Politik und GEsEsllschaft architEktur uMwElt r ohstoffE ... · Politik und GEsEllschaft 10 Jahre...

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Utopia oder Retrotopia Seite 4 POLITIK UND GESELLSCHAFT 10 Jahre Metalle pro Klima Seite 30 UNTERNEHMENSINITIATIVE POLITIK UND GESESLLSCHAFT ARCHITEKTUR UMWELT ROHSTOFFE ENERGIE METALLE PRO KLIMA METALS MEET POLITICS KONJUNKTUR UND STATISTIK Seite 22 ROHSTOFFPOLITIK Hauptsache Metalle! Geschäftsbericht der Nichteisen-Metallindustrie 17 .18

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Gesellschaft

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Utopia oder Retrotopia

Seite 4

P o l i t i k u n d G E s E l l s c h a f t

10 Jahre Metalle pro Klima

Seite 30

u n t E r n E h M E n s i n i t i at i v E

P o l i t i k u n d G E s E s l l s c h a f t

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M E ta l l E P r o k l i M a

M E ta l s M E E t P o l i t i c s

k o n j u n k t u r u n d s tat i s t i k

Seite 22

r o h s t o f f P o l i t i k

Hauptsache Metalle!

Geschäftsbericht der Nichteisen-Metallindustrie

17.18

Gesellschaft2

Unsere Grundstoffe bilden die Basis für Klimaschutz und internationale Wettbewerbsfähigkeit. Wir möchten, dass diese Arbeitsplätze auch in Zukunft sicher sind.

ww.wvmetalle.de

Fundament für morgen

Innovativ. Nachhaltig. Unverzichtbar. Metalle formen Zukunft.

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4– 7 Eine Renaissance des Gestern, statt eines Versprechens für morgen?

Utopia oder Retrotopia

14 Natürlich rein metallisch Metalle vor Ort

18 Metalle am Bau im Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit und Regulierung

Rainer Buchholz

22 Digitalisierung oder Industrie 4.0? Hauptsache Metalle! Sebastian Schiweck

26 Das energiepolitische Fundament unserer Industrie Michael Schwaiger

30 10 Jahre Metalle pro Klima Nima Nader

34 Metals Meet Politics Parlamentarischer Abend in Berlin

36 Konjunktur und Statistik Oliver Eisenberg

52 Die WVMetalle Das Team für die Nichteisen-Metallindustrie

8 Baustoffe mit Stil WVMetalle im Gespräch mit den Architekturbüros GRAFT, Staab Architekten und Kleihues + Kleihues

4 Politik und Gesellschaft

Utopia oder Retrotopia

Architektur gestern & heute:Wo Moderne auf Tradition trifft

ÜbEr diE architEktur dEr PolitischEn landschaf t

Eine Renaissance des Gestern, statt eines Versprechens für morgen?

5Utopia oder Retrotopia

Von den Wahlen am 24. September 2017, über die erfolglosen Sondierungen für ein auf Bundesebene erstmaliges Jamaika-Bündnis bis hin zur Bildung der Großen Koalition ist mehr als ein halbes Jahr vergangen. Dabei gilt paradoxerweise: Nichts ist mehr, wie es war, und am Ende bleibt doch alles gleich. Was bedeutet das für unsere Gesellschaft und welche Veränderungen ergeben sich in der Architektur der politischen Landschaft?

Überlegungen sind heute so aktuell wie damals. Spätestens bei den Bundestagswahlen, alle vier Jahre, wird jeder Einzelne von uns ganz konkret damit konfrontiert, darüber abzustimmen, welche politischen Lösungsansätze auf die drängendsten sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Fragen unserer Zeit uns am meisten überzeugen.

Die Wahlprogramme, die von den Parteien vor-gelegt werden, sind damit so etwas wie das Ange-bot einer Utopie im Kleinen. Doch anstelle aben-teuerlicher Visionen erscheinen diese häufig eher wie eine Aneinanderreihung politischer Phrasen und schöngeistiger Versprechungen, die nur wenig Begeisterung hervorrufen. Was die politischen Architekten unserer Gesellschaft hier anbieten, ist kein schillerndes Futurium, sondern eher ein dröges Verwaltungsgebäude. Eine Renaissance des Gestern, statt eines Versprechens für morgen.

Europa leidet an einem gefährlichen Fall von NostalgieDer im Alter von 91 Jahren verstorbene Philosoph und Soziologe Zygmunt Bauman beschreibt das in seinem letzten Werk „Retrotopia“, das 2017 er-schienen ist, wie folgt: „Im Staffellauf der Weltge-schichte hat die globale „Nostalgie-Epidemie“ den Stab vom (...) „Fortschrittsrausch“ übernommen.“ Mehr als 500 Jahre nach der Veröffentlichung von Utopia prognostiziert Bauman, dass die National-staaten die Fähigkeit eingebüßt haben, ihr Verspre-chen auf Wohlstand und Sicherheit einzulösen. Auf die menschliche Utopie einer hoffnungsvollen Zukunft folgt nun die Retrotopie. Ein rückwärts-gewandter Blick auf eine nostalgisch gefärbte Vergangenheit, die besser erscheint als alles, was die Zukunft zu bieten hat. Eine Kehrtwende zum

„Was die politischen Architekten unserer Gesellschaft hier anbieten, ist

kein schillerndes Futurium, sonderneher ein dröges Verwaltungsgebäude.“

Seit der Veröffentlichung von Thomas Morus’ Ro-man „Vom besten Zustand des Staates und der neuen Insel Utopia“ im Jahr 1666 ist ein ganzes Genre an Zukunftsromanen entstanden, soge-nannte Sozialutopien. Im Kern geht es dabei um die Frage, wie eine Gesellschaft sich zum Besseren entwickeln kann, nach welchen Idealen sie strebt und wie wir die Zukunft positiv gestalten. Diese

dr. Martin iffert Präsident der WVMetalle

franziska ErdleHauptgeschäftsführerin der WVMetalle

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Gestrigen. Eine Entwicklung, die in scheinbar deutlichem Kontrast zu der aktuell positiven Lage steht. „Der Menschheit geht es so gut wie nie“, konstatiert der Harvard Psychologe Steven Pinker. Doch keiner spricht darüber. Deswegen hat Pinker in seinem aktuellen Bestseller „Enlightenment Now“ mit Hilfe gewaltiger Mengen empirischer Daten nachgewiesen: „Gesundheit, Wohlstand, Bildung, Lebenserwartung, Frieden, Demokratie, Sicherheit – alles entwickelt sich seit langer Zeit zum Besseren.“ Und doch ist die Stimmung ge-trübt: Immer mehr Menschen haben Zweifel da-ran, ob es ihren Kindern oder gar ihnen selbst besser gehen wird als der vorherigen Generation. Dabei handelt es sich nicht nur um ein deutsches, sondern um ein internationales Phänomen: In den USA hat Donald Trump die Wahl mit dem Slogan „Make America Great Again“ gewonnen und auch der Slogan der Brexit Anhänger „Take Back Control“ weist in eine ähnliche, rückwärtige Rich-tung. Trotz oder vielleicht auch gerade wegen dieser beunruhigenden Entwicklung werden auch die Lösungsansätze in der Politik immer weniger

vorwärtsgerichtet. Der ehemalige Generalsekretär der Nato, Javier Solana, hat das wie folgt auf den Punkt gebracht: „Die Europäische Union leidet an einem gefährlichen Fall von Nostalgie. Die Sehn-sucht nach der „guten, alten Zeit“ (...) führt nicht nur zum Aufstieg nationalistischer Parteien, son-dern auch dazu, dass die führenden Politiker ihre Versuche fortsetzen, den Problemen von heute mit den Lösungen von gestern beizukommen.“

Wir brauchen nachhaltige Antworten auf aktuelle Veränderungen Bedenklich ist diese Welle der Nostalgie und des Zukunftspessimismus aus zweierlei Gründen: Zum einen führt sie zu immer größe-ren Stimmerfolgen von Parteien, die nationalistische Positionen vertreten und unsere pluralisti-sche und demokratische Gesell-schaftsordnung ablehnen. Zum anderen führt sie aber auch bei demokratisch gefestigten Parteien und Wählern zu einer Form von Verunsicherung und mangelndem Gestaltungswillen. Für uns als Vertreter der Metallindustrie stellt sich derzeit ganz konkret die Frage, wie wir in unserer Branche und am Industriestandort Deutschland mit den Herausforderungen der Zukunft umge-hen. Wie begegnen wir etwa den disruptiven Umbrüchen, die durch die Digitalisierung und die angestrebte CO2-Minderung vor uns liegen? Wel-che Veränderungen hat das auf die Art, wie wir wohnen, leben und arbeiten?

Fest steht, dass wir diese Herausforderungen nur dann bewältigen können, wenn wir sie aktiv angehen. Deswegen ist es jetzt an der Zeit, die Weichen für eine positive Zukunft zu stellen. Dazu

immer mehr Menschen haben Zweifel daran, ob es ihren kindern oder gar ihnen selbst besser gehen wird als der vorherigen Generation.

State of the Art vs. Tradition

durchschnittliche lebenserwartung der weltbevölkerung

2020 1760

Quellen: Our World in Data, Roser, 2016

Jahre 0

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Politik und Gesellschaft

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braucht es Haltung, Mut und Entschlossen-heit. Gestal tungswillen statt partei politischem Klein-Klein. Antworten in der Sache anstelle

monatelanger Personaldebatten und einer „Jeder gegen jeden“-Mentalität. Denn unser demokra-tisches System bringt grundsätzlich alles mit, was es an Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft braucht. Was häufig fehlt, ist der Wille, diese Spielräume auch konsequent auszunutzen. So bemängelt der Politikwissenschaftler Franz Walter ein zunehmendes Vakuum an „kraftvol-len Volksparteien, die tief in den verschiedenen Lebenswelten ihrer Gesellschaft erläuternd und organisierend unterwegs sind und aktiv zwischen Generationserfahrungen und Klasseninteressen zu vermitteln in der Lage sind.“ Dabei geht es weni-ger um anachronistische Debatten und emotional überfrachtete Grundsatzdiskussionen als vielmehr um nachhaltigen politischen Gestaltungswillen, der konkrete Antworten auf die Veränderungen unserer Zeit mit sich bringt.

Das Fundament für die Zukunft Im 21. Jahrhundert ist es wenig zielführend, sich nach einer vergangenen Welt jenseits der Digita-lisierung, der Technologisierung und der Flexibi-

lisierung zu sehnen. Aber wir können sehr wohl unseren regulatorischen Rahmen so reformieren, dass wir diese Prozesse im Sinne des Allgemein-wohls steuern können. Es gibt keinen Grund, war-um die Flucht von Großkonzernen in Steueroasen einfach hingenommen werden sollte. Warum un-ser Wohlfahrtsstaat nicht in der Lage sein sollte, flexibler auf die neue Arbeitswelt mit ihren vielfäl-tigen Erwerbsbiographien einzugehen. Und war-um wir akzeptieren sollten, dass ein immer weiter ausufernder Bürokratismus das Leben nicht nur kompliziert, sondern häufig auch teuer macht.

Wenn wir heute feststellen, dass sich immer weniger Menschen den Kauf einer Immobilie leisten können, dass wir einen beständigen An-stieg bei den Stromkosten erleben und dass der Föderalis mus unser Bildungssystem schwächt, so ist nichts davon unumgänglich. Übermäßig kom-plizierte Bauvorschriften können vereinfacht wer-den, die Finanzierung Erneuerbarer Energien kann deutlich marktwirtschaftlicher und damit günsti-ger organisiert und die Aufgabenteilung zwischen Bund und Ländern modernisiert werden. Überle-gungen wie diese mögen im ersten Moment nur wenig mit der glanzvollen Sozialromantik utopi-scher Gesellschaftsvisionen zu tun haben, aber sie erlauben eine dringend benötigte Rückkehr zur Zuversicht. Denn sie bilden das Fundament für die Veränderungen der Zukunft.

antworten in der sache anstelle monatelanger

Personaldebatten und einer „jeder gegen

jeden“-Mentalität.

Politik und Gesellschaft streben Utopien an. Doch aus neuen Projekten

dürfen keine rückwärtsgewandten Ideen entstehen.

Prozentsatz der weltbevölkerung, die in extremer armut lebt

Quellen: Our World in Data, Roser & Oritz-Ospina, 2017

1820 2020

91 %Armut Weltweit

100 %

10 %

Utopia oder Retrotopia

8 Architektur

thomas willemeit, wolfram Putz, lars krückeberg, Graft Gründungspartner

jan kleihues, Gründungspartner Kleihues + Kleihues

wvMEtallE iM GEsPräch Mit dEn architEkturbÜros Graf t, staab architEktEn und klEihuEs + klEihuEs

Baustoffe mit Stil

volker staab, Geschäftsführer Staab Architekten

In etwas Alltägliches das Unverwechselbare zu bringen, ist die Herausforderung eines jeden Architekten. Metalle verhelfen Gebäuden dabei oftmals zu Stil und Einzigartigkeit.

9Baustoffe mit Stil

Was macht Kupfer und Aluminium für die Architektur so spannend?

lars krÜckEbErG: Metalle und Legierungen haben eine gewisse Sinnfälligkeit. Für manche Situationen bietet sich die Verwendung eines bestimmten Metalls wegen seiner Verarbeitung, seines Gewichts oder Ausdehnungskoeffizienten geradezu an. Aber natürlich geht es uns auch um die haptischen Qualitäten. Es ist sehr interessant zu sehen, dass nahezu das ganze Spektrum von fast nicht alternden bis hin zu sich verändernden metallischen Baustoffen abgedeckt wird.

wolfraM PutZ: Aluminium hat eine unfassbar hohe Langlebigkeit. Bei Kupfer in der Fassade schätzen wir vor allem, dass es altert. Es ist zwar auch sehr langlebig, erzählt aber auch haptisch viel. Es ist nicht tot, es verdreckt nicht, es zeigt die Spuren der Zeit. So ist es je nach Situation verschie-den, abhängig davon, was einem beim Planen in den Sinn kommt.

Gibt es einen Unterschied zwischen Legierungen und reinem Metall?

wolfraM PutZ: Je nach Anforderung bietet sich das eine oder andere an. Das Spektrum an Le-gierungen ist so breit geworden. Es erstaunt uns immer wieder, welche Vielfalt an Legierungstech-nologien es bereits gibt. Wir sind sehr dankbar

dafür, dass wir so eine hochentwickelte Metallpro-duktion und auch -verarbeitungsindustrie haben.

Welche Rolle spielen Metalle in der Architektur in Bezug auf Nachhaltigkeit und für die Ökobilanz?

thoMas willEMEit: Nachhaltigkeit ist unglaub-lich heterogen und vielgestaltig. Dazu gehört auch die Nachverwendung, und die ist bei Metallen ex-zellent. Uns interessiert beim Thema Materialien vor allem die Unterkategorie Recyclierbarkeit, Nachwachsen und Nachnutzen von Baumateriali-en. Und da spielen Metalle eine herausgehobene Rolle, da sie sich sehr gut nachnutzen lassen und auch in der Baugeschichte zeigen, dass sie sich ständig weiterentwickeln.

lars krÜckEbErG: Es gibt die Leute, die be-haupten, dass Stahl nur deshalb so stark in der Verwendung ist, weil die Recyclierfähigkeit und -möglichkeit so weit verbreitet ist. Auch in Schwel-lenländern. Die Nachnutzbarkeit und Langlebig-keit von Aluminium hat allerdings bisher noch zu wenig Schrott produziert, als dass es genug recy-cliert werden könnte.

wolfraM PutZ: Im Spaß sagen wir unseren Kunden, wenn wir ihnen eine Kupferfassade bau-en, dass sie da jetzt eine kleine Rohstoffbank an der Fassade haben. Weil Kupfer ein Metall ist, das immer teurer wird.

„Metalle sind die internationalsten Baustoffe überhaupt!“Das Architekturbüro GRAFT gilt als Trendsetter in der Architekturszene. Die über 100 weltweit realisierten Projekte zeichnen sich durch Experimentierfreudigkeit und Nachhaltigkeit in der Gestaltung aus. Unter diesem Aspekt sind Metalle für die drei Gründungspartner ein interessantes Baumaterial.

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Achten Sie beim Planen mit Blick auf die Nachhaltigkeit darauf, dass Sie die Baustoffe aus Deutschland beziehen?

wolfraM PutZ: Darauf haben wir als Architek-ten häufig gar keinen Einfluss. Als internationales Büro beobachten wir nur, dass die Rohstoffpreise ein gesellschaftlich wichtiges Thema sind. Metal-le haben die wunderbare Eigenschaft, dass sie nicht wie Steine nach lokaler Gewinnung unter-schiedliche Schattierungen haben. Damit sind sie wahrscheinlich die internationalsten Baustoffe überhaupt.

Sie sind auf vier Kontinenten tätig. Stellen Sie Un-terschiede in der Verwendung von Metallen fest?

lars krÜckEbErG: Die Baukultur eines jeden Landes ist stark von der vor Ort verarbeitenden Industrie und der Verfügbarkeit der Rohstoffe ab-hängig. […] Da ist schon offensichtlich, dass jeder Stahl, aber nur die wenigsten Aluminium verarbei-ten können. Auf der anderen Seite sehen sie, dass die Technologie der Strangpressprofile für Fens-terprofile international so extrem fortgeschritten ist, dass es dazu keine Alternative gibt. Alumini-umfenster sind eigentlich das Nonplusultra.

Wie sehen für Sie die Baustoffe der Zukunft aus?

thoMas willEMEit: Im Idealfall lässt sich ein Gebäude in der Zukunft in alle Bestandteile zer-legen und nachverwenden. Wir glauben, dass der Cradle-to-Cradle-Ansatz der richtige Weg ist, also ein Produkt von Anfang an so zu denken, das es irgendwann wieder auseinandergenommen und in einer anderen Form wiederverwendet werden kann. Einige Thesen der Cradle-to-Cradle-Autoren Michael Braungart und William McDonough sind steil, aber auch zukunftsweisend. So könnten Baustoffe beispielsweise geleast oder vermietet werden. Man könnte sich zum Beispiel die Funkti-on des Rausschauens per Mietvertrag garantieren lassen und einem Fensterbauer die Nachverwer-tung und damit auch den Rohstoffbesitz über-lassen und so eine Industrie fördern, die dann in Zukunft wirklich als Kreislaufwirtschaft gedacht werden kann.

lars krÜckEbErG: Wenn man sich antike Stät-ten anguckt, da gibt es Teile der Architektur, die auch schon seit zweitausend Jahren stehen. Ande-re Teile aber natürlich nicht. Das ist vielleicht die große Herausforderung für die Zukunft, Strategi-en dafür zu finden, wie man langfristiges Bauen denkt.

Welches Stück Architektur aus jüngster Zeit ist Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

thoMas willEMEit: Das prägnanteste und größ-te Geschenk für die deutsche Kulturlandschaft ist auf jeden Fall die Elbphilharmonie von Herzog/ de Meuron und das auf vielen Ebenen: von der unkon-ventionellen Positionierung im Hafen, der Kombi-nation des alten Speichers mit neuen Baukörpern, die ineinander übergehen, als auch die Idee von Öffentlichkeit auf einem Besucherdeck, die Geste über die Elbe hinüber bis hin zu den sehr ambiti-onierten Glasfassaden und der gesamten Konst-ruktion. Bei aller berechtigten Kritik zur Kostenent-wicklung muss man am Ende sagen, dass das ein echtes Meisterwerk geworden ist.

obEn — Tor 149: Das Wohnhaus in Berlin Mitte ist formstark, innovativ und elegant

untEn — Shotgun House „Make it Right“: Hurrikan Katrina war einer der tödlichsten Hurrikans in den USA. Zusammen mit Brad Pitt baute Graft Einfamilien häuser in New Orleans

Architektur

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Ein Koloss mit klarer Struktur: Eloxiertes Aluminium verleiht dem BND-Quartier ein spannendes Farbenspiel in der Fassade

Aluminium: Monumen talität und LeichtigkeitDas Architekturbüro Kleihues + Kleihues steht in dem Ruf, monumentale Gebäude mit luxuriöser Nüchternheit zu entwerfen. Und reflektiert dabei die spezifischen Eigenschaften des jeweiligen Ortes. Das wohl bekannteste und bisher größte Projekt ist der Neubau des Bundesnachrichtendienstes (BND) mitten in Berlin.

Warum arbeiten Sie gerne mit Metallen?

jan klEihuEs: Grundsätzlich sind Metalle prä-zise zu bearbeitende Werkstoffe. Speziell Alumi-nium bietet mit seinen Eloxal-Oberflächen viele Einsatzmöglichkeiten. Natürlich bietet sich auch Bronze oder Guss-Aluminium an, das wir beispiels-weise im Museum of Contemporary Art Chicago oder dem Museum Hamburger Bahnhof in Berlin verbaut haben. Das Blech kann genauso „Kleid“ wie auch Konstruktion/Struktur sein.

Warum haben Sie Aluminium als Werkstoff für die neue Zentrale des BND verwendet?

jan klEihuEs: Wir sehen hier den besonderen Reiz in der Verbindung von Stein und Metall, die den Charakter des Gebäudes wesentlich unter-stützt und durch die sich die ihm angedachte skulpturale Wirkung entfaltet. Um die Unterschied-

lichkeit der Materialoberflächen hervorzuheben, verwenden wir Stein und Metall nicht kontrastie-rend, sondern stimmen sie in Helligkeit und Farbe aufeinander ab. Die Wirkung des Gebäudes ist pri-mär auf die Betrachtung aus der Ferne angelegt. Das Aluminiumeloxal changiert je nach Lichteinfall von einem warmen Champagnergold bis hin zu einem eher dunklen Grün und gibt dem Gebäude ganz unterschiedliche Anmutungen. Es entsteht in unseren Augen eine „poetische Monumentalität“, die ohne Pathos auskommt und die die gewünsch-te Leichtigkeit vermittelt.

Was sind die Vorteile des Werkstoffs?

jan klEihuEs: Die Vorteile sehe ich unter an-derem in Bezug auf die Oberflächenbearbeitung bzw. die Veredelung. Bei „materialgerechter“ Ver-wendung hat dies Vorzüge in vielen Bereichen: Aluminium ist präzise und scharfkantig zu verar-

Baustoffe mit Stil

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links — Anpassung und Vielschichtigkeit: Die landschaftsspezifische Bauweise wird mit der Messingfassade aufgegriffen

rEchts — Zeitgemäße Transformation: Die Gebäude erinnern an alte Bauernhäuser

untEn — Beeindruckend: Das BND-Gebäude mit 280 Metern Länge und 270.000 Quadrat-metern Grundfläche

Mehr als nur FassadeStaab Architekten sind bekannt für passgenaue städtebauliche und architektonische Lösungen und zeigen, auf welch vielfältige Weise ein Gebäude mit seiner Umgebung verwebt werden kann. Ein beein-druckendes Beispiel dafür ist das Kunstmuseum Ahrenshoop. Das verwendete Messing stammt von unserem Mitgliedsunternehmen KME.

beiten und kann so eine Struktur hervorbringen, die bis ins Skulpturale reicht. Je nach An- und Ver-wendung ist auch Aluminium in der Lage, dem Ge-bäude eine gewisse Leichtigkeit oder Monumen-talität zu verleihen. Unter Kosten-Nutzen-Aspekten erweist sich Aluminium als dauerhaftes Material mit hervorragender Alterungsfähigkeit. Richtig verwendet altert das Material in Würde. Weitere wirtschaftliche Gründe liegen in der Serialität, die Fassaden aus Sonderprofilen ermöglicht.

Wie stehen Sie allgemein zu Metallen in der Architektur?

jan klEihuEs: Metall ist heutzutage in der Architektur nicht mehr wegzudenken. Ich sehe Metalle als gleichberechtigten Baustoff, aber auch als Ergänzung zu Glas und Naturstein. Die Verwendung ist selbstverständlich abhängig vom Gebäudetyp. Vordergründig transportieren die verschiedenen Materialien zumeist eine klare Aussage: Glas in seiner Transparenz etwas Demo-kratisches, Stein erscheint monolithisch, Metalle bzw. Aluminium wirken leicht und glänzend. Doch letztere können mehr: In Bezug auf die Struktur einer Fassade bietet gerade Aluminium eine gro-ße Variationsvielfalt: Es lässt sich kanten, falzen, biegen, beulen, lochen, prägen ...

Wie sehen die Baustoffe der Zukunft aus?

jan klEihuEs: Ziel muss sein, dass Gebäude und Baustoffe auf Dauer angelegt sind – Funk-tionsbezug und Alterungsfähigkeit sind Grund-

voraussetzungen für einen ökonomischen wie ökologischen Umgang mit vorhandenen Ressour-cen. Entsprechend kommt der richtigen Wahl des Materials, der Detaillierung und der handwerk-lichen Qualität in der Ausführung eine große Be-deutung zu.

Was bildet für Sie das Fundament gelungener Architektur?

jan klEihuEs: Eine Architektur, die auf- und erregt und dabei zeitlos ist.

Warum arbeiten Sie gerne mit Metallen?

staab: Metalle bieten vielfältige Einsatzmög-lichkeiten. Metalle lassen sich sowohl innen als auch außen verwenden und können als Fassaden-bekleidung und auch als Dachdeckung eingesetzt

werden. Damit eignen sie sich gut für plastische und auf wesentliche Gestaltungselemente redu-zierte Entwürfe. Da Metalle auf verschiedenste Weise bearbeitet werden können, zum Beispiel durch Kanten, Stanzen oder Strecken, lassen sich der Rhythmus, die Gliederung, die Übergänge und

Architektur

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die Lichtdurchlässigkeit der Fassaden sehr präzise entwickeln. Darüber hinaus ist es möglich, sich die Oberflächen durch Legierungen, Eloxal und Be-schichtung auf die gewünschte Fassadenwirkung hin zuschneiden.

Warum haben Sie Messing als Werkstoff für das Kunstmuseum in Ahrenshoop verwendet?

staab: Ahrenshoop ist eingebettet in die raue Dünenlandschaft zwischen Ostsee und Bodden und von niedrigen, ländlichen Gebäuden mit tief herabgezogenen Reetdächern geprägt. Das Mu-seum sollte sich nicht nur über die kleinmaßstäb-liche Gliederung des Baukörpers, sondern auch über die Struktur und Farbigkeit der Außenhaut in die ländliche Umgebung einfügen. Mit einer Messinglegierung ist es uns gelungen, dass das Museum, wie das Schilfrohr auf den benachbarten Häusern, seine Farbe von goldgelb zu braun ver-ändert. Der Prozess des Patinierens führte dazu, dass sich das Museum im Laufe der Zeit immer stärker mit seiner Umgebung verband.

Durch eine besondere Kantung der Bleche, die Wände und Dächer einheitlich bekleiden, er-hielten wir zudem eine vertikale Strukturierung der Fassaden, die an das gebündelte Reet der ländlichen Dächer erinnert.

Was sind die Vorteile des Werkstoffs?

staab: Wir schätzen die Lebendigkeit der Fas-saden, die bei der Patinierung des Messings ent-steht. Je nach Lage bleiben manche Stellen lange hell, während andere, stärker der Witterung aus-gesetzte Bereiche früher patinieren.

Auch unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ver-wenden wir gerne Metallbekleidungen. Sie altern gut, sind gut zu reinigen, haltbar und wartungs-arm. Darüberhinaus lassen sie sich später gut von der Unterkonstruktion trennen und recyceln.

Arbeiten Sie nur mit Legierungen?

staab: Nein, wir nutzen die ganze Vielfalt der Möglichkeiten, die uns Metalle bieten. Bisher ha-ben wir auch häufig Aluminium pur oder eloxiert eingesetzt, aber auch immer wieder Edelstahl, Bronze und Kupfer.

Was bildet das Fundament gelungener Architektur?

staab: Wir versuchen mit unserer Arbeit im-mer, die komplexen Rahmenbedingungen von Architektur zu einer einfachen, plausiblen Gestalt zu verdichten. Dabei spielen kontextuelle, funk-tionale, wirtschaftliche und technische Bedin-gungen eine ebenso wichtige Rolle wie formale Aspekte, die sich aus der Logik eines Baukörpers entwickeln.

Der Umgang mit der Topografie des jewei-ligen Ortes, die Interpretation und Einbindung der vorgefundenen baulichen Gegebenheiten und die zeitgemäße Verwendung auch regionaler Materialien bilden den Fundus, aus dem heraus wir individuelle Konzepte auf den jeweiligen Ort zuschneiden.

Baustoffe mit Stil

14 Metalle vor Ort

01 Zentrum für Strahlentherapie, Hof 02 Red Bull Tonstudio, Berlin

03 Umspannwerk, Schwabing

Natürlich

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Unsere Werkstoffe sind wichtige Baumaterialien für moderne Architektur. In Museen, Studios, Wohnhäusern und Bürogebäuden prägen sie die städtische Landschaft und durch ihre Farben, Formen und Strukturen das öffentliche Erscheinungsbild.

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rein metallisch

15Natürlich rein metallisch

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Metalle vor Ort

17Natürlich rein metallisch

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04 Federation Square, Melbourne

06 Commerzbank Gebäude, Frankfurt am Main

07 Akron Art Museum, Akron

05 Rheinzink-Villa, Datteln

Umwelt, die: Ökologie, Ökonomie und Soziales müssen gleichrangig behandelt werden. Nur durch dieses Zieldreieck kann die Umwelt langfristig geschützt werden.

bauvorschrif tEn und MEtallE

Metalle am Bau im Spannungsfeld zwischen

Nachhaltig-keit und

Regulierung

[ˈʊmv̩ɛlt]

Umwelt18

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Baumetalle wie Aluminium, Kupfer oder Zink sind Werkstoffe, mit denen sich Dächer, Fassaden oder Dachentwässerungen in unverwechselbar hochwertiger Art und Weise ausführen lassen. Aus Umwelt- und Nachhaltigkeitsgesichtspunk-ten schneiden Baumetalle hervorragend ab. Die zunehmend kleinteiligere Umweltgesetzgebung droht jedoch, den allgemeinen Trend zu mehr Nachhaltigkeit im Bauwesen zu konterkarieren.

Wenn Architekten besondere Gebäude ein-kleiden, kommen sie an hochwertigen Bau-materialien wie Aluminium, Kupfer oder Zink nicht vorbei. Metalldächer oder Metallfassaden fallen auf – sie geben dem Gebäude ein unver-wechselbares Gesicht. Gerade mit Metallen las-sen sich Dach- oder Fassadenformen gestalten, wie es mit herkömmlichen Baumaterialien nicht möglich ist. Neben Optik und Design sprechen viele andere Gründe für Metalle am Bau. Sie sind weitestgehend wartungsfrei und haben durch ihre natürliche Patinabildung eine unübertreffliche Langlebigkeit. Das älteste bekannte Kupferdach beispielsweise stammt aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. und bedeckte seit der römischen Kaiser-zeit das Pantheon in Rom mit Bronzeplatten. Erst 1.500 Jahre später wurden diese entfernt und von dem Architekten Bernini zur Herstellung des Baldachins über dem Petrusgrab im Petersdom in Rom verwendet.

Permanent und recyclebarBaumetalle sind temperatur- und wetterbeständig sowie brandsicher und schützen Gebäude und Nutzer sicher vor Wind und Wetter. Metalle sind als natürliche Elemente der Erdkruste Naturprodukte für ökologisches Bauen. Mit Metallen lässt sich besonders ressource-neffizient bauen, da dün-ne Metallbleche weitaus leichtere Dachkonstruk-tionen ermöglichen als herkömmliche Dachein-deckungen. Besonders wichtig für Architekten ist die Tatsache, dass sich Metalloberflächen unter dem Einfluss natürlicher Umweltbedingungen ver-ändern. Das Gebäude erhält damit sozusagen eine „lebendige“ Außenhaut, die sich unter dem Ein-fluss von Zeit und Umgebung ständig verändert.

Neben diesen Gründen, die für Architekten und Bauherren relevant sind, gibt es wichtige gesamtgesellschaftliche Anforderungen an nach-haltige Bauprodukte. Themen wie die Verfügbar-keit von Rohstoffen, die nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals – SDGs) oder die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) stehen derzeit international weit oben auf der politischen Agenda. Kreislaufwirtschaft sowie Ressourcen- und Energieeffizienz sind zentrale Bausteine auf

Moderne Nachhaltigkeitsstandards müssen Bauprodukte und Regulierungen im Umwelt-bereich besser in Einklang bringen

Metalle sind als natürliche Elemente der Erdkruste naturprodukte für ökologisches bauen.

autorrainer buchholz ist Referent für Kreislauf-

wirtschaft und Ressourceneffizienz der WVMetalle. Sie erreichen ihn unter

[email protected]

Metalle am Bau im Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit und Regulierung

20 Umwelt

dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Die Umgestal-tung unserer Konsum- und Produktionsmuster von linearen zu Kreislaufsystemen gilt unbestritten als ein Schlüsselinstrument. Nach herkömmlichem Verständnis gelten erneuerbare Ressourcen wie Holz oder Flachs als besonders nachhaltig. Doch diese lassen sich häufig nur sehr schwer im Kreis-lauf führen. Andererseits gelten Metalle als „nicht erneuerbar“, da sie aus nicht erneuerbaren Roh-stoffen (Metallerze) gewonnen werden. Sie sind aber aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften uneingeschränkt recyclingfähig („permanent“) und können zu 100 Prozent im Kreislauf geführt werden. Es spricht daher viel dafür, das nahezu unbegrenzte Recycling nicht-erneuerbarer Res-sourcen mit dem Nachwachsen erneuerbarer Ressourcen gleichzustellen, da beides zur Verlän-gerung der Ressourcen beiträgt. EU-Kommission, Europaparlament und Rat haben daher zurecht erstmals den Begriff „mehrfach recycelbar“ Ma-terialien („multiple recycling“) im Rahmen der Be-ratungen um das Circular Economy Paket in die EU-Umweltgesetzgebung eingeführt.

Natürlich MetallDer Baubereich ist darüber hinaus das Anwen-dungsgebiet mit dem höchsten Bedarf an Ma-terialien. Eine ausreichende Verfügbarkeit von Bau-Rohstoffen, ressourceneffiziente Bauweisen und verlustfreie Rückbaumöglichkeiten mit an-schließend qualitativ hochwertigem Recycling sind wichtige Anforderungen für nachhaltige Baumaterialien. Metalle sind in der Erdkruste aus-reichend vorhanden. Das wachsende Metalllager im Baubestand ist ein Energie- und Ressourcen-speicher für künftiges Recycling, das nachfolgenden Generationen grund-sätzlich wieder ohne Qualitätsverlust zur Verfügung steht (Urban Mining). Metalle stellen mehr als die Hälfte der Materialwerte im Baubestand. Ihre Schrottwerte quersubventionieren den Rückbau, die Verwertung oder die Beseitigung nicht recyclingfähiger Baustoffe. Die Erfassungs- und Recyclingraten für Baumetalle liegen allein aufgrund ihrer hohen Materialwerte mit weit über 90 Prozent konkurrenzlos hoch.

Metalle sind aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften uneinge-schränkt recyclingfähig.

Antikes Recycling: Die Kupferplatten des Pantheon dachs wurde nach 1.500 Jahre für den Baldachin des Petrusgrabs im Petersdom wiederverwendet.

Nichts erinnert mehr an die Verwendung von Nichteisen-metall an der Kuppel. Heute besteht sie aus Beton.

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Umso unverständlicher ist es, dass Baumetalle in Bebauungsplänen immer wieder von einzelnen Kommunen ausgeschlossen werden, sei es aus Gründen des vorsorgenden Wasser- oder Boden-

schutzes (Kupfer, Zink, Blei) oder we-gen des Vorwandes des hohen Ener-giebedarfs (Aluminium). Buntmetallen wie Kupfer oder Zink haftet dabei zusätzlich der Makel „Schwermetall“ an, obwohl mittlerweile bekannt sein dürfte, dass dieser Begriff lediglich die Dichte des Stoffes, nicht aber die Toxi-zität beschreibt. Gold und Eisen sind

definitionsgemäß ebenfalls „Schwermetalle“. Zink und Kupfer sind lebensnotwendige (essenzielle) Stoffe, die in allen lebenden Organismen in be-stimmten Konzentrationen erforderlich sind und von außen mit der Nahrung zugeführt werden müssen.

Stark sinkende AbschwemmratenDer Schwefeldioxid-Gehalt der Atmosphäre ist der dominierende Einflussfaktor für die Abschwem-mung sehr geringer Metallanteile. Mit dem star-ken Rückgang der Schwefeldioxid-Gehalte in der Luft haben auch die Abschwemmungen stark ab-genommen. Die Abschwemmraten liegen heute auf dem niedrigsten Stand seit 40 Jahren. Un-tersuchungen des Umweltbundesamtes belegen darüber hinaus, dass lediglich zwei Prozent der gesamten Einträge von Kupfer und Zink in die Umwelt auf Dachflächen zurückzuführen sind.

Der Anteil, der in Böden gelangt, ist mit weniger als einem halben Prozent noch geringer. Bei der Regenwasserversickerung kommt es bereits in un-mittelbarer Umgebung des Daches durch Kontakt mit organischem oder anorganischem Material zu einer erheblichen Reduktion der Bioverfügbarkeit. Untersuchungen belegen auch, dass gelöste An-teile von Kupfer und Zink aus dem Boden nicht in das Grundwasser gelangen.

Baumetalle bieten ökobilanzielle Vorteile Unabhängig von den wissenschaftlichen Argu-menten: Aus rechtlicher Sicht dürften generelle Verwendungsverbote oder -beschränkungen un-zulässig sein. Zum einen gehen die Festsetzungen in der überwiegenden Zahl über die spezifischen wasserrechtlichen Bestimmungen in Bund und Ländern hinaus. Zum anderen sind an generelle Verwendungsverbote auch gemäß der nationalen Vorschriften hohe Anforderungen zu stellen. Es ist insbesondere darzulegen, dass mildere Mittel zur Erreichung der Ziele nicht zur Verfügung stehen. Dem tragen generelle Verbote in keiner Weise Rechnung. In Bebauungsplänen können auch nur Festsetzungen getroffen werden, die von den Be-stimmungen des Baugesetzbuches gedeckt sind. Kommunen haben insoweit kein „Festsetzungsfin-dungsrecht“. Speziell § 9 BauGB gibt den Gemein-den nicht die Möglichkeit, als Umweltbehörde tä-tig zu werden, sondern erfordert eine spezifische städtebauliche Begründung, wenn die Festset-zung über das fachspezifische Recht hinausgeht. Bebauungspläne mit Verboten oder Beschrän-kungen müssen darüber hinaus der EU-Kommis-sion zur Notifizierung vorgelegt werden, um eine Nichtigkeit der betreffenden Bestimmungen zu vermeiden, wie dies der Europäischen Gerichts-hofs (EuGH) in ähnlichen Fällen bereits mehrfach entschieden hat. Zuletzt: Nationale Anforderun-gen an europarechtlich zugelassene Bauprodukte sind nach neuer Rechtsprechung des EuGH zum Schutz des EU-einheitlichen Binnenmarktes un-zulässig. Eine rechtliche Grundlage für Verwen-dungsverbote oder Verwendungsbeschränkungen ist daher für Kommunen nicht gegeben.

In einer Gesamtbetrachtung müssen kommu-nale Verwendungsbeschränkungen für Baumetalle rechtmäßig und verhältnismäßig sein, das effek-tive Risiko einer Verschlechterung der Umwelt-qualität berücksichtigen und mit ökobilanziellen Vorteilen der Nutzung von Baumetallen im Sinne eines integrierten Ansatzes abgewogen werden.

Zink und kupfer sind essenzielle

stoffe, die für alle lebenden

organismen er-forderlich sind.

Herzstück des Petersdoms ist das Petrusgrab mit dem 29 Meter hohen Baldachin aus Bronze.

Metalle am Bau im Spannungsfeld zwischen Nachhaltigkeit und Regulierung

Rohstoffe, die: Der Zugang zu internationalen Rohstoffmärkten muss gewährleistet werden.

Ein Handelsprotektionismus einzelner Staaten führt nur zu Verlierern auf allen Seiten.

sorGfalt in dEr liEfErkEttE

Digitalisierung oder Industrie 4.0?

Hauptsache Metalle! [r̍

oʃːtɔ

fə]

Rohstoffe22

23Hauptsache Metalle!

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat auf der Cebit im Jahr 2016 mit ihrer Aussage „Da-ten sind die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts“ für Aufregung gesorgt. Aus Sicht der Metallindustrie hat diese Einschätzung einerseits durchaus sei-ne Berechtigung, denn er weist auf das wichtige Thema Industrie 4.0 und die damit verbundenen Entwicklungen hin. Andererseits besteht jedoch die Gefahr, dass durch Aussagen wie diese eine geringe politische Priorisierung der zuverläs-sigen Versorgung mit metallischen Rohstoffen einhergeht. Das hätte sowohl für unsere Branche

als auch für den Industriestandort Deutschland fatale Folgen. Die Erzeu-gung von High-Tech-Produkten sowie die Digitalisierung, die Energiewende und nachhaltige Mobilität können nur mit Rohstoffen, vor allem mit Nichtei-sen-Metallen (NE-Metallen) gelingen. Für Elektrofahrzeuge etwa, wird eine Vielzahl von Nichteisen-Metallen benö-tigt, z. B. Seltene Erden, Kobalt, Kupfer,

Lithium, Germanium, Platin und Nickel. Der Bedarf an diesen Rohstoffen nimmt Prognosen zu Folge in den nächsten Jahren signifikant zu.

Für Deutschland bedeutet diese Entwick-lung, dass die Rohstoffversorgung durch Impor-te und Recyclingkreisläufe sichergestellt werden

muss. Nur so bleiben wir Hochtechnologieland. Denn wir sind auf den Import von Metallerzen und -konzentraten ange-wiesen. Seit 2008 ist die Anzahl weltweiter pro-tektionistischer Maßnahmen von etwa 100 auf ins-gesamt 858 gestiegen. In diesem Zeitraum wurden jedoch lediglich 119 Maßnahmen abgebaut. Allein zwischen Juni 2013 und Juli 2014 gab es einen An-stieg neuer Handelshemmnisse um 25 Prozent. Die stetige Zunahme der Handelsbeschränkungen ist bereits seit einigen Jahren zu beobachten, vor al-lem in rohstoffreichen Staaten. Diese Entwicklung gefährdet nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern steht auch den WTO-Regeln entgegen.

Großen Einfluss auf die Versorgung mit Metal-len hat zunehmend das Thema „Sorgfalt in der Lie-ferkette“. Die Transparenz ist ein immer relevante-rer Prüfungsaspekt beim Rohstoffeinkauf. Kunden möchten zunehmend von unseren Mitgliedsun-ternehmen wissen, unter welchen Bedingungen die Rohstoffe für die Metallproduktion abgebaut werden. Militärische Krisenherde und ethnische Auseinandersetzungen stehen dabei besonders im Fokus. Die NE-Metallindustrie nimmt ihre Ver-antwortung im weltweiten Rohstoffhandel ernst.

seit 2008 ist die anzahl weltweiter protektionistischer Maßnahmen von etwa 100 auf insge-samt 858 gestiegen.

für deutschland bedeutet diese Entwicklung,

dass die rohstoffversor-gung durch rohstoff-

importe und recycling-kreisläufe sichergestellt

werden muss.

autorsebastian schiweck ist Referent für

Handels- und Rohstoffpolitik der WVMetalle. Sie erreichen ihn unter

[email protected]

Sichere Rohstoffe für eine sichere Zukunft der Metalle am Standort Deutschland

24 Rohstoffe

Insbesondere das Kriterium der Achtung und Ein-haltung der Menschenrechte stellt einen festen Bestandteil der Überprüfung in den Unternehmen der deutschen NE-Metallindustrie dar.

Darüber hinaus werden Umwelt- oder Arbeits-schutzstandards geprüft, um die Minen weiterzu-entwickeln. Mithilfe von Unternehmensinitiativen gelingt es unserer Industrie, die Sorgfalt in der Lieferkette immer umfänglicher zu gewährleisten und die Anforderungen der Abnehmer einzuhal-ten. Unter anderem auditieren und zertifizieren die Initiativen die Minen vor Ort, was zu verbesserten Abbaubedingungen führt. Neben den Initiativen wurden auch eine Reihe

ordnungsrechtlicher Leitplanken implementiert und Richtlinien verabschie-det. Mit unterschiedlichem Wirkungsgrad: Unter ande-rem ist seit 2010 der Dodd-Frank-Act (DFA) in Kraft. Pa-rallel zum DFA entfaltet in Europa eine EU-Verordnung ab 2021 ihre verbindliche Wirkung. Beide gesetzlichen Regelungen sollen helfen, dass sogenannte Konfliktrohstoffe nicht mehr ge-handelt werden. Die Anforderungen des DFA wer-den von den Unternehmen der NE-Metall industrie vollumfänglich eingehalten. Zudem bereiten sich die Firmen unserer Industrie auf die Umsetzung der EU-Verordnung aktiv vor.

Mithilfe von unterneh-mensinitiativen gelingt es, die sorgfalt in der lieferkette zu gewähr-leisten und die anforde-rungen der abnehmer einzuhalten.

unternehmen versuchen, rohstoffe aus konflikt-

regionen zu meiden.

Verwendung von Rohstoffen

ZnTürgriffAutoWasserhahn

tbHybrid-ElektromotorHalbleiterBrennstoffzelleBildröhre

liBatterieSmartphoneLaptopAkkuwerkzeugeE-Bikes

cuSchaltdrahtBatterieRohrleitungMünzeBesteck

coBatterieGlasverarbeitungFarbe & LackeGitarrensaiten

niBatterieMünzeKorrosionsschutzFlugzeugturbineBesteck

alKarosserieFlugzeugSchienenfahrzeugLeitungVerpackungKonstruktions-werkstoff

Doch inwiefern hängen staatliche Regulie-rung in Form von Transparenzpflichten für Un-ternehmen und die Versorgung mit Rohstoffen eigentlich zusammen? Nehmen wir das Beispiel des DFA: Die Implementierung des DFA hat zu einem de facto Embargo von Rohstoffen aus der Demokratischen Republik Kongo (DRC) geführt. Unternehmen befürchten, dass sie Imageschäden erleiden könnten. Auch dann, wenn die Metalle, die sie beziehen, nicht mit einem Konfliktherd in

der DRC in Verbindung gebracht werden können. Deswegen werden die Konflik-trohstoffe Tantal, Zinn, Wolfram und Gold (3TG) aus der DRC mittlerweile oftmals ge-mieden, vor allem von Großkonzernen. Das trifft auch den Kleinbergbau und Minen, die

unter angemessenen Bedingungen Rohstoffe ab-bauen. China füllt die Lücke in der DRC, die ande-re Unternehmen mit ihrem Rückzug hinterlassen. China sichert sich die Eigentumsrechte in der DRC und forciert die Weiterverarbeitung der Erze im In-land bei den Rohstoffen Tantal und Kobalt. Inter-

25Hauptsache Metalle!

essant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass sich seit Sommer 2016 der Preis für Kobalt mehr als verdreifacht hat. Von gut 21.000

US-Dollar je Tonne stieg der Preis an der London Metal Exchange (LME) auf knapp 78.000 US-Dollar. Experten gehen davon aus, dass auch die Aktivitäten Chinas zu dieser Entwicklung geführt haben. Falsch ausgestaltete Transparenzpflichten können mit zwei negativen Effekten einhergehen: Sie verschärfen die Angebotskonzentration und erschweren den Zugang zu Rohstoffen für die NE-Metallindustrie.

Höhere Standards sowie die teilweise Vermeidung von Importen aus Konfliktregionen tragen dazu bei, dass die Rohstoffpreise steigen. Davon sind sowohl digitale Produkte als auch solche für die Elektromobi-lität betroffen. Kobalt und Lithium gehören aktuell zu den Rohstoffen, die in den letzten Monaten exempla-risch für diesen Markttrend stehen.

Die WVMetalle setzt bei dem Thema Sorgfalt in der Lieferkette auf einen risikobasierten Ansatz beim Einkauf von Rohstoffen, der auf freiwilli-gen und branchenbezogenen Regeln be-ruht. Bestehende Regelungen und Geset-ze sollten, bevor sie ausgeweitet werden, hinsichtlich ihrer Wirkung überprüft und ggf. angepasst werden. Eine Konsolidie-rung und Vereinheitlichung von unter-

seit sommer 2016 hat sich der Preis

für kobalt mehr als verdreifacht.

Übersicht: Relevante Initiativen für Metallerzeuger und -verarbeiter

Initiative Zeitraum verbindlichkeit Geographischer bezug

Ministerium rohstoffe

dodd frank act Ab 2010 nein DR Kongo BMWi 3TG

naP Menschrechte & wirtschaft

2016– 2020

nein Weltweit AA, BMAS Alle

csr-richtlinie Ab 2017 ja – börsennotierte Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeiter

Weltweit BMAS Alle

Eu-rohstoff- verordnung

Ab 2021 ja Weltweit BMWi 3TG

schiedlichen Aktivitäten auf EU- und Bundesebene sowie die Nutzung von entwicklungs- und außen-handelspolitischen Instrumenten zur Verbesse-rung der Situation vor Ort begrüßt die WVMetalle ausdrücklich. Wir regen an, dass Deutschland zu-künftig einen Bundesbeauftragten für Rohstoffe installiert, um Fragen der Rohstoffpolitik gebün-delt zu behandeln.

Grundsätzlich gilt, dass Deutschland die Roh-stoffversorgung mit Metallen heute und in der Zukunft sicherstellen muss. Dazu können weitere Rohstoffpartnerschaften, Freihandelsabkommen und Vor-Ort-Projekte beitragen. Metalle sind es-senziell, um erfolgreich die Digitalisierung und andere Zukunftsprojekte durchzuführen. Vor die-sem Hintergrund fordert die WVMetalle eine neue Rohstoffstrategie der Bundesregierung, die auf aktuelle Entwicklungen auf den Rohstoffmärkten reagiert. Entscheidend ist, dass die Politik dabei anerkennt, dass Metalle auch weiterhin zu den wichtigsten Rohstoffen gehören und im 21. Jahr-

hundert die Grundlage für die Industrie 4.0 darstellen.

Grundsätzlich gilt, dass deutschland die rohstoff-versorgung mit Metallen heute und in der Zukunft sicherstellen muss.

EnErGiEPolitik fÜr kliMaschonEndE MEtallErZEuGunG

Das energiepolitische

Fundament unserer Industrie

Energie, die: Sicher, sauber und bezahlbar sollen unsere Grund- und Werkstoffe unter

effizientem Einsatz von Energie erzeugt werden.

[enɛʁɡ̍iː]

Energie26

27Das energiepolitische Fundament unserer Industrie

Aus Sicht der WVMetalle liegt der Schlüs-sel für eine erfolgreiche Energiepolitik in einem ausgewogenen Verhältnis der energiepolitischen Ziele von Wettbewerbsfähigkeit, Versorgungs-sicherheit und Umweltverträglichkeit.

Kostenbelastung am LimitDer hohe Anteil industrieller Wertschöpfung ist eine entscheidende Grundlage für die Wirtschafts-kraft Deutschlands – gerade die Geschlossenheit der Wertschöpfungsketten gilt es deswegen drin-gend zu erhalten. Ziel der Politik muss es daher sein, den Anteil der Industrie weiter auszubauen. Energiepolitik ist dabei ein entscheidender Stand-ortfaktor – insbesondere für die energieintensive Industrie, die im internationalen Wettbewerb steht.

Im Zuge des mit dem Energiekonzept 2010 eingeleiteten Umbaus der Energieversorgung sind aber leider genau die beiden Themen Be-zahlbarkeit und Versorgungssicherheit zuneh-mend in den Hintergrund gerückt. Der bisherige Ausbau erneuerbarer Energien schritt zwar flott voran, war jedoch teuer erkauft. Laut Prognose der Übertragungsnetzbetreiber werden im Jahr 2018 über 27 Mrd. Euro an Kosten für das Erneu-erbare-Energien-Gesetz (EEG) entstehen und auf die Stromkunden umverteilt. Dabei geht die Kos-tenentstehung fast vollständig am Markt vorbei.

Befürworter des EEG rühmen derzeit, dass 65 Pro-zent der installierten EEG-Anlagen (74 GW) und sogar 75 Prozent der EEG-Strommenge (154 TWh) in der sogenannten Direktvermarktung angekom-men seien und keine Festvergütung erhalten. Doch die dabei angewendete Form der Direktver-marktung, die „gleitende Marktprämie“, orientiert sich in der Realität kaum an marktwirtschaftlichen Preissignalen. Lediglich 1,4 Mrd. Euro werden an der Börse im Rahmen der Direktvermarktung erlöst.1 Damit liegt der marktlich erwirtschaftete Anteil gerade einmal bei fünf Prozent der gesamten EEG-Kosten in Höhe von 27 Mrd. Euro. Eine dringend benötigte Kostenminderung hat die derzeit an-gewendete Form der Direktvermark-tung also nicht erreicht. Hier gilt es jetzt nachzusteuern und die erneuer-baren Energien deutlich stärker an den Markt zu führen. Eine stärkere Marktintegration lässt sich bspw. durch Umstellung auf eine fixe Marktprämie oder auf Investitionskostenzuschüsse erreichen.

Allein die EEG-Förderung bereits installierter Anlagen dürfte rund 450 Mrd. Euro kosten, sum-

Die energiepolitischen Belastungen für den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland wachsen in den kommenden Jahren weiterhin beständig an.

unternehmen haben bei einer novellierung von normkonkretisie-renden verwal-tungsvorschriften wenig bis kein Mitspracherecht.

autorMichael schwaiger ist Referent

für Energiepolitik bei der WVMetalle. Sie erreichen ihn unter

[email protected]

1Prognose der Übertragungsnetzbetreiber zur EEG-Umlage 2018 auf www.netztransparenz.de

28

kostEntrEibEr dEr EnErGiEPolitik

Energie

miert man zur bisher ausgezahlten Vergütung auch die staatlich garantierte restliche Vergütung für die bisher gebauten Anlagen. Hinzu kommen noch KWK-Förderung sowie die steigenden Sys-temkosten, etwa durch Netzausbau, die netzsei-tig bedingte Abregelung von EE-Anlagen, den Re-dispatch von Kraftwerken oder die verschiedenen Reserven für Kraftwerke. Die Kosten werden über die verschiedenen Umlagen gewälzt und landen auf der Stromrechnung. Was wir brauchen, ist ein Belastungsmoratorium. Dies muss für alle strom-intensiven Unternehmen gelten, die im internati-onalen Wettbewerb stehen. Denn Unternehmen mit einer sehr hohen Stromintensität sind durch

die bestehenden Entlastungs-regelungen gerade wettbe-werbsfähig gegenüber der internationalen Konkurrenz. Weitere nationale Aufschläge auf den Strompreis – seien sie vermeintlich auch noch so

die internationale wettbewerbsfähigkeit unserer industrie steht in direktem Zusammen-hang mit der Entwick-lung der Energiepreise.

klein – sind schlichtweg nicht weiter schulterbar und führen zum Wettbewerbsverlust gegenüber der globalen Konkurrenz. Selbst Zusatzbelastun-gen im 0,01 Ct/kWh-Bereich können das langfris-tige Aus bedeuten. Dabei reichen bereits eine An-hebung der Mindestbelastung beim EEG oder ein steigender Börsenstrompreis durch die politisch induzierte Reduzierung der Kohleverstromung. Hier braucht es ein Signal der Politik, dass stro-mintensive Prozesse von allen weiteren Preisstei-gerungen im Zuge der Energiewende aufgrund des Carbon-Leakage-Risikos verschont werden.

Unternehmen, die nicht die Kriterien der Be-sonderen Ausgleichsregelung erfüllen, erhalten keine reduzierte EEG- oder KWK-Umlage und sind – abgesehen von der Stromsteuer – größten-teils von allen nationalen energiewendebedingten Zusatzbelastungen in vollem Umfang betroffen. Gerade vor dem Hintergrund der Kostenkumulati-on ist bei diesen Unternehmen die Schmerzgrenze erreicht. In der Nichteisen-Metallindustrie sind das

EEG-umlagekapazitäts reserve

stilllegungs bereitschaft

beschaffung

vertrieb

netz reserve

konzessionsabgabenetzentgelte

abregelung

redispatch

braunkohlereserve

kwkG-umlage

offshore-haftungsumlage

stromsteuer

wir brauchen ein belastungsmoratorium

für alle stromintensi-ven unternehmen.

29Das energiepolitische Fundament unserer Industrie

über 400 Unternehmen. Betroffen ist vor allem der Mittelstand. Hier gilt es gegenzusteuern, weitere nationale Zusatzkosten zu vermeiden und den Un-ternehmen somit auch weiterhin eine Perspektive am Wirtschaftsstandort Deutschland zu schaffen.

Klimapolitik gemeinsam mit der Industrie gestalten Bezahlbarkeit und Sicherheit der Energieversor-gung müssen fester Bestandteil der Klimaschutz-strategie der Bundesregierung sein. Wie bereits in § 1 des Energiewirtschaftsgesetzes festgelegt, sind Wirtschaftlichkeit, Versorgungssicherheit und Umweltverträglichkeit gleichrangige Ziele und müssen deshalb entsprechend behandelt werden. Grundsätzlich ist aus Sicht der WVMe-talle jedoch kein Klimaschutzgesetz notwendig, denn es engt die Flexibilität beim Klimaschutz ein. Auf jeden Fall sollte von starren Klimazielen für die einzelnen Sektoren abgesehen werden. Heute ist nicht abzusehen, welche Technologien die tech-nische Entwicklung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten hervorbringt und in welchen Berei-chen und Sektoren, Klimaschutz am effektivsten und günstigsten erreicht werden kann. Hier muss Innovationen Raum gelassen werden. Daher soll-te Klimaschutzpolitik so flexibel wie möglich sein und auf feste Vorgaben verzichten.

Wichtig ist, dass die energieintensive Industrie als Teil der Klimaschutzstrategie der Bundesregie-rung gesehen und entsprechend berücksichtigt

wird. Ohne die Produkte der energieintensiven Industrie ist der Umbau der Energieversorgung nicht umzusetzen, und mit einem Stromverbrauch von 116 TWh Strom – also ca. 20 Prozent des deutschen Stromverbrauchs – ist die energieintensive Industrie der bedeutendste Energie-verbraucher. Als solcher muss sie in den Dialog zum Klimaschutz angemessen eingebunden sein. Aus die-sem Grund muss die energieintensive Industrie auch bei der geplanten Kommission „Wachstum, Strukturwandel, Beschäftigung“ mit am Tisch sitzen. Dort wird schließlich über Maßnahmen beraten, die insbesondere für die energieinten-siven Branchen erhebliche Konsequenzen haben können. Die betroffenen Sektoren müssen daher am Prozess beteiligt werden und Gelegenheit zur Stellungnahme haben.

nur weil etwas tech-nisch möglich ist, ist es nicht gleichzeitig vernünftig und zu wirtschaftlichen Preisen zu erhalten.

Einer der größten Kostentreiber ist das EEG. Die Netz betreiber prognostizieren, dass durch die Förderung der erneuer baren Energien im EEG in diesem Jahr 27 Mrd. Euro an Kosten entstehen.

berechnung der EEG-umlage 2018

1,7 Mrd. €Börsenerlöse

Quellen: Prognose der Übertragungsnetzbetreiber zur EEG-Umlage 2018 auf www.netztransparenz.de

27 Mrd. €

initiativE und untErnEhMEn

Metalle pro Klima30

10 Jahre Metalle pro Klima

18Unternehmen engagieren sich für Klimaschutz

80Veranstaltungen hat Metalle pro Klima bisher ausgerichtet

63Best-Practice-Beispiele

zeigen das Engagement der Mitglieder – und es werden

immer mehr

Eine Konstante im Klimaschutzdiskurs feiert Jubiläum in turbulenten Zeiten

3110 Jahre Metalle pro Klima

autornima nader ist Referent für

Klimapolitik bei der WVMetalle und Referent bei Metalle pro

Klima, der Unternehmensinitiative der WVMetalle. Sie erreichen ihn

unter [email protected]

A ls zu Beginn des neuen Jahrtausends die Idee aufkam, das Thema Klimaschutz aus Sicht der Nichteisen(NE)-Metallindustrie proaktiv an-zugehen, wusste noch niemand so genau, wohin die Reise gehen sollte. Nur eines war von Anfang an unumgängliche Prämisse: die NE-Metallindus-trie darf nicht in Versuchung geraten, plumpes „Greenwashing“ zu betreiben, sondern muss auch hier ihre Glaubwürdigkeit bewahren. Die gute Nachricht ist: Das hat unsere Industrie auch gar nicht nötig. Denn wir leisten einen entscheiden-den Beitrag zur Verbesserung des Klimaschutzes. Das Ziel war daher schnell definiert: Man wollte eine Initiative ins Leben rufen, die auch Branchen-fremden verdeutlicht, dass die Eigenschaften von Aluminium, Blei, Kupfer, Nickel, Zink und anderen NE-Metallen wahre Problemlöser für den Klima-schutz sind. Nachdem der Beschluss gefasst war, eine Klimaschutzinitiative in der NE-Metallin-dustrie auf den Weg zu bringen, wurde im Jahre 2008, unter der Schirmherrschaft des damaligen Bundesumweltministers Sigmar Gabriel (SPD), „Metalle pro Klima“ gegründet.

Das Fundament von Metalle pro Klima bildeten zum Gründungszeitpunkt wie auch heute noch die

Best-Practice-Beispiele unserer Industrie. Die inzwischen rund 60 Bei-spiele machen deutlich, dass sich die Prozesse in der Metallproduktion und -verarbeitung verändert haben. So hat die NE-Metallindustrie beträchtliche Effizienzsteige-rungen vorzuweisen und das, obwohl der Ener-giebedarf aus physikalischer Sicht sehr hoch ist und sich daher Effizienzmaßnahmen hier weniger lohnen als in den meisten anderen Sektoren. Das alte Bild einer schmutzigen Industrie scheint zwar in einigen Köpfen immer noch vorzuherrschen, es entspricht jedoch nicht der Realität. Aspekte wie Energie- und Ressourceneffizienz haben in den Unternehmensstrategien höchste Priorität erlangt. Neben Effizienzsteigerungen durch den Einsatz moderner Öfen und einer Zunahme der Abwärmenutzung leistet das Recycling einen enormen Beitrag. Die Nutzung der positiven Recy-clingeigenschaften von NE-Metallen gegenüber nichtmetallischen Werkstoffen ist ein wichtiger Teil der Antwort auf unsere Klimaschutzfragen. NE-Metalle sind permanente Werkstoffe, die nicht

die konstante verbesserung der Produktionsver-fahren zeichnet das Engagement der Mitglieder aus.

Klimaschutz hat in der Öffentlichkeit einen immer höheren Stellenwert. Nur im Schulter-schluss mit der Industrie ist er zielführend zu bewerkstelligen. Die Relevanz und den Beitrag der Nichteisen-Metallindustrie zum Klimaschutz macht die Unternehmensinitiative Metalle pro Klima seit zehn Jahren erfolgreich sichtbar.

32

nur immer wieder ohne Qualitätsverlust dem Kreislauf zugeführt werden können, der Energie-bedarf der Sekundärproduktion ist zudem um ein Vielfaches geringer als bei der Primärproduktion. Die Mitgliedsunternehmen von Metalle pro Klima haben Verfahren entwickelt, die z. B. Aluminium-getränkedosen effizient recyclen, Blei mit geringe-rer Prozessenergie aus Altbatterien gewinnen und Zink aus Zinkaschen rückgewinnen.

Klimaschutz und Industrie zusammen denkenZu den Best-Practice-Beispielen für Effizienzstei-gerung bei Produktionsprozessen kommen noch Produktbeispiele hinzu. Sie zeigen, dass NE-Metal-le unverzichtbare Werkstoffe für den Klimaschutz sind. Ob Aluminium für leichtere Flugzeuge, Blei für die Start-Stopp-Batterie, feuerverzinkte Gitter-maste für den benötigten Ausbau der Netzinfra-struktur, Kupfer für die Solarthermie, Sondermes-singe für kraftstoffeffiziente Motoren – all diese Beispiele zeigen nicht nur die Innovationskraft der NE-Metallindustrie, sie verdeutlichen vor allem, dass Metallprodukte für CO2-Einsparungen in den verschiedensten Sektoren notwendig sind. Aus Sicht des Klimaschutzes ist es daher umso wichti-ger, dass auch künftig diese Klimaschutzproduk-te in Deutschland produziert werden können statt zu potenziell schlechteren Umweltbedingungen in anderen Regionen der Welt.

Heute ist Metalle pro Klima zu einer etablier-ten Marke in der Politiklandschaft geworden. In zahlreichen Veranstaltungen, Fachgesprächen, Vorträgen und Podiumsdiskussionen mit der Poli-tik und der interessierten Öffentlichkeit hat es die

Initiative mit ihren Mitgliedern geschafft, höchste Reputation zu erlangen. Metalle pro Klima steht mehr denn je für Glaubwürdigkeit und die Bereit-schaft, den konstruktiven Dialog zu suchen und sich engagiert und innovativ am Klima-schutz zu beteiligen. Das ist bei weitem keine Selbstverständlichkeit, da der Klima schutz, wie er derzeit insbesondere von der Bundesregierung, aber auch in großen Teilen von der Europäischen Uni-on betrieben wird, die energie intensiven Industrien zunächst vor große Heraus-forderungen stellt. Das Ziel, die Treib-hausgasemissionen zu verringern, haben die energieintensiven Industrien und die Energie-wirtschaft nachweislich erfüllt; sie haben ihre Treibhausgasemissionen um rund 20 Prozent reduziert. Die Zielerreichung hat jedoch den Energieverbrauch in den letzten Jahren deutlich verteuert – allerdings nur in Europa, und hier vor allem in Deutschland. Der internationale Vergleich zeigt, dass industrielle Wettbewerber in Staaten wie China, den USA, Indien und Kanada teils erheblich niedrigere Energie- und Strompreise zahlen müssen als die deutsche Industrie. Grund hierfür ist vor allem der Stellenwert des Klima-schutzes in der Politik der jeweiligen Staaten. Dass dieser Stellenwert höchst unterschiedlich sein kann, ist nicht zuletzt seit der Wahl von Donald Trump zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika für alle sichtbar geworden.

Eine globale Denkweise beim Klimaschutz ist jedoch nicht nur aus Sicht der Wettbewerbsfähig-keit der NE-Metallindustrie fundamental. Sie ist vor allem unumstößliche Notwendigkeit für den Klima-

klimaschutz und industrie gehören zusammen. nur so kann der wohlstand in deutschland weiter wachsen.

obEn — Vor 10 Jahren legten die Gründer von Metalle pro Klima die Basis für den Erfolg der Inititative MittE — Das Klima kann nur global geschützt werden. Diese Botschaft verbreitet Metalle pro Klima 2017 auf dem COP23rEchts — Herausragende Leistung muss geehrt werden. Die Gewinner des Best-Practice-Awards 2016

Metalle pro Klima

33

schutz selbst, da das Klima nur global effektiv ge-schützt werden kann. Für das Klima spielt es keine Rolle, ob Treibhausgasemissionen in Deutschland, China oder Australien anfallen; unabhängig vom Ort der Emissionsentstehung gehen sie in die Erdatmosphäre ein. Die Gefahr einer national un-ausgewogenen Klimaschutzpolitik, die einseitig hohe Kosten verursacht, ist die Verlagerung von Treibhausgasemissionen in Regionen mit geringe-ren Klimaschutzvorschriften („Carbon Leakage“). Solange es keine global gleichgerichteten Klima-schutzmaßnahmen mit vergleichbaren Belastun-gen für die Betroffenen gibt, ist ein umfassender Carbon Leakage Schutz unersetzlich für die wirk-same Reduktion der Gesamtemissionsmenge.

Trotz der Erkenntnis, dass das Klima nur glo-bal effektiv geschützt werden kann, scheint man in Deutschland die Idee zu verfolgen, eine Vorrei-terrolle beim Klimaschutz einnehmen zu müssen. Doch hierfür bedarf es zunächst eines gesell-schaftlichen Konsenses. Denn die finanziellen Mit-tel, die für den Klimaschutz ausgegeben werden, stehen nicht mehr zur Verfügung für Investitionen in andere gesellschaftlich relevante Bereiche wie Bildung, Infrastruktur, Rente oder Gesundheit.

Darüber hinaus darf die Politik nicht vergessen, dass ein Vorreiter nur dann Nachahmer findet, wenn er erfolgreich ist. Der Erfolg stellt sich nur dann ein, wenn auch bei ambitionierten Klima-schutzanstrengungen Industrie und Arbeitsplätze in Deutschland erhalten bleiben, verlässliche Rah-menbedingungen für Investitionen und Innovati-onen gegeben sind und letztlich Wirtschaft und Wohlstand in diesem Land weiterwachsen können. Deshalb müssen Klimaschutz und Industrie stets zusammen gedacht werden.

Klimaschutz bleibt relevantDie heutige Rolle des Klimaschutzes in Politik und Gesellschaft ist vermutlich gewichtiger denn je. Bürger achten bei ihren Entscheidungen vermehrt auf die Klimaauswirkungen ihres Handelns und die Politik stellt Klimaziele für einen Zeithorizont von mehr als 30 Jahren auf. Nicht nur deshalb wird die Relevanz von Metalle pro Klima auch in Zukunft hoch bleiben, um der NE-Metallindustrie Stimme und Gesicht beim Klimaschutz zu geben und einen faktenbasierten Diskurs zu bestreiten, der zu einem effektiveren und effizienten Klima-schutz beträgt.

noch kEin kliMaschÜtZEr? Werden Sie Mitglied! Zeigen Sie Ihren Beitrag zum Klimaschutz.

www.metalleproklima.de

2017 wird Olaf Scholz zum Mobilitätsmacher und fährt Jürgen Schachler (Aurubis) und Franziska Erdle (WVMetalle) zum Aurubis-gelände.

10 Jahre Metalle pro Klima

Gesellschaft34

01 WVMetalle-Präsident Dr. Martin Iffert eröffnet die Veranstaltung

02 Über 200 Gäste besuchten den diesjährigen parlamentarischen Abend

03 Motto der Veranstaltung: „NEu Denken“

04 Die nächste Generation der Politik zeigte ihr Interesse für NE-Metalle, u. a. mit Dr. Anna Christmann (Bündnis 90/DIE GRÜNEN)

01

04

ParlaMEntarischEr abEnd in bErlin

metals meet

politics

[bɛʁ

l̍iːn]

Berlin, das: Die Stadt die nie stillsteht. Immer in Bewegung. Möglichmacher für kreative Ideen und unbeschränkte Mobili-tät sind Nichteisenmetalle.

03

02

34 Parlamentarischer Abend in Berlin

metals meet politics 35

Über 200 Gäste kamen zum parlamenta-rischen Abend metals meet politics der Nichtei-sen-Metallindustrie im Berliner ewerk. Motto der Veranstaltung war „NEu denken“, ein Wortspiel, das zum einen das Wort Nichteisen (NE) aufgreift und zum anderen dazu einlädt, darüber zu disku-tieren, wie Politik und Industrie sich verändern. Dr. Martin Iffert, Präsident der WVMetalle, erläuter-te in seiner Eröffnungsrede, welche Themen für die Metallindustrie besonders wichtig sind: „Energie-preise, Klimapolitik und Aluminiumzölle sind drei Beispiele, mit denen sich unsere Industrie derzeit beschäftigt. Die Bandbreite an Herausforderungen ist weitaus größer und komplexer.“ Daher sei es unerlässlich, die industrielle Wertschöpfungskette in Deutschland weiter zu erhalten.

Mut, Haltung und frische Ideen für Politik und IndustrieNeu war das Format der anschließenden Podiums-diskussion. In der „Zukunftsarena“ waren, ange-lehnt an das Format der Wahlarenen, Politiker der nächsten Generation vertreten. An der Debatte nahmen die Bundestagsabgeordneten Dr. Anna Christmann (Bündnis 90/Die Grünen), Konstantin Kuhle (FDP), Mahmut Özdemir (SPD), Paul Ziemiak (CDU) sowie Franziska Erdle, Hauptgeschäftsfüh-rerin der WVMetalle, teil. Die Panelisten erläuter-ten nach einer Publikums-Abstimmung, warum die Digitalisierung eines der drängendsten Themen für Deutschland ist.

Franziska Erdle machte im Rahmen der Diskus-sion deutlich, wie wichtig die Produkte der NE-Me-tallindustrie dafür sind: „Die Technologien der Zukunft sollen smart, leicht und langlebig sein.“ Alle drei Begriffe sind Synonyme für NE-Metalle. „Smart steht für Kupfer, weil die Elektrifizierung ein leitfähiges Material braucht. Leicht steht für Aluminium als nachhaltigen Werkstoff und Langle-bigkeit durch Korrosionsschutz erlangt man mit Metallen wie Zink. “

05 In der Zukunftsarena diskutierten u. a. Franziska Erdle und Paul Ziemiak (CDU) zu Digitalisierung und wirtschaft-lichen Herausforderungen

05

Beim parlamentarischen Abend der Nichteisen-Metallindustrie metals meet politics traf sich die Branche, um über die Herausforderungen der Zukunft zu sprechen.

35Metals meet Politics

Gesellschaft36

ZahlEn und faktEn

Konjunktur Statistik

[kɔnjʊŋk

t̍uːɐ̯]

Verschaffen Sie sich einen Überblick über die aktuellen wirtschaftlichen Hintergründe der Nichteisen-Metallindustrie

37 Die deutsche Nichteisen- Metallindustrie im Jahr 2017

40 Die Situation der Teilbranchen

44 Weltwirtschaft brummte 2017

48 Die Entwicklung in den Abnehmerindustrien

Konjunktur, die: Für uns ist die Analyse der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der Rahmenbedingungen für die NE-Metallindustrie relevanter Bestandteil unseres Geschäftsberichts.

36 Konjunktur und Statistik

diE GEsaMtE branchE iM fokus

Die deutsche Nichteisen-Metallindus trie im Jahr 2017Beschäftigung steigt leichtDie deutsche Nichteisen(NE)-Metallindustrie beschäftigte 2017 mehr als 108.000 Arbeitskräfte in 655 Unternehmen. Das war 0,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Einschließlich der von der NE-Metallindustrie abhängigen Arbeitsplätze bei Industriedienstleistern betrug die Beschäftigungswirkung etwa 250.000 Erwerbstätige.

Moderates Produktionswachstum seit 2012Die metallerzeugenden und -verarbeitenden Unternehmen erzielten 2017 eine Produktion von 8,6 Millionen Tonnen (plus ein Prozent gegenüber 2016). Für 2018 erwartet die Branche ein Produktionswachstum von einem Prozent gegenüber dem Vorjahr oder knapp darüber.

Der größte Absatzmarkt ist das InlandDer Umsatz der NE-Metallindustrie lag 2017 bei 51,3 Milli-arden Euro. Davon erwirtschaftete die Branche 53 Prozent (27,4 Milliarden Euro) im Inland, dem bedeutendsten Absatz-markt. 23,9 Milliarden Euro wurden im Ausland erzielt. Dem-nach lag die Exportquote bei 47 Prozent.

Deutschland ist Nettoimporteur von Rohmetall und Nettoexporteur von HalbzeugDeutschland importiert erheblich mehr Rohmetall als es ex-portiert. Hier spiegelt sich die Abhängigkeit der deutschen Industrie von Einfuhren einiger Rohmetalle wie Aluminium, Nickel, Zink, Zinn und etlicher Seltenmetalle aus dem Aus-land wider. Der Import von Rohmetall sank im Jahr 2017 um zwei Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 4,2 Millionen Ton-nen. Die Rohmetallausfuhr stieg um fünf Prozent auf 917.000 Tonnen. Die exportstarke Halbzeugindustrie hielt ihre Aus-fuhren 2017 annähernd stabil gegenüber 2016 bei 3,3 Milli-onen Tonnen. Dem standen Einfuhren von 2,2 Millionen Ton-nen gegenüber (plus zwei Prozent). Die Aluminiumindustrie sieht die aktuellen protektionistischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten mit Sorge. Diese können zu erheblichen Marktverzerrungen führen.

NE-Metalle werden nicht verbraucht, sondern gebrauchtEndproduktbezogene Recyclingquoten (End of Life) liegen zum Beispiel für Aluminium, Kupfer und Zink aus dem Baube-reich bei etwa 95 Prozent, für Blei aus Altbatterien ebenfalls bei 95 Prozent und für Aluminium aus dem Verpackungs-

die Eckdaten der deutschen nichteisen-Metallindustrie 2017

* Geänderte Berechnungsgrundlage; vorläufig; Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; eigene Erhebungen

108.120beschäftigte*

655unternehmen

8,6 Mio. tProduktion

51,3 Mrd. €umsatz

23,9 Mrd. €davon auslandsumsatz

16,0 Mrd. kwhdavon strom

29,5 Mrd. kwhEnergieeinsatz (2016)

37Die deutsche Nichteisen-Metallindus trie im Jahr 2017

bereich bei rund 90 Prozent. Die wiedergewonnenen Metalle dienen den Recyclinghütten, den Gusslegierungsherstellern, der Halbzeugindustrie (erste Bearbeitung) und den Herstel-lern von Gussteilen als Rohstoff. In der Rohmetallerzeugung liegt die Recyclingquote in Abhängigkeit von der Schrottver-fügbarkeit beispielsweise bei 52 Prozent. Die Verfügbarkeit von Erzen, Konzentraten und Schrotten stand 2017 weiter im Fokus. Trotz seiner vollständigen Abhängigkeit von Erz- und Konzentratimporten war Deutschland 2017 wie in den Vor-jahren wieder Nettoschrottexporteur.

Die NE-Metallindustrie stabilisierte den spezifischen Energieeinsatz auf niedrigem NiveauDer spezifische Energieeinsatz der Branche sank von 1995 bis 2016 deutlich auf 3,6 Megawattstunden je Tonne. Maßgeblich hierfür waren neben einer fortlaufenden Verbesserung der Energieeffizienz auch Änderungen im Produktprogramm in den vergangenen 20 Jahren. Während die sehr energieinten-sive Erzeugung von Rohmetallen aus Erz zurückging und die weniger energieintensive Erzeugung aus Sekundärmetallen gestiegen ist, hat sich insgesamt die Bedeutung der Metall-verarbeitung gegenüber der Erzeugung erhöht. Damit war auch ein merklicher Rückgang des spezifischen Energieein-satzes verbunden.

Der Börsenhandel einiger Industriemetalle ist mehr als fünfzigmal größer als die jeweilige WeltproduktionNE-Metalle wurden in den letzten zehn Jahren verstärkt ge-handelt. Trotz des Rückzugs einiger Banken aus dem physi-schen Rohstoffgeschäft blieb der jährliche Umsatz der Indus-triemetalle an der London Metall Exchange (LME) auf hohem Niveau. Im Vorjahresvergleich hat sich die Situation bei Zinn, Kupfer und Aluminium etwas beruhigt. Beispielsweise wurde

jede produzierte Tonne Aluminium im Durchschnitt 20-mal an der Börse umgesetzt. Etwas zugespitzt hat sich die Situa-tion bei Zink, Nickel und Blei.

Die Metallpreise bleiben volatil2017 stiegen die Metallnotierungen an der Londoner Metall-börse im Jahresdurchschnitt teilweise mit zweistelligen Wachstumsraten (siehe nachfolgende Tabelle und Grafiken auf Seite 43). Sowohl die anziehende Weltkonjunktur als auch der Anstieg der Ölpreise beeinflussten die Börsenpreis-entwicklung der NE-Metalle. Investoren kaufen oft Rohstoffe wie Kupfer und Öl als Teil eines sogenannten Korbs, so dass ein Anstieg des einen Rohstoffs sich tendenziell auch auf die übrigen Rohstoffe im Korb auswirkt. China hat einen erheb-lichen Anteil an der weltweiten Produktion und Verwendung von Metallen. So ist es nicht verwunderlich, dass die chinesi-sche Konjunktur und das Verhältnis von Rohmetallerzeugung und -bedarf in China die Metallpreisentwicklung an den Bör-sen stark beeinflussen.

Jahresdurchschnitt; Quelle: London Metal Exchange, London; eigene Berechnungen

Entwicklung der börsenpreise von nE-Metallen

2016 in €/t 2017 in €/t in %

ALUMINIUM 1.451 1.742 + 20

KUPFER 4.400 5.453 + 24

BLEI 1.694 2.052 + 21

ZINK 1.896 2.562 + 35

ZINN 16.290 17.827 + 9

NIcKEL 8.695 9.213 + 6

* Geänderte Berechnungsgrundlage; 2017: vorläufig; Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; eigene Erhebungen

beschäftigteAnzahl in 1.000

125

100

75

50

25

008 09 13 17121110 14 16*15

2017: vorläufig; Quellen: Gesamtverband der Aluminiumindustrie, Gesamtverband der Deutschen Buntmetallindustrie, Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie

Produktionin Mio. t

10

8

6

4

2

008 09 13 1716121110 14 15

38 Konjunktur und Statistik

Hinweis: 2015 hat sich die Anzahl der Betriebe erhöht, die ihren Energieeinsatz melden. Ein Vergleich mit dem Vorjahr führt zu Fehlinterpretationen. Daten für 2017: im Herbst 2018 verfügbar; Erzeugung, Halbzeug, Guss; Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; eigene Berechnung

nichteisen-Metallindustrie stabilisiert den spezifischen Energieeinsatz auf niedrigem niveau Spezifischer Energieeinsatz in MWh/t

1995 20052000 201620152010

Vorläufig; Quellen: raffiniertes Aluminium/Zinn – World Metal Statistics, World Bureau of Metal Statistics, Ware, Großbritannien; raffiniertes Kupfer – International Copper Study Group, Lissabon, Portugal; Zink- und Bleiblöcke – International Lead and Zinc Study Group, Lissabon, Portugal; raffiniertes Nickel – International Nickel Study Group, Lissabon, Portugal; Börsenumsatz – London Metal Exchange, London; eigene Berechnungen; Stand: März 2018

anteil der weltproduktion am börsenumsatz 2017in Mio. Tonnen

Aluminium Kupfer Zink Blei Nickel Zinn

Weltproduktion 74 24 14 11 2 0,4

Börsenumsatz 1.379 (– 2 %) 893 (– 8 %) 775 (+ 10 %) 278 (+ 2 %) 132 (+ 6 %) 6 (– 11 %)

0

300

600

900

1200

1500

5 %

0

300

600

900

1200

1500

3 %

0

300

600

900

1200

1500

2 %

0

300

600

900

1200

1500

4 %

0

300

600

900

1200

1500

6 %

0

300

600

900

1200

1500

1 %

Ab 2009 geänderte Datengrundlage; Quellen: GDA, GDB

Zunehmende bedeutung der rohmetallerzeugung aus sekundärmetallen

2.000

1.600

1.200

800

400

01.000 t 1975 1985 1990 1995 20052000 201720152010

Primärmetalle Sekundärmetalle

4,3

3,9 3,9

3,4

3,63,6

2016

39Die deutsche Nichteisen-Metallindus trie im Jahr 2017

diE nichtEisEn-MEtallindustriE iM dEtail

Die Situation der Teilbranchen

Aluminiumindustrie ist weiterhin optimistisch für das Jahr 2018Die deutsche Aluminiumindustrie beschäftigte 2017 etwa 38.000 Mitarbeiter in 170 Unternehmen. Die Branchenkon-junktur war zweigeteilt. Wachstum in den Bereichen Roh-aluminium und Aluminiumweiterverarbeitung stand einem leichten Rückgang in der Halbzeugfertigung gegenüber. Insgesamt steigerte die Aluminiumindustrie ihre Produktion 2017 um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 4,1 Millionen Tonnen. Der Umsatz der Branche lag 2017 bei 17,0 Milliarden Euro, davon 8,4 Milliarden Euro auf ausländischen Märkten. Das entsprach einer Exportquote von knapp 50 Prozent. Die Aluminiumindustrie sieht die aktuellen protektionistischen Entwicklungen in den Vereinigten Staaten mit Sorge.

Die deutsche Aluminiumindustrie erzeugte 2017 rund 1,3 Millionen Tonnen rohaluminium. Damit lag die Produkti-on drei Prozent über dem Vorjahr. Die Herstellung von Roh-aluminium teilte sich auf 550.000 Tonnen Hüttenaluminium und 763.000 Tonnen Recyclingaluminium auf. Gegenüber 2016 wuchs die Produktion von Recyclingaluminium um sechs Prozent, während die Hüttenproduktion um ein Pro-zent stieg. Global wuchs die Produktion von Rohaluminium 2017 gemäß World Bureau of Metal Statistics um 1,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 74,5 Millionen Tonnen. Darunter stieg die Primärproduktion um 0,9 Prozent auf 58,4 Millionen Tonnen. Die Recyclingproduktion wies dagegen ein Plus von 1,6 Prozent auf 16,1 Millionen Tonnen aus. Die weltweite Nach-frage nach Primäraluminium legte um zwei Prozent zu. China verwendete 0,9 Prozent mehr Primäraluminium als 2016 und fragte damit 53 Prozent der weltweiten Primärerzeugung nach. Vergleichsweise deutlich stieg 2017 die Nachfrage der Vereinigten Staaten um 9,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit waren die Vereinigten Staaten mit einem Anteil von 9,4 Prozent der zweitgrößte Markt für Primäraluminium, nach China und vor Deutschland (3,6 Prozent).

Die NE-Metallindustrie gliedert sich in Leichtmetall (Alu-minium und Magnesium), Buntmetall (Kupfer, Zink, Blei, Nickel und Zinn), Selten- und Edelmetall sowie in die Produktionsstufen Erzeugung (Rohmetall), Halbzeug (Bänder, Bleche, Stangen, Profile, Rohre und Drähte), Weiter-verarbeitung, Guss und Feuerverzinkung.

Die Produktion von aluminiumhalbzeug (erste Bearbeitung zu Walz-, Strangpressprodukten, Leitmaterial und Draht) be-lief sich 2017 auf 2,5 Millionen Tonnen. Gegenüber dem Vor-jahr ist dies ein leichter Rückgang um ein Prozent. Der größte Anteil an der Halbzeugproduktion entfällt auf die Walz werke, die über ein Drittel der europäischen Walzfertigung aus-machen. Die Hersteller von Walzprodukten wiesen 2017 ein Minus von 1,9 Millionen Tonnen (1,4 Prozent) gegenüber dem Vorjahr aus. Die Produktion von Press- und Ziehprodukten lag mit 602.000 Tonnen um 2,5 Prozent über dem Vorjahres-niveau. Die Fertigung von Leitmaterial sank 2017 um 25 Pro-zent gegenüber 2016 auf etwa 4.000 Tonnen.

Die aluminiumweiterverarbeitung stellte 2017 mit 11.000 Beschäftigten in rund 50 Unternehmen insgesamt 347.000 Tonnen her. Das Produktionsvolumen stieg damit gegenüber dem Vorjahreszeitraum um drei Prozent. Während die Erzeugung von Folien und dünnen Bändern leicht um ein Prozent auf 269.000 Tonnen gesteigert wurde, wuchs die Produktion im Bereich Tuben, Aerosol- und sonstige Dosen um sechs Prozent auf 45.000 Tonnen sowie von Metallpulver um 17 Prozent auf 33.000 Tonnen jeweils stärker. Der Umsatz der Aluminiumweiterverarbeitung belief sich auf 3,3 Milliar-den Euro.

Aluminiumrecycling schließt Rohstoffkreisläufe und leistet somit einen substanziellen Beitrag zur Rohstoffver-sorgung und zur nachhaltigen Entwicklung in der Alumini-umindustrie. Der positive Trend beim Recycling dürfte sich weiter fortsetzten, da Nachhaltigkeit ein zentrales Anliegen der Aluminiumindustrie ist. Deutschland blieb 2017 wie in den Vorjahren Nettoexporteur von Aluminiumschrotten. 2017 lagen die Ausfuhren zum vierten Mal in Folge über der Mar-ke von einer Million Tonnen. Diese Menge ging größtenteils in die Nachbarländer, insbesondere nach Italien, Österreich und Polen. Der Export nach China sank 2017 um 15 Prozent auf 38.000 Tonnen.

40 Konjunktur und Statistik

2017: vorläufig; 1 Änderung gegenüber dem Vorjahr; Quellen: 2 Gesamtverband der Aluminiumindustrie, 3 Gesamtverband der Deutschen Buntmetallindustrie, 4 Bundesverband der Deutschen Gießerei-Industrie

Produktion nach Produktionsstufen

2016 2017

in t in t +/� (% 1)

NIcHTEISEN-METALLE GESAMT 8.513.435 8.580.323 1

ERZEUGUNG 2, 3 2.550.621 2.634.099 3

Aluminium aus Erz 546.806 549.995 1

Aluminium aus Recycling 722.890 763.160 6

ALUMINIUM GESAMT 1.269.696 1.313.155 3

raffiniertes Kupfer und Kupfergusslegierungen 706.205 730.647 3

Zink, Blei, Zinn und deren Legierungen 574.720 590.297 3

BUNTMETALLE GESAMT 1.280.925 1.320.944 3

HALBZEUG 2, 3 4.360.936 4.321.231 − 1

Al und Al-Legierungen 2.475.396 2.463.359 0

Al-Leitmaterial 5.379 4.061 − 25

ALUMINIUM GESAMT 2.480.775 2.467.420 − 1

Cu und Cu-Legierungen 977.737 999.570 2

Cu-Leitmaterial 732.242 685.972 – 6

KUPFER GESAMT 1.709.979 1.685.542 − 1

ANDERE BUNTMETALLE 170.182 168.269 − 1

BUNTMETALLE GESAMT 1.880.161 1.853.811 − 1

GUSS 4 1.265.177 1.278.475 1

Aluminium 1.113.061 1.118.906 1

Magnesium 17.398 18.190 5

LEIcHTMETALLGUSS GESAMT 1.130.459 1.137.096 1

Kupfer und Kupferlegierungen 78.471 79.191 1

Zink und Zinklegierungen 56.247 62.188 11

BUNTMETALLGUSS GESAMT 134.718 141.379 5

ALUMINIUMWEITERVERARBEITUNG 2 336.701 346.518 3

FOLIEN UND DÜNNE BäNDER 266.345 268.892 1

TUBEN, AEROSOL- UND SONSTIGE DOSEN 42.048 44.579 6

METALLPULVER 28.308 33.047 17

41Die Situation der Teilbranchen

Die Buntmetallindustrie erwartet 2018 eine leicht steigende ProduktionDie deutsche Buntmetallindustrie (Kupfer, Zink, Blei, Nickel, Zinn und Seltenmetalle) beschäftigte 2017 rund 30.000 Mit-arbeiter in 270 Unternehmen. Die Branche erzielte ein Pro-duktionsplus von 0,4 Prozent gegenüber 2016. Damit wurden insgesamt 3,2 Millionen Tonnen produziert. Die einzelnen Teilbranchen entwickelten sich sehr unterschiedlich.

Die Produktion aller rohmetallerzeuger stieg 2017 im Vorjahresvergleich um drei Prozent auf 1,3 Millionen Tonnen. Darunter verzeichnete die Fertigung von raffiniertem Kupfer und Kupfergusslegierungen ebenso wie die Produktion von Zink, Blei, Zinn und deren Legierungen jeweils ein Plus von drei Prozent auf 731.000 Tonnen bzw. 590.000 Tonnen.

Die globale Produktion von raffiniertem kupfer stieg 2017 gemäß International Copper Study Group (ICSG) um 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 23,5 Millionen Ton-nen. Chinas Produktion wuchs 2017 auf 8,9 Millionen Tonnen (plus 5,1 Prozent). Das waren 38 Prozent der Weltproduktion. Die globale Kupfernachfrage stieg 2017 um 0,7 Prozent auf 23,7 Millionen Tonnen. China stand allein für die Hälfte des Weltbedarfs, wenngleich das Nachfragewachstum mit plus 0,8 Prozent auf 11,8 Millionen Tonnen weniger dynamisch als in den Vorjahren war. Insgesamt entstand global ein kleines Produktionsdefizit von 155.000 Tonnen. Die weltweite Berg-bauproduktion sank 2017 um 1,9 Prozent auf 20,0 Millionen Tonnen. Die ICSG rechnet für 2018 mit einer Weltproduk-tion von 24,2 Millionen Tonnen und einer Nachfrage von 24,3 Millionen Tonnen raffinierten Kupfers. Damit würde der Nachfrage überhang 100.000 Tonnen betragen.

Die globale Primärverhüttung von Zink verzeichnete 2017 im Vergleich von Produktion zu Verwendung laut Inter-national Lead and Zinc Study Group (ILZSG) ein Marktdefizit von 496.000 Tonnen. Die Weltzinkproduktion erreichte mit 13,7 Millionen Tonnen annähernd das Vorjahresniveau. Nach einer Abnahme der chinesischen Produktion um 0,9 Prozent auf 6,2 Millionen Tonnen lag Chinas Anteil an der Weltproduk-tion bei 45 Prozent. Die Weltnachfrage wuchs um 2,6 Prozent gegenüber 2016 auf 14,2 Millionen Tonnen. Maßgeblich hier-für war eine Rekordnachfrage Chinas von sieben Millionen Tonnen, 3,6 Prozent mehr als 2016. Die globale Minenproduk-tion wuchs 2017 um 3,6 Prozent auf 13,2 Millionen Tonnen.

Der Weltmarkt für raffiniertes blei und bleilegierungen war 2017 weitestgehend ausgeglichen. So überstieg die Ver-wendung des Metalls dessen Produktion lediglich um 167.000 Tonnen. Die Produktion wuchs um 0,7 Prozent auf 11,3 Milli-onen Tonnen. China hatte einen Anteil an der Weltproduk-tion von 42 Prozent, versorgte sich überwiegend selbst mit metallischem Blei und trat in Europa primär als Anbieter von weiterverarbeiteten Produkten wie Batterien auf. Der Anteil an recyceltem Blei an der Gesamtproduktion lag in der Europäi-schen Union (EU) bei 76 Prozent und in China gerade einmal bei 38 Prozent. Die globale Minenproduktion sank 2017 um 0,9 Prozent auf 4,7 Millionen Tonnen Bleiinhalt im Konzentrat.

Die Produktion aller halbzeughersteller sank 2017 um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,9 Millionen Tonnen. Da-runter verzeichnete der größte Bereich Halbzeug aus Kupfer und Kupferlegierungen ein Wachstum von zwei Prozent auf eine Million Tonnen. Bronzewalzmaterial profitierte von einer deutlich höheren Nachfrage aus dem Bereich Automotive/Bordelektronik. Dennoch überwogen in der Halbzeugindust-rie die Rückgänge um sechs Prozent im Bereich für Halbzeug aus blankem Kupferleitmaterial auf 686.000 Tonnen bzw. um ein Prozent im Bereich für Halbzeug aus Zink, Blei, Zinn, Nickel und deren Legierungen auf 168.000 Tonnen.

Rekordjahr für Nichteisen-Metallgießereien Die deutsche NE-Metallgießerei-Industrie wies 2017 etwa 35.000 Beschäftigte in 200 Unternehmen aus. Der Branchen-umsatz belief sich auf 6,8 Milliarden Euro. Das Rekordjahr 2016 konnte nochmals übertroffen werden. Die NE-Metall-gießereien produzierten 2017 knapp 1,3 Millionen Tonnen. Da-mit bewegte sich die Fertigung ein Prozent über dem Niveau von vor einem Jahr. Die hohen Zuwachsraten der Vorjahre wurden 2017 nicht mehr erreicht. Maßgeblich hierfür waren die Verlagerung einer Pkw-Baureihe nach Mexiko und Um-stellungen im Rahmen von Serienwechseln, die den Bereich Aluminiumsandguss beeinflussten. Der Auftragseingang der Aluminiumgießereien legte 2017 um drei Prozent auf 1,2 Mil-lionen Tonnen zu. Die Magnesiumgießereien meldeten ei-nen Auftragsanstieg von sieben Prozent bei einem Niveau von 28.000 Tonnen. Die Gießereien, die Kupferlegierungen verarbeiten, verbuchten ein Auftragsplus von zwei Prozent auf 89.000 Tonnen. Die Aufträge an die Zinkgießereien stie-gen um neun Prozent auf 67.000 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr. Die Exporte hielten 2017 das Vorjahresniveau. Der Anteil von Komponenten für den Straßenfahrzeugbau am Gesamtexport blieb mit knapp 80 Prozent unverändert. Die Auftragsreserven lagen Ende Dezember 2017 bei 374.000 Tonnen. Die Reichweite der Auftragsbestände, gemessen an der durchschnittlichen Monatsproduktion 2017, lag unverän-dert bei knapp vier Monaten.

Die Feuerverzinkungsindustrie rechnet auch für 2018 mit weiterem WachstumDie deutsche Stückverzinkungsindustrie als wichtiger Zink-anwender steigerte im Jahr 2017 die Tonnage an veredel-tem Stahl um mehr als vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die Umsätze legten im selben Zeitraum um rund 16 Prozent zu, bedingt durch die gestiegenen Zinknotierungen an der Metall börse. Mit 4.800 Erwerbstätigen blieb 2017 die Zahl der Beschäftigten in den etwa 150 Verzinkereien im Vergleich zum Vorjahr konstant. Verwendet werden die Produkte der Branche in den Bereichen Bauwesen (51 Pro-zent), Industrieausrüstung (zwölf Prozent), Fahrzeug/Trans-port (zwölf Prozent), Straßenausstattung (sieben Prozent), Garten bau/Landwirtschaft (sechs Prozent) und Sonstige (zwölf Prozent).

42 Konjunktur und Statistik

Zink börsenpreis

nickel börsenpreis

blei börsenpreis

Zinn börsenpreis

3.000

2.400

1.800

1.200

600

0€/t

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

0€/t

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0€/t

25.000

20.000

15.000

10.000

5.000

0€/t

1.250

1.000

750

500

250

01.000 t

500

400

300

200

100

01.000 t

400

320

240

160

80

01.000 t

30

24

18

12

6

01.000 t

LME-Kassa Monatsdurchschnitt LME-Bestand zum Monatsende Quelle: LME, London; eigene Berechnungen

aluminium börsenpreis

2.500

2.000

1.500

1.000

500

0€/t

6.000

4.800

3.600

2.400

1.200

01.000 t

kupfer börsenpreis

7.500

6.000

4.500

3.000

1.500

0€/t

750

600

450

300

150

01.000 t

08 09 13 15 1716121110 14

08 09 13 15 1716121110 14

08 09 13 15 1716121110 14

08 09 13 15 1716121110 14

08 09 13 15 1716121110 14

08 09 13 15 1716121110 14

43Die Situation der Teilbranchen

diE laGE dEr wEltkonjunktur

Weltwirtschaft brummte 2017

Die weltwirtschaft wuchs im Jahr 2017 um 3,7 Prozent, und der Welthandel legte um 4,7 Prozent zu (gemäß Internationa-lem Währungsfonds, IWF). 2017 war geprägt von einer in der Breite deutlich anziehenden Weltkonjunktur. Vergleichswei-se schwach fiel das Wachstum in den Vereinigten Staaten mit plus 2,3 Prozent aus. Für die Volkswirtschaften in der EU ging es spürbar aufwärts. Deutschland verzeichnete mit plus 2,2 Prozent das stärkste Wirtschaftswachstum seit sechs Jah-ren. Selbst die Volkswirtschaften in Spanien (plus 3,1 Prozent), Portugal (plus 2,7 Prozent), Irland (plus 7,3 Prozent), Griechen-land (plus 1,6 Prozent) und Zypern (plus 3,8 Prozent) erhol-ten sich teils deutlich. Einzig Italien kam 2017 nicht so recht in Schwung und hielt in der EU mit einem Wachstum von 1,5 Prozent die rote Laterne. Erstmals verzeichneten wieder alle großen Schwellenländer positives Wachstum. China weist zwar abnehmende, aber weiterhin hohe Wachstumsraten aus.

Die Weltwirtschaft wuchs im vergangenen Jahr in der Breite unerwartet deutlich. In der EU ging es aufwärts. Die Entwicklung in den Vereinigten Staaten blieb robust. China richtete seine Wirtschaft bei abnehmenden Wachstums-raten auf die Inlandsnachfrage aus.

Indien wird 2018 und 2019 wohl sogar kräftiger wachsen als China. Rohstoffpreisbedingt verzeichneten Russland und Brasilien 2017 erstmals wieder moderate Wachstumsraten in Höhe von plus 1,8 Prozent beziehungsweise plus 1,1 Prozent. Seit dem Tiefpunkt im Januar 2016 haben sich die Ölpreise wieder mehr als verdoppelt auf 67 US-Dollar für ein Fass der Sorte Brent Ende 2017. Im laufenden und im kommenden Jahr dürfte der Welthandel annähernd so kräftig wachsen wie 2017 (plus 4,6 Prozent beziehungsweise plus 4,4 Prozent). Für die Weltwirtschaft erwartet der IWF ein Wachstum von jeweils plus 3,9 Prozent in den Jahren 2018 und 2019.

Die deutsche Wirtschaftsleistung stieg 2017 um 2,2 Pro-zent gegenüber dem Vorjahr. Das Inland ist für die deutsche NE-Metallindustrie mit Abstand der größte Absatzmarkt. Hier wurden 2017 etwa 53 Prozent des Branchenumsatzes erzielt. Die Erholung der Weltkonjunktur und die niedrigen Zinsen

* Änderung des realen Bruttoinlandsprodukts gegenüber dem Vorjahr in Prozent; 2018, 2019: Prognosen; ausgewählte Länder/Regionen sortiert nach ihrem Anteil am Absatz der deutschen NE-Metallindustrie 2017 in Tonnen** einschl. Afghanistan und Pakistan; MENA steht für Middle East and North Africa: Ägypten, Algerien, Bahrain, Dschibuti, Iran, Irak, Jemen, Jordanien, Katar, Kuwait, Libanon, Libyen, Marokko, Mauretanien, Oman, Saudi-Arabien, Sudan, Syrien, Tunesien und Vereinigte Arabische EmirateQuellen: Deutschland – Sachverständigenrat, 21. März 2018; EU(-Länder) – Europäische Kommission, European Economic Forecast, 7. Februar 2018; restliche Länder/Regionen – Internationaler Währungsfonds, World Economic Outlook, 22. Januar 2018

Weltwirtschaftswachstum* 2017 2018 2019 in %

8

6

4

2

0ChinaWelt Deutschland MENA**ItalienFrankreichGB Österreich Polen USAEU 28

44 Konjunktur und Statistik

begünstigten die wirtschaftliche Entwicklung. Die privaten Konsumausgaben stiegen dank anziehender Beschäftigung, steigender Löhne und niedriger Zinsen um 1,9  Prozent. 2017 wurden 4,7 Prozent mehr Waren exportiert als im Vor-jahr. Die Einfuhr wuchs etwas stärker um 5,1 Prozent. Den-noch fiel der Wachstumsbeitrag des Außenhandels zum Bruttoinlands produkt mit plus 0,2 Prozentpunkten positiv aus. Die deutschen Exporte in die drei wichtigsten Auslands-märkte stiegen deutlich (Vereinigte Staaten: plus 4,4 Prozent, Frankreich: plus 4,1 Prozent und China: plus 13,3 Prozent). Großbritannien fiel 2017 im Exportländerranking von Platz 3 auf Platz 5 zurück. Die Zahl der Erwerbstätigen stieg im vorigen Jahr um 653.000 auf 44,3 Millionen. Der staatliche Konsum wuchs um 1,6 Prozent. In einem weiterhin sehr güns-tigen Finanzierungsumfeld erhöhten sich die Bruttoanlage-investitionen insgesamt um 3,3 Prozent. Darunter stiegen die Ausrüstungsinvestitionen sogar um vier Prozent. Die Bauinvestitionen verzeichneten ein Plus von 2,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die steigenden Energiepreise bewirk-ten, dass sich die Inflation in Richtung der Zielmarke von zwei Prozent bewegte. So stiegen die Verbraucherpreise im Jahres durchschnitt 2017 um 1,8 Prozent gegenüber dem Vor-jahr. Vergangenes Jahr war das sechste Jahr in Folge, in dem der Staat einen Haushaltsüberschuss erzielte. Dieser belief sich auf 36,6 Milliarden Euro.

ausblick: Im März 2018 trübte sich die sehr gute Stim-mung in der gewerblichen Wirtschaft gemäß ifo-Geschäfts-klimaindex etwas ein. Mit ihrer aktuellen Geschäftslage waren die Unternehmer auf hohem Niveau etwas weniger zufrie-den. Auch die Zuversicht mit Blick auf das nächste halbe Jahr nahm ab. Der aufkeimende Protektionismus drückte auf die Stimmung. Chancen dürften sich 2018 aus einer weiter zunehmenden Erwerbstätigkeit ergeben. Ein steigendes Ein-kommensteueraufkommen erhöht den Spielraum für staat-liche Investitionen und Konsum. Die hohe Kapazitätsauslas-tung und die globale konjunkturelle Belebung dürften nicht nur Ersatz-, sondern auch Erweiterungsinvestitionen ansto-ßen. Eine insgesamt steigende Investitionstätigkeit dürfte die Produktivität erhöhen. Risiken bestehen im zunehmenden Fachkräftemangel, im drohenden Protektionismus, im unsi-cheren Ausgang der Brexit-Verhandlungen, in der politischen Unsicherheit nach dem italienischen Wahlergebnis und nicht zuletzt in den zahlreichen ungelösten internationalen Konflik-ten. Der Sachverständigenrat erwartet in seiner Begutach-tung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung vom 21. März 2018, dass sich das Wirtschaftswachstum 2018 nochmals leicht beschleunigt auf 2,3 Prozent. 2019 dürfte das Tempo etwas nachlassen auf 1,8 Prozent.

In die Eu wurden 2017 drei Viertel der Exporte der deut-schen NE-Metallwirtschaft geliefert. Damit waren die EU-Part-nerländer nach dem Inland die zweitwichtigste Absatzregion für die Branche. In der EU legte das preisbereinigte Bruttoin-landsprodukt 2017 unerwartet deutlich um 2,4 Prozent zu. Im laufenden Jahr dürfte die EU mit plus 2,3 Prozent annähernd

Preisbereinigt; Quellen: Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main, Monatsbericht März 2018, 16. März 2018; 2018 und 2019: Sachverständigenrat, 21. März 2018

BIP = Bruttoinlandsprodukt; * Änderung gegenüber dem Vorjahr; Quellen: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; Bundesagentur für Arbeit, Nürnberg; Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main; 2018 und 2019: Sachverständigenrat, 21. März 2018

verwendung des inlandsprodukts

Eckdaten für deutschland

2017 2018 2019

in % ggü. Vorjahr

in % ggü. Vorjahr

in % ggü. Vorjahr

Konsumausgaben 1,8 1,3 1,7

Private Haushalte 1,9 1,2 1,7

Staat 1,6 1,7 1,9

Anlageinvestitionen 3,3 2,7 2,7

Ausrüstungen 4,0 5,2 4,3

Bauten 2,7 0,9 1,4

Sonstige Anlageinvestitionen 3,5 3,1 3,0

Inländische Verwendung 2,2 1,9 2,0

Exporte 4,7 6,6 4,3

Importe 5,1 6,4 5,2

Bruttoinlandsprodukt 2,2 2,3 1,8

2017 2018 2019

reales BIP (in %*) 2,2 2,3 1,8

Erwerbstätige im Inland (in 1.000 Personen) 44.291 44.893 45.407

Arbeitslose (in 1.000 Personen) 2.533 2.373 2.275

Arbeitslosenquote (in %) 5,7 5,3 5,1

Verbraucherpreise (in %*) 1,8 1,7 1,9

reale Lohnstückkosten (in %*) 0,1 –0,3 –0,2

Finanzierungssaldo des Staates

(in Mrd. €) 36,6 47,2 45,5

(in % des nominalen BIP) 1,1 1,4 1,3

Leistungsbilanz-saldo

(in Mrd. €) 262,7 – –

(in % des nominalen BIP) 7,9 8,2 8,2

45Weltwirtschaft brummte 2017

das Vorjahreswachstum erreichen. Erst 2019 erwartet die Europäische Kommission ein niedrigeres Wachstum von plus zwei Prozent. Die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) blieb 2017 expansiv. Seit März 2016 liegt der Leitzins der EZB auf dem seit Einführung des Euro historisch niedrigsten Zinsniveau von 0,00 Prozent. Der Euro erreichte im Jahresver-lauf 2017 gegenüber dem US-Dollar 14 Prozent Wertzuwachs und lag zum Jahresende bei 1,20 US-Dollar je Euro.

Großbritannien blieb 2017 nach dem Inland der zweit-größte Absatzmarkt und gleichzeitig der bedeutendste Ex-portmarkt für die deutsche NE-Metallindustrie. Elf Prozent der Ausfuhren von Rohmetall und Halbzeug wurden dorthin geliefert. Ein Großteil davon war Halbzeug – überwiegend Aluminium. Das Wirtschaftswachstum lag 2017 bei 1,8 Pro-zent. Im laufenden und im kommenden Jahr dürfte sich die Konjunktur in Anbetracht des im März 2019 bevorstehenden Brexits spürbar abkühlen auf Wachstumsraten von 1,4 Pro-zent beziehungsweise 1,1 Prozent. Im März 2018 einigte sich die EU mit London über eine Brexit-Übergangsphase bis Ende 2020 und sorgte für etwas mehr Planungssicherheit.

Österreich war im Jahr 2017 der zweitwichtigste Ausfuhr-markt für Rohmetall und Halbzeug. Annähernd 30 Prozent davon waren Rohaluminium. Die dortige Konjunktur kam im vorigen Jahr mit einem unerwartet deutlichen Wachstum in Höhe von 3,1 Prozent wieder in Fahrt. Folglich stieg auch der Rohmetall- und Halbzeugexport nach Österreich um zehn Prozent auf 373.000 Tonnen. 2018 dürfte das Wirtschafts-wachstum mit plus 2,9 Prozent auf hohem Niveau bleiben und erst 2019 auf 2,3 Prozent sinken.

frankreich fragte im vergangenen Jahr mit 334.000 Ton-nen zwar sechs Prozent weniger Rohmetall und Halbzeug nach als 2016, blieb aber dennoch der drittgrößte Export-

markt für die deutsche NE-Metallindustrie. Die Ausfuhren nach Frankreich setzten sich zu 32 Prozent aus Aluminium-blechen und -bändern, zwölf Prozent Aluminiumfolien und neun Prozent Rohaluminium zusammen. Frankreichs Wirt-schaft wuchs 2017 um 1,8 Prozent. Für das laufende Jahr er-wartet die Europäische Kommission einen Anstieg des preis-bereinigten Bruttoinlandsprodukts um zwei Prozent und für 2019 um 1,8 Prozent.

Konjunkturbedingt wurden nach italien 2017 mit 304.000 Tonnen zehn Prozent weniger NE-Metalle geliefert als im Jahr davor. Italien blieb jedoch der viertwichtigste Ausfuhrmarkt für die Branche und spielt mit seiner starken metallverarbei-tenden Industrie seit jeher eine bedeutende Rolle als Absatz-markt für Halbzeug. 54 Prozent der Halbzeugexporte nach Italien entfielen auf Kupfer (zum Großteil Kupferdraht, Mes-singstangen und Kupferband) und 43 Prozent auf Aluminium (überwiegend Bleche/Bänder und Folien). Italien verzeichne-te im Jahr 2017 mit plus 1,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr das niedrigste Wirtschaftswachstum aller EU-Partnerländer. Die Europäische Kommission erwartet auch nicht, dass sich das in den nächsten zwei Jahren ändert (2018: plus 1,5 Pro-zent und 2019: plus 1,2 Prozent).

Polen blieb 2017 der fünftgrößte Ausfuhrmarkt für Roh-metall und Halbzeug und folgte bereits dicht auf Italien. So wurden im letzten Jahr 297.000 Tonnen NE-Metalle nach Polen geliefert, sechs Prozent mehr als 2016. Schwerpunkt-mäßig waren das Aluminiumbänder, Kupferdraht, aber auch Rohaluminium und -kupfer. Polens Volkswirtschaft fasste 2017 mit einem robusten Wachstum von 4,6 Prozent deut-lich Tritt. Für die folgenden beiden Jahre geht die Europäi-sche Kommission nochmals von hohen Wachstumsraten von 4,2 Prozent beziehungsweise 3,6 Prozent aus.

* Einschließlich Folien und Pulver; Deutschland; vorläufig; Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; eigene Berechnung

außenhandelssalden 2017Nichteisen-Metall, in 1.000 t

Nettoexport Nettoimport

Erz/Konzentrat Import 4.097  Export 98  – 3.999

Rohmetall Import 4.159  Export 917  – 3.242

Schrott Import 1.447  Export 1.583  + 136

Halbzeug* Import 2.207  Export 3.287 + 1.080

Rohstoffe

Produkte

46 Konjunktur und Statistik

Die vereinigten staaten folgten 2017 als bedeutendste Ziel-region außerhalb Europas auf Platz zehn im Exportländer-ranking der Branche. Vier Prozent der Ausfuhren von Roh-metall und Halbzeug gingen dorthin. Mit 159.000 Tonnen im vergangenem Jahr war das nur wenig mehr als ein Jahr zuvor (plus 0,5 Prozent). Etwa die gleiche Menge lieferte die deutsche NE-Metallindustrie an inländische Abnehmerindus-trien, die ihrerseits in die USA exportieren. Die Vereinigten Staaten spielten insbesondere als Absatzmarkt für Halbzeug eine große Rolle. 54 Prozent der Branchenexporte waren aus dem Bereich Aluminium, darunter 35 Prozent Bleche/Bänder, elf Prozent Folien, vier Prozent Stangen/Profile, zwei Prozent Rohre/Draht, weniger als ein Prozent Rohaluminium und ein Prozent Pulver. Weitere 37 Prozent der Branchenexpor-te stammten aus der Kupferindustrie und vier Prozent von Nickelhalbzeugherstellern. Von den zehnprozentigen US-Im-portzöllen auf Aluminium ist die EU vorerst nicht betroffen. Ohnehin dürften sich Umleitungseffekte wesentlich stärker als mögliche Absatzeinbußen auf dem US-Markt auswirken. So könnte besonders Halbzeug aus China auf den euro-päischen Markt drängen. Die Vereinigten Staaten wiesen 2017 ein Wirtschaftswachstum von 2,3 Prozent aus. Der Beschäf-tigungsaufbau setzte sich fort und beflügelte den privaten Konsum, der zu mehr als zwei Dritteln zum Bruttoinlandspro-dukt der Vereinigten Staaten beisteuert. 2017 hob die Noten-bank der Vereinigten Staaten den Leitzins dreimal an, zuletzt auf ein Band zwischen 1,25 und 1,5 Prozent. Die Ende vorigen Jahres beschlossene Steuerreform senkt die Besteuerung von privaten Einkommen und Unternehmensgewinnen und dürfte zu Investitionsanreizen in den Vereinigten Staaten führen. Für 2018 und 2019 erwartet der IWF leicht erhöhte Wachstums-raten von 2,7 Prozent beziehungsweise 2,5 Prozent.

Für die region naher osten und nordafrika errechnete der IWF im Jahr 2017 ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 2,5 Prozent. 2017 wurden 81.000 Tonnen Rohmetall und Halbzeug in diese Region geliefert – das waren 29 Prozent weniger als 2016 und sogar gut die Hälfte weniger als 2015. Aluminiumhalbzeug machte 61 Prozent und Kupferhalbzeug ein Drittel der deutschen NE-Metallausfuhren aus. Dagegen spielten die Importe aus dieser Region eine bedeutende-re Rolle. Zwar sanken die Rohaluminiumeinfuhren aus den Vereinigten Arabischen Emiraten 2017 um zwei Prozent auf 263.000 Tonnen, allerdings waren sie 2016 und 2015 noch um 18 beziehungsweise 15 Prozent im Vorjahresvergleich ge-stiegen. In den Jahren 2018 und 2019 dürfte die Region mit 3,6 beziehungsweise 3,5 Prozent deutlicher wachsen.

china hat durch seine enorme Rohstoffnachfrage und Rohmetall- beziehungsweise Halbzeugproduktion einen großen Einfluss auf die weltweiten Rohstoff- und Metall-märkte. Sorgen bereiten die hohen Überkapazitäten in der Grundstoff industrie. Die deutschen NE-Metall-Unternehmen haben dort investiert, um die Abnehmerindustrien vor Ort zu versorgen. Daher spielt China für den deutschen Ex-port von Rohmetall und Halbzeug nur eine untergeordnete Rolle. So wurden 2017 gerade einmal 67.000 Tonnen nach China geliefert. Anders sah es beim Schrottexport aus. Im vorigen Jahr war China mit Abstand die wichtigste Zielre-gion für deutschen NE-Metallschrott. Der Schrottabfluss nach China stieg 2017 gegenüber 2016 um 14 Prozent auf 235.000 Tonnen. China erzielte im vergangenen Jahr ein Wirtschaftswachstum von 6,8 Prozent. Für das laufende Jahr und 2019 erwartet der IWF eine anhaltende Verlangsamung der Wachstumsgeschwindigkeit auf 6,6 Prozent beziehungs-weise 6,4 Prozent.

* Einschließlich Folien und Pulver; ** Änderung gegenüber Vorjahr; Deutschland; vorläufig; Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden; eigene Berechnung

Export 2017 nach ländernRohmetall und Halbzeug*

Export

4,2 Mio. t (+ 1 %**) Rohmetall: 0,9 Mio. t (+ 5 %**) Halbzeug: 3,3 Mio. t (– 0 %**)

4,2 Mio. t

USA 4 %Türkei 2 %

China 2 %Sonstige 10 %

Italien 7 %

Groß-Britannien 11 %

Österreich 9 %

Schweiz 7 %Frankreich 8 %

Sonstige EU 16 %

Polen 7 %

Niederlande 6 %Belgien 6 %Tschechische Republik 5 %

Export in EU-Länder 75 %

47Weltwirtschaft brummte 2017

diE nächstEn stufEn dEr industriEllEn wErtschÖPfunG

Die Entwicklung in den Abnehmerindustrien

Als innovative Grundstoffindustrie steht die NE-Metallin-dustrie am Anfang der Wertschöpfungskette und ist von der konjunkturellen Entwicklung ihrer Abnehmerindustrien abhängig. Die Schlüsselbranchen Automobil-, Bau-, Che-mie-, Elektrotechnik- und Elektronikindustrie sowie Luft- und Raumfahrtindustrie sorgten insgesamt 2017 für eine robuste Nachfrage. Eine dynamische Bau- und Elektrokonjunktur kombiniert mit einer deutlichen Erholung im Maschinen- und Anlagenbau und steigenden Umsätzen in der Automobilin-dustrie sorgten in der Breite für eine anziehende Nachfrage.

Die Nichteisen-Metallindustrie beliefert alle modernen Schlüsselindustrien und bildet somit die Basis für funktionierende Wertschöpfungsketten.

waren es bereits 160 Kilogramm. Der Anteil von Kupferer-zeugnissen, die in der Automobilindustrie verwendet werden, liegt bei neun Prozent. Gegenüber etwa 25 Kilogramm Kupfer in einem Pkw mit Verbrennungsmotor wird der Kupferanteil in einem Elektrofahrzeug bei 65 Kilogramm liegen. Insge-samt bewegen sich heute rund fünf Prozent der Weltkupfer-produktion in Form von Fahrzeugen auf deutschen Straßen. Für die Verwendung von Blei stellt die Automobilindustrie den wichtigsten Einsatzbereich dar. Rund drei Viertel des in Deutschland eingesetzten Bleis werden zur Herstellung von Akkumulatoren verwendet. Als Starterbatterie wird der Blei-Akku seine Marktposition halten, weitere Anwendungen kommen voraussichtlich in der Elektromobilität hinzu. Die stärker in den Vordergrund tretende Lithium-Batterie würde den Einsatz von Aluminium um bis zu 50 Kilogramm, von Kupfer um 40 Kilogramm und von Nickel um zehn Kilogramm erhöhen. Pro Fahrzeug werden heute zudem im Durchschnitt zehn Kilogramm Zink verwendet.

Lage und PrognoseDie deutschen Automobilhersteller steigerten im Jahr 2017 trotz der weiter besonders in Deutschland schwelenden Diesel debatte ihre weltweite Produktion und den Inlandsum-satz gegenüber dem Vorjahr. Noch nie haben die deutschen Automobilhersteller global so viele Auto mobile produziert wie 2017. Die Inlandsproduktion lag mit gut 5,6 Millionen Pkw zwei Prozent und der Export mit knapp 4,4 Millionen Pkw ein Prozent unter dem Vorjahres niveau. Dabei stieg die Ausfuhrquote auf ein Rekordhoch von 77,5 Prozent. Damit war die Branche am Standort Deutschland so exportabhän-gig wie nie zuvor. Gemäß ifo Institut, München, stieg die Kapazitätsauslastung von 93,2 Prozent im Januar 2017 auf 94,9 Prozent im Januar 2018 und lag damit weiter auf einem hohen Niveau. Seit 2010 übersteigt die Auslandsfertigung der deutschen Automobilhersteller deren Produktion im In-land und legte 2017 nochmals deutlich um sieben Prozent auf 10,8 Millionen Einheiten zu.

Die Automobilindustrie ist die wichtigste Abnehmerbranche der NE-Metallindustrie. Etwa 30 Prozent aller Produkte aus NE-Metallen werden in dieser Branche verwendet. Besondere Bedeutung kommt dabei der Aluminiumindustrie zu. 48 Pro-zent des verarbeiteten Aluminiums fließen in Deutschland in diesen Verwendungsbereich. 1978 wurden noch 32 Kilo-gramm Aluminium pro Pkw in Deutschland verwendet. 2010

Preisbereinigt, X12-ARIMA arbeitstäglich und saisonbereinigt; Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

automobilindustrie Produktion Auftragseingang Index 2010 = 100

200

170

140

110

80

5008 09 13 1715121110 14 16

48 Konjunktur und Statistik

Der Verband der Automobilindustrie erwartet, dass 2018 die Inlandsproduktion mit 5,6 Millionen Pkw und die Ausfuhr mit 4,3 Millionen Fahrzeugen auf dem Vorjahresniveau verharren. Die Auslandsfertigung der deutschen Automobil hersteller dürfte weiter auf 11,2 Millionen Pkw steigen (plus drei Pro-zent). Der Pkw-Weltmarkt könnte im laufenden Jahr mit ei-nem Prozent auf 85,7 Millionen Einheiten etwas langsamer wachsen als ein Jahr zuvor. Die Branche kündigt eine große Modelloffensive der deutschen Hersteller bei Elektrofahrzeu-gen an. 2020 dürften es um die 100 Modelle sein.

Die Bauwirtschaft ist der zweitgrößte Abnehmer der deut-schen NE-Metallindustrie. Die NE-Metalle werden aufgrund ihrer hochwertigen Optik in der modernen Architektur ver-wendet. Ihre Stärken liegen in ihrer Langlebigkeit, zudem sind sie leicht zu verarbeiten. Kupfer und Kupferlegierungen sind bewährte Werkstoffe im Bauwesen. Der bedeutendste Verwendungsbereich ist die Sanitär- und Installationstech-nik. Kupferinstallationsrohre sowie Armaturen und sonsti-ges Sanitärzubehör aus Messing spielen eine wichtige Rolle. Daneben sind Gestaltungselemente aus Kupferblechen und -bändern für Fassaden und Dacheindeckungen, Regenrin-nen und -fallrohre beliebt. Die deutsche Aluminiumindustrie liefert ebenfalls einen bedeutenden Teil ihrer Erzeugnisse in Höhe von 15 Prozent in die Bauwirtschaft. Oft wird Alu-minium in Verbindung mit Glas oder mit anderen Metallen verwendet, auch in farbig lackierter Form. Die daraus her-gestellten Bauelemente zeichnen sich durch Korrosionsbe-ständigkeit und Leichtigkeit aus. Zink wird als hochwertiger und gut zu verarbeitender Werkstoff in der Bauwirtschaft als gestalterisches Element eingesetzt, zum Beispiel für Dach-eindeckungen, Fassaden, Entwässerungssysteme und als Korrosionsschutz. Blei wird bevorzugt im Denkmalschutz zum Beispiel für Kirchen dächer und in sonstigen öffentlichen Gebäuden verwendet.

Lage und PrognoseDas deutsche Bauhauptgewerbe erwirtschaftete 2017 ein Umsatzwachstum von 5,9 Prozent auf 113,7 Milliarden Euro. Preisbereinigt entsprach das einem Plus von 2,4 Prozent. Der Wohnungsbau zeigte sich weiter dynamisch. Maßgeblich waren eine Nettozuwanderung, niedrige Kreditzinsen, der Wunsch von Kapitalanlegern nach einer wertbeständigen Investition und eine gute Arbeitsmarktlage. Der öffentliche Bau profitierte von einer verbesserten Haushaltslage nicht nur beim Bund, sondern auch in vielen Ländern und Gemein-den. Sogar der Wirtschaftsbau belebte sich in Folge erhöhter Unternehmensinvestitionen.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie rechnet 2018 mit einem guten Baujahr. Gestützt wird die gute Stim-mung vom höchsten Auftragsbestand seit gut 20 Jahren. So dürfte der nominale Umsatz im Bauhauptgewerbe um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr steigen (preisbereinigt: plus 1,5 Prozent). Deutliche Impulse werden im Wohnungsbau mit einem Umsatzwachstum von nominal sechs Prozent erwar-tet. Für den Wirtschafts- und den öffentlichen Bau rechnet die Branche mit einem Plus von jeweils vier Prozent.

57 Prozent der Erzeugnisse aus Kupfer und Kupferlegierun-gen werden im Bereich der Elektrotechnik- und Elektronik-industrie einschließlich der Kabelindustrie sowie der Infor-mationstechnologie und Telekommunikation verwendet. In der elektrotechnischen Industrie steigt der Bedarf an Energiekabeln aus Kupfer kontinuierlich. Der Transforma-torenbau und die Telekommunikation benötigen Kupfer in zunehmendem Maß. Die Verwendung von Kupferdraht liegt bei Energieleitungen bei 70 Prozent. Stranggussformate aus Kupfer werden als Vorprodukte für die Herstellung von Kabel bändern, Industrie- und Transformatorenbändern so-wie als Spezialprodukte für die Elektronikindustrie benötigt. Bei der Stromübertragung spielen außerdem Freileitungen

Hochbau; preisbereinigt, X12-ARIMA arbeitstäglich und saisonbereinigt; Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

bauwirtschaft Produktion Auftragseingang Index 2010 = 100

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Preisbereinigt, X12-ARIMA arbeitstäglich und saisonbereinigt; Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

Elektrotechnik- und Elektronikindustrie Produktion Auftragseingang Index 2010 = 100

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5008 09 13 1715121110 14 16

49Die Entwicklung in den Abnehmerindustrien

und Kabel aus Aluminium eine bedeutende Rolle. Kabelum-mantelungen aus Blei dienen bei elektrischen Leitungen dem Schutz des Leitmaterials vor Umwelteinflüssen. Zinn ist als Legierungsbestandteil für Bronze wichtig für Anlagen und Einrichtungen in der Nachrichtentechnik. Der weltweit starke Zuwachs der Elektronikindustrie hat die Nachfrage nach Zinn deutlich erhöht.

Lage und Prognose2017 verzeichnete die deutsche Elektrotechnik- und Elektro-nikindustrie ein Wachstum der preisbereinigten Produktion von 4,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Auftragseingang stieg 2017 insgesamt deutlich um 9,8 Prozent. Die inländische Nachfrage wies ein Plus von 8,6 Prozent aus. Kunden aus den Euroländern fragten 10,4 Prozent mehr nach. Die Aufträge aus den Nicht-Euroländern wuchsen mit 10,9  Prozent am dynamischsten. 2017 wurde ein neuer Ausfuhrrekord erzielt. Größter Exportmarkt blieb China mit einem Wachstum von 17,4 Prozent auf 19,1 Milliarden Euro. Es folgten die Vereinig-ten Staaten, Frankreich und Großbritannien. Die höchsten ab-soluten Zuwächse erzielten neben China, die Tschechische Republik und die Niederlande. Gemäß ifo Institut, München, lag die Kapazitätsauslastung im Januar 2018 bei 89,0 Pro-zent – vor Jahresfrist waren es noch 85,0 Prozent. Die höchs-ten Umsatzzuwächse erwirtschafteten die Bereiche Kabel und isolierte Drähte mit 13,2 Prozent, Schienenfahrzeuge mit 11,3 Prozent und Fahrzeugelektrik mit 10,6 Prozent.

Für 2018 rechnet der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie mit einem Wachstum der preisbereinigten Produktion von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Besonders bei beweglichen Teilen im Maschinenbau wird Aluminium wegen seines geringen spezifischen Gewichts eingesetzt. Rohre aus Kupfer und Kupferlegierungen sowie aus Aluminium spielen für die Herstellung von Wärme- und

Schätzung; Quellen: Gesamtverband der Aluminiumindustrie, Gesamtverband der Deutschen Buntmetallindustrie, ILZSG International Lead and Zinc Study Group, WBMS World Bureau of Metal Statistics

verwendung nichteisen-Metalle

Stahl 4 %

Sonstige 8 %

Maschinenbau 9 %

Verpackung 5 %

Elektrotechnik 14 %

Bau 29 %

Chemie 1 %

Fahrzeugbau 30 %

Schätzung; Quelle: Gesamtverband der Aluminiumindustrie

verwendung aluminium

Eisen und Stahl 6 %

Maschinenbau 6 %

Verpackung 10 %

Elektrotechnik 7 %

Verkehr (Fahrzeuge) 48 %

Haushaltswaren 4 % Sonstige 4 %

Bau 15 %

Schätzung; Quelle: Gesamtverband der Deutschen Buntmetallindustrie

verwendung kupfer

Maschinenbau 8 %

Automobil 9 % Kabel und Elektro 57 %

Handel 5 %Sonstige 6 %

Bau 15 %

Preisbereinigt, X12-ARIMA arbeitstäglich und saisonbereinigt; Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden

Maschinen- und anlagenbau Produktion Auftragseingang Index 2010 = 100

200

170

140

110

80

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50 Konjunktur und Statistik

Kühlanlagen eine wichtige Rolle. Bei der Herstellung von Ar-maturen werden erhebliche Mengen von Kupferlegierungen, zum Beispiel Messing, benötigt. Kraftwerke, der Apparatebau in der chemischen Industrie sowie Meerwasserentsalzungs-anlagen sind ohne die Eigenschaften von Erzeugnissen aus Kupfer und Kupferlegierungen nicht denkbar. Anlagen und Aggregate mit Bleiauskleidungen und Homogenverbleiung sind vor aggressiven Stoffen geschützt und haben eine lange Lebensdauer. Auch im Schallschutz hat sich Bleiwalzmaterial als besonders wirksam bewährt. Korrosionsbeständige Werk-stoffe aus Nickel und Nickellegierungen spielen im Großan-lagenbau der Chemie-, Öl-, Gas- und Energieindustrie eine bedeutende Rolle.

Lage und Prognose2017 erzielte der deutsche Maschinen- und Anlagenbau ein spürbares Wachstum der preisbereinigten Produktion von drei Prozent gegenüber dem Vorjahresniveau. Die Inlandsin-vestitionen kamen endlich in Schwung. Der Auftragseingang aus dem Inland stieg 2017 preisbereinigt um fünf Prozent. Die Europartnerländer fragten sogar elf Prozent mehr nach als im Vorjahr. Die Nicht-Euroländer verzeichneten ein Nach-fragewachstum von zehn Prozent. Gemäß ifo Institut, Mün-chen, lag die Kapazitätsauslastung in der Branche im Januar 2018 mit 87,9 Prozent deutlich über dem langjährigen Durch-schnitt von 83,5 Prozent.

Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau rechnet für 2018 mit einem preisbereinigten Produktions-wachstum von drei Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ge-stützt wird die Prognose durch eine ifo Investitionsumfrage im Herbst 2017. Demnach plant die deutsche Industrie eine deutliche Investitionserhöhung.

autoroliver Eisenberg erstellt Konjunktur-, Quartals berichte und Monatsnotizen für die WVMetalle. Sie erreichen ihn unter [email protected]

Schätzung; Quelle: Gesamtverband der Deutschen Buntmetallindustrie

verwendung Zink

Sonstige (Zinkguss-legierungen) 9 %

Chemie/Pharma (Zinkoxid, -sulfat) 11 %

Automobil/Bau (Verzinkung) 39 %

Bau (Zink-, Messing halbzeug) 41 %

Schätzung; Quelle: Gesamtverband der Deutschen Buntmetallindustrie

verwendung blei

Sonstige (Legierungen, Kabel-mantel, Glas, etc.) 6 %

Chemie (Pigmente) 5 %

Automobil (Akkumulatoren) 75 %

Anlagenbau (Strahlen schutz, Anoden) 7 %

Bau (Dach, Fassade) 7 %

Schätzung; Quellen: Gesamtverband der Deutschen Buntmetallindustrie; WBMS World Bureau of Metal Statistics

verwendung nickel

Stahlveredler 9 %

Plattierungen 11 %

Edelstahl (Automobil, Bau, Maschinenbau) 57 %

Gießereien 6 %Sonstige 4 %

Nickellegierungen 13 %

51Die Entwicklung in den Abnehmerindustrien

52 WVMetalle

WVMetalle Das Team für die nichteisen-Metallindustrie

53 Das Team für die Nichteisen-Metallindustrie

Sarah BäumchenLeiterin Kommunikation und Politik

Rainer BuchholzKreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz

Christoph DrobinskiOrganisation

Susanne EggelmannAssistenz

Franziska ErdleHauptgeschäftsführerin

Dorit EwertFinanzen

Martina GentschAssistenz

Dr. Maren HellwigForschungspolitik, Stifterverband Metalle

Stephanie HempAssistenz

Caroline HentschelKommunikation

Vera JanssenAssistenz

Ingeborg LinthicumAssistenz

Nima NaderKlimapolitik, Metalle pro Klima

Dr. Michael NieseGeschäftsführer, Leiter Europabüro

Kathrin PankrathVeranstaltungsmanagement

Sylvia PostraneckyAssistenz

Daniel QuantzWasser, Boden, Luft

Michael SchwaigerEnergiepolitik

Sebastian SchiweckHandels- und Rohstoffpolitik, Verkehrs- und Zollpolitik

Monika SetzermannSteuer- und Finanzpolitik, Leiterin Interne Dienste

Dr. Martin WieskeArbeits- und Gesundheitsschutz

54 Impressum

Ulrich BeckerKME Germany GmbH & Co. KGOsnabrück

Frank BusenbeckerErbslöh Aluminium GmbHVelbert

Kjetil M. EbbesbergHydro Aluminium Rolled Products GmbHGrevenbroich

Dr. Erwin FlenderMagma Gießereitechnologie GmbHAachen

Ulrich GrilloGrillo-Werke AGDuisburg

Stefan NeeseSeppeler Holding und Verwaltungs GmbH & Co. KGRietberg

Jürgen SchachlerAurubis AGHamburg

Dr. Heinrich SchunkDiehl Metall Stiftung & Co. KGRöthenbach

Rainer Buchholz (030) 72 62 07-120 [email protected] Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz

Oliver Eisenberg(030) 72 62 07-167 [email protected] Konjunktur und Statistik

Dr. Maren Hellwig(030) 72 62 07-130 [email protected] Forschungspolitik, Stifterverband Metalle

Caroline Hentschel (030) 72 62 07-105 [email protected] Kommunikation

Nima Nader (030) 72 62 07-102 [email protected] Klimapolitik, Metalle pro Klima

Kathrin Pankrath (030) 72 62 07-121 [email protected] Veranstaltungsmanagement

Daniel Quantz (030) 72 62 07-181 [email protected] Wasser, Boden, Luft

Teresa Schad(030) 72 62 07-111 [email protected] Leiterin Kommunikation und Politik

Sebastian Schiweck (030) 72 62 07-107 [email protected] Handels- und Rohstoffpolitik, Verkehrs- und Zollpolitik

Michael Schwaiger (030) 72 62 07-122 [email protected] Energiepolitik

Monika Setzermann (030) 72 62 07-177 [email protected] Steuer- und Finanzpolitik, Leiterin Interne Dienste

Dr. Martin Wieske (030) 72 62 07-106 [email protected] Arbeits- und Gesundheitsschutz

Dr. Martin IffertTRIMET Aluminium SE EssenPräsident

Rupprecht KemperGebr. Kemper GmbH + Co. KGOlpeVizepräsident

Dr. Hinrich MählmannOTTO FUCHS KGMeinerzhagenVizepräsident

Roland LederAleris Rolled Products Germany GmbHKoblenzSchatzmeister

Dr. Matthias Simon (GDB)Geschäftsführer(030) 72 62 [email protected]

Dr. Michael NieseGeschäftsführer, Leiter Europabüro +32 (2) 5 02 19 88 [email protected]

Franziska ErdleHauptgeschäftsführerin (030) 72 62 07-115 [email protected]

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WVMetalle 55

Das digitale Angebot der WirtschaftsVereinigung Metalle

Der Dachverband der Nichteisen-Metallindustrie informiert aktuell und umfassend aus der täglichen Arbeit. Neben Presseinformationen, Bildmaterial, Zahlen und Fakten sind vielfältige Publikationen über die Wirtschaftsbranche abrufbar. Für Mitgliedsunternehmen stehen im internen Bereich alle Rundschreiben und weiterführende Informationen der Fachbereiche zur Verfügung.

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WirtschaftsVereinigung MetalleWallstraße 58/59, 10179 Berlin Telefon (030) 72 62 07-1 00

EuropabüroRue Marie de Bourgogne 58, 1000 Brüssel, Belgien Telefon +32 (2) 5 02 19 88

[email protected] www.wvmetalle.de

Metalle pro KlimaWallstraße 58/59, 10179 Berlin Telefon (030) 72 62 07-1 02

[email protected]

Mitglied im bundesverband der deutschen industrie (bdi) und im Dachverband der NE-Metallindustrie Europas EuroMEtauX (EM). Kooperation im Zusammenschluss der Energieintensiven industrien deutschlands (Eid).

HerausgeberFranziska Erdle, Hauptgeschäftsführerin WirtschaftsVereinigung Metalle, Berlin

RedaktionSarah Bäumchen/Caroline Hentschel/ Teresa Schad

Konzeption und GestaltungKD1 Designagentur

DruckBrandt GmbH Druck PLUS Medien

Bildnachweisunsplash.com/armando-castillejos (2)Komposition: shutterstock/mije_shots, shutterstock/THAWORN KUNIRAT, unsplash.com/scott-webb (4)Komposition: unsplash.com/nick-hillier, sergei-akulich, michael-jasmund (6)Komposition: unsplash.com/steve-harvey, shutterstock (7)Laurence Chaperon (5, 34, 35, 52)Zuzanna Kałużna (8)Tobias Hein (10)GRAFT GmbH (10)S. Müller (13)Eckhart Matthäus (14)Jan Bitter für Optimist Design (15)Michael Heinrich (15)Rheinzink (16, 17)GDA (17)unsplash.com / lanceanderson (17)AdobeStock / XtravaganT (20)AdobeStock / Boggy (20, 21)AdobeStock / Bumann (29)

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Gesellschaft4

Der Geschäftsbericht der Nichteisen-Metallindustrie17.18

108.000Beschäftigte

51 Mrd. EuroUmsatz

655Unternehmen

Wir, die Nichteisen-MetallindustrieDie WirtschaftsVereinigung Metalle vertritt die wirtschaftspolitischen Anliegen der Nichteisen-Metallindustrie mit 108.120 Beschäftigten in 655 Unternehmen (Stand April 2018). Im Jahre 2017 erwirtschaftete die Branche eine Produktion in Höhe von 8,6 Millionen Tonnen und einen Umsatz in Höhe von 51,3 Milliarden Euro.