Polychromie hellenistischer Skulptur - ReadingSample · 2018. 3. 24. · Polychromie...

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Polychromie hellenistischer Skulptur Ausführung, Instandhaltung und Botschaften Bearbeitet von Clarissa Blume 1. Auflage 2015. Buch. 784 S. Gebunden ISBN 978 3 7319 0017 7 Format (B x L): 24 x 32 cm Weitere Fachgebiete > Kunst, Architektur, Design > Kunstgeschichte > Kunstgeschichte: Klassisch (Griechisch & Römisch) schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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  • Polychromie hellenistischer Skulptur

    Ausführung, Instandhaltung und Botschaften

    Bearbeitet vonClarissa Blume

    1. Auflage 2015. Buch. 784 S. GebundenISBN 978 3 7319 0017 7

    Format (B x L): 24 x 32 cm

    Weitere Fachgebiete > Kunst, Architektur, Design > Kunstgeschichte >Kunstgeschichte: Klassisch (Griechisch & Römisch)

    schnell und portofrei erhältlich bei

    Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

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  • VORWORt ...........................................................................................................................................................................9

    EInFÜhRUnG ..................................................................................................................................................................10DEFInItIOn DER BEGRIFFE ...........................................................................................................................................10

    POlYChROMIE.............................................................................................................................................................10SKUlPtUR ....................................................................................................................................................................10hEllEnISMUS..............................................................................................................................................................11REalISMUS ...................................................................................................................................................................11

    GEGEnWÄRtIGER FORSChUnGSStanD ....................................................................................................................11

    FRaGEStEllUnG DER VORlIEGEnDEn aRBEIt ......................................................................................................14

    aUSWahl DER UntERSUChtEn SKUlPtUREn .......................................................................................................15

    hERanGEhEnSWEISE an DaS thEMa .......................................................................................................................15UntERSUChUnG DER SKUlPtUREn aUF IhRE POlYChROMEn REStE ............................................................16

    Mit dem Mikroskop ..................................................................................................................................................16Mit unterschiedlichen lichtquellen .............................................................................................................................16analysen der Farbmittel .............................................................................................................................................17

    FOtOGRaFISChE DOKUMEntatIOn ......................................................................................................................17Farbechtheit der Fotografien .......................................................................................................................................17Bildbearbeitung ........................................................................................................................................................18

    FaRBBEGRIFFE UnD FaRBPalEttEn........................................................................................................................18SChRIFtlIChE QUEllEn ZUR FaRBIGEn GEStaltUnG antIKER SKUlPtUR..................................................18KOnnOtatIOnEn VOn FaRBEn ..............................................................................................................................18VERGlEICh MIt DER POlYChROMIE anDERER GattUnGEn ............................................................................18VERGlEICh MIt DER POlYChROMIE anDERER EPOChEn..................................................................................19ERGÄnZUnGEn ZU OBJEKtWahl UnD hERanGEhEnSWEISE...........................................................................19

    I DaS POlYChROME ERSChEInUnGSBIlD hEllEnIStISChER SKUlPtUR.........................................21DaS WERKMatERIal DER SKUlPtUR..........................................................................................................................21

    StRUKtUR DES WERKMatERIalS ............................................................................................................................21FaRBE DES WERKMatERIalS.....................................................................................................................................22ZUR MöGlIChEn VERWEnDUnG DES MatERIalS alS EIGEnStÄnDIGES POlYChROMES MIttEl .............23

    OBERFlÄChEnBEaRBEItUnG DES WERKMatERIalS.............................................................................................29EInFlUSS DER OBERFlÄChEnBEaRBEItUnG aUF DIE BEMalUnG....................................................................30

    ERGÄnZUnGEn aUS WEItEREn MatERIalIEn........................................................................................................30SChMUCK ....................................................................................................................................................................31BEKlEIDUnG ...............................................................................................................................................................32GEGEnStÄnDE ............................................................................................................................................................32SChRIFtQUEllEn MIt hInWEISEn aUF ERGÄnZUnGEn....................................................................................33

    DIE PRaKtISChE UMSEtZUnG DER FaRBIGEn GEStaltUnG.............................................................................35aRtEn DER FaRBÜBERlaGERUnGEn ......................................................................................................................35DICKE DES FaRBaUFtRaGES .....................................................................................................................................37nUanCE UnD lEUChtKRaFt DES FaRBaUFtRaGES ............................................................................................38DIE FaRBPalEttE VOn SKUlPtUREn......................................................................................................................39DER MalGRUnD BEI SKUlPtUREn ..........................................................................................................................42MaltEChnIKEn BEI SKUlPtUREn ..........................................................................................................................43GanOSIS UnD KOSMESIS ...........................................................................................................................................44PlaStISChE ElEMEntE UnD IhRE FORtSEtZUnG In MalEREI ........................................................................47ZUSaMMEnSPIEl VOn StEIn, anDEREn MatERIalIEn UnD FaRBE..................................................................47anSIChtIGKEIt DER SKUlPtUREn .........................................................................................................................48

    Inhalt

  • 6 | INHALT

    DIE FaRBIGKEIt DER EInZElnEn BIlDElEMEntE .................................................................................................49DaS InKaRnat ............................................................................................................................................................49

    Farbliche Varianten des Inkarnats ................................................................................................................................49Beispiele für Inkarnat in Farbe ....................................................................................................................................50Kommentar zu Inkarnat in Farbe ................................................................................................................................51Goldenes Inkarnat.....................................................................................................................................................52Beispiele für goldenes Inkarnat....................................................................................................................................52Kommentar zu goldenem Inkarnat ..............................................................................................................................53Inkarnat in der Farbe des Steins...................................................................................................................................54Beispiele für Inkarnat in der Farbe des Steins ................................................................................................................54Kommentar zu Inkarnat in der Farbe des Steins ............................................................................................................55Das Inkarnat in anderen Bildwerken............................................................................................................................55

    DaS GESICht ...............................................................................................................................................................56augen......................................................................................................................................................................56augenweiß ...............................................................................................................................................................56Karunkel..................................................................................................................................................................56Iris und Pupille .........................................................................................................................................................56augenrahmung .........................................................................................................................................................57Wimpern .................................................................................................................................................................57Brauen.....................................................................................................................................................................57lidfalte ....................................................................................................................................................................57augen in anderen Bildwerken .....................................................................................................................................58nasenlöcher und lippen ............................................................................................................................................58nasenlöcher und lippen in anderen Bildwerken ...........................................................................................................58Ohren......................................................................................................................................................................58Ohren in anderen Bildwerken .....................................................................................................................................58Einlegearbeiten bei Gesichtsdetails ..............................................................................................................................59

    DaS haaR .....................................................................................................................................................................59haupthaar................................................................................................................................................................59Barthaar ...................................................................................................................................................................60Schamhaar ...............................................................................................................................................................60haar in anderen Bildwerken .......................................................................................................................................61

    DIE GEWÄnDER ...........................................................................................................................................................61Gewandtypen ...........................................................................................................................................................61Polychromie der Gewänder.........................................................................................................................................61Chiton, Peronatris, Peplos, Chitoniskos und himation ..................................................................................................62Einfacher Chitoniskos................................................................................................................................................63Chlamys ..................................................................................................................................................................64Kitharodengewand ....................................................................................................................................................64Brustpanzer ..............................................................................................................................................................64Exomis ....................................................................................................................................................................64nicht-griechische Gewänder.......................................................................................................................................64Gürtungen und Riemen.............................................................................................................................................65Ägis .........................................................................................................................................................................65Bustier .....................................................................................................................................................................65Kopfbedeckungen, Kopfschmuck und Diademe............................................................................................................65

    SChUhE........................................................................................................................................................................66SChMUCK ....................................................................................................................................................................67RÜStUnG UnD WaFFEn ............................................................................................................................................67PFERDEDECKEn ..........................................................................................................................................................68tIERE UnD FEllE........................................................................................................................................................69attRIBUtE UnD MöBEl............................................................................................................................................70BODEn, FElS UnD GROBES hOlZ ............................................................................................................................70RElIEFGRUnD .............................................................................................................................................................71

    KOnVEntIOnEn UnD EIGEnhEItEn In DER FaRBFaSSUnG..............................................................................71aUSWERtUnG DER FaRBPalEttE............................................................................................................................72lOKalE PhÄnOMEnE ................................................................................................................................................74

    Ägypten – Schwarz für große Flächen und überlängte augenrahmungen..........................................................................74Italien – Zusätzliche Vorliebe für gedeckte Erdtöne........................................................................................................74

  • Delos – Ein linienbündel als Dekor ............................................................................................................................75Canosa – Violett, eine besondere Farbe ........................................................................................................................75Regional spezifischer Umgang mit dem Grundmaterial und seiner Bemalung ...................................................................75

    WERt UnD QUalItÄt EInES OBJEKtES .....................................................................................................................76WERt DES StEInS........................................................................................................................................................76

    Wahl des Steins als Malgrund .....................................................................................................................................77Wahl des Steins als Farbmittel .....................................................................................................................................77Bevorzugung bestimmter Steinsorten für das Inkarnat....................................................................................................77

    Delische Kompositskulpturen.............................................................................................................................78Ptolemäische Bildnisse aus Marmor und Stuck .....................................................................................................79

    WERt DER WEItEREn MatERIalIEn .......................................................................................................................80WERt DER FaRBEn UnD DER VERGOlDUnG.........................................................................................................80WERt UnD QUalItÄt DER FaRBFaSSUnG..............................................................................................................81

    POlYChROMIE VOn SKUlPtUR UnD PlaStIK aUS anDEREn MatERIalIEn .................................................82SKUlPtUR aUS KalKStEIn........................................................................................................................................82SKUlPtUR aUS alaBaStER .......................................................................................................................................82GROSSFORMatIGE PlaStIK aUS tERRaKOtta ......................................................................................................83PlaStIK aUS hOlZ......................................................................................................................................................84PlaStIK aUS FaYEnCE ................................................................................................................................................84PlaStIK aUS BROnZE .................................................................................................................................................85VERGlEICh DER POlYChROMIE VOn SKUlPtUR aUS MaRMOR MIt DER VOn SKUlPtUR UnD PlaStIK aUS anDEREn MatERIalIEn ...........................................................................................................87

    POlYChROMIE KlEInFORMatIGER tERRaKOttEn...............................................................................................87DaS WERKMatERIal VOn tERRaKOttEn..............................................................................................................87DIE OBERFlÄChEnBEaRBEItUnG VOn tERRaKOttEn.......................................................................................87ERGÄnZUnGEn aUS WEItEREn MatERIalIEn ZU tERRaKOttEn ....................................................................88DER FaRBaUFtRaG BEI tERRaKOttEn...................................................................................................................88

    Die Farbpalette von terrakotten ..................................................................................................................................88Der Malgrund bei terrakotten ....................................................................................................................................90Maltechniken bei terrakotten .....................................................................................................................................90

    DIE anSIChtIGKEIt DER tERRaKOttEn ...............................................................................................................90DIE FaRBIGKEIt DER EInZElnEn BIlDElEMEntE VOn tERRaKOttEn...........................................................90VERGlEICh DER POlYChROMIE VOn tERRaKOttEn UnD SKUlPtUR.............................................................92ZUR FUnKtIOn VOn tERRaKOttEn ......................................................................................................................93

    MalEREI UnD FaRBFaSSUnG BEI DEn GRIEChEn..................................................................................................94

    MalEREI UnD FaRBFaSSUnG WEItERER KUltUREn UnD EPOChEn...............................................................95MalEREI UnD FaRBFaSSUnG DER EtRUSKER UnD lUKanIER ...........................................................................96MalEREI UnD FaRBFaSSUnG DER RöMISChEn KaISERZEIt...............................................................................96FaRBFaSSUnG VOn SKUlPtUR UnD PlaStIK DES MIttElaltERS UnD DER nEUZEIt..................................98

    II InFORMatIOnSGEhalt UnD FUnKtIOn DER POlYChROMEn GEStaltUnG hEllEnIStISChER SKUlPtUR ...............................................................................................................................101KOnnOtatIOnEn VOn FaRBWORtEn In hEllEnIStISChER lItERatUR....................................................101

    InFORMatIOnSGEhalt DER POlYChROMEn GEStaltUnG hEllEnIStISChER SKUlPtUR ..................103POlYChROMIE EInZElnER SUJEtS ........................................................................................................................103GOlD FÜR GöttlIChES ..........................................................................................................................................104

    herrscher mit goldenem Inkarnat..............................................................................................................................104heroen sowie heroen- oder Gottgleiche mit goldenem Inkarnat ...................................................................................105

    FaRBE FÜR FREMDE ..................................................................................................................................................107Farbe für das Gewand Fremder .................................................................................................................................107Farbe für die haut Fremder ......................................................................................................................................108

    FaRBE FÜR DaS altER ..............................................................................................................................................109FaRBE FÜR WERtVOllES .........................................................................................................................................110FaRBE FÜR MatERIalIMItatIOn ...........................................................................................................................111BEMalUnGSSChEMa aUS tRaDItIOn – DIE PORtRaItS PtOlEMÄISChER hERRSChER ............................111

    Inhalt | 7

  • EIn FallBEISPIEl: DIE aUSSaGEKRaFt POlYChROMER ERGÄnZUnGEn DES RElIEFS MIt PFERD UnD PFERDEJUnGEn (athEn nM 4464) ...........................................................................................113

    Die Rüstung ...........................................................................................................................................................113Die herkunft der Rüstung .......................................................................................................................................114Die Pferdedecke ......................................................................................................................................................115Die Kleidung und hautfarbe des Pferdejungen ...........................................................................................................115Informationsgehalt der aufgemalten Elemente.............................................................................................................115

    III aUFtRaGGEBER UnD aUSFÜhREnDE.........................................................................................................117DIE aUFtRaGGEBER.......................................................................................................................................................117

    DIE hanDWERKER .........................................................................................................................................................119DER BIlDhaUER........................................................................................................................................................119hanDWERKER FÜR ERGÄnZUnGEn aUS anDEREn MatERIalIEn..................................................................120DER FaSSMalER.........................................................................................................................................................120DIE KOSMEtEn..........................................................................................................................................................121

    DIE aUFGaBEntEIlUnG BEI DER ERStEllUnG EInER StatUE ........................................................................123

    IV PFlEGE DER POlYChROMEn GEStaltUnG VOn SKUlPtUREn ......................................................127QUEllEn ZUR InStanDhaltUnG antIKER SKUlPtUREn ...............................................................................127

    PaUSanIaS..................................................................................................................................................................128REChEnSChaFtSBERIChtE DElISChER hEIlIGtÜMER....................................................................................129REInIGUnG VOn SKUlPtUREn ..............................................................................................................................129ERnEUERUnG DER KOSMESIS .................................................................................................................................129ERnEUERUnG DER FaRBFaSSUnG UnD VERGOlDUnG .....................................................................................130ERnEUERUnGEn DER ERGÄnZUnGEn .................................................................................................................130

    aUSBlICK ..........................................................................................................................................................................132

    aPPEnDIX 1 .......................................................................................................................................................................134FaRBanalYSEn DURCh hEInRICh PIEnInG, haRalD thEISS UnD annEGREt FUhRMann.....................134

    Farbmittel Muse (Frankfurt 160, Kat. 17) ..................................................................................................................134Farbmittel Muse (Frankfurt 162, Kat. 18) ..................................................................................................................135Farbmittel Berenike-Portrait (Kassel Sk 115, Kat. 75) ..................................................................................................135Farbmittel Elfenbeinrelief (Frankfurt 1571) ................................................................................................................136

    FaRBanalYSEn VOn BOStOn 12.793 (Kat. 101) DURCh RIChaRD nEWMan, MIChElE DERRICK UnD aBIGaIl hYKIn, MFa BOStOn .......................................................................................................................137

    aPPEnDIX 2 .......................................................................................................................................................................138DER REChEnSChaFtSBERICht IG XI 2, 161, a 89–107..........................................................................................138

    Der Inschriftentext ..................................................................................................................................................138Wörtliche Übersetzung ............................................................................................................................................138Freie Übersetzung ...................................................................................................................................................139

    DER REChEnSChaFtSBERICht ID 290 ..................................................................................................................139Der Inschriftentext ..................................................................................................................................................139Freie Übersetzung ...................................................................................................................................................140

    ZUSaMMEnFaSSUnG ....................................................................................................................................................141

    SUMMaRY..........................................................................................................................................................................144

    SYnthèSE .........................................................................................................................................................................147

    RIaSSUntO.......................................................................................................................................................................150

    KatalOG .........................................................................................................................................................................153

    BIBlIOGRaPhIE ...............................................................................................................................................................320

    SChlaGWORtVERZEIChnIS ......................................................................................................................................329

    InDEX DER UntERSUChtEn SKUlPtUREn ...........................................................................................................331

    aBBIlDUnGSVERZEIChnIS.........................................................................................................................................332

    8 | Inhalt

  • – Mantel Innenseite; – Pompejanischrot

    Abb. 3: Vergleich der Spektren von der Innenseite des Mantels und einerReferenzprobe von Pompejanischrot (Eisenoxidrot).

    Farbmittel Muse (Frankfurt 162, Kat. 18)Bei dieser Musenstatue konnte Heinrich Piening mittels mo-biler UV-VIS-Absorptionsspektroskopie folgende Farbmittelbestimmen: Bei dem Gelb am Gewand (an der Außenseite desrechten Beins etwa 20–30 cm oberhalb der Standfläche), amMantel (hinter der linken Schulter) und an den Stiefeln handeltes sich um gereinigten gelben Ocker. Am linken Stiefel hat sichaußerdem ein roter Punkt erhalten, der als roter Ocker iden-tifiziert wurde. An der Stiefelsohle hat sich rotbraunes Goethitfeststellen lassen. Bei der violetten Fassung des Gürtels, dieauch unterhalb des Gürtels in den Marmor eingesogen zu seinscheint, handelt es sich um Hämatit. Bei der rotbraunen Farbeauf der Plinthe ließ sich Venezianisch Rot feststellen (vgl. dieLippen der Figuren des Alexandersarkophags; Istanbul 370,Kat. 87).

    – Brustgürtung, lila; – Hämatit aus Mineral, evtl. mit Krapplackaufbereitet

    Abb. 4: Vergleich der Spektren der lila Substanz der Gürtung und einerReferenzprobe von Hämatit.

    Darüber hinaus hat die Untersuchung der weißen Schicht, dieüber die Farben gelegt wurde, ergeben, dass sie aus Bleiweiß be-steht, das mit einer Tonerde/Kaolin versetzt wurde.

    Farbmittel Berenike-Portrait (Kassel Sk 115, Kat. 75)Mittels mobiler UV-VIS-Absorptionsspektroskopie konnte Hein-rich Piening bestimmen, dass es sich bei den Resten einer rosaHautfarbe an den Ohren der Nase und den Grübchen (die Au-torin geht davon aus, dass es sich hierbei nur um rosa Akzentlinienhandelt) um eine Mischung von Rotocker mit einer weißlichenTonerde (Kaolin) zu handeln scheint.Am der Iris konnte Piening einen dunkelroten Hämatit feststellensowie einen braunen Krapplack an der Augenbraue und den Haa-ren. Im Bereich der Mundwinkel ließ sich ein heller Rotockeridentifizieren („Pompejanischrot“), der vermutlich von der oberenTrennlinie zwischen den Lippen stammt.

    – Mundwinkel links / Marmor; – Pompejanischrot Kremer40440 (Rotocker)

    Abb. 5: Vergleich der Spektren von der zwei Trennlinien zwischen den Lippenund einer Referenzprobe von Rotocker.

    – Auge links Iris / Marmor; – Hämatit; – Eisenoxid, rotbraun

    Abb. 6: Vergleich der Spektren einer Partie der linken Iris mit Referenz-proben von Hämatit und Eisenoxid (Rotbraun).

    FARBANALYSEN DURCH HEINRICH PIENING, HARALD THEISSUND ANNEGRET FUHRMANN

    Die Farbmittel der Frankfurter Musenstatuen konnten durchHeinrich Piening mittels mobiler UV-VIS-Absorptionsspektro-skopie gemessen werden. Die Untersuchungen haben ergeben,dass die Fassung ohne Grundierung direkt auf die Marmorober-fläche gelegt wurde. Das verwendete Bindemittel war nicht nach-weisbar.

    Farbmittel Muse (Frankfurt 160, Kat. 17)An der Frankfurter Muse IN 160, Kat. 17, konnte Heinrich Pie-ning folgende Farbmittel feststellen: Die Peronatris war mit Krappgefasst und mit Linien aus Ägyptisch Blau verziert. Der Mantelwar an der Außenseite mit einem hellen Bleigelb überzogen, ander Innenseite mit rotem Ocker gefasst. An einer Messstelle derInnenseite des Himations konnte zusätzlich die Verwendung vonHämatit nachgewiesen werden, welches dazu gedient habenkönnte, die Nuance des ockerroten Mantels zu verändern. DasLeiterornament war mit Ockergelb aufgemalt und die dazwi-schenliegenden blauen Punkte in einer Mischung aus ÄgyptischBlau und Azurit aufgetragen. Dieselbe Mischung der beiden blau-en Substanzen wurde auch für die übrigen blauen Verzierungendes Mantels verwendet. Ebenfalls mit gelbem Ocker gefasst, wardie Sohle des Schuhs.Eine durch Harald Theiss vom Liebieghaus Frankfurt genom-mene und durch Annegret Fuhrmann von der Hochschule fürBildende Künste Dresden im Schliff untersuchte Farbprobe hatzudem ergeben, dass die Plinthe sowohl Spuren einer schwarzenals auch einer darüber liegenden roten Farbfassung aufweist. Auf-fälligerweise liegen zwischen den beiden Fassungen Reste einergrauen mörtelartigen Substanz. Möglicherweise handelt es sichbei dieser, wie Harald Theiss vorschlägt, um eine zur Einbettungund Fixierung der Plinthe in die Basis verwendete Kittmasse.Nicht mehr rekonstruiert werden kann jedoch, ob die schwarzeFassung, die graue Masse und die rote Fassung zu einer gleich-zeitigen Phase der Statuengestaltung gehören oder von verschie-denen Phasen stammen.

    – Gewandfalte Hellblau; – Ägyptisch Blau, Doernerinstitut

    Abb. 1: Vergleich des Spektrums einer hellblauen Farbprobe von der Peronatris mit einer Referenzprobe von Ägyptisch Blau.

    – Gewandfalte außen; – Rosa Krapplack

    Abb. 2: Vergleich der Spektren einer rosafarbenen Farbprobe von der Peronatris mit einer Referenzprobe von Krapplack.

    APPENDIX 1

    Appendix 1 | 135

  • schwarzen linien am Pfeilerschaft, geht aber davon aus, dass dierote Farbe von Dekorationen des Pfeilers stammt.620

    Gelände: Auf der felsig wirkenden Standfläche der Figur findensich sowohl rote und rotbraune als auch schwärzliche Substanzen(Abb. 3.18). Wie bereits Yfantidis annimmt, scheint die oberseiteder Standfläche schwarz gefasst gewesen zu sein.621 Die felsig wir-kende Seite der Standfläche war jedoch mit mittelbraunen unddunklen rotbraunen linien gestaltet, die über die Ausbuchtungenund in ihre Vertiefungen gelegt sind (Abb. 3.18).

    Vorder- und Rückseite: Die Rückseite der Statuette ist nicht plas-tisch ausgearbeitet und trägt keine Spuren einer einstigen Farb-fassung.

    Wert und Qualität des Objektes: Die plastische Ausarbeitungder Statuette ist aufgrund der Flüchtigkeit bzw. einer gewissenGrobheit, mit der die Bilddetails ausgearbeitet wurden, von einermittleren Qualität. Die Qualität der Farbfassung scheint mit derder plastischen Arbeit einherzugehen. Zwar wurden für die ein-zelnen Bildelemente, wie bei der Gestaltung der Peronatris oderdes Himations, jeweils mehrere Farben verwendet, damit aberkeine besonders feinen ornamente oder Details umgesetzt.

    Parallelen: Vor allem für die Gestaltung der Peronatris mit einemzentralen, schürzenartigen Feld in einer anderen Farbe finden sichzum Beispiel Parallelen bei Terrakotten (Abb. Tk.13, 98, 101–105), aber etwa auch bei einer Statue in Athen (NM 694, Kat. 12).

    Auch die Fassung von Schuhsohlen mit roter Farbe ist in helle-nistischer Zeit typisch und hat viele Parallelen (z. B. Athen NM3335, Kat. 33).

    Kommentar: Die Statuette ist ein Beispiel dafür, dass die typischhellenistische Kolorierung von Skulptur sowohl in Bezug auf dieFarbpalette als auch auf die Umsetzung (z. B. mit der schürzen-artigen Gestaltung des Gewandes) auch bei kleineren Statuettenmittlerer Qualität angewandt wurde.Bei den rötlichen Farbresten auf den Armen scheint es sich umReste einer Hautfarbe zu handeln, auch wenn nicht klar ist, wiegenau das Inkarnat gestaltet war, da eine rötliche Hautfarbe zuunrealistisch scheint und damit nicht der hellenistischen Kon-vention entsprechen würde. Möglich ist, dass die Farbfassung dieHaut nicht komplett bedeckte und/oder vielleicht von einer wei-teren Farbe oder mit Wachs bedeckt war.

    Artemis Kindyas | 163

    620 Shear 1941, 5.621 Yfantidis 1984, 85. 280 Nr. 108.622 Zuletzt: Fleischer 1973, 226; Palagia 1997,

    179.

    623 Die Skulptur konnte nicht wie erwünscht um-fassend untersucht werden, wurde aber wegenihrer wichtigen Farbreste mit in den Katalogaufgenommen. Eine erneute Untersuchungdieser Skulptur ist notwendig.

    624 Zum Ependytes: M. C. Miller, The Ependytesin Classical Athens, Hesperia 58, 1989, 313–329.

    625 Jucker 1967, 133–144; Fleischer 1973, 223–227.

    4 | Artemis Kindyas

    Piräus, Archäologisches Museum, 3857. Piräus, etwa 130 m vomostrand des Hafens (gef. 1959). Späthellenistisch.622 H. 1,05 m.Marmor (die vom Gewand verdeckten Ellenbogen der Göttinsowie die darunter herabhängenden Enden des Schleiers sind auseinem helleren Marmor als der Rest der Skulptur gearbeitet undangesetzt).623

    Beschreibung: Dargestellt ist eine stehende weibliche Figur, die frontal ausge-richtet ist. Sie trägt ein langes Gewand, das zu großen Teilendurch ein weiteres knielanges Gewand (ein Ependytes) verdecktist.624 Die Arme der Dargestellten sind von dem Ependytes um-

    hüllt und werden mit dem Gewand eingeschnürt. Die Schnürungverläuft vor der Brust und dem Rücken über Kreuz und ist vordem Bauch geknotet. Die Mitte der Kreuz-Schnürung ist mit ei-nem Zierscheibe zusammengehalten. Darüber hinaus trägt dieDargestellte einen Schleier über dem Hinterkopf. Um den Halsliegt eine mit aus dem Marmor gearbeitete Kette mit typisch hel-lenistischen zapfenförmigen Anhängern. Der Darstellungstypuslässt sich als Statue der Artemis Kindyas interpretieren.625

    Oberflächenbearbeitung:Glättung: Die Haut der Dargestellten ist stark geglättet. Die Ge-wandteile sind geglättet, tragen aber einige seichte Werkzeugspu-ren.Struktur: Die oberfläche der Kettenanhänger ist leicht rau be-lassen und unebenmäßig gestaltet.

    3 | Aphrodite

    Athen, Agoramuseum, S 1192. Athen, Agora, in einer Füllungeines hellenistischen Brunnens. 1. Jh. v. Chr.612 H. 0,29 m. Pen-telischer Marmor.

    Beschreibung: Die Statuette zeigt eine frontal ausgerichtete weibliche Figur. Siesteht im Kontrapost und stützt sich mit ihrer rechten Hand aufeinen Pfeiler neben ihr. Die Figur ist mit einer Peronatris bekleidetund hat ein Himation über ihre linke Schulter geworfen, dessenEnden über ihren linken Arm und ihren rechten oberschenkelfallen. Eine Bruchstelle auf ihrer rechten Schulter stammt mög-licherweise von einem hier einst sitzenden Eros.613

    Oberflächenbearbeitung:Die Hautpartien der Statuette sind am stärksten geglättet. DerPfeiler ist stark geebnet, aber weniger stark geglättet. Die ober-flächen der Peronatris und des Himations sind geebnet, habenaber eine raue Textur. Darüber hinaus ist die über das rechte Beingestreckte Stoffpartie des Himations mit seichten Kerben einesfeinen Werkezugs charakterisiert. Die Standfläche ist uneben be-hauen, nur leicht geglättet und hat eine raue Textur.Weniger spezifische Struktur: An der Rückseite der Statuette zeich-net sich nur die grobe Form der Figur ab – ihre oberfläche istgrob behauen.

    Zusätzliche Materialien: Keine.

    Farbauftrag:Haut: Auf dem rechten Arm finden sich Spuren einer rötlichen(Abb. 3.5–6), auf dem linken Arm einer gelblichen und einerbeigefarbenen Substanz (Abb. 3.7–8). Darüber hinaus glänzt dieoberfläche speckig und hat einige dunkle Flecken, die erwägenlassen, ob es sich hierbei um Reste eines Wachsüberzuges handelnkönnte. Um die einzelnen Spuren zu bestimmen und um zu klä-ren, welche Spuren von der antiken Farbfassung stammen undnicht auf die Verwitterung zurückzuführen sind, müssen natur-wissenschaftliche Analysen ausgeführt werden.

    Peronatris: An der Peronatris haben sich hellrote, dunkelrote undblaue Farbreste erhalten. Wie gut erhaltene Gewandabschnittezeigen, handelt es sich bei von früheren Autoren angeführtendunkelgrünen Spuren, um eine Verwitterungsform der blauenFarbe.614

    An den Körperseiten scheint die Peronatris blau gewesen zu sein(Abb. 3.9–12). Ein einzelner roter Farbrest, der in der rechtenTaille auf der blauen Farbschicht liegt, könnte von einer Verzie-rung stammen (Abb. 3.9).

    Die Mitte der Peronatris war mit einer hellroten schürzenartigenFläche abgesetzt (Abb. 3.9). Diese war am Halsausschnitt undam unteren Rand blau gesäumt (Abb. 3.9–11). Darüber hinausfinden sich einige rote Farbreste am Rand des Halsausschnittes(Abb. 3.9), von denen jedoch nicht klar ist, in welchem Mustersie aufgemalt waren.Der untere Abschnitt des hellroten Bereichs (vor den Unterschen-keln) war mit horizontalen linien verziert, die aus Paaren von jeeiner roten und einer blauen linie bestehen. (Abb. 3.11–12).Himation: Die Grundfarbe des Himations (Abb. 3.13) war Rosa,das auf eine rote Farbschicht gelegt war (frühere Autoren, wieShear oder Reuterswärd, nennen die Farbe des Himations rosa-violett).615

    Der Rand des Himations (Abb. 3.14) scheint mit einem blauenStreifen gesäumt gewesen zu sein, der an einigen Stellen grünlichgeworden ist (bereits Shear und Reuterswärd erwähnen blau-grüne bzw. grüne Farbreste).616 Während auch Shear davon aus-geht, dass die „blaugrünen“ Farbreste von einem Zierband stam-men, interpretiert sie Reuterswärd als Reste eines grünen In-nenfutters des Mantels. Da sich die grüne Farbe jedoch auf denRandbereich des Gewandes beschränkt und der Rest der Man-telfläche rot und rosa gefasst ist, lässt sich diese These nicht hal-ten.Vor dem rechten Unterschenkel zeigt sich, dass das Himationmit zwei roten und dazwischen mit einem blauen Streifen verziertwar (Abb. 3.13). Die Verzierung ähnelt oder gleicht derjenigender Peronatris.Trotz des verwandten Motives handelt es sich bei dem Gewand-abschnitt vor dem rechten Unterschenkel um das Himation undnicht um die Peronatris, was sowohl durch die Art der Drapierungals auch durch die rosa Grundfarbe bestätigt wird.Weitere blaue Reste, die sich an verschiedenen Stellen über dasHimation verteilt finden, müssen von einer Verzierung stammen,die nicht mehr rekonstruierbar ist (Abb. 3.15).Schuhe: Die Sohlen der Schuhe sind zwar nicht plastisch darge-stellt, aber als rot aufgemalte Balken vom restlichen Schuh ab-gesetzt (Abb. 3.18; bereits Shear und Reuterswärd halten diesesfest).617

    Objekte: Der Schaft des Pfeilers war rot gefasst (Abb. 3.16). linienin einem dunkleren Rot sollen Kanneluren verdeutlichen. Un-terhalb des Kapitells war der Pfeiler mit zwei, über der Basis miteiner linie gestaltet (Abb. 3.16–17). Die oberste linie ist, wiebereits Yfantidis erwähnt, dunkelrot, die anderen beiden sind,zumindest heute, schwarz.618

    Die Pfeilerbasis war an den Seiten rot gefasst und trägt weitererote Farbspuren am Ansatz der oberseite. (Abb. 3.16–18). Zwarwar die oberseite der Basis laut Yfantidis schwarz, doch findensich auch hier heute nur die genannten roten Farbreste, so dassdavon ausgegangen werden kann, dass die Basis komplett rot ge-fasst war.619 Shear nennt zwar die rote Farbe an der Basis und die

    162 | KATAloG

    612 Rotroff 1997, 438 f. Deposit B 21:24.613 Siehe bereits: Thompson 1962, 181.614 Shear spricht zum Beispiel von olivgrüner Far-

    be am Gewand: Shear 1941, 5.

    615 Shear 1941, 5; Reuterswärd 1960, 175 Anm.486.

    616 Shear 1941, 5; Reuterswärd 1960, 175 Anm.486.

    617 Shear 1941, 5; Reuterswärd 1960, 175 Anm.486.

    618 Yfantidis 1984, 85. 280 Nr. 108.619 Yfantidis 1984, 85. 280 Nr. 108.

  • Sirene | 165

    628 Vedder 1984, 279 Nr. S 17; Kaltsas 2002 a,195 Nr. 387.

    629 Siehe zu ockkerrot als Unterlegung von Blatt-gold: Yfantidis 1984, 148 f. und z. B.: Bour-geois – Jockey 2005, 293 f.

    5 | Sirene

    Athen, Archäologisches Nationalmuseum, 2583. Athen, Kera-meikos. Um 330 v. Chr.628 H. 1,17 m. Pentelischer Marmor.

    Beschreibung: Die Skulptur zeigt eine stehende und frontal ausgerichtete Sirenemit langem offenem Haar. Der oberkörper ist menschlich, dieBeine wie bei einem Vogel. Mit ihrer linken Hand rauft sie sich,gemäß einem Trauergestus ihr offenes Haar. Ihre Flügel warenzu den Seiten ausgebreitet (ihr linker Flügel fehlt bis auf denAnsatz und wurde wie auch das Ende des rechten Flügels er-gänzt).

    Oberflächenbearbeitung:Glättung: Die oberfläche der Haut, der Beine und der Flügel istgeglättet aber übersät mit flachen Werkzeugspuren.Struktur: Das Haar ist stumpf behauen und rau. Die Plinthe istgrob gepickt.Weniger spezifische Struktur: Die Rückseite der Skulptur hat zwareine grobe Modellierung, ihre oberfläche ist aber stark gepickt.

    Zusätzliche Materialien: Keine.

    Farbauftrag:Haar: In der Mitte der Haarsträhnen, etwas oberhalb der rechtenSchulter, findet sich ein kleiner Rest einer ockerroten linie (Abb. 5.9). Darüber hinaus finden sich jedoch auf der rechten Schulter und aneiner Bruchstelle neben der Schulter Spuren einer violetten in denMarmor eingesogen wirkenden Substanz. Diese könnten sowohlauf eine violette Farbfassung als auch auf eine Verfärbung durch dieKorrosion von hier möglicherweise einst aufgetragenem Blattgoldzurückzuführen sein (vgl. Athen NM 1827, Kat. 25). Die violettenSpuren finden sich sowohl auf der rechten Schulter (hier mit einemwellenförmigen Umriss, der zu einer Haarsträhne passen würde;Abb. 5.7–8) als auch im Haar neben und oberhalb der Schulter

    (von hier scheint die Substanz zu einem späteren Zeitpunkt auf dieBruchstelle des rechten Arms gelaufen zu sein; Abb. 5.7). Es ist unklar, in welcher Art die ockerrote Fassung und die vio-letten Spuren, die vermutlich von einer Erweiterung der Haar-strähnen stammen, zur Gestaltung des Haares kombiniert waren.Denkbar ist, dass mit Blattgold Akzente auf einem ansonstenockerrot gefassten Haar gesetzt wurden. Da ockerrot jedoch auchals Unterlegung für Blattgoldauflagen von hellenistischen Skulp-turen bekannt ist, kann nicht ausgeschlossen werden, dass dasgesamte Haar vergoldet war.629

    Fell/Federn: Die Beine der Sirene sind zwar als Vogelbeine darge-stellt, doch sind keine einzelnen Federn plastisch ausgearbeitet.Wie in hellenistischer Zeit üblich, ist die oberfläche glatt unddie Struktur der Federn (sonst des Fells) aufgemalt.In diesem Fall haben sich jedoch keine einzeln aufgemalten Fe-dern auf den Beinen der Sirene erhalten. In der Verwitterungund einer abwechselnd marmorfarbenen und schwärzlichen Ver-färbung des Marmors erkennt man jedoch, dass die Beine senk-recht gestreift waren (Abb. 5.10–12). ob diese Streifen Reihenvon Federn imitieren sollten, ist nicht eindeutig. An den Seitendes Körpers setzten die Streifen auf der Höhe des Nabels oberhalbdes Gesäßes an (Abb. 5.11) und laufen in einer Kurve über denoberschenkel bis unterhalb des Knies (besonders gut kann mandies am linken oberschenkel sehen). Weitere Streifen setzen zumSchritt hin zunehmend tiefer an, so dass der menschliche ober-körper der Sirene nach unten V-förmig abzuschließen schien(Abb. 5.10). Die einzelnen Streifen beginnen oben breit und wer-den nach unten schmaler. In welcher Farbe die heute schwärzlichwirkenden Streifen einst aufgetragen waren und ob es sich beider schwarzen Substanz um eine zuvor aufgelegte Schattierungs-schicht handelt, kann nicht mehr festgestellt werden.Auch die Federn der Flügel der Sirene waren nicht plastisch aus-gearbeitet, scheinen aber aufgemalt gewesen zu sein. Unterschied-liche Verfärbungen der Marmoroberfläche zeigen, dass vomSchulterblatt ausgehend zwei Reihen langer dünner Federn ge-schwungen nach oben verlaufen und ein Drittel der oberen Hälftedes Flügels füllen (Abb. 5.13–14). Je nach lichteinfall scheint

    Weniger spezifische Struktur: Neben dem Nacken ist der Schleierweniger geglättet und trägt stärkere Werkzeugspuren.

    Zusätzliche Materialien: Ein Dübelloch im Bereich ihres rechtenoberarmes oberhalb des Ellenbogens lässt vermuten, dass etwasan ihrer Körperseite angesetzt war (Abb. 4.5). Um was es sich da-bei handeln könnte und aus welchem Material es bestand, mussoffen bleiben.

    Farbauftrag:Gesicht: In den inneren Augenwinkeln und den Nasenlöchernfinden sich schwache rosafarbene Spuren, die möglicherweisevon einer Farbfassung stammen. In den Mundwinkeln sieht mandie nach oben und unten auslaufenden rötlichen Enden eineroder zweier linien, die die lippen trennen (Abb. 4.8).Haar: Im Bereich des linken ohres finden sich braune Farbspurenam Haar (Abb. 4.9). Grüne Farbspuren auf dem Haar scheinenneuzeitlich zu sein.Ependytes: Wie man an der unterschiedlichen Färbung des Mar-mors erkennen kann, war der untere Saum des Ependytes miteinem etwa 2 cm breiten Band in einer von der Grundfarbe desGewandes abweichenden Farbe abgesetzt (Abb. 4.10).Schleier: Auch der Saum des Schleiers war einst farbig abgesetzt.Eine gelbliche Nuance lässt ahnen, dass das Band ursprünglichgelb gefasst war (Abb. 4.11). Von der Hauptfarbe des Schleiers scheinen sich an den geschütz-teren Partien etwas unterhalb des linken ohres Spuren erhaltenzu haben, die zumindest heute eine helle rosabräunliche Nuanceaufweisen (Abb. 4.12).Gürtung: Auf der Gürtung finden sich sowohl Reste einer ocker-gelben Fassung (Abb. 4.13) als auch einzelne violett gefärbte Par-tien. Es ist möglich, dass es sich bei der ockergelben Schicht umeine Unterlegung für eine Blattvergoldung der Gürtung gehandelthaben könnte. Dafür sprechen auch violetten Spuren, die sichauf und direkt neben der Gürtung finden und die ein Korrosi-onsprodukt von Blattgold sein könnten. Es kann jedoch ohnenaturwissenschaftliche Analysen nicht ausgeschlossen werden,dass es sich bei der violetten Substanz um eine Farbfassung imBereich der Gürtung handelt. Die violette Verfärbung findet sich hauptsächlich neben der Gür-tung – z. B. oberhalb des Knotens (Abb. 4.13) oder unterhalbder Schnürung zwischen dem runden Zierelement und der linkenTaillenseite (Abb. 4.14). Darüber hinaus liegt sie zum Teil aberauch auf der Gürtung – z. B. auf dem Abschnitt zwischen demrunden Zierelement und der linken Taillenseite, der Partie, ander das schräge Band auf die Bauchgürtung trifft (Abb. 4.15) so-wie auf der oberseite des Knotens (Abb. 4.13) und der Gewand-falte darüber.Schmuck: Die plastisch ausgeformte Halskette aus einem Reif mitzapfenförmigen Anhängern ist ebenfalls mit einer ockergelbenFarbe gefasst und darauf vergoldet worden (Abb. 4.16–17).

    Technik des Farbauftrags: Dass die oberfläche der Kette und derKettenglieder rau belassen wurde, ist interessant, da sie glänzendenGoldschmuck imitieren soll. Entweder reichte die mutmaßlicheockerschicht trotz der rauen Textur des Steins als Bolus zur Politurdes Blattgoldes, oder die leicht unebene oberfläche war intendiert,um einen schillernden Effekt des Goldes zu bewirken.Es bleibt zu prüfen, ob Spuren einer weißlichen Substanz aufdem Gewand der Skulptur von einer Grundierung für die Farb-fassung stammen könnten, wie es von delischen Skulpturen be-kannt ist.626

    Besondere Bedeutung der polychromen Elemente: Die Dar-stellung der Göttin zeichnet sich durch eine besondere Gewan-dung aus, bei der die Arme unter dem Gewand liegen und dasKleid horizontal und über Kreuz geschnürt ist. Die mutmaßlicheVergoldung der Gürtung hebt die seltene Verschnürung desoberkörpers hervor, die für die Interpretation der Darstellungessentiell ist, und nutzt die Gürtung als zierendes Element. Eben-so zierend ist der Schmuck der Göttin, der als Goldschmuck ab-gebildet wird und somit den erhöhten Status der Göttin ver-deutlicht.

    Vorder- und Rückseite: Die Rückseite der Skulptur ist zu einemgroßen Teil von dem Schleier der Göttin bedeckt, der hier nurgrob geglättet ist. ob an der Rückseite Farbreste auf dem Schleierliegen, konnte aufgrund der heutigen Aufstellung der Skulpturgegen eine Wand nicht geprüft werden. Der Vergleich mit ande-ren hellenistischen Skulpturen lässt jedoch annehmen, dass siesowohl wegen ihrer groben Bearbeitung als auch der generellenVorderansichtigkeit der Statue nicht gefasst war.

    Wert und Qualität des Objektes: Die Statue ist aus zwei weißenund feinen Marmorsorten und zeugt von einer guten bildhaue-rischen Qualität. Die Qualität der Farbfassung kann wegen derwenigen Farbspuren kaum beurteilt werden. Da die Statue zusammen mit den qualitativ sehr hochwertigenBronzestatuen vom Piräus in antiker Zeit zum Schutz bestattetwurde, ist zu erwägen, dass ihr Wert und möglicherweise auch ihreQualität als ebenso hoch anzusehen ist, wie die der Bronzen.627

    Parallelen: Falls es sich bei den violetten Spuren an und unterhalbder Gürtung um Blattgoldkorrosion handeln sollte, findet sichvermutlich eine Parallele am vergoldeten Saum einer delischenStatue (Athen NM 1827, Kat. 25).Dass die Kette der Göttin plastisch ausgearbeitet und dann ver-goldet wurde, ist bei hellenistischen Skulpturen seltener (vgl.aber auch london 2046, Kat. 110). Üblicher war es, Ketten mitBlattgold direkt auf den Körper aufzutragen (vgl. Neapel152798, Kat. 90) oder vermutlich sogar als Echtschmuck anzu-stücken (siehe dazu Kap. Ergänzungen aus weiteren Materialien.Schmuck).

    164 | KATAloG

    626 Bourgeois – Jockey 2007, 181. 627 Zum Fund der Statuen und zu den Bronzensiehe z. B.: Vanderpool 1960; Palagia 1997.

  • 1 | STATUE DER THEMIS

    Taf. 2Taf. 1

    1.1 (Höhe: 2,22 m) 1.24 1.11

  • Taf. 4Taf. 3

    1.10

    1.13

    2 | WEIBLICHE GRABSTATUE

    2.1 (Höhe: 1,55 m)

    2.7

    2.10

  • Taf. 6Taf. 5

    3.1 (Höhe: 0,29 m)

    3 | APHRODITE

    3.9

    3.16

    3.7

    3.17