Pilze in Gebäuden Systematik - th-owl.de · Protista Protista Protista Chromista Protozoa Monera...

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1 Pilze in Gebäuden Referent: Dr. Ing. Dipl.-Biol. Mario Blei BLEI-INSTITUT Privatinstitut für Innenraumtoxikologie – Dr. Blei GmbH [email protected] http://www.blei-institut.de Jena (Laboranschrift) Frankfurt/Main Am Stadion 1a Feldbergstraße 53 07745 Jena 60313 Frankfurt a. Main Tel.: 03641 - 50 48 48 Fax: 03641 - 50 48 49 Schimmelpilze und Bakterien Holzzerstörer Brandschäden Hochwasser Altlasten Geruchsbelastungen Fogging Hygieneüberwachungen Sanierungskonzepte Zertifizierungen Materialprüfungen Fortbildungen Systematik Haeckel (1866) Drei Reiche Whittaker (1969) Fünf Reiche Woese (1977) Sechs Reiche Woese (1990) Drei Domänen Cavalier-Smith (1998) Zwei Domänen und sechs Reiche Animalia Animalia Animalia Eucarya Eukaryota Animalia Plantae Fungi Fungi Fungi Plantae Plantae Plantae Protista Protista Protista Chromista Protozoa Monera Archaebacteria Archaea Prokaryota Bacteria Eubacteria Bacteria In Abhängigkeit von der jeweiligen Schadensursache, sind vielfältige Schadensbilder wie z.B. Schimmelpilzbildung, Bildung holzzerstörender Pilze, Wachstum von Bakterien zu beachten. Ausgangssituation

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Pilze in Gebäuden

Referent: Dr. Ing. Dipl.-Biol. Mario Blei

BLEI-INSTITUT

Privatinstitut für Innenraumtoxikologie – Dr. Blei GmbH

[email protected]

http://www.blei-institut.de

Jena (Laboranschrift) Frankfurt/Main

Am Stadion 1a Feldbergstraße 5307745 Jena 60313 Frankfurt a. Main

Tel.: 03641 - 50 48 48Fax: 03641 - 50 48 49

Schimmelpilze und Bakterien Holzzerstörer Brandschäden

Hochwasser Altlasten

Geruchsbelastungen

Fogging

• Hygieneüberwachungen

• Sanierungskonzepte

• Zertifizierungen

• Materialprüfungen

• Fortbildungen

Systematik

Haeckel

(1866)

Drei Reiche

Whittaker

(1969)

Fünf Reiche

Woese (1977)

Sechs Reiche

Woese (1990)

Drei

Domänen

Cavalier-Smith (1998)

Zwei Domänen

und sechs Reiche

Animalia Animalia Animalia

Eucarya Eukaryota

Animalia

PlantaeFungi Fungi Fungi

Plantae Plantae Plantae

Protista

Protista ProtistaChromista

Protozoa

MoneraArchaebacteria Archaea

Prokaryota BacteriaEubacteria Bacteria

In Abhängigkeit von der jeweiligen Schadensursache, sind vielfältige Schadensbilder wie z.B.

• Schimmelpilzbildung,

• Bildung holzzerstörender Pilze,

• Wachstum von Bakterien zu beachten.

Ausgangssituation

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Ausgangssituation

• statistisch wiss. erhobene Zahlen kaum verfügbar

• Vermutungen auf der Basis von Indizien

• Veränderungen der Feuchte- u. Temperaturregulierung von Gebäuden

• Überbewertung der luftgetragenen Keime, Erfassung weiterer Noxen

• Befall oder Kontamination? - Ausbau oder Desinfektion?

• keine Annäherung an eine einheitliche qualitative und quantitative „Klassifizierung und Bewertung von mikrobiellen Schäden“

Ausgangssituation

• Schäden oft hoch emotional besetzt

• Unterschiedliche Art der Begutachtung und Sanierung international/national/regional

• Sanierungsziele unterschiedlich definiert

• Vielzahl juristischer Auseinandersetzungen

Gesundheitliche Aspekte

Infektionen durch Schimmelpilze (Mykosen)

• durch Aufnahme fakultativ pathogenener Arten über die Luftwege

• Schimmelpilzmykosen nur bei einer stark ausgeprägterAbwehrschwäche

• "Krankheit der Kranken"

• primärer Infektionsherd ist die Lunge, seltener Nasennebenhöhlen

• über Blut- oder Lymphwege werden andere innere Organe befallen

• Mykosen sind schwere Erkrankungen mit schlechter Prognose.

Gesundheitliche Aspekte

Infektionen durch Schimmelpilze (Mykosen)

Prädisponierende Faktoren sind insbesondere:

-immunsuppressive Therapien bei Transplantationen, Leukämien undandere Blutkrankheiten,

-Therapien mit hoch dosierten Kortikosteroiden,

-Lungenkrankheiten wie chronische Bronchitis und Tuberkulose,

-Diabetes, Autoimmunerkrankungen, Aids, Karzinome insbesondere mitZytostatikabehandlung und schwere Leberfunktionsstörungen.

Entscheidend ist die Intensität der Immunsuppression.

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Gesundheitliche Aspekte

Infektionen durch Schimmelpilze (Mykosen)

• Aspergillosen werden von den Schimmelpilzen Aspergillus fumigatusseltener von Aspergillus flavus und Aspergillus niger verursacht.

• Aspergillus fumigatus und Aspergillus flavus sind in die Risikogruppe 2bezüglich einer Gefahr für den Menschen eingestuft (Technische Regeln fürbiologische Arbeitsstoffe, TRBA 460).

• Die anderen Schimmelpilze gehören zur Risikogruppe 1

• Die Quelle für Aspergillus fumigatus sind vor allem Verschimmelungen aufFichtenholz, Gipskartonplatten und Nahrungsmitteln, der Pilz ist aber auchin Topfpflanzen, Grünabfällen (Kompost) und Tierkäfigen zu finden

Gesundheitliche Aspekte

Infektionen durch Schimmelpilze (Mykosen)

• Über die Hälfte der von Mykosen betroffenen, abwehrgeschwächten Patienten stammen aus den Bereichen Hämatologie/Onkologie.

• Die kulturelle Diagnostik ist bei Schimmelpilzen schwieriger und komplexer als in der Bakteriologie.

• Infolge des stetigen Anstiegs des Anteils immunsupprimierter Patienten an der Bevölkerung und ihres immer längeren Überlebens kann nicht ausgeschlossen werden, dass künftig Schimmelpilzinfektionen ein zunehmender Risikofaktor für diese Bevölkerungsgruppe auch im häuslichen Bereich werden können.

Gesundheitliche AspekteNicht-allergische (toxische) Atemwegserkrankungen(Mykotoxikosen) und irritative Wirkungen

• Mykotoxikosen sind Vergiftungen durch Mykotoxine.

• Mykotoxine sind sekundäre Metabolite welche von Schimmelpilzenproduziert werden.

• Mykotoxine sind vorwiegend in den Sporen der Schimmelpilze enthalten.

• Mykotoxine können DNA-Schäden verursachen.

• Verschiedene Mykotoxine zum Beispiel Aflatoxin von Aspergillus flavusund Aspergillus parasiticus sind potente Karzinogene.

• Viele Mykotoxine wirken immunotoxisch.

Gesundheitliche Aspekte

Nicht-allergische (toxische) Atemwegserkrankungen(Mykotoxikosen) und irritative Wirkungen

• Insbesondere bei spezieller beruflicher Belastung (z.B. Landwirtschaft,Tierhaltung, Getreideverarbeitung, Abfallwirtschaft) sind zeitweise massiveExpositionen gegenüber Schimmelpilzen möglich. Allerdings liegen dieSporenkonzentrationen hier oft um mehrere Zehnerprozente höher als inbelasteten Haushalten.

• Für das Drescherfieber sowie andere Formen der toxischen Alveolitisgelten Mykotoxine von Schimmelpilzen und Endotoxine von Bakterien alsdie Ursache der Erkrankungen

• Die Symptomatik ist durch Fieber, Schüttelfrost, Husten sowieKurzatmigkeit gekennzeichnet und ähnelt in der akuten Phase derallergischen Alveolitis.

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Gesundheitliche Aspekte

Nicht-allergische (toxische) Atemwegserkrankungen(Mykotoxikosen) und irritative Wirkungen

• Nach derzeitiger Datenlage noch keine Aussagen zur Gefährdung derBewohner durch die Inhalation von Mykotoxinen in Sporen oder Hausstaubschimmelbelasteter Wohnungen zulässig.

• Eine toxische Wirkung ist aber in Wohnungen mit Schimmelbefall,insbesondere hinsichtlich immunsuppressiver Wirkungen, nichtauszuschließen.

• Irritative Wirkungen sowie verschiedene allgemeine Beschwerden wurdenauch im Zusammenhang mit dem vermehrten Auftreten von 1, 3-β-Glucangefunden.

Gesundheitliche AspekteAllergien

• Eine Allergie ist eine spezifische Änderung der Reaktionsfähigkeit desImmunsystems gegenüber körperfremden Substanzen welche als Allergenerkannt werden.

• Durch die Allergie entsteht eine überschießende Abwehrreaktion desImmunsystems auf bestimmte, normalerweise harmlosen Umweltstoffe(Allergene) welche sich in typischen, oft mit entzündlichen Prozesseneinhergehenden Symptomen äußert.

• Allergene sind in vielen Schimmelpilzspezies enthalten, z. B. Aspergillus,Alternaria, Botrytis, Cladosporium, Fusarium, Mucor, Penicillium, Rhizopusoder Stachybotrys

• Prädisponierende Faktoren einer Schimmelpilzallergie sind eine genetischeDisposition zu Typ-I-Allergien (Atopie), bereits vorhandene Sensibilisierungensowie das Vorliegen einer oder mehrerer atopischer Erkrankungen

Gesundheitliche AspekteAllergien

• Schimmelpilzhaltige Stäube sind auch gemäß TRGS (Technische Regel fürGefahrstoffe) 907 "Verzeichnis sensibilisierender Stoffe" als allergeneingestuft.

• Sporen und in seltenen Fällen auch Myzelteile sind die Träger vonAllergenen.

• Bei etwa 5 % der Bevölkerung in Deutschland ist eine Sensibilisierunggegenüber Schimmelpilzen nachgewiesen.

• Bei den Atopikern sind es vermutlich 20%, bei den Asthmatikern bis zu 30%.

• Eine Sensibilisierung gegen Schimmelpilze kann bereits vor längerer Zeiterfolgt sein, so dass die aktuelle Umwelt in keinem Zusammenhang mit derSensibilisierung stehen muss.

Gesundheitliche Aspekte

Allergien

•Schimmelpilze des Außenraumes sind bezüglich Sensibilisierung und Auslösungvon allergischen Symptomen wichtiger als die typischen Schimmelpilze desInnenraums.

•Zusätzlich zu den Schimmelpilzen sind auch die Sporen der Ständerpilze(Basidiomyceten) bedeutende Allergene, diese werden jedoch in derAllergietestung im Allgemeinen nicht berücksichtigt, weil die Datenlage hierzu zusehr spärlich ist.

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Echter Hausschwamm und

andere Holzzerstörer

• 30 Arten nachgewiesen

• weltweite Schäden 50 Mrd. €

• in Deutschland anzeigepflichtig § 16, Abs. 2 der

LBauONRW

• gemäß DIN 68 800 einwandfreie Identifizierung gefordert

Echter Hausschwamm

(Serpula lacrymans)

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Echter Hausschwamm

(Serpula lacrymans)

• gefährlichster und am schwierigsten zu bekämpfenderholzzerstörender Pilz

• typischer „Altbaupilz“: relativ niedriges Temperaturoptimum, permanente Luftfeuchtigkeit von mehr als 90%

• bevorzugt in Keller- und Erdgeschossen, leer stehendenGebäuden, Fehlbodenräumen und Zwischendecken, aberauch in Materialien wie Holzwerkstoffen, Dämmmaterialien,Teppichen, Büchern und Matratzen

• eher selten im Freien oder im Wald

Echter Hausschwamm

(Serpula lacrymans)

Echter Hausschwamm

(Serpula lacrymans)

Echter Hausschwamm

(Serpula lacrymans)

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Wilder Hausschwamm

(Serpula himantioides)

Wilder Hausschwamm

(Serpula himantioides)

• Befällt ebenfalls Nadelholz mit gleichem Schadensbild wie derEchte Hausschwamm (kein Überwachsen holzfreier Teile )

• Vorkommen: auf im Wald lagerndem oder im Freienverbautem Holz

Wilder Hausschwamm

(Serpula himantioides)

Weißer Porenschwamm

(Antrodia vaillantii)

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Weißer Porenschwamm

(Antrodia vaillantii)

• Porenschwämme befallen nachhaltigfeuchtes Holz mit Feuchtebereich 30-90%

• kein Übergreifen auf trockenes Holz

• in feuchten Gebäuden besonders imObergeschoss zu finden

• Luftmycel: stark aufsteigend, flaumigweich, lang baumwollartig, weitverzweigt, wollig bis eisblumenartig

Brauner Keller- und Warzenschwamm

(Coniophora puteana)

Brauner Keller- und Warzenschwamm

(Coniophora puteana)

• Kellerschwamm als häufigster Hausfäuleerreger inunzureichend entfeuchteten Neubauten, aber auch infeuchten Altbauten und an verbautem Holz im Freien

• kann auf Nadel- und zahlreichen Laubhölzern bis zumDachstuhl aufsteigen

• Feuchteanspruch: 30-80%

• häufig einziger Hinweis auf Befall: magere Mycelbildung inForm dunkler Verfärbung am Holz

Brauner Keller- und Warzenschwamm

(Coniophora puteana)

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Eichenporling

(Donkioporia expansa)

Eichenporling

(Donkioporia expansa)

• Weißfäuleerreger

• befällt vorwiegend Eichenholz (gefährlichster Zerstörer desEichenkernholzes), selten auch andere Laub- und Nadelhölzer

• im Endstadium: zerfaserte, abgebaute Holzfasern wechseln mitbraun gefärbten, weniger geschädigten ab

• nur in Bereichen mit nachhaltiger Durchfeuchtung des Holzesüber längere Zeit

• keine Bildung von Mycelsträngen

Eichenporling

(Donkioporia expansa)

Zaunblättling

(Gloeophyllum sepiarum)

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Zaunblättling

(Gloeophyllum sepiarum)

• wächst als Saprophyt vorwiegend auf Kiefernholz

• an witterungsexponiertem Nadelholz: Blättlinge gehören zuden stärksten Holzzerstörern, bewirken Braunfäule

• in Gebäuden: an Fensterholz infolge bautechnischer Mängeloder Handhabungsfehlern, nach Feuchtigkeitsschäden oderfehlerhaftem Aufbau im Dachbereich

• mehrjährige Trockenstarre möglich

• teerartig-süßlicher Geruch

Tintling

(Coprinus spec.)

Tintling

(Coprinus spec.)

Ockerfarbiger Sternchenschwamm

(Asterostroma cervicolor)

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Ockerfarbiger Sternchenschwamm

(Asterostroma cervicolor)

Harziger Wachsporling

(Ceriporiopsis resinascens)

Harziger Wachsporling

(Ceriporiopsis resinascens)

Kleine Fältlingshaut

(Leucogryophana pulverulenta)

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Kleine Fältlingshaut

(Leucogryophana pulverulenta)

Sklerotien Fältlingshaut

(Leucogryophana mollusca)

Sklerotien Fältlingshaut

(Leucogryophana mollusca)

Saftporling

(Oligoporus sp.)

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Saftporling

(Oligoporus sp.)

Austernseitling

(Pleurotus ostreatus)

Austernseitling

(Pleurotus ostreatus)

Seitling

(Pleurotus sp.)

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Seitling

(Pleurotus sp.)

Zweifarbiger Harzrindenpilz

(Resinicium bicolor)

Zweifarbiger Harzrindenpilz

(Resinicium bicolor)

Schmetterlingstramete

(Trametes versicolor)

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Schmetterlingstramete

(Trametes versicolor)

Becherling

(Peziza spp.)

Leucocoprinus birnbaumii

Holzzerstörende Insekten

Befall durch holzzerstörende Insekten an einzelnen Bauteilen kann,nach Ausführung der entsprechenden Vorarbeiten (Bebeilen, Reinigen)durch Auf- oder Einbringen von zugelassenen Bekämpfungsmittelnbeseitigt werden. Dabei sind die Anwendungsrichtlinien der Herstellersowie die Anwendungseinschränkungen der Holzschutzmittel unbedingtzu beachten. Besonders wichtige Unterlagen dabei sind dasHolzschutzmittelverzeichnis, die DIN-Sicherheitsdatenblätter sowie dasDGfH-Merkblatt "Sonderverfahren zur Behandlung von

Gefahrenstellen" Durch die Anwendungseinschränkungen (E 12 bis E14) der bekämpfend gegen Insekten wirkenden Holzschutzmittel ist eineBehandlung aller Holzbauteile eines Dachbodens nicht mehr zulässig.

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Gesetzliche Grundlagen

• jeweilige Länderbauordnungen haben einzelnen Normen alsgesetzlich bindend erklärt (z. B. DIN 68800 Teil 3 Punkte 2- 10),andere aktuelle Normen gelten als anerkannte Regeln der Technik

• Achtung: auch eine DIN- Norm kann unter gewissen Umständenals veraltet bzw. überholt gelten

• DIN 1052 Teil 1 "Holzbauwerke, Berechnung und Ausführung"regelt u.a. den Einsatz von Holz hinsichtlich Einbaufeuchte, Quell-und Schwindverhalten

• DIN 4074 Teil 1 "Sortierung von Nadelholz ": Hinweise zur Qualitätvon Bauholz (z. B. mit Schäden durch Frischholzinsekten, Bläue...)

Gesetzliche Grundlagen

• DIN 68364 "Kennwerte von Holzarten": Auflistung einheimischerHolzarten mit den jeweiligen spezifischen Angaben über Rohdichte,Elastizität, Biegefestigkeit und Eigenresistenz

• DIN 68365 "Bauholz für Zimmerarbeiten – Gütebedingungen"

• DIN 68800 Teil 2 "Holzschutz im Hochbau; vorbeugende baulicheMaßnahmen": Möglichkeiten zur Verringerung bestehenderGefährdungen von Bauteilen durch bauliche Maßnahmen

• DIN 68800 Teil 3 "Holzschutz – Vorbeugender chemischerHolzschutz": Möglichkeiten und Verfahren der chemischenBehandlung von Bauholz, Hinweise zur Prüfung ausgeführterHolzschutzmaßnahmen

Gesetzliche Grundlagen

• DIN 68800 Teil 4 "Holzschutz – Bekämpfungsmaßnahmen gegenholzzerstörende Pilze und Insekten": Hinweise für die Ausführungvon Sanierungen gegen Insekten- und Pilzbefall, nennt Arten vonMaßnahmen zur Bekämpfung (chemische Behandlung, Begasung,Heißluft)

Voraussetzung für die Ausführung von Bekämpfungsmaßnahmen istimmer eine eingehende Untersuchung der Bauteile und Erstellung einesUntersuchungsberichtes bzw. eines Gutachtens. Dabei muss die Artund der Umfang des Befalls genau ermittelt werden.

Gesundheitliche Bewertung

• Gesundheitsbeeinträchtigungen durch Sporen oderHyphenbruchstücke bei Aufenthalten im Befallsbereichnicht auszuschließen

• Nachweis für Allergie gegen Hausschwammsporen ist erfolgt(BRYANT and ROGERS 1991)

• im Blut von Patienten spezifische IgE (m G) und IgG(Immunglobulin G) nachgewiesen (O´BRIEN et al. 1978)

• Fruchtkörper und Mycelteile sind Nährboden für Schimmelpilze

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Bekämpfungsmaßnahmen

Grundsätzlich ist die Ausführung der chemischen Maßnahmenausgebildeten Fachleuten vorbehalten.

Gemäß Gefahrstoffverordnung, § 15 e Anhang V Nr. 6 dürfenBekämpfungsmaßnahmen mit gesundheitsschädlichen, giftigenoder sehr giftigen Stoffen nur durch sachkundige Personenausgeführt werden. Sachkundig im Sinne der GefStoffV sind"... IHK-geprüfte Schädlingsbekämpfer, oder Personen mitvergleichbarer Ausbildung...", wie z.B. der "Sachkundige im

Bekämpfenden Holzschutz"

Bekämpfungsmaßnahmen gegen

Pilzbefall nach DIN 68 800 Teil 4

• sofortiger Stopp aller Arbeiten

• Untersuchung durch einen Sachverständigen, eventuellLaborgutachten (Meldepflicht beachten!)

• Feststellen der Ausbreitungsgrenzen (anfangs zerstörungsfreimittels Endoskopie, Kernbohrung, Zapfenfräsung, etc.)

Phase I – Sondierungsphase

Sanierung am Beispiel des Eichenporling

(Donkioporia expansa) – Phase I Teil 1

• differenzierter vorsichtiger Rückbau und Untersuchung derumgebenden Bereiche (im schlechtesten Fall: Räumung derbefallenen Gebäudebereiche notwendig)

• kontinuierliche Dokumentation aller Funde für eindeutigeKlärung von Entstehungsherd und Einfeuchtungsquelle

• verschiedene Sicherungsmaßnahmen (u.a. Einrichten vonStaubwänden, tägliche Grobreinigung der Arbeitsbereiche,Sichern von ausgebautem Holz und thermische Entsorgung)

Phase I – Sondierungsphase

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Sanierung am Beispiel des Eichenporling

(Donkioporia expansa) – Phase I Teil 2

• Entfernen bzw. Sicherung des oberflächlichen Befalls

• Entfernen aller befallenen Holzbauteile und Rückschnitt indas gesunde Holz um mindestens 1m

• Entfernen anderer befallener und umgebender Baustoffe(festgelegte Sicherheitsbereiche beachten!), Abtragen vonBodenschichten im erdberührten Bereich

• Suche nach nicht sichtbarem Befall durch Freilegen undBehandeln aller Holzbauteile im Sicherheitsbereich

Phase II – Bekämpfungsphase

Sanierung am Beispiel des Eichenporling

(Donkioporia expansa) – Phase II Teil 1

• nicht befallene Holzbauteile im Gefahrenbereich (Fachwerk,Balkenköpfe, Mauerlatten, etc.) imprägnieren, entfernteBaumassen gesichert entsorgen

• Abflammen von Wandoberflächen

• Einbringen zugelassener Schwammsperrmittel in dasMauerwerk, Fluten oder Schäumen der Wandoberflächen

Phase II – Bekämpfungsphase

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Sanierung am Beispiel des Eichenporling

(Donkioporia expansa) – Phase II Teil 2

• Ergreifen aller Maßnahmen, die einen erneuten Befallverhindern (u.a. Entfernen aller Einfeuchtungsquellen,Trockenlegung des Mauerwerks und der Keller, Einbau vonHölzern mit spezieller Imprägnierung, etc.)

• Schaffen von Kontrollmöglichkeiten (speziell in Hohlräumenund anderen nur schwer zugänglichen Bereichen)

Phase III – Wiederherstellungsphase

Probenmaterial

• analysiert werden können klassisch nicht eindeutig zu bestimmendeProben:

- Holz mit Würfelbruch

- Uncharakteristisches Myzel

- Putz

• analysiert werden können auch: Myzel bzw. Myzelstränge, Fruchtkörper und Sporen

BUNDESGERICHTSHOF URTEIL

IV ZR 212/10 Verkündet am: 27. Juni 2012AVB Wohngebäudeversicherung

Ein Leistungsausschluss, demzufolge sich der Versicherungsschutz gegen Leitungswasser ohne Rücksicht auf mitwirkende Ursachen nicht auf Schäden "durch Schwamm" erstreckt, gilt für alle Arten von Hausfäulepilzen und erfasst gerade auch den Schwammbefall als Folge eines versicherten Leitungswasseraustritts.

In dieser Auslegung hält der Leistungsausschluss der Inhaltskontrolle stand.

BGH, Urteil vom 27. Juni 2012 - IV ZR 212/10 - OLG JenaLG Gera

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Zusammenfassung

• Bewertung der Ausgangssituation (in Verbindung mitSchimmelschäden keine einheitlichen Kriterien)

• einheitliche Bewertung von Analyseergebnissen möglich

• Sanierung von Schäden nach Bewertungsmaßstab einheitlichgeregelt

• Trends lassen in Zukunft nur in Teilbereichen auf Besserunghoffen