Peter Pörtner 60 Verbotene Korrekturen an Der Apokalypse Und Ihren Enkeln. Auch - Apophthegmata IX

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    g ^6?>-?P !"#$# , hat hier seinen Ort. Denn durch einen Zimzum des Lichtes und seine Ver-ringerung war die Mglichkeit fr die Entstehung und Offenbarung des Gefes geschaffen.Denn wenn das Licht berhand nimmt, wird das Gef wegen seiner geringen Kraft, das star-ke und groe Licht aufzunehmen, aufgelst. Es bedarf also zuerst eines Zimzum und einerVerringerung des Lichtes, und dadurch wird die Existenz des Gefes offenbart. (Ez ha-Haj- jim, Schaar)

    9 Frage an die wirklichen Hardliner unter den Logikern: Kann es herrliche Gedanken geben?Verklrte, also transfigurierte? Wenn es, aber, verklrte Gedanken gibt, was waren sie dannvorher?

    10 Durch Querkraft verdrehterChronos . - ...da wir die Zeit, die doch gar kein Gegenstanduerer Anschauung ist, uns nicht anders vorstellig machen knnen, als unter dem Bilde ei-ner Linie, sofern wir sie ziehen (Kant) Was bedeutet es dann, einen Schlussstrich zu zie-hen? Eine Torsion herauszufordern? Durch eine Art chrono-dynamische Divergenz, wie du esnennen knntest?

    11 Im Kosmos gibt es nur Alltag. Der Kosmos kann nicht feiern. - Er darf nicht. Er kann sichnicht selbst an einen Herkules delegieren.

    12 Anti-Rolex et al. - Im Kosmos braucht eine Uhr weder Ziffern noch Zeiger. Wenigstensdas ist von Vorteil. Und dokumentiert wie, galaktisch gesehen, absurd die geschmacklose Lie- be zu teuren geschmacklosen Uhren ist.

    13 Derrida-Paraphrase. - Das Datum unterscheidet und betrifft einen Ort, es ist eineSitu-ation (Derrida) Das Gegebene, also, schafft die Situation, in der es sich unterscheidet,indem es unterscheidet.

    17 Rilke-Paraphrase - Das Innere umsteht uns in jedem Jetzt und an jeder Stelle als ge-bteste Ferne, als eine andre Seite der Luft und bleibt, von Moment zu Moment und run-dum, makellos, wie es schon immer war, eben nicht mehr bewohnbar.

    18 Portrait-Skizze einer gewissen Art der Geworfen- und Fixiertheit. - Das Innere umsteht unswie ein unfertiger Babelturm. Erbaut aus den Steinen der Worte und dem Zement des Den-kens - lateres pro saxis et bitumen pro caemento - ; die genetische Schilderung ist ziemendgenau. - So stehen wir, also, eingemauert ins Unbewohnbare unseres Inneren. Auch das eineSituations-Beschreibung.

    19 De causis corruptiae eloquentiae . Wenn es um Ornamente geht, sind Tugend und Lasternie weit auseinander. (Quintilian) - Sprache im Alltags- und Straenkleid, jedoch, verfhrtnicht. Was an der Sprache verfhrt, ist ihre Verkleidung, ihre kunstvoll bemessene Alteritt,der freilich Grenzen gesetzt sind; wie dem Einsatz der Schminke berhaupt. Daraus beziehtdie Rhetorik, als Lehre, ihren Sinn: Sie klrt auf ber das notwendige Ma der Beschrnkung,die verhindert, dass die Worte nicht dastehen wie eine Horde von Clowns,ill executed .

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    20 Hlderlins groer und zynischer Trostgedanke, wenn wir ihn so wenden drfen, dassRaum und Zeit, in ihrer Gnade, dem Leiden sein uerstes Ma setzen. In der uerstenGrnze des Leidens bestehet nemlich nichts mehr, als die Bedingung der Zeit oder desRaums.

    21 Seltsames Deutsch. - Vergehen, verwesen, verwehen, verkrpern; alles Formen prgnanterPrsenz. Was wre der Mensch, also auch ich, gern? Ein Groer Zampano derGegenwarts-manipulation . Ein Zauberer, wie Christus, der sagen kann: Hier ist es! Hier habt ihr es! Nehmt mich und es nur hin!

    22 Narzissmus ist zweifellos die rigideste, - trotz der kleinen Quelle - gleichsam trockene,Form der Sublimation des Begehrens. - Wenn das Begehren sich, aber, erfolgreich gegen dieErfllung immunisiert, kann es die Enttuschung, immerhin, mit einem triumphierenden Ach-selzucken heimschicken. Das ist nicht wenig.

    23 Oratio imago animi . Rhetorische Vergehen: vergeudetes Laubwerk der Zeichen; Ornatam falschen Ort. Dislozierte Raffinesse. Trichter Exzess. Etc.

    24 . - Er stand da, wie ein Fremder; in seinem eigenen Schatten; ein Produkt seinerEigenreibung, wie die Physik es nennt.

    25 Ja, wie kommt - bisweilen das Gefhl zustande, dass man eine Person vor sich zu haben glaubt, von der man berdies glaubt, dassman sich mit ihr versteht . Dieser Satz legt nahezunahe, zu glauben, dasses im Grunde - unmglich ist; und eben deshalb die Form dieses Sa-tzes, also Ersatzes, annimmt.

    26 Wobei dennoch viele Personen , im Sinne einesconfide tibi ipsi , glauben, dass die Erfah-rung dieses Gefhls, die sie bisweilen zumachen sich ein-bilden, also imaginieren, -gleichsam erfahrungs gem - dem nahekommt, was sie sich unterGlck vorzustellen meinen.(Kmmerliche Brocken des Paradieses) So bescheiden sind sie geworden. - - Dies ist nichtals eine Kritik der gerade kurrenten Einbildungs- und Urteilkraft gedacht. Eher erkenntnis-theoretisch.

    27 Was stiftet die Identitt eines Selfies ? All die Objekte (Seufzerbrcke, Eiffelturm, dieKuppel berm Bundestag, die Nachttischlampe, etc.), die selbst - nicht angeschaut werden,aber mit aufs Bild mssen . Weil die Ortsbestimmung, das wissen die korpo-realendigits , dienoch auslsen mssen, der letzte, tote und verbleibende Sinn ist.

    28 Eine offenherzige Zeit- und Kultur-Kritik: Diecamera abscura ist, so gesehen, ein Sarg;Mausoleum wre zu viel gesagt. - Whrend Baudelaire noch sagen konnte, Photographienseien Licht-Gefngnisse, mssen wir zugeben, dass das Licht heute auf den Bildern ver-endet.Milliardenfach, vielleicht noch nur stndlich.

    29 Schafe knnen sicher weiden . - Heilige Stunde der Rast, - ...they hit from out oft the blue... und jetzt blaut es auch ber mir, durchs Gestnge, durchs Gestell; und die Zeit tutso, das ist grozgig von ihr, als wre sie eine alte Vertraute, die sich in- und umwendet, undeine Hand, als halbes Megaphon, am Mund, mit einem Blick, als sagte sie etwas Bedeutendes,zugleich aber auch als Botschafterin der traurigen Ordnung, nun wirklich tatschlich sagt: hicest nunc! Aber ich kann nicht springen, wie einstmals auf Rhodos. Aber kann auch nichtstehen im zuckenden Jetzt; auf den Dornenspitzen des Ginsters, nicht mitfeiern beim Sabbath-Gelage. Stechende Ruhlosigkeit. Auch ber mir blaut es jetzt; ziemlich himmlisch.

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    30 Die definierte Pause (Eggebrecht), die Engel regnen lsst. Waswill das Zwitschern, wiedas Leben? Nicht aufhren. Es will die endlose Lockung. Es will endlos gehrt und em- pfangen werden.

    31 Nimmt nicht alles, so wie es ist, nur teil am Allgemeinen, dem Nicht-aufhren-Wollen; teilam endlosen Hin-Hren. -

    32 Das ist nichts Geringes. - Wir mssen erkennen lernen. Denkt an Delphi! Das berliefer-te Leder, der mrbe Lumpen, das Herz, muss auf sich lauern; und tut dies am angemessen-sten, nicht wahr, indem es sich auflauert , und

    33 Wegwerfen, heit es, sei leichter als loslassen. Deswegen, heit es, sollen die Kinder es,das Wegwerfen, auch frher knnen, als das Loslassen. Mrtyrer machen daraus ihr Motiv.

    34 Toxische Doxa. Wasmeint der anderes , der immer wieder sagt: Sprache meint das Un-sagbare, Musik meint das Unhrbare, das Bild meint das Unsichtbare, das Denken meint dasAndere der Schpfung., ihren Rcken, ihre Rckseite, ihre posteriora, ihr Jenseits, was meintder anderes als Ja, sieh mal einer an! Eine Aufforderung, also, die es in sich hat.

    35 Versuche, die Musik als Raum zu erfahren und die Kathedrale als Zeit. Dann hre dieMusik der Steine, der Wnde. Und wandere durchs wohltemperierte Lichtgewlbe der Fugen.Und wenn sich deine Sinne dann wunderbar fgen, sei zufrieden.

    36 Der Rhythmus ist die universale Art des Bleibens; in der sich das gespannte Nichts derSynkopebesttigt und verstndigt als Sein.

    37 Der Grundsinn allen seins-mig Gegebenen ist Ratifikation. Als Zuwendung an und aufsich selbst. Dadurch und dabeibleibt es .

    38 Das knnte, also, heien, dass das eigentlich Sinnstiftende, allgemein, dasOstinato ist. DerStarrsinn von Zeit und Sein. Wie die Musik ihn vielgestaltig illustriert; und sei es alsriff odergar vamp . Alleweil bndig beschreibbar als obstinates Flickwerk.

    39 Logos, Harmonie, Rhythmus. Aristoteles war ein verdammt guter Beobachter. Logos,das alles Durchfgende; Harmonie - seine Art der Passform, Rhythmus seine Art derBewahrung.

    40 Funkelnagelneues vorsokratisches Fragment, aus dem sehr frhen Grichischen. Ein Nichts nihil besttigt confirmat - das andere aliud (eius?) - als Seyn esse - (Ken-ousias Philodoxeles) In diesem Sinne sind wir auch, leiblich gewendet: uns selbst zu eigengeborgte Fremdkrper. Die Vorstellung eines Doppelgngers ist nichts anderes als diesenach auen projizierte Unheimlichkeit; Projektion, also, einer Selbstfremde in eine Fremd-selbst. Oder vielleicht doch einer Eigenfremde in eines Fremdfremde.

    41 Seulement une rvocation peut avoir lieu . Jedes Wiederfinden ist Widerfinden in orderto avoid -. Jedes Statthaben ist ein Anstatthaben. Etc. In jedem Fall aber ein Hochfrequenz-handel. Eine Nanosekunde ist im Vergleich mindestens eine Ewigkeit.

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    42 Das erschreckend Faszinierende an der Eschatologie ist ihre Eindeutigkeit, ihre unerbittli-che Unilinearitt. Die Menschen scheinen es zu lieben, wenn es nur geradeaus geht. Wohinauch immer. Das ist nicht der Punkt.

    43 Der Haken liegt, wie immer, in der Zeitlichkeit des Konzepts der berzeitlichkeit. Hier

    wre Empfngnisverhtung angeraten gewesen.44 Was ist der eigentliche Sinn des Augustinischen si nemo a me quaerat, scio, si querantiexplicere velim, nescio? Dass du nach dem Wissen nicht fragen sollst. Aber das kennen wir ja schon aus Eden. -

    45 Den Teufel soll man nur mit Lindenbast binden knnen. Den jeweiligen Ehepartner auch.Ein Lindenblatt, freilich, hat Siegfried geschadet.

    46 Leben. Dieses rtselhafte Hindurchschweben durch die gegebenen, ja aufgedrngten For-men. - Algorithmus ohne Zielvereinbarung.

    47 Crutch metamorphosis (D. Leader). - Die Hand (der Kleinkinder) lernt leichter zu greifenals loszulassen. Und das vergessen wir unser ganzes Leben lang nicht.

    48 Ordinrer Kaffee, Cappuccino, Espresso, oder Doppio: Seins-entscheidend. Nur zuhanden(im Sinne Heideggers) muss er sein.

    49 Eine Lsung lge darin, die Faust zu ffnen. Das fllt sehr schwer, und wre deswegen soheilsam. Es wrde das Sein betren.

    50 Sinnlosigkeit, so an sich, ist nicht schlimm, sozusagen. - Nur die manifeste und kapitaleSinnlosigkeit ist schlimm; wie knntest du es anders ausdrcken!

    51 Here we are . Der nur wie? - aber absolut bedingte Zufall. Was in unseren Herzenmandert, das sind die Schatten der Welt.

    52 Der grte Verlust ist, den Verlust nicht zu bemerken.

    53 Der fundamentale metaphysische Witz hat noch immer die Form eines Imperativs:Lasses sein!

    54 Wenn Libussa tanzt, in der Tanzlinde, dann tut sie es auf einem Tanzboden aus heiligemHolz.

    55 Begehren; mehr kannst du nicht gewinnen.

    56 Aber auch in den toten Augen der Marionetten brennen sie, die Sterne, weiter. Lodernderals je. Legt ihnen doch keiner mehr die Hand auf die Stirn. - Verlassen von ihren Mario-nettistes fehlt ihnen der Impuls in den Nerven und Gliedern. Mais ses yeux brlent ; vernehm-lich, clairemant .

    57 Kosmos, das ist auch das Dumpfe der Girlande. Vielleicht liegt das Versagen der Ordnung

    (von der Karl Kraus spricht) an ihrer fraktalen Lageweile.

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    58 Das Ende wird sich zunchst einmal auszeichnen als etwas, das angefangen habenwird.

    59 Front Running am Ende der Welt. Erlsung bedeutet: DieWelt , im richtigen Moment,am richtigen Ort, weg zu pusten - als wr sie eine Pusteblume. - Ist die doch, wie ja auch derMensch, nur Atem Gottes, rach,!"# , wie das Gercht sagt. So liee sich die Welt als ein

    Agon des Atems mit und gegen sich selbst beschreiben; gleichsam als kosmische Atem- Not und -Notwendigkeit . berhaupt scheint sich Hegel das so vorgestellt zu haben.

    !" Es ist, als htte der Bl itz, einfahrend in die Tiefe beim Auge, die Sterne des Gesichts mit indie Tiefe gerissen und sie dort verbrannt

    (Max Picard, ber Hlderlins sptes Gesicht (Gedicht?), in: Das Menschengesicht , 1929; hierzitiert nach H. Bahr)

    PS: Schn ist es, wenn die Wrter einen packen, wegtragen und absetzen an einem Ort, dereinem fremd ist - und sich dann, nicht pltzlich, so wie bei einem Erwachen, auftut.

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    PPS: Verweilung, auch am Vertrautesten nicht,Ist uns gegeben; aus den erfllten

    Bildern strzt der Geist zu pltzlich zu fllenden; SeenSind erst im Ewigen. Hier ist Fallen

    Das Tchtigste. Aus dem gekonnten Gefhlberfallen hinab ins geahndete, weiter.

    (Rilke, An Hlderlin )