Phonologie des Altenglischen Die altenglische Schrift Die ältesten altenglischen Dokumente sind...

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Phonologie des Altenglischen Phonologie des Altenglischen

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Phonologie des AltenglischenPhonologie des Altenglischen

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Die altenglische SchriftDie altenglische SchriftDie ältesten altenglischen Dokumente sind Die ältesten altenglischen Dokumente sind Runeninschriften. Ein bekanntes Beispiel ist Runeninschriften. Ein bekanntes Beispiel ist das das Ruthwell CrossRuthwell Cross, ein schottisches , ein schottisches Steinmonument, in dem ein Teil des Steinmonument, in dem ein Teil des altenglischen Gedichtes "The Dream of the altenglischen Gedichtes "The Dream of the Rood" (Der Traum des Kreuzes) eingraviert Rood" (Der Traum des Kreuzes) eingraviert ist. Die Inschrift hat durch Witterungs-ist. Die Inschrift hat durch Witterungs-einflüsse und mutwillige Zerstörungen stark einflüsse und mutwillige Zerstörungen stark gelitten, so daß sie nur noch bruchstückhaft gelitten, so daß sie nur noch bruchstückhaft überliefert ist. Im Original gibt es keine überliefert ist. Im Original gibt es keine Wortzwischenräume. Der Sprecher im Wortzwischenräume. Der Sprecher im Gedicht ist das echte Kreuz und berichtet die Gedicht ist das echte Kreuz und berichtet die Ereignisse der Kreuzigung aus der Sicht des Ereignisse der Kreuzigung aus der Sicht des ae. Dichters. Das Gedicht stammt aus dem ae. Dichters. Das Gedicht stammt aus dem frühen 8. Jh. und ist im frühen 8. Jh. und ist im nordhumbrischen nordhumbrischen DialektDialekt abgefaßt. Das Kreuz hat vier Flächen, abgefaßt. Das Kreuz hat vier Flächen, die nach Nordosten, Südosten, Südwesten die nach Nordosten, Südosten, Südwesten und Nordwesten zeigen. und Nordwesten zeigen.

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Ruthwell CrossRuthwell Cross

Das folgende Beispiel befindet sich auf dem südwestlichen Das folgende Beispiel befindet sich auf dem südwestlichen Fragment:Fragment:

{rist{rist WæsWæs oÒNoÒN rÒÐirÒÐi ÌWEÞræÌWEÞræ ÞErÞEr fusæfusæfärrãnfärrãn

kristkrist wæswæs onon rodirodi hweþræhweþræ þerþer fusæfus惃

ChristusChristus warwar amam KreuzKreuz aberaber dada strebendstrebend von-fernvon-fern {WÒMU{WÒMU æÞÞilææÞÞilæ tiltil ãnuMãnuM

kwomukwomu æþþilææþþilæ tiltil anumanumkamenkamen EdleEdle zuzu dem einendem einen

Christus war am Kreuz aber strebende Edelleute kamen da aus der Christus war am Kreuz aber strebende Edelleute kamen da aus der Ferne zu dem einen.Ferne zu dem einen.

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Das Runenalphabet in Das Runenalphabet in fu Þ Òr úfu Þ Òr ú (fuþorc)- (fuþorc)-AnordnungAnordnung

f f Ì h t t ã a

u u n n b b æ æ

Þ þ i i E e Ý y

Òo o h io M m ä ea

r r Ïj j l l { k

ú c P p © k'

G g x x O oe Ê g

Ww w s s Ð d

×

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Die altenglische SchriftDie altenglische Schrift

Altenglisch wurde von zeitgenössischen Schreibern in Altenglisch wurde von zeitgenössischen Schreibern in einer modifizierten Form des einer modifizierten Form des lateinischen Alphabetslateinischen Alphabets geschrieben, der sog. insularen Schrift (geschrieben, der sog. insularen Schrift (insular scriptinsular script), ), eine Weiterent-wicklung der insularen Halbunziale, die eine Weiterent-wicklung der insularen Halbunziale, die von irischen Mönchen nach England gebracht worden von irischen Mönchen nach England gebracht worden war. war.

Diese Schrift unterschied sich in einigen Buchstaben (z.B. Diese Schrift unterschied sich in einigen Buchstaben (z.B. e, f, g, re, f, g, r e f g re f g r deutlich von der späteren karolingischen deutlich von der späteren karolingischen Schrift. Die Buchstaben Schrift. Die Buchstaben þþ und und ww wurden der angel- wurden der angel-sächsischen Form des Runenalphabets entnommen und sächsischen Form des Runenalphabets entnommen und der Buchstabe der Buchstabe ðð ist eine einheimische Erfindung. ist eine einheimische Erfindung.

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Anfang der Beowulf-HandschriftAnfang der Beowulf-Handschrift

HWÆT WEHWÆT WE GARDEna GARDEna in gear dagum in gear dagum

þeod cyninga þeod cyninga þrym gefrunon þrym gefrunon

hu ða æþelingaß hu ða æþelingaß ellen fremedon. ellen fremedon.

oft ßcyld ßcefing oft ßcyld ßcefing ßceaþena þreatum ßceaþena þreatum

monegü mægþum monegü mægþum meodo ßetla ofteahmeodo ßetla ofteah

egßode eorl Šyððan egßode eorl Šyððan æreßt wearðæreßt wearð

feaßceaft funden feaßceaft funden he þæß frofre he þæß frofre gebadgebad

weox under wolcnum weox under wolcnum weorð myndum weorð myndum þahþah

oð $ him æghwylc oð $ him æghwylc þara ymb ßittendraþara ymb ßittendra

ofer hron rade ofer hron rade hyran ßcoldehyran ßcolde

gomban gyldan gomban gyldan $ wæß god cyning.$ wæß god cyning.

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Form und SubstanzForm und Substanz

Ferdinand de Saussure formulierte den fundamentalen Ferdinand de Saussure formulierte den fundamentalen Unterschied zwischen sprachlicher Unterschied zwischen sprachlicher FormForm und und sprachlicher sprachlicher SubstanzSubstanz. Dabei ist 'Form' Sprache im . Dabei ist 'Form' Sprache im eigentlichen Sinne, Sprache als Sprachsystem, eigentlichen Sinne, Sprache als Sprachsystem, 'Substanz' die sinnlich wahr-nehmbare Realisation oder 'Substanz' die sinnlich wahr-nehmbare Realisation oder Repräsentation der Form. Repräsentation der Form.

Die wichtigsten sprachlichen Substanzen sind Die wichtigsten sprachlichen Substanzen sind LautLaut und und SchriftSchrift. Sprachliche Form ist die im Psychischen . Sprachliche Form ist die im Psychischen verankerte Fähigkeit des Sprechers beliebige Sätze verankerte Fähigkeit des Sprechers beliebige Sätze seiner Sprache zu bilden und zu verstehen. seiner Sprache zu bilden und zu verstehen.

Form kann daher nicht direkt von außen her analysiert Form kann daher nicht direkt von außen her analysiert werden, der Weg führt immer über die werden, der Weg führt immer über die phonischephonische oder oder graphischegraphische Substanz, die daher die Form in irgendeiner Substanz, die daher die Form in irgendeiner Weise verschüssselt enthält. Weise verschüssselt enthält.

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Phonische und graphische SubstanzPhonische und graphische Substanz

Eine nur schriftlich überlieferte Sprache wie das Eine nur schriftlich überlieferte Sprache wie das Altenglische unterscheidet sich von lebenden Altenglische unterscheidet sich von lebenden Sprachen vor allem dadurch, daß der Zugang zur Sprachen vor allem dadurch, daß der Zugang zur sprachlichen Form nur über die graphische Substanz sprachlichen Form nur über die graphische Substanz möglich ist. möglich ist.

Nun sind Laut und Schrift nicht völlig voneinander Nun sind Laut und Schrift nicht völlig voneinander unabhängig, die Schrift wird meist in gewisser Weise unabhängig, die Schrift wird meist in gewisser Weise die phonische Substanz reflektieren, genauer die phonische Substanz reflektieren, genauer genommen die Organisation der phonischen Substanz. genommen die Organisation der phonischen Substanz.

Trotzdem kann die Schrift einen hohen Grad von Trotzdem kann die Schrift einen hohen Grad von Autonomie haben, wie z.B. Sprachen wie das Autonomie haben, wie z.B. Sprachen wie das Neuenglische zeigen. Neuenglische zeigen.

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'Graphologie' oder Graphemik'Graphologie' oder Graphemik

Bevor daher eine 'phonische' Interpretation der Bevor daher eine 'phonische' Interpretation der graphischen Substanz unternommen werden kann, graphischen Substanz unternommen werden kann, muß die muß die OrganisationOrganisation der der graphischen Substanzgraphischen Substanz selbst selbst untersucht werden. Dies ist eine Tatsache, die erst in untersucht werden. Dies ist eine Tatsache, die erst in jüngster Zeit genügend Beachtung gefunden hat, jüngster Zeit genügend Beachtung gefunden hat, währen man sich seit längerer Zeit eingehend mit der währen man sich seit längerer Zeit eingehend mit der Organisation der phonischen Substanz beschäftigt hat. Organisation der phonischen Substanz beschäftigt hat.

Es ist daher nicht verwunderlich, daß dieses relativ Es ist daher nicht verwunderlich, daß dieses relativ neue Teilgebiet der Linguistik, man könnte sie neue Teilgebiet der Linguistik, man könnte sie 'Graphologie' nennen, seine wesentlichen 'Graphologie' nennen, seine wesentlichen methodischen Prinzipien von der Wissenschaft von der methodischen Prinzipien von der Wissenschaft von der Organisation der phonischen Substanz, der Phonologie Organisation der phonischen Substanz, der Phonologie übernommen hat.übernommen hat.

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Phoneme als LautklassenPhoneme als Lautklassen

Da wie gesagt die Graphologie in ihren Methoden und in ihrer Da wie gesagt die Graphologie in ihren Methoden und in ihrer Terminologie von der Phonologie stark beeinflußt ist, soll hier Terminologie von der Phonologie stark beeinflußt ist, soll hier zunächst eine kurze Darstellung der Phonologie folgen.zunächst eine kurze Darstellung der Phonologie folgen.

Die eigentliche Die eigentliche formaleformale Aufgabe der Sprachlaute ist es, anzu- Aufgabe der Sprachlaute ist es, anzu-zeigen, daß zwei sprachliche Äußerungen verschieden sind. zeigen, daß zwei sprachliche Äußerungen verschieden sind. Greifen wir uns z.B. die Phontypen [Greifen wir uns z.B. die Phontypen [], [], [], [], [] und [] und [] heraus, ] heraus, so können wir sie zu [so können wir sie zu [] und [] und [] zusammenfügen. Nun ] zusammenfügen. Nun wissen wir, daß [wissen wir, daß [] ] lidlid und [ und [] ] leadlead zwei verschiedene zwei verschiedene englische Wörter sind, und dieser Unterschied wird durch den englische Wörter sind, und dieser Unterschied wird durch den lautlichen Unterschied der beiden Phontypen [lautlichen Unterschied der beiden Phontypen [] und [] und [] ] angezeigt. Man sagt, daß [angezeigt. Man sagt, daß [] und [] und [] in Opposition stehen, ] in Opposition stehen, daß sie daß sie kontrastiv distribuiertkontrastiv distribuiert sind und damit verschiedenen sind und damit verschiedenen PhonemenPhonemen angehören. angehören.

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Komplementäre DistributionKomplementäre Distribution

Nehmen wir noch den Phontyp [Nehmen wir noch den Phontyp [] dann können wir u.a. ] dann können wir u.a. auch die Folge auch die Folge [[] ] dealdeal bilden. Theoretisch wäre bilden. Theoretisch wäre natürlich auch natürlich auch [[]] möglich, aber wir stellen fest, daß möglich, aber wir stellen fest, daß diese Folge im Englischen nicht vorkommt. Eine genaue diese Folge im Englischen nicht vorkommt. Eine genaue Untersuchung des Englischen würde zeigen:Untersuchung des Englischen würde zeigen:a)a) es gibt kein Wortpaar, das durch die Phontypen [l] und [es gibt kein Wortpaar, das durch die Phontypen [l] und [] ]

unterschieden wird;unterschieden wird;

b)b) nur [nur [] kommt im unmittelbaren Auslaut oder vor einem ] kommt im unmittelbaren Auslaut oder vor einem Konsonanten vor, dagegen erscheint [l] in dieser Stellung nie. Konsonanten vor, dagegen erscheint [l] in dieser Stellung nie.

Das bedeutet, daß [l] und [Das bedeutet, daß [l] und [] nie in Opposition stehen ] nie in Opposition stehen können. Man sagt [l] und [können. Man sagt [l] und [] seien ] seien komplementär komplementär verteiltverteilt und gehörten und gehörten einemeinem Phonem an. Phonem an.

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Freie Variation – nicht-kontrastive DistributionFreie Variation – nicht-kontrastive Distribution

Es gibt auch Phontypen, die nicht komplementär Es gibt auch Phontypen, die nicht komplementär verteilt sind, die also im gleichen Kontext verteilt sind, die also im gleichen Kontext vorkommen können, aber dennoch keine kontrastive vorkommen können, aber dennoch keine kontrastive Funktion haben (z.B. können Verschlußlaute im Funktion haben (z.B. können Verschlußlaute im Auslaut mit und ohne Verschlußlösung vorkommen). Auslaut mit und ohne Verschlußlösung vorkommen).

In diesem Falle spricht man von In diesem Falle spricht man von freier Variationfreier Variation. . Die Erscheinungen der Die Erscheinungen der komplementären Verteilungkomplementären Verteilung

und der und der freien Variationfreien Variation kann man zusammenfassen kann man zusammenfassen unter dem Begriff unter dem Begriff nicht-kontrastive Distributionnicht-kontrastive Distribution..

Die Begriffe Die Begriffe phonetisch ähnlichphonetisch ähnlich und nicht-kontrastiv und nicht-kontrastiv verteilt wiederum ergeben den Begriff verteilt wiederum ergeben den Begriff funktional funktional äquivalent.äquivalent.

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komplementärekomplementäre

DistributionDistribution

Phonem als Klasse von PhontypenPhonem als Klasse von Phontypen

Ein PHONEM ist eine Menge von Phontypen, Ein PHONEM ist eine Menge von Phontypen, die funktional äquivalent sind.die funktional äquivalent sind.

phonetischphonetisch

ähnlichähnlichnicht-kontrastivnicht-kontrastiv

verteiltverteilt

freie Variationfreie Variation

Klasse Klasse

äquivalenter Phoneäquivalenter Phone

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AllophonAllophon

Die Mitglieder eines Phonems bezeichnet man als sein Die Mitglieder eines Phonems bezeichnet man als sein AllophoneAllophone. Sie sind sozusagen die Vertreter ihres Phonems in . Sie sind sozusagen die Vertreter ihres Phonems in ganz bestimmter Umgebung, und schließen sich in ihrer ganz bestimmter Umgebung, und schließen sich in ihrer Umgebung gegenseitig aus. Umgebung gegenseitig aus.

Ein weiteres Beispiel kann dies verdeutlichen. In der Äußerung Ein weiteres Beispiel kann dies verdeutlichen. In der Äußerung [[] kommen u.a. die Phone [] kommen u.a. die Phone [], [], [] und [] und [] (ein ] (ein palatales, labialisiertes und velares [k]) vor. Sie gehören drei palatales, labialisiertes und velares [k]) vor. Sie gehören drei verschiedenen Phontypen an, sind aber, wie weitere Beispiele verschiedenen Phontypen an, sind aber, wie weitere Beispiele zeigen würden, nicht kontrastiv verteilt. zeigen würden, nicht kontrastiv verteilt. [[] kommt nur vor Vorderzungenvokalen (æ, e, i), ] kommt nur vor Vorderzungenvokalen (æ, e, i), [[] nur vor [u] und [w] und [k] vor den übrigen ] nur vor [u] und [w] und [k] vor den übrigen

Hinterzungenvokalen vor. Hinterzungenvokalen vor. [[] sind daher Allophone eines Phonems /k/. [] sind daher Allophone eines Phonems /k/. [] vertritt ] vertritt

das Phonem /k/ vor Vorderzungenvokalen, [das Phonem /k/ vor Vorderzungenvokalen, [] vertritt es vor ] vertritt es vor [u] und [w], und [k] vor Hinterzungenvokalen.[u] und [w], und [k] vor Hinterzungenvokalen.

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Analogie von Phonem und GraphemAnalogie von Phonem und Graphem

Die Begriffe Die Begriffe PhonPhon, , PhontypPhontyp, , AllophonAllophon, , PhonemPhonem und und kontrastive bzw. nicht-kontrasitve Verteilung lassen kontrastive bzw. nicht-kontrasitve Verteilung lassen sich analog auf die Verhältnisse in der graphischen sich analog auf die Verhältnisse in der graphischen Substanz übertragen. Substanz übertragen.

Die Entsprechungen in der Graphemik sind: Die Entsprechungen in der Graphemik sind: GraphGraph, , Allo-graphAllo-graph und und GraphemGraphem. Ein Graph ist jedes . Ein Graph ist jedes vorkommende Schriftzeichen, diakritische Zeichen, vorkommende Schriftzeichen, diakritische Zeichen, oder jede wiederkeh-rende Anordnung von oder jede wiederkeh-rende Anordnung von Schriftzeichen (Digraph, Trigraph). Schriftzeichen (Digraph, Trigraph).

Letzteres ist eine Abweichung von den Verhältnissen Letzteres ist eine Abweichung von den Verhältnissen in der Phonologie, aber begründbar. So kommt im in der Phonologie, aber begründbar. So kommt im Deutschen Deutschen cc nur in Verbindung mit nur in Verbindung mit hh und und kk vor, so daß man vor, so daß man chch und und ckck als je ein Graph ansehen würde. als je ein Graph ansehen würde.

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Definition: GraphemDefinition: Graphem

Es gibt natürlich noch weitere Kriterien, so z.B. wenn Es gibt natürlich noch weitere Kriterien, so z.B. wenn ein Digraph und ein Monograph nicht-kontrastiv ein Digraph und ein Monograph nicht-kontrastiv verteilt sind wie ae. verteilt sind wie ae. sēcansēcan – – sēceansēcean. .

Ähnliche Graphe können zu Graphtypen Ähnliche Graphe können zu Graphtypen zusammengefaßt werden. Graphtypen, die nicht-zusammengefaßt werden. Graphtypen, die nicht-kontrastiv verteilt sind, sind Allographe eines kontrastiv verteilt sind, sind Allographe eines Graphems. Die Definition des Graphems lautet also:Graphems. Die Definition des Graphems lautet also:

Das Graphem ist eine Klasse von Graphtypen, die Das Graphem ist eine Klasse von Graphtypen, die graphisch ähnlich und nicht-kontrastiv verteilt sind, graphisch ähnlich und nicht-kontrastiv verteilt sind, d.h. die entweder komplementär distribuiert sind d.h. die entweder komplementär distribuiert sind oder in freier Variation stehen.oder in freier Variation stehen.

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komplementärekomplementäre

DistributionDistribution

Graphem als Klasse von GraphtypenGraphem als Klasse von Graphtypen

Ein GRAPHEM ist eine Menge von Ein GRAPHEM ist eine Menge von Graphtypen, die funktional äquivalent sind.Graphtypen, die funktional äquivalent sind.

substantiellsubstantiell

ähnlichähnlichnicht-kontrastivnicht-kontrastiv

verteiltverteilt

freie Variationfreie Variation

Klasse Klasse

äquivalenter Grapheäquivalenter Graphe

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Die Bezeichnungen der ae. VokaleDie Bezeichnungen der ae. Vokale

Ae ~ æ ~ ae ~ ęAe ~ æ ~ ae ~ ę ææ Aefter ~ æfter ~ aefter ~ ęftAefter ~ æfter ~ aefter ~ ęft

A ~ a ~ aaA ~ a ~ aa aa Agan ~ agan; ham ~ haamAgan ~ agan; ham ~ haam

E ~ e ~ ee ~ eiE ~ e ~ ee ~ ei ee Ece ~ ece; ned ~ need ~ neidEce ~ ece; ned ~ need ~ neid

I ~ i ~ ii ~ igI ~ i ~ ii ~ ig ii Ic ~ ic; hi ~ hii ~ higIc ~ ic; hi ~ hii ~ hig

O ~ o ~ ooO ~ o ~ oo oo Oþþe ~ oþþe; god ~ goodOþþe ~ oþþe; god ~ good

U ~ u ~ uuU ~ u ~ uu uu Ufan ~ ufan; brucan ~ bruucanUfan ~ ufan; brucan ~ bruucan

Y ~ y ~ uiY ~ y ~ ui yy Yð ~ yð; dryge ~ druigeYð ~ yð; dryge ~ druige

Œ ~ œ ~ oiŒ ~ œ ~ oi œœ Œðel ~ œðel; Coin ~ CœnŒðel ~ œðel; Coin ~ Cœn

Ea ~ ea ~ æo ~ æaEa ~ ea ~ æo ~ æa eaea Eald ~ eald ~ æold ~ æaldEald ~ eald ~ æold ~ æald

Eo ~ eo ~ eu ~ iu ~ io> Eo ~ eo ~ eu ~ iu ~ io> eoeo Eorðe ~ eorðe ~ Eorðe ~ eorðe ~ eurðæeurðæ

Ie ~ ieIe ~ ie ieie Ieldra ~ ieldraIeldra ~ ieldra

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Die Bezeichnungen der ae. VokaleDie Bezeichnungen der ae. Vokale

Diese Darstellung ist natürlich etwas vereinfacht. Diese Darstellung ist natürlich etwas vereinfacht. Außerdem ist die diachronische Verschiedenheit zu Außerdem ist die diachronische Verschiedenheit zu berücksichtigen. berücksichtigen.

Die Doppelvokalzeichen (Die Doppelvokalzeichen (aa, ee, ii, oo, uuaa, ee, ii, oo, uu) ) bezeichnen lange Vokale. bezeichnen lange Vokale.

In ae. Textausgaben wird die Vokallänge meist In ae. Textausgaben wird die Vokallänge meist durch ein Längenzeichen wiedergeben (durch ein Längenzeichen wiedergeben (ā ē ī ō ū ā ē ī ō ū āeāe), gelegentlich auch durch einen Akzent (), gelegentlich auch durch einen Akzent (á é ó á é ó úú ). Als Graphemzeichen wurde jeweils das am ). Als Graphemzeichen wurde jeweils das am häufigsten vorkommende Allograph gewählt häufigsten vorkommende Allograph gewählt (graphemische (graphemische NormNorm).).

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Die Bezeichnung der ae. KonsonantenDie Bezeichnung der ae. Konsonanten

B ~ bB ~ b bbC ~ K ~ c ~ k ~ ceC ~ K ~ c ~ k ~ ce cc Cyning ~ Kyning ~ cyning Cyning ~ Kyning ~ cyning ~ kyning~ kyning,,

secan ~ seceansecan ~ secean

D ~ dD ~ d ddF ~ fF ~ f ffG ~ g ~ geG ~ g ~ ge gg God ~ god; mengan ~ mengeanGod ~ god; mengan ~ mengean

H ~ h ~ (ch)H ~ h ~ (ch) hhL ~ lL ~ l llM ~ mM ~ m mmN ~ nN ~ n nn

Page 22: Phonologie des Altenglischen Die altenglische Schrift Die ältesten altenglischen Dokumente sind Runeninschriften. Ein bekanntes Beispiel ist das Ruthwell.

Die Bezeichnung der ae. KonsonantenDie Bezeichnung der ae. Konsonanten

P ~ pP ~ p ppR ~ rR ~ r rrS ~ sS ~ s ssT ~ tT ~ t ttÞ ~ þ ~ Đ ~ ð ~ (th)Þ ~ þ ~ Đ ~ ð ~ (th) þþ Þeod ~ Đeod ~ þeod ~ ðeod ~ Þeod ~ Đeod ~ þeod ~ ðeod ~ (theod)(theod)

W ~ w ~ uu ~ wW ~ w ~ uu ~ w ww Wynn ~ wynn ~ uuynn ~ wynnWynn ~ wynn ~ uuynn ~ wynn

X ~ x ~ csX ~ x ~ cs xx(z ~ ts)(z ~ ts) (ts)(ts)kk erscheint manchmal vor erscheint manchmal vor yy und und œœ, , cece und und gege wechselt mit wechselt mit cc und und gg vor vor a, o, ua, o, u, z.B. , z.B. sēcan ~ sēcean, scacan ~ sceacan, scolde ~ sēcan ~ sēcean, scacan ~ sceacan, scolde ~ sceolde, sengan ~ sengeansceolde, sengan ~ sengean. . Einige Allographe sind sehr selten.Einige Allographe sind sehr selten.

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Phonologische InterpretationPhonologische Interpretation

1.1. Die Angelsachsen lernten das Alphabet von Die Angelsachsen lernten das Alphabet von irischen Mönchen, die Lateinisch sprachen. Die irischen Mönchen, die Lateinisch sprachen. Die altenglische Schrift geht letztlich auf die altenglische Schrift geht letztlich auf die lateinische Schrift zurück. Wir müssen nun lateinische Schrift zurück. Wir müssen nun annehmen, daß die Buchstaben bei der annehmen, daß die Buchstaben bei der Übernahme auch die Lautwerte beibehielten, daß Übernahme auch die Lautwerte beibehielten, daß z.B. z.B. pp im Lateinischen und Altenglischen etwa im Lateinischen und Altenglischen etwa den gleichen Laut bezeichnet.den gleichen Laut bezeichnet.

2.2. Wichtige Hinweise erhalten wir durch Lehnwörter Wichtige Hinweise erhalten wir durch Lehnwörter aus anderen Sprachen und besonders auch durch aus anderen Sprachen und besonders auch durch die Entlehnung einheimischer Wörter in andere die Entlehnung einheimischer Wörter in andere Sprachen.Sprachen.

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Phonologische InterpretationPhonologische Interpretation

3.3. Wenn auch die allographischen Varianten keine Wenn auch die allographischen Varianten keine sprachliche Funktion haben, so folgen sie doch oft sprachliche Funktion haben, so folgen sie doch oft Gesetzmäßigkeiten, die Rückschlüsse auf das Gesetzmäßigkeiten, die Rückschlüsse auf das Lautsystem erlauben. Lautsystem erlauben. So zwingt uns zwar die Alternation So zwingt uns zwar die Alternation o~ooo~oo ein Graphem ein Graphem

oo anzunehmen, doch zeigt eine genauere anzunehmen, doch zeigt eine genauere Untersuchung, daß diese Alternation zwar in Untersuchung, daß diese Alternation zwar in godgod 'gut' 'gut' vorkommt, nicht aber in vorkommt, nicht aber in godgod 'Gott'. Das deutet darauf 'Gott'. Das deutet darauf hin, daß die Schreibung hin, daß die Schreibung oooo ein sporadischer Versuch ist, ein sporadischer Versuch ist, die beiden Wörter zu unterscheiden, wobei die die beiden Wörter zu unterscheiden, wobei die Doppelschreibung wahrscheinlich Länge bezeichnen soll. Doppelschreibung wahrscheinlich Länge bezeichnen soll.

Ähnlich kommt der Wechsel Ähnlich kommt der Wechsel c ~ cec ~ ce zwar in zwar in secansecan~~seceansecean 'suchen', nie aber in 'suchen', nie aber in sacansacan 'streiten' 'streiten' vor. Wir können daraus schließen, daß vor. Wir können daraus schließen, daß cc in in secansecan einen einen anderen Laut bezeichnet als in anderen Laut bezeichnet als in sacansacan..

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Phonologische InterpretationPhonologische Interpretation

4.4. Ähnliche Schlüsse kann man aus Neutralisationsfällen Ähnliche Schlüsse kann man aus Neutralisationsfällen ziehen. Der Wechsel zwischen ziehen. Der Wechsel zwischen ii und und gg in in iungiung ~ ~ gunggung (auch (auch geonggeong, , iongiong) deutet darauf hin, daß das ) deutet darauf hin, daß das anlautendeanlautendegg in diesem Wort einen Laut bezeichnet, in diesem Wort einen Laut bezeichnet, der Ähnlichkeiten mit der Ähnlichkeiten mit ii hat. Das Archigraphem hat. Das Archigraphem AA bezeichnet wahrscheinlich einen Laut, der zwischen bezeichnet wahrscheinlich einen Laut, der zwischen den Lautwerten von den Lautwerten von aa und und oo steht. steht.

5.5. Wichtige Rückschlüsse können auch aus den Wichtige Rückschlüsse können auch aus den morpholo-gischen Verhältnissen gezogen werden. morpholo-gischen Verhältnissen gezogen werden. Daraus ist z.B. zu ersehen, daß zwischen Daraus ist z.B. zu ersehen, daß zwischen u – y, o – u – y, o – œ, a – æœ, a – æ eine enge Beziehung besteht, die auf der eine enge Beziehung besteht, die auf der gleichen Gesetzmäßigkeit beruht gleichen Gesetzmäßigkeit beruht (i-Umlaut).(i-Umlaut). Wenn Wenn man nun annimmt, daß man nun annimmt, daß u, o, a, yu, o, a, y einfache Vokale einfache Vokale bezeichnen, muß man schließen, daß auch bezeichnen, muß man schließen, daß auch œœ und und ææ MonophthongeMonophthonge und nicht etwa und nicht etwa DiphthongeDiphthonge bezeichnen.bezeichnen.

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Phonologische InterpretationPhonologische Interpretation

6.6. Wir wissen, daß das Neuenglische eine Wir wissen, daß das Neuenglische eine Fortentwicklung des Altenglischen ist. Eine solche Fortentwicklung des Altenglischen ist. Eine solche Entwicklung ist nicht willkürlich, sondern folgt Entwicklung ist nicht willkürlich, sondern folgt bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Aus einer genauen bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Aus einer genauen Analyse des Neuenglischen, besonders auch im Analyse des Neuenglischen, besonders auch im Bereich der Morphologie (interne Rekonstruktion) Bereich der Morphologie (interne Rekonstruktion) kann man wichtige Rückschlüsse auf das Ae. kann man wichtige Rückschlüsse auf das Ae. ziehen.ziehen.

7.7. Auf einer ähnlichen Grundlage beruhen die Auf einer ähnlichen Grundlage beruhen die Erkenntnisse, die ein Vergleich mit den dem Ae. Erkenntnisse, die ein Vergleich mit den dem Ae. verwandten germani-schen Sprache liefern kann.verwandten germani-schen Sprache liefern kann.

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Das VokalsystemDas Vokalsystem

Grapheme Grapheme æ, e, i, a, o, u, y, æ, e, i, a, o, u, y, œ, ea, eo, ieœ, ea, eo, ie

Monographe + Monographe + ææ und und œœ:: Es deutet alles darauf hin, daß Es deutet alles darauf hin, daß es sich bei diesen Graphemen es sich bei diesen Graphemen um Bezeichnungen für um Bezeichnungen für Monophtonge handelt. Dabei Monophtonge handelt. Dabei bezeichnet bezeichnet yy einen hohen, einen hohen, œœ einen mittleren gerundeten einen mittleren gerundeten Vorderzungenvokal.Vorderzungenvokal.

vorn hinten

hoch i y u

mittel e œ o

tief æ a

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Die Digraphe Die Digraphe ea, eo, ieea, eo, ie

Die Interpretation dieser Die Interpretation dieser DigrapheDigraphe ist heiß ist heiß umstritten. Unbestritten ist nur, daß sie sowohl umstritten. Unbestritten ist nur, daß sie sowohl lange als auch kurze Laute bezeichnen und daß die lange als auch kurze Laute bezeichnen und daß die langen in jedem Falle ursprünglich Diphthonge langen in jedem Falle ursprünglich Diphthonge waren, denn sie gehen auf west-germanische waren, denn sie gehen auf west-germanische Diphthonge zurück. Diphthonge zurück.

Wir werden daher die langen Laute in jedem Fall als Wir werden daher die langen Laute in jedem Fall als Diphthonge auffassen, und zwar Diphthonge auffassen, und zwar eaea/æ/æ/, /, eoeo /e /e/, /, ieie /i /i/./. Ursprünglich waren es die Diphthonge Ursprünglich waren es die Diphthonge /æu/, /eu/, /iu/./æu/, /eu/, /iu/.

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Die Digraphe Die Digraphe ea, eo, ieea, eo, ie Nach traditioneller Auffassung wie sie in den meisten Nach traditioneller Auffassung wie sie in den meisten

Lehrbüchern zu finden ist, handelt es sich bei den Lehrbüchern zu finden ist, handelt es sich bei den Digraphen Digraphen ea, eo, ieea, eo, ie um Diphthongbezeichnungen. Die um Diphthongbezeichnungen. Die naivste Meinung ist, daß die Einzelelemente die naivste Meinung ist, daß die Einzelelemente die gleichen Lautwerte haben wie in anderen Stellungen gleichen Lautwerte haben wie in anderen Stellungen auch, daß sie also die Diphthonge auch, daß sie also die Diphthonge /ea, eo, ie//ea, eo, ie/ bezeichnen. Dies ist jedoch aus verschiedenen Gründen bezeichnen. Dies ist jedoch aus verschiedenen Gründen nicht wahrscheinlich. nicht wahrscheinlich.

Historisch gesehen gehen diese Diphthonge auf Historisch gesehen gehen diese Diphthonge auf /æ, e, i//æ, e, i/ zurück. Sie treten in ganz bestimmter lautlicher zurück. Sie treten in ganz bestimmter lautlicher Umgebung auf. Man nimmt an, daß sich zwischen den Umgebung auf. Man nimmt an, daß sich zwischen den Vorderzungen-vokalen Vorderzungen-vokalen /æ, e, i//æ, e, i/ und den Folgelauten ein und den Folgelauten ein Gleitlaut einschob: Gleitlaut einschob: [æ[æ, e, e , i , i]] (Brechung). (Brechung).

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Die Digraphe Die Digraphe ea, eo, ieea, eo, ieals Monophthongeals Monophthonge

1.1. ea, eo, ieea, eo, ie bezeichnen die Phoneme bezeichnen die Phoneme /æ, e, i//æ, e, i/, die Schreibung diene , die Schreibung diene nur dazu, die Qualität des Folgekonsonanten zu bezeichnen.nur dazu, die Qualität des Folgekonsonanten zu bezeichnen.

2.2.Die Digraphe bezeichnen Allophone von Die Digraphe bezeichnen Allophone von /æ, e, i//æ, e, i/. Wenn man . Wenn man annimmt, daß annimmt, daß yy nur eine besondere Form des Digraphes nur eine besondere Form des Digraphes uiui ist ist (das würde durch das Runenzeichen für (das würde durch das Runenzeichen für yy ÝÝ gestützt, das aus gestützt, das aus

dem Zeichen für dem Zeichen für uu uu und und ii ii zusammengesetzt ist), dann könnte zusammengesetzt ist), dann könnte man die Bedeutung der Digraphe man die Bedeutung der Digraphe uiui, , oeoe, und , und ææ so so interpretieren, daß jeweils das erste Element (interpretieren, daß jeweils das erste Element (u, o, au, o, a) die ) die Lippenstellung und Zungenhöhe bezeichnet, das zweite Element Lippenstellung und Zungenhöhe bezeichnet, das zweite Element die Zungenstellung (vorn). Analog auf die Zungenstellung (vorn). Analog auf eaea (andere Schreibung für (andere Schreibung für æaæa), ), eoeo, , ieie (andere Schreibung: (andere Schreibung: ioio) übertragen würde dies ) übertragen würde dies bedeuten, daß wir es mit ungerundeten Hinterzungenvokalen zu bedeuten, daß wir es mit ungerundeten Hinterzungenvokalen zu tun haben: tun haben: eaea [ [], ], eoeo [ [], ], ieie [ [].].

3.3.Es handelt sich nicht um Allophone, sondern um besondere Es handelt sich nicht um Allophone, sondern um besondere Phoneme Phoneme ///, //, //, //, //./.

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Die Digraphe Die Digraphe ea, eo, ieea, eo, ie

ae. Digraph

ae. Laut ae. Wort ae. Laut ae. Wort

ea earnian 'earn' ēast 'east'

eo eorþe 'earth' prēost 'priest'

ie ierfe 'Erbe' hīeran 'hear'

Nicht alle Digraphe ea, eo, ie bezeichnen freilich Diphthonge. e und i dienen häufig dazu, die palatale Aussprache der durch c und g bezeichneten Laute zu kennzeichnen. In solchen Fällen muß also anders segmentiert werden. Z.B.: ge-o-c 'Joch', ge-o-m-o-r 'traurig', ge‑a‑r‑a 'einst', ge-o-n-d 'jenseits' gi-e-st 'Gast', gi-e-f-a-n 'geben', etc.

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KonsonantensystemKonsonantensystem

Grapheme:

p t c

b d g

f þ h

s

m n

l

r

w

Alle Grapheme (mit Ausnahme von w) kommen auch als Geminaten (Doppelkon-sonanten) vor. Dabei wird die Geminate gg sehr häufig cg geschrieben. Diese Doppelschreibungen bezeichnen lange Konsonanten. Eine Reihe von Kriterien, die Weiterentwicklung zum Neueng-lischen, allographische Variation etc., deuten darauf hin, daß die Grapheme c und g jeweils mehr als einen Laut, d.h. mehr als ein Phonem bezeichnen. Man kann schließen, daß es sich jeweils um palatale und velare Konsonanten handelt.

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KonsonantensystemKonsonantensystem

cc:: /k//k/ cyningcyning 'king', 'king', bōcbōc 'book', 'book', drincandrincan 'drink' 'drink'

/k'//k'/ ceōsanceōsan 'choose', 'choose', cinncinn 'chin', 'chin', bencbenc 'bench' 'bench'

gg:: /g//g/ gātgāt 'goat', 'goat', singansingan 'sing', 'sing', doggadogga 'dog' 'dog'

/g'//g'/ sengansengan 'singe', 'singe', brycgbrycg 'bridge' etc. 'bridge' etc.

Die Beispiele zeigen bereits, daß Die Beispiele zeigen bereits, daß /k'//k'/ später zu später zu //// wurde, der Verschlußlaut wurde, der Verschlußlaut /g'//g'/ zu zu ///./.Die Alternation Die Alternation gg und und ii deutet darauf hin, daß deutet darauf hin, daß gg auch den Halbvokal auch den Halbvokal /j//j/ bezeichnet: bezeichnet: geārgeār /jæ:r//jæ:r/ 'Jahr' 'Jahr' ne. ne. yearyear, , geonggeong /jung/ [/jung/ []] 'jung' ne. 'jung' ne. youngyoung, , neriannerian – – nergeannergean /nerjan//nerjan/ 'retten', 'retten', geardgeard 'yard', 'yard', fægerfæger 'fair', 'fair', etc.etc.

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Frühaltenglisches KonsonantensystemFrühaltenglisches Konsonantensystem

Labial Dental Palatal Velar

Plosiv

Frikativ

Nasal

Liquid

Halbvokal

Später wurden die palatalen /k'/ und /g'/ zu den Sibilanten // bzw. // (secean 'seek' //, die sc geschriebenen Konsonan-tenverbindung /sk/ wurde zu // (z.B. scip 'ship' //.

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Ae. KonsonantensystemAe. Konsonantensystem

Labial Dental Alveolar

Palatal Velar

Okklusiv

Frikativ Nasal Liquid

Halbvokal

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Konsonantische Allophone ae. /Konsonantische Allophone ae. ///

Es kann mit einiger Sicherheit davon ausgegangen Es kann mit einiger Sicherheit davon ausgegangen werden, daß die ae. Frikative werden, daß die ae. Frikative //// stimmlose und stimmlose und stimmhafte Allo-phone hatten. Dafür spricht stimmhafte Allo-phone hatten. Dafür spricht insbesondere die Weiterentwick-lung zum insbesondere die Weiterentwick-lung zum Neuenglischen. Neuenglischen. Stimmlose Allophone:Stimmlose Allophone: [[]]Stimmlose Allophone sind die Norm. Sie kommen in Stimmlose Allophone sind die Norm. Sie kommen in folgenden Kontexten vor:folgenden Kontexten vor:

1.1. Im Anlaut: Im Anlaut: faranfaran 'fare'; 'fare'; þencanþencan 'denken'; 'denken'; singansingan 'singen'. 'singen'.2.2. In der Nachbarschaft eines andern Obstruenten (inklusive In der Nachbarschaft eines andern Obstruenten (inklusive

Geminaten): Geminaten): æfteræfter 'after'; 'after'; pyffanpyffan 'puff'; 'puff'; moþþemoþþe 'moth'; 'moth'; brēostbrēost 'breast'; 'breast'; cyssancyssan 'kiss' 'kiss'

3.3. Im Auslaut: Im Auslaut: wulfwulf 'wolf'; 'wolf'; þēofþēof 'thief'; 'thief'; āþāþ 'oath'; 'oath'; fŷlþfŷlþ 'filth'; 'filth'; hūshūs 'house'.'house'.

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Konsonantische Allophone ae. /Konsonantische Allophone ae. ///

Stimmhafte Allophone:Stimmhafte Allophone: [v, ð, z][v, ð, z] Diese kommen nur in Diese kommen nur in intersonorerintersonorer Position unter Position unter

bestimmten Bedingungen vor, und zwar zwischen einem bestimmten Bedingungen vor, und zwar zwischen einem Tonvokal und einem optionalen Liquid einerseits und Tonvokal und einem optionalen Liquid einerseits und einem unbetonten Vokal anderer-seits: einem unbetonten Vokal anderer-seits: oferofer 'over'; 'over'; wulfaswulfas 'wolves'; 'wolves'; ōþerōþer 'other'; 'other'; hūsashūsas 'houses'. 'houses'.

Dies ist natürlich der Ursprung der neuenglischen Dies ist natürlich der Ursprung der neuenglischen Alternation in Paaren wie Alternation in Paaren wie wolf/wolveswolf/wolves, , wife/wiveswife/wives, , house/houseshouse/houses, , bath/bathsbath/baths, , bath/bathebath/bathe, etc. , etc.

Wenn man die Regel generell formuliert, müßte eigentlich Wenn man die Regel generell formuliert, müßte eigentlich auch der velare Frikativ auch der velare Frikativ /x//x/ darunter fallen, dieser kommt darunter fallen, dieser kommt jedoch in den relevanten Kontexten nicht mehr vor, weil er jedoch in den relevanten Kontexten nicht mehr vor, weil er durch einen anderen Prozeß bereits verloren gegangen ist.durch einen anderen Prozeß bereits verloren gegangen ist.

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Konsonantische AllophoneKonsonantische Allophone

Es ist zu vermuten, daß das Phonem Es ist zu vermuten, daß das Phonem /x//x/ (dorsaler (dorsaler Frikativ) ähnlich wie im Deutschen ein palatales Frikativ) ähnlich wie im Deutschen ein palatales Allophon Allophon [ç][ç] hatte, z.B. in hatte, z.B. in nihtniht 'night' (im Gegensatz 'night' (im Gegensatz zu zu sōhtesōhte 'sought'). 'sought').Etwas schwierig ist auch das Phonem Etwas schwierig ist auch das Phonem /g//g/ mit den mit den Allophonen Allophonen [[]] (stimmhafter Plosiv) und (stimmhafter Plosiv) und [[]] (stimmhafter Frikativ). Dabei wurde (stimmhafter Frikativ). Dabei wurde [[]] im Wortanlaut, im Wortanlaut, als Geminate, und nach Nasalkonsonant gesprochen, als Geminate, und nach Nasalkonsonant gesprochen, [[]] sonst: sonst: gōdgōd 'good', 'good', bringanbringan 'bring', 'bring', docgadocga 'dog'; aber 'dog'; aber dagasdagas 'days' 'days' [ []. Es ist denkbar, daß dieses []. Es ist denkbar, daß dieses [] im ] im Auslaut wie in manchen Varianten des Norddeutschen Auslaut wie in manchen Varianten des Norddeutschen stimmlos war: stimmlos war: bogbog 'bough' [ 'bough' []; vgl. dt. ]; vgl. dt. TageTage vs. vs. TagTag [tax].[tax].

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Konsonantische AllophoneKonsonantische Allophone

Palatalisiertes Palatalisiertes gg [ [] ] [j]: [j]: dæġesdæġes – – dæġdæġ [æj] vs. [æj] vs. dagasdagas [ [].].Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, Es kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass der linguale Nasal /n/ vor Velarkonsonanten dass der linguale Nasal /n/ vor Velarkonsonanten dorsovelar ausgesprochen wurde: dorsovelar ausgesprochen wurde: bringanbringan [ [], ], geonggeong [ []]