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PERSPEKTIVEN Ausgabe 2014

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PERSPEKTIVEN Ausgabe 2014

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Inhalt

03 Editorial

04 Geschäftsüberblick

10 Standpunkt

Investitionsthemen

14 Gesundheit

20 Finanz

26 Landwirtschaft

32 Energie

36 Bildung

Über uns

38 Investitionen

40 Anlagekonzept

44 Werte

46 Team

Titelbild: In Indien hat über die Hälfte der Bevölkerung keinen Zugang zu Toiletten, was schwerwiegende gesundheitliche Folgen hat. Ulka Sadalkar (Bild), Leiterin Produktion bei Saraplast im indischen Pune, entwickelt und fertigt mit ihrem Team mobile Toiletten für den Einsatz vor allem auf Baustellen, wo viele Wanderarbeiter zum ersten Mal in ihrem Leben Zugang zu sanitären Anlagen erhalten.

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responsAbility Investments AG ist ein weltweit führender, unabhängiger Vermögensverwalter mit Spezialisierung auf entwicklungsrelevante Sektoren in aufstrebenden Volkswirtschaften. Darunter fallen die Bereiche Finanz, Landwirtschaft, Energie, Gesundheit und Bildung.responsAbility bietet Fremd- und Eigenkapitalfinanzierung für nicht börsennotierte Unternehmen mit Geschäftsmodellen, die auf die Bevölkerung am unteren Ende der Einkommensskala ausgerichtet sind und damit sowohl das wirtschaftliche Wachstum als auch den gesellschaftlichen Fortschritt voranbringen. Institutionellen wie privaten Anlegern bietet responsAbility professionell verwaltete An lagelösungen.

Das 2003 gegründete Unternehmen verwaltete per 31.12.2013 ein Vermögen von USD 1,9 Milliarden, das in rund 460 Unternehmen in mehr als 80 Ländern investiert ist. Neben dem Sitz in Zürich ver- fügt responsAbility über lokale Büros in Paris, Lima, Mumbai und Nairobi. Zu den Aktionären zählen namhafte Vertreter des Schweizer Finanzplatzes und die eigenen Mitarbeitenden. responsAbility wird von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA beaufsichtigt.

«Perspektiven» ist eine jährlich erscheinende Publikation, mit der wir über unsere Geschäftstätigkeit und deren Wirkung informieren – durch Zahlen und Fakten, aber auch Hintergrundberichte und Porträts. «Perspektiven» ergänzt die finanzielle und entwicklungsrelevante Produktberichterstattung, die vollumfänglich unter www.responsAbility.com verfügbar ist.

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responsAbility auf einen Blick

Das Aktienkapital der responsAbility Investments AG befindet sich zu rund 30 % in den Händen der Mitarbeitenden. Rund 70 % werden von einem breit abgestützten Spektrum an namhaften Vertretern des Schweizer Finanzplatzes gehalten, darunter

▪ Baumann & Cie., Basel / Schweiz▪ Raiffeisen Schweiz, St. Gallen / Schweiz▪ Swiss Re Foundation, Zürich / Schweiz▪ Vontobel Beteiligungen AG, Zürich / Schweiz

Die Credit Suisse fungierte als Gründungspartner.

responsAbility ist von der Eidgenössischen Finanzmarkt aufsicht FINMA zugelassen. Als Revisionsstelle agiert PwC, Zürich / Schweiz.

Aktionäre und Partner

2003 Unternehmensgründung

140 Mitarbeitende

USD 1,9 Mrd.

verwaltetes Vermögen

global vertreten in Zürich

(Hauptsitz), Lima, Mumbai, Nairobi und Paris

84 Investitionsländer

460 finanzierte Unternehmen

Weitere Informationen

www.responsAbility.com

UnternehmensgeschichteMeilensteine der letzten 10 Jahre

2003 2005 2006Gründung von responsAbility; erste Investitionen in Mikrofinanz und nachhaltige Landwirtschaft

Kaspar Müller über- nimmt das Verwaltungs- rats präsidium

Erste Investitionen in un- abhängige Medien in Ländern, wo die Presse-freiheit gefährdet ist

Verwaltetes Vermögen 2003 – 2013 USD Mio., per 31.12.

908

2004

8

2003

4

2005

43

2006

211

2007

442

2008

705

899

2009 2010

1’007

2011

1’397

2012

1’913

2013

1 Mrd.

EigenkapitalinvestitionenFremdkapitalinvestitionen

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Sektor Finanz Landwirtschaft Energie Gesundheit Bildung

Investitionsbeispiel Mikrofinanzinstitute und KMU-Banken

Landwirtschaftliche Genossenschaften

Anbieter von Solar- energiesystemen

Hersteller und Betreiber von sanitären Anlagen

Private Betreiber von Primarschulen

Wirkungsbeispiel Steigerung von Produkti-vität und Einkommen durch Zugang zu bezahlbaren Finanz-dienstleistungen

Höheres Einkommen dank Zugang zu internationalen Märkten, qualitativ hochwertigeren Produkten und garantierten Mindestpreisen

Zuverlässigere, günstigere und vielfältiger nutzbare erneuerbare Energie mit weniger Nachteilen für Umwelt und Gesundheit

Weniger gesundheits-bedingte ökonomische Nachteile, erhöhtes Wohlbefinden

Höheres zukünftiges Einkommen dank besserer Bildung

Ergebnis Wirtschaftliches Wachstum, gesellschaftlicher Fortschritt und damit mehr Perspektiven für Unternehmen und einkommensschwache Haushalte

Anlagekonzept

Sektoren

2012Verstärkte Investitionstätig-keit in nachhaltige Land- wirtschaft und langfristige Beteiligungen an KMU- Banken

201310-jähriges Bestehen von responsAbility; erste Investitionen in erneuerbare Energien

Investitionen

3Unternehmenz. B. Mikrofinanzbank, landwirtschaftliche Kooperative, Solarenergiesysteme

Geschäfts modellz. B. Mikrofinanz, nachhaltige Landwirtschaft, erneuerbare Energie

2

Sektor z. B. Finanzsektor, Agrarsektor, Energiesektor1

Erfolgstreiber Technologie z. B. Mobiltelefonie, Breitband, Energie speicherung, LED-Lampen

2010Eröffnung eines Standortes in Lima; FINMA-Regulierung von responsAbility

2011Weitere Standorte in Mumbai, Nairobi und Paris; Investitionen im Gesundheitssektor

2009responsAbility stellt den ersten Lehrling ein

Top 10 von 84 Investitionsländern Investitionen in USD Mio. und % vom Total, per 31.12.2013

Peru

Aserbaidschan

Kambodscha

Ecuador

Armenien

Georgien

Indien

Russland

Mongolei

Costa Rica

Investitionen pro Region per 31.12.2013

ZentralamerikaSüdamerikaSubsahara-AfrikaNaher Osten und NordafrikaOsteuropaZentralasienAsien-PazifikAndere

28,2 %

7,4 %

21,4 %

9,4 %

9,2 %2,7 %

3,5 %

18,2 %

Verbesserte Rahmenbedingungen als Grundlage

– Wachsende Mittelschicht, mehr Kaufkraft– Stärkere Volkswirtschaft– Grössere Stabilität in Politik und Regierung– Verbindliches rechtliches und regulatorisches Umfeld

Positiver Einfluss auf Renditen, Kosten und Risiken

0 30 60 90 120 150 180

10,1 %

6,7 %

6,2 %

5,5 %

5,0 %

4,9 %

4,9 %

3,6 %

3,5 %

3,5 %

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Das Team an der Spitze von responsAbility: (v.l.) Christian Speckhardt, Mitglied der Geschäftsleitung, Kaspar Müller, Verwaltungsratspräsident, Klaus Tischhauser, Mitgründer & CEO, Rochus Mommartz, Mitglied der Geschäftsleitung.

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Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser

Diese Ausgabe von «Perspektiven» berichtet über das zehnte Jubiläumsjahr von responsAbility. Aus diesem Anlass hatten wir keinen geringeren als den berühmten Philosophen Peter Sloter-dijk eingeladen, um aus philosophischer Flughöhe auf das Tun von responsAbility zu blicken. Er hat dabei das Bild des Circulus virtuosus, also des sich positiv verstärkenden Kreises der Tugendhaftigkeit, der Fähigkeit, des Könnens oder auch der Wirkung, als Vergleich herangezogen. Sicher ein grosses Kompliment, das mit einem hohen Anspruch verbunden ist.

Im Lichte dieser stetigen Verbesserung und Steigerung im Positiven für alle unsere Anspruchsgruppen sehen wir natürlich auch die Berichterstattung über die verschiedenen Wirkungsebe-nen, die sich – etwas weniger philosophisch – am Konkreten orientieren muss. Dass responsAbility wiederum auf ein Jahr mit einem starken Wachstum der verwalteten Vermögen von 37% oder über USD 500 Millionen auf rund USD 1,9 Milliarden zurückblicken kann, ist erfreulich und stellt damit in Bezug auf die Wirkung ein zentrales Element dar, denn der Circulus virtuo-sus soll sich ja ausweiten.

Es freut uns besonders, dass diese positive Entwicklung breit abgestützt ist. Sowohl Investitionen in Finanzunternehmen als auch in den Landwirtschaftssektor bis hin zum Bereich Energie sind auf grosses Investoreninteresse gestossen. Ein weiteres der insgesamt fünf Kernthemen, in die responsAbility investiert, ist der Gesundheitssektor. Wie weitläufig dieser Bereich ist und welches Potenzial er hat, zeigt sich besonders eindrücklich am Unternehmen Saraplast aus Indien, das wir in dieser Ausgabe porträtieren.

Bei dieser breiten thematischen Investitionsspanne stellen Sie sich vielleicht die Frage, was denn all diese so unterschiedli-chen Unternehmen aus den Sektoren Finanz, Landwirtschaft, Energie, Gesundheit und Bildung bei responsAbility konzeptio-nell verbindet. Neben dem Bestreben, einen Beitrag zur Ent-wicklung zu leisten, sind dies insbesondere ein strukturiertes Anlagekonzept und zentrale Werte. Beides finden Sie in dieser Ausgabe von «Perspektiven», Letzteres gleich aus dem Munde unserer Verwaltungsräte.

Gibt es auch ganz Neues? Ja. Wir haben mit der Rubrik «Standpunkt» Raum geschaffen für eine klare Position zu einem aus unserer Sicht wichtigen Thema. Den Auftakt bildet eine

Einschätzung zur regelmässig aufflackernden Kritik an Mikrofi-nanz. Rochus Mommartz, Mitglied der Geschäftsleitung von responsAbility und einer der angesehensten Experten im Bereich Mikrofinanz, vertritt einen differenzierten Standpunkt, welcher auf seinen fundierten Erfahrungen basiert, die er während fast 25 Jahren Tätigkeit rund um den Globus in diesem noch jungen Sektor sammeln konnte.

Die Vermittlung von Klarheit in einer fortlaufend komplexer werdenden Materie ist das Ziel der Kapitel «Anlagekonzept», «Werte» und «Standpunkt». Klarheit haben wir auch angestrebt mit der Namensänderung von responsAbility Social Investments AG auf responsAbility Investments AG. Mehr darüber erfahren Sie auf unserer neuen Website unter www.responsAbility.com.

Wir hoffen, liebe Leserin, lieber Leser, dass all diese Änderungen und Verbesserungen mehr Klarheit schaffen, die Transparenz für Sie erhöhen und so dem hohen philosophischen Anspruch des Circulus virtuosus im Konkreten gerecht werden.

Kaspar Müller Klaus Tischhauser Präsident des Verwaltungsrates Mitgründer & CEO

«Der Vergleich mit dem Kreis der Tugendhaftigkeit ist für uns ein grosses Kompliment, das aber mit einem hohen Anspruch an uns verbunden ist.»

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Verwaltetes Vermögen 2003 – 2013 USD Mio., per 31.12.

908

2004

8

2003

4

2005

43

2006

211

2007

442

2008

705

899

2009 2010

1’007

2011

1’397

2012

1’913

2013

1 Mrd.

EigenkapitalinvestitionenFremdkapitalinvestitionen

Geschäftsüberblick

Anhaltend hohes Wachstum – solide Basis

Starker Zuwachs beim verwalteten Vermögen, bei den Investitionen und den finanzierten Unternehmen, erfolgreiche Diversifikation hinsichtlich der Anlageklassen, Produkte, Investorengruppen, Finanzierungswährungen und Märkte: Das zehnte Geschäftsjahr von responsAbility war geprägt von starkem Wachstum in allen Geschäftsbereichen, was erneut die Basis für die Erzielung hoher Wirkung stärkt.

Im Umfeld anhaltender makroökonomischer Turbulenzen sowie weitreichender regulatorischer Entwicklungen und Herausforde-rungen konnte responsAbility auch 2013 ihren soliden Wachs-tumskurs fortsetzen. Unsere auf nachhaltigen Erfolg ausgerich-tete Geschäftsstrategie, kombiniert mit dem Bestreben, uns vorausschauend und kundenorientiert in einem dynamischen Marktumfeld zu orientieren, hat sich somit auch unter an-spruchsvollen Gegebenheiten bewährt.

Attraktive Direktinvestitionen in die RealwirtschaftDie Spannungen im globalen Konjunkturverlauf und die entspre-chenden staatlichen Lenkungsmassnahmen – die sich beispiels-weise Mitte 2013 in Kapitalabflüssen aus den Emerging Mar-kets niederschlugen – hatten keinen Einfluss auf die Mittelzu-flüsse und -abflüsse bei responsAbility. Unsere Aktivitäten in den Sektoren Finanz, Landwirtschaft, Energie, Gesundheit und Bildung entwickelten sich vorwiegend erfreulich. Lediglich die mit den grossen Kapitalverschiebungen einhergehenden hohen Schwankungen verschiedener Lokalwährungen beeinträchtigten die Bewertungen einiger Beteiligungen in den Portfolios. Diese Solidität unserer Investitionen ist unter anderem darauf zurück-zuführen, dass die volatilen Kapitalströme, denen viele Emer-ging-Markets-Anlagen ausgesetzt sind, in starkem Kontrast zu den Entwicklungen in den jeweiligen Realwirtschaften stehen. Dies trifft insbesondere auf die Zielsegmente unserer Anlage-tätigkeit zu: einkommensschwache Menschen sowie Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen. 2013 hat zudem gezeigt, dass sich die Kapitalströme meist auf einige wenige, grössere Länder konzentrieren (z. B. BRIC), während ein Grossteil der Frontier Markets, in denen responsAbility unter anderem tätig ist, davon verschont blieben. Hinzu kommt, dass direkte Anla-gen in die Realwirtschaft – so wie sie responsAbility tätigt – ohne Umweg via Börse gemacht werden, und dadurch nicht

unmittelbar Spekulationen und Schwankungen an den globalen Kapitalmärkten ausgesetzt sind.

Die meisten Entwicklungs- und Schwellenländer befinden sich nach wie vor auf einem langfristig soliden Expansionspfad, von dem sie auch in absehbarer Zeit nicht abweichen dürften. Den aufstrebenden Volkswirtschaften kommt dabei zugute, dass sie in den letzten Jahren tendenziell ihre Verschuldung verrin-gert, die Währungsreserven erhöht sowie die Funktionsfähigkeit ihrer Zentralbanken verbessert haben. Für 2014 prognostiziert der Internationale Währungsfonds (IWF), dass die Volkswirtschaf-ten der Schwellen- und Entwicklungsländer substanziell wachsen werden. So erwartet der IWF für die 20 wichtigsten Investitions-länder von responsAbility ein reales BIP-Wachstum von 5,4 % – gegenüber 5,3 % im Jahr 2013 – und einen Verbleib über der 5 %-Marke bis zum Ende des Prognosehorizonts 2019. Dieser solide Trend dürfte sich positiv auf die Nachfrage nach Basis-dienstleistungen für einkommensschwache Menschen und Kleinunternehmen auswirken. Wir haben deshalb allen Grund, nach wie vor mit zahlreichen attraktiven Investitionsgelegenhei-ten in entwicklungsrelevanten Sektoren zu rechnen.

Starke Vermögenszuflüsse unterstreichen Investoreninteresse und Vertrauen Die Schweiz – der für die Mittelherkunft bedeutendste Markt für responsAbility – gehört zu den wenigen reifen Volkswirtschaften, die in den vergangenen Jahren auf ein solides Wachstum zurück-blicken konnten. Getrieben von anhaltend tiefen Zinssätzen und dem hohen Interesse an nachhaltigen Investitionen wurde das

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positive Anlageumfeld in diesem Bereich nur wenig durch die noch schwelenden Herausforderungen am Finanzmarkt und das nach wie vor anspruchsvolle regulatorische Umfeld getrübt. So konnte responsAbility per Ende 2013 ein verwaltetes Vermögen von USD 1,913 Milliarden verzeichnen, was einer Nettozunahme von rund USD 516 Millionen entspricht. Diese Steigerung um 37% stellt praktisch eine Wiederholung des Wachstums zum Vorjahr dar.

Auch für die kommenden Monate erwarten wir starke Zu-flüsse. Tiefe Zinsen bzw. die Angst vor Zinsanstiegen machen unsere festverzinslichen Angebote weiterhin attraktiv. Im Beteili-gungsbereich sind das wiedererwachte Interesse an langfristigem Wertsteigerungspotenzial durch Investitionen in die Realwirt-schaft, der sich etwas abschwächende alleinige Fokus auf hohe Liquidität und entsprechend etwas höhere Risikobereitschaft förderlich für die Nachfrage. Diese Entwicklungen erhalten zusätzlichen Schub vom stetig wachsenden Interesse an Investi-tionen, welche das Wachstumspotenzial von aufstrebenden Volkswirtschaften mit der Erzielung gesellschaftlichen Fort-schritts kombinieren.

Breite Kundenbasis für ein stabiles UnternehmensfundamentDie positiven Gesamtmittelzuflüsse erstreckten sich über alle Kundensegmente. Unsere Anlagethemen und unsere Produktpa-lette decken ein breites Spektrum an Investorenbedürfnissen ab und sichern damit die Diversifizierung unserer Kundenbasis sowie den kontinuierlichen Ausbau unserer Marktstellung. So pendelte sich per Ende 2013 der Anteil privater Kunden auf rund 65 % und der Anteil institutioneller Kunden auf rund 35 % ein, was über das Jahr einer Verschiebung von fast 5 %-Punkten zugunsten unserer institutionellen Investoren entspricht.

Die Diversifizierung der Kundenbasis und des Produktange-bots erhielt zusätzliche Impulse unter anderem durch die Aufnahme von zwei weiteren starken Partnern in unser Portfolio renommierter nationaler und internationaler Finanzinstitute zum Ausbau unseres Vertriebsnetzes, was wir als einen starken Vertrauensbeweis für die Strategie und das Angebot von responsAbility werten.

Als Ausdruck des steigenden Interesses für nachhaltige Investitionen in aufstrebende Volkswirtschaften haben verschie-dene Banken, Versicherungen und Family Offices begonnen, entsprechende Fund of Funds zu lancieren. Dieses institutionelle Kundensegment ist besonders auf professionell verwaltete Anlagemöglichkeiten mit Leistungsausweis und einem grösseren Volumen sowie einer grösseren Themenvielfalt angewiesen. Entsprechend konnten wir hier neben Pensionskassen und Stiftungen besondere Vermögenszuflüsse verzeichnen.

Geschäftsüberblick

Highlights 2013 per 31.12.2013

USD 1,9 Mrd. verwaltetes Vermögen – ein Wachstum von 37%

USD 114 Mio. weltweit in Fair Trade investiert

USD 176 Mio. zugesagte Mittel im Bereich Private Equity

40 neue Arbeitsstellen geschaffen

800Transaktionen in mehr als 60 Ländern

460 finanzierte Unternehmen – 14% mehr als im Vorjahr

1. Ausgabe von «Perspektiven», des jährlichen responsAbility-Berichts

10 entwicklungsrelevante Anlageprodukte

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Geschäftsüberblick

Grosse Vielfalt an InvestitionsmöglichkeitenDas Jahr 2013 stand ganz im Zeichen der Optimierung der be- stehenden Produktpalette. Diese setzt sich inzwischen aus zehn Anlageprodukten zusammen – sechs vorwiegend festverzinsliche und vier mit Beteiligungscharakter. Daraus ergeben sich derzeit für private und institutionelle Investoren Anlagemöglichkeiten in den Bereichen Finanz, Landwirtschaft, Energie, Gesundheit und Bildung in den Währungen Schweizer Franken, US-Dollar und Euro. Damit verfügt responsAbility über das breiteste Angebot an entwicklungsrelevanten Investitionsmöglichkeiten am Markt.

Per Ende 2013 beliefen sich die anhaltend hohen Mittelzu-flüsse in unserem seit zehn Jahren erfolgreich geführten Kernseg-ment der festverzinslichen Anlagen – insbesondere im Bereich Mikrofinanz und nachhaltige Landwirtschaft – auf insgesamt rund USD 499 Millionen, was einem Zuwachs von 69 % ent-spricht. Mit unternehmensweit rund USD 114 Millionen an Investitionen in landwirtschaftliche Unternehmen im Jahr 2013 allein hat sich responsAbility mittlerweile als einer der grössten privaten Anbieter von Finanzierungen im Bereich der nachhalti-gen Landwirtschaft etabliert.

Mit einer Steigerung um knapp USD 40 Millionen betragen die zugesagten Mittel für Eigenkapitalinvestitionen per Ende 2013 rund USD 176 Millionen oder gut 9 % der verwalteten Vermögen. Der Anteil dürfte in Zukunft weiter wachsen. Dies ist für uns ein klares Zeichen, dass unsere Strategie der Stärkung von Eigenka-pitalinvestitionen auf Zustimmung unter Investoren trifft.

Renditen erneut im ZielbereichDie Renditen in den beiden Anlageklassen festverzinsliche und Beteiligungen sowie den verschiedenen Sektoren haben sich im Vergleich zum Vorjahr recht stabil mit teilweise leicht positiver Tendenz entwickelt. Die festverzinslichen Anlagekomponenten sowohl in Bezug auf Finanzinstitutionen wie auch im Bereich nachhaltige Landwirtschaft haben sich nach Kosten in der langfristigen Zielbandbreite von 3 bis 5 % in USD gehalten, angesichts des sehr tiefen allgemeinen Zinsniveaus allerdings wie schon im Vorjahr eher am unteren Ende.

Die Eigenkapitalanlagen im Finanzsektor rentierten insgesamt nach Kosten in US-Dollar mit 4,5 %. Die jeweiligen Investitionen haben sich recht unterschiedlich entwickelt. Den meist positiven

Im Bereich nachhaltige Landwirtschaft finanzieren unsere Fonds Akteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette: von Produzentenorganisationen über weiterverarbeitende Betriebe und Importeure, aber auch deren Zulieferer und Geldgeber wie Mikrofinanzinstitute. Diese beschäftigten 2013 rund 6’300 Mitarbeitende, davon etwa 2’200 Frauen – wie hier im indischen Hyderabad.

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Top 10 von total 84 Investitionsländern Investitionen in USD Mio. und % vom Total, per 31.12.2013

Peru

Aserbaidschan

Kambodscha

Ecuador

Armenien

Georgien

Indien

Russland

Mongolei

Costa Rica

0 5025 75 125 175100

10,1 %

6,7 %

6,2 %

5,5 %

5,0 %

4,9 %

4,9 %

3,6 %

3,5 %

3,5 %

150 200

Investitionen pro Region per 31.12.2013

ZentralamerikaSüdamerikaSubsahara-AfrikaNaher Osten und NordafrikaOsteuropaZentralasienAsien-PazifikAndere

28,2 %

7,4 %

21,4 %

9,4 %

9,2 %2,7 %

3,5 %

18,2 %

Geschäftsüberblick

Geschäftsergebnissen standen 2013 vergleichsweise hohe Bewertungsverluste auf der Währungsseite gegenüber. Die starken Kapitalabflüsse aus den Emerging Markets von Mitte 2013 haben ihre Spuren hinterlassen, insbesondere bei den Investitionen in die indische Rupie. Wir ewarten bei den Beteili-gungen über eine achtjährige Anlagedauer eine jährliche Rendite von bis zu 15%. Im Private-Equity-Bereich können einzelne Jahresergebnisse jedoch stark schwanken, und oft materialisiert sich der Grossteil der Gesamtrendite erst kurz vor oder beim Ausstieg aus der Investition. Bei den Eigenkapitalanlagen aus-serhalb des Finanzsektors befinden wir uns noch in der Investi-tionsphase, und wir planen, die verschiedenen Engagements bis zu acht Jahre im Portfolio zu halten.

Steigendes Volumen und grössere Vielfalt in der InvestitionstätigkeitDen hohen Mittelzuflüssen stand 2013 eine mindestens ebenso starke Nachfrage nach Finanzierung gegenüber, was generell zu vergleichsweise tiefen Cash-Beständen in den Portfolios führte. 2013 war somit ein Rekordjahr, was Fremd- und Eigenkapitalin-vestitionen in wachstumsstarke Unternehmen in unseren Ziel-märkten anbelangt. Nicht zuletzt aufgrund der etablierten regionalen Standorte in Indien, Kenia und Peru sowie des Aus-baus der lokal bestens verankerten Teams konnte responsAbility über 800 Transaktionen in mehr als 60 Ländern im Umfang von insgesamt USD 907,4 Millionen tätigen, ein Plus von 35% gegenüber dem Vorjahr.

Ende 2013 war responsAbility in insgesamt 84 Ländern investiert, die wir in acht Regionen zusammenfassen: Zentrala-merika, Südamerika, Subsahara-Afrika, Naher Osten und Nordaf-rika, Osteuropa, Zentralasien, Asien-Pazifik und Andere. Über das Jahr konnten wir unter anderem in Bhutan, Madagaskar, Benin und Thailand neue Investitionsnehmer identifizieren. Geografisch wuchs das Investitionsvolumen in praktisch allen Regionen. Zentralasien bleibt mit einem Anteil von 28,2% am Gesamtinvestitionsvolumen die wichtigste Anlageregion von responsAbility, gefolgt von Südamerika mit 21,4%, Asien- Pazifik mit 18,2% und Subsahara-Afrika mit 9,4%. Gegenüber dem Vorjahr konnte die stärkste Zunahme an Investitionsvolumen in Zentralasien (USD 119,4 Millionen), Südamerika (USD 103,7 Millionen), Subsahara-Afrika (USD 78,7 Millionen) und Asien-Pazifik (USD 76 Millionen) verzeichnet werden.

Mit dem Ruanda-Franc, dem tunesischen Dinar, dem georgi-schen Lari, dem Kenia-Schilling, dem honduranischen Lempira, dem sambischen Kwacha und dem chinesischen Renminbi verbreiterte sich ebenfalls die Vielfalt an Währungen, in denen responsAbility investiert ist, um weitere sieben auf insgesamt 35. Da der Grossteil dieser neuen wie auch der bestehenden

Lokalwährungen in den Portfolios gegen die jeweilige Rech-nungswährung abgesichert ist, kann responsAbility damit der steigenden Nachfrage nach Lokalwährungen begegnen, ohne für die Investoren zusätzliche Währungsrisiken einzugehen. Auch die Zahl der finanzierten Unternehmen konnte weiter ausgebaut werden. Waren es Ende 2012 noch 405 Unternehmen, so stieg diese Zahl per Ende 2013 auf 460. Mit 97 Finanzierungsneh-mern stammt die grösste Anzahl dieser Unternehmen aus Asien-Pazifik, gefolgt von Südamerika mit 83 und Subsahara- Afrika mit 66 Unternehmen. Im gleichen Zeitraum stieg die Anzahl landwirtschaftlicher Produkte der Unternehmen, in die responsAbility weltweit investiert, von 14 auf 26. Die drei wichtigsten Erzeugnisse nach Investitionsvolumen waren Kaffee mit 47,8%, Kakao mit 14,2% und Orangensaft mit 11,5%.

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Geschäftsüberblick

Per 31. Dezember 2013 ausstehende Fremd- und Eigenkapital-investitionen in den Finanzsektor spielten mit USD 1’639 Millionen nach wie vor eine herausragende Rolle. responsAbility ist mittlerweile der weltweit grösste private Investor im Bereich Mikrofinanz und sehr gut im Markt etabliert. Aber auch das Volumen der Fremdkapitalinvestitionen im Agrarsektor entwi-ckelte sich positiv und stand bei USD 88,8 Millionen per Ende 2013. Der Ausbau der Sektoren Energie und Gesundheit konnte mit vielversprechenden Unternehmensbeteiligungen fortgesetzt werden. Bei der Erschliessung des Sektors Bildung befinden wir uns weiterhin in der Analysephase, was das Marktumfeld und die spezifischen Geschäftsmodelle anbelangt.

Die fortlaufende Ausweitung unserer Anlagen und die damit kontinuierlich zunehmende Diversifikation ist eine wichtige Komponente unserer Anlagestrategie. Trotz des verhältnismässig hohen Aufwandes und der weiterhin detaillierten Analysetätigkeit ist Diversifikation in unseren Investitionsthemen und -märkten, nach wie vor eines der wichtigsten und effektivsten Risikoma-nagementinstrumente.

Wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftlicher Fortschritt dank InvestitionenresponsAbility ist in aufstrebenden Volkswirtschaften und aus-schliesslich in Sektoren tätig, die wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftlichen Fortschritt bewirken. Dort investieren responsAbility Anlagevehikel in Unternehmen, die mit innovati-ven Geschäftsmodellen die Grundbedürfnisse der breiten Bevöl-kerung – meist einkommensschwacher Menschen – sowie von Kleinst-, kleinen und mittleren Unternehmen (KKMU) befriedi-

gen und damit ein enormes Marktpotenzial erschliessen. Auch wenn jeder Wirtschaftssektor über seine spezifischen Eigenhei-ten verfügt, zeigt doch bereits auf der übergeordneten Makro-ebene eine einfache Reihe von Geschäftsindikatoren, welche Wirkung unser Anlageansatz auf der gesellschaftlichen Ebene entfaltet – dies umso mehr, als KKMU typischerweise das Rück-grat dieser Volkswirtschaften bilden. Schon allein die Erhöhung der verwalteten Vermögen und damit eine stärkere Kanalisierung von Investitionen in entwicklungsrelevante Sektoren sind wich-tige Wirkungstreiber.

2013 erreichten unsere direkt getätigten Investitionen über sämtliche relevante Sektoren hinweg 298 Unternehmen direkt und indirekt insgesamt 460 Unternehmen. Diese Investitions-nehmer sind formelle Unternehmen, die zum dynamischen Wachstum der Märkte in aufstrebenden Volkswirtschaften beitra-gen, indem sie Umsatz generieren, Arbeitsplätze schaffen und Steuern entrichten. So generierten die 266 Unternehmen, die bis zum 31.12.2013 an responsAbility Bericht erstatteten, Gesamterträge von USD 9’148 Millionen – 6 % mehr als noch im Jahr zuvor – und erzielten Gewinne von USD 1’322 Millionen. Gleichzeitig lieferten sie geschätzte USD 341 Millionen an Steuern ab und beschäftigten 174’600 Menschen – 42 % davon Frauen.

Zunehmende Regulierungsdichte – mehr Aufwand, aber auch grössere ReichweiteAls mittlerweile nicht mehr ganz kleiner Asset Manager muss sich responsAbility den erhöhten Anforderungen der nationalen und der internationalen Finanzregulierung anpassen. Im Zentrum

2013 2012 2011Veränderung

2013 vs. 2012

Anzahl Unternehmen 266 259 234 3 %

Umsatz (USD Mio.) 9’148 8’647 5’654 6 %

Steuern (USD Mio.)* 341 292 235 17 %

Gewinn nach Steuern (USD Mio.) 1’322 1’140 922 16 %

Anzahl Mitarbeitende (Tausend) 175 152 128 15 %

Weibliche Mitarbeitende 42 % 38 % 39 % 4%-Punkte

* Für Steuern wurde ein durchschnittlicher Satz von 25 % für positive Nettoeinkommen angenommen.

Wirkung der von responsAbility direkt finanzierten Unternehmen per 31.12.

Quelle: responsAbility, Schätzung per Ende 2013

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 9

Geschäftsüberblick

steht die Einführung der Alternative Investments Fund Manager Directive (AIFMD), welche die Zulassungen und den Vertrieb von Managern und Fonds für Alternative Anlagen in Europa einheit-lich regelt. Unsere Investitionsthemen fallen in diese Kategorie, weshalb die Direktive für responsAbility von hoher Bedeutung ist. Um die permanente Compliance zu gewährleisten und von der vereinheitlichten Regulierung innerhalb Europas zu profitieren, hat sich responsAbility entschlossen, in Europa den Status eines Verwalters für Alternative Anlagen (AIFM) zu erlangen. Der damit verbundene Arbeits- und Finanzaufwand ist sehr hoch. Dennoch glauben wir, dass dies für die zukünftige Entwicklung von responsAbility und für die Sicherheit unserer Kunden ein lohnender Schritt ist.

Präzisierungen der Positionierung und der Mitarbeiter­entwicklung schaffen neue PerspektivenDas Jubiläumsjahr 2013 stand ganz im Zeichen der Positionie-rung von responsAbility als führender Asset Manager im Bereich entwicklungsrelevanter Anlagen. In diesem Rahmen wurde auch der geschärfte Unternehmensauftritt breiter ausgerollt, dem die Überzeugung zugrunde liegt, dass sich die gesellschaftliche und die wirtschaftliche Wirkung unserer Tätigkeit gegenseitig antrei-ben und dadurch nachhaltigen Nutzen für alle unsere An-spruchsgruppen erzielen. Diesem Selbstverständnis wird unter anderem in unserem neuen Internetauftritt Ausdruck verliehen sowie in «Perspektiven», dem jährlich erscheinenden Bericht über die Geschäftstätigkeit von responsAbility. In dieser Ausgabe von «Perspektiven» empfehlen wir hierzu insbesondere die Kapitel «Anlagekonzept» (S. 40) und «Werte» (S. 44). Unseren Beitrag zur Entwicklung der Branche leisten wir durch aktive Mitgliedschaften in relevanten Organisationen wie etwa im Global Impact Investment Network (GIIN) und in der Emerging

Markets Private Equity Association (EMPEA), denen wir 2013 neu beigetreten sind.

Per Ende 2013 waren 140 Mitarbeitende für responsAbility tätig – ein Plus von 40% gegenüber dem Vorjahr. Insbesondere die regionalen Teams, das Relationship Management und die Equity-Spezialisten sind nun für die Bewältigung der sich rasch entwickelnden und fortlaufend komplexer werdenden Geschäfts-tätigkeit von responsAbility breiter aufgestellt. Ein Schwerpunkt für die kommenden Jahre bleibt die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden. So werden wir mit einem motivierten, gut ausgebildeten Team auch im zweiten Jahrzehnt unserer Unter-nehmensgeschichte bestens positioniert sein, um wertvolle neue Perspektiven für unsere Anspruchsgruppen zu schaffen.

Ende 2013 lag das von responsAbility verwaltete Anlagevermögen im Finanzsektor bei USD 1’639 Millionen und die durch unsere Fonds finanzierten Unternehmen erreichten rund 26 Millionen Kreditnehmer – wie hier eine junge Geschäftsfrau im peruanischen Amazonastiefland.

→ Die Berichterstattung zu unseren Anlageprodukten finden Sie vollumfänglich auf www.responsAbility.com.

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201410

Standpunkt

«Mikrofinanz ist Finanzsektorentwicklung»

In periodisch wiederkehrenden Abständen erheben sich kritische Stimmen zur Wirkung von Mikrofinanz. Zu hohe Zinsen, keine nachweisbaren Resultate bezüglich Armuts­bekämpfung und der Verdacht, dass insbeson­dere das Angebot von Kleinkrediten mehr Schaden als Nutzen anrichte, sind dabei typi­sche Argumentationslinien. Wir nehmen dies zum Anlass, um über Mikrofinanz und ihre Wirkungen aus der Perspektive der Finanzsek­torentwicklung zu reflektieren.

Während der letzten Dekaden wurden unzählige Befragungen und Analysen zur Bedeutung des Zugangs zu Finanzdienstleis-tungen durchgeführt: Der Zugang zu Finanzdienstleistungen allgemein (Sparen, Zahlungsverkehr oder Versicherungen) und insbesondere der Zugang zur Finanzierung wurden immer als ein zentraler Engpassfaktor identifiziert. Weiterhin jedoch ist der Zugang zu Finanzdienstleistungen, trotz der sehr positiven Entwicklungen während der letzten Dekaden, in vielen Ländern immer noch stark limitiert. Verbindet man dieses Faktum mit der in akademischen Zirkeln und auch bei Praktikern weitge-hend akzeptierten These, dass der Finanzsektor bedeutsam für wirtschaftliche Entwicklung ist, dann ergibt sich aus einer entwicklungspolitischen Perspektive die Zielsetzung der Schaf-fung von effizienten Finanzsektoren. Dass formalisierte, finan-zielle Intermediation für möglichst breite Bevölkerungsgruppen und insbesondere auch für Klein- und Kleinstbetriebe zur Verfügung stehen sollte, folgt dabei, jenseits wichtiger gesell-schaftlicher Überlegungen, aus der Gegebenheit, dass der grösste Teil der Ökonomien in Entwicklungsländern durch wirtschaftliche Aktivität im informellen Sektor oder auf der Ebene von Kleinst- und Kleinbetrieben stattfindet. Will man dieses inhärente Potenzial nutzen, so ist die Forderung nach «Inclusive Finance» – typischerweise formuliert als der Anteil der Bevölkerung und Firmen, die formelle Finanzdienstleistun-gen nutzen – selbsterklärend.

Hieraus ergeben sich zwei grundlegende, letztendlich mitei-nander verknüpfte Fragestellungen: Wie lässt sich der Aufbau von effizienten Finanzsektoren vorantreiben und wie lässt sich die Wirkung dieser Investitions- und/oder Fördermassnahmen messen? Obwohl es eigentlich naheliegend wäre, die Wirkung des Aufbaus eines Sektors an Sektorkennzahlen zu messen,

sorgt gerade dieser Punkt in der Diskussion um Mikrofinanz immer wieder für Verwirrung.

Mikrofinanz ist Finanzsektorentwicklung, nicht ArmutsbekämpfungresponsAbility blickt bei Investitionen in Mikrofinanzbanken, neben den üblichen Risiko-Ertrags-Kriterien, auf die Wirkung eines Finanzsektoraufbaus für Kleinkunden und Kleinbetriebe. Weil Entwicklung sich nur im Rahmen solider Institutionen vollzieht und der Finanzsektor – richtig konzipiert und auch richtig reguliert und überwacht – eine solche Institution ist, muss der Fokus auf dem Sektor liegen und nicht primär auf den Kunden dieses Sektors. Dies bedeutet nicht, dass die Finanzsys-tementwicklung das eigentliche Ziel sei, sondern der Gedanke baut auf der These auf, dass das Angebot von Finanzdienstleis-tungen ein wichtiger Schlüsselfaktor für die Entwicklung von Kleinst- und Kleinbetrieben ist. Die meisten Experten würden dieser Aussage grundsätzlich zustimmen, aber hinzufügen, dass nur dann, wenn Finanzdienstleistungen auf der Ebene der Nutzer dieser Dienstleistungen greifbare Wirkungen hinterlassen, die zudem auch empirisch überprüft werden können, Mikrofinanz ihre Aufgabe, oder ihre originäre Zielsetzung, erfülle. Mikrofinanz als erfolgreiche Sektorentwicklung kann nach Ansicht vieler Experten nicht für sich allein stehen, sondern muss sich auf der Ebene der Kunden – jenseits des Kundenvotums durch die effektive Nutzung der Dienstleistungen – bewähren. Dieser Gedanke setzt an der oft von Vertretern des Mikrofinanzbereichs

selbst formulierten Zielsetzung der Armutsbekämpfung an und ist damit eine Reaktion auf die Vereinfachung von Wirkungszu-sammenhängen, die teils aus Marketinggründen, teils aus Naivi-tät, aber auch aus der historischen Verknüpfung der Mikrofinanz als Kernbetätigungsfeld der Entwicklungshilfe mit dem expliziten Auftrag der Armutsbekämpfung resultiert. Der Wunsch nach einem einfachen, direkten Wirkungszusammenhang – den wir wahrscheinlich alle gutheissen würden – hat mit der Komplexität der Realität nur bedingt Übereinstimmung. Finanzdienstleistun-gen sind kein Wundermittel. Finanzdienstleistungen sind aber

«Der Wunsch nach einem einfachen, direkten Wirkungs-zusammenhang hat mit der Komplexität der Realität nur bedingt Übereinstimmung.»

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 11

Standpunkt

auch kein Ungut. Ganz im Gegenteil. Die Evidenz in dieser Hinsicht ist sehr hoch. Bezüglich des Kreditangebotes für Kleinstbetriebe spiegelt sie die Realität der Kleinstkunden wider, Finanzierungsangebote neben unternehmerischer Tätigkeit vielfach auch für kurzfristigen Finanzierungsbedarf auf Haus-haltsebene zu nutzen. Die meisten Experten würden heute aufgrund der verfügbaren Studien und Analysen formulieren, dass die Erwartung an Mikrofinanz bezüglich Armutsbekämpfung überzogen war, dass aber die Grundthese zur Vorteilhaftigkeit von Finanzdienstleistungen, insbesondere auch für Haushalte

und Betriebe mit niedrigem Einkommen, mehr als gültig sei. Allerdings gibt es heute, wie eigentlich immer schon, auch Experten, die letztendlich die Erwartung an die Wirkweise der Mikrofinanz nicht als überzogen, sondern als grundsätzlich falsch ansehen: Überspitzt formuliert, mündet ihre Beurteilung in der potenziell negativen Wirkung, insbesondere des Kreditan-gebotes für Kleinkunden. Hohe Zinsen, rigide, kurzfristig ausge-richtete Kreditprodukte sowie die Vergabe von Krediten an Kunden, die mit dem Instrument des Kredites überfordert sind, richten mehr Schaden an als Nutzen. Obwohl es für derartige

Rochus Mommartz, Mitglied der Geschäftsleitung, vermittelt eine differenzierte Sicht auf das Thema Finanzsektorentwicklung.

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201412

Standpunkt

Schlussfolgerungen auf empirischer Ebene keine Evidenz in Form systematischer Ergebnisse gibt und man sich auch immer wieder vor Augen halten muss, dass die Geschäftsbeziehungen des Mikrofinanzsektors auf freiwilliger Basis eingegangen wer-den, was sich nicht zuletzt auch an den relativ geringen Nut-zungsquoten zeigt, verkauft sich diese Schlagzeile angesichts des von der Finanzbranche geforderten stärkeren Verantwortungsbe-wusstseins. Letztendlich kehren sich hier die übertrieben positi-ven Erwartungen der frühen Apologeten der Mikrofinanz in ihr simples Gegenteil, ohne jedoch wirklichen Erkenntnisgewinn darzustellen.

Vielseitige Bedürfnisse erfordern ein vielseitiges Angebot Kredit ist insbesondere dann, wenn er in unternehmerische Hände fällt, ein mächtiges Instrument. Die notwendigen Fähig-keiten, Kredit in erfolgreicher unternehmerischer Tätigkeit einzusetzen, sind aber nicht allen Kunden gegeben. Um die potenziell negativen Auswirkungen von Kredit zu bändigen, sind deshalb die Praktiken einer verantwortungsvollen Kreditvergabe («Responsible Lending») so bedeutsam. Um das vollständige Potenzial von Finanzdienstleistungen für eine breite Bevölkerung

in Entwicklungsländern zu nutzen, bedarf es zwingenderweise eines differenzierten Ansatzes seitens der Intermediäre. Derar-tige Erkenntnisse erfordern eigentlich keinen wissenschaftlichen, empirischen Ansatz, aber es ist als positiv zu werten, dass sich diese Einschätzung aufgrund der vielfachen Studien als Stan-dard durchsetzt. Was jedoch auffällt, ist, dass der direkten Verbindung dieser Forderung mit dem notwendigen Anspruch an Institutionalisierung und der damit einhergehenden Frage des «Wie» viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Das deutlichste Anzeichen hierfür ist, dass in der überwiegenden Anzahl der Berichte von der Wirkung der «Programme» die Rede ist, wobei die eigentliche Zielsetzung der Aufbau von Institutionen sein sollte. Dies ist nicht nur eine semantische Spitzfindigkeit, sondern hier spiegelt sich das Grunddilemma der Verwechslung von Ebenen: Ein «Programm» ist eine temporäre Massnahme,

hinter der die Vorstellung der Wirkung auf die Programmteilneh-mer steht. Das Ergebnis erfolgreicher Finanzsektorentwicklung sind jedoch nachhaltig operierende Intermediäre, die die Kapazi-tät haben, sich mit der Zeit und unter dem Konkurrenzdruck einer sich entwickelnden Institutionenlandschaft immer besser an die sich wandelnden Bedürfnisse ihrer Kunden anzupassen.

Die Förderung von und die Investition in Mikrofinanz haben zur Entwicklung von Finanzsektoren beigetragenLeider wird der Zusammenhang zwischen der Entwicklung der Mikrofinanz und der Etablierung eines auf finanzielle Eingliede-rung (Financial Inclusion) ausgerichteten Finanzsektors trotz der Fülle der auf Wirkung ausgerichteten Analysen praktisch nie systematisch aufgegriffen und analysiert. Die Beantwortung dieser Frage ist keineswegs trivial; nicht nur, weil es sich um einen Prozess handelt, der über Dekaden stattfindet, sondern auch, weil der spezifische Beitrag zum Aufbau eines Finanzsek-tors unter gleichzeitiger Abwägung möglicher alternativer An-sätze zu beurteilen wäre. Gerade Letzteres ist wichtig, weil Mikrofinanz auch als eine der Antworten auf das mehrheitliche Versagen alternativer Ansätze zur Sektorentwicklung gesehen werden muss. Dass die grössten Kritiker der Mikrofinanz, wenn sie sich zu Alternativen äussern, mehrheitlich auf direkte oder indirekte staatliche Intervention und Subvention rekurrieren – deren Ergebnisse auf breiter Ebene betrachtet nur allzu oft desaströs waren – sagt einiges aus über das häufig fehlende Verständnis für Wirkungszusammenhänge. Es zeigt aber auch, dass erfolgreiche Sektorentwicklung ein mehr als anspruchsvol-les Thema ist. Die reifen Finanzsektoren von heute entstanden über viel längere Zeiträume und im Wesentlichen organisch; zwar durchaus häufig einhergehend mit staatlichen Initiativen, aber zumeist ohne Akzelerierung durch internationale Investitionen. Dass externe Investitionen und externe Finanzierung systema-tisch dazu genutzt werden, um einen Sektor gleichzeitig in einer Vielzahl von Ländern aufzubauen, ist ein junges, erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einsetzendes, historisch bisher einmaliges, Experiment. Dass es gerade diejenigen Länder sind, die auf rechtlicher und regulatorischer Ebene den systema-tischen Aufbau des Sektors – auch im Hinblick auf Financial Inclusion – vorangetrieben haben, die die grössten relativen Erfolge vorweisen können, ist dabei – auch wenn dies heute zuweilen so dargestellt wird – wirklich keine neue oder verwun-derliche Erkenntnis.

Was aber wären die Themenfelder, die bezüglich der Wirkung von Mikrofinanz auf der Sektorebene hinterfragt werden müssten und welche Beobachtungen können heute auf heuristischer Ebene bereits gemacht werden? Sicherlich kein Thema, das hier abschliessend abgehandelt werden könnte. Aber folgende As-

«Entwicklung kann sich nur im Rahmen solider Institutionen vollziehen – dazu gehört das Angebot von Finanzdienstleis-tungen.»

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 13

Standpunkt

pekte verweisen auf mögliche Richtungen für eine notwendiger-weise viel breitere Forschung:

▪ Heute sind in vielen Ländern die aus Mikrofinanzinstitutionen entstandenen Intermediäre zentrale Marktakteure, in einigen sind sie sogar der dominante Teil des Sektors. Viele haben sich in vollwertige Bankinstitute transformiert, die heute eine komplexe Produktpalette für Haushalte sowie Kleinst-, kleine und mittlere Unternehmen (KKMU) anbieten. Das lokale Spargeschäft ist ihre Hauptquelle zur Refinanzierung. Diese Bankinstitute erfüllen zum grössten Teil heute genau diejenigen Funktionen, die die Kritiker der Mikrofinanz typischerweise als Mangel anlasten: z. B. KMU-Finanzierung zu kompetitiven Zinssätzen, die Einführung von innovativen Spar- und Versiche-rungsprodukten sowie die Schaffung eines Zahlungsverkehrs, der nicht an den Grenzen der Städte haltmacht.

▪ Es sind genau diese erfolgreichen, aus dem Mikrofinanzansatz

entstandenen Banken, die den traditionellen Geschäftsbanken und Intermediären als Demonstrationseffekt dienen. Dass heute mehr und mehr Geschäftsbanken, direkt oder indirekt, in Entwicklungsländern sogar zum Teil noch in grösserem Masse zu Financial Inclusion beitragen können und beitragen, wäre ohne die Vorreiterrolle der Mikrofinanzinstitutionen in Art und Umfang, wie es heute beobachtet werden kann, kaum vorstellbar. Jedoch sei unbestritten, dass sich Märkte – und nicht nur Finanzmärkte – auf lange Sicht auch ohne Akzelerie-rung entwickeln würden, aber auf einem langsameren Entwick-lungspfad.

Alle diese Beobachtungen und Fragestellungen wollen nicht zum Ausdruck bringen, dass Mikrofinanz als Finanzsektorentwicklung nur positive Resultate hervorgebracht hätte, geschweige denn, dass die Entwicklung des Erfolges effizient vonstattengegangen wäre. Genau dies wäre dann wieder eine dieser Wunschvorstel-lungen, die einem Realitätstest nicht standhalten würden. Dass aber die Wirkung der Mikrofinanz als Finanzsektorentwicklung sich überhaupt nicht verstecken muss und dass in einer dynami-schen Betrachtung durch Mikrofinanz als Aufbau von Intermediä-

«Heute sind in vielen Ländern die aus Mikrofinanzinstitutionen entstandenen Intermediäre zentrale Marktakteure.»

ren mittelfristig zum grossen Teil genau das erreicht wird, was gerade die grössten Kritiker dem Ansatz vorwerfen, nämlich der effiziente, und das heisst auch kostengünstige, Zugang zu individualisierten Finanzierungslösungen und sonstigen Finanz-produkten für KMU, Haushalte und Kleinstbetriebe, bestätigt, wie zentral es ist, auf dem schwierigen Feld der Entwicklungs-finanzierung die richtige Perspektive zu behalten.

Zum AutorDer Autor, Rochus Mommartz, verfügt über rund 25 Jahre Erfahrung in Finanzsektorentwicklung, Regulierung sowie Privatsektorinvestition in Entwicklungs- und Schwellenlän-dern. In seiner Funktion als Mitglied der Geschäftsleitung von responsAbility ist er für den Bereich Equity Investments verantwortlich.

Vor seiner Tätigkeit für responsAbility war er in mehr als 40 Ländern als unabhängiger Berater für die Finanzsek-torentwicklung tätig. Arbeitsschwerpunkte waren die Ent-wicklung rechtlicher und regulatorischer Rahmenbedingun-gen für spezialisierte Finanzintermediäre sowie die strategi-sche und bankfachliche Beratung einer Vielzahl von Mikrofinanz institutionen sowie der Banken der ProCredit Holding in Lateinamerika.

→ Erleben Sie Rochus Mommartz im Interview auf www.responsAbility.com/Webcast/FinancialSectorDevelopment.

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201414

Rubrik

Zugang zu hygienischen sanitären Einrichtungen ist in Indien bis heute keine Selbstverständlichkeit. Rajeev Kher,

Geschäftsführer von Saraplast, versorgt mit seinem Team Baustellen und Events mit mobilen Toiletten.

Über15 %

pro Jahr dürften die Ausgaben für Gesundheit in Indien

zwischen 2014 und 2017 jährlich wachsen, verglichen

mit 2,5% in Westeuropa

mehr Diabetesfälle als in entwickelten Ländern werden in Entwicklungsländern verzeichnet

99 %der 287’000 jährlich gemeldeten

Müttersterbefälle geschehen in Entwicklungsländern

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 15

Investitionsthema Gesundheit

Zwischen Gesundheit und Wohlstand besteht eine Wechsel-wirkung: Gerade wenn soziale Versicherungsnetze fehlen, führen gesundheitliche Probleme schnell in die Armut. Ein ungenügen-des Einkommen wiederum kann sich negativ auf die Gesundheit auswirken. In Entwicklungs- und Schwellenländern ist oft breiten Bevölkerungsschichten der Zugang zu einer bedürfnisgerechten und gleichzeitig erschwinglichen Gesundheitsversorgung weitge-hend verwehrt, was den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Fortschritt hemmt. Aber wie in den Industrienationen wachsen auch in diesen Ländern die Gesundheitsausgaben der Haushalte im Vergleich zu den Einkommen überproportional, und die Zahlungsbereitschaft für Gesundheitsdienstleistungen nimmt rasant zu. So haben sich die realen Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheitsdienstleistungen zwischen 1998 und 2011 verdop-pelt. In den wenigsten Ländern konnte der Staat als Anbieter mithalten. So nahmen in Indien über den gleichen Zeitraum die öffentlichen Gesundheitsausgaben um nur 21% zu, während das Pro-Kopf-Einkommen um 289% stieg.

Grosse Unterschiede in der GesundheitsversorgungIn den letzten zwanzig Jahren haben sich denn auch Gesund- heitsindikatoren der Weltbevölkerung deutlich verbessert. Trotz-dem bleiben die Unterschiede zwischen reichen und armen Ländern nach wie vor dramatisch.

Angesichts anhaltenden Bevölkerungswachstums, Alterung der Bevölkerung sowie Zivilisationskrankheiten wie Diabetes, die der Veränderung von Essgewohnheiten und Lebensbedingungen geschuldet sind, ist das öffentliche Gesundheitswesen oft hoff-nungslos überfordert. Staatliche Strukturen vermögen mit dem gesellschaftlichen Wandel nicht Schritt zu halten.

Glücklicherweise bieten immer mehr Unternehmen Lösungen für einen verbesserten Zugang zu medizinischer Infrastruktur, die sich bewusst an die unterversorgte Bevölkerung in den ländlichen und halburbanen Gebieten richten. Innovative, wenig kapital- und kostenintensive Geschäftsmodelle machen die

Gesundheitsversorgung erschwinglicher. Dies eröffnet Investoren attraktive Möglichkeiten, am Potenzial aller Segmente dieses Sektors zu partizipieren. Zudem sind die Haushalte gewohnt, Gesundheitsdienstleistungen aus der eigenen Tasche zu bezah-len, was die Entwicklung eines entsprechenden privaten Ange-bots fördert.

Verschiedenste GesundheitsdienstleisterDas Anlageuniversum im Bereich Gesundheitsdienstleistungen umfasst denn auch eine Vielfalt an Kliniken und Spitälern, oft mit einer oder mehreren Spezialisierungen, Apotheken, Herstel-lern von pharmazeutischen Mitteln, Medizintechnik, aber auch Unternehmen in der Wasseraufbereitung und im Sanitärbereich.

Anlagen in Gesundheitsdienstleister erhöhen die Angebots-vielfalt und fördern den Wettbewerb um die Gunst der Patienten, was zu einer höheren Effizienz, qualitativ besseren Dienstleistun-gen und tieferen Preisen führt. Die grosse Herausforderung ist die Bereitstellung von Gesundheitsdienstleistungen, wo sie am meisten gebraucht werden: in den chronisch unterversorgten Gebieten ausserhalb der urbanen Zentren, in Landstrichen mit unregelmässiger Stromversorgung und prekärer Infrastruktur.

Gesundheitssektor: private Anbieter schliessen Versorgungslücke

Gesundheit ist eine wichtige Voraussetzung für das Wohlbefinden. Armut macht sie oft unerschwinglich. Gleichzeitig belastet Krank­heit die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit. In aller Welt wachsen Gesundheitsausgaben von Haushalten überproportional zu den steigenden Einkommen. Das gilt auch in Ent­wicklungs­ und Schwellenländern.

Quellen: WHO World Health Statistics 2013, IMF World Economic Outlook Database

Öffentliche Gesundheitsausgaben und Einkommen in Indien USD, Index 1996 = 100

Einkommen pro Kopf Öffentliche Gesundheitsausgaben pro Kopf

1996 2000 2002 2004 2006 2008 20101998

100

0

200

300

400

500

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Pune im indischen Bundesstaat Maharashtra wächst: Mit offiziell 3,1 Millionen Einwohnern, dazu weiteren 5 Millionen in der Agglomeration, gilt sie heute als neuntgrösste Stadt Indiens. Die Bautätigkeit fällt allerorts ins Auge. Sowohl im Geschäftszentrum als auch an den Stadträndern ragen halbfertige Hochhäuser in den Himmel. Die Baustellen ziehen Wanderarbeiter aus ganz Indien auf der Suche nach Arbeit an.

Auch Kamalakar Rajpankhe, verheiratet, zwei Kinder, verdient seinen Lebensunterhalt hier. Gemeinsam mit einem Kollegen fährt er einen kleinen Tanklastwagen auf einer festgelegten Route von Baustelle zu Baustelle. Dort stehen in einiger Entfer-nung vom Bauplatz an einer für Fahrzeuge zugänglichen Stelle kleine bunte Plastikhütten: mobile Toiletten für die Arbeiter.

Kamalakar macht sich an die Arbeit: Gesichtsmaske auf, Schlauch an den Tank der Toilette anschliessen. Das Abwasser wird abgesaugt, ohne dass die Arbeiter mit dem Unrat in Berüh-rung kommen. «Hands free» heisst die Technologie, wichtig in Indien, wo Arbeit mit Fäkalien immer noch als unrein betrachtet und geächtet wird. Das Innere der Toilette spritzen sie mit Wasser rein, füllen den Spültank mit einer biologisch abbauba-ren Lösung, die unangenehme Gerüche neutralisiert. Ein letzter Blick: Die Toilette ist bereit für einen neuen Einsatztag, und das Team macht sich auf, um die restlichen bunten Aborte auf seiner täglichen Route zu reinigen.

Rund 1’100 solcher mit «3S» angeschriebener Toiletten stehen auf Baustellen in und um Pune zurzeit im Einsatz. Sie gehören einem indischen Unternehmen namens Saraplast,

gegründet 2006 von Rajeev Kher. Während eines Studienaufent-halts in Kanada kam der Jungunternehmer erstmals mit mobilen Toiletten in Berührung. «Ich wusste sofort, so etwas brauchen wir in Indien», erklärt er. «Verbesserte sanitäre Bedingungen könnten rund die Hälfte aller Krankheitsfälle in unserem Land verhindern. Gleichzeitig sind Toiletten in der indischen Gesell-schaft tabu. Ich habe den Ehrgeiz, ein Umdenken anzuregen.»

Zum ersten Mal ein positives ToilettenerlebnisWie, das erklärt er auf dem Weg zur Produktionsstätte der bun-ten Häuschen. «Indien erlebt einen gewaltigen Bauboom. Die Arbeiter gehören zu den Ärmsten der Armen und wohnen zumeist in Slums, wo es keine oder nur völlig verdreckte sanitäre Einrich-tungen gibt», so Rajeev. «Wir wenden uns an Bauunternehmer und überzeugen sie davon, mobile Toiletten für ihre Arbeiter zu mieten. Wir stellen ihnen die Häuschen zur Verfügung und reinigen sie jeden Tag. Die Arbeiter – Frauen wie Männer – kom-men oftmals zum ersten Mal in ihrem Leben in den Genuss von funktionierenden sanitären Einrichtungen.»

Laut Rajeev beginnt so ein Kulturwandel: «Wenn die Leute erst einmal Zugang zu Toiletten erlebt haben, fordern sie ihn bald als Recht ein. Eine Baufirma rief kürzlich an und wollte noch am gleichen Tag 12 Toiletten geliefert bekommen: Die Arbeiter waren für die Bereitstellung sanitärer Einrichtungen in einen Streik getreten!»

Das Angebot generiert also inzwischen selbst Nachfrage – und dieser gilt es mit immer mehr mobilen Toiletten zu begegnen.

Ein sauberes Geschäft: mobile Toiletten auf indischen Baustellen

Über die Hälfte der indischen Bevölkerung hat keinen Zugang zu sanitären Einrichtungen und verrichtet ihre Notdurft im Freien. Laut Weltbank verursachen mangelnde sanitäre Einrichtungen dem Land Kosten in Höhe von 6,4% des BIP. Neben hygienischen Problemen gibt es auch soziale Folgen: Frauen und Mädchen sehen sich in Wiesen und Indust­riebrachen sexueller Belästigung ausgesetzt und die Vermeidung von Toilettengängen führt zu schmerzhaften Harnwegserkrankungen. Das indische Unternehmen Saraplast will die sanitäre Infrastruktur durch die Installation mobiler Toiletten verbessern.

16 responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

Investitionsthema Gesundheit

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RubrikInvestitionsthema Gesundheit

Links: Die Toiletten sind zu 100% rezyklierbar, gebrauchter Kunststoff wird für die Produktion dem neuen beigemischt. Ulka Sadalkar (rechts) prüft die Mischung.

Mitte: Sechs bis neun Monate bleiben die mobilen Toiletten im Durchschnitt im Einsatz. Danach werden sie gründlich gereinigt und auf den nächsten Einsatz vorbereitet.

Ganz links: Kamalakar Rajpankhe reinigt täglich 60 bis 100 mobile Toiletten in und um Pune – ohne dabei je direkt mit Abwasser in Berührung zu kommen.

Unten: Das Innenleben der Toiletten wird im indischen Pune entwickelt und hergestellt. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Modellen: westliche, asiatische, rollstuhlgängige und Pissoirs.

17responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

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Saraplast fertigt die bunten Häuschen selbst an und verwendet Standardteile für Wände und Dach. Ihr Innenleben aber wird in Pune entwickelt. Ulka Sadalkar, Leiterin Produktion, führt uns durch die Fabrik, wo 20 Mitarbeitende in zwei Schichten neue Toiletten herstellen.

Umweltfreundliche Produktion und Reinigung«2013 haben wir 10’000 Teile für Toiletten produziert», erklärt die Kunststoffingenieurin. Stolz erklärt sie, dass die Toiletten zu 100% rezyklierbar sind und gebrauchter Kunststoff aufbereitet und dem neuen Material beigefügt wird. Die Anlagen reduzieren den Wasserverbrauch auf ein Minimum, zur Reinigung werden ausschliesslich biologisch abbaubare Substanzen verwendet. Ein weiteres Plus: die kontinuierliche Produktentwicklung. «Zuerst hatten wir nur westliche Toiletten im Angebot», erläutert Ulka. «Heute verfügen wir über ein umfassendes Sortiment: asiatische (Hock-)Toiletten, Urinale, ja, sogar rollstuhlgängige Modelle und Luxustoiletten, die mit Spiegeln und Blumen ausgestattet werden können – alles wird laufend verbessert und den Marktbe-dürfnissen angepasst.»

Diese Bedürfnisse werden immer vielfältiger, wie Harshada Jadhav, Designation-Managerin, Marketing, bei Saraplast, erklärt. «Neben Baustellen beliefern wir zunehmend auch Veranstalter von Grossanlässen», erklärt sie. «Wenn viele Menschen zusam-menkommen, sind sanitäre Einrichtungen von zentraler Bedeu-tung; gleichzeitig kommen die Besucher mit unserem Produkt in Kontakt und empfehlen unsere Dienstleistung weiter.»

Auch sie selbst hat über einen Grossanlass zu Saraplast gefunden: «Meine Mutter war im Organisationsteam eines Pfadfindertreffens mit fast 10’000 Schulkindern und hatte für sieben Tage 270 Toiletten von Saraplast gemietet», erklärt Harshada. «Sie war beeindruckt vom Produkt und meinte, das Unternehmen wäre ein spannender Arbeitgeber für mich als Kunststofftechnikerin.»

Harshada sieht eine wichtige Aufgabe von Saraplast darin, die Bevölkerung zum Umdenken zu bewegen. «Wir besuchen Bau-stellen, aber auch Kindertagesstätten», erzählt sie. «Viele Men-schen wissen nicht, wie man eine Toilette benützt. Wir versu-chen, ihnen die Bedeutung von Hygiene näherzubringen. Vor allem die Kinder sind wichtige Botschafter: Sie erzählen daheim, was sie gelernt haben. Und langsam wird der Zugang zu Toiletten etwas, worauf auch die Bewohner der Slums Anspruch erheben.»

Zentral: regelmässige ReinigungDass das nicht nur via mobile Toiletten geschehen muss, zeigt ein Besuch an der belebtesten Einkaufsstrasse Punes. Hier steht eine öffentliche Damentoilette, betreut von einem weiteren Saraplast-Mitarbeiter. «Vor einigen Monaten haben wir hier einen Marketing-Event durchgeführt», erklärt Harshada. «Wir stellten einige unserer mobilen Toiletten neben die damals völlig ver-dreckte öffentliche Toilette und zogen unzählige Besucherinnen an. In der Folge erhielten wir den Auftrag, die öffentliche Toilette zu betreiben. Ein Besuch kostet USD 0.03 – und die Nachfrage ist gross.»

Nicht nur die Verfügbarkeit von Toiletten an sich ist also zentral – vor allem auch deren Instandhaltung und Reinigung. Das bestätigt auch Rajeev Kher: «Der Serviceteil ist der wich-tigste Aspekt unseres Geschäftsmodells. Wir vermieten die Infrastruktur sehr günstig und verdienen in erster Linie durch Wartung und Reinigung.»

Saraplast Private Limited

Gegründet: 2006Eigentümer: Rajeev Kher; Aavishkaar Venture Trustees P. Ltd; ein responsAbility Fonds; Saraplast Management Umsatz*: USD 2,3 Mio. Standorte*: sechs in Indien (Pune, Bangalore, Chennai, Hyderabad, Mumbai, New Delhi)Anzahl mobiler Toiletten*: 2’625Anzahl Servicefahrzeuge*: 35 (10 zusätzlich bestellt)Anzahl Mitarbeitende*: 260Jährlich gesammeltes Abwasser*: 1’100 Mio. Liter (entspricht 36 Millionen Toilettenbesuchen)Geschäftsmodell: Toiletten für Baustellen, Events, Betrieb von öffentlichen Toiletten, Toiletten in Slums

* per 31.12.2013

Harshada Jadhav mit «Johnny», dem Toilettenmaskottchen, das Kinder für Hygiene und den Beruf des Sanitätsarbeiters begeistern soll.

Investitionsthema Gesundheit

18 responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 19

RubrikInvestitionsthema Gesundheit

Für das Pune-Büro bedeutet das: 14 Servicefahrzeuge mit 16 Fahrern und 52 Servicearbeitern sind Tag für Tag auf 12 Routen unterwegs. Jedes Fahrzeug reinigt pro Tag zwischen 60 und 100 Toiletten und entsorgt das Abwasser bei Sammelstellen der Gemeinde. Für die Zukunft plant Saraplast, dieses Abwasser zu reinigen und an Bauunternehmen für die Herstellung von Zement und ähnlichem weiterzuverkaufen.

Im Durchschnitt bleibt eine Toilette zwischen sechs und neun Monaten auf einer Baustelle stehen. Ist ihr Einsatz beendet, kommt sie zurück in die Zentrale und wird dort gründlich gerei-nigt und überholt – und für den nächsten Bestimmungsort vorbereitet. Heute stehen rund 50 von insgesamt 1’100 Toiletten in Pune bereit – der Rest ist im Einsatz. Täglich werden neue Toiletten ausgeliefert, nach den grossen Bauunternehmen visiert Saraplast nun auch die kleineren Firmen an.

Ein Umdenken findet stattLangsam gibt es auch in der indischen Gesellschaft ein Umden-ken. So müssen etwa im Ferienparadies Goa neu alle Strandhüt-ten mit Toiletten ausgestattet werden. Dafür hat Saraplast ein völlig neues Produkt entwickelt und ist daran, es in 500-facher Ausführung auszuliefern. «Wir bieten eine Kombination aus Garderobe mit abschliessbaren Kästchen, Toiletten und Du-schen», erzählt Rajeev. «Viele Leute suchen in erster Linie eine Möglichkeit, ihre Sachen zu verstauen – die Toilette bekommen sie gratis dazu, was Gewohnheiten verändert.»

Saraplast kann das nur Recht sein. Das Unternehmen, das im Moment in sechs indischen Städten vertreten ist, verfolgt ehrgei-zige Ziele: «Im Moment bearbeiten wir nur 1% des Marktes – das ergibt ein gewaltiges Expansionspotenzial. Bis 2016 wollen wir unseren Umsatz auf USD 7,7 Millionen mehr als verdreifachen», erklärt Rajeev. Welche Rolle spielt responsAbility dabei als Investor? Eine zentrale, betont Rajeev. «responsAbility unter-stützt uns nicht nur mit Kapital und Beratung auf Verwaltungs-ratsebene», erklärt er. «Am meisten profitieren wir vom Zugang zur Technical Assistance Facility*, die uns einen Top-Experten als Berater für ein Jahr teilweise finanziert. Unser Berater hat in den USA die grösste mobile Toilettenfirma mit aufgebaut und unterstützt uns darin, Ähnliches in Indien zu erreichen.»

Der Lokalaugenschein in Pune endet mit einem Besuch in einem der roten Häuschen. Sauber geputzt, geruchsneutral – ein durch und durch positives Toilettenerlebnis, das in Indien in Zukunft hoffentlich auch für Hunderte Millionen von Menschen in Slums und auf dem Land zur Selbstverständlichkeit wird.

Rajeev Kher, was hat Sie dazu bewogen, Saraplast zu gründen?Bei einem Praktikum in Nordamerika sah ich zum ersten Mal mobile Toiletten. Ich wusste sofort, welche Bedeutung diese für Indien haben könnten: Die soziale Wirkung

wäre auf alle Fälle immens, und das Modell würde auch rentieren, denn Indien brauchte dringend einen guten Sanitätsdienstleister.

Wer sind Ihre Kunden?Die Benützer unserer Toiletten sind grösstenteils Leute am unteren Ende der Einkommenspyramide: Wanderarbeiter auf Baustellen, die sonst keinen Zugang zu Toiletten haben. Andererseits sind da Besucher von Grossveranstal-tungen. Bei den zahlreichen religiösen Festen erlebt Indien die grössten Massenevents der Welt – mit sehr wenigen Toiletten. Hier sanitäre Anlagen aufzustellen, bringt enorm viel: für die Umwelt, bezüglich Wasserverbrauch, vor allem aber auch für die Würde der Menschen – eigentlich der grösste Beitrag, den wir leisten können.

Was tun Sie, um dem sozialen Stigma von Toiletten zu begegnen?Wir haben eine Imagekampagne am Laufen mit «Johnny» (Toilettenmaskottchen, Anm. d. Red.), der die Leute für sanitäre Einrichtungen begeistern soll. Unser Ziel ist es, dass eines Tages Kinder neben Feuerwehrmann und Poli-zist auch «Johnny», Sanitärspezialist, als Berufswunsch angeben.

Warum haben Sie responsAbility als Finanzierungspartner gewählt?responsAbility hat einen ausgezeichneten Ruf und passt vom Team und von der Ausrichtung her sehr gut zu uns. Und: responsAbility ermöglicht uns durch «technische Unterstützung» in Form eines Top-Konsulenten Zugang zu dem Know-how, das es uns ermöglichen wird, unsere ehrgeizigen Wachstumsziele auch zu erreichen.

Rajeev Kher, Gründer und Geschäftsführer von Saraplast

«Wir tun etwas für die Würde der Menschen – eigentlich das Wichtigste!»

19responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

→ Erleben Sie Rajeev Kher im Interview auf www.responsAbility.com/Webcast/SanitationIndia

* Der gemeinnützige Verein responsAbility Technical Assistance Association wird von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA und vom Schweizer Staatssekretariat für Wirtschaft SECO finanziert.

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201420

Die durch responsAbility Fonds finanzierten Banken und Mikrofinanzinstitute bedienten 2013

26,1 Millionen Kreditnehmer und 26,2 Millionen Sparer – wie hier die georgische Bank Constanta.

2,5 Mrd.

Erwachsene haben keinen Zugang zu formellen

Finanzdienstleistungen

USD 8 Mrd.

beträgt das Volumen privater Anlagen in Mikrofinanz

USD 100 Mrd.

an Mikrokrediten sind weltweit ausstehend

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 21

Investitionsthema Finanz

Finanzsektoren führen die Ersparnisse einer Volkswirtschaft einem produktiven Einsatz zu. Ein umfassendes Finanzangebot führt zu Unternehmertum, Markteintritten und Wachstum von Firmen sowie Innovation. Dabei hat Finanzsektorentwicklung einen stärkeren Einfluss auf die Prosperität von kleinen und mittleren Unternehmen als auf die von Grossunternehmen.

In Entwicklungs- und Schwellenländern formen Hunderte von Millionen Kleinstfirmen und dazugehörige Haushalte die infor-melle Wirtschaft mit unregelmässigen Einkommensströmen. Finanzsektorentwicklung hat zum Ziel, auch ihnen ein solides Angebot an geeigneten Finanzdienstleistungen zur Verfügung zu stellen – Kredite, Sparmöglichkeiten, Zahlungsverkehr und Versicherungen.

Mikrofinanz für bisher ausgeschlossene KundengruppenAufgrund der hohen Transaktionskosten ziehen traditionelle Finanzinstitute einkommensschwache Bevölkerungsgruppen oft nicht als Kunden in Betracht. Kredite erhalten sie nur aus ihrer Verwandtschaft, von Pfandleihern oder über informelle Finanz-dienstleister, die oft Wucherzinsen von mehreren hundert Pro-zent verlangen. Die Folge ist, dass unzählige Kleinunternehmer aufgrund fehlender Finanzierungsmöglichkeiten ihr Geschäft nicht weiterentwickeln können.

Mikrofinanzinstitute füllen diese Angebotslücke und bewirt-schaften gezielt die bisher ausgeschlossenen Kundengruppen. Direktinvestitionen in Mikrofinanz führen damit zu einer syste-matischen Entwicklung des Finanzsektors. Anlagen in Finanzsek-torentwicklung profitieren vom strukturellen Aufholbedarf dieser Kundensegmente. Im Vergleich zu Industrienationen haben Entwicklungs- und Schwellenländer Finanzsektoren, die selbst im Vergleich mit ihrem deutlich tieferen Pro-Kopf-Einkommen unterproportioniert sind und damit mittelfristig überproportional zum Bruttoinlandprodukt wachsen dürften. In den letzten 30 Jahren hat sich die Angebotstiefe des Finanzsektors denn auch deutlich erhöht (vgl. Grafik).

Für die Akteure des Finanzsektors in Entwicklungs- und Schwellenländern bedeutet dies ein hohes Wachstum der Portfo-

lios und Bilanzsummen und damit einen erhöhten Refinanzie-rungsbedarf. Das Portfoliowachstum wird über Spareinlagen, aber auch über Fremdkapital in Form langfristiger Refinanzie-rungskredite ermöglicht. Vereinfachend gesagt dient Fremdkapi-tal dem quantitativen Wachstum, gemessen beispielsweise an der Anzahl erreichter Kunden. Eine Refinanzierung mittels Fremdkapital im Umfang von USD 1 Million ermöglicht bei einer durchschnittlichen Kreditgrösse von USD 1’000 die Vergabe von Krediten an 1’000 zusätzliche Haushalte.

Eigenkapitalanlagen für qualitatives WachstumEigenkapitalanlagen ermöglichen u. a. die institutionelle Ent-wicklung eines Finanzdienstleisters und fördern damit das qualitative Wachstum. Das bedeutet, dass ein Finanzdienstleister Strukturen und Abläufe entwickelt, die der Aufsicht eines Regu-lators genügen, die Entgegennahme von Spareinlagen erlauben oder zum Erlangen einer vollen Banklizenz führen. Bei Eigenka-pitalanlagen wird der Investor Miteigentümer des entsprechen-den Finanzdienstleisters und kann zum Teil über Einsitznahme im Verwaltungsrat die Geschicke des Unternehmens aktiv steu-ern.

Das über private Investoren weltweit in Mikrofinanz angelegte Volumen an Fremd- und Eigenkapital beträgt rund USD 8 Milli-arden, die sich auf über 100 Anlagevehikel verteilen. Mit knapp 20 % Marktanteil gemessen am Anlagevolumen ist responsAbility der grösste Anbieter.

Finanzsektor: Motor für nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung

Ein funktionierender formaler Finanzsektor ist zentral für die wirtschaftliche Entwicklung. Gerade einkommensschwache Haushalte und Kleinunternehmen haben oft keinen Zugang zu erschwinglichen Finanzdienstleistungen. Investitionen in private Anbieter ermöglichen es, den Sektor gezielt zu entwickeln.

Quelle: Weltbank

Die Entwicklung verschiedener Finanzsektoren 1982 – 2012 USD und %

Kenia

Ecuador

0 2’000 4’000 6’000 8’000 10’000

10

0

20

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40

50

60

Peru Mexiko

Costa RicaKolumbienIndien

BolivienParaguay

Indonesien

Uganda

Ghana

1982 2012

BIP pro Kopf

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Georgien 1997: Nach dem Zerfall der Sowjetunion ist die Kauka-susrepublik wirtschaftlich an einem Tiefpunkt angelangt. Mit der finanziellen Unterstützung eines US-amerikanischen Hilfswerks beginnt eine kleine lokale Nichtregierungsorganisation namens Constanta-Stiftung damit, in Tiflis Mikrofinanzdienstleistungen anzubieten. Ihre Zielgruppe: Binnenvertriebene, die sich in der Hauptstadt als Strassenhändler oder Mikrounternehmer mehr schlecht als recht durchschlagen. Am untersten Ende der Ein-kommenspyramide angesiedelt, ist es für diese Menschen praktisch unmöglich, einen regulären Kredit für den Ausbau ihres Geschäfts aufzunehmen. Banken ziehen sie aufgrund der fehlenden Sicherheiten als Kunden nicht einmal in Erwägung. Benötigen sie dennoch Geld, bleibt nur der Gang zum Geldverlei-her mit durchschnittlichen Zinsforderungen von 20 % pro Tag.Genau dieser Zielgruppe will sich die Constanta-Stiftung anneh-men. Tamar Lebanidze, Gründungsmitglied und heute Verwal-tungsratspräsidentin von Bank Constanta, erklärt dazu: «Mikrofi-nanz war in Georgien 1997 noch völlig unbekannt. Ausländische Hilfswerke wollten es uns ermöglichen, diese wichtige Angebots-lücke zu füllen. Das Ziel: Finanzierungslösungen für Mikrounter-nehmen und damit bessere wirtschaftliche Möglichkeiten für diesen Teil der Bevölkerung.»

Das Constanta-Team, bestehend aus zunächst fünf Mitglie-dern, geht mit viel Engagement an die Sache und weitet seine Aktivitäten bald auf weitere Kundensegmente aus. «Unser Angebot stiess auf reges Interesse», erinnert sich Tamar. «Kein Wunder: Bei uns zahlten Kunden 60 % Zinsen im Jahr – verrückt aus heutiger Sicht, aber nichts im Vergleich zu den Wucherprei-sen der Kredithaie!» 2001 führt Constanta erstmals Individual-kredite ein und richtet sich auch auf die Bedürfnisse von Klein-bauern und landwirtschaftlichen Unternehmen aus.

Das Kreditvolumen wächst weiter rasant, und bald muss das Team seine weitere Expansion mit Kapital aus dem Ausland finanzieren. Ausländische Geldgeber bringen aber nicht nur neues Kapital, sondern auch Know-how und Unterstützung bei

wichtigen Projekten. So auch 2007, als Constanta auf eine tief greifende Gesetzesrevision reagiert. «2006 war der Mikrofinanz-sektor in Georgien so stark gewachsen, dass die Regierung mehr Kontrolle wollte», erinnert sich Tamar. «Alle Nichtregierungsorga-nisationen (NRO) mussten sich in Unternehmen umwandeln. Wir haben gleichzeitig auch eine Banklizenz beantragt, um unseren Kunden das gesamte Spektrum an Finanzdienstleistun-gen anbieten zu können.»

Auch während des Kriegs aktivIm Juli 2008 wird Constanta zur Bank. Im Monat darauf beginnt Georgiens Konflikt mit Russland, der die Beziehungen zum grossen Nachbarn bis heute belastet. Eine schwierige Zeit für das Unternehmen, das sich während der kriegerischen Auseinan-dersetzungen darauf konzentriert, in den nicht betroffenen Regionen aktiv zu bleiben. «Auch während eines Krieges sind viele Menschen wirtschaftlich aktiv und auf Finanzdienstleistun-gen angewiesen. Wir setzten alles daran, unser Angebot aufrecht-zuerhalten, um dazu beizutragen, dass die Wirtschaft nicht völlig zusammenbricht.» Die Strategie geht auf: 2009 ist Bank Cons-tanta wieder auf Wachstumskurs, die Krise ist überstanden.

Aber auch jetzt gilt nicht «business as usual». 2010 kommt der erste ausländische Aktionär an Bord, 2011 übernimmt TBC, die zweitgrösste georgische Bank, 80 % des Aktienkapitals von Bank Constanta. Die ehemalige NRO wird Teil einer Banken-gruppe.

Von 20 % pro Tag auf 25 % pro Jahr: Finanzsektorentwicklung lässt Kreditzinsen sinken

Seit in Georgien 1997 die ersten Mikrofinanz­institutionen tätig wurden, hat sich der lokale Finanzsektor komplett gewandelt: Heute ist Zugang zu modernen und umfassenden Finanz ­ dienstleistungen auch in den entlegensten Teilen des Landes eine Selbstverständlichkeit. Bank Constanta, Pionierin der Mikrofinanz, hat diese Entwicklung entscheidend beeinflusst.

Bank Constanta

Gegründet: 1997 (als NRO); 2008 (als Bank)Verwaltetes Vermögen*: USD 198 Mio.Mitarbeitende*: 1’256Kreditvolumen*: USD 209 Mio.Sparvolumen*: USD 37 Mio.Anzahl Kunden*: 100’936

→ www.bankconstanta.ge

* per 31.12.2013

Tamar Lebanidze, Gründerin und Verwaltungsratspräsidentin von Bank Constanta,leitet das Unternehmen seit 1997.

22 responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

Investitionsthema Finanz

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Wie beeinflusst das die Geschäftstätigkeit von Bank Constanta? Tamar Lebanidze spricht von einem «enormen Wechsel», aber auch von einer Erfolgsgeschichte. «Früher war die grösste Her-ausforderung, Geld für unser weiteres Wachstum zu finden», erläutert sie. «Dank unserem starken Hauptaktionär sind diese Ressourcen heute vorhanden. Im Gegenzug stecken wir uns aber auch sehr viel ehrgeizigere Ziele.» Die Rollen im Geschäft sind klar verteilt: TBC nimmt via Verwaltungsrat Einfluss auf die Strategie von Bank Constanta. Für die Geschäftsführung ist ein unabhängiges Team verantwortlich. Die beiden Banken teilen sich ihre Kunden auf. Kredite in der Höhe von USD 170 bis maximal USD 200’000 bearbeitet Bank Constanta, höhere Beträge laufen über die Geschäftsbank TBC. Die durchschnittli-che Kredithöhe bei Bank Constanta beträgt 2013 USD 2’300, der durchschnittliche jährliche Zins für einen Kredit 25,4 % in USD, was dem Marktniveau in Georgien entspricht.

Kein Abschied von MikrofinanzBank Constanta bleibt trotz Wachstum der ursprünglichen Idee verpflichtet, auch sehr kleine Kredite zu vergeben, typischer-weise an Kleinbauern, die Saatgut oder Tiere kaufen wollen. Tamar erklärt: «Wir sind stark in ländlichen Gebieten vertreten und vergeben 43 % unserer Kredite im Bereich Landwirtschaft. Unsere Mitarbeiter müssen zum Teil durch den Schlamm zu ihren Kunden waten.»

Die Finanzlandschaft in Georgien hat sich seit Gründung von Constanta komplett verändert. «1997 hatten nur sehr wenige Menschen überhaupt ein Bankkonto und es zahlte niemand Steuern. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Steuern werden konsequent und flächendeckend eingezogen – und zwar

Bank Constanta: Kreditvolumen und Zinsniveau 2004 – 2013 USD und %, per 31.12.

2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013

Durchschnittliches Zinsniveau Durchschnittliche Kreditgrösse

via Banküberweisung. Das zeigt, wie sehr sich der Zugang zu Finanzdienstleistungen in Georgien in der Zeit verbessert hat.»

responsAbility arbeitet seit Juni 2006 mit Constanta zusam-men und ist der grösste Finanzierungspartner des Unterneh-mens. Die Zusammenarbeit ist ausgezeichnet, wie Tamar Leba- nidze betont: «Das Team ist schnell und sehr hilfsbereit – wich-tige Eigenschaften, wenn es darum geht, unser weiteres Wachs-tum zu finanzieren.»

→ Lesen Sie zu diesem Thema auch unsere Publikation «Effizienz als Schlüssel zu tieferen Zinsen in Mikrofinanz», zu finden unter www.responsAbility.com/Research/DE.

1997, zur Zeit ihrer Gründung als Nichtregierungsorganisation, bediente Bank Constanta vor allem Binnenvertriebene, die sich in der Hauptstadt als Strassenhändler oder Mikrounternehmer durchschlugen. Heute ist sie auch in ländlichen Gebieten stark vertreten.

23responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

Investitionsthema Finanz

279

64%

470

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201424

Investitionsthema Finanz

responsAbility hat im Jahr 2013 insgesamt USD 794 Millionen in 636 Transaktionen im Finanzsektor investiert. Dadurch hat sich das von responsAbility verwaltete Anlagevolumen in diesem Sektor um 46 % auf USD 1’639 Millionen erhöht. Dieses Volu-men verteilt sich auf 318 Institutionen in 67 Ländern, fünf mehr als im Vorjahr.

30 % der Anlagen im Finanzsektor sind in Zentralasien getätigt, gefolgt von 21 % in Südamerika und 19 % in Asien-Pa-zifik. Eine der am stärksten wachsenden Regionen ist der Teil Afrikas südlich der Sahara. Die dort getätigten Investitionen haben sich 2013 fast verdoppelt, und Afrika dürfte auch ein wichtiger Wachstumsmarkt bleiben.

Parallel zum regionalen Ausbau des Portfolios bietet respons-Ability auch immer mehr Finanzierungen in Lokalwährungen an, was die Mikrofinanzinstitutionen (MFI) vor Fremdwährungsri-siken schützt. 31 % der Finanzierungen wurden 2013 in Lokal-währungen vergeben, 9%-Punkte mehr als 2012.

Über 26 Millionen Sparer und KreditnehmerDie von responsAbility finanzierten MFI bedienen insgesamt über 26 Millionen Kreditnehmer mit einem ausstehenden Kreditport-folio von USD 45 Milliarden. Der durchschnittliche Kreditneh-mer erhält einen Kredit von USD 1’717 mit einer Laufzeit von 20 Monaten. Von den Kreditnehmern leben 51 % auf dem Land, 76 % sind Frauen. Zwei Drittel der vergebenen Kredite sind Individualkredite.

Mikrokreditnehmer sind in einer Reihe von Sektoren tätig, am häufigsten im Handel (38 %) und in der Landwirtschaft (23 %). Fast die Hälfte der finanzierten Finanzinstitutionen bieten ihren Kunden auch Spareinlagen an. Davon profitieren 26 Millionen Kunden, welche insgesamt USD 34 Milliarden bei den Institutio-nen angelegt haben. Die MFI sind nicht nur ein wichtiger Treiber der Finanzsektorentwicklung in Schwellenländern, sondern auch ein interessanter Arbeitgeber. Sie beschäftigen über 168’000 Personen, davon 42 % Frauen.

responsAbility vergibt ihre Finanzierung in Form von Fremd- und Eigenkapital. Eigenkapitalfinanzierungen machen 7 % des gesamten Anlagevolumens aus und beinhalten direkte Beteili-gungen an acht Institutionen und indirekte über verschiedene Anlagevehikel an 99 weiteren Institutionen. Mit zwei neuen Beteiligungen stellte 2013 Afrika den wichtigsten Wachstums-markt dar. Als Aktionär unterstützt responsAbility die Institutio-nen kontinuierlich in deren strategischer Entwicklung und spielt somit eine aktive Rolle über den gesamten Anlagezeitraum. Dies geschieht in verschiedenen Fällen auch über einen Sitz im Verwaltungsrat.

Finanzielle und entwicklungsrelevante Resultate

Entwicklung der finanzierten Unternehmen im Finanzsektor per 31.12.

2013 2012 2011Veränderung

2013 vs. 2012

Anlagevolumen (USD Mio.) 1’639 1’120 794 46 %

Anzahl MFI 318 299 260 34 %

Anzahl Länder 67 62 57 18 %

Neue Investitionen pro Jahr (USD Mio.) 794 590 420 35 %

Anzahl Transaktionen pro Jahr 636 498 351 28 %

Durchschnittliche Laufzeit einer Transaktion (Monate) 29,4 29,3 29,2 0 %

Anteil der Finanzierung vergeben in Lokalwährungen (ausser USD und EUR) 31 % 22 % 18 % 9 %-Punkte

Wirkung der investierten Unternehmen im Finanzsektor per 31.12.

2013 2012 2011Veränderung

2013 vs. 2012

Anzahl Kreditnehmer (Mio.) 26,1 20 16,8 31%

Anzahl Kunden mit Spar konten (Mio.) 26,2 22,4 17,6 17 %

Ausstehendes Kreditportfolio der MFI (USD Mrd.) 44,8 33,9 23,5 32 %

Von MFI verwaltete Kunden - spar guthaben (USD Mrd.) 34 26,6 17,9 28 %

Durchschnittlicher Kredit (USD) 1’717 1’693 1’400 1 %

Durchschnittliche Kreditlaufzeit (Monate) 20,4 19,2 18,9 6 %

Durchschnittliches Sparguthaben (USD) 1’298 1’189 1’014 9 %

Anzahl Mitarbeitender der MFI (Tausend) 168 138 118 22 %

Anteil der Mikrofinanzkunden mit Wohnort auf dem Land 51 % 52 % 50 % −1 %-Punkt

Anteil weiblicher Mikrofinanz kunden 76 % 75 % 73 % 1 %-Punkt

Top 10 von 67 Investitionsländern im Finanzsektor Investitionen in USD Mio. und % vom Total, per 31.12.2013

Peru

Aserbaidschan

Kambodscha

Ecuador

Armenien

Georgien

Indien

Mongolei

Russland

Kirgistan

0 5025 75 125 175100 150 200

10,3 %

7,1 %

6,5 %

5,7 %

5,3 %

5,2 %

4,8 %

3,7 %

3,7 %

3,6 %

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 25

Investitionsthema Finanz

Finanzsektorentwicklung messbar gemachtresponsAbility betrachtet Mikrofinanz als Mittel zur Finanzsek-torentwicklung. Um diese anhand unserer Anlagen systematisch zu messen, haben wir ein konstantes Kernportfolio aus 100 MFI gebildet. Dieses erlaubt uns, Entwicklungen über die Zeit zu erfassen, ohne dass die Resultate durch Veränderungen der Portfoliozusammensetzung verfälscht würden. Das Portfolio ist geografisch diversifiziert und trägt der relativen Bedeutung der einzelnen Märkte Rechnung.

Die 100 Institutionen im Kernportfolio bilden eine Bilanzsu-mme von USD 41,5 Milliarden. Zusammen bewirtschaften sie ein Kreditportfolio von knapp USD 30 Milliarden zugunsten von 22’552’894 Kreditkunden. responsAbility hat in diese Unterneh-men rund USD 1,1 Milliarden investiert. Weitere USD 300 Millionen sind im Rahmen der Portfolioplanung bereits alloziert.

Von 100 Institutionen sahen 93 ihre Kreditportfolios im Vergleich zum Vorjahr wachsen. Insgesamt resultierte ein Wachs-tum von knapp über 15 %. Am höchsten fiel dieses in Asien-Pa-zifik aus (40%), am geringsten in Osteuropa (5 %). Die aggre-gierte Bilanzsumme der 100 Institutionen wuchs um 17 %, die Zahl der Kreditnehmer um knapp 21 %, wobei die kundenrei-chen indischen MFI hierzu den grössten Beitrag leisteten.

Das Ersparnisaufkommen nahm um 14 % zu, vor allem dank zweier Institutionen, die durch Zusammengehen mit Dritten innert Jahresfrist ihre Spareinlagen deutlich steigern konnten. Königin der Sparer war eine ecuadorianische Bank mit einem Depositenvolumen von über USD 7 Milliarden, gefolgt von einer kenianischen Bank und einer mongolischen Bank mit Sparvolu-men von zwischen USD 1,5 und 2 Milliarden.

Solide Rentabilität und PortfolioqualitätIm allgemeinen Tiefzinsumfeld lag die Gesamtkapitalrendite der 100 Institutionen im Durchschnitt bei soliden 2,7 % (2012: 3,2 %), die Eigenkapitalrendite ging von 16,7 % auf 14,6 % geringfügig zurück. Der durchschnittliche Portfolioertrag verrin-gerte sich um knapp einen Prozentpunkt auf 30,9 %, was tiefere Zinsen für Endkunden signalisiert. Seit 2009 ist der durch-schnittliche Portfolioertrag stetig gesunken, während die Port - fo lioqualität auf gutem Niveau stabil blieb. Bei den 100 Institu-ten wurden durchschnittlich 95% aller Kredite pünktlich zurück-gezahlt. Die restlichen 5,2 % umfassen Kredite, die seit über 30 Tagen fällig sind (3 %), refinanzierte Kredite (0,6 %) sowie Abschreibungen (1,6 % auf Jahresbasis). In Zentralamerika und Osteuropa blieb die Portfolioqualität geringer als in anderen Regionen. Die Kunden der hundert Institutionen wurden aus insgesamt 8’680 Filialen bedient (+404). Der Mitarbeiterbe-stand vergrösserte sich um 10’000 auf 130’000 Beschäftigte. Mikrofinanz ist sehr arbeitsintensiv, was MFI insbesondere in

ländlichen Gebieten zu wichtigen Arbeitgebern macht. Ein gutes Beispiel für die fortschreitende Marktentwicklung

waren diverse Unternehmenszusammenschlüsse. Diese zeigen exemplarisch, wie sich fortgeschrittene Märkte unter Wettbe-werbsdruck konsolidieren und sich MFI in flexiblere, einfacher skalierbare Institutionstypen wie etwa Banken transformieren. In unserem Portfolio haben wir bisher 112 Transformationen identifizieren können (vgl. Grafik unten).

→ Die Berichterstattung zu unseren Anlageprodukten finden Sie vollumfänglich auf www.responsAbility.com.

34 %

33 %

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0 %Dez 09 Dez 10Jun 10 Jun 11 Dez 11 Jun 12 Dez 12 Jun 13 Dez 13

Rentabilität Portfolioertrag

Gesamtkapitalrendite Portfoliorertrag

Gesamtkapitalrendite und Portfolioertrag im responsAbility Kernportfolio 2009 – 2013 in %

Fortschreitende Formalisierung der MFI im responsAbility Portfolio Anzahl von Transformationen 2000 – 2013

Bank

RegulierteMFI mitSpareinlagen

RegulierteMFI ohneSpareinlagen

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201426

Rubrik

Nachhaltiger Zuckerrohranbau, wie hier in Paraguay betrieben, ist harte Arbeit. Landwirtschaftliche Genossenschaften bemühen sich

darum, dass die ihnen angeschlossenen Kleinbauern auch finanziell von der ungebremsten Nachfrage auf dem Weltmarkt profitieren.

1,3 Mrd.

Menschen sind weltweit in der Landwirtschaft beschäftigt

2×so effektiv reduziert Wachstum

in der Landwirtschaft die Armut wie Wachstum in anderen

Wirtschaftssektoren

USD 6 Mrd.

werden jährlich weltweit für Fairtrade-Produkte ausgegeben

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 27

Investitionsthema Landwirtschaft

In Schwellen- und Entwicklungsländern trägt der Agrarsektor durchschnittlich 10 % zum BIP bei – im Vergleich zu nur 1,5 % in Industrienationen. So sind in Ostafrika 75 % der Bevölkerung in der Landwirtschaft beschäftigt, während es in der Schweiz gerade einmal 3 % sind. Für die Beschäftigten schafft der Sektor dabei immer noch vergleichsweise geringen Wohlstand: Nicht weniger als drei Viertel der einkommensschwachen Bevölkerung weltweit leben in ländlichen Gebieten und damit hauptsächlich von der Landwirtschaft.

Dynamischer globaler MarktDer globale Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse entwickelt sich äusserst dynamisch. In Schwellen- und Entwicklungslän-dern steigt die Nachfrage mit einer zunehmenden Bevölkerung. Für einkommensschwächere Haushalte, die bis zu 50 % ihres Einkommens für Nahrung ausgeben, steht dabei Ernährungs-sicherheit im Vordergrund, d. h. die quantitativ wie qualitativ ausreichende und bezahlbare Versorgung mit Nahrung.

In höheren Einkommensschichten und vor allem auch in Industrieländern nimmt dagegen die Nachfrage nach nachhaltig produzierten und fair gehandelten Landwirtschaftsprodukten stetig und stark zu. Aus gesundheitlichen, ökologischen und gesellschaftspolitischen Gründen stellt ein immer grösser wer-dender Teil von Konsumenten höhere Anforderungen an die Qualität und die Produktionsweise ihrer Nahrungsmittel. Vor allem die steigende Nachfrage stellt für Bauern in Schwellen- und Entwicklungsländern eine grosse Chance dar.

Ineffiziente kleinbäuerliche BetriebeEin Grund für die geringe ökonomische Attraktivität grosser Teile des Agrarsektors ist, dass Landwirtschaft oft ineffizient betrieben wird. Rund zwei Milliarden Menschen leben in kleinbäuerlichen Haushalten, und ein grosser Teil von ihnen bewirtschaftet mit ungenügenden Mitteln und mangelhaftem Know-how knapp bemessene Anbauflächen – ein klarer Nachteil im globalen

Wettbewerb. Auch bei der Verarbeitung und beim Vertrieb der landwirtschaftlichen Erzeugnisse besteht beträchtliches Verbes-serungspotenzial.

Die Erfahrung zeigt, dass Produzenten-, Weiterverarbeitungs- und Vertriebsorganisationen mit den richtigen Geschäftsmodel-len nachhaltig ihre Produktivität steigern können. Zu höheren Einkommen führen etwa Qualitätsverbesserungen, aber auch Zertifizierungen für biologischen Anbau oder fairen Handel, die es den Bauern erlauben, sich am Weltmarkt in Hochpreisnischen zu behaupten.

Voraussetzung: Zugang zu FinanzierungZentral für das Funktionieren und die Entwicklung der Wert-schöpfungskette ist dabei der Zugang zur notwendigen Finanzie-rung für alle Akteure, die dafür sorgen, dass Lebensmittel auf Tellern landen: Bauern, Aggregatoren/Kooperativen, Verarbei-tungsunternehmen, Exporteure, Gross- und Kleinverteiler, aber auch Zulieferer und Dienstleister wie Finanzierungspartner oder Technologielieferanten.

Von Exportvorfinanzierungen, um saisonale Liquiditätseng-pässe zu überbrücken und höhere Umsätze zu erzielen, bis hin zu langfristigen Finanzierungen für Ausbauprojekte: responsAbi-lity bietet bedarfsgerecht Investitionslösungen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und trägt so dazu bei, dass der Landwirtschaftssektor sein gewaltiges Entwicklungspotenzial ein weiteres Stück entfalten kann.

Landwirtschaftssektor: nachhaltig gesteigerte Produktivität

Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung des Agrarsektors in Entwick lungs­ ländern ist enorm. Investitionen in Produzenten­ und Handelsorganisationen ermöglichen das Wachstum einer ökonomisch wie ökologisch nachhaltigen Landwirtschaft, von der Produzenten und Konsumenten gleichermassen profitieren.

Investitionen in die landwirtschaftliche Wertschöpfungskette Finanzierungsbedarf bei den verschiedensten Akteuren

responsAbility

Im Agrarsektor aktive Mikrofinanzinstitute

Kleinbauern

Zulieferer, Ausstatter und Dienstleister

Detailhandel und

Konsumenten

Quelle: responsAbility

Importeure und Händler

Exportkooperativen und ­firmen (Produzenten

und weiterverarbeitende Betriebe)

Page 32: PERSPEKTIVEN - responsAbilityWirtschaftliches Wachstum, gesellschaftlicher Fortschritt und damit mehr Perspektiven für Unternehmen und einkommensschwache Haushalte Anlagekonzept Sektoren

Mit rund 400’000 km2 und knapp sieben Millionen Einwohnern liegt Paraguay im Herzen Südamerikas. Das Land wird bis heute stark von der Landwirtschaft geprägt. Ein wichtiger Agrarrohstoff ist Rohrzucker, der das kleine Paraguay zum Weltmarktführer in der Produktion von biologisch erzeugtem Zucker macht.

67 km von der Hauptstadt Asunción entfernt liegt im Depar-tamento Cordillera, einer der ländlichsten und ärmsten Gegen-den Paraguays, die Stadt Arroyos y Esteros. Wegen ihrer unbän-digen Vegetation auch «Smaragd der Berge» genannt, gilt die Stadt als die Wiege des biologischen Zuckeranbaus. Arroyos y Esteros zählt rund 6’000 Einwohner, weitere 16’000 Menschen verteilen sich auf die kleinen Dörfer der Umgebung und bewirt-schaften grösstenteils von Hand und mit Ochsenkarren kleinbäu-erliche Betriebe.

Einer von ihnen ist Andrés González Aguilera, verheiratet und Vater zweier Kinder. Wie viele seiner Nachbarn verfügt auch er über 6 Hektaren Land, auf denen Zuckerrohr gedeiht. Seit 1992

ist Andrés ausserdem Geschäftsführer der landwirtschaftlichen Genossenschaft Manduvirá und einer der Protagonisten der «süssen Revolution», die in den letzten zehn Jahren in diesem Teil Paraguays die Rolle der Kleinbauern in der Wertschöpfungs-kette von Zucker völlig neu definiert hat.

2003: der Bauer als Zulieferer Wir schreiben das Jahr 2003: Seit Jahren liefern die Mitglieder der Genossenschaft Manduvirá ihr Zuckerrohr, das seit Ende der 1990er-Jahre biologisch angebaut wird, an eine Zuckermühle in der Region. Diese diktiert den Preis für das Rohprodukt mehr oder weniger nach Gutdünken. «Der Fabrikbesitzer weigerte sich, den vollen Marktpreis zu zahlen», erinnert sich Andrés. «Alle anderen Zuckermühlen waren für uns viel zu weit entfernt. Wir fühlten uns der Situation hilflos ausgeliefert.»

Genau in dieser Situation entdeckt die Kooperative jedoch ihre eigene Stärke. Dazu Andrés: «Paraguay hatte eine jahrzehn-telange Einparteienherrschaft hinter sich, es herrschte allgemein eine Kultur der Angst. Trotzdem wussten wir, dass wir kämpfen mussten, wenn wir unser Los ändern wollten.» In einem ersten Anlauf erreicht eine Delegation unter der Leitung Andrés’ nach einem friedlichen Streik zumindest eine moderate Preiserhö-hung. Nach diesem Erfolg ist die Kooperative bereit für einen wesentlich grösseren Schritt. «Wir beschlossen, uns aus der Abhängigkeit von der Fabrik zu befreien. Wir wollten nicht mehr nur Zuckerrohr anbauen; wir wollten Zucker machen», erklärt Andrés. Die Kleinbauern kennen eine stillgelegte Zuckermühle in rund 80 km Entfernung und wenden sich direkt an die Betreiber. «So etwas hatte es bis dahin nicht gegeben: Kleinbauern am Verhandlungstisch mit Unternehmern!»

Vom Zulieferer zum UnternehmerDas Ergebnis: 2005 nimmt die stillgelegte Mühle die Produktion wieder auf – und arbeitet nun exklusiv im Auftrag von Mandu-virá, die den fertigen Biorohrzucker von jetzt an selbst vertreibt und exportiert. Das ist ein Novum in der Geschichte Paraguays. 2005 produziert Manduvirá 234 t Zucker, 2007 schon 5’500 t. «2008 war mit 6’200 t die Kapazitätsgrenze der Mühle er-reicht», erzählt Andrés nicht ohne Stolz. Beflügelt durch den Erfolg und inzwischen als Unternehmen erfolgreich, bleibt Manduvirá beim Motto «think big». 2009 beginnen die aktiven Genossenschaftler, ein noch ehrgeizigeres Projekt anzudenken: den Bau einer eigenen Zuckermühle mit einer Kapazität von 18’000 t Zucker pro Jahr. Der erste Spatenstich erfolgt im Dezember 2011 nur 4,5 km von Arroyos y Esteros entfernt.

Für das Projekt benötigt Manduvirá langfristige Investitionen in der Höhe von USD 11 Millionen – und kommt in Kontakt mit responsAbility. «Ich war beeindruckt, wie engagiert das Mandu-

Kleinbauern als Unternehmer: traditionelle Rollen neu verteilt

Zeitenwende im ländlichen Paraguay: Wo Biozucker früher Kleinbauern nur sauer erarbeitete Armut bescherte, herrscht heute Unternehmertum. Die landwirtschaftliche Kooperative Manduvirá betreibt seit Anfang dieses Jahres eine eigene Zuckermühle, die es ihren Mitgliedern erlaubt, von der ungebrems­ten Nachfrage am Weltmarkt zu profitieren.

Das Ergebnis des neuen Rollenverständnisses der Bauern: die Anfang 2014 fertiggestellte Zuckermühle der Kooperative Manduvirá.

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Investitionsthema Landwirtschaft

responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

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virá Team für seinen Plan einstand», erinnert sich Mauricio Benítez, responsAbility Head Agriculture Credit Risk Manage-ment. «Sie hatten nicht nur einen soliden Businessplan, sondern wollten auch mit ihrem Land für die Finanzierung bürgen. Man-duvirá profitiert von sehr stabilen Preisen für Biozucker, die im Gegensatz zu denen für herkömmlichen Zucker keine enormen Schwankungen durchmachen.» responsAbility investiert im Juni 2012 – und andere Investoren folgen Ende desselben Jahres.

«Bei der Finanzierung unserer Mühle hatte responsAbility eine klare Vorreiterrolle inne», bestätigt Andrés. «Andere Geldge-ber vertrauten auf das Urteil eines so grossen und erfahrenen Investitionspartners und damit auch uns – was den Bau der Zuckermühle letztendlich erst möglich machte.»

Im Januar 2014 nimmt die Zuckermühle ihren Betrieb auf und schafft ab der nächsten Erntesaison, die im April beginnt und bis Dezember anhält, 154 neue Arbeitsplätze im konjunktur-schwachen Arroyos y Esteros, 60 davon auch während des restlichen Jahres. Für 2014 erwartet Manduvirá eine Zuckerpro-duktion von 18’000 t.

«Smaragd der Berge» auch ökologisch grünDie hochmoderne Fabrik verwendet Biomasse zur umweltfreund-lichen Energieproduktion und speist nebenbei noch das örtliche Stromnetz. So trägt sie zusätzlich zum «grünen» Image der Region bei. Das Ergebnis der «süssen Revolution» in Arroyos y Esteros ist eindrücklich: Dank der Lage der Mühle mitten im Anbaugebiet reduzieren sich die Transportkosten drastisch. Die Mitglieder der Kooperative, aber auch andere Zulieferer, profitie-ren direkt vom steigenden Preis für Zuckerrohr in Paraguay – an-ders als so mancher Fabrikbesitzer zahlt die Kooperative markt-gerechte Preise. Sie bietet ihren Mitgliedern auch laufend technische Unterstützung, was zu höherer Produktivität führt.Dank Bio- und Fair-Trade-Zertifizierung kann Manduvirá den Zucker mit einem Preisaufschlag von USD 80 pro Tonne verkau-fen – und weil Biozucker gefragt ist, ist es kein Problem, diese Preise auch zu erzielen. Die Gewinne der Kooperative schliess-

Die Kooperative Manduvirá

Lage: Arroyos y Esteros, ParaguayGegründet: 1975 mit 39 MitgliedernProdukte: Biorohrzucker (99 %), Biostevia, BiosesamMitglieder*: 1’738Produktion*: 6’200 t ZuckerUmsatz*: USD 5,2 MillionenKunden*: 19 in 17 LändernZertifizierungen: Fair Trade (FLO-CERT); Bio (UE-NOP, SUSD, Bio Suisse, JAS); Kosher; Naturland mit IMO Control; Demeter

→ www.manduvira.com

* per 31.12.2013

Das geerntete Zuckerrohr wird mit Ochsenkarren zur Weiterverarbeitung transportiert – lange Transportwege kommen damit nicht infrage.

lich kommen allen Mitgliedern zugute, und das hat schon in den letzten Jahren zu steigendem Wohlstand geführt.

«Wir hatten einen Traum», erklärt Andrés. «Und wir hatten den Mut und die notwendige Unterstützung, um ihn zu verwirkli-chen. Immer mehr Bauern der Region stellen inzwischen auf biologischen Anbau um und wollen Mitglieder von Manduvirá werden. Und junge Leute, denen vorher oft nur die Abwanderung in die grossen Städte blieb, verfügen in der ländlichen Gegend von Arroyos y Esteros neu über Arbeit und Perspektiven.»

Investitionsthema Landwirtschaft

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Andrés González Aguilera, Geschäftsführer der landwirtschaftlichen Genossenschaft Manduvirá in Paraguay, ist selbst Kleinbauer und pflanzt mit seiner Familie auf 6 Hektaren Biozuckerrohr.

responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201430

Investitionsthema Landwirtschaft

responsAbility verzeichnete 2013 im Agrarsektor erneut ein starkes Portfoliowachstum. Zum Jahresende lagen die Gesamtin-vestitionen mit USD 88,8 Millionen um 67 % über dem Vorjah-resniveau. Die im Jahresverlauf getätigten Investitionen stiegen gegenüber 2012 um 41,2 % auf USD 113,8 Millionen. Die Zahl der von responsAbility finanzierten Organisationen wuchs um 30,3 %, was unsere zunehmende Präsenz und unsere Reputation im Bereich von nachhaltigen Agrarinvestitionen widerspiegelt.

2013 war ein für viele Kleinbauern im Kaffeesektor schwieri-ges Jahr. Die Pilzkrankheit «Kaffeerost» (Roya) breitete sich vor allem in Zentralamerika und in Peru weiter aus und beeinflusste die Investitionsvolumina in vielen Ländern. Wurde in der Saison 2013/2014 zunächst allgemein mit einem Anstieg des Kaffee-preises gerechnet, gab der Preis der bedeutendsten Kaffeesorte Arabica aufgrund der erwarteten Rekordernte in Brasilien weiter nach und traf die Erzeuger in anderen Gebieten damit gleich doppelt: Der Kaffee-Future notierte nur noch bei knapp über USD 1 je Pfund, der tiefste Stand seit 2008 und ein Rückgang um 66 % gegenüber dem Jahr 2011. Durch Abnahmeverträge, von denen die meisten den Fairtrade-Mindestpreis von USD 1,40 vorschreiben, waren unsere Produzenten und auch unsere Investitionen jedoch zu einem erheblichen Teil abgesichert.

Der Preiszerfall bei Kaffee erschwerte auch die Bemühungen um eine Eindämmung des Kaffeerostbefalls, da sich die meisten Erzeuger angesichts ihrer geringeren Einnahmen keinen vermehr-ten Einsatz von Fungiziden leisten konnten. Im Jahresverlauf 2013 engagierte sich responsAbility aktiv für gemeinschaftliche Stakeholder-Initiativen, um Investitionen in Neuanpflanzungen zu erleichtern. Zugleich behielten wir die Erneuerung von Verträ-gen für die laufende Saison in Zentralamerika genau im Auge und konzentrierten uns auf Verträge mit den stärksten Genossen-schaften. So konnten Rückstellungen niedrig gehalten werden, und responsAbility war in der Lage, Kleinbauern in einer sehr schwierigen Phase weiter zu finanzieren.

Finanzielle und entwicklungsrelevante Resultate

Entwicklung der finanzierten Unternehmen im Agrarsektor per 31.12.

2013 2012 2011Veränderung

2013 vs. 2012

Agrarinvestitionen (USD Mio.) 113,8 80,6 50,7 41 %

Ausstehender Betrag per 31.12. (USD Mio.) 88,8 55,3 33,1 67 %

Direkt finanzierte Unternehmen pro Jahr 86 66 46 30 %

Länder mit direkt finanzierten Unternehmen pro Jahr 32 25 13 28 %

Länder mit indirekt finanzierten Unternehmen pro Jahr 49 27 20 81 %

Durchschnittliche Laufzeit der Finanzierungen (Monate) 8,3 9,5 6,1 – 12 %

Wirkung der finanzierten Unternehmen im Agrarsektor per 31.12.

2013 2012 2011Veränderung

2013 vs. 2012

Anzahl Mitglieder von Genossenschaften 280’751 216’321 107’534 30 %

Anzahl weiblicher Mitglieder 62’493 48’203 18’280 30 %

Anzahl erreichter Kleinbauern 68’256 31’666 15’157 116 %

Anzahl Mitarbeitender 6’296 4’240 1’568 49 %

Anzahl weiblicher Mitarbeitender 2’219 1’168 390 90 %

Bioproduktion in Prozent des Gesamtvolumens 40 % 28 % 37 % 12 %-Punkte

Fair-Trade-Produktion in Prozent des Gesamt volumens 30 % 40 % 54 % – 10 %-Punkte

Anderweitig zertifizierte Produktion in Prozent des Gesamtvolumens 8 % 13 % 5 % – 5 %-Punkte

Top 10 von 32 Investitionsländern im Agrarsektor Investitionen in USD Mio. und % vom Total, per 31.12.2013

Costa Rica

Paraguay

Peru

Honduras

Bolivien

Kenia

Indien

Türkei

Schweiz

Elfenbeinküste

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20

Investitionen nach Agrarrohstoff per 31.12.2013

KaffeeObst und GemüseGetreide und SaatgutKakaoNüsseKräuter, Gewürze und Öle Andere

10,9 %

2,3 %

36,5 %8,7 %

7,6 %

16,6 %

17,4 %

19,7 %

10,4 %

8,1 %

6,5 %

5,0 %

4,1 %

3,9 %

3,6 %

3,4 %

3,3 %

Page 35: PERSPEKTIVEN - responsAbilityWirtschaftliches Wachstum, gesellschaftlicher Fortschritt und damit mehr Perspektiven für Unternehmen und einkommensschwache Haushalte Anlagekonzept Sektoren

responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 31

Investitionsthema Landwirtschaft

Diversifizierung bei Rohstoffen und LändernTrotz eines Anstiegs in absoluten Zahlen ging das Fondsengage-ment im Kaffeeanbau im Jahr 2013 relativ gesehen zurück. Ende 2013 betrug der Kaffeeanteil an den Agrarinvestitionen 36,5 % (2012: 53,1 %). Dies war zum Teil auf die steigenden Investitionen in Rohstoffe wie Kakao und Orangensaft zurückzu-führen, die im Portfolio bereits enthalten waren. Ein Grossteil der erhöhten Diversifikation geht jedoch auf das Engagement in für uns neuen Rohstoffen wie Cashewnüssen in Westafrika oder Quinoa in den Anden zurück.

2013 verzeichnete responsAbility im Agrarsektor erneut einen starken Anstieg bei der Zahl abgedeckter Organisationen, Roh-stoffe und Länder. In der Folge erhöhte sich die Zahl der erreich-ten kleinbäuerlichen Betriebe um knapp 30%. Die Zahl der von responsAbility direkt finanzierten Kleinbauern verdoppelte sich 2013, und auch die Zahl der direkt in kleinbäuerlichen Betrie-ben Beschäftigten stieg deutlich. Ebenfalls erhöhte sich der Anteil der weiblichen Beschäftigten. Ein Grund dafür war die zunehmende Diversifikation von responsAbility durch Engage-ments bei Weiterverarbeitungsbetrieben oder Händlern.

2013 stieg auch der Anteil der mit dem Biosiegel versehenen Produkte, während der Anteil der Fair-Trade-zertifizierten Pro-dukte zurückging. Dies ist zum Teil auf höhere Investitionen in Rohstoffe zurückzuführen, bei denen die Fair-Trade-Zertifizierung noch ganz am Anfang steht oder noch gar nicht zur Anwendung kommt. Auch bei ihnen ist die Nachhaltigkeit der Produktions-weise jedoch verifizierbar und von entscheidender Bedeutung für die lokale Agrarwirtschaft.

Entwicklungsförderung im Bereich LandwirtschaftEntwicklung im landwirtschaftlichen Bereich versetzt Bauern in die Lage, höhere und stabilere Einkünfte zu erwirtschaften und eine nachhaltige Agrarwirtschaft zu betreiben. Zugleich sorgt sie für Zugang zu gesunden Lebensmitteln für Konsumenten. Der Agrarsektor ist von grundlegender Bedeutung für die wirtschaftli-che Entwicklung. Das in diesem Sektor generierte Wachstum leistet gemäss Weltbank einen doppelt so wirksamen Beitrag zur Armutsbekämpfung wie Wachstum in anderen Sektoren.

Die Einkünfte von Bauern hängen von ihrem Gesamtumsatz ab. Dieser ist das Ergebnis von Produktionsmenge mal Preis abzüglich Kosten. Aufgrund der geringen Produktivität und Qualität ihrer Produkte erzielen die meisten unabhängigen Bauern in Entwicklungs- und Schwellenländern wenig Einkom-men. Zudem unterliegen ihre Produkte hohen Preisschwankun-gen. Die fehlende Produktivität ist zum einen auf die geringe Grösse der Betriebe zurückzuführen, die effizientere Produk-tions- und Verkaufsaktivitäten verhindert, aber auch auf fehlen-den Zugang zu finanziellen Mitteln für Investitionen in die

eigenen Anbauflächen oder die Verarbeitung. Wie viele Fallbei-spiele zeigen, ist das Potenzial für eine Ausweitung der Produk-tion, höhere Preise und damit Einnahmen enorm. Entscheidende Voraussetzungen für die Erschliessung dieses Potenzials sind inklusive Geschäftsmodelle sowie Zugang zu Finanzierung und Produktionsmitteln. Inklusive Geschäftsmodelle ermöglichen es den Bauern, sich zusammenzuschliessen, um Mengenvorteile zu realisieren. Dadurch verbessern sich die Agrarpraktiken und das Management der Betriebe. In Verbindung mit angemessener Finanzierung können die Bauern so ihre Ernten oder Exporte vorfinanzieren oder in Produktionsmittel, Ausrüstung oder die Erneuerung ihrer Anbauflächen investieren. Dadurch können die Ernteerträge, die Qualität der Ernten und der Marktzugang verbessert werden. Das auf der vorhergehenden Doppelseite dargestellte Beispiel der Cooperative Manduvirá zeigt, wie ein erfolgreiches Geschäftsmodell Landwirte in die Lage versetzt, sich zusammenzuschliessen, Zugang zu Finanzierung für Investi-tionen in die Verarbeitung zu erhalten und dadurch grössere Mengen an Erzeugnissen zu höheren Preisen zu verkaufen.

responsAbility bietet Fremd- und Eigenkapitalfinanzierungen für inklusive Geschäftsmodelle wie Genossenschaften, Weiterver-arbeiter oder Händler entlang der gesamten Wertschöpfungs-kette. Darüber hinaus investiert responsAbility in Anbieter von Produktionsmitteln, Ausrüstung und Dienstleistungen sowie Mikrofinanzinstitutionen, die Landwirte direkt bedienen. Diese Investitionen ermöglichen es den Bauern, in ihr Geschäft zu investieren und ihr Potenzial zu erschliessen.

Finanzierung für Entwicklung im Agrarsektor

Quelle: responsAbility

→ Die Berichterstattung zu unseren Anlageprodukten finden Sie vollumfänglich auf www.responsAbility.com.

Grösserer Umsatz +höhere Preise =höhere Einkommen

▪ Produktivität▪ Qualität▪ Marktzugang▪ Mehrwert

(Weiterver­arbeitung)

Exportkooperativen und ­firmen (Produzenten

und weiterverarbeitende Betriebe)

Produktionsmittel, Ausrüstung und Dienstleistungen

Finanzierung

Inputs

Inklusive Geschäftsmodelle

Kleinbauern

Page 36: PERSPEKTIVEN - responsAbilityWirtschaftliches Wachstum, gesellschaftlicher Fortschritt und damit mehr Perspektiven für Unternehmen und einkommensschwache Haushalte Anlagekonzept Sektoren

responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201432

Rubrik

2,8 Mrd.

Menschen nutzen zum Kochen feste Brennstoffe

17 %der Weltbevölkerung

haben keinen Zugang zu einem Stromnetz

USD 36 Mrd.

beträgt das jährliche Investitionsdefizit für Energie

82% der kenianischen Bevölkerung haben keinen Zugang zum Stromnetz. Dank neuer Technologien

ersetzen zunehmend Heim-Solarsysteme die rauchenden Kerosinlampen von einst – effizienter, sicherer, sauberer und langfristig auch günstiger.

Page 37: PERSPEKTIVEN - responsAbilityWirtschaftliches Wachstum, gesellschaftlicher Fortschritt und damit mehr Perspektiven für Unternehmen und einkommensschwache Haushalte Anlagekonzept Sektoren

responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 33

Investitionsthema Energie

Seit 1990 haben 1,7 Milliarden Menschen weltweit Zugang zu Elektrizität erlangt.1 Im gleichen Zeitraum ist dank wirtschaftli-chem Wachstum und der demografischen Entwicklung aber auch die Nachfrage nach Energie stark gestiegen, ein Trend, der auch in Zukunft anhalten dürfte. Noch immer verfügen rund 1,2 Milliarden Menschen, fast alle von ihnen in Entwicklungs- und Schwellenländern beheimatet, über keinen Anschluss an ein Stromnetz. Dies entspricht etwa der Einwohnerzahl Indiens oder 17 % der gesamten Weltbevölkerung.

Luftverschmutzung durch fossile EnergiequellenDoch nicht nur der primäre Zugang zu Elektrizität stellt einen Flaschenhals des Energiekonsums dar. In Ermangelung geeigne-ter Alternativen greifen 2,8 Milliarden Menschen auf feste Brennstoffe zum Kochen zurück. Die Beschaffung des Brennma-terials ist zumeist entweder teuer oder zeitintensiv. Gleichzeitig verursacht die Luftverschmutzung der Innenräume erhebliche Gesundheitsschäden. Selbst in Städten, wo die Elektrizitätsver-sorgung meist weiter verbreitet ist und das Kochen mit festen Brennstoffen nicht die Regel, unterbrechen überlastungsverur-sachte Stromausfälle das tägliche Leben und sorgen für hohe Kosten. Der Weltbank zufolge erleben Unternehmen in Afrika im Durchschnitt an 56 Tagen im Jahr Stromausfälle. Für Fabrikun-ternehmen kann dies einen Einkommensverlust von jährlich 6 % bedeuten – bei unzureichender Abdeckung durch Generatoren sogar bis zu 20 %. Zudem ist gerade in Schwellen- und Entwick-lungsländern der Zugang zu Energie aufgrund einer generell ineffizienten Produktion unverhältnismässig teuer.

Erneuerbare Energien im FokusGetrieben durch technologische Fortschritte und vorteilhaftere regulatorische Rahmenbedingungen stellen erneuerbare Energien nicht nur vom ökologischen Standpunkt her, sondern auch

finanziell eine immer attraktivere Alternative zu fossiler Energie dar. Gerade in Entwicklungs- und Schwellenländern ist das Potenzial erneuerbarer Energiequellen enorm. So werden Schät-zungen zufolge nur 7 % des gesamtafrikanischen Potenzials für Energiegewinnung aus Wasserkraft genutzt. Die Nutzungsraten von Solar- und Windenergie liegen sogar noch tiefer. Gesamthaft macht erneuerbare Energie mit 74 % 2 bereits einen grossen Anteil an dem Energiemix in Ländern mit tieferem Einkommen aus. Davon stammen nur gerade 10 % aus anderen Quellen als traditioneller Biomasse (z. B. gesammeltes Holz oder Ähnliches verwendet zum Heizen oder Kochen).

Die Behebung der Lücke zwischen Angebot von Energie und der weiterhin stark wachsenden Nachfrage ist nicht ohne erhebli-che Investitionen in den Sektor möglich. Laut Schätzungen der internationalen Gesellschaft für Energie (IEA) wären jährlich USD 45 Milliarden an Investitionen nötig, um bis 2030 globalen Zugang zu Elektrizität zu gewährleisten. Das heutige Investitions-niveau von USD 9 Milliarden ist gerade für Länder mit dem dringendsten Bedarf bei Weitem nicht ausreichend. Aufgrund beschränkter Mittel und anderer Prioritäten des öffentlichen Sektors kann in vielen Bereichen der Privatsektor eine starke Rolle bei der Überwindung des Investitionsdefizits einnehmen.

Innovative Technologien für erschwingliche EnergieWährend ein globaler Zugang zu einem verlässlichen Elektrizitäts-netz in vielen, vor allem ländlichen, Gegenden der Welt noch Zukunftsmusik ist, helfen innovative Technologien, den Bedarf an nachhaltiger und erschwinglicher Energie auf Haushaltsebene zu decken. Kreative Lösungen sind dabei vor allem bei den Vertriebs-kanälen gefragt. Die Finanzierung innovativer Anbieter von priva-ter Seite birgt dabei ein klares wirtschaftliches Potenzial.

Energiesektor: Strom aus erneuerbaren Energien für jeden Haushalt

Eine verlässliche Energieversorgung ist funda­mental für die wirtschaftliche Entwicklung jeder Volkswirtschaft. In vielen Schwellen­ und Ent­wicklungsländern kann die Energieproduktion jedoch nicht mit dem steigenden Bedarf mit­halten. Investitionen – vor allem in erneuerbare Energien – können Abhilfe schaffen.

1 Sustainable Energy for All (2013): Global Tracking Framework2 IEA World Energy Statistics and Balances (2010), UN Energy Statistics and Sustainable Energy

Zugang zu Elektrizität: eine Einkommensfrage Anteil der Gesamtbevölkerung mit Zugang zu Elektrizität in %

1990 2000 2010

20 %

0 %

40 %

60 %

80 %

100 %

Hohes Einkommen (OECD)

Mittleres bis hohes Einkommen

Hohes Einkommen (nicht OECD)

Tiefes bis mittleres Einkommen

Tiefes Einkommen

Quelle: Sustainable Energy for All (2013): Global Tracking Framework

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Es werde Licht! Der Siegeszug erschwinglicher Solarsysteme in Kenia

Rund sechs Millionen Haushalte oder 82 % der kenianischen Bevölkerung haben keinen Zugang zum Stromnetz. Ihren Ener-giebedarf decken sie zumeist über Kerosin und Holz – verwendet in Lampen und Kochherden – und geben dafür im Jahr insge-samt geschätzte USD 1 Milliarde oder USD 28 pro Kopf aus.

Dank erschwinglicher neuer Technologien weichen die düste-ren, flackernden und rauchenden Kerosinlampen, die die Luft verschmutzen und nicht selten Brände auslösen, zunehmend Solarlampen. Im Betrieb sind diese nicht nur heller und sicherer, sondern langfristig auch wesentlich günstiger als ihre Brenn-stoff-abhängigen Vorgänger. Zudem kann Solarstrom nicht nur für Beleuchtungszwecke, sondern auch zum Laden elektroni-scher Geräte wie etwa Mobiltelefone verwendet werden, von denen rund 93 % der erwachsenen Kenianer eines nutzen.

Grösste Hürde: hohe AnschaffungskostenEine Hürde für saubere Solarstromlösungen sind die für keniani-sche Verhältnisse relativ hohen Anschaffungskosten. Auf USD 200 etwa kommt das Modell mit Solarenergieerzeuger, zwei fixen und einer mobilen Lampe und einer Steckdose des keniani-schen Anbieters M-KOPA – das ist rund ein Fünftel des durch-schnittlichen Pro-Kopf-Jahreseinkommens in Kenia.

Um diese Anschaffungshürde zu überwinden, hat M-KOPA ein eigens auf einkommensschwache Haushalte ausgerichtetes Finanzierungsmodell entwickelt: Nach einer Anzahlung von USD 30 können die Kunden die restlichen Kosten in täglichen Raten von USD 0,5 über ein Jahr abzahlen, ehe das System vollends in ihren Besitz übergeht und in der Folge gratis Strom erzeugt.

Die laufenden Zahlungen stellen für die meisten Haushalte keine grosse Herausforderung dar. Tägliche Kosten für Energie fallen ohnehin an und belaufen sich im Durchschnitt auf USD 0,5 für einen halben Liter Kerosin plus zusätzliche Kosten

für das Aufladen des Mobiltelefons – in einkommensschwäche-ren Familien sind das bis zu 20 % des Haushaltsbudgets. Wird das Geld für minderwertige Energiequellen wie Kerosin oder Paraffin verwendet, löst es sich mit der Zeit aber buchstäblich in Rauch auf. Anders bei Solarstrom von M-KOPA, wo ein qualitativ hochstehendes System nach einem Jahr in den Besitz der Nutzer übergeht und damit gratis Licht und Strom produziert.

Neue Technologien erfolgreich vereintJesse Moore, Mitgründer und Geschäftsleiter von M-KOPA, erklärt das Erfolgsmodell seines Unternehmens wie folgt: «M-KOPA vereint relativ neue Technologien, ohne die unsere Entwicklung unmöglich gewesen wäre. Einerseits wird Solarstrom immer günstiger – vor einigen Jahren wäre es undenkbar gewe-sen, dass ein normaler Haushalt in Kenia von einer Heimsolar-energieanlage Gebrauch macht. Zweitens ist da die flächende-ckende Verfügbarkeit von Mobiltelefonie und ‹mobile money› bis in den hintersten Winkel des Landes – heute schon nutzen über 73 % der erwachsenen Bevölkerung ihr Telefon auch zum bar-geldlosen Zahlungsverkehr. Und drittens fusst M-KOPA auf der M2M-Technologie, wo Geräte über Chips in einem Netzwerk erfasst und ferngesteuert werden können.»

Es ist diese Kombination von zuvor nicht da gewesenen technischen Möglichkeiten, welche die Geräte auch für einkom-mensschwächere Haushalte erschwinglich machen. Der grösste Teil der Bevölkerung in Entwicklungsländern verfügt über tiefe und unregelmässige Einkommen und ist täglich mit der Heraus-forderung konfrontiert, ihr verfügbares Bargeld zu managen. Die Verwendung von Mobiltelefonen zum elektronischen Zahlungsver-kehr erlaubt es ihnen, regelmässig sehr kleine Beträge zu zahlen. Das Unternehmen stellt fest, dass nur wenige Haushalte mit der Zahlung in Verzug geraten. Auch kaufen Kunden, sobald sie etwas mehr Geld zur Verfügung haben, Tagessätze im Voraus und blockieren das Geld schon im Vorfeld für den zukünftigen Bedarf.

Dank flexibler Rückzahlung für viele erschwinglichWas 2010 als ein Pilotversuch begann, begeistert nach nur 18 Monaten im Markt inzwischen denn auch 50’000 kenianische Haushalte – die laut Umfragen den Service lebhaft weiteremp-fehlen. Bis Ende 2014 will M-KOPA 100’000 Haushalte errei-chen. Das Unternehmen hat sich darauf eingestellt, das rasante Wachstum fortzusetzen, und entsprechende Strukturen aufge-baut. «Kundendienst ist für uns von zentraler Bedeutung», so Jesse. «Unsere Mitarbeiter sind rund um die Uhr erreichbar und lösen kleinere Probleme aus der Ferne oder verweisen Kunden an einen unserer 900 Vertriebspartner. Wir geben zwei Jahre Rund-umgarantie auf die Systeme – aber auch danach ist ein Kunden-dienst jederzeit gewährleistet.» Für M-KOPA steht fest, dass

Wenn in Kenia gegen 19 Uhr die Dunkelheit hereinbricht, zünden die meisten Einwohner ihre Kerosinlampen an. Strom aus der Steck­dose ist immer noch rar. Seit Kurzem machen jedoch vermehrt moderne Solarlichtsysteme den rauchenden Lampen Konkurrenz. Er­schwinglich auch für einkommensschwächere Bevölkerungsschichten werden die Anlagen durch ein ausgeklügeltes mobiles Zahlungs­system der kenianischen Firma M­KOPA.

Investitionsthema Energie

34 responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

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auch das einkommensschwächere Bevölkerungssegment eine durchaus interessante Kundenbasis darstellt – die übrigens sehr genaue Wirtschaftlichkeitsrechnungen anstellt. Das Verkaufsar-gument für M-KOPA ist klar: Mit dem System sparen Kunden Geld, das damit für andere Bedürfnisse zur Verfügung steht.

Auf die Frage, ob M-KOPA diese ebenfalls abdecken möchte, meint Jesse Moore: «Die eingesetzten Technologien ermöglichen im Prinzip die Vermarktung aller Arten von Lösungen – etwa auch von Kühlschränken für Ladenbesitzer. Unser Hauptaugenmerk bleibt jedoch vorerst beim Licht. Bis 2018 wollen wir eine Million Haushalte in Kenia versorgen – das wären selbst dann erst 20 % des Gesamtmarktes. Wir sehen also durchaus noch Wachstumspotenzial.»

Finanzierung für weiteres WachstumGenau für dieses Wachstum benötigt das junge Unternehmen Finanzierung. Jesse Moore betont: «Letztlich besteht unser Geschäftsmodell darin, Solarenergielösungen für Haushalte zu finanzieren – und das ist kapitalintensiv.» Zugang zu Fremdfi-nanzierung ist demnach ein kritischer Faktor für M-KOPA, auch, um weiter in die Produktentwicklung investieren zu können.

Kam das Geld zunächst in erster Linie von Non-Profit-Organi-sationen, ist M-KOPA heute kommerziell gut genug aufgestellt, um auch private Investoren zu überzeugen. Zu responsAbility fand M-KOPA über eine Empfehlung. «Das Team in Nairobi war extrem professionell und schnell und hat bei der Analyse unseres Geschäftsmodells sehr gründliche Arbeit geleistet», erklärt Jesse. «Wir sind sehr froh, responsAbility an Bord zu haben.»

→ Mehr zur Bedeutung des mobilen Zahlungsverkehrs in Ostafrika finden Sie auf: www.responsAbility.com/MikrofinanzOstafrika.

M-KOPA: So funktionierts

Per Ende Dezember 2013 versorgte M-KOPA über 50’000 kenianische Haushalte mit erschwinglichen Solarenergieanlagen. Wöchentlich kommen 1’000 neue Kunden dazu.

Jesse Moore, Mitgründer und Geschäftsführer von M­KOPA, verfügt über mehr als zehn Jahre Erfahrung im Aufbau von Technologieunternehmen, die sich auf die Bedürf nisse aufstrebender Volkswirtschaften konzentrieren.

Das Heim-Solarenergiesystem wurde in enger Zusammenar-beit mit Endkunden kreiert, die für ihr tägliches Leben zumeist drei Lichtquellen benötigen: eine fürs Wohnzim-mer, eine fürs Schlafzimmer und eine mobile Lichtquelle für Küche und WC. Dazu gibt es eine Steckdose für Mobil-telefone. Um das System erschwinglich zu machen, be-treibt M-KOPA ein Kredit-Verkauf-System: Kunden leisten USD 30 an Anzahlung und zahlen den ausstehenden Betrag in täglichen Raten von USD 0,5 per Mobiltelefon ab. Die M2M-Technologie macht es möglich, von der M-KOPA-Zent-rale aus direkt mit dem Gerät zu kommunizieren und das Energiesystem aus der Ferne ein- und auszuschalten.

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Investitionsthema Energie

OFF

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201436

Rubrik Zugang zu Bildung ist in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern immer noch keine Selbstverständlich-keit. Um die gewaltige Finanzierungslücke massgeblich zu verringern, werden in den nächsten Jahren verstärkt

auch private Investitionen nötig sein.

USD 1in Bildung investiert, generiert

einen Einkommens zuwachs von

USD 10 bis 15

20 %der Kinder in einkommens-

schwachen Ländern besuchen keine Primarschule

USD 38 Mrd.

beträgt die jährlicheFinanzierungslücke im Bereich

der Grund- und der unterenSekundarbildung gemäss UNESCO

Page 41: PERSPEKTIVEN - responsAbilityWirtschaftliches Wachstum, gesellschaftlicher Fortschritt und damit mehr Perspektiven für Unternehmen und einkommensschwache Haushalte Anlagekonzept Sektoren

responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 37

Investitionsthema Bildung

Im Jahr 2000 haben die Vereinten Nationen die flächende-ckende Grundschulbildung als eines der Millennium-Entwick-lungsziele definiert. Obwohl seither enorme Fortschritte erzielt wurden, bestehen vor allem in einkommensschwachen Ländern noch immer grosse Lücken. Laut Schätzungen der UNESCO können denn auch 250 Millionen Kinder nicht gut lesen, schrei-ben oder rechnen, und 200 Millionen Jugendliche, darunter auch viele mit Sekundarschulabschluss, verfügen nicht über die Fähigkeiten, die sie in der Arbeitswelt oder im Alltag bräuchten.

Regierungen von Entwicklungs- und Schwellenländern fehlen oft die notwendigen Mittel, um die Krise in ihrem Bildungswesen aus eigener Kraft zu bewältigen. Die UNESCO schätzt allein die Finanzierungslücke im Bereich der Grund- und der unteren Sekundarbildung auf USD 38 Milliarden pro Jahr. In Zukunft dürfte sich das Problem aufgrund des Bevölkerungswachstums in den betroffenen Ländern noch verschärfen. Gleichzeitig nimmt die Entwicklungshilfe im Bildungsbereich weltweit weiter ab. Pri-vate Anleger können als neue Akteure für die Finanzierung zu einem besseren Bildungsniveau beitragen und gleichzeitig vom eindrücklichen Wachstumspotenzial des Sektors profitieren.

Neue Finanzierungswege für Bildung nötig Innovative Geschäftsmodelle zeigen, dass es möglich ist, Mittel von privaten Investoren in die Bildungssysteme von einkommens-schwachen Ländern zu lenken, um die Bildungssysteme zu verbessern. So bietet etwa Omega Schools, eine Privatschulkette in der ghanaischen Hauptstadt Accra, in einem innovativen Modell kostengünstige Primar- und Sekundarschulbildung an: Gegen eine geringe Tagesgebühr werden Unterricht, Schulbücher, Uniform, Mittagessen, Krankenversicherung und weitere Ausla-gen der Schülerinnen und Schüler abgedeckt. Die Kette wurde 2008 gegründet und betreibt heute 38 Schulen, an denen über 20’000 Kinder unterrichtet werden, Tendenz steigend.

Insgesamt bietet die Bildungslandschaft Anlegern viele verschiedene Sektoren und Geschäftsmodelle, an denen sie sich beteiligen können. Der Kernsektor unterteilt sich in die Haupt-segmente Vorschul-, Primar- und Sekundar- sowie Hochschulbil-dung. Der Kernbereich des Bildungswesens ist in vielen einkom-

mensschwachen Ländern staatlich dominiert, und vielfach erlegen Regierungen privaten Anbietern spezielle Beschränkun-gen auf – beispielsweise dürfen Anbieter nicht gewinnorientiert handeln. Dies ist jedoch von Land zu Land unterschiedlich, und es besteht durchaus ein gewisser Spielraum. So sind in Indien für Private vor allem Investitionen im Vorschulsegment interes-sant: Anders als bei Primar-, Sekundar- und Hochschulbildung unterliegen gewinnorientierte Modelle hier keinen Einschränkun-gen. Da Eltern ausserdem zunehmend vom Nutzen der Vorschul-bildung überzeugt sind und die verfügbaren Einkommen steigen, ist dieser Bereich eines der am schnellsten wachsenden Seg-mente im indischen Bildungssektor.

Innovative Modelle für private FinanzierungNeben dem Kernsektor gibt es aber auch zahlreiche weitere Segmente, die sich massgeblich auf das Bildungsniveau auswir-ken können und in denen private Investitionen keinen oder gerin-geren Einschränkungen unterliegen. Dazu gehören unter ande-rem Schulmaterialien (IT-gestützte Lehrmittel, Bücher), Lehrper-sonen (Ausbildung, Rekrutierung), Infrastruktur (Einrichtungen, Technologie), Zusatzausbildung (Englischkurse, Berufsbildung) und Management (Monitoringlösungen, Lehrpläne). Verschiedene neue Geschäftsmodelle, die auf diese Nebensegmente in ein-kommensschwachen Ländern abzielen, sind im Entstehen.

Soll sich die Zahl der Menschen mit keiner oder unzureichen-der Schulbildung massgeblich verringern, werden in den nächs-ten Jahren verstärkt auch private Investitionen vonnöten sein. responsAbility sucht aktiv nach innovativen Modellen, die es Anlegern ermöglichen, zu einer Verbesserung des Bildungsni-veaus in Entwicklungs- und Schwellenländern beizutragen und gleichzeitig eine Rendite zu erzielen.

Bildung wirkt sich positiv auf die gesellschaftli­che und die wirtschaftliche Entwicklung aus. Sie verringert Armut und fördert Gesundheit und sozialen Zusammenhalt. Investitionen in den Sektor machen Bildung für breitere Kreise zugänglich.

Jährlich benötigte Mittel zur Finanzierung von Grund­ und Sekundarbildung 2012 – 2015 in USD Mrd.

38336

Regierungsausgaben Gelder aus Entwicklungshilfe Finanzierungslücke

0 10 20 30 40 50 60 70 80

Bildungssektor: innovative privateFinanzierungsmodelle gefragt

Quelle: UNESCO

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201438

Investitionen

Anzahl finanzierter Unternehmen weltweit per 31.12.

100

200

300

400

0

Nettozuwachs 2013 Nettozuwachs 2012 Bis 2011

Neue Perspektiven für aufstrebende Märkte

21,4%Südamerika

Zentralamerika7,4%

Anzahl finanzierter Unternehmen pro Region per 31.12.

SüdamerikaFinanzierte Unternehmen 2013: 83 Investitionen 2013: USD 374,1 Mio. Veränderung 2013 vs. 2012: +38,4 %Kundenpotenzial: 52 Mio.

ZentralamerikaFinanzierte Unternehmen 2013: 59 Investitionen 2013: USD 129,6 Mio. Veränderung 2013 vs. 2012: +22,6 %Kundenpotenzial: 6,2 Mio.

Naher Osten und Nordafrika Finanzierte Unternehmen 2013: 30 Investitionen 2013: USD 61,5 Mio. Veränderung 2013 vs. 2012: +105,7 %Kundenpotenzial: 17,2 Mio.

Subsahara­AfrikaFinanzierte Unternehmen 2013: 66 Investitionen 2013: USD 161,5 Mio. Veränderung 2013 vs. 2012: +95 %Kundenpotenzial: 62,5 Mio.

Investitionsvolumen pro Land per 31.12.2013

Mehr als 3%

1 – 3%

Weniger als 1%

Investitionen pro Region in % vom investierten Volumen, per 31.12.2013

%

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 39

Naher Osten und Nordafrika

Andere

28,2%Zentralasien

18,2%Asien-Pazifik

9,2%Osteuropa

9,4%Subsahara-

Afrika

3,5%

2,7%

Kundenpotenzial Anzahl Erwerbstätiger in ein- kommensschwachen Haushalten (leben von USD 1,25 bis USD 5 pro Tag, kaufkraftbereinigt)

Anzahl finanzierter Unternehmen pro Region per 31.12.

Nettozuwachs 2013 Nettozuwachs 2012 Bis 2011

ZentralasienFinanzierte Unternehmen 2013: 61 Investitionen 2013: USD 492,5 Mio. Veränderung 2013 vs. 2012: +32 %Kundenpotenzial: 6,2 Mio.

OsteuropaFinanzierte Unternehmen 2013: 50 Investitionen 2013: USD 160,9 Mio. Veränderung 2013 vs. 2012: +10,1 %Kundenpotenzial: 28,3 Mio.

Asien­PazifikFinanzierte Unternehmen 2013: 97 Investitionen 2013: USD 317,8 Mio. Veränderung 2013 vs. 2012: +31,4 %Kundenpotenzial: 114 Mio.

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201440

Anlagekonzept

Rendite und Wirkung – ein schlagkräftiges Paar

In Entwicklungsländern ist eine interessante Beobachtung zu machen: In zunehmendem Masse werden die unbefriedigten Grundbedürfnisse grosser Massen meist einkommensschwacher Menschen sowie von Kleinst-, kleinen und mittleren Unterneh-men (KKMU) durch Firmen mit innovativen Geschäftsmodellen be friedigt. Dies insbesondere in entwicklungsrelevanten Sekto-ren, die üblicherweise die Domäne des Staates wären. Die Gründe dafür liegen einerseits in der mangelnden Kapazität und Qualität der staatlichen Strukturen, den enttäuschenden Resul-taten bisheriger Interventionen mit starker staatlicher Kompo-nente und andererseits in den positiven Resultaten der unternehmer ischen Ansätze aus dem Privatsektor. Das Anlage-konzept von responsAbility ist, mit gezielten Investi tionen dazu beizutragen, dass diese Unternehmen das enorme Marktpoten-zial besser und schneller ausschöpfen können. Der Entwick- lungs nutzen ihrer Produkte und Dienstleistungen für ihre Kun-den ist der Treiber ihres Wachstums – und legt somit das Fundament für den Unternehmens- und den Investitionserfolg.

Das Anlagekonzept von responsAbility erstreckt sich über die drei Ebenen Sektor, Geschäftsmodell und Unternehmen.

1 Sektorebene Breiter Entwicklungsnutzen

responsAbility investiert nur in Sektoren mit hoher Entwicklungs-relevanz. Zudem müssen sie für Investitionen geeignet sein. Die fünf Hauptsektoren sind Finanz, Landwirtschaft, Energie, Ge-sund heit und Bildung. Ein Grossteil des Kundennutzens bzw. der Entwicklungswirkung für alle Bevölkerungsschichten leitet sich aus dem allgemeinen Nutzen des Sektors ab.

responsAbility investiert nicht nur, um Rendite zu generieren, sondern strebt mit allen In­vestitionen auch bewusst einen Beitrag zur Entwicklung an. Allerdings wird oft jede Ein­schränkung der Investitionsfreiheit als negativ für die Erzielung von Rendite erachtet – insbesondere wenn es darum geht, «Gutes zu tun». Unser Anlagekonzept zeigt jedoch, dass gerade die Wirkung oder der Impact der Treiber für die Rendite ist und die Rendite für den Wirkungserfolg steht.

2 Geschäftsmodellebene Fokus auf Zielgruppe Innerhalb der genannten Sektoren identifiziert responsAbility geeignete Geschäftsmodelle, die insbesondere dem Kunden-segment der einkommensschwachen Menschen bzw. der KKMU den Nutzen, der dem entsprechenden Sektor innewohnt, zu-gänglich machen können. Hierbei ist es wichtig zu betonen, dass was aus Entwicklungssicht als hohe Wirkung angesehen wird, aus der Kundenperspektive einfach als ein besonders interessantes Produkt oder eine Dienstleistung mit sehr hohem Nutzen wahrgenommen wird. Die identifizierten Geschäftsmo-delle überwinden unter anderem auf innovative Weise eines oder mehrere der folgenden drei Hindernisse:

Zugang: Sie machen die Dienstleistungen oder Produkte für die Kunden überhaupt erst verfügbar. Als Beispiel können formale Finanzdienstleistungen oder Elektrizität angeführt werden. Das Geschäftsmodell Mikrofinanz eröffnet ärmeren Menschen erst-mals formale Kredit- und Sparmöglichkeiten, während durch das Geschäftsmodell «dezentrale Kleinsolarsysteme» Menschen im ländlichen Raum fernab von Netzstrom Zugang zu Elektrizität erhalten.

Erschwinglichkeit: Die Verfügbarkeit allein führt oft noch nicht zum Absatzerfolg. Geeignete Finanzierungsmodelle, welche das Angebot nicht notwendigerweise billig machen müssen, je doch die besonderen finanziellen Verhältnisse der Kunden berücksich-tigen, bilden meist den Kern der Geschäftsmodelle. Oft betrifft dies viele Kleinstzahlungen über längere Zeit spannen anstelle von sofortiger Barzahlung oder Nutzungsge bühren an stelle von Eigentum.

Eignung: In Industrieländern erfolgreiche oder für die Mittel-schicht geeignete Produkte und Dienstleistungen werden trotz Erschwinglichkeit von ärmeren Menschen nicht genügend nach-gefragt, wenn ihren spezifischen Bedürfnissen nicht ausreichend Rechnung getragen wird. So ermöglicht ein Solar-Heimsystem, das nur fixe Lichtquellen vorsieht, den vollumfänglichen Ersatz von teurem und gesundheitsschädlichem Kerosin für Lampen nicht, weil der überwiegende Teil der Zielkunden so wohnt, dass sich die Toilette ausserhalb des eigentlichen Wohngeländes befindet und bei Dunkelheit eine mobile Lichtquelle notwendig ist.

Eine weitere unabdingbare Anforderung an das Geschäftsmodell ist, dass es stark skalierbar sein muss. Nur so lassen sich die

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 41

Anlagekonzept

Forderungen nach hoher Wirkung und Unternehmenserfolg erfüllen. Neben der Sektorwahl sind es die fokussierten Ge-schäftsmodelle, welche hauptsächlich für die Wirkung des Einzelangebotes und somit für dessen gesellschaftliche oder soziale Dimension verantwortlich sind.

3 Unternehmensebene Profitables Wachstum als Ziel Im Rahmen des Anlagekonzeptes von responsAbility kommt den jeweiligen Unternehmen praktisch die Rolle des Multiplikators der Einzelwirkung ihres Angebotes zu. Somit ist es ihre zentrale Aufgabe, ihre Produkte und Dienstleistungen möglichst vielen Kundinnen und Kunden erfolgreich anzubieten. Ihre Hauptfähig-

keit muss darin liegen, ihr grundsätzlich skalierbares Geschäfts-modell auch tatsächlich zu skalieren. Diese als Selbstverständ-lichkeit erscheinenden Anforderungen haben im anspruchsvollen Umfeld von Entwicklungs- und Schwellenländern und mit Blick auf die grosse Anzahl potenzieller Kunden in einem noch wenig formalisierten Umfeld einen besonderen Stellenwert. Neben den üblichen für unternehmerischen Erfolg notwendigen Aspekten konzentriert sich responsAbility bei der Identifikation und Ana-lyse von Unternehmen ganz besonders auf diesen Punkt.

Da die Entwicklungswirkung im jeweiligen Sektor und Ge-schäftsmodell liegt, ergibt sich diesbezüglich für die einmal ausgewählten Unternehmen konsequenterweise keine zusätzliche Rechenschaftspflicht. Voraussetzung für die Auswahl ist die Erfüllung grundlegender Kriterien, die eine verantwortungsvolle Geschäftstätigkeit sicherstellen. Nach dem Investitionsentscheid

Das Anlagekonzept von responsAbility

3Unternehmen

z. B. Mikrofinanzbank, landwirtschaftliche Kooperative, Solarenergiesystem

Geschäfts modellz. B. Mikrofinanz, nachhaltige

Landwirtschaft, erneuerbare Energie

2

Sektor z. B. Finanzsektor, Agrarsektor,

Energiesektor

1

Erfolgstreiber Technologie z. B. Mobiltelefonie, Breitband, Energie speicherung, LED-Lampen

Merkmale – Investierbarkeit– Grosser Einfluss auf gesellschaftlichen Fortschritt– Hohe Relevanz für alle Haushalte und Unternehmen

Merkmale – Schafft Zugang zu erschwinglichen,

bedürfnisgerechten Produkten – Hohe Skalierbarkeit des Angebots– Hohe Relevanz für Haushalte mit tiefen und

mittleren Einkommen sowie KMU

Merkmale – Erfolgreiche Geschäftsführung– Ausgeprägte Fähigkeit, Angebot zu skalieren– Hohe Relevanz für Haushalte mit tiefen

Einkommen und KMU

Verbesserte Rahmenbedingungen als Grundlage

– Wachsende Mittelschicht, mehr Kaufkraft– Stärkere Volkswirtschaft– Grössere Stabilität in Politik und Regierung– Verbindliches rechtliches und regulatorisches Umfeld

Positiver Einfluss auf Renditen, Kosten und Risiken

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201442

Anlagekonzept

besteht die Aufgabe eines jeden Unternehmens darin, möglichst erfolgreich zu sein. Und dies insbesondere, in dem es möglichst viele Kunden erreicht (Outreach). Dass es sich dabei nicht nur gegenüber seinen Kunden, sondern auch gegen über der Umwelt, den Mitarbeitenden und weiteren Anspruchsgruppen verantwortungsbewusst verhal-ten soll, sehen wir für eine auf langfristigen Erfolg ausge-richtete moderne Unternehmensführung als selbstverständ-lich an.

Das Anlagekonzept von responsAbility ist auf langfristigen Unternehmens- und Investitionserfolg ausgerichtet. Investi- tionen werden in Abhängigkeit der Unternehmensbedürfnisse und des zugrunde liegenden Anlagevehikels in Form von Fremd- oder Eigenkapital getätigt und zielen in der Regel auf die frühe Expansionsphase der Unternehmen ab.

Technologie als wichtiger ErfolgstreiberDas Anlagekonzept von responsAbility wird von zwei Trends besonders begünstigt: Die verstärkte Anwendung von Tech-nologien, vor allem Mobilfunk und Breitband, ermöglicht die Über windung von Distanzen, die Reduktion von Kosten und die Anwendung ganz neuer Geschäftsmodelle in nie dage-wesener Form. Gerade in Entwicklungsländern erhöht das die Attraktivität von Investitionen oder ermöglicht sie gar erst.

Der zweite Trend ist weniger augenscheinlich, da stetig voranschreitend: die Verbesserung der allgemeinen Rahmen-bedingungen. Regierungen werden stabiler, haben ver-gleichsweise mehr Ressourcen und weniger Schulden und investieren vermehrt in wichtige Bereiche ihrer Volkswirt-schaften. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen verbes-sern sich laufend, sodass die Rechtssicherheit zunimmt. In vielen Ländern wächst langsam eine Mittelschicht mit Kaufkraft heran. Das macht auf ärmere Menschen ausge-richtete Geschäftsmodelle rascher tragfähig.

All diese Faktoren stimmen zuversichtlich, denn langfris-tig orientierte Investoren können als Hoffnung für Entwick-lung gelten. Gleichzeitig stellt die voranschreitende Entwicklung selbst eine Chance für Investoren dar. Das Anlagekonzept von responsAbility ist genau darauf ausge-richtet – damit sich Rendite und Wirkung immer mehr zu einem schlagkräftigen Paar entwickeln.

«Verantwortung heisst für uns, risikogerechte Renditen zu erzielen.»

Herr Maurer, was bedeutet für Sie der Begriff «Verantwortung»?Verantwortung heisst für mich: Engagement zeigen, sich für etwas einsetzen. Im privaten Bereich spüre ich das ganz stark meinen Kindern gegenüber. Ich habe die Pflicht, für sie zu sorgen und sie aufs Leben vorzubereiten. Als Vermögensver-walter für eine grosse Pensionskasse gilt das gleiche Prinzip: Ich stehe den Destinatären – Versicherte, Pensionierte und Arbeitgeber – gegenüber in der Verantwortung und muss auf das Vermögen aufpassen, das mir anvertraut ist, und dieses vor Schaden bewahren.

Wie lebt die Pensionskasse Post diese Verantwortung?Einerseits ist da der institutionelle Rahmen mit entsprechen-den Kontrollsystemen. Daneben ist die Pensionskasse Post Mitglied des Ethos-Engagement-Pools, und durch die Unter-zeichnung der ASIP-Charta verpflichten wir uns zu Treue, Sorgfalt und Transparenz. Ganz wichtig ist aber immer auch die persönliche Ebene, die Einstellung jedes Mitarbeiters. Verantwortung kann man nicht delegieren, man muss sie leben.

Wie legen Sie das Vermögen der Pensionskasse an?Wir setzen zu knapp 50% auf festverzinsliche Anlagen. 30% sind in Aktien investiert, 10% in Immobilien und 10% in Alternative Anlagen wie Gold, Hedgefonds, Rohstoffe oder Infrastruktur. Bei unseren Anlagen ist Nachhaltigkeit ein wichtiges Kriterium: Wir haben mehrere Portfolios, die nach Nachhaltigkeitskriterien gemanagt werden. Darunter fallen auch unsere Mikrofinanzanlagen, die wir zu den festverzinsli-chen Anlagen zählen.

Warum entwicklungsrelevante Themen?Pensionskassen wirtschaften langfristig. Wir können nicht nur

Seit August 2011 investiert die Schweizer Pensionskasse Post über einen eigens für sie eingerichteten responsAbility Fonds in fest­verzinsliche Mikro finanzanlagen. Rolf Maurer, Anlagespezialist in der internen Vermögens­verwaltung, leitete vonseiten der Pensions­kasse Post den Prozess, der zu dieser CHF­150­Millionen­Investition geführt hat, und erklärt in einem Gespräch, warum diese Anlage seine Erwartungen erfüllt hat.

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 43

Anlagekonzept

kurzfristig auf Rendite setzen, sondern müssen den Gesamt-kontext im Auge behalten. Natürlich sind wir keine Entwick-lungshilfsorganisation. Wir sind keine Altruisten und können das auch nicht sein. Wir sind es unseren Destinatären schul-dig, dass wir mit den Anlagen eine möglichst hohe, risikoge-rechte Rendite erzielen. Gerade bei Mikrofinanz bin ich persönlich der Meinung, dass das eine das andere nicht ausschliesst und solche Anlagen im Portfolio sehr attraktiv sein können – wie responsAbility ja auch immer betont.

Wie sind Sie auf das Anlagethema Mikrofinanz gestossen?Ich persönlich hatte mich schon lange für den Sektor interes-siert. Als dann der Anlageausschuss unseres Stiftungsrats vorschlug, dass wir uns das Thema anschauen sollten, haben wir uns umfassend informiert. Als Pensionskasse wäre der Weg des geringsten Widerstandes, das zu machen, was andere auch machen, also keine Mikrofinanz. Mikrofinanz ist in diesem Sinn ein exotisches Anlagethema. Wenn man sich dennoch dafür entscheidet, ist es wichtig zu überlegen, wie und mit wem man es umsetzen will, um eventuelle Risiken zu reduzieren.

Wo sehen Sie mögliche Risiken und was macht das Anla-gethema trotzdem interessant?Interessant sind Mikrofinanzanlagen, weil sie zur Diversifika-tion unserer Anlagen beitragen. Da sie in die Realwirtschaft von Entwicklungs- und Schwellenländern investieren, sind sie

weitgehend unabhängig von Börsenhypes und -crashs. Bezüg-lich möglicher Risiken geht es in erster Linie um Reputation: Wenn Mikrofinanz in Indien oder Nicaragua angeprangert wird und die Pensionskasse Post in das Thema investiert ist, sind wir davon betroffen – und damit müssen wir umgehen können.

Was sprach bei Ihrer Entscheidung für responsAbility?responsAbility ist schon sehr lange in diesem Bereich tätig und hat einen sehr guten Ruf. Genau das hilft uns, das Reputationsrisiko einzuschränken. Die Qualität des Teams hat sich dann während der Zusammenarbeit bestätigt, die wirk-lich sehr gut gelaufen ist – und immer noch läuft. Im Vergleich zu anderen, simpleren Investitions vehikeln, die wesentlich mehr Zeit unsererseits gebunden haben.

Warum investieren Sie in festverzinsliche Mikrofinanz- anlagen?Das Marktvolumen spricht klar für diesen Bereich. Von unserer Grösse her machen für uns Anlagen unter CHF 100 Millionen nicht viel Sinn. Da wir Mikrofinanz zu den festver-zinslichen Anlagen rechnen wollten, haben wir bewusst auf eine Beimischung von Equity-Anteilen verzichtet. Bei anderenInvestitionsthemen kommen wir auch immer wieder zum Problem von Volumen.

Wie zufrieden sind Sie mit der Performance?Unsere Erwartungen sind sicher erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Wir sind jetzt zwei Jahre dabei, und diese beiden Jahre waren sehr gut. Wenn alle Anlagen in diesem Zeitraum so gut gelaufen wären wie diese, wären wir glücklich. Für eine ab schliessende Aussage müssten wir sicherlich noch einen ganzen Konjunkturzyklus abwarten – aber bisher sind wir zufrieden!

Rolf Maurer ist seit neun Jahren Anlagespezialist in der Vermögensverwaltung bei der Pensionskasse Post und begeistert sich auch persönlich für das Anlage thema Mikrofinanz.

Die Pensionskasse Post Rechtsform: privatrechtliche GemeinschaftsstiftungAnzahl Mitarbeitende*: 50Anzahl Versicherte*: 46’000 Mitarbeitende der Schweizerischen Post AG und nahestehender BetriebeAnzahl Rentenbezüger*: 28’000Vermögen*: rund CHF 15 MilliardenresponsAbility-Kunde seit: August 2011

→ www.pkpost.ch * per 31.12.2013

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201444

Werte

Neue Perspektiven für unsere Anspruchsgruppen

Die Werte von responsAbility spiegeln die Grundsätze, die unser Handeln leiten, und sind damit das Fundament unseres nachhaltigen Erfolgs. Unsere Unternehmenskultur ist mass­geblich geprägt durch Kompetenz, Integrität, Innovation und Partnerschaftlichkeit.

Kompetenz Wir sind engagiert und sind sowohl fachlich als auch sozial kompetent. Durch die Vielfalt unserer Mitarbeitenden können wir stets neue Perspektiven einnehmen, was es uns ermöglicht, vielfältige Chancen zu identifizieren und zu nutzen. Dies lässt uns herausragende Produkte entwickeln sowie überzeugende Dienstleistungen und Resultate erbringen, welche allen unseren Anspruchsgruppen zu konkretem Nutzen und langfristigem Erfolg verhelfen. Wir bieten unseren Mitarbeitenden ein Arbeitsumfeld, in dem sie ihre Talente zugunsten unserer Anspruchsgruppen entfalten können. Wir ermöglichen dies, indem wir ein verlässli-cher Arbeitgeber sind, der unternehmerisches Denken voraus-setzt, seine Mitarbeitenden fördert und Leistung anerkennt.

Integrität Wir sind verantwortungsbewusst, authentisch und standhaft. Wir pflegen das Vertrauen, das unsere Anspruchsgruppen in uns setzen und auf dem unser Ruf gründet. Wir übernehmen Verant-wortung für unser Handeln und berichten regelmässig über unsere Aktivitäten und deren Resultate. Dadurch ermöglichen wir unseren Anspruchsgruppen, die Wirkung unserer Tätigkeit mitzuverfolgen.

InnovationUnsere Fähigkeit, neue Perspektiven einzunehmen, ermöglicht es uns, Grenzen im Denken und Handeln hinauszuschieben und uns fortlaufend erfolgreich weiterzuentwickeln. Durch unser unvoreingenommenes Urteil sichern wir uns unsere Unabhän-g igkeit und die Freiheit, den Wandel als Chance für Fortschritt zugunsten unserer Anspruchsgruppen wahrzunehmen. Als einer der führenden Vermögensverwalter im Bereich ent-wicklungsrelevanter Anlagen in aufstrebenden Märkten tragen wir eine besondere Verantwortung für unser Geschäft. Deshalb engagieren wir uns aktiv für die nachhaltige Entwicklung unserer Branche und prägen diese richtungsweisend, indem wir mit unserem Wissen, unserer Erfahrung und unseren Leistungen Standards setzen.

PartnerschaftlichkeitUnsere langfristig ausgerichtete Geschäftspraxis leitet unser Handeln mit dem Ziel, die Interessen all unserer Anspruchs-gruppen optimal zu vertreten. Damit legen wir das Fundament für gegenseitiges Vertrauen und gemeinsamen Erfolg. Wir begeg-nen unseren Anspruchsgruppen aufgeschlossen, respektvoll und auf Augenhöhe. Wir pflegen einen konstruktiven Dialog und sind bereit, auch voranzugehen und Verantwortung zu übernehmen. Im Unternehmen verstehen wir uns als Team, denn wir haben eine gemeinsame Vision vor Augen, auf die wir mit vereinten Kräften und Begeisterung hinarbeiten.

Unsere Vision: Das langfristige ZielWir wollen der weltweit führende unabhängige Vermögens-verwalter und Investor mit Spezialisierung auf entwicklungs-relevante Sektoren in aufstrebenden Volkswirtschaften werden. Dadurch tragen wir zu einer Welt bei, in der Kapital mit maximaler Effizienz für gemeinsamen Wohlstand und Fortschritt eingesetzt wird.

Unsere Mission: Wie wir unsere Vision erfüllenWir glauben, dass sich solide Anlageerträge sowie gesundes wirtschaftliches Wachstum und nachhaltiger gesellschaft-licher Fortschritt gegenseitig antreiben. Um unsere Vision zu erfüllen, bringen wir Investoren und kapitalsuchende Unternehmen zusammen. Indem wir Fremd- und Eigenkapi-talfinanzierung für nicht börsennotierte Unternehmen mit Geschäftsmodellen anbieten, die auf die Bevölkerung am unteren Ende der Einkommensskala ausgerichtet sind, bringen wir sowohl wirtschaftliches Wachstum als auch ge - sellschaftlichen Fortschritt voran. Institutionellen wie privaten Anlegern bietet responsAbility professionell ver- waltete Anlagelösungen.

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 45

RubrikUnsere Werte

Der Verwaltungsrat zu unseren gelebten Werten

Kaspar Müller, PräsidentSelbstständiger Ökonom, u. a. Präsident Ethos

«Für responsAbility bedeutet Integrität unter anderem, dass sich alle Anspruchs-gruppen auf uns verlassen können. Dazu gehören Respekt, eine offene, anständige und unbestechliche Grundhaltung und ein ehrliches Bemühen, unsere Werte und unser Handeln stets in Übereinstimmung zu halten.»

Adrian Töngi, Vizepräsident Leiter Front-Services Raiffeisen Schweiz Genossenschaft

«Was vor zehn Jahren als Idee begann, hat sich zu einem führenden Asset Ma- nager im Bereich entwicklungsrele vanter Sektoren mit rund USD 1,9 Milliarden. verwalteten Vermögen entwickelt. Diese Erfolgsgeschichte basiert auf echter Partnerschaft zwischen respons Ability und seinen Anspruchsgruppen.»

Stephen Brenninkmeijer, Mitglied Privater Investor und Unternehmer

«Die Geschäftsleitung versteht es, auf allen Ebenen die Mitarbeitenden so einzu - be ziehen und zu motivieren, dass ein gesundes unternehmerisches Klima ent - steht. Es ist für mich nach wie vor eine besondere Ehre, mit der Entwicklung und dem Wachstum von responsAbility eng verbunden zu sein.»

Matthias Preiswerk, Mitglied Unbeschränkt haftender Teilhaber Baumann & Cie Banquiers

«Der Finanzplatz Schweiz befindet sich im Umbruch. In diesem fordernden Um - feld ist es responsAbility gelungen, mit wirksamen, neuen Ansätzen und deren kompetenter Umsetzung nicht nur für den Finanzplatz Schweiz, sondern auch für Entwicklungs- und Schwellenländer einen bedeutenden Mehrwert zu schaffen.»

Reto Schnarwiler, Mitglied Head Americas & EMEA Global Partnerships Swiss Re

«responsAbility setzt seinen Innovations-geist tagtäglich unter Beweis, indem das Team entwicklungsrelevante Opportunitä-ten in Bereichen wie Fair Trade oder erneuerbaren Energien erschliesst. Damit schafft es einen konkreten Nutzen, welcher zum nachhaltigen Erfolg aller Anspruchsgruppen beiträgt.»

Dr. Arthur Vayloyan, Mitglied Privater Investor

«responsAbility agiert seit über zehn Jahren erfolgreich in den anspruchsvolls-ten Märkten weltweit. Ohne tiefe Sach-kenntnis und eine pragmatische Umset-zung wäre dies nicht möglich. Es ist der Beweis gelebter hoher Kompetenz und Basis für die erfolgreiche Fortführung einer faszinier enden Unternehmensgeschichte.»

Der responsAbility Verwaltungsrat: (v.l.) Stephen Brenninkmeijer, Reto Schnarwiler, Kaspar Müller, Adrian Töngi, Dr. Arthur Vayloyan und Matthias Preiswerk.

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 201446

Team

Mit aktivem Wissensmanagement gemeinsam zum Erfolg

Bei responsAbility entwickeln wir uns tagtäglich weiter, egal ob wir durch Wissenstransfer lernen, durch Praxiserfahrung Expertise festigen oder Verantwortung übernehmen. Als Unter-nehmen haben wir es uns zum Ziel gesetzt, die Entwicklung unserer Mitar beitenden nicht nur im Einklang mit der Unterneh-mensstrategie, sondern auch ihren individuellen Bedürfnissen entsprechend zu gestalten. Ausgangspunkt ist das jährliche Mitarbeitergespräch. Neben persönlichen Zielen werden im Dialog mit dem Vorgesetzten unter anderem geeignete Entwick-lungsmassnahmen «on the job» oder «off the job» definiert.

responsAbility investiert in neue Perspektiven – auch wenn es um die Mitarbeitenden geht. Deshalb messen wir der kontinuierlichen Entwicklung jedes Einzelnen grosse Bedeutung bei. Dies schafft die Grundlage, um in unserem dynamischen Umfeld dem Wettbewerb auch in Zukunft einen Schritt voraus zu sein.

Aufgrund unserer Marktführerschaft in einem hoch spezialisier-ten Geschäftsbereich kommt dem Dialog mit unseren internen Know-how-Trägern eine besondere Rolle zu: Im Rahmen von Auslandsaufenthalten, bereichsübergreifenden Arbeitsgruppen oder Lunch & Learn Events, bei denen interne Experten unter-richten, wird der Wissenstransfer praxisnah, spannend und wirksam gestaltet. Aber auch externe Beratungs- und Verkaufs-schulungen oder Kurse über die aktuellsten rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen bereiten unsere Mitarbei-tenden darauf vor, nicht nur heute, sondern auch morgen erfolg-reich zu sein. Auch bei der Entwicklung unserer Führungskräfte setzen wir auf bedürfnisgerechte Weiterbildung und Coaching durch Experten innerhalb und ausserhalb von responsAbility.

Unser dynamisches Marktumfeld fordert uns stets, Ideen zu entwickeln und Lösungen zu erarbeiten. Wer dennoch auf der Suche nach neuen beruflichen Herausforderungen ist, hat auch bei responsAbility interessante Chancen. Mit dem richtigen fachlichen Rüstzeug oder dem Potenzial dazu sowie einer gesun-den Mischung aus Offenheit und Unternehmergeist bieten sich interessante Möglichkeiten in unserem vielseitigen und wachsen-den Unter nehmen.

Als Carola Hug während ihres Publizis-tikstudiums vor rund fünf Jahren bei responsAbility begann, stiess sie zu einem Team von etwa 30 Festangestell-ten. Seither ist diese Zahl weltweit auf gut 140 angestiegen. Auch Carolas berufliche Laufbahn hat mit dem Wachstum von responsAbility Schritt gehalten: Nach ersten Erfahrungen im Relationship Management konnte sie

«Ich kann vom Know-how führender Experten profitieren.»

noch während ihres Masterstudiums in Wirtschaft in den Marketing-Bereich einsteigen. Mitte 2012 hatte Carola nicht nur einen sehr guten Abschluss von der Universität Zürich in der Tasche, sondern auch eine Festanstellung in den Bereichen Private Equity und Research. Seit Anfang 2014 setzt sie ihr redaktio-nelles und analytisches Talent zu 100 % im Research ein.

«In dieser Tätigkeit kann ich mein Publizistik- und Wirtschaftsstudium auf einzigartige Weise kombinieren und sinnvoll zur Anwendung bringen», erklärt Carola. «Für meine Fachbereiche Mikro-finanz und Währungen heisst das, Recherchen und Analysen bereitzustel-len, die Eingang in Publikationen und Geschäftsentscheide finden.» Dafür ist der regelmässige Austausch mit

Spezialisten bei responsAbility oder anderen Branchenexperten essenziell. «Im direkten Gespräch mit unseren Kollegen und Unternehmern vor Ort erhalten wir wertvolle Einschätzungen aus erster Hand», hält Carola fest.

Die Erkenntnisse des Research werden nicht nur über öffentlich zugängliche Studien vermittelt, sondern auch gezielt an die Mitarbeitenden von responsAbility – beispielsweise live im Rahmen eines Lunch & Learn Events oder aufgezeich-net als Webinar. «Ich nehme regel mässig an Lunch & Learn Events von anderen Fach bereichen teil. Bei responsAbility arbeiten wir auf dem Gebiet der entwick-lungsrelevanten Investitionen – in ei n- igen Bereichen sind wir sogar Marktfüh-rer. Ich kann also direkt vom Know-how führender Branchenexperten profitieren.»

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responsAbility | Perspektiven, Ausgabe 2014 47

Team

Kaspar Baumann, seit 2008Investment Officer Equity, Zürich

… ich weltweit in einem sehr dynamischen Geschäftsfeld tätig bin und dort Verantwor­tung übernehmen kann.»

Akshay Dua, seit 2012Senior Investment Officer Equity, Mumbai

… ich basierend auf unserer Exper-tise und unserem erfolgreichen Investitionsansatz das wachstums-starke Geschäftsfeld Private Equity in Indien aufbauen und weiterentwi-ckeln kann.»

Franziska Büchi, seit 2010Human Resources, Zürich

… ich mit der Entwicklung eines gezielten Bildungs-angebots einen positiven Beitrag zum Wandel einer lebendigen Organisation leisten kann.»

Raffaela Lombard, seit 2012Relationship Manager, Zürich

… ich mich in unseren Investitionsländern im direk­ten Austausch mit Unterneh­mern und Endkunden von der Wirkung unserer Investi­tionen überzeugen kann.»

→ Sind Sie auf der Suche nach neuen Perspektiven? Besuchen Sie unser Stellenportal auf www.responsAbility.com/Karriere.

«Bei responsAbility kann ich mich weiterentwickeln, weil …

Gaëlle Bonnieux, seit 2008Head Agriculture Debt, Paris

… ich mit Unterneh-mern zusammenarbeite, die ihren Kunden erfolgreich Zugang zu bedürfnisgerechten, bezahlbaren Produkten und Dienstleistungen bieten.»

Kevin Werner, seit 2007Head Fund Management, Zürich

... ich berufsbegleitend eine Weiterbildung zum Thema Führung und Management durchlaufen kann, welche auf meine individuellen Bedürf-nisse zugeschnitten ist.»Alexander Tsasakos, seit 2012

Lernender, Zürich

… ich in viele Geschäftsbereiche Einblick erhalte und bei unseren Lunch & Learn Events viel Spannendes erfahre.»

Hugo Villela Rodríguez, seit 2010Senior Investment Consultant Debt, Lateinamerika

… ich in einem fachlich und kulturell vielseitigen Umfeld arbeite, in dem ich jeden Tag etwas lerne.»

Njeri Kirumbi, seit 2012Analyst Financial Institutions, Nairobi

… meine Kollegen sowohl in Afrika wie auch in den anderen Regionen hilfsbereit sind und ihr Wissen gerne teilen.»

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Impressum

Projektteam: responsAbility – Anita Bain, Renate Meier, Ulli JanettRedaktion: responsAbility – Ulli Janett, Renate Meier, Klaus Tischhauser, Rochus Mommartz, Christian Etzensperger, Carola Hug, Paul Hailey, Marco Fischer, David DiazKonzept, Gestaltung: Crafft Kommunikation, ZürichFotos: Jerry Riley (Titelbild, S. 6, 14–19, 35 unten, 47 oben Mitte und unten links), Jürg Waldmeier (S. 2, 11, 43–46, 47 oben rechts, Mitte links und rechts, unten Mitte und rechts), Markus Bühler (S. 9 und 47 oben links), Thomas Dworzak (S. 20–23), Manduvirá (S. 28 – 29), M-KOPA (S. 32 und 35 oben),Bildarchive (S. 26 und 36)Druck: A. Schöb Buchdruck-Offsetdruck, Zürich

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