Pflanzenschutztipp für die Baumschule (siehe auch TASPO 30/12) · Ameisen kann also ein Indikator...

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Pflanzenschutztipp für die Baumschule (siehe auch TASPO 30/12) Fagus: Buchenwollschildlaus In einigen Quartieren mit Jungbäumen kommt es aktuell zum Befall mit der Buchenwollschildlaus (Cryptococcus fagi). Nur bei Starkbefall sind aktuell Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig. Wäh- rend der Vegetation können z.B. Confidor (Imidacloprid) 150 g/ha oder Calypso (Thiacloprid) 0,1- 0,3 l/ha je nach Pflanzengröße eingesetzt werden, ansonsten sind Austriebsbehandlungen wäh- rend der Vegetationsruhe zu empfehlen. Wir weisen zum geeigneten Zeitpunkt auf die Anwendung hin. Bekämpfung von Blattlausarten (Bild an Acer) Blattlausarten zeigen sich in dieser Vegetationsperiode vielfach als schwierig bekämpfbar. Die für die Tiere günstige Witterung begünstigt ihre Vermehrungsraten, wodurch in zahlreichen Kulturen ein erhöhter Befallsdruck entsteht. In den Baumschulquartieren sind besonders Acer (palmatum)- Arten, Betula, Carpinus, Crataegus, Euonymus, Fagus, Hibiscus, Malus, Philadelphus, Ribes, Rosa, Spiraea oder Viburnum, um nur einige zu nennen. Schadbild Das Schadbild ist in allen Kulturen sehr ähnlich: Verkrüppelungen, Kräuselungen der Triebspitzen, Saugschäden, Wuchsdepressionen an Triebspitzen und jungen Blättern. Auf der Blattunterseite oder an den Triebspitzen sitzen Blattlauskolonien. Sekundärsymptome sind der von den Läusen ausgeschiedene Honigtau und später sich ansiedelnde Russtaupilze. Blattläuse werden sehr häu- fig von Ameisen begleitet und „beschützt“, weil sie deren Honigtau nutzen. Das Auftreten von Ameisen kann also ein Indikator für Lausbefall sein. Biologie Der hohe Befallsdruck entsteht durch die schnelle Generationsfolge in den Sommermonaten bei günstiger Witterung: Die Läuse entwickeln in dieser Zeit nur Weibchen, die ihre Jungen ohne Be- fruchtung (parthenogenetisch) lebend gebären. Im Herbst befruchten Männchen die Eier, die dann im Winter an den Pflanzen bleiben. Die adulten Tiere der Herbstgeneration sterben im Winter ab. Im Frühjahr schlüpfen aus den Eiern nur Weibchen, die sich dann erneut parthenogenetisch ver- mehren. In starken Wintern können die Eier erfrieren Bekämpfung Zur wirksamen Bekämpfung ist konsequenter Wirkstoffwechsel notwendig, um Resistenzbildungen zu vermeiden! Erhöhungen der Konzentrationen sind ineffektiv! Einige Blattlausarten lassen sich sehr schwer bekämpfen – nach einer Artbestimmung im Labor des Pflanzenschutzdienstes kann eine geeignete Mittelauswahl stattfinden. Im Winter und vor dem Austrieb bieten sich ölhaltige Präparate zur Bekämpfung der Wintereier an. Folgende Pflanzenschutzmittel können z.B. derzeit im Freiland zur Blattlausbekämpfung eingesetzt werden: Name Wirkstoff Konz. / Aufwand- menge Gefahrenklasse Bienengefährdung Zulassung f. best. Anwendungs-gebiete Zulassungsende Danadim Pro- gress Dimethoat 0,7l Xn B1 x 12/15 Confidor Imidacloprid 150g./ha Xn B1 X 12/16 FastacSC Super Contact § 33 Cypermethrin 125ml/ha Xn B4 Stauden. 12/15 Calypso Thiacloprid 0,1-0,3l/ha Xn B4 12/15

Transcript of Pflanzenschutztipp für die Baumschule (siehe auch TASPO 30/12) · Ameisen kann also ein Indikator...

Pflanzenschutztipp für die Baumschule (siehe auch TASPO 30/12) Fagus: Buchenwollschildlaus

In einigen Quartieren mit Jungbäumen kommt es aktuell zum Befall mit der Buchenwollschildlaus (Cryptococcus fagi). Nur bei Starkbefall sind aktuell Pflanzenschutzmaßnahmen notwendig. Wäh-rend der Vegetation können z.B. Confidor (Imidacloprid) 150 g/ha oder Calypso (Thiacloprid) 0,1-0,3 l/ha je nach Pflanzengröße eingesetzt werden, ansonsten sind Austriebsbehandlungen wäh-rend der Vegetationsruhe zu empfehlen. Wir weisen zum geeigneten Zeitpunkt auf die Anwendung hin. Bekämpfung von Blattlausarten (Bild an Acer)

Blattlausarten zeigen sich in dieser Vegetationsperiode vielfach als schwierig bekämpfbar. Die für die Tiere günstige Witterung begünstigt ihre Vermehrungsraten, wodurch in zahlreichen Kulturen ein erhöhter Befallsdruck entsteht. In den Baumschulquartieren sind besonders Acer (palmatum)-Arten, Betula, Carpinus, Crataegus, Euonymus, Fagus, Hibiscus, Malus, Philadelphus, Ribes, Rosa, Spiraea oder Viburnum, um nur einige zu nennen. Schadbild Das Schadbild ist in allen Kulturen sehr ähnlich: Verkrüppelungen, Kräuselungen der Triebspitzen, Saugschäden, Wuchsdepressionen an Triebspitzen und jungen Blättern. Auf der Blattunterseite oder an den Triebspitzen sitzen Blattlauskolonien. Sekundärsymptome sind der von den Läusen ausgeschiedene Honigtau und später sich ansiedelnde Russtaupilze. Blattläuse werden sehr häu-fig von Ameisen begleitet und „beschützt“, weil sie deren Honigtau nutzen. Das Auftreten von Ameisen kann also ein Indikator für Lausbefall sein. Biologie Der hohe Befallsdruck entsteht durch die schnelle Generationsfolge in den Sommermonaten bei günstiger Witterung: Die Läuse entwickeln in dieser Zeit nur Weibchen, die ihre Jungen ohne Be-fruchtung (parthenogenetisch) lebend gebären. Im Herbst befruchten Männchen die Eier, die dann im Winter an den Pflanzen bleiben. Die adulten Tiere der Herbstgeneration sterben im Winter ab. Im Frühjahr schlüpfen aus den Eiern nur Weibchen, die sich dann erneut parthenogenetisch ver-mehren. In starken Wintern können die Eier erfrieren Bekämpfung Zur wirksamen Bekämpfung ist konsequenter Wirkstoffwechsel notwendig, um Resistenzbildungen zu vermeiden! Erhöhungen der Konzentrationen sind ineffektiv! Einige Blattlausarten lassen sich sehr schwer bekämpfen – nach einer Artbestimmung im Labor des Pflanzenschutzdienstes kann eine geeignete Mittelauswahl stattfinden. Im Winter und vor dem Austrieb bieten sich ölhaltige Präparate zur Bekämpfung der Wintereier an. Folgende Pflanzenschutzmittel können z.B. derzeit im Freiland zur Blattlausbekämpfung eingesetzt werden:

Name Wirkstoff

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Zula

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Danadim Pro-gress

Dimethoat 0,7l Xn B1 x 12/15

Confidor Imidacloprid 150g./ha Xn B1 X 12/16 FastacSC Super Contact § 33

Cypermethrin 125ml/ha Xn B4 Stauden. 12/15

Calypso Thiacloprid 0,1-0,3l/ha Xn B4 12/15

Micula Rapsöl 12-24l/ha -- B4 Außer Sitkafich-

tenlaus 12/12

Neem Azal T/S Azadirachtin 0,3 ml/m2 -- B4 X 05/12

Neudosan NEU Kali-Seife 18-36l/ha -- B4 X 12/17

Pirimor Granulat Pirimicarb Je nach Pfl.größe 250-500 g/ha

N, T B4 Ausser Apis nasturtii 12/14

Plenum 50 WG Pymetrozin Je nach Pfl.größe 240-480 g/ha

N B1 X 12/12

Spruzit flüssig* Piperonylbutoxid + Pyrethrine

0,6-12 l/ha -XI- B1 X 12/12

Mospilan SG Acetamiprid 150-300g/ha N Xn Nur März bis

November 12/16

Präparate zur Behandlung der Wintereier Spruzit Neu § 33 Pyrethrine +

Rapsöl Je nach Pfl.größe 6-12 l/ha

Xi B4 X 12/12

Compo Austrieb Spritzmittel

Mineralöle Je nach Pfl.größe 12-24 l/ha

-- B4 12/16

Para Sommeröl S Mineralöle 12-24 l/ha -- B4 12/17

Promanal NEU Mineralöle 12-24 l/ha -- B4

Freilandanwen-dung nur Zier-

gehölze 12/16

Rosen: Falscher Mehltau

Weiterhin sollte auf Falschen Mehltau (Peronosporaceae) geachtet werden. Die Anfangssympto-me sind relativ unscheinbar, so dass intensive visuelle Kontrollen zur Früherkennung notwendig sind: Auf der Blattoberseite sind zunächst nur schwache, gelb-braune Verfärbungen sichtbar. Spä-ter werden diese Flecken dann stärker chlorotisch und verfärben sich dunkelrot. Bei starkem Befall treten Sporenträger aus dem Gewebe nach außen und bilden blattunterseits grauen bis violetten Pilzrasen. Bei Befallsgefahr können die Bestände durch Kontaktfungizide wie zum Beispiel, Ditha-ne Neo Tec** (Mancozeb) 2-3 Kilogramm pro Hektar je nach Pflanzengröße oder Polyram WG (Metiram) 1,5 – 2 Kilogramm pro Hektar je nach Pflanzengröße geschützt werden. Rhododendron, Pieris, Viburnum, Camellia, Kalmia: Phytophthora Arten Im Freiland beobachtet man an Rhododendron, Pieris und anderen Ericacea örtlich Phytophthora spp. auf. Verschiedene Phytophthora-Arten befallen die Pflanzen und rufen dabei unterschiedliche Symptome hervor: Phytophthora cactorum verusacht schwarzbraune, eingesunkene Stellen an den Trieben. Die Blät-ter rollen sich mattgrün ein, dabei ist die Mittelrippe braun gefärbt. Die Rinde des kranken Gewe-bes schrumpft. Der Pilz umschnürt den Trieb, anschließend welkt er oberhalb der Befallsstelle und stirbt ab.

Bei Befall mit Phytophthora citricola verfärben sich einzelne Triebe fahlgrün und sterben ab. Phy-tophthora cinnamomi tritt vor allem an Jungpflanzen auf. Der Übergang von Wurzel zum Stamm-grund in der Region des Wurzelhalses fault schwarz. Die gesamte Pflanze wird fahlgrün und bricht zusammen. Weitere Phytophthora-Arten wie zum Beispiel Ph. ramorum, Ph. kernoviae (beide als Quarantäne-schaderreger eingestuft!) sind in der Symptomatik häufig nicht von den vorhergenannten eindeutig zu unterscheiden. Häufig zeigen die Pflanzen Symptome mit Mischinfektionen verschiedener Phy-tophtora-Arten: Welkesymptome, Blattflecken, Teerflecken,… Zur genauen Diagnose empfiehlt sich immer eine Untersuchung im Diagnoselabor des zuständigen Pflanzenschutzdienstes. Die unter Quarantänestatus fallenden Arten sind meldepflichtig und heben die Handelsfähigkeit der Pflanzen auf! Am häufigsten treten allerdings die drei erstgenannten Arten auf. Es stehen dem Produzenten der-zeit keine Pflanzenschutzmittel zum Einsatz im Freiland zur Verfügung. Demzufolge bedeutet es, möglichst optimale Kulturbedingungen zu schaffen und befallenes Material umgehend zu vernich-ten, um einer Verbreitung im Bestand entgegenzuwirken. Gebrauchsanweisungen und Konzentrationsvorschriften der Hersteller genau beachten! *) Präparat hat zzt. keine Zulassung in der Indikation. Im Rahmen der Abverkaufs- und Aufbrauchfrist ist der Einsatz von Restmengen

noch möglich. **) Das Präparat hat für dieses Anwendungsgebiet eine Genehmigung nach §33 Art.51 Pflanzenschutzgesetz. Die Anwendung erfolgt auf

eigenes Risiko. Sofern keine eigenen Erfahrungen unter betriebsspezifischen Bedingungen vorliegen, sind Testspritzungen auf kleiner Fläche erforderlich.

***) §22 = Anwendung nur nach beantragter einzelbetrieblicher Genehmigung, Anwender übernimmt Haftung für Wirkung und Schäden. Für die Richtigkeit der Meldungen wird keine Haftung übernommen

(Quelle: Fritjof Herfarth, Pflanzenschutzdienst der Landwirtschaftskammer NRW) www.taspo.de