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2019 Physikalische Chemie I

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2019

Physikalische Chemie I

Physikalische Chemie I

Dozenten:

Vorlesung

Prof. Dr. Cornelia Palivan (Tel: 0612673839 [email protected])

Prof. Dr. Wolfgang Meier (Tel: 0612673802 [email protected] )

Übungen:

• Dr. Anja Car (Tel: 0612075793 [email protected])

• Dr. Martina Garni (Tel: 0612075789, [email protected])

• Dr. Dalin Wu (Tel: 0612071028, [email protected])

Physikalische Chemie I

Format: Vorlesung, Übungen

Zeit: Vorlesung: Do, 10:15 -12h, Grosser Hörsaal PC 3.10

Fr, 10:15 -12h, Grosser Hörsaal PC 3.10

Übungen: Di, 10:15-11h, Grosser Hörsaal PC 3.10

(26.02.2019)

www.chemie.unibas.ch > Chemistry online > Physikalische Chemie 1:

- enthält Vorlesungsunterlagen jeweils 1,2 Tage vor der Vorlesung zum

Ausdrucken

- allgemeine Informationen

- Übungsblätter

Inhalt

1. Einleitung

2. Gase (ideale Gase, reale Gase, kinetische Gastheorie)

3. Der 1. Hauptsatz der Thermodynamik

4. Der 2. Hauptsatz der Thermodynamik

5. Physikalische Umwandlungen reiner Stoffe

6. Die Eigenschaften einfacher Mischungen

7. Phasendiagramme

1. Thermodynamik

Inhalt

1. Das chemische Gleichgewicht

2. Das Geschwindigkeit chemischer Reaktionen

3. Die Kinetik zusammengesetzter Reaktionen

2. Kinetik

P. Atkins, J. de Paula, “Physikalische Chemie”, Wiley-VCH

Verlag GmbH& Co, 2013

G. Wedler, H-J. Freund, „Lehrbuch der Physikalischen

Chemie“, Wiley-VCH Verlag GmbH& Co, 2013

F. Bergler, « Physikalische Chemie », Wiley-VCH Verlag

GmbH& Co, 2013.

B. Poirier, « A conceptual guide to Thermodynamics », Wiley&

Sons LTD, 2014.

Weiterführende Literatur:

Physikalische Chemie I

Warum beschäftigen wir uns mit Thermodynamik und Kinetik ?

• Warum liefert eine chemische Reaktion ein bestimmtes Produkt

und nicht ein anderes?

• Warum faltet sich ein Protein in einer bestimmten Art?

• Warum bilden sich Wassertropfen aus Wolken?

• Warum wird Salat matschig, wenn man ihn länger stehen lässt?

• Warum liefert eine Batterie elektrischen Strom?

• Warum kommen sich Moleküle nicht näher?

• …

Actuelle Entdeckungen

Galaxie

100000 Lj

10 - 1000 m

2 - 10 nm

Biomolekülen: DNA, Proteine

Neue Materialien

Physikalische Chemie

Ideen, die man nicht überprüfen kann, haben nichts mit Wissenschaft zu

tun.

Zur Physikalische Chemie gehört auch die Mathematik.

Die Mathematik bereitet oft Schwierigkeiten > das Erlernen dieses

wichtigen Bestandteils der physikalischen Chemie so einfach wie

möglich zu machen.

Einleitung: Lernziele

Die Aggregationszustände der Materie

Der feste Zustand

Der flüssige Zustand

Lösungen

Der Gaszustand

Die Aggregationszustände der Materie

Klassische Aggregationszustände

Der feste Zustand

Der flüssige Zustand

Der Gaszustand

Wärme

Nichtklassische Aggregationszustände: Plasma

Plasma in einer

Plasmalampe

Sonnenatmosphäre

Polarlicht

Wird in anderen PC-i

Vorlesungen diskutiert…

Klassische Aggregationszustände: Beispiele

Der feste Zustand

Festkörper : Substanzen die volumenkonstant und formelastisch sind.

Beispiele: Kristalle und Gläser

Eingefrorene Flüssigkeiten oder

Festkörper

Actuelle Entdeckungen

Graphenkristalle: Konstantin Novoselov und Andre Geim –

Nobelpreis für Physik (2010).

Der flüssige Zustand

o Viskosität = ein Mass für die Fliessfähigkeit

einer Flüssigkeit ().

o Die Flüssigkeiten können beliebige Formen annehmen.

o Die Kompressibilität von Flüssigkeiten ist mit der von Festkörpern

vergleichbar.

o Die Molekülen sind freibeweglich > keine geordnete Struktur.

o Oberhalb des Schmelzpunktes > die ganze Probe geht in eine

strukturlose Flüssigkeit über.

RT

E

e

E > Zwischenmolekulare

Wechselwirkungen

R = 8.314 J/K mol

T = Temperatur

Viskosität

Einheiten:

SI: [] = Pa·s

CGS: [] = P (Poise)

1Pa·s = 10 P

Aktuelle Entdeckungen

Wassertrophen: 200000 Bilder/ Sekunde (2012)

Lösungen

o Die Molarität: Wenn man 1 mol einer Substanz in soviel

Lösungsmittel löst, dass man gerade 1dm3 Lösung erhält.

Einheit: mol/dm3 =1M

o Die Molalität: die Substanzmenge, geteilt durch die Masse des

Lösungsmittel.

Einheit: mol/kg

o Solvatation = Ionenkristalle lösen sich oft in

Lösungsmitteln.

o Hydratation: Wasser als Lösungsmittel

o Die Konzentration = Substanzmenge/Volumeneinheit

der Lösung.

Einheit: mol/ L, mol/dm3

Beispiele

o In einer wässrigen 1M NaCl- Lösung sind Na+ und Cl- im Durchschnitt

1 nm voneinander entfernt > es passen 3 H2O Moleküle dazwischen.

Cl - Na +

o In einer wässrigen 0.01M NaCl- Lösung sind Na+ und Cl- weiter

voneinander entfernt > es passen 10 H2O Moleküle dazwischen.

o In einer sehr verdünnten wässrigen NaCl- Lösung > die

Wechselwirkungen zwischen Ionen spielen keine Rolle mehr.

1M H2O Moleküle

Der Gaszustand

o Ein Gas ist eine Form der Materie, die jedes Gefäss, in das man sie

gibt, vollständig ausfüllt.

o Der mittlere Abstand zwischen den Molekülen >> Moleküldurchmesser.

p=1bar p=10 bar

o Zwischenmolekulare Wechselwirkungen spielen keine Rolle (beim

niedrigen Druck).

Ar

Aktuelle Entdeckungen

Der Pferdekopfnebel

1. Gase: Lernziele

o Die Zustände der Gase

o Der Nullte Haupsatz der Thermodynamik; Temperaturskala

o Das Boyle’sche Gesetz-, das Charles Gesetz, Gay-Lussac’sche Gesetz;

die Avogadro’sche Hypothese

o Das perfekte Gasgesetz

o Zustandfunktionen, partielle Ableitungen, totales Differential

o Gasmischungen; das Dalton’sche Gesetz

o Der Unterschied zwischen realen Gasen und perfekten Gasen

o Die Virialgleichung

o Die Begriffe: Isotherme, Kompressionsfaktor und Dampfdruck

o Die van-der-Waals’sche Gleichung

P. Atkins, J. de Paula, “Physikalische Chemie”, Wiley-VCH Verlag GmbH&

Co, 2013, 1.

Die Zustände der Gase

o Der physikalische Zustand eines Stoffes = die physikalischen

Eigenschaften.

o Der Zustand eines reinen Gases ist durch Angabe der Werte für

Volumen (V), Stoffmenge (n), Druck (p) und Temperatur (T) definiert.

o Ein reines Gas ist durch eine Zustandsgleichung beschrieben:

p = f (T, V, n)

Druck

o Der Druck = Kraft (F) dividiert durch die Fläche (A), auf die die Kraft wirkt.

F

A

Einheiten:

Pascal 1Pa = 1 N m-2 (SI)

Bar 1 bar = 105 Pa

Atmosphäre 1 atm = 1.01325 x 105 Pa

Torr 1 Torr = 133.32 Pa

mm Quecksilbersäule 1 mm Hg = 133.32 Pa

o Zwei Gase befinden sich in voneinander getrennten Behältern mit einer

gemeinsamen beweglichen Wand:

p1 > p2

1 2 1 2

p1 = p2

Zeit

mechanisches

Gleichgewicht

Temperatur

o Die Eigenschaft Temperatur gibt die Richtung des Energieflusses durch

eine Wärme leitende, starre Wand an.

o Wenn Energie von A nach B fliesst (A und B miteinander in Kontakt

kommen) > A hat eine höhere Temperatur als B

TA > TB

A B A B

TA = TB

Zeit

Wandtypen:

diathermisch

adiabatisch

thermisches

Gleichgewicht

0. Hauptsatz der Thermodynamik

o 0. Hauptsatz der Thermodynamik: Wenn A im thermischen Gleichgewicht

mit B ist und gleichzeitig B mit C, so sind auch A und C miteinander im

thermischen Gleichgewicht.

A B

C

o Der 0. Hauptsatz: rechtfertigt das Konzept der Temperatur

Temperaturskala

o Celsius Temperaturskala: Temperaturen wurden mit Bezug auf die

Länge einer Flüssigkeitssäule (Wasser) festgelegt: die Längendifferenz,

die sich ergab, wenn das Thermometer erst in schmelzendes Eis und dann

in siedendes Wasser getaucht wurde = 100 „Grad“.

Symbol: (ºC)

o Thermodynamische Temperaturskala: ein stofftunabhängige absolute

Temperaturskala (mit Hilfe eines idealen Gases).

Symbol: T(K)

T(K) = (ºC) + 273.15

(ºC) = T(K) - 273.15

o Die Beziehung zwischen thermodynamischer und Celsius-

Temperaturskala:

Wissen Sie dass…?

- 26ºC ist die minimale Temperatur für das

Leben

Die Moleküle weisen eine Temperatur von rund

–173ºC (100K) im Aussenbereich von

Pferdekopfnebel, und -258ºC (15K) im

Kernbereich des Nebels auf.

DieTemperatur im Kernbereich der Sonne ist

von rund + 15.7 Milionen ºC. Die Temperatur an

der Oberfläche der Sonne ist von rund 5800ºC.

Die Gasgesetze o Die Zustandsgleichung eines Gases wurde durch Kombination mehrerer

empirischer Gesetzmässigkeiten aufgestellt. Variabel: p, T, V, n

o Das Boyle‘sche Gesetz (1661) : der Zusammenhang zwischen Druck

und Volumen einer konstanten Stoffmenge eines Idealen Gases bei

konstanten Temperaturen.

(n, T - Konst.)

pV = Konstante

Isotherme

Molekulares Bild ?

F

A

2F

A

A E

pE = 2 pA

Das Gesetz von Charles /Gay-Lussac

o Das Gesetz von Charles und Gay-Lussac : der

Zusammenhang zwischen Volumen oder Druck und

Temperatur einer konstanten Stoffmenge eines

Idealen Gases bei konstanten Druck oder Volumen.

TKonstV .

TKonstp .

(n, p Konst.)

(n, V Konst.)

Isobare

Isochore

V, p

T

1787 1802

Die molekulare Erklärung des Gesetzes von

Charles/Gay Lussac

i

i

f

f VT

TV

i

i

f

f pT

Tp

o Das Gesetz von Charles/Gay-Lussac ist ein Beispiel für einen

Zusammenhang, der nur in einem bestimmten Grenzfall (p 0) exakt

gilt.

F

A

A E F‘

A

T

Eine molekulare Erklärung ?

Avogadro Prinzip

o Avogadro Prinzip: Gleiche Volumina eines Gases, bei gleicher

Temperatur und gleichem Druck, enthalten die selbe Anzahl Moleküle.

nKonstV .

bei konstantem p, und T

o Avogadro Prinzip ist kein Gesetz im eigentlichen Sinne, weil es von der

Gültigkeit eines Modells (die Existenz von Molekülen) abhängt.

o Die Beziehungen sind nur bei p 0 exakt gültig.

o Die Beziehungen können auch bei alltäglichem p = 1bar sinnvoll

angewendet werden.

Standarddruck

Die einzelnen Gasgesetze

Isobar Isotherm Isochor

Die Zustandsgleichung des idealen Gases

nRTpV

nTKonstpV .

R = Gaskonstante (8.3144 J K-1mol-1)

V-1

p

T = ct

o Zustandsgleichung des idealen Gases ist die

näherungsweise gültige Zustandsgleichung aller

Gase:

o Die Zustandsgleichung des idealen Gases trifft um so exakter zu, je

kleiner der Druck des Gases ist !

o Gas: - ideal (perfekt)

- real

Die Zustandsgleichung des idealen Gases

Eigenschaften der Zustandsgleichung für ideale Gase:

o Sie ist universell.

o Sie ist eine Idealisierung

o Sie ist mathematisch einfach.

o Das Molvolumen, Vm

Alternative Formulierungen:

• extensive Formulierung (mit V und n): pV = nRT

• intensive Formulierung (mit Vm): pVm = RT

n

VVm

Die Zustandsgleichung des idealen Gases

o Standardbedingungen (STP): T = 0ºC und p = 1 atm

o Standard Umgebungsbedingungen (SATP): T = 25ºC und p = 1 bar

o z. B. Ein System: - am Anfang (n1, p1,V1, T1)

- am Ende (n2, p2,V2, T2)

Molvolumen Vm (gas) = 24.789 L/mol

Molvolumen Vm(gas) = 22.414 L/mol

22

22

11

11

Tn

Vp

Tn

Vp

112

12212

Vpn

TVpnT

Die Zustandsgleichung des idealen Gases

0p

3D Darstellung (p, V, T)

p = f(T, V),

V = f(p, T), und

T = f(p, V)

Zustandsfläche

Zustandsfunktionen

o Zustandsfunktionen = Grössen, die nur von gegenwärtigem

Zustand des Systems abhängen

= Grössen die unabhängig sind, wie der

Zustand erreicht wurde.

P0

Pf

o z. B.:

i

i

f

f pT

Tp

Eigenschaften von Zustandsfunktionen

o Mathematische Eigenschaften von Zustandsfunktionen:

• Sie sind eindeutig, d.h., für jede Wahl der unabhängigen

Zustandsvariablen existiert genau ein Funktionswert .

• Sie sind stetig .

• Sie sind differenzierbar.

z. B.

Partielle Ableitungen

o Die Wegunabhängigkeit die Grösse kann man als exaktes, totales

Differential beschreiben.

Repetieren Sie den Stoff über Differentialrechnung aus Ihrer

Mathematikvorlesung !

Ableitung einer Funktion f von zwei unabhängigen Variablen (x,y) →f(x,y):

o Partielle Ableitung nach x (oder nach y) bei konstantem y (oder x):

x

yxfyxxf

x

f

xy

,,lim

0

¶f

¶y

æ

èç

ö

ø÷x

= limDy®0

f x, y+ Dy( ) - f x, y( )Dy

Totales Differential

o Das totale Differential df :

Beachten Sie die Bezeichnung: ∂f ist die partielle Ableitung, df das totale

Differential von f !

dyy

fdx

x

fyxfdyydxxfdf

xy

,,

z. B. f = 2x2 y df = 4xy dx + 2x2 dy

Volumen als Zustandsgrösse

o Volumen ist eine Zustandsgrösse = die Änderung ist unabhängig vom

Weg (z. B. : T, p)

o Die infinitesimale Änderung des molaren Volumens als totales

Differential:

dpp

VdT

T

VdV

T

m

p

mm

Thermische Ausdehnung

Kompressibilität

f = Vm

x = T

y = p

Differentialkoeffizienten des Volumens

o Thermischer Ausdehnungskoeffizient:

o Spannungskoeffizient:

o Thermischer Kompresibilitätkoeffizient: k

pT

V

V

1

mVT

p

p

1

Tp

V

Vk

1

o Das negative Vorzeichen dient dazu, für positive Zahlenwerte von k

zu sorgen, denn bei einer Druckerhöhung nimmt das Volumen ab!

Einheiten:

[]SI = K-1 []SI = K-1 [k]SI = atm-1

pk

1

Differentialkoeffizienten des Volumens: Ideale

Gase

Die infinitesimale Änderung von Volumen als totales Differential:

o Für

o Zusammenhang , , und k:

dpp

VdT

T

VdV

T

m

p

mm

0mdV

oMessung eines experimentell schwer zugänglichen Koeffizienten (k)

kann man durch Messung von 2 leichteren Koeffizienten berechnen

Differentialkoeffizienten des Volumens: Ideale

Gase

Für ideale Gase:

nRTpV

pk

1

dpp

VdTVdV m

mm

TT

V

V p

11

pp

V

Vk

T

11

TT

p

pmV

11

Als Uebung zu Hause

Gasmischungen: Die Partialdrucke

V

RTnp AA A:

V

RTnp BB B:

o Dalton‘sches Gesetz:

V

RTnnppp BABA

o Der Gesamtdruck wenn die Mischung aus mehreren Gasen, A, B, C,...

mit Stoffmengen nA, nB, nC,... bestehen:

jpp mit: V

RTnp jj Partialdruck

p = ?

Gasmischungen

o Molenbruch (Stoffmengeanteil) = Stoffmenge nj im Verhältnis zur

Gesamtzahl n der Moleküle in der Probe.

n

nx

j

j

pxV

nRTxp jjj 1

n = nA + nB + nC + .... + nj +

o Partialdruck pj

o Die Summe der Molenbrüche aller Komponenten:

jx 0 keine j Moleküle

1 Nur j Moleküle

1

n

n

xj

j

j

j

Gasmischungen

BA ppp

pxp AA

p pxp BB

1Bx1Ax

reines A reines B

jpp mit: pxp jj Partialdruck

o Der Gesamtdruck p:

o Eine Zweikomponenten-Mischung (pA, pB) :

Wissen Sie dass... ?

Komponente Volumen

anteil %

Partialdruck in:

kPa bar atm

Luft 100.000 101.325 1.01325 1.0000

Stickstoff 78.090 79.12 0.79125 0.7809

Sauerstoff 20.950 21.23 0.21228 0.2095

Argon 0.927 0.939 0.00939 0.00927

Kohlenstoffdioxid 0.039 0.039 0.00039 0.00039