gesellschaftliche Perspektive von Organisationen interessant erscheint, ist der von Karl Weick entwickelte enactment-Ansatz.110 Weick kritisiert ein organisationstheoretisches Ver-ständnis, dass von einem nicht hinterfragten „taken for granted“ der Situ-ation durch die Akteure ausgeht111, wie es in der Tradition von Berger

105 Vgl. Hasse 2003, 41ff. 106 Vgl. Meyer/Rowan 1977/ 1991. 107 Vgl. DiMaggio/Powell 1983/ 1991. 108 Vgl. zusammenfassend und weiterführend auch den Überblick bei DiMaggio/ Powell 1991, Tolbert/Zucker 1996 sowie die ersten Kapitel bei Walgenbach 2000. 109 Vgl. dazu den Überblick bei Wobbe 2000. 110 Vgl. Weick 1995. 111 Vgl. Weick 1995, 42f.

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und Luckmann112 vorgenommen wird und beispielsweise für die Ansätze des soziologischen Neo-Institutionalismus grundlegend ist. Einerseits stimmt Weick darin zu, dass kognitive Prozesse und ein damit verbunde-nes sensemaking der sozialen Situation für die Informationsverarbeitung von Organisationen wichtig sind. Andererseits, so Weick, ist ein sense-making entscheidungsrelevant: es führt zu konkreten Handlungen, aus denen (wiederum) konkrete Handlungen resultieren und ist nicht bloß auf einen (folgenlosen) Interpretationsprozess zu beschränken. Weick fokus-siert damit auf die Rückkopplungsmechanismen von vollzogenen Hand-lungen auf den Prozess des Organisierens und arbeitet ein aktiveres Or-ganisationsverständnis heraus, indem er dem Begriff des enactment eine interessante Doppelbedeutung zuschreibt: enactment ist einerseits die Grundlage für Entscheidungen (durch Interpretationen der Wirklichkeit); enactment schließt andererseits jedoch auch die Wirkungen organisatio-nalen Handelns auf die organisationale Umwelt mit ein.

„Insofern bedeutet es in erster Linie: aktive Intervention und Gestal-tung. (…) Durch organisatorische Entscheidungen und Aktivitäten können deshalb sowohl die gesellschaftlichen Kontexte als auch die organisationsinternen Zustände verändert werden (was jeweils wieder-um veränderte Entscheidungen und Aktivitäten mit den entsprechen-den Wirkungen zur Folge hat – und so weiter und so fort)“113.

Sowohl für die angedeutete systemtheoretische Anwendung hinsichtlich der Bedeutung von Organisationen in modernen Gesellschaften als auch für den soziologischen Neo-Institutionalismus und den enactment-Ansatz von Weick gilt: diese Überlegungen befinden sich erst am Anfang. Es ist sowohl zu vermuten als auch zu hoffen, dass im Rahmen soziologischer Organisationstheorien verstärkt über die Funktion von Organisationen in funktional ausdifferenzierten Gesellschaften gearbeitet wird. Soziologi-sche Organisationstheorien beschäftigen sich allerdings nicht spezifisch, ja, mit einigen Ausnahmen, nicht mal schwerpunktmäßig mit erwerbs-wirtschaftlichen Organisationen, sondern versuchen eine allgemeine Per-spektive zu entwickeln. Die angedeuteten Fragestellungen für den spezi-fischen Organisationstypus „Unternehmen“ zu spezifizieren, dabei insbe-sondere den aktiven (kulturellen) Beitrag von Unternehmen in der Mo-

112 Vgl. Berger/Luckmann 1966/1996. 113 Hasse 2003, 80.

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derne zu analysieren und an diesen Erkenntnissen der soziologischen Or-ganisationstheorie weiter zu arbeiten, betrachten wir als eine Hauptauf-gabe der Betriebswirtschaftslehre – einer Betriebswirtschaftslehre, die sich als Wissenschaft und nicht nur als unternehmerische Kunstlehre ver-steht.

4.4 Unternehmenskultur

Seit Mitte der 80er Jahre beschäftigt sich, angestoßen durch die wirt-schaftlichen Erfolge japanischer Unternehmen, die deutschsprachige Be-triebswirtschaftslehre mit Fragen der Unternehmenskultur, was zu einer inzwischen kaum überschaubaren Fülle empirischer und theoretischer Untersuchungen geführt hat.114 Zwei wichtige Paradigmen haben sich dabei herausgebildet: ein funktionalistisches und ein interpretatives Ver-ständnis von Unternehmenskultur. Ersteres behauptet, das Unternehmen hat eine Kultur und begreift diese als eine (unter vielen) organisationsre-levanten Variablen. Letzteres hingegen fasst – anthropologischen Ansät-zen folgend – Kultur als durch Menschen „selbstgesponnene Bedeu-tungsgewebe“115. Nach diesem Verständnis muss festgestellt werden: das Unternehmen ist eine Kultur. Der interpretative Unternehmenskultur-Ansatz wurde im besonderen Maße unter Rückgriff auf die phänomeno-logische Soziologie (Schütz) sowie mit Bezugnahme auf eine daraus entwickelte Variante, die Ethnomethodologie (Garfinkel), herausgearbei-tet.116

Funktionalistische Ansätze legen ihr Erkenntnisinteresse auf die Iden-tifikation kultureller Elemente und informeller Institutionen im Unter-nehmen (Artefakte, Normen, Symbole) und streben eine Überführung der „Istkultur“ in eine (effizientere) „Sollenskultur“ an. Kultur wird damit insbesondere hinsichtlich der Anpassung der individuellen Ziele der Mit-arbeiter und Mitarbeiterinnen an die Unternehmensziele „gemanaged“ und auf kulturelle Homogenität abgestellt. Das Augenmerk liegt auf der Untersuchung und Transformation organisationaler Strukturen. Aus in-terpretativer Perspektive hingegen stellt sich die Aufgabe, den Sinn orga-

114 Vgl. den guten Überblick bei Beyer/Nutzinger 1996 und Grabner-Kräuter 2000. 115 Geertz 1983, 9. 116 Vgl. dazu den Überblick bei Osterloh 1991, 165.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 39

nisationalen Handelns zu verstehen (Prozessbetrachtung). Unterneh-menskultur ist dabei kein Steuerungsinstrument des Managements, son-dern das faktische Vorhandensein sozialer Konstruktionen der Unter-nehmensmitglieder, die es durch „dichte Beschreibungen“ (Geertz) zu deuten und in ihren (symbolischen) Schnittmengen festzustellen gilt. Empirische Untersuchungen zur Unternehmenskultur heben in der Regel auf generelle Strukturprobleme der innerbetrieblichen Koordination ab, welche die Effizienzvermutung einer orthodoxen ökonomischen Sicht-weise (Agency-Ansatz) relativieren. Studien zeigen, dass im Gegensatz dazu solidarische Koordinationsformen (durch Vertrauen) immer dann effizient sind, wenn hierarchische Anreiz-, Kontroll- und Bewertungsme-chanismen nicht mehr greifen.117 Dies ist auch bei der rigidesten Organi-sation der Fall und verstärkt sich insbesondere bei komplexen betriebli-chen Prozessen und hochqualifizierten Tätigkeitsbereichen, die nicht mehr strikt zentral gesteuert und kontrolliert werden können. Die unter-nehmenskulturelle Dimension manifestiert sich dabei ebenso in formalen Regelungen wie in informellen Symbolen und Artefakten, ebenso in kul-turprägenden Persönlichkeiten wie in Informations- und Kommunikati-onsprozessen, ebenso bei der Unternehmensgründung wie im laufenden Leistungsprozess usf. Unternehmenskultur kann im einzelnen verschie-dene Funktionen erfüllen, wobei insbesondere die Integration unter-schiedlicher individueller Zielsetzungen, die Harmonisierung von Mitar-beiterzielen und Unternehmenszielen sowie die Erzeugung von Überein-stimmung und Vertrauen zu nennen sind.

Die Unternehmenskultur-Forschung ist durch das funktionalistische und durch das interpretative Paradigma bestimmt. Sie unterscheiden sich damit tendenziell hinsichtlich der Frage der Struktur- versus Prozessbe-trachtung und der Frage der Steuerbarkeit versus Nichtsteuerbarkeit durch Unternehmenskulturen. Sie ähneln sich jedoch – trotz gravierender methodischer Unterschiede – bzgl. ihrer Betonung der Homogenität von Werten und Einstellungen der Unternehmensmitglieder. Im Zentrum des Interesses beider Paradigmata steht nicht etwa die Vielfalt und Heteroge-nität von Werten und Einstellungen (als Voraussetzung für Innovatio-nen), sondern – wenn auch bedeutsam – Elemente „der Bindung, Hand-

117 Vgl. dazu beispielsweise Beyer 1993; Beyer/Fehr/Nutzinger 1995; Beyer/ Nutzinger 1996.

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lungslegitimation, Motivation, Konsensfindung, Stabilität, Koordination und Integration“118.

Eine neue Theorie der Unternehmenskultur hätte nach unserer Ein-schätzung insbesondere zwei – durchaus zusammenhängende – Aspekte in Rechnung zu stellen: Erstens gilt es zur Kenntnis zu nehmen, dass Un-ternehmen heute einem tiefgreifenden ökonomischen und gesellschaftli-chen Wandel unterliegen. Zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit erfah-ren dabei die innerbetrieblichen Produktions-, Arbeits- und Führungs-formen eine grundlegende Umgestaltung, die aus unserer Sicht genau dann zu kurz greift, wenn lediglich auf die Lösung von Koordinations- und Kooperationsproblemen zur Minimierung von Transaktionskosten sowie auf die Homogenisierung von Werten abgestellt wird. Dem Koor-dinations- und Motivationsrepertoire von Organisationen ist vielmehr ein Wissens- oder Orientierungsrepertoire zur Seite zu stellen, das die Gene-rierung, den Transfer und die Speicherung von explizitem und implizitem Wissen beinhaltet und damit auch Fragen der Innovationsfähigkeit von Organisationen thematisiert.119

Zweitens wäre eine Unternehmenskulturforschung auch über die Un-ternehmensgrenzen hinweg fortzuführen, indem in einem ersten Schritt eine kulturelle Analyse der Kontextbedingungen von Unternehmen, ins-besondere von Akteurkonstellationen, unternommen würde, um sodann (auch) danach zu fragen, inwieweit diese mit der internen Unterneh-menskultur in Beziehung stehen. Dabei erscheint uns nicht nur eine reak-tive Anpassung von Unternehmen an die unternehmerische Umwelt inte-ressant, sondern mehr noch die „umgekehrte Richtung, der [kulturelle; Anm. d. Verf.] Einfluss von Organisationen auf ihre Umwelt (…). Hier besteht großer Forschungsbedarf“120.

Einige mögliche theoretische Zugänge für eine neue Unternehmens-kulturforschung in diesem Sinne haben wir durch ausgewählte Aspekte aus der aktuellen betriebswirtschaftlichen Diskussion angedeutet. Die nachfolgenden Betrachtungen zum „cultural turn“ in den Sozialwissen-schaften werden diese Überlegungen weiterführen.

118 Grabner-Kräuter 2000, 296. 119 Vgl. Osterloh/Frost 2000. 120 Nassehi 2002, 18.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 41

5. Der „Cultural turn“ in den Sozialwissenschaften

Der jahrzehntelange Grundlagenstreit in den Sozialwissenschaften – Handlungstheorie vs. Funktionalismus/Strukturalismus, Theorie kommu-nikativen Handelns vs. Theorie autopoietischer sozialer Systeme – hat die Kontrahenten erschöpft und ermüdet. An die Stelle der „grand theo-ries“ treten, wie Robert Merton schon 1949 postuliert hat, zunehmend „Theorien mittlerer Reichweite“, die sich stärker um empirische Boden-haftung bemühen und gar nicht erst versuchen, das Phänomen „Gesell-schaft“ in seiner Gesamtheit und „in einem Guss“ zu erklären. Allerdings sind auch sozialwissenschaftliche Theorien mittlerer Reichweite auf ab-strakte Theorieperspektiven, auf „orienting strategies“, angewiesen. Der Bedarf an Theorie ist mit der Verabschiedung der „grand theories“ nicht gedeckt, sondern macht sich gerade bei der Erklärung konkreter gesell-schaftlicher Sachverhalte bemerkbar, die ohne theoretische Grundan-nahmen, ohne erkenntnisleitende Unterscheidungen und Konzepte nicht mit hinreichender Genauigkeit erforscht werden können.121

Die in den 80er Jahren proklamierte „kulturalistische Wende“ („cultu-ral turn“)122 reagiert auf diese Problemlage und bereitet den Boden für ein neues Forschungsparadigma. Nun sollte der inflationäre Gebrauch des von Thomas Kuhn (1973) eingeführten Paradigmenbegriffs zwar zu einiger Vorsicht gemahnen; die sozialwissenschaftliche Theoriediskussi-on wimmelt von intellektuellen Moden, die sich als Paradigmenwechsel präsentieren, ohne eine bleibende Spur in den sozialwissenschaftlichen Disziplinen zu hinterlassen. Im Falle des Cultural Turn kann man aller-dings, wenn man die letzten 15 Jahre Revue passieren lässt, durchaus von der Etablierung eines neuen Forschungsparadigmas sprechen. Dies zeigt sich zum einen an der internationalen Verbreitung und Rezeption kultur-wissenschaftlicher Theorien und Verfahren. Das Spektrum reicht von den „Cultural Studies“ im angloamerikanischen Sprachraum über die Sozial-theorien von Bourdieu und Foucault bis hin zu den deutschen Diskussio-nen um die kulturwissenschaftliche Erneuerung der Geistes- und Sozial-wissenschaften. Zum anderen fällt auf, dass sich die durch disziplinäre

121 Vgl. Schimank 1996. 122 Vgl. Alexander 1988. Rabinow/Sullivan sprechen angesichts des Vordringens hermeneutischer und phänomenologischer Verfahren bereits gegen Ende der 70er Jahre von einer „interpretativen Wende“ in den Sozialwissenschaften (Rabinow/ Sullivan 1979).

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Grenzen separierten Geistes- und Sozialwissenschaften zunehmend für kulturwissenschaftliche Problemstellungen und Beschreibungsformen öffnen und damit in einen inter- und transdisziplinären Dialog eintre-ten.123

Kulturwissenschaftliche Betrachtungsweisen können, so hofft Jürgen Mittelstraß, den Blick für gesellschaftliche Phänomene und Problembe-reiche schärfen, die sich einer fachwissenschaftlich bornierten Beobach-tung entziehen; insofern tragen die Kulturwissenschaften zu einer „Rückgewinnung wissenschaftlicher Wahrnehmungsfähigkeiten“ bei124. Dahinter steht die (postmoderne) Einsicht, „daß die Gegenstände (...) al-lemal komplexer sind, als eine Beschreibung erfassen kann, die sich den je spezifischen Regeln der ausdifferenzierten Wissensdisziplinen unter-wirft. Kulturwissenschaft heißt just connect statt divide et impera – eine Haltung, die auch dem zeitgleichen Aufschwung des ökologischen Den-kens zugrunde liegt“.125

Die paradigmatischen Ansprüche der Kulturwissenschaften sind natür-lich nicht unwidersprochen geblieben. Aus der Perspektive der Fachdis-ziplinen wird vor allem kritisiert, die Verwendung eines amorphen und differenzlosen Kulturbegriffs unterhöhle die fachwissenschaftlichen Standards und führe zum Dilettantismus. In der Tat, das müssen auch die Befürworter der kulturwissenschaftlichen Wende zugeben, haben wir es in den Kulturwissenschaften mit einer solchen „Pluralisierung der Kul-turbegriffe und Kulturtheorien, Ansätze, Richtungen und Methoden so-wie kulturwissenschaftlichen Betrachtungsweisen und Untersuchungsge-genständen“126 zu tun, dass ein klares, theoretisch und methodisch abge-sichertes Konzept kaum zu erkennen ist. Die Kulturwissenschaften er-

123 Vgl. für den deutschen Sprachraum die Publikationen und Sammelbände von: Henningsen/Schröder 1997, Reckwitz/Sievert 1999, Anderegg/Kunz 1999, Hörning/Winter 1999, Böhme/Matussek 2000, Hansen 2000, Kittler 2000, Düllo/Meteling/Suhr/Winter 2000, Appelsmeyer/Billmann-Mahecha 2001, Fleischer 2001, Schröder/Breuninger 2001, Winter 2001, Müller 2003, Nünning/Nünning 2003, Müller 2003 und Karmasin/Winter 2003. Besonders hervorgehoben werden soll wegen der Größe und Tiefe des konzeptionellen Ent- wurfs die Arbeit von Reckwitz (2000). Für die kulturalistische Wende in der Philosophie vgl. Hartmann/ Janich 1998. 124 Mittelstraß 1987, 155. 125 Baßler 2003, 139. 126 Nünning/Nünning 2003, 2.

Perspektiven einer kulturwissenschaftlichen Theorie der Unternehmung 43

scheinen gegenwärtig, so Dirk Baecker, als eine Art „garbage can“, in dem Konzepte, Gegenstände, Probleme und Beschreibungen herumlie-gen, ohne dass eine ordnende Hand erkennbar wäre.127

Dennoch: Ungeachtet ihrer Pluralität weisen die kulturwissenschaftli-chen Ansätze einige Gemeinsamkeiten auf, die als Beleg für die Diagno-se eines „Cultural Turn“ gelten können.128 Im Bereich der Wissenschafts- und Erkenntnistheorie wenden sie sich gegen positivistische Korrespon-denz- und Abbildtheorien. Wissenschaftliche Theorien erscheinen als symbolische, in sozialen Prozessen produzierte Ordnungen. Die Gültig-keit einer wissenschaftlichen Aussage erschließt sich demzufolge nicht durch den Vergleich zwischen Aussage und Tatsache, sondern resultiert aus den sozial-kulturellen Kriterien der Angemessenheit von Aussagen. Im Bereich der sozialwissenschaftlichen Methodologie weisen sie darauf hin, dass es die Sozialwissenschaften nicht mit sinnfreien Gegenständen zu tun haben, sondern mit Untersuchungsobjekten, die ihrerseits schon Bedeutung haben und aktiv Bedeutungen produzieren. Deshalb plädieren sie für die Verwendung qualitativer, hermeneutischer und interpretativer Verfahren, die eine dem Gegenstand angemessene Interpretation der Be-deutungen und Sinnmuster versprechen. Was die Forschungsinhalte und –themen angeht, zeichnen sich die verschiedenen kulturwissenschaftli-chen Ansätze durch eine Verlagerung der empirischen Forschungsinte-ressen aus. An die Stelle von Sozialstrukturanalysen tritt die Analyse der kulturellen Konstitution von Milieus; bei der sozialwissenschaftlichen Analyse von Unternehmungen achtet man verstärkt auf die „cognitive maps“, welche die Organisationspraxis anleiten und für den Unterneh-menserfolg mitverantwortlich sind. Im Bereich der Sozialtheorie schließ-lich wenden sie sich gegen sozialwissenschaftliche Konzepte, die soziale Phänomene naturalistisch auf den Einfluss nicht-sinnhafter Faktoren zu-rückführen bzw. „Sinn“ auf zweck- oder normgeleitetes Handeln reduzie-ren. Demgegenüber heben kulturwissenschaftliche Ansätze hervor, dass sich die soziale Welt „über die kollektiv existierende sinnhafte ‚Ordnung der Dinge‘, über Systeme von Unterscheidungen, Deutungsmustern, Wissensordnungen und Semantiken“ reproduziert.129

127 Vgl. Baecker 2001, 77. 128 Wir beziehen uns im Folgenden auf die Überlegungen von Andreas Reckwitz (1999 und 2000). 129 Vgl. Reckwitz 1999, 25.

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Lässt sich dieser kulturwissenschaftliche Konsensus zu einem konsisten-ten Kulturbegriff verdichten? An dieser Frage scheiden sich die Geister. Für die einen zeichnet sich der Kulturbegriff gerade durch seinen meta-phorischen Charakter aus. Wenn Kultur das ist, „was man außerdem macht“130, was als Handlungsnebenfolge weder geplant noch zu Ende gedacht werden kann, dann muss man sich, so Konersmann, mit der Un-schärfe des Kulturbegriffs abfinden. Die neuere Systemtheorie sieht das ganz ähnlich: „Wenn es ein bestimmendes Merkmal des Begriffs der Kultur gibt, dann die verbreitete Auffassung, daß dieser Begriff nicht zu definieren ist. Wer es trotzdem versucht, zeigt damit nur, daß er dem Begriff nicht gewachsen ist.“131 Auf der anderen Seite wird man sich fra-gen müssen, ob sich das kulturwissenschaftliche Paradigma halten lässt, wenn es nicht gelingt, den Kulturbegriff zu präzisieren und interdiszipli-när anschlussfähig zu machen.132 Deshalb sind aktuelle kulturwissen-schaftliche Ansätze bei aller Skepsis gegenüber abschließenden Definiti-onen auf eine zumindest vorläufige Klärung des Kulturbegriffs angewie-sen.

Blickt man auf die Geschichte der Kulturwissenschaften zurück, dann lassen sich aus soziologischer Perspektive133 zwei zentrale theoretische Bezugspunkte ausmachen. Die von Parsons und Shils ausgearbeitete funktionalistische Kulturtheorie steuert die Idee der Verfügbarkeit allge-meiner Symbole, Werte und Vorstellungen bei. Die Kultur einer Gesell-schaft kann als Inbegriff kognitiver, expressiver und regulativer Symbo-lismen verstanden werden; sie liefert das für die Koordination der Hand-lungen unentbehrliche Orientierungswissen und sorgt durch die Formu-lierung moralischer Standards für eine umfassende Integration von Hand-lungssystemen.134 Im Gegensatz zur strukturfunktionalistischen Soziolo-gie, die sich vor allem für die durch Internalisierung gewährleistete Ord-nungsfunktion der Kultur interessiert, weist die deutsche Kulturwissen-schaft um Heinrich Rickert, Max Weber und Ernst Cassirer darauf hin,

130 Konersmann 1998, 327. 131 Baecker 2001, 33. 132 Vgl. etwa die kritischen Anmerkungen von Jürgen Straub (2003, 149ff.). 133 Wir verzichten hier auf eine Darstellung der hochgradig elaborierten ethno- logischen Konzepte von Kultur. Vgl. dazu die Zusammenfassung bei Müller 2003, 24ff. 134 Vgl. Wenzel 1990, 383 ff.

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dass es die Kultur mit selbstgeschaffenen Bedeutungswelten zu tun hat. Der Mensch interpretiert nicht nur die Welt, in der er sich handelnd zu-rechtfinden muß; er ist nicht nur Medium der Reproduktion kultureller Ordnung, sondern zugleich in kreativer Weise an der interpretativen Konstruktion dieser Ordnung beteiligt.135

Clifford Geertz hat diese beiden soziologischen Strömungen zusam-mengeführt und zu einer für den „Cultural Turn“ wegweisenden Herme-neutik der Kultur ausgebaut. Zum einen schließt er an den Strukturfunk-tionalismus von Parsons/Shils an, wenn er Kultur als System, als „geord-nete Menge sinnhafter Symbole“ begreift. Allerdings ist mit dem Sys-tembegriff nicht gemeint, dass die kulturellen Bedeutungsmuster lücken-los zusammenhängen; stattdessen sieht er Kultur eher als eine Art Fli-ckenteppich disparater Symbole und Symbolgruppen136, die im Kontext ethnologischer Forschung wie Texte gelesen und gedeutet werden kön-nen.137 Zum anderen weist er im Einklang mit der deutschen Kulturwis-senschaft auf die bedeutungsgenerierenden Leistungen der im Rahmen von Kultur agierenden Menschen hin: „Ich meine mit Max Weber, daß der Mensch ein Wesen ist, das in selbstgesponnene Bedeutungsgewebe verstrickt ist, wobei ich Kultur als dieses Gewebe ansehe.“138 Dadurch gelingt es ihm, zumindest was den programmatischen Kern seiner her-meneutisch-symbolischen Ethnologie angeht, den blinden Fleck der strukturfunktionalistischen Kulturtheorie aufzuhellen, die wenig Interesse für den Prozess der Produktion von Bedeutungen und für die konkret Handelnden gezeigt hatte.139

135 Vgl. Jung 1999; Cappai 2001, 60 ff. Vgl. etwa die vielzitierte (fast schon kon- struktivistische) Bemerkung von Max Weber: „‚Kultur‘ ist ein vom Standpunkt des Menschen aus mit Sinn und Bedeutung bedachter endlicher Ausschnitt aus der sinnlosen Unendlichkeit des Weltgeschehens“ (Weber 1988, 180). 136 Vgl. Geertz 1995, 194ff. 137 Vgl. Geertz 1995, 253ff. 138 Geertz 1995, 9. Geertz bezieht sich mit dieser Definition nicht nur auf den Kulturbegriff von Max Weber, sondern sehr viel direkter – ohne seine Quelle zu erwähnen – auf Ernst Cassirer, der in seinem „Essay on Man“ (1944) von einem „symbolic (...) tangled web of human experience“ spricht. 139 Obwohl sich Geertz nie explizit von Parsons distanziert hat, kann man in der Schilderung seiner Arbeit an dem von Parsons geleiteten „Social Relations De- partment“ in Harvard während der 50er Jahre durchaus kritische Untertöne her- aushören (vgl. Geertz 1997, 114ff.).

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Ob es Geertz in seinen ethnologischen Studien gelungen ist, dieses Pro-gramm einzulösen, ist eine andere Frage. So wird ihm zum Beispiel vor-geworfen, er hafte zu sehr an den texttheoretischen Voraussetzungen der Hermeneutik und können deshalb das Potential seines kulturwissen-schaftlichen Ansatzes nur unzureichend ausschöpfen: „Was durch das Textmodell (...) ausgeblendet wird, sind zentrale Momente des sozialen Handelns und der kulturellen Erfahrung: Situationsabhängigkeit, Intenti-onalität, Mündlichkeit, die Dynamik kultureller Handlungen und Kon-fliktverläufe, die Prozesshaftigkeit performativer Ereignisse, die ge-schlechtsspezifische Differenzierung von Kulturbedeutungen sowie die dialogische Hervorbringung von Kultur ...“140 Geertz konzentriere sich in seinen Arbeiten vor allem auf die Analyse der kulturell verfügbaren Handlungsorientierungen. Die eigentliche Handlungspraxis, der Interak-tionsprozess zwischen den an Bedeutungen orientierten und mit Bedeu-tungen hantierenden Individuen werde dagegen von ihm nicht weiter ver-folgt. In den „Bemerkungen zum balinesischen Hahnenkampf“141 seien z. B. die Balinesen nur noch als „blasse, anonyme Chiffren“ präsent, als auswechselbare Adressaten im objektiven Bedeutungszusammenhang der Kultur, ohne überhaupt noch in ihrer bedeutungskonstituierenden kultu-rellen Praxis wahrgenommen zu werden.142

Die modernen Kulturwissenschaften verabschieden sich damit vom holistischen Kulturbegriff, der sowohl der klassischen Kulturanthropolo-gie als auch der strukturfunktionalistischen Systemtheorie zugrunde lag. Kultur gilt nicht mehr unbesehen als „gesellschaftliches Kohärenzmedi-um“143, als fester und konsistenter Bestand an Inhalten und Sinnstiftun-gen, sondern eher als fluides, von konfligierenden Werten, Normen und Regeln geprägtes Gebilde. Moderne Gesellschaften sind, wie die „Cultu-ral Studies“ zeigen und gezeigt haben144, „mosaic societies“; ihnen ent-spricht ein Kulturverständnis, das weniger mit Konsens-, Kohärenz- und Kontinuitätsannahmen arbeitet und stattdessen den dezentrierten, plura-

140 Bachmann-Medick 2003, 90. 141 Vgl. Geertz 1995, 202ff. 142 Fuchs/Berg 1999, 48ff. 143 So die an die traditionalistische Kulturanthropologie anschließende Definition des Kulturbegriffs bei Peter Bendixen (2003, 31). 144 Vgl. dazu nur den Sammelband von Hörning/Winter 1999.

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listischen, durchlässigen, auslegungsoffenen und prozessualen Charakter von Kultur in den Mittelpunkt rückt.145

Diese Wende innerhalb des „Cultural Turn“ ist die logische Konse-quenz des von Geertz eingeführten hermeneutischen Denkmodells: Wer-te, Normen und Regeln verstehen sich eben nicht von selbst, und es gibt auch kein Regelwerk, das die Anwendung allgemeiner Regeln auf be-sondere Situationen zu regeln vermag. Deshalb können kulturelle Werte und Normen die ihnen zugedachte ordnungsbildende Funktion nur erfül-len, wenn sie kommuniziert und interpretiert werden. Sie sind, wie Ort-mann schreibt, „nicht als reiner Ursprung des Handelns in Anschlag zu bringen, das sie steuern und orientieren, sondern werden im Handeln, in Ansehung der Situation erst ergänzt/gefüllt/modifiziert/ersetzt, also: vol-lends konstituiert.“146

Wie man bereits an diesem Zitat erkennen kann, ist die Einführung ei-nes dezentrierten Kulturbegriffs in sozialer Hinsicht mit der Einsicht ver-knüpft, dass individuelle oder kollektive Akteure konstruktiv mit der Welt umgehen. Sie, die Akteure, werden nicht bloß durch Kultur geprägt, sondern sind ihrerseits durch Innovationen147, Aushandlungsprozesse und soziale Kämpfe an der Konstitution von Kultur beteiligt: Kultur als um-kämpftes Terrain.148

Was die zeitliche Dimension angeht, kann Kultur als das kollektive Gedächtnis einer Gesellschaft verstanden und thematisiert werden. Ge-sellschaften, so Jan Assmann, einer der bedeutendsten Vertreter der kul-turwissenschaftlichen Gedächtnistheorie, bilden eine „Kultur der Erinne-rung“ aus, die identitätsverbürgend über die Generationen hinweg ge-pflegt und weitergetragen wird. Dabei wird im Anschluss an die moderne Gedächtnisforschung der retrospektive und rekonstruktive Charakter des kulturellen Gedächtnisses betont: Kultur besteht nicht bloß aus Bestän-den (an Texten, Bildern, Riten), sondern in der situationsbezogenen An-

145 Vgl. Fuchs 2001, 18f. 146 Ortmann 2003, 142. 147 Vgl. dazu etwa Ammann 2003, 86f. 148 Diese Erkenntnis liegt nicht nur den schon erwähnten „Cultural Studies“ zugrun- de, sie gehört auch zu den Leitmotiven der Schriften von Pierre Bourdieu (vor allem Bourdieu 1987).

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eignung dessen, was kollektiv erinnert wird und in heterogenen symboli-schen Formen überliefert worden ist.149

In sachlicher Hinsicht ist Kultur, worauf vor allem die soziologische Systemtheorie aufmerksam macht, paradox konstruiert150: Auf der einen Seite sorgt Kultur für strukturelle Stabilität, weil sie Verhaltenserwartun-gen normiert und so die wechselseitige Orientierung im Prozess der Kommunikation erleichtert. Auf der anderen Seite werden in dem Maße, wie man Kontakt zu anderen Kulturen gewinnt, die bisher selbstverständ-lichen Praktiken der Gesellschaft kontingent gesetzt. Insofern schafft Kultur nicht bloß Identitätsbewusstsein, sondern weckt auch Kritik und den Zweifel am Bestehenden: Kultur als Differenzerfahrung.151

6. Die Rolle der Ökonomie in neueren kulturwissenschaftlichen Publikationen

Aus Sicht der Unternehmenstheorie, die auf internationaler Ebene seit den 50er Jahren152 und mit Verzögerung auch in der deutschen Betriebs-wirtschaftslehre153 an die theoretische Entwicklung in den sozialwissen-schaftlichen Fachdisziplinen anknüpfte, ist der sich anbahnende „cultural turn“ der Geistes- und Sozialwissenschaften natürlich von großem Inte-resse. Diese kulturwissenschaftliche Option stellt eine neue Herausforde-rung aus dem geistes- und sozialwissenschaftlichen Bereich dar, die – wie wir bis hierhin hoffen, bereits gezeigt zu haben – von der Sache her außerordentlich reizvoll erscheint.

Sofern allerdings Wissenschaftler mit dem Kulturbegriff oder dem Terminus „kulturwissenschaftlich“ den Anspruch verbinden, nicht nur einen kleinen Ausschnitt von Gesellschaft zu beschreiben, sondern diese in ihren wesentlichen Merkmalen zu erfassen, ergibt sich für Unterneh-menstheorie und Wirtschaftswissenschaften die Frage, wie das System Wirtschaft und wie Unternehmen als Akteure in solchen kulturwissen-

149 Aus der umfangreichen Literatur zur kulturellen Gedächtnisforschung siehe nur: Assmann/Hölscher 1988; Assmann 2002; Erll 2003. 150 Vgl. Nassehi 2003, 44. 151 Vgl. Baecker 2001. 152 Grundlegend dazu Simon 1981. 153 Vgl. dazu die Befunde bei Pfriem 1995, insbesondere 139ff.

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schaftlichen Konzeptionen behandelt werden. Lässt sich z. B. eine „Kul-turgeschichte der Kulturwissenschaft“154 schreiben, ohne kulturelle und kulturwissenschaftliche Entwicklungen systematisch mit denen des öko-nomischen Systems und den in diesem System herrschenden Akteurkons-tellationen zu verknüpfen? Die Klassiker der Soziologie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts haben sich jedenfalls von solchen Fragestel-lungen inspirieren lassen, wie ein Seitenblick auf die Untersuchungen zum Verhältnis von Wirtschaft und Gesellschaft (bzw. Kultur) bei Max Weber und Georg Simmel erkennen lässt.155

Dieser von den soziologischen Klassikern geführte kulturwissen-schaftliche Diskurs ist von den Vertretern der „Cultural Studies“ aufge-nommen haben, die selbst einer marxistischen Tradition entstammen, al-so einem Theoriekontext, der „eigentlich“ den Primat des ökonomischen Systems betont und der Kultur nur eine Überbaufunktion zuschreibt. An die Stelle der marxistischen Orthodoxie tritt bei ihnen die Arbeitsanwei-sung, es würden nunmehr „’Kulturtatsachen’ nicht mehr als determiniert oder als abhängig von der Sozialstruktur oder der ‚ökonomischen Basis’ betrachtet oder von ihnen abgeleitet, sondern sie werden als eigene Grö-ßen gesehen. Ihre Eigenbedeutung wird analysiert.“156 Dem soll hier nicht widersprochen werden. In Zeiten allerdings, in denen die Marxsche Theorie selbst und viele sich darauf beziehende Theoriekonzeptionen in der Versenkung verschwunden sind (oder zu sein scheinen?), lohnt es sich sehr, darauf zu achten, dass das Kind nicht mit dem Bade ausge-schüttet wird: Gerade wenn Kultur nicht als bloßer Überbau der ökono-mischen Basis missverstanden wird, sind die rekursiven Beziehungen zwischen Ökonomie und Kultur einer Gesellschaft umso spannender und insofern auch die latenten Bezüge dessen, was sich die auf diesen Feldern arbeitenden Wissenschaftler zu sagen haben.

Damit kommen wir zu der Frage nach den (möglichen) Verknüpfun-gen. Klaus Hansen, der selbst für eine Analyse der Beziehungen zwi-schen Ökonomie und Kultur plädiert, bezweifelt, dass sich die Wirt-schaftswissenschaften in ihrer Gesamtheit für einen kulturwissenschaftli-chen Ansatz interessieren könnten: „Ähnlich wie die Psychologen sind die Wirtschaftswissenschaftler nämlich gespalten in eine naturwissen-

154 So der Titel von Kittler 2000. 155 Vgl. etwa Weber 1980, 1922; Simmel 1989. 156 Hörning/ Winter 1999, 7.

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schaftliche Fraktion, die nur zählen und rechnen möchte, und eine geis-teswissenschaftliche, die um das falsche Objektivitätsideal der anderen Seite weiß.“157 In der Betriebswirtschaftslehre könnte der kulturwissen-schaftliche Ansatz, Hansen zufolge, vor allem im den Bereichen Personal und Organisation, Marketing und internationales Management reüssieren – eine Einschätzung, die, wie wir hinzufügen wollen, den aktuellen Dis-kussionsstand reflektiert, aber bei weitem nicht die Möglichkeiten dieses Ansatzes abdeckt.

Immerhin zeigt dieser Hinweis schon eine für unternehmenstheoreti-sche Bemühungen erfreuliche Anschlussfähigkeit. Ein Großteil der oben genannten neueren kulturwissenschaftlichen Literatur kann allerdings solchen Ansprüchen nicht gerecht werden. Kulturalistische Ansatzpunkte in den Wirtschaftswissenschaften werden in den oben zitierten Monogra-phien und Sammelbänden kaum thematisiert. Das kann zum einen (aus unternehmenstheoretischer Sicht selbstkritisch) damit erklärt werden, dass kulturalistische Ansätze bisher nur an den Forschungsrändern der Disziplin wirksam geworden sind. Insofern stellt die mit dieser Einlei-tung und diesem Buch vorgeschlagene kulturwissenschaftliche Option in der Tat eine Innovation für die Bereiche der Betriebs- und Volkswirt-schaftslehre dar - für weite Teile der Forschung und für die Lehre sowie-so. Zum anderen hängt dies freilich, so der Eindruck unserer Lektüre, auch damit zusammen, dass kaum in die wirtschaftswissenschaftliche Theoriebildung hineingeschaut wurde. In der Betriebswirtschafts- und Managementlehre gibt es z. B. seit inzwischen zwei Jahrzehnten die Be-schäftigung mit dem Phänomen Unternehmenskultur und darauf bezogen zahlreiche elaborierte Untersuchungen zum Begriff der Kultur.158

Richtig ist aber, dass die Wirtschaftswissenschaften in dieser Sache noch ziemlich am Anfang stehen. Insofern hoffen wir, mit der Arbeit un-serer Oldenburger „Forschungsgruppe Unternehmen und gesellschaftli-che Organisation“ (FUGO) und dem vorliegenden, aus dieser Arbeit her-vorgegangenen Buch einen substantiellen Beitrag zur Klärung des Ver- 157 Hansen 2000, 383. 158 Deshalb sind ebenso pauschale wie gönnerhafte Formulierungen von Seiten der Kulturwissenschaften zu relativieren - wie jene, „dass sich auch die Gegenstän- de und Fragestellungen etlicher Disziplinen, in denen sich die ‚kulturalistische Wende’ erst zögerlich bemerkbar gemacht hat (z.B. die Sprach-, Rechts- und Wirtschaftswissenschaften) mit großem Gewinn kulturwissenschaftlich perspek- tivieren ließen.“ (Nünning/ Nünning 2003, 13)

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hältnisses von Kultur- und Wirtschaftswissenschaften liefern zu können. Zugleich sehen wir in diesem Buch nicht nur eine theoretische Heraus-forderung für die eigene – wirtschaftswissenschaftliche – Seite, sondern auch ein Kommunikationsangebot an andere geistes- und sozialwissen-schaftliche Fächer. Und die Kommunikation sollte nicht vorschnell kana-lisiert oder abgebrochen werden: Wenn Klaus Müller als Herausgeber je-nes Bandes, in dem mit Birger Priddat ausnahmsweise auch ein Ökonom zu Worte kommt, harte Verdikte über die „Cultural Studies“ aus-spricht159, kann das dem kulturwissenschaftlichen Diskurs nur schaden. Die Kommunikation über die theoretische Relationierung von Unterneh-men, Ökonomie, Kultur und Gesellschaft fängt doch gerade erst an.

7. Die Gliederung des vorliegenden Buches

Das vorliegende Buch ist in drei Teile gegliedert, entsprechend den drei Ebenen, auf denen für die vorgeschlagene Option einer kulturwissen-schaftlichen Wende in der Theorie der Unternehmung eine fruchtbare Heuristik entfaltet werden kann.

Die Fruchtbarkeit der grundlagentheoretischen Ebene (erster Teil) er-gibt sich derzeit noch aus dem Erfordernis, die Notwendigkeit und Nütz-lichkeit einer kulturalistischen Wende für die Theorie der Unternehmung überhaupt zu rechtfertigen. Neuere ökonomische und soziologische Strömungen und Theoriekonzeptionen liefern eine Reihe von Anhalts-punkten, von denen aus Brückenschläge in Richtung einer kulturwissen-schaftlichen Theorie der Unternehmung gemacht werden können.

Die zweite Forschungsebene betrifft die kulturalistischen Implikatio-nen der strategischen Konzeptionen und Programme von Akteuren im ökonomischen Feld. Kultur kann (und muss) zu einer differenzbildenden Kategorie für Unternehmens- und Wirtschaftsforschung werden. Das 20. Jahrhundert mit seiner politischen und geradezu weltanschaulichen Prä-gung durch die Kontroverse zwischen Kapitalismus und Sozialismus/ Kommunismus hat bis weit in den akademischen Raum hinein einer Eng-führung des ökonomischen Denkens auf die Frage von Wirtschaftsord-nungen Vorschub geleistet und wenig beigetragen zur Aufdeckung der

159 So Müller 2003, 38.

52 Thomas Beschorner, Dirk Fischer, Reinhard Pfriem, Günter Ulrich

großen Differenzen, die auf wirtschaftskulturellem Feld zu verorten sind.160

Die dritte Ebene betrifft die Brauchbarkeit eines kulturwissenschaftli-chen Vorgehens in empirischen ökonomischen Untersuchungen (Teil 3). Gerade hier, wo gleichsam auf der Ebene von oral history and activities die ökonomische Interaktion zu analysieren ist, sind individuell wie kol-lektiv Selbstinszenierungen und Selbstverwirklichungen zu beobachten, ohne die im ganz engen Sinne ökonomische Entwicklungsprozesse nicht verstanden werden können. Das Einlassen auf das Interaktive der öko-nomischen Interaktion erweist sich hier, wo es konkret wird, auch als be-sonders fruchtbar.

Nach dem aktuellen Stand kulturwissenschaftlicher Debatten verweist der Kulturbegriff ursprünglich auf Pflege und Reflexion.161 Soeffner verweist darüber hinaus auf den Entwurfs- und Utopiebegriff von Kul-tur.162 Diese Charakterisierungen nehmen wir gerne auf, weil sie uns oh-ne überzogene gesellschaftspolitische Gebärde darin bestärken, dass un-ser wissenschaftliches Geschäft etwas mit Verbesserung von menschli-cher Praxis zu tun hat (und zu tun haben sollte), und dass die von uns vorgeschlagene kulturwissenschaftliche Perspektive gerade für ein sol-ches Selbstverständnis besonders geeignet ist.

160 Als einige der wenigen bisherigen Stimmen im deutschen Sprachraum s. dazu Schefold 1994 161 Vgl. Müller 2003, 13 ff. 162 Vgl. Soeffner 2003, 188.

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