Physio training

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Multiple Sklerose Ein Trainingsprogramm für daheim Von Hermine Grill und Mag. Barbara Pöschmann Mit freundlicher Unterstützung von Bayer (Schweiz) AG

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Multiple SkleroseEin Trainingsprogramm für daheim

Von Hermine Grill und Mag. Barbara Pöschmann

Mit freundlicher Unterstützung

von Bayer (Schweiz) AG

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InhaltSeite

1. Einleitung 4

2. Bedeutung und Nutzen der Bewegung 8

3. Bedeutung und Nutzen der 10 Physiotherapie bei Multipler Sklerose

4. Bedeutung und Nutzen eines 12Heimübungsprogramms

5. Einteilung des Übungsprogramms 13entsprechend der dominierenden Symptomatik

• Spastizität 13

• Schwäche 15

• Ataxie 16

6. Anleitung zur Verwendung des 16Heimübungsprogramms

7. Übungen: Praktischer Teil 18• Spastizität 18

• Schwäche 28

• Ataxie 38

8. Zusammenfassung und Ausblick 48

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Bei Multipler Sklerose handelt es sich um eineentzündliche Autoimmunerkrankung desZentra l nervensystems mit vielfältiger Symp tomatik.

Die Behandlung basiert auf drei Säulen:

1 die medikamentöse Behandlung2 die physiotherapeutische Behandlung3 die kognitive Therapie

Diese Broschüre setzt sich mit der Behandlungder Bewegungs störungen durch die Physio -therapie auseinander, im speziellen mit demÜbungsprogramm für zu Hause.

Unser Leben ist Bewegung. So werden unsereMuskeln, unsere Gelenke, unser Kreislauf, aberauch unser Geist fit gehalten. Bewegung sollSpaß machen, aber auch möglich sein.

Ausreichend Bewegung ist für uns alle wichtig,besonders wichtig aber für Multiple Sklerose-Betroffene. Leider ist sie manchmal nicht aus-reichend möglich.

Hermine Grill und Barbara Pöschmann habenÜbungen zusammengestellt, die fast jederdurchführen kann. Sie sollen Spaß machen undhelfen, die Beweglichkeit zu verbessern undden Kreislauf zu trainieren. Nicht jede Übung istfür jeden sinnvoll. Suchen Sie sich jene Übungenaus, die für Sie am besten passen und ver -suchen Sie, Ihr Programm so regelmäßig wiemöglich durchzuführen. Sie werden sehen, eswird Ihnen besser gehen - körperlich und geistig.

Viel Freude an der Bewegung, Univ.-Prof. Dr. Karl Vass, AKH Wien Universitätsklinik für Neurologie

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1Einleitung

Hermine GrillUniversitätsklinik für Neurologie, WienNeurophysiotherapie

Bei meiner langjährigen klinischen Arbeit mit MSPatientInnen – im Rahmender neurologischen Reha -bilita tion an der neurologi-schen Univ. Klinik und durch

meine Kurs- und Unterrichtstätigkeit – bin ichvielen PatientInnen begegnet. Ich habe überlange Zeit ihre Probleme kennen gelernt undnach Mög lichkeiten gesucht, um die Bewegungs -störungen, die durch die neurologische Symp -tomatik entstanden sind, effektiv zu behandeln.

Mir wurde immer klarer, dass die motorischeneurologische Symptomatik zwar einen Teil derStörung darstellt, ein großes Problem jedochder Bewegungsmangel ist. Der Mangel anBewegung entsteht, da die neurologischenSymptome die Bewegung erschweren.

Einerseits sind viele Sportarten nicht geeignet,andererseits wird zu wenig trainiert, weilErmunterung und Motivation fehlen.

Die Erstellung eines Heimübungsprogramms fürmeine PatientInnen war mir immer ein großes

Anliegen und hat sich im Laufe der Zeit sehrbewährt. Es dient in erster Linie dazu, die in derTherapie erarbeiteten Erfolge zu festigen und zuerhalten. PatientInnen bestätigen mir, mitdiesem Pro gramm ein für sie geeignetesTraining gefunden zu haben.

Es ist nie zu spät, um mit einem Training zubeginnen, aber auch nie zu früh. Vor Jahren tratich für ein Training auch bei minimalen neurolo-gischen Symptomen ein, um PatientInnen ineinem optimalen Trainingszustand zu wissen.

PatientInnen berichten mir immer wieder, dasssie sich nach einem körperlichen Training wohlerfühlen. Haben vielleicht auch Sie dieseErfahrung gemacht, dass Bewegung zumWohlbefinden beiträgt?

Frau Mag. Pöschmann und ich haben versucht,dieses Heimprogramm für Sie neu zu gestalten.Wir möchten Sie hiermit ermutigen, aktiv zuwerden.

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1Einleitung

Mag. Barbara PöschmannFreie Praxis, Physiotherapie Wien-Mitte

Seit ungefähr 8 Jahrenarbei te ich nun mit neurolo-gischen PatientInnen in meinerPraxis. Vor allem die physio -therapeutische Be handlungvon MS-PatientInnen ist für

mich immer wieder eine neue Herausforderung.Kaum eine andere Krankheit zeichnet sich durchso viele verschiedenartige Symptombilder aus:Spastik, Ataxie und zentrale motorischeSchwächen sind nur die drei Kardinalsymptome,mit denen die PatientInnen zu kämpfen haben.

Noch dazu treten diese sehr oft gemeinsamund verschieden schwer auf. Jedes dieserSymp tome erfordert eine spezielle Behandlung,auf die man nur in der Einzeltherapie gezielteingehen kann. Doch ich wollte, dass diePatientInnen auch zu Hause selber üben undhabe den PatientInnen immer ein Hausübungs -programm mitgegeben.

Bis zu jenem Tag, als mich einmal eine Patientinmit verzweifeltem Blick ansprach und meinte,dass sie vor lauter Übungen gar nicht mehrwisse, was sie denn eigentlich üben solle.

Die Ärmste war zwischen meinen Behand -lungen auch noch 3 Wochen auf Rehabilitation,und die dortige Physiotherapeutin war ebensoübereifrig wie ich gewesen. Ich versprach derPatientin, ihr Heimübungsprogramm auf 10Übungen zu kürzen. Doch für welche sollte ichmich entscheiden? Keine Übung erschien mirunnötig.

In dieser Zeit fiel mir das von Frau Grill ver -fasste Heimübungsprogramm in die Hände. Ich hatte gefunden, wonach ich gesucht hatte. Am nächsten Tag gab ich dieses Heimübungs -programm meiner Patientin, und auch sie warbegeistert. Seit dieser Zeit bekommt jeder MS-Patient von mir dieses, Ihnen nun vorliegende,von Fr. Grill zusammengestellte Heimübungs -programm. Ich bin sicher, dass auch Sie nachdem Lesen dieser Broschüre Ihre 10 Must-Do-Übungen für zu Hause selbstständig zusammenstellen können.

Lassen Sie sich überraschen ...

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2Bewegung

Bedeutung und Nutzen der Bewegung

Bereits im 4. Jahrhundert v. Chr. stellteAristoteles fest, dass sich Bewegung allgemeinwohltuend auswirkt. Diese Erkenntnis hat bis heute ihre Gültigkeitbehalten. Petajan, White und Gappmaier wiesen1986 erstmals in Studien auf die Bedeutungeines aktiven körperlichen Trainings bei MultipleSklerose patientInnen hin. Sie leiteten mit ihrerStudie eine wissenschaftlich untermauerteTrendwende ein. Davor wurde den Betroffenenviele Jahre lang geraten, wegen erhöhter Er -müd barkeit ein intensives Training zu meiden.Einige PatientInnen haben sich nicht darangehalten und haben damit positive Erfahrungenge macht. Petajan et al. kamen zu dem Er gebnis,dass ein regelmäßiges körperliches Fitness -training bei Multipler Sklerose eine Ver ringe -rung der Müdigkeit, eine bessere Stim mungsowie eine Erhaltung und Verbesserung derLebens qualität bewirkt.

Eine ganz aktuelle US-amerikanische Langzeit -untersuchung bei MS PatientInnen vonStuifbergen et al. weist ebenfalls darauf hin,dass regelmäßige körperliche Betätigung lang-fristig die Lebensqualität der Betroffenen ver-bessert und die Zunahme ihrer Behinderungverlangsamt.

Diese Studien untermauern, was wir in derPraxis schon lange bestätigt finden:

Körperlich aktiven PatientInnen geht es besser.

Es werden vorhandene Ressourcen bessergenützt,• der Alltag kann besser bewältigt werden,• die Müdigkeit wird verringert,• die Stimmungslage ist ausgeglichener.

Insgesamt erhöht sich die Lebensqualität.

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3Physiotherapie

Bedeutung und Nutzen derPhysiotherapie bei Multipler Sklerose

Physiotherapie ist eine Form der Bewegungs -therapie, in der ganz gezielt auf die Probleme,die sich durch Multiple Sklerose ergeben, ein -gegangen werden kann:

Die vorhandenen motorischen Defi zite werdenerkannt und durch verschiedene therapeutischeTechniken behandelt. So kann eine Verbesserungder reduzierten Leistungs fähigkeit erreichtwerden.

Hauptprobleme bezüglich der Motorik bei MS: • Tonuserhöhung/Spastik• Schwäche • Sensibilitäts- und

Koordinationsstörungen/Ataxie

Wichtigste physiotherapeutische Ansätze:• Kräftigen• Dehnen• Verbesserung der Koordination

Die damit erreichten Ziele:• ein harmonischer Bewegungsablauf• ein ökonomisches Gangbild • Verbesserung der Balance bzw.

Reaktionsfähigkeit • Verbesserung der Ausdauer • Verbesserung der Körperwahrnehmung und

der Sensibilität • Verbesserung der motorischen Lernfähigkeit

Weiters gibt es aber noch eine Vielzahl anAspekten, die in der physiotherapeutischenBehandlung berücksichtigt werden, wie z. B. dieerhöhte Ermüdbarkeit, die Blasenproblematik,der Schwindel, die Sehstörungen ...

Unbestritten ist somit die Bedeutung derEinzelphysiotherapie bei Multipler Sklerose,denn nur in dieser kann auf die speziellenBedürfnisse von jedem einzelnen eingegangenwerden.

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4Nutzen des Heimübungsprogramms

5Einteilung des Übungsprogramms

1. Spastizität2. Schwäche 3. Ataxie

SpastizitätDie Spastizität geht, wie Sie selbst merken, miterhöhter Muskelspannung bzw. erhöhtemMuskeltonus einher. Durch die gesteigertenReflexe reagiert die Muskulatur sehr empfind-lich. Es kann zur Verkrampfung der Muskelnkommen. Die Folge ist eine Verkürzung derMuskellänge: es geht die Elastizität verloren.Sie spüren eine gewisse Steifigkeit. Sie könnenzum Beispiel das Bein nicht mehr so gut abbeu-gen oder ihr Arm hat eine vermehrte Beuge -stellung. Deshalb ist es für Sie wichtig, dieseMuskulatur zu dehnen, um die Elastizität zuerhalten und die Muskelspannung zu senken.Bedenken Sie, dass nur ein gedehnter Muskelsich wieder verkürzen und Kraft entwickelnkann. Zur Verkürzung neigt die sogenanntetonische Muskulatur, das sind jene Muskeln, diefür die Aufrichtung verantwortlich sind. Dazugehören die Rückenstrecker, der großeBrustmuskel, der die Arme an den Körper zieht,die Arm- und Fingerbeuger, die Hüftbeuge -muskulatur, die Kniestrecker, die Muskeln an

Bedeutung und Nutzen eines Heim übungs programms

Sie als MS Betroffene/r haben die Bedeutungder Physiotherapie bei Ihrer Erkrankung bereitserkannt. Vielleicht leiden auch Sie unter Be -wegungs mangel, weil die Bewegung durch Ihreneurologische Symptomatik erschwert ist unddadurch viele sportliche Aktivitäten und allge-meine Übungsprogramme für Sie nicht in Fragekommen.

So besteht die große Gefahr, inaktiv zu werdenund die Probleme, die eine Inaktivität mit sichbringt, in Kauf zu nehmen. VorhandenesPotenzial wird so zu wenig genützt und dahereventuell „Mögliches“ verpasst. Somit ist einHeimübungsprogramm notwendig, damit Sie inden therapiefreien Zeiten selbst aktiv werdenund das in der Therapie „Erarbeitete“ festigenkönnen.

Das Ziel des Heimübungsprogramms ist:durch eigenständiges Üben

kräftig,ausdauernd und mobil zu bleiben.

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5Einteilung des Übungsprogramms

der Rückseite des Oberschenkels sowie dieWadenmuskulatur und die Zehenbeuger. Die tonische Muskulatur neigt auch beimGesunden zur Verkürzung, doch durch IhreErkrankung wird dies zusätzlich begünstigt.

Durch das Dehnen erhält nicht nur der Muskelseine volle Länge, sondern es wird auch dieBeweglichkeit der Gelenke erhalten – z. B.:Durch das Dehnen des Brustmuskels erhaltenSie gleichzeitig den Bewegungsumfang desSchultergelenks.

Besondere Bedeutung kommt dem Stehen zu. Denn nur durch gleichmäßige Beinbelastungkönnen Beuge- und Streckkrämpfe vermindertwerden.

Eine weitere Möglichkeit, den Muskeltonus zusenken, stellen Entspannungstechniken und spezielle Lagerungen dar.

Es ist ein weitverbreiteter Irrglaube, dass spa-stische Muskulatur nur gedehnt werden soll.Sobald der Muskel eine ausreichende Längebesitzt, muss er auch gekräftigt werden!

Schwächeist die Symptomatik, die in den meisten Fällendie größten Probleme macht. Sie haben vielleicht das Gefühl, die Gehstreckenicht mehr zu schaffen, der Vorfuß bleibt hän-gen, oder das Heben der Arme fällt schwer. ImRumpf weist besonders die Bauchmuskulaturschon sehr früh eine Schwäche auf. AndereMuskeln, die zur Schwäche neigen, sind dieGesäßmuskulatur sowie die Beinstrecker unddie Muskeln des Schultergürtels und der Arme.Sie alle bedürfen der Kräftigung.

Bei der notwendigen Kräftigung der spastischenMuskulatur ist darauf zu achten, dass dies nichtin pathologischen Bewegungsschablonengeschieht. Sie wissen sicher, dass sich zumBeispiel bei unkorrekter Fußbelastung Ihre Zeheneinkrallen können. Mit einer ausgeglichenenBelastung des ganzen Fußes können Sie diesleicht vermeiden.

Sie können sicher sein, dass bei diesem Heim -übungsprogramm die Übungen von uns so aus-gerichtet sind, dass es erst gar nicht zu einerVerstärkung der Spastik kommt.

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5Einteilung des Übungsprogramms

6Verwendung des Heimübungsprogramms

Ataxieist die Störung der Koordination von Bewe -gungs abläufen. Sie gehen zum Beispiel unsicherund fühlen keinen Halt, der Gangrhythmus istgestört, die Schritte ungleich und ausfahrend.Die Bewegungen der Arme sind ebenfalls un -koordiniert, die Geschicklichkeit ist reduziert,zum Beispiel erscheint die Schrift zittrig undnicht gut leserlich.

Durch Übungen kann die Koordination direkttrainiert werden bzw. es können Kompensa -tionsmechanismen erlernt werden. Das Arbeitenin geschlossenen Ketten ist bei Ataxie einwesentliches Mittel, um Stabilisation zu erreichen.

Anleitung zur Verwendung desHeimübungsprogramms

Insgesamt stellen wir Ihnen 30 Übungen vor:

1. Wählen Sie höchstens 9-10 Übungen aus,da Ihr Heimprogramm kurz sein sollte, um eskonsequent täglich durchzuführen.

Das Heimprogramm ist nach den vorherbeschriebenen Hauptsymptomen Spastik,Schwäche und Ataxie gegliedert.

2. Entscheiden Sie, in welchem Kapitel die Übungen enthalten, sind die Ihre Haupt -probleme ansprechen. Treten Hauptsymptomegleichzeitig auf, so wählen Sie aus mehrerenKapitel je drei Übungen aus.

Die vorliegenden Übungen haben alle einefunktionelle Ausrichtung, d.h. sie sind in denAlltag integrierbar.

3. Wählen Sie Ihre Übungen so aus, dass diesein Ihren persönlichen Alltag eingebundenwerden können und diese Übungen Sie wederunter- noch überfordern.

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7Praktischer Teil

Übungen bei Spastik, die• den Muskel dehen

• die Gelenksbeweglichkeit erhalten• die Muskelspannung vermindern

1 Ausgangsstellung: Rückenlage mit gestreckten BeinenAusführung: Beugen und strecken eines Beines, wobei dieArme den Oberschenkel zur Brust ziehen unddort min. 25 Sekunden verweilen

Wirkung: Dehnung der Beinstrecker unddes Hüftbeugers

Dauer: min. 25 Sekunden

WICHTIG:Zweites Bein ganz durchstrecken

2 Ausgangsstellung: Grätschsitz am Bett mit Abstützen der Arme,1. Bein: gestreckt am Bett 2. Bein am BodenAusführung: Aufrichtung des Beckens und des Rumpfes

Wirkung: Dehnung der hinterenBein muskulatur und inneren Oberschenkel -muskulatur

Dauer: min. 25 Sekunden

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7Praktischer Teil | Spastik

3 Ausgangsstellung: Grätschsitz verkehrt am SesselAusführung: Vorgeneigter Sitz, Abstützen der Arme anSessellehne, Knie soweit wie möglich abbeugen, längeres Sitzen erwünscht

Wirkung: Dehnung der inneren Ober -schenke lmuskulatur, der Kniestreckerund der Wadenmuskulatur

Dauer: min. 3 Minuten

WICHTIG:ganzer Fuß bleibt am Boden

4 Ausgangsstellung: Sitz am Sessel Ausführung: Ferse möglichst weit nach hinten ziehen,durch Vorneigung des Oberkörpers unddurch Druck mit der Hand auf das Kniekommt es zu vermehrter Fersenbelastung

Wirkung: Dehnung der Wadenmuskulatur,Erhaltung der Sprung gelenks beweglichkeitProphylaxe gegen Spitzfuß!

Dauer: min. 25 Sekunden

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7Praktischer Teil | Spastik

5 Ausgangsstellung: Bauchlage, Arme vorgestrecktAusführung: Daumen schaut nach oben, Fersen leicht zueinander drehen

Wirkung: durch eigenes Körpergewicht er folgt Dehnung des großen Brustmuskelsund des Hüftbeugers, Erhaltung derGelenksbeweglichkeit der Schulter

Dauer: min. 3 Minuten

WICHTIG:Handflächen leicht nach oben drehen

WICHTIG:Vorfuß anziehen

6 Ausgangsstellung: Rückenlage, Arme gestreckt über den KopfAusführung: Daumen zeigen nach unten, Knie gestreckt

Wirkung: siehe Übung 5, doch Dehnungmuss aktiv erreicht werden und ist somitschwieriger als 5

Dauer: min. 3 Minuten

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7Praktischer Teil | Spastik

8 Ausgangsstellung: SitzAusführung: Langsames und gleichmäßiges„Händewaschen“

Wirkung: Senkung des Muskeltonus in den Händen

Dauer: min. 3 Minuten

7 Ausgangsstellung: Stand, SchrittstellungAusführung: Arme an der Wand abgestützt, Finger zeigennach oben, ganze Hand liegt auf, Ellbogengestreckt, vorderes Bein gebeugt, hinteresBein gestreckt, Ferse drückt in den Boden

Wirkung: Dehnung der Wadenmuskulatur,der Unterarmmuskulatur, Erhaltung derGelenks beweglichkeit im Sprung-undHandgelenk

Dauer: min. 25 Sekunden

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Page 15: Physio training

7Praktischer Teil | Spastik

9 Ausgangsstellung: RückenlageAusführung: 1. Bein gestreckt, 2. Bein über das gestreckteBein sinken lassen, gleichseitiger Arm wirdneben den Kopf gelegt, Arm zieht RichtungBoden

Wirkung: Dehnung der Rumpfmuskulatur

Dauer: jede Seite min. 3 Minuten

WICHTIG:nicht lange auf den Fersen sitzen, da nachfolgende Streckung erschwert ist

10 Ausgangsstellung: Vierfüßler im Bett oder am BodenAusführung: Finger schauen nach vorne, Finger bleibenam Platz, langsames Zurücksetzen auf dieFerse

Wirkung: Dehnung des Brustmuskels, derBeinstrecker und Fußhebermuskulatur

Dauer: maximal 25 Sekunden auf denFersen sitzen

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7Praktischer Teil | Schwäche

11 Ausgangsstellung: Bauchlage, UnterarmstützAusführung: Hand hochziehen, Ellbogen zeigen nachaußen, Spannungsaufbau durch Druck derUnterarme gegen die Unterlage, KinnRichtung Brust ziehen

Wirkung: Kräftigung der Bauchmuskulaturund der Schultergürtelmuskulatur

Dauer: Spannungsaufbau min. 6 Sekundenhalten, dann 6 Sekunden Pause. Die Übungen mindestens 6 mal wiederholen

12 Ausgangsstellung: Bauchlage, Arme nach vorne gestrecktAusführung: Anspannung der Gesäßmuskulatur,abwechselnd einen Arm anheben (leichtmachen), 2. Arm drückt gegen Unterlage

Wirkung: Kräftigung derSchultergürtelmuskulatur und der vorderenund rückwertigen Rumpfmuskulatur sowieder Gesäßmuskulatur

Dauer: jeden Arm mindestens 6 Sekunden halten, jeden Arm mindestens 3 mal heben

Übungen bei Schwäche, die• Kräftigen

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13 Ausgangsstellung: Seitenlage Ausführung: Aufsetzen über die Seitenlage durch Hoch -drücken der Arme und wieder langsam hinlegen

Wirkung: Kräftigung der Arme und desRumpfes

Dauer: mindestens 6 mal hochdrücken,wenn möglich 3 mal pro Seite

14 Ausgangsstellung: Sitz am Sessel oder BettAusführung: Vor- und Zurückrutschen durch abwech-selndes Heben einer Gesäßhälfte, Füßebleiben während der Übung am Platz

Wirkung: Kräftigung der schrägenBauchmuskeln

Dauer: mindestens 6 mal am Sessel nachvorne rutschen

7Praktischer Teil | Schwäche

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15 Ausgangsstellung: Sitz Ausführung: Hände drücken von außen gegen die Knie,Knie lassen sich aber nicht wegdrückenund dabei abwechselndes Hochziehen derVorfüße

Wirkung: Kräftigung der äußerenOberschenkelmuskulatur und derVorfußheber

Dauer: min. 6 mal Vorfuß hochziehen

16 Ausgangsstellung: Sitz Ausführung: langsames Aufstehen durch Vorneigungdes Oberkörpers und Abdrücken der Armesowie langsames Hinsetzen

Wirkung: Kräftigung der Arm- undBeinmuskulatur

Dauer: mind. 6 mal langsam aufstehen

7Praktischer Teil | Schwäche

WICHTIG:Knie dürfen sich nicht berühren

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17 Ausgangsstellung: Stand, Beine parallel, Handflächen schauennach vorneAusführung: Oberschenkel werden fiktiv nach außengedreht; es findet keine Bewegung statt!

Wirkung: Durch SpannungsaufbauKräftigung der Bauch-, Gesäß- undBeinmuskulatur

Dauer: mindestens 6 Sekunden, 6 mal wiederholen

18 Ausgangsstellung: Stand vor StiegeAusführung: Stufensteigen

Wirkung: Kräftigung der Beinmuskulatur

Dauer: je nach Trainingszustand

7Praktischer Teil | Schwäche

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20 Ausgangsstellung: SitzAusführung: mit Daumen und 2-5 Finger „Ringerl“ formen, diese ineinanderhaken und Zugausüben

Wirkung: Kräftigung der kleinenHandmuskulatur

Dauer: 6 Sekunden ziehen 6 mal wiederholen

19 Ausgangsstellung: SitzAusführung: Hand zu einer „Schale“ öffnen und Hebendes gesamten Armes, wobei der Daumennach außen zeigt

Wirkung: Kräftigung der Arm-, Hand-und Schultermuskulatur

Dauer: jeden Arm mindestens 6 mal hebenund oben mindestens 6 Sekunden halten

7Praktischer Teil | Schwäche

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7Praktischer Teil | Ataxie

Übungen bei Ataxie, die• Stabilisieren • und gezieltes Bewegen erleichtern

21 Ausgangsstellung: Sitz, Arme neben den Körper Ausführung: Handgelenk hochziehen, Finger gehen auf,Beine drücken gegen den Boden

Wirkung: Stabilisation des Sitzes überSpannungs aufbau durch das Hochziehender Hände

Dauer:Position mindestens 60 Sekunden halten

22 Ausgangsstellung: Stand, Arme neben dem Körper Ausführung: wie 21, zusätzlich gedankliches Drehen derOberschenkel nach außen

Wirkung: Stabilisation des Standes

Dauer:Position mindestens 60 Sekunden halten

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7Praktischer Teil | Ataxie

23 Ausgangsstellung: Schrittstellung Ausführung: Aktivierung der Arme über Hochziehen derHandgelenke, Gewichtsverlagerung undSchrittsetzung wie mit imaginäremGeländer

Wirkung:Stabilisation des Ganges

Dauer: je nach Ausdauer

24 Ausgangsstellung: Sitz oder Stand zwischen Türstock Ausführung: Arme drücken in verschiedenen Höhengegen den Türstock, Beine drücken gegendie Unterlage

Wirkung:Stabilisation des gesamten Körpers

Dauer:Position mindestens 60 Sekunden halten

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7Praktischer Teil | Ataxie

25 Ausgangsstellung: Sitz Ausführung: Hände drücken von außen gegen Knie,langsam aufstehen und hinsetzen, Händebleiben am Platz und halten den Druckaufrecht

Wirkung:Stabilisationsübung zum Aufstehen

Dauer: min. 6 mal langsam aufstehen

26 Ausgangsstellung: Sitz Ausführung: Auslangen nach einen Gegenstand, Druck gegen die Unterlage aufbauen

Wirkung:gezieltes Greiftraining

Dauer: min. 6 mal pro Hand

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7Praktischer Teil | Ataxie

27 Ausgangsstellung: Stand Ausführung: durch beidseitiges seitliches Abstützenlangsam in den Halbkniestand und wiederhoch kommen

Wirkung:langsame, kontrollierte, stabilisierendeBewegung

Dauer:min. 3 malwiederholen

28 Ausgangsstellung: Sitz Ausführung: gezieltes Vorstellen des Fußes, Vorfuß isthochgezogen, 2. Bein drückt in den Boden,aufrechter Sitz

Wirkung:Zielgerichtete Bewegung des Beines

Dauer: min. 6 mal pro Seite2 3

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7Praktischer Teil | Ataxie

29 Ausgangsstellung: Sitz Ausführung: Malen von Kreisen und „Achtern“

Wirkung:Vorbereitung zum Schreiben

Dauer: mindestens 3 Minuten

30 Ausgangsstellung: Sitz Ausführung: Abstützen des 1. Arms und Spannungs -aufbau, 2. Arm führt gezielte Bewegungaus (Steckspiel)

Wirkung:gezielte Hand-, Armbewegung

Dauer: bis das Spiel fertiggestellt ist

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Studien zeigen, dass es aktiven PatientInnen –d.h. PatientInnen, die selbst üben – bessergeht. Es werden so vorhandene Ressourcengenützt. Eine aktive Lebensgestaltung hält fitund trägt zur Teilnahme am familiären undgesellschaft lichen Leben bei. Dagegen fördertInaktivität sekundäre Probleme, und vorhandenesPotenzial wird nicht genutzt. So wird vielleicht“Mögliches” verpasst.

Symptomatik und Ausprägung bei MultiplerSklerose sind sehr unterschiedlich, und so in -dividuell muss auch ein Heimübungsprogrammfür alle Betroffenen sein. Wir haben dieserTatsache Rechnung getragen. Sie können sichnach unserer Broschüre ein für Sie persönlichpassendes Heimprogramm selbst zusammen-stellen. Dabei haben Sie die Gewissheit, dassalle Übungen langjährig erprobt sind, dieSpastizität reduzieren, Kraft und Stabilität verbessern und im höchsten Maße alltags -tauglich sind.

Generell ist nochmals zu sagen, dass diesesÜbungsprogramm nicht die einzelphysiothera-peutische Behandlung ersetzt, sondern dieseergänzt und in den Therapiepausen durch -geführt werden soll.

Wir wünschen Ihnen viel Ausdauer und Erfolgbei der Durchführung!

Wichtige Internet-Adressen:

www.multiplesklerose.ch» Schweizerische Multiple Sklerose Gesellschaft

www.ms-forum.ch» Forum zur gemeinsamen Krankheitsbewältigung

www.mediservice/HomeCare.ch» Nurses betreuen Patienten zu Hause

www.bayerscheringpharma.ch» Bayer Schering Pharma

www.ms-lexikon.de» MS-Lexikon

www.msif.org» Unabhängige Information von MS-Experten aus

der ganzen Welt

www.ms-suchen.de» Suchmaschine für alle Themen rund um MS

www.amsel.de» Fachverband für MS-Kranke in Baden-Württemberg

Aktuelle Forschung:» Einblick in die Forschung rund um die MS

www.ms-forum.chwww.ms-gateway.de

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8Zusammenfassung und Ausblick

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