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FEB.13 Platten.13

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FEB.13

Platten.13

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DIE NEUEN PLATTEN

A$AP RockyLong.Live.A$AP(RCA/Sony)

Willkommen in einer an-deren Welt. In einer Welt, in der alles dumpf klingt, Synthie-Schwaden auf- und abtauchen, die Raps immer wieder von einer tiefen, tra-nigen Begleitstimme abgelöst werden, Selbstmordgedan-ken genauso wie Modeträu-me ausgebreitet werden und ein Mann namens Rakim Meyers herrscht. Unter dem Künstlernamen A$AP Ro-cky ist der 24-Jährige aus Harlem innert Kürze zu einem der grössten Hoff-nungsträger des Genres her-angewachsen. Nun, sein erstes Album enttäuscht die hohen Er-wartungen in keiner Weise. Es bietet Rap aus einem Paralleluniversum, in dem alles von violettem Rauch durchzogen ist, Frauen be-reitwillig die Beine spreizen und immer angereicher-ter Hustensaft bereitsteht. Klingt lahm? Abgelutscht? Nicht bei Rocky: Seine Musik ist feinster Eskapis-mus, Alchemie gemischt mit Houston, St. Louis und Harlem zu gleichen Teilen. Ein Klangbild, das sich be-liebig kombinieren lässt: Etwa mit Einwürfen von Dubstep-Super-GAU Skril-lex, Versen befreundeter Jungrapper wie Schoolboy Q, einem Poprefrain von Sängerin Santigold oder einfach mit blubbernden Sounds und viel Hall. High sein kann so schön sein.

räd.

Aaron Neville My True Story(Blue Note)

Wohin geht die Reise? Die Rolling Stones spie-len live ihren ersten Hit «I Wanna Be Your Man», der vergleichsweise junge Cody Chesnutt plündert schamlos Siebzigerjahre-Soul und R’n’B, und die lebende Legende Aaron Neville fl üchtet in die Arme des Doo-Wop. Der Sänger der Neville Brothers, der sich vergangenes Jahr mit einem Gospel-Album wie-der ins Gespräch brachte, hat sich Keith Richards als Produzenten geholt, der sich d en Job mit Don Was teilt. Richards soll auf dem Album auch Gitarre spie-len, wobei er Neville kei-ne Steine in den Weg legt, sondern brav den Job erle-digt. Weitere Musiker sind Benmont Tench und andere Cracks der amerikanischen Studio-Szene. Wo andere Sänger über 40 etwas ab-geschafft ihr Bestes kräch-zen, trällert Neville immer noch wie ein Engel. Er ist der«Last Soulman», um Bobby Womack zu zitieren. Aaron Nevilles Interpreta-tionen von «Money Ho-ney», «Be My Baby» und «Under the Boardwalk» geben jedem Tanztee süssen Schmelz. Und seine Version von Mayfi elds «Gypsy Wo-man» könnte gar von den Neville Brothers stammen. Einmal New Orleans, im-mer New Orleans.

cam.

Thao & The Get Down Stay DownWe the Common (Domino/MV)

«We the Common» ist be-reits das fünfte Album der heute in San Francsico le-benden Thao Nguyen. Ihr zur Seite steht ein zweiter Musikant namens Adam Thompson, dem Bass und Keyboards zugeschrieben werden. Dieses prosaische Line-up kann in keiner Wei-se darauf vorbereiten, welch zutiefst eigentümliche, lusti-ge, wohltuend gutgelaunte Musik aus diesen «Rillen» erklingt. Völlig unerwartet ist es ein ganzes Orchester, das hier in ungewöhnlicher Instrumentenkombination erklingt: Banjo und Sam-ples, Drum-Machine und Posaune, New-Orleans-Par-ty-Sound und krachender Rock. Mit «The Day Long» gelingt ihr sogar ein schim-mernder und aberwitziger, dekonstruierter Post-Dub-Reggae. Und alles serviert mit unwiderstehlichen Ohr-würmern und einem feisten Sound, der eine moderne Version der Jim Kweskin Jug Band mit Maria Muldaur am Mikrophon sein könnte. Die Biographie zeigt, dass Thao immer wieder klin-gende Namen hat für sich interessieren können – Lau-ra Veirs, Tucker Martine, Rilo Kiley, Andrew Bird –, und auch diesmal treten klingende Namen auf: Jo-anna Newsom zwitschert beim Polka «Kindness Be Conceived» mit, produziert hat John Congleton (siehe Bill Callahan, The Walkmen und St. Vincent). Dennoch klingt Thao Nguyen wie niemand sonst. hpk.

Graphic SurpriseIn diesem Monat ausnahmsweise keine klingende, sondern eine visuelle Kolumne – oder besser: eine Jukebox. Denn so heisst das jüngste Buch des französischen Comic-Autors Charles Berberian.John Lennon entpuppte sich als ein grantiger Zyniker, als ihm der junge Charles Berberian im Sommer 1979 begeg-nete, und doch vermittelte der ex-Beatle seinem jungen Fan während ihres langen Spaziergangs durch das nächt-liche Paris die eine oder andere Weisheit fürs Leben. Mit Leonard Cohen philosophierte Berberian über den Zusam-menhang zwischen Musikstil und Schuhwerk der Stars, und einmal reiste er sogar in die Vergangenheit, um David Bowie auf seiner Ziggy-Stardust-Tournee durch die USA zu begleiten – und weiss nie, ob er ihn nun David oder Ziggy nennen soll.Charles Berberian, die eine Hälfte des erfolgreichen Tan-dems Dupuy-Berberian, bekannt vor allem dank der wun-derbaren Serie «Monsieur Jean», liebt die Popmusik min-destens so leidenschaftlich wie den Comic. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, dass er sich aufmachte in die Siebziger- und Achtzigerjahre, um seine innere Jukebox zu erforschen und über Musiker, Hits und Flops zu fabulieren, die sein Aufwachsen geprägt haben. In «Jukebox» führt er uns nicht ohne eine gewisse selbst-ironische Nostalgie in dreizehn Kurzgeschichten, oder besser: Singles von MC5 bis zu Michael Jackson. Dabei geht er jeweils von einem wenig beachteten Detail aus – neben den Schuhen von Leonard Cohen sinniert er auch über die Schulterpolster von Phil Collins, ohne die der Genesis-Schlagzeuger sich in den Achtzigerjahren niemals als Superstar hätte neu erfi nden können. Er verteidigt nicht nur Elton Johns Frühwerk, sondern erzählt, wie dieser (an-geblich) noch im Gorillakostüm vom eigenen Konzert zu einem Auftritt von The Stooges raste und von diesen ver-prügelt wurde. In einer bretonischen Crêperie sitzt er zufäl-ligerweise am Tisch, an welchem auch die Indie-Band Yo La Tengo Crêpes verspiesen haben soll, und er fragt sich, warum Om Kalsoum, deren betörende Stimme seine Kind-heit im Libanon prägte, stets eine Sonnenbrille trug – hat-ten ihre Eltern tatsächlich ihre Augen ausgestochen, damit sie besser singe? Natürlich paart sich Charles Berberians Liebe zur Popmu-sik mit seiner blühenden Fantasie, natürlich hat er weder John Lennon noch Keith Richards getroffen. Und doch sind diese Begegnungen und Anekdoten nie völlig frei erfunden – Charles Berberian ist ein belesener Fan, und er versichert, dass alle Aussagen der Stars Zitate aus Interviews und Bü-chern seien. Das gibt diesem amüsanten, angenehm subjek-tiven und sehr frei und schwungvoll gezeichneten Streifzug durch die Popmusik eine zusätzliche Erdung über Berberi-ans begeistertes Fantum hinaus.

Christian Gasser

Charles Berberian: «Jukebox». Aus dem Französischen von Martin Budde,

Reprodukt-Verlag, 2012, 116 Seiten, ca. Fr. 25.–

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Winterpause Winterpause bis März 13bis März 13

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DIE NEUEN PLATTEN

Mélanie PainBye Bye Manchester(JSM)

Die Französin Melanie Pain ist neben der inzwi-schen zur Berühmtheit aufgestiegenen Camille die wohl bekannteste Sänge-rin der Pariser Coverband Nouvelle Vague. In den letzten Jahren bildete sie den Ruhepol in der Band gegenüber der exaltierten Sängerin Nadeah. Schon 2009 hat die Pariserin mit «My Name» ein erstes So-loalbum veröffentlicht, auf dem sich der kleine Hit «Ig-nore-moi» fi ndet. Nun also «Bye Bye Manchester», für das sich die Songwriterin und Sängerin für einige Zeit in eben jene englische Stadt zurückgezogen hatte. Wie schon auf dem ersten Werk geht das in Rich-tung sehr gut gemachten Retro-Pop. Überwiegend auf Französisch, aber auch Englisch gesungen, hat der französische Songwriter Al-bin De La Simone die Platte produziert. Zwischen dem famosen Titelsong mit sei-nem Manu-Chao-Touch, der Single «Just A Girl» und dem feinen «7 ou 8 fois» fi nden sich weitere sehr schöne Songs, denen die weiche, gerne auch mal gehauchte Stimme von Mé-lanie Pain sehr gut steht. Besonders schön ist ihr Du-ett mit dem englischen Pop-sänger Ed Harcourt, der in Frankreich wesentlich be-kannter ist als hierzulande.

tb.

Evelinn TroubleThe Great Big Heavy(Bakara/Godbrain)

Evelinn Trouble ist die Unberechenbare unter den jungen Schweizer Song-schafferinnen. Ihre Musik ist eigenwillig, von unbän-diger Kreativität und im Wortsinn unfassbar. Das letzte Album «Television Religion» wirkte auf bril-lante Weise überrumpelnd, aber auch konfrontativ bis beisswütig. «The Great Big Heavy» klingt nun deut-lich weniger brachial, ohne deshalb besonders zugäng-lich zu sein. Erneut beglei-tet von Toby Schramm (Drums) und Flo Götte an Bass und Gitarre, schafft die Zürcherin laut Promo-schreiben eine Hommage an den 60er-Jahre-Rock. Nach mehrmaligem Hören fügen sich die von Tommy Vetterli (Coroner) gemisch-ten Stücke tatsächlich zu einem Gesamtwerk, wie man es von alten Alben her kennt. Doch will dieser Eindruck erarbeitet sein. Denn die Songsammlung strengt an: reduziert arran-giert, zähfl üssig und frei von offensichtlichen Hits. Zudem zeigt sich die Song-writerin einmal mehr als starke Sängerin, lässt einen aber seltsam unberührt. Evelinn Trouble hat mehr Potenzial als praktisch jede andere Schweizer Musike-rin ihrer Generation. Scha-de, entfaltet sie es auf «The Great Big Heavy» nur in Ansätzen.

ash.

Maya TurboEP(Eigenvertrieb)

Maya Turbo gewann vor knapp drei Jahren die De-moclinic des Basler Rock-fördervereins. Drängen liess sie sich dadurch aber nicht, und so erscheint erst jetzt eine Debüt-EP. Die Songwriterin baut ihre Lie-der aus tendenziell dunk-lem Folk, den diverse Mit-musiker in Arrangements zwischen Alt-Country und erdigem Indie-Rock kleiden. Mit von der Par-tie sind drei Viertel der Zürcher Americanisten Fingerpoke sowie Christi-an Weber am Kontrabass und Jeannot Steck, der als Produzent auch Keyboards und Programming beisteu-ert. Bestimmt wird die Mu-sik aber von Maya Turbos Gesang. Die nicht mehr blutjunge Debütantin ver-fügt über ein warmes Tim-bre und einen Tonfall, der das Gefühl vermittelt, dass die Sängerin mehr weiss, als sie preisgibt. Maya Turbo präsentiert sich in diesen gerade mal 22 Mi-nuten als selbstsichere Songwriterin, die Eindruck hinterlässt und undurch-schaubar bleibt. Ihre Songs entfalten mit der Zeit eine tiefe Schönheit, in der ein unergründlicher Schmerz mitschwingt. Der geneigte Hörer verweilt gefesselt in anhaltender Faszination. ash.

Serafi na Steer The Moths Are Real (Stolen Recordings/MV)

Musikerinnen, die Har-fenspiel mit Indie-Folk verbinden, werden unwei-gerlich an Joanna Newsom gemessen. Auch Serafi na Steer. Im Gegensatz zu der von den Kritikern umju-belten Amerikanerin sieht sich die klassisch ausgebil-dete Britin allerdings eher im Kammer-Pop denn im Weird-Folk zuhause. «The Moths Are Real», ihr drit-tes Album, wurde von Pulp-Frontmann Jarvis Co-cker produziert und wagt neugierige Kurzausfl üge in Richtung Psychedelik oder Disco. Ohnehin: Steer liebt es, ihre Lieder mit Überra-schungsmomenten auszu-polstern. Da ein charmant schülerhafter Flöteneinsatz, dort ein kleiner Gospelchor oder ein paar Geräusche aus dem Maschinenraum. Die 30-Jährige tendiert zum pastoralen Sprechge-sang, was für viel Erhaben-heit sorgt. Ein Eindruck, der durch die oftmals spar-tanischen Arrangements noch unterstrichen wird. Das Werk stellt stark auf die Stille ab, wirkt wie ein Soundtrack für eine ausge-dehnte Landpartie, erzählt jedoch launische Gross-stadtgeschichten übers Nacktbaden, über entfüh-rungslustige Ausserirdische oder über verhasste Stadt-bezirke. Verschroben und gut.

mig.

King PepePepejazz(Menschenversand/Irascible)

Er war vor zwei Jahren der grösste Aufschneider des neuen Mundartliedes: Si-mon Hari alias King Pepe transponierte in seiner Liedsammlung «Tierpark» popgeschichtlich bedeut-same «Kittens» und Rat-schläge der Mutter an den Buben ins Berndeutsche – und schrieb mit «Gebei» auch den vielleicht berüh-rendsten Mundartsong der letzten Jahre. Seither hat der King instrumental-dampfende und schwel-gende Jazz-Platten aus den Zwanzigerjahren auf dem Flohmarkt aufgetrieben, die ihm ordentlich den Kopf v erdrehten. So stark, dass sein neues Werk ge-nau aus diesen knistern-den Instrumentals besteht – versehen mit der urtüm-lichen Pepe-Lyrik. Und so gibts auf «Pepejazz» einen croonenden König, der in kurzen Tracks sein Baby anschmachtet, Lebensweis-heiten via Kirschenzählen formuliert, Ella Fitzgeralds «Chew Chew Chew» in «Chätsch dä Chätschi» umwandelt und natürlich immer noch wunderbar aufschneidet, während auf der Bonus-CD «Tierpark»-Produzent Olifr M. Guz einige maliziöse Remixes beisteuert – und den nos-talgisierenden «Superton» durchbricht.

bs.

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salzhaus.ch SALZHAUS WINTERTHUR starticket.ch

LIVE8.2. Palko!Muski (CH) Balkan, Polka-Punk

16.2. Meat Katie (UK) Electronic

16.2. The Raveonettes (DK) Indie

1.3. Phenomden & The Scrucialists (CH) Reggae

15.3. Shadows Fall (USA) Metal

21.3. Saint Vitus (USA) Doom

22.3. Ill Ninõ (USA) Metal

28.3. Zombie Nation (D) Electronic

4.4. Hypocrisy (SWE) Metal

Essence (DK) Hate (POL)

2.6. Mudhoney (USA) Alternative, Grunge

12.6. Element of Crime (D) Rock

Mi. 6.2.13 Clubraum 20:30Sugarshit Sharp

FUNERAL SUITSGroombridge

Do. 7.2.13 Clubraum 20:30Woo-Hah!

MYKKI BLANCOJurczok 1001

So. 10.2.13 Clubraum 20:00Sugarshit Sharp

PETITE NOIRSupport

Di. 19.2.13 Ziegel oh Lac 21:30Ziischtigmusig

LOCH LOMONDSupport

Do. 21.2.13 Clubraum 20:30A Thousand Leaves

ESBEN & THE WITCHThought Forms

Sa. 23.2.13 Aktionshalle 20:30Fabrikjazz

MIKE REED̀ S LIVING BY LANTERNSMike Reed’s Loose Assembly & Living by Lanterns

V o r v e r k a u f : w w w . s t a r t i c k e t . c h

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DIE NEUEN PLATTEN

Pascal PinonTwosomeness(Morr Music)

Elfen-Pop: Hinter Pascal Pinon verbirgt sich kein französischer Elektroniker, sondern die blutjungen isländischen Zwillings-schwestern Jófridur und Ásthildur, die auch ihr zweites Album wieder im Schlafzimmer-Heimstudio aufgenommen haben. Wa-ren sie bei ihrem Debüt erst 16, so sind die Mädels nun 18 Jahre alt geworden. Den Namen hat das Duo übri-gens von einem in Texas lebenden mexikanischen Bahnarbeiter, der An-fang des 20. Jahrhunderts als «Mann mit den zwei Köpfen» berühmt wurde. Damals tourte der missge-staltete Mann, aus dessen Kopf ein riesiger Tumor wuchs, den man mithilfe eines Wachsgesichtes zum zweiten «Kopf» modellier-te, mit einer der zu dieser Zeit populären Freakshows durch die USA. Zwillin-ge und Doppelkopf – ein gut gewählter Bandname, will man meinen. Musi-kalisch bewegen sich die Schwestern zwischen Lo-Fi-Folk und Wohlfühlpop, gehauchtem Girl-Pop und Minimal-Elektronik. Und wenn die Beiden auf Islän-disch singen, erliegt man schnell ihrem Charme. Bei allem Drang zur Gefällig-keit bleiben die mit Harfen, Flöten und allerlei anderem Instrumentarium orches-trierten Songs aber span-nend. Sehr schön.

tb.

Sareena OverwaterOverwater(www.overwatermusic.com)

Neues Jahr, neuer Name: Die Singer/Songwriterin Sereina Überwasser nennt sich jetzt Sareena Overwa-ter. Nicht ihr erstes Alias: Bis vor kurzem war sie als Zareena unterwegs. Mit dem Pseudonym will die Baslerin anzeigen, dass sie ihre musikalische Hei-mat im englischsprachigen Raum sieht. In Irland, to be precise. Folgerichtig hat sie ihr Solodebüt «Overwater» auch dort eingespielt, in den Dubliner Windmill Lane Studios, wo schon U2 oder Sinéad O’Connor zugan-ge waren. Entstanden sind elf selbstverträumte Songs, die von Fernweh künden. Sareena Overwater besitzt eine ebenso kräftige wie elastische Stimme und liebt es, ihre Stücke mit kelti-schen Farben anzureichern. Da ein paar Uilleann Pipes, dort ein paar Klänge von der Fiddle. Dennoch liegt ihr Album näher am Pop als beim Folk. «Speechless» zeigt sich leicht jazzig und geschmeidig wie eine Kat-ze beim formvollendeten Sprung über den Garten-zaun, «Time» ist simpler, aber effektiv und wirkt wie ein zärtlicher Hauch. Die Texte haben viel Fluss, ob-schon Sareena Overwater mitunter auf Allgemein-plätze der Sorte «lügende Politiker» setzt. Was nichts an der Tatsache ändert, dass der Künstlerin ein überaus entzückendes Al-bum geglückt ist.

mig.

Lleluja-HaSun of Moon – Original Motion Picture Soundtrack(Robotpet/Irascible)

Leider hab ich den Beipack-zettel zu dieser CD verlo-ren. Da stand irgendwas von einem chinesischen Film drauf, dessen Sound-track diese Kompositionen von Marcel Blatti alias Lle-luja-Ha – ehemals Mitglied von Bands wie Felka, Pola und Maozinha – eigentlich hätten bilden sollen. Doch angeblich gabs Streit mit dem Regime und Probleme mit dem Geld. Jetzt liegt die Filmrolle in einem Billy-Regal bei der Partei, und die CD ist ohne Bewegtbil-der erschienen. Geglaubt hab ich das nicht, aber es klingt ganz nett. Mehr als nett dann die Musik: Ir-gendwo in der Schwebe, ir-gendwo im Melancholisch-Wehmütigen, mal nach fast heiliger Art von Simon & Garfunkel und hippiesk ausgefranst, mit Vibraphon und umarmenden Gesangs-melodien, dann wieder zeitgenössischer, konkreter, opulenter auch. Manchmal schafft es Blatti, der sich sonst als Produzent und Schlagzeuger von Freundin Joy Frempong sowie als Theater- und Filmmusiker die Zeit vertreibt, gleich alles im gleichen Song zu vermengen. Sixties-, Mo-mentum- und Fragment-Pop mit Synthiebässen, forschen Indie-Drums und dem Blick Richtung Sonne. Überladen wirkt das trotz-dem nie. Eine Doppel-CD zum Tagträumen.

räd.

TocotronicSeit zwanzig Jahren arbeiten Tocotronic an ihrem dichten Wald aus Zeichen: Zunächst mit einfach erscheinenden Slogans wie «Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein» oder «Ich verabscheue euch wegen eurer Kleinkunst zu-tiefst», spätestens ab dem sogenannten «Weissen Album» immer verästelter, verwirrender, scheinbar pathetischer und auch artifi zieller. Nun, im zwanzigsten Band-Jahr, heisst es natürlich schon lange nicht mehr «Digital ist besser», sondern ratgeberisch «Wie wir leben wollen». Und klar: Es gibt sie auch auf ih-rem neuen Album, die Slogans, die nur ein Trickser wie Dirk von Lowtzow elegant in Songs einweben und zum Sing-A-Long erheben kann. «Wir sind Plüschophile», singt der ergraute «Graf», «Ich bin ein Neutrum mit Bedeutung» auch, doch es sind weniger diese geschraubten Phrasen und «vulgären Verse», die «Wie wir leben wollen» zu einem grossen Album der Vier machen. Vielmehr ist hier eine Band zu hören, die der Kantigkeit der vorangegangenen Berlin-Trilogie bis auf weiteres ab-geschworen hat und ausfransenden, verschwommenen Sounds huldigt, die mit einer retroseligen Telefunken-Vier-spur-Tonbandmaschine aufgenommen wurden. Wie eine Erinnerung an die alten schrummenden Trainerjacken-Ta-gen wirkt nur das Intro zum albumeröffnenden «Im Kel-ler», ehe die Gitarren von Rick McPhail und von Lowtzow echoen und durch den Raum fl irren. Theremin, Bläser und zarte Chöre begleiten Tocotronic durch in der bisherigen Bandgeschichte kaum besuchte Klangzonen. Nur selten materialisieren sich im Nebel dieses 70-Minuten-Epos sin-gle-geeignete Songs wie das beinahe ausgelassene «Ich will für dich nüchtern bleiben», eher fl iegt man blind, hängt zu-weilen ab, bevor ein Tourist «Wie wir leben wollen» pro-tokolliert. Nach dieser Reise darf man schon mal mit einer akustischen Geistergitarre die Flucht hinter die Tapetentüre antreten und sich im Sand vergraben, bis zur Aufl ösung.

Benedikt Sartorius

Tocotronic: «Wie wir leben wollen» (Universal)

Live: 9.3., Rote Fabrik, Zürich

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SZENE

So. 3. März 2013, 4914 Roggwil (BE)Eventhalle Paddock, Race-Inn Schallplatten, Vinyl, CD, DVD, HiFi, DJ-Stuff, Akustische und elektrische Musikinstrumente, Musik- und Studio-Equipment, Licht, Audio, Musikalien, Antikes, Raritäten, Occasionen, Neues, Schnäppchen etc. Neu: METAL SPECIALAlles rund um die Musik! Von 9 – 17 Uhr.

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DIE NEUEN PLATTEN

Sallie Ford & The Sound OutsideUntamed Beast(Fargo/Irascible)

Sallie Ford spielt mit dem Feuer – weil sie ganz in ihrer Rolle als schlimmes Mädchen aufgeht, schnell zur Sache kommt und Sät-ze raunt wie: «I can fuck, I can drink and I don’t care what you think». Und weil die Sängerin und ihre Be-gleiter, The Sound Outside, ihr Image als schillernder Retro-Act bis aufs letz-te Quäntchen ausreizen. Ford, die sich wie eine amerikanische Bibliothe-karin aus dem Bilderbuch der frühen Sechzigerjahre stylt, sucht ihre Formation stets nach vorne zu treiben. Und zwar kompromiss-los. Oberfl ächlich behört, klingt das Gebotene nach schmutzigem Garagenrock alter Schule. Schnelle und schnittige Gitarren, wuchti-ge Rhythmen, aufreizender Gesang und jede Menge ju-veniler Aggressivität. Was an jene Sorte Bands denken lässt, die sich darauf kon-zentrieren, fortwährende Hintergrundmusik zum fortwährenden Biertrinken zu liefern. Doch Sallie Ford und Co. haben mehr drauf, deutlich. Vor allem ihre Fri-sche, ihre Energie und auch ihre Schnoddrigkeit reissen mit – ob man nun will oder nicht. Deshalb: Einen zu-treffenderen Titel für das Album als «Untamed Be-ast» gibts keinen.

mig.

Navel Loverboy (Noisolution/Irascible)

Navel aus Basel befi nden sich mittlerweile in Phase 4: Vierte Besetzung, vom Trio zum Quartett mutiert und mit viertem Album, das um einiges heller geworden ist als das düstere «Neo Noir» von vor zwei Jahren. «Loverboy» ist kein «Neo Noir Pt. 2», eher ein «Re-noir», denn jetzt wird eini-ges anders gemacht – und doch nicht. Auch wenn die Macht der Gitarre erdrü-ckend ist und es auch Bass und Schlagzeug scheppern lassen, hat sich die Band um Jari Altermatt verändert. Man fragt sich, ob Songs wie «Right to the Next Fire» oder das eröffnende «Cold Blood» nicht zu viel des Guten sind, sprich: zu eingängig. Letzte Ausfahrt: Mainstream? Jari Alter-matts Navel fahren dieses Mal mit ihrem Schlitten die ganz breite Strasse ab, vor wechselnden Landschaften: Vom lauten, grossspurigen Sound geht es zu einem wohl Clash-inspirierten Song mit Siebzigerjahre-Gi-tarren und dann in die Prä-rie mit Country-Rock-Gi-tarre und einem beseelten Jari am Mikrofon. Später wird gezündelt, «Hollow Sky» brennt. Es ist das ab-solute Rock’n’Roll-Feuer-werk. Passend dazu ist das Coverfoto von Hilary Hul-teen, einer Chronistin des amerikanischen Alltags. «Loverboy» ist der Sound-track dazu.

cam.

Esben & The WitchWash Away the Sins Not Only the Face (Matador/MV)

Daran, dass es von der briti-schen Musikpresse ständig einem vielpublizierten, aber selten in freier Wildbahn gesichteten «Grufti-Revi-val» zugeschrieben wird, ist das Trio aus Brighton zweifellos selber schuld. Kommt davon, wenn man das Wort «Witch» in den Namen setzt, auch wenn man dann allüberall er-klärt, gemeint sei nicht Si-ouxsie und ihre Banshees, sondern es sei einfach der Titel eines Märchens von H-C. Andersen. Andere Vergleiche hinken eben-falls. Hingegen kredenzen die drei Musikanten – Keyboard, Gitarre, Drum-Maschine – einen dichten Sound-Teppich, über den die nebelhafte Stimme von Rachel Davies schwirrt wie der Schatten des Schimmel-reiters. Wenn die Musik an vergangene Epochen erinnert, dann sind es eher die wolkigen Shoegazers à la Lush und Slowdive. Als Inspiration fürs zweite Al-bum hätten David Lynchs «Twin Peaks», die Romane von J.G. Ballard und die langen Autofahrten wäh-rend ihrer US-Tournee ge-wirkt: Surrealität gepaart mit Alltag, durchsetzt mit einem roten Faden von Hu-mor. Der Humor ist nicht sogleich erkennbar. Dafür bekommen die anfänglich so ungreifbar scheinenden Melodien mit der Zeit im-mer solidere Konturen. Fa-zit: Feine Stimmungsmusik, von schwarzen Augenrin-gen keine Spur.

hpk.

Toro Y MoiAnything in Return(Carpark Records)

Mit dem spanisch-franzö-sischen Toro Y Moi hat sich der Musiker und Produzent Chaz Bundick ein recht seltsames Pseudonym aus-gedacht. Wenn man nach-forscht, woher der Name kommt, stösst man rasch auf den Begriff «Chill-Wave» oder «Glo-Fi», als dessen Pionier der 26-Jäh-rige gilt. Im weitesten Sinne geht es hier um die Kom-bination von 80er-Sounds mit Ambient-Elementen und modernen Sounds von Electropop bis House, die vor allem mit dem Rech-ner produziert sind. Mr. Bundick ist hier ein recht vielseitiges drittes Album zwischen chilligen Lounge-sounds und für die Tanzfl ä-che produzierten Tracks ge-lungen. Funky und housige Musik, die auch mal psy-chedelisch daherkommt, an die Stone Roses erinnert oder, moderner, an James Blake – wobei das Ganze sehr poppig ausgefallen ist. Die Platte gewinnt mit je-dem Hördurchgang, ohne dass sie einen umhaut. Und so würde man sich auch nicht wundern, wenn die CD demnächst aus etlichen Boxen von Cafés und Bars als Hintergrundsound plu-ckert.

tb.

Matthew E. WhiteBig Inner (Domino/MV)

Schon vom Cover geht eine Faszination aus, wie sie im Zeitalter von knalligen CGI rar geworden ist. Da sitzt ein bärtiger Herr in weissem Anzug vor weis-sem Hintergrund auf einem Klotz, neben ihm ein tö-nerner Vogel ohne Gesicht, dazu ein Bäumchen und zwei Bilder, deren Stil vage an Van Gogh erinnert – sie zeigen King Tubby und Dr. John. «Wir wollten keine allzu offensichtlichen Zei-chen setzen», sagt White, der Herrn ganz in Weiss: «Aber wir wollten dennoch Tribut zollen.» White ist noch nicht dreissig Jahre alt und kommt wie all seine Mitmusiker aus Richmond, Virginia. Die Stadt sei voll von arbeitslosen Musikan-ten, die die dortige Mu-sikschule besucht hatten. Rund vierzig von ihnen hat White zu einer Art Musi-kantenfamilie im alten Mo-town-Stil zusammengefügt. «Big Inner» ist das erste Resultat dieses Vereins. Und es fehlen mir wahr-haftig die Worte, der Bril-lanz des Werkes gerecht zu werden. Entfernt gemahnt die Musik an die stilleren Momente von Curtis May-fi eld und Marvin Gaye. Die unzähligen Musiker bauen einen Wall of Sound, der in seiner Abgeklärtheit eine Art euphorische Stille aus-strahlt. Das Album schafft das rare Kunststück, tief in der Tradition verwurzelt zu sein und dennoch grosse Originalität an den Tag zu legen. Erhebend herrlich!

hpk.

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Camper van BeethovenLa Costa Perdida(429 Records/Sony)

Sie haben uns in den Acht-zigerjahren mit «Take the Skinheads Bowling» nicht nur ein gefl ügeltes Wort, sondern einen echten Indie-Welthit geliefert und sind nun, nach zehn Jahren Sen-depause, endlich wieder da: die kalifornischen Camper van Beethoven. Mit «La Costa Perdida» knüpft die Band um David Lowery an ihre Grosswerke an, an die späten Major-Platten «Key Lime Pie» und «Our Beloved Revolutionary Sweetheart» – ob nun das siebenminütige, ausufernd folkige «Northern Califor-nia Girl», der ungemein beschwingte Pop von «Too High for the Love-In», der herrliche Countryswing des Titelstückes oder der kurze Ska von «Peaches in the Summertime». Dawischen gibt es immer wieder Mo-mente mit durchgeknall-tem Psychedelic-Rock, Krautrockartiges oder Gi-tarrengegniedel, aber auch die fast schon Sinatraeske Retro-Nummer «A Love for all Time». Und so ist man froh, dass Camper van Beethoven wieder da sind. Jetzt fehlt nur noch die Tour zum Album.

tb.

The Legendary LightnessThe Legendary Lightness(Ankerplatten)

«Unsere Musik soll ein Fernweh erzeugen», sagte Dominik Huber einst im Interview mit dem SRF. Das galt für das 2010 erschiene-ne «Ancient Greek Break-fast Club» – und soll auch für das neue, selbstbetitelte zweite Album von The Le-gendary Lightness gelten. In ihren Videos gelingt das der Band scheinbar spie-lend, indem sie ihre oft im Schwebezustand befi ndli-che Musik an wunderbar poetische Bilder koppelt.Doch während das Debüt der Zürcher noch in un-terschiedlichsten Farben schimmerte, klingt das neue Album der zum Quar-tett aufgestockten Band rund um Daniel Hobi ir-gendwie wässrig. Die Me-lodie-Linien scheinen weit entfernt von eingängigen Popsongs. Böse Zungen be-haupten, es sei Lounge-Jazz für Indierock-Fans. Doch das stimmt nicht. Etwa das countryesk-anrührende «Little Cabin by the Sea» besticht durch seine Ein-fachheit. Und das knackige, an der Band Spoon geschul-te «Away» springt einen schon beim ersten Anhören an. Ebenso verführerisch ist die Single «All of You», welche die sonst auf der Platte dominante Undefi -niertheit in zarte Erhaben-heit umformuliert. Etwas mehr davon hätte dem Al-bum gut getan. Denn genau dieses Stück evoziert dieses eingangs erwähnte bitter-süsse Fernweh.

das.

Dawn McCarthy& Bonnie ‹Prince› Billy What the Brothers Sang (Domino/MV)

Der Titel ist wörtlich zu nehmen: Billy und Bonnie (alias Faun Fables) besin-gen hier ein ganzes Album mit Cover-Versionen von Liedern aus dem Repertoire der Everly Brothers. Der Stern der Gebrüder Everly, Phil und Don, war bereits am Sinken, als die Beatles ins Land zogen und Har-moniegesang mit Rhythm & Blues und Rebellion paarten. Die grossen Hits der Brüder hatten in der zweiten Hälfte der Fünf-zigerjahre stattgefunden. Für den Geist der Sixties kamen sie mit ihren karier-ten Hemden und Akustik-gitarren wohl ein bisschen gar pfadfi nderhaft daher. Dabei waren sie Pioniere, die aus Appalachen-Folk, C&W und anderen boden-ständigen Zutaten grosse Lieder sponnen. McCar-thy und Billy spielen nun diese Lieder nicht einfach herunter – schon der Kont-rast zwischen Männer- und Frauenstimme gibt ihnen einen neuen Doppelboden. Und dank einer feinen An-sammlung von Gastmu-sikern gewinnen sie den Liedern immer wieder neue stilistische Schattierungen ab. So wird das beschwing-te «Milk Train» von einer Handorgel getrieben, das herzzerbrechende «What Am I Living For» von Gei-ge und Pedal Steel getra-gen. Besonders grandios: «Omaha». Rundum ein vitales Tribut-Album mit grosser Klasse.

hpk.

Yo La TengoAuf ihrem letzten Album «Popular Songs» (2009) zele-brierten Yo La Tengo noch einmal das Jukebox-Prinzip und ihren übervollen Plattenschrank, in dem traumartiger Pop neben LoFi-Preziosen, Soul, No-Wave und Free-Noi-se-Rock steht. Nun verabschiedet das Trio aus Hoboken, New Jersey fürs erste diesen Eklektizismus – und veröffent-licht eine geschlossene Platte. «Fade» heisst diese Nummer Dreizehn im Bandkatalog, die das Ehepaar Ira Kaplan und Georgia Hubley und ihr Langzeitkomplize James McNew eingespielt haben. Es ist das kürzeste Album der Band seit langer, langer Zeit. Sie hätten sich im Material bewusst eingeschränkt, sagt Sänger und Gitarrist Kaplan. Eine Ein-schränkung, die nach den phantastischen Ausuferungen der jüngeren Bandvergangenheit überaus wohl tut. Weniger einnehmend als die spektakulären Vorgänger, nein, das ist «Fade» ganz und gar nicht. Vielmehr sind die zehn Songs so klug arrangiert – und von Tortoise-Mitglied und The-Sea-and-Cake-Schlagzeuger John McEntire über-aus sorgfältig produziert –, dass alle Stimmungen, die Yo La Tengos Schaffen durchziehen, in den zehn Songs anklin-gen und mitschwingen. So ruhig und still, so aufgeräumt die fl iessenden Songs zunächst erscheinen, so unruhig und vielschichtig dräut es im Hintergrund: etwa im eröffnen-den «Ohm», einem repetitiven Sing-A-Long, in dem die lärmenden Gitarren lauern, nie aber ausbrechen. Feierliche Streicher, warme Heimorgelklänge, Beatmaschinen, das leicht dilettierende, leicht verschleppte Schlagzeugspiel, die verhallten Gitarren: alles taucht im Laufe der klassisch und zeitlos erscheinenden Platte auf, nie fett oder angeberisch, nur punktuell und gedimmt. Natürlich sind auch die verschlafenen, wispernden Stim-men von Georgia und Ira zu vernehmen, die melancholisch nachglühen wie die ewige Spätsommersonne. Und so ist «Fade» einmal mehr das Werk einer Band, die niemandem mehr irgendwas beweisen muss, ein Werk von Freunden, die ganz bei sich sind. Schliesslich ein Werk, das ganz auf das Format Album vertraut: Das Mix-Tape und die Juke-box, die gehören vorerst der Vergangenheit an.

Benedikt Sartorius

Yo La Tengo: «Fade» (Matador/MV)

Live: 8.3., Les Docks, Lausanne

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DIE NEUEN PLATTEN

Meridian BrothersDesesperanza(Soundway Records)

Warnung: Genie am Werk. «Desesperanza» ist diese Art von Platte, die zunächst verwirrt, weil man sie nir-gendwo sicher einordnen kann, und dann begeistert, weil sie einfach so gut ist. Ein bizarres Stück Latin, in welchem nichts zusammen passt, um dann umso schö-ner zusammen zu kommen. Das ist Avantgarde mit hohem Humorfaktor. Die Meridian Brothers sind Eblis Alvarez aus Bogota, und der ist alles andere als ein Wirrkopf: Seit dem zarten Alter von acht Jah-ren im Konservatorium, Aufenthalt in Dänemark als Komponist ernster zeitgenössischer Musik – und seit 1998 auch als Meridian Brothers unter-wegs, ein Einmann-Latin-Orchester, das europäische Avantgarde, sämtliche Latinklischees, die Har-monielehre der Residents und die Psychedelia des Tropicalismo verquickt. «Desesperanza» ist Salsa, es ist Cumbia etc., tanz-bar und fl ott, auch wenn die Synthesizer kränklich jaulen und der Gesang oft abgelöscht klingt, als wäre er im falschen Song. «Des-esperanza» heisst das Al-bum, Hoffnungslosigkeit, Verzweifl ung. Der Sänger klingt manchmal so. Die Platte nicht. Die Origina-lität, die Eigenwilligkeit, aber auch die Musikalität und der Humor, den Al-vares auf «Desesperanza» unter Beweis stellt, sind im Gegenteil berückend und beglückend.

cg.

Isbells Stoalin’(Zeal/Irascible)

Die Isbells lieben es ge-heimnisvoll. Ihre CD listet gerade mal die Songtitel auf, verliert aber keinen weiteren Buchstaben – we-der über die Besetzung der Band noch über die Auf-nahmen. Da überrascht es auch nicht, dass man beim Versuch, ihre Website auf-zurufen, bloss blank zieht. Die holländische Ausgabe von Wikipedia weiss dafür mehr: Die Isbells stammen aus dem belgischen Leuven, haben nun zwei Alben ein-gespielt und scharen sich um den Singer/Songwriter Gaëtan Vandewoude. «De groep speelt vooral melan-cholische folky popsongs», steht an selber Stelle zu le-sen. In der Tat: Das Quar-tett zeigt auf «Stoalin’» viel Passion für halbdunkle und glockengleiche Akustik-Weisen – und zwar von je-ner Sorte, die einst von Bon Iver oder den Fleet Foxes zur Blüte gebracht wurde. Die Isbells kreieren Lieder mit lichtem Harmoniege-sang, gedrosseltem Tempo und viel Raum, um sich zu hintersinnen. Vandewoude jubiliert wie ein begnade-ter Chorjunge, doch seine Lyrics sind alles andere als unschuldig. So wünscht er sich in «Heart Attacks», dass die Ex stirbt oder ver-schwindet. Hauptsache, er muss sie nie wieder sehen. Unversöhnliche Worte, in klingende Zuckerwatte ver-packt.

mig.

The WellThe Well(Dala Produkte/Irascible)

Da ist viel Beatles in The Well, viel John Lennon. Und ein bitz früher David Bowie. Dieser zeigt sich insbesondere in Momen-ten unterkühlter Schnodd-rigkeit («Red Carpet»). Das Trio, bis vor wenigen Monaten noch als George Vaine unterwegs, kapriziert sich auf seinem Debüt auf die Sechzigerjahre. Die Gi-tarren klingen optimistisch, das Schlagzeug eher nach Auf- denn Abbruch, und der Bass ziert sich nicht, sondern entpuppt sich als fl eischig. Piano gibts auch, aber eher selten. The Well reizen ihre Zeit-reise in die Vergangenheit bisweilen fast bis zum Bers-ten aus: «Castle Made of Wood» redet von Kennedy und erwähnt den «Tur-key», der zwar nicht kalt ist, dafür ein Engel – was mit rotziger Musik garniert wird. Mehrheitlich frönen die Zürcher jedoch dem Melodischen – man denke «Abbey Road» oder «Let It Be», nicht «White Album». Die Songs halten sich fern von jeglichem Bombast und Ballast, sind frisch, frech und burschikos. Dass Lukas Langenegger den Gesangsstil der eingangs erwähnten Vorbilder akri-bisch studiert hat und ent-sprechend einsetzt, birgt einiges an Anbiederungs-gefahr. Dieser entrinnt Lan-genegger dank viel Herz-haftigkeit. Allerdings nur millimeterknapp.

mig.

London HotlineIch muss gestehen, dass ich seit Jahren nur noch dann in den HMV-Shop gegangen bin, wenn ich auf dem Weg vom Rough-Trade-Laden in den Pub ein paar Minuten zu killen hatte. Dass der Laden Konkurs anmelden musste, stürzte mich in keine emotionelle Krise. Es war für mich eine anony-me Ladenkette wie jede andere. Trotz des mangelnden Mitgefühls geben die blanken Ziffern zu denken: 247 Plattenläden hatten zuletzt zur Kette gehört, deren erster Shop vor 92 Jahren an der Londoner Oxford Street eröffnet wurde. Wenn der Konkurs wirklich das Ende bedeutet, gehen 4500 Stellen verloren. Früher hätte sowas Demonstrationen und Sympathiestreiks ausgelöst. Heute ist höchstens noch ein Chor von melancholischen Nachrufen zu vernehmen. Dabei haben sich auch zuletzt noch satte 38% des britischen Marktes von physischen Tonträgern in den Lä-den von HMV abgespielt. Dennoch klingt alles dramatischer, als es ist: Bereits sollen mehr als 50 Firmen Interesse angemel-det haben, Teile des alten Imperiums zu übernehmen. Weit bedenklicher ist eine Entwicklung, die mit und ohne HMV seit mehreren Jahren am Rollen ist und von den Plattenmultis aktiv gefördert wurde. Denn der Konkurs dürfte die Tendenz beschleunigen, Hitparadenmaterial vermehrt über konventio-nelle Supermarkt-Ketten abzusetzen. Diese Tendenz mit den damit verbundenen Mengenrabatten ist mitschuldig am Ster-ben von unabhängigen Plattenläden, die preislich nicht mehr mithalten können. HMV hatte nur zu gern selber von den Schleuderpreisen der Majors für Ladenketten profi tiert – und damit natürlich den eigenen Profi t sabotiert. Aus der betroffenen Reaktion der britischen Öffentlich-keit auf das Ende von HMV dampft indes der Schwefel des schlechten Gewissens. Ausser Touristen, uncoolen Teenagern und Schnäppchen-Jägern haben die Briten HMV zuletzt be-handelt wie eine liebe Tante, die man eigentlich besuchen möchte, es dann aber doch nie tut, bis sie im endgültigen Koma liegt. In der Verzweifl ung, die wegdriftende Kund-schaft zu halten, hatte HMV das Sortiment ausgeweitet. Statt an einem umfassenden Musikangebot mit sachverständiger Bedienung festzuhalten, setzte man auf Discount-CDs, was den Läden den Nimbus des Fachgeschäftes raubte und sie in den Bereich der schäbigen Billig-Shops rückte. Die wahre Tragödie beim vorläufi gen Ende von HMV be-trifft denn weniger das Musikgeschäft als das Lebensgefühl in den britischen Städten. Nach dem enttäuschenden Absatz im Weihnachtsrummel haben dieser Tage auch die Photo-Kette Jessops und die Elektrogeräte-Kette Comet ins Gras gebissen. Vor allem die kleineren englischen Städte haben in den letzten zwei Dekaden enorm darunter gelitten, dass genau diese Ket-ten kleinere Shops aus dem Stadtbild verdrängten. Mit dem Verschwinden indvidueller Läden verschwand auch das Kon-zept der Kundenloyalität, was wiederum dem Spriessen von Shopping Malls Vorschub leistete. Jetzt, da die mittelgrossen Ladenketten selber verdrängt werden, hinterlassen sie klaf-fende Löcher und einen Wald von Schildern: «Shop for Sale». Das wichtigste, das mit all diesen Läden verloren geht, ist die Kunst der Alltags-Kommunikation. Es kann nur eine Frage der Zeit sein, bis Amazon auf die Idee kommt, den Vertriebs-zentren Bars anzugliedern, wo die Kunden am Tisch sitzen, um mit anderen, kaum mehr der Sprache mächtigen Kun-den kurz das Formulieren von Sätzen zu üben, ehe aus dem Lagerhaus das bestellte Selbsthilfebuch zur Bekämpfung der Einsamkeit an den Tisch gebracht wird.

Hanspeter Künzler

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DIE NEUEN PLATTEN

Jimbo MathusWhite Buffalo(Fat Possum/MV)

Mit dem Schrummen der Mandoline eröffnet Jimbo Mathus das epische «In the Garden», ein Beitrag zum ewigen Kampf zwi-schen Gut und Böse und der gelungene Einstieg ins Album «White Buffalo». Dieses hat der US-Song-writer wieder mit der Tri State Coalition eingespielt, einem agilen Quartett, das die neuen Songs mit ausreichend Rock-Power, Blues-Feeling, Country und Folk würzt, um uns alle glücklich zu machen. Mathus’ bildstarke Texte beschränken sich auf keine Formel. Ein schlicht arran-gierter Song wie «Hatchie Bottoms» demonstriert treffend, dass er das Leben in den Südstaaten kennt. «White Buffalo» nimmt uns mit, quer durch die Landschaft der amerikani-schen Roots-Music. «Fake Hex» könnte aus der Feder von Chuck Berry stammen, «Poor Lost Souls» eher aus den Appalachen. Toll ist das Titelstück, ein Ro-cker mit fauchender Lead-gitarre und einem Jimbo, der das Ende des weissen Büffels beklagt: «He ain’t dead, but he’s layin’ mighty low». Das brodelnde «Run Devil Run», mit Swamp-Blueslicks und schlurfen-dem Rhythmus, weist in eine düsterere Richtung. Ganz anders «(I Wanna Be Your) Satellite», eine lust-volle Lektion in Southern-Pop – inklusive fetter Orgel und jubilierender Gitarre. Die ideale Liveband fürs El Lokal!

tl.

Year of the GoatAngels’ Necropolis(Van Records)

Im Untergrund ist man nah an den Wurzeln. Und so musizieren Hardrocker, die im Obskuren wirken, wieder vermehrt nach Art der Altvorderen. Der letzte Schrei in dieser Gegenwelt sind Year of the Goat. Die Schweden spielen melo-dieorientierten Heavyrock im Geist der Siebziger und huldigen dem Gehörnten. Ähnlich machen das auch The Devil s Blood und Ghost, doch YotG kompo-nieren raffi nierter, spielen versierter, und vor allem verfügen sie mit Thomas Sabbathi über einen Sän-ger der Sonderklasse. Wer jemals eine Headbanger-Phase hatte, wird beim Kontakt mit diesem De-bütalbum rückfällig, denn die acht Songs bündeln alles, was der wertkon-servative Rocker liebt. Blue-Öyster-Cult-Gruseln, Zeppelin-Epik (und «Stair-way to Heaven»-Gefl ötel), Twin-Leads und Wah-Wah-Wahnsinn. Und dann die Songs: Kraftvoll und verführerisch und selbst im Zehn-Minuten-Format so packend, dass man ge-bannt mitfi ebert, wie Lu-cifers Rückkehr in den Himmel (denn davon han-delt «Angels Necorpolis) gelingen wird. «Bow down before me I m the new god now», heisst es an zentraler Stelle, und spätestens von da an sollte man «Angels Necropolis» kniend hören.

ash.

The AnimenHi!(Irascible)

«Hi!» – ein knapper, selbst-bewusster Gruss: Hier sind wir. Und dann legen The Animen los. «Harder Than Stone», klagt Sänger Theo Wyser, als ginge es um den Otis-Redding-Gedächtnis-Award. Schon in dieser Ballade steckt mehr Inten-sität als in den heftigsten Rockstücken der meisten anderen Bands. Und dann startet das Genfer Quartett erst richtig durch mit alt-modischem Rock’n’Roll, der in angrenzenden Gen-res wildert. Die Gitarren riffen scharf und schep-pernd und immer schön aus der Hüfte geschlen-kert. Schlag auf Schlag reihen The Animen Hit an Hit, denn sie wissen nicht nur, wie man eingängige Songs mit Schmiss schreibt, sondern haben mit Theo Wyser einen Sänger, der croont und krächzt, dass ei-nem ganz anders wird. Der Beipackzettel offeriert The Sonics und The Walkmen als Referenz, der eine oder andere Song erinnert aber eher an The Libertines und The Strokes, mit deren De-büts dieser Erstling auf eine Stufe zu stellen ist. Egal, ob es fadengerade nach vorne geht oder zwischendurch etwas nachdenklicher wird – diese Songs lassen die En-dorphine tanzen. Was für ein Einstand: Hi – mit Aus-rufezeichen.

ash.

45 Prince«Voices Green and Purple» (Ugly Things) von The Bees entstand 1966 in Kalifornien mit der Absicht, einen voll-kommen misslungenen Drogenrausch musikalisch umzu-setzen. Die Gitarre ist direkt aus «Riot on Sunset Strip» entnommen, und eine zusätzliche Hawaiigitarre simuliert das totale Durchdrehen, sobald die von Wänden und aus Bäumen kommenden Stimmen nicht mehr auszuhal-ten sind. Als «Acid Punk» bezeichnete der Begleittext zu «Pebbles Vol. 3» diese mit dem Aufkommen von halluzi-nogenen Drogen weiterentwickelte Art des Sixties-Punk. Zusammen mit der fantastischen Plattenhülle eine unver-zichtbare, offi zielle Wiederveröffentlichung.People’s Temple aus Michigan sind vier Brüder aus zwei Familien, die Jay Reatards «Blood Visions» in den Sechzi-gern ansiedeln und dabei Brimstone Howls Energie gegen leichte Psychedelik tauschen. Irgendwie steril und sauber und doch leicht unheimlich. Und so ist weder bei ihren beiden LPs noch bei der neuen Auskoppelung «Looter’s Game» (Hozac) klar, ob der Daumen schliesslich nach oben oder nach unten zeigen wird. Ersteres wäre der Fall, sollten sie denn eines Tages in unserer Gegend ein so klasse Konzert wie White Fence spielen.E-Mails? Digitale Grusskarten? Postkarten mit Happy-Birthday-Plastikgefi epse? Unsere hochgestylte Welt. Lo-bet den Herrn, dass ER Euch jemanden bewahrt hat, der noch von den Postkarten-Singles weiss und sich auch die Mühe nahm, solche neu produzieren zu lassen. Ein gross-artiges Gemälde von Dirk Bonsma dreht auf dem Platten-teller, und dazu singt Reverend Beat-Man «Ding Dong». Hört sich an wie die surrealistische Folk-Blues-Rückkehr der Unbelievers. Gewiss, es rauscht und knistert – im Ge-gensatz zu doch recht gut klingenden Flexidiscs – stärker als eine Schellackplatte. Aber mal ganz ehrlich: Wann hat Dir der Pöstler letztmals so viel Freude ins Haus gebracht? Klar, sich von dieser Postkarte zu trennen, ist ein Ding der Unmöglichkeit. Deshalb gibts ja auch noch das bereits auf Squoodge veröffentlichte Jamaica-Cover «I’ll Take Care of You» auf einer simplen Voodoo-Rhythm-Label-Postkarte.

Philipp Niederberger

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NACHTSCHICHT

Neu mit Motorama

Abseits der vielfach besungenen Pop-Metropolen liegen Helden-Orte wie Utajärvi, Oklahoma, Leysin oder Weilheim. Orte, an denen fernab vom Druck der coolen Städte eigenwillige, eigensinnige Musik entstehen kann – und die von einer etwas anderen Popgeschichte erzählen. Nun reiht sich in diese unwahrscheinliche Reihe Rostow am Don ein. Das «Tor zum Kau-kasus» ist zwar eine Millionenstadt in Südrussland, doch dass dort eine neue furchtlose New-Wave-Spielart gespielt wird, das war dann doch bis vor kurzem unbekannt. Genauer: Seit die Rostower Band Motorama ihr Debüt «Alps» veröffentlichte. Die Musiker um Sänger Vladislav Parshin haben die üblichen verdächtigen Vorbilder – von Joy Division über Nati-onal bis Interpol – sehr genau studiert und sind nun in der Lage, auf ihre eigene Art auf der New Wave zu surfen. Verspulter, unkontrollierter und risikoreicher als die Bands aus dem Plattenschrank und ab der Festplatte wirkt das – nachzuhören in herausragenden Songs wie «Scars» ab dem neuen Album «Calendar». Nun touren sie erstmals ausgiebig durch die Schweizer Provinz. Man sollte hingehen. (bs)

2.2., Bad Bonn; 5.2 ., Le Bourg, Lausanne; 6.2., Treibhaus, Luzern; 7.2., Kiff, Aarau

Gären mit The Heartless Bastards

Heartless Bastards klingt als Bandname ziemlich grob. Tatsächlich gründet die Musik der US-Gruppe um Erika Wennerstrom im Garagenrock, doch gibt es zwischen den saftigen Riffs immer wieder auch zärtliche Momente. Über vier Alben änderten sich Besetzung und Stil verschiedentlich, aber ob nun Blues, Soul oder Country einfl oss, so blieben die Bastards im Herzen doch immer eine Rock’n’Roll-Band, die in Wennerstrom über eine Front-frau mit Charakterstimme verfügt, deren Spektrum vom Klageweib bis zur Kratzbürste reicht. In Europa ist das Quartett bis heute ein Geheimtipp. In den USA hingegen erschienen ihre Platten auf dem Bescheidwisser-Label Fat Possum, und ihr aktuelles Album «Arrow» wurde produziert von Jim Eno, dem Drummer von Spoon (noch so eine grossartige Ami-Band, die hierzulande ignoriert wird). Also: Wer seinen Rock gern gärig und gut ge-rüttelt gespielt hat, nimmt die Reise nach Aarau zum einzigen Schweizer Gastspiel der Heartless Bastards bereitwillig in Angriff. (ash)

15.2., Kiff, Aarau

Jaulen mit Dinosaur Jr. Wenn es mal wieder zu hurtig geht und immer neue Schachtel- und Post-Genres herbeigeschrieben werden, dann tut es doch gut, beim ergrauten langhaarigen Gitarrenmann mit dem Batik-Shirt, seinem schmalen Kom-plizen am Bass und dem ewig kahlköpfi gen Schlagzeuger Zufl ucht zu fi n-den. Denn J Mascis, Lou Barlow und Murph haben sich vor acht Jahren nochmals zusammengerauft. Seither spielen Dinosaur Jr. die zeitloseste Gi-tarrenmusik aller Klassen, die schöner, ausgelassener, melancholischer und tröstender wirkt als in den Jahren vor der Reunion. In diesen Jubeljahren sind drei Alben erschienen, mit ewigen Melodien wie in den Ausnahme-songs «Plans» oder «Don’t Pretend You Didn’t Know», die alle arg jau-lenden Gitarrensoli von J Mascis überstrahlen – und die man sich immer und immer wieder gibt, zumal in Zeiten, in denen sich alles zu hurtig dreht. Denn Dinosaur Jr. Bleiben. Für immer. (bs) 13.2., Les Docks, Lausanne; 14.2., Plaza, Zürich

Grenzgängern mit Ear We Are

Alle zwei Jahre verwandelt sich die Alte Juragarage an den Rändern Biels in den Schauplatz des Ear We Are-Festivals. Die Organisatoren, unter ih-nen die Bieler Musik-Haudegen Hans Koch und Martin Schütz, huldigen seit 1999 der freien, kantigen Tonkunst und präsentieren an der achten Festivalausgabe zwölf Konzerte: Gitarrenheld Marc Ribot beehrt etwa mit seinem Trio Ceramic Dog die Garage – wie auch die skandinavischen Free-Jazz-Grenzgänger The Thing, die ihr Repertoire jüngst mit der Ne-neh-Cherry-Kollaborationsplatte «The Cherry Thing» weiter ausweiteten. Auch steht am Ear We Are 2013 die Stimme im Zentrum: Die Norwe-gerin Maja Ratkje wird im Verbund mit ihrem Noise-Landsmann Lasse Marhaug zu erleben sein, vor allem aber auch ein Duo, das die Hip-Hop-Subkultur neu aufmischt. Shabazz Palaces (Bild oben) nennen sich Palaceer Lazaro und sein Perkussions-Komplize Tendai Maraire, die klaustrophobi-sche Bass-Beats, lauernde Raps, Gospel und Daumenklaviere zusammen-bringen. Eine drastische und fi ebrige Mixtur, gebaut auf den Ruinen des Bling-Bling-Hip-Hops und eine Musik, die sich zurückbesinnt auf radikale schwarze Wurzeln. Und wenn das alles dann doch zu heavy ist, der ver-drückt sich an die grosse Ear We Bar. (bs)

7.2.-9.2., Alte Juragarage, Biel; www.earweare.ch

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SZENE

05.02.13 THE JOY FORMIDABLE (UK)

09.02.13 PAN LABEL NIGHT

14.02.13 VALENTINE MOVIES : THE BALLAD OF GENESIS AND LADY JAYE & ENTRE LES PASSES

16.02.13 PATENT OCHSNER (CH)

17.02.13 DAVID BAZAN (US)

19.02.13 METZ (CA)

21.02.13 BB BRUNES (FR)

28.02.13 FIFF - AVANT-PREMIÈRE : FINAL CUT - LADIES AND GENTLEMEN

• P • R • E • V • I • E • W • S •LILLY WOOD & THE PRICKTHE PAROV STELAR BAND

SON OF KICKMATMOS

BALMORHEAEELS

CULT OF LUNABENJAMIN BIOLAY

LES OGRES DE BARBACK

WWW . F R I - S O N . C HRoute de la Fonderie 13 | P.o.Box 15 | 1705 Fribourg

[email protected] | www.fri-son.ch | +41 (0)26 424 36 25

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Tap Tab Musikraum, Baumgartenstrasse 19 Postfach 1583, CH-8200 Schaffhausen

www.taptab.ch

Freitag

01Tanz

Samstag

02Live

Donnerstag

07Film

Freitag

08Tanz

Samstag

09Tanz

Sonntag

10Live

Donnerstag

14Live

Freitag

15Tanz

Samstag

16Tanz

Donnerstag

21Film

Freitag

22Konzert

Samstag

23Tanz

Donnerstag

28Radio

«Breaking Beat»Funk, Soul, Breakbeats, HipHop, Electro

DJs Viertakt, Movimain, Natty BWinter-«Amnesie»Alternative Rock, Punk, HC

Cardiac Arrest (A)

Archers And Arrows (VS/VD)

«Camera Obscura» XVI – Filme bei TapTab«Der Brenner und der böse Wolf»

«Komm, süsser Tod»(R: W. Murnberger, A 2000)

«Silentium» (R: W. Murnberger, A 2004)DJ Tentacolo

«Elektronisches Schaffhausen» Teil 2Dubstep, Electro, Chicago House,Deep House, D&B, Techno

Philipe de Boyar, DJ Ore, Orpheus, Rina Lou, Tabis, Ma!nskreamund Überraschungsgast

«What A Bam Bam» Presents:Hottest Reggae Dancehall Black Music

Jugglerz (Nr. 1 Newcomer Sound From Europe!/D)supported by Real Rock Sound & Boom Di Ting

Retour De La GarageFuzz Power Pop Garage Rock’n’Roll

Kitchenmen (F)

HipHop Marching BandUrban Brass

Moop Mama (D)

«It’s My Life»Best Of 80s & 90s: Pop, Rock, HipHop, House

Knightrider Soundsystem (SH)

«Sky’s The Limit»Urban Beats, Rap, Trap

DJ Kamikaze (Schanghai/Berlin/D)CutXact & Pfund 500 plus Special Guests

«Kurz&Knapp»Kurzfilme im TapTab

«Beastly Creatures» –AnimationsfilmeFuture PopMit Gefühl und Bart für Herz und Bein

The Legendary Lightness (ZH)

Labrador City (BE)DJs Mercury und Metha

Tanzabend mit Anstand und Stil vor TalentDeep House, Tech House

Niko Schwind (D)

Björn Störig (D)

Kellerkind, Rina LouRadioshowRasa Live From Planet TapTab – Part IV

«Boombox Frequency»und «Come Again»

Feb 13

a Lou

IV

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NACHTSCHICHT

Übersteuern mit Metz

«Frage: Was machen zwei Schlagzeuge, acht Verstärker, Gitarren, Bässe, Mikrofone und Kabel an einem lauen Sommerabend in einem gut besetz-ten senegalesischen Restaurant? Antwort: Bald die Ohren der essenden Gäste blutig wummern.» Das schrieb Kollege Kühnis in der letzten Loop-Ausgabe, worauf man sich dann rasch die empfohlene Platte des kanadi-schen Power-Trios Metz im lokalen Handel besorgen ging. Und die dreht nun, wenn laute, übersteuerte, drastische Musik benötigt wird, auf dem Teller ihre Runden. Aufgenommen in einer Scheune und veröffentlicht auf dem unverwüstlichen Label SubPop, lindert dieser halbstündige, nie posierende und im roten Bereich agierende Brocken die Kopfschmerzen, die man sich mit Unverbindlichkeiten aus dem weltweiten Streamrausch einhandeln kann. Mit diesem Debüt im Gepäck verkabeln Alex Edkins, Hayden Menzies und Chris Slorach nun ihre Gitarren und Verstärker auch hierzulande – wenn auch nicht in senegalesischen Restaurants. (bs)

18.2., Kinski, Zürich; 19.2., Fri-Son, Fribourg

Schweben mit Melody’s Echo Chamber

Im Herbst erschienen beinahe zeitgleich zwei Platten, die psychedelisch versponnen den späten Beatles nachhingen – und die die ewige Sommer-sonne kaleidoskopisch aufsprengten. Der allerseits anerkannte Jahresfavo-rit «Lonerism» von Tame Impala war eine dieser beiden LPs, das selbst-betitelte Debüt von Melody’s Echo Chamber die andere. Und natürlich wurde man schnell gewahr, dass nicht nur eine stilistische Verwandtschaft zwischen den beiden Platten vorliegt, sondern auch, dass der Tame Impala-Alleinverantwortliche Kevin Parker bei Melody Prochets Solo-Debüt hin-ter den Studioreglern sass. Und für die Französin, die einst in der Band My Bee’s Garden multiinstrumentalisierte, hat der Australier eine weite Echo-kammer gebaut. Eine, die stereolaboratorisch schwebt, Reminiszenzen an die grossen Broadcast bereithält, die Prochets erfi nderischer Umgang mit retrofuturistischer Psychedelik dokumentiert und die zu schwindlig ma-chenden Popsongs führt. Schon schön. (bs)

26.2., Stall 6, Zürich; 27.2., Palace, St. Gallen

Comeback feiern mit Cosmo Alley

Cosmo Alley? Darunter kann man sich vieles vorstellen, wenn man denn mag. Eine im wahrsten Sinne abgefahrene Strasse? Meinetwegen. Ein le-diglich in Insiderkreisen bekannter Energy-Drink? Durchaus möglich. Ein kleiner Club im Los Angeles der späten Fünfzigerjahre? Historisch gese-hen: ja. Cosmo Alley ist aber vor allem ein Duo, hinter dem die beiden Gitarristen und Songwriter Tom Krailing und Gianni Palumbo stecken. Bereits seit einiger Zeit sind die beiden heimlichen Haudegen gemeinsam unterwegs und haben ihr Album «Now It’s On», das nun getauft werden soll, mit einer souveränen Aktion auf dem Crowdfunding-Portal Wema-keit.ch fi nanziert.Das Werk markiert das offi zielle Tonträgercomeback von Tom Krailing, der sich in den Neunzigerjahren mit den Solowerken «Buffalo Ballet» und «Electrostreet» als Schweizer Troubadour von Weltruhm etablierte. Die Nullerjahre hat er dann fast komplett in der Versenkung verbracht, doch nun kehrt er zurück mit einer Sammlung von Songs, denen eine gewisse – sagen wir mal – Altersgelassenheit zweifellos anzuhören ist. Während an-dere Männer gleichen Alters mit schwäbischen Sportwagen mitten durch die Midlife-Krise cruisen, haben Krailing und Palumbo neue Lieder ange-fertigt, die sie nun mit Schlagzeuger Dominic Damonte (der dritte Mann auf dem Bild) und einer All-Star-Combo zur Aufführung bringen. Defi ni-tiv: It’s on! (amp)

23.2., Kammgarn, Schaffhausen (Plattentaufe); 17.3., El Lokal, Zürich; 25.4., Schüür, Luzern; 23.5., Altes Spital, Solothurn

Leiden mit Fraktus

Sie hätten alles haben können: weitläufi ge Villen, Mannequin-Ehefrauen, schnittige Schlitten und protzige Jachten. Die Möglichkeiten schienen gren-zenlos zu sein, als Fraktus Anfang der Achtzigerjahre ihre Karriere began-nen. Mit dem zweiten Album «Tut Ench Amour» gelingt ihnen der natio-nale Durchbruch, und mit ihrer streng formalisierten Musik legen sie den Grundstein für all das, was in späteren Jahren unter dem Etikett «Techno» für Furore und volle Kassen sorgen wird. Doch dann kommt der schicksal-hafte Auftritt in der Hamburger Turbine, bei dem ein Kurzschluss am The-remin einen Brand auslöst, der den Club und das komplette Equipment der Band vernichtet. In der Folge gehen die drei Fraktus-Mitglieder getrennte Wege: Bernd Wand steigt ins elterliche Optikergeschäft ein, Sänger Dickie Schubert eröffnet in Hamburg erst ein Fax-, später dann ein Internet-Café («Surf’n’Schlurf»), und Torsten Bage wandert nach Ibiza aus, wo er sich als Partymusik-Produzent eine goldene Nase verdient.Jahrzehnte später kommt es schliesslich zu einer Reunion, die allerdings eher desaströs verläuft. Doch sie bildet die Grundlage für den Mockumen-tary-Film «Fraktus – Das letzte Kapitel der Musikgeschichte», in dessen Verlauf Koryphäen wie Blixa Bargeld, Steve Blame, Dieter Meier oder Ste-phan Remmler über den immensen Impact des norddeutschen Trios refe-rieren, derweil die drei Musikanten herrlich ungeschickt durch die Gegen-wart tappen. Man lacht, lernt und leidet mit. (amp)

Premieren: 21.2., Kino Kunstmuseum, Bern; 28.2., RiffRaff, Zürich; 1.3., Kino Bourbaki, Luzern; www.fraktus.de