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Physik der Akustikgitarre – © M. Föller‐Nord, 26.08.09  3 

2 AKUSTIK 

Folgende Fragen beschäftige uns  in diesem Kapitel: wie entsteht Schall? Wie werden Töne erzeugt und wie 

kann man sie wahrnehmen? Gibt es medizinische Anwendungen hierfür? Grundlage des ganzen  ist die Physik 

von  Schwingungen  und Wellen.  Nehmen wir  als  Beispiel  eine  akustische  Gitarre. Man  kann  eine Melodie 

erklingen  lassen,  indem man  Saiten  zum  Schwingen bringt. Durch diese  Schwingungen werden  Schallwellen 

erzeugt, die wir mit den Ohren wahrnehmen können. Betrachten wir das ganze genauer und beginnen mit den 

Schwingungen. 

2.1 MECHANISCHE SCHWINGUNGEN  

2.1.1 OSZILLATOREN  

Ein schwingendes Gebilde – ob es nun dafür gemacht ist zu schwingen, wie. Z. B. ein Pendel, oder nicht, wie z. 

B. ein Stück Kreide – wird generell als Oszillator bezeichnet. Nicht nur Gegenstände wie das Pendel oder eine 

Gitarrensaite  können  schwingen,  sondern  zum  Beispiel  auch  der  Luftdruck  in  einer  Schallwelle,  oder  das 

elektromagnetische Feld in einer Lichtwelle.  

Ein Oszillator kann schwingen… muss aber nicht. Ein  jeder Oszillator besitzt eine Ruhelage,  in der er so  lange 

verharren  kann,  bis  er  gestört  wird.  Nehmen  wir  als  Beispiel  die  –  zugegebenermaßen  altmodische  – 

Pendeluhr.  Das  Pendel  ist  der  Oszillator.  Ist  die  Uhr  stehengeblieben,  so  verharrt  das  Pendel  in  seinem 

Ruhezustand. Erst wenn man das Pendel anstößt beginn es zu schwingen.  

2.1.2 HARMONISCHE SCHWINGUNG 

Ein einfach zu verstehender Oszillator ist  das Federpendel (Abbildung 2‐1). Es besitzt eine Kugel mit der Masse 

m, die längs einer Schiene reibungsfrei horizontal gleiten kann (z. B. in der Art eines Luftkissenfahrzeugs). 

 

Abbildung  2‐1  Federpendel;  Ablauf  einer Schwingung. 

Ist die Feder entspannt, verharrt die Kugel kräftefrei  in 

ihrer  Ruhelage.    Lenkt  man  nun  die  Kugel  um  eine 

Strecke  x aus  (z. B. bis  zum Punkt A0)   wird die  Feder 

gespannt. Die Feder zieht dann die Kugel mit der Kraft 

xDF ⋅−=            

( 2.1‐1 ) 

in Richtung Ruhelage.  

Lässt man  die  Kugel  los  wird  sie  durch  die  Kraft  der 

Feder  nach  links  beschleunigt  und  zwar  mit  der 

Beschleunigung 

 

 

mADmAFa 000 )( ⋅−==

             ( 2.1‐2 ) 

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Dadurch nimmt die Auslenkung x ab, die Kraft wird kleiner, aber die Geschwindigkeit der Kugel nimmt aufgrund 

der Beschleunigung  zu. Erreicht die Kugel die Ruhelage  (x=0) wird die Rücktreibende Kraft Null, da aber die 

Kugel  im Punkt x0 eine Geschwindigkeit ( v0) hat bewegt sie sich über die Ruhelage hinaus, weiter nach  links. 

Nun  wird  die  Feder  gestaucht  und  wiederum  wirkt  eine  Kraft  auf  die  Kugel,  jedoch  mit  umgekehrtem 

Vorzeichen – also nach rechts. Die Kugel wird dadurch abgebremst (negative Beschleunigung). Im Punkt –A0 ist 

die Rücktreibende Kraft so groß, dass sie die Kugel zur Ruhe bringt und anschließend nach rechts in Bewegung 

setzte. Wiederum durchläuft die Kugel mit einer Geschwindigkeit (‐v0) die Ruhelage – diesmal von rechts nach 

links  und  wird  schließlich  im  Punkt  A0  wieder  bis  zum  Stillstand  abgebremst.  Nun  ist  ein  kompletter 

Schwingungszyklus  durchlaufen  und  der  Vorgang  wiederholt  sich  periodisch  –  wenn  keine  Reibungskräfte 

auftreten theoretisch bis in alle Ewigkeit.  

 

Abbildung 2‐2 Diagramm einer harmonischen Schwingung 

Die Bewegung der Kugel lässt sich mit einer Sinusfunktion beschreiben: 

         

In Abbildung 2‐2 ist eine solche Schwingung dargestellt. Man bezeichnet sie als harmonische Schwingung.  

Die Kenngrößen einer harmonischen Schwingung sind: 

Die Amplitude A0: dies ist die maximale Auslenkung des Oszillators. 

Die Periodendauer T: die Zeit für eine komplette Schwingungsperiode. 

Die Kreisfrequenz ω: sie berechnet sich aus der Periodendauer. 

Der Phasenwinkel ϕ0 : er gibt einen Offset zum Zeitnullpunkt an.   

Die Frequenz f: wird auch aus der Periodendauer berechnet. Es gilt: T

f 1= . Die Einheit ist 1 Hertz=1Hz=1/s 

Die Amplitude kann frei gewählt werden. Beim Federpendel hängt sie davon ab, wie weit man die Feder zum 

ersten Mal  auslenkt.  Die  Periodendauer  allerdings  stellt  sich  in  der  Schwingung  selbst  ein  und  das  Pendel 

schwingt dann mit einer vom System vorgegebenen Eigenfrenz.  Im Fall des Federpendels hängt diese ab von 

der Masse der Kugel und der Federkonstanten. 

 

Eine Schwingung die durch eine Sinusfunktion beschrieben wird nennt man harmonische Schwingung. 

   ( )00 sin)( ϕω +⋅⋅= tAtx      mit    fT

⋅== ππω 22          ( 2.1‐3 ) 

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Betrachten wir nun noch, welche Energie  in einer harmonischen  Schwingung  steckt. Wenn  sich eine Masse 

bewegt, besitzt sie kinetische Energie: 

 2

21 vmEkin ⋅=                   ( 2.1‐4 ) 

Auch in einer gedehnten oder gestreckten Feder steckt Energie. Sie ist dort als potentielle Energie gespeichert 

und es gilt: 

 2

21 xDEpot ⋅=                   ( 2.1‐5 ) 

Die  Gesamtenergie  der  harmonischen  Schwingung  muss  sich  also  aus  diesen  beiden  Teilenergien 

zusammensetzen. 

In dem Moment, in dem die Kugel die Ruhelage passiert, ist die Feder entspannt, d. h. die potentielle Energie 

ist Null. Dann steckt die gesamte Energie der Schwingung  in der kinetischen Energie.    In den Umkehrpunkten 

des Pendelkörpers  ist die Geschwindigkeit Null, woraus  folgt, dass auch die  kinetische Energie Null  ist. Nun 

steckt  die  gesamte  Energie  in  der  potentiellen  Energie.  Für  alle  anderen  Positionen  verteilt  sich  die 

Gesamtenergie  auf potentielle und  kinetische  Energie. Da  in dem  System  keine  Energie  verloren  geht oder 

erzeugt wird (wir gehen von einer idealen harmonischen Schwingung ohne Reibungsverluste aus) gilt also: 

  )(21)(

21 22

0 txDtvmEEE potkinS ⋅+⋅=+=           ( 2.1‐6 ) 

2.1.3 GEDÄMPFTE SCHWINGUNGEN  

Eine ideale harmonische Schwingung würde – einmal angestoßen – bis in alle Unendlichkeit gleichbleibend vor 

sich  hin  schwingen.  Natürlich  wissen  wir,  dass  dies  reine  Theorie  ist  und  im  wirklichen  Leben  so  nicht 

vorkommt,  da  bei  jeder  Schwingung  Energie  durch  Reibung  verloren  geht  (es wird  ein  Teil  der  Energie  in 

Wärme umgewandelt) und so die Schwingung irgendwann einmal ausstirbt. Dieser Energieverlust hat zur Folge, 

dass  die  Amplitude  der  Schwingung mit  der  Zeit  kleiner  wird  und  irgendwann  zu  Null  wird.  Bei  genauer 

Betrachtung zeigt sich, dass die Amplitude mit der Dämpfungskonstante ‐δ exponentiell abnimmt. Es gilt: 

 teAtA ⋅−⋅= δ

0)(                   ( 2.1‐7 ) 

Und da die Amplitude quadratisch eingeht, gilt für die Schwingungsgesamtenergie: 

 t

SS eWtW ⋅−⋅= δ20)(                 ( 2.1‐8 ) 

 

Abbildung 2‐3 Diagramm einer gedämpften Schwingung. 

Kapitel  2.1.3  und  2.1.4  ausgeblendet,  da 

nicht relevant für die folgende Thematik 

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Die  erste  Sinusfunktion  in  der  dargestellten  Gleichung  entspricht  der  Grundfrequenz  der  erzeugten 

Schwingung,  die  Frequenzen  der  darauffolgenden  Sinusfunktionen  sind  alle  ganzzahlige  Vielfache  der 

Grundfrequenz  und  werden  als  Oberschwingungen  bezeichnet.  Die  Amplituden  nehmen  mit  steigender 

Frequenz  ab,  d.  h.  Oberschwingungen mit  sehr  hoher  Frequenz  leisen  nur  noch  einen  kleinen  Beitrag  zur 

Überlagerung. Theoretisch ist eine Rechteckschwingung eine unendliche Reihe von Sinusschwingungen, in der 

Realität  kann  man  aber  die  Oberschwingungen  mit  sehr  hohen  Frequenzen  ab  einem  gewissen  Wert 

vernachlässigen. 

2.2 SCHALLWELLEN 

2.2.1 EINLEITUNG 

Im  vorigen Kapitel haben wir uns mit dem  Federpendel beschäftigt und  seine Eigenschaften kennengelernt. 

Koppelt man nun mehrere solcher Pendel aneinander, so dass sie quasi eine Pendelkette bilden, dann wird die 

Schwingungsenergie, die an einer Seite zugeführt wird von Pendel zu Pendel weitergereicht. Eine Welle  läuft 

die Pendelkette entlang. In einer solchen Welle wird Energie transportiert, nicht jedoch Materie. Die einzelnen 

Kugeln der Pendelkette  schwingen  zwar um  ihre  jeweilige Ruhelage, werden  aber nicht  von einer  Seite  zur 

anderen durch die Pendelkette hindurch transportiert. 

 

Abbildung 2‐8 Eine Pendelkette 

Betrachten wir  das  Phänomen  etwas  genauer  und  koppeln  zunächst  zwei  Federpendel miteinander  (siehe 

Abbildung 2‐9 ): 

Zunächst stoßen wir das linke Pendel an. Zu Beginn „glaubt“ es sich zwischen zwei fest eingespannten Federn 

zu befinden, da das zweite  (rechte) Pendel noch  in Ruhe bleibt. Das  rechte Pendel stellt nun aber  fest, dass 

seine  linke  Feder  eine  sinusförmige  Schwingung  in  der  Eigenfrequenz  durchführt  und  beginnt  nun  auch  zu 

schwingen. 

 

Abbildung 2‐9 Zwei gekoppelte Federpendel 

Dazu benötigt das rechte Pendel aber Energie, welche ihm vom linken Pendel zugeführt wird. Das linke Pendel 

muss also Energie abgeben, was dazu führt, dass seine Amplitude abnimmt bis zum Ruhezustand. Die Pendel 

haben  nun  quasi  die  Rollen  getauscht.  Nun  gibt  das  rechte  Pendel  Energie  an  das  linke  ab,  welches  zu 

schwingen  beginnt,  während  das  rechte  wiederum  zur  Ruhe  kommt. Während  bei  nur  zwei  gekoppelten 

Pendeln die Energieübertragung  relativ  langsam erfolgt, wird bei einer  langen Kette aus  vielen gekoppelten 

Pendeln die Energie wesentlich schneller übertragen. Schon während ein Pendel von seinem  linken Nachbarn 

Energie erhält, kann es diese an den rechten Nachbarn weitergeben. So durchläuft die Erregung als Welle die 

Kette  von  einem  Ende  zum  anderen. Wird  die Welle  am  rechten  Ende  reflektiert,  kann  sie  auch  wieder 

zurücklaufen. 

Erweitern wir das Beispiel in Abbildung 2‐9 um weitere Pendel erhält man folgendes Bild: 

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Abbildung 2‐10 Longitudinalwelle 

Man bezeichnet diese Art der Ausbreitung als  Longitudinalwelle. Hier  verläuft die  Schwingungsrichtung der 

einzelnen Oszillatoren in der gleichen Ebene, wie die Ausbreitungsrichtung der Welle. Dieses Verhalten findet 

man z. B. bei Schallwellen. 

Eine andere Möglichkeit  ist, dass die Oszillatoren quer zur Ausbreitungsrichtung schwingen, wie  in Abbildung 

2‐11 dargestellt. Dies bezeichnet man dann als Transversalwelle. Dies findet man z. B. bei elektromagnetischen 

Wellen. 

 

 

Abbildung 2‐11 Transversalwelle 

Verallgemeinert  man  den  Wellenbegriff  weiter,  muss  man  nicht  mehr  zwischen  Pendelmassen  und 

Kopplungsfedern unterscheiden. Eine Welle kann auch durch ein Seil laufen. Eine Welle kann aus einem kurzen 

Impuls bestehen, oder aus einem längeren Wellenzug, also viele aneinandergereihte Schwingungsimpulse. 

Mathematisch  lässt  sich eine Welle durch  ihre Wellengleichung beschreiben. Diese gibt die  Form der Welle 

(also die Auslenkung der Oszillatoren an jedem beliebigen Raumpunkt) zu jedem beliebigen Zeitpunkt an. Wir 

haben also eine Funktion, die sowohl von Ort, als auch von der Zeit abhängt.  

 

Abbildung  2‐12  Ausbreitung  einer  Welle.  Die  Welle  läuft  ohne  Änderung  der  Form  mit  der Ausbreitungsgeschwindigkeit c. 

Eine Welle  läuft entlang einer Kette von gekoppelten Oszillatoren. Sie transportiert Energie, aber keine 

Materie. Man unterscheidet zwischen Longitudinalwellen und Transversalwellen.

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In Abbildung 2‐12 ist als Beispiel eine Auslenkung in einem Seil dargestellt, die sich als Welle durch das Seil von 

links nach rechts (also in x‐Richtung) ausbreitet.  

Hat das Seil zur Zeit t=0 die Form Ψ(x, t=0) = f(x) so gilt für einen späteren Zeitpunkt t>0 ganz allgemein: 

 

Die  Größe  c  ist  die  Geschwindigkeit,  mit  der  sich  eine  Welle  durch  ein  Medium  hindurch  bewegt.  Man 

bezeichnet  diese  als  Ausbreitungsgeschwindigkeit  (Phasengeschwindigkeit).  Die  Größe  der 

Ausbreitungsgeschwindigkeit hängt im Wesentlichen vom Medium, durch das die Welle läuft, ab.  

 

Bei einer sinusförmigen (harmonischen) Welle (egal ob longitudinal oder transversal) gilt: 

 

Hierbei  ist  die Wellenlänge  tatsächlich  die  räumliche  Ausdehnung  einer  Sinusperiode. Wir  betrachten  als 

Beispiel eine sinusförmige Transversalwelle: 

 

Abbildung 2‐13 Wellenlänge λ und Periodendauer T einer sinusförmigen Transversalwelle.  

 

Die Wellengleichung einer solchen harmonischen Welle lässt sich folgendermaßen darstellen: 

 

Laufen in einem Medium zwei Wellen mit gleicher Frequenz und gleicher Amplitude gegeneinander so entsteht 

eine sogenannte stehende Welle. Dies kann passieren, wenn eine Welle welche zunächst von einer Seite zur 

anderen  läuft und dann am Ende wieder  reflektiert wird,  so dass eine gleichartige Welle entgegenläuft. Wir 

setzen zunächst ϕ=0 und gehen von zwei sinusförmigen Wellen aus: 

Ausbreitungsgeschwindigkeit= Wellenlänge mal Frequenz 

fλc ⋅= ( 2.2‐2 )

Ψ(x, t) = f (x ±c t) bei einer in die negative/positive Richtung laufenden Welle  ( 2.2‐1 )

Ψ(x, t) = A sin ( kx ± ωt - ϕ) mit k=2π/λ Wellenzahl ( 2.2‐3 ) 

          ω=2πf   Kreisfrequenz  

A    Amplitude

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Ψ1(x, t) = A sin ( kx - ωt) nach rechts laufende Welle 

Ψ2(x, t) = A sin ( kx + ωt) nach links laufende Welle

 

Durch das Superpositionsprinzip erhält man als resultierende Wellengleichung: 

Ψ , Ψ , Ψ , A· sin sin 2·A· cos · sin ( 2.2‐4 ) 

 

Durch  diese Überlagerung  entsteht  der  Effekt  dass  an manchen  Stellen  der Oszillatorkette  die Oszillatoren 

immer  in  ihrer  Ruhelage  bleiben  (Schwingungsknoten)  und  an  anderer  Stelle  die Oszillatoren  in maximaler 

Schwingungsbewegung  sind  (Schwingungsbäuche).  Da  Bäuche  und  Knoten  ortsfest  sind,  wird  in  einer 

stehenden Welle keine Energie von einem Ort zum anderen transportiert.  

 

 

Abbildung 2‐14 Stehende Welle 

2.2.2 ERZEUGUNG VON SCHALLWELLEN 

Nachdem wir nun  in der Einleitung ein allgemeines Wissen über Wellen erlangt haben, wollen wir uns nun 

speziell mit Schallwellen und deren Erzeugung befassen. Schallwellen sind mechanische Schwingungen die vom 

Menschen  gehört  werden  können.  Das  menschliche  Ohr  ist  nur  in  einem  bestimmten  Frequenzbereich 

empfindlich. Mechanische Wellen mit einer Frequenz zwischen ca. 16 Hz und 20 kHz können wahrgenommen 

werden (die Grenzen variieren mit dem Alter der Person und der bisherigen Schallbelastung). Man bezeichnet 

sie als Hörschall. Bei Frequenzen unterhalb des hörbaren Frequenzspektrums spricht man von Infraschall, bei 

Frequenzen  oberhalb  des  hörbaren  Spektrums  von  Ultraschall.  Periodische  Schwingungen  im  Bereich  des 

Hörschalls  werden  als  Ton  oder  Klang  wahrgenommen  (z.  B.  Gitarre,  Klavier,  Gesang)  nichtperiodische 

Schwingungen als Geräusch (zischen einer Cola‐Dose beim Öffnen, Klicken eines Lichtschalters).  

Schall kann auf vielerlei Arten erzeugt werden. Beim Sprechen z. B. durch die Stimmlippen (landläufig auch mit  

Stimmbänder  bezeichnet), elektronisch mit einem Lautsprecher, der über eine schwingende Membran verfügt, 

bei Musikinstrumenten durch schwingende Saiten. Das allgemeine Prinzip ist, dass Luftmoleküle in 

Schwingungen versetzt werden und sich dadurch eine Longitudinalwelle durch die Luft ausbreitet, die an unser 

Ohr gelangt. Hierbei wird die Luft durch die Erregerschwingung lokal komprimiert, bzw. in Unterdruck versetzt. 

Schallwellen in Luft sind also Druckwellen. 

 Wir wollen nun exemplarisch die Erzeugung eines Tones durch eine schwingende Saite, z. B. einer akustischen 

Gitarre betrachten. 

Stehende Wellen sind ortsfest und transportieren keine Energie.Der Abstand zweier Knoten bzw. zweier Bäuche zueinander beträgt λ/2, der Abstand zwischen Knoten und Bäuchen λ/4. 

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2.2.3 SCHWINGUNGEN VON SAITEN 

Eine akustische Gitarre besteht aus einem innen hohlen Resonanzkörper aus Holz, mit einem Hals über den die 

Saiten verlaufen (siehe Abbildung 2‐1). Bei einer Gitarre hat man zumeist 6 Saiten (es gibt auch Gitarren mit 7 

oder 12 Saiten), die wenn  sie angeschlagen werden, unterschiedliche Tonhöhen erzeugen.  Jede Saite  ist auf 

beiden  Seiten  fest  eingespannt. Das  eine  Ende wird Bridge,  das  andere  Ende  Sattel,  bzw.  0.  (nullter)  Bund 

genannt. Zwischen diesen beiden Einspannpunkten kann die Saite schwingen. Dabei gehen wir davon aus, dass 

beim Anschlagen der Seite eine harmonische Welle erzeugt wird, die an den Enden reflektiert wird und sich so 

eine stehende Welle ausbildet. Dies ist eine Vereinfachung, denn genaugenommen ist die erzeugte Welle nicht 

harmonisch, d. h.  sie  ist eine Überlagerung von vielen harmonischen Wellen unterschiedlichster Frequenzen 

vgl.  Kapitel  2.1.5).  Für  das  Verständnis  der  Tonerzeugung  ist  die  Vereinfachung  aber  ausreichend. Wie  aus 

Kapitel 2.2.1 bekannt gibt es bei einer  stehenden Welle Knoten  (in denen nie eine Auslenkung erfolgt) und 

Bäuche  bei  denen  eine maximale  Auslenkung möglich  ist. Da  die  Saite  an  den  Enden  fest  eingespannt  ist, 

müssen hier Schwingungsknoten liegen.   

Welche Wellenlänge und welche Frequenz hat nun die stehende Welle? Wie wir wissen sind zwei Knoten genau 

l=λ/2 voneinander entfernt. Da die Länge der Saite l0 vorgegeben ist, erhält man also 

  010 22 ll ⋅=⇒= λλ                ( 2.2‐5 ) 

für die sogenannte Grundschwingung, in der sich genau ein Bauch zwischen den beiden Endknoten ausbildet. 

Mit Gleichung 2.2.1 erhält man die dazugehörige Grundfrequenz, die die Tonhöhe der Saite bestimmt: 

 01

1 2 lccf⋅

==λ    c: Ausbreitungsgeschwindigkeit in der Saite      ( 2.2‐6 ) 

 

Abbildung 2‐15 Stehende Welle auf einer Gitarrensaite. 

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Physik der Akustikgitarre – © M. Föller‐Nord, 26.08.09  13 

Jedoch können sich auch weitere Knoten zwischen den Einspannpunkten der Saite ausbilden, z. B. genau in der 

Mitte, oder bei 1/3 und 2/3 der Saitenlänge und so weiter. Es können also weitere Schwingungen, sogenannte 

Oberschwingungen mit ganzzahligen vielfachen der Grundfrequenz hinzukommen. 

Allgemein gilt also für die möglichen Wellenlängen und Frequenzen: 

  nl

n02⋅

=λ  und  02 l

cncfn

n ⋅⋅==

λ           ( 2.2‐7 ) 

Oberschwingungen mit Frequenz fn werden als n. Harmonische bezeichnet, also z. B ist die Oberschwingung mit 

Frequenz  f2  die  zweite  Harmonische  etc.  Die  Grundschwingung  (Frequenz  f1)  entspricht  der  ersten 

Harmonischen.  

 

Dass  solche Oberschwingungen  tatsächlich  vorhanden  sind,  kann man  auf der Gitarre dadurch nachweisen, 

dass man an bestimmten Stellen der Saite einen Schwingungsknoten „erzwingt“. Berührt man die Gitarrensaite 

z. B. genau in der Mitte (das ist exakt über dem 12. Bundstäbchen) leicht ohne sie komplett herunterzudrücken 

(siehe Abbildung 2‐16), kann sie an dieser Stelle nicht mehr Schwingen, d. h. hier entsteht notgedrungen ein 

Schwingungsknoten. Dadurch sind alle Oberschwingungen die an dieser Stelle einen Bauch haben nicht mehr 

möglich.  Dadurch werden  die Grundschwingung  und  alle  ungeradzahligen  Harmonischen  unterdrückt. Man 

hört nur noch die geradzahligen Harmonischen. Diese Technik wird als Flageolett bezeichnet und nicht nur zum 

physikalischen Nachweis von Oberschwingungen sondern auch für besondere Klänge in der Musik benutzt.  

 

Abbildung 2‐16 Unterdrücken der Grundschwingung und der ungeradzahligen Harmonischen. Durch leichtes Berühren in der exakten Mitte der Saite wird dort ein Knoten erzwungen (Flageolett‐Technik). 

 

Die Grundschwingung  einer  Saite  bestimmt  die wahrgenommene  Tonhöhe,  die Oberschwingungen machen das Klangvolumen, bzw. die Klangfarbe aus. 

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Betrachten wir nochmals die Gleichung für die Frequenz der Grundschwingung einer Saite: 

01 2 l

cf⋅

=   mit c: Phasengeschwindigkeit der Welle in der Saite 

Aus dieser können wir nun einfach erkennen, wie man die Tonhöhe der angeschlagenen Saite verändern kann. 

Eine Möglichkeit ist, dass man die Saitenlänge ändert. Hierfür besitzt die Gitarre auf dem Gitarrenhals, auf dem 

sog. Griffbrett,  Bundstäbchen in definiertem Abstand (Abbildung 2‐17). Drückt man nun mit der Greifhand die 

Saite an einem Bundstäbchen nach unten auf das Griffbrett, kann nur noch der Anteil der Saite links vom 

Bundstäbchen schwingen. Der rechte Teil ist quasi inaktiv. In Abbildung 2‐17 wir die Saite z. B. am 12. Bund 

heruntergedrückt. Nun bildet sich eine stehende Welle nur noch zwischen Bridge und 12. Bundstäbchen aus. 

Die Grundschwingung hat nun die veränderte Frequenz 

 12

1 2 lcf⋅

=                   ( 2.2‐8 ) 

In  unserem  Beispiel  entspricht  die  Wellenlänge  der  Grundschwingung  genau  der Wellenlänge  der  ersten 

Harmonischen  aus  Abbildung  2‐16.  Jedoch  ist  der  Klang  des  entstehenden  Tones  ein  anderer,  da  bei  der 

Flageolett‐Technik erstens weiterhin die gesamte  Saite  zum Ton beiträgt und  zweitens die Obertöne  immer 

relativ kleine Amplituden im Vergleich zur Grundschwingung aufweisen. 

 

 

Abbildung 2‐17 Ändern der Tonhöhe (Frequenz) durch verkürzen der Saite. Nur noch der linke Teil wird zum Schwingen angeregt, der rechte Teil der Saite ist inaktiv. 

 

Verkürzt man die Gitarrensaite durch Greifen an einem Bundstäbchen wird ein höherer Ton erzeugt.

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Physik der Akustikgitarre – © M. Föller‐Nord, 26.08.09  15 

Wenn die Tonhöhe der Saite jedoch nur von der Länge abhinge, müssten ja alle sechs Saiten auf der Gitarre die 

gleichen Töne erzeugen, da sie alle in etwa die gleiche Länge haben.  Das wäre wenig sinnvoll. Deshalb muss 

also ein weiterer Parameter für die Frequenz der Schwingung verantwortlich sein. Aus der Gleichung 0

1 2 lcf⋅

=  

sieht man unmittelbar, dass dies die Phasengeschwindigkeit c ist. Diese hängt nämlich stark von Dichte, 

Querschnitt und Spannung der Saite ab.  Daher haben alle Saiten einer Gitarre unterschiedliche Querschnitte, 

und teilweise auch unterschiedliche Dichten. Je dicker eine Saite ist, desto kleiner ist die 

Phasengeschwindigkeit c in ihr und desto tiefer erscheint der Ton. Die selbe Abhängigkeit gilt auch für die 

Dichte. Bei gleicher Dichte, Querschnitt und Länge erzeugt eine Saite ja nach Spannung unterschiedliche Töne. 

Je stärker eine Saite gespannt wird desto größer wird die Phasengeschwindigkeit und desto höher wird der 

Ton, den sie erzeugt. Daher haben Gitarren am oberen Teil Mechaniken mit Stimmwirbeln, mit denen die 

Saitenspannung so eingestellt werden kann, dass die Gitarre die gewünschten Töne erzeugt.   

 

Nun kann bei einer Gitarre nicht nur die Tonhöhe, sondern auch die Lautstärke variiert werden. Durch sanftes 

Anschlagen der Saite erklingt ein leiser Ton, durch starkes Anschlagen ein lauter Ton. Dies kommt dadurch 

zustande, dass bei starkem Anschlagen, die Saite weiter aus der Ruhepostion ausgelenkt wird. Die Amplitude 

der stehenden Welle ist damit größer und damit auch die Energie und die Amplitude, die zunächst auf den 

Resonanzkörper und von diesem dann auf die Schallwellen übertragen wird. 

 

Abschließen sei noch angemerkt, dass die Saite zwar der Auslöser des Tones ist, aber die von der Saite direkt 

auf die Luft übertragene Schwingung ist viel zu schwach um sie als klangvollen Ton wahrzunehmen. 

Wesentlicher Bestandteil einer Gitarre, aber auch eines jeden anderen Musikinstruments ist daher ein 

Resonanzkörper, der zunächst von der Saite in Schwingung versetzt wird. Die von der Saite angeregten 

zahlreichen Eigenfrequenzen des Resonanzkörpers bestimmen wesentlich den Klang des Musikinstruments, 

daher ist es von großer Bedeutung wie gut und aus welchen Materialien er gefertigt ist. 

   

Bei  gleichbleibender  Länge  hängt  die  erzeugte  Tonhöhe  von  der Dichte,  dem Querschnitt  und  der Spannung der Saite ab. 

Die Tonhöhe hängt von der Frequenz der Saitenschwingung ab, die Lautstärke von der Amplitude der Saitenschwingung.