Pharmaland Baden-Württemberg 2013

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1 Die pharmazeutische Industrie in Baden-Württemberg - Nummer 1 in Deutschland – In Deutschland ist Baden-Württemberg der größte Pharma- und Medizintechnik-Standort und der zweitgrößte Biotech-Standort. Etwa 110 reine Arzneimittelunternehmen haben ihren Sitz in Baden- Württemberg. Branchenstruktur der chemischen und pharmazeutischen Industrie in Baden- Württemberg

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Baden-Württemberg ist das Pharmaland - die Nummer 1 in Deutschland: der größte Pharma- und Medizintechnikstandort und der zweitgrößte Biotech-Standort. Unter den Mitgliedsunternehmen der Chemie-Verbände macht die Pharmaindustrie einen Anteil von 35 Prozent aus. In einem ausführlichen Papier haben wir zusammengestellt, was die Hersteller von Arzneimitteln und Diagnostika im Land ausmacht.

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Die pharmazeutische Industrie in Baden-Württemberg - Nummer 1 in Deutschland –

In Deutschland ist Baden-Württemberg der größte Pharma- und

Medizintechnik-Standort und der zweitgrößte Biotech-Standort.

Etwa 110 reine Arzneimittelunternehmen haben ihren Sitz in Baden-Württemberg.

Branchenstruktur der chemischen und pharmazeutischen Industrie in Baden-Württemberg

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Die Branche ist überwiegend mittelständisch strukturiert. Die Mehrzahl der Unternehmen (80%) hat weniger als 300 Beschäftigte.

Größenstruktur

Baden-Württemberg liegt im Bundesländervergleich nach Umsatz und

Beschäftigten an der Spitze. In den Bereichen pflanzliche Arzneimittel, Homöopathie und Anthroposophie und dem neuen Feld, Tissue Engineering, ist Baden-Württemberg europaweit führend.

Die in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen decken alle Bereiche der Pharmaindustrie ab, von den Globalplayern, über junge Biotechnologie-unternehmen, Impfstoffhersteller, Generikahersteller und klassische Pharma-unternehmen bis hin zu den Herstellern von Arzneimitteln der besonderen Therapierichtungen.

Etliche internationale Konzerne sind mit ihren F&E-Standorten hier vertreten.

Beispiele: Roche Diagnostics GmbH in Mannheim, Roche Pharma AG in Grenzach-Wyhlen, Boehringer Ingelheim Pharma GmbH & Co. KG, Standort Biberach, Sanofi Pasteur MSD GmbH, Leimen. Aber auch mittelständische Unternehmen forschen. Beispiele: Biosyn Arzneimittel GmbH in Fellbach, Dr. Willmar Schwabe GmbH & Co. KG in Karlsruhe und Tetec AG in Reutlingen.

Im Raum Biberach/Ulm steht die größte Multiprodukt-Biotechnologie-Anlage in Europa.

Auch die Hersteller von patentfreien Arzneimitteln (Generika) sind in Baden-Württemberg noch in großer Zahl vertreten. Neben dem großen Standort ratiopharm / Teva gibt es auch in diesem Bereich zahlreiche mittelständische Unternehmen.

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Therapievielfalt Neben den klassischen Arzneimittel-Herstellern hat Baden-Württemberg einige besondere Stärken aufzuweisen: BioMedizintechnik in Baden-Württemberg Die Verbindung von Biotechnologie und Medizintechnik besitzt ein großes wirtschaftliches Potenzial und trägt entscheidend zur Verbesserung der Gesundheit und Lebensqualität bei. Baden-Württemberg ist mit mehr als 603 Medizintechnik-, über 160 Biotechnologie-Unternehmen und einer exzellent strukturierten Forschungslandschaft einer der führenden Standorte der BioMedizintechnik in Europa. Homöopathie / Anthroposophie Das KompetenzForum Homöopathie und Anthroposophie wurde 2005 in Baden-Württemberg gegründet. Darin sind die weltweit führenden Hersteller homöopathischer und anthroposophischer Arzneimittel vertreten. Ziel ist es, die Homöopathische und Anthroposophische Medizin und deren Arzneimittel stärker im Gesundheitswesen zu verankern und die Sachkenntnis über Homöopathische und Anthroposophische Medizin zu verbessern. Pflanzliche Arzneimittel Die Hersteller von pflanzlichen Arzneimitteln in Baden-Württemberg sind wichtige, meist mittelständische Unternehmen in einem interessanten Markt. Etwa 82 % der pflanzlichen Arzneimittel werden im „Selbstkauf“, d.h., ohne GKV-Erstattung gekauft. Sie sind wichtige Problemlöser, die den Patientenerwartungen entsprechen, die Eigenverantwortung unterstützen, die Patientencompliance fördern und helfen, Arztbesuche bei leichten, vorübergehenden Beschwerden zu vermeiden. Impfstoffe Mit dem Standort Sanofi Pasteur MSD GmbH in Leimen ist in Baden-Württemberg ein Unternehmen ansässig, das sich als Einziges ausschließlich auf die Herstellung und den Vertrieb von Impfstoffen spezialisiert hat. Impfungen gehören zu den wirksamsten und wichtigsten vorbeugenden Gesundheitsmaßnahmen. Impfstoffe schützen Menschen aller Altersklassen vor 20 Infektionskrankheiten. Personalisierte Medizin Das in der Arzneimitteltherapie bisher praktizierte „One-fits-all-Prinzip“ führt dazu, dass je nach Indikationsgebiet 20 – 80 % der behandelten Patienten einen ungenügenden Nutzen aus ihren Medikamenten ziehen oder Nebenwirkungen ausgesetzt sind, die unter Umständen vermeidbar wären. Die personalisierte Medizin ist daher eine Weiterentwicklung auf dem Weg zur effektiveren Therapie. Höhere Kosten in der Forschung einerseits können im Idealfall durch die Vermeidung von Fehlbehandlungen und eine gesteigerte Versorgungsqualität andererseits ausgeglichen werden. U.a. Roche Pharma und Roche Diagnostics, die beide mit Standorten in Baden-Württemberg vertreten sind, setzen massiv auf Forschung und Innovation. Mit dieser Maxime ist auch das Thema der so genannten personalisierten oder stratifizierenden Arzneimitteltherapie eng verknüpft.

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Die personalisierte Medizin ist heute schon in der Praxis angekommen. Dabei ist entscheidend, dass der Patient profitiert: Hier gibt es heute schon Beweise für den hohen Nutzen: Bei Brustkrebserkrankungen profitieren erstmals die Patientinnen von einer Personalisierten Therapie, die bisher die schlechteste Überlebensprognose hatten. Beim so genannten schwarzen Hautkrebs gibt es erstmals seit 30 Jahren Therapiefortschritte mit Hilfe der Personalisierten Medizin.

Regenerative Medizin Ein Beispiel für die personalisierte Medizin ist das Tissue Engineering. Mit Tissue Engineering bezeichnet man in der Biotechnologie die Behandlung und Heilung von Gewebedefekten durch lebende, zumeist körpereigene Zellen. Diese werden dem Patienten entnommen, in spezialisierten Labors durch natürliche Wachstums-prozesse vermehrt und ihm anschließend wieder retransplantiert. Tissue Engineering wird den Ersatz von Gewebe und Organen in der Zukunft weiter revolutionieren. Bereits heute werden vor allem Knorpel-, Knochen- und Hautdefekte mit biologischen Rekonstruktionsverfahren erfolgreich behandelt. Baden-Württemberg ist EU-weit führend. Selbstmedikation Dieser Markt hat seit der Ausgrenzung der rezeptfreien Arzneimittel 2004 aus der Kassenerstattung eine große Bedeutung. In diesem vom Bürger direkt nachgefragten Arzneimittelsegment ist Baden-Württemberg führend. Immerhin 1/3 des gesamten Selbstmedikamentenumsatzes kommt von Unternehmen aus Baden-Württemberg.

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Pharma: Die Innovatoren Nur mit innovativen Produkten und Produktionsprozessen können deutsche Unternehmen und damit der Wirtschaftsstandort Deutschland auch in Zukunft auf dem Weltmarkt bestehen. Dafür sind die forschungsintensiven Branchen der Hochtechnologie und der Spitzentechnologie unerlässlich. Die Pharma-Industrie bildet eine der forschungsintensivsten Industrien Deutschlands. Sechs von zehn Pharmaunternehmen engagieren sich in Deutschland dauerhaft in Forschung und Entwicklung. Damit liegt die Pharmaindustrie im Branchenvergleich weit vorn. Innovationsintensität nach Branchen

Langfristiges Forschungsengagement Die Entwicklung eines Medikaments bis zu seiner Zulassung verschlingt 1,0 bis 1,6 Milliarden US-Dollar. Diese Summe berücksichtigt aber nicht nur das entwickelte Medikament, sondern auch Projekte, die fehlgeschlagen sind. Denn typisch für die Pharmaindustrie ist, dass am Ende des Entwicklungsprozesses von anfangs ausgewählten 5.000 bis 10.000 Substanzen durchschnittlich nur eine auch tatsächlich auf den Markt kommt. Dieser Prozess nimmt in der Regel mehr als 13 Jahre in Anspruch. 60 Prozent der Pharmaunternehmen in Deutschland engagieren sich kontinuierlich in F&E. Der Anteil der Unternehmen mit fest geplanten Innovationsaktivitäten für das Jahr 2011 ist laut ZEW (Zentrum für Europäische

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Wirtschaftsforschung) mit 86 Prozent in dieser Industrie besonders hoch. Allein die FuE-Ausgaben der vfa-Mitgliedsunternehmen betrugen im Jahr 2010 rund 5,2 Milliarden Euro. Durch die zunehmende Komplexität der Therapieabläufe werden auch komplexe Studiendesigns notwendig, die die Studienkosten kontinuierlich erhöhen. So haben sich die Kosten für klinische Studien in den letzten 15 Jahren verdreifacht. Wirkstoffentwicklung und Kosten

Anteil der Unternehmen mit dauerhaft durchgeführten F&E-Aktivitäten nach Branche im Jahr 2009 in Prozent

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34

39

51

52

59

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Automobilbau

Maschinenbau

Elektrotechnik

Schiff‐ / Bahn‐ / Flugzeugbau

Elektronik / Messtechnik  / Optik

Pharmaindustrie

Chemieindustrie

Branchen: nach der Klassifikation der Wirtschaftszweige WZ 2008; Pharmaindustrie: Herstellung vonpharmazeutischen Erzeugnissen.Quelle: ZEW Branchenreport Innovation

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Was macht Deutschland / Baden-Württemberg attraktiv?

Wachsender Gesundheitsmarkt Mit rund 81 Millionen Einwohnern ist Deutschland der größte Gesundheitsmarkt Europas und der drittgrößte weltweit. Die pharmazeutische Industrie wirkt auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stabilisierend auf die gesamtwirtschaftliche Situation der Beschäftigten und unterstützt die Wirtschaftskraft durch ihren gleichbleibend hohen Exportanteil. Der Gesundheitssektor ist schon heute der größte Arbeitgeber in Deutschland und spielt für Binnenkonjunktur und Volkswirtschaft eine bedeutende Rolle (2007: 11 % aller Beschäftigten arbeiten im Gesundheitswesen, das sind 4,4 Millionen Beschäftigte). Die Zahl der Beschäftigten steigt zwischen 1999 und 2007 um 6,5 %; (annähernd doppelt so hoch wie die Zahl der gesamten Erwerbstätigen, die bei 3,4 % liegt). Die Bruttowertschöpfung ist innerhalb von nur vier Jahren, von 2005 bis 2009, um knapp 1,9 Milliarden Euro, das heißt über ein Viertel gestiegen. Das Wachstum der Gesundheitsbranche steigert das Bruttosozialprodukt und generiert neue Arbeitsplätze, und zwar für gering qualifizierte Kräfte ebenso wie für hoch qualifizierte Spezialisten. Die Gesundheitswirtschaft hat nachgewiesenermaßen ein hohes Wachstums-, Beschäftigungs- und Innovationspotenzial. Im Jahre 2030 werden voraussichtlich über 20 % und damit jeder fünfte Beschäftigte in der Gesundheitswirtschaft arbeiten. Deutschland ist Exportland Die Exporte sind von 2005 bis 2010 um mehr als ein Drittel gestiegen. Damit lag die Exportquote im Schnitt um 15 Prozent, 2009 sogar um über 20 Prozent über der Exportquote der Automobilindustrie. In Baden-Württemberg liegt die durchschnittliche Exportquote der pharmazeutischen Industrie bei 72 %, teilweise bis über 90 %. Universitäre Spitzenforschung Die Hochschul- und Forschungslandschaft in Baden-Württemberg ist herausragend. Leistungsstarke Cluster Clusterlandschaft ist in Deutschland, insbesondere in Baden-Württemberg sehr gut ausgebaut und wird aktiv von staatlicher Seite gefördert. Staatliche Forschungsförderung Die Wettbewerbsfähigkeit des F&E-Standortes Deutschland kann durch eine Forschungsförderung für forschende Arzneimittelhersteller deutlich verstärkt werden. Wenn heute bereits rund 10 % des Bruttoinlandprodukts von den Unternehmen der

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Gesundheitswirtschaft erbracht werden, könnten es im Jahr 2030 Hochrechnungen zufolge bereits 13 % sein.

Arbeitsplätze in der Gesundheitswirtschaft sind krisenfest und standortgebunden, weil aufgrund der demographischen Entwicklung mehr Menschen älter werden und damit die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen vor Ort steigt.

Die demographische Herausforderung Die demographische Entwicklung fördert und verändert den Bedarf an Arzneimitteln durch die Zunahme an chronischen Erkrankungen und durch die Modernisierung der Therapien durch Arzneimittelinnovationen, die zu einem verbesserten Krankheits-management führen und Arbeitsausfälle verringern. Aufgrund der veränderten Altersstrukturen wird auch die deutsche Wirtschaft darauf angewiesen sein, ihre Beschäftigten länger im Arbeitsverhältnis zu halten. Dies macht im Übrigen auch vor den Ärzten nicht halt - bis 2016 werden 46 % der niedergelassenen Ärzte über 65 Jahre sein. Prävention, lebenslanges Lernen und gesunde Lebensweise müssen gestärkt werden. Die Versorgung und Prävention mit und durch Arzneimittel muss gewährleistet sein. Der „zweite Gesundheitsmarkt“ Neben dem GKV-Markt, der aus den Beiträgen der Versicherten finanziert wird, entwickelt sich zunehmend ein so genannter zweiter Gesundheitsmarkt, dessen Wachstum vom Bundesministerium für Wirtschaft in den letzten Jahren mittels einer „Gesundheitssatellitenstudie“ eng beobachtet wird. Die Gesundheitsausgaben beliefen sich bereits im Jahr 2009 insgesamt auf rund 270 Milliarden Euro oder 11,4 % des BIP. Hierzu gehört der bereits erwähnte Bereich Selbstmedikation. Ein Drittel dieses Umsatzes kommt aus Baden-Württemberg.

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Was macht Deutschland / Baden-Württemberg schwierig? Reformkarussell „Gesundheitsreformen“ seit 2000 2000: GKV-Gesundheitsreformgesetz 2001: Festbetrags-Anpassungsgesetz 2002: Arzneimittelbudget-Ablösungsgesetz 2003: Beitragssatzsicherungsgesetz 2003: 12. SGB-V-Änderungsgesetz 2004: GKV-Modernisierungsgesetz 2006: Arzneimittelversorgungs-Wirtschaftlichkeitsgesetz 2007: GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz, 1. Teil 2009: GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz, 2. Teil 2009: 15. AMG-Novelle 2010: GKV-Änderungsgesetz 2011: Arzneimittelmarkt-Neuordnungsgesetz (AMNOG) 2011: GKV-Finanzierungsgesetz 2012: GKV-Versorgungsstrukturgesetz 2012: 2. Gesetz zur Änderung arzneimittelrechtlicher und anderer Vorschriften Verlässliche Rahmenbedingungen – Fehlanzeige ! Der Arzneimittelmarkt in Deutschland ist ein hochregulierter Markt. Die Instrumente reichen von Arzneimittelvereinbarungen über Festbeträge, Herstellerabschläge und Erstattungshöchstbeträge bis hin zu Importförderung, Richtgrößen und Rabatt-verträgen. Die Einführung weiterer preisregulierender Maßnahmen in Form von Preismoratorium und Zwangsrabatten durch das GKV-Änderungsgesetz im Jahr 2010 haben das Vertrauen der pharmazeutischen Unternehmen in den Standort Deutschland zusätzlich geschwächt. Inlandsumsatzentwicklung Pharmazeutische Industrie Baden-Württemberg In den letzten 5 Jahren ist der Inlandsumsatz um 25 % zurückgegangen. Umsätze Januar bis August 2013 Pharmazeutische Industrie

Umsatz gesamt Auslandsumsatz Inlandsumsatz

(Statistisches Landesamt Baden-Württemberg) Veränderung gegenüber dem Vorjahreszeitraum

5,7 Mrd. EUR + 2,7 %

4,2 Mrd. EUR + 10,1 %

1,5 Mrd. EUR - 13,7 %

Die Unternehmen setzen daher zunehmend auf den Auslandsmarkt. Die durch-schnittliche Exportquote liegt bei 73%, bei einzelnen Unternehmen bis zu 93 %.