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MI 15. NOVEMBER 2017, 20 UHR FREIBURG, KONZERTHAUS PETER EÖTVÖS

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MI 15. NOVEMBER 2017, 20 UHR FREIBURG, KONZERTHAUS

PETER EÖTVÖS

ELFRIEDE JELINEK1946 *

AUSZÜGE AUS »DIE SCHUTZBEFOHLENEN, CODA«UND AUS »DIE SCHUTZBEFOHLENEN«

Gelesen von Peter Stein

HANS WERNER HENZE1926 – 2012

DAS FLOẞ DER MEDUSA Oratorium für Sopran, Bariton, Sprechstimme,

gemischten Chor, Knabenstimmen und Orchester (1968, rev. Schluss 1990)

Dichtung von Ernst Schnabel

ERSTER TEIL: DIE EINSCHIFFUNG ZUM UNTERGANG

1. Prolog des Charon2. Motto (Blaise Pascal »Pensées«, aus dem 383. Fragment)

3. Order und Musterrolle4. Journal der Überfahrt

5. Eine Antwort6. Versuche zur Rettung

7. Die Ausschiffung8. Ballade vom Verrat

9. Gesang mit neuen Stimmen10. Anweisungen für den zweiten Tag

· Pause ·

PROGRAMM

In den 1950er und 60er Jahren waren die Fronten klar: Hier die Ade-nauer-Ära, dort Rufe nach Sozialismus und Kommunismus. Hier die Altnazis, dort Jüngere, die sie verdammen. Hier die Avantgarde, dort Stimmen, dass es früher nicht nur Schlechtes, sondern auch Schönes gab. Hans Werner Henze war Kommunist, war entsetzt über den Zu-stand des biederen Nachkriegs-Deutschland. Tradition bedeutete ihm mehr als manch einem seiner Komponistenkollegen: »Zu erben muss man auch verstehen«, so Henze in Anlehnung an Thomas Mann, »erben, das ist am Ende Kultur«. Henze, der 1926 im westfälischen Gütersloh Geborene, wirft nicht alles über Bord. Er glaubt an authentischen Ausdruck fernab des Dis-sonanten. Es geht um klare Zeichen. Tonalem, also Dreiklängen in Dur und Moll, vertraut Henze weiter, auch der Kraft der Melodie. Elegan-tes liegt ihm am Herzen, ebenso das natürlich Erscheinende, des wei-teren das Undeutsche, das leichte Südliche. Eine gewisse »Italianità« ist stets spürbar in Henzes Werken. Grob auftrumpfende Orchester-Tutti sind selten. »Heute so zu schrei-ben, wäre anachronistisch«, heißt es 1969, kurz nach der Vollendung vom »Floß der Medusa«. In diesem Oratorium vertieft Henze seinen Ausdruck – technisch wie persönlich. Auffallend differenziert, fast kammermusikalisch ist die Orchesterbehandlung. Sie steht in Zusam-menhang mit einem möglichst flexiblen emotionalen Ausdruck, mit seinen damaligen »Gefühlsbewegungen«, wie Henze 1975 schreibt. Hier die Emotionen Henzes, dort das dramatische, ja tragische Sujet – letztlich gibt es offenbar noch weitere Pole, aus denen das »Floß der Medusa« seine Spannung bezieht. Torsten Möller

KURZINFO ZUM HEUTIGEN KONZERTHENZE – SPANNUNGSPOLE

KONZERTEINFÜHRUNG · 19 Uhr Lydia Jeschke mit Peter Eötvös SENDUNG · So 26. November ab 20.03 Uhr in SWR2

ZWEITER TEIL: DIE NEUNTE NACHT UND DER MORGEN

11. Feststellung der Lage 12. Motto (Blaise Pascal »Pensées«

aus dem 205. bis 207. und dem 347. Fragment)13. Appell unter dem Monde14. Die Rechnung zum Tode

15. Die Ballade vom Mann auf dem Floß16. Fuge der Überlebenden und Ankündigung der Rettung

17. Finale und Hymnus

La Mort: Camilla Nylund, Sopran Jean-Charles: Matthias Goerne, Bariton

Charon: Peter Stein, SprecherChor der Lebenden, Chor der Toten, Knabenchor:

SWR Vokalensemble (Einstudierung: Florian Benfer, Robert Blank)

WDR Rundfunkchor(Einstudierung: Robert Blank)

Freiburger Domsingknaben(Einstudierung: Boris Böhmann)

SWR Symphonieorchester Dirigent: Peter Eötvös

Konzertende gegen 22 Uhr

PETER STEIN LIEST AUSZÜGE AUS WERKEN VON ELFRIEDE JELINEK

Seit 2013 beschäftigt sich Elfriede Jelinek mit der Flüchtlingsthematik. In ihren Drama »Die Schutzbefohlenen« (2014, uraufgeführt im Ham-burger Thalia Theater) verweben sich aktuelle Ereignisse um Flüchtlinge, die in einer Wiener Kirche gestrandet waren, mit Zitaten von Aischylos zu einer Art Klagelied, das Flüchtlinge – wie der Chor in der antiken Tra-gödie – in eine Öffentlichkeit tragen, die ungern zuhört: »Wir sind ge-kommen, doch wir sind gar nicht da.« Es geht um die sinkenden Boote von Lampedusa und um die Hassgesänge der besorgten Bürger, um das massenhafte Weggehen und um das große Wegschauen. Als das Stück im Sommer 2015 von der Wirklichkeit überholt zu werden drohte, hat Jelinek es weitergeschrieben, sozusagen entlang der Balkanroute und ihrer menschenunwürdigen Hotspots. Das literarische Schreiben ist hier nicht nur Leiden an der Welt. Es wird sogar zu einer Art Chronisten-pflicht. Und es hat dafür gesorgt, dass Jelinek – anders als gleichaltrige Kollegen – nie aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, auch wenn sie sich dort nicht mehr zeigt. Aber das, was sie drinnen vom Schreibtisch nach draußen schickt, wird gehört. Verena Mayer

GETRENNT VOM REST DER MENSCHENWELT

Am 17. Juni 1817 sticht die französische Fregatte Méduse mit drei wei-teren Schiffen in See. Ihre Mission: den neuen Gouverneur mit Familie in die Kolonie Saint-Louis an der Nordwestküste des Senegal zu bringen. Neben 58 weiteren Passagieren sind 166 Seeleute und 171 Soldaten an Bord, zwei davon mit ihren Ehefrauen – insgesamt 400 Seelen. Der Kapi-tän ist durch politische Beziehungen zu seinem Posten gekommen und hat seit einem Vierteljahrhundert kein Schiff mehr befehligt, fühlt sich

aber seiner Mannschaft arrogant überlegen. Der Gouverneur äußert ab-surde Sonderwünsche, die der Kapitän erfüllen will, und setzt damit das Leben aller aufs Spiel. Seine Inkompetenz führt dazu, dass die Méduse die Arduin-Sandbank vor Westafrika nicht weiträumig umfährt – und deshalb am 2. Juli prompt auf Grund läuft. Das beschädigte Schiff ist nicht wieder flott zu bekommen; schließlich gibt ihm ein Sturm den Rest.

Der Gouverneur ordnet an, dass die sechs Rettungsboote ihm, seiner Familie, Kapitän, Offizieren und weiteren Passagieren vorbehalten sei-en; der Rest hat mit einem schnell gezimmerten Rettungsfloß Vorlieb zu nehmen. Sozialer Status und Reichtum bestimmen die Überlebens-chancen. Das Floß ist für die 147 Menschen zu klein und eigentlich seeuntüchtig; die Unglücklichen werden mit Waffengewalt auf das Ge-fährt gezwungen, wo ihnen das Wasser zumindest bis zur Hüfte steht. Im Morgengrauen des 5. Juli geht es los: Vier der sechs Rettungsboote sollen das Floß in Richtung Land schleppen, doch ist der Verband kaum zu steuern. Nach und nach kappen deshalb die Boote das Seil, zuletzt auch die Barkasse mit dem Gouverneur – auf dessen Befehl hin. Die eigene Haut zu retten ist wichtiger. Das Floß der Medusa ist von nun an sich selbst überlassen: ohne Kompass, ohne Karte, ohne Anker, ohne Segel, ohne Ruder, ohne Schutz gegen die sengende Äquatorsonne.

HOMO HOMINI LUPUS

Bald regieren Panik und Gewalt. Die Lebensmüden lassen sich über Bord spülen, andere werden gestoßen, erdrückt oder exekutiert. Das Unheim-liche ist: Je mehr sterben, desto niedriger wird der Wasserstand an Deck. Und bald erkennen die Hungernden, wie wertvoll die Leichen sind: als Nahrung. Als noch 27 Männer an Bord sind, erklären die 15 Stärkeren ein Dutzend Schwache für nicht überlebensfähig und stoßen sie ins Meer. Nun erst schwimmt das Floß frei auf der Meeresoberfläche. Nach ins-gesamt 12 Tagen können diese 15 Elenden geborgen werden. Fünf von

ihnen sterben wenig später an Land – darunter auch Jean-Charles, ein afroeuropäischer Seemann, der an Bord Tagebuch führen konnte.

Seine Aufzeichnungen werden veröffentlicht und bringen den Skandal ans Licht. Der Marineminister und 200 Offiziere werden schließlich ent-lassen; der Kapitän, ebenso sicher an Land gekommen wie der Gouver-neur, wird vor Gericht gestellt und muss drei Jahre Festungshaft ver-büßen – ein mildes Urteil, wenn man bedenkt, dass für ihn auch die Todesstrafe möglich gewesen wäre. 1819 erregt dann Théodore Géri-cault mit seinem rasch berühmten Gemälde »Le Radeau de la Méduse« Aufsehen: Es ist die erste künstlerische Auseinandersetzung mit einem Sujet, das die Zivilisation noch zweihundert Jahre später fesseln wird – als Dokument ihres Scheiterns.

PATHOS, HÖRSPIEL, EPISCHES THEATER

Gerade dieses zivilisatorische Versagen und die sozialhistorische Bri-sanz des Falls Medusa sind es, die auch Hans Werner Henze und seinen Librettisten Ernst Schnabel interessieren. Im Auftrag des NDR machen sie sich 1968 daran, ihre Sicht auf das Unglück in einem »Dokumen-tar-Oratorium« zu formulieren. Es wird ein Werk »zwischen Kantate, Bach’scher Passion und zeitgenössisch-zeitloser Parabel«, so der Hen-ze-Biograph Jens Rosteck. Schnabel nützt in seinem Libretto dazu das Tagebuch Jean-Charles’, durchwirkt seine Aufzeichnungen mit Zitaten aus Dantes »Göttlicher Komödie« und lässt einen Sprecher als Charon, den Totenfährmann der Unterwelt, die Geschehnisse referieren. Die Bühne ist dreigeteilt: links ist die Seite der Lebenden mit Bläsern und dem Baritonsolisten als Jean-Charles; rechts, bei den Streichern, auf der Seite der Toten, steht anfangs nur die Sopransolistin als Allegorie des Todes (La Mort); in der Mitte sind Schlagwerk und Charon postiert. Im Laufe des Stücks bewegen sich immer mehr Chormitglieder von links nach rechts. Das Konzept verbindet also Elemente von Hörspiel und epi-

Das Floß der Medusa, Gemälde von Théodore Géricault, 1819

schem Theater. Für »Stil und Farbe der Partitur« sieht Henze Géricaults Gemälde »voller Pathos« als »inspiratorischen Ausgangspunkt« an: »Alles ist von Gefühlsbewegungen diktiert, die ich aus den Ereignissen jener Jahre und meinem Darinverwickeltsein gehabt habe.«

AUẞENSEITER

Der Komponist widmet das Werk jedoch dem 1967 ermordeten Revolu-tionsführer Che Guevara – ein sprichwörtliches rotes Tuch für das kon-servative Bürgertum im Westen des geteilten Deutschland, mag dieses rote Tuch als Fahne auch noch so deutlich an der Spitze von Géricaults malerisch überhöhter Szenerie flattern. Die Nerven liegen blank in Zei-ten von Berliner Mauer, Studentenbewegung, Notstandsgesetzgebung

und Außerparlamentarischer Opposition (APO). Eine Pressekampagne läuft an: Die im Verlag Axel Springer erscheinende »Hör Zu« kündet die Radio-Liveübertragung der Uraufführung hämisch als »Musik für Che« an. Doch auch auf der anderen Seite des publististischen Spektrums wird polemisiert: Im »Spiegel« heißt es eine Woche vor dem Ereignis, dieses »Floß der Medusa« treibe, »wie alle Henziaden, im Sog der musikalischen Konterrevolution«. Henze sei »der alte Ästhet, der gepflegte Epigone, der geschmäcklerische Eklektizist« geblieben, und sein »historisches Kanni-balendrama« gleiche »mit den angenehmen Melodien, den gefälligen Chören, und der smarten Instrumentation einem Abend auf dem Ver-gnügungsdampfer unter dem Kreuz des Südens«. Diese Zeilen entlarven, dass der Autor die Partitur nicht kennt – aber wer weiß das schon?

Allerdings legt die Polemik den Finger auf eine kaum vernarbte Wunde Henzes: Noch immer leidet der Komponist darunter, dass er mit seiner individuellen künstlerischen Position lange Zeit zwischen allen Stühlen saß. Im Kreis der strengen Avantgarde hatte er ebenso als Außenseiter gegolten wie im bürgerlich-konservativen Konzertbetrieb, wo man ihn als (Salon-)Kommunisten brandmarkte. »Meine Erinnerung wird be-herrscht von dem fürchterlichen Gefühl des Alleinseins«, schreibt Hen-ze im Rückblick. »Ich kam mir in jenen Tagen vor wie getrennt vom Rest der Menschenwelt, zu keiner ihrer Gruppierungen gehörend.«

ROTE FAHNE, ROTES TUCH

In Hamburg nun gerät Henze wieder zwischen alle Fronten. Das Ba-rometer steht längst auf Sturm: Schon eine Woche zuvor wird Henze von Journalisten gefragt, was er denn tun würde, wenn es im Konzert zu Zwischenfällen käme. Am Uraufführungstag sagt er im Radio: »Ich würde mich sehr freuen, wenn durch dieses Stück die ziemlich isolierte und vereinsamte und allein gelassene Jugend eine Art Ermutigung be-kommt.« – Nun, im Publikum sitzen nicht nur illustre Ehrengäste wie

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Hans Werner Henze, Foto von 1967

Demonstration bei der Uraufführung

der Opernchef Rolf Liebermann, Dirigent Georg Solti, der Schauspieler Peter Ustinov oder der aus der DDR angereiste Komponist Paul Dessau, auch Jugend ist da an diesem ominösen 9. Dezember 1968 in Halle B von Planten un Blomen: Verschiedene Gruppierungen verteilen revolu-tionäre Flugblätter. Zum Eklat kommt es jedoch dadurch, dass sie auch ein Che-Poster und vor allem eine rote Fahne am Podium montiert ha-ben. Während bereits Kriminalpolizei im Saal amtshandelt, fängt ein Jurist des NDR Henze auf dem Weg zum Dirigentenpult ab: Wenn er die Fahne nicht entferne, sei er für die Konsequenzen verantwortlich, raunt er ihm zu. »Blitzschnell begreife ich«, so Henze in seinen Memoiren, »dass es jetzt für mein ganzes Leben und für meine Zukunft als Mensch und Künstler wichtig ist, auf die offensichtliche Provokation, so lächer-lich sie auch sein mochte, fehlerlos zu reagieren«: Er denke nicht daran, die Fahne zu entfernen, lautet seine Antwort. Doch daraufhin weigern

sich Mitglieder des aus Westberlin angereisten RIAS-Kammerchores, unter dem Symbol des Kommunismus zu singen.

SCHIFFBRUCH IM KONZERTSAAL

Heftige Wortwechsel ereignen sich, die Interpreten gehen unverrich-teter Dinge wieder ab: Dietrich Fischer-Dieskau ist wütend gegen die Aufführung, Edda Moser unter Tränen dafür. »Dann«, so der Hamburger Augenzeuge Peter Petersen, später Professor, damals noch Student der Musikwissenschaft im Publikum, »stürmte eine draußen bereitstehen-de Polizeieinheit in Kampfmontur und Helmen in den Saal und nahm zahlreiche Personen fest«. Der völlig überzogene Einsatz lässt die Situ-ation erst recht eskalieren. Schnabel fällt knüppelnden Beamten in den Arm, wird durch eine Glastür gestoßen und verletzt verhaftet. Der stell-vertretende NDR-Intendant entfernt die rote Fahne. Aber im Toben von Sprechchören, Prügeleien und verängstigter Ratlosigkeit es ist längst zu spät für eine demokratische Abstimmung durch demonstratives Hin-setzen (Aufführung!) oder Hinausrennen (keine Aufführung!). Henze ergreift das Mikrofon: »Die Polizei verhindert jegliche Diskussion, ich distanziere mich von den Brutalitäten.«

Was folgt, mag er vergessen haben, aber Petersen bezeugt es: »Beglei-tet von den skandierenden Rufen der Studenten, in die Henze auf dem Podium einstimmte und dabei den Rhythmus des Protestrufs Ho-Ho-Ho-Tschi-Minh mit der zur Faust geballten linken Hand anzeigte, wur-de die Veranstaltung als beendet erklärt.« Er werde, so Petersen, »den Anblick Henzes, der da ‚nolens volens‘ in die Rolle eines Volkstribuns geraten war, nicht so bald vergessen. Man merkte ihm an, dass er auf eine solche Lage nicht vorbereitet gewesen war.« Das Publikum im Saal konnte nicht wissen, dass eben dieser Schlachtrufrhythmus dem Schlagzeugepilog des Oratoriums zugrunde liegt – nach den letzten Worten Charons: »Die Überlebenden aber kehrten in die Welt zurück:

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Walter Weidringer, geboren 1971 in Oberösterreich, studierte in Wien Musikwis-senschaft, Philosophie, Theaterwissenschaft und Geschichte und unterrichtete auch an der Universität Wien. Seit 1999 ist er Kritiker der Tageszeitung »Die Presse«. Als freier Musikpublizist schreibt er Texte, hält Vorträge und gestaltet Radiosendun-gen für diverse Magazine, Veranstalter, Festivals, Plattenlabels und Sender.

belehrt von Wirklichkeit, fiebernd, sie umzustürzen.« Nur wer Radio hörte, konnte das an diesem Abend vernehmen: Denn nach mehr als 15 Minuten nahezu unkommentiert übertragener chaotischer Szenen entschloss sich der NDR zur Sendung des Generalprobenmitschnitts.

BRENNENDE AKTUALITÄT

So hatte das »Oratorio militare e volgare« seinem Untertitel indirekt alle Ehre gemacht. Die Presse bekam dadurch treffliche Munition gelie-fert, um weiter auf Henze zu schießen. Der NDR war pikiert, dass sich der Komponist mit den protestierenden Studenten solidarisiert hatte; Henze musste die Zahlung des Resthonorars einklagen. Schnabel hat-te sich in einem zähen Prozess wegen »Widerstands gegen die Staats-gewalt« und »Gefangenenbefreiung« zu verantworten; das Verfahren wurde letztlich eingestellt. Die Uraufführung des »Floßes der Medusa« fand am 29. Januar 1971 im Wiener Musikverein statt. Heute, fast ein halbes Jahrhundert nach seiner geplatzten Premiere, hat »Das Floß der Medusa« eine ganz neue politische Dringlichkeit erhalten. Ist es nicht erschreckend, wie viele Szenen des Oratoriums und seiner historischen Vorlage an das aktuelle Flüchtlingsdrama auf dem Mittelmeer erin-nern? Herkunft und sozialer Status bestimmen die Überlebenschancen hunderttausender Menschen, die verzweifelt versuchen, auf schlecht ausgerüsteten und hoffnungslos überfüllten Booten nach Europa zu gelangen, den Naturgewalten und der Skrupellosigkeit von Schleppern hilflos ausgeliefert. Sind wir schon »belehrt von Wirklichkeit«?

INTERPRETEN

CAMILLA NYLUND Y in Vaasa (Finnland) geboren, studierte bei Eva Illes und am Mozarteum Salzburg. 1995 wurde ihr von der Internationalen Stiftung Mozarteum die Lilli Lehmann-Medaille verliehen. Nach einem Festengagement in Hannover gehörte Camilla Nylund von 1999 bis 2002 zum Ensemble der Semperoper Dresden. Daneben wurde sie mehr und mehr zu einem begehrten Gast an den wichtigsten Opernhäusern, z.B. in Venedig, an der Hamburgischen Staatsoper, an den Opernhäu-sern in Zürich und Köln, an der Bayerischen Staatsoper, am Theater an der Wien und am New National Theatre Tokyo. Es folgten u.a. Debüts bei den Salzburger Festspielen, an der Wiener Staatsoper und Bastille Paris als Salome, in der 9. Sinfonie von Beethoven unter Daniel Baren-boim an der Mailänder Scala und in Chicago, konzertante Aufführun-gen als Gräfin (Figaro) und im Rosenkavalier sowie La Mort in Henzes »Floß der Medusa« unter Sir Simon Rattle in der Berliner Philharmonie, Arabella (Strauss) an der Bayerischen Staatsoper, Fiordiligi (Cosi fan tut-te) in Zürich, und an der Bayerischen Staatsoper. Im Sommer 2011 gab Camilla Nylund ihr Debüt bei den Bayreuther Festspielen als Elisabeth (Tannhäuser). Sie sang in einer Neuproduktion der »Elektra« in Amster-dam die Chrysothemis, im »Rosenkavalier« an der Mailänder Scala die Marschallin und wiederum in Amsterdam die Elisabetta in Don Carlos. Sie war als Elsa nach San Francisco und als Rusalka nach London, Barce-lona und Genf eingeladen. Zu einem besonderen persönlichen Erfolg für die Künstlerin wurde 2013 ihr Rollendebüt der Sieglinde (Walküre) an der Wiener Staatsoper, wo sie auch als Elsa in einer Neuproduktion (Lohengrin) zu erleben war. Unter Zubin Mehta sang Camilla Nylund an der Berliner Staatsoper die Salome. 2016/17 übernahm Camilla Ny-lund die Leonore (Fidelio) unter Barenboim und als Debüt die Kaiserin in »Frau Ohne Schatten« unter Zubin Mehta an der Staatsoper Berlin. An der Deutschen Oper Berlin hat sie erstmalig im »Tannhäuser« bei-de Frauenpartien Elisabeth und Venus übernommen. Im Sommer 2017 sang sie die Sieglinde (Walküre) bei den Bayreuther Festspielen.

CAMILLA NYLUNDSOPRAN

MATTHIAS GOERNEBARITON

MATTHIAS GOERNE Y Sechzig Auftritte allein von Januar bis Juni 2017 auf den bedeutendsten Opern- und Konzertbühnen sowie bei führenden Festivals in Europa, Asien und den USA – der Bariton Matthias Goerne ist so vielseitig und gefragt wie kaum ein anderer Sänger seines Stimm-fachs. Zu den Höhepunkten der laufenden Saison zählt sein Rollendebüt als Wanderer in Richard Wagners Oper »Siegfried« mit Hong Kong Phil-harmonic unter Jaap van Zweden, Liederabende mit den Pianisten Leif Ove Andsnes, Christoph Eschenbach und Markus Hinterhäuser unter an-derem in Brüssel, London, Madrid, Mailand, Paris und Seoul, gefolgt von einer Tournee mit dem Freiburger Barockorchester mit Bach-Kantaten in Göteborg, Berlin, Istanbul, Moskau und Rotterdam; Konzerte mit den Berliner Philharmonikern, der Dresdner Philharmonie, den Münchner Philharmonikern und London Philharmonic, mit dem Philadelphia Or-chestra, Chicago Symphony, Dallas Symphony, Los Angeles Philharmo-nic, San Francisco und Pittsburgh Symphony; eine Tournee mit der Säch-sischen Staatskapelle sowie Vorstellungen an der Wiener Staatsoper in den Rollen des Jochanaan (Salome) und Kurwenal (Tristan und Isolde). Bei den Salzburger Festspielen im August 2017 sang Matthias Goerne die Titelpartie in Alban Bergs Oper »Wozzeck« in einer Neuproduktion von William Kentridge, dazu einen Liederabend mit dem russischen Pianisten Daniil Trifonov. Goernes Tätigkeit ist in zahlreichen, mehrfach preisgekrönten Aufnahmen dokumentiert. Zuletzt erschienen eine Auf-nahme von Wagners »Walküre« (Rolle des Wotan), Mahler-Lieder mit BBC Symphony (Vocal Award 2017), zwei Solo-Alben mit Liedern von Brahms und Schumann sowie eine große Schubert-Edition von 12 CDs bei harmonia mundi, mit berühmten Partnern am Klavier. Matthias Goerne, gebürtiger Weimarer, studierte bei Prof. Hans-Joachim Beyer in Leipzig sowie bei Dietrich Fischer-Dieskau und Elisabeth Schwarzkopf. Er ist Ehrenmitglied der Royal Academy of Music in London.

PETER STEIN Y ist einer der bedeutendsten Schauspiel- und Opernregis-seure Europas. Er wurde 1937 in Berlin geboren und studierte Litera tur - wissenschaft und Kunstgeschichte in Frankfurt und München. Seine

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Theaterlaufbahn begann 1964 an den Münchner Kammerspielen als Assistent von Fritz Kortner. Seine erste eigene Produktion, Edward Bonds Gerettet im Jahr 1967, war ein unmittelbarer Erfolg. Bereits ein Jahr später wurde Stein infolge des Skandals, den seine kühne politische Interpretation von Peter Weiss’ Vietnam-Diskurs auslös - te, fristlos entlassen. Über Zürich kam er 1969 nach Bremen, wo er seine legendäre Inszenierung von Goethes Torquato Tasso erarbei tete. 1970 ging er nach Berlin, wo er die Schaubühne am Halleschen Ufer mitbegründet hatte und erregte dort weithin Aufmerk samkeit: Seine Bearbeitung und Inszenierung von Aischylos’ Orestie aus dem Jahr 1980 gilt als seine bedeutendste Arbeit überhaupt. Ab 1985 inszenierte er als freischaffender Gastregisseur Opern und Thea ter stücke und feierte große Erfolge mit den Tschechow-Stücken Drei Schwestern, Der Kirsch-garten und Onkel Wanja. Von 1992 bis 1997 leite te er das Schauspiel bei den Salzburger Festspielen. 2000 inszenierte Stein beide Teile von Goethes Faust für die Expo in Hannover, ungekürzt in 22 Stunden. 2007 folgte Schillers gesamte Wallenstein-Trilogie als zehnstündige Auffüh-rung mit Klaus Maria Brandauer in der Titelrolle und 2009 I  Demoni nach Dostojewski auf Steins Landsitz in San Pancrazio, eine Produktion, die anschließend auf Welttournee ging und 2010 mit dem Premio Ubu ausgezeichnet wurde. Seine jüngste Schauspielarbeit beinhaltete u.a. Sophokles’ Ödipus auf Kolonos, Becketts Das letzte Band mit Klaus Ma-ria Brandauer oder Shakespeares König Lear mit Brandauer am Wiener Burgtheater. Zu seinen Operninszenierungen der letzten Jahren zählen u.a. Bartóks Herzog Blaubarts Burg an der Mailänder Scala, Bergs Lulu in Lyon, Verdis Macbeth und Don Carlo bei den Salzburger Festspielen, Schostakowitschs Die Nase in Zürich und Aida in Moskau. Peter Stein wurde mit vielen Preisen und Auszeichnungen geehrt, darunter die Titel Commandeur de l’Ordre des Arts et des Lettres und Chevalier de la Légion d’Honneur sowie der Orden Pour le Mérite. Die Universitäten von Edinburgh, Valenciennes, Salzburg, Rom und Jena verliehen ihm die Ehrendoktorwürde. Er ist Träger des deutschen Bundesverdienstkreuzes und des Ehrenzeichens des Landes Salzburg.

PETER STEINSPRECHER

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SWR VOKALENSEMBLE Y Der Rundfunkchor des SWR gehört zu den inter-nationalen Spitzenensembles unter den Profichören. Seit siebzig Jahren widmet sich das Ensemble mit Leidenschaft und höchster sängerischer Kompetenz der exemplarischen Aufführung und Weiterentwicklung der Vokalmusik. Die instrumentale Klangkultur und die enorme stimm-liche und stilistische Flexibilität der Sängerinnen und Sänger sind ein-zigartig und faszinieren nicht nur das Publikum in den internationalen Konzertsälen, sondern auch die Komponisten. Seit 1946 hat der SWR jährlich mehrere Kompositionsaufträge für seinen Chor vergeben. Über 250 neue Chorwerke hat das Ensemble uraufgeführt und dabei häufig das Unmögliche möglich und das Undenkbare denkbar gemacht. Ne-ben der zeitgenössischen Musik widmet sich das SWR Vokalensemble vor allem den anspruchsvollen Chorwerken der Romantik und der klas-sischen Moderne.

Künstlerischer Leiter ist seit 2003 Marcus Creed. Unter seiner Leitung wurde das SWR Vokalensemble für seine kammermusikalische Inter-pretationskultur und seine stilsicheren Interpretationen vielfach aus-gezeichnet, unter anderem viermal mit dem Echo Klassik.

Seine Leidenschaft für die Neue Vokalmusik gibt das SWR Vokalensem-ble in seiner Akademie, seinen Patenchor-und Schulprojekten sowie ei-gens konzipierten Kinder-und Jugendkonzerten weiter. Für die Qualität seiner Musikvermittlungsarbeit wurde es mehrfach ausgezeichnet, u.a. mit dem »Junge-Ohren-Preis«, dem »Echo Klassik für Kinder« und dem Medienpreis »Leopold«.

CHOREINSTUDIERUNG: FLORIAN BENFER Y Der Sänger und Dirigent ist Künstlerischer Leiter des Stockholmer Kammerchores, des Deut-schen  Jugendkammerchores und des von ihm gegründeten ARTON Ensembles. 2016 wurde ihm die Johannes-Norrby-Medaille verliehen in Anerkennung seiner Arbeit als Chordirigent und Verdienste um die schwedische Chormusik.

WDR RUNDFUNKCHOR Y Er ist ein Profi-Ensemble mit 44 Sängerinnen und Sängern. Seine Heimat ist das WDR Funkhaus in Köln. Das Spektrum reicht von der Musik des Mittelalters bis zu zeitgenössischen Komposi-tionen. Der WDR Rundfunkchor singt A cappella-Konzerte, sinfonische Orchesterwerke, solistisch besetzte Vokal-Musik und Film- und Compu-terspielemusik, Oper und zeitgenössische Experiment-Kompositionen. Mehr als 150 Ur- und Erstaufführungen zeichnen das bisherige Pro-gramm aus. Die letzte außergewöhnliche Zusammenarbeit war mit Mar-tin Schläpfers Ballett-Company an der Deutschen Oper am Rhein in der Uraufführung von Adriana Hölszkys »Deep Field«. Der WDR Rundfunk-chor ist in steter Bewegung, dringt in neue Räume vor, sucht engagiert nach Herausforderungen und bringt Partituren größter Schwierigkeits-grade zum Klingen. Die Freude an Chormusik und die Einladung an alle Menschen zum Singen ist dem Chor ein Anliegen und gehört gleicherma-ßen zum Aufgabenspektrum wie auch die Kinder- und Familienkonzerte.

In den letzten Jahrzehnten begleiteten Bernhard Zimmermann, Her-bert Schernus, Helmuth Froschauer, Anton Marik und Rupert Huber den WDR Rundfunkchor als Chefdirigenten. Seit der Saison 2014/2015 hat Stefan Parkman diese Funktion inne.

Den Echo Klassik erhielt der WDR Rundfunkchor für Görgy Ligetis »Re-quiem« und Maurice Ravels »Daphnis und Chloé«. Die im Januar 2016 ver-öffentlichte CD von Rachmaninows »Ganznächtliche Vigil op. 37« ist auch als inszenierte Filmproduktion vom WDR Fernsehen umgesetzt worden.

CHOREINSTUDIERUNG: ROBERT BLANK Y Seit Herbst 2013 hat er die Chor-leiterstelle beim WDR Rundfunkchor inne und ist schwerpunktmäßig für die Einstudierungen des Chores verantwortlich. Robert Blank ist Gründer und erster Vorsitzender der Chorakademie des WDR Rund-funkchores e.V., die sich der Förderung des professionellen Chorsän-ger-Nachwuchses in Kooperation mit den Hochschulen des Landes Nordrhein-Westfalen widmet.

FREIBURGER DOMSINGKNABEN Y Schon im 13. Jahrhundert gab es in Frei-burg eine Lateinschule, zu deren wichtigster Aufgabe die Ausbildung des Sängernachwuchses für die Münstermusik gehörte. Nach der Auf-lösung in der Zeit des Nationalsozialismus gründete der damalige Dom-kapellmeister Dr. Raimund Hug die Domsingknaben Allerheiligen 1970 neu. Seit dieser Zeit ist die Aufgabe der Domsingknaben die musikali-sche Gestaltung der Gottesdienste im Freiburger Münster im Wechsel mit den anderen Chorformationen der Freiburger Dommusik. Momen-tan wirken etwa 160 Knaben und Männer in den Chören der Freiburger Domsingknaben mit. Herausragende Höhepunkte der letzten Jahre un-ter der Leitung von Domkapellmeister Boris Böhmann waren Konzer-treisen nach Australien, Japan und Südamerika, ebenso Reisen in die Schweiz, nach Südtirol, Italien, Westfalen, Bayern, Pfalz, Schleswig-Hol-stein und ins Rheinland. Der Chor pflegt die Literatur aller Musik-epochen von der Gregorianik bis zur zeitgenössischen Chormusik (u.a. Uraufführungen von Auftragskompositionen). Mehrere CD-Produktio-nen (Bach: Messe h-Moll, Johannespassion und Weihnachtsoratorium; Mozart: Requiem; Fauré: Requiem; »Freiburger Domsingknaben live in Gottesdienst und Konzert« u. a.) liegen mit den Domsingknaben vor. In den Freiburger Münsterkonzerten und in der Reihe »ChorRaumMüns-ter« sind die Freiburger Domsingknaben regelmäßig zu hören, ebenso werden sie gern zu sinfonischen und oratorischen Werken eingeladen. Ein besonderes Erlebnis war die Gestaltung der Gottesdienste mit Papst Benedikt XVI. im Freiburger Münster und auf dem Flughafen Freiburg bei dessen Deutschlandbesuch im September 2011.

CHOREINSTUDIERUNG: BORIS BÖHMANN Y Wurde 2003 als Domkapell-meister und Leiter der Domsingschule an das Freiburger Münster be-rufen, wo er die Domsingknaben, den Domchor, die Domkapelle und die Choralschola an der Freiburger Kathedrale leitet. Er unterrichtet seit 2006 im Lehrauftrag Kinderchorleitung an der Hochschule für Musik Freiburg und seit 2015 Kirchenmusik an der Theologischen Fakultät der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

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PETER EÖTVÖS Y Als Komponist, Dirigent und Lehrer verbindet Peter Eöt-vös alle drei Rollen in einer Laufbahn, mit der er sich höchstes Ansehen erworben hat. Seine Musik wird weltweit regelmäßig von Orchestern, Ensembles für Neue Musik und bei Festivals gespielt. Als Komponist und Dirigent leitet er in Städten auf der ganzen Welt Projekte, die sich seinem Œuvre widmen. Mit den Opern Senza Sangue, Paradise Reloa-ded (Lilith), Love and Other Demons, Angels in America und Der golde-ne Drache knüpfte er an seinen Repertoirerenner, die bahnbrechende Oper Drei Schwestern an, indem die Anzahl der Neuinszenierungen stetig steigt. In den vergangenen Jahren gehörten zu Eötvös’ am meis-ten beachteten Kompositionen das von den Berliner Philharmonikern uraufgeführte Cello Concerto Grosso, das 2. Violinkonzert DoReMi und Speaking Drums für Schlagzeug und Orchester. In der Spielzeit 2016/17 wurden verschiedene Werke uraufgeführt, darunter das großangelegte oratorische Werk Halleluja–Oratorium balbulum von den Wiener Phil-harmonikern unter der Leitung von Daniel Harding bei den Salzburger Festspielen, The Sirens Cycle für Sopran und Streichquartett, Dialog mit Mozart – Da Capo als Auftragswerk des Mozarteumorchesters Salzburg, sowie Alle Vittime Senza Nome, ein instrumentales Requiem, das im Auftrag von vier führenden italienischen Orchestern entstand. Im Ok-tober 2017 brachte Peter Eötvös mit dem Königlichen Concertgebouw-orchester Amsterdam sein neuestes Werk in der Hamburger Elbphilhar-monie zur Uraufführung – Multiversum für Orgel, Hammond-Orgel und Orchester.

Von 1985 bis 2011 hatte Peter Eötvös exponierte Positionen inne beim Radio-Kammerorchester Hilversum, dem BBC Symphony Orchestra, den Göteborger Symphonikern, dem Festival-Orchester Budapest, dem Ra-dio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR und dem Radio-Symphonie-orchester Wien. Während der Saison 2017/18 leitet Peter Eötvös ver-schiedene Programme mit seiner Musik und Klassikern des 20. und 21. Jahrhunderts. Zu den Höhepunkten gehören Auftritte mit dem König-lichen Concertgebouworchester Amsterdam, dem SWR Symphonieor-

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Dirigenten von Weltrang wie Christoph Eschenbach, David Zinman, Pe-ter Eötvös, Ingo Metzmacher, Philippe Herreweghe, David Afkham und Jakub Hrůša haben mit dem SWR Symphonieorchester gearbeitet, in der Saison 2017/18 kommen u. a. Teodor Currentzis, Herbert Blomstedt, Omer Meir Wellber und Osmo Vänskä hinzu. Unter den hochkarätigen Solisten, die beim SWR Symphonieorchester gastieren und gastiert ha-ben, finden sich u. a. Tzimon Barto, Gil Shaham, Matthias Goerne, Patri-cia Kopatchinskaja, Martin Grubinger, Renaud Capuçon, Thomas Zehet-mair, Fazil Say und Julia Fischer.

Neben zahlreichen Auftritten in den SWR-eigenen Konzertreihen in Stuttgart, Freiburg und Mannheim ist das SWR Symphonieorchester bei den Donaueschinger Musiktagen und den Schwetzinger Festspielen präsent. Einladungen führten das SWR Symphonieorchester u. a. nach Madrid, München, Barcelona, Edinburgh, Basel, Tallin, Tampere und Warschau, zum Rheingau Musik Festival, zum Heidelberger Frühling und zum Festival Acht Brücken in Köln. Höhepunkte der Saison 2017/18 sind u. a. Auftritte in der Elbphilharmonie Hamburg und beim Musik-fest Berlin, Gastkonzerte in Salzburg, Antwerpen, Essen und Vaduz so-wie eine mehrtägige Residenz im Konzerthaus Dortmund.

chester, dem Orchestre de la Suisse Romande, dem hr-Sinfonieorchester (im Rahmen einer auf drei Jahre angelegten Kooperation), dem Orche-stra Sinfonica Nazionale della RAI, dem Seoul Philharmonic Orchestra, dem Ensemble Intercontemporain und dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks. Weitere Höhepunkte im Opernbereich bieten Aufführungen von Senza Sangue im Hackney Empire in London und eine Neuinszenierung dieser Oper in Budapest. Die Opernhäuser in Frei-burg und Münster präsentieren Anfang 2018 Angels in America.

SWR SYMPHONIEORCHESTER Y Das SWR Symphonieorchester geht her-vor aus der Zusammenführung des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR und des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg im September 2016. Das SWR Symphonieorchester ist zwar noch neu, es hat aber dennoch bereits Musikgeschichte geschrieben. Die bedeu-tenden Traditionslinien aus den beiden Vorgänger-Ensembles kommen in ihm überein. Teodor Currentzis ist designierter Chefdirigent des SWR Symphonieorchesters, mit Beginn der Spielzeit 2018/19 wird er diese Position übernehmen.

Seit der Gründung 1945/46 formten profilierte Chefdirigenten die SWR-Or-chester: In Baden-Baden/Freiburg waren es Hans Rosbaud, Ernest Bour, Michael Gielen, Sylvain Cambreling und François-Xavier Roth, in Stuttgart Hans Müller-Kray, Sergiu Celibidache, Sir Neville Marriner, Gianluigi Gel-metti, Georges Prêtre, Sir Roger Norrington und Stéphane Denève.

Zum Profil des SWR Symphonieorchesters gehören neben der Neuen Musik die sinfonische Orchesterliteratur vorangegangener Epochen sowie Interpretationsansätze aus der historisch informierten Auffüh-rungspraxis. Die Vermittlung anspruchsvoller Musik an alle Altersstu-fen und Publikumsschichten ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen.

TROMPETEThomas Hammes *Johannes Sonder-mann Falko Schob

POSAUNEAndreas Kraft *Tobias Burgelin *Mayumi Shimizu * Frank Szathmáry- Filipitsch Florian MetzgerMatthias Gromer

TUBAJürgen Wirth *Werner Götze *Dorian Kraft

PAUKEJochen Brenner *

SCHLAGZEUGMartin Rosenthal Franz Lang Robert Kette Franz Bach Jochen Schorer Markus MaierNico Wolbert **Alexej BröseMartin Deufel Manuel KrötzMalte RettbergKlaus Motzet

HARFEUrsula Eisert *Julia Weißbarth

KLAVIERChristoph Grund

E-ORGELKlaus Steffes- Holländer

E-GITARREAdrian Pereyra

E-BASSGregor Holzapfel

* Solo/Stimmführer** Volontäre

Stand: 30. Oktober 2017

1. VIOLINE Christian Ostertag - Konzertmeister

Vivica Percy Alexander Knaak Ines Then-Bergh Stefan BornscheuerFelix Borel

2. VIOLINEDavid Maurer *Joo-Wha Yoo Harald E. Paul Margaret MacDuffieMatthias FischerKarin Adler

VIOLAJean-Eric Soucy *Raphael Sachs Christina NicolaiEsther PrzybylskiGro JohannessenNicole NagelJakob LustigDorothea Funk

VIOLONCELLOFrank-Michael Guth-mann *Hendrik Then-Bergh Rahel Krämer Thomas NicolaiDita LammerseUlrike Hofmann

KONTRABASSSebastian Breiden-stein * Axel Schwesig Bertram EppingerPeter Hecking

FLÖTETatjana Ruhland *Christina SingerAnne RomeisMagnus Mihm **

OBOEAlexander Ott *Annette SchützFlorian HaselKatrin Stüble

KLARINETTESebastian Manz *Karl-Theo AdlerKurt BergerAnton Hollich

FAGOTTEckart Hübner * Paul-Gerhard Leihen-sederAngela Bergmann

HORNJoachim Bänsch *Thomas Flender Benno Trautmann Horst Ziegler Josef Weissteiner

ORCHESTERBESETZUNG HENZE: FLOẞ DER MEDUSA

STUTTGARTER FÖRDERVEREIN DES SWR SYMPHONIEORCHESTERS

Liebe Konzertbesucher,

der Stuttgarter Förderverein des SWR Symphonieorchesters zählt gemein-sam mit den Orchesterfreunden in Freiburg zu den großen und attraktiven Fördergemeinschaften ihrer Art in Deutschland. Seit der Gründung unter-stützten die Freunde und Förderer mit über einer Millionen Euro viele Pro-jekte. Auch für die Zukunft haben wir große Pläne – am besten gemeinsam mit Ihnen. Daher laden wir Sie ein, uns am Stand im Foyer zu besuchen. An den Konzertabenden finden Sie uns dort schon ab 18.30 Uhr. In der Kon-zertpause treffen wir uns zusätzlich auf der Galerie im Liederhallenfoyer.

Jahrzehnte großartiger Klangkultur auf höchstem Niveau schufen eine enge Bindung unseres Fördervereins mit dem Radio-Sinfonieorchester Stuttgart des SWR. Daran wird sich nun mit dem SWR Symphonieorches-ter nichts ändern. Der Wunsch, die Musikerinnen und Musiker in ihrer Ar-beit aktiv zu unterstützen, ist ungebrochen. Der Freundeskreis des SWR Symphonieorchesters möchte seinem Orchester nahe sein. Dies gilt auch nach der Zusammenführung des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR und des SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg.

Entstanden ist eine große und herzliche Gemeinschaft von Konzert- und Orchesterfreunden, die in vielen Begegnungen den Austausch unterein-ander und mit dem Orchester pflegen. In diesem breiten Zuspruch spie-gelt sich auch die Attraktivität der Angebote für Mitglieder der Freunde und Förderer des SWR Symphonieorchesters wider.

Gerne laden wir Sie ein, eine Mitgliedschaft in unserem Förderverein zu prü-fen. Mit einem Jahresbeitrag von 45,– € für eine Einzel- oder 70,– € für eine Doppelmitgliedschaft sind Sie dabei. Auf unserer Website www.swr-so-foer-derverein.de können Sie sich über die Vorteile einer Mitgliedschaft infor-mieren. Oder Sie kontaktieren unsere Geschäftsstelle diesbezüglich unter Tel. 0711/929-12036 oder E-Mail [email protected]

Wir freuen uns auf Sie!

FREIBURGER FREUNDE UND FÖRDERER DES SWR SYMPHONIEORCHESTERS

Liebe Musikfreunde,

die erste Konzertsaison war für das SWR Symphonieorchester, aber auch für uns Konzertbesucher ein Neuanfang. Der Freundeskreis des bisherigen SWR Sinfonieorchesters Baden-Baden und Freiburg hat mit großer Mehr-heit beschlossen, diesen Neuanfang im Interesse der Musikfreunde aus Freiburg und dem weiteren Umland engagiert zu begleiten und mit aller Kraft zu unterstützen.

In der angepassten Satzung unseres Vereins heißt es daher, dass wir allge-mein und projektbezogen die »kulturellen Aufgaben des SWR Symphonie-orchesters in Freiburg und der Region« unterstützen und fördern wollen. Unterstützung des Orchesters und aller seiner Mitglieder bedeutet für uns, durch starken gesellschaftlichen Rückhalt dazu beizutragen, dass sie ihren kulturellen Auftrag unter bestmöglichen Bedingungen erfüllen kön-nen. Dies umfasst die äußeren Bedingungen wie Proben- und Überäume genauso wie die Suche nach neuen Gemeinsamkeiten, sei es in der Kultur des täglichen Miteinanders, bei der Erarbeitung eines neuen Orchester-klangs oder bei der Suche nach einem künftigen Programmprofil.

Dabei stehen für uns die Aktivitäten des Orchesters in Freiburg und Um-gebung immer und eindeutig im Vordergrund: für ein anregendes, viel-fältiges Konzertprogramm und für eine engagierte Jugendarbeit. Damit wollen wir Freiburg als zweite Heimat des Orchesters stärken und dazu beitragen, dass die Stadt auch künftig ein musikalisches Zentrum von überregionaler Bedeutung bleibt.

Wir laden Sie daher sehr herzlich ein, Mitglied der »Freiburger Freunde und Förderer des SWR Symphonieorchesters« zu werden. Bitte informie-ren Sie sich über die Vorzüge einer Mitgliedschaft auf unserer Webseite www.freunde-swr-so.de oder rufen Sie uns an unter Tel. 0176/98280147.

Wir brauchen Sie!

ABO-KONZERTDO 14. DEZEMBER 2017, 19.30 UHRMANNHEIM, ROSENGARTEN18.30 UHR KONZERTEINFÜH-RUNG

FR 15. DEZEMBER 2017, 20 UHR FREIBURG, KONZERTHAUS19 UHR KONZERTEINFÜHRUNG

SA 16. DEZEMBER 2017, 19 UHR KARLSRUHE, BADISCHES STAATSTHEATER

Arvo Pärt Cantus in Memory of Benjamin Britten. Für Streichorchester und eine GlockeKalevi Aho Sieidi. Konzert für Schlagwerk und OrchesterJean Sibelius Sinfonie Nr. 2 D-Dur op. 43

Martin Grubinger, SchlagzeugSWR SymphonieorchesterDirigent: Osmo Vänskä

ABO-KONZERTDO 18., FR 19. JANUAR 2018, 20 UHRSTUTTGART, LIEDERHALLE19 UHR KONZERTEINFÜHRUNGY Fr Live-Videostream auf SWRClassic.de ABO-KONZERT PLUS SO 21. JANUAR 2018, 19 UHRFREIBURG, KONZERTHAUS18 UHR KONZERTEINFÜHRUNG

Anton Bruckner Sinfonie Nr. 9 d-Moll WAB 109György LigetiLontano für großes Orchester

SWR SymphonieorchesterDirigent: Teodor Currentzis

PROGRAMMVORSCHAU

GASTKONZERTFR 17. NOVEMBER 2017, 20 UHRHAMBURG, ELBPHILHARMONIE 19 UHR KONZERTEINFÜHRUNG

DAS FLOẞ DER MEDUSA

Elfriede JelinekAuszüge aus »Die Schutzbefoh-lenen, Coda« und »Die Schutzbefohlenen«, gelesen von Peter Stein

Hans Werner HenzeDas Floß der MedusaOratorium für Sopran, Bariton, Sprechstimme, gemischten Chor, Knabenstimmen und Orchester (Fassung 1990)

Camilla Nylund, SopranMatthias Goerne, BaritonPeter Stein, SprecherSWR VokalensembleWDR RundfunkchorFreiburger DomsingknabenSWR SymphonieorchesterDirigent: Peter Eötvös

Koproduktion mit Elbphilharmonie Hamburg

LINIE ZWEISO 10. DEZEMBER 2017, 21 UHR FREIBURG, E-WERK

WOHIN?Auswege in die Musik von Schubert und Kurtág

Ein komponiertes Kammermusik-programm von Christoph Grund

Franz SchubertLieder in Instrumentalbearbeitun-gen von Christoph Grund György KurtágAusgewählte Kammermusikwerke

Mitglieder des SWR Symphonie-orchesters

HÖREN OHNE GRENZEN MUSIK MIT LIVE-ELEKTRONIKWWW.SWR.DE/EXPERIMENTALSTUDIO

AZ-Experimentalstudio-125x175mm.indd 1 14.12.16 15:54

IMPRESSUM

Dr. Johannes Bultmann Künstlerischer Gesamtleiter Klangkörper und FestivalsFelix Fischer, Reinhard Oechsler Orchestermanagement · Kerstin Gebel Redaktion · Henrik Hoffmann, Chariklia Michel Mitarbeit

Kommunikation SWR Classic · Bettina Greeff Produktion Johannes Braig Gestaltung

Sämtliche Texte sind Originalbeiträge für dieses ProgrammheftGelesene Textauszüge von Elfriede Jelinek mit freundlicher Genehmigung des Rowohlt Verlages

GO Druck, Kirchheim unter Teck

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