politikorange Jugend und Parlament 2013

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JUGEND UND PARLAMENT JUNI 2013 UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZU »JUGEND UND PARLAMENT 2013« HERAUSGEGEBEN VON DER JUGENDPRESSE DEUTSCHLAND

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Im Juni fand zum neunten Mal das Planspiel Jugend und Parlament im Deutschen Bundestag statt. politikorange begleitete die über 300 Teilnehmenden während der vier Tage am Zenit ihrer Macht.

Transcript of politikorange Jugend und Parlament 2013

JUGEND UND PARLAMENTJUNI 2013 UNABHÄNGIGES MAGAZIN ZU »JUGEND UND PARLAMENT 2013«

HERAUSGEGEBEN VON DER JUGENDPRESSE DEUTSCHLAND

Foto: Anton Knoblach

EDITORIAL

INHALT

JUGEND MACHT POLITIK SCHON ZUM NEUNTEN MAL ÖFF-NETE DER BUNDESTAG SEINE TORE FÜR JUGEND UND PAR-LAMENT. MEHR ALS 300 NACHWUCHSPOLITIKER HABEN FÜR FRISCHEN WIND UNTER DER KUPPEL GESORGT. VON FABIAN NITSCHMANN

Fabian NitschmannBremen, 23 Jahre

@FNitschmann hat bei #JuP13 seinen Twitter-Account ent-deckt. Ob er weiter zwitschern wird? #politikorange

Liebe Leserinnen und Leser,

es ist vollbracht. Nach vier Tagen langerDiskussionen gibt es viel zu berichten. Die politikorange-Redaktion gehörte als Doku-mentationspresse nicht zum Planspiel und hat deswegen auch die Menschen hinter den Rollen betrachtet. Ihr hattet den Bundestag im Blick und wir haben Euch über die Schul-tern geschaut. Mit uns habt Ihr offen gere-det. Danke dafür!

Wir haben beobachtet und das Wich-tigste auf 16 Seiten komprimiert. Das Er-gebnis haltet Ihr in Euren Händen.Vier Tage lang habt Ihr den politischen Raum erobert – in unglaublich schicken Outfits. Die Debatten wirkten echt, auch die Emotion und Leidenschaft dahinter. Nutzt dieses Magazin, um Euch daran zu erinnern.

Die Vorbereitungen für Jugend und Parlament 2014 laufen schon wieder an. Vielleicht sind einige von Euch ja dann im Presse- oder Orgateam dabei. Und wenn nicht, dann sieht man sich in einigen Jah-ren bestimmt trotzdem wieder. Ihr dann Hände schüttelnd, Diskussionen führend. Und wir sind sicher mit Notizblöcken, Dik-tiergeräten und kniffligen Fragen vor Ort. Viel Spaß mit der Lektüre wünschen

Anne Juliane Wirth & Valerie SchönianChefredaktion

»Führung«Es gab sieben Vorsitzende

für fünf Fraktionen. Die

Spitzen im assoziativen

Portrait. Seite 5

»Ohne Worte«Bei JuP wird eigentlich

viel geredet. Auf dieser

Seite sagen die Befragten

mal nichts. Seite 7

»Lampen«Sie spenden uns täglich

unbeachtet Licht. Eine

Reportage durch den

Bundestag. Seite 11

DIE JUGENDLICHE STIMME ZÄHLT

A m 1. Juni begann im Bundestag eine neue Legislaturperiode. Fünf Parteien und 312

Parlamentarier schafften den Sprung ins Hohe Haus und sicherten sich ein viertägiges Man-dat. Bereits am zweiten Tag wurden vor Ort im Reichstag die Fraktionsvorstände gewählt und der Presse vorgestellt. Thematisch wagten sich die Abgeordneten mit großer Eile an gleich vier große Themen der aktuellen Politik. Dazu gehörte unter anderem die Einführung von an-onymisierten Bewerbungen sowie die Diskus-sion über eine Wahlpflicht. Nach kurzen, aber intensiven Debatten in Fraktionen und Plenum konnte über die vier Gesetze bereits vier Tage nach Amtsantritt abgestimmt und entschieden werden.

FÜNF FRAKTIONEN, VIER GESETZE

Was sich anhört wie der turbulente Start in eine neue Legislaturperiode, beschreibt tat-sächlich die diesjährige Ausgabe des Plan-spiels Jugend und Parlament (JuP), bei dem 16- bis 20-Jährige in die Haut von Abgeord-neten schlüpften. Ausgestattet mit fiktiven Biographien und zugeordnet zu den fünf Fraktionen der Christlichen Volkspartei (CVP), der Arbeitnehmerpartei Deutschlands (APD), der Liberalen Reformpartei (LRP), der Ökolo-gisch-Sozialen Partei (ÖSP) sowie der Partei der sozialen Gerechtigkeit (PSG) wurden die Jugendlichen zu Fraktionsvorsitzenden, Pres-sesprechern oder Arbeitsgruppen-Leitern, die um Mehrheiten kämpften.

SPITZENPOLITIKER AUF ZEIT

Dabei legten die Veranstalter viel Wert auf die Details, um den politisch interessierten Nach-wuchsparlamentariern den Gesetzgebungs-prozess realitätsnah vorzuführen. Schon die Begrüßung durch Petra Ernstberger (SPD), Berichterstatterin für JuP in der Inneren Kom-mission des Ältestenrates, zeigte, dass die Teilnehmer in den Räumlichkeiten als Politi-ker behandelt und angesprochen wurden. Die vielfältigen Aufgaben der Abgeordneten hatten sie dafür inklusive.

Zusätzlich zu aller Fiktion kam auch die Auseinandersetzung mit der realen Politik nicht zu kurz. So war eine Podiumsdiskus-sion mit den stellvertretenden Vorsitzenden

der Bundestagsfraktionen zur Wahlpflicht, der Politikverdrossenheit und der doppelten Staatsbürgerschaft ein wichtiger Teil der Ver-anstaltung. Anschließend verabschiedete Bun-destagspräsident Norbert Lammert die Kurz-zeitpolitiker mit einem Abschlussimpuls.

KEINE CHANCE ZUR WIEDERWAHL

So wurde das parlamentarische Planspiel für alle Teilnehmer zu einer einmaligen Chance, die Atmosphäre des Bundestages als Arbeits-platz aufzusaugen. Wer dabei professionell und souverän auftrat, die Spielpresse und de-ren spitze Formulierungen im Griff hatte und auch am Rednerpult überzeugte, konnte sich abschließend wie die wahren Politiker über er-folgreich beschlossene Gesetze freuen.

Bei allen Details im Kampf um den Frak-tionsfrieden, um Gesetzesänderungen und Mehrheiten wurde den Parlamentariern nur eine Vereinfachung des politischen Alltags eingeräumt: An eine JuP-Wiederwahl mussten die Jugendlichen bei ihrer Arbeit nicht denken. Diese gibt es im Planspiel nicht.

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DAS ZWEITE ICH VIER TAGE ÜBERNAHMEN DIE JUNGPOLITIKER DIE AUFGABEN EINES ABGEORDNETEN. KEINE LEICHTE AUFGABE – VOR ALLEM, WENN MAN DABEI NICHT EINMAL SEINE EIGENE POSITION VERTRETEN DARF. VON JUSSRA ZAMANI

Jussra ZamaniBayreuth, 20 Jahre

…war ganz von der Rolle, als sie erfuhr, dass sie für die poli-tikorange schreiben darf.

45 Jahre liegen zwischen ihnen. Der erst 16-Jährige Jakob Schlegelmilch en-

gagiert sich in der Jungen Union (JU), der ge-meinsamen Jugendorganisation der beiden deutschen Parteien CDU und CSU. Hingegen ist Julius Seynstahl mit seinen 61 Jahren ein langjähriges Mitglied der Arbeitnehmerpartei Deutschlands (APD). Einen größeren Gegensatz zwischen beiden Personen kann es kaum geben.

EINE GROSSE AUFGABE

Jakob Schlegelmilch ist Teilnehmer von Ju-gend und Parlament, Julius Seynstahl der fik-tive Charakter, der ihm zugeteilt wurde. „Kein leichter Rollenwechsel“, bestätigt der Würz-

burger, der vor dem Planspiel natürlich nicht wusste, welche Überzeugungen er in seiner fiktiven Rolle vertreten wird. Die eigene Mei-nung zurückhalten, sich den neuen Kollegen der Arbeitnehmerpartei Deutschlands anpas-sen und dann noch überzeugende Argumente liefern: Jakob stellt sich dieser überraschenden Herausforderung gern: „Viel weniger könnte ich mich mit den politischen Idealen der Lin-

ken oder der Piratenpartei identifizieren.“ Dies würde dann doch zu sehr seinen Vorstellungen widersprechen, so der gläubige Christ.

Seine Kollegen aus der Arbeitnehmerpar-tei hätten ihn gut aufgenommen. Auch des-halb kann sich Jakob im Laufe des Planspiels

immer mehr mit seiner neuen Rolle identifi-zieren – nur eben nicht zu einhundert Prozent.

ANNÄHERUNG TROTZ DISTANZ

Gerade bei gemeinsamen Debatten mit den an-deren Fraktionen sei ihm bewusst geworden, wie anstrengend Politik mitunter ist. Politische Diskussionen hat Jakob bei der Jungen Union schon geführt, aber das hier sei definitiv etwas anderes. „Die verschiedenen Argumentations-strategien von Menschen mit völlig konträren Positionen machen es umso schwieriger, auf ei-nen Nenner zu kommen“, berichtet der Schüler.

Nach dem Planspiel ist Jakob sich selbst und der Jungen Union treu geblieben. Den-noch will er seine Ansichten – nicht nur die politischen – künftig hinterfragen und offen für andere Meinungen sein. Jakob bilanziert:

„Keine leichte, aber eine tolle Erfahrung!“

VIER TAGE JEMAND ANDERES SEIN – JUP MACHT ES MÖGLICH

SHUAITONG ZONG

17 JAHRE, NÜRTINGEN

„ICH HABE LANGE NACH EINEM BLAZER

GESUCHT. LETZTLICH HABE ICH DEN

VON MEINER MUTTER ANGEZOGEN.“

„SUCHE“Fo

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FRUCHTFLEISCH WAS HAST DU FÜR JUP 2013 AUF DICH GENOMMEN?

„STRESS“

VINCENT SCHMOECKEL

18 JAHRE, AUGSBURG

„HIER ZU SEIN. AM TAG NACH JUP HABE

ICH MEINE MÜNDLICHE PRÜFUNG, DREI

TAGE SPÄTER EINE SCHRIFTLICHE.“

„STAU“

FRANZISKA LINDER

17 JAHRE, ARNSTORF

„EINE ZIEMLICH LANGE AUTOFAHRT.

ICH MUSSTE ETWA 800 KILOMETER

HINTER MICH BRINGEN.“

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GEWÄHLT. GEFRAGT.IMMER IM FOKUS UND VORNE MIT DABEI: WIE JEDES JAHR KAM DEN FRAKTIONSVORSITZENDEN BEI JUGEND UND PARLAMENT EINE BESONDERE ROLLE ZU. IN DIESEM JAHR GAB ES SIEBEN VON IHNEN, DENN ZWEI PARTEIEN WÄHLTEN EINE DOPPELSPITZE. WER SIND DIE KÖPFE DA-HINTER? OKAN BELLIKLI HAT SICH UMGEHÖRT.

Okan BellikliFreiburg, 21 Jahre

…gute Presse. Politikerfreund. Duzbar. Hört den MdBs überall gern zu. Egal ob Speisesaal oder Fraktionsebene. Ich doku-mentier‘ ja nur!

ARBEITNEHMERPARTEI DEUTSCH-LANDS

DIETRICH WENZEL, 19 JAHRE, STRALSUND

Junge Union. Politische Prozesse verstehen. Kommunikator. Meinungsstark. // Wilhelm Friedländer (APD) / Traditionsreich. Sozialpo-litisch kompetent. Lehrer.

CHRISTLICHE VOLKSPARTEI

THEODOR HEINRICH CORREA VICTOR, 18 JAHRE,

WALSRODE

SPD-Mitglied. Politik beeinflusst jeden Men-schen. Souverän. // Hans-Heinrich Scharring-hausen (CVP) / Mitte der Bevölkerung sein. Zentrum. Denkt an Arbeitgeber und -nehmer.

LIBERALE REFORMPARTEI

FREDERIK MICHALKE, 16 JAHRE, FRANKFURT AM

MAIN

Juso. Diskussionsfreudig. Gegen Politikver-drossenheit. Bildung. // Michael Fry (LRP) /Frei denken. Frei handeln. Individuum vorne. Privatsphäre wahren.

PARTEI DER SOZIALEN GERECH-TIGKEITLARA ALBERT, 17 JAHRE, WALDBERG

Juso-Landesvorstand in Bayern. Offen. Will in den Gemeinderat. Studienwunsch: Medizin oder Jura. // Helena von Rosenburg (PSG)/Soziale Gerechtigkeit schaffen. Arbeitnehmer unterstützen.

VINCENT SCHMOECKEL, 18 JAHRE, AUGSBURG

Grüne Jugend. Stadtvorstand. Parteipolitische Grenzen überwinden. Ehrgeizig. // Martin Lindt (PSG) / Politik sozial machen. Arbeite-rinteressen. Produktive Atmosphäre.

ÖKOLOGISCH-SOZIALE PARTEI

KATJA BRÖGELER, 18 JAHRE, UNTERHAUSEN

Diskutierfreudig. Für Politik begeistern. Auf-brausend. Frei bleiben im Kopf. // Alice Rose (ÖSP) / Klare Kante zeigen. Parteitreue. Nach-haltig denkend. Hauptschullehrerin.

DEJAN VUJINOVIC, 19 JAHRE, RADEVORMWALD

Junge Union. Vereinen statt spalten. Wasser-eisverteiler. Vor Ort aktiv. // Rüdiger Schäfer (ÖSP) / Ö wie ökologisch. Jugend in die Poli-tik. Zukunft gestalten. Energiewende.

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NACHWUCHS AM PULT BEI JUP GEHT ES ALLES AN-DERE ALS ZIMPERLICH ZU. LAUTSTARKE DISKUSSIONEN, SCHALLENDER BEIFALL UND SOGAR EINE PROTESTAKTION. WIE VIEL PARLAMENTARISCHE PRAXIS STECKT IM PLAN-SPIEL? VON LARA MÜLLER

Lara MüllerGießen, 19 Jahre

…setzt sich für eine möglichst hohe Süßigkeitenquote im Redaktionsraum ein.

KOMMENTAR

U nzufriedenheit in der Frauenwelt: Die Ab-lehnung einer gesetzlich verpflichtenden

Frauenquote in Vorständen und Aufsichtsräten Ende April war für viele enttäuschend. Nicht, weil deren Einführung die ultimative Lösung gewesen wäre: Potenzielle Führungskräfte sind nur eine kleine Gruppe. Trotzdem wäre es ein psychologisch wertvolles Zeichen gewesen. Ein Zeichen, dass auch Frauen in niedrigeren Posi-tionen Mut gemacht hätte.

Eine öffentliche Debatte um die Gleich-berechtigung der Geschlechter bringt Leute dazu, ihre Meinung zu überdenken. Nach der Abstimmung im Bundestag bahnte sich das an, wurde jedoch schnell von einer Debatte um interne Intrigen in der Regierungskoalition gegen Quoten-Befürworterin Ursula von der

Leyen überschattet. Verantwortlich dafür sind Politiker, aber auch Medien. Was soll das? Wir brauchen keine Verschwörungen, sondern Ver-änderungen.

Dass die Diskussion um geschlechterspe-zifische Ungerechtigkeiten aktueller ist denn je, zeigen auch die JuP-Debatten. „Ich war lange gegen die Frauenquote, aber durch das Plan-spiel änderte ich meine Meinung. Ich glaube, dass eine Quote der Anstoß zum gesellschaft-lichen Umdenken ist, den wir leider nötig ha-ben.“, sagt Teilnehmerin Jennifer Werthwein. Sie ist geschockt, wie stark die Wahl der Frak-tionsvorsitzenden gängige Rollenbilder bestä-tigt. Während nur Männer in die Vorstände von LRP, CVP und APD gewählt wurden, seien die Frauen auf „Schmuckpositionen“ wie den

Schriftführerinnenposten gewählt worden.Auch die Redeanteile der männlichen

Teilnehmer sind erheblich größer als die der weiblichen. Das ist erschreckend. Dass sogar in einem Planspiel mit jugendlichen Teilnehmern solche Resultate zustande kommen, zeigt: Es herrscht Handlungsbedarf.

E duard Oswald (CSU) rückt seinen Stuhl an das Rednerpult. „Wir führen das hier

nach den Regeln des Bundestages durch“, sagt der Vizepräsident des Deutschen Bundestages und eröffnet damit am Montag, 3. Juni, die erste Plenardebatte. In den Gesichtern der Teil-nehmer macht sich Unsicherheit breit, wirk-lich vertraut im Umgang mit diesen Regeln ist hier keiner. Die ungewohnte Situation und die morgendliche Müdigkeit verbessern die Lage nicht, ebenso wenig wie die Tatsache, dass die Sitzung schon nach 15 Minuten beendet ist – zumal Oswald durchblicken lässt: „Normaler-weise geht das hier nicht so schnell.“

Ein klarer Kontrast zur ersten Plenardebat-

te war das Pressegespräch „Berliner Runde“ am Sonntag. Hier flogen die Fetzen. Schon bevor die Konferenz losging, verließ die PSG geschlos-sen den Saal, da sie für ihre Doppelspitze nicht zwei gleichwertige Sitze erhielt. Auch nach dem dramatischen Abgang ging es aufregend weiter: Stark gestikulierend wurden Positionen vorge-tragen, immer von kräftigem Beifall seitens der jeweiligen Fraktion unterstützt, selten ließ man sich ausreden. Ähnlich wie in der gleichnamigen Fernsehdebatte wurde inhaltlich nicht viel ver-mittelt. In realen Pressekonferenzen läuft es anders: Dort geht es um Inhalte, es wird meist sachlich argumentiert. Außerdem wird Rednern dort viel mehr Zeit zum Antworten gegeben.

Am Montag waren die Nachwuchsparlamen-tarier fest mit ihrer Rolle verwachsen. In den meisten Ausschüssen ging es sehr sach-lich und professionell zu. Mimik und Gestik kam der von Merkel & Co. schon sehr nahe: Die Teilnehmer sprachen langsam, deutlich, hörten sich meist gegenseitig zu und gingen Kompromisse ein. Viele unterstützten ihre Sprache bewusst durch Gestiken.

DER PARLAMENTARISCHE NACH-WUCHS LERNT SCHNELL

Was sie noch von den realen Parlamentariern unterschied: Hitzköpfigkeit, Unerfahrenheit und eine große Portion Idealismus. Rheto-risch waren viele ihren Vorbildern dicht auf den Fersen. Beispiele: „Ich verstehe Ihren An-satz sehr gut, und gewissermaßen haben Sie auch Recht“, schmeichelte Lars Johannson, LRP, in der zweiten Plenardebatte geschickt der Opposition. Und Katharina Schellenberger, APD-Mitglied, argumentierte kurz darauf für bessere Pflegemöglichkeiten von Angehörigen mit den Worten „Ich bin selbst 61 Jahre alt“.

Egal welche Spiel-Partei: Alle JuP-Teil-nehmer haben ein leidenschaftliches Interesse an politischer Diskussion, das bestimmt große Zukunft hat.BEI JUGEND UND PALAMENT FLOGEN DIE FÄUSTE – VERBAL, VERSTEHT SICH.

ACH, MANN! DIE GLEICHBERECHTIGUNG DER GESCHLECHTER IST GRUNDRECHT, TROTZDEM SIND FRAUEN NOCH BENACHTEILIGT. DA MUSS ENDLICH WAS PASSIEREN. VON LARA MÜLLER

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SPRACHLOS DIE REGIERUNG VERKÜN-DET, DIE OPPOSITION PROTESTIERT. EIN ENORMER WORT-SCHWALL HALLT DURCH DIE RÄUME DES BUNDESTAGES. GRUND GENUG, DEN ZUNGEN UND KEHLEN EINE PAUSE ZU GÖNNEN. VON DUNCAN OPITZ

WOFÜR STEHT DIE PARTEI DEINER JUP-IDENTITÄT?

WIE ZUFRIEDEN BIST DU MIT DEM ESSEN IM PAUL-LÖBE-HAUS?

ANNA SOPHIA KOLLOTSCHEK (links) strebt nach Gerechtigkeit. Die frischgebackene Abi-turientin möchte in Berlin Jura studieren. In ihrer Rolle als APD-Abgeordnete Marie Pra-ger fühlt sie sich pudelwohl. Im echten Leben ist sie als Mitglied der Junge Union jedoch eher konservativer einzuordnen.

KILIAN BERGER (rechts) aus Ebersberg wur-de durch einen Lehrer auf das Planspiel aufmerksam gemacht. Jetzt genießt er den Berlin-Aufenthalt in vollen Zügen. Zwischen den Mahlzeiten setzt sich der 17-Jährige als ÖSP-Mitglied Albert Gassert für die Umwelt ein.

LINUS OFFERMANN (links) gibt sich als Mann mit Weitsicht. Parallel zum Abitur engagiert sich der 17-Jährige bei den Aachener Jusos. Im Planspiel findet er sich in der linken PSG als Abgeordneter Moritz Laymann wieder. Ein Umstand, der ihm nicht missfällt: Die APD hätte er langweilig gefunden.

ELENA BERGER (rechts) machte ihre ersten Gehversuche bei einem Praktikum im bay-rischen Landtag. In Berlin möchte sich die 17-Jährige jetzt als Elenora von Wrede einen Namen machen. „Ich träume schon lange da-von, einen adligen Titel zu tragen“, erklärt die CVP-Abgeordnete ihr Pseudonym.

MELANIE LAL (links) predigt den liberalen Stil: In Erfurt als Abiturientin, in Berlin als LRP-Abgeordnete Charlotte Rudolph. Zur Ex-pertin wird sie bei dem Streitthema anonymi-sierte Bewerbungen: „Wenn wir noch mehr Aspekte einer Bewerbung zensieren, verlie-ren wir unseren kompletten Lebenslauf“.

PHILIPP SCHULZ (rechts) wird seinem Beruf auch bei persönlichen Fragen gerecht: Mit kritischem Blick bewertet der Mann vom Ad-lerkurier die Bewirtung im Bundestag. Über-rascht war sein Gaumen jedoch nicht. „Ich bin schon das dritte Jahr in Folge hier“, sagt der 19-jährige Student aus Aachen.

Duncan OpitzHamburg, 19 Jahre

…ist der Mann, der die Politi-ker zum Schweigen brachte.

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Petra Ernstberger ist Berichterstatterin für

Jugend und Parlament in der Inneren Kom-

mission des Ältestenrates. Seit 1994 ist sie

Mitglied des Bundestages; seit November

2004 Parlamentarische Geschäftsführerin der

SPD-Fraktion. Ihre Freizeit verbringt sie gern

mit Büchern und ihren Hunden.

ZUR PERSON

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WEIL JUGEND WICHTIG IST PETRA ERNSTBERGER (SPD), BERICHTERSTATTERIN FÜR JUGEND UND PARLAMENT IN DER IN-NEREN KOMMISSION, BEGRÜSSTE DIE TEILNEHMER DES PLANSPIELS. IM GESPRÄCH ERKLÄRT DIE POLITIKERIN, WARUM IHR DIESES ENGAGEMENT SO WICHTIG IST.

„DEMOKRATIE SAUGT MAN NICHT MIT DER MILCHFLASCHE AUF. DEMOKRATIE IST HART ERARBEITET.“

DIE JUP-TEILNEHMER SIND ZWI-SCHEN 16 UND 20 JAHREN JUNG. HAT ES SIE IN DIESEM ALTER SCHON IN DIE POLITIK GEZOGEN?

Überhaupt nicht. Ich war mit Familie beschäf-tigt, habe geheiratet und Kinder bekommen. Unpolitisch war ich noch nie, doch das par-teipolitische Engagement kam erst viel später – da waren die Kinder auch aus dem Gröbs-ten heraus. Ich bin dann der SPD beigetreten, zwei Jahre später war ich im Bundestag.

SIE SIND DIE BERICHTERSTATTE-RIN FÜR JUGEND UND PARLAMENT IN DER INNEREN KOMMISSION DES ÄLTESTENRATES. WAS SIND IHRE GENAUEN AUFGABEN?

In meiner Funktion als Berichterstatterin spre-che ich mit der Verwaltung: Ich koordiniere, dass die Termine stimmen, denke über die vier zu debattierenden Gesetzesentwürfe nach und so weiter.

IN IHRER BEGRÜSSUNGSREDE SAGTEN SIE, JUGEND UND PARLA-MENT MACHE IHNEN AM MEISTEN SPASS. WARUM IST DAS SO?

Das ist einfach meines. Früher war ich Leh-rerin, habe an der Universität gearbeitet. Von daher liegt mir der Umgang mit jungen Men-schen. Ich wünsche mir, dass sie Politik direkt erfahren: Demokratie saugt man nicht mit der Milchflasche auf. Demokratie ist hart erarbei-tet, oft bedeutet sie Kompromiss.

IST JUP AUCH EINE WERBUNG FÜR DEN POLITIKER-BERUF?

Wir Politiker haben ein ganz schlechtes Image – in Umfragen werden wir kurz vor Prostitu-ierten genannt. Es gibt viele Vorurteile. Wenn junge Menschen sehen, was das für ein harter

Job ist, dann denken sie hoffentlich anders.

HINTER DER VERSORGUNG VON MEHR ALS 300 TEILNEHMERN STECKT EIN GROSSER LOGISTI-SCHER AUFWAND. WANN WIRD MIT DER PLANUNG VON JUP BEGON-NEN?

Nach der Abreise der Jugendlichen wird so-fort für die kommende Saison geplant. Diesen Part übernimmt die Bundestagsverwaltung, wir Abgeordneten haben damit nichts zu tun. Ohne den Besucherdienst wäre das Planspiel nicht denkbar. Nach der nunmehr neunten Auflage wissen sie natürlich genau Bescheid, wie organisatorisch am besten vorgegangen wird. Oberstes Ziel ist, dass sich die Jugend-lichen wohlfühlen.

SIE SAGTEN IN IHRER BE-GRÜSSUNGSREDE AUCH: „MUND-FUNK IST DER BESTE RUNDFUNK“. WAS MACHT DAS WECHSELSPIEL VON POLITIK UND MEDIEN AUS?

Es ist ein Geben und Nehmen. Die Medien wä-ren ohne die Politik auch nicht glücklich – sie könnten dann nur über die neuen Strümpfe von Sophia Loren berichten. Umgekehrt ist es ein Teil der Demokratie, Politik zu kommuni-zieren. Aber uns Politikern muss bewusst sein, dass mit unseren Äußerungen auch kritisch umgegangen wird. Es kommt schon vor, dass ein Satz aus dem Zusammenhang gerissen wird. Aber das gehört dazu. Deshalb ist auch eine Spielpresse im Planspiel integriert.

EIN GROSSES THEMA BEI JUP IN DIESEM JAHR WAR DIE FRAUEN-QUOTE: ES GAB SIEBEN FRAK-TIONSVORSITZENDE, ABER NUR ZWEI FRAUEN. BRAUCHT DAS PLANSPIEL EINE QUOTE?

Soweit ich weiß, hat es auch ohne Quote meistens gut funktioniert. Manchmal werden eben mehr Männer gewählt. Aber sollte sich herausstellen, dass Männer systematisch be-vorteilt werden, könnte ich mir auch die Ein-führung der Quote vorstellen.

KANN DIE STIMMUNG UNTER DEN JUNGEN EINFLUSS AUF DIE BE-RUFSPOLITIKER HABEN?

Auf jeden Fall. Die 16 bis 20-jährigen bei JuP sind das zukünftige Wählerklientel der Poli-tiker. Wenn man da eine andere Grundstim-mung kennenlernt, könnte das dazu führen, dass eine Partei ihre Entscheidung reflektiert und langfristig vielleicht ändert.

BEI JUP SITZEN 16-JÄHRIGE, UM DIE REALITÄT DER POLITIKER KEN-NENZULERNEN – MIT DER KRITIK VON ALLEN SEITEN, DER UNNACH-GIEBIGEN PRESSE UND DEN HIN-TERTÜRGESPRÄCHEN. RAUBT DAS DEN JUGENDLICHEN NICHT IHREN IDEALISMUS?

Man muss als Politiker zusehen, wie man an sein Ziel kommt. Das lernen die Jugendlichen bei JuP direkt. Ich glaube nicht, dass damit ihr Idealismus geklaut wird. Ich bin ja auch Politi-kerin und trotzdem noch Idealistin.

Anne Juliane WirthBerlin, 21 JahreValerie SchönianBerlin, 22 Jahre

…hatten keine Zeit für einen Kuppelbesuch und freuen sich daher über Fotos.

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Klassenfahrtnach Berlin? Wir kennenuns aus!

Gut beraten von Experten.

Auf Expedition im Großstadt-dschungel oder unterwegs in Sachen Hochkultur auf der Museumsinsel – Berlin ist die deutsche Metropole von Kunst und Kultur, das Angebot ist entsprechend groß. Gut, wenn man da schon bei der Planung einen Experten zur Seite hat, der sichauskennt: die Kundenberater der Deutschen Bahn, die Spezialisten für Gruppen- und Freizeitreisen – nicht nur nach Berlin.

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Die Bahn macht mobil.

Anz. Klassenfahrt_70x271mm_apu.indd 1 15.05.2013 9:50:40 Uhr

V ier Themen standen bei JuP 2013 zur Diskussion: die Einführung der

PKW-Maut, die Wahlpflicht im Grund-gesetz, die verpflichtende Einführung a nonymisierter Bewerbungsverfahren und die Reform des Pflegezeitgesetzes. Sicher kannten sich nicht alle Teilneh-mer mit allen Gesetzesentwürfen aus. Trotzdem mussten sie gemeinsam mit ihrer Partei eine Entscheidung treffen – die Ziele ihrer fiktiven Identität immer im Blick.

GESETZGEBUNG IM ZEITRAF-FER

Doch von vorne. Vor der Entscheidung stand ein langes Verfahren. Das orientiert sich bei JuP an dem der Berufspolitiker

– nur, dass es hier in nur vier Tagen pas-siert: Am Sonntag, 2.6., diskutierten die JuP-Abgeordneten innerhalb der Frakti-onen die Gesetzentwürfe. Themenbezo-gene Arbeitsgruppen wurden gebildet. Diese bearbeiteten die Gesetzesvorlagen inhaltlich im Sinne der Partei und legten sie dann der Fraktion zur Abstimmung vor.

Am Montag ging es zum ersten Mal auf die große Bühne der Politik: In der ersten Plenarsitzung einigten sich die JuP-Abgeordneten schnell, weitere Bera-tungen den Ausschüssen zu überlassen. Dort arbeiteten die Teilnehmer in inten-siven Diskussionen daran, Inhalte, die ih-rer Partei als besonders wichtig erschie-nen, durchzusetzen. Beim Kaffee in der Zwischenpause wurde die weitere Taktik abgestimmt oder der Kurs geändert. Die mit Mehrheit der Ausschussmitglieder beschlossenen Vorlagen wurden dann zurück an das Plenum gereicht.

Am Dienstag ging es schon an die Entscheidungen. Die Wahlpflicht wurde von einer Mehrheit der Abgeordneten abgelehnt. LRP und CVP stimmten ge-schlossen dagegen. Die Redner der bei-den Parteien betonten die Freiheit als Grundpfeiler der Demokratie, die auch die Freiheit nicht zu wählen einschlie-

ße. Die Oppositionsparteien waren sich bei diesem Thema nicht einig. Die PSG sprach im Gegenteil vom Untergang der Demokratie, wenn dem Wählerschwund nicht Einhalt geboten werde. Aber die ÖSP stufte die Pflicht als verfassungs-widrig ein, sodass sie mit den Konser-vativen und Liberalen gegen die Wahl-pflicht stimmte. PSG und APD stimmten zwar mehrheitlich dafür, jedoch gab es auch dort viele Enthaltungen.

KOMPROMISS UND UNEINIG-KEIT

Hoch her ging es auch in der Diskussi-on um die Pflege von Angehörigen. Der Gesetzentwurf sah vor, den Arbeitgeber zu einer fünftägigen Lohnfortzahlung an den Arbeitnehmer zu verpflichten, wenn dieser Angehörige pflegen möchte. Die Reden der einzelnen JuP-Abgeordneten wurden immer wieder von Zwischenru-fen und –fragen unterbrochen. Dabei ging es vor allem um die Formulierung des Ge-setzes. Die Opposition wollte die Qualität der Pflege in den Mittelpunkt rücken und warf der Regierung vor, vor allem wirt-schaftliche Interessen zu berücksichtigen. Am Ende nahmen die beiden Regierungs-parteien den Gesetzentwurf gegen die Stimmen der Opposition an.

Die Debatten um die zwei anderen Gesetze waren schon vor den finalen Le-sungen entschieden. Schon früh einigten sich die Koalitionsparteien auf die Zu-stimmung zur PKW-Maut und zu den anonymisierten Bewerbungsverfahren auf freiwilliger Basis.

VIER THEMEN UNTER BESCHLUSS BEI JUP SETZEN SICH 16-JÄHRIGE MIT DER PFLEGE VON ANGEHÖRI-GEN AUSEINANDER. WIE ERLANGT MAN EINE MEI-NUNG ZU EINEM THEMA, VON DEM MAN KEINE AH-NUNG HAT? FELIX GROELL GIBT EINEN EINBLICK.

Felix GroellDuisburg, 21 Jahre

…beteiligt sich nicht nur in 140 Zeichen gerne an intensiven Debatten von der Frauenquote bis zum Rederecht.

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BERLINS GRÖSSTER LAMPEN-LADEN IM BUNDESTAG BLEIBT ES IMMER HELL – SELBST NACHTS. JULIA MARIE PRÄTORIUS SUCHT DIE LICHTER DES PARLAMENTS.

R unde Umrisse spiegeln sich auf der Ober-fläche des hellbraunen Schokopuddings.

Sie kommen von den Lampen an der Decke, die in unterschiedlichen Höhen an schwarzen Kabeln baumeln. In Rot, Gelb, Grün und Blau schweben die Schirme über den JuP-Teilneh-mern beim Essen. Sie sind das Einzige, was hell leuchtet in dem sonst grauen und eintö-nigen Restaurant im Paul-Löbe-Haus.

POLITIK WIRD AUSGELEUCHTET

„Auf den ersten Blick wirken die 190 Lampen wie eine Dissonanz, doch beim zweiten Hinse-hen ist es stimmig“, sagt Mario Schuster, einer der essenden JuP-Teilnehmer, der als LRP-Ab-geordneter Max Kluge heißt. Der junge Parla-mentarier sitzt wie alle anderen Teilnehmer an den hölzernen Tischen, die wie ein Pendant zum Himmel im Flair des Indian Summer wir-ken. Am Nebentisch gestikuliert ein junger Mann mit Brille und Anzug. Er und seine zwei Tischgenossen sind noch bei der vorangegan-genen Pleanardebatte. „Eine Autobahnmaut für Deutschland ist sinnvoll“, ruft er seinem Gegenüber aufgeregt zu. Draußen fahren währenddessen langsam die Spree-Dampfer vorbei, ab und zu schaut ein Tourist rein und beobachtet das junge Treiben.

FARBENMEER: IM RESTAURANT DES PAUL-LÖBE-HAUSE LEUCHTET ES BUNT VON DER DECKE

Eine Gruppe von fünf jungen Abgeordneten verlässt den Raum. Melanie Wittlake alias Mirabelle Gubor von der APD und ihre Kol-legen müssen weiter, zum Plenarsaal. In der Unterführung in Richtung Reichstagsgebäude hallen ihre Schritte und Stimmen. Das Licht der weißen LEDs, die in den Boden einge-lassen sind, brennt in den Augen. Die Straße aus runden Lichtern führt an großen Säulen, zwischen weißen Wänden vorbei. Vor dem be-druckten Milchglas der Ausstellung mit Höhe- und Tiefpunkten der deutschen Geschichte streiten zwei Mädchen. Gesprächsfetzen hal-len den langen Gang entlang – es geht um die Revolution 1848/49.

Die Gruppe um Melanie erreicht einen Fahrstuhl, der bis zur Plenarsaal-Ebene fährt, einer von 14 im ganzen Haus. Noch ein letztes Mal geht es um eine Entscheidung, die gleich getroffen werden muss. Die Platzbeschrän-kung und Enge des Aufzuges bietet Gelegen-heit, die letzten Uneinigkeiten zu diskutieren.

Der Weg zum Plenarsaal ist lang. Im-mer wieder weicht die Gruppe entgegenkom-menden Touristen aus. Doch bald sehen sie die blauen Sitze, von denen aus Politik ge-macht wird. Es sind 620 an der Zahl, aber in unterschiedlichen Zuständen: „Ich sitze auf dem Platz des Vorsitzenden der Linken und die Armlehne ist ganz zerkratzt, anscheinend

Julia Marie PrätoriusWismar, 18 Jahre

…kommt von der Ostsee, mag Regentage und gute Bücher. Liebt leise Stunden mit Musik und laute Stunden mit Politik.

muss sich da jemand öfters beherrschen und drückt deswegen seine Fingernägel in den Sitz“, erzählt Henry Mustermann alias Max Zombek und lacht. Er arbeitet während des Planspiels für die PSG.

DEMOKRATIE UNTER 264 LAMPEN

Die politische Bühne Deutschlands ist hell: 264 Lampen leuchten auf 1.200 Quadratme-tern die Demokratie aus. Sie strahlen auf die Abgeordneten und entdecken jedes noch so kleine Geheimnis. Selbst in der Nacht bleiben sie angeschaltet.

Bei der Diskussion, die gerade unter ih-nen läuft, will keine Fraktion von ihrem Stand-punkt abweichen. „Die APD ist ganz klar für die Pflegefreistellung“, plädiert eine Rednerin am Pult. Von den vielen Lampen und der Auf-regung rollt ihr langsam der Schweiß von der Stirn.

Die Stunden im Parlament verstreichen, draußen wird es dunkel, drinnen bleibt es ein-heitlich hell. Irgendwann wird die Debatte für beendet erklärt. Die Abgeordneten schieben ihre Blätter zusammen, klappen ihre Füller zu und packen ihre Tablets in die Tasche, um sich zum Abendessen aufzumachen. Einige reiben sich die Augen, sie wirken müde. Da kommt das warme und unaufdringliche Licht im Re-staurant des Paul-Löbe-Hauses gerade recht. Der bunte Lichterhimmel erwartet sie schon.

DIE UNTERFÜHRUNG FÜHRT VOM PAUL-LÖBE-HAUS ZUM REICHSTAGSGEBÄUDE

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TWITTERFEEN AUF BURG ANGELA EIN ETWAS ANDERER BLICK AUF VIER TAGE #JUP13

E s piept und zwitschert aus Burg Angela. Felix Groell und Markus Kowalski doku-

mentieren die wundersamen Gedanken und Erlebnisse einer Märchenkanzlerin.

Tiefe Einblicke in die Gemächer unserer Hoheit. Eines Morgens erwache ich im Bundes-kanzlerinnenamt. Welch‘ prachtvoller Blick auf mein Parlament! Doch was sehe ich dort? Ein Gedanke schwebt empor und steht über den Köpfen der Menschen:

Ich begebe mich zum Frühstück mit meinen Untertanen, dem sogenannten Kabinett. Wir bewundern die prachtvoll angerichteten Spei-sen das Gourmet-Caterers, die uns von den makellos sauberen Tischen entgegenlächeln. Nach dem Kaffee fahren wir mit dem Fahrstuhl in mein Residenzzimmer. Doch was ist das? Es knarzt und quietscht, es rappelt und zischt, ganz plötzlich hat es uns hinterrücks erwischt: Oh, Schreck:

Anschließend steht die Beratung mit meinem Koalitionspartner an. Es ist wie jedes Mal. Im-merzu sprechen sie von:

AUSGEDRUCKT DIGITAL ODER PRINT? DIE SCHWE-RE WAHL DER RICHTIGEN INFORMATIONSQUELLE BESCHÄFTIGTE AUCH DIE JUNG-POLITIKER. VON TOM-FREDERIC SCHLIEMANN

Tom-Frederic SchliemannEckernförde, 16 Jahre

…informiert sich im Internet über Neuigkeiten, weil er sich keine Zeitungen leisten kann.

E ine Szene, wie sie sich in jedem Kiosk abspielen könnte: Zwischen einem Hau-

fen Schokoriegel, dutzenden Zeitungen und noch mehr Magazinen stehen zwei Männer. Es ist laut und stickig. „Die Nachrichten sind doch schon uralt“, sagt einer und deutet auf das Gedruckte. „Besser ich hab‘ alte und wah-re Nachrichten in der Hand, als aktuelle aber falsche auf dem Bildschirm“, entgegnet der Äl-tere. Online oder Print? Auch den JuP-Politikern fällt die Wahl der richtigen Informationsquelle nicht leicht.

EINES DER VORNEHMSTEN MEN-SCHENRECHTE ÜBERHAUPT

Die Entscheidung ist wichtig, denn das Medi-um prägt die Meinung mit. „Das Grundrecht auf freie Meinungsäußerung ist eines der vornehmsten Menschenrechte überhaupt“ – so beschrieb das Bundesverfassungsgericht schon 1958 in einem Urteil dieses Menschen-recht. Die Presse besitzt dabei die Aufgabe, die Geschehnisse so wiederzugeben, wie sie passiert sind.

Wichtig ist die Objektivität: Medien die-nen als Sprachrohr des Volkes und der Re-gierung. Sie entscheiden, was die Menschen wissen. Damit kommt ihnen eine große Ver-antwortung zu. Der französische Philosoph Jean-Jacques Rousseau nannte sie nicht um-

sonst „die vierte Säule des Staates“.Die Säule kann auf Papier bauen oder eben den PC-Bildschirm. Wohin der Trend geht, ist klar: Immer mehr Jugendliche informieren sich im World Wide Web so auch die JuP-Teil-nehmer: „Online-Medien sind aktuell, schnell und fast immer abrufbar. Allerdings sind nicht alle Quellen verlässlich“, erläutert Carsten Grün, einer der JuP-Politiker.

GUTES ALTES FERNSEHEN

Gedruckte Presse wird ebenfalls als wichtig erachtet. „Printmedien sind nicht so schnell. Jedoch meist informativer, besser geschrie-ben und bieten mehr Hintergründe“, meint JuP-Teilnehmerin Anna-Lena Oltersdorf.

Auch wenn sich die JuP-Politiker uneins über das beste Medium sind, so informieren sie sich doch alle. Sollte einem die Entscheidung zu schwer fallen, macht man es einfach wie der Nachwuchsparlamentarier David von Nobbe: Er erkundigt sich crossmedial: sowohl digital, als auch via Fernsehen und Print.

ANSTURM: AUCH DIE JUP’LER ENTKAMEN DER PRESSE NICHT

MÄRCHENSTUNDE

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Wir bedanken uns bei @JWerthwein @Thomy_Freaky @oliveroswald95.

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MEHR DYNAMIK BRAUCHT DAS LAND WIE DIE BUNDESTAGSWAHL, DIE PIRATENPAR-TEI UND DIE ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND DAS PLANSPIEL 2014 VER-ÄNDERN KÖNNTEN. VON MARKUS KOWALSKI

Markus KowalskiHalle (Saale), 19 Jahre

…wird am 22. September Grün wählen, weil Energie- und Umweltpolitik eine stärkere Stimme im Parlament verdient.

JULIAN BOOK

17 JAHRE, ESTERWEGEN

„NOCH MEHR TRANSPARENZ SCHAF-

FEN: AUCH PARTEIINTERNE SITZUNGEN

KÖNNTEN GESTREAMT WERDEN.“

„LIVESTREAM“

FRUCHTFLEISCH WAS WÜRDEST DU AM BUNDESTAG VERÄNDERN?

KOMMENTAR

A m 22. September wird der Bundestag neu gewählt. Damit könnte sich auch JuP 2014

verändern. Es gibt neue Parteien, die durch die Medien geistern und die Meinungen spalten: Die Piratenpartei ist bereits in vier deutschen Landtagen vertreten und hofft, nun auch den Sprung in den Bundestag zu schaffen. Und die neu gegründete Alternative für Deutschland (AfD) nimmt sich der Eurokrise an und will einen geordneten Ausstieg aus dem Euro er-reichen. Natürlich sind die rechts-nationalen Ziele der AfD mit großer Vorsicht zu genießen.

NEUE PARTEIEN, NEUES DENKEN

Doch: Beide Parteien heizen die politische De-batte an, weil sie unbequeme Lösungsansät-ze anbieten. Sie brechen aus den bekannten politischen Denkstrukturen aus. Die Piraten bringen das klassische Links-Rechts-Spektrum durcheinander. Und die AfD sieht es als ein-zige Lösung der Eurokrise, wenn Deutschland die gemeinsame Währung verlässt.

Neues Denken, aus dem Alten ausbre-chen: Das klingt doch nach der politischen Jugend! Die JuP-Teilnehmer sind sich da nicht

so einig. So sagt Florian Steidle, CSU-Wähler, dass mehr Parteien den Entscheidungsprozess im Parlament behindern würden. Ganz anders denkt Grünen-Wählerin Hanna Urban: „Die Piraten wären eine große Bereicherung, weil sie frischen Wind in das Parlament bringen würden.“

EINE JUGENDLICHE DYNAMIK

Die AfD ist als Fraktion im Bundestag von den JuP-Parlamentariern eher nicht erwünscht. Ihre Ziele seien unklar und unrealistisch. Das führt zu Verunsicherung und Ablehnung. „Ich habe Angst vor dieser salonfähigen rechten Politik“, sagt Christina März als SPD-Mitglied.

Ob Piraten oder AfD: Neue Parteien wer-den misstrauisch beäugt. Das ist verständlich. Denn einen Kompromiss mit den etablierten Parteien zu finden, ist schon jetzt ein Kunst-stück. Die Jugendlichen müssen eine Mehrheit in der eigenen Partei finden und sich mit der Opposition einigen. Vor allem muss man sich vorher eine eigene Meinung bilden – auch, wenn einem Partei und Identität vorgeschrie-ben werden. Das ist diesmal nicht passiert. Die

JuP-Parlamentarier haben ihre Rolle so gut ge-spielt, dass sie die alteingesessenen Politiker einfach kopierten. Die jugendliche Innovation haben sie dabei vergessen. Wenn der poli-tische Nachwuchs nur die alten Phrasen nach-kaut, dann fördert JuP nicht das politische In-teresse, sondern schreckt eher ab. Deswegen braucht Jugend und Parlament definitiv mehr jugendlichen Schwung. Es braucht mutige Vor-schläge, kreative Ideen und ein offenes Ohr.

Die neuen Parteien könnten die Grundla-ge für eine neue Dynamik bei JuP bilden. Viel-leicht eine Möglichkeit, Politik wieder nah und echt werden zu lassen und etwas gegen die Politikverdrossenheit zu tun.

„LAMPEN“

EDWINA IYEN

16 JAHRE, HOCKENHEIM

„DIE BUNTEN LAMPEN DES RESTAU-

RANTS IM PAUL-LÖBE-HAUS SOLLTEN

ÜBERALL HÄNGEN.“

„LUFT“

CHRISTOPH LINN

17 JAHRE, WIESBADEN

„ICH WÜRDE ETWAS AN DER BELÜF-

TUNG ÄNDERN: IM PLENARSAAL IST ES

VIEL ZU STICKIG.“

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V ier Tage lang war es bewölkt. Aber pünkt-lich zur Podiumsdiskussion am Dienstag,

4. Juni, schien die Sonne durch die gläserne Kuppel des Reichstags auf die Spielpolitiker. Ein Raunen ging durch deren Reihen, als die Berufs-parlamentarier den Plenarsaal betraten und auf den blauen Stühlen vor ihnen Platz nahmen. Michael Kretschmer (CDU/CSU), Christine Lambrecht (SPD), Florian Toncar (FDP), Josef Philip Winkler (Bündnis 90 / Die Grünen) sowie Sahra Wagenknecht (Die Linke), fünf der stell-vertretenden Fraktionsvorsitzenden, stellten sich den Fragen der jungen Abgeordneten. Für viele Teilnehmer war dieser Programmpunkt der Höhepunkt Jugend und Parlament 2013. WAHLPFLICHT NUR RANDTHEMA

Laut Programm sollte über die Wahlpflicht dis-kutiert werden. Doch nicht nur Moderatorin Bettina Schausten, Leiterin des ZDF-Haupt-stadtstudios, war überrascht, als von einem Teilnehmer der Vorschlag kam: „Wir sollten erst einmal demokratisch abstimmen, ob wir über-haupt über dieses Thema diskutieren wollen.“ Tosender Beifall, viel Zustimmung. Schließlich wurde die Wahlpflicht lediglich angerissen, um noch in anderen Punkten die Meinung der Po-litiker zu hören.

In der Abstimmung hatten die fiktiven Parteien mehrheitlich die Wahlpflicht abge-lehnt. Auch die „echten“ Stellvertreter spra-chen sich allesamt dagegen aus, „aus einem Grundrecht eine Pflicht zu konstruieren“, wie es Grünen-Vertreter Winkler formulierte. Po-

litik- oder auch Parteienverdossenheit müsse anders bekämpft werden.

SELBST DENKEN ODER FRAKTI-ONSZWANG?

Von der Politikverdrossenheit leitete Schausten auf die Debatte um die doppelte Staatsbürger-schaft. Eine Teilnehmerin meinte dazu: „Ich finde es nicht richtig, dass türkische Staats-bürger, die schon lange Zeit hier leben, nicht wählen gehen dürfen.“ Ihr Redebeitrag bekam besonders starken Applaus. Außer Kretschmer (CDU/CSU) sprachen sich alle auf dem Podium für die doppelte Staatsbürgerschaft aus. Das überraschte, denn FDP-Mann Toncar stellte sich damit gegen die offizielle Stellungnahme seiner Partei. „Jeder Abgeordnete soll auch selbst denken“, verteidigte er sich und brach-te damit das Thema Fraktionszwang in die Debatte. Denn obwohl die Abgeordneten laut Grundgesetz nur ihrem Gewissen unterworfen sind, stimmen Parlamentarier einer Fraktion in einer öffentlichen Sitzung meist einheitlich ab. Dies wurde auch im Planspiel deutlich: Bei den vorangegangenen Gesetzesabstimmungen hatte es kaum Abweichler oder Enthaltungen gegeben. „Mich nervt es, dass sich viele Par-teien mit anderen Meinungen nicht anfreun-

den können, nur weil sie aus anderen Lagern stammen“, so ein Kommentar dazu aus dem Plenum.

„EIN BISSCHEN STOLZ“

Nach eineinhalb Stunden verabschiedeten sich die Politiker, die selbst noch Fraktionssitzungen vorbereiten mussten. Norbert Lammert beende-te das Planspiel mit einer Abschlussrede. „Ich bin auf dieses Format ein bisschen stolz“, gab der Bundestagspräsident zu. Danach ging er nochmals auf die Parteienverdrossenheit ein:

„Ich würde mich freuen, wenn Sie durch die letzten Tage motiviert wären, sich in einer Par-tei zu engagieren.“ Zum Schluss versammelten sich die Teilnehmer zum Gruppenfoto – das mit dem Sonnenschein durch die Kuppel besonders gut gelang.

Julia Klaus Kestrich, 20 Jahre

…ist auf dem Mitschnitt der Podiumsdiskussion als Dauer-husten zu hören. Die Erkältung überfiel sie hinterrücks.

DAS LETZTE WORT DIE PODIUMSDISKUSSI-ON ÜBERRASCHTE. WARUM DAS PROGRAMM DURCH GELEBTE DEMOKRA-TIE MAL EBEN GEÄNDERT WURDE UND BUNDESTAGSPRÄSIDENT NORBERT LAMMERT (CDU) „EIN BISSCHEN STOLZ“ IST, WEISS JULIA KLAUS

PODIUMSDISKUSSION: FRAGEN GAB ES VIELE, ANTWORTEN AUCH

Ähm Opposition Regierung

DIE HÄUFIGSTEN WÖRTER DER PODIUMSDISKUSSION

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IMPRESSUM

Diese Ausgabe von politikorange entstand während der Veranstaltung

„Jugend und Parlament“, die vom 01. bis 04. Juni 2013 in Berlin stattfand.

Herausgeber und Redaktion: politikorange c/o Jugendpresse Deutschland e.V. Alt-Moabit 89, 10559 Berlinwww.politikorange.de

Chefredaktion (V.i.S.d.P.): Anne Juliane Wirth ([email protected]) Valerie Schönian ([email protected])

Redaktion: Okan Bellikli, Felix Groell, Markus Kowalski, Lara Müller, Fabian Nitschmann, Duncan Opitz, Julia Marie Prätorius, Tom-Frederic Schliemann, Julia Klaus, Jussra Zamani

Bildredaktion: Anton Knoblach ([email protected])

Layout: Fabian Müller ([email protected])

Projektleitung: Tina Leskien ([email protected])

Projektreferentin: Juliane Jesse([email protected])

Druck: LASERLINE – Digitales Druck-zentrum Bucec & Co. Berlin KG

Auflage: 1.100 Exemplare

FRISCH, JUNG, SELBSTGEMACHT

Als Veranstaltungszeitung, Ma-gazin, Online- oder Radiopro-gramm erreicht politikorange seine jungen Hörer und Leser. Krieg, Fortschritt, Kongresse, Partei- und Jugendmedientage  – politikorange berichtet jung und frech zu Schwerpunkten und Ver-anstaltungen. Junge Autoren zei-gen die große und die kleine Poli-tik aus einer frischen, fruchtigen, anderen Perspektive.

DAS MULTIMEDIUMpolitikorange wurde 2002 als Veranstaltungszeitung ins Leben gerufen. Seit damals gehören Kon-gresse, Festivals und Jugendme-dienevents zum Programm. 2004 erschienen die ersten Themenma-gazine: staeffi* und fortschritt*. Während der Jugendmedientage 2005 in Hamburg wurden erstmals Infos rund um die Veranstaltung live im Radio ausgestrahlt und eine 60-minütige Sendung produ-ziert.

WIE KOMM’ ICH DA RAN?Gedruckte Ausgaben werden direkt auf Veranstaltungen, über die Landesverbände der Jugend-presse Deutschland e.V. und als Beilagen in Tageszeitungen ver-teilt. In unserem Online-Archiv stehen bereits über 50 politikoran-ge-Ausgaben und unsere Radio- sendungen sowie Videobeiträge zum Download bereit. Dort kön-nen Ausgaben auch nachbestellt werden.

WARUM EIGENTLICH POLITIKORANGE?In einer Gesellschaft, in der oft über das fehlende Engagement von Jugendlichen diskutiert wird, begeistern wir für eigen-ständiges Denken und Handeln. politikorange informiert über das Engagement anderer und motiviert zur Eigeninitiative. Und politikorange selbst ist Beteiligung  – denn politikorange ist frisch, jung und selbstgemacht.

WER MACHT MIT?Junge Journalisten  – sie recher-chieren, berichten und kommentie-ren. Wer neugierig und engagiert in Richtung Journalismus gehen will, dem stehen hier alle Türen offen. Genauso willkommen sind begeis-terte Knipser und kreative Köpfe fürs Layout. Den Rahmen für Or-ganisation und Vertrieb stellt die Jugendpresse Deutschland. Stän-dig wechselnde Redaktionsteams sorgen dafür, dass politikorange immer frisch und fruchtig bleibt. Viele erfahrene Jungjournalisten der Jugendpresse stehen mit Rat und Tat zur Seite.

Wer heiß aufs Schreiben, Fo-tografieren, Mitschneiden ist, fin-det Infos zum Mitmachen und zu aktuellen Veranstaltungen im In-ternet oder schreibt einfach eine eMail. Die frischesten Mitmach-möglichkeiten landen dann direkt in Deinem Postfach.

[email protected]

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Wahlzettel: Bitte lesbar ausfüllenSehr geehrte Damen und Herren, für den Zensus erhebt das Ministerium Orange (MO) Zahlen zu den

Politiker-Typen unter JuP’lern. Wir freuen uns über Ihre Unterstützung.

Sie haben 5 Stimmen

hier 3 StimmenSie dürfen pro Wahlkasten nur

eine Stimme abgeben

hier 2 StimmenAuch hier gilt:Nur eine Stimme pro Kasten.

KompromissbereitschaftEin Gesetz steht vor der Abstimmung. Sie benötigen noch die Stim-

men der Opposition. Gehen Sie Kompromisse ein?

FührungsrolleSie werden gefragt, ob Sie für den Parteivorsitz kandidieren wollen. Sagen Sie zu?

A Darüber müssen wir verhandeln. Schauen wir, was sich noch drehen lässt.

B Kompromiss? Kein Problem. Es ist am Wichtigsten, das Gesetz durchzubringen.

C Ich richte mich nach der Mehrheitsmeinung der Partei.

D Auf keinen Fall! Ich bleibe meinen Prinzipien treu.

ÖffentlichkeitsarbeitEin Auftritt bei einer TV-Talkshow und eine Gesprächsrunde mit

Ihrer Ortsgruppe fallen auf einen Abend. Wie entscheiden Sie sich?

A Ich gehe in die Ortsgruppe und halte Kontakt zu mei-nen Wählern.

B Ich erreiche mehr Wähler in der Talkshow. Die Orts-gruppe wird das verstehen.

C TV! Ich nutze jede Gelegenheit, um in der Öffentlichkeit Präsenz zu zeigen.

D Einmal zugesagt, gehe ich selbstverständlich zur Ortsgruppe.

SelbstlosigkeitIhr Terminplan ist seit Wochen randvoll. Jetzt fragt ein Jugendlicher

an, ob er ein Praktikum bei Ihnen machen kann. Sagen Sie zu?

A Nein, weil es uneffektiv ist und ich eigentlich keine Zeit habe.

B Nein. Die Sitzungswoche ist wesentlich wichtiger.

C Ist mir egal. Das machen sowieso meine Mitarbeiter.

D Gern, denn die politische Jugend muss gefördert werden.

Nein. Es ist für die Partei besser, wenn ich im Hinter-grund arbeite.

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Ja. Wenn die anderen mich vorschlagen, dann wird es wohl richtig sein.

B

Natürlich! C

Ja, denn ich kann die Partei neu ausrichten. D

KritikfähigkeitDie Mehrheit der Partei ist davon überzeugt, dass Sie nicht mehr tragbar sind. Was machen Sie?

Ich gehe. Hier kann ich nichts mehr bewegen. A

Wenn ich ein gutes Angebot bekomme, gehe ich in die Wirtschaft.

B

Ich bleibe und mache medienwirksam auf die inneren Konflikte der Partei aufmerksam.

C

Ich bin für diese Partei geboren. Ich bleibe. D

AuswertungDas MO bedankt sich für Ihre Teilnahme. Bitte zählen Sie nun, welchen Buchstaben Sie am Häufigsten angekreuzt haben. Was das zu bedeuten hat, finden Sie in der rechten Spalte. Teilen Sie uns Ihre Angabe bitte mündlich bei Jugend und Parlament 2014 mit. Wir bedanken uns im Voraus und übermitteln Ihnen einen freundlichen Gruß.Ihr politikorange-Team

A: STRIPPENZIEHERSie stehen nicht gerne im Vordergrund, sondern lenken lieber von hinten. Wie? Sie sind klug, besonnen und beliebt. Die Kollegen schätzen Ihr Wort.

B: PRAGMATIKERFür Sie zählt der Nutzen, nicht das Prinzip. Statt auf Idealen zu beharren, gehen Sie lieber Kompromisse ein.

C: SHOWMASTERDas Pult ist Ihre Bühne. Sie sind Mittelpunkt, an Sie kommt keiner ran. Ihr Ziel: Ganz nach vorne. Die Nase tragen Sie dabei etwas zu hoch.

D: IDEALISTSie haben Werte und Ziele – dafür kämpfen Sie kompromisslos. Doch Achtung: Was für Sie konsequent ist, interpretieren andere schnell als dickköpfig.