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- - Pflegegradmanagement im Zusam- menhang mit der Pflegedokumenta- tion gemäß Strukturmodell Leitfaden Projektbüro Ein STEP c/o IGES Institut GmbH Friedrichstraße 180 10117 Berlin www.ein step.de Berlin, 17. Januar 2017 www.ein-step.de

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Page 1: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

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Pflegegradmanagement im Zusam-menhang mit der Pflegedokumenta-tion gemaumlszlig Strukturmodell

Leitfaden

Projektbuumlro Ein STEP co IGES Institut GmbH Friedrichstraszlige 180 10117 Berlin

wwwein stepde Berlin 17 Januar 2017

wwwein-stepde

2 Ein-STEP

Impressum

Projektbuumlro Ein-STEP co IGES Institut GmbH Friedrichstr 180 10117 Berlin wwwein-stepde

Elisabeth Beikirch Fachliche Leitung Projektbuumlro Ein-STEP Berlin Sabrina Um-landt-Korsch Regionalkoordinatorin Projektbuumlro Ein-STEP Berlin Dr Grit Braes-eke Bereichsleiterin Pflege IGES Institut GmbH Berlin Hans-Dieter Nolting Ge-schaumlftsfuumlhrer IGES Institut GmbH Berlin

In Zusammenarbeit mit Gabriele Becker- Rieszlig Leitung Stabsstelle Qualitaumlt der Bremer Heimstiftung Bre-men Doreen Boniakowsky Geschaumlftsbereichsleitung Wohnen und Pflege fuumlr Se-nioren und pflegebeduumlrftige Menschen Vorwerker Diakonie Luumlbeck Jan Dase Ge-schaumlftsfuumlhrung Pflegedienst Caspar amp Dase GmbH Wedemark Marcel Faiszligt Fachliche Betriebsleitung AWO Sozial gGmbH Stuttgart-Feuerbach Ellen Faumlhr-mann Regionalkoordinatorin Projektbuumlro Ein-STEP Berlin Ruth Galler Leitung Qualitaumltsmanagement Caritas- Betriebsfuumlhrungs- und Traumlgergesellschaft mbH Koumlln Georg Hammann Leiter UnternehmensentwicklungKommunikation Johan-niter Seniorenhaumluser GmbH Koumlln Jutta Klarmann Geschaumlftsfuumlhrung Azurit-Gruppe Leitung Qualitaumltsmanagement Hansa-Gruppe Eisenberg Carsten Linden-blatt Bereichsleitung Qualitaumltsmanagement Azurit-Gruppe Hansa-Gruppe Olden-burg Rainer Scherb Leiter Abteilung Qualitaumltsentwicklung Pichlmayr GmbH amp Co KGaA Eggenfelden Matthias Sommer Geschaumlftsfuumlhrer Kursana Residenzen GmbH Berlin Sabine Spittel Bereichsleiterin Altenhilfe AWO Landesverband Thuuml-ringen e V Sylvia Svoboda Pflegedirektorin Sozialdienste der Volkssolidaritaumlt Berlin gGmbH Berlin Ilona Taylor Landesbeauftragte Bundesverband privater An-bieter sozialer Dienste eV Landesgeschaumlftsstelle Bayern Tanja Treffurth Referen-tin fuumlr Pflege Sozialdienste der Volkssolidaritaumlt Berlin gGmbH Berlin Kerstin Trifts-haumluser Regionalkoordinatorin Projektbuumlro Ein-STEP Berlin Tamara Umlauf Hauptabteilungsleiterin Qualitaumltsmanagement Kursana Residenzen GmbH Berlin Michael Wipp Geschaumlftsfuumlhrer Orpea Deutschland GmbH Karlsruhe

3 Ein-STEP

Inhalt

1 Einleitung 6 11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen

Strukturmodell und Begutachtungsinstrument 6 12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen

Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und Begutachtungsinstrument 7

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) 7 14 Funktion des Leitfadens 8

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) 9

3 Informationsquellen fuumlr das PGM 10 31 Informationen aus der Pflegedokumentation 10 32 Informationen aus weiteren Quellen 11

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise 13 41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs 14 42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses 15 43 Bewerten 16 44 Entscheiden 18 45 Begleiten 18

5 Fachliche Kompetenzen 20

6 Hinweise zur Implementierung des PGM 21

7 Ablaufdiagramme 22 71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -

ambulant 22 72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -

stationaumlr 23

Abbildungen 4 Abkuumlrzungsverzeichnis 4

4 Ein-STEP

Abbildungen

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge 10

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess 13

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS 15

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung 17

Abkuumlrzungsverzeichnis

Abkuumlrzung Erlaumluterung

BRi Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016

MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen

NBA Neues Begutachtungsassessment

PGM Pflegegradmanagement

SIS Strukturierte Informationssammlung

SGB Sozialgesetzbuch

5 Ein-STEP

Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der Pflege-dokumentation gemaumlszlig Strukturmodell

Zusammenfassung der zentralen Aussagen des Leitfadens

1Mit der Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs ab 2017 erfol-gen die Umstellung des Begutachtungsverfahrens und eine neue Einord-nung der pflegebeduumlrftigen Personen in Pflegegrade Diese Systemveraumln-derungen haben zur Folge dass auch das bisherige Verfahren des Pflegestufenmanagements auf Seiten der Pflegeeinrichtungen inhaltlich neu ausgerichtet werden muss

2Der Leitfaden zeigt auf wie Einrichtungen die die entbuumlrokratisierte Pfle-gedokumentation auf Basis des Strukturmodells eingefuumlhrt haben diese nutzen koumlnnen um ein effektives Pflegegradmanagement (PGM) zu instal-lieren beziehungsweise weiter zu entwickeln

3Der PGM-Prozess wird in vier Schritte (Entdecken Bewerten Entscheiden und Begleiten) unterteilt Es wird fuumlr jeden Schritt dargelegt welche In-formationsquellen systematisch zu beruumlcksichtigen sind und welche Ele-mente des Strukturmodells jeweils wichtige Erkenntnisse liefern Daruumlber hinaus werden Hinweise zu den erforderlichen fachlichen Kompetenzen der Prozessverantwortlichen gegeben

4Das PGM-bezogene Vorgehen wird fuumlr die beiden Konstellationen bdquoNeu-aufnahme bzw Einzugldquo und bdquoin der laufenden Versorgungldquo dargestellt Am Ende finden sich Ablaufdiagramme getrennt fuumlr stationaumlre und ambu-lante Pflegeeinrichtungen

5Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an Fuumlhrungs- und Pflegefachkraumlfte in Pflegeeinrichtungen insb im Pflege- und Qualitaumltsmanagement aber auch - gerade im Hinblick auf den Einkauf oder die Aktualisierung von elektronischen Dokumentationssystemen - an Entscheider auf Traumlger- und Geschaumlftsfuumlhrerebene

6Der Leitfaden beschreibt ein grundsaumltzliches Vorgehen fuumlr das Pflegegrad-management Auf dieser Grundlage koumlnnen Pflegeeinrichtungen ihre in-dividuellen Verfahrensablaumlufe uumlberpruumlfen oder neu einrichten und detail-liert planen

6 Ein-STEP

1 Einleitung Das vorliegende Papier ist ein Leitfaden des Projektbuumlros Ein-STEP zum Thema bdquoPflegegradmanagementldquo (PGM) in Einrichtungen die ihre Pflegedokumentation auf das Strukturmodell umgestellt haben Der Leitfaden entstand in Zusammenar-beit mit einer Expertengruppe (Geschaumlftsfuumlhrer Bereichsleiter Pflege- und Quali-taumltsmanager aus stationaumlren und ambulanten Pflegeeinrichtungen groumlszligerer Traumlger und Verbandsvertreter)

11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen Struk-turmodell und Begutachtungsinstrument

Der Leitfaden knuumlpft an das Thesenpapier des Projektbuumlros mit dem Titel bdquoDas Strukturmodell zur Entbuumlrokratisierung der Pflegedokumentation und das neue Begutachtungsinstrument zur Feststellung von Pflegebeduumlrftigkeit ndash Unterschiede und Zusammenhaumlngeldquo an (verfuumlgbar als Download auf wwwein-stepde) Dieses Dokument geht aus einer eher grundsaumltzlichen Perspektive auf die Beziehungen zwischen Strukturmodell und Begutachtungsinstrument (gem sect 15 SGB XI) ein Darin wird u a auch zu folgender Frage Stellung genommen

bdquoWerden in Pflegeeinrichtungen interne Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments benoumltigt um die Aktualitaumlt der Pflegegradein-stufungen ihrer zu versorgenden Pflegebeduumlrftigen im Zuge des Pflege-gradmanagements regelmaumlszligig uumlberpruumlfen zu koumlnnenldquo

Das Thesenpapier kommt zu der klaren Aussage

bdquoBei einer regelrecht gefuumlhrten Pflegedokumentation (insbesondere nach dem Strukturmodell) ist es praktisch ausgeschlossen dass Sachverhalte un-entdeckt oder unbemerkt bleiben die einen houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad begruumlnden koumlnnenldquo

Im Hinblick auf die Bedeutung von einrichtungsinternen Kompetenzen in Bezug auf das Begutachtungsinstrument nimmt das Thesenpapier folgende Unterscheidung vor

bdquo[hellip] fuumlr die Frage der (rechtzeitigen) Entdeckung von relevanten Selbstaumln-digkeits- oder Faumlhigkeitsverlusten im Rahmen des laufenden Pflegeprozes-ses [ist] die regelmaumlszligige Durchfuumlhrung von Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments durch Pflegeeinrichtungen nicht erfor-derlich [hellip]ldquo

bdquoBei der Bewertung inwiefern die im Einzelfall dokumentierten Zustands-veraumlnderungen bereits die Zuordnung zu einem houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad erwarten lassen sind allerdings vertiefte Kenntnisse des neuen Begutachtungsinstruments erforderlich Pflegeeinrichtungen sollten daher die Ermittlungs- und Bewertungslogik des neuen Begutachtungsinstru-

7 Ein-STEP

ments sehr gut kennen um abschaumltzen zu koumlnnen inwieweit die Informa-tionen aus der eigenen Pflegedokumentation Hinweise auf eine Veraumlnde-rung im Pflegegrad aufweisenldquo

12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen Pflegebeduumlrftig-keitsbegriffs und Begutachtungsinstrument

Die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs (Staumlrkung der Selbstaumlndigkeit der pflegebeduumlrftigen Personen) im SGB XI wird durch den personzentrierten An-satz des Strukturmodells (Selbsteinschaumltzung der pflegebeduumlrftigen Person Ver-staumlndigungsprozess) unmittelbar in der pflegerischen Praxis aufgegriffen Haumlufig wird das ausschlieszliglich an der SIS festgemacht deren Themenfelder aumlhnlich zu den Modulen des Begutachtungsinstruments ausgestaltet sind

Die vier Elemente des Strukturmodells (SIS Maszlignahmenplan Berichteblatt und Evaluation) bilden den 4-phasigen Pflegeprozess ab und sind aufeinander bezogen Die SIS allein ist daher nicht gleichzusetzen mit dem gesamten Strukturmodell Ge-rade im Rahmen des Pflegegradmanagements wird deutlich dass alle vier Ele-mente fuumlr den Prozess des Entdeckens und Bewertens (vgl 41-43) von Bedeutung sind

Hinweis In diesem Leitfaden wird auf die Erkenntnisse aus der Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses fuumlr die Entscheidung ei-nes Antrages auf Begutachtung eingegangen

Das vollstaumlndige Begutachtungsverfahren in welchem das Instrument zur Ein-schaumltzung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten ein wesentlicher Bestandteil ist fin-det sich in den Richtlinien zum Verfahren der Feststellung der Pflegebeduumlrftigkeit sowie zur pflegefachlichen Konkretisierung der Inhalte des Begutachtungsinstru-ments nach dem elften Buch des Sozialgesetzbuches (Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016 wwwmds-evde wwwgkv-spitzenverbandde)

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) Die Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die damit verbundenen Anpassungen stellen das Management der ambulanten Dienste und stationaumlren Einrichtungen vor neue Herausforderungen

Die zentrale Aufgabe der Pflegeeinrichtungen ist die Gestaltung des Pflegeprozes-ses zum Wohle pflegebeduumlrftiger Personen Pflegegradmanagement ist dabei ein Mittel zum Zweck dessen Bedeutung sich aus den moumlglichen negativen Folgen ei-ner Vernachlaumlssigung der Thematik ergibt Bei nicht (mehr) korrekt eingestuften BewohnernKunden kommt es zu einer Differenz zwischen dem vorgehaltenen

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Personal und dem fuumlr den tatsaumlchlichen Pflege- und Betreuungsaufwand notwen-digen Personaleinsatz in deren Folge es zu Uumlberlastungen der Pflegenden oder zu einer nicht angemessenen Versorgung kommen kann

Das bisher auf unterschiedlichen betrieblichen Ebenen vorhandene Know-how zum Pflegestufenmanagement ist mit der Einfuumlhrung des neuen Begutachtungsin-struments nun weitgehend zu aktualisieren In der Folge herrscht derzeit verstaumlnd-licherweise eine gewisse Unsicherheit Bei dem Bemuumlhen moumlglichst schnell wie-der bdquofesten Boden unter den Fuumlszligenldquo zu bekommen werden jedoch moumlglicherweise auch Wege eingeschlagen die nur auf den ersten Blick hilfreich erscheinen bei naumlherer Betrachtung aber nicht zielfuumlhrend sind oder zu Doppel-dokumentation fuumlhren So ist es z B wie bereits in dem Thesenpapier von Ein-STEP dargelegt weder sinnvoll noch notwendig neben der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell eine routinemaumlszligige Dokumentation (Datenerhebung) nach Art des Begutachtungsinstruments - fruumlher als NBA bezeichnet - zu fuumlhren

14 Funktion des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden zeigt den Anwendern des Strukturmodells ein Vorgehen fuumlr das Pflegegradmanagement auf welches

x mit dem Ziel einer schlanken und entbuumlrokratisierten Pflegedokumenta-tion vereinbar ist und

x gewaumlhrleistet dass Abweichungen zum vorliegenden Pflegegrad rasch ent-deckt und die entsprechenden Maszlignahmen eingeleitet werden koumlnnen

Der Leitfaden gibt deshalb konkretisierende Hinweise zu folgenden Aspekten

x Wie kann der Prozess bdquoPflegegradmanagementldquo mit der Pflegedokumenta-tion sowie anderen im Betrieb vorhandenen Informationsquellen ver-knuumlpft werden

x Welche besonderen Fachkenntnisse sind fuumlr das Pflegegradmanagement erforderlich und wie koumlnnen sie organisatorisch eingebunden werden

x Wie kann der Prozess der externen Begutachtung durch die Pflegeeinrich-tung professionell begleitet werden

Der Leitfaden beschraumlnkt sich dabei auf Aspekte des PGM die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Pflegedokumentation und dem Pflegeprozess stehen Der Begriff bdquoPflegegradmanagementldquo in einem weiter gefassten Sinne kann auch das betriebswirtschaftliche Controlling des bdquoPflegegradmixldquo umfassen Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand des Leitfadens

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2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

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Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 2: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

2 Ein-STEP

Impressum

Projektbuumlro Ein-STEP co IGES Institut GmbH Friedrichstr 180 10117 Berlin wwwein-stepde

Elisabeth Beikirch Fachliche Leitung Projektbuumlro Ein-STEP Berlin Sabrina Um-landt-Korsch Regionalkoordinatorin Projektbuumlro Ein-STEP Berlin Dr Grit Braes-eke Bereichsleiterin Pflege IGES Institut GmbH Berlin Hans-Dieter Nolting Ge-schaumlftsfuumlhrer IGES Institut GmbH Berlin

In Zusammenarbeit mit Gabriele Becker- Rieszlig Leitung Stabsstelle Qualitaumlt der Bremer Heimstiftung Bre-men Doreen Boniakowsky Geschaumlftsbereichsleitung Wohnen und Pflege fuumlr Se-nioren und pflegebeduumlrftige Menschen Vorwerker Diakonie Luumlbeck Jan Dase Ge-schaumlftsfuumlhrung Pflegedienst Caspar amp Dase GmbH Wedemark Marcel Faiszligt Fachliche Betriebsleitung AWO Sozial gGmbH Stuttgart-Feuerbach Ellen Faumlhr-mann Regionalkoordinatorin Projektbuumlro Ein-STEP Berlin Ruth Galler Leitung Qualitaumltsmanagement Caritas- Betriebsfuumlhrungs- und Traumlgergesellschaft mbH Koumlln Georg Hammann Leiter UnternehmensentwicklungKommunikation Johan-niter Seniorenhaumluser GmbH Koumlln Jutta Klarmann Geschaumlftsfuumlhrung Azurit-Gruppe Leitung Qualitaumltsmanagement Hansa-Gruppe Eisenberg Carsten Linden-blatt Bereichsleitung Qualitaumltsmanagement Azurit-Gruppe Hansa-Gruppe Olden-burg Rainer Scherb Leiter Abteilung Qualitaumltsentwicklung Pichlmayr GmbH amp Co KGaA Eggenfelden Matthias Sommer Geschaumlftsfuumlhrer Kursana Residenzen GmbH Berlin Sabine Spittel Bereichsleiterin Altenhilfe AWO Landesverband Thuuml-ringen e V Sylvia Svoboda Pflegedirektorin Sozialdienste der Volkssolidaritaumlt Berlin gGmbH Berlin Ilona Taylor Landesbeauftragte Bundesverband privater An-bieter sozialer Dienste eV Landesgeschaumlftsstelle Bayern Tanja Treffurth Referen-tin fuumlr Pflege Sozialdienste der Volkssolidaritaumlt Berlin gGmbH Berlin Kerstin Trifts-haumluser Regionalkoordinatorin Projektbuumlro Ein-STEP Berlin Tamara Umlauf Hauptabteilungsleiterin Qualitaumltsmanagement Kursana Residenzen GmbH Berlin Michael Wipp Geschaumlftsfuumlhrer Orpea Deutschland GmbH Karlsruhe

3 Ein-STEP

Inhalt

1 Einleitung 6 11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen

Strukturmodell und Begutachtungsinstrument 6 12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen

Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und Begutachtungsinstrument 7

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) 7 14 Funktion des Leitfadens 8

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) 9

3 Informationsquellen fuumlr das PGM 10 31 Informationen aus der Pflegedokumentation 10 32 Informationen aus weiteren Quellen 11

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise 13 41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs 14 42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses 15 43 Bewerten 16 44 Entscheiden 18 45 Begleiten 18

5 Fachliche Kompetenzen 20

6 Hinweise zur Implementierung des PGM 21

7 Ablaufdiagramme 22 71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -

ambulant 22 72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -

stationaumlr 23

Abbildungen 4 Abkuumlrzungsverzeichnis 4

4 Ein-STEP

Abbildungen

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge 10

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess 13

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS 15

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung 17

Abkuumlrzungsverzeichnis

Abkuumlrzung Erlaumluterung

BRi Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016

MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen

NBA Neues Begutachtungsassessment

PGM Pflegegradmanagement

SIS Strukturierte Informationssammlung

SGB Sozialgesetzbuch

5 Ein-STEP

Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der Pflege-dokumentation gemaumlszlig Strukturmodell

Zusammenfassung der zentralen Aussagen des Leitfadens

1Mit der Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs ab 2017 erfol-gen die Umstellung des Begutachtungsverfahrens und eine neue Einord-nung der pflegebeduumlrftigen Personen in Pflegegrade Diese Systemveraumln-derungen haben zur Folge dass auch das bisherige Verfahren des Pflegestufenmanagements auf Seiten der Pflegeeinrichtungen inhaltlich neu ausgerichtet werden muss

2Der Leitfaden zeigt auf wie Einrichtungen die die entbuumlrokratisierte Pfle-gedokumentation auf Basis des Strukturmodells eingefuumlhrt haben diese nutzen koumlnnen um ein effektives Pflegegradmanagement (PGM) zu instal-lieren beziehungsweise weiter zu entwickeln

3Der PGM-Prozess wird in vier Schritte (Entdecken Bewerten Entscheiden und Begleiten) unterteilt Es wird fuumlr jeden Schritt dargelegt welche In-formationsquellen systematisch zu beruumlcksichtigen sind und welche Ele-mente des Strukturmodells jeweils wichtige Erkenntnisse liefern Daruumlber hinaus werden Hinweise zu den erforderlichen fachlichen Kompetenzen der Prozessverantwortlichen gegeben

4Das PGM-bezogene Vorgehen wird fuumlr die beiden Konstellationen bdquoNeu-aufnahme bzw Einzugldquo und bdquoin der laufenden Versorgungldquo dargestellt Am Ende finden sich Ablaufdiagramme getrennt fuumlr stationaumlre und ambu-lante Pflegeeinrichtungen

5Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an Fuumlhrungs- und Pflegefachkraumlfte in Pflegeeinrichtungen insb im Pflege- und Qualitaumltsmanagement aber auch - gerade im Hinblick auf den Einkauf oder die Aktualisierung von elektronischen Dokumentationssystemen - an Entscheider auf Traumlger- und Geschaumlftsfuumlhrerebene

6Der Leitfaden beschreibt ein grundsaumltzliches Vorgehen fuumlr das Pflegegrad-management Auf dieser Grundlage koumlnnen Pflegeeinrichtungen ihre in-dividuellen Verfahrensablaumlufe uumlberpruumlfen oder neu einrichten und detail-liert planen

6 Ein-STEP

1 Einleitung Das vorliegende Papier ist ein Leitfaden des Projektbuumlros Ein-STEP zum Thema bdquoPflegegradmanagementldquo (PGM) in Einrichtungen die ihre Pflegedokumentation auf das Strukturmodell umgestellt haben Der Leitfaden entstand in Zusammenar-beit mit einer Expertengruppe (Geschaumlftsfuumlhrer Bereichsleiter Pflege- und Quali-taumltsmanager aus stationaumlren und ambulanten Pflegeeinrichtungen groumlszligerer Traumlger und Verbandsvertreter)

11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen Struk-turmodell und Begutachtungsinstrument

Der Leitfaden knuumlpft an das Thesenpapier des Projektbuumlros mit dem Titel bdquoDas Strukturmodell zur Entbuumlrokratisierung der Pflegedokumentation und das neue Begutachtungsinstrument zur Feststellung von Pflegebeduumlrftigkeit ndash Unterschiede und Zusammenhaumlngeldquo an (verfuumlgbar als Download auf wwwein-stepde) Dieses Dokument geht aus einer eher grundsaumltzlichen Perspektive auf die Beziehungen zwischen Strukturmodell und Begutachtungsinstrument (gem sect 15 SGB XI) ein Darin wird u a auch zu folgender Frage Stellung genommen

bdquoWerden in Pflegeeinrichtungen interne Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments benoumltigt um die Aktualitaumlt der Pflegegradein-stufungen ihrer zu versorgenden Pflegebeduumlrftigen im Zuge des Pflege-gradmanagements regelmaumlszligig uumlberpruumlfen zu koumlnnenldquo

Das Thesenpapier kommt zu der klaren Aussage

bdquoBei einer regelrecht gefuumlhrten Pflegedokumentation (insbesondere nach dem Strukturmodell) ist es praktisch ausgeschlossen dass Sachverhalte un-entdeckt oder unbemerkt bleiben die einen houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad begruumlnden koumlnnenldquo

Im Hinblick auf die Bedeutung von einrichtungsinternen Kompetenzen in Bezug auf das Begutachtungsinstrument nimmt das Thesenpapier folgende Unterscheidung vor

bdquo[hellip] fuumlr die Frage der (rechtzeitigen) Entdeckung von relevanten Selbstaumln-digkeits- oder Faumlhigkeitsverlusten im Rahmen des laufenden Pflegeprozes-ses [ist] die regelmaumlszligige Durchfuumlhrung von Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments durch Pflegeeinrichtungen nicht erfor-derlich [hellip]ldquo

bdquoBei der Bewertung inwiefern die im Einzelfall dokumentierten Zustands-veraumlnderungen bereits die Zuordnung zu einem houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad erwarten lassen sind allerdings vertiefte Kenntnisse des neuen Begutachtungsinstruments erforderlich Pflegeeinrichtungen sollten daher die Ermittlungs- und Bewertungslogik des neuen Begutachtungsinstru-

7 Ein-STEP

ments sehr gut kennen um abschaumltzen zu koumlnnen inwieweit die Informa-tionen aus der eigenen Pflegedokumentation Hinweise auf eine Veraumlnde-rung im Pflegegrad aufweisenldquo

12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen Pflegebeduumlrftig-keitsbegriffs und Begutachtungsinstrument

Die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs (Staumlrkung der Selbstaumlndigkeit der pflegebeduumlrftigen Personen) im SGB XI wird durch den personzentrierten An-satz des Strukturmodells (Selbsteinschaumltzung der pflegebeduumlrftigen Person Ver-staumlndigungsprozess) unmittelbar in der pflegerischen Praxis aufgegriffen Haumlufig wird das ausschlieszliglich an der SIS festgemacht deren Themenfelder aumlhnlich zu den Modulen des Begutachtungsinstruments ausgestaltet sind

Die vier Elemente des Strukturmodells (SIS Maszlignahmenplan Berichteblatt und Evaluation) bilden den 4-phasigen Pflegeprozess ab und sind aufeinander bezogen Die SIS allein ist daher nicht gleichzusetzen mit dem gesamten Strukturmodell Ge-rade im Rahmen des Pflegegradmanagements wird deutlich dass alle vier Ele-mente fuumlr den Prozess des Entdeckens und Bewertens (vgl 41-43) von Bedeutung sind

Hinweis In diesem Leitfaden wird auf die Erkenntnisse aus der Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses fuumlr die Entscheidung ei-nes Antrages auf Begutachtung eingegangen

Das vollstaumlndige Begutachtungsverfahren in welchem das Instrument zur Ein-schaumltzung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten ein wesentlicher Bestandteil ist fin-det sich in den Richtlinien zum Verfahren der Feststellung der Pflegebeduumlrftigkeit sowie zur pflegefachlichen Konkretisierung der Inhalte des Begutachtungsinstru-ments nach dem elften Buch des Sozialgesetzbuches (Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016 wwwmds-evde wwwgkv-spitzenverbandde)

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) Die Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die damit verbundenen Anpassungen stellen das Management der ambulanten Dienste und stationaumlren Einrichtungen vor neue Herausforderungen

Die zentrale Aufgabe der Pflegeeinrichtungen ist die Gestaltung des Pflegeprozes-ses zum Wohle pflegebeduumlrftiger Personen Pflegegradmanagement ist dabei ein Mittel zum Zweck dessen Bedeutung sich aus den moumlglichen negativen Folgen ei-ner Vernachlaumlssigung der Thematik ergibt Bei nicht (mehr) korrekt eingestuften BewohnernKunden kommt es zu einer Differenz zwischen dem vorgehaltenen

8 Ein-STEP

Personal und dem fuumlr den tatsaumlchlichen Pflege- und Betreuungsaufwand notwen-digen Personaleinsatz in deren Folge es zu Uumlberlastungen der Pflegenden oder zu einer nicht angemessenen Versorgung kommen kann

Das bisher auf unterschiedlichen betrieblichen Ebenen vorhandene Know-how zum Pflegestufenmanagement ist mit der Einfuumlhrung des neuen Begutachtungsin-struments nun weitgehend zu aktualisieren In der Folge herrscht derzeit verstaumlnd-licherweise eine gewisse Unsicherheit Bei dem Bemuumlhen moumlglichst schnell wie-der bdquofesten Boden unter den Fuumlszligenldquo zu bekommen werden jedoch moumlglicherweise auch Wege eingeschlagen die nur auf den ersten Blick hilfreich erscheinen bei naumlherer Betrachtung aber nicht zielfuumlhrend sind oder zu Doppel-dokumentation fuumlhren So ist es z B wie bereits in dem Thesenpapier von Ein-STEP dargelegt weder sinnvoll noch notwendig neben der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell eine routinemaumlszligige Dokumentation (Datenerhebung) nach Art des Begutachtungsinstruments - fruumlher als NBA bezeichnet - zu fuumlhren

14 Funktion des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden zeigt den Anwendern des Strukturmodells ein Vorgehen fuumlr das Pflegegradmanagement auf welches

x mit dem Ziel einer schlanken und entbuumlrokratisierten Pflegedokumenta-tion vereinbar ist und

x gewaumlhrleistet dass Abweichungen zum vorliegenden Pflegegrad rasch ent-deckt und die entsprechenden Maszlignahmen eingeleitet werden koumlnnen

Der Leitfaden gibt deshalb konkretisierende Hinweise zu folgenden Aspekten

x Wie kann der Prozess bdquoPflegegradmanagementldquo mit der Pflegedokumenta-tion sowie anderen im Betrieb vorhandenen Informationsquellen ver-knuumlpft werden

x Welche besonderen Fachkenntnisse sind fuumlr das Pflegegradmanagement erforderlich und wie koumlnnen sie organisatorisch eingebunden werden

x Wie kann der Prozess der externen Begutachtung durch die Pflegeeinrich-tung professionell begleitet werden

Der Leitfaden beschraumlnkt sich dabei auf Aspekte des PGM die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Pflegedokumentation und dem Pflegeprozess stehen Der Begriff bdquoPflegegradmanagementldquo in einem weiter gefassten Sinne kann auch das betriebswirtschaftliche Controlling des bdquoPflegegradmixldquo umfassen Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand des Leitfadens

9 Ein-STEP

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 3: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

3 Ein-STEP

Inhalt

1 Einleitung 6 11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen

Strukturmodell und Begutachtungsinstrument 6 12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen

Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und Begutachtungsinstrument 7

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) 7 14 Funktion des Leitfadens 8

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) 9

3 Informationsquellen fuumlr das PGM 10 31 Informationen aus der Pflegedokumentation 10 32 Informationen aus weiteren Quellen 11

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise 13 41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs 14 42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses 15 43 Bewerten 16 44 Entscheiden 18 45 Begleiten 18

5 Fachliche Kompetenzen 20

6 Hinweise zur Implementierung des PGM 21

7 Ablaufdiagramme 22 71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -

ambulant 22 72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -

stationaumlr 23

Abbildungen 4 Abkuumlrzungsverzeichnis 4

4 Ein-STEP

Abbildungen

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge 10

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess 13

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS 15

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung 17

Abkuumlrzungsverzeichnis

Abkuumlrzung Erlaumluterung

BRi Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016

MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen

NBA Neues Begutachtungsassessment

PGM Pflegegradmanagement

SIS Strukturierte Informationssammlung

SGB Sozialgesetzbuch

5 Ein-STEP

Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der Pflege-dokumentation gemaumlszlig Strukturmodell

Zusammenfassung der zentralen Aussagen des Leitfadens

1Mit der Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs ab 2017 erfol-gen die Umstellung des Begutachtungsverfahrens und eine neue Einord-nung der pflegebeduumlrftigen Personen in Pflegegrade Diese Systemveraumln-derungen haben zur Folge dass auch das bisherige Verfahren des Pflegestufenmanagements auf Seiten der Pflegeeinrichtungen inhaltlich neu ausgerichtet werden muss

2Der Leitfaden zeigt auf wie Einrichtungen die die entbuumlrokratisierte Pfle-gedokumentation auf Basis des Strukturmodells eingefuumlhrt haben diese nutzen koumlnnen um ein effektives Pflegegradmanagement (PGM) zu instal-lieren beziehungsweise weiter zu entwickeln

3Der PGM-Prozess wird in vier Schritte (Entdecken Bewerten Entscheiden und Begleiten) unterteilt Es wird fuumlr jeden Schritt dargelegt welche In-formationsquellen systematisch zu beruumlcksichtigen sind und welche Ele-mente des Strukturmodells jeweils wichtige Erkenntnisse liefern Daruumlber hinaus werden Hinweise zu den erforderlichen fachlichen Kompetenzen der Prozessverantwortlichen gegeben

4Das PGM-bezogene Vorgehen wird fuumlr die beiden Konstellationen bdquoNeu-aufnahme bzw Einzugldquo und bdquoin der laufenden Versorgungldquo dargestellt Am Ende finden sich Ablaufdiagramme getrennt fuumlr stationaumlre und ambu-lante Pflegeeinrichtungen

5Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an Fuumlhrungs- und Pflegefachkraumlfte in Pflegeeinrichtungen insb im Pflege- und Qualitaumltsmanagement aber auch - gerade im Hinblick auf den Einkauf oder die Aktualisierung von elektronischen Dokumentationssystemen - an Entscheider auf Traumlger- und Geschaumlftsfuumlhrerebene

6Der Leitfaden beschreibt ein grundsaumltzliches Vorgehen fuumlr das Pflegegrad-management Auf dieser Grundlage koumlnnen Pflegeeinrichtungen ihre in-dividuellen Verfahrensablaumlufe uumlberpruumlfen oder neu einrichten und detail-liert planen

6 Ein-STEP

1 Einleitung Das vorliegende Papier ist ein Leitfaden des Projektbuumlros Ein-STEP zum Thema bdquoPflegegradmanagementldquo (PGM) in Einrichtungen die ihre Pflegedokumentation auf das Strukturmodell umgestellt haben Der Leitfaden entstand in Zusammenar-beit mit einer Expertengruppe (Geschaumlftsfuumlhrer Bereichsleiter Pflege- und Quali-taumltsmanager aus stationaumlren und ambulanten Pflegeeinrichtungen groumlszligerer Traumlger und Verbandsvertreter)

11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen Struk-turmodell und Begutachtungsinstrument

Der Leitfaden knuumlpft an das Thesenpapier des Projektbuumlros mit dem Titel bdquoDas Strukturmodell zur Entbuumlrokratisierung der Pflegedokumentation und das neue Begutachtungsinstrument zur Feststellung von Pflegebeduumlrftigkeit ndash Unterschiede und Zusammenhaumlngeldquo an (verfuumlgbar als Download auf wwwein-stepde) Dieses Dokument geht aus einer eher grundsaumltzlichen Perspektive auf die Beziehungen zwischen Strukturmodell und Begutachtungsinstrument (gem sect 15 SGB XI) ein Darin wird u a auch zu folgender Frage Stellung genommen

bdquoWerden in Pflegeeinrichtungen interne Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments benoumltigt um die Aktualitaumlt der Pflegegradein-stufungen ihrer zu versorgenden Pflegebeduumlrftigen im Zuge des Pflege-gradmanagements regelmaumlszligig uumlberpruumlfen zu koumlnnenldquo

Das Thesenpapier kommt zu der klaren Aussage

bdquoBei einer regelrecht gefuumlhrten Pflegedokumentation (insbesondere nach dem Strukturmodell) ist es praktisch ausgeschlossen dass Sachverhalte un-entdeckt oder unbemerkt bleiben die einen houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad begruumlnden koumlnnenldquo

Im Hinblick auf die Bedeutung von einrichtungsinternen Kompetenzen in Bezug auf das Begutachtungsinstrument nimmt das Thesenpapier folgende Unterscheidung vor

bdquo[hellip] fuumlr die Frage der (rechtzeitigen) Entdeckung von relevanten Selbstaumln-digkeits- oder Faumlhigkeitsverlusten im Rahmen des laufenden Pflegeprozes-ses [ist] die regelmaumlszligige Durchfuumlhrung von Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments durch Pflegeeinrichtungen nicht erfor-derlich [hellip]ldquo

bdquoBei der Bewertung inwiefern die im Einzelfall dokumentierten Zustands-veraumlnderungen bereits die Zuordnung zu einem houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad erwarten lassen sind allerdings vertiefte Kenntnisse des neuen Begutachtungsinstruments erforderlich Pflegeeinrichtungen sollten daher die Ermittlungs- und Bewertungslogik des neuen Begutachtungsinstru-

7 Ein-STEP

ments sehr gut kennen um abschaumltzen zu koumlnnen inwieweit die Informa-tionen aus der eigenen Pflegedokumentation Hinweise auf eine Veraumlnde-rung im Pflegegrad aufweisenldquo

12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen Pflegebeduumlrftig-keitsbegriffs und Begutachtungsinstrument

Die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs (Staumlrkung der Selbstaumlndigkeit der pflegebeduumlrftigen Personen) im SGB XI wird durch den personzentrierten An-satz des Strukturmodells (Selbsteinschaumltzung der pflegebeduumlrftigen Person Ver-staumlndigungsprozess) unmittelbar in der pflegerischen Praxis aufgegriffen Haumlufig wird das ausschlieszliglich an der SIS festgemacht deren Themenfelder aumlhnlich zu den Modulen des Begutachtungsinstruments ausgestaltet sind

Die vier Elemente des Strukturmodells (SIS Maszlignahmenplan Berichteblatt und Evaluation) bilden den 4-phasigen Pflegeprozess ab und sind aufeinander bezogen Die SIS allein ist daher nicht gleichzusetzen mit dem gesamten Strukturmodell Ge-rade im Rahmen des Pflegegradmanagements wird deutlich dass alle vier Ele-mente fuumlr den Prozess des Entdeckens und Bewertens (vgl 41-43) von Bedeutung sind

Hinweis In diesem Leitfaden wird auf die Erkenntnisse aus der Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses fuumlr die Entscheidung ei-nes Antrages auf Begutachtung eingegangen

Das vollstaumlndige Begutachtungsverfahren in welchem das Instrument zur Ein-schaumltzung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten ein wesentlicher Bestandteil ist fin-det sich in den Richtlinien zum Verfahren der Feststellung der Pflegebeduumlrftigkeit sowie zur pflegefachlichen Konkretisierung der Inhalte des Begutachtungsinstru-ments nach dem elften Buch des Sozialgesetzbuches (Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016 wwwmds-evde wwwgkv-spitzenverbandde)

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) Die Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die damit verbundenen Anpassungen stellen das Management der ambulanten Dienste und stationaumlren Einrichtungen vor neue Herausforderungen

Die zentrale Aufgabe der Pflegeeinrichtungen ist die Gestaltung des Pflegeprozes-ses zum Wohle pflegebeduumlrftiger Personen Pflegegradmanagement ist dabei ein Mittel zum Zweck dessen Bedeutung sich aus den moumlglichen negativen Folgen ei-ner Vernachlaumlssigung der Thematik ergibt Bei nicht (mehr) korrekt eingestuften BewohnernKunden kommt es zu einer Differenz zwischen dem vorgehaltenen

8 Ein-STEP

Personal und dem fuumlr den tatsaumlchlichen Pflege- und Betreuungsaufwand notwen-digen Personaleinsatz in deren Folge es zu Uumlberlastungen der Pflegenden oder zu einer nicht angemessenen Versorgung kommen kann

Das bisher auf unterschiedlichen betrieblichen Ebenen vorhandene Know-how zum Pflegestufenmanagement ist mit der Einfuumlhrung des neuen Begutachtungsin-struments nun weitgehend zu aktualisieren In der Folge herrscht derzeit verstaumlnd-licherweise eine gewisse Unsicherheit Bei dem Bemuumlhen moumlglichst schnell wie-der bdquofesten Boden unter den Fuumlszligenldquo zu bekommen werden jedoch moumlglicherweise auch Wege eingeschlagen die nur auf den ersten Blick hilfreich erscheinen bei naumlherer Betrachtung aber nicht zielfuumlhrend sind oder zu Doppel-dokumentation fuumlhren So ist es z B wie bereits in dem Thesenpapier von Ein-STEP dargelegt weder sinnvoll noch notwendig neben der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell eine routinemaumlszligige Dokumentation (Datenerhebung) nach Art des Begutachtungsinstruments - fruumlher als NBA bezeichnet - zu fuumlhren

14 Funktion des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden zeigt den Anwendern des Strukturmodells ein Vorgehen fuumlr das Pflegegradmanagement auf welches

x mit dem Ziel einer schlanken und entbuumlrokratisierten Pflegedokumenta-tion vereinbar ist und

x gewaumlhrleistet dass Abweichungen zum vorliegenden Pflegegrad rasch ent-deckt und die entsprechenden Maszlignahmen eingeleitet werden koumlnnen

Der Leitfaden gibt deshalb konkretisierende Hinweise zu folgenden Aspekten

x Wie kann der Prozess bdquoPflegegradmanagementldquo mit der Pflegedokumenta-tion sowie anderen im Betrieb vorhandenen Informationsquellen ver-knuumlpft werden

x Welche besonderen Fachkenntnisse sind fuumlr das Pflegegradmanagement erforderlich und wie koumlnnen sie organisatorisch eingebunden werden

x Wie kann der Prozess der externen Begutachtung durch die Pflegeeinrich-tung professionell begleitet werden

Der Leitfaden beschraumlnkt sich dabei auf Aspekte des PGM die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Pflegedokumentation und dem Pflegeprozess stehen Der Begriff bdquoPflegegradmanagementldquo in einem weiter gefassten Sinne kann auch das betriebswirtschaftliche Controlling des bdquoPflegegradmixldquo umfassen Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand des Leitfadens

9 Ein-STEP

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 4: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

4 Ein-STEP

Abbildungen

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge 10

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess 13

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS 15

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung 17

Abkuumlrzungsverzeichnis

Abkuumlrzung Erlaumluterung

BRi Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016

MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen

NBA Neues Begutachtungsassessment

PGM Pflegegradmanagement

SIS Strukturierte Informationssammlung

SGB Sozialgesetzbuch

5 Ein-STEP

Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der Pflege-dokumentation gemaumlszlig Strukturmodell

Zusammenfassung der zentralen Aussagen des Leitfadens

1Mit der Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs ab 2017 erfol-gen die Umstellung des Begutachtungsverfahrens und eine neue Einord-nung der pflegebeduumlrftigen Personen in Pflegegrade Diese Systemveraumln-derungen haben zur Folge dass auch das bisherige Verfahren des Pflegestufenmanagements auf Seiten der Pflegeeinrichtungen inhaltlich neu ausgerichtet werden muss

2Der Leitfaden zeigt auf wie Einrichtungen die die entbuumlrokratisierte Pfle-gedokumentation auf Basis des Strukturmodells eingefuumlhrt haben diese nutzen koumlnnen um ein effektives Pflegegradmanagement (PGM) zu instal-lieren beziehungsweise weiter zu entwickeln

3Der PGM-Prozess wird in vier Schritte (Entdecken Bewerten Entscheiden und Begleiten) unterteilt Es wird fuumlr jeden Schritt dargelegt welche In-formationsquellen systematisch zu beruumlcksichtigen sind und welche Ele-mente des Strukturmodells jeweils wichtige Erkenntnisse liefern Daruumlber hinaus werden Hinweise zu den erforderlichen fachlichen Kompetenzen der Prozessverantwortlichen gegeben

4Das PGM-bezogene Vorgehen wird fuumlr die beiden Konstellationen bdquoNeu-aufnahme bzw Einzugldquo und bdquoin der laufenden Versorgungldquo dargestellt Am Ende finden sich Ablaufdiagramme getrennt fuumlr stationaumlre und ambu-lante Pflegeeinrichtungen

5Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an Fuumlhrungs- und Pflegefachkraumlfte in Pflegeeinrichtungen insb im Pflege- und Qualitaumltsmanagement aber auch - gerade im Hinblick auf den Einkauf oder die Aktualisierung von elektronischen Dokumentationssystemen - an Entscheider auf Traumlger- und Geschaumlftsfuumlhrerebene

6Der Leitfaden beschreibt ein grundsaumltzliches Vorgehen fuumlr das Pflegegrad-management Auf dieser Grundlage koumlnnen Pflegeeinrichtungen ihre in-dividuellen Verfahrensablaumlufe uumlberpruumlfen oder neu einrichten und detail-liert planen

6 Ein-STEP

1 Einleitung Das vorliegende Papier ist ein Leitfaden des Projektbuumlros Ein-STEP zum Thema bdquoPflegegradmanagementldquo (PGM) in Einrichtungen die ihre Pflegedokumentation auf das Strukturmodell umgestellt haben Der Leitfaden entstand in Zusammenar-beit mit einer Expertengruppe (Geschaumlftsfuumlhrer Bereichsleiter Pflege- und Quali-taumltsmanager aus stationaumlren und ambulanten Pflegeeinrichtungen groumlszligerer Traumlger und Verbandsvertreter)

11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen Struk-turmodell und Begutachtungsinstrument

Der Leitfaden knuumlpft an das Thesenpapier des Projektbuumlros mit dem Titel bdquoDas Strukturmodell zur Entbuumlrokratisierung der Pflegedokumentation und das neue Begutachtungsinstrument zur Feststellung von Pflegebeduumlrftigkeit ndash Unterschiede und Zusammenhaumlngeldquo an (verfuumlgbar als Download auf wwwein-stepde) Dieses Dokument geht aus einer eher grundsaumltzlichen Perspektive auf die Beziehungen zwischen Strukturmodell und Begutachtungsinstrument (gem sect 15 SGB XI) ein Darin wird u a auch zu folgender Frage Stellung genommen

bdquoWerden in Pflegeeinrichtungen interne Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments benoumltigt um die Aktualitaumlt der Pflegegradein-stufungen ihrer zu versorgenden Pflegebeduumlrftigen im Zuge des Pflege-gradmanagements regelmaumlszligig uumlberpruumlfen zu koumlnnenldquo

Das Thesenpapier kommt zu der klaren Aussage

bdquoBei einer regelrecht gefuumlhrten Pflegedokumentation (insbesondere nach dem Strukturmodell) ist es praktisch ausgeschlossen dass Sachverhalte un-entdeckt oder unbemerkt bleiben die einen houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad begruumlnden koumlnnenldquo

Im Hinblick auf die Bedeutung von einrichtungsinternen Kompetenzen in Bezug auf das Begutachtungsinstrument nimmt das Thesenpapier folgende Unterscheidung vor

bdquo[hellip] fuumlr die Frage der (rechtzeitigen) Entdeckung von relevanten Selbstaumln-digkeits- oder Faumlhigkeitsverlusten im Rahmen des laufenden Pflegeprozes-ses [ist] die regelmaumlszligige Durchfuumlhrung von Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments durch Pflegeeinrichtungen nicht erfor-derlich [hellip]ldquo

bdquoBei der Bewertung inwiefern die im Einzelfall dokumentierten Zustands-veraumlnderungen bereits die Zuordnung zu einem houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad erwarten lassen sind allerdings vertiefte Kenntnisse des neuen Begutachtungsinstruments erforderlich Pflegeeinrichtungen sollten daher die Ermittlungs- und Bewertungslogik des neuen Begutachtungsinstru-

7 Ein-STEP

ments sehr gut kennen um abschaumltzen zu koumlnnen inwieweit die Informa-tionen aus der eigenen Pflegedokumentation Hinweise auf eine Veraumlnde-rung im Pflegegrad aufweisenldquo

12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen Pflegebeduumlrftig-keitsbegriffs und Begutachtungsinstrument

Die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs (Staumlrkung der Selbstaumlndigkeit der pflegebeduumlrftigen Personen) im SGB XI wird durch den personzentrierten An-satz des Strukturmodells (Selbsteinschaumltzung der pflegebeduumlrftigen Person Ver-staumlndigungsprozess) unmittelbar in der pflegerischen Praxis aufgegriffen Haumlufig wird das ausschlieszliglich an der SIS festgemacht deren Themenfelder aumlhnlich zu den Modulen des Begutachtungsinstruments ausgestaltet sind

Die vier Elemente des Strukturmodells (SIS Maszlignahmenplan Berichteblatt und Evaluation) bilden den 4-phasigen Pflegeprozess ab und sind aufeinander bezogen Die SIS allein ist daher nicht gleichzusetzen mit dem gesamten Strukturmodell Ge-rade im Rahmen des Pflegegradmanagements wird deutlich dass alle vier Ele-mente fuumlr den Prozess des Entdeckens und Bewertens (vgl 41-43) von Bedeutung sind

Hinweis In diesem Leitfaden wird auf die Erkenntnisse aus der Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses fuumlr die Entscheidung ei-nes Antrages auf Begutachtung eingegangen

Das vollstaumlndige Begutachtungsverfahren in welchem das Instrument zur Ein-schaumltzung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten ein wesentlicher Bestandteil ist fin-det sich in den Richtlinien zum Verfahren der Feststellung der Pflegebeduumlrftigkeit sowie zur pflegefachlichen Konkretisierung der Inhalte des Begutachtungsinstru-ments nach dem elften Buch des Sozialgesetzbuches (Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016 wwwmds-evde wwwgkv-spitzenverbandde)

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) Die Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die damit verbundenen Anpassungen stellen das Management der ambulanten Dienste und stationaumlren Einrichtungen vor neue Herausforderungen

Die zentrale Aufgabe der Pflegeeinrichtungen ist die Gestaltung des Pflegeprozes-ses zum Wohle pflegebeduumlrftiger Personen Pflegegradmanagement ist dabei ein Mittel zum Zweck dessen Bedeutung sich aus den moumlglichen negativen Folgen ei-ner Vernachlaumlssigung der Thematik ergibt Bei nicht (mehr) korrekt eingestuften BewohnernKunden kommt es zu einer Differenz zwischen dem vorgehaltenen

8 Ein-STEP

Personal und dem fuumlr den tatsaumlchlichen Pflege- und Betreuungsaufwand notwen-digen Personaleinsatz in deren Folge es zu Uumlberlastungen der Pflegenden oder zu einer nicht angemessenen Versorgung kommen kann

Das bisher auf unterschiedlichen betrieblichen Ebenen vorhandene Know-how zum Pflegestufenmanagement ist mit der Einfuumlhrung des neuen Begutachtungsin-struments nun weitgehend zu aktualisieren In der Folge herrscht derzeit verstaumlnd-licherweise eine gewisse Unsicherheit Bei dem Bemuumlhen moumlglichst schnell wie-der bdquofesten Boden unter den Fuumlszligenldquo zu bekommen werden jedoch moumlglicherweise auch Wege eingeschlagen die nur auf den ersten Blick hilfreich erscheinen bei naumlherer Betrachtung aber nicht zielfuumlhrend sind oder zu Doppel-dokumentation fuumlhren So ist es z B wie bereits in dem Thesenpapier von Ein-STEP dargelegt weder sinnvoll noch notwendig neben der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell eine routinemaumlszligige Dokumentation (Datenerhebung) nach Art des Begutachtungsinstruments - fruumlher als NBA bezeichnet - zu fuumlhren

14 Funktion des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden zeigt den Anwendern des Strukturmodells ein Vorgehen fuumlr das Pflegegradmanagement auf welches

x mit dem Ziel einer schlanken und entbuumlrokratisierten Pflegedokumenta-tion vereinbar ist und

x gewaumlhrleistet dass Abweichungen zum vorliegenden Pflegegrad rasch ent-deckt und die entsprechenden Maszlignahmen eingeleitet werden koumlnnen

Der Leitfaden gibt deshalb konkretisierende Hinweise zu folgenden Aspekten

x Wie kann der Prozess bdquoPflegegradmanagementldquo mit der Pflegedokumenta-tion sowie anderen im Betrieb vorhandenen Informationsquellen ver-knuumlpft werden

x Welche besonderen Fachkenntnisse sind fuumlr das Pflegegradmanagement erforderlich und wie koumlnnen sie organisatorisch eingebunden werden

x Wie kann der Prozess der externen Begutachtung durch die Pflegeeinrich-tung professionell begleitet werden

Der Leitfaden beschraumlnkt sich dabei auf Aspekte des PGM die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Pflegedokumentation und dem Pflegeprozess stehen Der Begriff bdquoPflegegradmanagementldquo in einem weiter gefassten Sinne kann auch das betriebswirtschaftliche Controlling des bdquoPflegegradmixldquo umfassen Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand des Leitfadens

9 Ein-STEP

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 5: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

5 Ein-STEP

Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der Pflege-dokumentation gemaumlszlig Strukturmodell

Zusammenfassung der zentralen Aussagen des Leitfadens

1Mit der Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs ab 2017 erfol-gen die Umstellung des Begutachtungsverfahrens und eine neue Einord-nung der pflegebeduumlrftigen Personen in Pflegegrade Diese Systemveraumln-derungen haben zur Folge dass auch das bisherige Verfahren des Pflegestufenmanagements auf Seiten der Pflegeeinrichtungen inhaltlich neu ausgerichtet werden muss

2Der Leitfaden zeigt auf wie Einrichtungen die die entbuumlrokratisierte Pfle-gedokumentation auf Basis des Strukturmodells eingefuumlhrt haben diese nutzen koumlnnen um ein effektives Pflegegradmanagement (PGM) zu instal-lieren beziehungsweise weiter zu entwickeln

3Der PGM-Prozess wird in vier Schritte (Entdecken Bewerten Entscheiden und Begleiten) unterteilt Es wird fuumlr jeden Schritt dargelegt welche In-formationsquellen systematisch zu beruumlcksichtigen sind und welche Ele-mente des Strukturmodells jeweils wichtige Erkenntnisse liefern Daruumlber hinaus werden Hinweise zu den erforderlichen fachlichen Kompetenzen der Prozessverantwortlichen gegeben

4Das PGM-bezogene Vorgehen wird fuumlr die beiden Konstellationen bdquoNeu-aufnahme bzw Einzugldquo und bdquoin der laufenden Versorgungldquo dargestellt Am Ende finden sich Ablaufdiagramme getrennt fuumlr stationaumlre und ambu-lante Pflegeeinrichtungen

5Der Leitfaden richtet sich in erster Linie an Fuumlhrungs- und Pflegefachkraumlfte in Pflegeeinrichtungen insb im Pflege- und Qualitaumltsmanagement aber auch - gerade im Hinblick auf den Einkauf oder die Aktualisierung von elektronischen Dokumentationssystemen - an Entscheider auf Traumlger- und Geschaumlftsfuumlhrerebene

6Der Leitfaden beschreibt ein grundsaumltzliches Vorgehen fuumlr das Pflegegrad-management Auf dieser Grundlage koumlnnen Pflegeeinrichtungen ihre in-dividuellen Verfahrensablaumlufe uumlberpruumlfen oder neu einrichten und detail-liert planen

6 Ein-STEP

1 Einleitung Das vorliegende Papier ist ein Leitfaden des Projektbuumlros Ein-STEP zum Thema bdquoPflegegradmanagementldquo (PGM) in Einrichtungen die ihre Pflegedokumentation auf das Strukturmodell umgestellt haben Der Leitfaden entstand in Zusammenar-beit mit einer Expertengruppe (Geschaumlftsfuumlhrer Bereichsleiter Pflege- und Quali-taumltsmanager aus stationaumlren und ambulanten Pflegeeinrichtungen groumlszligerer Traumlger und Verbandsvertreter)

11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen Struk-turmodell und Begutachtungsinstrument

Der Leitfaden knuumlpft an das Thesenpapier des Projektbuumlros mit dem Titel bdquoDas Strukturmodell zur Entbuumlrokratisierung der Pflegedokumentation und das neue Begutachtungsinstrument zur Feststellung von Pflegebeduumlrftigkeit ndash Unterschiede und Zusammenhaumlngeldquo an (verfuumlgbar als Download auf wwwein-stepde) Dieses Dokument geht aus einer eher grundsaumltzlichen Perspektive auf die Beziehungen zwischen Strukturmodell und Begutachtungsinstrument (gem sect 15 SGB XI) ein Darin wird u a auch zu folgender Frage Stellung genommen

bdquoWerden in Pflegeeinrichtungen interne Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments benoumltigt um die Aktualitaumlt der Pflegegradein-stufungen ihrer zu versorgenden Pflegebeduumlrftigen im Zuge des Pflege-gradmanagements regelmaumlszligig uumlberpruumlfen zu koumlnnenldquo

Das Thesenpapier kommt zu der klaren Aussage

bdquoBei einer regelrecht gefuumlhrten Pflegedokumentation (insbesondere nach dem Strukturmodell) ist es praktisch ausgeschlossen dass Sachverhalte un-entdeckt oder unbemerkt bleiben die einen houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad begruumlnden koumlnnenldquo

Im Hinblick auf die Bedeutung von einrichtungsinternen Kompetenzen in Bezug auf das Begutachtungsinstrument nimmt das Thesenpapier folgende Unterscheidung vor

bdquo[hellip] fuumlr die Frage der (rechtzeitigen) Entdeckung von relevanten Selbstaumln-digkeits- oder Faumlhigkeitsverlusten im Rahmen des laufenden Pflegeprozes-ses [ist] die regelmaumlszligige Durchfuumlhrung von Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments durch Pflegeeinrichtungen nicht erfor-derlich [hellip]ldquo

bdquoBei der Bewertung inwiefern die im Einzelfall dokumentierten Zustands-veraumlnderungen bereits die Zuordnung zu einem houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad erwarten lassen sind allerdings vertiefte Kenntnisse des neuen Begutachtungsinstruments erforderlich Pflegeeinrichtungen sollten daher die Ermittlungs- und Bewertungslogik des neuen Begutachtungsinstru-

7 Ein-STEP

ments sehr gut kennen um abschaumltzen zu koumlnnen inwieweit die Informa-tionen aus der eigenen Pflegedokumentation Hinweise auf eine Veraumlnde-rung im Pflegegrad aufweisenldquo

12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen Pflegebeduumlrftig-keitsbegriffs und Begutachtungsinstrument

Die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs (Staumlrkung der Selbstaumlndigkeit der pflegebeduumlrftigen Personen) im SGB XI wird durch den personzentrierten An-satz des Strukturmodells (Selbsteinschaumltzung der pflegebeduumlrftigen Person Ver-staumlndigungsprozess) unmittelbar in der pflegerischen Praxis aufgegriffen Haumlufig wird das ausschlieszliglich an der SIS festgemacht deren Themenfelder aumlhnlich zu den Modulen des Begutachtungsinstruments ausgestaltet sind

Die vier Elemente des Strukturmodells (SIS Maszlignahmenplan Berichteblatt und Evaluation) bilden den 4-phasigen Pflegeprozess ab und sind aufeinander bezogen Die SIS allein ist daher nicht gleichzusetzen mit dem gesamten Strukturmodell Ge-rade im Rahmen des Pflegegradmanagements wird deutlich dass alle vier Ele-mente fuumlr den Prozess des Entdeckens und Bewertens (vgl 41-43) von Bedeutung sind

Hinweis In diesem Leitfaden wird auf die Erkenntnisse aus der Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses fuumlr die Entscheidung ei-nes Antrages auf Begutachtung eingegangen

Das vollstaumlndige Begutachtungsverfahren in welchem das Instrument zur Ein-schaumltzung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten ein wesentlicher Bestandteil ist fin-det sich in den Richtlinien zum Verfahren der Feststellung der Pflegebeduumlrftigkeit sowie zur pflegefachlichen Konkretisierung der Inhalte des Begutachtungsinstru-ments nach dem elften Buch des Sozialgesetzbuches (Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016 wwwmds-evde wwwgkv-spitzenverbandde)

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) Die Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die damit verbundenen Anpassungen stellen das Management der ambulanten Dienste und stationaumlren Einrichtungen vor neue Herausforderungen

Die zentrale Aufgabe der Pflegeeinrichtungen ist die Gestaltung des Pflegeprozes-ses zum Wohle pflegebeduumlrftiger Personen Pflegegradmanagement ist dabei ein Mittel zum Zweck dessen Bedeutung sich aus den moumlglichen negativen Folgen ei-ner Vernachlaumlssigung der Thematik ergibt Bei nicht (mehr) korrekt eingestuften BewohnernKunden kommt es zu einer Differenz zwischen dem vorgehaltenen

8 Ein-STEP

Personal und dem fuumlr den tatsaumlchlichen Pflege- und Betreuungsaufwand notwen-digen Personaleinsatz in deren Folge es zu Uumlberlastungen der Pflegenden oder zu einer nicht angemessenen Versorgung kommen kann

Das bisher auf unterschiedlichen betrieblichen Ebenen vorhandene Know-how zum Pflegestufenmanagement ist mit der Einfuumlhrung des neuen Begutachtungsin-struments nun weitgehend zu aktualisieren In der Folge herrscht derzeit verstaumlnd-licherweise eine gewisse Unsicherheit Bei dem Bemuumlhen moumlglichst schnell wie-der bdquofesten Boden unter den Fuumlszligenldquo zu bekommen werden jedoch moumlglicherweise auch Wege eingeschlagen die nur auf den ersten Blick hilfreich erscheinen bei naumlherer Betrachtung aber nicht zielfuumlhrend sind oder zu Doppel-dokumentation fuumlhren So ist es z B wie bereits in dem Thesenpapier von Ein-STEP dargelegt weder sinnvoll noch notwendig neben der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell eine routinemaumlszligige Dokumentation (Datenerhebung) nach Art des Begutachtungsinstruments - fruumlher als NBA bezeichnet - zu fuumlhren

14 Funktion des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden zeigt den Anwendern des Strukturmodells ein Vorgehen fuumlr das Pflegegradmanagement auf welches

x mit dem Ziel einer schlanken und entbuumlrokratisierten Pflegedokumenta-tion vereinbar ist und

x gewaumlhrleistet dass Abweichungen zum vorliegenden Pflegegrad rasch ent-deckt und die entsprechenden Maszlignahmen eingeleitet werden koumlnnen

Der Leitfaden gibt deshalb konkretisierende Hinweise zu folgenden Aspekten

x Wie kann der Prozess bdquoPflegegradmanagementldquo mit der Pflegedokumenta-tion sowie anderen im Betrieb vorhandenen Informationsquellen ver-knuumlpft werden

x Welche besonderen Fachkenntnisse sind fuumlr das Pflegegradmanagement erforderlich und wie koumlnnen sie organisatorisch eingebunden werden

x Wie kann der Prozess der externen Begutachtung durch die Pflegeeinrich-tung professionell begleitet werden

Der Leitfaden beschraumlnkt sich dabei auf Aspekte des PGM die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Pflegedokumentation und dem Pflegeprozess stehen Der Begriff bdquoPflegegradmanagementldquo in einem weiter gefassten Sinne kann auch das betriebswirtschaftliche Controlling des bdquoPflegegradmixldquo umfassen Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand des Leitfadens

9 Ein-STEP

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 6: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

6 Ein-STEP

1 Einleitung Das vorliegende Papier ist ein Leitfaden des Projektbuumlros Ein-STEP zum Thema bdquoPflegegradmanagementldquo (PGM) in Einrichtungen die ihre Pflegedokumentation auf das Strukturmodell umgestellt haben Der Leitfaden entstand in Zusammenar-beit mit einer Expertengruppe (Geschaumlftsfuumlhrer Bereichsleiter Pflege- und Quali-taumltsmanager aus stationaumlren und ambulanten Pflegeeinrichtungen groumlszligerer Traumlger und Verbandsvertreter)

11 Hintergrund Thesenpapier zum Verhaumlltnis zwischen Struk-turmodell und Begutachtungsinstrument

Der Leitfaden knuumlpft an das Thesenpapier des Projektbuumlros mit dem Titel bdquoDas Strukturmodell zur Entbuumlrokratisierung der Pflegedokumentation und das neue Begutachtungsinstrument zur Feststellung von Pflegebeduumlrftigkeit ndash Unterschiede und Zusammenhaumlngeldquo an (verfuumlgbar als Download auf wwwein-stepde) Dieses Dokument geht aus einer eher grundsaumltzlichen Perspektive auf die Beziehungen zwischen Strukturmodell und Begutachtungsinstrument (gem sect 15 SGB XI) ein Darin wird u a auch zu folgender Frage Stellung genommen

bdquoWerden in Pflegeeinrichtungen interne Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments benoumltigt um die Aktualitaumlt der Pflegegradein-stufungen ihrer zu versorgenden Pflegebeduumlrftigen im Zuge des Pflege-gradmanagements regelmaumlszligig uumlberpruumlfen zu koumlnnenldquo

Das Thesenpapier kommt zu der klaren Aussage

bdquoBei einer regelrecht gefuumlhrten Pflegedokumentation (insbesondere nach dem Strukturmodell) ist es praktisch ausgeschlossen dass Sachverhalte un-entdeckt oder unbemerkt bleiben die einen houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad begruumlnden koumlnnenldquo

Im Hinblick auf die Bedeutung von einrichtungsinternen Kompetenzen in Bezug auf das Begutachtungsinstrument nimmt das Thesenpapier folgende Unterscheidung vor

bdquo[hellip] fuumlr die Frage der (rechtzeitigen) Entdeckung von relevanten Selbstaumln-digkeits- oder Faumlhigkeitsverlusten im Rahmen des laufenden Pflegeprozes-ses [ist] die regelmaumlszligige Durchfuumlhrung von Einschaumltzungen anhand des neuen Begutachtungsinstruments durch Pflegeeinrichtungen nicht erfor-derlich [hellip]ldquo

bdquoBei der Bewertung inwiefern die im Einzelfall dokumentierten Zustands-veraumlnderungen bereits die Zuordnung zu einem houmlheren oder niedrigeren Pflegegrad erwarten lassen sind allerdings vertiefte Kenntnisse des neuen Begutachtungsinstruments erforderlich Pflegeeinrichtungen sollten daher die Ermittlungs- und Bewertungslogik des neuen Begutachtungsinstru-

7 Ein-STEP

ments sehr gut kennen um abschaumltzen zu koumlnnen inwieweit die Informa-tionen aus der eigenen Pflegedokumentation Hinweise auf eine Veraumlnde-rung im Pflegegrad aufweisenldquo

12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen Pflegebeduumlrftig-keitsbegriffs und Begutachtungsinstrument

Die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs (Staumlrkung der Selbstaumlndigkeit der pflegebeduumlrftigen Personen) im SGB XI wird durch den personzentrierten An-satz des Strukturmodells (Selbsteinschaumltzung der pflegebeduumlrftigen Person Ver-staumlndigungsprozess) unmittelbar in der pflegerischen Praxis aufgegriffen Haumlufig wird das ausschlieszliglich an der SIS festgemacht deren Themenfelder aumlhnlich zu den Modulen des Begutachtungsinstruments ausgestaltet sind

Die vier Elemente des Strukturmodells (SIS Maszlignahmenplan Berichteblatt und Evaluation) bilden den 4-phasigen Pflegeprozess ab und sind aufeinander bezogen Die SIS allein ist daher nicht gleichzusetzen mit dem gesamten Strukturmodell Ge-rade im Rahmen des Pflegegradmanagements wird deutlich dass alle vier Ele-mente fuumlr den Prozess des Entdeckens und Bewertens (vgl 41-43) von Bedeutung sind

Hinweis In diesem Leitfaden wird auf die Erkenntnisse aus der Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses fuumlr die Entscheidung ei-nes Antrages auf Begutachtung eingegangen

Das vollstaumlndige Begutachtungsverfahren in welchem das Instrument zur Ein-schaumltzung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten ein wesentlicher Bestandteil ist fin-det sich in den Richtlinien zum Verfahren der Feststellung der Pflegebeduumlrftigkeit sowie zur pflegefachlichen Konkretisierung der Inhalte des Begutachtungsinstru-ments nach dem elften Buch des Sozialgesetzbuches (Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016 wwwmds-evde wwwgkv-spitzenverbandde)

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) Die Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die damit verbundenen Anpassungen stellen das Management der ambulanten Dienste und stationaumlren Einrichtungen vor neue Herausforderungen

Die zentrale Aufgabe der Pflegeeinrichtungen ist die Gestaltung des Pflegeprozes-ses zum Wohle pflegebeduumlrftiger Personen Pflegegradmanagement ist dabei ein Mittel zum Zweck dessen Bedeutung sich aus den moumlglichen negativen Folgen ei-ner Vernachlaumlssigung der Thematik ergibt Bei nicht (mehr) korrekt eingestuften BewohnernKunden kommt es zu einer Differenz zwischen dem vorgehaltenen

8 Ein-STEP

Personal und dem fuumlr den tatsaumlchlichen Pflege- und Betreuungsaufwand notwen-digen Personaleinsatz in deren Folge es zu Uumlberlastungen der Pflegenden oder zu einer nicht angemessenen Versorgung kommen kann

Das bisher auf unterschiedlichen betrieblichen Ebenen vorhandene Know-how zum Pflegestufenmanagement ist mit der Einfuumlhrung des neuen Begutachtungsin-struments nun weitgehend zu aktualisieren In der Folge herrscht derzeit verstaumlnd-licherweise eine gewisse Unsicherheit Bei dem Bemuumlhen moumlglichst schnell wie-der bdquofesten Boden unter den Fuumlszligenldquo zu bekommen werden jedoch moumlglicherweise auch Wege eingeschlagen die nur auf den ersten Blick hilfreich erscheinen bei naumlherer Betrachtung aber nicht zielfuumlhrend sind oder zu Doppel-dokumentation fuumlhren So ist es z B wie bereits in dem Thesenpapier von Ein-STEP dargelegt weder sinnvoll noch notwendig neben der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell eine routinemaumlszligige Dokumentation (Datenerhebung) nach Art des Begutachtungsinstruments - fruumlher als NBA bezeichnet - zu fuumlhren

14 Funktion des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden zeigt den Anwendern des Strukturmodells ein Vorgehen fuumlr das Pflegegradmanagement auf welches

x mit dem Ziel einer schlanken und entbuumlrokratisierten Pflegedokumenta-tion vereinbar ist und

x gewaumlhrleistet dass Abweichungen zum vorliegenden Pflegegrad rasch ent-deckt und die entsprechenden Maszlignahmen eingeleitet werden koumlnnen

Der Leitfaden gibt deshalb konkretisierende Hinweise zu folgenden Aspekten

x Wie kann der Prozess bdquoPflegegradmanagementldquo mit der Pflegedokumenta-tion sowie anderen im Betrieb vorhandenen Informationsquellen ver-knuumlpft werden

x Welche besonderen Fachkenntnisse sind fuumlr das Pflegegradmanagement erforderlich und wie koumlnnen sie organisatorisch eingebunden werden

x Wie kann der Prozess der externen Begutachtung durch die Pflegeeinrich-tung professionell begleitet werden

Der Leitfaden beschraumlnkt sich dabei auf Aspekte des PGM die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Pflegedokumentation und dem Pflegeprozess stehen Der Begriff bdquoPflegegradmanagementldquo in einem weiter gefassten Sinne kann auch das betriebswirtschaftliche Controlling des bdquoPflegegradmixldquo umfassen Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand des Leitfadens

9 Ein-STEP

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 7: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

7 Ein-STEP

ments sehr gut kennen um abschaumltzen zu koumlnnen inwieweit die Informa-tionen aus der eigenen Pflegedokumentation Hinweise auf eine Veraumlnde-rung im Pflegegrad aufweisenldquo

12 Konzept Strukturmodell Ziele des neuen Pflegebeduumlrftig-keitsbegriffs und Begutachtungsinstrument

Die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs (Staumlrkung der Selbstaumlndigkeit der pflegebeduumlrftigen Personen) im SGB XI wird durch den personzentrierten An-satz des Strukturmodells (Selbsteinschaumltzung der pflegebeduumlrftigen Person Ver-staumlndigungsprozess) unmittelbar in der pflegerischen Praxis aufgegriffen Haumlufig wird das ausschlieszliglich an der SIS festgemacht deren Themenfelder aumlhnlich zu den Modulen des Begutachtungsinstruments ausgestaltet sind

Die vier Elemente des Strukturmodells (SIS Maszlignahmenplan Berichteblatt und Evaluation) bilden den 4-phasigen Pflegeprozess ab und sind aufeinander bezogen Die SIS allein ist daher nicht gleichzusetzen mit dem gesamten Strukturmodell Ge-rade im Rahmen des Pflegegradmanagements wird deutlich dass alle vier Ele-mente fuumlr den Prozess des Entdeckens und Bewertens (vgl 41-43) von Bedeutung sind

Hinweis In diesem Leitfaden wird auf die Erkenntnisse aus der Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses fuumlr die Entscheidung ei-nes Antrages auf Begutachtung eingegangen

Das vollstaumlndige Begutachtungsverfahren in welchem das Instrument zur Ein-schaumltzung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten ein wesentlicher Bestandteil ist fin-det sich in den Richtlinien zum Verfahren der Feststellung der Pflegebeduumlrftigkeit sowie zur pflegefachlichen Konkretisierung der Inhalte des Begutachtungsinstru-ments nach dem elften Buch des Sozialgesetzbuches (Begutachtungs-Richtlinien ndash BRi vom 15042016 wwwmds-evde wwwgkv-spitzenverbandde)

13 Vom Pflegestufen- zum Pflegegradmanagement (PGM) Die Einfuumlhrung des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die damit verbundenen Anpassungen stellen das Management der ambulanten Dienste und stationaumlren Einrichtungen vor neue Herausforderungen

Die zentrale Aufgabe der Pflegeeinrichtungen ist die Gestaltung des Pflegeprozes-ses zum Wohle pflegebeduumlrftiger Personen Pflegegradmanagement ist dabei ein Mittel zum Zweck dessen Bedeutung sich aus den moumlglichen negativen Folgen ei-ner Vernachlaumlssigung der Thematik ergibt Bei nicht (mehr) korrekt eingestuften BewohnernKunden kommt es zu einer Differenz zwischen dem vorgehaltenen

8 Ein-STEP

Personal und dem fuumlr den tatsaumlchlichen Pflege- und Betreuungsaufwand notwen-digen Personaleinsatz in deren Folge es zu Uumlberlastungen der Pflegenden oder zu einer nicht angemessenen Versorgung kommen kann

Das bisher auf unterschiedlichen betrieblichen Ebenen vorhandene Know-how zum Pflegestufenmanagement ist mit der Einfuumlhrung des neuen Begutachtungsin-struments nun weitgehend zu aktualisieren In der Folge herrscht derzeit verstaumlnd-licherweise eine gewisse Unsicherheit Bei dem Bemuumlhen moumlglichst schnell wie-der bdquofesten Boden unter den Fuumlszligenldquo zu bekommen werden jedoch moumlglicherweise auch Wege eingeschlagen die nur auf den ersten Blick hilfreich erscheinen bei naumlherer Betrachtung aber nicht zielfuumlhrend sind oder zu Doppel-dokumentation fuumlhren So ist es z B wie bereits in dem Thesenpapier von Ein-STEP dargelegt weder sinnvoll noch notwendig neben der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell eine routinemaumlszligige Dokumentation (Datenerhebung) nach Art des Begutachtungsinstruments - fruumlher als NBA bezeichnet - zu fuumlhren

14 Funktion des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden zeigt den Anwendern des Strukturmodells ein Vorgehen fuumlr das Pflegegradmanagement auf welches

x mit dem Ziel einer schlanken und entbuumlrokratisierten Pflegedokumenta-tion vereinbar ist und

x gewaumlhrleistet dass Abweichungen zum vorliegenden Pflegegrad rasch ent-deckt und die entsprechenden Maszlignahmen eingeleitet werden koumlnnen

Der Leitfaden gibt deshalb konkretisierende Hinweise zu folgenden Aspekten

x Wie kann der Prozess bdquoPflegegradmanagementldquo mit der Pflegedokumenta-tion sowie anderen im Betrieb vorhandenen Informationsquellen ver-knuumlpft werden

x Welche besonderen Fachkenntnisse sind fuumlr das Pflegegradmanagement erforderlich und wie koumlnnen sie organisatorisch eingebunden werden

x Wie kann der Prozess der externen Begutachtung durch die Pflegeeinrich-tung professionell begleitet werden

Der Leitfaden beschraumlnkt sich dabei auf Aspekte des PGM die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Pflegedokumentation und dem Pflegeprozess stehen Der Begriff bdquoPflegegradmanagementldquo in einem weiter gefassten Sinne kann auch das betriebswirtschaftliche Controlling des bdquoPflegegradmixldquo umfassen Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand des Leitfadens

9 Ein-STEP

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 8: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

8 Ein-STEP

Personal und dem fuumlr den tatsaumlchlichen Pflege- und Betreuungsaufwand notwen-digen Personaleinsatz in deren Folge es zu Uumlberlastungen der Pflegenden oder zu einer nicht angemessenen Versorgung kommen kann

Das bisher auf unterschiedlichen betrieblichen Ebenen vorhandene Know-how zum Pflegestufenmanagement ist mit der Einfuumlhrung des neuen Begutachtungsin-struments nun weitgehend zu aktualisieren In der Folge herrscht derzeit verstaumlnd-licherweise eine gewisse Unsicherheit Bei dem Bemuumlhen moumlglichst schnell wie-der bdquofesten Boden unter den Fuumlszligenldquo zu bekommen werden jedoch moumlglicherweise auch Wege eingeschlagen die nur auf den ersten Blick hilfreich erscheinen bei naumlherer Betrachtung aber nicht zielfuumlhrend sind oder zu Doppel-dokumentation fuumlhren So ist es z B wie bereits in dem Thesenpapier von Ein-STEP dargelegt weder sinnvoll noch notwendig neben der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell eine routinemaumlszligige Dokumentation (Datenerhebung) nach Art des Begutachtungsinstruments - fruumlher als NBA bezeichnet - zu fuumlhren

14 Funktion des Leitfadens Der vorliegende Leitfaden zeigt den Anwendern des Strukturmodells ein Vorgehen fuumlr das Pflegegradmanagement auf welches

x mit dem Ziel einer schlanken und entbuumlrokratisierten Pflegedokumenta-tion vereinbar ist und

x gewaumlhrleistet dass Abweichungen zum vorliegenden Pflegegrad rasch ent-deckt und die entsprechenden Maszlignahmen eingeleitet werden koumlnnen

Der Leitfaden gibt deshalb konkretisierende Hinweise zu folgenden Aspekten

x Wie kann der Prozess bdquoPflegegradmanagementldquo mit der Pflegedokumenta-tion sowie anderen im Betrieb vorhandenen Informationsquellen ver-knuumlpft werden

x Welche besonderen Fachkenntnisse sind fuumlr das Pflegegradmanagement erforderlich und wie koumlnnen sie organisatorisch eingebunden werden

x Wie kann der Prozess der externen Begutachtung durch die Pflegeeinrich-tung professionell begleitet werden

Der Leitfaden beschraumlnkt sich dabei auf Aspekte des PGM die in unmittelbarem Zusammenhang mit der Pflegedokumentation und dem Pflegeprozess stehen Der Begriff bdquoPflegegradmanagementldquo in einem weiter gefassten Sinne kann auch das betriebswirtschaftliche Controlling des bdquoPflegegradmixldquo umfassen Dieser Aspekt ist nicht Gegenstand des Leitfadens

9 Ein-STEP

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 9: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

9 Ein-STEP

2 Definitionen Pflegegradmanagement (PGM) Ziele des Pflegegradmanagements ndash soweit sie in diesem Leitfaden betrachtet wer-den ndash sind

1 Sicherstellung der zeitnahen Identifikation von Anhaltspunkten die im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses auf einen voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf bei pflegebeduumlrftigen Personen hinweisen (Entdecken)

2 Entwicklung oder Aktualisierung des standardisierten Vorgehens zur Weitergabe dieser Informationen und Etablierung fachlicher Kompeten-zen zur Informationsbewertung und Abgabe von Empfehlungen (Bewer-ten und Entscheiden)

3 Festlegung von Aufgaben und Organisation der fachkundigen Beratung pflegebeduumlrftiger Personen und Begleitung des Begutachtungsprozes-ses (Begleiten)

Die Etablierung eines Pflegegradmanagements in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen ist sinnvoll weil dadurch

x eine bessere Uumlbereinstimmung zwischen dem tatsaumlchlichen Pflege-und Betreuungsbedarf und dem festgestellten Pflegegrad erreicht wer-den kann

x Pflegeeinrichtungen die Kapazitaumlten (Personal- und Sachmittel) und das Leistungsangebot fuumlr ihre KundenBewohner adaumlquat planen kalkulie-ren vorhalten sowie vereinbaren koumlnnen und

x der Einrichtung eine wirtschaftliche Betriebsfuumlhrung durch die Refinan-zierung des tatsaumlchlich geleisteten Aufwands ermoumlglicht wird

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 10: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 10

3 Informationsquellen fuumlr das PGM Die wichtigste Aufgabe des PGM ist die zeitnahe Identifikation eines voraussicht-lich dauerhaft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarfes der pflegebeduumlrftigen Person Hierfuumlr liefert die Pflegedokumentation gemaumlszlig Strukturmodell bei sach-gerechter Umsetzung die benoumltigten Informationen wie im Folgenden darge-stellt Denn PGM wird in erster Linie im Rahmen des regulaumlren Pflegeprozesses in ambulanten und stationaumlren Pflegeeinrichtungen geleistet Ergaumlnzend gibt es im Rahmen des internen Qualitaumltsmanagements weitere relevante und bereits etab-lierte Informationsquellen die genutzt und ausgewertet werden sollten (vgl 32)

31 Informationen aus der Pflegedokumentation Ein wesentliches Merkmal der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell ist eine bessere Uumlbersicht und schnellere Orientierung zur Situation der pflegebeduumlrf-tigen Person ua durch die Vermeidung von schematisierten Daten- und Informa-tionssammlungen Stattdessen erfolgt eine Fokussierung auf die Dokumentation von Abweichungen geplanter Maszlignahmen und die anlassbezogene Sammlung von Zusatzinformationen Diese Vorgehensweise unterstuumltzt zielgerichtet das PGM

Der dem Strukturmodell zugrundeliegende 4-stufige Pflegeprozess findet sich in den folgenden vier Elementen wieder

Abbildung 1 Die vier Elemente des Strukturmodells und Zusammenhaumlnge

Quelle Informations- und Schulungsunterlagen (Version 12) Projektbuumlro Ein-STEP

Der Einstieg in den Pflegeprozess beginnt mit der Strukturierten Informations-sammlung (SIS Element 1) Hierin werden alle relevanten Informationen zur Situ-ation (Pflege- und Betreuungsbedarf) aus Sicht der pflegebeduumlrftigen Person und der Pflegefachkraft in dem jeweiligen Versorgungskontext (zu Hausestationaumlre

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 11: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 11

Pflege) festgehalten Sofern ein Gutachten gemaumlszlig BRi vorliegt erhaumllt die Pflege-fachkraft eventuell zusaumltzliche Hinweise inwieweit ein voraussichtlich dauerhaft veraumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf im Hinblick auf den vorliegenden Pfle-gegrad vermutet werden kann Die aumlhnliche Gliederung der Themenfelder in der SIS und den Modulen im Begutachtungsinstrument erleichtert diesen Abgleich Hieraus koumlnnen Aspekte resultieren die einer besonderen Beachtung bei der Situ-ationseinschaumltzung in den Themenfeldern in Absprache mit der pflegebeduumlrftigen Person beduumlrfen

Der Maszlignahmenplan (Element 2) wird auf der Grundlage der SIS erstellt Hier kann zum einem sofort ein Hinweis aufgenommen werden dass auffaumlllige Sach-verhalte uumlber einen festgelegten Zeitraum beobachtet werden muumlssen Zum an-deren weisen haumlufige Aumlnderungen von Maszlignahmen - ggf sogar mit Auswirkungen auf die aktuell vorliegende SIS - darauf hin dass ein moumlglicherweise dauerhaft ver-aumlnderter Pflege- und Betreuungsbedarf vorliegt Dies sollte ebenfalls Ausloumlser fuumlr einen PGM-Prozess sein

Zentrales Element fuumlr fruumlhzeitige Hinweise auf Veraumlnderungen der Situation einer pflegebeduumlrftigen Person ist im Strukturmodell das Berichteblatt (Element 3) Im Gegensatz zu herkoumlmmlichen Dokumentationsverfahren werden - wie oben be-reits erwaumlhnt - ausschlieszliglich Abweichungen von den geplanten routinemaumlszligigen Maszlignahmen sowie tagesaktuelle Ereignisse dokumentiert Das bedeutet dass bei stabilen Situationen mitunter uumlber einen laumlngeren Zeitraum keine Eintragungen vorzufinden sind Sich haumlufende Eintragungen hingegen schaffen daher schneller als bisher die notwendige Aufmerksamkeit fuumlr Veraumlnderungen jeglicher Art im Hin-blick auf die pflegebeduumlrftige Person und im Sinne des PGM-Prozesses

Evaluation (Element 4) hat zum Ziel die Wirkung geplanter Maszlignahmen zu uumlber-pruumlfen anlassbezogen auf Situationen zu reagieren oder unklare Situationen zu bewerten Hierdurch werden die notwendigen Erkenntnisse zur Planung des wei-teren Vorgehens gewonnen und koumlnnen damit eine wichtige Quelle fuumlr einen PGM Prozess sein (vgl 43)

32 Informationen aus weiteren Quellen Informationen fuumlr das Pflegegradmanagement lassen sich nicht nur aus der Pfle-gedokumentation gewinnen sondern auch aus anderen bereits etablierten Ver-fahren im Rahmen der einrichtungsinternen Pflegeprozessteuerung und dem in-ternen Qualitaumltsmanagement

Gerade Mitteilungen von Angehoumlrigen die mitunter eher unspezifisch auf Veraumln-derungen der pflegebeduumlrftigen Person hinweisen koumlnnen fruumlhzeitige Signale fuumlr das PGM enthalten Dies gilt auch fuumlr Hinweise von Betreuungs- und Servicekraumlf-ten ehrenamtlichen Helfern oder Mitbewohnern die haumlufig einen sehr speziellen (oft emotionalen) Zugang zu der pflegebeduumlrftigen Person haben und Stimmungs-schwankungen oder nachlassende Faumlhigkeiten wahrnehmen

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 12: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 12

Dies gilt besonders fuumlr Beobachtungen und Ruumlckmeldungen (externer oder inter-ner) therapeutischer und sozialer Fachberufe die an der Pflege und Betreuung beteiligt sind Ein etablierter Sozialdienst sollte in der Regel an Fallbesprechungen oder Pflegevisiten beteiligt werden

In Dienstuumlbergaben und Fallgespraumlchen werden unterschiedliche Wahrnehmun-gen ndash spontan oder anlassbezogen - zur pflegebeduumlrftigen Person angesprochen Diese Verdichtung von Informationen Einzelner fuumlhrt u U zu einer neuen Bewer-tung der Situation mit Blick auf einen veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf sowie auf eine verminderte Mitwirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person und kann Anlass fuumlr eine gezielte und zeitlich befristete Beobachtung im Sinne des PGM sein

In regulaumlren Pflegevisiten mit einem erweiterten Personenkreis (internes Quali-taumltsmanagement Therapeuten Betreuungskraumlfte Angehoumlrige etc) findet eine umfassende Eroumlrterung des Versorgungsverlaufs und dessen Nachvollziehbarkeit entlang der Pflegedokumentation statt Im Ergebnis kann es bei bisher nicht hin-reichend beachteten Aspekten zu einer veraumlnderten Einschaumltzung der Situation der pflegebeduumlrftigen Person und damit ebenfalls zu Hinweisen fuumlr das PGM kom-men

Weitere Erkenntnisse ergeben sich aus Arztbriefen aumlrztlichen Konsultationen vor Ort und sonstigen Untersuchungsergebnissen die mitunter in ihrer mittelbaren Auswirkung auf einen sich veraumlndernden Pflege- und Unterstuumltzungsbedarf der pflegbeduumlrftigen Person nicht hinreichend Beachtung finden

Die Erkenntnisse aus diesen unterschiedlichen Quellen von allen an der Pflege und Betreuung Beteiligten werden ohnehin zur Evaluation der pflegerischen Versor-gung in der regulaumlren Pflegedokumentation erfasst Relevante Informationen be-zuumlglich der Aumlnderung im Grad der Selbstaumlndigkeit werden gemaumlszlig dem standardi-sierten Verfahren (siehe Punkt 3 Definitionen PGM) einrichtungsintern weitergegeben

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 13: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 13

4 Schritte im PGM-Prozess und fachliche Expertise Der Prozess des PGM gliedert sich in vier Schritte Entdecken Bewerten Entschei-den und Begleiten (vgl Abbildung 2) Diese werden im Folgenden naumlher beschrie-ben und es wird dargestellt wie die betreffenden Schritte mit den Informationen aus der Pflegedokumentation nach dem Strukturmodell fuumlr den PGM-Prozess zu-sammenwirken ohne zusaumltzlichen Dokumentationsaufwand zu erzeugen

Abbildung 2 Schritte im PGM-Prozess

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Eine Herausforderung dabei ist das Kriterium bdquozeitnahldquo zu erfuumlllen

Einerseits ist es nicht sinnvoll bereits bei kleineren bzw nur voruumlberge-henden Veraumlnderungen einen fachlich und zeitlich anspruchsvollen Bewer-tungsprozess anzustoszligen (bdquoFehlalarmldquo)

Andererseits soll bei bdquobegruumlndetem Verdachtldquo auf voraussichtlich dauer-haft veraumlnderten Pflege- und Betreuungsbedarf unmittelbar entschieden werden ob eine Begutachtung eingeleitet werden sollte

Wenn das neue Begutachtungssystem in der Praxis staumlrker Eingang gefunden hat wird sich bei den erfahrenen Pflegekraumlften nach und nach wieder das Gespuumlr dafuumlr einstellen ab wann bzw welche Veraumlnderungen bei pflegebeduumlrftigen Personen eine Begutachtung rechtfertigen koumlnnen

Es zeigt allerdings dass zur Bewaumlltigung dieser Problematik sowohl allgemeine In-formation und Schulung als auch spezielle Expertise bezuumlglich des neuen Pflege-beduumlrftigkeitsbegriffs und des entsprechenden Begutachtungsinstruments sowie ein standardisiertes internes Verfahren fuumlr ein PGM vom Management der Pflege-einrichtungen gewaumlhrleistet sein sollte

Voraussichtlich dauerhafte Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs der pflegebeduumlrftigen Person zum vorliegenden Pflegegrad koumlnnen in zwei Konstella-tionen entdeckt werden

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 14: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 14

bei der Neuaufnahme oder beim Einzug der pflegebeduumlrftigen Person in Folge von schleichenden oder akuten Veraumlnderungen im Laufe der pfle-gerischen Versorgung

Das Strukturmodell liefert bei sachgerechter Umsetzung fuumlr beide Situationen wie bereits ausgefuumlhrt (vgl 3) fuumlr das zeitnahe Entdecken im PGM die notwendigen Informationen Die Aufgabe des Entdeckens muss also sowohl beim Einstieg in den Pflegeprozess als auch im kontinuierlichen Prozess der Pflege und Betreuung ver-ankert werden (vgl 13)

Beide Konstellationen fuumlhren bei der Aufgabe Entdecken zu unterschiedlichen Verfahren so dass sie im Folgenden getrennt dargestellt werden Die Aufgaben des Bewertens Entscheidens und Begleitens sind jeweils im Rahmen des PGM am-bulant wie stationaumlr nahezu gleich (vgl Punkt 7)

41 Entdecken im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs wird gepruumlft ob es groumlszligere Unstim-migkeiten zwischen dem festgestellten Pflegegrad und der von der Pflegefachkraft eingeschaumltzten Situation der pflegbeduumlrftigen Person gibt Dies wird durch fol-gende Vorgehensweise sichergestellt

1 Im Rahmen des Erstgespraumlchs wird die Situation gemeinsam mit der pfle-gebeduumlrftigen Person und ggf Angehoumlrigen mit Hilfe der Strukturierten In-formationssammlung (SIS) eingeschaumltzt (vgl Informations- und Schulungs-unterlagen Version 12 vom Projektbuumlro Ein-STEP)

2Sofern das aktuelle Gutachten gemaumlszlig BRi zur Verfuumlgung steht kann dieses als ergaumlnzende Informationsquelle genutzt werden und zeitnah ein Ab-gleich zwischen den Ergebnissen der SIS und den sechs Modulen des Be-gutachtungsinstruments erfolgen Die inhaltliche Schwerpunktsetzung der Themenfelder und die der Module im Begutachtungsinstrument erleich-tern dies

3Entsteht durch die Informationen und Hinweise in der SIS ein Bild von der pflegebeduumlrftigen Person das dem vorliegenden Pflegegrad nicht ent-spricht ist entweder sofort der Schritt Bewerten auszuloumlsen oder der Sach-verhalt befristet zu beobachten und ein Evaluationsdatum festzulegen

4 Liegt der Einrichtung das Gutachten jedoch nicht vor kann dieser Abgleich nicht vorgenommen werden Dann obliegt es allein der fachlichen Einschaumlt-zung der Pflegefachkraft ein ggf bestehendes Missverhaumlltnis zwischen dem vorliegenden Pflegegrad und dem eingeschaumltzten Pflege- und Betreuungs-bedarf zu erkennen und diese Information entweder sofort entsprechend intern weiterzuleiten oder eine gezielte und zeitlich befristete Beobach-tung in der Maszlignahmenplanung einzuleiten beziehungsweise eine kollegi-ale Fallbesprechung anzuberaumen

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 15: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 15

Abbildung 3 PGM im Rahmen der Neuaufnahmedes Einzugs Entdecken mit Hilfe der SIS

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Die Verantwortlichkeit fuumlr den Schritt Entdecken im Zusammenhang mit der Neu-aufnahmedem Einzug liegt in den Haumlnden der Pflegefachkraumlfte die in der Einrich-tung fuumlr die Strukturierte Informationssammlung und die Erstellung von Maszlignah-menplaumlnen verantwortlich sind

Organisatorisch ist im Unternehmen festzulegen an wen die Pflegefachkraft wel-che die SIS erstellt hat diese Information weitergibt damit ggf der Bewertungs-prozess im Rahmen des PGM ausgeloumlst wird

Hinweis fuumlr die Uumlbergangsphase im Jahr 2017 Durch die Systemumstellung (vgl 12) werden die Pflegenden erst sukzessive Si-cherheit in der Einschaumltzungssystematik wiedererlangen Das Pflege- und Quali-taumltsmanagement sollte diesen Prozess der Auseinandersetzung mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff zB durch entsprechende Schulungen auch zum Erhe-bungsinstrument unterstuumltzen und eventuell entsprechende Arbeitshilfen fuumlr die Mitarbeiter bereitstellen Ein guter Dialog zu den Gutachtern des MDKMedi-cproof ist zu empfehlen um gegenseitig aus den Erfahrungen zur Situationsein-schaumltzung mit dem Begutachtungsinstrument zu lernen

42 Entdecken im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Das zeitnahe Entdecken im laufenden Pflegeprozess wird durch folgende Vorge-hensweise sichergestellt

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 16: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 16

x Zentrales Dokument fuumlr die Entdeckung von Veraumlnderungen der Selbstaumln-digkeit der pflegebeduumlrftigen Person ist in der Pflegedokumentation das Berichteblatt da hier Abweichungen von wiederkehrenden Maszlignahmen und tagesaktuelle Ereignisse festgehalten werden

x Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Personen sollten dahingehend sensibilisiert sein Beobachtungen die auf Veraumlnderungen des Pflege- und Betreuungsbedarfs hinweisen im Team zur Sprache zu bringen und im Be-richteblatt zu dokumentieren Hier sind jene Pflege- und Betreuungskraumlfte besonders wichtig die haumlufigen Kontakt zur pflegebeduumlrftigen Person ha-ben

Anhaltspunkte fuumlr das zeitnahe Entdecken sind z B

x sich haumlufende Eintragungen im Berichteblatt (bdquoBerichteblatt laumluft uumlberldquo) als ein unspezifisches Signal fuumlr einen laufenden Veraumlnderungs-prozess

x Eintragungen dass geplante Maszlignahmen zur Versorgung nicht mehr ausreichen oder nicht mehr stimmen (Bewertung einmalig oder dauer-haft)

x Eintragungen zu aktuellen Ereignissen (Erkrankung Stimmungsschwan-kungen Sturzereignis etc)

x Eintragungen zu voraussichtlich dauerhaft veraumlndertem Pflege- und Be-treuungsaufwand bzw Zeitbedarf u a infolge einer veraumlnderten Mit-wirkungsfaumlhigkeit der pflegebeduumlrftigen Person

43 Bewerten In beiden Konstellationen (41 und 42) pruumlft die zustaumlndige Pflegefachkraft (spezi-elle Expertise) anhand der vorliegenden Informationen

x ob es sich um eine geringfuumlgige oder voruumlbergehende Veraumlnderung der ge-sundheitlichen Situation der pflegebeduumlrftigen Person handelt oder

x ob diese Anlass geben von einer dauerhaften (mindestens 6 Monate ge-maumlszlig BRi) Veraumlnderung auszugehen sowie

x welche Themenfelder der SIS betroffen sind und wie ausgepraumlgt die Hin-weise zu Abweichungen gegenuumlber der dort beschriebenen Situation sind

Mittels einer internen Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstrumentes kann ein Abgleich des bisher festgestellten Pflegegrades mit dem aus der Pflegedoku-mentation sowie den weiteren Informationsquellen ersichtlichen aktuellen Pflege-und Betreuungsbedarf erfolgen So kann abgeleitet werden

ob die Veraumlnderungen eine Anpassung des Pflegegrades wahrscheinlich machen oder

zu unspezifisch sind und daher eine weitere Beobachtungsphase erforder-lich wird

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 17: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 17

Im letzteren Fall ist im Maszlignahmenplan festzulegen was konkret beobachtet wer-den soll und die Dauer des Zeitraums

Sofern sich - insbesondere im Berichteblatt - hinreichend bdquoVerdachtsmomenteldquo fuumlr eine relevante Veraumlnderung der Selbstaumlndigkeit und Faumlhigkeiten der pflegebeduumlrf-tigen Person angesammelt haben sollte eine PGM-Bewertung erfolgen Erfordern die Eintragungen im Berichteblatt dass gehaumluft der Maszlignahmenplan und ggf so-gar die SIS anzupassen sind sind dies weitere Anhaltspunkte Im Uumlbrigen ent-spricht dies unveraumlndert dem klassischen Vorgehen im Pflegeprozess

Abbildung 4 PGM im Rahmen des laufenden Pflegeprozesses Berichteblatt als zentrales Element der Informationsgewinnung

Quelle Projektbuumlro Ein-STEP

Der Schritt Bewerten kann nur durch eine Pflegefachkraft erfolgen welche mit dem Begutachtungsinstrument fachlich sehr gut vertraut ist

Ziel ist es abzuschaumltzen ob sich die Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit oder der Faumlhigkeiten so stark veraumlndert haben dass die pflegebeduumlrftige Person bei ei-ner erneuten Begutachtung mit hinreichender Wahrscheinlichkeit in einen ande-ren Pflegegrad eingeordnet wird

Fuumlr den Schritt Bewerten empfiehlt es sich insbesondere Gespraumlche mit dem Haus- oder dem Facharzt dem Sozialdienst und anderen therapeutischen Fach-kraumlften (z B Ergo ndash und Physiotherapie etc) sowie den Angehoumlrigen und der pfleg-beduumlrftigen Person selbst zu fuumlhren

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 18: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 18

44 Entscheiden Anhand des Ergebnisses der PGM-Bewertung ist durch die zustaumlndige Pflegfach-kraft (PGM-Experte) zu entscheiden ob unmittelbar ein Antrag auf eine erneute Einstufung initiiert werden soll Die pflegebeduumlrftige Person und ggf der Bevoll-maumlchtigte werden hierzu beraten und schriftlich aufgefordert die Begutachtung bei der Pflegekasse zu beantragen Im ambulanten Bereich beschraumlnkt sich der Auftrag zunaumlchst auf die Beratung

Die Pflegeeinrichtung regelt die organisatorischen Ablaumlufe und die personelle Zu-staumlndigkeit fuumlr diese Entscheidung sowie die Vorbereitung zur fachkundigen Be-gleitung des Begutachtungsprozesses durch eine Pflegefachkraft mit spezieller Ex-pertise und bindet ggf auf Wunsch der pflegebeduumlrftigen oder der bevollmaumlchtigten Person eine weitere Person mit ein

Hinweis Eine Begutachtung kann nur von der pflegebeduumlrftigen Person selbst ggf von Be-vollmaumlchtigten bei der Pflegekasse beantragt werden

sect 87 a Abs 2 SGB XI legt fest dass bdquoder pflegebeduumlrftige Heimbewohnerldquo bei vor-handenen Anhaltspunkten fuumlr eine Houmlherstufung nach schriftlicher Aufforderung des Einrichtungstraumlgers (stationaumlr) zur Beantragung verpflichtet ist Dies entspricht den gesetzlichen Vorgaben des SGB XI und ist daher in der Regel in den Heimver-traumlgen entsprechend vereinbart Die Aufforderung ist zu begruumlnden und auch der Pflegekasse sowie bei Sozialhilfeempfaumlngern dem zustaumlndigen Traumlger der Sozial-hilfe zuzuleiten

Im ambulanten Bereich erfolgt eine Beratung der pflegebeduumlrftigen Person und ggf der bevollmaumlchtigten Personen und auf deren Wunsch auch eine Begleitung des Begutachtungsprozesses Fuumlr ambulant versorgte Pflegebeduumlrftige besteht keine Pflicht zur Beantragung einer Begutachtung da sie gegenuumlber dem Pflege-dienst keinen Anspruch auf Vollversorgung haben sondern einzelne Pflegeleistun-gen erhalten

45 Begleiten Am grundsaumltzlichen Vorgehen der fachlichen Vorbereitung und Begleitung einer Begutachtung soweit ein solches Verfahren etabliert ist aumlndert sich nichts Aller-dings erfordern der neue Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff (Grad der Selbstaumlndigkeit als Maszligstab) einschlieszliglich des Begutachtungsinstruments (keine Zuordnung von Zeit-angaben keine Beachtung der Umgebungsfaktoren) ein neues Verstaumlndnis (Per-spektive) sowohl fuumlr den Schritt des Begleitens (der Begutachtung) als auch fuumlr die Beratung pflegebeduumlrftiger Personen

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 19: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 19

Das Begleiten einer erneuten Begutachtung beginnt mit der Zusammenstellung der Informationen aus dem eigenen Bewertungsprozess sowie den zugrundelie-genden unterschiedlichen Quellen (Pflegedokumentation aumlrztliche Gutachten MDKMedicproof-Gutachten etc) Weiterhin gehoumlren hierzu Gespraumlche mit der pflegebeduumlrftigen PersonAngehoumlrigen sowie der Bezugspflegefachkraft und ggf anderen Beteiligten

Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

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Ein-STEP 20

5 Fachliche Kompetenzen Alle an der Pflege und Betreuung beteiligten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind uumlber die Intention des neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriffs und die neue Aus-richtung der Begutachtung zu informieren Fuumlr das PGM sind sie fuumlr das fruumlhzeitige Entdecken von Veraumlnderungen zu sensibilisieren Hierbei ist es wichtig den im neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff enthaltenen Paradigmenwechsel zu vollziehen Quantitative Veraumlnderungen (zB Haumlufigkeiten oder die Dauer von notwendigen Hilfeleistungen) sind mit dem neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff nicht mehr wich-tig Es stehen allein Veraumlnderungen von Selbstaumlndigkeit und von Faumlhigkeiten im Fokus

Die Pflegefachkraumlfte die fuumlr die Steuerung des Pflegeprozesses verantwortlich sind sollten uumlber vertiefte Kenntnisse verfuumlgen um moumlgliche Abweichungen zwi-schen dem vorliegenden Pflegegrad der pflegebeduumlrftigen Person und ihrem aktu-ellen Pflege- und Betreuungsbedarfs zu erkennen

Die Aufgaben des Bewertens und Entscheidens muumlssen durch eine mit dem Begut-achtungsinstrument fachlich sehr gut vertraute Person (verantwortliche Pflege-fachkraft zur Steuerung PGM-Prozess) wahrgenommen werden Sie sollte durch ihre spezielle Expertise in der Lage sein

die zur Verfuumlgung stehenden Informationen zu bewerten abzuschaumltzen ob die veraumlnderten Beeintraumlchtigungen der Selbstaumlndigkeit mit hinreichender Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Pflegegrad fuumlhren

ggf selbst eine Einschaumltzung anhand des Begutachtungsinstruments durch-zufuumlhren und

eine Empfehlung zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens auszuspre-chen

die pflegebeduumlrftige Person hierzu zu beraten sowie unter Zuhilfenahme unterschiedlicher Quellen den Begutachtungsprozess fachlich zu begleiten

Die Mitglieder der Expertengruppe empfehlen fuumlr die Steuerung des PGM-Prozes-ses eine Pflegefachkraft einrichtungsintern zu benennen Ziel ist es dass bereits waumlhrend des Uumlbergangszeitraums spezielles und vertieftes Wissen im Umgang mit dem Begutachtungsinstrument aufgebaut werden kann und fuumlr Entscheidungen zur Beantragung einer Begutachtung Erfahrungen an zentraler Stelle gesammelt werden Das interne organisatorische Vorgehen hierzu ist jedoch durch die jewei-lige Einrichtung individuell festzulegen Dies wird sich ohnehin je nach Groumlszlige der Pflegeeinrichtungen oder Versorgungsbereich (ambulant und stationaumlr) unter-schiedlich darstellen

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 21: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

Ein-STEP 21

6 Hinweise zur Implementierung des PGM Alle Pflegeeinrichtungen stehen vor der Herausforderung dass die bisher gewohn-ten Anhaltspunkte im bdquoPflegestufenmanagementldquo ndash insbesondere die hinterlegten Leistungszeiten ndash im Zuge der ab 2017 geltenden neuen Systematik der Pflege-grade bzw des Begutachtungsinstruments nicht mehr anwendbar sind Erfahrene Pflegefachkraumlfte haben meist die intuitive fachliche Faumlhigkeit entwickelt bei ihren BewohnernKunden rasch zu erkennen ob eine pflegestufenrelevante Veraumlnde-rung der Pflege- und Hilfebeduumlrftigkeit vorlag Im neuen System der Pflegegrade die nicht mehr auf Leistungszeiten beruhen muss diese Faumlhigkeit erst wieder ent-wickelt werden

Dieser Lernprozess kann deutlich beschleunigt werden wenn die Einrichtung die eigenen PGM-Erfahrungen systematisch auswertet

x Jeder bdquoFallldquo einer Begutachtung ndash ob erfolgreich oder nicht ndash sollte in einer Arbeitsgruppe (Qualitaumltszirkel) insbesondere in der Uumlbergangsphase ab Ja-nuar 2017 ruumlckblickend analysiert werden

Leitfragen fuumlr diese Analyse sollten z B sein

x Wodurch ist der Vorgang fuumlr das PGM auffaumlllig geworden x Wie war der veraumlnderte Pflege- und Betreuungsbedarf in der Pflegedoku-mentation abgebildet

x Wie kann der Vorgang optimiert werden

Die Ergebnisse dieser Analysen sollten den Pflege- und Betreuungskraumlften in ge-eigneter Weise vermittelt werden

Ein Austausch mit dem MDK (zB Teamleitung) insbesondere in der Uumlbergangs-phase zu einzelnen Bewertungsergebnissen wird empfohlen und gilt auch unab-haumlngig davon ob ein PGM etabliert ist oder nicht

Ein-STEP 22

7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

72 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses -stationaumlr

Page 22: Pflegegradmanagement im Zusammenhang mit der ... · MDK Medizinischer Dienst der Krankenkassen NBA Neues Begutachtungsassessment PGM Pflegegradmanagement SIS Strukturierte Informationssammlung

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7 Ablaufdiagramme

71 Pflegegradmanagement im Rahmen des Pflegeprozesses ndash ambulant

Ein-STEP 23

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