Pfarrblatt Ostern 2007 - Dompfarre St. Stephan · 2013-06-21 · 4 Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan...

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65. Jahrgang · Nr. 2 · Herbst 2010 Pfarrblatt Zeit mit Gott Thema: Beten. Innehalten. Gott im Leben entdecken. Aus der Dompfarre: „Wie ein Wunder“– Über den Steffl-Kirtag und die Missionswoche in St. Stephan Heilige im Dom: Thérèse von Lisieux Ein- und Ausblicke: „Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder…“

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65. Jahrgang · Nr. 2 · Herbst 2010

Pfarrblatt

Zeit mit Gott

Thema: Beten. Innehalten. Gott im Leben entdecken.Aus der Dompfarre: „Wie ein Wunder“–Über den Steffl-Kirtag und die Missionswoche in St. StephanHeilige im Dom: Thérèse von Lisieux Ein- und Ausblicke: „Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder…“

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„Zeit mit Gott. Beten. Innehalten. Gott imLeben entdecken“ – eigentlich ein gera-dezu prädestiniertes Thema für ein Som-mer-Pfarrblatt. Im Sommer, in der Ur-laubszeit haben die meisten Menschendoch ein wenig mehr Zeit: Zeit für die Fa-milie, Zeit für sich selbst, Zeit, um irgend-wo an einem ruhigen Plätzchen in derSonne bzw. im Schatten zu sitzen undüber das eigene Leben, Gott und die Weltnachzudenken. Man erlebt Momente,über die man sagen kann: „I hab das Le-bensg'fühl dort inhaliert…“ (aus einemLied von STS). Das Gefühl, auf einemBerggipfel über den Dingen zu stehen, inder Tiefe eines Sees gedanklich zu versin-ken, sich in der Weite des Meeres zu ver-lieren, oder von der Atmosphäre einer Kir-che so in den Bann gezogen zu werden,dass plötzlich alles andere an Bedeutungverliert. Momente intensiven Lebensge-fühls, für viele sind es auch Momente tie-fer Gotteserfahrung. Momente, die An-stoß geben, nachzudenken, was wirklichwichtig ist im Leben und was man viel-leicht ändern möchte. Zumindest mirgeht es immer wieder so.

Aber sobald ich zuhause angekom-men die Koffer abgestellt, die Liste der Te-lefonanrufe, die Post und die Termine derkommenden Woche durchgesehen habe,holt mich sehr schnell der Alltag wiederein. Wesentliches und Unwesentlichesbeginnen den Tag zu füllen und sehrschnell finde ich mich in meinem altenTrott wieder. All die Vorhaben, über die ichim Urlaub nachgedacht habe, verblassenvon Tag zu Tag mehr…

„Ich habe heute viel zu tun, da-rum muss ich heute viel beten ...“ Diesen Satz von Martin Luther sage ichmir schließlich immer dann, wenn dasalltägliche Getriebe mich so sehr in An-spruch nimmt, dass ich mich nur mehrim Kreis drehe und mir scheinbar über-haupt keine Zeit mehr bleibt.

Wir brauchen nämlich das Gesprächmit Gott am meisten in jenen Situatio-nen, in denen wir glauben, vor lauter Ar-beit und wichtigen Tätigkeiten keine Zeit

für Gebet, für Gott zu haben. Genau umdieses paradoxe Thema geht es auch inder vorliegenden Ausgabe unseres Pfarr-blatts, wobei die Wege zur Begegnungmit Gott sehr unterschiedlich sein kön-nen: über die Musik, das Wandern, dieStille in einer Kapelle, die Not der Mit-menschen … Außerdem haben wir auchRepräsentanten anderer christlicher Kon-fessionen nach ihren persönlichen Lieb-lingsgebeten befragt sowie Vertreter an-derer Religionen eingeladen, Beiträgeüber das Thema Gebet aus der Sicht ih-rer Religion zu verfassen.

„Ich spür‘ nix …“„Wo ich gehe, wo ich stehe bist du lieberGott bei mir. Wenn ich dich auch niemalssehe, weiß ich sicher, du bist hier“. DiesesKindergebet veranlasste meinen sechsjäh-rigen Sohn eines Abends zu der theologi-schen Frage: „Woher weiß ich denn, dassder liebe Gott bei mir ist?“ Ich hatte vor-schnell eine Antwort zur Hand: „Das spürtman da tief drinnen, … in deinem Herzen,dass er da ist, dass er auf dich aufpasst.“Mein Kleiner schwieg eine Weile, dannmeinte er nachdenklich: „Du Mama … ichspür´ nix!“ Mich überkam die Sprachlosig-keit, ein Gefühl der Beschämung, der Ohn-macht. Mir wurde bewusst, wie vielen eraus der Seele spricht, die sich eigentlichnach der Zwiesprache mit Gott sehnen,aber durch das Gefühl, keine Antwort zuerhalten, „nix zu spüren“, ihre Suche wie-der aufgeben. Wer weiß denn schon, dasssogar eine so große Frau wie Mutter Tere-

Grüß Gott!

Inhalt Editorial

ó Editorial 2ó Wort des Dompfarrers 3ó Keine Zeit zum Beten 4ó Wie trainiere ich den Glauben? 5ó Beten in anderen

christlichen Konfessionen 6ó Beten mit Mutter Teresa 8ó »Machen Sie es anders!« 10ó Beten mit Kranken 11ó … und ich selbst – mitten darin! 12ó Musik – Die Kunst des Himmels 13ó Boden unter den Füßen 14ó Von Kindern beten lernen 15ó Das Leben – ein Marathon 16ó Gott in allen Dingen suchen 17ó Beten: Einblicke in

andere Weltreligionen 18ó Die Barbarakapelle 20ó Beyond 21ó Im Gebet füreinander

verbunden … 22ó Beten – Atem für die Seele 23ó Wenn Leben und Gebet

ineinander überfließen … 24ó Stunde der Barm herzigkeit

im Dom 25ó Gemeinsam unser Leben

vor Gott bringen 26ó Domkurat Reymaier

stellt sich vor 27ó Zum 75.Geburtstag von

Domkurat P. Edward Daniel SAC 28ó Mit dem Herrn

einen Bund geschlossen 29ó Br. Philipp Klinger stellt sich vor 29ó Joop Roeland – »die Stimme

eines dünnen Schweigens« 30ó Nachruf auf Dolores Bauer 31ó Steffl-Kirtag erstmals

auch am Rathausplatz! 32ó »Bitte, darf ich auch

so einen Liebesbrief haben?« 33ó Weder bei Tag noch bei Nacht

dürfen sie schweigen (Jes 62,6) 34ó »…und alle wurden satt« 35ó Erstkommunion 36ó 70 Jahre Theologische Kurse 38ó Firmanmeldung 2010/11 39ó Chronik 41ó Buchbesprechung 42ó »Und schaut der Steffl

lächelnd auf uns nieder ...!« 43ó Heilige Thérèse von Lisieux 44ó Jungscharlager 2010 45ó Für Lebende und

Verstorbene beten 46ó Gottesdienstordnung 47ó Zum Nachdenken 48ó Impressum 48

Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Herbst 2010

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„Könnten Sie nicht bitte für mich beten?“Immer wieder werde ich in den verschie-densten Angelegenheiten gebeten, demlieben Gott ein Anliegen näher zu bringen.So viele Wünsche von Menschen gehennicht in Erfüllung. „Ich bin wirklich am En-de. Warum lässt Gott zu, dass nicht einmalein bisschen Glück für mich übrig bleibt?“Hiob erging es ähnlich. Aber selbst in denschwersten Stunden konnte er noch be-ten: „Der Herr hat gegeben, der Herr hatgenommen, gepriesen sei der Herr!“ (Hiob1,21) Trotz großer Zweifel verlässt er denBoden des Glaubens nicht.In keiner Situa-tion das Gespräch abreißen zu lassen istnicht nur ein guter Ratschlag der Lebens-berater in allen Partnerschaftskonflikten.Oft habe ich es schon von einem stolzenBrautvater an der Hochzeitstafel gehört:„Lasst keinen Tag die Sonne über eurenStreit untergehen, sondern sprecht wie-der miteinander und versöhnt euch!“ EinWort für die gelungene Ehe, aber auch einWort für Priester und Ordensleute. Immerwieder ins Gespräch mit Gott einzutreten,auch wenn man sich nicht so sicher fühlt,ob es wirklich von beiden Seiten bestän-dig geführt wird. Zu oft gibt es da die Er-fahrung der stummen Mauer gegenüber.Trostreich, dass auch Mutter Teresa vonKalkutta viele Jahre ihres Lebens Trocken-heit in ihrem Gebetsleben verspürt hat.Nicht jedes Gebet versetzt einen in Eu-phorie. Oft ist es nur ein Rezitieren der al-ten Texte oder vorformulierter Gebete.Wenn Geistliche ihr tägliches Stundenge-bet sprechen, ist es nicht nur ein Genuss.Aber immer wird mir beim Lesen der Tex-te aus den heiligen Schriften die Fülle desLebens offenbar. Da gibt es gerade in denPsalmen die Stunden des Lobens, aberauch die der Klage. Den Jubelruf nebender Anklage aus der tiefen Gottesferne.Die Freude neben dem Neid.

Der Morgen, der Mittag, der Abendund der Tagesabschluss kennen ihre eige-nen Gebetszeiten. Früher nannten diePfarrer das Gebetsbuch des Breviers fastliebevoll ihre „Braut“. Natürlich gelingt esnicht immer, die Gebetszeiten zur vorgese-henen Stunde wie in streng geregelter

klösterlicher Geborgenheit zu beten. Aberjedes Mal neu wird es zu einem Eintau-chen in einen tiefen Kraft- und Lebens-strom, der nie versiegt. Die Gedanken wer-den gereinigt, so manch Hitziges kühlt ab,neue Hoffnung wird geschöpft.

Ich muss eigentlich nichts allein tra-gen, vielmehr kann ich es ruhig in die Hän-de Gottes legen. So kann ich auch die vie-len Anliegen, die mir genannt werden, im-mer zuversichtlich an sein Herz legen: „Be-hüte dieses Brautpaar, sei dem Todkrankennahe, schau auf die Sorge dieser Mutterum ihr Kind.“ Wenn wir regelmäßig imDom in der Messe für die Kranken und Lei-denden zum persönlichen Gebet mitHandauflegung einladen, bin ich meistganz ergriffen und gerührt, was Menschenan Anliegen durch uns schwache Priestervor Gott legen wollen. Vieles davon kannoft gar nicht in die richtigen Worte gefasstwerden. Das meiste davon nehme ich mitin mein oft so karges Gebet. Das regelmä-ßige Stundengebet hilft dann sehr, wie-der neue Kraft zu schöpfen. Und ich weiß,nicht ich bin es, der aus eigener Kraft hel-fen kann, da steht der Herr hinter mir under gebraucht uns auch manchmal. MutterTeresa bringt es auf den Punkt: „Wir sindnur ein Bleistift in der Hand Gottes.“ Erschreibt damit. Hoffentlich schreibt erauch mit uns weiter einen Liebesbrief andie Menschen. Ihr

Liebe Freunde!

Wort des Dompfarrers

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sa, deren ganzes Leben in der Hingabe anGott und an ihre Mitmenschen bestand,lange auch unter diesem Gefühl der Gott-verlassenheit litt …?

Die Dompfarre bietet auch sehr ver-schiedene Möglichkeiten zur Stille oderzum gemeinsamen Gebet an, die in die-sem Pfarrblatt vorgestellt werden. Siesind herzlich dazu eingeladen!

Ich wünsche Ihnen, liebe Leser, dassSie in unserem Pfarrblatt den einen oderanderen Gedankenanstoß finden, vor al-lem aber in dem beginnenden Arbeits-jahr viel Zeit mit Gott!

Ihre

Birgit Staudinger, Redaktionsleiterin

Eine Bemerkung in eigener Sache: Da ichim November mein drittes Kind erwarte,wird Mag. Susanne Leibrecht währendmeiner Karenz die Redaktions leitungübernehmen. Manchen von der Mittags-messe im Dom als Kantorin bekannt, hatsie bereits in den letzten Monaten fürdieses Pfarrblatt und in der Pfarrkanzleimitgearbeitet. Ihr und dem gesamten Re-daktionsteam herzlichen Dank für diegute Zusammenarbeit!

Hinweis.Wir bitten Autoren und Leser um Verständnis,dass wir aus Gründen der besseren Lesbarkeitund der Unversehrtheit der Sprache Bezeich-nungen wie „Christ“, „Katholik“ etc. so wie dasebenfalls grammatikalisch maskuline WortMensch als inklusiv, also geschlechtsneutralverstehen und verwenden. Die Redaktion.

Druckkostenbeitrag.Bitte unterstützen Sie uns auch weiter hin undüberweisen Sie Ihren Druck kostenbeitrag mitdem beigelegten Zahlschein auf unser Pfarr-blatt-Konto Nr. 224 569, Bankhaus Schelham-mer & Schattera. Herzlichen Dank!

Reaktionen.Wenn Sie uns etwas mitteilen wollen, dann zö-gern Sie nicht: Schreiben Sie an: Dompfarre St.Stephan, „Pfarrblatt“, Stephansplatz 3, A-1010Wien, od. per E-Mail: [email protected]

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Zeit mit Gott

Keine Zeit zum BetenVon Abtprimas Notker Wolf OSB

nur mit den andern, die uns im Glaubenverbunden sind.

Beten bedeutet zum einen die Rück-kehr und ständige Verankerung unsereseigenen Lebens in Gott selbst, in unsererRückkehr zu Gott am Morgen, währendder Mahlzeiten und am Abend. Es bedeu-tet auch Gemeinschaft mit den Glau-bensbrüdern und -schwestern in der Ge-meinde, mit den Armen, mit den Hilfsbe-dürftigen, aber auch mit den Christen inaller Welt. Sie feiern den Glauben genau-so wie wir, sie wissen sich genauso ge-sandt zu den geistlich wie materiell Ar-men wie wir. Nehmen wir uns also Zeitzum Beten. Mit Gott verbunden machtunser Leben Sinn. Wir werden gelassenerunser Leben gestalten. Es wird zu einemGeschenk. ó

„Wann soll ich eigentlich beten? In derFrühe eilt es, untertags habe ich keineZeit, abends bin ich zu müde und setzemich lieber vor das Fernsehen. Auchabends habe ich oft Programm, Sportoder Sitzungen. Sonntags möchte ich lie-ber ausschlafen und brunchen.“ Worte,die ich oft höre. Gehören Sie auch zu die-sen stressgeplagten Menschen? Ich habedurchaus Verständnis dafür. Das Lebenist heutzutage keineswegs einfach. Mirgeht es ja ähnlich wie den Managern: dieganze Zeit unter Druck zu stehen, unddann all die körperlichen Belastungenmit den Reisen und Zeitverschiebungen.

Aber kann das der Sinn unseres Le-bens sein: malochen von früh bis spät?Und das bisschen Zeit, das uns verbleibt,noch „vertreiben“? Lassen wir uns trei-ben, oder treiben wir nicht uns selbst?Wir treiben uns, aber nicht in dem Sinn,dass wir unser Leben in der Hand behal-ten, es selbst bestimmen, sondern mei-nen, selbst noch die letzte Minute ausfül-len zu müssen. Dabei haben wir heutemehr Freizeit als unsere Vorfahren.

Oder haben wir Angst vor der Stille,vor dem Ausruhen, das nicht nur ein Aus-schlafen bedeutet, ein Ausruhen, da wirfür uns selbst Zeit haben, mit uns selbstkonfrontiert werden? Wenn wir krank da-nieder liegen und eigentlich Zeit zum Be-ten hätten, schaffen wir es nicht. Wir sindzu erschöpft. Ein Abt sagte mir einmal inseinem Krankenbett: „Ich habe immermeinen Mitbrüdern gesagt, sie sollen fürdie Gemeinschaft beten. Und jetzt merkeich, dass es nicht mehr geht.“ Ich antwor-tete damals lakonisch: „Vater Abt, dannwar es höchste Zeit, dass Sie einmal krankwurden.“ Auch wenn wir alt sind und ei-gentlich Zeit hätten, schaffen wir es nichtmehr. Wir können uns nicht mehr kon-zentrieren und schlafen während des Ro-senkranzes ein, obwohl wir Probleme mitdem Schlafen haben. Ich denke, in diesemFall genügt es, in Demut seine Krankheitund sein Alter anzunehmen und zu be-ten: „Herr, dein Wille geschehe.“ Beten

bedeutet nichts Besonderes, sondern sicheins zu wissen mit Gott, sich in die HändeGottes zu geben, bei Gott zu verweilen. Erliebt uns, er sorgt für uns. Er selbst ist dasZiel unseres Lebens.

Wir meinen, keine Zeit zu haben fürdas Gebet. Warum stehen wir nicht aufmit einem kurzen Gebet und vertrauenGott unseren Tag an? Ich denke, unser Tagwird anders verlaufen, wenn wir ihn imAngesicht Gottes sehen. Gebet bedeutet:bei Gott sein, mit ihm sein. Wenn wir amAbend zu Bett gehen, warum bringen wirnicht unseren Tag ein, beschließen ihn inund mit Gott? Das hat nichts mit Fröm-melei zu tun. Es ist die Wirklichkeit unse-res Lebens.

Oder warum stürzen wir uns beim Es-sen einfach auf die Suppe oder den Salat?Viele Menschen haben für uns gearbei-tet. Gott schenkt uns die Gaben. Warumhalten wir nicht inne, sondern stürzenuns auf das Essen wie Tiere? Ausgerech-net ein kommunistischer Bürgermeisterin Nordkorea hat mich zu Beginn desAbendessens daran erinnert, das Betenund Danken nicht zu vergessen.

Und dann der Sonntag. Immer wiedersagen mir Leute, sie könnten auch in denWald gehen und beten. Ich bin sehr skep-tisch, ob sie es wirklich tun. Die Sonntags-messe ist etwas ganz anderes. Mit derPfarrgemeinde und ihren Besuchern fei-ern wir gemeinsam Tod und Auferste-hung Jesu Christi, werden erneut ge-sandt, die Frohe Botschaft allen Men-schen zu verkünden. Das ist etwas ande-res als ein privates Gebet. Das können wir

Abtprimas Dr. Notker Wolf OSB

Buchtipp.Abtprimas Notger Wolf, Gönn dir Zeit. Es ist dein Leben.Herder, 2010

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Manchmal kann man alte Freunde ausder Schulzeit nach vielen Jahren derFunkstille wieder entdecken. So ging esmir mit Thomas: Letztes Jahr durfte ichihn ganz neu kennen lernen, dazu seineFrau Jutta und seine beiden Söhne Klausund David. Nun bin ich mit der ganzenFamilie befreundet, aber eines schmerztmich: Klaus und David sind ungetauft.Thomas ist katholisch, Jutta Tochter einesevangelischen Pfarrers. Beide haben ihreSöhne mit viel Liebe erzogen und geför-dert, aber sie haben nie mit ihnen gebe-tet – Gott kommt in ihrem Alltag nichtvor. Und so nette, begabte und feinfühli-ge Buben die beiden Jungs auch sind –für den Glauben sind sie… wie soll ich sa-gen? Mir fällt dazu nur das Wort „unmu-sikalisch“ ein. Das interessiert sie nicht,auch wenn sie sonst noch so vielseitig in-teressiert sind. Sie können auch nichtsdamit anfangen.

Beten als Fremdsprache?Dazu gesellt sich eine ganz andere Erfah-rung: Wenn ich alte Leute zu beerdigenhabe, ergeben sich mit den Angehörigenmanchmal ganz bewegende Gespräche:Da wird von einer Geschäftsfrau erzählt,die in ihrem Kontobuch regelmäßig dieEintragung „i. G. N.“ vornahm – in GottesNamen. Oder von einem Handwerker, dertäglich beim Verlassen des Hauses vorsich hin murmelte: „In Gott sei's begon-nen …“ Und gerade bei solchen Men-schen fällt mir auf, dass sie am Ende ihresLebens sich auffällig leicht tun, dem Ster-ben offen entgegen zu blicken. Manchegehen ganz gelassen und vertrauensvollin den Tod, verabschieden sich bewusstund machen den Angehörigen noch Mut.Andere sind schon kaum mehr bei Be-wusstsein und reagieren nicht mehr,wenn sie angesprochen werden – aberwenn ich die Worte des Vaterunsers an-stimme, da geht eine Bewegung durchihre Miene, sie nehmen aktiv Anteil undmachen anschließend oft einen sehr ru-higen und gelösten Eindruck. Das Gebet

war tief in ihrem Bewusstsein noch daund konnte ihnen Trost bringen.

Es gibt also Menschen, bei denenzum Rhythmus eines jeden Tages nichtnur Zeitung und Zähneputzen gehören,sondern ganz kleine Zeichen der Verbun-denheit mit Gott; und es gibt Menschen,für die das wie eine Fremdsprache ist, vonder sie kein Wort verstehen. Nun habe ich

vor kurzem in einem Artikel über Hirn-forschung gelesen, dass ein Mensch seingesamtes Bewusstsein mit dem beein-flusst, was er den lieben langen Tag denktund womit er sich beschäftigt. Das gehtsoweit, dass jemand für ganze Bereicheder Wirklichkeit völlig unempfänglichwerden kann, wenn er sich nicht aktiv mitihnen auseinandersetzt. Nur indem ichmeine Fähigkeiten und Begabungen be-wusst übe, kann ich sie mir erhalten; allesaber, was ich über lange Zeit nicht prak-tiziere, geht mir verloren. Vielleicht gehtdas so schleichend, dass ich es gar nichtbemerke, aber es geht verloren.

Begabung für GottDas heißt für mich: Glaube ist eine Be-gabung wie die Musik. Es gibt eigentlichkeine Menschen, die von Geburt an un-musikalisch wären; sie wurden nur niegefördert und haben außerdem dieseBegabung nie selbst angestrebt undsich angeeignet. Es gibt keine von Ge-burt an ungläubigen Menschen - dieAnlage dazu hat jeder. Aber wenn ichnicht in der Übung bleibe, falle ich ausdem Training und verliere meine Bega-

bung zu Gott. Wenn jemand also sagt:„Ich glaube schon irgendwie an was Hö-heres; da brauche ich keine Kirche undkeine Gebete und nichts von dem gan-zen Firlefanz“ – dann lügt sich dieserMensch im Grunde selbst an. Er ist da-bei die Begabung zu Gott verkümmernzu lassen – und am Ende hat er denGlauben verloren.

Glauben trainierenUnd wie trainiere ich den Glauben? In-dem ich mir überlege, was den Rhythmusmeines Tages so alles ausmacht, vom We-ckerklingeln über die Mittagspause biszur Lage meines Kopfkissens. Und dannschaue ich nach, wo in diesem RhythmusPlatz ist für meine Beziehung zu Gott.Was ist mein erstes Wort am Morgen?Wie trete ich durch die Haustüre? Wasdenke ich beim Anlegen des Sicherheits-gurtes? Was bete ich beim Essen? Wieschaue ich auf meinen Tag zurück? Dasmüssen alles keine großartigen Herzens-erhebungen sein; auch ein Heiliger konn-te beten: „Herr, hier liegt dein DienerFranz von Sales – ich bin so müd, verzeihmir alles.“

Zum persönlichen Beten im Rhyth-mus des Tages kommt noch etwas dazu:Ich brauche auch das gemeinschaftlicheBeten, die Riten und Gesten des Gottes-dienstes. Als ich wieder einmal einenTrauergottesdienst zu halten hatte, beidem die Angehörigen völlig hilflos he-rumstanden und nichts mitsingen odermitbeten konnten, sagte ich anschlie-ßend zu den Ministranten: „Um eins bitteich euch – egal ob ihr später einmal gläu-big seid oder nicht: Bitte kommt nicht ausder Übung! Wenn ihr es einmal braucht,müsst ihr wenigstens wissen, wie esgeht!“ ó

Wie trainiere ich den Glauben?Von Pfarrer Erich Schredl

Erich Schredl,Pfarrer von

St. Emmeram inSpalt (Bayern),

Buchautor, 1986/87Priesterseminaristin der Dompfarre

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Zeit mit Gott

Warum bete ich?Wir beten zu Gott, weil Er uns liebt, weilwir Sehnsucht nach Ihm haben, weil Erauf das Gespräch mit uns wartet. Wennwir ein Wort mit Ihm sprechen, egal wowir sind, auf der Straße, im Auto, im Kran-kenhaus, in der Not, in der Freude oder inSeinem geliebten Haus, also in der heili-gen Kirche, dann gilt dieses Wort als einGebet.

Gott liebt uns und freut Sich, unsereStimmen beim Beten zu hören. Er sagt,dass Seine Freude mit den Menschengroß ist. Tatsächlich brauchen wir das Be-ten, damit unser Leben schön und leich-ter ist, aber Gott braucht für Sich selberdas Beten nicht. Es ist wie in der Bezie-hung der Mutter zum Kind. Das Beten istdas schöne Leben mit dem geliebtenGott, deswegen sprechen wir mit Ihmmit großer Freude und Er erhört uns undreagiert auf unsere Gebete. Das Beten er-möglicht uns viele Probleme zu lösen, dasechte Beten bedeutet, dass du nicht allei-ne auf der Welt bist. Deine Bitten undVerlangen werden erfüllt, deine Trauerund deine Freude werden gemeinsammit Gott erlebt.

Wann soll ich beten?Ich frag mich auch nicht, wann soll ich es-sen und trinken, wann soll ich atmen?Der heilige Paulus antwortet uns undsagt „Betet ohne Unterlass.“ (1. Thess 5,17).

Gibt es in der koptischen Kircheein typisches Gebet?Es gibt in der koptischen Kirche ein be-sonders schönes Gebet in der Agpeya(Stundengebetsbuch der koptischen Kir-

che) im Gebet der dritten Stunde:„Allmächtiger Gott und Herr allen

Trostes, du hast uns alle Zeit getröstet mitdeinem Heiligen Geist. Wir danken dir, dassdu uns zum Gebet erhoben hast in dieserheiligen Stunde, in der du in Fülle die Gna-de deines Heiligen Geistes – wie Zungenvon Feuer – über deine heiligen Jünger undehrwürdigen und gepriesenen Apostelausgegossen hast. Wir bitten und erflehenvon dir, du Menschenliebender: Nimm un-ser Gebet, vergib uns unsere Sünden undsende hernieder die Gabe deines HeiligenGeistes. Reinige uns von allen Befleckun-gen des Leibes und der Seele, und leite unszu einem Wandel im Geist und nicht nachden Gelüsten des Fleisches. Mache unswürdig, dir zu dienen in Lauterkeit, denndir gebührt Ehre, Lobpreis und Verherrli-chung bis in Ewigkeit.“

Ein persönliches Lieblingsgebetvon mir …Der Sündennachlass des Priesters (Ag-peya) ist mir am liebsten. Aber es ist einsehr langes Gebet, deswegen zitiere ichnur ein paar Verse: „Wir danken Dir, HerrJesus Christus, Sohn des lebendigen ewi-gen Gottes. Du wohnst im Lichte vor allenZeiten, Licht vom Lichte. Erleuchte, oh Herr,unseren Geist und unsrer Herzen. Erleuch-te unseren Verstand, damit wir Deine le-bensspendenden Worte verstehen. Richteuns auf aus der Finsternis der Sünde, wel-che die Seele tötet. Mache uns würdig,rechtschaffend zu sein in guter Tat. Zur Zeitdeines zweiten furchtbaren Kommens, dieWelt zu richten, lasse uns würdig sein, dieStimme zu hören die voll Freude, Wonne,Trost und Seligkeit aus Deinem heiligenMunde zu uns spricht:

,Kommt zu mir, ihr Gesegneten mei-nes Vaters, und nehmt das Reich in Besitz,das Euch bereitet ist vor Anbeginn derWelt.‘ Ja, Herr unser Gott, lass uns an je-nem Tag und jener Stunde ohne Furchtund Makel, ohne Bedrängnis...“ ó

Zur griech.-orthodoxen Kirche zählen ca. 18000 Gläubige, zur koptischen Gemeinde in Österreich ca. 6000.

Warum bete ich?Ich bete, weil ich dadurch Gottes Nähebesser spüren und Kraft schöpfen kann.Inmitten aller Sinnlosigkeit vermitteltmir das Gebet Tröstung, Zuversicht undErneuerung. Durch das Gebet fühle ichmich nicht allein oder gar verlassen, son-dern spüre, dass Gott bei mir und in mirist. Schließlich kehrt das Wort – der logos– zum Vater zurück in den Worten unse-rer Gebete und Hymnen. So ist und bleibtdas Gebet zugleich das geistgewirktedankende und lobpreisende Bekenntnisdes Glaubens an den gekreuzigten undauferstandenen Gott.

Gibt es ein Gebet, das für IhreKonfession besonders typisch ist?Typisch für die Orthodoxe Kirche ist folgen-des Gebet des hl. Ephräm des Syrers (4. Jh.),das besonders während der Großen Fasten-zeit in allen Gottesdiensten gebetet wird:

„Herr und Gebieter meines Lebens, nimmvon mir den Geist der Trägheit, des Kleinmuts,der Herrschsucht und unnützer Worte. Gibmir, Deinem Diener, hingegen den Geist derWeisheit, der Demut, der Geduld und der Lie-be. Ja, mein Herr und König, lass mich sehenmeine Fehler und nicht richten meine Brü-der und Schwestern, der Du bist gesegnet vonEwigkeit zu Ewigkeit. Amen.“

Haben Sie ein Lieblingsgebet?Ich beginne und beende meinen Tag mitfolgendem Gebet: „Meine Hoffnung istder Vater, meine Zuflucht der Sohn, meinObdach der Heilige Geist. Allheilige Dreiei-nigkeit, Ehre sei Dir. Herr Jesus Christus, er-barme Dich meiner. Allheilige Gottesgebä-rerin, hilf mir. Ehre und Dank sei Gott.“ ó

Metropolit Erzbischof

Dr. Michael Staikos,Griech.-Orient.

Metropolis von Austria

Beten in anderen christlichen Konfession en

Bischof Anba Gabriel, Bischof der Koptisch-

orthodoxen Kirchein Österreich

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on en

Warum beten Sie? Das ganze Menschenleben lehrt beten,nicht nur die Not, wie der Volksmundmeint. So bete ich am Morgen und amAbend, vor und nach dem Essen, bei be-sonderen Anlässen und ganz regelmä-ßig. Das Gebet gibt meinem LebenStruktur und Halt – wenn es auch nuraus wortlosem Seufzen besteht. Esweist den Weg nach innen und so übermich hinaus zu Gott.

Gibt es ein Gebet, das für IhreKonfession besonders typisch ist? Evangelisches Beten ist besonders aufdas Wort konzentriert. Zuerst auf dasWort der Heiligen Schrift. Da stehen diePsalmen im Vordergrund. Dann auf dasmenschgewordene Wort in Jesus Chris-tus. Mein Gebet wendet sich meist anihn. Von ihm haben die Jünger das rech-te Beten gelernt. Und schließlich auf dasWort des Evangeliums, die Botschaftvon der gnädigen Zuwendung Gottes zuden Menschen. Von diesem Grundwortgeht mein Beten wie alles evangelischeBeten aus. Es lebt von der VerheißungGottes, dass er gibt, was ich braucheund mein Gebet erhört.

Dass evangelisches Beten auf dasWort konzentriert ist, bedeutet nicht,dass es viele Wörter braucht. Besser alsein „ewig Gewäsch“ – so Luther – ist dasGebet mit „kurzen aber starken Worten“.So mündet das Beten, das aus dem einenWort kommt, letztlich oft im Schweigen.

Evangelische beten für sich allein,aber auch in Gebetsgemeinschaften mitanderen und im Gottesdienst. In MartinLuthers Abend- und Morgensegen haben

sie zwei Gebete, die bis heute nichts vonihrer Kraft verloren haben.

Die Reformatoren waren große Beter.Von Luther weiß man, dass er täglich in-tensiv gebetet hat. Von Philipp Melan-chthon, dem Universalgelehrten und In-tellektuellen, sind mehr als 6000 Gebeteüberliefert. Viele hat er für die Kinder ge-schrieben, die in seinem Haus lebten. DasGebet wird ganz auf die alltäglichen Din-ge bezogen. Weil das ganze Menschenle-ben beten lehrt. Als Beispiel von PhilippMelanchthon das „Tischgebet des Kindes,das die übrigen Kinder bedient“:

„Allmächtiger Vater! Du regierst alledeine Geschöpfe und hältst sie in deinenHänden. Du erhältst die Vögel in der Luftund gibst ihnen Nahrung. Durch deineFürsorge werden auch die Fische im Was-ser ernährt. Alle Tiere der Erde, alle wilden,leben und wandern durch dich an ihremOrt. Zum Frühlingsbeginn kriecht dieSchlange aus ihrem Loch, die sich den Win-ter über in der Erde erhalten hat. Was sollich die Würmer, die kleinen Tiere der Erde,aufzählen? Im Eisen, in Steinen, im Gras,im Leib und im Kot.

Siehe, das kleine Häuflein ruft dichbeim Essen an und lobt dich, Gott, mit sei-nem unmündigen Mund. Du machst, dassdir gehört, was von dir geschaffen wurde.Die von deiner gnädigen Hand ernährtwerden, denen wollest du ein gnädiger Va-ter sein.“ ó

Zur evangelischen Kirche A.B. und H.B.gehören lt. eigener Zählung 2009

ca. 325000 Mitglieder in Österreich.

Hon.-Prof. Dr. Michael Bünker,

Bischof der Evange-lischen Kirche A.B. in Österreich, Vors. des Evang. Ober -

kirchenrates A.B. u. H.B. in Österreich

Warum beten Sie?Meine Antwort auf diese Frage ist ein-fach (schlicht). Das Gebet ist im Leben Je-su ein grundsätzliches und unverzichtba-res Element seines Seins und Wirkens un-ter uns. Und dieses Zeichen, das er durchsein einzigartiges Leben und vor allemdurch sein öffentliches Wirken setzt, lädtzur Nachahmung ein. Es hat auch zur Fol-ge, dass die Jünger ihn bitten, dass er sielehrt zu beten. Das Ergebnis ist das Vater-unser mit seinem ‚Dein Wille geschehe’.Jesus ist jemand, der betet und er lädt zurNachahmung ein.

Darüber hinaus ist das Gebet fest ver-ankert in der Liturgie der Kirche – ohneGebet gibt es keine Eucharistie und keineTaufe. Beten ist nicht nur bitten. Es gehtauch darum, innezuhalten (Frieden zu fin-den) und sich immer wieder neu bewusstzu werden, dass Gott präsent ist in mei-nem Leben und im Leben meines Nächs-ten. Danksagung ist das Charakteristikumdes Gebets. Danken zum Beispiel für dieSchöpfung mit ihrer Vielfalt und ihremReichtum; und aus diesem Dankenschöpft man Kraft und Zuversicht für denAlltag mit seinen vielen Aufgaben.

Gibt es ein Gebet, das für IhreKonfession besonders typisch ist?Ja, das gibt es. Es ist das Gebet, das seit derReformation am Anfang der Eucharistie-feier (the Holy Communion) steht unduns durch die Tradition als „the Collect forPurity“ überliefert ist. Heutzutage sagtman oft „Prayer of Preparation“ dazu. Die-ses Gebet wurde vor der Reformation vomPriester allein vor der Eucharistiefeier inder Sakristei gebetet. Während und nach

Chaplain and Archdeacon

Patrick Curran, Anglikanische

Kirche

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Zeit mit Gott

der Reformation wurde es Teil der Litur-gie und zuerst vom Priester vorgebetet.Seit dem 20. Jahrhundert wird dieses Ge-bet von der ganzen Gemeinde nach demliturgischen Gruß gemeinsam gebetet.

Almighty God,to whom all hearts are open,all desires known,and from whom no secrets are hidden:cleanse the thoughts of our heartsby the inspiration of your Holy Spirit,that we may perfectly love you,and worthily magnify your holy name;through Christ our Lord.Amen.

…Ihr Lieblingsgebet?Mein Lieblingsgebet, seit meiner Zeit alsPfarrer der anglikanischen GemeindeSankt Bonifatius (Bonn mit Köln, 1993-2000) ist das Gebet, das dem heiligen Bo-nifatius zugeschrieben wird: Ewiger Gott,Zuflucht und Hilfe all deiner Kinder, In unserer Schwäche bist du unsere Kraft;in unserer Finsternis bist du unser Licht;in unserem Kummer bist du unser Trostund unser Friede.Sei gesegnet für all deinen Segen.Lass uns so leben, als seien wir bei dir,und die Dinge lieben, die du liebst,und dir in unserem täglichen Leben dienendurch Jesus Christus, unseren Herrn.Amen. ó

Über 2000 Menschen in Österreich sindMitglieder der anglikanischen Kirchen-

gemeinschaft, davon sind bis zu 300 Men -schen in der Gemeinde in Wien aktiv.

Patrick Curran ist Pfarrer der Gemeindein Wien und Klagenfurt mit Verantwor-tung für Ljubljana und Zagreb und seit

2004 Bischofsvikar für Osteuropa und Südosteuropa mit der Türkei.

Am 26. August diesen Jahres feierten wirden 100. Geburtstag der seligen MutterTeresa. Aus diesem Anlass ließ die Weltöf-fentlichkeit für ein paar Stunden das An-denken der schlichten Ordensfrau hoch-leben: Mutter Teresa – eine „Ikone des gu-ten Samariters “, wie sie Papst JohannesPaul II. in der Predigt zu ihrer Seligspre-chung 1993 nannte. Bei der großen Aus-stellung „Missionarin der grenzenlosenLiebe“ in der Krypta der Peterskirche inWien ist natürlich auch dieser Aspekt des„Engels von Kalkutta“ präsent. Aber nichtnur:

Eine Heilige für die Dunkelheit„Sollte ich je eine Heilige werden, so wer-de ich eine Heilige für die Dunkelheit. Ichwerde fortwährend vom Himmel abwe-send sein, um denen auf der Erde, die inFinsternis sind, ein Licht zu entzünden“,schrieb Mutter Teresa in ihren privatenBriefen, die im Buch „Komm, sei mein

Licht“ erschienen sind. Für Tausende, jaMillionen von Menschen war es genaudas, was Mutter Teresa von Kalkuttaschon in ihrem Leben tat: ein Licht, eineHoffnung, eine Freude zu sein für ihre„Ärmsten der Armen“.

So hatte die Selige auch ihrenSchwestern immer wieder eingeschärft:„Um den Armen aufhelfen zu können,müssen wir uns unter sie beugen, indemwir selbst arm werden“. Die Selige undihre Schwestern beugten sich in der Fol-ge nicht nur unter die verheerendenWohnbedingungen der Slums und dieKriminalität mancher Rotlichtviertel rei-cher Großstädte, sie beschränkten nichtnur ihre Kost auf das einfache, farb- undgeschmacklose Essen der Armen.

Mutter Teresa ging einen Schritt wei-ter, wie die Veröffentlichung ihrer langeZeit geheimen mystischen Briefe gezeigthat: Sie, die jedermann für einen „Vollprofi“geistigen Lebens hielt, akzeptierte frei-willig die geistige Armut, Gottes Gegen-wart nicht mehr zu spüren, nicht mehrmit Freude beten zu können, ja nicht ein-mal mehr eine Glaubenssicherheit überGottes Existenz zu haben – die mystischeNacht der Seele.

Von Gott verlassen„Die physische Situation meiner Armen“,schreibt sie 1962, „die verlassen auf denStraßen leben, unerwünscht und unge-liebt sind, die nie zu jemandem gehören,

Ein Licht in der Dunkelheit – Beten mit Mutter Teresa Von Msgr. Leo-M. Maasburg

Msgr. Dr. Leo-M. Maasburg ist

Nationaldirektorder Päpstlichen Missionswerke in Österreich

Ausstellung.in der Krypta der Peterskirche, Petersplatz, 1010 Wien27. August bis 26. September 2010(für Gruppen gegen Voranmeldungbis 24.Oktober 2010)täglich 9.00–18.00 Uhr. Eintritt frei.www.missio.at

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Autoren dieser Nummer.Carla Amina Baghajati, ehrenamtl. Medienreferentin

der Islamischen GlaubensgemeinschaftDr. Johannes Berchtold, PGR St. StephanHon.-Prof. Dr. Michael Bünker, Bischof der Evangeli-

schen Kirche A.B. in Österreich Patrick Curran, anglikan. Pfarrer in Wien und Klagen-

furt mit Verantwortung für Ljubljana und Zagreb, Bi-schofsvikar für Osteuropa und Südosteuropa mit derTürkei

Mag. Karin Domany, PGR St. StephanMMag. Dr. Friederike Dostal, Pastoralassistentin, Ref.

für das Erwachsenenkatechumenat Altabt Dr. Burkhard Ellegast OSB, Stift Melk Kan. Mag. Anton Faber, Dompfarrer Anna Maria Finger, Verantwortliche für das Klingende

GebetBruder Mag. Philipp Klinger OFM, Mitarbeiter der Dom-

pfarre Martha Friedl, Leiterin der charismatischen Gebets-

rundeBischof Anba Gabriel, Bischof der Koptisch-

orthodoxen Kirche in ÖsterreichGerhard Geisler, Beamter der ThSG, Vors. d. Buddhisti-

schen Gemeinde Österreichs Pfarrer MMag. Dr. Matthias Geist, evangelischer

Theologe, Supervisor, Gefängnisseelsorger Reinhard H. Gruber, Domarchivar St. StephanPaul Haller, ehrenamtl. Mitarbeiter der Pfarrcaritas

St. StephanRainer Michael Hawlicek, Verantwortlicher der

Dompfarre für die Stunde der BarmherzigkeitOA Dr. Ignaz Hochholzer, Seelsorger im KH der Barm-

herzigen Brüder und Aushilfspriester in St. Stephan Rosemarie Hofer, ehrenamtliche Mitarbeiterin in der

Dompfarre Anneliese Höbart, PGR St. StephanDr. Egon Kapellari, Bischof der Diözese Graz- SeckauDr. Bimal Kundu, Chemiker, Hindu-Priester, Gründer

und Leiter d. ersten Hindu-Gebetsraumes in Öster-reich

P. Dr. Severin Leitner SJ, Rektor des Jesuitenkollegs inInnsbruck

Mag. Erhard Lesacher, Leiter der Theologischen Kurse Sr. Sabine von Jesus Luger, Regionalverantwortliche

der Gem. der Kleinen Schwestern JesuMsgr. Dr. Leo-M. Maasburg, Nationaldirektor Missio

ÖsterreichMag. Ursula Magnes, Musikchefin Radio StephansdomMag. Dr. Elisabeth Maier, Leiterin der Wiener Kath.

Akademie, Kommission für Musikforschung derÖsterr. Akad. der Wissenschaften

OStR Prof. Franz Michal, ehem. stellvertr. PGR-Vorsit-zender

Dipl.-Päd. Regina Nonnis, Religionslehrerin, Mitarbei-terin in der Pfarre Cyrill & Method

Domkurat MMag. Konstantin Reymaier, Leiter des Kir-chenmusikreferates der ED Wien

Domkurat Mag. Bernhard Ruf, Aushilfsseelsorger im AKHDipl.-Theol. Martin Rupprecht, Dechant von Wien 15,

Moderator der Pfarre NeufünfhausDr. Markus Schlagnitweit, Hochschulseelsorger der

KHG Linz, Mitarbeiter der Kath. SozialakademieÖsterreichs

Erich Schredl, Pfarrer von St. Emmeram (Bayern),Buchautor

P. Mag. Dariusz Schutzki CR, Dechant von Wien 3, Pfarrer in St. Othmar unter den Weißgerbern

Metropolit Erzbischof Dr. Michael Staikos, Griech.- Orient. Metropolis von Austria

Mag. Birgit Staudinger, Dompfarrkanzlei St. StephanMarie-Therese Störck, JungscharverantwortlicheDr. Peter Trcka, ehem. Leiter der Firma Eurocard, aus-

gebildeter systemischer FamilientherapeutKR P. Lic. Dr. Bernhard Johann Vos�icky OCist, Wall-

fahrtsdirektor von Heiligenkreuz und Professor ander Theologischen Hochschule

Dr. Willy Weisz, Computational Science Center der Uni-versität Wien, Jüd. Vizepräsident des Koordinierungs-ausschusses für christlich-jüdische Zusammenarbeit

Dr. Notker WolfOSB, Abtprimas des Benediktiner-Ordens

Redaktion.Redaktionsleitung: Mag. Birgit StaudingerLektorat: Verena Michalke, Reinhard H. GruberRedaktionsteam: Mag. Toni Faber, Mag. Karin Domany,

Mag. Heinrich Foglar-Deinhardstein, ReinhardGruber, Anneliese Höbart, Mag. Susanne Leibrecht,Verena Michalke

sie sind ein wahres Abbild meines eige-nen spirituellen Lebens – ein Abbild mei-ner Liebe für Jesus“. „Und trotz diesesschrecklichen Schmerzes habe ich nie et-was anderes verlangt – mehr noch: Ichwünsche, dass es so lange so bleibt, wieER es so will“.

Um Menschen in der Dunkelheit einLicht entzünden zu können, musste siesich aus Liebe in den Abgrund der gott-verlassenen Dunkelheit hinein beugen.

Ihr Schrei: „Mein Gott, mein Gott wa-rum hast du mich verlassen“ hat sie – wieJesus am Kreuz – nicht zu einer Atheistingemacht, sondern zu einer Heiligen, dieselbst in der dunkelsten Glaubenslosig-keit unserer Tage ein Licht der Hoffnungund der Liebe entzünden kann.

Große Liebende sind immer große BeterMehr noch, gerade diese Prüfung der ge-fühlten „Verlassenheit“ von Gott, ließ sieumso intensiver über die Notwendigkeiteines treuen, gefestigten Gebetlebens re-flektieren: „Wenden sich deine Gedankenund dein Herz gleich Jesus zu, wenn duam Morgen aufstehst?“, denn, „Große Lie-bende sind immer große Beter“, formu-lierte sie in ihren Anweisungen an dieSchwestern.

Für tausende Menschen, die dasGlück hatten sie persönlich kennen zulernen oder zumindest einer ihrer einfa-chen und ergreifenden Ansprachen zuhören, wird der Eindruck bleiben, in ihrwirklich einen Schein von Gott gesehenzu haben, etwas, das sich sofort zu einertiefen Einheit mit dem Sehnen unseresHerzens verbindet.

In der Stille des Herzens„Gott spricht in der Stille des Herzensund wir hören zu“. Mit dieser Stille desHerzens beginnt für Mutter Teresa deraufregendste und zugleich schönste Le-

bensweg eines Menschen: der Weg, derihn zurück in die Einheit mit Gott, der Lie-be und in den Frieden führt.

Die erste Etappe ist das Gebet: Ausder Stille des Herzens entsteht jenes Hin-hören auf Gott, das unser Leben mit Sei-nem Leben verbindet.

Dazu Mutter Teresa: „Wir müssen Gottfinden, aber Er kann nicht im Lärm und inder Rastlosigkeit gefunden werden. Gottist ein Freund der Stille. Schau, wie die Na-tur, die Bäume, das Gras in Stille wachsen.Schau, wie sich die Sterne, der Mond unddie Sonne in Stille bewegen.“

Praktisch wie sie war, fragt sie: „Istdein Glaube über die Jahre gewachsen?“„Wenn du nicht betest, wird dich derGlaube verlassen.“ „Wenn du gelernthast, wie man betet, dann habe ich keineAngst um dich“.

Ein indischer Geschäftsmann, der ein-mal Mutter Teresa seine Visitenkarteüberreichte, brachte sie auf die Idee, aucheine „Business Card“ für ihr „Unterneh-men“ zu entwerfen. Diesem Umstandverdanken wir eine einfache Formel derHeiligkeit. Sie lautet:

Die Frucht der Stille ist das GebetDie Frucht des Gebetes ist der GlaubeDie Frucht des Glaubens ist die LiebeDie Frucht der Liebe ist der Dienst am NächstenDie Frucht des Dienstes aber ist der Friede

eit –

Feierlichkeiten im Stephansdom.Am 26. August 2010 wurde MutterTheresas 100. Geburtstag gefeiertund am 5. September 2010 um 12 Uhr ihr Sterbe- und Gedenktag.

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Zeit mit Gott

Der heilige Benedikt möchte, dass demGottesdienst nichts vorgezogen wird.Und doch sollen seine Mönche vom Ge-bet zur Arbeit gehen, die in den Klösterndie verschiedensten Formen angenom-men hat. Immer wieder ergeben sich da-raus Spannungsfelder, nicht nur in unse-ren Klöstern, sondern in unserem ganzpersönlichen Leben, zusammen mit denMenschen, mit denen wir leben.

Gottesdienst versus Nächstenliebe?Für mich als jungen Benediktiner ergabsich aus diesem Spannungsfeld ein gro-ßes Problem. Als wir, unser Novizenmeis-ter und drei junge Novizen, von einer Wall-fahrt mit dem Auto heimfuhren, hieltman uns an. Eine Frau saß am Straßen-rand und man bat uns, sie zu einem Arztzu bringen. Der Novizenmeister erklärte,dass das nicht ginge, weil wir um 18Uhrbeim Chorgebet sein müssten. Ich ver-stand Gott und die Welt nicht mehr. Chor-gebet hin und her, es ist wichtig, aber inunserer Situation wäre anderes wichtig

gewesen. Mir fiel sofort die Erzählungvom barmherzigen Samariter ein: EinPriester sah den Mann, der unter die Räu-ber gefallen war, und ging vorüber. Ein Le-vit handelte ebenso. Ein Samariter, als einvon den Juden verachteter Ausländer,wusste, was zu geschehen hatte. Nochdazu hatte unser Novizenmeister uns ei-nige Wochen zuvor diese Erzählung er-klärt: Die Juden wüssten eben nicht, wo-rauf es ankäme, die Heiden aber verstün-den, was der Herr wolle. Ein frommesMäntelchen und schon spürt man nichtmehr, worauf es wirklich ankommt. Ichversuchte am Abend mein Problem mitdem Novizenmeister zu besprechen undmerkte nur, dass er nicht verstanden hat-te, worum es mir ging. Ich bekam dadurchProbleme, ob der Weg in die Melker bene-diktinische Gemeinschaft für mich derrichtige wäre: „Was soll ich bei einem Ver-ein, bei dem es so zugeht?“ fragte ichmich drei Jahre hindurch.

Zeit zu haben für Gott, einfach zu sei-nen Füßen sitzen, um sich des eigenenLebens bewusst zu werden, nicht zu ver-gessen, was ER uns ständig Gutes tut,mit ihm zu überlegen, was für unser Le-ben gerade jetzt wichtig wäre, also ausihm und mit ihm zu leben, ihm zu dan-ken und ihn zu loben, weil er uns das Le-ben schenkt, ist für einen gläubigenMenschen eine klare Gegebenheit. Aberweil wir Menschen sind, vergessen wiroft das, was wir eigentlich wollen. DasLeben fordert uns, unsere Egoismen be-ginnen zu laufen und wir finden so oftnicht die Zeit, innezuhalten, eine neueAusrichtung zu suchen und zu entde-cken, an den zu denken, der uns in seinenHänden hält.

Feste Bräuche helfenDabei können uns Institutionen helfen,feste Bräuche, die uns erinnern und unsüber dunkle Stunden tragen können. AlsBenediktiner beten wir täglich gemein-sam das Chorgebet. Dieses trägt unsergeistliches Leben, lässt uns an Gott den-

ken und von ihm her leben. Natürlich gibtes dabei auch Leerläufe, Gedankenlosig-keiten, und doch bieten wir Gott wenigs-tens unsere körperliche Anwesenheit anfür das, was der Geist im Augenblicknicht schafft. Das hatte ich in meiner jun-gen Zeit im Kloster sehr wohl verstandenund doch hinterfragte ich das alles nachdem befremdlichen Erlebnis, das ichoben erzählt habe. Immer wieder sprachich mich über dieses Problem aus: DasChorgebet ist wichtig, ist es aber wichti-ger als konkrete Hilfe, wichtiger alsNächstenliebe? Als ich knapp vor meinerendgültigen Entscheidung für das Klos-ter bei Exerzitien das Thema wieder zurSprache brachte, sagte der Exerzitien-meister sehr trocken: „Was regen Sie sichüber diesen alten Mann auf? Machen Siees anders!“ Da war für mich der Groschengefallen, ich konnte die Priesterweihekaum erwarten.

Machen Sie es anders! Wäre es rich-tig, den Novizenmeister zu verurteilen?Wäre es richtig, jene Situation als Ent-schuldigung für das Versäumen desChorgebets zu nehmen? Wenn ich heuteGesprächstermine ausmache, achte ichdarauf, so viel Zeit einzuplanen, dass ichzum Chorgebet kommen kann. Wenn esdann einmal aus bestimmten Gründennicht durchzuhalten ist, ist die Nächsten-liebe sicher wichtiger, dann wird sie zumGottesdienst.

Gott im Leben entdeckenJeden Tag denke ich am Morgen in denTag hinein, bete für meine bestimmten

»Machen Sie es anders!« Vom Melker Altabt Burkhard Ellegast OSB

Dr. Burkhard Ellegast OSB war 26 Jahre Abt vonStift Melk und ist

als gefragter Vortragender, Exerzitienleiter und Buchautor weiterhin aktiv.

Buchtipp.Burkhard Ellegast, Der Weg des Raben, Ecowin Verlag, 2010

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Beten mit KrankenVon Domkurat Bernhard Ruf

Jesus hat viele Kranke geheilt. Das kön-nen wir in der Bibel an zahlreichen Stel-len nachlesen. Er, der Sohn Gottes, hatteMitleid mit den verschiedenen Leiden derMenschen. Doch nicht nur er selbst heiltKranke: Er gibt seinen Aposteln den Auf-trag, zu den Kranken zu gehen und sie zuheilen. Diesen Auftrag hat die ganze Kir-che. Und damit haben auch wir diesenAuftrag, die wir zur Kirche gehören: Auchwir müssen zu den Kranken gehen, mitihnen und für sie beten, um ihnen Trostund Heil zu geben. Die Begegnung mitden Kranken ist sehr wertvoll, besonderswenn wir mit ihnen beten. Das Gebetspendet dem Kranken Trost, richtet ihngeistig auf, ermutigt ihn, sein Krankseinanzunehmen und es zu ertragen.

Auch wir wissen, dass wir krank wer-den können. Und wie schön es ist, wennMenschen uns nicht nur besuchen kom-men, sondern mit uns und für uns beten.Das gemeinsame Beten verbindet unsnicht nur, vielmehr spendet es uns Trostund Mut, weil wir uns in der Nähe Gotteswissen. Er selbst ist uns nahe, er richtet unswieder auf. Besonders in der Krankenkom-munion verspüren wir dies: Jesus möchtezu uns kommen, er möchte uns Kraft ge-ben, unser Kranksein anzunehmen. So wieer seine Leiden angenommen hat, sollenauch wir unser Leid, unsere Krankheit be-jahen und in Geduld ertragen.

Es ist ein wunderschöner Dienst, denich als Seelsorger im AKH verrichten darf:

Mit den Kranken zu beten, ihnen die hl.Kommunion zu bringen, und auch denAngehörigen der Kranken Trost zu spen-den. Sie spüren durch diesen Dienst, dassihre Lieben, die krank sind, nicht allein ge-lassen werden, sondern in Gebet, Sakra-ment und Glaube begleitet werden.

Der Evangelist Matthäus überliefertuns ein Wort Jesu, das sehr schlichtklingt: „Ich war krank, und ihr habt michbesucht“ (Mt 25,36). Wenn wir es aberernst nehmen, ist es eine große Heraus-forderung: In unserer schnellen Zeit wer-den gerade diejenigen oft übersehen, dieunseren Besuch, unsere Hilfe, unsere Nä-he brauchen, um sich nicht einsam undallein gelassen zu fühlen. Der Sorge umdie Kranken kommt sogar solch eine gro-ße Bedeutung zu, dass sie zu den siebenWerken der Barmherzigkeit zählt. Ver-gessen wir nicht: Im Kranken begegnenwir Jesus. Er selbst ist bei uns, ist uns im-mer nahe. Auch in Einsamkeit undKrankheit. ó

Domkurat Mag. Bernhard Ruf,Aushilfsseelsorger

im AKH

Aus der Vergangenheit ….Gebet und Liturgie in der Domkirche St. StephanAuf den vielen Altären von St. Stephan entfaltete sich ein reiches liturgisches Le-ben. Im Jahr 1733 stellte Johann Wachter, Mesner bei St. Stephan, eine Statistiküber die im Jahr 1732 abgehaltenen kirchlichen Funktionen im Stephansdom zu-sammen. Er listete 54.558 Messen auf, also durchschnittlich 150 Messen täglich;407 Pontifikalämter, also täglich mindestens eines; 1095 laut gebetete Rosen-kränze und 129.000 Pönitenten* auf. Ab 4 Uhr früh löste eine Andacht die ande-re ab, am späten Abend folgte die Rosenkranzandacht mit Gesang und Orgelbe-gleitung, darauf folgte die von Kardinal Kollonitz gehaltene Abendpredigt unddas Lied der „Bruderschaft der 72 Jünger Christi“, das den Tag beschloss. * Beichtende

Anliegen und für die Menschen, mit de-nen ich heute zusammen sein werde,achte darauf, dass ich auch für meinenGott Zeit finde. Am Abend denke ich zu-rück und frage mich, was gelungen istund was sich nicht machen ließ. Auchdas ist ein fester Brauch, der mich mitGott überlegen lässt, der mich zu denMenschen führt, die mich heute brau-chen. Wenn es aber nur mehr ein Brauchwäre, würde das alles mit der Zeit starr,könnte ich nicht mehr spüren, dassHandlungsbedarf gegeben ist. Michführt das Gebet zu den Menschen, esgibt mir die Kraft, für Menschen da seinzu können. Andererseits führen mich dieMenschen zu Gott, wenn ich mit ihrenFreuden und Nöten konfrontiert werdeund ich all das mit meinem Gott bespre-che. Gebet und tätige Nächstenliebeschließen einander nicht aus, sondernführen im Grunde eigentlich zueinander.Übrigens verdanke ich diese Art zu betenjungen Menschen, mit denen ich dreiJahrzehnte hindurch Jugendgottes-dienste gefeiert habe. Dabei lernte ichmit ihnen, Gott im Leben zu entdecken.Durch diese Art des Betens erhält dasChorgebet für mich Leben.

Da wir alle dazu neigen, uns gehen zulassen, alles sehr gewohnheitsmäßig zutun: Im Miteinander und in unserem Seinmit Gott bedarf es immer wieder des An-stoßes: Mach es anders! Im Grunde istdieses Andersmachen genau das, was Je-sus mit seiner Predigt will: Kehrt um undglaubt an das Evangelium. Im grie-chischen Text heißt das Wort, welchesmit „kehrt um“ übersetzt wird, eigentlich„denkt um“. Dieses Umdenken haben wirständig nötig. ó

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Der heutige Zustand der Welt, das ganze Leben ist krank.Wenn ich ein Arzt wäre und manfragte: Was rätst du?, ich würde antworten:Schaffe Schweigen! Bring die Menschen zum Schweigen. Gottes Wort kann so nicht gehört werden. (Sören Kierkegaard)

Mitten im Lärm des Alltags zur Stille fin-den, in innerem Schweigen auf das WortGottes hören, dazu sollen IgnatianischeExerzitien im Alltag anleiten.

Mit der Bibel beten zu lernen scheintoft ein schwieriges Unterfangen: sperrigeTexte, Zusammenhänge, die sich kaumerschließen; die Bibel – ein Buch mit sie-ben Siegeln? Eigentlich ein Lebensbuchfür alle, die sich aufmachen, Gott zu su-chen und zu finden. Ignatius von Loyolazeigt uns in seinem Exerzitienbuch einenspannenden Weg, die Bibel neu zu entde-cken als eine Sammlung von Texten, inderen Gotteserfahrung ich mich hinein-stellen kann, weil alles auch für mich ge-schehen ist.

Exerzitien im Alltag wollen hinführenzu dieser Erfahrung, dass ich mich findenkann in den Begebenheiten, die uns be-richtet werden: Die Gebetszeit verhilft zueinem neuen Hinhören auf das Wort derSchrift. Diese Erschließung biblischer Tex-te und die Entdeckung, dass ich selbst da-mit gemeint bin, ist ein wesentliches Zieldieser Übungszeit. Ein zweiter Gesichts-punkt ist die Reflexion meines Lebens,um mich selbst und meine Mitmenschenneu in den Blick zu nehmen.

„Gott suchen in allen Dingen.“ DieserAnweisung des hl. Ignatius folgend ge-hen Männer und Frauen unterschied-lichster Prägung ihrer Glaubensgeschich-te nach, versuchen hellhörig zu werdenfür den Anruf Gottes. Jeder, der in sich die

Sehnsucht verspürt, das Geheimnis Got-tes im eigenen Leben tiefer zu erfassen,kann diesen Übungsweg gehen. „Gott istein Gott der Gegenwart: Wie er dich findet,so nimmt er dich und lässt dich zu“ (Meis-ter Eckhart). Es gilt also vor allem sichselbst zu öffnen für das Wirken Gottesund entschlossen anzufangen.

Grundvoraussetzung für gute Exerzi-tien sind die täglichen Gebetszeiten unddie Bereitschaft, sich auf Begegnung undVeränderungen einzulassen. Gott sprichtmich an, er wirkt in mir und durch mich:Diese Entdeckung verändert Menschenfür ihr ganzes Leben.

Geistliche Übungen nach dem Vorbilddes Ignatius sind gerade im Alltag ein an-spruchsvoller und manchmal auch be-schwerlicher, immer aber ein vom Heili-gen Geist geleiteter Weg der Umkehr unddes Neuanfangs. Es geht darum, betendzu entdecken, welche Fülle für uns bereitliegt. Es geht darum, unser Christseinnicht mehr mühsam von Brotsamen zunähren, sondern sich hineinführen zu las-sen zu einem Leben aus dem inneren Be-wusstsein: Gott ist mit mir. Er hat allesschon für mich getan, ich kann ihm ver-trauen, weil Christus wirklich in mir lebt!

Da kann es geschehen, dass eine alteBäuerin wie ein Kind vor Freude springt:Jesus ist da, jetzt endlich habe ich Ihn er-fahren! Da kann ein junger Mann seineSchuld erkennen und seinem Leben eineganz neue Richtung geben, da kann tro-

ckenes Gewohnheitschristentum plötz-lich lebendig werden. „Wenige Menschenahnen, was Gott aus ihnen machen wür-de, wenn sie sich der Führung seiner Gna-de rückhaltlos überließen“ (Ignatius vonLoyola). Die Wahrheit dieses Wortes wirdfür alle sichtbar, die an Exerzitien teilneh-men oder diese begleiten.

Exerzitien sind ein sehr persönlicherWeg der Gottesbegegnung, aber nie-mand geht ihn allein. Hilfreich sind fürdie Teilnehmer die Impulsabende für dieganze Gruppe, die in das Wochenthemaeinführen. Der Erfahrungsaustausch andiesen Abenden bedeutet eine wichtigeStärkung: Gott wirkt und die Schwierig-keiten, im Alltag Raum zu finden für dieGebetszeiten, sind überwindbar. Es gehtnicht darum, sich punktuell freizukämp-

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Zeit mit Gott

…und ich selbst –mitten darin!Exerzitien im Alltag. Von Friederike Dostal

MMag. Dr. Friederike Dostal,

Juristin u. Theologin, Pastoral-

assistentin, im Pastoralamt

zuständig f. d. Tauf-vorb. Er wach sener

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Musik – Die Kunst des HimmelsVon Domkurat Konstantin Reymaier

fen für das „Pflichtprogramm“ derÜbungszeit, sondern die Gebetszeit mit-zunehmen in den gesamten Alltag, sichvon einem Gedanken, einen Bibelwortbegleiten zu lassen und trotz manchemVersagen jeden Tag vor Gott dankbar inden Blick zu nehmen.

Sein Leben zu ordnen auf Gott hin,dazu dienen auch die Gespräche mit demgeistlichen Begleiter, der hilft, die Geisterzu unterscheiden und den Durchblick zuwahren, ohne sich in vielfältigen Gedan-ken und Erfahrungen zu verlieren.

Gerade Exerzitien im Alltag laden da-zu ein, den begonnen Weg des Gebetesauch nach dem Kurs fortzusetzen: mitGott zu leben wie ein Freund mit seinemFreund und sich täglich neu auszurichtenauf die Stimme Gottes, die uns ruft. ó

Was wäre unser Leben ohne Musik? Si-cherlich um vieles ärmer. Für Gott scheintes ähnlich zu sein, denn im Himmel wirdgesungen. So hat es zumindest der Pro-phet Jesaja gesehen (Jes 6,3), gleiches ha-ben Hirten bei Christi Geburt wahrgenom-men (Lk 2,3), und das wird auch vom Se-her Johannes am Schluss der christlichenBibel bezeugt. Immer wieder weisen Psal-men, biblische und liturgische Texte da-rauf hin, dass Gott sich nach unserem „Op-fer des Lobes“ sehnt und Freude daran hat.

Warum hat unter den Künsten ausge-rechnet die Musik so einen bedeutendenStellenwert? Warum wird im Himmel ge-sungen und nicht etwa gemalt? Die frü-hen Theologen der Kirche waren sich da-rüber einig, dass Musik die Kunst desHimmels ist, denn sie lässt Harmonieentstehen. Sie hat damit eine wichtigeFunktion in der Bildung von Gemeinden.Indem viele Stimmen sich verbinden, ent-steht eine Symphonie, das heißt: ein har-monischer Zusammenklang. Individuali-tät wird nicht aufgehoben, sondern glie-dert sich ein in das Gotteslob der gesam-ten Schöpfung. Dabei entsteht Einheit.Diese wiederum ist ein Anzeichen für dasWirken des Heiligen Geistes. Nicht um-sonst beten wir in jeder Eucharistiefeier„schenke deiner Kirche nach deinem Wil-len Einheit“ oder auch „lass uns eins wer-den durch den Heiligen Geist.“

Was sich auf der Ebene der Gemein-schaft zeigt, gilt auch für die einzelne Per-son. Musik zeichnet sich dadurch aus,dass sie Verstand und Emotion, Leib undSeele verbindet: Der ganzeMensch ist imSingen gefordert. Was im vergangenenJahrhundert vor allem im Bereich derMusiktherapie entfaltet und genutztwurde, hat Athanasius, der große Bischofvon Alexandrien, schon im vierten Jahr-hundert gesehen. Für ihn ist deshalb derGesang die hervorragendste Weise, demersten Gebot zu entsprechen. Wer Gott

mit ganzem Herzen und ganzer Seele,mit aller Kraft und allen Gedanken liebenwill, tut das am besten mit Singen.

Wer für Gott singt, singt zugleich fürandere Menschen. Unser Gotteslob, derLobpreis seiner Gegenwart und seinesHandelns wird zur Verkündigung, dennwo gesungen wird, hören andere mit. Vie-le der Kirchenväter raten deshalb, auchim Alltag zu singen, ja unser gesamtesLeben sollte zu einem Gesang werden.Wer alle Kräfte auf Gott hin ausrichtetund wer mit den Psalmen das Gottes-wort zum steten Begleiter macht, dessenLeben wird sich verwandeln. Das wirdauch der Umgebung weder verborgenbleiben, noch wird es belanglos sein,denn jede Veränderung hat weiterrei-chende Auswirkungen.

Johannes Chrysostomos, Patriarch vonKonstantinopel an der Schwelle zum fünf-ten Jahrhundert, fasst die mehrfache Be-deutung des Gesanges in einem kurzenSatz zusammen: „Im Gesang werden wirden Engeln gleich.“ Was zunächst alsÜbertreibung erscheint, nimmt ernst, waswir in der Eucharistie tun. Wir singen dort„mit den Chören der Engel das Lob deinerHerrlichkeit.“ Indem wir auf Erden dasgleiche tun wie die Engel im Himmel, ver-künden wir Gottes Handeln in unsererWelt. Zugleich handelt Gott an uns. Erlässt uns zu Boten werden, also zu „En-geln“. Die Freude unseres Gotteslobes sollja auf andere überspringen, sie begeisternund dazu bewegen, ihre Stimmen mit un-seren zu verbinden. Letztlich soll die ge-samte Schöpfung davon ergriffen wer-den, denn im universalen Lobpreis wirdsie an ihr Ziel kommen. So sagt es zumin-dest die Abschlussbitte des vierten Hoch-gebetes: „Und wenn die ganze Schöpfungvon der Verderbnis der Sünde und des To-des befreit ist, lass uns zusammen mit ihrdich verherrlichen in deinem Reich durchunseren Herrn Jesus Christus.“ ó

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Herbst 201014

Zeit mit Gott

Seit 30 Jahren unternehme ich mehrwö-chige Reisen zu Fuß. Was ich dabei suche,ist Begegnung. Das ist für mich der ei-gentliche Sinn des Reisens. Vom Benutzeröffentlicher Verkehrsmittel vielleicht ab-gesehen, begegnet der motorisiert Rei-sende dem bereisten Land aber besten-falls an den Endpunkten seiner Fahrten.Selbst der Radfahrer zieht in der Regel zurasch vorüber. Nur der Wanderer ist lang-

sam genug, um unterwegs zu grüßenund gegrüßt zu werden. Und damit fängtjede Begegnung an. Ich bin deshalb über-zeugt: Niemand begegnet einem Landund seinen Menschen wirklicher undaufrichtiger, als wer sich ihm zu Fuß nä-hert.

Selten aber doch habe ich auf mei-nen Fußreisen neben berührenden Zei-chen der Gastfreundschaft auch erlebt,dass bei meinem Herannahen Men-schen ins Haus liefen und die Tür ver-sperrten. Es gibt offenbar noch immereine Grundangst der Sesshaften vordem Nomaden. Ich kann das verstehen.Denn zumindest der freiwillig Wan-dernde stellt schon durch seine bloßeExistenz das Leben des Sesshaften inFrage – und alles, was ihm heilig ist: dieBindung an Haus und Besitz, die vielenDinge, mit deren Hilfe er sich sein Lebenpraktisch und behaglich eingerichtethat, für die er aber auch viele Opferbringt. Es beunruhigt den Sesshaften,dass der Wanderer davon offenbar nureinen Bruchteil benötigt, den er kom-pakt auf seinem Rücken wie ein Schne-ckenhaus mit sich trägt. Einer Kulturdes festen Besitzes, in der Sicherheit,klare Ordnungen, aber auch Komfortund Gemütlichkeit hohe Werte darstel-len, muss die Existenzweise des Wande-rers deshalb als subversiv gelten: DerWanderer „unterwandert“ gleichsamalle stabilen Ordnungen, alle fest inRecht und Tradition verankerten Ver-hältnisse. Ich frage mich deshalb, ob dieAmtsträger unserer Kirche wirklich frohsein können über den aktuellen Pilger-Boom, ob sie wirklich wollen, was sie dau.U. sogar noch fördern? Oft erweckensie selbst ja nicht gerade den Eindruck,dass sie die Kirche wirklich als „pilgern-des Gottesvolk“ verstehen wollten.

Für mich selbst muss ich jedenfallssagen, dass sich durch mein beharrli-ches Wandern mein Glaube und meinGottesbild grundlegend gewandelt ha-ben: Mir ist jeder Dogmatismus fremd

geworden, der meint, einen fest geform-ten, normierten Glaubensschatz verwal-ten zu können, jedes allzu selbstsichereBescheidwissen über Gott und die Welt,und auch jenes ängstliche Festhalten anehedem noch so erfolgreichen und lieb-gewordenen Traditionen, selbst wennsie dürr und leblos geworden sind. Da-gegen habe ich für mich den immerwieder neu zu suchenden, den ewig le-bendigen und niemals ganz erfassbarenGott der Bibel wiederentdeckt, der ur-sprünglich ja auch „ein Gott von Noma-den“ war. Schon Abraham, der Stamm-vater aller im biblischen Sinn Glauben-den, musste immer wieder erfahren:„Die Grundgebärde des Glaubens ist derAufbruch.“

Aber noch auf ganz andere Weise istmir das Gehen zur Glaubensschule ge-worden: Was ich beim Gehen besondersintensiv wahrnehme, ist der Kontakt mitdem Boden. Er ist immer da. Egal, überwelches Gelände ich gerade gehe – derBoden unter meinen Füßen vermitteltmir die Gewissheit einer ewigen, unver-rückbaren Gegenwart. Manchmal achteich beim Gehen Minuten, ja sogar Stun-den lang auf nichts anderes als darauf,wie meine Sohlen den Boden berühren,wie sie sich von ihm abstoßen, wie sie er-neut Halt finden. Für mich ist der „Bodenunter den Füßen“ zur treffendsten Me-tapher für die Gegenwart Gottes in die-ser Welt geworden: Sein urbiblischer Na-me ist ja „Ich bin da.“ Er ist ewige Gegen-wart, immer da – wie der Boden untermeinen Füßen. Selbst wenn ich stolpereund hinfalle – schuld daran ist niemalsder Boden, der mich etwa nicht trüge;schuld daran ist höchstens meine fehlen-de Aufmerksamkeit für ihn oder eine fal-sche Überheblichkeit, in der ich dem Bo-den einen Schritt aufzuzwingen versu-che, den er nicht gewährt. Selbst für denSturz eines Bergsteigers gilt: Er geht nieins Leere. Es ist immer ein Boden da, derihn fängt und hält – mitunter ein letztesMal: für immer. ó

Boden unter den FüßenVon Markus Schlagnitweit

Dr. Markus Schlagnitweit, Priester und Sozialwissenschaftler, Hochschulseel -sorger der KHG Linz und Mitarbeiter der Kath. Sozialakademie Österreichs

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Ein Weisheitslehrer und sein Schülerunterhalten sich.Schüler: Zeige mir, wie ich beten kann.Lehrer: Ich kann es dir nicht zeigen.Schüler: Bist Du denn nicht ein Lehrer in Religion?Lehrer: Eben deswegen! Beten lerntniemand durch Wissen und Können,sondern durch Erfahren und Leben.Was immer ich weiß, kann dir nichtersparen, dich selbst zu suchen. Selbst musst du die Wüste erfahren,die Weite wagen, den inneren Raumund die innere Zeit entdecken.Hubert Halbfas

„Regina, können wir uns heute wieder inden Kreis setzen?“, so wurde ich in einer2. Klasse Volksschule begrüßt. Im Sitzkreisermunterte ich dann den Buben uns zusagen, was ihn beschäftigt. Sein Vaterwar ganz überraschend gestorben (seineKrebserkrankung war erst ein paar Wo-chen davor entdeckt worden), teilte eruns mit. Die Kinder selbst fragten mich,ob wir nicht für ihren Mitschüler und fürseine Familie beten können. Und das ta-ten wir in ganz einfachen Sätzen:

„Bitte hilf Manuel1, dass er nicht sotraurig ist!“

„Bitte lass es Manuels Papa bei dir gutgehen!“

Und dann fassten wir uns an denHänden und beteten noch gemeinsamein „Vater unser“.

Das freie Gebet – einfache Dank- undBittsätze – fällt meiner Erfahrung nachKindern besonders leicht. Im Religionsun-terricht beginne ich damit in den erstenKlassen der Volksschule immer im Ad-vent. Wir setzen uns rund um den Ad-ventkranz, zünden die erste Kerze an undich ermutige die Kinder Gott für SchönesDANKE zu sagen, oder ihn um etwas zubitten. (Wobei meiner Erfahrung nachKinder mehr Danke-Sätze als Bitten ein-fallen.) Beim ersten Mal beginne ich, aberbald ist das nicht mehr nötig. Es über-

rascht mich jedes Mal wieder, wie mutigKinder ihre Freuden und Sorgen laut aus-sprechend ins Gebet bringen können!Und wenn es einmal eingeübt ist, dannwird es auch von Kindern eingefordert,wenn sie es als nötig betrachten.

Und das gelingt nicht nur in der Schu-le. Meine Erfahrung als Mutter von drei(inzwischen teilweise erwachsenen) Kin-dern sagt dasselbe. Ich kann mich nochgut erinnern: Als sie klein waren, habenwir uns jeden Tag im Advent rund um denAdventkranz versammelt. Wir haben ge-sungen, ich habe eine Geschichte ausdem Adventkalender vorgelesen und wirhaben gebetet. Und dann war Weihnach-ten da und wir haben damit aufgehört.Bis mein Sohn fragte: „Mama, warum set-zen wir uns nicht mehr jeden Abend zu-sammen und beten?“

Kinder haben im Gegensatz zu unsErwachsenen das ungebrochene Bedürf-nis, ihre Gefühle spontan auszudrücken.Das macht es ihnen oft auch leicht, sichGott ungezwungen anzuvertrauen.Wenn es uns als Eltern gelingt, den Kin-dern ein freundliches Bild von Gott zuvermitteln, werden unsere Kinder ihmihre Traurigkeiten, Ärgernisse und Glück-seligkeiten ihres Alltags sagen, wie ei-nem guten, starken Freund. Und für unsEltern kann dieses Beten mit den Kin-dern eine Chance bieten, die eigene Be-ziehung zu Gott (wieder) aufzubauenund zu vertiefen.

Voraussetzung dazu ist allerdings,dass ich mich als Elternteil darauf einlas-se. Ich weiß, dass jeder von uns heute un-ter großem Stress steht und jede Minutekostbar ist. Oft genug habe auch ich mirnach einem anstrengenden Tag gedacht:„Ich will mich jetzt nicht mehr ans Bettvon drei Kindern setzen…“

Aber könnten wir es nicht auch an-ders sehen: als Ruhepol, als Oase für unsselbst. Wie oft am Tag denken SIE dennan Gott und treten mit ihm ins Gesprächein? Die Zeit mit ihrem Kind ist sicher kei-ne gestohlene Zeit, sondern ein Ge-

schenk, bei dem auch SIE neue Kraftschöpfen können!

In jedem Erziehungsratgeber steht,wie wichtig Rituale für Kinder sind: wa-rum nicht beides verbinden? Ein paar

exemplarische Vorschläge dazu:˘ Beim Aufwachen mit Ihrem Kind ei-nen Dankesatz sprechen: „Lieber Gott,ich danke dir, dass die Sonne so schönscheint!“

˘ das Tischgebet vor den Mahlzeiten, ˘ das Abendgebet nach der „Gute-Nacht-Geschichte“ in Form des noch-mals Durchgehens des Tages („Dankelieber Gott, dass…“)

˘ ein Segenskreuzerl beim Verabschie-den

˘ aber auch jeder gemeinsamer Spa-ziergang kann zum Gebet werden: imzum Wort Bringen des gemeinsamenStaunens über Gottes Schöpfung

Vielleicht ist der kommende Advent einegute Gelegenheit, mit dem Gebet in derFamilie zu beginnen. Und ich ermutigeSie, dann zu Weihnachten nicht damitaufzuhören. Genießen Sie diese gemein-same Zeit als Zeit des still Werdens, aufei-nander Hörens und als Zeit des eigenenGebets.

Beten wird durch Erfahren gelernt.Wir Eltern können unseren Kindern dafürden Raum eröffnen, es mit ihnen tun unduns selbst ganz reich beschenken lassenvon ihrer Unbeschwertheit und ihremkindlichen Vertrauen in Gott. ó1 Name geändert

Dipl.-Päd. Regina Nonnis,

Religionslehrerin,Leiterin von

Exerzitien im Alltag,Geistliche Begleite-rin und Mitarbei -terin in der Pfarre Cyrill und Method

Von Kindern beten lernen Erfahrungen der Religionspädagogin Regina Nonnis

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Zeit mit Gott

Am Start: ausgeruht, aber gespannt. DerZeitpunkt für den Lauf ist richtig. Und biszum Ziel werde ich vielleicht an die Gren-zen meiner Möglichkeiten stoßen, michverausgaben. An anderen Stellen werde ichauftanken können, mit Gefährten Schritthalten, auch Kon-Kurrenz erleben. Und bisich die Ziellinie überschreite, schweifenmeine Gedanken durchs Leben…

Der Prophet Jesaja verheißt uns: Dieauf den HERRN harren, kriegen neue Kraft,dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler,dass sie laufen und nicht matt werden,dass sie wandeln und nicht müde werden.Ein Auftrieb mit kraftvollen Adlerschwin-gen verheißt Leichtigkeit in allen Lebens-lagen. Diese Stärke bringt zugleich dortDurchhaltevermögen, wo es nötig ist unduns im Lebens-Lauf gelassen macht. Aberwie und wo (ver-)läuft es in unseremGlauben gut und angemessen? Gibt esdiese Erfahrung des Laufens in der Be-gegnung mit Gott?

Früher war es unvorstellbar, dass ichje einen Marathon-Lauf (42,195 km)schaffen werde. Mittlerweile waren esvier, die mir auch vor Augen führten, wasdas Laufen mit dem Glauben gemeinsamhaben kann. Der Lebenslauf kennt – auchim Horizont des Glaubens – neben ange-nehmen, lustvollen Phasen auch solche,die beschwerlich sind und Hindernissebedeuten. Körperliche Ermüdung benö-tigt einen sorgsamen Umgang mit sichselbst. Im Lebens-Marathon kann ich au-ßer Tritt geraten, den Rhythmus verlie-ren oder das Ziel aus den Augen verlieren.In jedem Fall helfen Oasen und Labesta-tionen, aber auch ermutigende Blickeund echte Weg-Gefährten. Das eigeneScheitern, das Verzagen an mir selbst,auch jede Selbstüberschätzung kanndennoch zum Verhängnis werden.

Szenenwechsel: Samstag Früh – esist 7.30 Uhr. Immer mehr Menschen fül-len die helle, bunte evangelische Kapellein der Justizanstalt Wien-Josefstadt. Lie-der, Psalm, Kurzpredigt. Die maximal 30Menschen – Männer und Frauen, auchein Baby ist dabei – sie alle erfahren Ge-meinschaft. Trotz Zwangsgemeinschaft.Das schwungvolle Lied verklingt. Die At-mosphäre ist gespannt, denn alle wissen:Gemeinsame Fürbitten, zwei MinutenStille, das „Vater unser“ und der Segenfolgen. Die absolute Ruhe könnte be-klemmend wirken, sie ist aber nach An-sicht der meisten befreiend. Es ließe sichviel erzählen von den Gebeten derer, dieaus einer Not, Sucht, persönlichenSchwäche oder Neigung andere auf ir-gendeine Weise verletzt haben. Wer mitsich in seinem Lebens-Lauf nicht klarkommt, sucht gerade diese Zuversicht,die das Wort Gottes verheißt. Und Gotthört wohl alles, was die Menschen in sichtragen und kaum mehr vorbringen kön-nen, weil ihre Gedanken und Gefühle er-drückend sind. Sie lassen mich nie kalt,weil sie in den allerpersönlichsten FragenAntwort suchen. Daher braucht es auchdiese Stille, die das Gefängnis sonst kaumkennt.

Wie passt dies nun zusammen? Einer-seits die Erfahrung, die den Gefangenenneue Perspektiven im Glauben eröffnetund andererseits jene, die dem Läufer ge-schenkt ist. Ich sehe die Verbindung bei-der in ganz biblischen Bildern vom Laufen.Es sind Versöhnungs- und Hoffnungsbil-der, die im Laufen vermittelt werden.Nach Jahren der Trennung sieht Esau dieBeziehung zu seinem Zwillingsbruderund Konkurrenten Jakob in anderemLicht: „Esau aber lief ihm entgegen undherzte ihn und fiel ihm um den Hals und

küsste ihn und sie weinten.“ (Gen 33, 4) DieAuferweckung des Meisters wird vonFrauen weitererzählt: „Und die Frauengingen eilends weg vom Grab mit Furchtund großer Freude und liefen, um es sei-nen Jüngern zu verkündigen.“ (Mt 28,8)

Der Lebensmarathon kann mir oftganz schön zu schaffen machen. Vor al-lem dann, wenn Schwächen oder innereSpannungen den Blick einengen. Oderwenn mich eigene Schuld nach dem Sinndes Ganzen fragen lässt. Genau in die-sen Momenten lohnt es sich besonders,Schwierigkeiten auch als solche wahrzu-nehmen, innezuhalten, das Schwere aus-zuatmen, das Bedrückende jemandemanzuvertrauen. Und Gott als den in Erin-nerung zu rufen, der auf uns zuläuft – im-mer und gerne! ó

Evangelischer Pfarrer MMag. Dr. Matthias Geist, Mathematiker,

Theologe, Supervisor, Läuferund Gefängnis -

seelsorger

Das Leben – ein MarathonOder: Wie »läuft« es mit meinem Glauben?Von Pfarrer Matthias Geist

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„Ich suche und finde Gott überall, in derNatur, in den Beziehungen, in Kunst undKultur.“ An diesem Satz, den man so oderso ähnlich oft hört, ist etwas Wahresdran. Nur, was bedeutet er? Für manchebedeutet er, dass sie nicht mehr an einenpersönlichen Gott glauben, nicht mehran einer ausdrücklichen religiösen Praxisteilnehmen, nicht mehr in die Kirche undzu den Sakramenten gehen, da sie Gott jaüberall suchen und finden können. Gottist die Natur, so lehrt ein romantisieren-der Pantheismus.

Für den hl. Ignatius von Loyola ist dieFormel „Gott in allen Dingen suchen undfinden“ die Summe seiner geistlichenLehre und eine Weisung. Am Beginn sei-ner Geistlichen Übungen (Exerzitien)steht das sogenannte „Prinzip und Fun-

dament“. Es lautet: „Der Mensch ist ge-schaffen, Gott unseren Herrn zu loben,ihm Ehrfurcht zu erweisen und zu dienenund mittels dessen seine Seele zu retten;und die übrigen Dinge auf dem Angesichtder Erde sind für den Menschen geschaf-fen und damit sie ihm bei der Verfolgungdes Ziels helfen, zu dem er geschaffen ist.Daraus folgt, dass der Mensch sie soweitgebrauchen soll, als sie ihm für sein Zielhelfen, und sich soweit von ihnen lösensoll, als sie ihn dafür hindern. Deshalb ist esnötig, dass wir uns gegenüber allen ge-schaffenen Dingen in allem, was der Frei-heit unserer freien Entscheidungsmachtgestattet und ihr nicht verboten ist, indif-ferent machen. Wir sollen also nicht unse-rerseits mehr wollen: Gesundheit alsKrankheit, Reichtum als Armut, Ehre alsEhrlosigkeit, langes Leben als kurzes; undgenauso folglich in allem sonst, indem wirallein wünschen und wählen, was unsmehr zu dem Ziel hinführt, zu dem wir ge-schaffen sind.“ [GÜ 23]

Gott ist das letzte Ziel des Menschen.Jesus fordert uns heraus, Gott und sei-nen Anruf in allem zu entdecken undihm zu dienen: in Gesundheit ebensowie in Krankheit, in Reichtum ebenso wiein Armut, in Ehre ebenso wie in Ehrlosig-keit, in einem langen Leben ebenso wiein einem kurzen. Das heißt nicht, dassKrankheit, Armut, Ehrlosigkeit oder einvorzeitiger Tod (durch Unglück oderKrankheit) auf der gleichen Stufe stün-den wie ihr Gegenteil. Sie sind zu mei-den! Dass in einem gesunden, reichenund langen Leben der Dank und derDienst an Gott leichter fallen als in ge-genteiligen Situationen, ist evident. Aberein Mensch, der Jesus Christus nach-folgt, lernt, den Willen Gottes sogar inwiderwärtigen Situationen, ja selbst imTod zu entdecken. Darin besteht die Kraftdes Glaubens, dass er hilft, auch in Schei-tern und Dunkelheit noch auf den AnrufGottes zu hören. Es ist natürlich, dass wirGott im Erfolg, im Schönen und im Glücksuchen und ihm danken. Aber eine ent-

schiedene Nachfolge des Herrn – unddarum geht es Ignatius – besteht darin,bewusst sein Leben im Dienst an denNächsten, für Glaube und Gerechtigkeit,für die „größere Ehre Gottes“ („Maior DeiGloria“) und für das größere Wohl desMenschen einzusetzen. Das setzt voraus,dass wir uns ganz dem Willen Gottes öff-nen, auch wenn er uns in Situationenführt, die menschlich unangenehm, er-niedrigend, ja tödlich sein können, wiebei den Märtyrern. Hier findet das „Gottsuchen und finden in allen Dingen“ ei-nen ganz neuen, von jeder Romantik ent-kleideten Ernst. Es führt zu innerer Wei-te und Freiheit aus dem Glauben. Am En-de der Exerzitien des hl. Ignatius stehtdie „Betrachtung zur Erlangung der Lie-be“, die klassische Betrachtung zum„Gott Suchen und Finden in allen Din-gen“. Das unbeschränkte und durchnichts zurück genommene Vertrauenauf Gott kommt im folgenden Gebet deshl. Ignatius zum Ausdruck: „Nimm hin,Herr, und empfange meine ganze Freiheit,meinen Verstand und meinen ganzen Wil-len, all mein Haben und Besitzen. Du hastes mir gegeben. Dir gebe ich es zurück.Verfüge über mich nach Deinem Willen.Gib mir nur Deine Liebe und Gnade. Dasist mir genug und ich verlange nichts Wei-teres mehr.“ Ein liebender Mensch suchtdie/den Geliebte(n) in allem und findetihn in allem. Seine Gedanken und Gefüh-le sind bei ihm. Wer in Gott verliebt ist(wie Gott in den Menschen), findet ihn inallem, wie Gott den Menschen in allemgesucht hat. ó

P. Dr. Severin Leitner SJ

ist seit 2009 Rektor des

Jesuitenkollegs in Innsbruck

Gott in allen Dingen suchen von Rektor P. Severin Leitner SJ

Alfred Delp .(geboren am 15. September 1907)schrieb am 17. November 1944 in einem Brief an Luise Oesterreicheraus dem Gefängnis:

„Das eine ist mir so klar undspürbar wie selten: die Welt ist Got-tes so voll. Aus allen Poren der Din-ge quillt er gleichsam uns entge-gen. Wir aber sind oft blind. Wirbleiben in den schönen und in denbösen Stunden hängen und erlebensie nicht durch bis an den Brenn-punkt, an dem sie aus Gott heraus-strömen. Das gilt für […] alles Schö-ne und auch für das Elend. In allemwill Gott Begegnung feiern undfragt und will die anbetende, hinge-bende Antwort. Die Kunst und derAuftrag ist nur dieser, aus diesenEinsichten und Gnaden dauerndesBewusstsein und dauernde Haltungzu machen, bzw. werden zu lassen.Dann wird das Leben frei in der Freiheit, die wir oft gesucht haben. “

P. Alfred Delp SJ wurde am 2. Februar 1945 in Berlin Plötzenseehingerichtet.

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Zeit mit Gott

Das Gebet – eine IntrospektionDie Wurzel der hebräischen Worte Tefilah(Gebet) und hitpalel (beten) ist das Zeit-wort palal (urteilen, beurteilen). Hitpalelist die Reflexivform von palal, bedeutetursprüglich „sich beurteilen“ und hatnichts mit der üblichen Konnotation von„beten“, nämlich um etwas bitten, zu tun.

Wieso sollten wir beim Beten auf unsselbst sehen? Ein Blick auf den ursprüng-lichen biblischen „G’ttesdienst“* kanndas nötige Verständnis liefern. Er wird alsOpferdienst im zentralen Heiligtum be-schrieben. Daneben lesen wir auch vomdirekten Wenden einzelner Personen anG’tt in Form des persönlichen Gebets oh-ne vorgegebene Form.

Das hebräische Wort für Opfer, Kor-ban, stammt von der Wurzel karaw (sichnähern). Der Opfernde nähert sich G’tt.Bei fast allen Arten der Opfer ging nur einkleiner Teil des Tieres in Flammen auf; ei-nen genau definierten Teil erhielt derausführende Priester, und der größte Teilmusste vor Ort bis zum Morgengrauenvom Opfernden aufgegessen werden. Dadies von einer Person nicht bewältigtwerden konnte, musste sie „Mitesser“finden. So kamen die Armen Jerusalems,die sich rund um den Tempel einfanden,zu Fleischgerichten. Der Opfernde wurdesich daher außer des persönlichen Grun-des für das Opfer auch dessen bewusst,dass er G’tt nicht näher kommt, weil erIhm etwas gibt, sondern weil er sich fürdie Gemeinschaft verantwortlich zeigt.

Nach der Zerstörung des zentralenHeiligtums trat an die Stelle des Opfer-dienstes das Gemeinschaftsgebet – nicht

ganz korrekt als G’ttesdienst bezeichnet.Auch dabei ist es wichtig, dass der Beten-de sich des Inhalts der Gebete, Segens-sprüche und Psalmen bewusst wird undseine Einstellung dazu reflektiert: Ob ersich voll und ganz zu diesem G’tt be-kennt, der sich nicht darstellen lässt, umnicht unzulässig reduziert zu werden, dersich jederzeit und überall manifestiert –„Ich werde sein, der ich sein werde“ (Exo-dus 3,14) –, ohne selbst durch eine der Er-scheinungen beschreibbar zu sein, undder in die Geschicke der Menschen ein-greift, ohne sie ihrer Entscheidungsfrei-heit zu berauben. In der Folge wird derMitpalel, der Betende, angeregt, zu beur-teilen, ob er bereit ist, bestmöglich nachG’ttes Vorschriften zu leben.

Zu den Teilen der Tefilah, die mir be-sonders viel sagen, zählt der Segens-spruch: „Gesegnet sei Der, der sagt undtut“ – im Unterschied zu vielen Men-schen, die viel reden und alles schuldigbleiben. Und im Schabbat- und Feiertags-morgengebet wird Psalm 34 gelesen, mitdem Fundament für eine schöne Welt:„Wer ist der Mensch, der Leben begehrt?Der die Tage liebt, um Gutes zu schauen.Hüte deine Zunge vor Bösem und deineLippen vor trügerischen Reden. Weichedem Bösen und tue Gutes; suche denFrieden und jage ihm nach.“ ó

In Österreich sind ca. 7.200 Juden beiKultusgemeinden (ca. 7.000 in Wien) gemeldet, es wird jedoch geschätzt,

dass 12.000 bis 15.000 Juden hierzulande leben.

* Nachdem im Hebräischen das unvokalisierte Tetra -gramm (JHWH) für den unaussprechlichen NamenG’ttes steht, ist es jüdische Tradition auch auf Deutschden Vokal „o“ nicht zu schreiben.

Beten: Einblicke in andere Weltreligionen

„Sicherlich, im Gedenken Allahsfinden die Herzen Ruhe!“ (Koran 13:28)„Salatu“ – im arabischen Wort für dasGebet steckt das Verb „verbinden“. Dastägliche fünfmalige rituelle Gebet derMuslime strebt nach dieser sehr persön-lichen Verbindung zu Allah. Aber auch imAlltag suchen die Worte „Im Namen desgnädigen und sich erbarmenden Got-tes“, mit denen Handlungen eingeleitetwerden, eine spirituelle Rückkoppelungherzustellen. Mit dieser Segensbitte istgleichzeitig eine Selbstreflexion verbun-den, ob das Vorhaben auch gut undnützlich sei – eine schlechte Tat sollteman nicht auch noch im Namen Gottesbegehen!

Gebet ist in dieser sozialen Dimensi-on als Kraftschöpfen für verantwortlichesHandeln ein Gottesdienst, der in denDienst an den Mitmenschen und derUmwelt hinein weist. Dies drückt sichauch in der Symbolik der körperlichen Be-wegung im rituellen Gebet aus. Liegt inder Gebetsrichtung nach Mekka die Kon-zentration auf den Einen, Einzigen undEinzigartigen Gott, der uns einlädt Ihnanzurufen: „Ich höre den Ruf des Rufen-den, wenn er mich ruft …“ (Koran 2:186), soist der abschließende Friedensgruß zurrechten und linken Seite gesprochen eineVergegenwärtigung unseres Auftrags imHier und Jetzt.

Gebetszeiten richten sich nach demSonnenstand, wobei es Spielraum biszum Beginn der nächsten gibt: noch vorSonnenaufgang, wenn die Sonne im Ze-nit steht, wenn die Schatten länger wer-

Dr. Willy Weisz istInformatiker amComputational

Science Center derUni Wien und (Jüd.)Vizepräsident des

Koordinierungsaus-schusses f. christ.-jüd.Zusammenarbeit

Carla Amina Baghajati ist

ehrenamtl. Medien-referentin d. Islami -schen Glaubens ge -mein schaft undMitgründerin derPlattform Christen

und Muslime

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enden, zu Sonnenuntergang und wenn esganz finster ist. Das Lieblingsgebet mei-ner Kinder im Sommer: das letzte natür-lich – zum länger Aufbleiben. Wobei Kin-der eingeladen sind mitzubeten, aber wiebei allen Gottesdiensten erst mit der re-ligiösen Mündigkeit (mit körperlicherund geistiger Reife) dazu verpflichtetsind. Kleinkindern macht das „Sudschud“,wenn die Stirn des Betenden den Bodenberührt, besonders viel Freude, denndann klettern sie gerne auf den Rückender Eltern – die sie nach dem Vorbild desPropheten Muhammad gewähren las-sen. Dies ist ja auch eine besondere Stel-le im Gebet, in der man Gott besondersnahe sei. Darum hält der Imam beim Ge-meinschaftsgebet eine kleine Pause, da-mit jeder seine persönlichen Anliegen vorGott bringen kann. In der Muttersprachenatürlich, während die Koranrezitationim Stehen im Original erfolgt – ein prak-tischer Grund, warum den Koran aus-wendig zu lernen unter Muslimen ge-pflegt wird.

Viele Menschen können sich schwervorstellen, wie fünfmaliges Gebet mit derHektik eines modernen Arbeitsalltags zu-sammenpasst. Doch machen viele Musli-me die verblüffende Erfahrung, dass diebewusste Gebetspause für fünf oderzehn Minuten der Zeit wieder eine Di-mension gibt, die dem Menschen Raumlässt. Gebet als ein spiritueller Motor undEntschleuniger zugleich. ó

Es gibt ca. 500.000 Muslime in Österreich.

Welche Formen / Traditionen vonGebet bzw. Meditation gibt es inIhrer Religion?Wir Hindus verehren das Göttliche in ver-schiedenen Formen und beten dasHöchste Eine in vielen Namen an. Vielfäl-tig ist auch die Gebetspraxis: Kurz ist dieAnrufung des göttlichen Namens, z.B.„Om Ganesha“, mit dem ich besondersum Beistand für den Beginn einer Unter-nehmung bitte, oder „Om Kali“, das dieGöttliche Mutter anruft, sowie „Ram,Ram“, das den Namen der göttliche In-karnation Rama meint. Auch Japam, dieständige Wiederholung des Gottesna-mens, oft an den Perlen einer Gebetsket-te gezählt, ist weit verbreitet. Im formel-len Gebet am Altar spricht man Worte,welche die Veden, die ältesten heiligenSchriften, vorgeben. Beliebt sind gesun-gene Gebete, Bhajans, oft mit von Heili-gen überlieferten Texten. Dieser oft ge-meinsame Gesang gehört als fester Be-standteil zu vielen Festen. Gebete, Prat-hana, können etwas erbitten oder eineLobes-Hymne sein, persönliche Anrufun-gen sowie liturgische Formeln in einemRitual. Für viele Gläubige ist Bhakti, dieLiebe zu Gott, das wichtigste Motiv. Be-deutet es zunächst die Suche nach demGöttlichen, drücken die Gebete schließ-lich die unendliche Gottesliebe aus, dereneinziges Ziel die Vereinigung ist.

Täglich zelebrieren Millionen von Hin-dus Arati, die Lichtkreiszeremonie, indemsie eine Flamme vor dem Altar schwen-ken. Das für viele eindeutig wichtigste Ge-bet heißt Gayari-Mantra, auf dessen über-ragende Bedeutung viele unserer Schrif-

ten immer wieder hinweisen. Es preist dasGöttliche als Licht der Sonne und bittetum geistige Erleuchtung und Erkenntnis.

Warum beten /meditieren Sie?Ziel unseres Strebens ist das Kommen zuGott, das Erkennen Gottes, um schließlichin Mokscha, der Erlösung, selbst göttlichzu werden. Dhyana, Meditation, ist eineweitere Möglichkeit, dieses Ziel zu errei-chen. Verschiedene Mantren, besondersdie Silbe Om als Urlaut und Symbol fürdas formlose Göttliche (Brahman), berei-ten die Meditation vor. Meditation wieGebet können helfen, in der Versenkungnicht nur geistige Ruhe zu finden, son-dern schließlich den höchsten Bewusst-seinszustand zu erreichen.

Haben Sie ein persönliches Lieblingsgebet?Mein persönliche Lieblingsgebet wendetsich an die Göttin Kali (auch Narayani),Gottes weibliche Form. Auszug aus die-sem Narayani-Stotram:

O Ewige! Du bist die Kraft, die die Welterschafft, erhält und zerstört.

In Dir ruht das Universum, und aus direntspringt es. Dich, O Narayani, verehrenwir!

O Göttliche Mutter! Du schützt dieSchwachen und die Leidenden.O du, die das Leid von uns nimmt! Dich, O Narayani, verehren wir! ó

Laut Volkszählung gibt es in Österreich3629 Hindus, jedoch gehen die Verant-

wortlichen von einer weit höheren Zahlaus, geschätzt über zehntausend.

Dr. Bimal Kundu ist pensionierter Chemiker. Er gründete und leitet seit

1980 den ersten Hindu-Gebetsraum inÖsterreich, fungiert als Priester und

vertritt seine Religion in interreligiösenDialogen. Mitglied des WCRP

(World Conference of Religions for Peace).

Dr. Bimal Kundu

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Zeit mit Gott

Standortbestimmung des Buddhismus im Rahmen der WeltreligionenAllen Weltreligionen ist ein hohes Maß anEthik eigen, eine der grundsätzlichen Un-terscheidungen gibt es im Gottesbegriff.Die sogenannten Prophetenreligionenglauben an einen ewigen persönlichenGott. Buddhisten sehen als Ziel ihres We-ges die Überwindung des Dualismus. EinSchöpfergott im christlichen Sinn kanndaher nicht angenommen werden.

Hauptrichtungen des Buddhismus:1. Shravakayana, auch HinayanaHauptschule: Theravada

2. Boddhisattvayana, auch MahayanaBekannte Richtungen: Zen und Amida B.3. Vajrayana, auch Tantrayana, hauptsächlich: Tibetischer Buddhismus

Eine genaue Zuordnung beziehungs-weise Sichtweise der einzelnen Schulenunterscheidet sich sehr nach dem Blick-punkt des Betrachters. Jede dieser Schul-richtungen hat eine über die Jahrhunder-te gewachsene spezifische Ausrichtungihrer Praxis. Ein genaueres Eingehen aufdiese Materie würde den Rahmen dieseskurzen Artikels aber bei weitem sprengen.

Warum bete, meditiere ich?Ganz einfach gesagt um zu versuchen, –und ich muss ganz ehrlich sagen, bei mirist es wirklich nur der Versuch – , mich alsMensch zu verbessern. Um von Mitge-fühl nicht nur zu lesen, sondern um es ei-nes Tages auch leben zu können. Geradeder Tibetische Buddhismus, dem ich fol-ge, stellt hier Meditationstechniken zurVerfügung, die auch schwierigen FällenHoffnung geben.

Eines meiner „Lieblingsgebete“Die „Vier Unermesslichen“ drücken dieEssenz des Mahayana und Vajrayana ineiner einfachen Form, jenseits von gro-ßen Ritualen perfekt aus, so erlauben Siemir damit zu schließen, auch mit der In-tention, dass diese Geisteshaltung, ähn-lich wie die Bergpredigt, uns über die Re-ligionen hinweg verbindet, und uns zuSchwestern und Brüdern in Liebe undMitgefühl machen möge.

Mögen alle Wesen Glück und die Ur-sachen des Glücks erfahren.

Mögen alle Wesen frei sein von Leidenund den Ursachen des Leidens.

Mögen alle Wesen niemals getrenntsein vom Glück, das frei ist von Leiden.

Mögen alle Wesen von unermessli-chem Gleichmut* erfüllt sein, jenseits vonAnhaftung und Ablehnung. ó

* Unter Gleichmut ist hier vor allem eine gleichmü-tige Behandlung aller Wesen, ob schön oder hässlich,reich oder arm gemeint, und auf keinen Fall eineGleichgültigkeit! (Anm. d. Verf.)

Einer der schlichtesten Räume des Do-mes ist die Barbarakapelle, der Meditati-ons- und Gebetsraum im Unterbau desAdlerturms. In diesem spätgotischen Sa-kralraum mit den bemerkenswertenhängenden Schluss-Steinen, auf denenkaiserliche Wappenschilde zu sehen sind,konnten erst 1986 die letzten Kriegsspu-ren beseitigt werden. Beim Dombrand1945 war die neugotische Inneneinrich-tung des 19. Jahrhunderts bis auf die Al-tarleuchter vollständig verbrannt.

1983 brachte man hier ein spätgoti-sches lebensgroßes Kreuz aus der Pfarr-kirche Schönkirchen in Niederösterreichan. Zu Füßen des Gekreuzigten wurde ei-ne Kapsel mit Asche aus den Krematorien

des Konzentrationslagers Auschwitz ein-geschlossen, die Kardinal Franciszek Ma-charski anlässlich der Europavesper zumKatholikentag am 10. September 1983 imBeisein von Papst Johannes Paul II. demdamaligen Erzbischof von Wien, KardinalDr. Franz König, übergeben hatte. Eben-falls am Fuß des Kreuzes ist seit 1998 einReliquiar mit Erde aus dem Konzentrati-onslager Mauthausen in Oberösterreicheingesetzt. Im Jahr 2009 wurde an derWand eine Büste der seligen Sr. RestitutaKafka angebracht, ein Werk von AlfredHrdlicka und Ben Siegel. Wegen ihres Ein-satzes für Glauben, Recht und Menschen-würde war sie sie verhaftet und schließ-lich am 30. März 1943 im Landesgericht

Wien gemeinsam mit mehreren Kommu-nisten enthauptet worden. Die Namender mit ihr Hingerichteten wurden vonden beiden Künstlern in die Brust der1998 Seliggesprochenen eingraviert. DieKapelle, die in den letzten Kriegstagendes Zweiten Weltkriegs zerstört wordenwar, ist somit über alle konfessionellenund weltanschaulichen Grenzen hinwegauch ein Mahnmal gegen Rassenwahn,Ideologie und Völkerverachtung. ó

Gerhard Geisler, Beamter der ThSG(Theaterservicege-sellschaft) ist seit2009 Vorsitzenderder Buddhistischen

Gemeinde Österreichs

Die BarbarakapelleEin ökumenischer Gebetsraum in St. Stephan. Von Reinhard Gruber

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Inspiriert durch den großen Erfolg der CD„Chant“, Gregorianischer Choral gesun-gen von Heiligenkreuzer Mönchen, be-gannen die beiden Power-Frauen RegulaCurti und Dechen Shak-Dagsay ein Al-bum aufzunehmen. Davor haben sienoch den Mut bewiesen, Pop-Ikone TinaTurner dazu einzuladen. So entstand„Beyond“, eine Mischung aus gesunge-nen christlichen und buddhistischen Ge-beten mit einer zentralen spirituellenBotschaft, gesprochen von Tina Turner. Je-der Mensch ist aufgefordert, seine Stim-me zu erheben. Zu sich und zu Gott: „Hörnicht auf zu singen – Singen trägt dichüber alles hinaus, weit, weiter, immerweiter.“ „Beyond“ ist damit eine sympa-thisch gestaltete Einladung, über das Eigene hi-nauszuge-hen. Nichtum es zu ver-lassen, son-dern um esvielmehr bes-ser zu begrei-fen, grund-sätzlich wert-schätzen zulernen.

Das Musi-ker- und Pro-duzenten-ehepaar Gun-ther Mendeund Mee EunKim-Mende

hat viel Fingerspitzengefühl eingebracht.Der pulsierende atmosphärische Soundpasst sich dem Inhalt der einzelnen Gebe-te an. Was uns hierzulande beispielsweiseals Ordinarium vertraut ist, findet seinspirituelles Gegenüber in buddhistischenMantras. Dazwischen fungieren Tina Tur-ners Worte als eine Art Intermezzo. ImCD-Beiheft wird nicht zuletzt der islami-sche Mystiker Rumi zitiert: „Jenseits vonrichtig und falsch liegt ein Garten. Dawerde ich Dir begegnen.“ Man darf ge-spannt sein, ob das Damen-Trio im Rah-men eines Folgeprojektes den interreligiö-sen Dialog in Richtung Islam ausweitet.

Bei aller Skepsis gegenüber esoteri-schen Allerweltsprodukten, die mit derSehnsucht des Menschern spielen, vielversprechen und nichts halten, bietet„Beyond“ eine ansprechende Möglichkeitdes Zuhörens. 55 Minuten Musik, die manentweder am Stück oder ganz gezielt alsEinzeltracks anhören kann. Kurze Erläute-rungen zu den einzelnen Gebeten erklä-ren Herkunft und Bedeutung der religiö-sen Bezugspunkte. Da lässt sich weiter-forschen und nachhören. Ein schönes Ge-schenk. ó

BeyondUrsula Magnes berichtet über ein interreligiöses Musikprojekt – klassische Gebete „einmal anders“

Mag. Ursula Magnes,

Musikchefin von Radio

Stephansdom

im Stephansdom.

Allen Besuchern möchten wir mitdieser erbaulichen Stunde in der Bar-barakapelle ein Erlebnis besondererArt bereiten. Der Obertongesangmacht es möglich, dass ein Menschzweistimmig singen kann und über-irdisch schöne „Klangwolken“ ent-stehen.

Dadurch kann die Herrlichkeitder anderen Welt erahnt werden. Vorallem, wenn man mehr mit demHerzen als mit den Ohren hört ...

Über diese Klänge können wir zugroßer innerer Ruhe, zu Frieden,Freude und Kraft kommen und ha-ben dadurch die Möglichkeit uns fürdas Wesentliche zu öffnen und Gottzu begegnen. Die Klänge sind nichtvorgegeben, sondern entstehenspontan in der meditativen Atmo-sphäre. Durch die Ausdruckskraft derStimme kann jeder für sich das he-raushören bzw. hineininterpretieren,was er im Augenblick gerade emp-findet.

Jeden Sonntag (mit wenigen Ausnahmen) von 15.30 bis 16.30 Uhr in der Barbarakapelle des Stephansdoms.Alle Termine unter www.lichtcentrum.net

Klingendes Gebet.

Michael Misar und Anna Maria Finger

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Zeit mit Gott

Im Gebet füreinander verbunden…„Fürbittbox“ und „Messe für Leidende und Kranke“ im Dom. Von Karin Domany

„Ich wünsche mir so sehr, dass wir gemein-sam für meine Mama beten, die seit fünfJahren Dialysepatientin ist und auf einegesunde Niere wartet, dass sie mit GottesWillen bald eine bekommt.“

Diese so persönlich an uns – das Ge-betsteam – gerichtete Bitte einer 21-jäh-rigen Kärntnerin ist eine von hunderten,die monatlich in unsere „Fürbittbox“ ge-worfen werden. Menschen mit ihren oftganz alltäglichen, manchmal wirklich le-bensbedrohenden Sorgen, aber auchFreuden, wenden sich so an Gott und ver-trauen darauf, dass sie in ihrer Situationnicht allein gelassen sind.

Alle Zettel werden gelesen, „bebetet“,bei der etwa einmal pro Monat statt fin-denden „Messe für Leidende und Kranke“auf den Altar vor Gott hingelegt und eini-ge davon stellvertretend im Fürbittgebetausgesprochen.

Viele Gottesdienstbesucher nützenam Ende dieser hl. Messe auch die Gele-genheit, für sich und andere persönlichbeten zu lassen und gesegnet zu werden.

In diesem Sinn lade ich auch Sie, lie-be Leser, herzlich ein, an unserem Gebets-netz weiter zu knüpfen, wenn Sie nun ei-nige Bitten vom Juli 2010 lesen:

„Bitte lass meine Oma nicht sterben!Ich möchte sie noch einmal sehen. Bitte

vergib meine bösen Taten ihr gegenüber.Ich war nie die beste Enkelin – aber ich lie-be sie! Bitte mach, dass sie das weiß!“

„Mein Vater hat sich vor einigen Jahrendas Leben genommen. Ich und er sindzwar nicht die gläubigsten Menschen…Trotzdem möchte ich, dass er bei Gott sei-nen Frieden findet und im Paradies lebendarf. Verzeiht mir, dass ich gleich um zweiDinge bitte, aber ich glaube, dass Gott mirbehilflich sein kann, und ihr für mich alsDraht zu ihm dient.“

„Ich bete darum, dass meine Frau wie-der Arbeit findet und auch dadurch mehrSelbstwertgefühl entwickelt. Es ist enttäu-schend, mit 50 nicht mehr „gebraucht“ zuwerden.“

„Herr, ich bitte dich, bewahre mich vorallem Bösen und zeig mir den richtigenWeg. Hilf allen, die zu mir stehen und lasssie nicht gehen. Zeig mir, wer wahre Freun-de sind…“

„Lieber Gott, bitte erlaube mir, meineKinder zu sehen.“

„Lieber Gott! Ich wünsche mir einenFreund, und dass ich keinen Sprachfehlermehr habe und wunderhübsch bin.“

„Lieber Gott, hilf mir, immer an dich zuglauben und dir zu dienen.“

„Herr, ich bitte dich um einen lieben, net-ten Mann für B., damit sie nicht immer so al-

leine ist und die richtige Liebe kennen lernt.“„Herr, ich bin schon wieder da. Diesmal

möchte ich von ganzem Herzen für meineTochter beten und bitten, dass du ihr durchdie Schwangerschaft hilfst… Du weißt, wielange wir darauf gewartet haben ein Kindzu bekommen. Endlich ist es soweit. Ich binunendlich dankbar!“

„Bitte, lass meinen Mann immer liebzu mir sein!“

„Lass mich bitte wieder Freude an mei-nem Leben finden!“

„Lieber Gott, bitte gib mir die Kraft, anmich selber zu glauben und mich in mei-ner Haut wohl zu fühlen.“

„Lieber Gott, ich weiß, dass es für mei-nen Vater Zeit war, dass er erlöst werde,doch ich fühle Trauer und Schmerz. Ichfühle eine Leere in meinem Herzen. Bittefülle diese… Ich glaube vielleicht nicht andich, doch ich denke, dass du uns be-schützt.“

„Herr, mein Gott, du weißt, dass undwie ich meine geliebte Tochter verloren ha-be und wie es nun in mir aussieht… Sie ist17 Jahre alt geworden. Ich liebe sie unend-lich und vermisse sie Tag und Nacht. DerSchmerz ist unerträglich.“ ó

Kranke im Stephansdom.jeweils um 19.00 Uhr:Donnerstag, 2. September 2010Donnerstag , 7. Oktober 2010Freitag, 12. November 2010Freitag , 17. Dezember 2010

Messe für Leidende und.

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…es kommt die Stunde und sie istschon da, in der die wahren Anbeter den Vater im Geist und in der Wahrheit anbeten werden(Joh 4,23)Wir alle wissen, beten heißt sprechen mitGott. Schon dieser Gedanke, wenn manihn ernst nimmt, ist unfassbar. Mir läuftjedes Mal ein Schauer über den Rücken,wenn ich mir darüber klar werde, dassICH mit Gott sprechen darf, sprechenkann – mit Gott, mit meinem Schöpfer,mit diesem Wesen, das unendlich großist – wer bin ich, dass ich mit Gott spre-chen darf und dass ich sogar hoffen darf,dass er mir zuhört, ja vielleicht sogar ant-wortet? Nun, ich kann diesen Gedankennicht zu Ende denken, denn sonst würde

ich mir meiner Winzigkeit, meiner Unvoll-kommenheit sofort bewusst werden. AlleFehler, alle meine Schwächen würden so-fort auf mich einstürzen, nein, ich will vollDankbarkeit, ohne weiter darüber nachzu-denken, dieses Geschenk annehmen.

Das Johannesevangelium erzählt voneiner Frau, die am Jakobsbrunnen Jesusfragt, wo man Gott anbeten müsse, in Je-rusalem oder am heiligen Berg nahe demJakobsbrunnen. Die Antwort kennen wir.Jesus sagt, man muss Gott im Geist undin der Wahrheit anbeten.

Wir alle wissen, dass der Ort nicht dasAusschlaggebende ist, um wahrhaft zubeten, aber wir alle haben auch schon dieErfahrung gemacht, dass der Ort, an demwir beten, sehr hilfreich sein kann. Ichkann mir zum Beispiel nicht vorstellen,dass ich in einer vollgestopften U-Bahn inder Lage wäre, meinen Geist auf ein Ge-bet einzustimmen. Mir fällt es viel leich-ter, wirklich zu beten, wenn es um michherum ruhig ist, wenn ich selbst zur Ruhekomme. Dann kann ich meinen Geist freimachen von allen hinderlichen Gedan-ken und in ein tiefes Gebet einsteigen.

Immer wieder spüre ich den Unter-schied zwischen einem ehrlichen tiefenGespräch mit Gott und einem Gebet, dasimmer wieder von Gedanken und Außen-reizen abgelenkt wird.

Es gibt für mich einen ganz wunder-vollen Ort, mitten in unserer Stadt, andem es mir immer wieder gelingt, in soein tiefes, erfülltes und befreiendes Ge-bet einzusteigen. Es ist die Eligiuskapelleim Stephansdom.

Eligiuskapelle im DomWenn Sie diese Kapelle aufsuchen, wer-den Sie es sofort spüren. Da der Ste-phansdom zu den touristischen Hauptat-traktionen von Wien gehört, sind vor al-lem in den Hauptsaisonen sehr viele Gäs-te vom In- und Ausland anzutreffen. Oftmuss man sich in eine Schlange einrei-hen, um überhaupt in den Dom zu gelan-gen und im Dom spürt man das Pulsie-

ren, die Bewunderung, die Begeisterung,die diese Menschen ausstrahlen.

Und wenn man sich dann, gleichnach dem Haupteingang nach rechts,von diesem Touristenstrom löst unddurch die Doppeltüre die Eligiuskapellebetritt, glaubt man, man ist in einer an-deren Welt. Es ist plötzlich ruhig und manspürt die tiefe Andacht der anwesendenMenschen. Rund um die Sonnenwendenfallen bei sonnigem Wetter die Sonnen-strahlen so flach durch die großen Farb-glasfenster der linken Kapellenseite, dassder ganze Raum mit wunderbarem fär-bigem Licht gefüllt ist.

Die Kapelle ist vom frühen Morgenbis zur Schließung des Doms am Abendgeöffnet und vor allem spät abends istdie Ruhe, die die Kapelle ausstrahlt, fürein tiefes, ehrliches Gebet sehr hilfreich.Und noch etwas. Geben Sie dem ersteninneren Drängen, ein schnelles Gebet zusprechen und wieder zu gehen nichtnach. Bleiben Sie 10 bis 15 Minuten. Wer-den Sie ruhig. Lassen Sie alle Gedankenvorüberziehen, aber „steigen Sie nicht indiese Gedanken ein“. Denken Sie an Gott,an dieses unendlich gütige, allmächtigeWesen, das uns alle liebt.

Natürlich ist jeder von uns anders. Beimir dauert es ca.10 bis 15 Minuten bis ichrichtig ruhig werde und ein wahres Ge-bet beginnen kann. Die Zeit wird für michdann bedeutungslos und ich erlebe dannmeistens eine Tiefe, eine Ruhe, eine Freu-de wie sie nur Gott schenken kann.

Die wahren Anbeter werden Gott imGeist und in der Wahrheit anbeten! ó

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Beten – Atem für die SeeleVon Peter Trcka

Dr. Peter Trcka,ehem. Leiter der Firma Eurocard,

arbeitet seit seinerPensionierung als

ausgebildeter systemischer

Familientherapeut

Die Eligiuskapelle .des Stephansdoms lädt zur Stilleund zum Gebet ein:Montag bis Samstag, 6.00 Uhr – 21.45 Uhr (abschließendes Segensgebet)Sonntag, 7.00 Uhr bis 21.45 Uhr (abschließendes Segensgebet)

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Zeit mit Gott

Ich glaube, kein Wort aus dem Evangeliumhat einen tieferen Eindruck auf mich ge-macht, keines hat mein Leben mehr verän-dert als dieses: „Was ihr einem dieser Ge-ringsten tut, das tut ihr mir!“ (Charles deFoucauld, geistlicher Vater unserer Ge-meinschaft)

Als ich vor gut einem Jahr nach Wiengekommen bin, hatte ich anfangs meineMühe in dieser großen Stadt – die ständi-ge Reizüberflutung, so viele Gesichter, soviele Lebenswege, so viel Traurigkeit inden Gesichtern, so viel Gleichgültigkeit.Not begegnete mir, die Einsamen, die Ob-dachlosen, die Bettler, die Einkaufssüchti-gen … es brauchte eine Weile, bis ich michmit dieser Wirklichkeit anfreundete undmeinen Auftrag neu wahrnahm. Nichtnur die Gemeinschaft brauchte mich: DieU-Bahn wurde mir ein Ort des Gebetesund den Bettlern am Reumannplatz (wirleben am Antonsplatz im 10. Bezirk) ver-suche ich zu begegnen – es gelingt nichtimmer. Ich fühle mich aufgefordert, neuZivilcourage zu lernen, wo es gilt, für je-mand einzustehen inmitten so viel „Wasgeht Sie das an?“

Seit Anfang November habe ich zweikleine Jobs, ein lang gehegter Wunsch er-füllte sich: bei meinem Dienst in der Lei-tung der Gemeinschaft doch auch Raumzu finden für den „normalen“ Lebensall-tag der Kleinen Schwestern Jesu. Da ge-

hören die einfache, oft manuelle Arbeitund das Verdienen des Lebensunterhaltswesentlich dazu.

Da ist einmal meine kleine Arbeit beieinem Installateur. Ich bin dort zum Put-zen. Ab und zu treffe ich die Sekretärin-nen, die Installateure oder meinen Chef– ich freu mich über die kleinen Begeg-nungen und einfach daran, dass ich zumBetrieb gehöre und dort meinen Beitragleiste an meinem Platz. So einen wunder-baren Arbeitsplatz hatte ich schon langenicht. An anderen Arbeitsplätzen war oftdie Suche in mir: Wie können wir Arbeits-kollegInnen solidarisch werden für ge-rechtere, menschliche Bedingungen. Hierbraucht es das nicht. Mittwochs habe ichnoch einen zweiten kleinen Job als Fri-seurin begonnen, diesmal ehrenamtlich,in einem Flüchtlingsheim in unserem Be-zirk. Es sind zwei große Wohnhäuser derCaritas, die 200 Asylsuchende beherber-gen. Viele sind mehr als vier, fünf Jahreda, manche sogar acht oder neun, undwarten auf die Beantwortung ihres Asyl-antrags. Es gibt viele Kinder. Sie gehenhier in den Kindergarten und in die Schu-le und wissen nicht, ob sie nicht eines Ta-ges doch abgeschoben werden…

Das Haus ist recht desolat und wur-de gerade ein wenig renoviert. Gott seiDank! Die Stimmung ist durchwegs fröh-lich, man versucht einander aufzumun-tern. Ein Asylsuchender darf nicht arbei-ten gehen und bekommt pro Tag fünfEuro Essensgeld, sowie 40 Euro Taschen-geld im Monat. Das soll zum Leben rei-chen!? Viele haben Schulden durchSchwarzfahren und beginnen ihren Auf-enthalt nach positivem Bescheid mit ei-nem Schuldenberg, erzählt mir eine Be-treuerin… Küche, Bad und WC sind meh-reren gemeinsam und gerade da reibensich die unterschiedlichen Kulturen. Hierlebt die Welt zusammen!

Es macht mir so eine Freude, Men-schen schön zu machen, und ihre Freudeist dann mein schönster Dank. Manch-mal sitzt eine ganze Runde um mich he-rum und freut sich an dieser Abwechs-lung. Freundschaft wächst langsam undich entdecke, wie beschenkt ich selber binvom Vertrauen und dem Reichtum ihresLebens, den sie hierher mitgebracht ha-ben. So viel lerne ich von ihrem Aushal-ten, ihrer Bescheidenheit, ihrer Hoffnungund ihrem Humor! Freundschaft, Ge-meinschaft, Einheit ist unsere Berufung,der Ausdruck unserer Liebe – wir wollensie denen schenken, die heute in unsererGesellschaft Bedürftige sind.

»Sei Zeugin der Zärtlichkeit Gottes,ein Hoffnungsschimmer mitten imLeid dieser Welt der Gewalt und desUnrechts.« (Kl. Sr. Magdeleine von Jesus – Gründerin der Gemeinschaftder Kleinen Schwestern Jesu)

In der täglichen eucharistischen Anbe-tung, dem Herzstück unserer Berufung,wird unsere kleine Kapelle voll von denMenschen, die mir das Herz angefüllt ha-ben mit ihren Sorgen und Fragen. Lebenund Gebet fließen ineinander über undwerden eins. Vor Christus im Brot bin ichmit ihnen allen da und strecke sie ihmhin. Mit Christus im Herzen bin ich beiallen da, die mir begegnen: „Jesus, Du bistder Meister des Unmöglichen!“ – „HerrJesus Christus, erbarme Dich unser“ –„Herr Jesus Christus, ich vertraue Dir“.Und mehr und mehr spür ich seine lie-bende Einladung, selbst so ein Brot zuwerden wie er, das sich verteilt und ver-schenkt an alle Menschen dieser Erde, be-sonders an die „Kleinen“ und die, die nie-mand haben will! ó

www.kleineschwesternjesu.net

Wenn Leben und Gebet ineinander überfließen…Einblicke in das Alltagsleben von Schwester Sabine von Jesus Luger, Gemeinschaft der Kleinen Schwestern Jesu

Sr. Sabine von Jesus Luger ist seit 2006Regionalverantwortliche der Gemein-schaft der Kleinen Schwestern Jesu

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Als ich im März des Jahres 2000 an je-nem Dienstagnachmittag der großen„Missionswoche“ in St. Stephan den Dombetrat, hatte ich keine Ahnung, was micherwarten würde. „Stunde der Barmher-zigkeit“ stand am Plan.

Das Allerheiligste war ausgesetzt,wundervolle Musik war zu hören undzwischendurch immer wieder sehr an-sprechende Texte. Die Anwesenden wur-den eingeladen, ihr Herz zu öffnen, ihreSorgen und Nöte auf einen kleinen Zet-tel aufzuschreiben und vor dem Allerhei-ligsten in eine Schachtel zu werfen.Gleichzeitig konnten sie ein Teelicht mitvor den Herrn bringen und aus einemKorb, der vorne bereitstand, einen Zettelmit einer Bibelstelle mitnehmen. Auch zuBeichte und persönlichem Gebet wurdeeingeladen.

Und da gab es gerade tatsächlich et-was, dass ich dem Herrn Jesus gerne ge-sagt hätte in diesem Moment. Nach demEinwurf meines Briefchens zog ich eineStelle aus der Heiligen Schrift und plötz-lich war da diese große Gewissheit: Gotthat mein Anliegen gehört, mir genau dierichtige Antwort gegeben – mitten insHerz. Zufall?

Ich setzte mich hin, eingehüllt in diesefühlbare Gegenwart Gottes und konntebeobachten, dass Gott in diesem Momentdie Herzen so vieler Menschen berührte,sie zu Tränen rührte, in diesem Augenblickihr Leben veränderte. Menschen, die oftjahrelang keine Kirche betreten hatten,saßen dort und wurden angerührt.

Als im Rahmen einer erweitertenPGR-Klausur im September 2000 dieStadtmission nachbetrachtet und darü-ber gesprochen wurde, was man denn anGutem behalten könnte, habe ich michfür diese wundervolle „Stunde“ ausge-sprochen. Zu meiner großen Überra-schung hat mir der Herr Dompfarrerfreudig und zuversichtlich das Vertrauenausgesprochen: „Gut, wir probieren eseinfach!“

So ist die Stunde der Barmherzigkeitseit Dezember 2000 monatlich zur fixenEinrichtung im Dom geworden. Von an-fangs zwei bis drei Helfern und einerHandvoll Musikern ist das Helferteamauf gut 60–70 Leute angewachsen. Undnicht nur das – in vielen Pfarren in ganzÖsterreich gibt es heute diese gesegne-ten Stunden, in denen Gott uns ganz na-he ist und jedes Herz berührt, das sichihm öffnet. ó

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Stunde der Barm -herzigkeit im DomVon Rainer Hawlicek

im Stephansdom.jeweils um 19.00 Uhr:Freitag, 29. Oktober 2010Freitag, 26. November 2010Freitag, 10. Dezember 2010

Ein Kerzerl anzünden….mit Bitte und Dank an Gott – abermit welchen Worten?

Hunderte, in den Hoch-Zeiten so-gar tausende Menschen besuchenjeden Tag unseren Dom. Sie kommenaus den verschiedensten Gründen.Viele von ihnen verlassen diesenwürdigen Raum nicht, ohne zuvorein „Kerzerl“ angezündet zu habenund damit sicher zu sein, dass die-ses Licht nun einige Stunden für sieund ihre Anliegen brennen wird.

Im Herzen brennt es wohl, aberdie Worte dazu fehlen manchmal …

Seit Pfingsten bieten wir deshalbin unmittelbarer Nähe der Kerzen-ständer ausformulierte Abreißgebe-te für die verschiedensten Lebenssi-tuationen an. Innerhalb kürzesterZeit waren etwa 5000 Stück davonverbraucht!

Es ist schön, wenn eine kleine Ini-tiative dem Bedürfnis so Vieler ent-spricht.

Einige Gebete aus unserem Ge-betsschatz:

Für schwere ZeitenGuter Gott, zu dir darf ich kommen, wie ich bin:mit meiner Freude,mit meiner Sorge,mit meinem Glauben,mit meinen Zweifeln.Dir darf ich alles sagen.Lass mich nicht allein.

KrankengebetGib mir gute Gedanken und vertreibe damit die dunklen Schatten, die sich um mich lagern.

DankgebetHerr, mein Gott,ich danke dir, dass du für mich da bist.Ich danke dir für alle Freude,die du mir schenkst,für die Sinne, Herz und Verstand,mit denen ich deine gute Schöpfungwahrnehmen kann.

Stunde der Barmherzigkeit.

Rainer MichaelHawlicek,

Verantwortlicherder Dompfarre

für die Stunde derBarmherzigkeit

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Pfarrblatt Dompfarre St. Stephan · Herbst 201026

Zeit mit Gott

Gemeinsam unser Leben vor G Über die charismatische Gebetsrunde in der Dompfarre. Martha Friedl

Ob du Gott ahnsthinter dem Zaun deines Hofesob du ihn ahnstjenseits der kosmischen Nebelfinden kannst du ihn nurim eigenen Herzen(Adolf Zimmermann, aus: Meditationen vor einer brennenden Kerze)

Ein behindertes Kind – eine Gnade Got-tes? Das erkennt man meist nicht aufden ersten Blick.

Aber gerade unsere behinderten Kin-der waren der Grundstein für eine beson-dere Freundschaft und eine gemeinsameSuche nach einer engeren Beziehung zuGott.

Eher zufällig fanden meine FreundinHeli und ich in das von Domprediger Dr.Adolf Zimmermann geleitete „Oratoriumbei St. Stephan“, wo jeden Mittwoch um19.30 Uhr sogenannte „Meditationen vor

einer brennenden Kerze“ stattgefundenhaben. Dr. Zimmermann verbrachte vieleJahre lang einen Großteil seines Urlaubsals Beichtvater in Lourdes und so empfahler auch mir eine Pilgerreise zu unserer Lie-ben Frau in Lourdes. Begleitet wurde die-se Wallfahrt von dem Kamillianerpater Dr.Anton Gots, der damals geradezu durch-glüht war vom Geist der Charismati-schen Erneuerung. Es dauerte nicht lan-ge, bis auch meine Freundin Heli und ichein Seminar der Charismatischen Er-neuerung erlebten, und das war der Be-ginn unserer Gebetsgruppe. AngeleiteteMeditationen waren uns nicht mehr ge-nug, wir hatten Sehnsucht nach freiemGebet und vor allem nach Anbetung. Dr.Zimmermann ermöglichte uns den Zu-tritt zur Curhauskapelle jeweils am Mitt-woch vor Beginn seiner Meditationen. Zuzweit haben wir begonnen, heute be-steht unsere Gruppe aus etwa 15 Teilneh-merinnen.

Gebetsgruppe der Charismatischen Erneuerung.Treffen: Jeden Mittwoch um 17.30 Uhr in der CurhauskapelleSeminar zur Glaubensvertiefung: Freitagabend 18. März bis Sonntagmittag 20. März 2011mit Dr. Hedwig Ücker-Geischläger, Fachärztin für Neurologie und Psychiatrie, Pater Dr. Martin Leitgöb CSSR, Maria am Gestade und Dompfarrer Toni Faber

miteinander und füreinander.

Gebetsstunde für die Anliegen der Dompfarre Ab Herbst 2010 wollen wir unser„Pfarrgebet“ wieder aufleben lassen– an einem neuen Ort, an verschie-denen Wochentagen, einmal proMonat – aus der Erfahrung heraus,wie wichtig neben so vielen Aktivi-täten in unserer Pfarre auch das ge-meinsame Beten und Kraft Tankenbei Gott ist.

Als Ort dafür haben wir diewunderschöne Barbarakapelle imDom gewählt, die es uns ermög-licht, der Jahreszeit und dem The-ma entsprechend die reichen, sehrunterschiedlichen. Formen derchristlichen Gebetstradition zupraktizieren.

Ein fixes Element wird dabei im-mer das gemeinsame Lesen und Be-trachten einer Stelle aus der Hl.Schrift sein.

Wir laden dazu sehr herzlich alleein, denen unsere Dompfarre amHerzen liegt!

Termine:Mittwoch, 13. Oktober 2010Dienstag, 16. November 2010Mittwoch , 15. Dezember 2010Donnerstag, 20. Jänner 2011Donnerstag , 17. Februar 2011Donnerstag , 17. März 2011Freitag, 29. April 2011Freitag, 20. Mai 2011Dienstag , 21. Juni 2011

Zeit: jeweils 20.00 – ca. 21.00 Uhr

Ort:Barbarakapelle im Dom

Verantwortliche:Karin Domany und Veronika Schermann

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Seit den Tagen meiner Kindheit hat michder Dom fasziniert. Er lag auf dem Wegzum Kindergarten und später zur Volks-schule. Meine erste Erinnerung ist die Be-sichtigung der Pummerin mit meinemGroßvater. Lange stand ich davor undmeine Emotionen pendelten zwischenFurcht und Faszination. Immer wiederzog es mich auf den Nordturm zu diesergroßen Glocke. Im Zuge der Vorbereitungauf die Erstkommunion entdeckte ichauch den Innenraum mit seinen vielenAltären, Kapellen und der großen Sakris-tei. Durch meinen Volksschulkatechet,den damaligen Domprediger Zimmer-mann, kam ich zu den Ministranten.Sechs Jahre lang übte ich diesen Dienstmit viel Freude aus. Dann gewann das In-teresse an der Musik die Oberhand undich wendete mich der Orgel zu. Das magzu meinem Wechsel vom Dom nach St.Augustin beigetragen haben. Nach derMatura startete ich dort meinen erstenVersuch, Geistlicher zu werden. Er währtenicht lange. Zwei Jahre später trat ichwieder aus, widmete mich der Musik unddem weltlichen Leben. Theologie studier-te ich dennoch fertig. 1993 bot sich dieMöglichkeit nach England zu gehen. VierJahre verbrachte ich in Cambridge undebenso viele in Oxford. Eigentlich hatteich vor, in England zu bleiben, doch einAngebot von der Musikuniversität inGraz bewog mich zur Rückkehr nachÖsterreich. Vage hatte ich den Traum, Pro-fessur und Priesteramt zu verbinden. Eingeistlicher Freund mahnte mich wieder-holt: „Du wirst dich entscheiden müs-sen.“ Er sollte Recht behalten. 2005 tratich in das Wiener Seminar ein und emp-fing im vergangenen Jahr die Priester-weihe. Mein erstes Jahr verbrachte ich inder Pfarre Hernals, wo ich für Erstkom-munion und Ministranten zuständig war.Im Februar wurde ich zum neuen Leiter

des Referates für Kirchenmusik desig-niert mit der zweiten Aufgabe, an derUniversität für Musik und darstellendeKunst eine Seelsorge aufzubauen. Zu-gleich an den Dom bestellt zu werdenfreut mich sehr, denn als Priester sind mirdas geistliche Gespräch sowie das Sakra-ment der Versöhnung sehr wichtig ge-worden. Beides gehört zu den zentralenAufgaben in St. Stephan und so möchteich hier gerne einen Beitrag leisten. Na-türlich hoffe ich, dass sich Begegnungennicht nur in diesem Rahmen ergeben,sondern dass unsere gemeinsame Zeitvon einem vielfältigen und herzlichemMiteinander geprägt sein wird!

Ihr Konstantin Reymaier ó

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or Gott bringen Unser neuer DomkuratKonstantin Reymaierstellt sich vor

Domkurat MMag. Konstantin

Reymaier, Leiter des Kirchen-

musikreferates der ED Wien

Ehrfurcht und Dankbarkeit sind derGrundstein jeder Spiritualität. Wir kom-men zusammen, um Gott zu loben, umIhm zu danken und Ihn anzubeten,selbstverständlich auch, um Seine Hilfein unseren Nöten und Schwierigkeiten zuerbitten. Voraussetzung, dass man offenmiteinander beten kann, ist äußerste Dis-kretion. Was im Rahmen der Gebetsgrup-pe ausgesprochen wird, darf nicht wei-tergetragen werden. Diese Offenheit imGebet vor dem Herrn bewirkt oft Heilungnicht nur seelischer, sondern auch kör-perlicher Leiden. Ganz große Freude erle-ben wir, wenn Dompfarrer Toni Faber mituns einen Segnungsgottesdienst feiert –das ist zwar auf Grund seiner vielen Ver-pflichtungen nicht oft möglich, aber esist immer eine festliche und vor allemheilsame Erfahrung.

Die Freude an Gott drängt uns, sie anandere Menschen weiterzugeben, und soorganisieren wir seit 1998 jedes Jahr inder Fastenzeit ein Seminar zur Glaubens-vertiefung. Das ist nur möglich durch dietatkräftige Unterstützung von Diakon Dr.Peter Zotti und seinem Team.

Darüber hinaus versuchen wir, Ge-meinschaft auch praktisch zu leben beimWandern, bei gelegentlichen Hausmessenin Privatwohnungen und vor allem beiKurzexerzitien mit Father Cyril DesbruslaisS.J. aus Indien. Fast alle von uns engagierensich auch in ihren Heimatpfarren: Vielesind im Pfarrgemeinderat tätig, eine vonuns sogar als Dekanatspfarrgemeinderä-tin, eine von uns organisiert eine Seminar-reihe zum interreligiösen Dialog im DonBosco Haus. Eine andere ist verantwortlichfür eine Jugendgruppe von Israelis und Pa-lästinensern bei einem internationalenPfadfindertreffen, etliche arbeiten ehren-amtlich in Pflegeheimen, in der Seelsorgeim Krankenhaus, bei World Vision, bei derLebenshilfe oder kümmern sich im priva-ten Kreis um mehrfach behinderte Kinderund junge Erwachsene.

Aus unserem gemeinsamen Gebetwächst die Freude am Dienst. ó

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Neugierig wie ein Kind, umsichtig wie ein »episkopos«‚ ein Schalk wie Nasreddin Hodscha.… so erlaube ich mir Pater Edi Daniel zubeschreiben und zu loben. Dreimal konn-ten wir zusammen in die Türkei reisen,um den türkischen Islam und die Kulturkennen zu lernen. Wir übernachteten infrommen muslimischen Familien, derenKinder des Abends Pater Edi die Handküssten. Im Derwischkloster fanden wirQuartier und Aufnahme, obwohl dessenEinfachheit selbst einem Mönch aus demWesten zu schaffen macht – Pater Edidrängte darauf, dort zu bleiben, Freund-schaften zu stiften und die Sufi-Traditionzu studieren. Bis heute sind diese Verbin-dungen aufrecht – eben Frucht seiner be-harrlichen Neugierde und Offenheit.

Einmal in die Fänge von Pater Edi ge-kommen, bleibt man Teil seines familiä-ren Freundeskreises. Fürsorglich nachfra-gend behält er all jene im Auge, die sei-nen Weg kreuzten. Selten liegt das Tele-fon still, das man ihm aber während ei-nes Besuches durchaus aus der Handnehmen darf und oft muss. Kein Treffenohne einen Witz. Auflockernd, hinter-gründig und die Wahrheit im Honigtopf

versteckend. Sein Motto: „A Mensch mussman bleibn!“ lebt er durch sein anste-ckendes Lachen.

Dafür danken wir Dir, lieber Pater Edi.Für Deine Zeit als Prediger in unserer Ka-thedrale will ich Dir diese türkische Anek-dote mitgeben:

Der Prediger Nasreddin kam einmal in ein Dorf und trateine Stelle als Mullah an. Zu seinen Aufga-ben gehörte es, jeden Freitag eine Predigtüber eine Sure des Korans zu halten. Am ers-ten Freitag stieg er auf die Kanzel und frag-te seine Zuhörer nach Verlesung der Sure:„Versteht ihr, was ich gerade las?“ Seine Hö-rer sagten natürlich: „Nein.“ Darauf ant-wortete Nasreddin: „Dann brauche ich aucherst gar nicht anzufangen, weil das für euchja sowieso zu schwierig ist.“ Sprach’s undstieg von der Kanzel. Die Dorfbewohnerwunderten sich über ihren neuen Mullah,und machten aus, am nächsten Freitag an-ders zu antworten. Wieder fragte Nasred-din: „Versteht ihr auch, was ich gerade las?“Diesmal sagten sie: „Ja.“ Nasreddin antwor-tete: „Dann brauche ich es euch ja nichtnoch einmal zu erklären.“ Und stieg von derKanzel. Die Dorfbewohner waren nun et-was ungehalten und verabredeten, ihremMullah eine Falle zu stellen. Als der dritteFreitag kam, stieg Nasreddin wieder auf dieKanzel, las die Sure und fragte: „Versteht ihrauch, was ich gerade las?“ Diesmal sagteneinige „Ja“, und einige „Nein“. Nasreddinblickte sie lächelnd an, und antwortete:„Dann mögen doch bitte die, die es verste-hen, denen, die es nicht verstehen, erklären.“Stieg von der Kanzel und zog weiter.

Martin Rupprecht

Erprobter RatgeberVor mehr als zwanzig Jahren kam ich alsNeupriester nach Wien. Alles war neu,unbekannt, groß und auch, das muss ichzugeben, fremd. Ich tastete mich lang-

sam durch und begann meine Arbeit alsKaplan. Kurz danach, ich denke im Herbstdes Jahres 1990, lernte ich bei irgendeinerTagung einen Pallotiner, Pater EdwardDaniel, kennen. Er war schon damals, wienatürlich auch heute, sehr bekannt undgeschätzt. Im Gewirr der deutschen Spra-che und unter vielen mir unbekanntenPriesterkollegen munterte er mich oftauf mit einer freundschaftlichen Begeg-nung oder mit dem einen oder anderenWitz. (Er ist ein begnadeter Redner undein guter Witze–Erzähler – ein heitererPfarrer, ein glücklicher Pfarrer)

Anlaufstelle für alleDie Zeit vor zwanzig Jahren war ein we-nig anders als die heutige. Es kamen da-mals viele polnische Mitbrüder nachÖsterreich bzw. nach Wien. Pater Danielwar ein erprobter Ratgeber und für vielePriester eine „Anlaufstelle“: man hat zuihm gehen können und er half, wo es nurging. Ein Patriot in meinen Augen, dersein Land immer geliebt, nie verleugnethat und doch Wien und Österreich in sei-nem Herzen einen wichtigen Platz einge-räumt hat. Wie man sieht, das geht! Ediist ein Beispiel dafür.

Pater Edward ist aus ganzem HerzenSeelsorger, er hat viele Jahre als Dechantim 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten,gearbeitet. Der Herr Dechant wurde zueiner Integrationsfigur für die Menschenim Zehnten. Er engagierte sich und setz-te sich für die ihm anvertraute Gemeindeein, aber auch die Brüder und Schwesternanderen Religionen und Konfessionenkonnte er immer wieder an einen Tischzum Austausch bringen.

Die Menschen waren und sind ihmwichtig: ihre Sorgen und ihre Freuden.

So wollen wir Dir zu Deinem Jubilä-um weiterhin Gottes Segen wünschen.Ad multos annos! P. Dariuzsz Schutzki

ó

Zum 75.Geburtstag von Domkurat P.Edward Daniel SACDie beiden Dechanten Martin Rupprecht und P. Dariuzsz Schutzki CR über ihren Freund

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Aus der Dompfarre

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Herzlich willkommen in der Dompfarre!Br. Philipp Klinger OFM verbringt sein Pfarrpraktikum bei uns

Mein Name ist Bruder Philipp Klinger. Alsgebürtiger Wiener bin ich im Burgenland,in Frauenkirchen aufgewachsen. Ichspürte schon sehr früh den Wunsch, odervielmehr den Ruf, ein geistliches Leben zuführen. Als ich einmal mit zehn Jahrenvor meiner Schulklasse davon redete,Priester werden zu wollen, erntete ichgroßes Gelächter. Da ich ein eher humor-voller Typ bin, trauten mir viele so einenLebensweg nicht zu. Aber auch in mirselbst verblasste dieses Vorhaben mit derZeit, zumal im heranwachsenden Alterimmer mehr der Wunsch nach Ehe undFamilie aufkam. So begann ich mit 16 Jah-ren eine Lehre als Radio- und Fernsehme-chaniker. Jedoch hat mich meine ganzeLehrzeit hindurch, und auch noch einigeJahre nach meinem Lehrabschluss, derGedanken begleitet, vielleicht doch nochetwas anderes zu machen. Es sollte etwassein, wo ich mit meiner ganzen Persön-lichkeit der Welt mehr geben könnte alsbisher. Der Ruf zum Priester und Franzis-

kaner, den ich einst so stark im Herzenverspürt hatte, war zwar noch immer alsleises Anklopfen zu hören, wurde abervon mir ignoriert. Mit 23 Jahren hängteich meinen Lehrberuf an den Nagel undbegann ein Musikstudium am JosephHaydn-Konservatorium in Eisenstadt. Ne-benbei arbeitete ich für den ORF als Tech-niker und musizierte bei der „Hausband“des ORF-Landesstudios Burgenland, den„Buchgrablern“. Nach einigen Studien-jahren schloss ich mit einer Lehrbefähi-gung für Akkordeon ab und unterrichtetean einer Musikschule. Trotz meiner Liebezur Musik und zur Lehrtätigkeit wussteich, dass das nicht mein Leben sein wür-de. Ich beschäftigte mich nun bewusstmit der Idee eines geistlichen Weges, diemich ja schon von Jugend an begleitethatte. Nun beschloss ich endlich, meinenbisherigen Weg aufzugeben und meinLeben Gott zu schenken. Ich absolvierteeine Studienberechtigungsprüfung fürTheologie und trat in den Franziskaneror-

den ein. Nach Abschluss meines Theolo-giestudiums in Graz lebte ich einige Zeitim Kloster Maria Enzersdorf. Zurzeit be-reite ich mich in Wien auf die Diakonen-und Priesterweihe vor und freue michsehr, in der Dompfarre St. Stephan mitzu-arbeiten.

Es ist jetzt Ruhe in mein Herz einge-kehrt und ich bin froh, diesen Schrittnoch mit 28 Jahren getan zu haben. EinMitbruder hat einmal scherzhaft zu mirgesagt: „Es gibt eigentlich keine Spätbe-rufenen, sondern nur Schwerhörige.“ ó

Mit dem Herrn einen Bund geschlossen... hat Pater Mag. Robert Mehlhart OP ausObing (Bayern) mit seiner Weihe zumPriester am 12. Juni 2010. „Erfüllt von Glück“,so empfand ich den strahlenden, jedochgefassten Gesichtsausdruck von Pater Ro-bert während seines Einzuges inmitten

der hohen Geistlichkeit und Assistenz indie Dominikanerkirche Maria Rotunda. DieKirche war bis auf den letzten Stehplatzgefüllt, bis hinein in die Beichtstühle. Umihn an diesem Tag zu begleiten, waren sei-ne Familie, Wegbegleiter und Freunde ge-kommen. Auch aus der Dompfarre St.Ste-phan, in der er sein Diakonatsjahr absol-viert und in der er tatkräftig in der Seelsor-ge mitgewirkt hatte, waren Vertraute undBekannte zahlreich erschienen. Schließlichhat er durch den frischen Wind, den er mitseiner schwungvollen, klugen Art in dasPfarrleben eingebracht hat, die Herzen derMenschen erreicht, getreu seinem Credo.

Bei der Hl. Messe sang der Chor und dieChoralschola der Studienrichtung Kirchen-musik an der Uni Wien; an der Orgel wirkteHans Haselböck. Den Höhepunkt der Mes-se stellte die Weihe zum Priester durch un-

seren hw. Herrn Kardinal dar, welcher in sei-ner sehr persönlichen Predigt auch auf dieTalente von Pater Robert z.B. in der Musikund in der Seelsorge einging. Nicht uner-wähnt lassen möchte ich die launigen Wor-te von Pater Prior Dr. Rupert J. Mayer, als er al-le Mitfeiernden zur Agape in das Domini-kanerkloster einlud.

Im Garten des Klosters waren Tischeund Bänke aufgestellt und bei Bier undWein sowie diversen Köstlichkeiten gabes ein fröhliches, unterhaltsames Beisam-mensitzen. Gegen 22.30 Uhr wurde durchheftiges Geklingel mit der Tischglocke derfröhlich ausklingende Abend durch denPater Prior beendet.

Die Nachprimiz von Pater Robert fandam 14. Juni 2010 in der Domkirche St.Ste-phan statt. ó

Rosemarie Hofer

Bruder Mag. Philipp

Klinger OFM

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In dieser ältesten Kirche von Wien, derenRektor er durch 10 Jahre gewesen ist, neh-men wir auf christliche Weise Abschied vonPater Joop Roeland. „Das Leben des Men-schen währt 70 Jahre und wenn es hoch-kommt sind es 80“, sagt einer der bibli-schen Psalmen. Das Leben dieses Priestersund Ordensmannes hat nahe an diesezweite Grenze gereicht und war in den letz-ten Jahren überschattet von der Mühsaldes Alters. Viele Menschen sind heuteAbend nach St. Ruprecht gekommen, dieihm verbunden waren als Mitglieder derhiesigen Kirchengemeinde oder aus seinenJahren als Studentenseelsorger undschließlich als Studentenpfarrer seit 1970in Wien mit dem Sitz in der Ebendorferstra-ße. Auch ich bin gekommen, weil ich durchviele Jahre als Grazer Studentenpfarrer Kol-lege des Wiener Hochschulseelsorgers Roe-land gewesen bin.

Joop Roeland war ein Mann aus Hol-land, wo er am 23. März 1931 in Haarlem

geboren worden war. Die Kirche in Hol-land war durch den Aufbruch währendund nach dem II. Vatikanischen Konzilbesonders bewegt und hat auch vieleImpulse in andere Länder und so auchnach Österreich gebracht. Einer der Ver-mittler solcher Impulse war Joop Roe-land. Er war kein unkritischer Anwalt al-les Neuen. Die forsche Selbstgewissheitvieler seiner Landsleute über das, was inder Kirche zu geschehen hatte oder hät-te, war diesem Pater aus dem Orden derAugustiner-Eremiten nie eigen. Er warein Mann des Wortes, aber nicht desdröhnenden, sondern des eher leisen,aber deutlichen Wortes Gottes und derMenschen. Auf dieses Wort hat er acht-sam gehört, hat es anderen erschlossenund hat, begabt zu einer poetischenSprache, auch sein eigenes Wort hinzu-gefügt in Predigten, Aufsätzen und inBüchern mit spiritueller Prosa von hoherQualität. Nach Empfang der Nachrichtüber seinen Tod habe ich seine in mei-ner Bibliothek befindlichen Bücher wie-der zur Hand genommen. Schon diesorgsam gewählten Titel sagen viel überden Inhalt. Der Autor will sich nichtdurchsetzen, sondern will nur freundlichzeigen, was er als wesentlich gefundenund empfunden hat. Vier solche Büchersind in meinem Besitz, ihre Titel lauten„Kommunikationsversuche“, „An Ortengewesen sein“, „Die Stimme eines dün-

nen Schweigens“ und „Wie die Wortefliegen lernten“.

Vor allem kleinen, oft übersehenenDingen und schwachen, verletzlichenund auch verletzten Menschen galt dieAufmerksamkeit dieses Priesters undDichters aus Holland in Wien. Als BoteGottes und als Zeuge Jesu Christi ver-wies er besonders deutlich auf das vomApostel Paulus zur Sprache gebrachtepaulinische Paradox, dass das Schwachean Gott stärker ist als das Starke im Men-schen und das, was an Gott töricht er-scheint, weiser ist als die Weisheit derMenschen. Joop Roeland war selbst aufdiese und nur auf diese paradoxe Weisestark. Er war ja sehr verletzlich und wur-de auch verletzt. Er selbst hat aber an-dere Menschen, wie ich glaube, nichtverletzt.

Noch bevor er alt geworden war, ha-ben ihn Freunde oder auch bloß ober-flächlich Neugierige manchmal gefragt,ob er nach seiner Pensionierung nachHolland zurückkehren werde. Darauf hater in einem Sprachspiel mit wohlbedach-ter Alliteration gesagt: „Heimweh istbesser als Holland.“ Die Stadt Wien, de-ren kultureller Reichtum und deren Wi-dersprüche und Schwächen er bestenskannte, war ihm so etwas wie eine Hei-mat geworden, aber Holland war ihmdoch auch eine Heimat geblieben. DerVerstorbene hat bestimmt, dass sein to-ter Leib eingeäschert und dass die Aschein die Heimat Holland gebracht werdensoll. „Unsere Heimat ist im Himmel (Phil3,20)“, hat der Apostel Paulus, all das re-lativierend, gesagt. Dass Gott seinemDiener Joop Roeland diese Heimatschenken möge und dass alle Schuldauch dieses Lebens abgewaschen seinmöge durch das Blut des Lammes, da-rum beten wir in dankbarem Gedenkenbesonders bei diesem Gottesdienst. ó

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Aus der Dompfarre

Joop Roeland – »die Stimme eines dünnen Schweigens«Predigt beim Requiem für † P. Joop Roeland am 25. März 2010 in der Ruprechtskirche in Wien vom Grazer Diözesanbischof Egon Kapellari

Der Grazer Diözesanbischof Dr. Egon Kapellariund Domkurat

P. Drs. Joop Roeland waren jahrelangfreundschaftlich

verbunden

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Eine von uns ist vorausgegangenGedanken zum Heimgang von † Dolores Bauer Von Franz Michal

Zehn Jahre lang hatte ich das Glück, mitDolores Bauer im Pfarrgemeinderat zu-sammenarbeiten zu dürfen. Sie war von1982 bis 1992 (also zwei Perioden) ge-wähltes Mitglied im PGR und auch imVorstand und leitete den FachausschussMission. Gerade da hat sie – ich möchtefast sagen – Wunder vollbracht. Sei esder Backofen in Kilungu (Kenya) oder ei-ne LKW-Aktion, die sie „auf die Beine ge-stellt“ hatte. Durch ihre Reisen, beson-ders in Krisengebiete, hat sie einen Blickdafür bekommen, was den Menschen inder Dritten Welt gut tut und was siebrauchen.

Sie hat uns vorgezeigt, was es heißt,das Evangelium radikal in der Nachfol-ge zu leben, immer auf der Seite derMenschlichkeit. Auch wenn sie manch-mal unbequem war, weil sie die Dingebeim Namen nannte, weil sie mit ihren

Meinungen und Aussagen buchstäb-lich den Nagel auf den Kopf traf, weil sieaber auch von uns jene Einstellung ein-forderte, die sie schon hatte. Großzü-gigkeit, Gerechtigkeit, Weite, Offenheit,Mut, Freiheitsdrang, Verwegenheit, Kri-tikfähigkeit, notorische Neugier warennur einige der Eigenschaften, die sie be-fähigten, ihre Art der Verkündigung zuleben. Selbst eine Persönlichkeit, warsie furchtlos im Umgang mit Prominen-ten, furchtlos in ihren Recherchen,wenn sie für den ORF unterwegs war,furchtlos, wenn es ihr um die Sache,wenn es um das Recht der Ärmstenging. Sie wollte Christus in die Welt hi-nein tragen, denn dann, davon war sieüberzeugt, verändert sich die Welt. DieKraft der Liebe kommt von innen. Mu-tige Christinnen und Christen brauchenden Geist Gottes, um als Zeugen dasEvangelium weiterzutragen. „Fürchteteuch nicht!“ hören wir immer wieder inder Heiligen Schrift. Sie hat das sehrernst genommen. In Bischof Kräutlerhatte sie einen kongenialen Partner ge-funden, um ihre Ideen und Gedankenumzusetzen.

Als ORF-Journalistin hat sie bedeutsa-me Maßstäbe in ihren Sendungen ge-setzt. Dr. Busek holte sie in der Zeit der„bunten Vögel“ in die Wiener Stadtregie-rung. Auch dort hat sie der Politik ihrenganz eigenen Stempel aufgedrückt. Undwo sie sonst noch dabei war und in ganzspezieller Weise versucht hat, ihre Ideenumzusetzen, weiß ich nicht. Ich wolltehier nur versuchen, Dolores und ihr Wir-ken in St. Stephan aufzuzeigen, wohl wis-send, dass noch vieles unerwähnt geblie-ben ist, denn sie hat auch gern im StillenGutes getan.

Nun hat sie den Lauf vollendet unddarf hoffen, dass sich erfüllt, was sie ge-glaubt hat. ó

Engagierte Journalistin und Pfarrgemein-derätin von St. Stephan: Dolores Bauer

FRAUEN_IMPULS.steht für eine Serie von Gesprächs-abenden und Exkursionen. Vortra-gende bringen InteressentinnenThemen aus unterschiedlichenSparten und Disziplinen näher. DieExperten und Expertinnen kommenaus den Bereichen Kunst und Kultur,Literatur, Musik, Wirtschaft, Wissen-schaft und Forschung, Theologieund Mission. Auswärtsaktivitätenführen die Teilnehmerinnen desFRAUEN_IMPULS an die verschie-densten Orte: Kirchen, Museen …FRAUEN_IMPULS garantiert facet-tenreiche und spannende Abende,in denen Diskurs und DiskussionPlatz haben.

Ort: Dompfarre St. Stephan/Pfarr -café, Erdgeschoß des Curhauses,Wien 1., Stephansplatz 3 oder auch,nach Bekanntgabe, auswärts.

Zeit: Donnerstag, 19 Uhr

Wie oft: Alle 4–5 Wochen

Kontakt: Rosemarie Hofer, [email protected] Maria Berger-Haushofer, Mag.Barbara Ruth, Monika Wolloner

Geistliche Begleitung: Domkurat Timothy McDonnell

Die nächsten Termine: 7. Oktober 201018. November 2010 2. Dezember 2010

Keine Anmeldung erforderlich! Wir freuen uns über jede Teilneh-merin!

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Die Teilnehmer an der Pfarrgemeinderats-klausur in Podersdorf am Neusiedlerseeim Herbst 2009 sollten Ideen sammelnund Projektvorhaben für den Steffl-Kir-tag 2010 entwickeln. Eine Arbeitsgruppebefasste sich mit dem vom Dompfarrerins Spiel gebrachten Vorschlag, währenddes Steffl- Kirtags auch am Rathausplatzpräsent zu sein. Erste Vorgespräche mitden Stadtvertretern gab es bereits. Ein „ei-genes“ Zelt der Pfarre St. Stephan, das dieBotschaft Christi und die Aktivitäten derDompfarre den Leuten am Rathausplatznäher bringen sollte, war das Ziel.

Recht konkret wurde in Podersdorfbereits ein Vorschlag ausgearbeitet, wel-cher Kindermalstunden sowie themen-zentrierte Expertengespräche als Rah-menprogramm vorsah.

Für die Umsetzung des ambitionier-ten Vorhabens waren in erster Linie dieMitglieder der Arbeitsgruppe aus Poders-dorf vorgesehen. Maja Keglevic hat in Pro-fi-Manier die sogenannte „Hardware“ or-ganisiert. Das 10x 5 Meter große Zelt mitdem Angebot, kostenlos einen Café zu trin-ken – gesponsert von der Firma Café+co –und am Rahmenprogramm teilzuneh-men, wurde mit all den notwendigen In-frastrukturelementen aufgestellt, nochohne genau zu wissen, wie das Programmangenommen werden würde.

Die Bilanz kann sich sehen lassen, dergroße Erfolg ruft nach einer Fortsetzungdieses Projekts.

Cirka 11.000 „Liebesbriefe von Gott“wurden an diesem Pfingstwochenendean jedermann/jedefrau verteilt. FamilieKeglevic und das Ehepaar Hofer standenviele Stunden im Zelt-Café und betreutendie nach einem gemütlichen Café undauch nach Gesprächen „Dürstenden“.Ruth Heide-Fabry war für das Kinderma-len zuständig und stellte fest, dass auchErwachsene Interesse hatten, am Pro-

gramm „Kinder malen…was ihnen Spaßmacht“ mitzumachen. Johannes Berch-told moderierte die Experteninterviewsmit Diskussion zu den Themen Kunst undReligion, Glaube ohne Kirche sowie Religi-on und Sport. Zu letzterem Thema hattendie Zeltbesucher Gelegenheit, die Boxle-gende Hans Orsolics zu treffen und auchAutogramme von ihm zu erhalten. Dom-musikus Thomas Dolezal, Prof. MatthiasBeck, der Schriftsteller Martin Januschund der Sportmanager Stefan Kreuzerwaren weitere Diskutanten zu den dreiThemenbereichen.

Dompfarrer Faber war an zwei Dis-kussionsrunden beteiligt und konnte dieZeltgäste mit seinen Aussagen bzw. Kom-mentaren begeistern. Die Freude an dergelungenen Präsenz der Dompfarre beimWiener Kirtag am Rathausplatz war auchihm ins Gesicht geschrieben. ó

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Aus der Dompfarre

Steffl-Kirtag erstmals auch am Rathausplatz!Mitglieder der Pfarre St. Stephan organisierten und „bespielten“ ein Cafézelt im Rahmen des 1. Wiener Kirtags am Rathausplatz. Ein Bericht von Johannes Berchtold

Dieser Ausspruch einer sehr gerührten Pfarrgemeinderätin bei der Reflexion unserer Ak-tivitäten im Rahmen von Steffl-Kirtag und Missionswoche „Apostelgeschichte 2010“fasst am besten das zusammen, was alle Beteiligten während dieser Tage erlebt ha-ben. Der große zeitliche und personelle Aufwand hat sich nicht nur um des Reiches Got-tes Willen gelohnt, sondern alle fühlten sich auch ganz persönlich reich beschenkt! ó

„Wie ein Wunder: Kein einziger ,blauer Brief‘ lag auf dem Boden“

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Sehr berührend, weil beinahe kindlichund überaus vorsichtig und höflich for-muliert, war die obige Frage der jungenSchmuckverkäuferin aus dem Nachbar-stand am Abend des vierten Tages desSteffl-Kirtags am Stephansplatz. Ihr Kom-mentar am nächsten Morgen, nachdemsie den „Liebesbrief von Gott“ gelesenhatte, nicht weniger berührend: „Mir istdie Gänsehaut über den Rücken gelau-

fen! So schön war das! Und ich habe ihngleich auch meinem Freund gezeigt…!“

Dieses „Himmelsbrieflein“ – obwohlin der abschreckenden Farbe BLAU gehal-ten – ergriff nicht nur die Herzen der bei-den Verliebten, sondern die hunderterMenschen! Die Zusage Gottes und diedaraus folgernde menschliche Erfahrung(in der Bibel an so vielen Stellen immerwieder von neuem formuliert) – „Du bistwertvoll in meinen Augen“, „Ich freue michmit dir über das, was dir gelingt!“, „Wenndu scheiterst, trage ich dich!“, „Fürchte dichnicht, du bist nicht allein!“, „Schau in dieAugen der Menschen. Schau in dich hinein.Jeden Tag begegnest du mir!“, „Vertraumir, mein Himmel ist offen für dich!“– ent-sprechen offensichtlich genau der Sehn-sucht des heutigen Menschen. Wir Chris-ten müssten nur viel öfter damit hinauszu ihnen gehen! Die Reaktionen der An-gesprochenen bestätigen dies und sindselbst in Zeiten von Missbrauchsskanda-

len und Kirchenkrise viel positiver als wires erwarteten. Unsere Angebote interes-sieren sehr viele, und sie suchen jeman-den, der ihnen zuhört, sie ernst nimmtund mit ihnen „über Gott und die Welt“redet – manchmal auch anhand einer Bi-belstelle, die aus den vielen bunten, imWind flatternden Papierstreifen einfach„heraus gepflückt“ werden konnte.

Genau diese Erfahrung durften alleMitarbeiter/innen der Dompfarre, diewährend des Kirtags unseren Infostandbetreuten, machen und haben dabeiselbst viel Freude und Kraft für ihren per-sönlichen Glaubensweg geschenkt be-kommen.

Am Stephansplatz gingen die Veran-staltungen im Rahmen des Steffl-Kirtagsnahtlos in jene der diözesanen Missions-woche Apg 2010 über bzw. waren nichtvoneinander zu trennen.

Von Dienstag bis Freitag, jeweils von17.00–19.00 Uhr, boten wir mitten im pul-sierenden Leben der U-Bahn-Station un-ter dem Stephansplatz in der Virgilkapel-le eine „Oase der Stille“ an. Der schon infrüheren Jahren dafür bewährte Raumwurde uns extra vom Wien Museum zurVerfügung gestellt.

Kein gesprochenes Wort unterbrachdie ganz leise und beruhigende Musik,die gemeinsam mit den Bildern und denwenigen ins Bild einfließenden Bibelstel-len, dem Kerzenschein und dem Weh-rauchduft ein sehr stimmungsvollesGanzes bildete und Menschen zur Ruhein sich selbst und vor Gott kommen ließ.

Für Dienstagabend konnten wir –ebenfalls schon sehr bewährt – Univ.Prof.DDr. Matthias Beck als Referenten für ein„Domgespräch“ gewinnen. Er setzte sichsowohl sprachlich als auch inhaltlich wiegewohnt sehr packend mit dem Thema:

„Achten Sie auf die Marke!“ Was draufsteht sollte drin sein! – Das christliche An-gebot für den modernen Menschen“ aus-

einander und regte zu spannenden Fort-setzungsgesprächen in gemütlichemRahmen auf dem Stephansplatz an.

Zahlreiche schwangere Frauen mit ih-ren Familien fanden sich am Mittwochim Dom ein, um gemeinsam für ihr he-ranwachsendes Leben zu beten und ge-segnet zu werden.

Am Donnerstag wurde der Stephans-dom zur Theaterbühne für die szenischeLesung des in den 70er-Jahren entstande-nen Evangeliums in Wiener Mundart „DaJesus und seine Hawara“ von WolfgangTeuschl. In überraschend feinfühliger Artund Weise gelang es dabei den Schau-spielern Raimund Oskar und Lara Francis,die Zuhörer auf eine ganz ungewohnteArt zu berühren und sie auf so manchesehr geläufige Bibelstelle völlig neu hin-hören zu lassen. Besonders eindrucksvollwar dabei die Darstellung des Passions-geschehens im Altarraum. Auch im An-schluss an diesen Abend wurde noch lan-ge bei Brot und Wein nachgedacht unddiskutiert.

Auf völlig für sie neues Terrain wagtensich in den Tagen der Stadtmission elfMänner und Frauen, Priester und Laien,als sie fünf Mal pro Tag – jeweils zur vollenStunde – von der Kanzel aus die vielendurch den Dom strömenden Menschenzum kurzen Innehalten und zu einem Ge-bet einluden. Einbegleitet wurden diesegeistlichen Impulse von Orgelmusik. DieErfahrungen waren ganz unterschiedlich:viele gingen und redeten einfach weiter,manche blieben stehen und blickten neu-gierig hinauf, einige hielten wirklich inne,hörten zu und beteten sogar mit.

Es war ein Versuch, der es jedenfallswert war und eine weitere Überlegungfür die Zukunft verdient…

Unser Stephansdom ist ein wunder-bares Kunstwerk, aber vor allem seit bei-nahe tausend Jahren ein Haus Gottesund des Gebetes! ó

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»Bitte, darf ich auch so einen Liebesbrief haben?«Stefflkirtag und Missionswoche Apg 2010 auf dem Stephansplatz. Eine Reflexion von Karin Domany

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Eine Woche lang versuchten wir, die Mit-arbeiter/innen der Dompfarre, an ver-schiedenen Orten und auf unterschiedli-che Art und Weise die frohmachendeBotschaft Gottes zu den Menschen un-serer Stadt zu tragen.

Nun – am Ende und Höhepunkt derMissionswoche – öffneten mehr als 200Kirchen Wiens ihre Türen weit und ludenim Rahmen der sechsten Langen Nachtder Kirchen zum Eintreten und Verwei-len ein.

Unsere Domkirche im Herzen derStadt war dabei auch heuer wieder einbesonderer „Publikumsmagnet“: Etwa50000 Menschen besuchten an diesemlangen Abend unseren Dom. Auch um1Uhr nachts strömten noch immer vieleherein!

Während des ganzen Abends (undauch schon in den Tagen davor) durchflu-teten farbige Laser-Lichtstrahlen denDom, die den alles beseelenden GeistGottes sichtbar machen sollten. Im Aller-heiligsten, in der Monstranz am Altarwurden die Strahlen zu weißem, gebün-deltem Licht geeint und zentriert.

Für diese Lichtinstallation zeichnetendie Künstler Veit Schiffmann und MaxNemec verantwortlich.

Musikalischer Höhepunkt des Abendswar sicher die konzertante Aufführungder Messe in f-moll von Anton Brucknerdurch die Dommusik St. Stephan unterder musikalischen Leitung von Domka-pellmeister Markus Landerer. In dieserStunde war der Dom wirklich bis auf denletzten Stehplatz gefüllt.

Mit großer Begeisterung „stürmten“aber auch Hunderte den „Steffl“, um denabendlichen Rundblick über die Stadt zugenießen, und ebenso viele erkundetenbei einem meditativen Spaziergang dieKatakomben.

Aus welchem Grund auch immer dieMenschen in unsere Domkirche kamen,

wir – Dompfarrer Toni Faber und einigeMitarbeiter – hießen sie herzlich will-kommen.

Auch an diesem Tag nahmen mehre-re tausend Menschen dankbar den „Lie-besbrief von Gott“ in Empfang und viele,

die wegen der wunderbaren Architektur,der Lichtinstallation oder der Musik dawaren, haben auch diesmal „den Himmelein wenig offen“ gesehen und sind alsveränderte Menschen wieder hinausge-gangen. ó

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Aus der Dompfarre

Weder bei Tag noch bei Nacht dürfen sie schweigen (Jes 62,6)Lange Nacht der Kirchen am 28. Mai 2010. Von Karin Domany

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Die Sommermonate Juli und Augustbringen für viele von uns Urlaubswochenund im Allgemeinen eine etwas ent-schleunigte Zeit. Regelmäßige Terminepausieren. So auch unser schon zur lie-ben Gewohnheit gewordener „Spiele -nachmittag“, an dem auf Initiative vonMiki Seilern alle 14 Tage Menschen mitverschiedensten sozialen Hintergründenzusammentreffen, um bei Kaffee und Ku-chen eine freundschaftliche Atmosphärezu genießen.

Um aber unsere treuen Gäste auchim Sommer zu sehen und ihnen einewarmes „Festessen“ in feierlicher Stim-mung zu ermöglichen, entstand an ei-nem der letzten Spielenachmittage vorder Sommerpause in Absprache aller Be-teiligten die Idee des „Sommeressens“,die dann am 17. Juli 2010 umgesetzt wur-de. 30 Freiwillige beteiligten sich nach ih-ren Möglichkeiten mit Essensspendenwie Quiche, Strudeln oder Schinkenfle-ckerln oder mit Zutaten für verschiedeneSalate. Viele kamen um vor Ort mitzuhel-fen, dekorierten liebevoll die Tische oder

schnippelten Obst und Gemüse.Als um 13 Uhr die Gäste hereingebe-

ten wurden, halfen alle mit die Suppe zuservieren. Nach einem Hauptspeisenbuf-fet wurde die Mahlzeit mit zahlreichenKuchen und Schnitten abgerundet, wasfür viele jedoch kein Grund war gleichaufzubrechen, war doch auch für musika-lische Unterhaltung durch zwei großar-

tige Musiker gesorgt. Nicht nur unsereGäste lauschten mit viel Freude, auch vorden Fenstern sammelten sich Touristenund erfreuten sich am Dargebotenen. Dieerschienenen 120 Gäste gaben durch ih-ren Appetit und die gute Stimmung zuerkennen, wie gerne sie gekommen wa-ren, und steckten alle Anwesenden mitihrer Freude und Dankbarkeit an. ó

»…und alle wurden satt«Paul Haller berichtet von einem gelungenen „Sommeressen“

Unser Mittwochclub in geselliger Runde in Stift Geras am 9. Juni 2010

Unsere Senioren bei der Stiftsführungin Göttweig am 1.Juni 2010

Kultur und Geselligkeit

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Aus der Dompfarre

Erstkommunion der VS Judenplatz am 25.April 2010, 2B-KlasseErstkommunion der VS Judenplatz am 2.Mai 2010, 2C-Klasse

Erstkommunion

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Erstkommunion der VS Judenplatz am 9.Mai 2010, 2A-KlasseErstkommunion der VS Stubenbastei am 16. Mai 2010

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Aus der Dompfarre

Fundiert Rechenschaft geben können –ungebrochen aktuell70 Jahre Wiener Theologische Kurse. Von Erhard Lesacher

„Den Glauben theologisch bedenken undbegründen lernen – auf dem Niveau, aufdem man auch sonst zu sprechen und zuargumentieren gewohnt ist.“ (MargareteSchmid über die ursprüngliche und blei-bende Zielsetzung der Theologischen Kurse)

Wien, 1940Die Nationalsozialisten lösen kirchlicheStrukturen und Vereine auf. Der Hand-lungsspielraum der Kirche wird be-schränkt auf die Seelsorge im engerenSinn. In dieser Situation beauftragt derweitsichtige Leiter des – damals im Cur-haus angesiedelten –Wiener Seelsorge-amtes, Prälat Karl Rudolf die gerade 26Jahre alte Margarete Schmid mit derGründung des so genannten „Theologi-schen Laienjahres“. Der Anstoß dazu kam

gleichermaßen von innen wie von außen:Zum einen bestand bei vielen Katholikenschon länger das Interesse, sich mit ih-rem Glauben zu befassen und über Tra-dition, Brauchtum und gesellschaftlicheKonvention hinaus zu einem reflektier-ten Glaubensvollzug zu finden. In der an-tikirchlichen und glaubensfeindlichenUmgebung des „Dritten Reiches“ ge-wann dieser Wunsch an Brisanz undDringlichkeit. Gerade in Zeiten der Be-drängnis und Anfeindung sollten die Ka-tholiken Rede und Antwort über ihrenGlauben stehen können.

Nach 1945 wurde das „Laienjahr“ bisauf eine dreiwöchige Unterbrechung beiKriegsende als theologische Bildungsein-richtung der Erzdiözese Wien weiterge-führt. Bald wurde es auf „TheologischerKurs“ umgetauft und erhielt 1950 einen„Zwilling“, den Theologischen Fernkurs,der in ganz Österreich und darüber hi-naus rasche Akzeptanz und regen Zu-spruch fand.

Wien, 2010„Bekenntnisse ohne Begründungen blei-ben Behauptungen. Ich glaube, wir brau-chen alle mehr Vernunft in unseremGlauben, mehr Auskunftsfähigkeit. Wirmüssen über unseren Glauben auch Re-chenschaft geben können.“ (KardinalSchönborn in seiner Abschlussrede aufder 2.Wiener Diözesanversammlung am13. März 2010). Seit nunmehr 70 Jahrenverfolgen die Theologischen Kurse genaudieses Ziel: Menschen theologisch sprach -fähig zu machen und so den Weg für eineauthentische wie nachhaltige Weiterga-be des Glaubens zu bereiten. Nur wer sei-ne eigenen Glaubensfragen und -zweifelbearbeitet hat, kann sich verantwortetund authentisch den Fragen und Zwei-feln anderer stellen. In diesem Sinn ziehtAbsolventin Theresia Mühlböck ihr Resü-mee: „Es klären sich viele Fragen, die ich

Jahrzehnte hatte und nie eine Antwortfand … ein so vernetztes Wissen habe ichbis jetzt nie bekommen ... In Zeiten wiediesen wird es immer wichtiger, dass dieLeute, die noch zur Kirche mit ihrer Feh-lerhaftigkeit stehen, auch einen gutenHintergrund haben.“ Seit 1940 haben et-wa 35.000 Menschen den TheologischenKurs am Stephansplatz oder als Fernkursbesucht und Vertiefung ihres Glaubenssowie Festigung ihres Glaubensverständ-nisses erfahren.

In den letzten zehn Jahren wurde dieAngebotspalette sukzessive ausdifferen-ziert. Neben dem „Kerngeschäft“ des zwei -jährigen Theologischen Kurses – wahl-weise als Präsenzkurs in Wien oder alsFernkurs mit Studienwochen oder Studi-enwochenenden – werden eine Reihe vonSpezialkursen und vor allem in Wienauch Einzelveranstaltungen angeboten.Diese Vorträge und Seminare stehen je-weils unter einem Jahresthema. DasThema 2010/11 lautet: „Was ist gutes Le-ben?“. Die Spezialkurse legen 2010/11 ei-nen starken Akzent auf dem Bereich„Spiritualität“: Zwei ganz unterschied-lich konzipierte Kurse behandeln„Abendländische“ und „Orthodoxe Spi-ritualität“. Und: Die Spezialkurse „Spiri-tualität 50+“, die das Älterwerden imLicht des Glaubens bedenken, wurdenausgeweitet: Der Basiskurs „Lebenswe-ge“ wird ab Jänner 2011 ergänzt durchden Aufbaukurs „Neue Horizonte“. ó

Fest zum Jubiläum.am Dienstag, 28. September 201017.00 Uhr: Aufbruch im WiderstandEin Gespräch über die Anfänge, dieUmbrüche und die Aufbrüche derTheologischen Kurse mit: em. Weihbi-schof DDr. Helmut Krätzl, em. Univ.-Prof. Dr. Josef Weismayer , Wien, Elisa-beth Duscher (Sekretariat von 1955 bis1991), Dr. Annemarie Fenzl (Diözesan-archiv der Erzdiözese Wien), em. Univ.-Prof. P. Dr. Otto Muck SJ, InnsbruckOrt: Stephanisaal, Stephansplatz 3,1010 Wien

19.00 Uhr Festgottesdienst im Dom zuSt. Stephan mit Weihbischof DI Mag.Stephan Turnovszky, anschließendAgape in den Kursräumlichkeiten Ste-phansplatz 3, 3. Stock

Anmeldung & Information:[email protected]: 01 51552-3701

Mag. Erhard Lesacher

ist seit 2000 Leiter der

Theologischen Kurse

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Liebe Jugendliche!Alle, die sich in unserer Dompfarre aufden Empfang des Firmsakraments vorbe-reiten wollen (Mädchen und Burschendes Geburtsjahrgangs 1997 und älter),sind herzlich willkommen. Es sind vier bisfünf Firmgruppen geplant, die jeweilsvon einem Priester bzw. einem erfahre-nen Mitarbeiter der Pfarre begleitet wer-den. Das verpflichtende gemeinsameFirm-Wochenende in Niederösterreichwird im Zeitraum von Freitag, 12. Novem-ber abends bis Montag, 15. November2010 stattfinden (genaues Datum undDetails werden noch bekannt gegeben).

Anmeldung in der Pfarrkanzlei bis Freitag, 1. Oktober 2010, Montag bisFreitag von 9.00–16.30 Uhr

Mitzubringen:Taufschein und wenn nötig Firmentlas-sung der Wohnpfarre, Taufschein desFirmpaten

1. Firmtreffen (Einteilung der Gruppen) am Freitag,8.Oktober 2010, um 16.30 Uhr im Leosaaldes Curhauses, Stephansplatz 3, 4. Stock(Lift)

Voraussetzungen: ˘Wohnen im Pfarrgebiet von St. Stephan

˘ oder eine schriftliche Erlaubnis derzuständigen Wohnpfarre (Firmentlas-sung);

˘ der Wunsch, das Leben in der Dom-pfarre näher kennen zu lernen;

˘ der Besuch des katholischen Religions -unterrichts in der Schule (wer vondiesem abgemeldet ist, kann sich je-derzeit in der Schule wieder anmelden)

Die Pfarrfirmung wird voraussichtlich amSonntag, dem 5. Juni 2011 stattfinden.

Auf eure Anmeldung freut sich euer Dom -pfarrer und Firmspender Toni Faber ó

Herzliche Einladung .

zu den KindermessenAb dem 12.September, 9.00 Uhr tref-fen wir uns wieder jeden Sonntag regelmäßig zur Kindermesse in derUnterkirche des Stephansdoms. Großund Klein sind herzlich willkommen!

Firmanmeldung 2010/11

Pfarrfirmung am 30.Mai 2010 in St. Stephan

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Aus der Pfarrchronik von St. Stephan:

April 195016.4. Das Fest der Alten musste wegender 2. Rompilgerfahrt der Dompfarre ent-fallen. Stattdessen erhielten 25 alte undbedürftige Pfarrangehörige am Oster-sonntag ein Geschenk, das ihnen von denMitgliedern des Apostolischen Werkes indie Wohnung gebracht wurde.

Die erste Gruppe der Rompilger vonSt. Stephan verließ unter Führung vonDompfarrer Dr. Dorr und Domvikar AloisPenall abends Wien.22.4. Rückkehr der Rompilger23.4. Heute hätte im Dom die Konse-kration des Erzbischof-Koadjutors Dr.Franz Jachym stattfinden sollen. In An-wesenheit des Apostolischen Internun-tius Erzbischof Dr. Dellepiane, der Bun-desregierung und der theologischenFakultät war bereits die Ernennungs-bulle verlesen und das Examen desElectus vorgenommen worden, als Exz.Jachym vor der Allerheiligenlitanei er-klärte, von der Konsekration zurücktre-ten zu wollen. Hierauf verließ er, be-reits mit bischöflichen Gewändern be-kleidet, den Dom und begab sich in sei-ne Wohnung.

Dr. Jachym gab die Erklärung in la-teinischer und deutscher Sprache ab.Sie hatte folgenden Wortlaut: „EureEminenz, hochwürdigster Herr Kardi-nal! Nach den Überlegungen der letz-ten durchwachten Nächte fühle ichmich für das hohe Bischofsamt nichtgenug geeignet und auch – wer würdeals Priester anders und vermessentlichdenken – nicht würdig genug. Ich bittedaher von meinem Vorsatz zurücktre-ten zu dürfen, und tue diese Bitte in al-ler Demut und Festigkeit. Ich empfehlemich der göttlichen Barmherzigkeit, diean diesem heutigen Sonntag besondersgefeiert wird, und bitte den Klerus unddas Volk, meiner dauernd im Gebete zugedenken. Eure Eminenz aber bitte ich,in der feierlichen Messe vom Alleluja-vers fortzufahren.“

Das Pontifikalamt wurde daraufhinzu Ende gefeiert.

Mai 195015. 5. Heute wurde bei Gerngroß eine aufden Dom bezügliche Ausstellung eröffnet. 18.5. Erstkommunion der Kinder der Dom -pfarre.

Heute beginnt das Hochfest der Litur-gien. Bis einschließlich 28.5. werden Got-tesdienste in den verschiedenen Ritenabgehalten. 19.5. Erzbischof Koadjutor Dr. Franz Ja-chym wurde heute in Rom (Kirche derAnima) von Eminenz zum Bischof konse-kriert.

31.5. Besprechungen mit den Vertreternvon Oberösterreich und der Glockengie-ßerei St. Florian über die Gestaltung derneuen Pummerin.

Juni 195014.6. Vor Beginn der gestrigen Sitzungdes Ministerrates überreichte Ing. Paul Itadem Bundeskanzler, Vizekanzler und al-len Regierungsmitgliedern die erstenExemplare des Stephans-Groschen, dernach Ausprägung der 6 Millionen Mün-zen in allen Bundesländern zum Verkaufgelangen wird. Die Münze kostet 1,50 S.Die Aktion geht auf eine Anregung desWiener Schriftstellers Jean de Bourgoingund Hofrat Rektor Schnitt zurück.

21.6. Abschaffung der Todesstrafe inÖsterreich. 29.6. Priesterweihe im Dom. Von jetzt anwird diese immer am Fest der Apostel-fürsten stattfinden.

Juli 19508.7. Gleichenfeier bei der Errichtung desneuen Stahldachstuhles von St. Stephan.14.7. Domkurat Josef Göbel zum päpstli-chen Ehrenkämmerer ernannt. Heute hat der Steinmetzgehilfe De Mar-tin im Mauerwerk des Giebels am Fußedes Turmhelmes (nördlicher Heiden-turm) 14 Goldmünzen gefunden.Domvikar Franz Denk zum ZeremoniärKardinal Innitzers bestellt.24.7. Probeweise Dachdeckung am Chor-dach wird begonnen.

August 19507.8. Beginn der Besprechungen wegender auf das Chordach einzufügendenWappen.30.8. Auf dem Apsisfirst wurde heute derWetterhahn montiert.31.8. Die am 1.9.1939 eingeführte Lebens-mittelbewirtschaftung (Karten und Ra-tionierung) wurde mit dem heutigen Ta-ge aufgehoben.

September 19501.9. Kaplan Franz Gruber, bisher in Kirch-berg am Wechsel, wurde zum Domvikarernannt.23.9. Kardinal Innitzer weihte heute um7.00 Uhr im Presbyterium des Domes dasWestkreuz des Dachfirstes.24.9. Das gestern geweihte Kreuz wurdeheute am First des Langhausdachesmontiert. 26.9. Heute wurde im Einvernehmen mitdem Denkmalamt vom eb. Ordinariat dieEntscheidung wegen der Wappen amChordach getroffen.

Oktober 19501.10. Der von den Kommunisten ausgeru-fenen Generalstreik zum Sturze der Bun-desregierung ist erfolglos zusammenge-brochen. 26.10.Guss der Pummerin in St. Florian miss -lungen. ó

vor (über) 60 Jahren

Erzbischof Koadjutor Dr. Franz Jachymwäre am 3. September 100 Jahre geworden.

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Seit dem letzten Pfarrblatt zu Ostern:

Getauft wurden:Zoe-Alexis Fessler, Ariane Kontaxis, Han-na Renöckl, Viktoria Pospischill, Rico Bey-er, Anna Wiedner, Ryan Haczay, Maximili-am Choroba, Matthias Weber, Nilo CorreaVivar, Esther Müller, Sabrina Renner, Mi-chaela Gebertova, Martina Rosenkranz,Zdena Dani, Alma Malli, August Lentz,Martina Vrablecova, Günther Wiesinger,Laura Fischer, Liliane Wunsch, VincentKrakora, Victoria Nepp, Matteo Remondi,Annabella Fröhlich, Olivia Sperling, Ma-ria Faux, Julia Novak, Nikolaus Dekkers,Philipp Radtke, Alexander Youssef, NoraPlückhahn, Xenia Popovic, Katherine Ga-litski, Almos Kovacs, Philipp Steier, KittyTabik, Alina Mayer, Emilia Weihskircher,Noel Reichard, Florian Kaiserseder, SimonLaszlo, Kira Pöhl, Lukas Weibl, AlinaSchneider, Jakob Kalina, Nicolas Schwendt,Larissa Vacek, Chiara Lambert, Matteo Mi-klautz, Alexander Klug, Jonas Gorczynski,Alexandre Ettl, Daria Eis, Cathrin-VictoriaBogoly, Nevio Filipovic, Blanche de Castel-bajac, Nicolas Braunstein, Lenny Ndiaye,Lena Karolyi, Leopold Schlesinger, AdoniaHajdaraj, Allegra Diblik, Victoria Harl,Charlotte Doppler, Jakob Hahn, NilsSchlanitz, Gina Kreuz, Julian Knoll-Tudor,Felix Lukaseder, Hannah Stepp, JonahRiss, Adrian Pertkiewicz, Adrian Berger,Constantin Pasch, Matias Castillo, Domi-nik Feichtinger, Fabian Gabrielian, Manu-

Getraut wurden.

Von uns gegangen sind.Gertraut Marek, Bruno Gironcoli, Liselot-te Peloschek, KR P. Drs. Joannes Bernardus„Joop“ Roeland OSA, Lajos Balint, Dkfm.Gertrude Wilfing, Hildegund Maria Gun-dolf, Rosemarie Schmid, Johannes Adri-gan, Hilde Adrigan, Erna Böhm, HildegardPakosta, Univ. Prof. Dr. Rupert Feuchtmül-ler, Johann Guggenberger, Arch. RobertaSpurny, Dipl.-Ing. Ernst Schellerer, Dr. Ma-ximilian Arbesser von Rastburg, StefanieKainz, Franz Novak, Maria Scholtz, JohannDichand, Dolores M. Bauer, Walter Pakos-ta, Stephané Dumont de Chassart

Wir trauern um

˘ Frau Maria Pawlik, die am 19.Mai 2010verstorben ist. Schwester Maria, wie sieals diplomierte Krankenschwester vonallen genannt wurde, war über Jahr-zehnte Aushilfsorganistin in St. Stephanund St. Michael. Mit ihr verliert derDom eine der letzten Augenzeuginnendes Dombrandes. Sie war währendder Brandkatastrophe anwesend undversuchte herabfallende glimmendeHolzbalken zu löschen. R.I.P.

Wir gratulieren

Sohnes Leopold Antonius Maria am 13.4.

Wir gratulieren herzlich zum Geburtstag˘Herrn Bezirksvorsteherstv. i. R. PaulSkorepa zum 80. Geburtstag am 5.7.

˘Herrn Gerhard Giarolli zum 70. Ge-burtstag am 15.7.

˘ Frau Anneliese Höbart zum 70. Ge-burtstag am 7.8.

˘ Frau Erni Chlubna zum 60. Geburts-tag am 7.8.

˘ Dommusikus Mag. Thomas Dolezalzum 45. Geburtstag am 10.9.

˘ Frau Bezirksvorsteherin Ursula Sten-zel zum 65. Geburtstag am 22.9.

˘Herrn Prof. Walter Moore zum 70.Ge-burtstag am 12.10.

˘Herrn Steinmetzmeister Ernst Zöch-ling zum 60. Geburtstag am 25.10.

˘ Kan. Msgr. Franz Merschl zum 80. Ge-burtstag am 26.10.

˘Herrn Christoph Getzner zum 50. Ge-

Chronik

47. Flohmarkt .Ein herzliches Vergelt’s Gott all je-nen, die dazu beigetragen haben,dass beim diesjährigen Flohmarktein Reinerlös von Euro 6.796,53 er-zielt werden konnte: den unermüd-lichen Helfern, den zahlreichenSpendern von Waren und den groß-zügigen Käufern. Der Geldbetragwird wie bisher für caritative Projek-te der Dompfarre verwendet.

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»All for Jesus« – »Alles für Jesus«Von Ignaz Hochholzer

Ein neues Buch zum 100.Geburtstag überMutter Teresa von Msgr. Dr. Leo Maas-burg: „Die wunderbaren Geschichten“

Leo Maasburg kann als langjährigerBegleiter viele Begebenheiten von Mut-ter Teresa aus aller Welt berichten, wo-durch sie uns zum Greifen nahe kommt:ihre Frische, Spontaneität, Originalität,Tatkraft aus Gottverbundenheit, – schlichtihre Heiligkeit. Dass klar zu Tage tritt, wasHeiligkeit ausmacht, ist das große Ver-dienst des neuen Buches über Mutter Te-resa.

Es ist gut bekannt, dass Mutter Teresaeine „Zweite Berufung“, erfahren hat, zu-nächst war sie ja als LoretoschwesterLehrerin. Doch auf dem Weg zu Exerzitienverspürte sie tief Gottes Durst („I thirst“,„Ich dürste“, Joh 19,28) nach Menschen,seither verschrieb sie sich ganz demDienst an den „Ärmsten der Armen“.

Dies schließt aber VIPs (die wichtigenPersonen oder die sich für solche halten)nicht aus. Mutter Teresa sah in jedem

Menschen Jesus und bemühte sich mitjedem um eine Begegnung auf Herzens-ebene; so wollte sie besonders jedemKind ein Lächeln abringen.

Unvergesslich ist das wiederholteTreffen von Mutter Teresa, „dem Engel derArmen“, mit Lady Diana, „der Königin derHerzen“. Mutter Teresa erlebte ganz tiefNot und Elend vieler Reicher und Promi-nenter. Dass Lady Di so unmittelbar vorMutter Teresa im Jahr 1997 verstorben ist,hat viele sehr bewegt. Beide Begräbnisse,nur eine Woche auseinander, haben Mil-lionen am Bildschirm verfolgt.

Bei der Seligsprechung von MutterTeresa am 19. 10. 2003 hat JohannesPaul II. zugleich sein 25-jähriges Papstju-biläum begangen, mit ihm verband Mut-ter Teresa ebenfalls eine tiefe Seelenver-wandtschaft. Beide erfüllten mit dem Ro-senkranz in der Hand eine weltweite Mis-sion ganz neuer Dimension.

All das versteht Dr. Maasburg anHand von persönlichen Erlebnissen und

Erfahrungen mit Mutter Teresa span-nend in seinem neuen Buch zu veran-schaulichen. Mutter Teresa blieb die Fins-ternis dieser Welt nicht verborgen, den-noch war sie immer genährt und geführtvom Ruf zu Jesus: Sei du mein Licht! ó

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Leo-M. Maasburg, Mutter Teresa, Die wunderbaren Geschichten, Pattloch Verlag München 2010, gebundenmit zahlreichen Farbfotos, Euro 20,60

Kontemplativ mitten in der WeltDie Kleinen Schwestern Jesu werden ehermit Charles de Foucauld als mit ihrer ei-gentlichen Gründerin, der Französin Mag-deleine Hutin (1898 – 1989), die nicht sobekannt ist, in Verbindung gebracht. Zuihrem 20. Todestag und zum Fest der 70-jährigen Gründung der Gemeinschaft hatnun eine Mitschwester, Kl. Sr. Annie, dasLeben dieser unermüdlichen und charis-matischen Frau, Kl. Sr. Magdeleine von Je-sus, wie sie sich nannte, in einer beeindru-ckenden Biografie mit vielen Zitaten ausBriefen und Interviews nachgezeichnet.

Tief beeindruckt von einer Lebensbe-schreibung Charles de Foucaulds, die fünfJahre nach seinem Tod im Jahre 1921 er-scheint, geht Kl. Sr. Magdeleine 1936 krankund schwach wie sie ist, aber mit einemunheimlich großen Gottvertrauen, zusam-men mit einer Gefährtin in die Sahara, um

den Spuren ihres „geistlichen Vorbildes“Charles de Foucauld nachzufolgen.

Während sie bei den Weißen Schwes-tern ihr Noviziat macht und dabei auchihre Ordensregeln schreibt, entdeckt siein einer tiefgreifenden geistlichen Erfah-rung unter den Zügen des Kindes vonBethlehem den transzendenten Gott, dersich aus Liebe als wehrloses Neugebore-nes ihren Armen anvertraut. „Ich möchte,dass meine Schwestern überallhin dieSanftmut, Zärtlichkeit, Liebe und Hoff-nung dieses Kindes bringen.“

Rastlos zieht sie durch alle fünf Konti-nente, um Gemeinschaften zu gründen,in denen die Schwestern „mitten in derWelt und zugleich kontemplativ“ das Le-ben der Armen teilen.

Dieses Buch zeigt, wie sehr sich Kl. Sr.Magdeleine buchstäblich von Gott an der

Hand nehmen und führen ließ, wodurchUnmögliches möglich wurde.

Annie von Jesus, Kleine Funken – brennendes FeuerDas Leben der Kl. Sr. Magdeleine von Jesus Echter Verlag, Würzburg 2009, Euro 14.40

Buchempfehlung

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Seien Sie gegrüßt!Vor kurzem ist mir eine etwas kuriose Ge-schichte zu Ohren gekommen. Eine enga-gierte Besucherin des Domes regte an, obdenn die Dienstbotenmuttergottes nichtvon ihrer schwarzen, „schiachen“ Farbebefreit werden könnte. Man sehe ja nochein wenig die rote Farbe des Mantels, und„wenn diese schwarze Patina entferntwürde, dann würde die Marienfigur in ih-rer Schönheit erst so richtig zur Geltungkommen.“

Ja, die altehrwürdige Gnadenfigur derDienstbotenmuttergottes ist mir eine lie-be Bekannte. Sie ist älter als ich selbst unddie Kunsthistoriker loben sie ob ihrer An-mut und Schönheit als Beispiel reifer go-tischer Kunst und zählen sie zum Typusder „schönen Madonna“. Würde man sierestaurieren und die verborgenen Farb-schichten freilegen, dann wäre das sicherein ästhetischer Gewinn. Keine Frage. Undtrotzdem hat der freundliche Herr im Cur-haus, an den diese Anregung herangetra-gen wurde, diese Bitte höflich, aber kate-gorisch abgelehnt.

Die Wiener Lyrikerin Christine Bustahat in ihrem Gedicht „kleine Topographiedes Wiederfindens“ diese passendenWorte geschrieben:

„Zuerst sind wir heimgegangenzur Dienstbotenmuttergottes.Wir brauchten ihr nichts zu erzählen,sie wusste schon allesund lächelte liebevoll versonnen.So schön war sie nie zuvor.“

Die berühmte Dienstbotenmuttergottes,deren Name von einer alten Legende her-rührt, gehört zu den am meisten verehr-ten Gnadenbildern von St. Stephan. Täg-lich besuchen sie Beter, um ihr ihre An-liegen und Bitten anzuvertrauen, sie umihre Fürbitte anzurufen. Manche kom-men täglich auf „einen Sprung in denDom“, um ihr – wie einer guten Freun-din, die zuhören kann – von ihren alltäg-lichen Anliegen und Freuden zu erzählen.Seit Jahrhunderten brennen Kerzen vor

ihr und der Rauch der vielen Talgkerzenhat sie im Laufe der Jahre schwarz ge-färbt. So als hätten sich die vielen Gebe-te in die Figur der Gottesmutter einge-brannt. Eine geheiligte Patina gleichsam,und die kann man nicht einfach abneh-men. Sie ist ein Zeichen der Frömmigkeitund der Verehrung.

Es gibt sie, die treuen Beter in St. Ste-phan. Auch wenn man sie oft übersieht.Sie teilen dabei ihr Schicksal mit den Hei-ligenfiguren auf den mächtigen Domsäu-len, die würdevoll und ernst auf den Besu-cher herabschauen. Auch sie werdenmeist übersehen. Doch was wäre derDom, ohne diese wertvollen Statuen, waswäre der Dom ohne die Beter? Der Dombraucht die Beter, sie geben ihm seineSeele.

So möchte ich heute den vielen stillenBetern danken, die unbeirrt täglich denDom zu dem machen, was er ist:

Ein Haus des GebetesDer verstorbene Wiener Bischofsvikar ToniBerger, hat immer „vom durchbetetenDom“ gesprochen. Seit Jahrhundertenwird hier Gottesdienst gefeiert. Hierherbringen die Menschen dieser Stadt unddieses Landes ihre Sorgen und ihre Freu-den, hier wird gebeten und gedankt. Hierlassen die Menschen ihre Kinder taufen,binden sich aneinander im Bund der Eheund bitten bei den Totenmessen um dieewige Seelenruhe ihrer Verstorbenen. Dasganze Leben, alles, was die Menschen be-wegt, spiegelt sich im liturgischen Gesche-hen des Domes wider, wird hier – mehroder weniger gläubig – vor Gott getragen.

Wird das in den kommendenJahrhunderten auch noch so sein? Es sind die Beter und die Gottesdienst-besucher, die dafür sorgen, dass der Ste-phansdom und unsere Kirchen auch wei-terhin Orte sind, in denen die Menschensich auf das Wesentliche besinnen. Aufjene Grundfragen, auf die auch Kardinal

Franz König immer hingewiesen hat: Wo-her komme ich? Wohin gehe ich? Und:Welchen Sinn hat mein Leben?

Dass diese Fragen nicht aus unsererWelt verschwinden, dafür stehen die Kir-chen unseres Landes, dafür steht auch Ihralter Steffl!

Ich wünsche Ihnen einen guten Be-ginn des Arbeitsjahres! Und schauen Siewieder einmal auf ein „Plauscherl“ beider Dienstbotenmuttergottes vorbei! Eslohnt sich!

Mit einem herzlichen „Grüß Gott“,

»Und schaut der Steffl lächelnd auf uns nieder...!«

Ein- und Ausblicke

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Heilige Thérèse von LisieuxVon Elisabeth Maier

Betritt man den Stephansdom durch dasRiesentor, überrascht das an der linkenSeitenwand unter der Westempore ange-brachte überlebensgroße Photo einerjungen Nonne. Ungewöhnlich lebendig,konzentriert und wach ist ihr gerader, dieAugen des Betrachters suchender Blick,der Ausdruck, trotz des leisen Anflugs ei-nes Lächelns ernst, fragend, zieht in sei-nen Bann, wirkt noch lange nach. DiesesBild der heiligen Thérèse von Lisieux isteine der meistbesuchten „Gebetsni-schen“ im Dom; unzählige Kerzen gebenZeugnis von den vielen Beterinnen undBetern, die diese Heilige aufsuchen, uminnezuhalten, ein kurzes Gebet zu spre-chen, eine Sorge auszubreiten, eine Bittezu wagen, und dann wieder in ihren All-tag draußen einzutauchen.

Wer war Thérèse? „Ich frage michwirklich, was unsere Priorin nach ihremTod über sie sagen kann. Sie kommt wohl

in richtige Verlegenheit, denn so liebens-würdig diese junge Schwester auch ist, sohat sie doch nie etwas getan, was verdient,erzählt zu werden“, hörte Thérèse kurz vorihrem Tod durch das offene Fenster ihresKrankenzimmers unfreiwillig das Ge-spräch zweier Mitschwestern.

In der Tat ist das Leben Thérèses rascherzählt. 1873 in Alençon als jüngstes vonneun Kindern (von denen allerdings nurfünf überlebten) des Ehepaares Louis undAzélie Martin, eines Uhrmachers und ei-ner Spitzenklöpplerin geboren, wächstThérèse nach dem frühen Tod der Mut-ter (1877) in der Obhut des Vaters und derälteren Schwestern in Lisieux auf. Die äu-ßerlich so behütete Kindheit wird durchstarke seelische Krisen und extreme Sen-sibilität erschüttert. Als ihre „Weih-nachtsgnade“, ihre Bekehrung, empfin-

det Thérèse die Christnacht des Jahres1886, in der sie plötzlich erkennt, dass sievon sich selbst absehen und sich ihrenMitmenschen zuwenden soll: „In kurzerZeit hatte mich der liebe Gott hinauszu-führen gewusst aus dem engen Kreis, indem ich mich drehte…“

Seit langem hatte Thérèse gewusst,was sie werden wollte: Karmelitin. Schonzwei ihrer Schwestern waren in den Kar-mel von Lisieux eingetreten. Auch diedritte rang mit einer Berufung zum Or-densleben. Mit 15 Jahren und drei Mona-ten – und wegen ihrer Jugend mit einerSondererlaubnis – tritt Thérèse wie ihrebeiden Schwestern (und wie später, nachdem Tod des Vaters, auch das vierte derMädchen), in den Karmel ihrer Heimat-stadt ein. Auf Weisung der Priorin, ihrerSchwester Pauline (im Orden Schwester

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XXXXXXXXXXHeilige im Dom

˘ Gedenktag: 1. Oktober˘ Attribute: Rosen ˘ Patronin von Frankreich; der Weltmis-sion, der Missionen und der Flieger; inallen Anliegen

˘ Kirchenlehrerin˘ Leben und Wirkung:2. Jänner 1873: Marie-Françoise-Thérèse Martin geboren9. April 1888: Eintritt in den Karmel10. Jänner 1889: Einkleidung8. September 1890: feierliche Profess24. September Schleierfest20. Februar 1893: Thérèse wird Assistentin der NovizenmeisterinApril 1897: schwere Erkrankung30. September 1897: Tod Thérèses29. April 1923: Seligsprechung17. Mai 1925: Heiligsprechung30. September 1929: Grundsteinle-gung der Basilika in Lisieux11. Juni 1937: Weihe der Basilika durchden päpstlichen Legaten Kardinal Pacelli (später Papst Pius XII.)

Erzbischof Dr. Christoph Schönborn stellte seinen Dienst unter den besonderen Schutzvon Thérèse von Lisieux. Seit dem Tag seines Amtsantritts ist dieses Bild im Eingangsbe-reich des Domes zu sehen.

Hl. Thérèse von Lisieux.

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Agnès von Jesus) beginnt Thérèse, immerwieder unterbrochen durch Verpflichtun-gen im Kloster, mit der Niederschrift ihrerLebensgeschichte. 1896 meldet sich dieTodeskrankheit. Die letzten Jahre mußThérèse in einer tiefen Glaubensnachtverbringen, die jedoch von ihrer Umge-bung völlig unbemerkt bleibt und biszum Augenblick ihres Todes nicht mehrvon ihr weicht. Sie empfindet sich in die-ser Nacht solidarisch mit allen Sündernund Ungläubigen, als „am Tisch der Sün-der“ sitzend.

Fast bis zuletzt schreibt sie an ihrenAufzeichnungen weiter, und trotz ihrerpersönlichen Demut und Bescheidenheitweiß sie mit überwacher Klarheit, dass ih-re Schriften eine neue „Lehre“ sind, der„Kleine Weg“ der Hingabe an Gott im All-tag, ein Weg kühnen und grenzenlosenVertrauens in die göttliche Barmherzig-keit: „Die kleinste und verborgenste Tat, dieaus Liebe getan wurde, ist oft mehr wertals die großen Taten. Nicht einmal die Voll-kommenheit des Tuns zählt, sondern nurdie Liebe, mit der man etwas tut.“

Nach einem schweren Todeskampfbei vollem Bewusstsein stirbt Thérèse am30. September 1897 mit den Worten:„Mein Gott! … ich liebe Dich!“ An ihremersten Todestag erscheint die von ihrenSchwestern nach dem Zeitgeschmacküberarbeitete Geschichte einer Seele.

Eine wahre „Sturzflut von Wundern“(Hans Urs von Balthasar) – Krankenhei-lungen, Bekehrungen, Gebetserhörungen– bricht herein und beglaubigt die „Heili-ge des Atomzeitalters“ (André Combes,1957). 1923 wird Thérèse selig-, 1925 heilig-gesprochen, 1927 zur Patronin der Missio-nen und 1997 von Papst Johannes Paul II.zur Kirchenlehrerin erklärt. ó

Mag. theol. Dr. phil. Elisabeth Maier istMitarbeiterin der Kommission für

Musikforschung der ÖsterreichischenAkademie der Wissenschaften

und Leiterin der Wiener Katholischen Akademie

Du bist mein Fels in der BrandungMarie-Therese Störck über das Jungscharlager 2010

Dieses Jahr verschlug es die Jungschar derDompfarre St. Stephan zum zweiten Malins Waldhäusl im Mühlviertel in Ober-österreich, direkt neben dem Dreiländer-eck Tschechische Republik –Deutschland –Österreich. Das Lager stand heuer unterdem Motto „Wer ist mein Fels in der Bran-dung?“ und wir kamen auf viele interes-sante und aufschlussreiche Antworten.

Für das leibliche Wohl sorgte in mitt-lerweile bewährter Weise Lagerköchin

Mimi Steffanides und zauberte täglichviele verschiedene Köstlichkeiten. Diegeistliche Unterstützung übernahm die-ses Jahr dankenswerterweise zum erstenMal Domkurat Timothy McDonnell, dersich in der kunterbunten Runde sichtlichwohl fühlte.

So ist wieder einmal ein spannendesund ereignisreiches Lager zu Ende gegan-gen und natürlich fiebern wir schon wie-der alle dem nächsten Mal entgegen! ó

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Für Lebende und Verstorbene betenVon P. Bernhard Johann Vos�icky OCist

Warum steht ein Cisterciensermönch inHeiligenkreuz im Wienerwald täglich,Sommer und Winter, sonntags und werk-tags um 4 Uhr 30 auf? Um zu beten! Täg-lich, pünktlich um 5.15 Uhr heißt es: „Herr,öffne meine Lippen, damit mein Munddein Lob verkünde!“

Täglich versammelt sich die Mönchs-gemeinschaft als Beterschar, um die Sor-gen und Nöte, die Freuden und Leiden,den Lobpreis und die Klage, die Bitten undden Dank der Kirche und der Welt vonheute vor Gottes Angesicht zu tragen.

Im Leben der Mönche hat das Gebeteine besondere Stellung: Es ist die Mitteihres Berufes. Die Zisterziensermönchesind von Beruf Betende. In der Väterzeitwurde das Mönchsleben als Leben nachder Weise der Engel bezeichnet: Vita an-gelica – engelgleiches Leben. Und als dasWesentliche der Engel sah man es an,dass sie Anbetende sind. Ihr Leben istAnbetung. So sollte es auch bei denMönchen sein. Sie beten zu allererstnicht um dies oder jenes, sondern sie be-ten einfach deshalb, weil Gott es wertist, angebetet zu werden. „Danket demHerrn, den er ist gütig. Denn seine Huldwährt ewig“ rufen viele Psalmen (Ps106,1).Ein solches zweckfreies Gebet, das reinerGottesdienst sein will, wird daher mitRecht „officium“ (Pflicht, Aufgabe) ge-nannt. Weil man Sehnsucht danach hat,mit jenem Ursprung allen Seins, mit je-nem menschgewordenen Erlöser in Kon-takt zu sein, in irgendeiner Art und Wei-se für sich persönlich Inspiration imbuchstäblichen Sinn des Wortes, alsoGeisterfülltheit, geschenkt zu bekom-men (Papst Benedikt XVI. bei seinem Be-such im Stift Heiligenkreuz am 9. Sep-tember 2007).

Dieses zweckfreie Beten von unsMönchen, dieser reine Gottesdienst, istletztlich ein Werk der geistlichen Barm-herzigkeit. Wir Mönche stellen uns stell-vertretend vor das Angesicht Gottes. Wirtreten für alle ein, die noch nicht betenoder nicht mehr beten oder gar nicht be-

ten können und wollen. Wir leihen unse-re Stimme denen, die keine Stimme in derWelt haben um Gott zu loben, dem allerLobpreis, aller Dank, alle Ehre und Ver-herrlichung gebührt. Diese Stellvertre-tung ist Dasein für andere, ist Proexis-tenz. Nicht für mich, sondern für alle an-deren einzutreten ist letztlich auch dieEntäußerung und Enteignung desMönchs. In der Selbstaufgabe und Hinga-be an Gott und an die Menschen verwirk-licht er seine Existenz.

Einfach gesagt, wir Cistercienser tra-gen beim Chorgebet eine weiße Kukulle.Das ist ein Chormantel mit Kapuze undweit geöffneten Ärmeln. Wenn sie geho-ben werden, dann gleichen sie Engelsflü-geln. Und unterstreichen die Worte deseucharistischen Hochgebetes: Erhebetdie Herzen - wir haben sie beim Herrn. Indiesen weiten Ärmeln haben gleichsamdie unzähligen Gebetsanliegen der Men-schen Platz. Die frommen Juden schiebenihre Gebetsanliegen in Form von Zettelnzwischen die Steine der Tempelmauervon Jerusalem – auch Klagemauer ge-nannt. Wir laden alle Menschen ein, ihreAnliegen in unsere Kukullenärmel zuschieben, damit diese ihr Ziel, das HerzGottes, erreichen.

Die Praxis, für die Verstorbenen zubeten, entspricht der Heiligen Schrift:„Darum veranstaltete Judas der Makka-bäer das Sühneopfer für die Verstorbe-nen, damit sie von der Sünde befreit wer-den.“ (2 Makk 12,45)

Schon seit frühester Zeit hat die Kir-che das Andenken an die Verstorbenen inEhren gehalten und für sie Fürbitten undinsbesondere das eucharistische Opferdargebracht. Der Grund für dieses Gebetfür Verstorbene liegt darin, dass die See-len der Verstorbenen im Purgatorium (=Fegefeuer) abschließend geläutert wer-den. Es kann und darf nichts Unreines inden Himmel kommen. Daher ist eine ab-schließende Läuterung vonnöten, um da-nach zur beseligenden Gottesschau zugelangen, Die Kirche empfiehlt auch Al-

mosen, Ablässe und Bußwerke zuguns-ten der Verstorbenen.

Als Mönche sind wir uns bewusst,dass bei der Feier des Chorgebetes auchdie Seelen der Heimgegangenen anwe-send sind. Sie wissen mehr von uns alswir von ihnen, warum aber nennen wirsie „Arme Seelen“? Weil sie zwar etwasfür uns tun können, nämlich selbstlos füruns bitten und bei Gott einstehen, abernichts mehr für sich selbst tun können.Insofern sind sie arm, weil sie ganz aufunsere Hilfe angewiesen sind und auf dieGnade und Barmherzigkeit Gottes.

Es ist also wirklich und wahrhaft einAkt der Nächstenliebe, eine Handlungder Barmherzigkeit, ein Werk selbstlosenHelfens, wenn ich für die Verstobeneneintrete und meine Gebetskraft und Op-ferkraft beharrlich für sie einsetze.

Auf der Heiligenkreuzer Choral-CD„Chant“ finden sich sämtliche gregoriani-sche Gesänge für das Requiem, die Toten-messe. Darunter auch: „In Paradisum de-ducant te angeli“ (ins Paradies mögenEngel dich geleiten).

Das Werk der Barmherzigkeit, das Ge-bet für Verstorbene, findet dann seineVollendung, wenn die Seelen der Ent-schlafenen an Engelshand in die himm-lische Herrlichkeit geleitet werden. DasGebet für andere gipfelt im Paradies. ó

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Werke der Barmherzigkeit

KR P. Lic. Dr. Bernhard JohannVOS�ICKY OCist,

Wallfahrtsdirektorvon Heiligenkreuzund Professor ander Theologischen

Hochschule

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Einige Termine zum VormerkenSeptember 2010Donnerstag, 16. September 18.00 Uhr Neupriesterfeier des CanisiuswerksDonnerstag, 23. September 19.00 Uhr Hl. Messe im Rahmen des FriedensgebetsSamstag, 25. September 19.00 Uhr Gottesdienst orthodox-katholischer Dialog Dienstag, 28. September 19.00 Uhr Festmesse 70 Jahre Theologische KurseMittwoch, 29. September 19.00 Uhr Sendungsfeier der PastoralassistentenDonnerstag, 30. September 18.00 Uhr Festgottesdienst der Wiener Ordensspitäler

Oktober 2010Sonntag, 3. Oktober Pfarrausflug nach PötzleinsdorfDonnerstag, 7. Oktober 19.00 Uhr Messe für LeidendeFreitag, 8. Oktober 20.00 Uhr Nacht der MystikMittwoch, 13. Oktober 20.00 Uhr PfarrgebetDonnerstag, 14. bis Samstag, 16.Oktober 3. Diözesanversammlung im Stephansdom Freitag, 29.Oktober 19.00 Uhr Stunde der Barmherzigkeit

November 2010Montag, 1. November 10.15 Uhr Allerheiligen: Pontifikalamt mit Kardinal Schönborn

17.00 Uhr VesperDienstag, 2. November 18.00 Uhr Kardinal Schönborn feiert das Requiem für alle VerstorbenenFreitag, 12. November 19.00 Uhr Messe für Leidende Dienstag, 16. November 20.00 Uhr PfarrgebetFreitag, 19. November 19.00 Uhr Gedenkmesse zum Todestag Franz SchubertsFreitag, 26. November 19.00 Uhr Stunde der BarmherzigkeitSamstag, 27. November 12.00 Uhr Spenderdankmesse

17.00 Uhr AdventkranzweiheSamstag, 27. bis Sonntag, 28. November Adventmarkt im Curhaus

Dezember 2010Mittwoch, 8. Dezember 10.15 Uhr Mariä Empfängnis: Festgottesdienst mit dem Apostolischen Nuntius Zurbriggen

17.00 Uhr VesperFreitag, 10. Dezember 19.00 Uhr Stunde der BarmherzigkeitMittwoch, 15. Dezember 20.00 Uhr PfarrgebetFreitag, 17. Dezember 19.00 Uhr Messe für Leidende

Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen17.30 Uhr Hl.Messe19.00 Uhr Pfarrmesse oder Pfarrfamilienmesse19.00 Uhr Kindermesse in der Unterkirche10.15 Uhr Hauptgottesdienst11.15 Uhr Hl.Messe (lateinisch, in der Unterkirche)12.00 Uhr Hl.Messe17.00 Uhr Vesper18.00 Uhr Hl.Messe19.00 Uhr Hl.Messe21.00 Uhr Hl.Messe

Gottesdienste an Werktagen6.30 Uhr Hl.Messe7.15 Uhr Kapitelmesse mit integrierten Laudes

18.00 Uhr Hl.Messe12.00 Uhr Hl.Messe17.00 Uhr Andacht (Samstag 1. Vesper)18.00 Uhr Hl.Messe19.00 Uhr Hl.Messe (Samstag in englischer Sprache)

Beichte und AusspracheMontag bis Freitag: 7.00 bis 22.00 Uhr. Samstag: 7.00 bis 13.00 Uhr, 17.00 bis 22.00 Uhr, Sonn- und Feiertag: 8.00 bis 13.00 Uhr, 17.00 bis 22.00 Uhr.

Gottesdienstordnung im Dom

(Kurzfristige Änderungen vorbehalten)

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Aus der Dompfarre

Was sind Gebete?Ach, sie können leise, arm und schüchtern sein. Sie können wie silberne Tauben in denHimmel Gottes aus einem frohen Herzen aufsteigen, oder sie können sein wie derunhörbare Lauf bitterer Tränen. Sie können groß und erhaben sein wie der Donner,der sich in den hohen Bergen bricht, oder schüchtern wie das scheue Geständnis ei-ner ersten Liebe. Wenn sie nur von Herzen kommen möchten. Und wenn sie nur derGeist Gottes mitbetet. Dann hört sie Gott.

Karl Rahner

DompfarrerMag. Toni Faber 51552-3521

[email protected]. bis Fr. 9.00–12.00 Uhr

[email protected]

Fax: 51552-3720Christian D. Herrlich 51552-3530

[email protected] Michalke 51552-3136

[email protected]. Susanne Leibrecht 51552-3530

[email protected] und TrauungsanmeldungAnna Jez 51552-3534

[email protected], Altenpastoral

51552-3544Mittwoch u. Donnerstag, 8.00–10.00 Uhr

DomarchivReinhard H. Gruber 51552-3531Altmatrikeneinsicht Do. 13.00–15.00 Uhr

[email protected]@edw.or.at

Domsakristei 51552-3536KirchenmeisteramtFührungsanmeldung 51552-3526

www.stephanskirche.atkirchenmeisteramt@stephanskirche.atDombausekretariat 51552-3714Portier des Curhauses 51552-3540Dommusik www.dommusik-wien.at

[email protected] Mag. Markus Landerer

[email protected]

Dommusikus Mag. Thomas Dolezal 0699/1500 21 31

[email protected]

Impressum.P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1010 WienSponsoring Post GZ 02Z031920 SImpressum: Offenlegung nach §25 Mediengesetz,St. Stephan – Mitteilungsblatt der Dompfarre St. Stephan, Herausgeber, Alleininhaber und Redaktion: Dompfarre St. Stephan, 1010 Wien, Stephansplatz 3, DVR 0029874 (1766)Grundsätzliche Richtung: Informations- und Kommunikations -organ der Dompfarre St. Stephan, unterstützt die Glaubens-verkündigung und die Seelsorge.Für den Inhalt verantwortlich: Dompfarrer Kan. Mag. AntonFaber. Namentlich gekennzeichnete Artikel müssen nicht mitder Ansicht des Herausgebers übereinstimmen.Fotos: Baghajati: S.18, Bauer: S.31, Berchtold: S.32, Curran: S.7, Dom -archiv: S.30, Dostal: S.12, © Evangelischer Pressedienst/MarcoUschmann: S. 7, Friedl: S.26, Gabriel: S.6, Geisler: S.20, Geist: S.16, Ellegast: S.10, Finger: S.21, Furtlehner: S.45, Haller: S.35, Hammerl: S. 35, Hawlicek: S.25, Kapellari: S.30, Klinger: S.29, Kundu: S.19, Leibrecht: S.44, Leitner: S.17, Lesacher / Henzler: S.38, Luger: S.24, © Maasburg / Missio: S.8, Magnes: S.21, Mörth: S.35, Nonnis: S.15, [email protected]: S.1, 3,11, 12/13, 22, 23, 27, 28, 29, 32, 33, 34, 36,37, 39, 40, 41, 46, Ruth: S.41, Schlagnitweit: S.14, Schredl: S.5, Staikos:S. 6, Staudinger: S.2, Störck: S.45, Trcka: S.23, Weisz: S.18, Wolf: S.4,www.stift-heiligenkreuz.org: S.41

Gestaltung und Satz: Charly Krimmel / www.sonderzeichen.atDruck: Zimmer Print, 1010 Wien, Lichtenfelsgasse 5/2/ERC, gedruckt auf Offset papier, chlorfrei gebleicht.

Zum Nachdenken

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Kl. Br. Andreas Knappwww.kleine-schwestern-vom-evangelium.org

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