Pflanzen - Agrarforschung Schweiz - Herzlich … AGRARForschung 1,0 % der Körner befallen. Von 1995...

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98 AGRARForschung Pflanzen Hans-Rudolf Forrer und Andreas Hecker, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau (FAL), Reckenholz, CH-8046 Zürich Auskünfte: Hans-Rudolf Forrer, E-Mail: [email protected], Fax +41 (0)1 377 72 01, Tel. +41 (0)1 377 72 30 DTR-Blattdürre des Weizens: Anfälligkeit und Bekämpfung AGRARForschung 10 (3): 98-103, 2003 Zusammenfassung I n den letzten Jahren hat die DTR-Blattdürre des Weizens in Europa grosse Bedeutung erlangt. Verursacht wird die Krank- heit durch den Pilz Drechslera tritici-repentis (DTR) mit der Hauptfruchtform Pyrenophora tritici-repentis. In der Schweiz hatte die Krankheit bisher nur eine geringe Bedeutung. Mit der Zunahme der nicht wendenden Bodenbearbeitung ist aber mit einem verstärkten Auftreten zu rechnen, da diese Anbaumetho- de günstige Bedingungen für die Ausbreitung der DTR-Krank- heit bietet. Die Resultate des Saatgut-Gesundheitstests der FAL stützen diese Prognose. In dreijährigen Feldversuchen prüften wir die DTR-Anfälligkeit von 18 bis 20 Winterweizensorten und die Wirksamkeit von Tri- azol- und Strobilurin-Fungiziden. Zwischen den einzelnen Sor- ten gab es sehr grosse Unterschiede: Während sich Arina, Cami- no, Tamaro und Titlis durch geringe Anfälligkeit und Ertrags- verluste von im Mittel zehn bis elf Prozent auszeichneten, betru- gen die Verluste bei den stark anfälligen Sorten Terza, Habicht und Greif 30 % bis 36 %. Die DTR-Blattdürre lässt sich zwar mit den geprüften Fungiziden wirksam bekämpfen. Dennoch empfehlen wir als Präventivmassnahmen die Einhaltung einer geregelten Fruchtfolge, den Anbau von Weizensorten mit guten Resistenzeigenschaften und Massnahmen zur Förderung des Strohabbaus. Dieser integrierte Ansatz kann das Risiko für Er- tragsverluste effizient mindern – auch in Anbausystemen mit reduzierter Bodenbearbeitung. Die DTR-Blattdürre, früher auch HTR-Blattdürre (Helminthospo- rium tritici-repentis) genannt, be- fällt vor allem Weizen aber auch andere Getreidearten wie Triti- cale und Roggen. Wirtspflanzen sind auch Wild- und Futtergräser wie Quecke, Knaulgras und ver- schiedene Trespen-Arten (Ar- nold-Reimer und Tiedemann 1991). Der Pilz Drechslera triti- ci-repentis (DTR) überdauert auf Stoppelresten an der Boden- oberfläche. Von hier aus infiziert er im Frühjahr Wirtspflanzen in der Umgebung. Somit besteht besonders bei reduzierter Bo- denbearbeitung und zeitlich oder räumlich engem Weizenan- bau ein erhöhtes Befallsrisiko. baugebieten Australiens und der USA bekannt. 1974 wurde sie zum ersten Mal in Frankreich beobachtet (Anonym 1999). Seit Beginn der achtziger Jahre trat sie auch in Süddeutschland häu- figer auf (Obst 1993). Aus dem Monitoring von Getreidekrank- heiten der Jahre 1996 bis 2000 in Bayern geht hervor, dass die DTR-Blattdürre gefolgt von der Septoria tritici-Blattdürre in die- sen Jahren dort die wichtigste Weizenkrankheit war. Die DTR- Blattdürre trat in Bayern nahezu flächendeckend auf. In den Schwerpunktsgebieten Schwa- ben und Unterfranken wurde die Bekämpfungsschwelle in al- len fünf Jahren überschritten (Tischner und Bauer 2000). Bedeutung der DTR- Blattdürre in der Schweiz In der Schweiz gibt es im Gegen- satz zu Deutschland kein syste- matisches Monitoring über das Auftreten von Getreide-Blatt- krankheiten in Praxisschlägen. Aufgrund von Erhebungen im Rahmen des 1995 beendeten Epipre-Projektes (Forrer et al. 1993) schien die DTR-Blattdür- rekrankheit jedoch keine Bedeu- tung zu haben. Im Widerspruch hierzu standen Resultate der Ge- sundheitsprüfung von Getreide- saatgut durch die Eidgenössi- sche Forschungsanstalt für Ag- rarökologie und Landbau FAL, Zürich-Reckenholz: 1994 wie- sen im Mittel fünf Prozent der Körner der 50 untersuchten Winterweizenproben DTR-Be- fall auf. Bei der Sorte Galaxie waren bei zwölf Proben 14,5 % und bei Arina bei zehn Proben Als Symptome erscheinen zuerst dunkle Punkte auf den Blättern, um die sich ein heller Hof bildet (Abb. 1). Es entstehen grössere Nekrosen, die immer noch eine helle Umrandung haben. In der Mitte ist oft noch, je nach Alter der Nekrose als dunkler oder hel- ler Punkt, das Infektionszentrum erkennbar. Die Symptome wer- den häufig mit jenen von Septo- ria nodorum verwechselt. Bei günstigen Bedingungen können die Nekrosen zu grösseren Flä- chen zusammenwachsen und ganze Blätter zum Absterben bringen. Die DTR-Blattdürre ist seit den 50er Jahren aus den Weizenan-

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98 AGRARForschung

PflanzenHans-Rudolf Forrer und Andreas Hecker, Eidgenössische Forschungsanstalt für Agrarökologie und Landbau (FAL), Reckenholz,CH-8046 ZürichAuskünfte: Hans-Rudolf Forrer, E-Mail: [email protected], Fax +41 (0)1 377 72 01, Tel. +41 (0)1 377 72 30

DTR-Blattdürre des Weizens:Anfälligkeit und Bekämpfung

AGRARForschung 10 (3): 98-103, 2003

Zusammenfassung

In den letzten Jahren hat die DTR-Blattdürre des Weizens inEuropa grosse Bedeutung erlangt. Verursacht wird die Krank-

heit durch den Pilz Drechslera tritici-repentis (DTR) mit derHauptfruchtform Pyrenophora tritici-repentis. In der Schweizhatte die Krankheit bisher nur eine geringe Bedeutung. Mit derZunahme der nicht wendenden Bodenbearbeitung ist aber miteinem verstärkten Auftreten zu rechnen, da diese Anbaumetho-de günstige Bedingungen für die Ausbreitung der DTR-Krank-heit bietet. Die Resultate des Saatgut-Gesundheitstests der FALstützen diese Prognose.In dreijährigen Feldversuchen prüften wir die DTR-Anfälligkeitvon 18 bis 20 Winterweizensorten und die Wirksamkeit von Tri-azol- und Strobilurin-Fungiziden. Zwischen den einzelnen Sor-ten gab es sehr grosse Unterschiede: Während sich Arina, Cami-no, Tamaro und Titlis durch geringe Anfälligkeit und Ertrags-verluste von im Mittel zehn bis elf Prozent auszeichneten, betru-gen die Verluste bei den stark anfälligen Sorten Terza, Habichtund Greif 30 % bis 36 %. Die DTR-Blattdürre lässt sich zwarmit den geprüften Fungiziden wirksam bekämpfen. Dennochempfehlen wir als Präventivmassnahmen die Einhaltung einergeregelten Fruchtfolge, den Anbau von Weizensorten mit gutenResistenzeigenschaften und Massnahmen zur Förderung desStrohabbaus. Dieser integrierte Ansatz kann das Risiko für Er-tragsverluste effizient mindern – auch in Anbausystemen mitreduzierter Bodenbearbeitung.

Die DTR-Blattdürre, früher auchHTR-Blattdürre (Helminthospo-rium tritici-repentis) genannt, be-fällt vor allem Weizen aber auchandere Getreidearten wie Triti-cale und Roggen. Wirtspflanzensind auch Wild- und Futtergräserwie Quecke, Knaulgras und ver-schiedene Trespen-Arten (Ar-nold-Reimer und Tiedemann1991). Der Pilz Drechslera triti-ci-repentis (DTR) überdauertauf Stoppelresten an der Boden-oberfläche. Von hier aus infizierter im Frühjahr Wirtspflanzen inder Umgebung. Somit bestehtbesonders bei reduzierter Bo-denbearbeitung und zeitlichoder räumlich engem Weizenan-bau ein erhöhtes Befallsrisiko.

baugebieten Australiens und derUSA bekannt. 1974 wurde siezum ersten Mal in Frankreichbeobachtet (Anonym 1999). SeitBeginn der achtziger Jahre tratsie auch in Süddeutschland häu-figer auf (Obst 1993). Aus demMonitoring von Getreidekrank-heiten der Jahre 1996 bis 2000 inBayern geht hervor, dass dieDTR-Blattdürre gefolgt von derSeptoria tritici-Blattdürre in die-sen Jahren dort die wichtigsteWeizenkrankheit war. Die DTR-Blattdürre trat in Bayern nahezuflächendeckend auf. In denSchwerpunktsgebieten Schwa-ben und Unterfranken wurdedie Bekämpfungsschwelle in al-len fünf Jahren überschritten(Tischner und Bauer 2000).

Bedeutung der DTR-Blattdürre in der SchweizIn der Schweiz gibt es im Gegen-satz zu Deutschland kein syste-matisches Monitoring über dasAuftreten von Getreide-Blatt-krankheiten in Praxisschlägen.Aufgrund von Erhebungen imRahmen des 1995 beendetenEpipre-Projektes (Forrer et al.1993) schien die DTR-Blattdür-rekrankheit jedoch keine Bedeu-tung zu haben. Im Widerspruchhierzu standen Resultate der Ge-sundheitsprüfung von Getreide-saatgut durch die Eidgenössi-sche Forschungsanstalt für Ag-rarökologie und Landbau FAL,Zürich-Reckenholz: 1994 wie-sen im Mittel fünf Prozent derKörner der 50 untersuchtenWinterweizenproben DTR-Be-fall auf. Bei der Sorte Galaxiewaren bei zwölf Proben 14,5 %und bei Arina bei zehn Proben

Als Symptome erscheinen zuerstdunkle Punkte auf den Blättern,um die sich ein heller Hof bildet(Abb. 1). Es entstehen grössereNekrosen, die immer noch einehelle Umrandung haben. In derMitte ist oft noch, je nach Alterder Nekrose als dunkler oder hel-ler Punkt, das Infektionszentrumerkennbar. Die Symptome wer-den häufig mit jenen von Septo-ria nodorum verwechselt. Beigünstigen Bedingungen könnendie Nekrosen zu grösseren Flä-chen zusammenwachsen undganze Blätter zum Absterbenbringen.

Die DTR-Blattdürre ist seit den50er Jahren aus den Weizenan-

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1,0 % der Körner befallen. Von1995 bis 1998 wiesen im Mittelnur 0,1 % bis 0,6 % der Saatkör-ner Befall auf, während von1999 bis 2000 mittlere Befalls-werte von 3,7 % bis 8,5 % regis-triert wurden (mündl. MitteilungIrene Bänziger, FAL). 1998stellten wir in zwei eigenen Win-terweizen-Versuchsschlägender Forschungsanstalt Recken-holz einen stärkeren DTR-Befallfest. Da DTR-Symptome kaumbekannt sind und oft mitSeptoria-Blattflecken verwech-selt werden, mussten wir davonausgehen, dass ähnliche Fälle inder Praxis übersehen werden.

Die mögliche Verkennung derKrankheit, das vermehrte Auf-treten von DTR in Saatgutpro-ben und das durch die zuneh-mende Umstellung auf schonen-de, nicht wendende Bodenbear-beitung stark erhöhte DTR-Risi-ko (Rodemann und Bartels

2002) waren die Hauptgründefür unsere Untersuchungen zurBedeutung und Regulierung die-ser Krankheit. Um mehr darüberzu erfahren, haben wir Abklä-rungen über die Sortenanfällig-keit, den Einfluss des Befalls aufdie Ertragsleistung und zur Be-kämpfung mit Fungiziden durch-geführt.

Feldversuche2000 und 2001 führten wir Feld-versuche durch auf den Ver-suchsbetrieben der FAL in Zü-rich-Reckenholz und in Ellig-hausen, 1999 nur in Ellighau-sen. Von den im Sommer 1998mit DTR befallenen Weizen-schlägen des Reckenholzes, ha-ben wir Stroh zurückbehalten.Es diente als Infektions-Materi-al für die Sortenanfälligkeits-und Bekämpfungsversuche.Das Stroh wurde mit einem Gar-ten-Komposthäcksler zerklei-nert und im Spätherbst über die

jungen Winterweizenpflanzengestreut. Auch in den Folgejah-ren diente Stroh aus Versuchenals Infektionsmaterial. Obwohlwir pro Are nur 0,8 bis 1,3 kgStroh ausbrachten, bewährtesich diese Infektionsart ausserin den Sortenversuchen von2001 gut.

DTR-SortenversucheVon 1999 bis 2001 führten wirzur Abklärung der DTR-Anfäl-ligkeit unseres WinterweizensKleinparzellenversuche mit 18oder 20 Sorten und drei (1999)beziehungsweise vier Wieder-holungen (2000 und 2001)durch. Um die Auswirkung vonDTR-Befall auf den Ertrag er-mitteln zu können, wurden dieSorten mit und ohne Infektionüber Stroh angebaut. Die Vari-ante «ohne Infektion» wurde inden Jahren 2000 und 2001zweimal mit Fungizid behan-delt, um sicherzustellen, dass der

Abb.1. VerschiedeneStadien von DTR-Befall (v.l.n.r. zuneh-mend): helle Umran-dung von dunklerNekrose, in derenMitte oft das Infekti-onszentrum als helleroder dunkler Punkterkennbar ist (Pfeile).(Foto: Andreas Hecker,FAL)

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Ertrag nicht durch DTR-Befallbeeinflusst wird.

DTR-BekämpfungsversucheVon 1999 bis 2002 legten wirVersuche zur Bekämpfung derDTR-Blattdürre an. Auch hierhandelte es sich um Versucheauf Kleinparzellen von 7,3 m2

Fläche mit fünf bis zwölf Ver-fahren und drei bis fünf Wieder-holungen. Wir testeten verschie-dene Fungizide, die wir zuteilweise unterschiedlichen Zeit-punkten applizierten.

DTR-Sorten-AnfälligkeitDer Befall entwickelte sich jenach Jahr und Witterungsbedin-gungen unterschiedlich: 1999wies das Fahnenblatt der anfälli-gen Sorte Terza in EllighausenMitte Juni 15,1 % DTR-Befallauf. Im Jahr 2000 waren es zurgleichen Zeit schon 82,5 %,während 2001 Ende Juni erst9,5 % des Fahnenblattes Befallaufwiesen. Wegen des schwa-chen, späten Befalls und dernicht repräsentativen Ertragsda-ten des Jahres 2001, wurden die-

se Resultate in der Auswertungnicht berücksichtigt.

Aus Abbildung 2 ist ersichtlich,dass grosse Sortenunterschiedein der Anfälligkeit auf DTR be-stehen. Im Mittel von zwei Jah-ren wies die am wenigsten an-fällige Sorte Arina im Stadium71-75 (Wasser-Milchreife) aufdem Fahnenblatt nur einen Be-fall von 8,0 % auf, während beider anfälligsten Sorte Terza80,8 % der Blattfläche befallenwaren. Beides sind mittelfrüheSorten und deshalb direkt ver-gleichbar. Von Jahr zu Jahr gabes nur geringfügige Abwei-chungen in der Reihenfolge derAnfälligkeit der verschiedenenSorten. Aufgrund dieser Resul-tate haben wir die Sorten in diedrei Anfälligkeitsgruppen we-nig, mittel und stark anfälligeingeteilt (Abb. 2).

Hohe ErtragsverlusteBei hohem Befallsdruck von D.tritici-repentis kann es bei anfäl-ligen Sorten zu grossen Ertrag-seinbussen kommen. Im Jahr2000 begann der Befall früh undentwickelte sich sehr stark, so-dass wir in Ellighausen Ertrags-verluste von 47 % bei Terza,51 % bei Greif und 53 % beiHabicht feststellten. Im Mittelder Jahre 1999 und 2000 mit dreiVersuchen bewegten sich dieVerluste je nach Sorte zwischen9,9 % bei Arina und 35,7 % beiHabicht (Abb. 3).

Wie die Abbildung 4 zeigt, wa-ren die Ertragsverluste sehr gutmit der Befallsstärke auf demFahnenblatt im Stadium 71-75korreliert (R2=0.766). Das Tau-sendkorngewicht reagierte ähn-lich auf den DTR-Befall wie derErtrag, aber die Beziehung wardeutlich weniger stark. Offen-sichtlich wird durch D. tritici-repentis bei der Ertragsbildungje nach Sorte eher die Kornfül-lung (Habicht) oder die Korn-ausbildung (Titlis und Arina)gehemmt (Abb. 3).

Abb. 2. DTR-Befall aufdem Fahnenblatt vonWinterweizen-Sorten.Mittel der Jahre 1999und 2000, Mittelwertvon drei Versuchen;Bonitur zum Zeitpunktder Wasser- bisMilchreife, DC 71-75.

Abb. 3. Ertrags- bzw.Tausendkorn-Gewichtsverlust nachDTR-Befall. 1999 bis2000, Mittelwert vondrei Versuchen.

KGD = Kleinste gesicherte DifferenzWenig anfällig: bis 25 % befallen, mittel anfällig: 25 bis 50 % befallen, stark anfällig: über 50 % befallen

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DTR-Bekämpfung mitFungiziden?Die Bekämpfungsversuche inden Jahren 1999 bis 2001 führtenwir mit den beiden mittel- bismittelstark anfälligen SortenDanis und Galaxie durch. Es ka-men verschiedene Fungizidezum Einsatz, die zu unterschied-lichen Zeitpunkten ausgebrachtwurden, um den bestmöglichenBehandlungszeitpunkt zu fin-den. Im Jahr 2002 führten wireinen Versuch auf einem natür-lich infizierten Weizenschlag ander Landwirtschaftlichen SchuleStrickhof (ZH) durch. Im Schlagmit der wenig anfälligen SorteLevis wurde im Dezember 2001strohreicher Mist ausgebracht.Offenbar war das Stroh, dasteilweise aus dem Auslandstammte, mit DTR infiziert,denn die Krankheit breitete sichim nächsten Frühling und Som-mer im Bestand aus. Sie schädig-te bis zu 30 % der Fahnenblatt-flächen. Die Ertragsdaten sindnicht aussagekräftig, da 2002starker Hagelschlag das Ergeb-nis für die einzelnen Verfahrenverfälschte.

Abbildung 5 zeigt die Resultateaus den vier Versuchen der Jahre2000 und 2001 an der FAL undin Ellighausen je mit den beidenSorten Danis und Galaxie. DieBehandlungen reduzierten denBefall im Mittel um 70 %. Dieverschiedenen Fungizide, dieaufgrund von Versuchsresulta-ten aus Deutschland ausgewähltwurden, zeigten eine ähnlicheWirksamkeit. Eine zweimaligeBehandlung mit Amistar 32-37/63 (Abb. 5) erwies sich als nurleicht besser als eine einmaligeApplikation zum Stadium desAehrenschwellens (DC-45).

Bei den Erträgen (Abb. 6) zeigtsich ein ähnliches Bild wie beimBefall. Durch die Fungizid-Behandlungen konnten im Mittelder Jahre 2000 und 2001 Minder-erträge bis 13,7 % (2000: 17,5 %;2001: 9,9 %) verhindert werden.

Abb. 5. Einfluss einiger Fungizide auf den DTR-Befall des Fahnenblattes von Winterweizen.Bonitur zum Zeitpunkt der Wasser- bis Milchreife (DC 71-75). Mittel von vier Versuchen mit Danisund Galaxie, 2000 und 2001. Die Zahlen nach den Produktenamen geben an, in welchem Stadiumdie Applikation erfolgte (32-37: 2-3 Knoten; 45-47: oberste Blattscheide geschwollen bis offen;63: Beginn Blüte). Säulen, die durch gleiche Buchstaben gekennzeichnet sind, sind statistischnicht unterscheidbar (Duncan-Test, P 0,05).

Abb. 4. Zusammen-hang zwischen DTR-Befall auf demFahnenblatt undErtrags- bzw. Tau-sendkorngewichts-Verlust. Bonituren:19. bis 21. Juni,DC 71-75.

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Die einmalig ausgebrachten Fun-gizide unterschieden sich in derErtragswirkung kaum. Dass derErtrag nach früher Amistar-Be-handlung, trotz etwas höheremBefall, etwa gleich hoch wie beispäterer Applikation eines ande-ren Fungizides ist, scheint nichtlogisch zu sein. Diese Tatsachelässt sich dadurch erklären, dassbei der Befallsermittlung nur dasFahnenblatt berücksichtigt wur-de. Die frühe Amistar-Behand-lung schützt aber in erster Liniedie Blätter unterhalb der Fahne.Ein statistisch signifikant höhererErtrag wurde mit einer doppeltenBehandlung mit Amistar 32-37+63 erzielt (Abb. 5).

Beurteilung der DTR-GefahrZwar wurde im Saatgutgesund-heits-Monitoring der FAL von1999 bis 2001 auf Weizensaat-gutproben ein viel stärkererDTR-Befall als in den Jahren1995 bis 1998 registriert. Den-noch ist es unwahrscheinlich,dass die DTR-Blattdürre in derSchweiz eine ähnlich grosse Be-deutung wie in Deutschland er-langen wird, da hier kaum Wei-zen nach Weizen angebaut wird.Die zunehmende Umstellungauf schonende, pfluglose Bo-denbearbeitung mit höherem

Strohanteil auf der Bodenober-fläche und grösseren Ungraspro-blemen kann aber auch bei unszu einem verstärkten Auftretender DTR-Krankheit führen. Diesist auch bei Einhaltung einer ein-jährigen Weizen-Anbaupausemöglich, da befallenes Strohnach 18 Monaten noch ebensoinfektiös sein kann wie nachsechs Monaten (Loughman et al.1997). Als weitere gefährlicheInfektionsquelle erwies sich dasAusbringen von Mist mit wenigverrottetem Weizenstroh.

VorbeugendeMassnahmenUnsere Untersuchung zeigtgrosse Unterschiede in der An-fälligkeit zwischen den Winter-weizensorten. Sie ergab auch,dass die DTR-Blattdürre hoheErtragsverluste bis zu 53 % be-ziehungsweise im 2-Jahresmit-tel über 30 % verursachen kann(Abb. 3). Weisen zum Zeitpunktder Wasser- bis Milchreife 20 %bis 40 % der Fahnenblatt-Flächen DTR-Nekrosen auf, soist mit Ertragsverlusten von15 % beziehungsweise 20 % zurechnen (Abb. 4). Mit einereinmaligen Fungizidapplikationkonnten DTR-Ertragsverlusteum rund 10 % reduziert werden(Abb. 6). Deutlich bessere Ef-

fekte sind mit der Sortenwahlmöglich. Mit wenig anfälligenSorten anstelle von stark anfälli-gen sind Ertragsverluste von 20 %zu vermeiden. Wie bezüglichSeptoria tritici und Fusarium-Resistenz erwies sich die Win-terweizensorte Arina auch alsam wenigsten anfällig auf DTR.Titlis, ebenfalls eine Sortemit ausgezeichneter Fusarium-Resistenz, ist zwar etwas anfälli-ger als Arina, war jedoch in denVersuchen ebenso ertragsstabil(Abb. 3).

Mit der Einhaltung einermindestens einjährigen Getrei-de-Anbaupause vor Weizen be-steht auch bei nicht wendenderBodenbearbeitung nur eine ge-ringe Gefahr für ein stärkeresAuftreten der DTR-Blattdürre,wenn wenig anfällige und er-tragstolerante Winterweizensor-ten angebaut werden. Zu vermei-den ist zudem das Ausbringenvon Mist mit wenig verrottetemGetreidestroh. Da auf diese Wei-se das DTR-Risiko stark mini-miert werden kann, erübrigt sichauch die Notwendigkeit einerDTR-Bekämpfung mit Fungizi-den. Es besteht zurzeit somitkein Anlass, Bewilligungen fürden Einsatz von Fungiziden zurBekämpfung der DTR-Blattdür-

Abb. 6. Einfluss einerFungizid-Behandlunggegen DTR auf denErtrag von Winterwei-zen. Mittel von dreiVersuchen mit Danisund Galaxie, 2000 und2001.

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SUMMARY

Tan spot of wheat: Disease control and susceptibility ofwheat cultivars

The importance of tan spot disease of wheat, caused by Pyren-ophora tritici-repentis (anamorph: Drechslera tritici-repentisDTR) has increased in many European countries in the lastyears. In Switzerland the impact of the tan spot disease is low sofar. The reason probably is that wheat is usually not grown afterwheat. However, changes in farming practices, e.g. increase ofconservation and zero tillage systems, could promote the prev-alence of tan spot. This hypothesis is supported by results of theseed health test for Swiss wheat seed lots: from 1995 to 1998 themean incidence of DTR on grains varied between 0.1 % and0.6 % and from 1999 to 2001 between 3.7 % and 8.5 %.From 1999 to 2001 the tan spot resistance of 18-20 winter wheatvarieties was tested in five field trials on two locations. Natural-ly infected wheat straw was used for artificial infection. Arina,a Swiss cultivar with excellent resistance against head blightand septoria diseases, showed the best DTR resistance, fol-lowed by Taneda (CH) and Pegassos (D). Terza (CH), Habicht(D) and Greif (D) were highly susceptible and showed yieldlosses of 30 % to 35 %. The average yield loss of Arina, Camino,Tamaro and Titlis (all CH) was 10 % to 11 %.The efficacy of strobilurin and triazole fungicides against DTRwas evaluated in field trials with Galaxie (FR) and Danis (CH).In comparison with the untreated control, yield improvementsof 7 % to 12 % were observed with applications between growthstage BBCH 32 and BBCH 45. Although the tested fungicidesshowed good efficacy, we recommend crop rotation, an adaptedstraw management and the choice of varieties with good resist-ance and tolerance to DTR as efficient means to control the riskof yield loss even in reduced tillage systems.

Keywords: Pyrenophora tritici-repentis, Drechslera tritici-repentis, wheat, tan spot, variety, disease control.

RÉSUMÉ

La maladie des taches auréolées: susceptibilité des variétésde blé et lutte

Le champignon pathogène Pyrenophora tritici-repentis (ana-morphe Drechslera tritici-repentis DTR) est responsable de latache auréolée du blé, une maladie qui connaît une forterecrudescence depuis ces dernières années en Europe. EnSuisse, la maladie n’avait qu’une faible importance jusqu’àprésent. L’augmentation du semis direct et du travail du solsans charrue créent des conditions favorables à la diffusion dela maladie DTR. En effet, les résultats des études sur la santédes semences de la FAL montrent bien que le taux d’infesta-tion au DTR des semences de blé a nettement augmenté aucours des années 1999 à 2000.Pendant trois ans, nous avons examiné la susceptibilité de18 à 20 variétés de blé d’hiver et l’efficacité des fongicides àbase de Strobilurines et de Triazoles dans des essais en pleinchamp. Pour réaliser des infections artificielles, nous avonspris de la paille de blé naturellement infectée. Arina, unevariété présentant une très bonne résistance contre les fusario-ses et les septorioses, a montré la meilleure résistance contreDTR, suivie de Taneda et de Pegassos. Terza, Habicht et Greifétaient fortement susceptibles et ont montré des pertes derendement moyennes de 30 % à 36 % tandis que les pertes pourArina, Camino, Tamaro et Titlis n’étaient que de 10 à 11 %.Bien que la maladie des taches auréolées puisse être combat-tue efficacement avec les fongicides examinés, nous recom-mandons de suivre un assolement approprié, de semer unevariété de blé avec une bonne résistance et de prendre desmesures pour la dégradation des pailles de blé. Avec cetteapproche intégrée, le risque de pertes de rendement dues auDTR peut être réduit efficacement, également dans des systè-mes de culture avec travail du sol sans charrue.

re auszustellen. Sinnvoll wärees, ein Befallsmonitoring einzu-führen, um so die weitere Ent-wicklung und die Ausbreitungdes DTR-Blattdürreerregers zuverfolgen.

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