PHYSIK - Stat4U · Arbeit ist das Produkt der Kraft, die auf einen Körper einwirkt und der...
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Physik
1
PHYSIK
PHYSIK
1 Einleitung
In der Physik spielt die Statistik eine bedeutende Rolle. Nicht umsonst gibt es einen
eigenen Zweig, der sich statistische Physik nennt. Generell kann man die Verbindungen
zwischen Physik und Statistik auf zwei Ebenen betrachten.
Einerseits ist die Statistik auf allen Ebenen der Physik vertreten, wo Messungen
angestellt werden. Messungen stellen einen wichtigen Teil der Arbeit eines Physikers
dar. Überlegungen zum Design, der Durchführung und der Darstellung sowie zur Analyse
im Hinblick auf Messfehler und Fehlerfortpflanzung stellen ein Bindeglied zwischen
Physik und Statistik dar.
Andererseits kommt der Statistik in einigen Fachgebieten, etwa der Quantenmechanik,
eine ganz besondere Rolle zu, da hier nicht mehr die Eigenschaften einzelner Teilchen
betrachtet werden (unmöglich großer und unnötiger Rechenaufwand), sondern das
Zusammenwirken einer Vielzahl von Teilchen mithilfe von Wahrscheinlichkeitsaussagen
vorhergesagt wird.
Der Rahmen von STAT 4 U erstreckt sich auf die gesamte Physik, der Bereich statistische
Physik wird allerdings nicht gesondert behandelt, da dieser selbst im Physikstudium eher
weiter hinten angesiedelt ist und in den Lehrplänen nicht aufscheint.
Die Beispielsammlung Physik und Statistik umfasst vier ausgearbeitete Beispiele mit den
Titeln Energie-Arbeit-Leistung, Schätzmeister, Körpermaße und Wetter. Jedes
Beispiel bietet eine Verbindung von fachspezifischen und statistischen Inhalten, wobei
besonderes Augenmerk auf den handlungsorientierten Grundsatz gelegt wurde. Die
intensive Verknüpfung mit den statistischen Modulen DATENANALYSE MIT EXCEL,
REGRESSION, ... sowie kommentierte Linklisten und Quellenverweise ermöglichen
interessierten Anwendern die vertiefte Auseinandersetzung mit allen Aspekten der
Beispiele sowie die Integration in den Unterricht. Außerdem sind jeweils Lösungen für
die in den Beispielen gestellten Aufgaben angefügt.
Physik
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2 Energie – Arbeit – Leistung
2.1 Ausgangspunkt
Im Zentrum dieses Beispiels steht die Bestimmung der eigenen Leistungsfähigkeit der
Schüler. Die Verknüpfung mit den Themen Energiezufuhr und Energiegehalt von
Lebensmitteln, Energiebedarf (z.B. von Haushaltsgeräten) sowie Energiesparen eröffnet
ein breites Spektrum von Einsatzmöglichkeiten. Als Abrundung der Thematik werden die
theoretischen Grundlagen sowie Links zum Thema Energie angeboten.
2.2 Ablaufschema
Planung Vorbereitung Definition der Ziele Fragestellungen
Datenerhebung Messen Befragen Beobachten Recherchieren
Darstellung/Analyse Tabellen Diagramme Texte Bearbeiten der Aufgaben
Präsentation Ergebnisse
Stufenlauf Ergometer-Test Bestimmen der Körpermasse
Merkmale: Zeit, Arbeit, Leistung, Masse Anstellen von Vergleichen
Begriffe und Definitionen abklären Festlegen der Vorgangsweise bei der Datenerhebung In welche Richtung sollen die Auswertungen gehen?
Physik
3
2.3 Planung
2.3.1 Definition und Begriffserklärung
Zu Beginn ein kurzer Überblick über die Bedeutung der Begriffe Energie, Arbeit und
Leistung.
Energie
Definition:
Energie ist die Fähigkeit eines Systems, Arbeit zu verrichten.
Man unterscheidet zwei Arten von Energie: Kinetische Energie Potentielle Energie
Kinetische Energie (oder Bewegungsenergie) besitzt ein Körper aufgrund seiner
Bewegung. Man kann die kinetische Energie nach der Formel 2
2mvE= berechnen
(m steht für die Masse des Körpers, v für dessen Geschwindigkeit). Die Formel zeigt,
dass die Energie eines bewegten Körpers von seiner Masse und seiner Geschwindigkeit
abhängt.
Potentielle Energie (oder Lageenergie) besitzt ein Körper aufgrund seiner Lage relativ
zu einem anderen Punkt.
Beispiel: Man hält ein Sack in die Höhe Der Sack besitzt Lageenergie gegenüber dem
Boden.
Potentielle Energie kann in kinetische Energie umgewandelt werden.
Beispiel: Man lässt den Sack los während der Sack zu Boden fällt, besitzt er immer
weniger Lageenergie (Entfernung zum Boden nimmt ab) und immer mehr kinetische
Energie (Geschwindigkeit nimmt zu).
Der Sack besitzt potentielle Energie gegenüber dem Boden
Der Sack besitzt sowohl potentielle als auch kinetische Energie.
Der Sack besitzt weder potentielle noch kinetische Energie .
Physik
4
Formen von Energie
Energie existiert in vielen verschiedenen Formen, die ineinander umgewandelt werden können.
Beispiele dafür sind mechanische, thermodynamische, magnetische, elektromagnetische,
chemische, elektrische Energie, Strahlungs- und Kernenergie.
Die Gesamtenergiebilanz bleibt bei der Umwandlung von Energie immer gleich, Energie
kann also nicht „erzeugt“ oder „vernichtet“ werden. Dieses grundlegende Prinzip der
klassischen Mechanik nennt man auch Grundsatz der Energieerhaltung.
Energie kann zwar umgewandelt, aber niemals erzeugt oder vernichtet werden.
Wenn man trotzdem von „Energieverlust“ spricht, ist damit die Umwandlung von
einfach nutzbarer Energie in schwierig oder gar nicht nutzbare Energie gemeint. Die
meisten „Energieverluste“ sind Wärmeverluste, da Wärme die niedrigste und am
schlechtesten nutzbare Energieform ist.
Ausnahme: Im Bereich der Quantenmechanik gibt es Prozesse, bei denen Materie und Energie
ineinander umgewandelt werden können (Relativitätstheorie). Aber auch hier gilt zumindest das
Konzept des Erhalts von Energie und Materie.
Beispiel: Ein Gewicht hängt an einer Schnur über
dem Boden: potentielle Energie gegenüber dem
Boden.
Eine elektrische Batterie besitzt potentielle
Energie in chemischer Form.
Magnesium auch. Wenn man ein Magnesiumstück
anzündet (Höhle), wird potentielle Energie in
Form von Wärme und Licht abgegeben.
Abfeuern einer Waffe: Potentielle Energie des
Schießpulvers wird in Bewegungsenergie des
Projektils umgewandelt.
Ein laufender Rotor eines Dynamos besitzt
kinetische Energie. Durch Induktion wird diese in
elektrische Energie umgewandelt.
Elektrische Energie kann als potentielle Energie
oder elektrische Ladung in einem Kondensator
oder in einer Batterie gespeichert bzw. in Arbeit
eines Gerätes oder Wärme umgewandelt werden.
Physik
5
Arbeit
Der Begriff der Arbeit ist eng mit dem der Energie verbunden.
Definition:
Arbeit ist das Produkt der Kraft, die auf einen Körper einwirkt und der Ortsveränderung des
Körpers in Richtung der aufgewendeten Kraft.
Während an einem Körper Arbeit verrichtet wird, wird Energie auf ihn übertragen. Die
Energie, die auf den Körper übertragen wird, entspricht dabei genau der
aufzuwendenden Arbeit.
Bsp. Jemand hebt einen Stein vom Boden auf und legt ihn auf einen Tisch. Danach hat
der Körper mehr potentielle Energie (Lageenergie). Das Aufheben benötigt eine Kraft
(der Schwerkraft entgegengesetzt) – mit der Ortsveränderung (vom Boden auf den
Tisch) multipliziert ergibt dies die verrichtete Arbeit. Die verrichtete Arbeit entspricht
dabei genau der Energiedifferenz.
Der Zusammenhang zwischen Arbeit und Energie zeigt sich deutlich in der gemeinsamen
Maßeinheit Joule.
Definition:
Ein Joule ist jene mechanische Energie, die man benötigt, um eine Masse von 100g einen Meter
hoch zu heben.
ODER
Ein Joule ist jene Arbeit, die man verrichtet, wenn man eine Masse von 100g einen Meter hoch
hebt.
Leistung
Ein weiterer eng mit der Thematik verbundener Begriff ist jener der Leistung. Die
Leistung gibt an, mit welcher Geschwindigkeit Arbeit verrichtet (bzw. Energie
übertragen) wird.
Die Einheit für die Leistung ist das Watt.
Definition:
Eine Leistung von einem Watt wird verrichtet, wenn man eine Arbeit von einem Joule in einer
Sekunde vollbringt.
Physik
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Bsp: Ein am Boden liegender Stein mit einer Masse von 100g wird auf einen 1m hohen
Tisch gelegt. Man benötigt also eine (mechanische) Energie von einem Joule, um diese
Arbeit zu verrichten. Wenn man diese Arbeit in einer Sekunde verrichtet, hat man eine
Leistung von einem Watt vollbracht.
Eine alte (aber immer noch sehr gebräuchliche) Einheit für die Leistung ist die
Pferdestärke (PS). 1 PS entspricht rund 746 Watt. Ein Pferd muss also eine Masse von
74,6 kg einen Meter pro Sekunde heben, um eine Leistung von 1PS zu erbringen.
1) Welche zwei Arten für Energie hast du kennen gelernt? Gib ein Beispiel für jede Art an!
Gib ein Beispiel für einen Vorgang an, bei dem ein Gegenstand beide Arten von Energie
besitzt!
2) Ein Kran zieht eine Last von 3 Tonnen 25m in die Höhe. Welche Arbeit (in Joule) hat er
dabei verrichtet?
3) Der Kran verrichtet die Arbeit aus 2) in 10 Sekunden. Welche Leistung hat er erbracht?
2.3.2 Bestimmen der eigenen Leistung
Kernstück diese Beispiels ist die Bestimmung der eigenen Leistung aller
Teilnehmer/innen. Leider ist es nicht einfach möglich, die Leistung zu bestimmen, da
bei kaum einem Bewegungsablauf exakt messbare Arbeit im physikalischen Sinne
verrichtet wird. Im folgenden werden einige Möglichkeiten vorgestellt, die dennoch
brauchbare Ergebnisse liefern können.
Spitzenleistung
Die Spitzenleistung der Teilnehmer kann recht gut durch den sogenannten
Stufenlauftest ermitteln werden.
Beim Stufenlauftest ist ein kurzes Stück Treppe möglichst schnell zu bewältigen. Dabei
wird je nach Masse und Höhenunterschied eine gewisse Arbeit verrichtet. (Pro 100g
Masse und einem Meter Höhenunterschied eine Arbeit von einem Joule) Ermittelt man
zusätzlich die benötigte Zeit, kann daraus auch die Leistung berechnet werden.
Benötigtes Material, Voraussetzungen
Treppe (Gesamthöhe der Stufen)
Stoppuhr
Arbeitsblatt für jede(n) Teilnehmer/in bzw. gemeinsame Tabelle
Physik
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Im folgenden wird das Beispiel mit drei Stufenläufen über drei verschiedene Höhen (ein,
zwei bzw. drei Stockwerke) vorgestellt. Eine Variante mit mehreren Läufen über eine
Höhe wird am Ende des Beispiels vorgestellt.
Dauerleistung
Die klassische Methode zur Bestimmung der Dauerleistung ist der Ergometer-Test. Auf
einem Ergometer kann man ständig die erbrachte Leistung in Watt zum aktuellen
Zeitpunkt und für einen längeren Zeitraum ablesen.
Für die Durchführung dieses Beispiels würde bereits ein Ergometer genügen, da bereits
zwei bis drei Minuten für eine grobe Einschätzung der Dauerleistung ausreichen.
Falls kein Ergometer vorhanden ist, besteht natürlich auch die wesentlich aufwändigere,
aber sicherlich auch interessante Alternative der Exkursion in ein Fitnesscenter, wo alle
Teilnehmer gleichzeitig ihre Dauerleistung bestimmen könnten und allgemein
wesentlich mehr Daten zur Auswertung gesammelt werden könnten.
Andere Alternativen zum Ergometer-Test sind ebenfalls eher aufwändig bzw. nicht
überall leicht durchführbar.
Denkbare Möglichkeiten wären ein längerer Stufenlauf, falls ein entsprechendes
Gebäude zur Verfügung steht bzw. ein (kurzer und steiler) Berglauf.
Körpermasse
Da für die Bestimmung der verrichteten Arbeit auch die Masse benötigt wird, müssen
alle Teilnehmer/innen gewogen werden.
2.4 Datenerhebung
1. Schritt: Die Masse aller Teilnehmer/innen wird bestimmt und der Höhenunterschied
für die drei Läufe ermittelt. Beides wird ins Arbeitsblatt eingetragen.
Abbildung 41
Name und Körpermasse sowie die Höhenunterschiede werden eingetragen. Größe und BMI sind für weitere Auswertungen bestimmt, werden hier aber nicht berücksichtigt.
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Eine Vorlage für das Arbeitsblatt befindet sich am Ende dieses Beispiels.
2. Schritt: Nun folgt der „aktive Teil“, der Stufenlauf. Mit kurzem Anlauf sollen die
Stufen möglichst schnell überwunden werden. Der Zeitnehmer befindet sich am oberen
Ende des Laufs und beginnt mit der Zeitnehmung, sobald der Läufer die erste Stufe
erreicht hat. Ein Helfer am unteren Ende kann dazu ein akustisches Startsignal geben.
Die Arbeitsblätter werden jeweils am oberen Ende des Laufes deponiert, sodass jeder
Läufer seine Zeit gleich eintragen kann. Auch hier erweist sich ein Helfer zur
Verwaltung der Arbeitsblätter als hilfreich.
Abbildung 42
3. Schritt: Die Ermittlung der Dauerleistung mittels Ergometer ist relativ einfach, da
diese Geräte üblicherweise sowohl die derzeitige Leistung als auch den
Energieverbrauch anzeigen. Eine Zeitspanne von drei Minuten genügt bereits, um eine
gute Abschätzung der Leistungsfähigkeit über einen längeren Zeitraum hinweg zu
erhalten. Die verrichtete Arbeit wird durch die dafür benötigte Zeit dividiert und die
Leistung in Watt ebenfalls ins Arbeitsblatt eingetragen.
Beispiel: Max fährt drei Minuten am Ergometer, das einen Energieverbrauch von 10kJ
anzeigt. Max hat demnach eine Leistung von 10.000J/90s=111W erbracht.
Abbildung 43
Die gelaufenen Zeiten ...
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2.5 Darstellung und Analyse
2.5.1 Arbeit und Leistung
Die weiteren Berechnungen und Analysen können nun gemeinsam in der Klasse
durchgeführt werden.
Zunächst wird für den Stufenlauftest die verrichtete Arbeit und die erbrachte Leistung
berechnet (Abbildung 44).
Eine Arbeit von 1 Joule wird verrichtet, wenn eine Masse von 100g einen Meter gehoben wird.
Wird eine Arbeit von 1 Joule in einer Sekunde verrichtet, ergibt dies eine Leistung von einem
Watt.
Abbildung 44
Auf dem Arbeitsblatt befindet sich ein kleines Diagramm, in der die „Leistungskurve“
für die drei Stufenläufe eingezeichnet wird.
Auf der x-Achse werden die gelaufenen Höhenunterschiede aufgetragen, auf der y-Achse
die Leistung über die jeweilige Höhe.
Damit die Skalen den Gegebenheiten angepasst werden können, wurde keine Einteilung
vorgegeben. Da es hier vorwiegend um die Darstellung der Leistungskurve für jeden
einzelnen Teilnehmer geht, ist hier der Schnittpunkt von x-Achse und y-Achse
ausnahmsweise nicht im Nullpunkt gewählt.
In Abbildung 45 ist der typische Verlauf einer „Leistungskurve“ eingezeichnet.
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Abbildung 45
2.5.2 Auswertungen für die Klasse
Für die folgenden Auswertungen müssen die gewonnenen Daten aller Arbeitsblätter in
einer gemeinsamen Tabelle zusammengefasst werden. Dieser Arbeitsschritt dauert etwa
10 Minuten und kann nur von ein oder zwei Personen durchgeführt werden – etwa einem
Freiwilligen bis zur nächsten Unterrichtsstunde.
Falls die Daten mit Excel ausgewertet werden sollen, wird die Eingabe in eine Tabelle
(wie z.B. „ENERGIE.XLS“) empfohlen (Abbildung 46).
Abbildung 46
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Die folgenden Diagramme und Maßzahlen können zur Auswertung der erhobenen Daten
von Interesse sein. Für die Berechnung bzw. Konstruktion bietet sich eine
Gruppeneinteilung an, wobei jede Gruppe einen Teil der Arbeit übernimmt und die
Ergebnisse sowie die daraus gewonnenen Erkenntnisse präsentiert.
Einzelne Merkmale
Die einfachsten Berechnungen und Darstellungen sind mit einzelnen Merkmalen möglich,
hier nur einige Vorschläge:
• Mittelwert und Varianz von Zeit, Arbeit und Leistung der einzelnen Stufenläufe.
• Säulendiagramme der Zeit bzw. der Leistung für die einzelnen Stufenläufe. Hier
kann man sofort erkennen, dass der Schnellste nicht unbedingt die größte
Leistung erbracht hat und ganz allgemein die Rangfolge ziemlich unterschiedlich
sein wird.
• Kastenschaubilder für die Merkmale Zeit, Arbeit und Leistung
Genaue Anleitungen zur Berechnung und Darstellung all dieser Vorschläge befinden sich
im Arbeitsheft DATENANALYSE MIT EXCEL.
Vergleiche mehrerer Merkmale
Masse - Zeit
Streudiagramm: Masse - Laufzeit
0
5
10
15
20
25
30
20 30 40 50 60 70 80 90
Masse in kg
Zeit
in s 1.Lauf
2.Lauf3.Lauf
Abbildung 47
Physik
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Abbildung 47 zeigt ein Streudiagramm der Merkmale Masse in kg und Laufzeit in s,
wobei alle drei Läufe in einem Diagramm mit unterschiedlichen Farben eingezeichnet
wurden. Jeder Teilnehmer ist also in diesem Diagramm durch drei Punkte vertreten.
Das Beispielsdiagramm zeigt in der horizontalen Ausdehnung die Verteilung der Masse
aller Teilnehmer. Wenn man die Zeiten auf der y-Achse betrachtet, zeigt sich, dass die
Streuung der Werte beim ersten Lauf am geringsten und beim dritten Lauf am größten
ist – Leistungsunterschiede zeigen sich klarerweise bei längeren Läufen deutlicher.
Schließlich kann gesagt werden, dass hier zwischen der Masse und der Laufzeit kein
Zusammenhang erkennbar ist.
Spitzenleistung - Dauerleistung
100
110
120
130
140
150
160
170
200 300 400 500 600 700
Spitzenleistung (1.Lauf) in Watt
Dau
erle
istu
ng (E
rgom
eter
) in
Wat
t
Streudiagramm: Spitzenleistung - Dauerleistung
Abbildung 48
In diesem Diagramm wurde auf der x-Achse die Leistung des ersten Laufs und auf der y-
Achse die Leistung am Ergometer eingetragen. Zusätzlich wurde die Trendgerade
eingezeichnet. Es zeigt sich recht deutlich, dass im Durchschnitt diejenigen Teilnehmer,
die eine höhere Spitzenleistung erbracht haben auch eine höhere Dauerleistung
erbringen konnten.
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Zeit - Leistung
Streudiagramm: Zeit - Leistung
200250300350400450500550600650700
3 3,5 4 4,5 5 5,5
Zeit in s
Leis
tung
in W
Abbildung 49
Im Streudiagramm Zeit – Leistung lässt sich die möglicherweise doch recht erstaunliche
Tatsache deutlich erkennen, dass zwischen der gelaufenen Zeit und der erbrachten
Leistung kaum ein Zusammenhang besteht. Diese Darstellung lässt sich gut mit der
Darstellung der einzelnen Merkmale Zeit bzw. Leistung kombinieren.
Höhe - Leistung
Vergleich: Höhe - Leistung
200250300
350400450500
550600650
0 5 10 15
Höhenunterschied in m
Leis
tung
in W
att
1.Lauf2.Lauf3.Lauf
Abbildung 50
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In Abbildung 50 wurden die Leistungen aller Teilnehmer für die drei Stufenläufe
dargestellt. Der Mittelwert der Leistungen für jeden Lauf wurde eingezeichnet und die
drei Datenpunkte miteinander verbunden. Hier kann man erkennen, dass die Streuung
der Leistung für die drei Läufe im wesentlichen gleich bleibt, die durchschnittliche
Leistung nimmt aber jeweils ab, wobei die Differenz zwischen erstem und zweitem Lauf
deutlich höher ist als zwischen zweitem und drittem Lauf.
Höhe - Zeit
Vergleich: Höhe - Zeit
0
5
10
15
20
25
30
0 5 10 15
Höhenunterschied in m
Zeit
in s 1.Lauf
2.Lauf3.Lauf
Abbildung 51
Im Diagramm in Abbildung 51 wurden die Zeiten aller Teilnehmer wieder für alle drei
Läufe eingezeichnet. Auffallend ist hier eine deutliche Zunahme der Streuung der
Zeiten. Währen im ersten Lauf alle Zeiten in einem Intervall von rund zwei Sekunden
liegt, beträgt das Intervall für den dritten Lauf mehr als zehn Sekunden.
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15
2.6 Weitere Analysen und Vergleiche
2.6.1 Energie und Ernährung
Der menschliche Körper benötigt ständig Energie. Relativ wenig, wenn er in Ruhe ist und
sehr viel, wenn er Spitzenleistungen vollbringt. Die Zufuhr von Energie erfolgt über
Nahrungsmittel, wobei der Energiegehalt unterschiedlicher Nahrungsmittel stark
variiert. Die grundsätzliche Energieversorgung des Körpers wird über ausreichend
vorhandene Reserven ermöglicht, sodass man nicht ständig und für jede Tätigkeit sofort
Energie in Form von Nahrungsmitteln zuführen muss.
Im Vergleich zwischen Energiegehalt von Lebensmitteln und Arbeitsaufwand beim
Stufenlauf wird die Frage gestellt: „Wie viele Stockwerke müsste ich bewältigen, um
den Energiegehalt von 100g dieses Lebensmittels umzusetzen?“ Besonders motivierend
ist diese Aufgabe, wenn jeder Teilnehmer ein anderes Lebensmittel auf seinem
Arbeitsblatt vorfindet, sodass man im Anschluss an die Berechnung Vergleiche anstellen
kann, welche Arten von Lebensmittel besonders viel Energie enthalten bzw. wer
besonders viele Stockwerke laufen müsste um die benötigte Arbeit zu verrichten.
Abbildung 52
Beispiel: Hans hat im ersten Lauf über ein Stockwerk (vgl. Abbildung 44) eine Arbeit
von 1.500J verrichtet. Um 100g Emmentaler mit einem Energiegehalt von 1.700kJ
umzusetzen, müsste Hans 1.700/1,5=1.133,33 Stockwerke bewältigen!
Tabelle 12 zeigt den Energiegehalt einer Reihe von Lebensmittel, die für den Vergleich
verwendet werden können.
Physik
16
Lebensmittel kJ/100g Lebensmittel kJ/100g Lebensmittel kJ/100g
Emmen-taler
1.700
Eiscoup
450
Wurst
1.500
Zuckerl
1.500
Eistüte
550
Gurken
40
Gugelhupf
1.200
Schweins-braten
1.200
Spiesse
700
Zwetschken
240
Paprika
120
Pizza
900
Erdnüsse
2.540
Ei
620
Äpfel
180
Wein-trauben
300
Paradeiser
80
Orangen
150
Bananen
250
Hot Dog
900
Fisch natur
500
Tabelle 12
Physik
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2.6.2 Leistungsabgabe und Leistungsaufnahme
Ein weiterer interessanter Vergleich besteht in der Beantwortung folgender Frage: „Wie
lang könnte man ein Elektrogerät betreiben, wenn man eine Stunde lang am Ergometer
fahren würde?“
Hier wird von zwei vereinfachenden Annahmen ausgegangen: Erstens, dass die über eine
relativ kurze Zeit (etwa drei Minuten) erbrachte Leistung tatsächlich eine ganze Stunde
lang aufrecht erhalten werden könnte und zweitens, dass die Speicherung und Abgabe
von Energie verlustfrei möglich wäre.
Abbildung 53
Beispiel: Hans hat am Ergometer eine Leistung von 130 Watt erbracht (vgl. Abbildung
43). Kann er diese Leistung eine Stunde lang erbringen, ergibt dies 130 Wh (130
Wattstunden oder 0,13 Kilowattstunden). Eine 80 W – Glühbirne benötigt pro Stunde 80
Wh – Hans könnte diese Glühbirne mit einer Stunde Fahren am Ergometer also 130
Wh/80 Wh = 1,625h oder 97,5 min betreiben.
Auch hier ist der Vergleich verschiedener Elektrogeräte besonders interessant. Aus
diesem Grund ist es empfehlenswert, jedem Teilnehmer ein eigenes Elektrogerät
vorzugeben.
Physik
18
Elektrogerät Leistungs-aufnahme in Watt
Elektrogerät Leistungs-aufnahme in Watt
Elektrogerät Leistungs-aufnahme in Watt
Glühbirne
80
Staub-sauger
1.400
Elektro-auto
32.000
Kassetten-rekorder
100
Toaster
1.200
Halogen-lampe
250
Video-recorder
40
Bohr-maschine
600
Monitor
120
Hifi-Gerät
400
Kreissäge
1.200
Mikro-welle
900
Bügeleisen
1.800
Fön
1.500
Auto-radio
140
Näh-maschine
300
Ventilator
100
Glühbirne
25
Wasch-maschine
3.000
Backrohr
2.500
Glühbirne
100
Tabelle 13
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Name: _______________
Masse:
BMI:
Größe:
Spitzenleistung: Stufenlauf
Höhe in m Zeit in s Arbeit in J Leistung in W
1.Lauf
2.Lauf
3.Lauf
Leistung beim Stufenlauf
500520540560580600620640660680700
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13
Höhenunterschied in m
Leis
tung
in W
Dauerleistung: Ergometer
Leistung in Watt: Vergleich Lebensmittel Vergleich Elektrogerät Frage: Wie viele Stockwerke müsste Frage: Wie lange könnte ich dieses ich bewältigen, um den Energiegehalt von Gerät betreiben, wenn ich eine Stunde 100g (bzw. bei Getränken 0,1l) dieses lang am Ergometer fahre? Lebensmittels umzusetzen?
kJ/100g W Antwort: Antwort:
Beispiel: Alex hat eine Masse von 50kg. (=Gewicht von 500N) Er läuft über 17 Stufen und überwindet dabei eine Höhe von 2,5m in 2 Sekunden. Er verrichtet dabei eine Arbeit von 500*2,5= 1250J. Seine Leistung beträgt 1250/2= 625W.
Arbeit: 1 Joule ist jene Arbeit, die man verrichtet, wenn man eine Masse von 100g einen Meter hoch hebt. (Anm. eine Masse von 100g entspricht einem Gewicht von 1 Newton) Wenn man eine
Arbeit von einem Joule in einer Sekunde verrichtet, erbringt man eine Leistung von einem Watt.
BMI = Masse in kg/(Körpergröße in m)²
Physik
20
2.7 Links
http://www.wienerstadtwerke.at/energie/default.htm
Haus Wien Energie, Lehrmaterialien, Allgemeines Informationsmaterial, Persönliche
Beratung, etc.
http://wko.at/up/udb/Html_Ms/index-iex.htm
In der Umweltdatenbank der Wirtschaftskammer findet man viele interessante Daten
zum Thema Energie.
http://www.iea.org/
Site der International Energy Agency (englisch) – Internationale Daten über Energie
http://www.greenpeace.de
Infos zur Energie aus Sicht von Greenpeace im Abschnitt Energie & Solar;
Anregungen für Schulprojekte zum Energiesparen im Abschnitt Kids
http://www.energieinfo.de/
Allgemeine Infos zum Thema Energie.
http://www.energielinks.de/
Viele Links zum Thema Energie.
2.8 Lösungen
1) Potentielle Energie
Beispiel: Gewicht hängt an einer Schnur potentielle Energie gegenüber dem Boden
Kinetische Energie
Beispiel: rollende Kugel
Potentielle und kinetische Energie: schwingendes Pendel, fallender Stein
2) Wird eine Masse von 100g 1m hoch gehoben, wird eine Arbeit von 1 J verrichtet.
für eine Masse von 3t (= 3000kg oder 30000 x 100g) und eine Höhe von 25m bedeutet
dies eine Arbeit von 30000x25 = 750 000J oder 750kJ.
3) Eine Leistung von 1 Watt wird erbracht, wenn eine Arbeit von 1J in einer Zeit von 1s
verrichtet wird
Eine Arbeit von 750 000 J in 10 s bedeutet also eine Leistung von 750000/10=75 000
W oder 75 kW
Physik
21
3 Schätzmeister
3.1 Ausgangspunkt
Schätzungen eignen sich in vielen Themenbereichen zum Kennen lernen, als
Auflockerung zwischendurch, aber auch als Teil einer „normalen Unterrichtseinheit“ in
verschiedenen Fächern. Dieses Beispiel ist als Spiel „Wer wird Schätzmeister?“
aufgebaut, die einzelnen Teile sind aber ebenfalls problemlos einsetzbar.
Im Rahmen des Beispiels wird die Durchführung von Schätzungen von Längenmaßen,
Volumina, Zeit, Masse sowie Temperatur präsentiert.
Das letzte Kapitel enthält einen Vorschlag zur Integration der einzelnen Schätzungen in
einem zusammenhängenden Spiel „Wer wird Schätzmeister?“.
3.2 Ablaufschema
Planung Vorbereitung Definition der Ziele Fragestellungen
Datenerhebung Messen Befragen Beobachten Recherchieren
Darstellung/Analyse Tabellen Diagramme Texte Bearbeiten der Aufgaben
Präsentation Ergebnisse
Stationenbetrieb
Einzelne Merkmale Vergleiche Zusammenfassung
Art und Durchführung der Schätzungen
Physik
22
3.3 Länge mal Breite
3.3.1 Datenerhebung
Für die Schätzung von Längenmaßen eignet sich der Klassenraum sehr gut. Die
Teilnehmer sollen, jeder für sich, auf einem Zettel die geschätzte Länge und Breite des
Klassenraumes notieren. Die Erhebung kann natürlich anonym erfolgen.
3.3.2 Darstellung
Die Zettel werden eingesammelt und an der Tafel oder mithilfe des Computers
dargestellt. Da diese Arbeit nicht von allen gleichzeitig durchgeführt werden kann,
empfiehlt sich ein Stationenbetrieb mit mehreren Gruppen: eine Gruppe listet die
Schätzungen an der Tafel auf, eine zweite Gruppe bereitet ein Streudiagramm vor. Eine
dritte Gruppe nimmt die Vermessung des Raumes vor. Bleiben weitere Gruppen übrig,
können etwa weitere Schätzungen durchgeführt werden.
Abbildung 54 zeigt ein Beispiel für 16 verschiedene Schätzungen der Größe des
Klassenraumes.
Abbildung 54
Für die Darstellung der beiden Schätzungen eignet sich ein Streudiagramm besonders
gut. Dieses Streudiagramm kann ebenfalls an der Tafel oder am Computer entstehen.
Physik
23
Schätzungen - wahrer Wert
4
4,5
5
5,5
6
6,5
7
7,5
15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Länge in m
Bre
ite in
m
Abbildung 55
3.3.3 Analyse
Zur Analyse der Schätzungen bieten sich folgende Aufgaben an:
4) Teile das Streudiagramm in vier Quadranten mit dem wahren Wert als Mittelpunkt! Was
bedeuten die vier Quadranten inhaltlich? Wie viele Schätzungen liegen in den einzelnen
Quadranten? Ist das Ergebnis überraschend?
Im Beispiel liegen fünf Punkte im 1.Quadranten. Eine solche Schätzung bedeutet die
Unterschätzung beider Merkmale.
Im 2.Quadranten liegt kein Punkt.
Im 3.Quadranten befinden sich vier Punkte, dies bedeutet eine Überschätzung sowohl
der Länge als auch der Breite.
Im 4.Quadranten liegt ein Punkt, eine Überschätzung der Länge und Unterschätzung der
Breite.
Weitere vier Punkte liegen auf einer Grenze. Hier wurde die Ausprägung eines Merkmals
richtig geschätzt, die zweite über- oder unterschätzt.
Im Beispiel zeigt sich, dass tendenziell entweder beide Ausprägungen über- oder beide
Ausprägungen unterschätzt werden.
Die tatsächlichen Ausmaße sind besonders gekennzeichnet.
Hier liegen zwei Datenpunkte übereinander.
Physik
24
Schätzungen - wahrer Wert
4
4,5
5
5,5
6
6,5
7
7,5
15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26
Länge in m
Bre
ite in
m
Abbildung 56
3.3.4 Weitere Analysemöglichkeiten
Durchschnittlicher Fehler (mittlere absolute Abweichung)
5) Wie groß ist der durchschnittliche Fehler aller Schätzungen bei der Längen- bzw. bei der
Breitenschätzung ?
a. Absolut
b. Im Verhältnis zum wahren Wert
Die Berechnung des durchschnittlichen Fehlers funktioniert ähnlich der Berechnung des
arithmetischen Mittels mit dem Unterschied, dass alle Messfehler absolut genommen
werden (damit sich positive und negative Werte nicht aufheben). Die Absolutwerte der
Messfehler werden addiert und durch ihre Anzahl dividiert.
Die Berechnung des durchschnittlichen Fehlers ist besonders im Zusammenhang mit der
Erweiterung interessant, da hiermit mehrere Schätzungen gut verglichen werden
können.
1.Quadrant: Diese Schätzungen unter-schätzen sowohl Länge als auch Breite.
Im 3.Quadrant befinden sich Schätzungen, die sowohl Länge als auch Breite überschätzen.
Physik
25
Berechnung der mittleren absoluten Abweichung für die Länge:
Abbildung 57
Die mittlere absolute Abweichung (kurz: der mittlere Fehler) beträgt also 1,6875m. Das
bedeutet, dass die Längenschätzungen im Durchschnitt um rund 1,69m daneben lagen.
Im Verhältnis zur Gesamtlänge bedeutet dies einen Fehler von rund 8%.
Berechnung der mittleren absoluten Abweichung für die Breite:
Abbildung 58
Physik
26
Bei der Breite beträgt der mittlere Fehler 0,65625m oder ~11,9% der tatsächlichen
Breite.
6) Als Zusatzfrage zum Berechnen: Wie hoch würde das Wasser stehen, wenn 100.000 Liter
in den Raum gepumpt werden würden?
3.3.5 Erweiterung: Vergleich von Schätzungen
Als Erweiterungsmöglichkeit bietet sich der Vergleich von Schätzungen an.
Neben der Schätzung der Ausmaße des Klassenraumes, in dem sich die Teilnehmer
gerade befinden, werden die Ausmaße eines weiteren Raumes geschätzt, den die
Schüler ebenfalls gut kennen.
Von beiden Schätzungen wird der durchschnittliche Fehler berechnet und verglichen. Ist
eine Schätzung durchschnittlich besser? Wenn ja, welche? Warum könnte das so sein?
Als Beispiel ist ein Vergleich zweier Schätzungen für den Klassenraum und den
Physiksaal angegeben:
Abbildung 59
In diesem Beispiel ist sowohl die mittlere absolute Abweichung als auch der relative Fehler in % für den Physiksaal größer. Normalerweise ist es auch viel schwieriger, die Ausmaße eines Raumes zu schätzen, in dem man sich nicht befindet!
Physik
27
3.4 Zeit
Die rascheste Möglichkeit, von jedem Teilnehmer eine Schätzung für die Zeit zu
bekommen, ist das Bilden von Zweierteams, wobei jedes Team eine Uhr mit
Sekundenzeiger benötigt.
Der Zeitnehmer gibt ein Zeichen für Start und der „Schätzer“ gibt seinerseits ein
„Stopp“-Zeichen, wenn er glaubt, dass die vorgegebene Zeitspanne, etwa eine Minute,
vorüber ist.
Tipps:
Die vereinbarten Zeichen sollten möglichst nur
optisch erfolgen, damit andere Teams nicht
gestört werden.
Eine gemeinsame Durchführung mehrerer
Schätzungen würde das Ergebnis ebenfalls sehr
fehleranfällig machen.
Bei der Zeitschätzung sollte außerdem versucht
werden, nicht im Geist mitzuzählen oder
mitzuwippen o.ä.
Der Zeitnehmer notiert die tatsächlich verstrichene Zeit zwischen „Start“ und „Stopp“
und der Vorgang wird mit vertauschten Rollen wiederholt.
Die Darstellung der Ergebnisse kann in einer Tabelle (Abbildung 60) oder anschaulicher
in einem Liniendiagramm (Abbildung 61) oder einem geeigneten Histogramm erfolgen.
Abbildung 60
Zur Darstellung in einem Histogramm siehe auch das Arbeitsheft Datenanalyse mit Excel!
Physik
28
Zeitspanne: 60 Sekunden
0
1
40 45 50 55 60 65 70
Schätzungen in s
Abbildung 61
Interpretation:
Im vorliegenden Beispiel ist die Tendenz, die Zeitspanne zu unterschätzen, deutlich zu
bemerken. Der durchschnittliche Fehler (die mittlere absolute Abweichung) beträgt 5
Sekunden. (Berechnung: siehe Schätzungen zu Längenmaßen)
Als mögliche Erweiterung wird der Test mehrere Male hintereinander durchgeführt und
überprüft, ob es mit der Zeit zu einer besseren Einschätzung kommt. Dazu wird die
Abweichung jedes einzelnen Teilnehmers sowie der durchschnittliche Fehler berechnet.
3.5 Masse
Für die Schätzung der Masse wird ein Gegenstand benötigt, dessen Masse bekannt ist.
Die Darstellung der Ergebnisse kann wie bei der Zeit durch ein Liniendiagramm, ein
Histogramm und die Berechnung des mittleren Fehlers erfolgen.
Bei der Schätzung der Masse sind einige interessante Vergleiche möglich.
3.5.1 Links Rechts
Für diesen Vergleich werden zumindest zwei Gegenstände benötigt. Ein Gegenstand
wird mit dem rechten Arm gehoben, der andere mit dem linken Arm. Es wird überprüft,
ob sich Schätzungen für die Masse auffallend unterscheiden.
Falls beide Gegenstände nicht die gleiche Masse haben, was jedenfalls zu empfehlen
wäre, können die Schätzungen nur anhand der prozentuellen Abweichungen von der
tatsächlichen Masse verglichen werden. Jeder Teilnehmer berechnet seine eigenen
beiden Abweichungen vom wahren Wert. Danach werden alle Ergebnisse in einem
Streudiagramm dargestellt.
3.5.2 Davor Danach
Zunächst wird ein relativ schwerer Gegenstand einige Zeit lang gehalten. Erst danach
wird der zu schätzende Gegenstand gehoben. Wird die Schätzung durch diese
Physik
29
Durchführung beeinflusst. Auch hier können mehrere Schätzungen wiederum anhand des
durchschnittlichen Fehlers verglichen werden.
3.6 Temperatur
Für die Temperaturschätzung eignet sich etwa eine
kleine Wanne (Eimer o.ä.) mit Wasser, wo alle
Teilnehmer mehr oder weniger gleichzeitig ihre
Hand reinhalten und eine Schätzung abgeben
können.
3.7 „Wer wird Schätzmeister?“
Für die Durchführung mehrere Schätzungen bietet sich die Zusammenfassung in einem
Spiel an.
Für eine gemeinsame Punktewertung aller Schätzdisziplinen benötigt man jeweils den
wahren Wert sowie die einzelnen Schätzungen. Daraus wird die prozentuelle
Abweichung jeder Schätzung vom wahren Wert berechnet.
Für eine Abweichung bis zu 5% können etwa 5 Punkte, bis 10% drei Punkte und bis 20%
ein Punkt vergeben werden. Wer am Ende die meisten Punkte gesammelt haben, erhält
den Titel „Schätzmeister“.
Dieses einfache Spiel eignet sich auch für andere Fächer und Fachgebiete, für
allgemeine Wiederholungen, Wissensfragen, den spielerischen Einstieg in ein neues
Themengebiet sowie die Kombination all dieser Elemente.
Physik
30
Wer wird Schätzmeister? Name:_________________ Fach:___________________ Klasse:___
Inhalt Schätzung Wahrer Wert Abweichung in % Punkte
Länge _______ ________ _________ ____
Zeit _______ ________ _________ ____
Masse _______ ________ _________ ____
Temperatur _______ ________ _________ ____
Erreichte Punkte:____________
Abbildung 62
Physik
31
3.8 Lösungen
4) In Abbildung 63 sind die Quadranten eingezeichnet.
Schätzungen - wahrer Wert
4
4,5
5
5,5
6
6,5
7
7,5
15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26Länge in m
Bre
ite in
m
Abbildung 63
Die Abbildung zeigt, dass die Länge und Breite entweder unter- oder überschätzt wurden.
Links oben (Überschätzen der Breite und Unterschätzen der Länge) und rechts unten
(Überschätzen der Länge und Unterschätzen der Breite) kommen nicht vor. Zwei mal
wurde mit der Schätzung der Länge und einmal mit der Schätzung der Breite der wahre
Wert getroffen.
5) Zwei Möglichkeiten:
Berechnung der mittleren absoluten Abweichung: Ähnlich der Berechnung des Mittelwerts
mit dem Unterschied, dass alle Messfehler absolut genommen werden (damit sich positive
und negative Werte nicht aufheben).
Physik
32
Berechnung der mittleren absoluten Abweichung für die Länge:
Abbildung 64
Die mittlere absolute Abweichung (kurz: der mittlere Fehler) beträgt also 1,9m. Das
bedeutet, dass die Längenschätzungen im Durchschnitt um 1,9m daneben lagen. Im
Verhältnis zur Gesamtlänge bedeutet dies einen Fehler von 9,5%.
Berechnung der mittleren absoluten Abweichung für die Breite:
Abbildung 65
Bei der Breite beträgt der mittlere Fehler 0,7m oder ~12,7% der tatsächlichen Breite.
6) 20m x 5,5m ergibt eine Grundfläche von 110m². 110m3 Wasser (oder 110 000l würden
also einen Meter hoch stehen)
100.000l würden demnach eine Höhe von ~91cm erreichen.
Physik
33
4 Körpermaße
4.1 Ausgangspunkt
Messungen stellen einen wichtigen Bestandteil praktischer Arbeit in der Physik dar. In
diesem Beispiel werden einige einfache Messungen durchgeführt und in einer kleinen
Datenbank zur Darstellung und späteren Weiterverwendung festgehalten. Dieses Beispiel
eignet sich vor allem auch für jüngere Schüler und zu Beginn eines Schuljahres.
4.2 Ablaufschema
Planung Vorbereitung Definition der Ziele Fragestellungen
Datenerhebung Messen Befragen Beobachten Recherchieren
Darstellung/Analyse Tabellen Diagramme Texte Bearbeiten der Aufgaben
Präsentation Ergebnisse
Durchführen der Messungen
Darstellungen und Vergleiche entsprechend der Eigenschaften der Merkmale
Welche Merkmale sollen erhoben werden? Wie führt man Messungen durch? Messfehler
Physik
34
4.3 Planung
In diesem Beispiel sind die Schüler selbst die Merkmalsträger, die Messungen werden
also an ihnen durchgeführt. Einerseits gelangt man so zu einigen interessanten Daten,
die auch später für verschiedene Zwecke verwendet werden können, andererseits ist die
Erhebung relativ einfach, da alle zu untersuchenden Personen ohne Probleme zugänglich
sind. Im folgenden wird die Erhebung und Analyse der Merkmale Alter, Körpergröße,
Masse, Größe der Handfläche und Augenfarbe dargestellt, bei Bedarf kann eine Vielzahl
weiterer Merkmale nach demselben Schema erhoben werden.
Messfehler
Physikalische Messungen sind stets mit Fehlern behaftet. Diese Feststellung klingt
zunächst etwas übertrieben, bei näherer Betrachtung stellt sie sich aber als zutreffend
heraus. Gleichzeitig kann man glücklicherweise feststellen, dass dieser Fehler zumeist
gar keine Rolle spielt oder zumindest kontrollierbar ist.
Was ist ein Messfehler? Wie kann es zu einem Messfehler kommen?
Mit einer Messung wird versucht, die Ausprägung eines Merkmals zu bestimmen, etwa
die Masse einer Person, die Länge einer Holzleiste, die Zeitdauer eines Vorganges.
Ein Messfehler bedeutet, dass der gemessene Wert vom „wahren Wert“ (dem
tatsächlichen Wert) abweicht.
Beispiel: Hans möchte seine Körpermasse messen. Er stellt sich auf eine (fehlerhafte)
Waage, die bereits ohne Belastung einen Wert von „5kg“ anzeigt. Die Waage zeigt eine
Belastung von 63kg an, obwohl Hans tatsächlich nur 58kg wiegt. Hier liegt ein
Messfehler von 5kg vor.
Systematischer Fehler Zufälliger Fehler
Eine wichtige Unterscheidung von Messfehlern ist die in systematische und zufällige
Fehler.
Ein Messfehler wird als systematisch bezeichnet, wenn er bei mehreren Messvorgängen
immer dieselbe Struktur aufweist.
Beispiel: Vergleiche das obige Beispiel! Eine Waage, die bereits ohne Belastung 5kg
anzeigt, wird bei jedem Wiegevorgang 5kg zuviel anzeigen. Diese Art von Fehler wird
systematisch genannt.
Der zufällige Fehler beeinflusst die Messergebnisse in nicht vorhersehbarer und
unterschiedlicher Weise.
Physik
35
Beispiel: Bei einem 100m-Lauf stoppen 5 Personen die Zeit eines einzigen Läufers. Die
Messungen werden je nach Wahrnehmung und Reaktionszeit kaum auf 1/100s gleich
sein.
Umgang mit Messfehlern
Dem systematischen Fehler kann man nur beikommen, indem man die Messgeräte
sorgfältig auswählt und auch die Messungen selbst sorgfältig durchführt. Die Messgeräte
sollten geeicht und kalibriert sein und nur für den geeigneten Messbereich verwendet
werden.
Der zufällige Fehler kann durch die mehrmalige Wiederholung der Messung unter
gleichen Ausgangsbedingungen gering gehalten werden. Als Schätzwert für den „wahren
Wert“ wird der Mittelwert der einzelnen Messungen verwendet.
4.4 Datenerhebung
Die Erhebung der Daten erfolgt am besten in Gruppen, die die einzelnen Stationen
durchlaufen und ihre Messungen in einer persönlichen Tabelle zusammenfassen.
4.4.1 Alter
Das Alter ist eigentlich kein „physikalisches Merkmal“ und braucht natürlich nicht
gemessen zu werden. Für spätere Vergleiche etwa der Merkmale Körpergröße oder
Masse ist die gleichzeitige Erhebung des Alters allerdings sinnvoll.
4.4.2 Körpergröße
Die Körpergröße kann am besten mit dem Messgerät des Schularztes bestimmt werden,
die Messung mit einem am Türstock montierten Maßband und einem dicken Buch ist
aber ebenfalls problemlos möglich.
4.4.3 Masse
Eine normale Personenwaage eignet sich nicht nur zur Bestimmung der Körpermasse,
sondern auch zur Demonstration von Messfehlern.
Eine Waage mit digitaler Anzeige zeigt etwa die Masse nur auf ein halbes Kilogramm
genau an. Dazwischen muss demnach ab- oder aufgerundet werden. Eine Person, die
etwa 59,76 kg wiegt, sollte immer (wenn nicht zusätzlich ein zufälliger Fehler vorliegt)
stets 60kg auf die Waage bringen, ihre Masse wird also systematisch um 0,24 kg
überschätzt.
Die meisten Waagen mit analoger Anzeige sind sehr anfällig gegenüber Veränderungen
der Messbedingungen, wobei die Messungen durchaus im Bereich von 1-2 Kilogramm
Physik
36
schwanken können. Diesem zufälligen Fehler ist durch mehrere Messungen
beizukommen.
4.4.4 Augenfarbe
Obwohl es auch beim Merkmal Farbe einen fließenden Übergang im wahrnehmbaren
Bereich von rot bis violett gibt, unterscheidet man für gewöhnlich nur wenige
Augenfarben. Der Detaillierungsgrad sollte auch hier nicht zu groß gewählt werden.
4.4.5 Größe der Handfläche
Für die Bestimmung der Größe der Handfläche verwendet man kariertes Papier, auf dem
die Umrisse der flachen Hand nachgezogen werden.
Nun werden alle Kästchen, die die eingezeichnete Handfläche berührt, nummeriert.
Die Anzahl der Kästchen, die von der Handfläche ganz umschlossen werden, werden
spaltenweise gezählt und notiert.
Auch die Kästchen, durch die die Handfläche nur am Rand laufen, werden markiert,
jedoch extra. Wie soll mit den teilweise markierten Kästchen umgegangen werden?
Zählt man diese Kästchen voll, wird die Fläche sicher um einiges überschätzt. Läßt man
die Kästchen ganz weg, wird die Fläche ziemlich stark unterschätzt. Der einfachste
Mittelweg liegt darin, alle nur teilweise gefüllten Kästchen als ½-voll zu betrachten.
Obwohl man auch hier jeweils einen Fehler machen wird, kann man annehmen, dass
dieser Fehler nicht allzu groß sein wird.
Abbildung 66
Physik
37
4.5 Darstellung & Analyse
Für die gemeinsame Darstellung müssen die Daten aller Schüler in einer Tabelle
zusammengefasst werden.
Tabelle 14 zeigt eine kurze Übersicht zu den dargestellten Merkmalen.
Merkmal Skalenniveau Maßzahlen Diagramme Regression mit Anmerkungen
Alter metrisch Lage-, Streuungsmaße Säulendiagramm, Histogramm, Kastenschaubild
Größe, Masse, Handfläche
Bei Schülern eines Jahr-gangs weniger bedeutend
für Vergleiche mehrerer Jahrgänge
Größe metrisch w.o. w.o. Masse, Handfläche
Masse metrisch w.o. w.o. Größe
Fläche der Hand
metrisch w.o. w.o. Größe
Augen-farbe
nominal Häufigkeiten Säulendiagramm der Gruppen
-
Tabelle 14
Die folgenden Abbildungen zeigen einige Diagramme zur Darstellung der Daten von 20
Schülern. Für eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen Darstellungs- und
Analysemöglichkeiten sei auf das Arbeitsheft DATENANALYSE MIT EXCEL verwiesen, das
sich diesem Thema ausführlich widmet.
Abbildung 67
Physik
38
Histogramm: Körpergröße
0
1
2
3
4
5
6
(0-1
,50]
(1,5
0-1,
55]
(1,5
5-1,
60]
(1,6
0-1,
65]
(1,6
5-1,
70]
(1,7
0-1,
75]
(1,7
5-1,
80]
Größe
Anz
ahl
Histogramm: Masse
0,000
0,010
0,020
0,030
0,040
0,050
0,060
30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90
Klassen
rela
tive
Häu
figke
it/K
lass
enbr
eite
Säulendiagramm: Augenfarbe
0
1
2
3
4
5
6
7
8
9
braun blau grün grau
Augenfarbe
Häu
figke
it
Streudiagramm: Größe - Masse
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
1,4 1,5 1,6 1,7 1,8
Größe in m
Mas
se in
kg
Kastenschaubild: Handfläche
120 130 140 150 160 170
Fläche in cm²
Physik
39
5 Wetter
5.1 Ausgangspunkt
Unter „Wetter“ versteht man den Zustand der Atmosphäre zu einer bestimmten Zeit an
einem bestimmten Ort. Meteorologen unterscheiden 100 verschiedene Wetterzustände,
von Schönwetter über Nebel bis zum Eisregen.
Im Beispiel „Wetter“ werden verschiedene Wetterdaten über einen längeren Zeitraum
gesammelt und dargestellt.
5.2 Ablaufschema
Planung Vorbereitung Definition der Ziele Fragestellungen
Datenerhebung Messen Befragen Beobachten Recherchieren
Darstellung/Analyse Tabellen Diagramme Texte Bearbeiten der Aufgaben
Präsentation Ergebnisse
Tägliches Ablesen der Messeinrichtungen
Einzelne Merkmale Vergleiche Zusammenfassung
Welche Merkmale können erhoben werden? Wie kann die Erhebung erfolgen? Welcher Zeitraum kann abgedeckt werden? Basteln einer Wetterstation
Physik
40
5.3 Planung
In der Planungsphase muss geklärt werden, welche Merkmale des Wetters erhoben
werden sollen und wie die Messung erfolgen kann. In Zusammenhang mit diesem Thema
sind je nach verfügbaren Mitteln und Geräten eine Vielzahl von Merkmalen vorstellbar,
dieses Beispiel beschränkt sich auf die Erhebung der Merkmale Temperatur,
Niederschlag, Luftdruck, Luftfeuchtigkeit und Wetterlage.
Für die Durchführung des Beispiels wird eine Wetterstation benötigt, die möglicherweise
in Zusammenarbeit mit dem Werkunterricht hergestellt werden kann. Die Konstruktion
einer solchen Wetterstation wird im folgenden im Hinblick auf die zu erhebenden
Merkmale beschrieben.
5.3.1 Temperatur
Die Temperatur gibt die Wärme der Luft an
und wird meist mit einem Quecksilber-
thermometer gemessen. Störende Einflüsse,
wie vor allem die Sonneneinstrahlung, aber
auch die Abstrahlung vom Boden oder von
Gebäuden, sollen möglichst gering gehalten
werden. Aus diesem Grund erfolgt die
Temperaturmessung idealer weise in einem
Temperatur- bzw. Wetterhäuschen, das auf
freier Fläche zwei Meter über dem Boden
angebracht wird. Damit werden alle
störenden Einflüsse möglichst
hintangehalten. Mit einem geeigneten
Thermometer kann zusätzlich das
Temperaturminimum bzw. – maximum
gemessen werden.
5.3.2 Niederschlag
Unter Niederschlag versteht man jenes Wasser, das in flüssigem oder festem Zustand
vom Himmel fällt und wird üblicherweise in Millimeter Wassersäule angegeben. Man
unterscheidet Regen, Schnee, Hagel, Graupel, Tau, Reif und Nebel. Die Messung des
Niederschlages sollte ebenfalls auf freier Fläche erfolgen, damit der Niederschlag nicht
abgeschirmt wird. Außerdem muss darauf geachtet werden, dass das Wasser nicht gleich
wieder verdunstet. Aus diesem Grund empfiehlt sich eine große Schale, die
trichterförmig in eine kleine Flasche mündet. Da der Trichter einen viel größeren
Physik
41
Durchmesser als die Flasche hat, muss die Wassersäule entsprechend umgerechnet
werden.
Beispiel: Der Durchmesser des Auffangtrichters beträgt einen Meter, die Flasche hat
einen Durchmesser von 10 cm. Die Auffangfläche beträgt also 22 14,31 m≈π , die Grund-
fläche der Flasche beträgt 22 0314,01,0 m≈π .
Wenn also in der Flasche das Wasser 100mm hoch steht, bedeutet dies einen
Niederschlag von 1mm.
5.3.3 Luftdruck
Unter dem Luftdruck versteht man das Gewicht, das die Luftsäule auf die Erdoberfläche
ausübt. Der Luftdruck wird in Hektopascal (hPa) gemessen. Er beträgt auf Meereshöhe
im Durchschnitt etwa 1.013 hPa und nimmt mit der Höhe ab. Die Messung des Luftdrucks
erfolgt mit dem Barometer, der im Wetterhäuschen platziert werden kann.
5.3.4 Luftfeuchtigkeit
Die Luftfeuchtigkeit gibt den Gehalt an Wasserdampf in der Atmosphäre an. Sie wird mit
einem Hygrometer gemessen und gibt die absolute Luftfeuchtigkeit in Gramm Wasser
pro m³ Luft an. Die im Wetterbericht meist angegebene relative Luftfeuchtigkeit ist das
Verhältnis der Luftfeuchtigkeit zur maximalen Luftfeuchtigkeit bei dieser Temperatur
(Sättigungsmenge). Die Sättigungsmenge steigt mit der Temperatur.
5.3.5 Wetterlage
Wie bereits in der Einleitung erwähnt, unterscheiden Meteorologen 100 Wetterlagen. So
genau muss die Erhebung natürlich nicht sein, eine Beschränkung auf fünf grundlegende
Wetterlagen (Sonne, leicht bewölkt, stark bewölkt, Regen, Schnee) ist sicherlich
ausreichend. Die Wetterlage wird nicht gemessen, sondern gemeinsam bestimmt und
notiert.
5.4 Datenerhebung
Die Erhebung der Daten erfolgt täglich möglichst immer zum selben Zeitpunkt, etwa vor
der ersten Stunde. Um eine ausreichende Anzahl an Daten zu gewinnen, sollte der
Erhebungszeitraum mindestens einen Monat, wenn möglich auch länger sein. Außerdem
muss geklärt werden, ob die Daten auch an unterrichtsfreien Tagen erhoben werden
können.
Die Wetterdaten werden am besten in einer Excel-Tabelle eingegeben.
Physik
42
Abbildung 68
Abbildung 69
5.5 Darstellung und Analyse
5.5.1 Temperatur
Zu Beginn der Auswertung werden die einzelnen Merkmale näher betrachtet und mit
Diagrammen dargestellt.
Als erstes wenden wir uns dem Merkmal Temperatur zu. Abbildung 70 zeigt ein
Liniendiagramm für die Maximal- und die Minimaltemperatur jedes Tages. Die
gemessenen Datenpunkte werden durch Punkte dargestellt, die jeweils durch Linien
miteinander verbunden sind. Ein solches Diagramm dient der Darstellung der
Ausprägungen eines Merkmals (hier: Temperatur in °C), die über einen Zeitraum immer
wieder gemessen werden.
Physik
43
Zeitreihe: Temperatur
-5
0
5
10
15
20
25
30
Tag
1
Tag
2
Tag
3
Tag
4
Tag
5
Tag
6
Tag
7
Tag
8
Tag
9
Tag
10
Tag
11
Tag
12
Tag
13
Tag
14
Tag
15
Tag
16
Tag
17
Tag
18
Tag
19
Tag
20
Tag
21
Tag
22
Tag
23
Tag
24
Tag
25
Tag
26
Tag
27
Tag
28
Tag
29
Tag
30
Tag
31
Tag
Tem
pera
tur i
n°C
Temperaturminimum Temperaturmaximum
Abbildung 70
Temperaturamplitude
14
16,5
3,4
10
1,4
4,6
7 7,2
2,4 2,1
45,4
4,5
8,7
3,9
11,8
5
1,2
5,5
2,4
15,5
13,9
16,5
6,4
14,4
9,8
16,9
18,6
0
2
4
6
8
10
12
14
16
18
20
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28
Tag
Am
plitu
de in
°C
Abbildung 71
In Abbildung 71 wird die tägliche Temperaturamplitude, also die Differenz zwischen
Maximal- und Minimaltemperatur dargestellt. Die beiden Kastenschaubilder aus
Abbildung 72 stellen die Quartile der beiden Merkmale maximale und minimale
Tagestemperatur dar. Da die beiden Diagramme gleich große Skalenabstände haben,
kann man sofort erkennen, dass das Temperaturmaximum eine viel höhere Streuung
aufweist als das Temperaturminimum.
Wien, 3.-30.4.2001
Wien, 3.-30.4.2001
Physik
44
Kastenschaubild: Temperaturminimum
-10 -5 0 5 10 15 20
Temperatur in °C
Kastenschaubild: Temperaturmaximum
0 5 10 15 20 25 30
Temperatur in °C
Abbildung 72
5.5.2 Luftdruck
Tabelle 15 und Abbildung 73 zeigen die
Auswertungen des Merkmals Luftdruck.
Zu beachten ist, dass im Diagramm der
Schnittpunkt zwischen x- und y-Achse
ausnahmsweise nicht im Nullpunkt
gewählt wurde.
Minimum 1004
1.Quartil 1010
Median 1014
3.Quartil 1018,25
Maximum 1026
Mittelwert 1014
Varianz 31,79
Tabelle 15
Wien, 3.-30.4.2001
Wien, 3.-30.4.2001
Physik
45
Zeitreihe: Luftdruck
990
995
1.000
1.005
1.010
1.015
1.020
1.025
1.030
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28
Tag
Luftd
ruck
in h
Pa
Abbildung 73
5.5.3 Niederschlag
Die Darstellung des Niederschlags erfolgt am besten in einem Säulendiagramm
(Abbildung 74), wobei keine Abstände zwischen den Säulen gelassen werden sollten.
Niederschlag
02468
1012141618202224262830
1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28
Tag
Nie
ders
chla
g in
mm
Abbildung 74
Physik
46
5.5.4 Luftfeuchtigkeit
Das Merkmal Luftfeuchtigkeit wird wieder mit einem Liniendiagramm dargestellt.
5.5.5 Wetterlage
Als einziges nominal skaliertes Merkmal wird die Wetterlage am besten mit einem
Balken- oder Säulendiagramm dargestellt (Abbildung 75). Zum Vergleich der Häufigkeit
des Auftretens verschiedener Wetterlagen kann zum Beispiel auch ein Tortendiagramm
herangezogen werden (Abbildung 76).
Wetterlagen im April
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11
regnerisch
stark bewölkt
wolkig
sonnig
Anzahl Tage
Abbildung 75
Wetterlagen im April
5 Tage
6 Tage
7 Tage
10 Tage
regnerisch stark bew ölkt w olkig sonnig
Abbildung 76
Physik
47
Im Hinblick auf den Versuch einer eigenen Wettervorhersage ist aber nicht nur die
Darstellung und Analyse einzelner Merkmale von Interesse. Man könnte versuchen, aus
dem Zusammenhang zweier oder mehrerer Variablen Prognosen für zukünftige
Entwicklungen zu stellen. Leider ist die Vorhersage des Wetters allerdings so komplex,
dass diese mit den erhebbaren Daten kaum möglich ist. Auch aus dem Vorhandensein
von Druck- oder Temperaturunterschieden kann nicht wirklich auf die Wetterlage oder
die Niederschlagsmenge des nächsten Tages geschlossen werden.
Quellen und Links
Fließbach Thorsten: Statistische Physik; Spektrum Verlag, 2. Aufl., 1995,
Heidelberg; ISBN 3-86025-715-3
Weberruß V.A.: Quantenphysik im Überblick; Oldenbourg Verlag; 1998; München,
Wien; ISBN 3-486-24418-3
Treitz N.: Spiele mit Physik; Verlag Harri Deutsch; Frankfurt; ISBN 3-87144-632-7
Gibbs K.: The resourceful physics teacher; 1999; Institute of Physics Publishing;
London; ISBN 0-7503-0581-9
Morris A.S.: The Essence of Measurement; 1996; Prentice Hall;
ISBN 0-13-371675-9