Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

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Planungs- und Bewertungskriterien für Bibliotheksbauten Masterarbeit im Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaften Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften Fachhochschule Köln vorgelegt von: Tina Hohmann Dipl.-Ing. Architektur Schwerinstr. 26 50733 Köln Matrikel-Nr. 11039856 am 17.1.2005 Erstprüfer: Prof. Dr. Klaus Lepsky Zweitprüfer: Prof. Dipl.-Ing. Helmut Jüngling 1

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Die vorliegende Arbeit setzt sich mit Planungs- und Bewertungskriterien für Bibliotheksbauten auseinander. Es wird untersucht, welche Auswirkungen die Veränderungen im Medienangebot auf das Nutzerverhalten und auf die Rolle der Bibliothek haben und welche Funktionen die Bibliothek als Ort bieten kann. Beispiele aktueller Bibliotheksbauten werden näher vorgestellt: Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und die Seattle Public Library. Der anerkannte Kriterienkatalog zur Planung von Bibliotheksbauten von Harry Faulkner-Brown wird vorgestellt, aus heutiger Sicht bewertet und neu interpretiert. Dies wird anhand der vorangegangenen Beispiele exemplarisch verdeutlicht. Anschließend werden neue Schwerpunkte von aktueller Relevanz entwickelt, die den Kriterienkatalog für den heutigen Bibliotheksbau ergänzen.

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Planungs- und Bewertungskriterien für Bibliotheksbauten

Masterarbeit

im Studiengang Bibliotheks- und Informationswissenschaften

Fakultät für Informations- und Kommunikationswissenschaften

Fachhochschule Köln

vorgelegt von:Tina HohmannDipl.-Ing. ArchitekturSchwerinstr. 2650733 KölnMatrikel-Nr. 11039856

am 17.1.2005

Erstprüfer: Prof. Dr. Klaus LepskyZweitprüfer: Prof. Dipl.-Ing. Helmut Jüngling

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Kurzfassung

Die vorliegende Arbeit setzt sich mit Planungs- und Bewertungskriterien für

Bibliotheksbauten auseinander. Es wird untersucht, welche Auswirkungen die

Veränderungen im Medienangebot auf das Nutzerverhalten und auf die Rolle der

Bibliothek haben und welche Funktionen die Bibliothek als Ort bieten kann.

Beispiele aktueller Bibliotheksbauten werden näher vorgestellt: Die Sächsische

Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, die

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen und die Seattle

Public Library.

Der anerkannte Kriterienkatalog zur Planung von Bibliotheksbauten von Harry

Faulkner-Brown wird vorgestellt, aus heutiger Sicht bewertet und neu interpretiert.

Dies wird anhand der vorangegangenen Beispiele exemplarisch verdeutlicht.

Anschließend werden neue Schwerpunkte von aktueller Relevanz entwickelt, die

den Kriterienkatalog für den heutigen Bibliotheksbau ergänzen.

Schlagwörter:

Bibliotheksbau; Wissenschaftliche Bibliothek; Faulkner-Brown Harry; Dresden;

Göttingen

Abstract

This thesis dicusses various aspects relating to the assessment of existing and the

design of new library buildings. It explores the new medias´ impact and assesses

the importance of qualities other than functional on its design. With reference to the

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden,

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen and the Seattle

Public Library, Harry Faulkner-Brown´s acknowledged guideline for the design of

library buildings is being discussed and updated whereever appropriate.

Keywords:

Library Architecture; Academic Library; Faulkner-Brown, Harry; Dresden

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Inhaltsverzeichnis1. Einleitung.............................................................................................................5

2. Anforderungen an die Bibliothek Heute................................................................7

2.1 Die „digitale Revolution“ und ihre Folgen – die Medien..................................7

2.2 Nutzungsverhalten und Kundenbedürfnisse – die Kunden.............................9

2.3 Der Mehrwert der physischen Bibliothek – die Bibliothek als Ort..................10

3. Beispiele aktueller Bibliotheksbauten ................................................................15

3.1 Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und UniversitätsbibliothekDresden.............................................................................................................15

3.2 Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen ...........22

3.3 Die Seattle Public Library.............................................................................28

4. Der Kriterienkatalog von Faulkner-Brown ..........................................................31

4.1 Entstehung .................................................................................................31

4.2 Die Kriterien ................................................................................................34

4.2.1. „Flexibel“ - Flexibilität ..........................................................................34

4.2.2. „Compact“ - Kompaktheit....................................................................39

4.2.3. „Accessible“ - Zugänglichkeit und Orientierung...................................41

4.2.4 “Extendible“ - Erweiterungsfähig .........................................................43

4.2.5. „Varied“ - Differenzierung ...................................................................44

4.2.6. „Organized“ - Zugang zu den Medien..................................................46

4.2.7. „Comfortable“ - Behaglichkeit..............................................................48

4.2.8. „Constant in environment“ - Konstanz gegenüber Umwelteinflüssen ..50

4.2.9. „Secure“ - Sicherheit .........................................................................51

4.2.10. „Economic“ - Wirtschaftlichkeit ........................................................47

4.3 Zusammenfassung / Relevanz....................................................................54

5. Neue Schwerpunkte...........................................................................................55

5.1 Grundsätze der Planung..............................................................................55

5.2 Erweiterung der Kriterien.............................................................................55

5.2.1 Angemessenheit...................................................................................55

5.2.2 Nachhaltigkeit.......................................................................................57

5.2.3 Aufenthaltsqualität................................................................................61

5.2.4 Möglichkeit der Kommunikation............................................................66

5.2.5 Barrierefreie Planung und Ausstattung.................................................67

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6. Zusammenfassung............................................................................................70

7. Glossar..............................................................................................................71

8. Informationsquellen............................................................................................74

Abbildungsverzeichnis.......................................................................................79

Anhang..............................................................................................................82

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1. EinleitungDie Qualität eines Bibliotheksgebäudes bestimmt zum großen Teil seineLeistungsfähigkeit. Doch „zum einen gibt es kaum Architekten, die sich aufBibliotheken spezialisiert haben. Es gibt nur sehr wenige Architekten, die mehr alseine Bibliothek in ihrer beruflichen Karriere entworfen haben. Aber auch dieBibliothekare , denen die Aufgabe zuteil wird, sich mit der Planung eines neuenBibliotheksgebäudes zu beschäftigen, tun dies in der Regel nur einmal. DiePlanung eines Neubaus setzt umfassende Kenntnisse über alle Bereiche einerBibliothek und ihr Zusammenspiel voraus... Jeder neue Bibliotheksbau ist eineZukunftsprojektion. In den Jahren nach der Fertigstellung einer Bibliothek zeigt es

sich, wie tragfähig diese Projektion war.“1

Dazu kommt, dass es für den deutschsprachigen Raum kein aktuellesStandardwerk zum Bibliotheksbau gibt. Daher stellt sich die Frage:Was macht den Bibliotheksbau heute aus und was sind die wesentlichenPlanungskriterien für gegenwärtige und zukünftige Bibliotheksgebäude?

Um dies zu untersuchen, sollen in der vorliegenden Arbeit folgende Fragenbehandelt werden:

Welche Auswirkungen haben die Veränderungen im Medienangebot auf dasNutzerverhalten und auf die Rolle der Bibliothek?Welche Anforderungen erwachsen daraus an die bauliche Konzeption derBibliothek?Was macht die Bibliothek als Ort aus?Gehen heute gebaute Bibliotheken auf diese neuen Anforderungen ein?

Was gab es bisher an allgemein anerkannten Planungsvorgaben?Sind diese heute noch relevant?

Der anerkannte Kriterienkatalog für die Planung von Bibliotheksbauten von HarryFaulkner-Brown wird hierzu vorgestellt, bewertet, modifiziert und ergänzt.Grundsätzlich enthalten die neuen Kriterien Aussagen zu zwei großenThemenbereichen: Die Funktionalität des Gebäudes und die Aufenthaltsqualität.Durch die stärkere Einbeziehung des zweiten Aspekts unterscheiden sie sichwesentlich von denen Faulkner-Browns. Anhand von drei Bibliotheksneubautenwerden due Kriterien exemplarisch verdeutlicht. Zwischen den einzelnen Kriteriensind durchaus Konflikte möglich und es wird nicht möglich sein, allen Kriterien ineiner Planung gerecht zu werden. Ziel ist ein Abwägen der für das spezifischeBauvorhaben jeweils gültigen Prioritäten.

Das Ziel der Arbeit ist, die Sichtweisen von Architekt und Bibliothekar zu ergänzenund ihre jeweiligen Ziele in Übereinkunft zu bringen.

Diese Arbeit ist gedacht:

1 Kolasa, Ingo: Bibliotheksbau. In: Die moderne Bibliothek. Ein Kompendium derBibliotheksverwaltung. Hrsg. von Rudolf und Klaus Haller. München 2004, S. 62.

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für Architekten - als Planungshilfe bei der Planung von Bibliotheksbautenfür Bibliothekare- als Planungshilfe für eine Wettbewerbs-Ausschreibung- als Bewertungsinstrument für Entwürfe von Bibliotheksbauten- als Argumentationshilfe in der Auseinandersetzung mit dem Architekt bzw. Planer

Meine Untersuchung bezieht sich auf wissenschaftliche Bibliotheken, ist aberebenso auf öffentliche Bibliotheken anwendbar. Obwohl in der FunktionalitätUnterschiede bestehen, sind die Bewertungskriterien vergleichbar.

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2. Anforderungen an die Bibliothek Heute

„Auf der anderen Seite gibt es Stimmen, die behaupten, dass es auch innaher Zukunft Bibliotheken und Bibliotheksbauten geben wird, diese [...]sich aber den Herausforderungen der Zukunft stellen müssen und sich ihreAufgaben und Funktionen verändern werden.“ 2

2.1 Die „digitale Revolution“ und ihre Folgen – die Medien

Die sogenannte „digitale Revolution“ beeinflusst verschiedene Bereiche derBibliothek und bringt für die Bibliotheken weitreichende Veränderungen mit sich.

Die Bearbeitung der Medien Die Medienbearbeitung erfolgt heute in der Regel ausschließlich EDV-gestützt, derGeschäftsgang und die Ausleihe sind komplett integriert. Bei der Katalogisierungkönnen Bestandsdaten online aus dem Bibliotheksverbund oder von der DeutschenBibliothek bzw. aus dem Bibliotheksverbund übernommen werden. Der Bibliothekskatalog ist heute in den meisten Bibliotheken online zugänglich. AlteBestände wurden und werden soweit wie möglich in diesen eingearbeitet.Der OPAC bietet Nutzungsmöglichkeiten, die weit über die des Zettelkatalogshinausgehen. Neben den erweiterten Suchmöglichkeiten für die Recherche istsowohl die Einsicht in die Verfügbarkeit des gewünschten Mediums als auch derZugriff auf dieses mittels Bestellung oder Vormerkung möglich.

Das Bestandsangebot Neben den klassischen Printmedien (Buch und Zeitschrift) und den AV-Medien(z.B. Audio-CD und Video) bietet die Bibliothek digitale Medien in unterschiedlicherForm und Verfügbarkeit. Digitale Medien auf physischen Trägern (CD´s, DVD´setc.) sind im realen Bestand der Bibliothek und können wie die klassischenPrintmedien ausgeliehen werden.

Der Zugriff auf digitale InformationsquellenDigitale Informationsquellen können über das Internet orts- und zeitunabhängigverfügbar gemacht werden. Dies ermöglicht einerseits den Zugriff von außerhalbauf Quellen, die in der Bibliothek real oder virtuell vorhanden sind und andererseitsden Zugriff auf außerhalb der Bibliothek vorhandene Informationsquellen.Dazu gehören sowohl frei verfügbare als auch lizensierte Quellen wie z.B. Katalogeanderer Bibliotheken oder Institutionen, Datenbanken, elektronische Zeitschriften,Volltexte und sonstige Informationen des Internets.Gegenüber der ehemals betonten Bestandsorientierung gewinnt die Beschaffungvon Information und die Vermittlung von Informationsnachweisen und -zugängenan Bedeutung. Die Bibliothek hält die Daten nicht unbedingt selbst vor, sondernInformationen über die diese (evtl. fremder Anbieter), um im Falle einer Nachfrage

2 Beiser, Sylvia: Trends und Visionen im modernen Bibliotheksbau. Mit den Beispielen SeattlePublic Library, Sendai Mediatheque, Phoenix Central Library. Diplomarbeit an derHochschule der Medien Stuttgart. Stuttgart 2003, S. 8.

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einen effizienten Zugang und den Zugriff auf die gewünschten Informationen zuermöglichen. Dieses Modell der „Bring-Bibliothek“ wird vom Wissenschaftsrat als

zukünftiges Modell für Hochschulbibliotheken empfohlen.3

Was bedeutet das für die Bibliothek, ihre Dienstleistungen und ihre Einrichtungen?Die physische Bibliothek erfährt eine Erweiterung in den virtuellen Raum. Dieortsungebundene „virtuelle Bibliothek“ ergänzt das Angebot an Informationsquellenauf die globale Ebene. Im Benton-Report wird die virtuelle Bibliothek als „the digital

library-without-walls“4 bezeichnet. Die digitale Bibliothek überwindet räumliche undzeitliche Schranken, da Information heute jederzeit und überall produziert undveröffentlicht werden kann. Sie bietet Links zu anderen Informationsquellen imWorld Wide Web. „Your computer is a library“ ist die Aussage derjenigen, die

dieses Konzept konsequent verteten.5 Dieses webbasierte Angebot der Bibliothek ist das Instrument, das eine immergrößere Bedeutung erlangt. Der Internet-Auftritt und seine grafische Präsentationist ebenso prägend für das Bild der Bibliothek nach außen wie das realeBibliotheksgebäude an sich.

Trotz dieser Entwicklung werden die digitalen Medien das Buch nicht ersetzen. DieProduktion von Printmedien ist nach wie vor steigend. Die Nutzung voninternetbasierten Informationsmitteln wird sich erhöhen, aber die gedrucktenMedien werden nicht substituiert, sondern es wird in Zukunft ein Nebeneinander

von papiergebundenen und elektronischen Medien geben.6

Die sogenannte „hybride Bibliothek“ ist das Modell, das gleichermaßen Zugang zuallen Arten von Medien bietet. Die digitalen Medien müssen im Angebot der Bibliotheken gleichwertig integriertwerden. Der Zugang zu allen Medienarten sollte möglichst einfach und effizientorganisiert sein. Für die gedruckten Publikationen ist ein möglichst großerFreihandbereich wünschenswert und die Beschaffung aus dem Magazin sollte inmöglichst kurzer Zeit erfolgen. Für die Nutzung elektronischer Informationsmittel isteine angemessene technische Ausstattung im gesamten Gebäude erforderlich. ImNutzungsbereich sollten ausreichend viele PC´s mit Netzanschluss bereitgestelltwerden bzw. die Möglichkeit zur Nutzung eigener Geräte (Laptops) durch die

flächendeckende Versorgung mit Strom- und Netzanschluss gewährleistet sein.7

3 Vgl. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken.Empfehlungen des Wissenschaftsrat; Juli 2001, S.51.

4 Buildings, Books and Bytes: Libraries and Communities in the Digital Age. Hrsg. von derBenton Foundation. Washington D.C. 1997 [“Benton Report”].

5 Vgl. Ebenda.6 Vgl. auch Das, Henk u.a.: Einfluss virtueller Medien auf die physische Bibliothek. Visionen

für einen „intelligenten“ Wandel.- Gütersloh: Bertelsmann Stiftung, 2002, S. 4f. 7 Vgl. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken. Hrsg.

vom Wissenschaftsrat. Greifswald 2001, S. 47f.

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2.2 Nutzungsverhalten und Kundenbedürfnisse – die Kunden

Welche Erwartungen und Bedürfnisse hat der Nutzer an die Bibliothek?

Besucher nutzen die Bibliothek für folgende Tätigkeiten:- Recherche im OPAC- Zugriff auf vorhandene physische Medien- Zugriff auf digitale Medien- Verarbeiten der Information – Scan, Speicherung, Ausdruck, mail-Versand- Ausleihe von Medien- Lesen und Lernen: - Individuelles Erarbeiten - Erarbeiten in der Gruppe

Laut Nutzerbefragung in allen Universitätsbibliotheken in Nordrhein-Westfalen 2001nutzten 90% der Bibliotheksbesucher die Bibliothek für die Buchausleihe, 70% für

die Literatursuche und 50% zum Lernen und Arbeiten.8 Für die Literatursuche sind Fachzeitschriften und Fachbücher die wichtigstenQuellen, ähnlich häufig werden inzwischen aber auch Suchmaschinen im Internetgenutzt. Bei der Nutzung elektronischer Medien sind die meisten Nutzer jedochnoch sehr unerfahren. Ca. � haben keine Erfahrung mit elektronischenZeitschriften und ca. ¾ kennen keine Datenbanken. Durch die größere Vielfalt imInformationsangebot erhöht sich der Informations- und Beratungsbedarf desEinzelnen. Aufgrund der unterschiedliche Möglichkeiten der Recherche nachInformationen von verschiedenen Anbietern und in den verschiedenen Medienentsteht Unsicherheit darüber, wo welche Informationen zu finden sind. DieBibliothek wird zum Vermittler von Informationskompetenz. Kommunikation aufformeller und informeller Ebene wird immer wichtiger. Die Mehrheit der Nutzer fasst die Bibliothek als Lernumfeld auf, das bestimmteMindestanforderungen an Bequemlichkeit und Atmosphäre erfüllen sollte. Densekundären Ausstattungsmerkmalen (z.B. Cafeteria) kommt eine hohe Wichtigkeitzu. Besonders die Wissenschaftler fordern einen größeren fachspezifischenZuschnitt der Informationsquellen und die Verknüpfung zwischen Recherche und

Beschaffung.9

Die Aufgabe zukünftiger Bibliotheken wird sein, auf die Auswirkungen dieserVeränderungen einzugehen. Darin liegen die Chancen für die Bibliothek vonmorgen.

Fazit: Angebot neuester Technologien und stärkere Aufenthaltsqualitäten

8 Angaben aus der Nutzerbefragung an allen Universitätsbibliotheken in NRW 2001, zitiertnach: Bibliothek 2007. Infas-Studie, S. 9-11.

9 Ebenda.

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„Innerhalb dieser Typologie [...] nimmt die Bedeutung der Form des Ortesimmer weiter zu, während die Funktion als Selbstverständlichkeit in denHintergrund gerät.“10

Das Bibliotheksgebäude von morgen sollte selbstverständlich die funktionalenErfordernisse in räumlicher und technischer Hinsicht erfüllen und mit seinerArchitektur sowohl eine Identifizierung für die betreibende Institution als auch einangenehmes Umfeld für den Nutzer und Mitarbeiter bieten.

„Libraries have a splendid future. They will accomodate fewer books and anincreasingly larger number of visitors. Users do not just want to sit alone infront of a computer but want also to be in a living environment together withother users. The library now and in the future is that lively culturalmeetingplace, that library departmentstore where people are looking forwhen visiting their library.“11

2.3 Der Mehrwert der physischen Bibliothek – die Bibliothek als Ort

„Library leaders see a continuing role for the library building.“12

Im folgenden wird dargestellt, wie die zukünftigen Anforderungen aussehen, wasdie Bibliothek in ihrer physischen Präsenz an Mehrwert bietet und was dies für diePlanung von Bibliotheksbauten bedeutet.

Grundsätzlich kann man sagen, dass die physische Bibliothek einen realen Ort miteiner realen Umgebung, realen Medien und Kommunikationsmöglichkeiten bietet.

„Denn trotz aller Virtualität braucht der Körper reale Architektur alsKlimahülle und auch als realen Ort der Begegnung, aber auch alsStimulanz der Sinne.“13

„Das Gefühl, dass alles immer flüchtiger, künstlicher, unechter, irrationaler,nichtiger wird, erzeugt massive psychische Gegenreaktionen. [...] DasGehirn reagiert mit Abwehr auf die Suspendierung der haptischen,dinglichen Wirklichkeit.“14

10 Bibliothek 2007. infas-Studie, S.13. 11 Renes, Wim: Flexibility is that all? Beitrag zur IFLA Conference in Bangkok 20.-28.August

1999. „ Conclusions“. 12 Ebenda. 13 Beiser: Trends und Visionen im modernen Bibliotheksbau, S.18.14 Daniels, Klaus: Low-Tech Light-Tech High-Tech. Bauen in der Informationsgesellschaft.

Basel 1998.

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Die Bibliothek als Bewahrer von Kulturgut / Ort der Aufbewahrung

Vom Büchermagazin zum hypermedialen ArchivDie Aufgabe der Bibliothek im klassischen Sinn ist das Sammeln, Bewahren,Archivieren und Dokumentieren von Medien. Damit leistet sie einen wesentlichen

Beitrag zur „Sicherung des kulturellen Erbes“.15

Weiterhin ist die Bibliothek Bewahrer von Kulturgut, lediglich die Art der Medienverändert sich. Eine neue Aufgabe erhält sie mit der Langzeitarchivierung vonelektronischen Medien.Für die langfristige Bestandssicherung von Medien auf den unterschiedlichstenTrägern müssen die entsprechenden gebäudetechnischen und

netzwerktechnischen Bedingungen gewährleistet werden.16

Die Bibliothek als soziale und kulturelle Institution

„The library is a cultural institution and has certain extra qualities likecharacter and style [...].“17

Die Bibliothek ermöglicht in der Regel kostenlosen Zugang zu Information undBildung für jedermann. Damit übernimmt sie eine wichtige gesellschaftliche

Funktion zur Sicherung der „Informationsdemokratie“.18 Die Tatsache, dass sichjeder in ihren Räumen völlig zweckfrei und ungerechtfertigt aufhalten kann, macht

sie zu einem der „letzten öffentlichen Orte“.19

Zudem wirkt die Bibliothek identitätsstiftend für ihre Trägerschaft. Im Falle der öffentlichen Bibliothek trägt die Bibliothek als Ort des Austauschs vonWissen und Information wesentlich zum Kulturleben der Stadt oder Gemeinde bei.Sie kann selbst kulturelle Aktivitäten initiieren bzw. den Raum für Kulturereignisse

bieten.20 Die wissenschaftliche Bibliothek übernimmt als eine der zentralen Einrichtungenihrer Institution, z.B. der Universität, eine wesentliche Funktion als Informations-und Lernzentrum, als Raum für kulturelle Aktivitäten, für interdisziplinäreKommunikation und als sozialer Treffpunkt. Ihr äußeres Erscheinungsbild ist ein wichtiger Faktor für das Bild, das die Institutionnach außen bieten möchte. „Repräsentative“ Architektur ist mehr und mehrerwünscht. Ihre Ausstattung spiegelt die Innovation (und die finanzielle Situation)des jeweiligen Trägers wider. Die Bibliothek wird zur „Visitenkarte“ der Institution,

15 Vgl. Bibliothek 2007. Bibliotheksentwicklung in Deutschland; Ergebnisse einer bundesweitenExpertenbefragung.- Bonn: infas, 2002, S.6; S.20.

16 Hierzu ausführlich im Forum Bestandserhaltung: www.forum-bestandserhaltung.de.17 Renes: Flexibility is that all?, „ Conclusions“. 18 Bibliothek 2007. infas-Studie Expertenbefragung, S.20. 19 Beiser: Trends und Visionen im modernen Bibliotheksbau, S.30.20 Vgl. Das, Henk u.a.: Einfluss virtueller Medien auf die physische Bibliothek, S.31.

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mit der geworben werden kann.21

„Für die Bibliotheken ergibt sich m. E. die Chance, ihre Stellung undBedeutung mit diesen [ästhetisch anspruchsvollen] Gebäuden zuverstärken.“22

Die Bibliothek als Ort der Informationsvermittlung

„library users are looking to libraries as more than a source of books, theywant information in whatever form is available. Relevance and fast accessare extremly important factors.“23

Bibliotheken sind „Informationsmarktplätze“24. In ihnen findet der Nutzer an einem

Ort die unterschiedlichsten Medien und Inhalte in integrierter Form vor.25 DieBibliothek muss diese Informationen nicht unbedingt selbst vorhalten, sondernermöglicht den Zugang und Zugriff auf die gewünschten Informationen über ihrNetzwerk. Im Vergleich zu anderen Anbietern im Internt bietet sie ein strukturiertesAngebot an aufbereiteter Information. Darüber hinaus bietet sie Zugriff auf

lizensierte Angebote - „wertvolle Informationen“.26

Die Basisfunktion, Medien und Informationen aller Arten anzubieten, wird durch diedabei geleistete Betreuung zum Mehrwert, den nur Bibliotheken in dieser Formbieten können. Der Bibliothekar bietet persönliche Beratung in der immer größeren

Informationsvielfalt als „guide through the information jungle“27. Aus den offenenSuchanfragen des Nutzers entwickelt er zielgerichtete Recherchestrategien.

„Library leaders want the library of the future to be a hybrid institution thatcontains both digital and book collections. And they assume that it will bethe librarian navigator who will guide library users to the most usefulsources, unlocking the knowledge and information contained in the vastannals of the information superhighway [...].“28

Bibliotheken sind Anlaufstelle für die Vermittlung von Informationskompetenz.Beratung und Schulungen werden immer mehr individuell bzw. gruppenspezifischangeboten, der personalisierte Web-Zugang („Meine Bibliothek“) wird bereits ineinigen Bibliotheken angeboten. Die Personalisierung ihrer Dienste ist eine derwichtigsten Aufgaben der nahen Zukunft. Die individuelle Nutzerorientierung wird

21 Vgl. Homepage der Seattle Public Library oder die Idea Stores in London.22 Feldsien-Sudhaus, Inken: Follows Form Function? zum DIN-Fachbericht 13. In: ABI-Technik

(1999) Nr.1, S.18.23 Renes: Flexibility is that all?. 24 Bibliothek 2007. Infas-Studie, S. 20.25 Vgl. Ebenda.26 Das, Henk u.a.: Einfluss virtueller Medien auf die physische Bibliothek, S.30. 27 Lang, Brian: Library Buildings for the New Millenium. In:Library buildings in a changing

environment. Hrsg. von Marie-Francoise Bisbrouck. München 2001 (IFLA publications ; 94)].28 Buildings, Books and Bytes [“Benton Report”].

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nach Überzeugung des Wissenschaftsrat in Zukunft verbindlicher Maßstab für die

Beurteilung der Leistungsfähigkeit einer Hochschulbibliothek sein.29

„The required information derived from the library has to be presented tothe individual needs and interests. Anything that a library could do toprovide this kind of personal information service would be most valuable.“30

Die Bibliothek als Lernumfeld

Die Hälfte der Bibliotheksbesucher einer wissenschaftlichen Bibliothek nutzt diese

zum Lernen und Arbeiten.31 Neben der Bereitstellung der entsprechendenräumlichen und technischen Infrastruktur wirken sich die sogenannten „soft

values“32 und eine attraktive innenräumliche Atmosphäre studienfördernd aus.33 Zuden atmosphäre-fördernden Faktoren gehören z.B. Beleuchtung, Akustik,Oberflächen und Möbeldesign.

Den unterschiedlichen Bedürfnissen zum Recherchieren, Lesen, Lernen, Arbeitenin der Gruppe u.a. sollte über ein differenziertes Arbeitsplatzangebot entsprochen

werden.34

Die verschiedenen Medientypen erfordern zum Teil unterschiedliche Lese- bzw.Verarbeitungsgeräte. Das „Lesen“ und die Weiterverarbeitung der angebotenenInformationen sollte dementsprechend in analoger und digitaler Form möglichstortsnah am Arbeitsplatz möglich sein. Dies beinhaltet den Ausdruck, Download undE-mail-Versand von Dateien und Mikroformen, das Scannen von Printmedien und

die Möglichkeit der Verarbeitung am eigenen PC/Laptop am Arbeitsplatz.35 DerWissenschaftsrat empfiehlt zur integrierten Nutzung von digitalen und gedrucktenMedien unter anderem die Vernetzung jeden Arbeitsplatzes, möglichst überFunknetz, zur Nutzung portabler Rechner und die Möglichkeit der Präsentation von

Arbeitsergebnissen.36

Grundsätzlich sollte das Raumangebot nicht nach Medienart differenziert werden,sondern fachlich nach den Bedürfnissen der Nutzer.

Universitätsbibliotheken in Großbritannien z.B. verstehen sich als „Learning29 Vgl. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken, S.51.30 Ebenda31 Laut Nutzerbefragung in allen Universitätsbibliotheken in NRW 2001 nutzten 50% der

Besucher die Bibliothek zum Lernen und Arbeiten, zitiert nach: Bibliothek 2007. infas-Studie,S.9.

32 Als soft values, auch sekundäre Ausstattungsmerkmale genannt, werden Einrichtungenbezeichnet, die nicht der Hauptfunktion dienen, sondern zusätzliche Dienstleistungen bietenwie z.B. die Cafeteria oder der Copy-Shop. Vgl. Das, Henk u.a.: Einfluss virtueller Medien aufdie physische Bibliothek, S. 32f.

33 Vgl. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken, S.47.34 Ausführlich dazu siehe Kap. 4.2.5.35 Ausführlich dazu siehe Kap. 4.2.6.36 Vgl. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken, S. 48.

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Resource Centers“ für die Studierenden.37 In Zusammenarbeit mit den

Universitäten werden Lernprogramme wie z.B. das „Virtual Learning Portal“38

entwickelt, die über das WWW abrufbar sind. In den Bibliotheken sind Schulungs-und andere Räume nur für die Nutzung dieser Programme vorgesehen.

Die Bibliothek als Ort der Begegnung

Die zunehmende Nutzung neuer Informationstechnologien ruft ein wachsendes

Bedürfnis nach zwischenmenschlichen Begegnungen hervor.39 Die Bibliothek sollteOrte der Kommunikation bieten, wo die Begegnung mit Menschen und daspersönliche Gespräch mit Mitarbeitern und anderen Nutzern nicht nur auf formeller,sondern auch auf informeller Ebene möglich ist.

„The general user is more and more looking for human and social contacts,to do networking with others who share their interests, either business andeducation related to culture and recreation.“40

Daraus leitet z.B. der Architekt Rem Kohlhaas über seine Planung der öffentlichenBibliothek von Seattle ab: „Die Bibliothek soll geschmeidige Übergänge vonvirtuellen Formen des Informationsaustauschs zu konkret physischen

Kommunikationsräumen ermöglichen.“41

Damit hebt die Bibliothek sich von den virtuellen Angeboten ab, da nur in einerphysischen Umgebung persönliche Kommunikation möglich ist.Für die Planung bedeutet dies, dass das Raumangebot neben den „klassischen“Kommunikationsformen wie dem Beratungsgespräch an der Informationstheke, derTeamarbeit in Gruppenarbeitsräumen und Schulungen in Seminarräumen auchinformelle Begegnungsmöglichkeiten berücksichtigen sollte wie dies z.B. inspeziellen Ruhezonen oder einer Cafeteria geschehen kann.

37 Vgl. McDonald, Andrew: Planning Academic Library Buildings for a New Age. SomePrinciples, Trends and Developments in the United Kingdom. In: Advances of Librarianship24 (2000), S. 55.

38 Konzept des VLP der Trent University Nottingham über elearn.ntu.ac.uk.39 Vgl. Klingmann: Datascapes: Bibliotheken als Informationslandschaften, S.385.40 Renes: Flexibility is that all?41 Zitiert nach Klingmann: Datascapes: Bibliotheken als Informationslandschaften, S.385.

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3. Beispiele aktueller Bibliotheksbauten Die folgenden Beispiele sollen exemplarisch zeigen, wie Bibliotheken heute geplantund gebaut werden. Ausgewählt wurden zwei aktuelle Bibliotheksbauten ausDeutschland, die in ihrer Funktion und Größe vergleichbar sind, sich aberkonzeptionell und äußerlich sehr unterscheiden. Mit der Seattle Public Library sollzusätzlich ein außergewöhnliches Projekt internationaler Bibliotheksarchitekturvorgestellt werden.

3.1 Die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und UniversitätsbibliothekDresden

Die Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek Dresden - im folgenden SLUBgenannt - ist entstanden aus der Fusion der Sächsischen Landesbibliothek (1556gegründet) und der Bibliothek der Technischen Universität Dresden (1828gegründet).42

Der gesamte Medienbestand umfasst 4,2 Mio. Bände, davon befinden sich amneuen Standort 3,2 Mio. mit 450.000 Bänden in Freihand-Aufstellung. Die neue SLUB vereint die zu DDR-Zeiten nur notdürftig untergebrachtenBestände, die an über 35 Standorten verteilt waren. Neben dem Neubau gibt esderzeit sieben weitere Standorte.43

Nach einem EU-weiten Wettbewerb 1996 entschied das Preisgericht sicheinstimmig für den Entwurf des Architekturbüros Ortner & Ortner Baukunst ausWien / Berlin. Mit einer Gesamtfläche von ca. 42.000 qm, davon 30.000 qm Hauptnutzfläche und12.800 qm Benutzungsbereich ist das Projekt - gemessen an der Fläche - dasumfangreichste und organisatorisch anspruchsvollste Bibiotheksneubauprojekt inden neuen Bundesländern.44 Nach 2 Jahren Planung und 4 ½ Jahren Bauzeitkonnte das Gebäude im Januar 2003 offiziell eingeweiht werden.45

Im Ausschreibungstext für den Wettbewerb hieß es:

„Die Bauaufgabe besteht darin, für eine Bibliothek von hohemeuropäischem Rang mit großer Tradition ein Gebäude zu schaffen, das ihreine Ausstrahlung in die Universität, nach Dresden und darüber hinausgibt. [...] Es soll ein Gebäude sein, in dem sich die verschiedenenNutzergruppen wohl fühlen und auf Anhieb zurechtfinden.“46

42 Vgl. Golsch, Michael: Der Neubau der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- undUniversitätsbibliothek Dresden. In:Bibliothek: Forschung und Praxis (2003) Nr. 27, S. 72ff.

43 Ebenda, S.72ff.44 Vgl. Blume, Eckhard und Kempf, Klaus: Moderne Bibliotheksbauten – Beispiele aus den

neuen Bundesländern. Deutscher Beitrag zur ALAG-Konferenz in Atlanta 2002.45 Vgl. Golsch: Der Neubau der sächsischen Landesbibliothek, S.73.46 Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden. In: Wettbewerbe

aktuell (1996) 7, S. 51.

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Die Architekten Ortner + Ortner über den Bau47:

„Die landschaftliche Eigenheit verleiht dem Ort eine Aura von Ruhe undsubtiler Feierlichkeit“ [...] Größe, Schwere und Geschlossenheit ist für dieseBauten wesentlich.“48

Bücher sind die wertvollste Bekleidung der Wand. Dicht aneinandergereihtüber die ganze Fläche bilden sie ein Muster übereinandergelagerterhorizontaler Bänder [...] Regal für Regal Generatoren, die sobald ein Blockaus seiner Speicherfunktion gelöst wird, Kraftströme unterschiedlichster Artfreigeben. [...] Das Flimmern dieser Räume bleibt zeitlos neu.“49

[die Bücherrücken und die Oberflächen-Textur] „ergibt [...] eine flimmerndehomogene Textur, die den Baukörper als reduziertes geometrisches Objektherauskommen lässt, zugleich aber die genauere visuelle Identifizierungverweigert.“50

„Was diese Glasur [Textur] so wirksam macht, ist die Glaubwürdigkeit, diesie Dingen verleiht, die es so noch nicht gibt. Sie funktioniert als Gleitmittelfür den Übergang zu einem nächsten kulturellen Verständnis, eine Methodezur Transformation des Anerkannten und Bewährten in die Perspektiveeiner Zeit, die kommt.“51

StädtebauDas Baugrundstück liegt in Randlage des Universitätscampus in fußläufigerEntfernung zu allen anderen wichtigen zentralen universitären Einrichtungen.52 Alsehemaliger Sportplatz ist es Teil einer Frischluftschneise für die DresdnerSüdvorstadt, die es möglichst zu erhalten galt. Daher erstreckt sich der Benutzungsbereich der Bibliothek in drei Ebenen zum

47 Meine Anfragen bzgl. der Planungskriterien für den Entwurf der SLUB wurden von denArchitekten nicht beantwortet.

48 Ortner und Ortner: Animare. In: Werk, Bauen + Wohnen (1998) Nr.11, S. 45f.49 Ortner, Laurids; Ortner, Manfred: Drei neue Bauten für europäische Kultur. 1998, S. 55.50 Ebenda, S. 39.51 Ebenda, S. 49.52 Vgl. Blume und Kempf: Moderne Bibliotheksbauten – Beispiele aus den neuen

Bundesländern.

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Abbildung 1 Ansicht öffentliche NutzungenAbbildung 2 Luftbild (Quelle SLUB)

Page 17: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

größten Teil unter der Erde. Über der Erde stehen sich lediglich zwei ca. 18m hoheGebäuderiegel gegenüber. Diese wirken als steinerne Skulpturen. Der dazwischen-liegende Raum wird als begrünte Fläche und zur Belichtung der darunter liegendenRäume genutzt. Vom Zelleschen Weg aus gesehen, wo sich der Haupteingangbefindet, verschwindet die Bibliothek fast gänzlich hinter dem erhaltenen bzw.ergänzten Lindenbaumgürtel. Aufgrund des Geländesprungs ist die Eingangs-ebene gleichzeitig die oberste der unterirdischen Geschosse (Null-Ebene).

Baukörper / NutzungNach außen zeigen sich dem Besucher nur die zwei schmalen, sichgegenüberstehenden Gebäuderiegel, von denen der südliche den Verwaltungstraktund der nördliche am Zelleschen Weg die öffentlichen Bereiche wie Buchmuseum,Cafeteria und Vortragssaal enthalten. Diese können auch unabhängig vomBibliotheksbetrieb genutzt werden.53 Der Benutzungsbereich ist in den drei unterirdischen Geschossen angeordnet. Die Sondersammlungen befinden sich in den Randbereichen des Lesebereichs.Die geschlossenen Magazine befinden sich in den Geschossen -1 und -2 undumfassen im Norden und Westen den Benutzungsbereich.

53 Vgl. Golsch: Der Neubau der sächsischen Landesbibliothek, S.73.

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Abbildung 4 Schemaplan Erdgeschoss(Quelle SLUB)

Abbildung 5 Schemaplan 2.Untergeschoss(Quelle SLUB)

Abbildung 3 Querschnitt (Quelle Ortner)

Page 18: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Orientierung / RaumabfolgeNach dem Haupteingang eröffnet sich dem Besucher das Foyer, von dem aus sichzum einen die öffentlichen Bereiche (Cafe, Buchmuseum, Vortragssaal) als auchdie eigentliche Bibliothek erschließt. Notwendige Nebennutzungen wie Garderobeund Toiletten sind ebenso hier angeordnet wie auch ein Zeitungslesebereich, derals allgemeiner Treffpunkt und Wartezone genutzt wird. Ausleihbereich undeinzelne OPAC-Plätze sind direkt vom Foyer aus zugänglich. Im Benutzungsbereich sind auf dieser Ebene die zentrale Information mit denInternet-Arbeitsplätzen, die Lehrbuchsammlung und Freihandlesebereiche mitNachschlagewerken angeordnet. Der Zugang in die Untergeschosse erfolgt übereine einläufige Treppe, welche unmittelbar hinter dem Foyer liegt. In denUntergeschossen befinden sich die Freihandbereiche und Leseplätze. Galerien undLufträume setzen die verschiedenen Bereiche visuell in Beziehung.54 In denäußeren Bereichen der Bibliothek liegen die Sondernutzungen wie die Fotothekoder die DIN-Auslegestelle. Das Herzstück der neuen Bibliothek bildet der zentrale Lesesaal im unterstenGeschoss, der sich über drei Ebenen erstreckt und von oben über ein ebenerdigesGlasdach belichtet wird. Er bietet knapp 200 Arbeitsplätze.55 Umlaufendefensterartige Öffnungen bieten Durchblicke von den zwei oberen Geschossen. Vierals Fluchtwege ausgebildete Treppenhäuser in den Ecken des Lesesaalserschließen zusätzlich die einzelnen Ebenen.56

Zugänglichkeit zu den MedienVon den 3.2 Mio. Bänden sind 450.000 in Freihandaufstellung57, die Regale sindauf 850.000 Bände ausgelegt. Für Literatur aus dem Magazin liegt dieBeschaffungszeit bei 3-4 Stunden. Die Freihandaufstellung erfolgt nach derRegensburger Verbund-Klassifikation.58

Die Öffnungszeiten liegen bei momentan 74h in der Woche für die Hauptbereiche,Sondersammlungen wie z.B. die Deutsche Fotothek sind in eigenenRäumlichkeiten mit eingeschränkten Öffnungszeiten zugänglich.59 Die AV-Medien sind in der sogenannten Mediathek zugänglich und nutzbar.

54 Vgl. Brinkmann, Ullrich: Ort für 5 Millionen Bücher: Neubau der SLUB in Dresden. In: Bauwelt39/2002, S. 17.

55 Vgl. Golsch: Der Neubau der sächsischen Landesbibliothek, S.73.56 Vgl. Brinkmann: Ort für 5 Millionen Bücher, S. 17. 57 Interview mit Michael Golsch vom 26.11.2004.58 Begehung vom 26.11.2004.59 Angaben aus dem Merkblatt der SLUB zu den Öffnungszeiten, Stand: Oktober 2004.

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Page 19: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

ArbeitsplätzeEs gibt ein differenziertes Angebot an Arbeitsplätzen: vom OPAC-Recherche-Platzim Foyer über den Leseplatz im klassischen Lesesaal oder Einzelarbeitsplätzenzwischen den Regalen bis zur Multimedia-Präsentation in der Gruppe bei derProjektarbeit. Von den insgesamt 990 Arbeitsplätzen sind 103 Arbeitsplätze inGruppenarbeitsräumen, davon zwei Blindenarbeitsplätze.60 Es gibt 46 abgeschlossene Carrels, von denen elf Multimedianutzungen dienen undzwei behindertengerecht eingerichtet sind.

Technische Ausstattung

60 Vgl. Golsch: The Shimmer of Books, S. 642.

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Abbildung 7 LesesaalAbbildung 6 Blick in die Ebene -2

Abbildung 8 OPAC´s Abbildung 10 Arbeitsplatz imFreihandbereich

Abbildung 9 Carrel mit Blick inLesesaal

Page 20: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

An den Arbeitsplätzen gibt es für jeweils zwei Plätze einen Stromanschluss zurNutzung von Laptops. Es gibt 120 PC-Arbeitsplätze61, vernetzt sind davon 75.62 Fürdas Frühjahr 2005 ist die Ausstattung mit W-LAN geplant.63

Konstruktion / Fassade / Brandschutz:Der gesamte Bau ist eine Stahlbetonkonstruktion in einem Mischsystem austragenden Wänden und Stützen. Die Fassade besteht komplett aus ThüringerTravertin, in den eine Textur aus unterschiedlich breiten, senkrechten Streifeneingefräst wurde. Es soll an Bücherwände erinnern und zieht sich in dieInnenräume fort. Die Fensteröffnungen sind bündig in die Fassadenoberflächeintegriert. Insgesamt wird dadurch der monolithische Charakter der beiden Quadernoch verstärkt.Der Bau kann über bewegliche Brandschottwände in mehrere Brandabschnitteunterteilt werden.64 Zusätzlich sind Teile der Bibliothek mit einer Sprinkleranlageausgestattet.

Klima / Licht / AkustikDer gesamte unterirdische Bereich ist mit einer Lüftungsanlage ausgestattet. ImVerwaltungsbereich sind die Räume einzeln regulierbar.65

Im Benutzungsbereich erfolgt die natürliche Belichtung ausschließlich überOberlichter. Buchmuseum, Vortragssaal und Cafeteria sowie die Mitarbeiterräumesind über Fenster belichtet. Die künstliche Beleuchtung erfolgt aus einerKombination zwischen Allgemeinbeleuchtung mit relativ geringer Leuchtstärke undobjektbezogener Beleuchtung an den Bücherregalen und den Arbeitsplätzen.Die Geräuschbelastung nimmt von der Eingangsebene bis zur untersten Ebene, wodie geisteswissenschaftlichen Bestände aufgestellt sind, stetig ab.

Oberflächen/Materialien/FarbeIm gesamten Benutzungsbereich wurden konsequent wenige Materialieneingesetzt: Thüringer Travertinplatten für die Fassade, die sich im Inneren fortsetzt,Sichtbeton an den Decken und Außenwänden, Holzwerkstoff-Verkleidung (MDF)66

an den Wänden, Säulen, Einbauschränken und für die Regale. Als Bodenbelagkam im Foyer ein Steinboden, im Benutzungsbereich Teppichboden inNatursteinmuster und Parkett zum Einsatz.Die vorherrschenden Grau- und Brauntöne bewirken einen sehr homogenenFarbeindruck.

61 Interview mit Michael Golsch vom 26.11.2004.62 Vgl. Golsch: Der Neubau der sächsischen Landesbibliothek, S.75.63 Interview mit Michael Golsch vom 26.11.2004. Siehe Glossar.64 Begehung vom 26.4.2004.65 Interview mit Michael Golsch vom 26.11.2004.66 MDF = mitteldichte Faserplatte.

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Page 21: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

In Sonderbereichen wie der Cafeteria z.B. überrascht einen die Farbigkeit derWandverkleidung ebenso wie der Bodenbelag im Verwaltungsbau, der aus rotemLinoleum besteht.

Die OrnamentikDas sogenannte „Bücherflimmern“ ist prägendes Hauptgestaltungselement. Eserinnert sowohl an Bücherrücken als auch an Strichcodes. Es taucht an derFassade, im Innern an den Wandverkleidungen, auf dem Parkettboden imLesesaal und sogar an der Sichtbetondecke als Ornament auf.

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Abbildung 11 Travertin Abbildung 12 MDF-Verkleidung

Abbildung 13 Teppichboden

Page 22: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

3.2 Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen

Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek - SUB Göttingen - wurde1734 als Universitätsbibliothek gegründet und ist heute eine der größtenBibliotheken Deutschlands mit vielfältigen Funktionen: Zentralbibliothek derUniversität Göttingen, Staatsbibliothek für Niedersachsen, Bibliothek der GöttingerAkademie der Wissenschaften. Sie partizipiert an der Sammlung deutscher Druckefür das 18. Jahrhundert und besitzt 21 Sondersammelgebiete. 2002 wurde sie vonder Bertelsmann Stiftung als „Bibliothek des Jahres“ ausgezeichnet.Sie hat insgesamt einen Medienbestand von über 4,5 Mio. Bänden, davon 450.000in Freihandaufstellung, 850.000 im Freihandmagazin und ein umfangreichesdigitales Angebot. Für die täglich ca. 4.000 Besucher bietet sie insgesamt ca. 950Arbeitsplätze.67 Sie hat bei einer Gesamtfläche von ca. 47.000 qm eineHauptnutzfläche von ca. 26.000 qm, wobei der Nutzungsbereich einen Anteil vonca. 7.500 qm hat.Der Neubau, der hier untersucht wird, ist Teil des Gesamtkonzeptes der SUB mitverschiedenen Standorten und dient als Zentralbibliothek und Studienzentrum vorallem für die geisteswissenschaftlichen Fächer.Anlass für die Baumaßnahme waren die schlechte Bausubstanz und die fehlendeMagazinkapazität der bestehenden Bibliothek sowie die gestiegenen Ansprücheder Nutzer.68

Über eine Wettbewerbsentscheidung erhielt 1985 das Architekturbüro Gerber undPartner aus Dortmund den Auftrag für die Planung. In mehreren Bauabschnittenerstellt, wurde das Gebäude schließlich 1993 offiziell eröffnet.69

In der Aufgabenstellung für den Wettbewerb hieß es:

„Entsprechend der großen Bedeutung des Neubaus für die Universität unddie Stadt ist eine stadtbildprägende Gestaltung erwünscht.“70

Der Architekt Gerber zu seinem Bau71:

„Die Göttinger Bibliothek bot in ihrer Entstehungszeit ein ganz neuesRaumkonzept für eine Bibliothek. [...] das offene Haus, mit der Landschaftund dem Umfeld verbundene Leseräume sind heute Bilder für einenBibliotheksbau unserer Zeit.“72

67 Vgl. Homepage der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen.68 Vgl. Mittler, Elmar: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek (SUB Göttingen). In:

Bibliothek: Forschung und Praxis (2003) 27, S. 79.69 Ebenda, S. 79. 70 Realisierungswettbewerb Nds. Staats- und Universitätsbibliothek in Göttingen. In:

Wettbewerbe aktuell (1985) 8, S. 437.71 Meine Anfragen bzgl. der Planungskriterien für den Entwurf der SUB wurden vom Architekten

nicht beantwortet.72 Gerber, Eckhard: Der Entwurf aus Sicht des Architekten. In: Bibliothek 17 (1993), S. 349.

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Page 23: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

[Ziel des Entwurfs war] „Bücher aufbewahren, sie zu präsentieren und aus diesem

Ort eine Stätte der Begegnung und Komunikation zu machen.“73

Städtebau Städtebaulich wirkt die SUB als Verbindungsglied zwischen Universität und Stadt.74 Zur Universitätsseite schließt das Gebäude die vierte Seite des sogenannten„Forums“ ab. Zur Stadt hin öffnet es sich mit fünf schmalen Gebäuderiegeln, diesogenannten „Finger“, in eine parkartige Landschaft. Die Rotunde markiert denHaupteingang der Bibliothek und liegt am Hauptfußweg aus der Stadt zu denzentralen Einrichtungen der Universität. Sie nimmt Bezug zum von hier sichtbarenKirchturm der Sankt-Jakobi-Kirche der Altstadt von Göttingen.75

Baukörper / NutzungDie Bibliothek ist in vier übergeordnete Funktionsbereiche gegliedert: - Benutzungsbereich- Verwaltung- Magazin und technische Dienste- Tiefgarage und haustechnische Zentrale.76

Der Verwaltungsbereich umfasst in zwei an der Nord- und Ostseite gelegenenRiegeln, dem sogenannten „Rücken“, den Benutzungsbereich, dessen „Finger“ sichnach Süden und Westen orientieren. In den Untergeschossen befinden sichMagazin, Tiefgarage und Technik.77

73 Ebenda, S. 348.74 Vgl. Gerber, Eckhard: Reflexionen zu den Bibliotheksbauten Göttingen, London, Paris,

Alexandria. In: Die Herausforderung der Bibliotheken durch elektronische Medien und neueOrganisationsformen. 85. Deutscher Bibliothekartag in Göttingen 1995. Hrsg. von SabineWefers. Frankfurt 1996 (Zeitschrift für Bibliothekswesen und Bibliographie: Sonderheft ; 63),S. 306.

75 Vgl. Gerber: Der Entwurf aus Sicht des Architekten. In: Bibliothek 17 (1993), S. 352.76 Vgl. Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen: Dokumentation des

Neubaus zur Eröffnung am 30.4.1993. Hrsg. von der Staatshochbauverwaltung des LandesNiedersachsen, Georg-August-Universität Göttingen. Göttingen 1993, S. 17.

77 Vgl. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. In: glasforum (1995)

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Abbildung 14 Lageplan (Quelle SUB) Abbildung 15 Luftbild

Page 24: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Raumabfolge / OrientierungAn die Eingangsrotunde, in der sich im Obergeschoss eine Cafeteria befindet,schließt sich eine Halle als offene Erschließungszone an, von der aus alleNutzungsbereiche „wie ein aufgeblättertes Buch“78 klar erkennbar sind. Eine schrägin den Raum gestellte Haupttreppe verbindet alle Geschosse miteinander. Somitwird Tageslicht bis ins Untergeschoss geführt.

Der Benutzungsbereich

Nr. 1, S.65.78 Gerber: Der Entwurf aus Sicht des Architekten; S. 352.

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Abbildung 16 Grundriss Erdgeschoss (Quelle SUB)

Abbildung 17 Grundriss 2.Obergeschoss (Quelle SUB)

Abbildung 18 "Finger"Abbildung 19 Eingangsrotunde Abbildung 20 Halle

Page 25: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Die Anordnung der einzelnen Bereiche ist der Nutzung angemessen undübersichtlich. Im Erdgeschoss sind die publikumsintensiven Bereiche mit einerhohen Nutzerfrequenz und kurzen Verweildauer angeordnet: die Leihstelle, dieLehrbuchsammlung und das Informationszentrum mit den Rechercheplätzen. Inden beiden Obergeschossen verbinden Stege verbinden die einzelnenFachbereiche und zahlreiche Wendeltreppen ermöglichen ein schnelles Wechselnvom Monographien- zum Zeitschriftenbereich. Die meisten Arbeitsplätze sind inden Fensterbereichen angeordnet, in den verschatteten Zonen werden PC-Arbeitsplätze angeboten.79 Im Untergeschoss befinden sich die Garderobe undweitere Nebenräume.

Verwaltung / MitarbeiterräumeDer Verwaltungstrakt umschließt den Nutzungsbereich im Norden und Osten undist einbündig organisiert, so dass die Büroräume alle nach außen angeordnet sind.Zum Lesesaal hin befindet sich je eine Zone mit Nebenräumen undSondernutzungen wie z.B. Besprechungs- und Schulungsräume sowie dasRechenzentrum. Eine Schachtzone über alle Geschosse übernimmt dieinstallations- und betriebstechnische Haupterschließung des Gebäudes80. DieWerkstätten und Räume des technischen Dienstes (Poststelle, Buchbinderei,Magazin-Aufenthaltsraum) liegen im Sockelgeschoss auf der Ostseite und erhaltendurch die dortige Erdreichabsenkung natürliche Belichtung. Grundsätzlich wurdeviel Wert auf eine gute Ausstattung der Personal-Aufenthaltsräume gelegt.81

Magazin:Das unterirdische Magazin ist mit Ausnahme des Freihandmagazins alsKompaktmagazin angelegt. Die Schrägstellung des Stützrasters erforderte hiereine entsprechende Anpasssung bei der Aufstellung der Kompaktanlage bzw.Regale.82

Konstruktion / Fassade / Brandschutz:Der Bau ist als Stahlbetonskelett konstruiert, das im Verwaltungstrakt überrechtwinkligem, und im Benutzerbereich über schrägem Raster steht.83 In denLesesälen wurden Stützenraster und Regalmaße aufeinander abgestimmt.84

Die Fassade des Verwaltungstraktes ist eine mit Naturstein verkleideteLochfassade. Damit passt sie sich den umgebenden Bauten aus den sechzigerJahren an. Im Benutzungsbereich ist die Fassade als zweischalige Stahl-Glas-

79 Vgl. Mittler: SUB Göttingen, S. 80.80 Vgl. Die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. In: glasforum, S.61.81 Begehung vom 25.11.2004.82 Interview mit Reimer Eck vom 25.11.2004.83 Vgl. Die Göttinger Finger: Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. In:

db Deutsche Bauzeitung (1994) Nr. 5, S.80.84 Vgl. Interview mit Reimer Eck vom 25.11.2004.

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Page 26: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Konstruktion ausgeführt. Dazwischen vermittelt das zylinderförmigeEingangsbauwerk. Belüftungs- und Belichtungselemente gliedern die Dachfläche.85

Da der gesamte Nutzungsbereich als ein Brandabschnitt definiert wurde, musstenalle Räume mit einer sogenannten trockenen Sprinkleranlage ausgestattetwerden.86 Dadurch konnte aber die räumliche Offenheit gewahrt werden.

Klima / Licht / Akustik:Im gesamten Nutzungsbereich ist eine Lüftungsanlage in Betrieb. Die Büros imVerwaltungsbereich werden konventionell mit Heizkörpern beheizt und sind für dieMitarbeiter individuell steuerbar. Über die Gebäudeform wird automatisch sehr viel natürliches Licht ins Gebäudegeführt. Ebenso ist ein Blick nach draußen von fast jedem Punkt der Bibliothekmöglich. Die Benutzungsbereiche sind nach Süden orientiert und verfügen übereinen außenliegenden Sonnenschutz als Markisen und Jalousien, die je nachSonnenstand und Windstärke automatisch gesteuert werden.Die künstliche Allgemeinbeleuchtung ist unabhängig von der Regalaufstellung. DieRegale selbst sind mit eigenen Leuchten ausgestattet und die Arbeitsplätzeverfügen jeweils über individuelle Beleuchtung.87 Von den lauten Bereichen nahe der Erschließungshalle mit seinen öffentlichenNutzungen und Gruppenarbeitsplätzen nimmt die Geräuschkulisse bis zu denFingerenden mit den Einzelarbeitsplätzen kontinuierlich ab.88 Durch die offeneArchitektur und die harten Oberflächen ist eine gewisse Geräuschbelastungvorhanden.

Materialien / Oberflächen / Farben:Das Innenraumkonzept sieht vor, die natürliche Farbigkeit der Materialien wirken zulassen. Tragende Teile sind in Sichtbeton belassen, die Stahlteile wurdenmetallisch gestrichen. Abgehängte Decken, Trennwände und andereAusbauelemente sind aus weißem Gipskarton. Der Fußboden besteht in der Halleaus hellgrauem Kunststein, im Nutzungsbereich ist grau- und türkisfarbenerTeppichboden verlegt. Die Möbelteile sind in Buchenholz gehalten.89

In den Magazinen wurde auf Wunsch der Mitarbeiter als Bodenbelag Teppichbodeneingesetzt.90

Zugänglichkeit zu den Medien:

85 Vgl. Redecke, Sebastian: Versuch einer Bindung: Die Niedersächsische Staats- undUniversitätsbibliothek Göttingen . In:Bauwelt (1994) 15, S. 839.

86 Vgl. Eck, Reimer: Ein Planungs- und Baubericht aus Sicht des Nutzers. In:Bibliothek 17(1993), S. 354.

87 Begehung vom 25.11.2004.88 Wilson, Alison: Germany - Leading Library Design. In: Face (2004) September, S. 26.89 Vgl. Die Göttinger Finger, S.82.90 Interview mit Reimer Eck vom 25.11.2004.

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Page 27: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Von den 3,5 Mio. Bänden im Neubau sind ca. 450.000 in Freihandaufstellung und850.000 im Freihandmagazin.91 Im 1.OG befinden sich die Monographien und im2.OG die Zeitschriften, nach Fächern in den fünf Fingern verteilt. So ergibt sichsowohl eine fächerspezifische als auch eine Medienart-bezogene Aufstellung. DieAuswahl der Medien für die Freihandaufstellung erfolgt nach Aktualität undWichtigkeit und liegt in der Verantwortung der Fachreferenten.92

Arbeitsplätze:Ein differenziertes Angebot an Arbeitsplätzen geht auf die unterschiedlichstenNutzerbedürfnisse ein. Vom Internet-Rechercheplatz im Erdgeschoss überAnleseplätze im Stehen an den Galerien, Einzelarbeitsplätze an der Fassade,zwischen den Regalen, im Ruheleseraum oder ganz abgeschlossen im Carrel biszu Gruppenarbeitsplätzen an mobilen Tischen oder in abgeschlossenen Räumen. Die Carrels sind v.a. für Doktoranden und Nutzer von Altbestand vorgesehen. Sieliegen zusammenhängend im Osten des Lesesaals im eigentlichenVerwaltungstrakt, zur Hälfte innenliegend.

Technische Ausstattung:Alle Arbeitsplätze haben Stromanschluss und sind mit einer individuellenLeseleuchte ausgestattet. Fast der komplette Nutzungsbereich ist mit W-LANversorgt, so dass von annähernd jedem Arbeitsplatz der Zugriff auf das Internetgewährleistet ist.Als in der Planungsphase absehbar wurde, dass der elektronische Katalog denZettelkatalog ablösen wird, wurden die Zettelkataloge auf Tischen montiert, diespäter zu OPAC-Plätzen umfunktioniert werden konnten.93

91 Vgl. Homepage der Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen. 92 Interview mit Reimer Eck vom 25.11.2004. 93 Vgl. Wilson, Alison: Germany - Leading Library Design, S.26

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Abbildung 21 Anleseplatz Abbildung 22 Lesesaal Abbildung 23 Carrel

Page 28: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

3.3 Die Seattle Public Library

Im Bereich der öffentlichen Bibliotheken sind in den letzten Monaten imangloamerikanischen Bereich zukunftsweisende Gebäude entstanden wie z.B. die

„Idea-Stores“, die in verschiedenen Stadtteilen Londons eingerichtet wurden94 unddie neue öffentliche Bibliothek von Seattle (SPL), die im Mai 2004 eröffnet wurde.Dieses Beispiel wurde gewählt, um zu zeigen, wie ein visionäres Konzept mitaußergewöhnlicher Architektur in ein spektakuläres Gebäude umgesetzt wurde undsoll als Inspiration für den deutschen Bibliotheksbau gesehen werden.

Die neue Zentralbibliothek von Seattlehat eine Bruttogrundrissfläche von ca.34.000 qm und bietet Platz für 1,4 Mio.Medieneinheiten. Die Bibliothek soll alsöffentliches Forum dienen und ihrGebäude soll flexibel und übersichtlichsein mit intimen Orten wie auchFlächen, die inspirierend und großzügig

wirken.95 Insgesamt sollte ein neuesWahrzeichen für Seattle geschaffenwerden:

„a signature building that will be an enduring and instantly recognized Seattle

landmark.“96 Das Raumprogramm ließ dem Architekten genügend Spielraum fürseine konzeptionelle Interpretation.

Architekten waren das Office for Metropolitan Architecture (OMA) von RemKoolhaas mit Joshua Ramus als ausführendem Projektleiter. Das Planungsteambeschäftigte sich intensiv mit den Abläufen in einer Bibliothek, unternahmzusammen mit der Bibliotheksführung Exkursionen zu verschiedenen neugebauten Bibliotheken, veranstaltete Workshops zu neuesten technologischen

Entwicklungen und Meetings für interessierte Mitarbeiter und Bürger Seattles.97 In

einem Design Book98 wurde anschließend das Konzept für die neueZentralbibliothek zusammengefasst. Es enthält unter anderem folgende Thesen:Durch die neuen Medien und die Bilderflut hat sich die Rezeption auf das Visuelleverlagert. In einer Welt des Verlusts des öffentlichen Raums bildet die Bibliothekdie letzte wirklich öffentliche und freie Bastion. Aus der Bibliothek als Leseraumwird ein immer komplexeres Gebilde mit vielfältigen sozialen Aufgaben.

94 Vgl. Stungo, Naomi: The big idea. In: Building Design July 30, 2004, S.12-15. Lane, Megan:Is this the library of the future? In: BBC News online vom 18.3.2004.

95 Vgl. Homepage der Seattle Public Library. New Central Library Status Report. 96 Ebenda. Visions for the Central Library System.97 Vgl. Ramus, Joshua (Office for Metropolitan Architecture Rem Koolhaas) und Deborah

Jacobs: Projekt Neue Zentralbibliothek Seattle. Vortrag beim Symposium „Bibliothek derZukunft in der Stadt der Zukunft“ am 17.10.2003.

98 Vgl. Seattle Public Library Proposal [Design Book]. Zitiert nach Beiser: Trends und Visionenim modernen Bibliotheksbau, S. 44.

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Abbildung 24 Ansicht Seattle Public Library(Quelle SPL)

Page 29: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Die einzelnen Funktionsbereiche der Bibliothek wurden als stabile und instabileEinheiten definiert. Zu den stabilen Elementen, die später „Platforms“ genanntwurden, gehören die Bücher, das Parkhaus, Mitarbeiterbereich, Versammlung undDirektion als physisch feste Einheiten. Dazwischen befinden sich die sogenannten

„Trading Floors“,99 räumlich flexible Bereiche, die sozialen Nutzungen dienen.Hierzu gehören der Lesebereich, der „Living Room“- der Eingangsbereich mit Cafe,die Kinderbibliothek und der „Mixing Chamber“, die zentrale Informationsstelle als

informelle Begegnungszone zwischen Bibliothekar und Besucher,100 ausgestattet

mit 400 Internet-Arbeitsplätzen.101

Der Neubau ist ein elfgeschossiger Stahlbau mit einer gefalteten Außenhaut. DieFassade besteht aus einem homogenen Stahlgeflecht in Rautenform, das je nachAusrichtung mit unterschiedlichen Gläsern belegt ist. Je nach Blickwinkel

erscheinen diese opak oder transluzent.102

Die fünf verschiedenen „Platforms“ wurden auf gegeneinander versetzten Ebenenals festgelegte Einheiten angeordnet. Die dazwischenliegenden Räume mitunterschiedlichen Geschosshöhen sind sehr großzügig angelegt. Sie unter-scheiden sich sowohl in ihren Ausmaßen voneinander als auch bezüglich der inihnen verwendeten Materialien und der Lichtverhältnisse. Diese unterschiedlichen

„Erlebnisräume“ bieten dem Nutzer eine klare Orientierung.103

Das Herzstück bildet der sogenannte „Urban Walk“104, eine spiralförmig angelegteRampe, an der alle Sachbücher nach der Dewey Decimal Classifikation aufgestelltsind. Mit einem Neigungswinkel von nur 3,5° ist sie auch für Rollstuhlfahrer leichtbefahrbar. Durch die lineare Struktur des Klassifikationssystems erlaubt die

99 Zitiert nach Häntzschel, Jörg: Zentralbibliothek in Seattle. In:Baumeister (2004) Nr.7, S. 43.100 Vgl. Ramus und Jacobs: Vortrag zum Projekt Neue Zentralbibliothek Seattle.101 Angaben von Clausen L. Meredith: Infopools und „atmende Bücherregale“. Entwurf

öffentliche Bibliothek Seattle. In: Bauwelt (2003) Nr. 27/28, S. 24. 102 Vgl. Ramus und Jacobs: Vortrag zum Projekt Neue Zentralbibliothek Seattle.103 Vgl. Klingmann: Datascapes: Bibliotheken als Informationslandschaften, S.383.104 Zitiert nach Clausen: Infopools und „atmende Bücherregale“, S. 23.

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Abbildung 26 „Platforms“ (Quelle Baumeister) Abbildung 25 "Urban Walk" (QuelleBaumeister)

Page 30: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Bücherspirale einen flexiblen Umgang mit demBestand, der sich je nach Bedarf ausdehnen oder

zusammenziehen kann.105 Am oberen Endegelangt der Besucher in den offenen Lesesaal.

Über die spezifische Gestaltung der Oberflächen

werden verschiedene Atmosphären geschaffen.106

Auffallend ist der plakative Einsatz von Farbe,Schrift und Ornamenten im Inneren der Bibliothek.Die Farbigkeit unterstützt die Orientierung imGebäude. Vertikale Elemente wie z.B. Aufzügeoder die Rolltreppe sind in gelbgrün gehalten. Im Eingangsbereich soll über die Teppiche mitGrasmuster die Verbindung zur Außenbegrünunggeschaffen werden.

Plakativ angeordnete Schriftzügevermitteln Inhalte und bieten Orientierung, wie z.B. die Thekenbeschriftung oder dieDewey-Nummern auf dem Boden des Urban Walk.

105 Vgl. Ramus und Jacobs: Vortrag zum Projekt Neue Zentralbibliothek Seattle.106 Vgl. Klingmann: Datascapes, S.383f.

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Abbildung 28 Lesesaal (Quelle Baumeister)

Abbildung 31 "Mixing Chamber" (Quelle SPL)Abbildung 30 Leihstelle (Quelle SPL)

Abbildung 29 „Living Room“ mit Grasteppich(Quelle Baumeister)

Abbildung 27 Dewey-Spirale(Quelle Baumeister)

Page 31: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

4. Der Kriterienkatalog von Faulkner-Brown

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich zur Bewertung vonBibliotheksbauten die Grundsätze von Harry Faulkner-Brown als diewichtigsten Parameter zur Bewertung von Bibliotheksbauten

erwiesen.107 Seine Relevanz für die Lehre und Praxis im heutigenBibliotheksbau zeigt sich in zahlreichen Verweisungen in derFachliteratur. In Deutschland setzten sich als Fachleute für

Bibliotheksbau z.B. Ingo Kolasa108, Elmar Mittler109 und Ulrich

Naumann110 mit seinen Thesen auseinander.

Die sogenannten „Faulkner-Brownschen Gesetze“111 oder auch „TenCommandments“112 wurden vom Architekten Harry Faulkner-Brown Anfang dersiebziger Jahre aufgestellt und bis heute mehrmals in unveränderter Form von ihmveröffentlicht. Sie beinhalten die zehn wichtigsten Qualitätsanforderungen zurPlanung von Bibliotheksbauten.

4.1 Entstehung

Wie kam es zu den Thesen?Bereits in den fünfziger Jahren kam in den USA der Gedanke der „flexibility“ in der

Architektur auf und wurde in verschiedenen Hochschulbauten realisiert.113

In den sechziger Jahren verbreiteten die amerikanischen Bibliothekare undBauberater Keyes Metcalf und Ralph Ellsworth in Großbritannien das Konzept derflexiblen Bibliothek, ausgeführt als Skelettbau, d.h. ohne tragende Innenwände undmit Geschossdecken, die alle auf die Lasten von Bücherregalen ausgelegt

waren.114

Der “Report of the University Grants Committee on libraries” (Parry Report) derenglischen Regierung aus dem Jahr 1967 forderte zum Schutz der Bücher die

künstliche Klimatisierung in neuen Bibliotheksbauten.115

107 Vgl. Kolasa, Ingo: Bibliotheksbau. In: Die moderne Bibliothek. Ein Kompendium derBibliotheksverwaltung. München 2004, S.87.

108 Ingo Kolasa war u.a. Baureferent für den Neubau der Deutschen Bibliothek in Frankfurt/ Mainund Berater für den Wettbewerb der Erweiterung Deutsche Bibliothek Leipzig.

109 Prof. Dr. Elmar Mittler ist Vorsitzender der LIBER Architecture Group.110 Prof. Ulrich Naumann lehrt Bibliotheksbau an der HU Berlin.111 Nach Naumann, Ulrich: Grundsätze der Planung von Bibliotheksbauten. Die „Faulkner-

Brownschen Gesetze“, 2003.112 Faulkner-Brown, Harry: Design criteria for large library buildings. In: World Information

Report (1997/98), S. 257.113 Vgl. Liebers, Gerhard: Der Gedanke der „flexibility“ im neueren amerikanischen

Bibliotheksbau (1952). In: Funktion und Gestalt der Bibliothek, S. 9-11.114 Vgl. Quinsee, Anthony: After Atkinson. British Library Planning since 1976. 1995,

Introduction.115 Ebenda.

31

Abbildung 32Faulkner-Brown

Page 32: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Als Harry Faulkner-Brown Ende der sechziger Jahre beauftragt wurde, eine neueBibliothek für die Universität von Nottingham zu planen, unternahm er mit demdamaligen Bibliotheksleiter zwei Exkursionen in die USA, um die Entwicklung des

Bibliotheksbaus dort zu studieren.116 Aus der Analyse von ca. 30 fertiggestelltenBibliotheken entwickelte er anschließend seinen Kriterienkatalog, den er 1972 in

einer Broschüre über die Bibliothek erstmals veröffentlichte.117 Die Arts and Social Science Library von Nottingham wurde zum weit beachteten

exemplarischen Beispiel für „open-plan, modular, flexible libraries.“118

Viele Universitätsbibliotheken inGroßbritannien folgten in den siebziger und Anfang der achtziger Jahre seinemBeispiel wie z.B. mit den Neubauten von Leicester, Leeds South Library, Bristol undLoughborough (1982). Faulkner-Brown selbst plante unter anderem die Universitätsbibliotheken von St.

Andrews und Newcastle (1982). 119

Internationalen Einfluss gewann Faulkner-Brown als Vorsitzender der IFLA SectionLibrary Buildings and Equipment. Er hielt mehrmals Vorträge bei Konferenzen der

IFLA und bei Seminaren der LIBER Architecture Group.120 Weiterhin fungiert er bisheute als Berater für viele Neubauten wie für die Königlich-DänischeNationalbibliothek Kopenhagen, die Zentralbibliothek von Den Haag und dieBibliotheka Alexandrina von Alexandria als prominenteste Beispiele. AktuelleProjekte seiner Beratungstätigkeit sind die Amerika-Gedenkbibliothek in Berlin und

die Erweiterung der Cambridge University Library. 121

116 Faulkner-Brown, Harry: Brief vom 4.11.2004. 117 Ebenda. Die Bibliothek wurde 1973 eröffnet.118 Quinsee: After Atkinson, Introduction. 119 Vgl. Quinsee: After Atkinson, Introduction.120 Siehe Glossar.121 Vgl. Knevitt, Charles: Practice makes perfect [portrait of Harry Faulkner-Brown]. In: The

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Abbildung 34 Nottingham Library (Quelle

Thompson)Abbildung 33 Nottingham Library Grundriss EG(Quelle Thompson)

Page 33: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Es folgt eine Beschreibung der zehn Kriterien von Faulkner-Brown und ihreBewertung und Interpretation aus heutiger Sicht, exemplarisch verdeutlicht anhandder vorangegangenen Bibliotheksbauten in Dresden und Göttingen.Als Textgrundlage dient eine Veröffentlichung in englischer Sprache für den

Unesco World Information Report aus dem Jahr 1998122 die im Anhang beigefügtist. In den folgenden Kapiteln wurden die Thesen sinngemäß übersetzt undzusammengefasst.

architects´ journal (1997) 20. Februar, S.24. 122 Faulkner-Brown, Harry: Design criteria for large library buildings. In: World Information

Report (1997/98), S. 257-267. Es liegt aus dem Jahr 1981 eine Übersetzung in deutscherSprache vor, doch sind dort einige Begrifflichkeiten fachlich missverständlich übersetztworden. Faulkner-Brown, Harry: Der offene Plan und die Flexibilität. In: Bibliothekenwirtschaftlich planen und bauen. Tendenzen – Ausblicke – Empfehlungen. Ergebnisse desIFLA-Bibliotheksbau-Seminars Bremen 1977. Hrsg. von Horst Meyer. München 1981, S. 9-26.

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Page 34: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

4.2 Die Kriterien

4.2.1 „Flexibel“ - Flexibilität

Laut Faulkner-Brown sollte ein Bibliotheksgebäude über die Art der räumlichenAnordnung, der Konstruktion und der technischen Ausstattung Flexibilität [in derNutzung] ermöglichen, so dass es sich bei Bedarf veränderten Bedingungen, [d.h.Nutzungsänderungen] anpassen kann. Die Voraussetzungen dafür liegen in der Statik und Grundrisskonzeption.

So sollte das Gebäude als Skelettbau mit regelmäßigem und möglichst weitemStützenraster realisiert sein. Die Decken sollten einheitlich auf eine Last von7,2kN/qm - dies entspricht der Belastung durch Bücherregale - ausgelegt sein, sodass es möglich ist, einzelne Elemente bis zu ganzen Abteilungen komplett zuverlegen.

Die Geschosse sollten eben sein und die technische Ausstattung sollte soausgelegt sein, dass sie Veränderungen anpassbar ist.

Tragende Wände sollten als [statisch wirksame] feste Kerne ausgebildet sein, diefeststehende Nutzungen beinhalten wie z.B. die vertikale Erschließung(Treppenhäuser und Aufzüge), Nebenräume wie z.B. Toiletten oderbetriebstechnische Anlagen. Sonstige Trennwände sollten nur da, wo sie ausGründen der Sicherheit bzw. der Privatsphäre absolut notwendig sind, eingesetztwerden und dann nicht tragend, d.h. demontierbar ausgeführt werden.

Im „open-plan“ werden geschlossene Räume auf ein Minimum reduziert und dieverschiedenen Abteilungen liegen in locker definierten Bereichen, die informellmiteinander in Beziehung stehen.

Das bewährte Konzept der „Bürolandschaft“ [in der über die Anordnung derMöblierung verschiedene Arbeitsplätze offen gestaltet werden] verbessert dieÜbersichtlichkeit und die Kommunikation. Die visuelle Abgrenzung derArbeitsplätze untereinander kann dann über Bücherregale und Zimmerpflanzenerreicht werden, die akustische Abgrenzung über den Einsatz akustisch-wirksamerOberflächen an Boden und Decke sowie die gleichmäßige Geräuschbelastungdurch die Lüftungsanlage.

Dieses Konzept ermöglicht es dem Bibliothekar, räumliche Veränderungen vonArbeitsabläufen oder ganzer Abteilungen ohne aufwändige Umplanungen zurealisieren. Dadurch kann die Bibliothek leichter auf Veränderungen reagieren bzw.Neues ausprobieren. Nur durch das Umstellen der mobilen Einrichtung kann dieserreicht werden. Bei fest eingebauter bzw. zu massiver Möblierung wäre dies nichtmöglich.

Weiterhin ermöglicht ein offener Grundriss einen wirtschaftlichen Personaleinsatz,

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da durch die größere Übersichtlichkeit [im Nutzerbereich] weniger Personalnotwendig ist.

Bewertung:

Die Bewertung dieses Kriteriums ist geprägt vom Zwiespalt zwischengrößtmöglicher Flexibilität und bedarfsgerechter Differenzierung.

Ingo Kolasa, Baureferent für die Deutsche Bibliothek Frankfurt und Bauberater,betrachtet dieses Kriterium sehr kritisch. Er weist darauf hin, dass die räumlichenVeränderungen in den Bibliotheken trotz der Informationsrevolution im Verhältniszu ihrer Gesamtfläche in den letzten Jahren sehr gering waren und daher dermögliche Nutzen mit dem erforderlichen Aufwand kritisch zu vergleichen ist.123

Hierbei sind zum einen ausführungstechnische und wirtschaftliche sowie zumanderen soziale und gestalterische Faktoren zu betrachten.So ist zu prüfen, inwieweit Flexibilität machbar und wirtschaftlich vertretbar ist.

„Gebäude für die Informationsgesellschaft sind solche, die sich dem[jeweiligen] Flächenbedarf, den Organisationsstrukturen [...] und dentechnischen Ausbaustandards anpassen können.“124

Einer der Fixpunkte in der Planung von Bibliotheksbauten ist, dass die Bibliotheksich verändern wird. Aufgrund der rasanten Entwicklung in der Informations-technologie muss es mehr als jedes andere öffentliche Gebäude fähig sein, aufneue Anforderungen entsprechend reagieren zu können.Daraus folgt die Forderung nach der Anpassungsfähigkeit des Gebäudes. Ziel istdie Ausgewogenheit zwischen der optimalen Umsetzung gemäß den momentanenAnforderungen und größtmöglicher Flexibilität bzw. Variabilität für zukünftigeVeränderungen.125

Grundsätzlich ist es sinnvoll, Nutzungsbereiche mit unterschiedlichenAnforderungen bzgl. Statik, Klima, technischer Ausstattung und Aufenthalts-qualitäten zu differenzieren. In einer Bibliothek sind dies z.B. Magazin, Technik-und Lagerräume, Werkstätten, Verwaltung und Benutzungsbereich. Innerhalbdieser einzelnen Bereiche sollte es möglich sein, flexibel auf Veränderungenreagieren zu können.

Konstruktion und Statik: Ein großes Bibliotheksgebäude als Skelettbau zu konstruieren ist heute eineSelbstverständlichkeit, jedoch werden aus gestalterischen Gründen oder

123 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S.88.124 Daniels, Klaus: Low-Tech Light Tech High-Tech. Basel 1998, S.104.125 Vgl. Mc Donald, Andrew: Planning Academic Library Buildings for a New Age. Some

Principles, Trends and Developments in the United Kingdom. In:Advances of Librarianship 24(2000), S. 62f.

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Page 36: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

funktionalen Bedingungen Gebäudeteile statisch unterschiedlich gestaltet. Dennochkönnen diese den Anforderungen nach Flexibilität und Funktionalität nachkommen. Die Tragfähigkeit der Decken sollte zumindest die Aufstellung von Freihandregalenan jeder Stelle im Gebäude ermöglichen.126 Allerdings erweist sich die ForderungFaulkner-Browns, die Tragfähigkeit überall auf die Aufstellung von Kompakt-anlagen auszulegen, als unwirtschaftlich.127 Vor allem für eine Magazinbibliothek istdie differenzierte Behandlung von Magazingeschossen und Nutzer- bzw.Verwaltungsbereichen aus statischen und ebenso aus klimatechnischen Gründenzweckmäßig.128

Auf tragende Innenwände sollte gemäß seiner Forderungen so weit wie möglichverzichtet werden. Feste Einbauten mit notwendigen Nutzungen wie z.B. Treppen,Aufzüge sowie WC-Anlagen können als aussteifende Kerne129 ausgebildet werden. Nichttragende Innenwände demontierbar auszuführen, bedeutet in der Ausführung,dass die Innenwände nicht auf den Rohfußboden, sondern erst auf den Estrichbzw. einen Installationsboden gesetzt werden. Dies führt, insbesondere bei derAusführung mit Hohlraumboden130, zu einer höheren Schallübertragung über dieseElemente.

Räumliche Zuordnung:Der Verzicht auf sonstige Trennwände, z.B. im Verwaltungsbereich, zieht nebenden Auswirkungen auf die Arbeitsatmosphäre - fehlende Privatsphäre - auf jedenFall akustische Probleme nach sich, die meiner Meinung nach nur unzureichendüber die von Faulkner-Brown vorgeschlagenen Mittel auszugleichen sind. Kolasa plädiert gegen das Großraumbüro, unterstützt aber den Vorschlag derflexiblen Möblierung, die baukastenartig zusammengesetzt wird und bei neuenNutzungsbedingungen schnell verändert werden kann,wie dies z.B. in derDeutschen Bibliothek Frankfurt verwirklicht wurde.131

Im Verwaltungsbereich erfordern Veränderungen in der Technologie oderOrganisation Veränderungen im Arbeitsablauf. Mitarbeiter müssen verschiedeneTätigkeiten ausführen und arbeiten dafür in unterschiedlichen Teams zusammen,die sich temporär neu bilden.132 Die nutzungsneutrale Anordnung von Büroräumenunterschiedlicher Größen ermöglicht die Anordnung von fixen und flexiblen

126 Vgl. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken.Empfehlungen des Wissenschaftsrat; Juli 2001, S.46.

127 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S.88.128 Vgl. Mittler, Elmar: Auf dem Weg zu einem bibliothekarischen Gesamtkonzept. Neubau und

historisches Gebäudeensemble der Niedersächsischen Staats- und UniversitätsbibliothekGöttingen. In: Bibliotheksbauten in der Praxis. Erfahrungen und Bewertungen. Wiesbaden1994, S. 223-241. Siehe auch Kapitel 4.2.8.

129 Siehe Glossar.130 Siehe Glossar.131 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S.88.132 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.87.

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Arbeitsplätzen. Die nach Besoldungsgruppen unterschiedlichen Vorgaben bzgl. derRaumgrößen im DIN-Fachbericht sind dazu nicht geeignet. Die gemeinschaftlichgenutzte Infrastruktur wie Besprechungs- und Aufenthaltsräume oder Kopierraumsollten gut zugänglich sein.Kleinräumige Nutzungen mit ähnlichen Anforderungen sollten räumlichzusammengefasst werden, um unterschiedliche Raumgrößen anbieten zu könnenund diese bei Bedarf verändern zu können. Im Benutzungsbereich gilt dies z.B. fürGruppenarbeitsräume oder Sonderlesebereiche. Das Tageslichtangebot sollte anmöglichst vielen Stellen die Anordnung von Arbeitsplätzen ermöglichen. Einflexibles Möblierungssystem mit integrierter Beleuchtung erleichtert die variableAnordnung von Regalen und Arbeitsplätzen.

Technische Ausstattung:Die technische Ausstattung eines Bibliotheksgebäudes ist heutzutage äußerstkomplex. Für verschiedene Nutzungen existieren unterschiedliche Anforderungenbezüglich Licht, Klima, EDV-Ausstattung und Brandschutz. Daher ist Flexibilität indiesem Bereich meist mit hohem Aufwand verbunden. Andererseits ist dietechnische Ausstattung der Bereich des Gebäudes, der sich wahrscheinlich amschnellsten verändert. Daten von Jones zeigen, dass die Auslegung derNutzungszuordnungen eines öffentlichen Gebäudes auf 15 Jahre und dertechnischen Infrastruktur auf 7 Jahre realistische Angaben sind.133

Installationsräume und -zonen sollten für zukünftige Veränderungen ausreichenddimensioniert sein und leicht zugänglich angeordnet werden. Die notwendigeVerkabelung für Strom und EDV ist beim Fehlen von festen Zwischenwänden nurüber die Außenwände oder über den Fußboden möglich. Der Einbau einesHohlraum- bzw. Doppelbodens134 bietet vor allem für den Benutzungsbereichvielfältige Möglichkeiten. Dieser kann sowohl die Lüftungskanäle als auch diegesamte Strom- und EDV-Verkabelung aufnehmen. Prinzipiell kann an jederbeliebigen Stelle auf diese Installationen zugegriffen und somit auf abgehängteDecken verzichtet werden. Die Massivdecken können dann wiederum alsSpeichermasse für den Temperaturausgleich dienen.135

Flexibilität als architektonisches Konzept?Ein modular aufgebauter, offener Grundriss kann dem Nutzer eine hohe Flexibilitätbieten. Es gibt Beispiele, wo mit einem modularen Konzept qualitätvolle Architekturentstanden ist. Der Vorteil liegt in der Möglichkeit, sowohl auf äußereGegebenheiten als auch auf Nutzungsänderungen im Inneren reagieren zu können.Aber vollkommene Flexibilität kann nicht alleiniges Entwurfskonzept sein, wie auchStephan Dallago, der Architekt der Bozener Universitätsbibliothek anlässlich seines

133 Zitiert nach Mc Donald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S.62.134 Siehe Glossar.135 Siehe auch 5.3.2.

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Page 38: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Vortrags zum 12. LIBER-Seminar 2004 auf die Forderung nach Flexibilität in derArchitektur formulierte:

„...dass der Wunsch nach Flexibilität nicht die dem Bau zugrunde liegendeIdee ersetzen kann. [...] Auch Multifunktionalität kann nur eineÜberlagerung verschiedener Funktionalitäten sein, nicht etwa alsPlatzhalter für eine später zu definierende Funktionalität dienen.“ 136

Wenn der Anspruch nach vollkommener Flexibilitätüberbewertet wird, besteht die Gefahr dergestalterischen Beliebigkeit. Dazu Susan Hagan im “Architect´s Journal” über dieUniversitätsbibliothek Bristol der Architekten Turist &Whitley, eine im Sinne Faulkner-Browns geplantemodulare, vollflexible Bibliothek:

„The layout is obviously efficient and alibrarian´s idea of heaven, but inside it doescreate a problem of endless unmodulatedvistas from one end of the building to anotherand of endless repetition on the exterior”137

Insgesamt muss ein sinnvoller Kompromiss gefunden werden zwischen denAnforderungen nach Flexibilität, ihrer Machbarkeit und Wirtschaftlichkeit undbedarfsgerechter Differenzierung.

Das Beispiel der SUB GöttingenDie Göttinger Bibliothek ist nicht flexibel im Sinne Faulkner-Browns, da sie keinehomogene Gebäudestruktur hat, sondern auf die unterschiedlichen Nutzungeninnerhalb des Gebäudes mit einer differenzierten Architektur antwortet, um für denjeweiligen Bedarf optimale Flächen anbieten zu können.138 Doch ist sie flexibelgenug, um in ihren Teilbereichen auf Nutzungsänderungen reagieren zu können.Davon wurde und wird ständig Gebrauch gemacht. Beispiele dafür sind: EinTiefgaragengeschoss wird jetzt als Magazin genutzt, ein Magazin wurde für dieBenutzer zum Freihandmagazin geöffnet, im Verwaltungstrakt wurden Bürosumorganisiert, im Nutzungsbereich wurden Regale entfernt und Raum fürinformelle Gruppenarbeit geschaffen und der Raum für den Zettelkatalog für dieniedersächsische Landesbibliographie wird zum Informationszentrum. Lediglich imErdgeschoss ist die flexible Raumnutzung wegen der gestaffelten Ebeneneingeschränkt.

136Zitiert nach Diecks, Monika: Bericht über „The Rennaissance of the Library – adaptableLibrary Buildings“. 12. Seminar der LIBER Architecture Group in Bozen und Venedig 15.-19.März 2004. In:Zeitschrift für Buch und Bibliographie 51 (2004), 4, S. 253-254.

137 Zitiert nach Quinsee, Anthony: After Atkinson. British Library Planning since 1976, 1995.138 Vgl. Mittler, Elmar: Auf dem Weg zu einem bibliothekarischen Gesamtkonzept, S. 224.

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Abbildung 35 Bristol Library.Quelle Thompson

Page 39: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Das Prinzip des „open plan“ ist nur im Benutzungsbereich verwirklicht. DieVermischung der vier Teilbereiche der Bibliothek und Großraumbüros für dieMitarbeiter waren nicht erwünscht. Da aber die Größe der Büros einem Rastermaßfolgen, und diese alle gleich eingerichtet sind, ist es hier ebenfalls möglich, aufVeränderungen in der Organisation auch räumlich zu reagieren. In derNebenraumzone wurden im Planungsstadium verschiedene Räume „zurbesonderen Nutzung“ vorgesehen, die dann je nach Bedarf mit denverschiedensten Nutzungen gefüllt werden konnten (z.B. Kopierraum,Getränkeautomaten etc.). Mit dem Einbau eines Hohlraumbodens erhoffte man sich im Benutzungsbereichgrößtmögliche Flexibilität in Bezug auf die technische Ausstattung. Seit einigenMonaten wird W-LAN-Technologie angeboten.139

Die hohe Anpassungsfähigkeit der Bibliothek ist nur möglich, weil etwaigeNutzungsänderungen von der Bibliotheksleitung schon in der Planungsphaseprognostiziert wurden, der Architekt auf diese Vorgaben entsprechend einging unddeshalb Konstruktion, Grundrissanordnung und technische Gegebenheiten daraufausgerichtet werden konnten. Ein nicht zu unterschätzender Faktor ist hier derausdrückliche Wille der Bibliotheksführung, auch später auf neue Anforderungenbzw. Bedürfnisse von seiten des bibliothekstechnischen Ablaufs oder der Nutzer zureagieren.

Das Beispiel der Göttinger Bibliothek zeigt, dass ein Bibliotheksgebäude trotzdifferenzierter Architektur mit einer vorausschauenden Planung auf Veränderungenflexibel reagieren kann.

4.2.2 „Compact“ - Kompaktheit

Ein kompakter Baukörper reduziert die Wege im Gebäude für das Personal, dieNutzer und die Bücher. Der Besucher sollte vom Eingang direkt zum wesentlichenKern der Bibliothek geführt werden. Der Idealkörper des Kubus bietet [aufgrund dergeringen Oberfläche] außerdem eine gute Energiebilanz.

Bewertung:

Die Idee der kurzen Wege sollte auf jeden Fall in der Planung bedacht werden,aber nicht zwangsläufig muss das Ergebnis ein Kubus werden. Es ist sinnvoll,interne Funktionsabläufe und die Wege der Nutzer zu optimieren.140

Grundsätzlich ist ein kompakter Baukörper mit relativ wenig Fassadenanteil in derErstellung wirtschaftlicher und hat in der Regel eine gute Energiebilanz. Ab einergewissen Größe steht dem aber ein erhöhter Aufwand für die künstliche Belichtung139 Vgl. Interview mit Reimer Eck und Begehung am 25.11.2004.140 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S. 88f.

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Page 40: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

und Klimatisierung der innenliegenden Flächen gegenüber.

Darüber hinaus beeinflussen weitere Aspekte die Form des Baukörpers. Dieäußere Form der Göttinger Bibliothek z.B. ergibt sich aus städtebaulichenGesichtspunkten, internen Funktionsabläufen und Nutzungsanforderungen dereinzelnen Bereiche. Es entspricht in seiner Form nicht einem Kubus und ist nureingeschränkt als kompakt zu bezeichnen. Dennoch sind für den Nutzer alleBereiche schnell erkennbar und erreichbar. Lediglich im Verwaltungstrakt müssenzwischen den Büros relativ lange Wege zurückgelegt werden, da alleMitarbeiterräume einbündig nach außen angeordnet sind. Nebenräume wieTeeküche, Aufenthaltsraum, Kopierraum und Toiletten sind den Büros direktzugeordnet und dadurch schnell erreichbar. Das Gebäude der SLUB Dresden hateine sehr kompakte kubische Gebäudeform, aus dem lediglich die beidenoberirdischen Quader hervortreten. Die Optimierung der Wege ist zumindest fürdie internen Abläufe gut gelöst.141 Für den Nutzer ist die Anordnung dereinzelnen Abteilungen nicht ganz so übersichtlich und schnell erreichbar wie inGöttingen, da die verschiedenen Abteilungen in den Randbereichen desGebäudes angeordnet sind und der zentrale Lesesaal immer „im Weg“ ist.

Die Kompaktheit des Gebäudes und die unterirdische Anordnung desNutzungsbereichs sorgen für relativ konstante Temperaturen. Andererseitsmüssen diese Räume künstlich belüftet und belichtet werden. IntrovertierteAtmosphäre und fehlender Außenbezug kennzeichnen das Bild der SLUB.Ausblicke nach draußen und die Möglichkeit, Tageslicht und direkten Luftaustauschüber Fenster nutzen zu können, sind jedoch Qualitäten, die wesentlich zumWohlbefinden der Nutzer beitragen.142 In der Verwaltung und im Lesebereich solltenArbeitsplätze mit Ausblick oder zumindest Tageslichtanteil über Oberlichterangeboten werden, da Tageslicht als angenehmer empfunden wird und keinenzusätzlichen Energieaufwand erfordert.143 Faulkner-Brown selbst betont in seiner Veröffentlichung von 1998 die Bedeutungder Qualität von Tageslicht und Ausblick:

“Human response to daylight indicates that most people value the variety ofdaylight, enjoy its presence and at least want a view of the world outside.There is a subtle benefit in that occupants metabolic rhythms aresynchronized properly with the time of day or night.”144

Zu beachten ist allerdings, dass durch geeignete Ausrichtung bzw. Verschattungs-maßnahmen Blendung und zu große Erwärmung durch Sonneneinstrahlung über

141 Vgl. Golsch, Michael: E-mail vom 7.1.2005.142 Siehe auch Kap. 5.2.3.143 Vgl. Leitfaden für Nachhaltiges Bauen. Hrsg. vom Bundesamt für Bauwesen und

Raumordnung, 2001, 3.8: Beleuchtung.144 Faulkner-Brown: Design criteria for large library buildings, S. 266.

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die Fensterflächen vermieden werden sollten.

4.2.3. „Accessible“ - Zugänglichkeit und Orientierung

Dieses Kriterium umfasst sowohl die Zugänglichkeit des Gebäudes als auch derBücher. Der Zugang von außen sollte klar erkennbar sein und der Besucher sollte sich imGebäude gut orientieren können. Die wesentlichen Wege und Einrichtungen solltenohne zuviel Beschilderung wahrnehmbar sein.

Bewertung

Dieses Kriterium beinhaltet sowohl architektonische (die Orientierung desBesuchers im Gebäude) als auch organisatorische Aspekte (der Zugang zu denMedien). Allerdings geht Faulkner-Brown auf die Zugänglichkeit zu den Medienausführlicher erst in seiner sechsten These „organized“ ein.Die Möglichkeit, sich in einem Gebäude gut zu orientieren, hat entscheidendenEinfluss auf die zukünftige Akzeptanz des Gebäudes und damit auf das Image derbetreibenden Institution.

Im Fall einer Universitätsbibliothek ist eine Lage an zentraler Stelle im Campusbzw. an notwendigen Wegeverbindungen zur oder innerhalb der Universität ideal.Der Zugang sollte von außen klar erkennbar und die Eingangssituation einladendsein. Herr Kolasa bezeichnet den Eingang als die „Visitenkarte“ der Bibliothek.145 InGöttingen ist die städtebauliche Einbindung optimal gelöst. Der Eingang zumGebäude ist eindeutig markiert. Allerdings erhält der Zugang durch die eingestellteRotunde eine Schleusenwirkung, die etwas beengt wirkt.146 Der Haupteingang derSLUB Dresden hingegen ist von der Straße kaum einsehbar. Auch hier ist derWindfang für Stoßzeiten zu klein dimensioniert.147

Idealerweise sollte sich das Gebäude dem Besucher selbst erschließen.148 Ab einer bestimmten Größe und Komplexität der Bibliothek wird es schwierig, sichim Inneren ohne Hilfsmittel zu orientieren. Verschiedene architektonischeMaßnahmen sind geeignet, die Übersichtlichkeit innerhalb eines Gebäudes zuerhöhen. Ziel ist, dass man an jedem Punkt des Gebäudes einschätzen kann, woman sich befindet. Die differenzierte Ausgestaltung der verschiedenen Nutzungsbereiche ermöglichtes dem Nutzer zuzuordnen, in welchem Teil des Gebäudes er sich aufhält.Die Abfolge der räumlichen Erschließung149 sollte klar erkennbar sein und sich an145 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S. 89.146 Begehung vom 25.11.2004.147 Vgl. Interview mit Michael Golsch vom 26.11.2004.148 Vgl. McDonald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 63.149 Siehe Glossar.

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Page 42: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

den Nutzerwegen orientieren. Ein zentraler Verteiler z.B. in Form einer offenenEingangshalle wie z.B. in Göttingen realisiert kann die verschiedenen Geschosseund Nutzungsbereiche optimal erschließen. Stark frequentierte Bereiche wie z.B.die Leihstelle oder Recherche-Plätze sollten sich in Eingangsnähe befinden oderleicht zugänglich sein, weniger frequentierte Bereiche wie z.B. Sonderlesesälekönnen auch an weniger zugänglichen Stellen angeordnet sein. Beide Vorgabensind in Dresden und in Göttingen räumlich umgesetzt worden.In einem Gebäude mit einer transparenten, offenen Architektur bietet derAußenbezug gute Orientierungsmöglichkeiten. Dazu Wilson Alison über die SUBGöttingen: „The building is easy to read from the inside [...] from the outside too[...].“150

Für introvertiert angelegte Gebäude wie die SLUB Dresden kann z.B. ein zentralgelegener Raum diese Orientierungsmöglichkeit ersetzen. Obwohl dieRäumlichkeiten von keinem Standpunkt aus völlig übersehbar sind,151 erschließtsich dem Besucher das Gebäude relativ gut. Der zentral angeordnete Lesesaalmit seinen umlaufenden Säulen, der von jedem Geschoss einsehbar ist, bieteteine gute Orientierung beim Gang durch die Bibliothek. In den Randbereichenkann es allerdings unübersichtlich werden, da die eigene Standortbestimmungaufgrund des fehlenden Außenbezugs schwer fällt. Die innere Wegeführungbringt einen aber zumindest wieder in Sichtnähe dieser architektonischenOrientierungshilfe. Sinnvolle Raumzuordnungen und Sichtbeziehungen zwischen den verschiedenenGebäudeteilen unterstützen die Übersichtlichkeit insgesamt.Eine offene Grundrisstruktur ermöglicht dem Besucher, das Gebäude leichter zuerfassen, fördert aber eine erhöhte Schallübertragung zwischen den einzelnenBereichen. Hier bedarf es einer ausgewogenen Abwägung der jeweiligen Wünscheund Anforderungen.

Für die notwendige Beschilderung sollte ein einheitliches Leitsystem entwickeltwerden. Empfehlenswert ist es, die endgültige Anordnung und Ausgestaltung erstnach Inbetriebnahme des Gebäudes festzulegen, um Erfahrungen mit denBenutzergewohnheiten berücksichtigen zu können.152 Das Leitsystem kann plakativgestaltet sein, zur Unterscheidung der verschiedenen Bereiche oder Geschosse istder Einsatz von Farben gut geeignet wie am Beispiel der Seattle Public Librarydeutlich zu sehen ist.153

150 Wilson, Alison: Germany - Leading Library Design. In: Face (2004) September, S. 26.151 Vgl. Kleine: Bücherflimmern im Elbsand, S. 759.152 Vgl. Bau- und Nutzungsplanung von wissenschaftlichen Bibliotheken. erarb. im NA

Bibliotheks- und Dokumentationswesen unter Mitw. einer Expertengruppe des DeutschenBibliotheksinsituts (DBI). Hrsg.: DIN, Deutsches Institut für Normung e.V. Berlin 1998 (DIN-Fachbericht ; 13), S. 15. Dies wurde in Göttingen auch so realisiert.

153 Siehe Abbildungen im Kap. 3.3.3.

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Informationstheken an strategisch wichtigen Punkten können unübersichtlicheStellen überbrücken bzw. als Verteiler funktionieren.154

4.2.4 “Extendible“ - Erweiterungsfähig

Trotz der Vorgaben des Atkinson Report, der eine „sich selbst erneuerndeBibliothek mit begrenztem Wachstum“ propagiert und damit keine Erweiterungenvorsieht, sollten Bibliotheksgebäude laut Faulkner-Brown erweiterbar sein und essollten Flächen für zukünftige Erweiterungen vorgesehen werden.

Die Konstruktion eines Gebäudes sollte seine Erweiterung erleichtern und trotzdemsollte das Gebäude in jeder Entwicklungsphase als geschlossenes Ganzeserscheinen. Faulkner-Brown schlägt vor, dass möglichst serielle Fassadenelementeverwendet werden, die bei späteren Erweiterungen wiederverwendet werdenkönnten.Dies ist für ihn ein Kriterium, das auf keinen Fall vernachlässigt werden darf.

Bewertung

Für Bibliotheken mit Archivfunktion sollte ausreichend Magazinstellfläche und evtl.Erweiterungsmöglichkeiten für diese vorgesehen werden. Für Dresden undGöttingen wurde die Kapazität der Magazine auf ca. 15-20 Jahre ausgelegt.Erweiterungen sind aber nur begrenzt möglich. Äußere Gegebenheiten wieGrundstücksgröße und städtebauliche Situation geben einen Rahmen vor, in demman sich maximal bewegen kann. Erweiterungen in die Höhe sind aufgrund derStatik nur begrenzt möglich bzw. stören den Bibliotheksbetrieb erheblich.Erweiterungen in die Fläche sind oft aus Brandschutz-Gründen (Brandabschnitte,Fluchtweglänge) nur eingeschränkt möglich.155 Sinnvoll ist die Umnutzung andererFunktionsbereiche oder Auslagerung. In der SUB Göttingen z.B. bietet dieTiefgarage Fläche zur Erweiterung des Magazins.

Dass ein Planer ein Gebäude entwickelt, das beliebig erweiterbar ist, und trotzdemin jeder Entwicklungsphase als geschlossenes Ganzes erscheint, wirkt paradox.Diese beiden Forderungen sind meiner Meinung nach nicht miteinander vereinbar.

Das Wiederverwenden von Fassadenelementen an einer Erweiterung, die evtl.Jahrzehnte nach dem Ursprungsbau vorgenommen wird, ist nicht nur gestalterischäußerst fragwürdig. Mir ist kein Beispiel bekannt, bei dem dies realisiert wurde.Technisch wäre dies nur möglich, wenn zum einen die Fassade nicht selbsttragend ist, aus seriellen Elementen besteht und kein mehrschichtigesVerbundsystem verwendet wurde. Zudem müssen die aktuellen Anforderungen an

154 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S. 89. Dazu ausführlich in Kap. 5.2.4.155 Ebenda.

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die technische Versorgung und an den Wärmeschutz eingehalten werden. Je nachinnenliegender Nutzung und Ausrichtung sind außerdem unterschiedlicheAnforderungen bezüglich Lage und Anzahl von Fensteröffnungen sowieSonnenschutzmaßnahmen erforderlich.

4.2.5 „Varied“ - Differenzierung

Die unterschiedlichen Gestaltungsmöglichkeiten von Regalen und Arbeitsplätzenbereichern die Innenraumgestaltung und werden gleichermaßen denunterschiedlichen Bedürfnissen und Vorlieben der Benutzer gerecht. Diesevariieren in hohem Maße je nach Größe, Funktion und Ort.156

Bewertung

Dieses Kriterium wird in der Literatur unterschiedlich interpretiert. Kolasa z.B.interpretiert „varied“ als „veränderbar“ 157 und meint damit die Möglichkeit derUmrüstung und Umgestaltung von spezifischen Nutzungsflächen,158 was schonInhalt der ersten These (Flexibilität) ist. Mittler hingegen interpretiert diese Theseals Forderung nach einem differenzierten Angebot an Arbeitsplätzen für dieLeser.159 Es spricht viel für die Interpretation im Sinne Mittlers.160

Die Bibliothek sollte mit ihrer Ausstattung auf das differenzierte Medienangebot undinsbesondere auf die unterschiedlichen Nutzerbedürfnisse reagieren. Sie sollte einLernumfeld mit hoher Aufenthaltsqualität und neuester technischer Ausstattungbieten.

Die Anzahl der Arbeitsplätze wird in einzelnen Bundesländern zumindest für dieUniversitätsbibliotheken in Leseplatzquoten festgelegt. Die Größe der Arbeitsplätzeist im DIN-Fachbericht 13 geregelt und beträgt dort für offene Arbeitsplätze je nachAusführung 3 bis 4 qm. Für geschlossene Arbeitsplätze werden 4 bis 7 qmveranschlagt.161

Den unterschiedlichen Arbeits- und Lernformen und individuellen Bedürfnissen derNutzer sollte mit einem differenzierten Arbeitsplatzangebot begegnet werden.Für die Recherche am OPAC z.B. kann ein Arbeitsplatz im Stehen in einer

156 Was genau unter Funktion und Ort zu verstehen ist, ist nicht weiter definiert.157 In der IFLA-Ausgabe von 1981 wurde varied als veränderbar übersetzt, was aber meiner

Meinung nach nicht im Sinne des Verfassers ist.158 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S. 90.159 Vgl. Mittler: Neubau [...] der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen,

S. 230.160 Faulkner-Brown selbst reagierte auf meine Anfrage nach einer Erläuterung dieses Kriteriums

mit einem Hinweis auf seinen Originaltext (im Anhang). Faulkner-Brown, Harry: Brief vom4.11.2004.

161 Vgl. Ebenda. Vgl. auch Library Space Planning Guide, S. 8f.

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Page 45: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

kommunikativen Umgebung adäquat sein, manche Nutzer bevorzugen einenruhigen, individuellen Arbeitsplatz zum Lesen, manche die Atmosphäre einesklassischen Lesesaals wie in Dresden. Die räumlichen Verhältnisse sollten denBehaglichkeitskriterien entsprechen und Bildschirmarbeit ermöglichen. Möglichstviele Arbeitsplätze sollten einen Ausblick nach draußen bieten. GeschlosseneArbeitsräume für Einzelpersonen (Carrels) und Gruppen bis zu Schulungsräumensollten in unterschiedlicher Größe und Ausstattung vorgesehen werden. In beidenBibliotheken werden Arbeitsplätze für die verschiedensten Bedürfnisse angeboten.Unterschiede bestehen in der Atmosphäre. Insgesamt scheint das Haus in Dresdendem „klassischen“ Lesen des Buches Vorrang gegenüber dem Arbeiten mit denneuen Medien zu geben. Dazu der Architekt Manfred Ortner: „Es ist ein Haus fürLeser, nicht für User.“162 Informelle Arbeitsplätze für Individuen und für Gruppen sollten dieses Angebotergänzen. In Göttingen z.B. wurden Anleseplätze an Brüstungselementenangeordnet, Lücken zwischen Regalen für Einzelleseplätze genutzt und frei rollbareTische bieten Platz für offene Gruppenarbeit. Um akustische Störungen zuvermeiden, sollten Gruppen- und Einzelplätze räumlich getrennt sein.163 OffeneGruppenarbeitsplätze können z.B. in der Nähe der Informationstheke angeordnetwerden wie z.B. in Göttingen, während Einzelleseplätze in ausgewiesenenLesebereichen oder individuell verteilt sind.

Um den Anforderungen nach Nutzung und Weiterverarbeitung der digitalen Mediengerecht zu werden, sollte jeder Arbeitsplatz mit Strom versorgt und vernetzt sein.Zumindest ein Anteil an Arbeitsplätzen sollte mit einem PC ausgestattet sein, dieNutzung von Laptops sollte überall möglich sein. Für die Nutzung unterschiedlicherMedien sollten Multimedia-Arbeitsplätze vorgesehen werden. Gruppen- undSchulungsräume sollten mit Präsentationstechnik ausgestattet sein.164

Darüber hinaus könnten wie in Dresden oder Seattle verschiedenartige Lounge-Bereiche angeboten werden, in denen man sich in ruhiger oder auch anregenderAtmosphäre mit oder ohne Literatur zurückziehen kann.

162 Ortner, Manfred zitiert nach Tröster, Christian: Wo die Moderne verbuddelt wird. In: Die Zeitvom 18.4.2002 , S.40.

163 Dazu ausführlich in Kap. 5.2.4.164 Vgl. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken, S.48.

Dazu ausführlich im nächsten Kapitel.

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Page 46: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

4.2.6. „Organized“ - Zugang zu den Medien

Die Bibliothek als Aufbewahrungsstätte von Kulturgut der Menschheit hat alsHauptaufgabe, dieses allen frei zugänglich zu machen. Daher sollten dieBibliotheksbestände einladend und verständlich präsentiert werden sowie leichtzugänglich und verfügbar sein.

Bewertung

Da der Zugang zu Information eine wesentliche Aufgabe der Bibliothek darstellt,stellt dieses Kriterium eines der wichtigsten dar und sollte bei der Planung einerBibliothek immer als Ziel vor Augen stehen.Da Information heute in unterschiedlicher Form auftreten kann, sollten die optimaleVerfügbarkeit und der Zugang unabhängig vom Medium vorrangiges Ziel sein. DieOrganisation der Medienbereitstellung umfasst die Art der Aufstellung derphysischen Medien und den Zugriff auf digital vorhandene Medien. Alle Mediensollten gleichermaßen übersichtlich und attraktiv präsentiert werden und der Zugriffauf nicht direkt vorhandene Medien (digitale Medien und Magazinbestände) sollteschnell und einfach sein. Idealerweise sollte der Zugang zu den Medien nicht nachMedienart getrennt sein, sondern inhaltlich, z.B. fächerbezogen angeboten werden.

„Es ist sicher ein zunehmender Anachronismus, dass man heute noch PC-Arbeitsplätze in sogenannten PC-Pools einerseits und reine Leseplätze inBibliotheken anbietet, als wäre es noch möglich, ein zeitgemäßes Studiumnur auf der herkömmlichen Buchkultur einerseits bzw. ausschließlich aufder PC-Kultur durchzuführen.“165

Grundlegend ist die Festlegung der Bibliothek, welcher Anteil der physischenBestände in Freihandaufstellung angeboten werden soll.166 Ein möglichst hoherAnteil der Literatur sollte frei zugänglich aufgestellt werden.167 Die

165 Umstätter, Walther: Die Beziehung der Bibliothekswissenschaft zur Architektur. In: ABI-Technik (1999) Nr.3, S. 240.

166 Dazu siehe die Emfehlungen zum Magazinbedarf wissenschaftlicher Bibliotheken. Hrsg. vomWissenschaftsrat. Köln 1986.

167 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S. 90.

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Abbildung 37 SPL Lesebereich (Quelle SPL)Abbildung 36 SLUB Dresden Lounge

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Freihandaufstellung bietet dem Nutzer die Möglichkeit, im Bestand zu „browsen“und die Medien direkt einzusehen. Besonders für bildorientierte Fachgebiete wiez.B. Bildende Kunst oder Architektur ist dies von erheblichem Vorteil. Dagegensteht der erhöhte Platzbedarf und Ausstattungsaufwand gegenüber der Aufstellungim geschlossenen Magazin. Die systematische Aufstellung der Bestände erfordertLücken zwischen den einzelnen Sachgebieten und die Regalabstände sindgrößer.168 Der Austattungsstandard bezüglich Klima und Licht unterliegt denAnforderungen des Nutzungsbereichs. Die Aufstellung der Regale sollte möglichstübersichtlich und fachbezogen erfolgen. In Göttingen sind die fünf Finger jeweilsfächerbezogen bestückt, wobei sich im 1.OG die Monographien und im 2.OG dieZeitschriften befinden. Da die beiden Obergeschosse innerhalb der Fingerzusätzlich über Wendeltreppen vertikal erschlossen werden, hat man auf kurzerDistanz Zugriff auf unterschiedliche Medien eines Fachgebietes. Die jeweilig gewählte Aufstellungssystematik sollte an geeigneter Stelleanschaulich dargestellt werden. In Seattle hingegen bietet die DDC eine allgemeinbekannte Systematik, die dem Nutzer nicht ausdrücklich erläutert werden muss.

Bestand aus dem Magazin sollte schnell und einfach zur Verfügung stehen. EineBuchförderanlage kann die Beschaffungszeit erheblich verkürzen. Sie sollte nichtnur Magazin und Leihstelle, sondern auch Poststelle, Werkstätten, Foto- undKopierstelle verbinden.169

Sondersammlungen wie z.B. die Deutsche Fotothek sind in Dresden in eigenenRäumlichkeiten mit eingeschränkten Öffnungszeiten zugänglich. Die AV-Medien sind in der sogenannten Mediathek zugänglich und nutzbar.

Für die Nutzung der digitalen Medien muss die entsprechende Infrastrukturvorgehalten werden. Dies umfasst zum einen die Vernetzung des gesamtenNutzungsbereichs und die Bereitstellung von Geräten zum Abruf und Lesen derelektronischen Informationen. Da eine flächendeckende Versorgung mit PC´sfinanziell nicht möglich ist und immer mehr Nutzer eigene Laptops nutzen, ist esausreichend, im gesamten Nutzungsbereich punktuell verteilt PC´s, aber an allenArbeitsplätzen Stromanschlüsse anzubieten.170 In Dresden ist der Zugriff auf diedigitalen Angebote der Bibliothek, die über den OPAC hinausgehen, momentannur im Erdgeschoss an den dort zentral angeordneten Internet-Arbeitsplätzenmöglich, da nur diese vernetzt sind. In Göttingen sind die Internet-Arbeitsplätzeebenso zentral im Erdgeschoss angeordnet, aber die Ausstattung mit W-LANermöglicht den Zugriff auf das Bibliothekssystem mit dem eigenen Laptop imgesamten Nutzungsbereich. Dresden plant dies für das Frühjahr 2005. Der

168 Vgl. DIN-Fachbericht 13, S. 14.169 Dazu ausführlich im DIN-Fachbericht 13, S. 46-48.170 Vgl. McDonald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 69f.

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Einsatz von Funktechnologie W-LAN gewährleistet eine kabellose und daherunaufwändige flächendeckende Vernetzung.171 Diese Technik ist auch für dieNachrüstung in bestehenden Gebäuden geeignet.

Zur konventionellen und digitalen Verwertung der angebotenen Information solltendie entsprechenden Dienste zur Verfügung stehen. Kopiergeräte und Scannerermöglichen die Weiterverarbeitung von Printmedien, Mikroformen solltenausgedruckt werden können, die Nutzbarmachung elektronischer Informationenerfolgt über Speicherung, E-mail-Versand oder Ausdruck der abgerufenen Daten.All dies sollte innerhalb der Bibliothek möglich sein.

4.2.7 „Comfortable“ - Behaglichkeit

Dieses Kriterium umfasst die Anforderungen bezüglich Klima und Beleuchtung imGebäude. Konstante Temperaturen, Luftfeuchtigkeit und ausreichenderLuftaustausch begünstigen die Nutzung der Bibliothek, während eine nichtausreichende Klimatisierung zur Ermüdung der Nutzer führt. Der Luftaustauschüber Fenster ist ungeeignet, wenn von außen zu viele Störfaktoren wie Hitze, Kälte,Staub und Lärm in die Bibliothek gelangen können. In anderen Klimazonen172 istauch eine Klimatisierung mittels natürlicher Luftzufuhr, die nach Bedarf reguliertwird, zu empfehlen.Grundsätzlich gilt dies für große Bibliotheken mit hoher Gebäudetiefe und in deneneine ruhige Studienatmosphäre geboten werden soll.

Für alle Bibliotheken gilt, dass eine ausreichende Beleuchtung notwendig ist. Imöffentlichen Bereich sollte gleichmäßig [eine Lichtquantität von] mindestens 400Lux auf Arbeitsplatzhöhe gewährleistet sein. Dies ist für die meisten Anforderungeninklusive der Beleuchtung der untersten Regalebene ausreichend.

Bewertung

Dieses Kriterium betrifft die sogenannte Behaglichkeit im Nutzungs- undVerwaltungsbereich. Allerdings behandelt Faulkner-Brown nur die Bereiche Klimaund Beleuchtung und davon die rein quantitativen Aspekte wie Temperatur,Luftaustausch und Beleuchtungsstärke.

„Gebäude, in denen sich Menschen aufhalten, müssen den Bedürfnissenihrer Nutzer entsprechen und sollten ein hohes Maß an Wohlbefindengewährleisten.“ 173

Das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit werden unter anderem beeinflusst

171 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S. 70.172 Es geht nicht hervor, welche Klimazonen damit gemeint sind.173 Leitfaden für Nachhaltiges Bauen, S. 12.

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von der empfundenen Raumlufttemperatur, -feuchte und -qualität, derLuftbewegung, der natürlichen und künstlichen Beleuchtung und der Akustik.174

Die technischen Mindestanforderungen dazu sind größtenteils im DIN-Fachbericht13 festgelegt.175

Zu beachten ist, dass diese „Behaglichkeitskriterien“ nicht nur durch technischeAnforderungen einzuhalten sind, sondern teilweise von der subjektivenWahrnehmung des Nutzers abhängig sind. Eine rein künstliche Klimatisierung, wiesie von Faulkner-Brown favorisiert wird, ist neben den ökologischen undökonomischen Problemen aus diesem Grund umstritten. Das „sick-building-Syndrom“176 verdeutlicht deren möglichen gesundheitsschädigenden Einfluss.

Menschen fühlen sich in Gebäuden, die nicht voll klimatisiert sind, wohler, da sieselbst Einfluss auf das Mikroklima haben.177 Individuelle Bedürfnisse bezüglichLüftung und Heizung sollten, wo möglich, durch Öffnen von Fenstern undRegulierung der Heizung bzw. Lüftungsanlage beeinflusst werden können. Dies giltvor allem für die Mitarbeiterräume. In den öffentlichen Nutzungsbereichen hingegen ist die vollautomatische, abernach Anforderung differenzierte Klimaregelung mittels einer Lüftungsanlagesinnvoll. Auf eine ausreichende Luftbefeuchtung ist zu achten. Die Ausstattung derRäume mit einer Vielzahl elektronischer Geräte führt zu einer starken Erhöhung derWärmelast und Ausdünstungen. Dies muss beim Klimakonzept eingerechnetwerden. Die Kombination von Lüftungsanlage im Nutzungsbereich und individuellerSteuerung im Verwaltungsbereich hat sich in Dresden und Göttingen jeweilsbewährt.

Die Forderung nach gleichmäßiger Ausleuchtung des Bibliotheksgebäudes ist alsMindestanforderung zweckmäßig. Wünschenswert ist ein differenzierendesLichtkonzept. Neben der hohen Qualität von Tageslichtnutzung178 trägt auch einedifferenzierte künstliche Beleuchtung zu einem positiven Raumeindruck bei.Für den Nutzungs- und Verwaltungsbereich ist eine Kombination von gleichmäßigerAllgemeinbeleuchtung mit einer Beleuchtungsstärke von 300 lux und individuellerArbeitsplatzbeleuchtung von 500 lux zu empfehlen.179

174 Vgl. Leitfaden für Nachhaltiges Bauen, S. 12-13.175 DIN-Fachbericht 13 , S. 52-56. 176 Das Sick-Building-Syndrom bezeichnet eine Umweltkrankheit, die durch den Aufenthalt in vor

allem künstlich klimatisierten Innenräumen ausgelöst wird. Hauptursachen sind Schadstoffeaus der Klimaanlage und andere Schadstoffe in der Luft. Symptome sind Kopfschmerzen,Atemwegsbeschwerden und allergische Hautreaktionen.

177 Vgl. Quinsee: After Atkinson, Problems of modular libraries.178 Siehe auch Kapitel 4.2.2.179 Angaben aus: Leitfaden für Nachhaltiges Bauen, Tabelle 3.4: Anforderungen an die

Beleuchtungsstärke, nach DIN 5035-4. Entspricht auch den Angaben des DIN-Fachbericht13.

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Zu beachten sind die besonderen Anforderungen an blendfreie Beleuchtung fürBildschirmarbeitsplätze.180 Weitere Behaglichkeitskriterien wie Akustik oder visuelleKriterien wie Ausblick, Tageslicht und Farben werden von Faulkner-Brown nichtbehandelt. 181

4.2.8 „Constant in environment“ - Konstanz gegenüber Umwelteinflüssen

Zur Erhaltung der Bibliotheksbestände sind konstante Umweltbedingungennotwendig. Gemäß der gerade vorgestellten Behaglichkeitskriterien bedeutet dies,eine möglichst gleichmäßige Beleuchtung, Klimabedingungen und Akustik zuschaffen. Die Fassade dient als Filter zur Außenwelt. Sie reguliert äußere Einflüssewie z.B. Kälte im Winter, solare Erwärmung im Sommer und Lärm. Dennoch solltenFenster für den Ausblick vorgesehen sein.

Die idealen klimatischen Bedingungen für Bibliotheken liegen bei 18,5 – 21°CTemperatur und 50 – 60% relativer Luftfeuchtigkeit (niemals über 65%).

Bewertung

Eine intelligent konzipierte Fassade bietet den besten Schutz gegen negativeäußere Einflüsse. Massive Baumaterialien begünstigen durch ihre Eigenschaften(träges Klimaverhalten) ein konstantes Gebäudeklima. Magazinbestände könnenvorzugsweise unterirdisch angeordnet werden, da das Temperaturverhalten dortkaum Schwankungen aufweist. Dresden erweist sich durch ihre Architektur unddie unterirdische Anordnung des gesamten Benutzungs- und Magazinbereichsals sehr konstant gegenüber äußeren Einflüssen, bietet aber den Nutzern keineAusblicksmöglichkeit. Die SUB Göttingen hingegen ist ein sehr transparenter Bau.Hier sind Schwankungen in den Licht -und Temperatur-verhältnissen imNutzungsbereich unvermeidlich, aber durch technische Maßnahmen in einemannehmbaren Bereich. Die Magazine sind dort ebenfalls unterirdisch angeordnet.Zur Luftfeuchteregulierung wird die Klimaanlage der Universität unterstützendeingesetzt.182

Im DIN-Bericht 13 von 1998 werden im Sinne des Bestandsschutzes je nachAufbewahrungsort unterschiedliche Klimabedingungen empfohlen. Fürgeschlossene Magazine sind das 50% relative Luftfeuchtigkeit und eineTemperatur von 18°C, für wertvolle Bestände 45% und 15°C. Für die Freihand-bzw. Lesebereiche werden nicht über 60% relativer Luftfeuchte und 23°CRaumtemperatur empfohlen. Grundsätzlich sollten konstante Klimabedingungen

180 Siehe Bildschirmarbeitsplatzverordnung, DIN 66234-7, 90/270 EWG.181 Dazu ausführlich in Kap. 5.2.3.182 Interview mit Reimer Eck vom 25.11.2004.

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ohne große tageszeitliche Schwankungen gewährleistet sein. 183

4.2.9. „Secure“ - Sicherheit

Die Sicherheit der Bestände ist von vorrangiger Wichtigkeit für Bibliotheken. Umden Verlust von Büchern reduzieren und das Nutzerverhalten kontrollieren zukönnen, sollte nur ein öffentlicher Zugang angeboten werden, der z.B. mit einerelektronischen Buchsicherungsanlage ausgestattet ist. Eine offeneGrundrissstruktur trägt durch ihre Übersichtlichkeit ebenso zu einer besserenKontrolle bei, so dass Vandalismus eingeschränkt werden kann.

Bewertung

Zur Sicherung der Bestände ist es heutzutage Standard, das Gebäude miteiner Einbruchmeldeanlage auszustatten und ein Buchsicherungssystem zunutzen. Neben der Sicherheit für den Bibliotheksbestand müssen heute ebensoMaßnahmen zur Sicherheit des Gebäudes und seiner Einrichtung bedacht werden.Unterstützende Maßnahmen sind die schon erwähnte Übersichtlichkeit und einegute Außenbeleuchtung.184 Videoüberwachung in bestimmten Bereichen wie z.B.im Nutzungsbereich in Göttingen185 oder Anlieferung und Foyer in Dresden186

können die Sicherheitsmaßnahmen ergänzen. Doch auch gestalterische Maßnahmen wirken vorbeugend gegen Vandalismus. DieErfahrung z.B. im Schulbau zeigt, dass eine ästhetisch hochwertige Umgebungeinen besseren Umgang mit dem Gebäude und seiner Einrichtung zur Folge hat.Ansprechende Architektur, angenehme Farbgebung und hochwertige Materialienwirken demnach aggressionshemmend.

4.2.10. „Economic“ - Wirtschaftlichkeit

Dieses Kriterium betrifft v.a. die Reduzierung der Kosten für den laufenden Betriebeines Gebäudes, die zum immer größeren Problem für die Bibliotheken werden.Größere Bibliotheken mit kompaktem Baukörper erfordern einen hohen Aufwandfür die künstliche Beleuchtung und Klimatisierung, um die konstanten Bedingungen[wie in 2.2.7 und 2.2.8 gefordert] einhalten zu können. Hier sollten Methoden zurKostenreduzierung ohne Beeinträchtigung der Nutzung untersucht werden.

Erstens können Kosten über die Reduzierung der Gebäudeoberfläche reduziertwerden. Die Gebäudeform sollte der Idealform des Kubus möglichst nahe kommen.

183 Vgl. Bau- und Nutzungsplanung von wissenschaftlichen Bibliotheken, S. 52. Dazuausführlich in Kap. 5.3

184 Vgl. Kolasa: Bibliotheksbau, S. 91.185 Vgl. Interview mit Reimer Eck am 24.11.2004186 Vgl. Interview mit Michael Golsch am 25.11.2004

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Zweitens sollten Fensterflächen möglichst gering gehalten werden, da sieWärmebrücken sind und im Sommer die Gefahr der solaren Überhitzung besteht.Sie sollten 25% Anteil an den Wandflächen nicht überschreiten. Das Gebäudesollte so beschaffen sein, dass die Fensterflächen verschattet sind.Isolierungsmaßnahmen an Fassade und Dach sollten selbstverständlich sein.

Im Gegensatz zur weitverbreiteten Ansicht ist nicht die Wärmeerzeugung im Winterder größte Energieverbraucher, da die einzige Quelle für Wärmeverlust dieFassadenflächen sind, die bei großen Gebäuden einen relativ geringen Anteilausmachen. Der Hauptanteil an Energieverbrauch liegt neben der künstlichenBeleuchtung in der Belüftung und Kühlung des Gebäudes.

In seinen Ausführungen vor der IFLA im Jahr 1981187 schlägt Faulkner-Brownfolgende Maßnahmen zur Kostenreduzierung vor: Die Kühlanlage kann geringer ausgelegt sein, da in den Sommermonaten Juni bis-Oktober mit weniger Besuchern zu rechnen ist. Die Beleuchtung sollte in denSommermonaten nur bei Bedarf eingeschaltet sein. Die Leseplätze sollten an derFassade angeordnet sein, damit das Tageslicht genutzt werden kann.

Bewertung

Wie Faulkner-Brown bereits ausgeführt hat, sind für die Wirtschaftlichkeit einesGebäudes nicht nur die Baukosten, sondern die Kosten relevant, die zum Unterhaltund Betrieb anfallen.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten der Kostenreduzierung für den Bau und denBetrieb eines Gebäudes. Bauliche Maßnahmen wie z.B. die Geometrie undAusrichtung des Baukörpers und die Auswahl der Baustoffe beeinflussen denEinsatz von Ressourcen ebenso wie der Einsatz energiesparender Technologien.188

Bei der Festlegung der Bauteilgeometrie sollten Vor- und Nachteile für die jeweiligeNutzung abgewogen werden.189 In Dresden z.B. scheint der geringeFassadenanteil die Kosten zu verringern, da z.B. Sonnenschutzmaßnahmenund die Pflege und Reinigung der Außenfläche nicht notwendig sind. Doch dieunterirdischen Gebäudeteilen erhöhen die Kosten für die Gebäudehülle, da derAufwand für Abdichtung und Isolierung enorm hoch ist. In Göttingen erhielt dasGebäude durch seine Fingerstruktur einen hohen Fassadenanteil, der größtenteilsverglast sein sollte, was in der Erstellung zu höheren Baukosten führte. ZurKostenreduzierung wurde daher in der Ausführung auf Teile der Glasfassadezugunsten von geschlossenen Elementen verzichtet.190

187 Vgl. Faulkner-Brown: Der offene Plan und die Flexibilität, S. 14-15.188 Maßnahmen im Sinne des nachhaltigen Bauens werden in Kap. 5.3.2 ausführlich erläutert.189 Wie schon in Kap. 4.2.2 ausgeführt.190 Vgl. Interview mit Reimer Eck vom 25.11.2004.

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Der Wärmeverlust über Glasflächen ist heutzutage aufgrund verbesserterBautechnik, z.B. Mehrfachverglasung, nur noch relativ gering. GroßeGlasfassadenflächen mit direkter Sonneneinstrahlung sind jedoch sowohl wegender solaren Erwärmung als auch wegen der Blendwirkung des einfallenden Lichtszu vermeiden. Durch die Optimierung von Gebäudeausrichtung,Verschattungsmöglichkeiten und den Einsatz „intelligenter“ Baustoffe191 könnendiese Nachteile jedoch ausgeglichen werden.

Auf künstliche Klimatisierung kann, wo nicht unbedingt notwendig wie z.B. imMagazinbereich, heutzutage verzichtet werden, da durch Isolierungsmaßnahmen,in Deutschland besonders aufgrund der Energieeinsparverordnung, nicht mehr miteinem hohen Klimatisierungsbedarf zu rechnen ist. Eine gut geplanteLüftungsanlage bietet bei geringeren Kosten einen weitaus besseren Komfort.

Auf den Vorschlag für eine reduziert ausgelegte Lüftung für die Sommermonate(der Semesterferien) kann in Deutschland nicht eingegangen werden, da dieNutzerzahlen während dieser Zeit nicht in dem Maße zurückgehen wie dies inGroßbritannien der Fall ist.

191 Siehe auch Kap. 5.2.2.

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4.3 Zusammenfassung / Relevanz

Insgesamt gesehen ist der Kriterienkatalog Faulkner-Browns immer noch gutgeeignet, Planungen für Bibliotheksbauten zu bewerten, da er zum größten Teilallgemeingültige Aussagen enthält. Sie müssen allerdings unter dem Gesichtspunktihrer Entstehungszeit gesehen und heute modifiziert werden.192 Dazu InkenFeldsien-Sudhaus193: „M.E. sind die Regeln immer noch aktuell, auch wenn heutekeiner mehr nur im modularen Beton-Rasterbau plant.“194

Die Thesen und die Architektur Faulkner-Browns sind Ausdruck seinerEntstehungszeit. Die siebziger Jahre sind geprägt von Technikgläubigkeit unddrücken sich in der Architektur im Funktionalismus aus.Erstaunlich ist, dass Faulkner-Brown seine Kriterien trotz weitreichenderVeränderungen in der Bibliothekswelt seit 1981 in unveränderter Form beibehält.In seiner Veröffentlichung von 1998 nimmt Faulkner-Brown zu aktuellen Themenwie der Wichtigkeit der Ausschreibung, heutigen technischen Anforderungen undökologischem Bauen Stellung, wobei er z.T. in Widerspruch zu seinen Thesengerät. Er setzt diese Aussagen allerdings neben seine Thesen, ohne diese inirgendeiner Form zu verändern.

Seine Aussagen in Bezug auf Grundrisskonzeption und Gebäudetechnik sind heutezum größten Teil nicht mehr zeitgemäß.

Darüber hinaus behandeln seine Qualitätskriterien nur die funktionalen Aspekteeiner Planung. Die Frage nach der Angemessenheit des Gebäudes und seiner innenräumlichenAtmosphäre wird nicht gestellt. Räumliche und ästhetische Gesichtspunkte wie z.B.Lage und Ausrichtung des Gebäudes, Raumzuschnitte und Raumfolgen imGebäude, Tageslichteinfall oder die Oberflächengestaltung mit Materialien undFarben fehlen.

Daher müssen seine Thesen heute neu interpretiert und ergänzt werden.

192 Vgl. Interview mit Eberhard Ruppert am 16.9.2004.193 Dipl.-Ing. Inken Feldsien-Sudhaus war Leiterin der dbi-Baukommission bis 2002 und lehrt an

der Bibliotheksschule München Bibliotheksbau. 194 Feldsien-Sudhaus, Inken: E-mail vom 14.9.2004.

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5. Neue Schwerpunkte

Wie anhand der Beispiele zu sehen, deckt der Kriterienkatalog Faulkner-Brownsnur einen Teil der heutigen Anforderungen an die Bibliothek ab und geht nicht aufneue Möglichkeiten und Aspekte zeitgemäßer Planung ein. Daher wird er nundurch neue Schwerpunkte von aktueller Relevanz ergänzt.

„We want libraries that look good and work well.“195

Diese neuen Schwerpunkte sollen der Bibliothek in ihrer Funktion als soziale undkulturelle Institution, als Lernumfeld und als Ort der Informationsvermittlung undBegegnung und den Anforderungen zeitgemäßer Planung gerecht werden.Die Kriterien umfassen organisatorische, gebäudetechnische, gestalterische undsoziale Aspekte und ergänzen somit die rein funktionalen Aspekte Faulkner-Browns.

Die Themen Nachhaltigkeit und Aufenthaltsqualität werden nochmal ausführlichhier behandelt, weil sie von hoher Relevanz sind und weit über das hinausgehen,was Faulkner-Brown in seinen Kriterien fordert.Die Kriterien werden exemplarisch anhand der ausgewählten Bibliotheksbautenverdeutlicht.

5.1 Grundsätze der Planung

Grundsätzlich ist ein Planungsergebnis nur so gut wie seine Ausschreibung.Daher sollte auf die Qualität des Ausschreibungstextes sehr großen Wert gelegtwerden. Der Bibliothekar als zukünftiger Nutzer des Gebäudes sollte sich mit denAnforderungen, die er an seinen Neubau stellt, ausreichend beschäftigt haben.Bei der Entscheidung zur Auftragsvergabe an den Architekt sollte die Bibliothek einwesentliches Stimmrecht haben.

Von Anfang an sollte auf eine intensive Zusammenarbeit zwischen Architekt,Bibliothek und anderer an der Planung beteiligter Fachleute geachtet werden.Bereits in der Entwurfsphase sollte die Planung mit den Anforderungen desBauherrn und denen bezüglich Brandschutz, Statik, Gebäudetechnik etc.abgestimmt und in jeder weiteren Planungsphase überprüft werden.196

195 McDonald, Andrew: Planning Academic Library Buildings for a New Age. Some Principles,Trends and Developments in the United Kingdom. In: Advances of Librarianship 24 (2000),S. 61.

196 Zum formellen Planungsverfahren für wissenschaftliche Bibliotheken siehe ausführlichKolasa S. 77-84.

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5.2 Erweiterung der Kriterien

5.2.1 Angemessenheit

Ein angemessenes Bibliotheksgebäude wird mit seinen Räumlichkeiten denNutzungen und Funktionsabläufen gerecht und spiegelt in seiner architektonischenGestalt die Nutzung, Bedeutung und Philosophie des Hauses wider. Das Bild derBibliothek als soziale und kulturelle Institution wird über ihre Architektur nach außentransportiert. „Etwas provokant formuliert möchte ich heute ein individuellesBibliotheksgebäude mit einer Architektur schaffen, die von der Umwelt möglichst

positiv wahrgenommen wird und ein Teil der Identität der Einrichtung schafft.“197

Der erste Schritt zu angemessener Planung ist die Optimierung desRaumprogramms durch den Bibliothekar bzw. Bauberater. Folgende Fragen solltenpositiv beantwortet werden können: Ist das Raumprogramm198 auf den tatsächlich notwendigen Bedarf ausgelegt? Sindzukünftige Veränderungen absehbar und eingeplant? Der DIN-Fachbericht 13bildet die Basis für die Ermittlung der Nutzungsanforderungen und desRaumbedarfs.199 Unterstützt die vorgesehene Raumzuordnung die Funktionszusammenhänge?200

Der Grundriss sollte vom Planer nach folgenden Kriterien entwickelt werden:- städtebauliche Vorgaben- interne Vorgaben: - Bestandsorientiert (Wege der Medien)

- Ablauforientiert (Wege der Mitarbeiter)- Nutzerorientiert (Wege der Bibliotheksbesucher)

Zwischen diesen Vorgaben sollte ein ausgewogener Kompromiss gefundenwerden.

Funktionalität und Ästhetik schließen sich per se nicht gegenseitig aus, sondernsollten sich im architektonischen Konzept ergänzen. Die Gestaltung sollte dieNutzung und Funktionsabläufe des Gebäudes unterstützen: „Form followsfunction“201.

Architektonische Gestaltungsmittel sind z.B. Größe, Form und Lage der Bauteile,Bezug zum Außenraum, Raumzuschnitte und Raumabfolgen, Wahl derMaterialien, Oberflächengestaltung und Belichtung. Die Wirkung eines Gebäudeskann z.B. repräsentativ oder funktional, skulptural oder differenziert und introvertiert

197 Feldsien-Sudhaus, Inken: Follows Form Function? zum DIN-Fachbericht 13.In: ABI-Technik(1999) Nr.1, S.18.

198 Siehe Glossar.199 Ausführliche Empfehlungen, besonders für öffentliche Bibliotheken, auch im Library Space

Planning Guide. Hrsg von der Conneticut State Library. Hartford 2001.200 Vgl. Leitfaden für nachhaltiges Bauen, S.6.201 Louis Sullivan, 1896.

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oder offen sein.

„Dresden – the strangest library in Europe?“202

Die Dresdner Bibliothek z.B. folgt einem pathetisch künstlerischen Entwurfsansatzund beeindruckt mit ihrer skulpturalen Architektur.203 Die verschiedenen Nutzungenwerden dem Gesamtkonzept unterworfen. Die klare Geometrie des Gebäudes unddie ausgesuchte Materialwahl mit angenehmen Details zeigen eine hohe Ästhetik.Die symbolhafte Ornamentik scheint an mancher Stelle übertrieben. In ihrerArchitektur wirkt sie sehr introvertiert und homogen und vermittelt das Bild derBibliothek als Bücherschrein. Klaus Kempf und Eckhard Blume bezeichnen sie garals „Unterirdische Buchkathedrale“.204Die unterirdische Anordnung desNutzungsbereichs und der zentrale Lesesaal sind zum Teil sehr umstritten. Kolasabemerkt dazu eine „bedenkliche Renaissance von Retrolesesälen“205, die in ihrerForm an die barocke Saalbibliothek mit umlaufenden Regalflächen erinnern.

„Nun, selbst wenn das Buch wider Erwarten doch sterben sollte, so wird esin Dresden wenigstens würdig zu Grabe getragen.“206

Die Göttinger Bibliothek hingegen hat eine völlig andere Wirkung. Die additiveArchitektur folgt einem eher pragmatischen Entwurfsansatz. Die unterschiedlichenBereiche sind differenziert ausgestaltet. Transparenz und Übersichtlichkeit,Außenbezug und natürlicher Lichteinfall prägen den gesamten Nutzungsbereich mitden damit verbundenen akustischen Nachteilen. Sie vermittelt das Bild derBibliothek als Dienstleistungszentrum. Dieses Raumkonzept schafft aber eineoffene Atmosphäre und spiegelt damit die Philosophie des Hauses wider.

„Insgesamt bietet das Gebäude mit seiner differenzierten Architektur, der offenenRaumführung und dem hohen Außenbezug für den Nutzer eine guteOrientierung“207 und eine hohe Aufenthaltsqualität.

5.2.2 Nachhaltigkeit

Nachhaltiges Bauen zielt ab auf die Einsparung von Energie und Ressourcen beider Erstellung und dem Betrieb eines Gebäudes. Da die Nutzungskosten für einöffentliches Gebäude (bei einer angesetzten Nutzungsdauer von 50-100 Jahren)die Baukosten wesentlich übersteigen208 wird Nachhaltigkeit zum wesentlichen

202 Wilson, Alison: Germany - Leading Library Design. In:Face (CILIP) September 2004, S. 28.203 Siehe auch Zitate der Architekten unter Kap. 3.1.204 Blume und Kempf: Moderne Bibliotheksbauten – Beispiele aus den neuen Bundesländern. 205 Kolasa: Bibliotheksbau, S. 71f.206 Kleine, Holger: Bücherflimmern im Elbsand. In: Bauwelt (1998) Nr. 14; S. 759.207 Gerber: Reflexionen zu den Bibliotheksbauten Göttingen, London, Paris, Alexandria, S. 305.208 Vgl. Leitfaden Nachhaltiges Bauen, S. 9ff.

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Wirtschaftlichkeitsfaktor.

„Intelligent geplante und betriebene Häuser, zum Teil fälschlich als„Intelligente Gebäude“ bezeichnet, zeichnen sich nicht nur dadurch aus,dass sie ein hohes Maß an verknüpften Informations-, Kommunikations-und Gebäudeautomationssystemen besitzen, sondern vor allem dadurch,dass sie in der Lage sind, Nutzeransprüche unter Umgehung des Einsatzestechnischer Einrichtungen direkt aus der Umwelt zu bedienen. NatürlicheBelichtung und Belüftung, [...] usw. führen dazu, dass solche Gebäude imBetrieb ihren Energiebedarf tatsächlich auf ca. 30-40% gegenüber heutigenGebäuden senken können.“209

Grundsätzlich werden passive und aktive Maßnahmen zur Energie- undRessourceneinsparung unterschieden. Zu den passiven Maßnahmen gehören z.B.die Bauteilgeometrie, Bauteilisolierung, Anordnung von Fensteröffnungen undSonnenschutzmaßnahmen. Zu den aktiven Maßnahmen gehören z.B. dieWarmwassererwärmung über Sonnenkollektoren, Photovoltaik oder der Einsatzvon Erdsonden.

Die passiven Maßnahmen sind den aktiven vorzuziehen, um den Einsatzaufwändiger Technik zu vermeiden, bei den aktiven Maßnahmen sollte man LowTech gegenüber High Tech bevorzugen.

Architektonisch sind zwei verschiedene Entwurfsansätze zu unterscheiden:„Schwere Architektur“210 mit einem hohen Anteil an massiven Beton- oderMauerwerksbauteilen wie z.B. in Dresden können klimatisch als trägeSpeichermasse genutzt werden. Die Speicherfähigkeit der Materialien bewirkt einezeitversetzte Abgabe von Wärmeenergie als Strahlungswärme. Dies ist besondersin Bereichen mit langer Tagesnutzung vorteilhaft211 und wird als angenehmempfunden.„Leichte Architektur“212 in Skelettbauweise bietet demgegenüber den Vorteil derMaterialeinsparung, die Möglichkeit der Vorfertigung, damit eine schnelle Bauzeit,Flexibilität sowie die Demontierbarkeit und Wiederverwendbarkeit der Bauteile.213

Insgesamt kann man drei Einflussfaktoren unterscheiden: Die Planung derGebäudehülle, die Wahl der Materialien und der Konstruktion und dieGebäudetechnik.

Gebäudehülle:Ein kompakter Baukörper mit relativ wenig Fassadenanteil ist an sich wirtschaftlich,

209 Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.69.210 Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.130.211 Vgl. Hennings, Detlef: Büro- und Verwaltungsgebäude thermisch optimieren – bei minimalem

Energiebedarf. Darmstadt 2000, S. 5212 Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.130.213 Ebenda.

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ab einer gewissen Größe jedoch steht dem ein erhöhter Aufwand in der Nutzunggegenüber, denn innenliegende Flächen müssen künstlich beleuchtet undklimatisiert werden. Die Vorschriften zur neuen Energieeinsparverordnung214

gewährleisten die optimale Wärmeisolierung der Gebäudehülle. Die Ausrichtungder Bauteile sollte sich nach den innenliegenden Nutzungen orientieren.Magazingeschosse sollten idealerweise unterirdisch angeordnet werden, da dortkonstante klimatische Bedingungen herrschen und keine Sonneneinstrahlungerwünscht ist. Nutzungsbereiche und Mitarbeiterräume sollten an Außenwändenangeordnet sein, um Tageslicht und direkten Luftaustausch über die Fensternutzen zu können.215 Direkter Einfall von Sonnenlicht auf Bibliotheksgut ist schädlich. Die infrarote undultraviolette Strahlung bewirken chemische Prozesse in Papier und Klebestoffen,die den Alterungsprozess beschleunigen.216 Daher sind Magazine in der Regel nichtnatürlich belichtet. Der Freihandbestand in Nutzungsbereichen sollte vor derEinstrahlung von direktem Sonnenlicht geschützt werden. Für den Benutzungsbereich ist zu beachten, dass durch geeignete Ausrichtungbzw. Verschattungsmaßnahmen Blendung und zu große Erwärmung durchSonneneinstrahlung über die Fensterflächen vermieden werden. Die Entwicklung „intelligenter“ Gläser bietet neue Möglichkeiten für den Einsatzgroßer Glasflächen ohne den Nachteil der solaren Erwärmung.217 Gasochromebzw. elektrochrome Gläser enthalten zwischen den Scheiben chemisch oderelektrisch wirksame Schichten, die bei einer bestimmten Sonneneinstrahlung oderTemperatur undurchsichtig werden. In Dresden wurden für die Verglasung desLesesaals elektrochrome Gläser eingesetzt, diese mussten aber aufgrund vonMaterialfehlern vor kurzem ausgetauscht werden. Prismatische Gläser lenken dasLicht je nach Einfallswinkel um. Sie reflektieren die Sonneneinstrahlung imSommer und lenken das Licht im Winter an die Decken der Räume, so dass es alsindirekte Strahlung wirksam wird.218

Materialien und Konstruktion:Bei der Wahl der Baustoffe und Konstruktion sollten Energie- undRessourcenaufwand bei der Herstellung und Verarbeitung, Dauerhaftigkeit,Wartungs- und Reinigungsfreundlichkeit und die Auswirkungen auf dieBehaglichkeit beachtet werden.219

214 Vgl. Energieeinsparverordnung EnEV. Nachweisverfahren für Gebäude und Energiepass. In:DIN V 4108-6. Fassung vom Februar 2002.

215 Siehe auch nächstes Kapitel.216 Vgl. DIN-Fachbericht 13, S. 51.217 Vgl. Mc Donald, Andrew: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 67.218 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.150ff.219 Vgl. Dokumentation D 0123. Hochbaukonstruktionen nach ökologischen Gesichtspunkten.

Hrsg. vom Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein. Basel 1995. Dort werden

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Die Recyclingfähigkeit wird als ökologischer Faktor oft überbewertet. Je höher dieNutzungsdauer ist, wird ersichtlich, dass der Energieaufwand für den Abbruch imVerhältnis zum Betrieb des Gebäudes relativ gering wird.220

Gebäudetechnik:Die Gebäudetechnik umfasst die Heiz- und Lüftungssysteme, Stromnutzung unddie Wasserver- und entsorgung eines Gebäudes. Nachhaltige Planung fordert denEinsatz energiesparender Technologie zur optimierten Energiegewinnung und-umwandlung sowie die Nutzung effizienter Endgeräte.Das Gesamtenergiekonzept muss von Architekten und Fachingenieurengemeinsam entwickelt werden. Die Einwirkungsmöglichkeiten bezüglich derOptimierung der einzelnen Einflussfaktoren sind in der Planungsphase amhöchsten. Daher sollte die Zusammenarbeit zwischen Architekt, Bauherr und

Fachingenieuren im frühestmöglichen Entwurfsstadium beginnen.221

Rechenprogramme und Simulationsverfahren können sehr genau die Vorgänge imTagesablauf berechnen, so dass frühzeitig ermittelt werden kann, wie sich Räumeunter bestimmten Belastungskriterien und bei bestimmtem Speicherverhalten

hinsichtlich des zu erwartenden Klimas verhalten werden.222

Bei den Betriebskosten eines öffentlichen Gebäudes verursachen die höchsten

Kosten die Posten Strom und Kühlung (15-40� /qm HNF223 jährlich), Reinigung (15-35� /qm HNF/ a), Inspektion und Wartung (5-35� /qm HNF/a), werterhaltenderBauunterhalt (5-15� /qm HNF/a) und schließlich die Heizkosten (5-15� /qm

HNF/a).224 Daher sollten neben der effizienten Energienutzung die AspekteWartungsfreundlichkeit und Dauerhaftigkeit der Anlagen berücksichtigt werden.

„So viel Technik wie nötig, so wenig wie möglich“225

Klimatisierung und Beleuchtung sind die wichtigsten Faktoren für einBibliotheksgebäude. Da nicht auf alle Möglichkeiten der nachhaltigenGebäudetechnik eingegangen werden kann, folgen einige Beispiele.Im Nutzungs- und Verwaltungsbereich kann auf künstliche Klimatisierungzugunsten einer Lüftungsanlage verzichtet werden.226 Die notwendigen Kanälekönnen im Hohlraumboden verlegt werden. Massive Decken können als trägeSpeichermasse dienen. Die Wärmerückgewinnung durch Nutzung der warmenAbluft mittels Wärmetauscher ist zu empfehlen. Der Einsatz von natürlicher

erstmals die ökologischen Eigenschaften von ca. 60 gängigen Hochbaukonstruktionenbewertet.

220 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.22f.221 Vgl. Leitfaden für nachhaltiges Bauen, S.6.222 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.131.223 HNF- Hauptnutzfläche nach DIN 277, siehe Glossar.224 Vgl. Leitfaden Nachhaltiges Bauen, S. 6.225 Leitfaden nachhaltiges Bauen, S. 10.226 Vgl. Mc Donald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 66.

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Page 61: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Nachtlüftung verbessert erheblich das Temperaturverhalten im Sommer.227 In der SUB Göttingen ist im gesamten Nutzungsbereich eine Lüftungsanlage mitUmluftbetrieb und bis zu 80-prozentiger Wärmerückgewinnung in Betrieb. DieBüros im Verwaltungsbereich werden konventionell mit Heizkörpern beheizt undsind für die Mitarbeiter individuell steuerbar. Die Glasfassade ist im unteren Bereichzweischalig ausgeführt. In der Zwischenzone wird im Winter Kaltluft und imSommer Warmluft abgesaugt. So wird für die dort angeordneten Leseplätze einKaltluftabfall verhindert. Die verglasten schmalen Satteldächer zwischen denFingern dienen als klimatische Pufferzone. Aus ihnen kann Warmluft abgezogenund über eine Wärmerückgewinnung für die Beheizung des Hauses genutztwerden.228

Die optimalen Klimabedingungen werden im Kapitel „Aufenthaltsqualität“dargestellt. Der Magazinbereich bedarf aufgrund geringerer Klimatoleranzen einerkonstanten Regulierung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit.229 Tageslicht und künstliche Beleuchtung sollten sich ergänzen. Im Nutzungsbereichsollte eine Kombination von indirekter Allgemeinbeleuchtung und direkterArbeitsplatzbeleuchtung vorgesehen werden. Die Regale sind, wie jeweils inDresden und Göttingen realisiert, optimal mit einer möbelintegrierten Beleuchtungausgestattet. Die Nutzung von Energiesparleuchten bietet neben der Einsparungan elektrischer Energie eine wesentlich geringere Wärmelast als konventionelleLeuchten und eine höhere Lebensdauer. In Göttingen ist zur Verringerung desStromverbrauchs in den Magazingeschossen der Einsatz einer automatischeBeleuchtungsschaltung mittels Bewegungsmelder vorgesehen.230

Für die Gebäudereinigung, Bewässerung der Grünanlagen und Toilettenspülungkann Brauchwasser genutzt werden.

5.2.3 Aufenthaltsqualität

Eine attraktive innenräumliche Atmosphäre unterstützt den Nutzer beim Lernen231

und erhöht die Motivation der Mitarbeiter. Die sogenannten Behaglichkeitskriteriensind dafür maßgeblich, ob man sich in einem Raum wohlfühlt. Man unterscheidet

folgende Einflussfaktoren232:

Thermische Behaglichkeit

227 Vgl. Hennings: Büro- und Verwaltungsgebäude thermisch optimieren, S.8f228 Vgl. Redecke, Sebastian: Versuch einer Bindung: Die Niedersächsische Staats- und

Universitätsbibliothek Göttingen. In: Bauwelt (1994) 15, S. 839.229 Vgl. McDonald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 66.230 Vgl. Interview mit Reimer Eck am 25.11.2004.231 Vgl. Empfehlungen zur digitalen Informationsversorgung durch Hochschulbibliotheken, S.47.232 Die folgende Auflistung ist übernommen aus Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.90-

95.

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Page 62: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Ideale Werte der Lufttemperatur, Luftfeuchte, Luftbewegung und Wärmestrahlungwerden als angenehm empfunden. Die Empfindung ist beeinflusst von derTätigkeit, Bekleidung und Aufenthaltsdauer der Person sowie der Belegung desRaumes. Die Werte sind abhängig von der Temperatur der Oberflächen, derLufttemperaturverteilung, der Art der Wärmequellen und der Qualität derraumlufttechnischen Anlagen.Der Idealzustand eines komfortablen Raumes kann Arbeitsleistungen optimieren.Optimale Bedingungen liegen nach D.P. Wyon bei Temperaturen zwischen ca. 18°und 24° und relativer Raumluftfeuchte zwischen ca. 36 und 70%. Bei Temperaturenunter 18° bzw. über 28° nimmt das Leistungsverhalten rapide ab.233

Allerdings sollte zum Schutz von Bibliotheksgut die Luftfeuchte 60% nichtübersteigen, da höhere Werte den Verfallsprozess bechleunigen. Im Magazinbereich werden laut DIN-Fachbericht im Temperaturen zwischen 15und 18° und eine Luftfeuchte zwischen 45 und 50% empfohlen.234 Um für die dorttätigen Mitarbeiter angenehme Bedingungen zu schaffen, werden als Kompromiss-Werte empfohlen: Temperatur bei 20°C ± 2 Kelvin und relative Luftfeuchte bei 50%± 5%. Grundsätzlich sollte für Bibliotheksgut ein möglichst konstantes Klimagewährleistet werden und Werte zwischen 40 und 65% relativer Feuchte undTemperaturen unter 22°C eingehalten werden.235 Zur Vermeidung von Schädendurch einen rapiden Temperaturwechsel sollten wertvolle Bestände vor und nachder Ausgabe im Lesesaal in einem Klimaraum zwischengelagert werden.236 Große Glasfassadenflächen, die in den neunziger Jahren gerne für Lesesäleeingesetzt wurden, sind aus mehreren Gründen problematisch. Es kann zuunangenehmen Zugerscheinungen führen, wenn im Winter der Temperatur-unterschied zwischen Raumluft und Glasoberfläche zu groß wird. Außerdem solltengroße Glasflächen aufgrund der Gefahr der Überhitzung durch thermischeWärmegewinne und der zu hohen Leuchtdichtekontraste und Blendwirkung durchdie direkte Sonneneinstrahlung nie nach Süden orientiert sein. Die Ausrichtungnach Westen oder Osten sollte mit geeigneten Sonnenschutzmaßnahmeneinhergehen, die für die Anordnung von Bildschirmarbeitsplätzen geeignet sind. InGöttingen begegnete man diesen Nachteilen mit folgenden Maßnahmen: DieGlasfassade wurde im unteren Bereich zweischalig ausgeführt. So wird für die dortangeordneten Leseplätze ein Kaltluftabfall verhindert. Der automatisch gesteuerteSonnenschutz durch außenliegende Markisen vermindert die direkteSonneneinstrahlung.

Hygienische Behaglichkeit

233 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech , S.90f.234 Vgl. DIN-Fachbericht 13, S.52.235 Vgl. www.forum-bestandserhaltung.de.236 Vgl. DIN-Fachbericht 13, S.52.

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Page 63: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Die hygienische Behaglichkeit bezeichnet die Qualität der Raumluft hinsichtlichStaub- und Geruchsfreiheit.237 Die Lüftungsanlage sollte für die Zuluft einenmöglichst hohen Anteil an Außenluft nutzen. Der erforderliche Luftwechsel proStunde sollte eingehalten werden. Die Mindestanforderungen für die Raumluft-qualität sind in DIN 1946 festgelegt. Bei der Wahl der Baustoffe sollte man auf dieVermeidung von Ausdünstungen achten.

Akustische Behaglichkeit:Gerade in Bibliotheken ist die Raumakustik wichtig, da ein zu hoher Geräuschpegelals störend empfunden wird. Die unterschiedlichen Nutzungsbereiche derBibliothek haben differenzierte akustische Anforderungen. Daher ist es sinnvoll, dieRäume entsprechend ihrer erwünschten akustischen Qualitäten zu zonieren.238

In Dresden sieht das akustische Konzept vor, dass die Geräuschbelastung von derEingangsebene bis zur untersten Ebene, wo die geisteswissenschaftlichenBestände aufgestellt sind und der Lesesaal sich befindet, abnimmt. In Göttingenfindet die Zonierung entsprechend der zu erwartenden Nutzungsdauer statt: Vonder „lauten“ ebenerdigen Hauptfunktionszone mit Kurzzeitnutzung über die zentralgelegenen eher kommunikativen Bereiche mit Auskunftstheke und dieBuchbereiche mit Anlesemöglichkeit bis zu den ruhigen Lesezonen in denFingerspitzen.239 Nach VDI 2058-3 sollte am Arbeitsplatz in Lesesälen von Bibliotheken derSchalldruckpegel maximal 55 dB(A) betragen, an der Leihtheke 70 dB(A) und anKopiergeräten maximal 85 dB.240 Daniels empfiehlt für Arbeitsplätze für sitzendeTätigkeiten, wie z.B. die Mitarbeiterräume, einen Schalldruckpegel von max.35dB.241

Bei komplexen Raumzusammenhängen lohnt die Beauftragung eines Akustikers,der das akustische Verhalten der Räume untersucht und geeignete Maßnahmen(meist zur Schallreduzierung) vorschlägt.242

Die Akustik eines Raumes wird im wesentlichen von zwei Faktoren beeinflusst: DerRaumgeometrie und der Wahl der Oberflächenmaterialien. Besonders ein offener Grundriss erfordert Maßnahmen zur Reduzierung derSchallübertragung hinsichtlich Raumanordnung und Oberflächen. Zu empfehlensind der Einsatz von akustisch wirksamen Oberflächen mit hohem Schall-dämmmaß wie z.B. einen Bodenbelag aus Textil (Teppichboden) oder Kork undWandverkleidungen mit sogenannten Akustikplatten aus Gipskarton,

237 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.92f.238 Vgl. McDonald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 65.239 Vgl. Eck, Reimer: Ein Planungs- und Baubericht aus Sicht des Nutzers. In:Bibliothek 17

(1993), S. 354.240 Zitiert nach DIN-Fachbericht 13, S. 56.241 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.95.242 Vgl. DIN-Fachbericht 13, S. 55.

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Holzwerkstoffen oder Textil. Der Lesesaal der SLUB Dresden z.B. hat aufgrundseiner Raumkubatur und der harten Oberflächen wie den Parkettbodenbelagäußerst schlechte Schalldämmwerte und ist in seiner Nutzungsqualität daher starkeingeschränkt243. In den anderen Bereichen wurden über den Auskunftstheken miteinzelnen Deckenelementen aus Gipskarton akustische Rauminseln geschaffen.

Elektromagnetische Verträglichkeit:In Europa ist die elektromagentische Verträglichkeit von elektrischen Geräten undSystemen einheitlich festgelegt. Zum einen ist das Maß der Störung, die ein Gerätabgeben darf, definiert, zum anderen welche Störungen das Gerät durchUmwelteinflüsse oder andere Geräte vertragen können muss. Geeignete Gerätesind mit dem CE-Zeichen gekennzeichnet. Der Einfluss auf den Menschen, der sogenannte Elektrosmog, ist bisherwissenschaftlich nicht nachgewiesen. Um Gesundheitsgefahren auszuschließen,sollte die felderzeugte Körperstromdichte auf Dauer nicht mehr als 2mA/qmbetragen.244 Beim Einbau von textilen Bodenbelägen ist auf antistatische Eigenschaften zuachten, damit elektrische Aufladungen abgeleitet werden.

Visuelle Behaglichkeit / Licht Licht als Gestaltungselement beeinflusst wesentlich die Wahrnehmung einesGebäudes. Der differenzierte Einsatz von Tages- und Kunstlicht kann dieOrientierung erleichtern, Akzente setzen und Atmosphäre schaffen.Folgende Faktoren definieren quantitativ die visuelle Behaglichkeit: AusreichendeBeleuchtungsstärke, angepasste Leuchtdichteverteilung, keine Blendung,Lichtfarben.245

Tageslicht sollte soweit wie möglich genutzt werden. Sichtbezug nach außen erhöhtdas Wohlbefinden, da neben einer differenzierten Umgebung Wetter und Tageszeitwahrgenommen werden können.246 Für die Mitarbeiter sind lautArbeitsstättenverordnung Fenster mit Sichtverbindung nach draußenvorgeschrieben.247 Tageslicht hat die Eigenschaft, dass sich seine Spektral-zusammensetzung im Laufe des Tages verändert.248 Eine Mischung aus direkterund diffuser Strahlung ist für das menschliche Empfinden ideal.

243 Dies sind subjektiv empfundene Angaben aufgrund der Begehung am 25.11.2004, die vonNutzern und Mitarbeitern individuell bestätigt wurden.

244 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.96f.245 Ausführlich dazu bei Bazillion, Richard J.; Braun, Connie L.: Academic Libraries as High-

Tech-Gateways: A Guide to Design and Space Decisions.- American Library Association,2001, S. 42-47.

246 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.74.247 Arbeitsstättenverordnung § 7 (1) „Arbeits-, Pausen-, Bereitschafts-, Liege- und

Sanitätsräume müssen eine Sichtverbindung nach außen haben“.248 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.74.

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Das Lichtkonzept für den Einsatz von Kunstlicht sollte eine Kombination ausgleichmäßiger Allgemeinbeleuchtung und differenziert eingesetzterAkzentbeleuchtung vorsehen. Für den Nutzungs- und Verwaltungsbereich ist eineBeleuchtungsstärke von 300 lux für die Allgemeinbeleuchtung und von 500 lux fürdie individuelle Arbeitsplatzbeleuchtung zu empfehlen.249 GeringeLeuchtdichtekontraste zwischen Arbeitsplatz und Umfeld verhindern eine Belastungdes Auges und damit eine schnelle Ermüdung.250 Im gesamten Lese- undArbeitsbereich sollte Blendfreiheit gewährleistet sein, um möglichst flexibelBildschirmarbeitsplätze anbieten zu können.251 Nachtbeleuchtung kann direkterfolgen, während Tageslichtergänzungsbeleuchtung möglichst indirekt erfolgensollte. Das geplante Lichtkonzept kann durch einen professionellen Lichtplanerdurch Computersimulation experimentell überprüft werden.252

Einfluss von FarbenFarbe als Ordnungs- und Orientierungshilfe: gleichfarbige Flächen fasst das Augezusammen, verschiedenfarbige nimmt es differenziert wahr. Als raumgliederndesElement dient Farbe wesentlich zur Übersichtlichkeit, Sicherheit und Orientierung,wie dies z.B. an der Bibliothek in Seattle anschaulich wird.253 Dies fördert dasGefühl räumlicher Kontrolle und trägt wesentlich zum Wohlbefinden bei.254 Farbe-Erregungs-Hypothese: Rottöne und kräftige Farben wirken eher aktivierend,Blautöne und schwachbunte eher beruhigend.Farbton-Wärme-Hypothese: Farbtöne zwischen Gelb und Rot werden eher alswarm, zwischen Blau und Grün als kalt empfunden.255

Raumwirkung und psychologische Wirkung: Warme und dunkle Farben lassen eineFläche näher erscheinen, kalte und helle Farben weiter entfernt. EinFußbodenbelag z.B. in Blautönen wird als unangenehm empfunden, da man mitdiesen Farben die Elemente Luft und Wasser assoziiert. Dementsprechend sind„Erdfarben“ besser geeignet.Mittels der Variation von Farbtönen, Sättigungswert und Hell-Dunkel-Kontrastensind vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten realisierbar.256 Farben und Farbkombinationen sind stark der Mode unterworfen.Daher dieallgemeine Empfehlung:

249 Angaben aus: Leitfaden für Nachhaltiges Bauen, Tabelle 3.4: Anforderungen an dieBeleuchtungsstärke, nach DIN 5035-4. Dies entspricht den Vorgaben aus dem DIN-Fachbericht.

250 Vgl. Leitfaden für Nachhaltiges Bauen, S. 3.9.251 Siehe Bildschirmarbeitsplatzverordnung, DIN 66234-7, 90/270 EWG.252 Vgl. McDonald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 67.253 Siehe Abbildungen in Kap. 3.3.3.254 Vgl. Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.100ff.255 Ebenda.256 Diese Angaben sind aus dem Seminar „Architektur und Farbe“ an der TU Darmstadt bei

Wilfried Volk, SS 1996.

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Page 66: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

„Eine an den menschlichen Bedürfnissen orientierte Farbgestaltung solltesich grundsätzlich um ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Anregungund Beruhigung, Ordnung und Variabilität, Verwandschaft und Kontrastbemühen. Farbe sollte einerseits zusammenfassen, ordnen und erklären,andererseits genügend Abwechslung bieten, um zur aktivenAuseinandersetzung mit der architektonischen Umwelt anzuregen.“257

Einfluss von Oberflächen und MaterialienMaterialien und Oberflächen tragen durch ihre akustischen und klimatischenEigenschaften, ihre Oberflächenstruktur, Farbe und ihr Image wesentlich zumRaumeindruck bei. Die Wahl der Materialien sollte das architektonische Konzeptunterstützen, der Nutzung angemessen und ausgewogen sein. Materialien hoherQualität sind dauerhafter, bedürfen in der Regel weniger Pflege und vermitteln demNutzer eine hohe Aufenthaltsqualität.258 In allen drei Beispielen wurden dieMaterialien und Farben entsprechend dem jeweiligen Konzept eingesetzt.Ästhetisch hochwertig in Dresden, hochwertig aber pragmatisch in Göttingen undplakativ in Seattle. Wo Nutzer direkten Kontakt zu den Oberflächen haben, sollteauf angenehme haptische Eigenschaften geachtet werden. Für Arbeitstischez.B.sind Holz bzw. Holzwerkstoffe besonders geeignet.

5.2.4 Möglichkeit der Kommunikation

Die Bibliothek als Ort der Informationsvermittlung und Begegnung sollte Orte derKommunikation bieten, wo das persönliche Gespräch mit Mitarbeitern und anderenNutzern nicht nur auf formeller, sondern auch auf informeller Ebene möglich ist.

Der Bedarf des Einzelnen nach ruhigen Arbeitsplätzen sollte hiervon nichtbeeinträchtigt werden. Das akustische Konzept sollte die räumliche Trennung oderStaffelung der verschiedenen Nutzungsbereiche vorsehen und damit den

unterschiedlichen Kommunikationsformen gerecht werden.259 Wie schon im vorigenKapitel erläutert, sehen akustische Konzepte in den Beispielbauten eine Zonierungnach Nutzungen vor.

Eine zentrale Informationsstelle im Eingangsbereich dient allgemeinen Auskunfts-und Orientierungsfragen. Für Sachfragen werden je nach BibliothekskonzeptAuskunftstheken an zentralen Plätzen im Nutzungsbereich angeboten. Sie solltenso angeordnet sein, dass der Nutzer möglichst wenig Barrieren überwinden mussund Gespräche ungehindert stattfinden können.

Abgeschlosssene Gruppenarbeitsräume und Schulungsräume für Mitarbeiter undNutzergruppen sollten in unterschiedlicher Größe und Ausstattung vorgesehen

257 Daniels: Low-Tech Light Tech High-Tech, S.104.258 Vgl. McDonald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 65.259 Die jeweiligen akustischen Konzepte der Beispiele siehe im vorigen Kapitel.

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Page 67: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

werden. Daneben sollte es aber auch Raum für offene Gruppenarbeit geben. Inangloamerikanischen Bibliotheken haben sich „Kommunikationsinseln“ in der Näheder Bibliotheksauskunft bewährt, wo auch Gruppen in wechselnder Größe arbeitenkönnen, um z.B. sich untereinander auszutauschen, Übungsarbeiten anzufertigenoder sich mit Bibliothekspersonal oder Dozenten zu beraten.260

Aufgrund des Bedarfs nach dieser Kommunikationsform wurde dieses Konzept inGöttingen inzwischen realisiert. In der Nähe der Auskunftstheken wurden Regaleabgebaut und mobile Tische aufgestellt, die Platz für informelle Gruppenarbeitbieten.

Im Verwaltungsbereich ergänzen Besprechungsräume und Arbeitsplätze fürTeamarbeit die Einzelbüros. Gut ausgestattete Aufenthaltsräume wie z.B. inGöttingen verbessern die interne Kommunikation und das Betriebsklima261. DieAnordnung von allgemein genutzten Einrichtungen wie z.B. Kopierer oderTeeküche an stark frequentierten Flächen ermöglicht informelle Begegnungenunter den Mitarbeitern. Allerdings sind die Brandschutzbedingungen fürVerkehrsflächen zu beachten.

Zusätzlich sollten Orte für den zwanglosen Austausch in anregender oderberuhigender Atmosphäre angeboten werden. Diese können sich auch außerhalbdes Nutzungsbereichs befinden und könnten auch von der Öffentlichkeit genutztwerden. In der Cafeteria oder einem Lounge-Bereich kann informelleKommunikation zwischen Nutzern, Mitarbeitern und Besuchern gleichermaßenstattfinden. Positive Beispiele für diese sogenannten sekundären Ausstattungenfinden sich in allen drei Bibliotheken in jeweils unterschiedlicher Form.

260 Vgl. Mittler, Elmar: Bibliotheken – Tore zur Information: Tendenzen des Bibliotheksbaus aufdem Weg zur multifunktionalen Bibliothek. In: Geschichte, Gegenwart und Zukunft derBibliothek: Festschrift für Konrad Marwinski zum 65. Geburtstag. Hrsg. von DorotheeReißmann. München 2000, S.39.

261 Vgl. Interview mit Reimer Eck und Begehung am 25.11.2004.

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Abbildung 39 SLUB CafeteriaAbbildung 38 SPL "Living Room" (QuelleBaumeister)

Page 68: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

5.2.5 Barrierefreie Planung und Ausstattung

Für Bibliotheken gilt, dass der Zugang zu allen Medien auch für Menschen mitBehinderung möglichst selbständig möglich sein sollte.262 Die Planungsgrundsätzefür barrierefreies Bauen für öffentlich zugängliche Gebäude und Arbeitsstätten sindbundesweit in der DIN 18024, Teil 2 geregelt. Weiterhin gelten die Vorschriften derLänderbauordnungen. Die Regelungen der DIN sollen grundsätzlich denbarrierefreien Zugang und die Nutzung dieser Gebäude gewährleisten:

„Öffentliche Gebäude müssen für alle Menschen barrierefrei und vonfremder Hilfe unabhängig zugängig und nutzbar sein.“263

In der DIN sind Planungsvorschriften zu folgenden Themen enthalten:- Mindestmaße für Bewegungsflächen- Mindestmaße für Türen deren Betätigung- die stufenlose Erreichbarkeit aller Gebäudeebenen- Mindestmaße und Ausbildung von Aufzügen und Treppen- Anforderungen an Bodenbeläge- Maße und Ausstattung von Sanitärräumen- Art und Anbringung von Bedienungselementen (an Aufzügen usw.)- Maße für Rollstuhlabstellplätze- Höhe und Unterfahrbarkeit von Tresen- Art und Anordnung von Orientierungshilfen und Beschilderung- Beleuchtung von Verkehrsflächen

Die Mindestmaße für Bewegungsflächen orientieren sich an demMindestplatzbedarf von Rollstuhlfahrern. Die Anforderungen an dieOrientierungshilfen entsprechen den Bedürfnissen blinder und sehgeschädigterMenschen.

Viele Maßnahmen zum barrierefreien Ausbau einer Bibliothek kommen ebenso denMitarbeitern und anderen Nutzern zugute. Der Verzicht auf Stufen und Türeninnerhalb einer Ebene z.B. kommt ebenso Rollstuhlfahrern als auch dem Transportvon Büchern entgegen und ein deutliches Orientierungssystem ist nicht nur fürsehbehinderte von Vorteil.264 Eingangsbarrieren und Informationstheken solltenauch für Rollstuhlfahrer geeignet sein. Eine ausreichende Anzahl vonbehindertengerechten Arbeitsplätzen und Leseplätze für Sehbehinderte und Blindesollte vorgesehen werden. Wo barrierefreie Planung den allgemeinen

262 Konkrete Planungsvorschläge für Bibliotheksbauten bei Bazillion; Braun: Academic Librariesas High-Tech-Gateways, S. 52-55.

263 DIN 18024 -2, Fassung von November 1996.264 Vgl. McDonald: Planning Academic Library Buildings for a New Age, S. 63f.

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Page 69: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Nutzerinteressen entgegensteht bzw. sehr aufwändig ist, wie z.B. die Forderungnach rollstuhlgerechter Medieneinstellung in die Regale, sind Kompromissenotwendig.

In Dresden wurde für den Neubau ein spezielles Behindertenkonzept erstellt.265 So wurde z.B. die Beschilderung komplett sehbehindertengerecht ergänzt, dieTreppengeländer mit Hinweisschildern in Braille-Schrift versehen. Rollstuhlgerechteoffene und geschlossene Arbeitsplätze und akustisch abgeschirmte Arbeitsräumemit Blindenarbeitsplätzen werden den Anforderungen nach der barrierefreienNutzung der Bestände gerecht. Lediglich die Galerie des Lesesaal ist nur über dieTreppenhäuser zugänglich und deshalb bisher nur mit Altbestand inabgeschlossenen Schaukästen bestückt worden. 266

265 Vgl. Sächsische Landes- und Universitätsbibliothek. Festschrift anlässlich der Einweihungdes Neubaus. Hrsg. von Jürgen Hering. Dresden 2002, S. 89f.

266 Vgl. Begehung vom 26.11.2004.

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6. Zusammenfassung

Das veränderte Medienangebot und die daraus folgenden Nutzerbedürfnissedefinieren Bibliothek als Ort neu. Ihre Funktionen sind Bewahrer von Kulturgut,soziele und kulturelle Institution, Lernumfeld, Ort der Informationsvermittlung undOrt der Begegnung.

Der Kriterienkatalog nach Faulkner-Brown deckt nur einen Teil dieser Aufgaben ab,geht nicht auf neue technische Möglichkeiten und die Anforderungen zeitgemäßerPlanung ein. Daher wird der Katalog durch neue Kriterien ergänzt, die anhand der gewähltenBeispiele verdeutlicht werden.

Insgesamt sind als Hauptaufgaben für die Zukunft zu sehen:Die architektonische Gestaltung sollte die funktionalen Abläufe des Gebäudesunterstützend ergänzen. Die wesentlichen Kriterien zur Planung vonBibliotheksbauten sind Angemessenheit, Anpassungsfähigkeit, zeitgemäßetechnische Ausstattung und Aufenthaltsqualität.

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Page 71: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

7. Glossar

Die Definitionen sind, wenn nicht anders gekennzeichnet, aus dem DIN-Fachbericht 13 entnommen. Die mit * bezeichneten Definitionen sind von derAutorin.

Aussteifung*Kombination von miteinander verbundenen flächigen massiven Bauelementen(Wänden und Decken), die bei einem Skelettbau statisch notwendig sind.Aussteifender Kern ist ein geschlossenes Element aus massiven Wänden imInneren eines Gebäudes

AV-Medien= Audiovisuelle Medien. Dokumente, die Schrift-, Bild-, Tonaufzeichnungen einzelnoder in kombinierter Form enthalten und zu deren Nutzung ein technisches Gerätnotwendig ist

(Be-)Nutzungsbereichfür den Nutzer zugänglicher Teil der BibliotheksräumeDazu gehören wesentlich Informationsbereich, Leihstelle, Lesesaal,Freihandbereich und Freihandmagazin

Blendungwird verursacht durch zu hohe oder unterschiedliche Leuchtdichte (Verhältnis >1:3). Blendung verringert die Sehleistung und bei länger andauernder Einwirkung

das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit.267

Brutto-Grund(riss)flächeSumme der Grundflächen aller Grundrissebenen eines BauwerksDie Brutto-Grund(riss)fläche gliedert sich in Konstruktions-Grundfläche und Netto-Grundfläche.

BuchsicherungsanlageAnlage zur elektronischen Sicherung von Medien gegen Diebstahl

Carrel*Benutzerarbeitsplatz, der durch Wände gegen die Umgebung abgeschirmt ist, kannauch vollständig geschlossene Arbeitskabine sein

Erschließung (von Räumen)*Art des Zugangs zu Gebäudeteilen oder Räumen, entspricht in der Regel denVerkehrsflächen. Die horizontale Erschließung erfolgt meist über Hallen und Flure,die vertikale Erschließung über Treppen, Rampen und Aufzüge.

Freihandbestand*Medien, die für den Nutzer frei zugänglich, meist in Regalen, aufgestellt sind

Freihandbibliothek

267 Nach Wellpott, Edwin: Technischer Ausbau von Gebäuden. 8. überarb. Aufl. Stuttgart 2000,S. 190.

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Page 72: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Bibliothek, in der der überwiegende Teil der Bestände frei zugänglich aufgestellt istGegensatz zur Magazinbibliothek

FreihandmagazinFür Benutzer zugängliches Magazin auch offenes Magazin genannt*

Hauptnutzfläche (HNF)Teil der Netto-Grundfläche, der unmittelbar, d.h. unter Ausschluß derNebennutzfläche (NNF), der Nutzung aufgrund seiner Zweckbestimmung dient.

Hohlraumboden / DoppelbodenInstallationsboden aus Systembauteilen, der mit Abstandshaltern auf dem Estrichverlegt wird und in dessen Zwischenraum die Verlegung von Kabeln u.a. möglich

ist.268

Katalogin einer bestimmten Ordnung angelegter Bestandsnachweis der Bücher undanderer Medien einer oder mehrerer BibliothekenDer Katalog wird überwiegend als Online-Katalog (OPAC) über PC angeboten.

LeihstelleBereich der Bibliothek zur Bereitstellung, Verbuchung und Rückgabe von Büchernund anderen Medien zur Ausleihe

LesesaalRaum, der für die Benutzung von Büchern und anderen Medien vorgesehen ist

Leuchtdichtekennzeichnet den Helligkeitseindruck, den das Auge von einer Fläche hat. Zu

große Leuchtdichten oder Leuchtdichteunterschiede verursachen Blendung.269

LIBER* = Ligue des Bibliothèques Européennes de Recherche. Die LIBER ArchitectureGroup veranstaltet regelmäßig Seminare zum Bibliotheksbau.

MagazinRäume einer Bibliothek, die zur Aufbewahrung von Büchern und anderen MediendienenIn der Regel ist das (geschlossene) Magazin nur für Bibliothekspersonalzugänglich, Ausnahme ist das sogenannte offene Magazin oder Freihandmagazin,das auch für Nutzer zugänglich ist.*

Magazinbestand*Medien, die in einem Magazin aufbewahrt werden, das für die Nutzer in der Regelnicht zugänglich ist.

Magazinbibliothek

268 Vgl. www.hohlraumboden.de.269 Nach Wellpott: Technischer Ausbau von Gebäuden, S. 172.

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Page 73: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Bibliothek, die den überwiegenden Teil ihrer Bestände in einem geschlossenenMagazin aufbewahrt; Gegensatz zur Freihandbibliothek

Massivbau*die Wände aus massiven Materialien wie z.B. Mauerwerk oder Beton bilden dasTragwerk zur Ableitung der Lasten, Gegensatz zum Skelettbau

Multimedia-ArbeitsplatzRechnerarbeitsplatz, an dem digitale Medien der unterschiedlichsten Art über einHard- und Softwaresystem bereitgestellt und bearbeitet werden können

Nebennutzfläche (NNF)Nutzfläche, die in Bezug auf die Zweckbestimmung der Gebäude für Hilfs- undErgänzungsfunktion dient.Dazu gehören z.B. Toiletten, Putzräume, Teeküchen etc.; diese werden auchNebenräume genannt*

open plan*„offener Grundriss“ mit möglichst wenig allseits geschlossenen Räumen

OPAC= Online Public Access Catalogue. Katalog, der die digital gespeichertenKatalogdaten direkt (online) enthält

Raumprogramm*Liste über den Bedarf an Räumen mit Angaben zu Nutzung, Größe undFunktionszusammenhängen, wird für die Ausschreibung vom Bauherr oderGebäudenutzer aufgestellt. Bildet die Grundlage für die Entwurfsplanungen desArchitekten.

Skelettbau*im Gegensatz zum Massivbau, bei dem die Wände Lasten abtragen, werden dieLasten eines Gebäudes punktuell über ein Stützensystem aufgenommen undabgeleitet, meist als Stahl-, Stahlbeton- oder Holzbau.

Verkehrsfläche (VF)dazu gehören z.B. Flure, Hallen, Treppen, Aufzugsschächte

W-LAN= Wireless Local Area NetworkDrahtloses Netzwerk mit begrenzter geographischer Ausdehnung; dient derInformationsübertragung zwischen miteinander verbundenen prinzipiell

unabhängigen Geräten (PC´s)270

270 Vgl. Groß, Matthias: Einführung in die Nachrichtentechnik. Lehrmaterialien für den MALIS-Studiengang an der FH Köln, SS 2003.

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Page 74: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

8. InformationsquellenAllgemein

Arbeitsstättenverordnung § 7 Beleuchtungwww.bmwa.bund.de/redaktion/inhalte/downloads/arbeitsstaettenverordnung (Stand:27.8.2004)

Bau- und Nutzungsplanung von wissenschaftlichen Bibliotheken: erarbeitet imNormenausschuss Bibliotheks- und Dokumentationswesen unter Mitwirkung einerExpertengruppe des Deutschen Bibliotheksinsituts (DBI). Hrsg. von DIN, DeutschesInstitut für Normung e.V. 2. Aufl. Berlin 1998 (DIN-Fachbericht ; 13)

Bazillion, Richard J.; Connie L. Braun: Academic Libraries as High-Tech-Gateways:A Guide to Design and Space Decisions. American Library Association, 2001

Beiser, Sylvia: Trends und Visionen im modernen Bibliotheksbau. Mit denBeispielen Seattle Public Library, Sendai Mediatheque, Phoenix Central Library.Diplomarbeit im Studiengang Bibliotheks- und Medienmanagement an derHochschule der Medien Stuttgart.Stuttgart, 2003digibib.iuk.hdm-stuttgart.de/epub/volltexte/2004/374 (15.6.2004)

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Bibliothek 2007: Hintergrund und Zielewww.bibliothek2007.de/projekt_hintergrund.htmwww.bibliothek2007.de/projekt_ziele.htm (14.8.2004)

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Abbildungsverzeichnis

Wenn nicht anders vermerkt, sind die Abbildungen von der Autorin.

Abbildung 1 SLUB Ansicht öffentliche Nutzungen 12Abbildung 2 SLUB Luftbild (Quelle SLUB) 12Abbildung 3 SLUB Querschnitt (Quelle Ortner) 13Abbildung 4 SLUB Schemaplan Erdgeschoss (Quelle SLUB) 13Abbildung 5 SLUB Schemaplan 2.Untergeschoss (Quelle SLUB) 13Abbildung 6 SLUB Blick in die Ebene -2 15Abbildung 7 SLUB Lesesaal 15

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Page 80: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

Abbildung 8 SLUB OPAC´s 16Abbildung 9 SLUB Arbeitsplatz im Freihandbereich 16Abbildung 10 SLUB Carrel mit Blick in Lesesaal 16Abbildung 11 SLUB Travertin 17Abbildung 12 SLUB MDF-Verkleidung 17Abbildung 13 SLUB Teppichboden 17Abbildung 14 SUB Lageplan (Quelle SUB) 19Abbildung 15 SUB Luftbild 19Abbildung 16 SUB Grundriss Erdgeschoss (Quelle SUB) 20Abbildung 17 SUB Grundriss 2.Obergeschoss (Quelle SUB) 20Abbildung 18 SUB "Finger" 20Abbildung 19 SUB Eingangsrotunde 20Abbildung 20 SUB Halle 20Abbildung 21 SUB Anleseplatz 23Abbildung 22 SUB Lesesaal 23Abbildung 23 SUB Carrel 23Abbildung 24 SPL „Platforms“ (Quelle Baumeister) 25Abbildung 25 SPL "Urban Walk" (Quelle Baumeister) 25Abbildung 26 SPL Dewey-Spirale (Quelle Baumeister) 25Abbildung 27 SPL „Living Room“ mit Grasteppich (Quelle Baumeister) 26Abbildung 28 SPL Lesesaal (Quelle Baumeister) 26Abbildung 29 SPL Leihstelle (Quelle SPL) 26Abbildung 30 SPL "Mixing Chamber" (Quelle SPL) 26Abbildung 31 Faulkner-Brown (Quelle unesco) 27Abbildung 32 Nottingham Library Grundriss EG (Quelle Thompson) 28Abbildung 33 Nottingham Library (Quelle: Thompson) 28Abbildung 34 Bristol Library. Quelle: Thompson 34Abbildung 35 SPL Lesebereich (Quelle SPL) 42Abbildung 36 SLUB Dresden Lounge 42Abbildung 37 SPL "Living Room" (Quelle Baumeister) 66Abbildung 38 SLUB Cafeteria 66

Quellenverzeichnis:

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Page 82: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

C h a p t e r 1 9D e s i g n c r i t e r i af o r l a r g e l i b r a r yb u i l d i n g s

Harry Faulkner-BrownChartered Architect,

United Kingdom

This paper considers planning and design

aspects of new library buildings, and extensions

and major reconstruction of existing buildings,with special attention to libraries that make asignificant contribution at the national level.

So many factors influence these buildings that a

rationalization of common features is presented,

since there are many similarities in the functionsof large buildings designed to meet the needs ofacademicand research institutions, historicalsocieties, state and national libraries. The manysimilarities are balanced by differences causedby the unique nature of governmental,educational, cultural, geographical and urbanphilosophy and practice, and by the communitythey serve.

Some results are well illustrated in a recent

publication (Melot, 1996). Several authorsdescribe and illustrate many of the features offifteen recent major library buildings. Thevariety is staggering; some are quiteinspirational and cover regions as dispersed asthe west and east coasts of the United States,Europe and Scandinavia, the Middle and FarEast and parts of Africa. This is an importantbook

of reference which can be of value todecisionmakers in any country contemplating aproject for a major library building.

FunctionsKeyes Metcalf, the doyen of library consultants,

wrote his important book Planning Academicand

Research Library Buildings in 1965, and hasbecome the great guide on this particularsubject. The revised edition (Metcalf et al.,1986) contains the following statements ofpurposes:

• Protection of books and collections of other

records from the elements, poor environment

and mishandling.

• Housing of books and other collections in avariety of accommodations for ease of access.

• Housing of the various catalogues and related

bibliographic tools which enable the reader to

find relevant materials in the local collections

and supplementary holdings in other institutions.

• Accommodation of readers and other clientele

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Page 83: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

who need immediate or frequent access tocollections and services.

• Provision for staff who select, acquire,organize,

care for and service the collections, and who aid

readers in their informational needs.

• Quarters for ancillary functions such asphotocopy services, bibliographic instruction,audiovisual materials preparation, computersupport facilities.

• Quarters for library administration andbusiness

offices: such functions as personnel, finance,

fundraising, publications, graphics or signage,

building operations, security, supplies, mail and

delivery services.

• Study, research, and writing quarters forstudents, faculty and visiting scholars.

• Space to publicize resources or servicesthrough

exhibits, lectures, publications, etc.

• Structure to serve as a memorial to anindividual

and symbolism of the institution’s academic

life in pursuit of scholarly achievement.

These physical provisions are designed to meetthe

present needs of the library building, but at thesame time must be arranged in such a way that itremains possible to adapt to inevitable changesin government or institutional policy,educational variations, social patterns andtechnological advances, and which are difficultor impossible to predict.

Brief (Programme)It is important that the needs of a new, extended

or reconstructed building should be clearly and

unambiguously stated. This is one of the most

important activities in the life of any building. It

is formulated for clarity of communication. It is

important here to define what is generallyaccepted as the brief or programme. The finalbrief is a comprehensive list of all therequirements necessary to inform the designteam adequately, and is gradually developedover an extended period of consultation. (This issometimes undertaken at the outset by brief-writing specialists.) It is based on the initial

brief given by a client to an architect, usuallywhen the building is first commissioned, and canform the conditions and rules of a competition.

It can be defined as a short, concise statement ofthe problem, its objectives, organization,operation, technical requirements and scheduleof accommodation, and sets out factors affectingthe design standards and qualities required; itshould be comprehensible to lay committees andbe used for subsequent design evaluation.Prejudices and suggested design solutions shouldbe avoided. Examples are given in Faulkner-Brown (1993).

Fixed-functionFor all practical purposes, before 1940 librarybuildings were fixed-function buildings. Eachpart was designed for a specific, known andpredictable function. This type of building wassuccessful only while the function remainedconstant. By 1945 the function of academiclibraries and others, including very largelibraries with a legal deposit role, stopped beingconstant. Three principal items revolutionizedlibrary planning, resulting in massive changes tothe

building: the changing role of and expansion ineducation;

new forms of communication and access to

information; and the massive development of all

forms of relevant technology. However, in larger

buildings requiring the storage of considerable

amounts of both book and non-book material

(generally in closed access), bookstacks andspecialist stores in fixed-functionaccommodation form a large part of the whole.The rest of the building provides space whichcan be adapted, enlarged and changed torearrange functions and activities easily, withoutundue disruption.

ModularThe flexible modular building is now a maturebuilding type and is the result of several decadesof development and refinement. Some buildingshave not managed to cope with the changes thathave taken place in activities and access toinformation, although many have – but will theyand unborn schemes continue to cope in thefuture when needs and activities are changing sorapidly and in such unforeseen ways? It is

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Page 84: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

difficult, or virtually impossible, to predict howlibrary buildings will change in the future: theonly certainty is that they will change.

Qualitative factorsIn examining what exists at the moment, anenormous range of solutions to the problempresents itself. To attempt to analyse or evencomment on aspects of resolution and to eitherreview or criticize building design solutionswould require a volume on its own. Majorbuildings, especially national libraries, areunique, and some are so unusual that they shouldnot be studied as role models. It is thereforemore appropriate to try to establish commonground, so that in making projections for thefuture a clear picture can emerge of what thelibrary building of today and tomorrow shouldbe like.

To attempt to illustrate an ideal library would

be to ignore the many and varied basic factorsaffecting the buildings, such as national cultureand education, user needs, patterns of use, theinfluence and constraints of the site, thefinancial climate and national pride. There is,therefore, justification for an examination ofdesirable qualities rather than theoretical details.

Although internal arrangements and userservices

vary from place to place, and from one type of

library building to another, recent buildings ofall

sizes have several common factors, which havebeen crystallized into the following desirablequalities or, as some colleagues call them,‘Faulkner-Brown’s ten commandments’.

A library building should be:

Flexible, with a layout, structure and serviceswhich are easy to adapt.

Compact, for ease of movement of readers, staffand books.

Accessible, from the exterior into the buildingand

from the entrance to all parts of the building,

with an easy comprehensible plan needingminimum supplementary directions.

Extendible, to permit future growth withminimum disruption.

Varied, in its provision of book accommodation

and of reader services to give wide freedom ofchoice.

Organized, to impose appropriate confrontation

between books and readers.

Comfortable, to promote efficiency of use.

Constant in environment, for the preservation of

library materials.

Secure, to control user behaviour and loss ofbooks.

Economic, to be built and maintained withminimum resources both in finance and staff.

These are the broad outlines of ten importantqualities.

Irrespective of size, these qualities can beapplied in varying degrees. It is worth examiningthem in more detail. Several library buildingsdiscussed in Melot (1996) have adopted thesequalities, including the National and UniversityLibrary in

Reykjavik, Iceland, Bibliotheca Alexandrina in

Egypt, and the Juma Al-Majid Centre for Culture

and Heritage in Dubai.

Flexible

Flexibility, of course, does not mean that thestructure is flexible and will bend or move understress. A flexible library building is one whichpermits flexibility in the layout of its planningarrangements, with structure, heating, ventilationand lighting arranged to facilitate adaptability.By arranging columns with regular spacing, orreducing the number of columns with long spanbeams, and by designing the floors to carry asuperimposed live load of 7.2 kN/m2 (150lbs/ft2) for bookshelf loading, it is easy to movedepartments, issue and service desks,bookshelves, reader places or other libraryfunctions to any part of the building.

Better flexibility is achieved when floors arelevel, without steps, and when the heating,ventilation

and lighting are uniform and allowrearrangement

without the need for any alterations and yet

maintain an adequate environment. The planning

arrangements are much more flexible if theinternal walls are concentrated in certain areas toform ‘cores’, containing immovable features

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Page 85: Planungs- und Bewertungskriterien fuer Bibliotheksbauten

such as stairs, lifts, toilets and ducts. Otherwalls, where security and privacy are absolutelyessential, are not structural and are designed tobe demounted and erected elsewhere. Thebuilding and its components are designed tofacilitate this. All other areas can be left openand, through applying the well-tried experienceof offices designed on Bürolandschaftprinciples, visual and aural privacy are achievedvery simply, with the bonus of much improvedcommunications and supervision.

The necessary visual privacy is achieved byvaried furniture arrangements with bookshelvesproviding indigenous screening, and movableindoor planting additionally providing colour, avariety of forms and life to the interior.

Aural privacy is achieved by acoustic material

on both the floors and ceiling, plus theintroduction of an even level of ambient noise inthe ventilation system. These factors ensure thatthe noise levels of normal library functions andconversations are absorbed in a satisfactorymanner, and are not distinguishable at distancesof beyond four metres from source.

In an open-planned building designed flexibly

to cater for adaptations, the relocation ofdepartments and activities is achieved withouthaving to resort to expensive contractualalterations, and the librarian is not inhibitedfrom making changes or instituting experiments– they are achieved merely by moving furnitureand bookshelves. If, however, the furniture isfixed or built-in, or built of brick, steel orreinforced concrete, then it does present a moredifficult problem, The furniture is immovable forall time, which assumes that needs will notchange.

Furthermore, it can be demonstrated that the

open-plan flexible library can be economical instaff resources, since overseeing and informalcontrol are facilitated by the openness ratherthan by dividingup the building into rooms orhalls, thereby requiring fewer staff.

It can be seen, therefore, that the open plan has

many advantages, that enclosed roomsdisappear, or are drastically reduced in number,and that departments are in loosely definedareas, informally arranged in relationship to eachother.

Compact

A compact building will assist the librarian inmany ways. Theoretically, travel distances willbe reduced to a minimum if the building is acube and on entry users are brought to the centreof gravity. Books, staff and readers will need tomove shorter distances in a cubic building thanin a linear building or one extended by movingaway from a deep plan. There is also a bonus ineconomy of consumption of fuel and energy.

Accessible

The quality of ‘ease of access’ to the buildingand to the books is one to which much attentionneeds to be paid. An easy and inviting route tothe entrance should also be unambiguouslydefined. Once inside the user should be aware ofthe location of the principal elements of thebuilding – inquiries, the main desk, reference,catalogue and stairs – and the routes should bestrongly stated without an overproliferation ofsigns and directions.

Extendible

Until recently all librarians and some architects

maintained that library buildings, especiallyacademic libraries, are not finite. They should becapable of extension and land should be reservedfor future expansion.

A significant development in British academic

libraries was the report of a working party onCapital Provision for University Libraries – theAtkinson Report. Among other things itrecommended the adoption of the principle of a‘self-renewing library of limited growth’, andestablished new norms. This meant thatacademic library buildings were to be finite withno provision for extension. It is a commonlyheld view that every library building should becapable of extension, that the construction of thebuilding will facilitate extension, and that ateach stage of development the building shouldappear to be a complete entity. Naturally thechoice of exterior materials and construction willbe heavily influenced by this latter factor. Theexterior

wall of a library building can consist of a seriesof

simple repetitive units which can be removedfrom

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the façade and re-used in an extended building.If the library is not extended it can stand in itspresent state as a finite and apparently completebuilding. If the needs of the library change, thebuilding can be changed reasonably easily. Someof the ten commandments can be bent, somediluted, but this one should not be abandoned.

Varied

The variety of book and of user accommodationin a library adds interest to the interior but alsoprovides for the many needs and preferences ofthe users.

These will vary considerably depending on size,function and location.

Organized

Since it has been said that ‘the library is theprincipal means whereby the record of man’sthoughts and ideals, and the expression of hiscreative imagination, are made freely availableto all’, then a principal quality in a librarybuilding is that the display of its librarymaterials can be organized so that they areaccessible and easily available. Simplicity inlayout, arranged in an easily understood andinviting way, is vital in both small and largelibraries.

Comfortable

Before beginning the design of a library, thelibrarian and the architect together should visit alarge number of libraries of all types. It isimportant to observe how libraries are actuallyused. Photographs and notes should diligentlyrecord this, and will probably include manycherished photographs of sleeping users. Almostwithout exception they will have occurred inlarge libraries with antiquated or inadequateventilation and without air-conditioning. A fresh,constant temperature and humidity not onlypromote efficiency of use, but encourage use. Insome climates discomfort is caused if windowsin a

large library are opened – heat, cold, dirt andnoise are offered ‘open access’ from the externalenvironment.

In other climates, to achieve the desirable

comfort conditions, it is important and economicto

use the free facility nature offers from theexternal

environment and induce it into the building with

controls to regulate it according to need.Generally speaking this applies to large librarybuildings, especially those with a deep plan, andto those where study conditions can be offeredwith a secure aural environment.

In all libraries a good standard of lighting is

necessary – there is a lot to be said for an evenly

maintained level of a minimum of 400 lux at the

working plane throughout the public areas. Thiswill be adequate for most needs, including theillumination of the book titles on the lowestshelf.

Constant in environment

Research into the preservation of librarymaterials

indicates that a constant environment isnecessary,

and when this requirement is linked to theformer – comfort of the user – an unvaryinglevel of illumination, heating, cooling,ventilation and acoustics will give the type ofenvironment needed in a library. The wall shouldbe considered to be an environmental filter orregulator. It should reduce heat loss in winterand solar gain in summer. It should keep outintrusive external noises yet provide windowsfor prospect.

Temperature and relative humidity (RH)standards, which are generally acceptable forlibraries, are 18.5°C to 21°C and 50%–60% RH(never to exceed 65% RH).

Secure

Security of the collections has always been ofprime importance in libraries. The reduction ofpublic access and egress to a single point well-controlled by electronic book detection systemsor other means, and the openness of planning toassist automatic overseeing of most areas, goessome way to reduce the loss of books and tocontrol the behaviour of users in many instances,so that vandalism is reduced.

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Economic

The energy crisis has hit all of us. Libraries canbe

expensive buildings to build and they can beexpensive to run; in fact running costs havebecome a major financial consideration tolibrarians. In large libraries the deep compactplan requires long hours of artificial illuminationand air-conditioning to create an even andconstant environment. Every acceptable methodmust be examined to minimize cost withoutimpairing service. In the first instance, whendesigning a building economy in running costscan be effected by reducing the surface of theexterior skin of the building (walls and roof) asmuch as possible, so that the ratio of wall area tofloor area is low.

A building form with a cube shape is ideal, but

may not suit the library planning needs.However, it is important that the building shapeis as close to a cube as possible.

Second, windows allow heat to pass out of the

building in winter and to pass into the buildingin

summer from solar penetration. Windowopenings

should be as small as possible and as a guide therecommended total area of window should notexceed 25% of the total wall area. Shaping theexterior of the building to provide shading forthe windows can keep out solar penetration inthe hottest part of the year, thereby reducing thecooling load in summer.

There is no need to stress the importance of walland roof thermal insulation.

Contrary to a widely held belief, the greatconsumer of energy in a deep plan building intemperate climates is not the heating requirementin cold weather. Well-insulated walls ofminimum area are the only substantial source ofheat loss. The centre part of the deep plan is notlosing heat, since it is surrounded by a cocoon ofwarm air in the perimeter bay. In addition to thelighting the major consumers of energy are thefans to circulate air through the building and therefrigeration equipment to reduce thetemperature in warm weather. The period whenmaximum energy is required is in hot weatherwith a full library, when the air-conditioningplant has to deal with high outside temperature,and with permanent artificial lighting to a high,even standard.

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Hiermit versichere ich, die Arbeit selbständig verfasst und keine anderen als dieangegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt zu haben.

Köln, den 17.1.2005 .............................

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