Pluspunkte 4/2016
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Liebe Leserinnen und Leser,
die Aussage „Was Hänschen
nicht lernt, lernt Hans nimmer-
mehr“ gilt heute als wider-
legt. Unbestritten ist aber,
dass es günstige Zeitfenster
für erfolgreiches Lernen gibt.
Wer Nachhaltigkeit im Unter-
nehmen verankern will, der
fängt am besten in der Ausbildung an.
Darum geht es beim Projekt ANLIN, das
vom Bundesinstitut für Berufsbildung
und dem Bundesministerium für Bildung
und Forschung gefördert wird (S. 3).
Die Allianzpartner von Chemie³ in Hessen
setzen ebenfalls stark auf die junge
Generation. Deshalb schreiben sie zum
zweiten Mal den „Nachhaltigkeitspreis
für junge Menschen“ aus. Mitmachen
können Auszubildende, dual Studierende
und Teilnehmer an Förderprogrammen.
Mit dem Artikel „Ein guter Start“ (S. 4)
möchten wir Sie motivieren, Jugend-
lichen eine Chance zu geben, die mehr
Potenzial haben, als ihre Schulnoten
es vermuten lassen.
Mit besten Grüßen
Jürgen Funk, Geschäftsführer
Verbandskommunika tion
und politische Öffentlichkeitsarbeit
Die Vielfalt und der Ideenreichtum kannten keine Grenzen, als hessische Aus- zubildende 2015 erstmals um den Chemie3-Nachhaltigkeitspreis wetteiferten. Jetzt wird er erneut ausgeschrieben – als Motivation für Auszubildende, sich für Nachhaltigkeit in ihren Unternehmen zu engagieren.
Wirtschaftlicher Erfolg, ökologische Verantwortung und soziales Engagement müssen
Hand in Hand gehen. Davon ist die chemische Industrie überzeugt und hat deshalb
im Jahr 2013 die Nachhaltigkeitsinitiative Chemie3 gestartet. Die Branche ist sich ihrer
Verantwortung bewusst: Mit innovativen Tarifverträgen fördert sie zum Beispiel die
betriebliche Gesundheit, trägt mit Produkten wie Solarmodulen oder Batterien für
E-Fahrzeuge als Schlüsselindustrie zu einer nachhaltigen Entwicklung bei und för-
dert mit Programmen wie „Start in den Beruf“ die Integration junger Menschen ins
Arbeitsleben. Die Allianzpartner von Chemie³ sind der Bundesarbeitgeberverband
Chemie (BAVC), die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) und
der Verband der Chemischen Industrie (VCI).
Ein Wettbewerb für die Zukunft
Fortsetzung auf Seite 2
Der hessische Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir ist auch 2017 wieder Schirmherr des Chemie3- Nachhaltigkeitspreises für junge Menschen.
Pluspunkte
EDITORIAL
Seite 2
Früh anfangenInterview mit dem Bildungs-experten Dr. Karsten Rudolf von Provadis
Seite 3
Nachhaltigkeit im AusbildungsbetriebVorstellung des Koope- rationsprojektes ANLIN
Seite 4
Ein guter Start„Pre-Start“ – das Angebot für Jugendliche mit besonderem Unterstützungsbedarf
IN DIESER AUSGABE
Nr. 4/2016 Der Newsletter der HessenChemie
Um das Thema Nachhaltigkeit noch stär-
ker in hessische Unternehmen zu tragen,
haben die IG BCE Hessen-Thüringen,
der VCI Hessen und HessenChemie im
Jahr 2015 den ersten Nachhaltigkeits-
preis für junge Menschen verliehen. Unter
der Schirmherrschaft des hessischen
Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir fin-
det er im jährlichen Wechsel mit dem
Azubi-Wettbewerb der HessenChemie
statt. Auszubildende, dual Studierende
und Teilnehmer an Fördermaßnahmen
wie zum Beispiel den „Start-Program-
men“ sind im Frühjahr zum Mitmachen
bei der zweiten Runde aufgerufen. Die
Gewinner-Teams werden am 21. April 2017 in der Kletterhalle
„Wiesbadener Nordwand“ ausgezeichnet.
Den Blick der Jugendlichen von Anfang an in die Ausschreibung
einzubinden ist den drei Partnern besonders wichtig. Das aktu-
elle Wettbewerbsthema haben die regionalen Chemie³-Partner
deswegen gemeinsam mit Jugendvertretern aus Unternehmen
der chemisch-pharmazeutischen und Kunststoffverarbeitenden
Industrie in Hessen entwickelt. Fairer Handel, gute Arbeitsbe-
dingungen und Karrieremöglichkeiten sowie Digitalisierung
und damit einhergehende Innovationen – diese Themen be-
wegen junge Menschen. Wie können Unternehmen und ihre
Mitarbeiter den Wandel positiv gestalten? Was kann man
im eigenen Ausbildungsbetrieb anpacken? Im Rahmen des
Wettbewerbs sollen die Teilnehmer eine Vorstellung der Welt
von morgen entwickeln und Schritte dorthin an konkreten Bei-
spielen aufzeigen. „Die Regionalisierung und der Zuschnitt auf
die zukünftigen Fachkräfte sind die zentralen Aspekte dieses
Wettbewerbs“, sagt Daniel Schubert, Referent für Nachhaltig-
keit bei HessenChemie. „Damit wollen wir den abstrakten Be-
griff ‚Nachhaltigkeit‘ mit Leben füllen und Azubis motivieren,
in ihren Betrieben daran zu arbeiten.“
Teams, die sich am zweiten Chemie3-Nachhaltigkeitswettbe-
werb beteiligen möchten, erhalten weitere Informationen bei
Daniel Schubert, [email protected], 0611 7106-324.
Fortsetzung von Seite 1
Drei Fragen an Dr. Karsten Rudolf
1 Provadis entwickelt Fachkräfte für die Industrie. Warum befassen Sie sich als Bildungsdienstleister mit dem Thema Nachhaltigkeit? Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen wird in der heu-
tigen Welt immer stärker auch von gesellschaftlicher
Verantwortung im Wertschöpfungsprozess beeinflusst.
Wir bei Provadis wissen, dass die Mitarbeiter ein ent-
scheidender unternehmerischer Erfolgsfaktor sind. Wenn
uns also Unternehmen fragen, was sie in Bezug auf ihre
Mitarbeiter noch tun müssen, um auch künftig wettbewerbs-
fähig zu sein, dann gehört neben einem Thema wie Digi-
talisierung auch Nachhaltigkeit dazu. Das wiederum ist
untrennbar mit Bildung verbunden. Es gilt, Fachkräfte in
2
Als Prokurist von Provadis verantwortet Dr. Karsten Rudolf Bildungs- und Forschungsprojekte sowie das Marketing.
Früh anfangen
Ein ganz besonderer Ort: Nach der Preisverleihung lädt die Wiesbadener Nordwand zum Mitmachen ein.
ihrem nachhaltigen Handeln zu fördern und zu qualifizieren
– und das beginnt in der Ausbildung, wo es bundesweit bis-
her nur wenige Akzente gibt.
2 Welche Erfahrungen haben Sie bereits in diesem Bereich gemacht? Zunächst haben wir uns nach Q3SQ, einem Nachhaltigkeits-
siegel für Bildungsträger in der Chemie, zertifizieren lassen.
Darüber hinaus wurde ein Nachhaltigkeitspfad auf dem
Provadis Campus installiert, mit dem wir Lernende, Mit-
arbeiter und Besucher auf unser Engagement aufmerksam
machen. Unsere Hochschule betreibt angewandte For-
schung auf dem Gebiet des Klimaschutzes. In der Aus-
bildung haben wir zwei Modellprojekte zu sozialem, öko-
nomischem und ökologischem Handeln im Rahmen eines
Programms der Bundesregierung durchgeführt. Hier
konnten die Auszubildenden lernen, was CSR bedeutet,
warum das Feld an Bedeutung zunimmt und wie sie ganz
konkret ihr Unternehmen unterstützen können. Dadurch
sammelten wir erste Erkenntnisse, was zu tun ist, um
Nachhaltigkeit in Ausbildung zu integrieren. Dies soll nun
mit dem neuen Projekt ANLIN vertieft werden.
3 Provadis ist Partner im Kooperationsprojekt ANLIN. Was erhoffen Sie sich als Ergebnis? Wir freuen uns auf die vor uns liegende Projektarbeit.
Wir sind sicher, dass wir zum Ende der Projektlaufzeit
erprobte Lösungen für die Ausbildung haben werden,
die auch Unternehmen außerhalb des Industrieparks
Höchst aufgreifen können. Durch die Einbindung der
HessenChemie und der anderen Beiratsmitglieder wird
das gut gelingen.
Wer Nachhaltigkeit in den Betrieben verankern will, fängt am besten in der Ausbildung an. Das Kooperations- projekt ANLIN soll dafür praktische Ansätze liefern.
Je früher, desto besser – das ist der
Grundgedanke des Modellprojektes „Aus-
bildung fördert nachhaltige Lernorte in
der Industrie“, kurz ANLIN. Es will dazu
beitragen, das Thema strukturell in den
Lehr- und Ausbildungsplänen sowie in
den unterschiedlichen Lernorten der be-
ruflichen Bildung zu verankern. Durchge-
führt wird es derzeit an zwei Standorten:
bei der Provadis – Partner für Bildung
und Beratung GmbH in Frankfurt sowie
am Bildungszentrum für Beruf und Wirt-
schaft in Wittenberg (BBW). Von Juni
2016 bis März 2019 sollen mindestens
60 Auszubildende sowie 30 Ausbildungs-
und Lehrkräfte qualifiziert werden. Die
Ausbilder erhalten Train-the-Trainer-Qua-
lifizierungseinheiten, die Auszubildenden
nehmen ab dem ersten Lehrjahr an
modular aufgebauten Workshops zum
Thema Nachhaltigkeit teil. Zusätzlich nut-
zen sie E-Learning-Programme und regel-
mäßige Fünf-Minuten-Gespräche mit
ihren Ausbildern. Dabei erfahren sie, dass
nachhaltiges Denken und Handeln keine
graue Theorie ist. Auch eine Nachhaltig-
keitserkundung in ihrem Ausbildungs-
betrieb gehört zum Programm.
Das Projekt arbeitet in enger Koopera-
tion mit den Sozialpartnern. Diese sind
in Projektbeiräten eingebunden (siehe
Grafik). HessenChemie ist mit der IG BCE
Hessen-Thüringen, dem VCI Hessen, der
IHK Frankfurt am Main sowie den Unter-
nehmen Sanofi, Clariant und G.E. Habich’s
Söhne Mitglied des regionalen Beirates
in Hessen. „Wir arbeiten stets daran, das
Thema Nachhaltigkeit konkret in die Be-
triebe zu bringen“, sagt Jürgen Funk,
der bei HessenChemie für Bildungs-
fragen zuständige Geschäftsführer. „Das
Thema systematisch in die Ausbildung
zu integrieren und auch die Ausbilder
einzubeziehen, halten wir für einen
sehr effektiven Schritt.“ Gefördert wird
ANLIN vom Bundesinstitut für Berufs-
bildung und dem Bundesministerium für
Bildung und Forschung.
3
Nachhaltigkeit im Ausbildungsbetrieb
Qualifizierungsförderwerk Chemie (QFC)
Institut für nachhaltige Berufs-ausbildung & Management Services
GesamtbeiratBAVC, IG BCE, VCI, BAG NAWU, Umwelt-Campus Birkenfeld
AusbilderAuszubildendeUnternehmen(Groß-, KMU)
BBW(Sachsen-
Anhalt)
ProjektbeiratNordostChemie,
IG BCE, IHK,Unternehmen
ProjektbeiratHessenChemie, IG BCE, IHK, VCI, Berufsschule,
Unternehmen
Provadis(Hessen)
Die Struktur des von Provadis initiierten Modellprojekts ANLIN umfasst verschiedene strategische Partner.
WWW.HESSENCHEMIE.DE
IMPRESSUM
V.i.S.d.P.: Jürgen Funk Redaktion: Dr. Ute Heinemann (Sprache + Text, Frankfurt)Jürgen Funk, Giulia Bachmann (HessenChemie)Layout: Q GmbH, WiesbadenFotos: Arne Landwehr, Ivgenia KnoblochKontakt: Jürgen Funk Arbeitgeberverband Chemie und verwandte Indus-trien für das Land Hessen e.V. (HessenChemie) Murnaustraße 12, 65189 WiesbadenTelefon 0611 7106-49, Mobil 0162 2710649 [email protected]
Ein guter StartUm Schulabbrecher oder Jugendliche mit schlechtem Schul- abschluss in Ausbildung zu bringen, gibt es die „Start- Programme“. Der neue Baustein „Pre-Start“ richtet sich un-ter anderem an Geflüchtete.
Oft steckt in Jugendlichen mehr Potenzial, als ihre Zeugnisse
vermuten lassen. Deshalb haben die Chemie-Sozialpartner die
Programme „Start in den Beruf“ und „Start Plus“ zur Ausbil-
dungsvorbereitung ins Leben gerufen. Sie verbinden betrieb-
liche Praxis und theoretisches Wissen mit der Vertiefung sozi-
aler Kompetenzen – eine Aufgabe, die während der Berufs-
ausbildung nicht in diesem Maße geleistet werden kann. Die
Unternehmen ihrerseits können während der Maßnahmen die
Fähigkeiten der Jugendlichen beurteilen und entscheiden, ob
sie für einen Ausbildungsplatz infrage kommen.
„Start in den Beruf“ gibt es bereits seit 16 Jahren; 2011 kam
„Start Plus“ als Maßnahme hinzu, mit der kleine und mittlere
Unternehmen zusätzlich Unterstützung für eine begleitende
sozialpädagogische Betreuung durch einen Bildungsdienst-
leister erhalten können. Im Sommer 2016 wurden die Pro-
gramme abermals tariflich festgeschrieben und um ein drittes
Element ergänzt: „Pre-Start“ ist ein Angebot für Jugendliche
und junge Erwachsene mit besonderem Unterstützungsbedarf.
Der dreimonatige Baustein ist als vorgeschaltete Ergänzung
der bewährten „Start-Programme“ gedacht. Die Sozialpartner
möchten damit nicht zuletzt die Chancen jener Jugendlichen
verbessern, die nach Deutschland geflüchtet sind.
Für „Pre-Start“ stellt der Unterstützungsverein der chemischen
Industrie (UCI) zusätzlich eine Million Euro zur Verfügung. Denn
der Tarifvertrag sieht vor, dass die Jugendlichen eine monat-
liche Eingliederungsvergütung in Höhe von 450 Euro erhalten.
Hierfür können die Unternehmen eine Unterstützung beim UCI
beantragen. Betriebe mit mehr als 750 Beschäftigten erhalten
monatlich 225 Euro Zuschuss, kleinere Unternehmen die volle
Förderung von 450 Euro (siehe Grafik).
Der UCI wird vom Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC)
und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie
(IG BCE) finanziert. Bis heute hat er rund 4.000 Jugendliche
in den „Start-Programmen“ gefördert, mehr als 80 Prozent
konnten im Anschluss eine reguläre Ausbildung beginnen.
Weitere Informationen erhalten Sie bei Jürgen Funk,
[email protected], 0611 7106-49.
Der Unterstützerverein der chemischen Industrie (UCI) fördert die Umsetzung der „Start-Programme“ (Quelle: BAVC).
Start in den Beruf
Start Plus (bis zu 750 Beschäftigte)