Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... ·...

44
Pleistozäne Rinnen und der DGH-Effekt -- Warum „Gorleben“ die falsche Wahl war -- -- Geowissenschaftliche Perspektiven und neue Aspekte zum „Titanic“- Untergang und zur Mangroven-Genese -- von Dieter ORTLAM (Achern/Bremen) mit 22 Abbildungen und 1 Tabelle Herrn Dr. Richard von WEIZSÄCKER (1920-2015) zum 90. Geburtstag und der Nachwelt als Verpflichtung (Vortrag, gehalten am 17. 04. 2010 in Dannenberg anlässlich des „Gorleben“-Hearings der Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg e. V. ) Erst-Publikation: 2010; Fassung: 01/2019 (Copyright, alle Rechte vorbehalten) Key words: Endlagerung, Salinar, Gorleben, Rambow, Asse, Fukushima, pleistozäne Rinnen, Genese, Konfiguration, Quartär-Basis, Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Oberrheingraben, Mittelbaden, Alpen, Skandinavien, Gorlebener Rinne, steiler Zahn, Reeßelner Rinne, Laaser Rinne, Wintermoorer Rinne, Oberrhein-Rinne, Bodensee-Alpenrhein-Rinne, Überlinger Rinne, Teufelstisch, Inn-Rinne, Aare-Rinne, Rhône- Rinne, Gardasee-Rinne, Kontinentaler Fjord, Ohrid-See, Skutari-See, Van-See, Tertiäre Platte, Mariner Fjord, tertiärer Ton, Drainage, Grundwasser, Potential, Grundwasser- Speicherstätte, Nachhaltigkeit, Entnahme, Wasserwerke, Nordheide, Blumenthal, Vegesack, Bremerhaven, Langen, Leherheide, Wulsdorf, Bexhövede, Inlandeis, Grundwasser-Export, Verbreitung, Elster-Kaltzeit, Mindel-Kaltzeit, Saale-Kaltzeit, Riss-Kaltzeit, Lößdecken, Rheinseiten-Rinnen, Heidelberger Loch, Hamburger Loch, Soltauer Becken, Geiswasser Becken, Rückschmelzphase, Bedières, Gletschertöpfe, Gletscher-Mühlen, Zwickel-Stauseen, Entleerung, Ice-Surging-Prozess, Märjelen-See, Gorner-See, Meeresspiegelanstieg, Mega- Muren, Eis-Karst, Eiskarst-Schwamm, Gletscher-Stuben, Rinnen-Tiefgänge, Rinnen- Stapelung, Siphonen, subglazial, Karst-Rinnen, Blauhöhle, mäandrierend, Achterbahn-artig, Grundmoränen, allochthon, Stapelung, Eis-Exaration, Fjorde, Sunde, Zungenseen, Wostok- See, Lake Ellsworth, Petermann-Gletscher, Wissard-Projekt, Edda, Niflheim, Muspelheim, Archimedisches Prinzip, Tauchgleichgewicht, DGH-Effekt, Mangrove-Genese, Alte Sau, Old Sow, Fluid-Tornado, DGH-Quotient, Halokline, Hydraulik, Jojo-Effekt, Amsterdam, Ostfriesische Inseln, Süßwasserlinse, Titanic-Eisberg, Grönland, dropstones, Ballast-Kiel, Geröllbewehrung, „Titanic“, Kollision, Schiffskatastrophe, hot spots, mineral spots, Perforation, Treppenhaus-Leakage-Effekt, Lauenburger Schichten, Bändersedimente, Warwite, Tiefgefrornis, Permafrost, Rollendes Peilrohr, Gipshut, Caprock, Salzspiegel, Residualton, selbstabdichtend, Mehrfach-Barrieren-System, Geo-Barrieren, Radiolyse, Bremer Becken, Lesum, Lilienthal, Delmenhorst-Osterholz, Elbe-Jeetzel-Niederung, Dauer- Laugung, Salzwasser, Extrusion, Aufstiegswässer, Siel-Wirtschaft, Halophyten, edaphisch, Aussüßung, Grundwasser, Transfluenz, Lüneburger Heide, Göhrde, Salinartektonik, Erdfälle, Halokinese, Mittelmeer-Mjösen-Zone, Geest-Insel, Zeugenberg, Höhbeck, Weyerberg, Drenthe II, Verbreitung, Hydrosphäre, Salinosphäre, Halokinese, Öl-GAU, Golf von Mexico, Barents-See, Nowaja Semlja, Rückholbarkeit, Hanford, Tetscha, Majak-Osjorsk, Windscale, Karatschai-See, La Hague, Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima. 1

Transcript of Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... ·...

Page 1: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Pleistozäne Rinnen und der DGH-Effekt-- Warum „Gorleben“ die falsche Wahl war --

-- Geowissenschaftliche Perspektiven und neue Aspekte zum „Titanic“-Untergang und zur Mangroven-Genese --

vonDieter ORTLAM (Achern/Bremen)

mit22 Abbildungen und 1 Tabelle

Herrn Dr. Richard von WEIZSÄCKER (1920-2015) zum 90. Geburtstagund der Nachwelt als Verpflichtung

(Vortrag, gehalten am 17. 04. 2010 in Dannenberg anlässlich des „Gorleben“-Hearingsder Bürgerinitiative Lüchow-Dannenberg e. V. )

Erst-Publikation: 2010; Fassung: 01/2019 (Copyright, alle Rechte vorbehalten)

Key words: Endlagerung, Salinar, Gorleben, Rambow, Asse, Fukushima, pleistozäne Rinnen,Genese, Konfiguration, Quartär-Basis, Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung, Bremen, Hamburg, Niedersachsen, Oberrheingraben, Mittelbaden, Alpen, Skandinavien, Gorlebener Rinne, steiler Zahn, Reeßelner Rinne, Laaser Rinne, Wintermoorer Rinne, Oberrhein-Rinne, Bodensee-Alpenrhein-Rinne, Überlinger Rinne, Teufelstisch, Inn-Rinne, Aare-Rinne, Rhône-Rinne, Gardasee-Rinne, Kontinentaler Fjord, Ohrid-See, Skutari-See, Van-See, Tertiäre Platte, Mariner Fjord, tertiärer Ton, Drainage, Grundwasser, Potential, Grundwasser-Speicherstätte, Nachhaltigkeit, Entnahme, Wasserwerke, Nordheide, Blumenthal, Vegesack, Bremerhaven, Langen, Leherheide, Wulsdorf, Bexhövede, Inlandeis, Grundwasser-Export, Verbreitung, Elster-Kaltzeit, Mindel-Kaltzeit, Saale-Kaltzeit, Riss-Kaltzeit, Lößdecken, Rheinseiten-Rinnen, Heidelberger Loch, Hamburger Loch, Soltauer Becken, Geiswasser Becken, Rückschmelzphase, Bedières, Gletschertöpfe, Gletscher-Mühlen, Zwickel-Stauseen, Entleerung, Ice-Surging-Prozess, Märjelen-See, Gorner-See, Meeresspiegelanstieg, Mega-Muren, Eis-Karst, Eiskarst-Schwamm, Gletscher-Stuben, Rinnen-Tiefgänge, Rinnen-Stapelung, Siphonen, subglazial, Karst-Rinnen, Blauhöhle, mäandrierend, Achterbahn-artig, Grundmoränen, allochthon, Stapelung, Eis-Exaration, Fjorde, Sunde, Zungenseen, Wostok-See, Lake Ellsworth, Petermann-Gletscher, Wissard-Projekt, Edda, Niflheim, Muspelheim, Archimedisches Prinzip, Tauchgleichgewicht, DGH-Effekt, Mangrove-Genese, Alte Sau, Old Sow, Fluid-Tornado, DGH-Quotient, Halokline, Hydraulik, Jojo-Effekt, Amsterdam, Ostfriesische Inseln, Süßwasserlinse, Titanic-Eisberg, Grönland, dropstones, Ballast-Kiel, Geröllbewehrung, „Titanic“, Kollision, Schiffskatastrophe, hot spots, mineral spots, Perforation, Treppenhaus-Leakage-Effekt, Lauenburger Schichten, Bändersedimente, Warwite, Tiefgefrornis, Permafrost, Rollendes Peilrohr, Gipshut, Caprock, Salzspiegel, Residualton, selbstabdichtend, Mehrfach-Barrieren-System, Geo-Barrieren, Radiolyse, Bremer Becken, Lesum, Lilienthal, Delmenhorst-Osterholz, Elbe-Jeetzel-Niederung, Dauer-Laugung, Salzwasser, Extrusion, Aufstiegswässer, Siel-Wirtschaft, Halophyten, edaphisch, Aussüßung, Grundwasser, Transfluenz, Lüneburger Heide, Göhrde, Salinartektonik, Erdfälle, Halokinese, Mittelmeer-Mjösen-Zone, Geest-Insel, Zeugenberg, Höhbeck, Weyerberg, Drenthe II, Verbreitung, Hydrosphäre, Salinosphäre, Halokinese, Öl-GAU, Golf von Mexico, Barents-See, Nowaja Semlja, Rückholbarkeit, Hanford, Tetscha, Majak-Osjorsk, Windscale, Karatschai-See, La Hague, Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima.

11111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111

Page 2: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Zusammenfassung: Es werden die umfangreichen hydrogeologischen Arbeiten im Bereich des Salinars „Gorleben“ in Nordost-Niedersachsen zur Trink- und Brauchwasser-Versorgung der örtlichen Bevölkerung und der Freien und Hansestadt Hamburg im Zuge der Wasserwirtschaftliche Rahmenplanung in der Zeit zwischen 1966 und 1974 geschildert. Als Ergebnis wurde eine der größten Grundwasserspeicherstätten Europas mit einem nutzbaren Volumen von 125 Mrd m³ nachhaltig im nördlichen Niedersachsen entdeckt. Durch den Nachweis umfangreicher pleistozäner Rinnensysteme, deren Bremer Entdeckungsgeschichte (1882) und subglazialer Genese dargelegt wird, und der mächtigen Braunkohlensande der tertiären Platte in Nord-Niedersachsen können diese Grundwasser-Reserven durch den vorliegenden natürlichen Drain-Effekt voll genutzt werden. Die Bedeutung dieses wichtigen Rohstoffs Grundwasser für die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland als Exportgut, z. B. für die Anrainerländer des Mittelmeeres, wird bisher unterschätzt, zumal in Süddeutschland ähnliche Grundwasser-Potentiale entwickelt werden können. Die weite Verbreitung und die großen Tiefgänge (bis 1000m) der pleistozänen Rinnensysteme – bedingt durch subglaziale Mega-Muren bei der Entleerung von Zwickel-Stauseen und des Eis-Karstes bei Ice-Surging-Prozessen der gewaltigen Inlandeis-Decke -- sind nicht nur für Norddeutschland sondern auchfür Süddeutschland einschließlich der Alpen nachgewiesen. Die elsterzeitlichen Inlandeis-Decken von Skandinavien und den Alpen prallten im Süden Deutschlands aufeinander und hinterließen ausgedehnte subglaziale Rinnensysteme während ihrer Rückschmelzphasen, deren Grundwasser-Potential erheblich und heute noch kaum genutzt ist. Jede Inlandeis-Decke in der Welt hat ihre subglazialen Rinnen und Becken subglazial ausgebildet, einschließlich Grönland und Antarktis (u. a. Wostoksee-System, Lake Ellsworth, Wissard-Projekt).Durch den weltweit bedeutenden DGH-Effekt (= Archimedisches Prinzip) sind die Grundwasserleiter in Norddeutschland – trotz zahlreicher hoch-aufragender Salinare – bis in 400m Tiefe ausgesüßt. Lediglich an den Salinar-Flanken und in den – gegenüber ihrer Umgebung – tief liegenden Gebieten des Bremer Beckens und der Elbe-Jeetzel-Niederung treten aktive Versalzungen der Grundwasserleiter bis zur jeweiligen Geländeoberfläche auf. Die aktive Dauer-Laugung der örtlich vorliegenden Salinare (z. B. „Gorleben“) vollzieht sich durch die tief einschneidenden pleistozänen Rinnensysteme in die Salinare (= Salzstöcke und Salzmauern) durch den Treppenhaus-Leakage-Effekt (= TL-Effekt) und den DGH-Effekt. Dieweltweite Verbreitung beider Effekte wird dargelegt und ihre Bedeutung bei der Endlagerung hochradioaktiver Stoffe in Salinaren kritisch diskutiert. Alternativen zur Salz-Endlagerung anhand eines Mehrfach-Barriere-Systems und anderer geologischer Einheiten werden aufgezeigt. Eine Ergebnis-neutrale Untersuchung von mehreren Geotopen mit vorher festgelegten notwendigen Bedingungen sollte unverzüglich eingeleitet werden. Dabei kommt der kostengünstigen und schnellen Geochemischen Kartierung oberflächennaher Grundwasserleiter mithilfe des Rollenden Peilrohres eine nicht unwichtige Bedeutung zu, um eine primäre Salzspiegelabdichtung als weitere Geo-Barriere zu testen. Die Genese der Mangroven in flachen Küstensäumen durch Süßwasserzufuhr per DGH-Effekt wird erkannt.Einige Informationen aus der Germanischen Edda geben interessante Hinweise zur geowissenschaftlichen Erklärung von Niflheim, Muspelheim und der tiefen Sunde/Fjorde sowie der Zungenseen in der Quartärzeit Europas.Abstract: The numerous hydrogeological investigations in the area of the saltdome of “Gorleben” (northeastern Lower Saxony, Germany) will discussed under the aspect in winning groundwater for the local peoples and for the town of Hamburg during the economic plan for water resources (1966-1974). At the end the biggest groundwater ressources of Europe were discovered in northern Lower Saxony with a volume of 125 Bill. m³. The discovering of the large and big lignitic sands (“Tertiary Plate”) and of a large system of pleistocene channels of northern Lower Saxony (first discovery 1882 in the area of the town

2

2

Page 3: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

of Bremen) and their subglacial origin are explained. The exploitation of old groundwater in the deep pleistocene channels is the result of hydraulic natural draining the fine lignitic sands of the surrounding Tertiary Plate. The importance of these big groundwater resources using inGermany or by tansfer-good in other countries around the Mediterranian Sea are undervalued by discovering new groundwater resources of large pleistocene channels in southern Germany. The large spreading and the big depth (>1.000m) of the pleistocene channels are shown in northern and southern germany and the Alps digging by subglacial catastrophic emptying of glacier bassins and the ice-karst during ice-surging processes. The elsterian big inland-ices of Scandinavia and the Alps bounded against along the Jura in Switzerland and southern Germany towards the Bohemian Forest digging the large and deep systems of subglacial channels by melting ice. These potentals of groundwater resources are not discovered and not explorated in southern Germany until now. Each inlandice covering the earth have developped their subglacial channels and basins, including Greenland and Antarctica (e. g. lake of Wostok and of Ellsworth, Wissard-Project).Inspite of the numerous uprising saltdomes the groundwater resources of northern Germany consist of freshwater up to a depth of 400m basing on the DGH-effect, the physical principle of Archimedes. Only at the deep borders of the saltdomes and the topographic deep basins of Bremen and the Elbe-Jeetzel active salinizations are observed up to the surface. The active leaching of the saltdomes (e. g. “Gorleben”) based on the deep pleistocene channel of Gorleben with the DGH-effect combined with the stairway-leakage-effect. The worldwide spreading of these effects is shown and the importance for the deposition of radiactive and other waste materials is discussed. Alternative examples for the deposition in saltdomes are proposed in other geological formations based on the idea of a multi-barrier-system. An objective investigation of several geotopes should immediately begin, based on fastened and necessary conditions. The importance of the fast and cheap method of the geochemical mapping of the flat groundwater by the “Rolling Water-Gauge” is discussed to prove a primary tightening (geo-barrier) of the salt mirror at the base of caprock. The origin of mangroves in the lower coast-sides by freshwater-imput is declared by the DGH-effect.Some informations of the old German Edda give many interesting geological explanations of Niflheim, Muspelheim, the deep fjords and the glacio-lakes during the quarternary age of Europe.

Résumé:

1. Einführung

Die nachfolgenden Betrachtungen sind das Ergebnis eines recht neugierigen und interdisziplinär denkenden Geowissenschaftlers, der als Hydrogeologe zwischen 1966 und 1974 im Niedersächsischen Landesamt für Bodenforschung (Hannover) und anschließend bis 1997 als Leiter des Amtes für Bodenforschung Bremen (Außenstelle des NLfB; heute: Geologischer Dienst Bremen) tätig war. Als eines der ersten Projekte wurde mir im Jahre 1966 die hydrogeologische Erkundung zur Erweiterung der Grundwasserförderung des Wasserwerkes auf dem Höhbeck, einer 75m aufragenden Geest-Insel (= Zeugenberg) in der Elbe-Jeetzel-Niederung auf dem Salzstock (= Salinar) „Gorleben“, übertragen, um den in den Sommermonaten dort einbrechenden Versalzungen der verstärkten Grundwasserförderung desdortigen Wasserversorgungsverbandes des Landkreises Lüchow-Dannenberg nachzugehen. Damals hatten meine hydrogeologischen Kollegen und ich noch keine Ahnung über eine Störung des sensiblen Tauchgleichgewichts zwischen leichtem (vadosen) Süßwasser und demschwereren Salzwasser im Untergrund von Nord-Niedersachsen, was später dann unter dem Namen DGH-Effekt in die Literatur Eingang fand (ORTLAM 1984, 1989 und 2000). Es konnte damals nur die definitive Aussage gemacht werden, dass die im Wasserwerk

3

3

Page 4: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

„Höhbeck“ bei stärkeren (sommerlichen) Grundwasserentnahmen auftretenden Salzwassereinbrüche nur von unten vom Salinar „Gorleben“ durch undichte Stellen (Perforationen bindiger Deckschichten des Tertiärs und Quartärs) stammen können (GROBA & ORTLAM 1966, ORTLAM 1972a). Die genauen hydraulischen Kontakte waren 1966 jedoch nicht klar und konnten erst Ende der 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts u. a. im Zuge der umfangreichen geowissenschaftlichen Untersuchungen im Bremer Becken und in der Elbe-Jeetzel-Niederung sehr detailliert aufgeklärt werden.

2. Geowissenschaftliche Untersuchungen (1966-1974)

Die ursprüngliche Situation änderte sich zuerst durch das umfangreiche Tiefbohrprogramm der zweiten Wasserwirtschaftlichen Rahmenplanung in der BRD, dem Gebiet „Obere Elbe“ (Abb. 1), das zusammen mit Mitteln des Landes Niedersachsen, des Bundes und vor allem derdamals nach Grundwasser dürstenden Hamburger Wasserwerke (HWW) finanziert wurde (GROBA, ORTLAM & VIERHUFF 1969, ORTLAM 1972a, LIERSCH 1972). Die Betreuung dieses im Jahre1966 im Westen der Lüneburger Heide gestarteten Untersuchungs- und Bohrprogramms wurde mir von meinen damaligen Vorgesetzten Dr. R. WAGER und Dr. W. RICHTER allerdings mit der Vorgabe übertragen, dass „ich kaum tiefer als 100m zu bohren hätte, weil ab dieser Tiefe nur noch mit Salzwasser wegen den hochliegenden Salinaren in der Lüneburger Heide zu rechnen wäre“ (WAGER 1956 und 1957). Außerdem wurde 1968 ein Bohrprogramm östlich der Ilmenau aus Mitteln des Niedersächsischen Zahlenlottos gestartet, um örtliche hydrogeologische Probleme zur Grundwasserversorgung zu klären (ORTLAM 1972b).

Abb. 1: Aufschluss-Bohrungen im Wasserwirtschaftlichen Rahmenplan „Obere Elbe“ (1966-1971) mit dem Verlauf der neu erkundeten pleistozänen Rinnen (Pfeil = Reeßelner Rinne) und Becken mit deren Erstbenennung, begrenzt durch die 100m –NN-Tiefenlinie der Quartär-Basis, und den zahlreichen Salinaren (gestrichelt; aus: JARITZ 1973, ORTLAM 1972a, 1975,ORTLAM & VIERHUFF 1978). Grüne Farbe: Salzaufstiege im Bereich der Salinare „Gorleben“ und „Gr. Heide-Siemen“ (blau).

4

4

Page 5: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Bereits die ersten Bohrungen in der Lüneburger Heide südlich von Hamburg zeigten jedoch, dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als auch in denmiozänen Schichten der Tertiären Platte (nach ORTLAM 1972a) vorhanden war. Ermutigt durch diese total neuen Erkenntnisse konnte ich dann die nachfolgenden Jahres-Bohrprogramme nach Osten in die Göhrde mit wesentlich größeren Bohrtiefen konzipieren, so dass die Möglichkeit bestand, die immer tiefer erkundeten pleistozänen Rinnen nahezu vollständig auszuloten, wobei geoelektrische Messungen damals als einzige Vorerkundungsmethode erste vage Hinweise auf diese Rinnensysteme gaben. Die Auswertung seismischer Profile der einschlägigen Erdölindustrie erbrachten damals – im Gegensatz zu heute (Projekt „BurVal“ 2006 mit seismischen Messungen) – leider auch keine relevanten Ergebnisse zur Identifikation tieferer Rinnen. Trotz einer aufwendigen Vorauswertung vorhandener NLfB-Archivbohrungen wusste ich damals noch nicht einmal, inwelche Richtung diese neu entdeckten Rinnen verliefen und welche Tiefgänge sie erreichen würden (GROBA, ORTLAM & VIERHUFF 1969, ORTLAM 1972a und 1972b).

Abb. 2: Lage der Quartär-Basis (Meter unter NN) in Nordost-Niedersachsen (aus: ORTLAM 1972a, 1975, ORTLAM & VIERHUFF 1978). Pfeil = Reeßelner Rinne mit einer Quartär-Basis bei 434m unter NN.

In der Reeßeln-Karwitzer Rinne (Abb. 2) östlich von Lüneburg wurde dann 1969 eine Rekordmächtigkeit pleistozäner Schichten nördlich der Mittelgebirge mit insgesamt 502m erbohrt (ORTLAM & VIERHUFF 1978, Tab. 1). Auf noch größere Mächtigkeiten in Europa komme ich jedoch später noch zurück, weil dieser Punkt ein wesentliches Kriterium zur Beurteilung der Endlagerung höchst brisanter Stoffe in einem Salinar wegen eines nicht erwünschten Kurzschlusses von der Salinosphäre mit der Hydrosphäre darstellt.Genau die gleiche Bedeutung für die hydrogeologische Erkundung im Gebiet „Obere Elbe“ hatte im Zuge der ausgedehnten Bohrprogramme die Beobachtung, dass östlich der Göhrde mit dem Beginn der tiefliegenden Elbe-Jeetzel-Niederung sich die geochemischen

5

5

Page 6: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Verhältnisse der pleistozänen und tertiären Aquifere schlagartig ändern. Statt Süßwasser erbrachten die zahlreichen Aufschluss-Bohrungen überwiegend Salzwasser, das z. T. bis zur Erdoberfläche reichte. Als einziges Ergebnis zu ihrer Genese stand fest, dass die dort vorliegenden Salinare „Gr. Heide-Siemen“, „Wustrow“ und „Gorleben“ als Verursacher dieser hoch-aufragenden Versalzung galten (Abb. 1). Problem war jedoch, wie kommt – gegenüber leichtem Süßwasser -- spezifisch schweres Salzwasser der Salinare aus der Tiefe bis zur Erdoberfläche und welche Hydraulik steckt dahinter?

2.1. Der DGH-Effekt, „Titanic“ und die Alte Sau (Old Sow = Fluid-Tornado)

Das Problem war vom Griechen ARCHIMEDES von Syrakus (285-212 v. Chr.) jedoch bereits im 3. Jahrhundert v. Chr. durch die Entdeckung des Gesetzes zur Schwimmfähigkeit von Schiffen grundsätzlich gelöst worden und allgemein – vor allem im Schiffbau – weit verbreitet („Archimedisches-Prinzip“). Auch waren durch die Inuits und aus der Seeschifffahrt die Tauchtiefen der grönländischen Eisberge im Meerwasser durchaus bekannt:aufgrund des geringeren spezifischen Gewichtes von Eis (0,911674g/cm³, ohne etwaige schwerere Grundmoränenanteile!) gegenüber dem Meerwasser (~1,03g/cm³) ergibt sich rechnerisch über Wasser nur eine Auftauch-Höhe von ~1/10 (z. B. 10m), dagegen unter Wasser eine Eintauch-Tiefe von ~9/10 (z. B. 90m). Wegen den gelegentlich anhaftenden, spezifisch schwereren Grundmoränen-Anteilen einschließlich der erratischen Blöcke (= den später abgelagerten Tropfsteinen/dropstones am Meeresgrund) kann sich dieses Verhältnis jedoch noch etwas verschieben und auch als stabilisierender Ballast-Kiel der Eisberge fungieren. Beim Entladen dieser Gewichte beim sukzessiven Abschmelzvorgang kann es zu den gefürchteten und unkontrollierbaren Rollbewegungen der Eisberge mit entsprechenden Klein-Tsunamis kommen. Darüber hinaus hinterlassen mächtige Eisberge durch ihren Tiefgang an den Schwellen der (marinen) Fjord-Ausgänge (u.a. Grönland Spitzbergen, Alaska, Norwegen) oft tiefe Kratz-Furchen von abdriftenden Eisbergen, woraus sich wiederum der Nachweis von verstärkter Eisschmelze im jeweiligen Eis-Binnenland ergibt.Gerade der dunkelfarbige Grundmoränen- bzw. Blockgeröll-Anteil eines weißen Eisberges (über dem Meeresspiegel) hat im Falle der „Titanic“-Kollision von 1912 wegen des punktuell wirkenden Schmirgel-Effektes und dem fatalem Aufschlitzen bzw. Eindrücken der seitlichen „Titanic“-Bordwand durch die zahlreichen Schotts über ~90m Länge zu deren tragischem Untergang am 14./15. April 1912 geführt (Abb. 3). Die vor dem damaligen US-Senatsausschuss dokumentierte Zeugenaussage des Matrosen Reginald LEE aus dem Krähennest der „Titanic“ (HÖGE 2012) bei der Erst-Sichtung des Eisberges etwa 600m direktvoraus: „Eine dunkle Masse (also mit Moränenmaterial bewehrter Eiskörper, der Verfasser),die durch den Dunst kam, mit einer weißen Spitze“ (also reines Eis, der Verfasser). Bezeichnende Zeugenschilderungen von reinem Eis-Abbruch von der Eisbergspitze auf das Oberdeck der „Titanic“ (>20m über dem Meeresspiegel gelegen) belegen diese o. g. Vermutungen allzu deutlich. Demnach müsste man am Grunde des Ozeans (in 3.840m Tiefe) im weiten Trümmerfeld der „Titanic“ mit ihren beiden 600m auseinander liegenden Teilen (BALLARD 01. 09. 1985, HISTORY CHANNEL 2007) vielleicht noch einige Dropstones (Fallsteine) vom Crash der „Titanic“ mit dem Moränen-bewehrten Eisberg bei Tauchgängen nachweisen können. Bei einer Höhe des Eisberges von mindestens 20m über dem Meeresspiegel dürfte damit der Eisberg eine Tauchtiefe von >200m erreicht haben (Abb. 3): eine gewaltige Eismasse gegenüber dem Leichtgewicht der „Titanic“ (269m lang, 46.000 BRT), die nur eine Überlebenschance bei einer direkten (Frontal-)Kollision gehabt hätte. Beim Vorbeigleiten des Schmirgel-Eisberges an der vorderen Steuerbordseite der “Titanic“ wurde die rechte Seitenwand nicht nur an mehreren Stellen eingedrückt und platzten somit dieschlechten, Schlacke-haltigen Nieten auf (ARTE 2012), sondern es wurden auch Teile der Seitenwand durch den Eisberg-Schmirgel-Effekt auch nach Zeugenaussagen abschnittsweise

6

6

Page 7: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

regelrecht aufgeschlitzt. Die primären Ursachen des Titanic-Crashs sind also sehr vielschichtig.Fazit: Ein Frontal-Crash mit dem Eisberg hätte sehr wahrscheinlich die Rettung des Schiffes und der >1500 ertrunkenen Menschen gebracht! Reines Eis hätte nämlich die zahlreichen Schotts der „angeblich unsinkbaren Titanic“ kaum aufschlitzen können (falls die schlechten Nieten gehalten hätten), so dass es nicht zum Untergang gekommen wäre. Diese neuen glazialgeologischen Befunde sind bisher als eigentliche Primär-Ursache – neben den hauptsächlichen Fehlentscheidungen des Kapitäns SMITH und dessen Offiziere (z. B. Backbord-Manöver unter Geschwindigkeitsstopp) – für den Untergang der „Titanic“ noch garnicht ausreichend diskutiert und gewürdigt worden, auch nicht die Herkunft und Genese des großen Titanic-Eisberges. Er stammte aufgrund seiner Größe entweder vom schnellen Jakobshagen-Gletscher bei Illulisat oder – weiter nördlich – vom Petermann-Gletscher an der Nordwestküste Grönlands, die aufgrund von zeitweiligen Ice-Surging-Prozessen gewaltige Eisberge gebären, wie dies beim letzteren am 05. 08. 2010 durch große Flutwellen (= Tsunamis) und dadurch verursachte Eisabgänge zu beobachten war (ORTLAM 2012).Eine ähnliche Situation von gewaltigen Ice-Surging_Prozessen droht im Bereich der beiden großen z. Zt. noch gebremsten Eisablass-Düsen der Antarktis – dem Wedell-Schelfeis und dem Ross-Schelfeis -- , die beide den innerantarktischen Eisausfluss durch die Rauigkeit der jeweiligen Schelf-Oberflächen momentan noch gewaltig behindern. Sollten jedoch diese beiden Schelf-Eiskörper durch endogene (z. B. Erdbeben) und/oder exogene Ereignisse (z. B. Meerwasser-Erwärmung, Tsunamis) zu Ice-Surging-Prozessen angeregt werden, dann gäbe eskein Halten mehr für den schlagartigen Ausfluss der gewaltigen innerantarktischen Eismassenoder Teile davon in den Welten-Ozean (ORTLAM 2012). Hieraus ergeben sich dann gewaltige Meeresspiegelanstiege von mehreren Metern bis in den Bereich von >10m Höhe, wie dies bereits am Beginn des Atlantikums anhand der Kartierung von abgetauchten Strand-Terrassen um die Bermudas nachgewiesen werden konnte (freundliche mündliche Mitteilung Prof. Dr. D. MEISCHNER. und Dr. R. VOLLBRECHT, Uni Göttingen). Dieses von mir Anfang der 90er Jahre bereits entwickelte Szenario wurde mehrfach mit Wissenschaftlern des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung (AWI, Bremerhaven) diskutiert undbisher von diesen immer abgelehnt, was auch für die beiden Bremischen Deichverbände gilt. Zwischenzeitlich scheint nun allmählich Bewegung in die Angelegenheit zu kommen, da nun im Filchner-Rönne-Schelfeis (innerer Teil des Wedell-Schelfeises) ähnliche Szenarien selbst vom AWI angedacht werden. „Kommt Zeit, kommt Rat!“

7

7

Page 8: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 3: Darstellung eines grönländischen Eisberges mit seinen Eintauch-Dimensionen (1/10 über Wasser und 9/10 unter Wasser) sowie eine vergleichende Darstellung zu einem (getauchten) Blauwal und der „Titanic“ in Kollision mit dem -- seitlich Geröll-bewehrten – dunklen Eisberg und seinem verheerenden punktuellen Schmirgel-Effekt (Rechts-/Links-Situation mit unterschiedlichen Schiffsprofilen)

Was nun das Tauchgleichgewicht betrifft, haben erst die beiden niederländischen Militäroffiziere DRABBE & GHIJBEN in den Jahren 1887-89 und der deutsche Baurat HERZBERG in den Jahren 1885-1900 -- unabhängig voneinander -- im Bereich von Amsterdam bzw. der Insel Norderney und anderen ostfriesischen Inseln sowie auf der Insel Helgoland die physikalischen Beziehungen zwischen leichtem Süßwasser und dem darunter liegenden schweren Salzwasser der Nordsee (= 2,9Gw% Salzgehalt), die sich nicht miteinander im Poren-Aquifer des Untergrundes vermischen, entdeckt. Es liegt also eine scharfe Grenze zwischen den beiden Fluiden leichtes Süßwasser und schweres Salzwasser in Form einer Halokline vor.

8

8

Page 9: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 4: DGH-Effekt im Bereich einer Insel bzw. einem Kontinent mit Süßwasserablaufröhre (= freshwater current pipe, FCP). Genese der Mangroven im Küstensaum mit der wichtigen Süßwasserzufuhr der basalen Mangroven-Wurzeln; ergänzt aus ORTLAM 2000.

Bei einem Salzgehalt von etwa 2,9% ergibt sich ein Verhältnis bzw. ein Quotient von 1:34,5 (bei Abb. 4 mit 2,7% Salzgehalt ein Quotient jedoch von 1:37), d. h. bei einer angenommenenGrundwasserspiegelfläche von 2m +NN -- bedingt durch die jahreszeitlich bedingte Regenwasserregeneration auf einer Insel bzw. einem Kontinent -- liegt die Süß-/Salzwassergrenze bei 69m –NN (DGH-Quotient 1:34,5). Wird die Grundwasseroberfläche durch eine Grundwasserentnahme mittels eines Brunnens aber nur um1m abgesenkt, ändert sich sofort das variable Tauchgleichgewicht in der Tiefe. Innerhalb desvorliegenden Absenktrichters schnellt die Süß-/Salzwassergrenze um 34,5m nach oben, bei 2m Absenkung bereits um 69m nach oben, so dass es dann zu massiven Salzwasser-Einbrüchen in den Brunnen von unten kommt (= Upconing). Stellt man die dadurch geochemisch überzogene und belastete Grundwasserförderung aber wieder ein, springt das System unverzüglich wieder in den ursprünglichen Zustand zurück – jedoch mit leichter Verzögerung durch den vertikalen Kf-Wert des Aquifers.Dieser hydraulische Jojo-Effekt wurde in den 80er Jahren zu Ehren der Entdecker DRABBE, GHIJBEN und HERZBERG als DGH-Effekt (ORTLAM 1984, 1989 und 2000), d. h. dem variablen Tauchgleichgewicht zweier nicht mischbarer Flüssigkeiten (= Fluide) mit unterschiedlich spezifischen Gewichten, von mir beschrieben und benannt. Dabei ist wichtig, dass der DGH-Quotient bei Brackwasser mit 1,5% (z. B. in der südlichen Ostsee oderschwach salinaren Wässern) auf 1:66,7 ansteigt, dagegen bei höherer Salzkonzentration mit 6% (z. B. bei stark salinaren Wässern, Tab. 1) auf einen Wert von 1:16,7 absinkt, wie dies in den Grundwässern des Bremer Beckens mehrfach zu beobachten ist (ORTLAM 1982, ORTLAM & SAUER 1996). Der DGH-Quotient lässt sich aber bei weiterer Verdünnung nicht unbegrenzt steigern, weil etwa bei einem Salzgehalt von <1% die Diffusion im Kluft-

9

9

Page 10: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

oder Porengrundwasserleiter zwischen den beiden bisher nicht mischbaren Medien Süß- und Salzwasser eintritt, also keine Halokline ausgebildet ist, und den DGH-Effekt damit außer Kraft setzt (Abb. 5). Diese grundlegenden Erkenntnisse zum DGH-Effekt, die weltweit zu beobachten sind, haben im Binnenland bisher kaum Beachtung gefunden (u. a. LÖHNERT 1966b und 1968, BGR-Autoren) und lassen sich weder in den Publikationen über das „atomare Versuchs-Endlager“-Salinar „Asse“ östlich Salzgitter noch in den 2007 publizierten Abschlussbänden der BGR zum Untersuchungsprogramm des Salinars „Gorleben“ wiederfinden (KLINGE et al 2007, KÖTHE et al. 2007, BORNEMANN et al. 2007), was übrigens auch für andere fach-relevante Publikationen und Berichte zutrifft.Auch bei den Atom-Unfällen in Fukushima – alle ausgelöst durch den erst sekundär auflaufenden Tsunami, weil die AKW's wegen den geringeren Pumpkosten durch korruptive Umstände zu nahe an die Küstenlinie gebaut wurden – ist der DGH-Effekt noch nicht angekommen. Dadurch könnte nämlich das Management zum unterirdischen Übertritt von radioaktiv verseuchtem Grundwasser ins Meer besser und vor allem kostengünstiger gestaltet werden, anstatt einfach eine nahezu sinnlose und teure Spundwand an der Küstenlinie einzubauen. Die Konfiguration des DGH-Effektes an der Küstenlinie mit ihren typischen landseitigen Grundwasserquellaustritten (Abb. 4) erlaubt eine wesentlich gezieltere Vorgehensweise, um entlang der Küstenlinie ein Abwehr-Management zu installieren. Diese Grundwasser-Quellaustritte mit sehr niedrigen Grundwasser-Flurabständen erlaubt auch die Ausbildung von ausgedehnten Mangroven in den flachen Küstenabschnitten (Abb. 4).Ein – umgekehrter – DGH-Effekt liegt in der bekannten „Alten Sau“ (= Old Sow) bei marinenSüßwasserquellen – insbesondere bei starken Karstquellen im Küstenbereich – vor, wobei leichtes Süßwasser unter dem schweren Meerwasser zu liegen kommt. Dieses instabile System wird dann durch mächtige Strudelbewegungen aufgelöst, indem gravitativ das oben liegende, schwerere Salzwasser unter das darunter liegende, leichte Süßwasser strudelartig verbracht wird (= Fluid-Tornado, hiermit). Diese für kleinere Schiffe lebensgefährliche Situation führt zu deren plötzlichen Untergang in einem tief reichenden Strudel wie bei einem– der bekannten Corioliskraft unterliegenden -- Badewannenablauf. Somit wäre auch dieser alte seemännische Mythos einer physikalischen Lösung zugeführt – ähnlich jenem Phänomen der wellen-aufbauenden Kaventsmänner (= Riesenwellen), das lange einer Erklärung harrte. Bei sehr großen Süßwasser-Einbrüchen von Land ins Meer (= HEINRICH-Ereignissen) könnten dabei vorhandene Meeresströmungen, z. B. der Golfstrom, so stark durch die Effekte der „Alten Sau“ gestört werden, dass aufgrund neuer Salz-/Süßwasser-Bedingungen in den Ozeantiefen bisherige Strömungssysteme totlaufen und/oder geblockt werden. Mit der bisher verkannten „Alte Sau“ wird sich die Ozeanographie noch weiter beschäftigen müssen!

Salzgehalt (in Gw%) spezif. Gewicht (g/cm³) DGH-Quotient, H2, (m)<1% <1,010g/cm³ zunehmende Diffusion/Vermischung! 1 1,010 100m (~Ostsee, ~Issykul/Kirgistan) 1,5 1,015 66,7 (~Ostsee) 2 1,020 50 (~Skagerrak) 2,7 1,027 37 (~Nordsee) 2,9 1,029 34,5 (~Nordsee) 3 1,030 33,3 (~Atlantik) 3,5 1,035 28,6 (~Atlantik/Mittelmeer) 4 1,040 25 (~Rotes Meer) 5 1,050 20 (GW Bremer Becken) 6 1,060 16,7 (GW Bremer Becken) 7,5 1,075 13,3 (GW Bremer Becken)10 1,100 10 (~Totes Meer)12,5 1,125 8 (~Totes Meer, ~Karakul/Kirgistan)15 1,150 6,5 (~Totes Meer/Salzseen)35% 1,350g/cm³ 3,5m (~Totes Meer/Schotts)

10

10

Page 11: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Tab. 1: Errechnete DGH-Quotienten (Tauchtiefen-Gleichgewicht zwischen Süß- und Salzwasser)

Abb. 5: Beobachtete DGH-Quotienten (H2) bei verschiedenen Salzkonzentrationen des Untergrundes (Bedingung: messerscharfe Begrenzung von Süß- und Salzwasser als Halokline, kein Diffusionsausgleich).

2.2. Nordwestdeutsches Tertiär-Becken

Das Erkundungsprogramm „Obere Elbe“ und das ergänzende Lottoprogramm beendete ich dann im Jahre 1971 (ORTLAM 1972a und 1972b), woran sich das umfangreiche interdisziplinäre DFG-Schwerpunktprogramm „Korrelierung stratigraphischer Einheiten im Norddeutschen Tertiärbecken“ zur Betreuung bis zum Jahre 1975 anschloss (ORTLAM 1973b,1974 und 1975). Dabei wurden die weiteren Bohrprogramme in den danach anlaufenden Wasserwirtschaftlichen Rahmenplänen „Untere Elbe“ (ORTLAM 1973a) sowie „Nördlich der Aller“ mit einbezogen und geowissenschaftlich intensiv ausgewertet. Dadurch konnten zwischen Elbe im Norden und Weser-Aller im Süden insgesamt 500 neue, direkt vor Ort geowissenschaftlich betreute Aufschluss-Bohrungen neben den vorhandenen Archivdaten ausgewertet und berichtet werden. Die hydrogeologische Erkundung des Gebietes zwischen Elbe im Norden und Weser-Aller im Süden erbrachte anschließend den Nachweis der größten zusammenhängenden Grundwasserspeicherstätte Europas mit einem Gesamt-Grundwasservorrat von insgesamt 125 Mrd. m³ (2500km² Fläche x 200m Aquifer-Mächtigkeit x 0,25 Porenvolumen). Diese jungfräuliche Grundwasser-Ressourcen liegen in den miozänen und quartären Grundwasserleitern der Tertiären Platte bzw. der tiefen Rinnensysteme vor, wobei letztere als natürliche, lange Drainstränge für die optimale Drainageder mächtigen feinsandig-schluffigen Abschnitte des Miozäns im natürlichen Zustand und – noch besser – bei einer aktiven Grundwasserentnahme (z. B. Brunnenbau) fungieren (Abb. 6, 8und 11), wie dies bei der Installation des Wasserwerkes „Nordheide“ der Hamburger Wasserwerke unter Nutzung der Wintermoorer und der Hanstedter Rinne in den 70er Jahren erfolgreich durchgeführt und meine ursprünglich stark angezweifelte These tiefer Aquifer-Aussüßung belegt wurde. Die jährliche Grundwasser-Regeneration beträgt in diesem ~2500km² großen Gebiet aufgrund der geringen Niederschläge (etwa 700mm/a) nur

11

11

Page 12: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

~200mm/a, so dass sich hieraus eine nachhaltige Grundwasserentnahme von gut 50 Mio m³/a ableiten lässt. Deutschland ist somit ein Grundwasser-reiches Land und könnte mit seinen großen Vorkommen in Süddeutschland (quartäre Rinnensysteme im Oberrheingraben und im bayrisch-schwäbischen Voralpenland) zum nachhaltigen Export für einige Mittelmeerländer im Rahmen der Europäischen Union zukünftig infrage kommen. Die sonnenreichen Mittelmeerländer könnten dafür den Norden Europas mit Strom aus regenerativen Energien versorgen, um deren finanziellen Probleme abzuschwächen. Noch besser wäre allerdings den Sonnenstrom aus Nordafrika mittels HGÜ-Übertragung zu beziehen, um entsprechende Hilfe zur Selbsthilfe für diese noch unterentwickelten Länder zu leisten: eine dringend notwendige strategische Partnerschaft zwischen Afrika und Europa, die der negativ ökologischen Entwicklung (u. a. Abholzung, Desertifikation) dieser Länder entgegenwirken könnte. Das hoffnungsvolle Projekt „Desertec“ wurde m. E. aus für mich nichtnachvollziehbaren Gründen sowohl von der industriellen als auch von der politischen Seite eingestellt, obwohl unser ehemaliger Bundespräsident Prof. Dr. H. KÖHLER mahnend zu einer verbesserten Afrika-Politik aufrief. Nun werden wir die Flüchtlingswellen aus Afrika in Zukunft ertragen müssen d. h. „wer zu spät kommt, bestraft das Leben“ (= 1 GOR, ORTLAM 2000).

Abb. 6: Schematischer geologischer Schnitt von Hamburg im Norden bis nach Soltau im Süden (aus: ORTLAM & VIERHUFF 1978) mit den tiefen Hamburger (HH) und Soltauer Becken (hiermit).

2.3.Die pleistozänen Rinnen

Meine sich daran anschließende, langjährige geowissenschaftliche Tätigkeit in der Freien Hansestadt Bremen eröffnete ab dem Jahre 1974 für mich dann nicht nur ein interessantes Tätigkeitsfeld im tiefliegenden Bremer Becken und den umliegenden Geestgebieten sowie den Marsch- und Geest-Bereichen von Bremerhaven, sondern auch die Berührung mit der Geschichte der Entdeckung der pleistozänen Rinnen durch den Bremer Forscher W. O. FOCKE. Im Zuge der ersten Erdölerkundungen im Bremer Raum durch die langwierigen ersten Tiefbohrungen des bekannten Bremer Erdölmagnaten Karl SCHÜTTE ab dem Jahre 1880 erbrachen damals bereits überraschende Bohrergebnisse mit über 250m mächtigen pleistozänen, allerdings hoch-versalzten Schichten (bis 7 Gew% Salzgehalt in HB-Hemelingen). Diese wurden von W. O. FOCKE bereits 1882 zum ersten Mal beschrieben undpubliziert (FOCKE 1882 und 1896). Dem ersten Bremer Landesgeologen Dr. W. WOLFF (vom Bremer Senat im Jahre 1902 bereits vertraglich verpflichtet und dazu nach Bremen von der ehemaligen Kgl. Preußischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie, Berlin, abgeordnet) wurde dann im Jahre 1903 -- wegen der zunehmenden Weser-Versalzung durch die stark aufkommende Kaliindustrie im Einzugsgebiet der Weser -- ein großes hydrogeologisches, hydraulisches und geochemisches Untersuchungsprogramm „Bremer

12

12

Page 13: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Becken und Syker Geest“ vom Bremer Senat übertragen, übrigens der weltweit ersten bekannten Wasserwirtschaftlichen Rahmenplanung – inszeniert durch den Bremer Senatsbeschluss vom 10. 12. 1902 (ORTLAM 2001b). Dabei fand er durch die bis zum erstenWeltkrieg und danach laufenden Bohrprogramme weitere tiefe Rinnen im Bremer Umfeld (Abb. 13) mit Mächtigkeiten des Pleistozäns bis 300m in verschiedenen Rinnen (WOLFF 1903 und 1907, STADTWERKE BREMEN 1939, OHL 1973). Durch den damaligen wissenschaftlichen Austausch mit seinem Hamburger Kollegen Dr. GOTTSCHE wurden diese tiefen pleistozänen Rinnen dann später auch in Hamburg („Billstedter Rinne“) um die Jahrhundertwende entdeckt und bestätigt. Die recht komplizierte Genese dieser Rinnen blieb jedoch jahrzehntelang im Dunkeln und wird selbst in rezenten Publikationen (LÖHNERT 1966a, LINKE 1983, EISSMANN 1987, KUPETZ et al. 1987, EHLERS & LINKE 1989, EHLERS 1990, BurVal Working Group 2006, KELLER 2009) und nach den vorliegenden Fakten zahlreicher Bohrprogramme Norddeutschlands in ihrer Gesamtheit nicht richtig interpretiert.Bereits 1970 konnte ich anhand von mehreren Aufschluss-Bohrungen im östlichsten Teil des Rahmenplanungsraumes „Obere Elbe“, die übrigens in der Abschlusspublikation der BGR (KLINGE et al. 2007, KÖTHE et al. 2007) leider nicht dargestellt sind, den erstmaligen Nachweis der Gorlebener und der Laaser Rinne mit hoch-aufsteigenden Salzwasser-Extrusionen führen (ORTLAM 1972a, 1972b und 1975, ORTLAM & VIERHUFF 1978). Damals bestand bereits ein konkreter Verdacht, dass beide Rinnen mit ihrer Basis mindestens in den Gipshut (= Caprock) des Salinars „Gorleben“ einschneiden, wie ich später in einem hydrogeologischen Schnitt noch aufzeigen werde (Abb. 19). Die Lage der Bohrung mit der damals größten Mächtigkeit pleistozäner Schichten nördlich der Mittelgebirge mit 502m -- entsprechend einer Tiefe der Quartär-Basis von 434m unter NN -- in der Reeßeln-Karwitzer Rinne bei Neu-Darchau/Elbe ist ebenfalls dargestellt (Abb. 2). Diese Rinne unterquert die Elbe nach Mecklenburg und erreicht in der dortigen Hagenower Rinne eine inzwischen eine (bisher nur seismisch) neu erkundete Mächtigkeit quartärer Schichten von etwa 585m – entsprechend einer Tiefe der Quartär-Basis von etwa 550m unter NN. Dies ist -- bis heute -- die größte Mächtigkeit quartärer Schichten nördlich der deutschen Mittelgebirge. Allerdings werden in der Nordsee durch vorhandene Tiefbohrungen nach Kohlenwasserstoffen Quartär-Mächtigkeiten von >1.000m nördlich der Zuider-See nachgewiesen (CASTON 1979). Wesentlich größere Quartär-Mächtigkeiten (bis 1.000m) liegen jedoch auch südlich der deutschen Mittelgebirge und besonders im Bereich des Alpenkörpers vor, was nicht erstaunlich ist, da gerade hier große subglaziale Energie-Potentiale vorhanden sind und ausgelöst wurden. Ähnliche Bedingungen liegen sehr wahrscheinlich heute in Grönland und in der Antarktis vor, wie der zunehmende Nachweis zahlreicher subglazialer Gewässer (Seen und Rinnensysteme z. B. die Petermann-Rinne) belegt.

13

13

Page 14: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

14

14

Abb. 7: Mächtigkeit quartärer Schichten im Oberrheingraben (aus: ANDERLE 1968, BARTZ 1974 und 1982, ELLWANGER et al. 2008, FRECHEN et al. 2008) und der Verlauf der neuen Oberrhein-Rinne mit seitlichen Zulauf-Rinnen aus Schwarzwald und Vogesen, ergänzt auf den heutigen Stand (Mai2010)

Page 15: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Das erste Gebiet (Oberrheingraben) liegt in einem Bereich mit aktiver Neotektonik, so dass diese bisher als naheliegende Erklärung für lokal ungewöhnliche Quartär-Mächtigkeiten herhalten musste: im nördlichen Oberrheingraben bei Heidelberg („Heidelberger Loch“) mit geschätzten 750m und einer geschätzten Quartär-Basis bei 650m unter NN (SALOMON 1927, ANDERLE 1968, BARTZ 1974 und 1982, FEZER 1998, LEHNÉ et al. 2013). Bisher sind durch die Forschungsbohrung Heidelberg >500m Quartär nachgewiesen (ELLWANGERet al. 2008). Die Neotektonik im Bereich Heidelberg verstärkt sicher die Quartär-Mächtigkeiten, jedoch ist das „Heidelberger Loch“ (bisher) tiefster Bestandteil einer mäandrierenden und Achterbahn-artigen pleistozänen Oberrhein-Rinne (hiermit), die ihren bisherigen Ursprung im Bereich der Burgundischen Pforte und am Hochrhein mit der Mühlhausener bzw. der Basler Rinne hat (heutiges Rheinfelder Loch mit 28m Tiefgang der Rheinsohle!) und über das Süd-Elsass („Geiswasser Becken“ nach FRECHEN et al. 2008), die Ichenheimer Rinne (südwestlich von Offenburg) und Karlsruhe-Heidelberg-Mannheim-Ludwigshafen-Pfungstadt: die neuere Erdölbohrung Stockstadt aus dem Jahre 2013 der Firma Rheinpetrol (Heidelberg) erbrachte eine Quartär-Basis von ~510m u. G.O.F. = ~420m unter NN, unter Anwendung der norddeutschen Methode zur Festlegung der Quartär-Basis mit Hilfe von auftretenden Feldspäten nach ORTLAM & VIERHUFF 1978 und MARTINI & ORTLAM 2005) und mit einer (typischen) Endschwelle im Rheingau (heutiges Binger Loch mit Tiefgang der heutigen Rheinsohle bis 30m am Loreley-Felsen!) bis in die Niederrheinische Bucht und Holland in die Nordsee zieht (Abb. 7). Auch dort treten tiefe pleistozäne Rinnen mit Quartär-Basen von >1.000m unter NN auf wobei auch hier eine bimodale Genese durch die Aktivität des Niederrheingrabens (CASTON 1979, ORTLAM 1980) nahe gelegt wird, also ein Parallel-Fall zum „Heidelberger Loch“. Die Oberrhein-Rinneweist dabei zahlreiche seitliche z. T. neu entdeckte Zulauf-Rinnen (= Oberrhein-Seitenrinnen)der Mindel-Kaltzeit (= Elster-Kaltzeit) oder älter auf, u. a. von Norden nach Süden die Neckar-, die Murg-, die Acher-, die Rench-, die Kinzig-, die Schutter-, die Elz- und die Dreisam-Rinne aus dem Odenwald/Schwarzwald sowie die Breusch-Rinne aus den Vogesen. Der Nachweis dieser Oberrhein-Rinne mit ihren Gebirgszuläufen belegt meine frühere These, dass jede geschlossene Inlandeis-Decke auf der Erde ihre subglazialen Rinnensysteme in den Abschmelzphasen ausgebildet hat (ORTLAM 1991). In Europa und Nordamerika gibt es dazugenügend Beispiele. Grönland sowie die Antarktis sind aktuogeologische Beispiele dafür (Nordwest-Grönland: Jakobshagen-Gletscher/-Rinne, Petermann-Gletscher/-Rinne mit Ice-surging-event einschließlich Flutwelle und Eisabdrift im August 2010). Der Nachweis einer 1000m mächtigen Inlandeis-Decke aus Skandinavien im Oberrheingraben gelang jedoch zuerst mittels der Erkennung und Kartierung ausgedehnter Gletschertopffelder (MEHLIS 1886, ORTLAM 1994, 1998, 2001a) sowie von elster- bzw. mindelzeitlichen Grundmoränen in Mittelbaden unter den beiden würm- und risszeitlichen Lößdecken (ORTLAM 2003 und 2004). Auch LIEDTKE (1968) und BARTZ (1982) konstatierten bereits in der Mindel-Kaltzeit die größten Aufschotterungsbeträge im Oberrheingraben, ohne allerdings deren subglazialer Genese zu erahnen. Durch meine vorläufige Vorort-Auswertung der quartären Schichtenfolge der südwestlich gelegenen Erdöl-Bohrung Stockstadt 2001 und Allmend (Fa. Rheinpetrol, Herr De HAAN) im Jahre 2013 ergibt sich nun ein >500m mächtiges quartäres Rinnenprofil mit feinsandig-schluffigen Lauenburger Schichten (Elster/Mindel-Kaltzeit) am Rinnenhals über gröberen Abschnitten an der Rinnen-Basis der Oberrhein-Rinne.Sogar im Bereich des Alpenkörpers unter Innsbruck mit 600m erbohrter Quartär-Mächtigkeit (Inn-Rinne; entsprechende Quartär-Basis bei etwa 0m NN, freundliche mündliche Mitteilungen Prof. Dr. H. MILLER, AWI Bremerhaven und Prof. Dr. G. PATZELT, Innsbruck/A) mit einer Quartär-Basis um 0m NN, der tiefen Bodensee-Alpenrhein-Rinne oberhalb von Bregenz mit einer Quartär-Basis bei 200m unter NN (seismische Messungen und Bohrungen, freundliche mündliche Mitteilung von Herrn Dr. D. ELLWANGER,

15

15

Page 16: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Freiburg/Brsg.) sowie der steilwandigen Rinne des Überlinger Sees (= Kontinentaler Fjord, hiermit, ähnlich dem Vierwaldstätter See und den oberitalienischen Seen) mit seinem markanten steilem Zahn – dem Teufelstisch – als subglazialer Harkenfelsen (identisch dem steilen Zahn in der Gorlebener Rinne im Wendland), der Limmat-Rinne oberhalb von Zürich (Quartär-Basis bei 100m NN im Zürichsee bei 136m Wassertiefe, freundliche mündliche Mitteilung von Prof. Dr. R. HANTKE, Stäfa/Ch), die Aare-Rinne oberhalb von Bern mit 400m erbohrter Quartär-Mächtigkeit (entsprechend 150m NN Quartär-Basis) und der Rhône-Rinne oberhalb von Genf mit 1.000m Quartär-Mächtigkeit (einschließlich Wassertiefe von 300m; entsprechend -200m unter NN; freundliche schriftliche Mitteilungen von Herrn Dr. R. GEES, Bern-Gümlingen/CH) sowie unter den großen Seen auf der Alpen-Südrampe mit etwa 1.000m (z. B. Lago Maggiore, Comer See, Luganer See, Gardasee einschließlich Seetiefe (300m): entsprechende Quartär-Basis bei ~900m unter NN, Gardasee-Rinne: ein abgesenkter Meeresspiegels des Mittelmeeres war in der Elster-Kaltzeit nicht mehrgegeben, da das Mittelmeer bereits seit 5,3 Mio Jahren geflutet ist!) lassen sich ungewöhnlich mächtige und tiefe pleistozäne Rinnensysteme erkennen. Auch die >700m mächtige quartäre Sediment-Serie des Ohrid-Sees (Mazedonien) zeigt eine pleistozäne Rinne im neotektonischen Umfeld (ähnlich dem Heidelberger Loch) in einem -- heute kontinentalen – Fjord (WAGNER et al. 2009, dort siehe Fig.3). Letzteres gilt auch für den Fjord-ähnlichen und tiefen Skutari-See an der albanischen Grenze. Selbst der 350m tiefe Van-See in der Ost-Türkei südwestlich des Ararats weist eine Quartär-Basis von ~600m u. G.O.F. auf, was auf eine ehemalige kaukasisch-anatolische Inlandeis-Decke hinweist. Schließlich erreichen die größten norwegischen Fjorde (z. B. Sogne- und Hardanger-Fjord = marine Fjorde, hiermit) im Verbund mit der Norwegischen Rinne südlich von Norwegen ebenso beeindruckende Tiefgänge pleistozäner Erosionsvorgänge bis zu 1.300m unter NN. Vermutlich werden deren Dimensionen durch ähnliche marine Fjorde in Grönland (z. B. Scoresby-Fjord mit 350km) und in der Antarktis noch weit übertroffen Diese Tiefen sind aber keineswegs ausschließlich mit Gletscher-Exaration zu erklären, da der damalige Meeresspiegel maximal auf ein Niveau von 200m unter NN abgesenkt war und das mächtige Gletschereis abschnittsweise aufgeschwommen wäre, also nicht überall exarativ wirken konnte. Auch ist die immer zu beobachtende, typische und flachere Abschluss-Schwelle am Ende der Fjorde zum Ozean mit reiner Eis-Exaration nicht zu erklären, obwohl dort Eisdrift-Furchen zu beobachten sind. So dürfte auch hier eine subglaziale Muren-Erosion durch Katarakt-artige Entleerungen des mächtigen Eiskarst-Schmelzwasservolumens in Verbindung mit jener der Zwickel-Stauseen im Spiele gewesen sein.Als Fazit bleibt daher festzuhalten, dass subglaziale Erosionen bis zu 1.300m Tiefe selbst in einem sehr harten Festgesteinsuntergrund möglich sind. Diese Tiefgänge lassen sich auch in anderen Bereichen der Erde (z. B. Rocky Mountains, südliche Anden, Grönland, Antarktis: Wostok, Ellsworth und Wissard) unter entsprechend mächtigen Eisschilden beobachten (ORTLAM 1991). Bei einer geringeren Härte des geologischen Substratums unter dem Inlandeis wie z. B. in Norddeutschland mit tertiären Locker- und Kreide-Sedimenten muss entsprechend mit größeren Tiefgängen der pleistozänen, subglazialen Erosionsbasen in Rinnensystemen gerechnet werden. Eine Kenntiefe um 1.300m unter NN ist daher grundsätzlich als Sicherheitsabstand von der lokalen Geländeoberfläche im Auge behalten werden, um sicherheitsrelevante Überlegungen für die Endlagerung hochbrisanter Stoffe z. B.in Salinaren auf Dauer abzudecken.Darüber hinaus muss aber daraus geschlossen werden, dass quartäre Rinnensysteme nicht nur subglazial bis zur damaligen Gesteinsoberfläche eingetieft wurden, sondern sie auch die im Jungtertiär verkarsteten Gesteine und vorhandenen Karst-Höhlensysteme nutzten, um unterirdische Abflüsse zu bedienen (= quartäre Karst-Rinnen mit ursprünglich marinen Fischfaunen-Besatz u. a. Gardasee-Sardine, Walchensee-“Waller“, Dorsch-Abkömmlinge im Königssee, Grottenolm im Istrischen Karst). Hinweise dazu gibt es in Vorkommen von

16

16

Page 17: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

kiesigen quartären Ablagerungen z. B. im Blauhöhlen-System (freundliche mündliche Mitteilung von Jochen HASENMAYER, Bad Herrenalb) und im Buntsandstein-Schichthöhlen-System oberhalb Neumühle zwischen Pirmasens und Landstuhl (Pfälzer Wald). Letztere stellen primär subglaziale Kluftablauf-Systeme der zahlreichen Dachgletschertöpfe (= Gletschermühlen) im Pfälzer Wald dar (ORTLAM 1994) dar, die dann auf Schichtflächen-Höhlen (mit vereinzelten quartären Geröllablagerungen, Abb. 8) im höheren mittleren Buntsandstein subglazial mit gewaltigen Wassermassen der Bedières („Wasserstoßorgeln“; Abb. 9) in die U-förmigen Talhänge weit oberhalb der heutigen Talsohle ausmündeten (KLOSE 1982). Bei den zukünftigen Höhlenerkundungen sollte daher auf diese quartären Ablagerungen besonders geachtet werden, auch wenn diese durch die gewaltigen Düseneffekte durch recht hohe Durchflussgeschwindigkeiten in diesen Karst-Höhlensystemen relativ unwahrscheinlich sind, was auch für die Erhaltung der Rollsteine der vielen Dach-Gletschertöpfe (= DGT) ausgesagt werden kann.

Abb. 8: Pleistozäne Geröll-Sand-Ablagerungen in einem subglazialen Seiten-Gletschertopf der Schicht-Höhlen des höheren mittleren Buntsandsteins oberhalb von Neumühle (Pfälzer Wald) nördlich Pirmasens am Eis-beschliffenen Kanten-gerundeten Talhang (Foto: Prof. Dr. D. Ortlam, Bremen).

17

17

Page 18: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 9. Pleistozäne Schichthöhle im höheren mittleren Buntsandstein oberhalb von Neumühle(Pfälzer Wald) nördlich Pirmasens mit Pipe-Strukturen für den Ausfluss gewaltiger subglazialer Wassermassen („Wasserstoßorgeln“) von Kluft-Abläufen der zahlreichen Dachgletschertöpfe im Felssandstein im höheren mittleren Buntsandstein (Foto: S. Wortmann,Achern).

18

18

Page 19: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 10: Geologischer Schnitt durch die Wintermoorer Rinne südwestlich von Hamburg in den westlichen Harburger Bergen (aus: ORTLAM & VIERHUFF 1978), Überhöhung: 8-fach.

Kommen wir nun zur Genese dieser tief-reichenden, pleistozänen Rinnensysteme in Mitteleuropa, die aufgrund ihrer Sediment-Inhalte überwiegend in die Elster-Kaltzeit einzustufen sind. Dazu ein Querschnitt durch die etwa 3km breite Wintermoorer Rinne südwestlich von Hamburg (ORTLAM & VIERHUFF 1978) mit ihrem typischen Aufbau für Nord-Niedersachsen (Abb. 10). Die >300m tiefe Rinne schneidet durch das gesamte Miozän bis in die Tone des Vierlandiums (Unter-Miozän) ein. An der Rinnen-Basis liegen gröbere Korngemische z. T. Kiese und Blöcke vor, deren Korngrößen nach oben abnehmen und in diefeinkörnig bis schluffigen Lauenburger Schichten übergehen, einem fein-geschichteten Eisstausee-Sediment, gebildet beim Zurückschmelzen des Elster-Inlandeises. Die Elster-Grundmoräne liegt autochthon auf den beiden Rinnenschultern und ist in der Rinne selbst aufgelöst worden, worauf die gradierte jüngere Sedimentation in vertikaler wie auch in horizontaler Richtung hinweist. Die Rinnenflanken weisen hier nur Neigungen bis 20° auf, können aber in anderen Rinnen Neigungen bis zu 50° erreichen, wie dies bei zahlreichen auf engstem Raum abgeteuften Verfilterungsbohrungen beobachtet werden konnte. Über den elsterzeitlichen Sedimenten erfolgt erneut eine Tiefenerosion in der Saale-Kaltzeit mit kleineren Rinnen, die in Bremen-Blumenthal allerdings bis 120m Tiefgang erreichen können. Darüber liegen dann abschließend die diversen Grundmoränen des Drenthe I- und des Drenthe II-Vorstosses der Saale-Kaltzeit der Harburger Berge vor. Letzterer Vorstoß ging ebenfalls weit über die Harburger Berge hinaus und konnte als mächtige, stark kalkige Grundmoräne im Raum Bremen bis südlich der Weser durch zahlreiche Bohrungen nachgewiesen werden (ORTLAM 1990b, ORTLAM & SAUER 1995b). Die Begrenzung (= Endmoränenlage) dieses Drenthe II-Vorstoßes nach Süden und Südwesten ist noch nicht flächenhaft erforscht. Er könnte teilweise im Raum Diepholz (Kellenberg, Dammer Berge, Ankumer Höhe) zu suchen sein, wo die Drenthe II-Moränen als Endmoränen Landschaft gestaltend vorliegen (MEIER 19 ; KALTWANG 1992).

19

19

Page 20: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 11: Aufbau verschiedener Typen elsterzeitlicher Rinnen in Norddeutschland (aus: ORTLAM 1989).

Zur Rinnen-Genese wiederum ist die Betrachtung der unterschiedlichen Rinnen-Füllungen wichtig (Abb. 11). In Schleswig-Holstein/Mecklenburg ist die Rinnen-Basis zwar mit Grobmaterial verfüllt, jedoch folgt darüber meist eine mächtige, allochthone d. h. verstürzte Grundmoräne der Elster-Kaltzeit, die in die meist schräg zur Eisstromrichtung verlaufenden Rinnen abgestreift und bis auf 200m akkumuliert wurde wie (Abb. 11, unten) z. B. in der Schönberger Rinne mit ihrer bekannten Sondermüll-Deponie östlich von Lübeck. Unter Verkennung der Allochthonie dieser Grundmoränen postulierte GRIPP (1964) ursprünglich eine Exaration des Skandinavischen Inlandeises als Rinnen-Genese (U-Taltyp), wobei einige Rinnen-Achsen zwar abschnittsweise mit der bekannten Eisstromrichtung übereinstimmen, jedoch die übrigen Rinnen-Achsen dazu nicht konform verlaufen. Auch die Achterbahn-Anlage der Rinnen-Basis, die nachgewiesene, netzartige Verzweigung, und die z. T. geringe Breite der Rinnen können mit einer Inlandeis-Exaration nicht erklärt werden. Je weiter man nach Süden kommt, desto stärker verändert sich der Sediment-Aufbau der Rinnen: vom Typ „Bremen-Hamburg“ mit Resten von allochthonen Grundmoränen an den Flanken und an der Basis der Rinnen (Abb. 11, mittig) geht er in den Typ „Niedersachsen“ über (Abb. 11, oben). Im südlichen Niedersachsen liegt innerhalb der Rinne überhaupt keine allochthone Grundmoräne mehr vor, da diese durch die Wasserdynamik bei der subglazialen Rinnen-Entstehung stets aufgelöst wurde. Als schwer abtransportierbare Reste dieser allochthonen Grundmoränen blieben an den Rinnen-Basen dann große Blöcke und Kiese als schwer

20

20

Page 21: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

transportierbare Restschotter übrig, feinere Korngemische wurden dagegen nach Norden abtransportiert. Diese wurden abschließend von den feineren Stausee-Sedimenten der Elster-Kaltzeit – den Lauenburger Schichten -- überlagert und flächenhaft plombiert (Abb. 11, oben).

Abb. 12: Verbreitung der pleistozänen Rinnensysteme in Norddeutschland und angrenzenden Gebieten (ergänzt nach STACKEBRANDT 2009). 3 Pfeile: Reeßelner, Gorlebener und Oker-Rinne. Sehr deutlich ist die Begrenzung zwischen gut und unzureichend erkundeten Gebieten in Niedersachsen zu erkennen (= augenblicklicher Wissensstand!)

Wegen des großen Tiefgangs der Rinnensysteme in Mitteleuropa bis auf >800m Tiefe (Quartär-Basis entsprechend 700m unter NN) ist aufgrund der tiefsten eiszeitlichen Meeresspiegelniveaus von 160m unter NN (vermutlich noch tiefer) während der Elster-Kaltzeit weder ein subaerischer Gefälle-Transport (= Fluss-Gerinne) zum Vorfluter Ozean wie z. B. die weichselzeitlich kaum eingetieften Urstromtäler noch eine Eis-Exaration aufgrund der (z. T. engen) Rinnen-Breiten, der Achsenabweichungen der Rinnen zur vorherrschenden Eisstromrichtung und deren Vernetzung/Verzweigung vorstellbar. Eine fundierte Rinnen-Genese muss daher folgende 21 bisher beobachtete Gegebenheiten umfassen(Abb. 12 und 13):

21

21

Page 22: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 13: Schematischer geologischer Schnitt zwischen Lüneburger Heide im Westen und Göhrde im Osten (aus: ORTLAM & VIERHUFF 1978).

1. Rinnen in tal- und beckenartiger Ausbildung mit Breiten zwischen 1km und >10km Abb. 12).

2. Netzartige Verzweigungen der Rinnen (Abb. 12).3. Rinnen-Längen von einigen Kilometern bis >300km (Abb. 12).4. Hauptrichtung der Rinnen zwischen Süd-Nord im Westen und Südwest-Nordost im

Osten, jedoch viele Querverbindungen (Abb. 12).5. Rinnen-Richtungen bis zu 50% schiefwinklig zu den örtlich vorherrschenden und

bekannten Eistransportrichtungen -- ausgehend von den beiden -- bisher bekannten -- Eisschildzentren Skandinaviens nördlich von Oslo bzw. nördlich der Aland-Inseln im Bottnischen Meerbusen (Abb. 12).

6. Tiefgang der Rinnen bis 650m unter NN (nördlich der Mittelgebirge), wahrscheinlich jedoch noch deutlich tiefer (~1.300m unter NN, siehe Gardasee-Rinne, Norwegische Fjorde).

7. Die Rinnen werden von feineren Eisstausee-Sedimenten, den Lauenburger Schichten (ORTLAM & VIERUFF 1978), flächenhaft plombiert und deren Oberfläche primär ausnivelliert (Abb. 13).

8. In diese feinsandig bis schluffigen Warwite (= Stausee-Bändersedimente) sind oft Nester von dropstones mit z. T. beachtlicher Größe (>100to) sedimentationsfremd eingelagert worden (Schleswig-Holstein, Hamburg, Bremen, ORTLAM 1988a und 2001b).

9. Die Fazies der Lauenburger Schichten ist überwiegend edaphisch geprägt, bedingt durch die direkte Umlagerung örtlich vorhandener Sedimente des Tertiärs unter Übernahme von Korngröße, Farbe und Fossil-Inhalt. („Geo-Mimikrie“).

10. Der Beginn der Rinnen reicht im Süden weit in die Mittelgebirge hinein z. B. Oker-Rinne südlich Wolfenbüttel, Leine-Rinne bis Göttingen, Weser-Rinne oberhalb der Porta Westfalica bis Holzminden (Abb. 12). Die aktuelle Darstellung der quartären Rinnensysteme im südlichen und westlichen Niedersachsen (STACKEBRANDT 2009) ist – mangels entsprechender Aufschlüsse und Quartär-Basis-Interpretationen – bisher rein zufällig, wie deren lokale Ergänzung im Bereich der Oker, der Leine und der Weser durch meine geowisenschaftlichen Bohrerkundungen aufzeigen (Abb. 12) und – ganz aktuell – in der Lausitz und deren Vorland .von MEIER (2015) ebenfalls nachgewiesen werden kann. Vor meiner umfangreichen Bohr-Tätigkeit im Zuge der Niedersächsischen Wasserwirtschaftlichen Rahmenpläne im Jahre 1966 war Niedersachsen ein Nirwana-Land für quartäre Rinnensysteme, obwohl diese in Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein, Niederlande, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg schon längst bekannt waren. Ich erntete damals (vor 1970) noch bei einigen niedersächsischen Bezirksgeologen (Bezirk Osnabrück: Dr. DECHEND,

22

22

Page 23: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Ostfriesland: Dr. GERHARDY, Elbe-Weser, Aller: Dr. HENRICI, südliche Lüneburger Heide: Dr. ANRICH) erhebliche Zweifel, sogar Hohn und Spott, ob meiner festen Überzeugung im Vorhandensein von tiefen quartären Rinnensystemen in den dortigen Gebieten und ihrer natürlichen Dränfunktion in der sandigen Tertiären Platte von Niedersachsen. Die nachfolgenden (halb-plagiatorischen) einschlägigen Publikationen (u. a. KUSTER & MEYER 1979, SCHWERDTFEGER 1985) beruhten im wesentlichen auf meinen früheren umfangreichen geowissenschaftlichen Erkenntnissen, die ich in den mehrjährigen (Winter-) Bohrkampagnen zwischen 1966 und 1974 Vorort erarbeitet hatte und danach jahrelang mein Wille zur Publikation dieser wichtigen Erkenntnisse von Amtswegen („Landeskirche“) zwischen 1966 und 1978 bewusst unterdrückt wurde, obwohl die Genehmigung des Hauptauftraggebers (Hamburger Wasserwerke, Dr. MENG) mir vorlag. Erst in der umfassenden Publikation (ORTLAM & VIERHUFF 1978) war es – Dank eines unabhängigen Redakteurs, Herrn Prof. Dr. WALTER (RWTH Aachen) -- möglich, ein Jahr vor demNlfB-intern geplanten Halb-Plagiat (KUSTER & MEYER 1979) unsere sehr umfangreichen Erkenntnisse aus dem Bereich Lüneburger Heide endlich zu publizieren.

11. Die Rinnen-Basen verlaufen Achterbahn-artig und fallen nach Nordwesten allmählich immer tiefer ein, bis sie den (stagnierenden) Hauptvorfluter „Norwegische Rinne“ erreichen. Davor steigen die Rinnen-Basen mit einer Endschwelle (= Schmelzwasser-Düse beim Ice-Surging-Prozess) gegen den Vorfluter Ozean wieder an, wie dies auch bei den heutigen Fjord-Mündungen in den Nord-Atlantik zu beobachten ist (= abrupte Erlahmung der Fließgeschwindigkeit vor dem Eintritt in den Ozean!).

12. Die Rinnen-Verläufe sind örtlich oft mäandrierend mit ausgeprägten Prall- und Gleithängen -- geprägt durch unterschiedliche Korngemische, was für die hydrogeologische Exploration und Exploitation von größter Bedeutung ist (natürliche und aktive Drainwirkung von Kies-Strängen bei einer Brunnenerschließung).

13. Die Rinnen-Hänge sind oft recht steil ausgebildet (bis 50° Neigung) und an den Rinnen-Basen sehr tief in tonig-schluffige Lockersedimente des Tertiärs eingetieft (Abb. 13). Ohne Tiefgefrornis (= Permafrost bis mindestens 700m unter NN) des tertiären Untergrundes wäre die Stabilität der tonig-schluffigen Rinnen-Hänge beim erosiven Wasserkontakt nicht gewährleistet. Auch durch die Eisüberlastung hätte bei der Rinnen-Erosion Grundbruchgefahr für alle tertiären Sedimente bestanden, so dass die Rinnen sich dadurch selbst wieder aufgelöst und verfüllt hätten. Permafrost-Zustände in Salinaren Norddeutschlands hat bereits BAUER (1991) bis in Tiefen von 800m. nachweisen können. Auch der Gipshut des Salinars „Lesum“ mit seinen zahlreichen eemzeitlichen und holozänen Erdfällen im Geest-Bereich stand mindestens bis in 350m Tiefe unter Permafrost in der letzten Kaltzeit, weil das Erdfallgeschehen stillstand und erst wieder im frühen Holozän durch die Permafrostauflösung in Gang gesetzt wurde (ORTLAM & SCHNIER 1981, ORTLAM 1983 und 1989).

14. Der Aufbau der Sedimente in und an den Flanken der elsterzeitlichen Rinnen wiederholt sich immer wieder: autochthone Grundmoränen auf den Rinnen-Schultern, verstürzte (allochthone) und/oder z. T. ausgewaschene Grundmoränen in der Rinne mit groben Korngemischen und groben Blocklagen an der Rinnen-Basis Abb. 10, 11 und 13).

15. Die Schulter-Sedimente sind erosiv durch Rinnen-Sedimente gekappt (Abb. 10 und 13).

16. Die stark feldspathaltigen Sedimente unterhalb den Lauenburger Schichten stammen überwiegend vom Skandinavischen Sockel, d. h. es liegt überwiegend ein Nord-Süd-Transport primär als Grundmoränenmaterial vor. Es werden jedoch an den Rinnen-

23

23

Page 24: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Basen auch Sediment-Anteile aus dem Tertiär des Vorharzes (mit endemischer Flora nach freundlicher mündlicher Mitteilung von Herrn Dr. H. MÜLLER, Hannover) und von paläozoischen Schiefern aus den Mittelgebirgen in Bremer Rinnen beobachtet, d. h. sekundär ist ein Süd-Nord-Transport in den niedersächsischen Rinnensystemen zu beobachten. Diese Doppel-Beschickung der Rinnensysteme von Norden als auch von Süden ist für die Deutung ihrer Genese sehr wichtig.

17. Oft kann eine quartäre Rinnen-Stapelung festgestellt werden (Abb. 13) d. h. über einertiefen elsterzeitlichen Rinne liegt eine saalezeitliche Rinne und darüber ein rezenter Flusslauf vor. Beispiele dazu sind die Wintermoorer Rinne und die Este , die Adendorf-Uelzener Rinne und die Ilmenau, die Oker-Rinne und die Oker (Abb. 12), die Leine-Rinne und die obere Leine sowie die Weser-Rinne und die Ober-Weser. Aber auch die süddeutschen Rinnen und jene im Alpenkörper belegen diese Ansicht.

18. Ausbildung großer abflussloser Zwickel-Eisstauseen in den sommerlichen Abschmelzphasen durch zahlreiche Bedières (= Schmelzwasser-Ablaufrinnen auf demInlandeis z. B. der große Birthday-Canyon in Grönland) zwischen den Mittelgebirgen im Süden und den nach Norden zurück schmelzenden Inlandeis-Loben Abb. 14 unten)z. B. die nachgewiesenen Eisstauseen im Thüringer Becken, im oberen Leinetal, im oberen Wesertal und im Umfeld der Münsterländer Bucht (THOMÉ 1990, WINSEMANN et al. 2009 für entsprechende Stauseen der älteren Saale-Kaltzeit)

19. Große Schmelzwasser-Kammersysteme („Eiskarst-Schwamm“, hiermit, mit vielen Wassertaschen, Abb. 12) mit hohem Wasser-Staupotential im bis zu 4.000m mächtigen und abschmelzenden Skandinavischen Eisschild der Elster-Kaltzeit oder früher. Ähnliche hydraulische Systeme dürften auch heute unter dem Grönländischen und dem Antarktischen Inlandeis-Schilden vorliegen. Die unter dem dortigen Inlandeis bisher detektierten subglazialen Seen- und Rinnensysteme (u. a. Wostok-See, Lake Ellsworth) sind identisch mit jenen unter dem ehemaligen Skandinavischen Eisschild und können heute einfacher – ohne Eisbedeckung – mit geringem finanziellen und logistischen Aufwand erkundet werden. Durch einschlägige hydraulische Messungen und Beobachtungen in diesen subglazialen Systemen ließen sich vermutliche Kontakte mit dem Tide beeinflussten Ozeanspiegel in Grönland und in der* Antarktis ohne weiteres feststellen!

20. Ice-Surging-Prozesse mit schlagartiger Anhebung der Inlandeis-Loben im Bereich der vollgefüllten Zwickel-Stauseen, katastrophalen Ausbrüchen der Stauseen einschließlich deren Sediment-Füllung (= Mega-Muren, z. B. Ausbruch des spätglazialen Lake Missioula in Canada nach Westen in den Pazifik) sowie die Entleerung des riesigen Eiskarst-Schwamm-Wasserpotentials (inklusive Wassertaschen) unter einem Inlandeis-Schild durch die plötzliche Verbindung mit denbasalen Aufreiß-Spalten bei der schlagartigen Anhebung des Inlandeises (Abb. 14). Als aktuoglaziologisches Beispiel kann der Ausbruch und Abbruch des Petermann-Gletschers im Nordwest-Grönland im August 2010 mit seiner Tsunami-Welle angeführt werden. Diese Vorgänge lassen sich durch entsprechende Weltraumbilder belegen, was bisher jedoch von den einschlägigen Glaziologen kaum bemerkt wurde. Diese Vorgänge werden sich in Zukunft im Bereich der Antarktischen und Grönländischen Fjorde in zunehmendem Maße zu beobachten sein. Dadurch wird sichder Meeresspiegelanstieg drastisch erhöhen und in wesentlich größeren Dimensionen (einige Meter bis >10m) auflaufen, als dies bisher prognostiziert wird (W. MUNK in ARTE FRANCE 2016).

21. Ausbildung von steilen Zähnen (= subglaziale Harkenfelsen) in pleistozänen Rinnen als Ergebnis von subglazialen Mega-Muren wie z. B. In der Gorlebener („Steiler Zahn“ im Gipshut) und der Überlinger Rinne („Teufelstisch“ der Molasse). Solche

24

24

Page 25: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

subglazialen Harkenfelsen wären bei einer Eis-Exarationsgenese schwer nachvollziehbar.

Abb. 14: Ice-surging-Prozess (vertikale Pfeile) am Südrand des sommerlich abschmelzenden Inlandeises mit kleinem Zwickel-Stausee (Pfeil): im Winterhalbjahr (oben) und großem Zwickel-Stausee (Pfeil) beim Katarakt-artigen Entleeren im Sommerhalbjahr (unten) mit subglazialer Rinnen-Erosion, Achterbahn-artig und mäandrierend. GM = Grundmoräne, Te = Tertiär, Kr = Kreide, J = Jura, Tr = Trias, P = Perm..

Aus diesen vorgegebenen Punkten lässt sich subsummierend als einzig mögliche Ursache der Rinnen-Genese eine subglaziale Schmelzwasser-Erosion mit Katarakt-artigen Schüben vor allem durch den Schmirgel-Effekt der mitgeführten Sedimente (= subglaziale Mega-Muren mit >10-facher Erosionskraft gegenüber reinem Wasser!) -- ausgelöst durch Ice-Surging-Prozesse der prall gefüllten, hochschwangeren Zwickel-Stauseen zusammen mit demgewaltigen Wasserpotential des Eiskarst-Schwammes -- ableiten, wie dies heute überall in den hochalpinen Gebieten (Alpen, Himalaya, Karakorum, Anden, Rocky Mountains) sowie inder Antarktis, in Grönland und in Island (z. B. Vatnajökull mit subglazialem Vulkanausbruch und subglazialen Mega-Muren ins Meer) beobachtet werden kann. Unter einer nahezu dichten

25

25

Page 26: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Inlandeis-Decke bilden die Rinnen dreidimensionale d. h. mäandrierende und Achterbahn-artige Siphonen aus. Das hydraulische Potential dieser Stausee-Ausbrüche ist dabei gewaltig: die Wasserspiegelniveaus der Zwickel-Stauseen in den Mittelgebirgen belaufen sich nach THOMÉ (1990) auf gut 300m NN, das ozeanische (stagnierende) Vorflutniveau in der Norwegischen Rinne dagegen liegt bei etwa 160m unter NN, so dass sich aus beiden Werten eine Höhendifferenz von etwa 460m ergibt, was wiederum Wasserdrücke bis zu 50 bar subglazial aufbauen konnte (Abb. 14 unten). Gleichzeitig mit der Entleerung der großen Zwickel-Stauseen wird auch das gespeicherte Wasserpotential im Eiskarst-Schwamm (= Gletscherstuben, Wasserblasen) durch das plötzliche Aufreißen von Basal-Spalten im Zuge der Anhebung des distalen Inlandeis-Lobus angeschlossen und ebenfalls über die Rinnen entleert. Dabei kommt es auch zu zahlreichen Eis-Nachbrüchen mit anhängendem Grundmoränenmaterial in die Rinne hinein (= Grundmoränen-Sargdeckel, Abb. 14 unten). Je nach Dynamik der Rinnen-Erosion kommt es entweder zur Auflösung und/oder zur Ablagerung der abgestürzten allochthonen Grundmoränen im basalen Teil der Rinne mit sämtlichen Übergängen (Abb. 11). Man kann sich diese subglazialen Erosionsschübe etwa mitMega-Klospülungen (subglaziale Mega-Muren durch Ice-Surging-Prozesse) durch zahlreiche subglaziale Siphonen vorstellen, ausgelöst durch das Betätigen des Schwimmer-Systems im hauseigenen Klo-Spülkasten. Als aktuogeologische Beispiele lassen sich der Märjelen-See am Aletschgletscher und der Gorner-See (Abb. 15) zwischen Grenz- und Gornergletscher in den Alpen als lange Zeit Schaden verursachende Zwickel-Stauseen benennen (u. a. Zermatt).

Abb. 15: Der Gorner-See unterhalb der Monte Rosa (4.634m NN) als Eiszwickel-Stausee zwischen Gorner- und Grenz-Gletscher (rechts) oberhalb Zermatt (Wallis/Schweiz) mit beginnender Karbildung (Foto: Prof. Dr. D. Ortlam, Bremen).

Die ursprüngliche Idee zur subglazialen Genese der Rinnen hatte bereits W. von BÜLOW (1967). Ich bin erst 3 Jahre später zusammen mit meinem von mir in die laufenden Bohrprogramme eingearbeiteten Kollegen VIERHUFF auf diese Idee eingeschwenkt (ORTLAM & VIERHUFF 1978), nachdem ich andere Überlegungen durch die sich überstürzenden Ergebnisse und Auswertung der laufenden Bohrkampagnen zu den Akten

26

26

Page 27: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

legen musste z. B. direkte Exarationsprozesse durch das Skandinavische Inlandeis (GRIPP 1964), offene Gerinne wie die bekannten Urstromtäler der Weichsel-Kaltzeit (Elbe- und Weser-Aller-Urstromtal), neotektonische Vorgänge im Verlauf der Mittelmeer-Mjösen-Zone (z. B. Heidelberger und Hamburger Loch) und salinar bedingte Ursachen in Schleswig-Holstein (JOHANNSEN 1971). Die beiden letzteren Thesen können örtlich durchaus zusätzlich Bedeutung erlangen, jedoch für eine überregionale Deutungsgenese der Rinnensysteme sind sie – als Sackgassen -- leider nicht tauglich (ORTLAM 1991). Die rezenten Forschungen unter den Inlandeis-Körpern Grönlands und der Antarktis belegen in zunehmendem Maße meine These (ORTLAM 1991), dass jede geschlossene Inlandeis-Decke (fossil oder rezent) ihre subglazialen Rinnen- und Becken-Systeme aufweist. Umso erstaunlicher ist nun zu lesen, dass W. v. BÜLOW in seiner letzten Publikation (2000) von seiner früheren Auffassung (1967) wieder abrückt und als Rinnen-Genese „ subaerische Flusstäler“, ohne zu erklären, wie die >600m pleistozäne Hagenower Rinne (SW-Mecklenburg), die der Reeßelner Rinne am Nordrand der niedersächsischen Göhrde mit >500m erbohrten elsterzeitlichen Schichten entspricht (ORTLAM & VIERHUFF 1978), ihr Vorflut-Niveau zum (damals) nur um ~200m abgesenkten Meerwasser-Niveau bewältigen sollte. Ohne superglaziale (zeitweilige Eisstauseen), subglaziale Eiskarstschwamm-Entleerungen mit Icesurging-Prozessen und subglazialen Siphon-Effekten ist eine allumfassende Genese dieser weltweit auftretenden subglazialen Rinnen- und Becken-Systeme nicht möglich. Diese Erkenntnisse hätten eigentlich als Konsequenz, dass die finanziell aufwendigen, rezenten Subglazialforschungen in Grönland und der Antarktis zweckmäßigerweise in Bereiche mit fossilen Inlandeis-Kalotten verlegt werden sollten, um schneller und preiswerter an neue Erkenntnisse zu gelangen. Gleichzeitig würden dadurch neue Impulse für die Erkundung der hydrogeologisch ungemein potenten Grundwasserleiter in den kontinentalen Rinnen- und Becken-Systemen initiiert werden.Wegen anderer Interessen las ich vor kurzem eine Neuausgabe einer Übersetzung der germanischen Edda von SIMROCK & STANGE (1851/1995), insbesondere das erste Kapitel „Gylfaginning“ der jüngeren Edda (STURLUSON ~1220a n. Chr.), in dem zwei Mal erstaunliche Aussagen zur Fjord- und Rinnen-Genese während der Kaltzeiten und zur Verbreitung von vereisten und nicht-vereisten Gebieten gemacht werden, die ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten möchte, weil sie wegen ihrer genauen Beschreibung und geowissenschaftlichen Aktualität doch verblüffen:

(1.)„König Gylfi beherrschte das Land, das nun Swithiod (= Schweden/Skandinavien, Anmerkung des Autors) heißt. Von ihm wird gesagt, dass er einer fahrenden Frau zum Lohn der Ergötzung durch ihren Gesang ein Pflugland in seinem Reiche gab, so groß, als vier Ochsen pflügen könnten Tag und Nacht. Aber diese Frau war vom Asengeschlecht (= Göttergeschlecht); ihr Name war Gefion. Sie nahm aus Jötunheim (= südnorwegisches Hochgebirge) vier Ochsen, die sie mit einem Jötunen erzeugt hatte, und spannte sie vor den Pflug. Da ging der Pflug so mächtig und tief, dass sich das Land löste und die Ochsen es westwärts ins Meer zogen, bis sie in einem Sunde still stehen blieben (= subglaziale Eis-Exaration zum Atlantik, Fjorde). Da setzte Gefion das Land dahin, gab ihm Namen und nannte es Seelund (= Seeland/Dänemark). Und da, wo das Land weggenommen worden, entstand ein See, den man in Schweden nun Löger (= Mälar, Zungen-Seen) heißt. Und im Löger liegen die Buchten so wie die Vorgebirge in Seeland.“

(2.)„Gangleri (= ein Besucher) fragte: Was begab sich, bevor die Geschlechter wurden und Menschenvolk sich ausbreitete?König Har (der Hohe) antwortete: Als die Fluten, welche Eliwagar heißen, so weit von ihrem Ursprung kamen (= Katarakt-Fluten aus den Eisstauseen der Mittelgebirge), dass der Giftstrom in ihnen erstarrte, wie der Sinter, der aus dem Feuer fällt, wurde er in Eis

27

27

Page 28: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

verwandelt. Und da dies Eis stille stand und stockte, da fiel der Dunst darüber, der von dem Gifte kam und gefror zu Eis (= Schwefel- und Asche-Niederschläge durch Vulkanismus), undso legte sich eine Eislage über die andere bis in Ginnungagap.Da sprach König Jafnhar (der Ebenhohe): Die Seite von Ginnungagap, welche nach Norden gerichtet ist, füllte sich an mit einem schweren Haufen Eis und Schnee (= Niflheim = Inlandeis), und darin herrschte Sturm und Ungewitter; aber der südliche Teil von Ginnungagap war milde von den Feuerfunken, die aus Muspelheim (= ?Vulkanismus der Eifel, des Massif Central/Frankreich oder vom Toba/Sumatra) herüberflogen.Da sprach König Thridi (der Dritthohe): So wie die Kälte von Niflheim kam und alles Ungestüm, so war die Seite, die nach Muspelheim sah, warm und licht, und Ginnungagap dort so lau wie windlose Luft, und als die Glut dem Reif begegnete, also dass er schmolz und sich in Tropfen auflöste, da erhielten die Tropfen Leben durch die Kraft dessen, der die Hitze sandte. Da entstand ein Menschengebild, das Ymir genannt ward, aber die Hrimthursen (= Frostriesen) nennen ihn Oergelmir, und von ihm kommt das Geschlecht der Hrimthursen „

In diesen beiden Sagen werden m. E. sowohl glaziologische als auch vulkanische Ereignisse in einer Deutlichkeit geschildert, die mich als Geowissenschaftler doch sehr erstaunten. So werden nicht nur die subglazialen Eis-Exarationen der Fjorde und Sunde und das Entstehen der Zungen-Seen in Skandinavien prägnant beschrieben, sondern auch Inlandeisareale (= Niflheim mit den Frostriesen) mit subglazialen Kataraktfluten (= Eliwagar) und Warmgebiete im Süden Europas (= Muspelheim) mit vulkanischen Ereignissen und deren Auswurf-Produkten geschildert. Eingeflochten darin ist die Einwanderung des Menschenvolkes von Süden nach Europa vor etwa 75.000 Jahren während der Weichsel-Kaltzeit (Niflheim= Eis-Gebiete), als zu dieser Zeit der Super-Vulkan Toba auf der Insel Sumatra explodierte und die vorhandene Menschheit auf der Erde zu 95% durch direkte und indirekte Einwirkungen auslöschte. Eine verblüffende Übereinstimmung von überlieferter Sage mit den heutigen naturwissenschaftlichen Erkenntnissen!

2.4. Bremer Becken (1974-2010)

Werfen wir nun einen Blick in das Tieflandgebiet des Bremer Beckens (Abb. 16), eingerahmt von den Geestgebieten Bremen-Nord, Verden und Syke-Delmenhorst, sowie entwässert von der Weser mit Lesum, Hamme, Wümme und Ochtum als Nebenflüsse. Drei Salinare liegen im Untergrund vor: „Lesum“ mit dem Caprock-Dach bei 130m Tiefe, „Lilienthal“ bei 180m Tiefe und „Delmenhorst-Osterholz“ mit 400m bis 250m Tiefe. In die Tertiäre Platte und die Salinar-Caprocks sind pleistozäne Rinnen von 200m bis 350m Tiefe eingeschnitten, die allerdings nicht den (z. T. plagiatorischen) Darstellungen der Quartär-Basis in Nord-Niedersachsen und fehlerhaften Darlegungen in Bremen und Bremerhaven (vgl. Abb. 16; ORTLAM 1995a, 2000 bzw. 2001b) nach KUSTER & MEYER (1979) entsprechen. In diesenbremischen Bereichen werden die Salinare durch den auftretenden DGH-Effekt unterschiedlich gelaugt, so dass warme Salzquellen als hot spots und mineral spots bis zur Erdoberfläche aufsteigen und kilometerlange Salzfahnen im oberen Grundwasserleiter bilden (Abb. 16). Durch die künstliche Grundwasserabsenkung im Bremer Becken um gut 1m aufgrund der intensiven Siel-Wirtschaft seit dem 13. Jahrhundert tritt der DGH-Effekt nun verstärkt auf (ORTLAM 1982, ORTLAM & SAUER 1995a), so dass sich auf den mineral spots sogar ausgedehnte binnenländische Halophyten-Biotope ansiedelten, wie diese heute amWattenmeer-Rand der südlichen Nordsee beobachtet werden können.

28

28

Page 29: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 16: Verbreitung der pleistozänen Rinnen, der Salinare und der mineral/hot spots mit deren Abstrom-Fahnen im Bremer Becken (aus: ORTLAM 1995a).

29

29

Page 30: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 17: Hydrogeologischer Schnitt Hollerland-Blockland (Bremen) mit mineral/hot spot über dem Salinar „Lilienthal“ (aus: ORTLAM 1984) – bedingt durch den DGH-Effekt.

Auf dem hydrogeologischen Schnitt im Hollerland (Abb. 17) sieht man die aktive Laugung am Top des Salinars „Lilienthal“ durch die Borgfelder Rinne als pleistozänes Perforationselement und dem chloridisch-sulfatischen Salzwasseraufstieg durch den DGH-Effekt -- ausgelöst durch die geschilderte Grundwasserabsenkung im oberen Aquifer des Bremer Beckens durch eingewanderte Holländische Siedler ab dem 13. Jahrhundert („Hollerland“ und „Blockland“) und dem Treppenhaus-Leakage-Effekt (= TL-Effekt) in den z. T. feinsandig ausgebildeten Lauenburger Schichten. Im oberen Grundwasserleiter entsteht unter dem Halophyten-Standort „Pannlake“ (Bremen-Hollerland) eine kilometerlange Salzfahne nach Westen, die sich selbst beim Durchgang im Kuhgraben-Baggersees mit dem leichten Süßwasser an der Oberfläche nicht vermischt und unterschiedliche Ökotope (Biozönosen) im See ausbildet. Beim Durchtauchen der Süß-/Salzwassergrenze wird diese im Baggersee von den Tauchern als Spiegelfläche beobachtet, wie sie bereits in den weitverzweigten Karsthöhlen („Cenoten“) von Yucatan/Mexico beschrieben wurde (ORTLAM 2000).

Abb. 18: Hydrogeologischer Schnitt von der Geest in Bremen-Nord zur Marsch des Bremer Beckens (aus ORTLAM 1995a).

Über dem Salinar „Lesum“ treten einerseits in seiner nördlichen (Geest-)Hälfte eemzeitliche und holozäne Erdfälle mit den mächtigsten Torfablagerungen Europas mit etwa 35m auf (Abb. 18). Dagegen kommen in der südlichen (Marsch-)Hälfte rein sulfatisch geprägte mineral und hot spots bis an die Erdoberfläche – im Gegensatz zu den Salinaren „Lilienthal“ und „Delmenhorst-Osterholz“ mit ihren chloridisch-sulfatischen mineral/hot spots (Abb. 16). Ursache für diesen hydrochemischen Sonderfall ist die tonig-schluffige Abdichtung desSalzspiegels in 300m Tiefe, so dass die chloridische Komponente bei der Laugung des Salinars heute nicht mehr zur Lösung kommt. Das Salinar hat sich – trotz Einschneidens der pleistozänen Lesumer und Ritterhuder Rinnen in den Caprock (= Gipskarst) – somit selbst abgedichtet, was aufgrund des DGH-Effektes mit Hilfe der kostengünstigen und schnellen Geochemischen Grundwasserkartierung Bremens durch die Technik des „Rollenden Peilrohres“ zwischen 1990 und 1993 flächenhaft nachgewiesen werden konnte (ORTLAM & SAUER 1993, 1995b und 1999). Außerdem wurde bei der Erdgasbohrung „Lesum Z 1“ (Konsortium BEB, Hannover) in den 90er Jahren des vorherigen Jahrhunderts zwischen 135mund 175m Tiefe im amorphen Gipshut des Salinars „Lesum“ eine von mir erkannte Marienglas-Großdruse durchbohrt, die zerbohrte Selenit-Großkristalle zutage brachte (Abb.

30

30

Page 31: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

18). In diesem Caprock liegen wahrscheinlich ähnlich große Selenit-Kristalle vor, wie in den bekannten Naica-Höhlen von Nord-Mexico oder der Marienhöhle in Friedrichsroda (Nordrand Thüringer Wald; ORTLAM & SAUER 1995a).Zusammengefasst ergeben sich für die drei Salinare im Bremer Becken folgende mineral und hot spot-Aufstiegsszenarien nach dem DGH-Effekt d. h. der Störung des Tauchgleichgewichtsder Süß-/Salzwassergrenze durch die Drainwirkung der Weser sowie Ihrer Nebenflüsse Lesum/Hamme/Wümme und Ochtum sowie der daran angekoppelten, rezenten Sielwirtschaft (Abb. 19):

1. Sulfatische und chloridische Aufstiegswässer (= mineral spots) aus den Caprocks und den aktiv laugenden Salzspiegel der unverritzten Salinare „Lilienthal“ und „Delmenhorst-Osterholz“

2. Rein sulfatische Aufstiegswässer (= mineral spots) nur aus dem Caprock des Salinars „Lesum“ wegen des abdichtenden Residualtons an dessen Salzspiegel – ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung der Dichtheit eines Salinars gegenüber der Hydrosphäre als Endlager für problematische, persistente Abfälle.

3. in der (nördlichen) Geest-Hälfte des Salinars „Lesum“ (Abb. 16) kommt es in den beiden letzten Warmzeiten (Eem- und Holozän-Interglazial) durch den Zusammenbruch von Lösungskavernen im salinaren Gipshut zu tiefen und langsam ablaufenden Erdfallerscheinungen (>24 Erdfälle nachgewiesen) mit den größten Torfmächtigkeiten Europas (>35m), die heute z. T. noch andauern (u. a. „Franzosenkuhle“ an der evang. Söderblom-Kirche in Bremen-Lesum mit jährlichen Absinkraten von 4cm, gemessen seit 1972, maximale Absenkung am Parkplatz ~1,6m im Jahre 2012, das Pfarrhaus musste deswegen bereits vor 20 Jahren abgerissen werden und der Kirchturm gerät nun auch in Bewegung, weil er auf der Erdfallbegrenzung stehen).

4. In der (südlichen) Marsch-Hälfte des Salinars „Lesum“ (Abb. 16) wurden die im Gipshut entstandenen Hohlräume durch Ausfällung von Selenit-Kristallen wieder stabilisiert, so dass heute die Marienglas-Großdrusen festgestellt werden können. Im Kleinen liegt somit ein ähnlicher geochemischer Vorgang vor, wie er bei der Marienglas-Großdruse (ursprünglicher Durchmesser: ~10m) der Zechsteingrube von Friedrichsroda am nördlichen Rand des Thüringer Waldes vorliegt.

31

31

Page 32: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb.19: Schematische Darstellung der Funktion des DGH-Effektes im Bremer Beckens und dessen Geest-Umrahmung (aus: ORTLAM & SAUER 1993, ORTLAM 2000).

2.5. Elbe-Jeetzel-Niederung

Wenden wir uns nun einem ähnlichen Tieflandgebiet der Elbe-Jeetzel-Niederung um die Salinare „Wustrow“, „Gr. Heide-Siemen“ und „Gorleben-Rambow“ zu, so können wir die gleichen hydraulischen Verhältnisse mit mineral und hot spots beobachten wie im Bremer Becken (Abb. 16, 17 und 20). Im Gegensatz zur gesamten Lüneburger Heide und der Göhrde mit mittleren Geländehöhen um 100m NN, wo die quartären und miozänen Grundwasserleiterbis auf 400m Tiefe durch das positiv veränderte Tauchgleichgewicht der Süß-/Salzwassergrenze im Zuge des DGH-Effektes voll ausgesüßt sind, ist die Elbe-Jeetzel-Niederung mit Geländehöhen um 15m NN bis zum Stehkragen versalzt. Der darin liegende Geest-Zeugenberg des 75m hohen Höhbecks, der wie eine Insel im Meer eine ansehnliche Süßwasserlinse auf dem Salinar „Gorleben“ ausgebildet hat, ist eine Ausnahme wie der Geest-Zeugenberg Weyerberg (51m NN) bei Worpswede am Nordost-Rand des Bremer Beckens. Durch die verstärkte sommerliche Grundwasserförderung kommt es infolge der Brunnen-Absenktrichter in der Geest-Süßwasserlinse des Höhbecks zu einer Störung des Tauchgleichgewichtes der Süß-/Salzwassergrenze, so dass es umgehend zu partiellen Salzwassereinbrüchen aus der Tiefe, dem Salinar „Gorleben“, kommt.

Abb.20: Hydrogeologischer Schnitt Göhrde zur Elbe-Jeetzel-Niederung mit mineral und hot spots im Bereich des Salinars „Gorleben“ (aus: ORTLAM 2000).

Bereits nach den Bohrkampagnen im Jahre 1970 konnten die tief in das Salinar „Gorleben“ eingeschnittenen Laaser und Gorlebener Rinnen und die darin aktiven chloridisch-sulfatischenLaugungsprozesse am Salinartop klar erkannt werden. Außerdem fehlen hier die in Nord-Niedersachsen weit verbreiteten tonig-schluffigen und bis zu 1.000m mächtigen Deckschichten des Tertiärs aufgrund der pleistozänen Rinnen-Erosionen, die nicht nur den Caprock, sondern bis auf 300m Tiefe das unverritzte Salinar bloßlegten (Abb. 20). Außerdem konnte durch entsprechende Bohrungen in der Gorlebener Rinne ein steil aufragender Zahn aus dem Caprock des Salinars „Gorleben“ beobachtet werden (identisch dem Molasse-Teufelstisch in der Überlinger Rinne des Bodensees). Die in den Rinnen vorliegenden Lauenburger Schichten stellen wegen ihrer stark variierenden Kornspektrums und dem darausresultierenden Treppenhaus-Leakage-Systems keine trennende Einheit (= Aquiclude) von Salino- und Hydrosphäre dar, was durch das zahlreiche Auftreten der mineral und hot spots

32

32

Page 33: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

darüber in der Elbe-Jeetzel-Niederung belegt wird. Hydro- und Salinosphäre sind heute also über dem Salinar „Gorleben“ aktiv miteinander verkoppelt, was bei der Auswahl eines Endlagers für kritische Stoffe unbedingt zu vermeiden ist.Diese Erkenntnisse lagen für das Salinar „Gorleben“ spätestens im Jahre 1970 vor, wurden jedoch bei der rein politischen Entscheidung als Erkundungsstandort im Jahre 1977 und später von den politischen Entscheidungsträgern (u. a. Ministerpräsident Dr. Ernst ALBRECHT, + , Hannover) unverständlicherweise nicht beachtet. Außerdem besteht aufgrund der dargelegten Genese der pleistozänen Rinnen die Gefahr einer metasomatischen, selektiven Ausspülung von leicht löslichen Kaliflözen (z. B. Carnallit) unter dem Salzspiegel bis in Tiefen von 1.000m, wie dies bereits zwischen 300m und 400m Tiefe durch die Bohrungen GoHy 1301-1305 nachgewiesen werden konnte (Abb. 18). Sollte das Salinar „Gorleben“ – wider den zahlreichen geowissenschaftlichen Erkenntnissen – doch noch als Endlagerstandort ausgewählt werden, droht -- sehenden Auges – ein zweiter Fall „Asse“ mit noch weitaus schlimmeren Konsequenzen für alle nachfolgenden Generationen.

Abb.21: Hydrogeologisch-geothermaler Schnitt entlang der Gorlebener Rinne mit mineral und hot spots (Pfeile; verändert nach KLINGE et al. 2007)

Das BGR-Modell des Salzwassertransports an der Basis der Gorlebener Rinne nach Nordosten sowie nach oben durch die Lauenburger Schichten ist grundsätzlich richtig, muss jedoch unter den neuen Erkenntnissen des DGH- und des Treppenhaus-Leakage-Effektes (= TL-Effekt) insofern modifiziert werden wie dies meine nachfolgenden Ergänzungen andeuten(Abb. 21). Auch sollten alte und neue Ergebnisse im Hause NLfB/BGR umfangreicher und vollständig genutzt werden, um bessere Grundlagen zur Entscheidungsfindung für einen etwaigen zukünftigen Endlagerstandort zu haben. Dieser kann aus geowissenschaftlicher Sicht keineswegs das Salinar „Gorleben“ sein. Es gibt genügend mächtige Salinar-Formationen mit unverritzten, mächtigen bindigen Deckschichten in Nord- und Süddeutschland, die einer Endlagererkundung unter vorgegebenen objektiven Kriterien objektiv standhalten könnten. „Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg!“

33

33

Page 34: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Abb. 22: Grundwasser-Höhengleichenplan im Bereich des Salinars „Gorleben-Rambow“ mit einer Grundwasser-Transfluenz unter der Elbe zur Löcknitz als Hauptvorfluter (korrigiert und verändert nach KLINGE et al. 2007).

Bei genauer Betrachtung resultiert auch im Elbebereich eine verbesserte Darstellung der Grundwasserhöhengleichen (Abb. 22) mit der Stornierung einer eingezeichneten Grundwasser-Scheitelung jenseits der Elbe (KLINGE et al 2007). Es liegt nämlich hier eine recht seltene Grundwasser-Transfluenz unter der Elbe von Süden nach Norden zur Löcknitz, einem ehemaligen Elbelauf zwischen Schnackenburg und Dömitz, als Hauptvorfluter vor. Dieheutige Elbe exfiltriert also hier in den oberen Grundwasserleiter der rechten Elbeaue und fungiert in diesem Flussabschnitt nicht als Grundwasser-Vorfluter. Dieses wichtige Ergebnis sollte zukünftig wegen seiner Tragweite unbedingt berücksichtigt werden.

3. Ausblick

Abschließend lassen sich bisher folgende Defizite bei der Erkundung des Salinars „Gorleben“als möglicher Endlagerstandort hoch brisanter Abfälle feststellen, die z. T. über die kritischen und berechtigten Ausführungen von GRIMMEL (1984/85, 1993 und 2006) und DUPHORN (1986 und 1987) noch hinausgehen:

1. Bisher keine fachlich ausreichend begründete Entscheidung zum Standort2. Nichtberücksichtigung der tatsächlichen Wirkungsaureole des Salinars „Gorleben-

Rambow“, vor allem nördlich der Elbe (u. a. KELLER 2007, KLINGE et al. 2007, KÖTHE et al. 2007)

34

34

Page 35: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

3. Nichtberücksichtigung vorhandener geowissenschaftlicher Erkenntnisse vor dem Jahre1977 durch Politik, Industrie und Wissenschaft (u. a. KELLER 2007, KLINGE et al. 2007, KÖTHE et al. 2007)

4. Keine Fakten-nahe Abklärung der wichtigen Genese pleistozäner Rinnen, selbst nicht in rezenten, einschlägigen Publikationen (BURVAL WORKING GROUP 2006, KELLER 2009)

5. Nichtberücksichtigung des edaphisch bedingten Tiefganges pleistozäner Rinnen (KELLER 2009)

6. Nichtberücksichtigung des DGH-Effektes (KELLER 2007)7. Nichtberücksichtigung des Treppenhaus-Leakage-Effektes (= TL-Effekt, u. a. in

pleistozänen Rinnen, KELLER 2007, 2009))8. Fehlen von mächtigen, bindigen Deckschichten des Tertiärs als wichtige Barriere

zwischen Hydro- und Salinosphäre (= TL-Effekt)9. Nichtberücksichtigung des bestehenden, aktiven Kurzschlusses von Hydro- und

Salinosphäre auf dem Salinar „Gorleben-Rambow“ (= TL-Effekt)10. Aktive Dauer-Laugung des Salinars , nachgewiesen durch zahlreiche mineral und hot

spots in der Elbe-Jeetzel-Niederung sowie durch die einschlägigen Beobachtungen und Berechnungen von GROBA & ORTLAM (1966) bzw. BRÜHL & FABER (1983). Das ursprüngliche und später wieder revidierte Vorkommen von jungem Tritium im Aquifer der Rinnen-Sohle ist m. E. nicht zweifelsfrei geklärt und sollte wegen seiner Bedeutung als Jung-Tracer erneut überprüft werden.

11. Nichtberücksichtigung der Grundwasser-Transfluenz unter der Elbe zur Löcknitz als Hauptvorfluter

12. Gefahr von metasomatisch eingespülten, pleistozänen Kies-/Sand-Strängen in leichter löslichen Kali-Flözen des Salinars bis >1.000m Tiefe mit erhöhter Gefahr der Kontaktnahme zur Hydrosphäre. Wassereinträge im Erkundungsbergwerk „Gorleben“ in etwa 800m Tiefe könnten diese Kontakte bestätigen. Vermutlich spielen sich im Salinar „Asse“ schon ähnliche Vorgänge ab, die ein baldiges Absaufen der Bergwerksanlage provozieren, bevor die 126.000 radioaktiven Gebinde geborgen sein werden.

13. Nichtberücksichtigung des erheblichen Kohlenwasserstoffpotentials (Erdgas und –öl) im Salinar „Gorleben“.

14. Nach Ablauf des 10-jährigen Moratoriums und der beschlossenen Energiewende sollten unverzüglich neue geeignetere Salinar-Standorte – neben anderen sicheren Lagerstätten (z. B. die halbfesten tertiären Tone und Schluffe in Nord- und Süddeutschland) ergebnisoffen erkundet werden, die unabdingbaren und vorher festzulegenden Mindestkriterien genügen müssen (AkEnd 2002). Dies ist zwischenzeitlich anerkannt und vorgesehen.

15. Nachweis zur ungefährdeten Dauerlagerung von hochradioaktiven Stoffen im Steinsalz eines Salinars ohne dessen radiolytische Zersetzung (VEINSHTEIN & DEN HARTOG 2000), um die bisherigen Laboruntersuchungen im Salinar zu bestätigen oder zu widerlegen

16. Keine Prüfung der Rückholbarkeit der Endlager-Gebinde innerhalb von 100 Jahren, um eventuell fehlerhaftes Handeln auszugleichen bzw. neue physikalische Erkenntnisse (u. a. Transmutation) einzusetzen und dadurch das Gefahrenpotential für zukünftige Generationen zu minimieren.

17. Keine Prüfung einer möglichen Wiederbelebung verstärkter Salzaufstiegsraten durch die induzierte Endlager-Temperaturanomalie – bedingt durch HAW´s -- im Salinar.

Insofern ist es mehr als bedenklich, wenn erneut (im Jahre 2010) politisch gefärbte Gutachten von einem Umweltministerium vergeben werden, um die damalige (rein politische)

35

35

Page 36: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Standortauswahl für „Gorleben“ im Nachhinein zu rechtfertigen, zumal die primär ausschlaggebenden geowissenschaftliche Kriterien von einem Historiker .(Dr. Anselm TIGGEMANN) wohl kaum in ihrer Tragweite beurteilt werden können, wenn sich schon viele Geowissenschaftler mit dieser komplexen Materie recht schwer tun. Wie wird da mit Verantwortlichkeiten gegenüber zukünftigen Generationen umgegangen? Solche (durchsichtigen) Vorgänge sollten allmählich im Sande verlaufen, und die aufsichtsführenden Behörden endlich ihre originäre Aufgaben (u. a. Fürsorgepflicht, Daseinsvorsorge) wahrnehmen, Kernkraftwerke erst dann weiterlaufen zu lassen, wenn die sichere Endlagerungin einem transparenten und offenen Untersuchungsvorgang gewährleistet ist. Die Kernkraft wäre nämlich erst dann in den 60er Jahren genehmigungsfähig gewesen, wenn primär ein Nachweis für eine sichere Endlagerung der diversen radioaktiven Abfallstoffe für die Kernkraftwerkbetreiber erbracht worden wäre. Dies unterblieb jedoch – ohne gebotener Berücksichtigung des einleuchtenden Verursacherprinzips – mit grober Fahrlässigkeit bei der staatlichen Aufsicht.Ich bin aber als Geowissenschaftler überzeugt, dass es Standorte mit der geforderten Einschlussdauersicherheit von etwa einer Million Jahren in Deutschland geben wird. Ein hoch-aufragendes, unverritztes und erdbebensicheres Salinar mit ausreichendem Steinsalzvolumen, keiner störenden pleistozänen Rinne (wie auf dem Salinar „Gorleben“, wasseit 1969 bekannt ist), mit >500m mächtigen bindigen Deckschichten des Tertiärs als wichtige Lockergesteinsaquiclude (nicht verwirklicht im Bereich des Salinars „Gorleben“) und eventuell einem selbst-abdichtenden Salzspiegel sollte die unabdingbaren und vorher festzulegenden, geowissenschaftlichen Bedingungen erfüllen. Letztere Bedingung mit dem neuen Aspekt eines selbst-abdichtenden Salzspiegels als zusätzliche Geo-Barriere könnte bei der anstehenden Voruntersuchung geeigneter Salinare sehr kostengünstig und relativ schnell durch eine Geochemische Kartierung des oberen Grundwasserleiters mit Hilfe des Rollenden Peilrohres und unter Berücksichtigung des DGH-Effektes erarbeitet werden. Insofern ergäben sich dann folgende sechs Geo-Barrieren, die in Anlehnung an ORTLAM (1990a) geogen und anthropogen kaum außer Kraft gesetzt werden können:

1. Salinare Barriere (mächtiger reiner Steinsalzkörper ohne Einfaltungen anderer salinarer Komponenten wie z. B. Kali-Flöze, Anhydrit, Gips, Ton)

2. Salzspiegel-Barriere (Ausbildung einer selbstabdichtenden Ton-Schicht an der Caprock-Basis), nachgewiesen z. B. am Salinar „Lesum“ im Bremer Becken durch dieröntgenartige Geochemische Grundwasser-Kartierung mit Hilfe des „Rollenden Peilrohres“ und den Erkenntnissen des DGH-Effektes (ORTLAM & SAUER 1993 und 1999, bzw. ORTLAM 1989)

3. Geologische Barriere (>500m bindige Deckschichten des Tertiärs, ausreichende Tiefenlage des Endlagerbereiches, >1.000m). Die Abdichtung der Zugangsschächte von der Hydrosphäre zum Endlagerstandort im Salinar muss dauerhaft gewährleistet sein

4. Physikalische Barriere (geringste Permeabilitäten des Salzspiegels und der bindigen Deckschichten des Tertiärs, <10-12m/s in vertikaler Richtung)

5. Kristallographische Barriere (hohes Adsorptionspotential der Tonminerale des Salzspiegels und der bindigen Deckschichten des Tertiärs)

6. Hydraulische Barriere (Nutzung des DGH-Effektes zur Blockade von nach oben gerichteten Wasserpfaden über einem Salinar)

Diese genannten Kriterien decken und ergänzen die bereits grundlegend erarbeiteten Aspekte zum Auswahlverfahren für Endlagerstandorte (AkEnd 2002) in wichtigen Punkten. Es gibt jedoch in Deutschland noch andere geologische Alternativen und Standorte, die außerhalb dergranitoiden Modelle angesiedelt sind und rechtzeitig eingebracht sowie objektiv und

36

36

Page 37: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

ergebnisoffen – ähnlich wie in der Schweiz und in Frankreich -- untersucht werden sollen, bevor eine endgültige Entscheidung zum Endlagerstandort fallen wird. Hierbei sollten nicht allzu früh die bedeutenden Ton- und Schluff-Vorkommen des Alt-Tertiärs in Nord- und Süddeutschland (Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Baden-Württemberg und Bayern) ohne ausreichende Begründung außer acht gelassen werden (HOTH, WIRTH, REINHOLD, BRÄUER, KRULL, FELDRAPPE 2007, KELLER 2009), zumal sie den vorgenannten Kriterien (u. a. AkEnd 2002) durchaus entsprechen würden. Die Bergwerkstandfestigkeit ließe sich anhand vorliegender Erfahrungen beim Schachtabteufen inden halbfesten und Kluft-losen tertiären Tonen u. a. Kalischächte im Süd-Elsass (Colmar-Mulhouse) und im südlichen Breisgau (Buggingen), Schacht „Staffhorst“ (nordwestlich Nienburg) vorläufig und ohne großen Aufwand beurteilen. Die Zeit ist jedoch in Zukunft unser kostbarstes Gut, zu viel davon wurde bisher mit taktischen, politischen Spielen unter dem massivem Lobbyismus der einschlägigen Industrie (= Lobbykratie) vertrödelt. Dazu ist das Thema viel zu ernst! Bauen wir also wieder eine echte Lagerstätte, indem wir der Natur über die Schultern schauen (= Geo-Mimikrie, Bionik). Allerdings müssen auch Überlegungen zur Rückholbarkeit hochradioaktiver, endgelagerter Gebinde unter dem Aspekt neuer technologischer Entwicklungen (u. a. Transmutation mit deutlicher Verkürzung der Halbwertszeiten) beachtet werden. Dabei könnte auch an ein Oberflächen-nahes Endlager unter Beachtung des einschlägigen DGH-Effektes zum Schutz des Grundwassers gedacht werden. Diese Lagerstätte könnte auch oberflächennah in unbesiedelten, abflusslosen Senken von Wüstengebieten unserer Erde mit versalztem Grundwasser geschehen, um eine Rückholbarkeit zu gewährleisten.Der Bau von Kernkraftwerken hätte in den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts niemals ohne den Nachweis einer sicheren Endlagerung staatlich genehmigt werden dürfen. Was dabei passieren kann, zeigen die bekannten Ereignisse in Hanford/USA (ab 1942), Fluss Tetscha/Süd-Ural (1949-57) Majak-Osjorsk/UdSSR (1957), Windscale/Sellafield/England (1957), La Hague/Frankreich (1966), Karatschai-See/UdSSR (1967), Harrisburg/USA (1979),Tschernobyl/UdSSR (1986) und Fukushima (2011) sowie die noch ziemlich unbekannten Ereignisse im Dunstkreis der Barents-See und Nowaja Semlja/UdSSR. Als jüngster GAU – ebenfalls außerhalb einer staatlichen Kontrolle der eigentlich zuständigen amerikanischen Umweltbehörde -- vollziehen sich die massiven Öl-Eruptionen im Golf von Mexico vor der Südküste der USA, ein nachhaltiger Abschiedsgruß der (Öl-) Regierung G. W. BUSH/D. CHENEY an die amerikanische Nation und die Weltgemeinde. Ein wahrhaft abschreckendes Beispiel zum Abgewöhnen und zum Lernen! Es bestätigt jedoch wieder einmal meine frühere Erkenntnis bzw. Aussage, dass die Menschheit und die Politik nur auf Katastrophen reagieren und erst dann zum adäquaten Meinungsumschwung bereit sind. Meine Aussage aus dem Jahre1983 ist mehr denn je aktuell: “Sollte die Menschheit bis zum Jahre 2050 nicht in der Lage sein, mit dem natürlichen Kredit der fossilen Energien sich die Solar- und Geo-Energie als zukünftige Energieträger nutzbar zu machen, dann hat der Homo sapiens sapiens seine Daseinsberechtigung weitgehend auf dieser Erde verspielt.“ Abschließend zwei für unser Problem bedeutende und treffende Zitate von Johann Wolfgang von GOETHE (1749-1837):

„Es ist nichts schrecklicher als eine tätige Unwissenheit!“

bzw. vom großen Naturforscher Alexander von HUMBOLDT (1769-1859):

„Die gefährlichste Weltanschauung ist jene, die von Unkundigen verbreitet wird, die die Welt nicht geschaut haben!“

37

37

Page 38: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

Wo ein Wille ist, da gibt es auch einen Weg, jedoch sollte der heilige St. Florian nicht immer als Wegbegleiter dienen, ansonsten werden die dümmsten Projekte nach dem Turmbau zu Babel regelrecht provoziert und noch teurer für den Steuerzahler inszeniert, wobei dieses babylonische Projekt damals, Gott sei Dank, nur lokale und vorübergehende Auswirkungen hervorrief. Die Sackgasse der global bestehenden Atomkraftwerke ist inzwischen weitaus gravierender zu beurteilen, besonders unter dem Aspekt des viel zu großen Restrisikos seit Hanford/USA (1944-65), Nowaja Semlya (ab 1953), Fluss Tetscha/Süd-Ural (1949-57), Majak-Osjorsk/UdSSR (29. 09. 1957), Windscale-Sellafield/GB (07. 10. 1957), La Hague/Frankreich (1966-97), Karatschai-See/UdSSR (1967), Harrisburg/USA (28. 03. 1979), Tschernobyl/UdSSR (26. 04. 1986) und Fukushima/Japan (11. 03. 2011) sowie der totalen Verblendung/Versagen der staatlichen Aufsichtsbehörden bei der bisher primär fehlgeschlagenen Forderung zum sicheren Endlager-Nachweis radioaktiver Abfallstoffe vor dem Bau von Atomkraftwerken.

4. Danksagung

Der ehemalige Präsident der Bundesrepublik Deutschland, Herr Dr. R. von WEIZSÄCKER, gab mir durch sein couragiertes, überlegtes Handeln und seine direkten Aufmunterungen immer wieder Beispiele für aufrechtes Tun in unserer Gesellschaft als Verpflichtung für zukünftige Generationen. Dies trifft vor allem für das vorliegende, stark Generationen-übergreifende Thema zu.Bei der Umsetzung (= Scannen) der zahlreichen Abbildungen waren dankenswerterweise Frau St. FISCHER und Herr J. HUBER von der Fa. CAPAZ G.m.b.H. (Direktor Dr. G. KOCH, Oberkirch) dem Autor sehr behilflich. Auch gedenke ich gerne der intensiven und vertrauensvollen Zusammenarbeit mit den Hamburger Wasserwerken (u. a. Herr Dr. MENG, +) und den Stadtwerken Bremen und Bremerhaven (u. a. Herr Dr. EBERHARD, +, bzw. Herr KAUTZ, +) bei vielen Großprojekten zur nachhaltigen Wasserversorgung Hamburgs, Bremens und Bremerhavens, die zu weitreichenden Erschließungsprojekten mit einer stark erweiterten, nachhaltigen Trinkwasserversorgung führten (u. a. Wasserwerke in der Nordheide, in Bremen-Blumenthal/-Vegesack und in Bremerhaven mit Langen, Leherheide, Wulsdorf und Bexhövede), sowie deren freundliche Zustimmungen zur Publikation der verschiedenen geowisenschaftlichen Teil-Ergebnisse des Autors.

5.Schrifttum

Anmerkung: Um den Umfang meiner (damals) unveröffentlichten zahlreichen NLfB-Berichte über die hydrogeologischen Erkundungen im Raum Lüchow-Dannenberg im Bereichdes wendländischen Salinars „Gorleben“ bis zur einsamen (politischen) Entscheidung der Erkundung „Gorleben's“ am 22. Februar 1977 durch den damaligen Niedersächsischen Ministerpräsidenten Dr. Ernst ALBRECHT zu dokumentieren, wurden diese („Grauliteratur“)in das nachstehende Verzeichnis zur Dokumentation und als Belege mit aufgenommen, weil diese der Öffentlichkeit bisher i. d. R. nicht bekannt sind. Sie sind m. W. im Archiv des N.L.f.B. (heute: L.B.E.G., Hannover) von jedem Fach-Interessierten zwischenzeitlich einsehbar, da eine Freigabe des zuständigen Niedersächsischen Wirtschaftsministeriums vorliegt. Auf der anderen Seite ist es jedoch bezeichnend und lässt tief blicken, dass meine zahlreichen Berichte und Publikationen vom Hause BGR/NLfB (Hannover) bisher keiner Erwähnung in einschlägigen Berichten und Publikationen gefunden haben, was nicht dem wissenschaftlichen Stil einer forschenden Institution bei einem so wichtigen Thema der Endlagerung kritischer und persistenter Stoffe entsprechen sollte. Nichtsdestotrotz bin ich dafür aber sehr dankbar, weil diese negativen und keineswegs fürsorglichen Aspekte mir in der Vergangenheit genügend Anreize verschafften, weiter zu diesem wichtigen Thema

38

38

Page 39: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

entsprechend eigenständige Forschungen durchzuführen in der schnellen Erkenntnis, dass das Bremer Becken und die Elbe-Jeetzel-Niederung mit ihren Zechstein-Salinaren einen nahezu identischen geowissenschaftlichen Aufbau repräsentieren, also direkt miteinander vergleichbar sind (ein entsprechender Forschungsantrag meinerseits aus Bremen zu diesem wichtigen Thema wurde in den 80er Jahren bedauerlicherweise vom NlfB torpediert). Auch die zahlreichen z. T. amtlich gesteuerten und sogar gedeckten halb-plagiatorischen Publikationen (u. a. L. BENDA, H. KUSTER, K. D. MEYER, B. C. SCWERDTFEGER, M. KLEEFELDT) über die umfangreichen Erkenntnisse meiner zahlreichen Bohrkampagnen zwischen 1966 und 1974 sowie meine -- amtlich mehrfach subtil abgeblockten – zahlreichen Publikationsversuche empfand ich indirekt als Ehre und nachträgliche Auszeichnung meiner geowissenschaftlichen Erkundungen und Ideen, die sich alle später als richtig erwiesen und zwischenzeitlich auch klammheimlich als Allgemeingut verwendet werden. Man wächst eben auch an den subtilen Widerständen der altbekannten (ehemals preußischen) „Landeskirche“ (Prof. Dr. E. BECKSMANN, Freiburg/Brsg., freundliche Mitteilung aus dem Jahre 1972). »Honi soit, qui mal y pense!»

AK-END (2002): Auswahlverfahren für Endlagerstandorte. – 258 S., zahlreiche Abb. und Tab., Köln.ANDERLE, H.-J. (1968): Die Mächtigkeiten der sandig-kiesigen Sedimente des Quartärs im nördlichen Oberrheingraben und der östlichen Untermain-Ebene. -- Notizbl. Hess. L.-A, f. Bodenf., 96:185-196, 1 Taf., Wiesbaden.ARTE (2012): Die letzten Geheimnisse der „Titanic“. – TV-Dokumentation von ARTE-TV Paris.ARTE FRANCE (2016): Geschichte, 20. Jahrhundert – Die Klima-Spione. – TV-Dokumentation.BARTZ, J. (1974): Die Mächtigkeit des Quartärs im Oberrheingraben. – In: ILLIES, J. H. & FUCHS, K.(eds.) Approaches to Taphrogenesis:78-87, 1 Abb., (Schweizerbart) Stuttgart.BARTZ; J. (1982) mit Beiträgen von G. G. VON DER BRELIE & H. MAUS: Quartär und Jungtertiär II im Oberrheingraben im Großraum Karlsruhe. – Geol. Jb., A 63:3-237, 28 Abb., 8 Tab., 2 Taf., Hannover.BAUER, G. (1991): Kryogene Klüfte in norddeutschen Salzdiapiren? – Zbl. Geol. Paläont., I/4:1247-1261, Abb., Stuttgart.BORNEMANN, O., BEHLAU, J., FISCHBECK, R., HAMMER, J., JARITZ, W., KELLER; S., MINGERZAHN, G. & SCHRAMM, M. (2007): Standortbeschreibung Gorleben, Teil 3: Ergebnisse der über- und untertätigen Erkundung des Salinars. – Geol. Jb., C73:1-211, 50 Abb., 7 Tab., 5 Anl., Hannover.BRÜHL, K. & FABER, P. (1983): Salzkonzentrationen im oberflächennahen Grundwasser des Kreises Lüchow-Dannenberg und ihre Verteilung. – PSE-interner Arbeitsbericht Nr. 83/1B, FU Berlin.BÜLOW, W. v. (1967): Zur Quartärbasis in Mecklenburg. –Ber. dt. Ges. geol. Wiss., A12,* 3/4:405-413, 3 Abb., Berlin.BÜLOW, W. v. (2000): Ereignisse und Ablagerungen seit dem Pliozän. – In (Hrg.)W. v. BÜLOW: Geologische Entwicklung Südwest-Mecklenburgs seit dem Ober-Oligozän. – Schriftenreihe f. Geowiss., 11:355-364, 8 Abb., (6 Abb. und 2 Taf.), Berlin.BURVAL WORKING GROUP (2006): Groundwater Resources in Buried Valleys – a Challenge for Geosciences. – 303 S., 190 Abb., Hannover.CASTON, V. N. D. (1979): A new isopachyte map of the Quaternary of the North Sea. – In: E. OELE, R. T. E. SCHÜTTENHELM & A. J. WIGGERS (edit.) The Quaternary History of the North Sea. – Acta Univ. Upps, Symposium:23-28, 2 Abb., Uppsala.DRABBE, J. & GHIJBEN, W. B. (1889):Nota in Verband met de voorgenomen putboring nabij Amsterdam. – Kon. Inst. Ing. Tijdschr., 1888/89:8-22, 11 Abb., Amsterdam.

39

39

Page 40: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

DUPHORN, K. (1986): Das subrosive Sicherheitsrisiko bei der geplanten Endlagerung von radioaktiven Abfällen im Salzstock Gorleben aus quartärgeologischer Sicht. – Z. dt. geol. Ges., 137:105-120, 5 Abb., Hannover.DUPHORN, K. (1987): Die quartäre Subrosion am Endlagersalzstock Gorleben. – Eine vergleichende Betrachtung der Arbeitsmethoden, Bohrbefunde, Deutungen und sicherheitsgeologischen Bewertungen. – Meyniana, 39:41-69, 12 Abb., 1 Taf., Kiel.EHLERS, J. (1990): Untersuchungen zur Morphodynamik der Vereisungen Norddeutschlands. – Brem. Beitr. z. Geograph. u. Raumpl., 17. 166 S., 84 Abb., Bremen.EHLERS, J. & LINKE, G. (1989): The origin of deep buried channels of Elsterian age in Northwest Germany. – Journ. of Quat. Science, (1989), 4:255-265, 7 figs., (Longman) UK.EISSMANN , L. (1987): Lagerungsstörungen im Lockergebirge. Exogene und endogene Tektonik im Lockergebirge des nördlichen Mitteleuropa. – Geophys. u. Geol., Geophys. Veröff. d. KMU, III:7-77, Leipzig, Berlin.ELLWANGER, D., GABRIEL, G., SIMON, T., WIELANDT-SCHUSTER, U., GREILING, R. O., HAGEDORN, E.-M., HAHNE, J. & HEIZ, J. (2008): Long sequence of Quaternary Rocks in the Heidelberg Basin Depocenter. – Eiszeitalter u. Gegenwart, 57,3/4:316-337, 6 Abb., 2 Tab., Hannover.FEZER, F. (1998): Mittel- und Jungpleistozän im „Heidelberger Loch“, Bohrprofil Entensee von 285m bis 6m Teufe. – Jber. u. Mitt. oberhein. geol. Ver., N. F. 80:297-360, Abb., Stuttgart.FOCKE, W. O. (1882): Geognostische Beobachtungen bei Stade und Hemelingen. – Abh. Naturw. Ver. Bremen, 7: 281-299, 1 Taf., Bremen.FOCKE, W. O. (1896): Geognostische Notizen. – Abh. Naturw. Ver. Bremen, 13:329-336, Bremen.FRECHEN, M., ELLWANGER, D., RIMKUS, D. & TECHMER, A. (2008):Timing of Medieval Fluvial Aggradation at Bremgarten. – Eiszeitalter u. Gegenwart, 57, 3/4:411-432, 15 Abb., 4 Tab., Hannover.GRIMMEL, E. (1984/85): Endlager Gorleben – Stationen eines Irrweges (1977-1984). – Scheidewege, 14:78-102, 6 Abb., Baiersbronn.GRIMMEL, E. (1993): Statement zum Salinar „Gorleben“. – Internat. Endlager-Hearing Niedersächs. Umweltministerium, AG „Barrieren“, 21.-23. 09. 1993, 5 S., Braunschweig.GRIMMEL, E. (2006): Kreisläufe der Erde. Eine Einführung in die Geographie. – 3. Aufl., 195 S.,52 Abb., (LIT) Berlin.GRIPP, K. (1964): Erdgeschichte von Schleswig-Holstein. – 411 S., 57 Taf., 3 Ktn., (Wachholtz) Neumünster.GROBA, E. & ORTLAM, D. (1966): Hydrogeologisches Gutachten zur Wasserschließung auf dem Höhbeck (Landkreis Lüchow-Dannenberg). – Unveröff. Gutachten Archiv NLfB, 8 S., 7 Anl., Hannover.GROBA, E., ORTLAM, D. VIERHUFF, H. (1969): Hydrogeologischer Bericht über die Erschließung von Grundwasser in der Lüneburger Heide, Raum I. – Unveröff. Bericht Archiv NLfB, 19 S., zahlreiche Anlagen, Hannover (23. 07. 1969).HERZBERG, A. (1901): Die Wasserversorgung einiger Nordseebäder. – Gasbeleuchtung u. Wasserversorgung, 44:815-819 u. 842-844, 1 Abb., München.HISTORY CHANNEL (2007): Die letzten Geheimnisse der „Titanic“. – TV-Dokumentation von History Channel.HÖGE, C. (2012): 37 Sekunden Schicksal. – Der Spiegel, 20. 03. 2012, Hamburg.HOTH, P., WIRTH, H., REINHOLD, K., BRÄUER, V., KRULL, P. & FELDRAPPE, H. (2007): Endlagerung radioaktiver Abfälle in tiefen geologischen Formationen Deutschlands. Untersuchung und Bewertung von Tongesteinsformationen. – 118 S., zahlreiche Abb. und Tab., BGR, unveröff. Bericht, Hannover.

40

40

Page 41: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

JARITZ, W. (1973): Eine Übersichtskarte der Tiefenlage der Salzstöcke in Nordwestdeutschland. – Geol. Jb., A 90:241-244, 1 Taf., Hannover.JOHANNSEN, A. (1971): Salinartektonische Einflüsse auf Ausbildung und Verbreitung tertiärer und quartärer Sedimente in Ost-Holstein. – Meyniana, 21:33-39, 6 Abb., Kiel.KALTWANG, J. (1992): Die pleistozäne Vereisungsgrenze im südlichen Niedersachsen und im östlichen Westfalen. – Mitt. geol. Inst. Uni Hannover, 33, 161 S., 7 Abb., 38 Tab., 49 Ktn.,Hannover.KELLER, S. (2007): Langzeitsicherheitsanalyse für ein HAW-Endlager im Salz – Geologisches Referenzmodell für einen HAW-Endlagerstandort im Salz. – 79 S., 8 Abb., 5 Tab., BGR, unveröff. Bericht, Hannover.KELLER, S. (2009): Eiszeitliche Rinnensysteme und ihre Bedeutung für die Langzeitsicherheit möglicher Endlagerstandorte mit hochradioaktiven Abfällen in Norddeutschland. – 24 S., 5 Abb., BGR, unveröff. Bericht, Hannover.KLINGE, H.,BOEHME, J., GRISSEMANN, CH., HOUBEN, G., LUDWIG, R.-R., RÜBEL, A., SCHELKES, K., SCHILDKNECHT, F. & SUCKOW, A. (2007): Standortbeschreibung Gorleben, Teil 1: Die Hydrogeologie des Deckgebirges des Salzstockes Gorleben. – Geol. Jb.,C71:3-147, 59 Abb., 4 Tab., 1 Anl., Hannover.KLOSE, H. (1982): Röhrenstrukturen und röhrenförmige Höhlen im Pfälzischen Buntsandstein. – Abh. Karst- u. Höhlenkde., A Speläologie, 20, 102 S., zahlr. Abb., Blaubeuren.KÖTHE, A., HOFFMANN; N., KRULL, P., ZIRNGAST, M. & ZWIRNER, R. (2007): Standortbeschreibung Gorleben, Teil 2: Die Geologie des Deck- und Nebengebirges des Salzstockes Gorleben. – Geol. Jb., C72:1-199. 42 Abb., 19 Tab., Hannover.KUPETZ, M., SCHUBERT, G., SEIFERT, A. & WOLF, L. (1989): Quartärbasis, pleistozäneRinnen und Beispiele glazitektonischer Lagerungsstörungen im Niederlausitzer Braunkohlengebiet. --Geoprofil, 1:2-17, 18 Abb., 1 Tab., 3 Ktn., Freiberg.KUSTER, H. & MEYER, K.-D. (1979): Glaziäre Rinnen im mittleren und nordöstlichen Niedersachsen. – Eiszeitalter u. Gegenwart, 29:135-156, 5 Abb., 3 Tab., 1 Kt., Hannover.LEHNÉ; R. J., HOSELMANN, Chr., HEGGEMANN, H., BUDDE, H. & HOPPE, A. (2013):Geological 3D modelling in the densely populated metropolitan area Frankfurt/Rhine-Main. –Z. Dt. Ges. Geowiss., 164(4): 591-603, 9 figs., 2 tab., Stuttgart.LIEDTKE, H. (1968): Die geomorphologische Entwicklung der Oberflächenformen des Pfälzer Waldes und seiner Randgebiete. – Arbeiten a. d. Geogr. Inst. Universität Saarland, Sonderbd. I, 232 S., 48 Abb., Tab., Fotos, Saarbrücken.LIERSCH, K.-M. (1972): Großräumige Grundwassererkundung in Lockergesteinen – Erfahrungen und Ergebnisse. – Wasser u. Boden, 1972,9:266-270, 7 Abb., München.LINKE, G. (1983): Geologische Übersichtskarte Raum Hamburg 1:50.000. Quartärbasis Bl. 1Morphologie. – Geologisches Landesamt Hamburg.LÖHNERT, E. (1966a): Glaziäre Rinnen im Raum Hamburg und ihre Beziehungen zum präquartären Untergrund. – Abh. u. Verh. Naturwiss. Ver. Hamburg, N. F. 10:47-51, Abb., Hamburg.LÖHNERT, E. (1966b): Die Beschaffenheit des tieferen Grundwassers und die Grenze Salzwasser/Süßwasser im Staatsgebiet von Hamburg. – Geol. Mitt. (= Breddin-Festschrift), 6:29-36, 4 Abb., Aachen.LÖHNERT, E: (1968): Hydrogeologische und –chemische Betrachtungen über die salzigen Grundwässer im Raum von Bad Oldesloe (Holstein). – Mitt. Geol. Staatsinst. Hamburg, 37:99-119, 8 Abb., 2 Tab., Hamburg.MARTINI, E. & ORTLAM, D. (2005): Neue Tertiär-Vorkommen im mittleren Oberrheingraben und ihre Bedeutung für pleistozäne (Rinnen-) Strukturen. – 21 S., 10 Abb., 1Tab., publiziert im Internet unter www.dr-ortlam.de (mit laufenden Ergänzungen).MEIER, D. (199 ):

41

41

Page 42: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

MEIER, J. (2015): Die Genese tiefer quartärer Rinnen. – Z. Geol. Wiss., 43(2015):55-104, 18 Abb., 1 Tab., Berlin.MEHLIS, C. (1886): Glaciale Erscheinungen im Haardtgebirge. – Globus, 50:173 u. 317-318,Braunschweig.MÜLLER, H. (1986): Altquartäre Sedimente im Deckgebirge des Salzstocks Gorleben. – Z. dt. geol. Ges., 137:85-95, 5 Abb., Hannover.OHL, A. (1973): Die Wasserversorgung der Freien Hansestadt Bremen – 100 Jahre zentrale Wasserversorgung 1873-1973. – 275 S., zahlreiche Abb. und Tab., (Hauschild) Bremen.ORTLAM, D. (1972a): Bericht über Ergebnisse der Grundwasser-Explorationsarbeiten im Wasserwirtschaftlichen Rahmenplanungsraum „Obere Elbe“, Zeitabschnitt 1966-1971. – Unveröff. Bericht Archiv NLfB, 26 S., 134 Anl., Hannover (06. 04. 1972).ORTLAM, D. (1972b): Bericht über die Grundwasser-Erkundung im Raum Lüneburg-Lüchow/Dannenberg (Niedersächs. Lottoprogramm). – Unveröff. Bericht Archiv NLfB, 27 S., 53 Anl., Hannover (20. 09. 1972).ORTLAM, D. (1973a): Zwischenbericht über die Grundwasser-Erkundung im Raum „Untere Elbe“ der Wasserwirtschaftlichen Rahmenplanung, Teilgebiet Stade-Bremervörde-Kranenburg-Drochtersen, Zeitabschnitt 1970-1971. – Unveröff. Bericht Archiv NLfB, 15 S. 35 Anl., Hannover (24. 04. 1973).ORTLAM, D. (1973b): 1. Bericht (1972/73) über das Forschungsvorhaben „Korrelierung stratigraphischer Einheiten im Norddeutschen Tertiärbecken“. – Unveröff. Bericht Archiv NLfB, 22 S., 15 Anl., Hannover (24. 10. 1973).ORTLAM, D. (1974): 2. Arbeitsbericht (1973/74) über das Forschungsvorhaben „Korrelierung stratigraphischer Einheiten im Norddeutschen Tertiärbecken“. – Unveröff. Bericht Archiv NLfB, 10 S., 19 Anl., Hannover (29. 05. 1974).ORTLAM, D. (1975): 3. Arbeitsbericht über das Forschungsvorhaben „Korrelierung stratigraphischer Einheiten im Nordwestdeutschen Tertiärbecken“. – Unveröff. Bericht Archiv NLfB, 17 S., 20 Anl., Hannover (Juli 1975).ORTLAM, D. (1980): Neue Aspekte zur känozoischen Entwicklung im Nordteil der Mittelmeer-Mjösen-Zone. – Geol. Rdschau, 70, ½:344-353, 5 Abb., Stuttgart.ORTLAM, D. (1982): Durchführung hydrogeologisch-hydrochemischer Untersuchungen für den Bereich Horn-Lehe-West (Bremen). – In: Landschaftsökologische Untersuchungen Horn-Lehe-West, 10 S., 12 Abb., (Senator f. d. Bauwesen) Bremen.ORTLAM, D. (1983): Neue Ergebnisse zur Baugrundkarte Bremen. – Ber. 4. Nat. Tag. Ing.-Geol, :273-280, 7 Abb., Goslar.ORTLAM, D. (1984): Die geohydrologischen Verhältnisse im Hollerland. – Abh. Naturw. Ver. Bremen, 40, 2:155-164, 7 Abb., Bremen.ORTLAM, D. (1989): Geologie, Schwermetalle und Salzwasserfronten im Untergrund von Bremen und ihre Auswirkungen. – N. Jb. Geol. Paläont. Mh., 1989, 8:489-512, 11 Abb., 3 Tab., Stuttgart.ORTLAM, D. (1990a): Verwirklichung des geologischen Mehrbarrierenprinzips in bindigen Lockergesteinen der Küstenregion. – In: Altlastensanierung 1990, Bd. II:1465-1468, 2 Abb., (Kluver) Dordrecht/Boston/London.ORTLAM, D. (1990b): Geologische Situation (im Untergrund des Bremer Fallturmes). – Einweihungsheft d. Großlabors „Fallturm Bremen“,:17-18, 1 Abb., (Weka) Kissing.ORTLAM, D. (1991):Quaternary channels and their importance in applied geology. – Abstracts XIII. INQUA-Congress, p. 262, Beijing.ORTLAM, D. (1994): Subglaziale Hohlformen im außeralpinen Mitteleuropa. – Jber. u. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N. F. 76:351-394, 30 Abb., Stuttgart.ORTLAM, D. (2000): Bewirtschaftung mariner Süßwasserquellen. – gwf Wasser Abwasser, 141, 12: 865-873, 10 Abb., (Oldenbourg) München.

42

42

Page 43: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

ORTLAM, D. (1998): Subglaziale Hohlformen als Faziesanzeiger in Mitteleuropa und der Welt. – In: LOZAN, GRASSL, HUPFER & STERR: Das Klima des 21. Jahrhunderts. – Posterkurzfassung Klimatagung Hamburg.ORTLAM, D. (2000): Eine neue Idee: Kulturschutzgebiete. – GAIA, 9,3:176-178, 2 Abb., (Nomos) Baden-Baden.ORTLAM, D. (2001a): Subglaziale Hohlformen als Faziesanzeiger für Inlandeis-Bedeckungen in Mitteleuropa und der Welt. – Posterkurzfassung 68. Tg. ARGE Norddt. Geologen, 08. 06. 2001 Bremerhaven.ORTLAM, D. (2001b): Geowissenschaftliche Erkenntnisse über den Untergrund Bremerhavens in ihrer wirtschaftlichen Bedeutung. – Brem. Jb., 80:181-197, 9 Abb., Bremen.ORTLAM, D. (2003): Die Wiege des Turenne-Denkmals im Lichte neuester Glazialforschungen im Nordschwarzwald – Eine geowissenschaftlich-historische Synthese. – Die Ortenau, 83:393-418, 22 Abb., 1 Tab., (Histor. Ver. Mittelbaden) Offenburg/Baden.ORTLAM, D. (2004): Der Ursprung der Acher (Nordschwarzwald) auf der Basis historischer Recherchen sowie die Genese des Ruhesteins (Schwarzwaldhochstrasse). – Acherner Rückblicke, 3:9-28, 17 Abb., (Achertäler) Achern.ORTLAM, D. (2010): Pleistozäne Rinnen und der DGH-Effekt. – Warum „Gorleben“ die falsche Wahl war. – 39 S., 19 Abb., 1 Tab., publiziert im Internet unter www.dr-ortlam.de (mit laufenden Ergänzungen).ORTLAM, D. (2012): Die Entwicklung der Eisverhältnisse an den Erdpolen und deren Konsequenzen zum Meeresspiegelanstieg. – Die unterschätzte Rolle von Schwarz-Immissionen zur Wolkenbildung und von Tsunamis. – 20 S., 9 Abb., publiziert im Internet unter www.dr-ortlam.de (mit laufenden Ergänzungen).ORTLAM, D. & SCHNIER, H. (1981): Erdfälle und Salzwasseraufstieg in Bremen – Typbeispiel für Süßwasserdepressionsgebiete. – N. Jb. Geol. Paläont. Mh., 1981,4: 236-256, 9Abb., Stuttgart.ORTLAM, D. & SAUER, M. (1993): Geochemische Grundwasser-Kartierung Bremen. Darstellung der Grundwasserbeschaffenheit und deren Beeinflussung durch Altlasten in der Stadtgemeinde Bremen. – Atlas mit Erläuterungen, 28 S., 9 Abb., 60 Ktn., 1 Anl., (Bremer Entsorgungsbetriebe) Bremen.ORTLAM, D. & SAUER, M. (1995a): Das Grundwasser in Bremen – seine geogene Prägung und seine Beeinflussung durch Altlasten. – N. Jb. Geol. Paläont. Mh., 1995,6:336-354, 9 Abb., 1 Tab., Stuttgart.ORTLAM, D. & SAUER, M. (1995b): Das „Rollende Peilrohr“ – ein neues umweltschonendes, schnelles und kostengünstiges Grundwasserentnahme-Verfahren zur Untersuchung von Altlasten in Lockergesteinen. – Jber. u. Mitt. oberrhein. geol. Ver., N.F. 77: 287-305, 11 Abb., Stuttgart.ORTLAM, D. & SAUER, M. (1996): Geogene and anthropogene salinization-phenomenons in the groundwater of Bremen (northern Germany). – SGU Rapp. & medd., SWIM 1996 Malmö, 87:207-216, 11 figs., (Gotab) Stockholm.ORTLAM, D. & SAUER, M. (1999): Geochemische Grundwasserkartierung in einem urbanem Raum am Beispiel der Stadt Bremen. Calcium- und Nitratverteilung im oberen Grundwasserleiter. – Arbeitshefte Wasser, 1, 26 S., 12 Abb., 24 Ktn., HannoverORTLAM, D. & VIERHUFF, H. (1978): Aspekte zur Geologie des höheren Känozoikums zwischen Elbe und Weser-Aller. – N. Jb. Geol. Paläont. Mh., 1978, 7:408-426, 7Abb., 1 Tab.,Stuttgart.SALOMON-CALVI, W. (1927): Die Erbohrung der Heidelberger Radium-Sole-Therme und ihre geologischen Verhältnisse. – Abh. Heidelberger Akad. d. Wiss., math.-naturw. Kl., 14:1-105, 5 Abb., Berlin-Leipzig.

43

43

Page 44: Pleistozäne Rinnen und DGH-Effekte - dr-ortlam.de¤ne Rinnen DGH-Effekt Gorleben-Vortrag... · dass bis 250m Tiefe ein komplett ausgesüßter Aquifer sowohl in den quartären als

SCHWERDTFEGER, B. C. (1985): Geologisch-hydrogeologische Untersuchungen im Raum Nordheide (Lüneburger Heide). – Aquiferkennwerte, Hydrochemie, Beweissicherung. – Geol.Jb., C39:3-125, 51 Abb., 3 Tab., Hannover.SIMROCK, K. & STANGE, M. (1851/1995): Die Edda – Götterlieder, Heldenlieder und Spruchweisheiten der Germanen. – 434 S., 17 Abb., (Bechtermünz) Augsburg.SCHWERDTFEGER, B. (1982): Inaug. Dissertation.STACKEBRANDT, W. (2009): Subglacial channels of Northern Germany – a brief review. –Z. dt. Ges. Geowiss., 160,3:203-210, 4 Abb., Stuttgart.STADTWERKE BREMEN (1939): Vorarbeiten für die Versorgung Bremens mit Grundwasser(Endbericht zu Untersuchungen zwischen 1903 und 1933). – Unveröff. Bericht, 4 Bde (genannt: „GÖTZE-BIBEL“), Bd. I. Berichte 548 S., Bd. II. Zeichnungen 224 S., Bd. III. Analysen, Bd. IV. Teilanalysen 105 S., Bremen.STURLUSON, S. (~1220): Die jüngere Edda – Gylfaginning.--THOMÉ, K. N. (1997): Einführung in das Quartär. – 228 S., 205 Abb., 3 Tab., (Schweizerbart) Stuttgart.VEINSHTEIN, D. I. & DEN HARTOG, H. W. (2000): Explosive Zersetzung von hochradioaktiv bestrahltem Salz (NaCl). -- Zur Sache, 9, (Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg e. V.) Lüchow.VOLLBRECHT, R. (1997): Postglazialer Anstieg des Meeresspiegels, Paläoklima und Hydrographie, aufgezeichnet in Sedimenten der Bermuda inshore waters. – Habilitationsschrift Georg-August-Universität Göttingen.WAGER, R. (1956): Zum Chemismus tieferer Grundwässer in einem Teil Nordwestdeutschlands. – Abh. IAH-Symp. Rom, 2:131-137, 1 Abb., Hannover.WAGER, R. (1956): Grundwasser und unterirdische Gasspeicherung, – Kommunalwirtschaft,4/7:343-346, 1 Abb.,WAGER, R. (1957): Zur Grundwasserversalzung in Nordwestdeutschland. – Geol. Jb., 74:629-642, Abb., Hannover.WAGNER, B., WILKE, T., KRASTEL-GUDEGAST, S., GRAZHDANI, A., REICHERTER,K., TRAJANOVSKI, S. & ZANCHETTA, G. (2009): Scientific collaboration on past speciation conditions in lake Ohrid-SCOPSCO workshop report. – Scientific Drill., 2009/7:51-53, 3 figs., (Sohokkai Ltd.) Sapporo/Japan.WINSEMANN, J., HORNUNG, J., MEINSEN, J., ASPRION, U., POLOM, U., BRANDES, Chr., BUSSMANN, M. & WEBER, Chr. (2009): Anatomy of a subaqueous ice-contact fan and delta complex, Middle Pleistocene, North-west Germany. – Sedimentology, 56:1041-1076, 19 figs, 2 tab., Southampton.WOLFF, W. (1903): Eine Tiefbohrung auf dem Gelände der Petroleumraffinerie zu Bremen. – Abh. Naturw. Ver. Bremen, 17:419-424, 1 Taf., Bremen.WOLFF, W. (1907): Der geologische Aufbau der Bremer Gegend. – Abh. Naturw. Ver. Bremen, 19:207-216, Bremen.

Anschrift des Autors: Prof. Dr. Dieter ORTLAM, Dipl.-Geologe, Hydrogeologe und Glaziologe; Weg zum Krähenberg 57 (bei Dinné); D-28201 Bremen

44

44