POP-Schadstoffe Herkunft und Gefahrenpotenzial · 1 21 Januar 2014 POP-Schadstoffe – Herkunft und...

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1 21 Januar 2014 POP-Schadstoffe – Herkunft und Gefahrenpotenzial Alexander Potrykus, BiPRO GmbH München [email protected] Vortrag im Rahmen der Veranstaltung der SBB mbH am 21. Januar 2014: “Die Problematik persistenter organischer Schadstoffe - Der richtige Umgang mit der POP-Verordnung

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1 21 Januar 2014

POP-Schadstoffe – Herkunft und Gefahrenpotenzial

Alexander Potrykus, BiPRO GmbH München

[email protected]

Vortrag im Rahmen der Veranstaltung der SBB mbH am 21. Januar 2014: “Die Problematik persistenter organischer Schadstoffe -

Der richtige Umgang mit der POP-Verordnung”

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2 21 Januar 2014

1. Überblick über die Schadstoffe des Anhangs IV der POP-VO

2. Ausblick: Überblick über die POPs, die erwartungsgemäß bzw.

möglicherweise in Anhang IV gelistet werden

3. Gefahrenpotential der POP's

4. Herkunft/Verwendung/Entstehung/Abfallarten bezüglich der

einzelnen Anhang IV POPs

5. Ausblick: Herkunft/Verwendung/Entstehung/Abfallarten bezüglich

der POPs die erwartungsgemäß bzw. möglicherweise in Anhang IV

gelistet werden

Inhalte

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3 21 Januar 2014

• „Alte POPs“ , die bereits reguliert waren bevor weitere Substanzen 2009

und 2011 unter der Stockholm Konvention gelistet wurden.

• „Neue POPs“ , die 2009 oder später gelistet wurden

• „U-POPs“ (unintentional POPs), die unbeabsichtigt entstehen

• „POP-Kandidaten“ die derzeit evaluiert werden und künftig möglicherweise

in der POP-VO reguliert werden

1. Überblick POPs – Begriffe

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4 21 Januar 2014

1. Überblick POPs – Anhang IV POPs (Gruppe 1: Pestizide)

A Stockholm Konvention Anhang A, B oder C* UNECE POPs Protocol

I EU POP VO Anhang I, III oder IV** Old POP New POP U-POP

Aldrin

Mirex

Toxaphen

DDT

Chlordan

Dieldrin

Endrin

Heptachlor

HCH/Lindan

Chlordecon

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

A

A

A

B

A

A

A

A

A

A

Pestizid Industriechemikalie

*A = Verbot; B = Beschränkung; C = Minimierung/Eliminierung

** I = Verbot; II = Beschränkung; III = Minimierung; IV = Abfallwirtschaftliche Bestimmungen

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5 21 Januar 2014

1. Überblick POPs – Anhang VI POPs (Gruppe 2: Industriechemikalien)

A Stockholm Konvention Anhang A, B oder C* UNECE POPs Protocol

I EU POP VO Anhang I, III oder IV** Old POP New POP U-POP

Tetra-BDE

Penta-BDE

Hexa-BDE

Hepta-BDE

PFOS und Derivate

HBB

PCDD/F

PCB

HCB

PeCB

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

I,IV

III,IV

I,III,IV

I,III,IV

I,III,IV

A

A

A

A

B

A

C

A,C

A,C

A,C

Pestizid Industriechemikalie

*A = Verbot; B = Beschränkung; C = Minimierung/Eliminierung

** I = Verbot; II = Beschränkung; III = Minimierung; IV = Abfallwirtschaftliche Bestimmungen

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6 21 Januar 2014

2. Ausblick: Überblick POPs – Nicht Anhang VI POPs

die erwartungsgemäß bzw. möglicherweise in Anhang IV gelistet werden

A Stockholm Konvention Anhang A, B oder C* UNECE POPs Protocol

I EU POP VO Anhang I, III oder IV** Old POP New POP U-POP

PAK

Endosulfan

HBCD

HCBD

PCN

SCCP

Dicofol

PCP

I,III

-

-

A

A

review

Pestizid Industriechemikalie

*A = Verbot; B = Beschränkung; C = Minimierung/Eliminierung

** I = Verbot; II = Beschränkung; III = Minimierung; IV = Abfallwirtschaftliche Bestimmungen

- I,IV

-

review

review

review

review

I,IV

I,IV

I,IV

-

-

-

-

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7 21 Januar 2014

3. Gefahrenpotential der POPs

POPs stellen aufgrund ihrer Eigenschaften ein globales Problem dar und sollten daher möglichst dem Wirtschaftskreislauf und der Ökosphäre entzogen werden.

P

B

T

LRET

Persistent

Bioakkummulativ

Toxisch

Potential zum weiträumigen Transport

Risiko 1

POPs sind Persistente organische Schadstoffe mit bestimmten Eigenschaften

POPs können aufgrund ihrer Eigenschaften ein lokales Problem darstellen und sollten daher so gehandhabt werden, dass keine unmittelbare Gefahr für Gesundheit oder Umwelt entsteht.

Risiko 2

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8 21 Januar 2014

4. POP-Pestizide - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

Gruppe 1 – Pestizide: Aldrin, Mirex, Toxaphen, DDT, Chlordan, Dieldrin, Endrin, Heptachlor, HCH/Lindan, Chlordecon

Herkunft

Verwendung

Entstehung

Abfallarten

Derzeit keine Herstellung; frühere Herstellung in industriellem Maßstab; Altlasten, Restbestände und Rückstände in der Umwelt als mögliche sekundäre Quellen.

Derzeit keine Verwendung; frühere Verwendung als Insektizide in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen

Nicht relevant

• Nicht relevant aus aktueller Verwendung • z.B. Schüttungen im Dachbereich (DDT (Hylotox 59), Lindan, (PCP)) • theoretisch Restbestände und Verpackungen • UPGW 50 mg/kg; OPGW 5.000 mg/kg

Trotz des seit langem bestehenden globalen Verbots kommen POP Pestizide noch immer in in der Umwelt, Nahrungsmitteln und Menschen vor und können insbesondere chronische Gesundheitsauswirkungen verursachen.

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9 21 Januar 2014

Gruppe 2 – Industriechemikalien: TetraBDE, PentaBDE

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Tetrabromdiphenylether und Pentabromdiphenylether sind die wesentlichen Bestandteile der kommerziellen Mischung (C-PentaBDE; ca. 31 bzw. ca. 56%). Früher weltweite Herstellung von C-PentaBDE in industriellem Maßstab. Produktionsstop in der EU 1997, in den USA 2005. Vermutlich ist die Herstellung inzwischen weltweit eingestellt.

• In der EU frühere Verwendung von C-PentaBDE als Flammschutzmittel in Artikeln mit relativ hoher Lebensdauer, z.B. in Fahrzeugen (Sitze, Lenkräder, Dachhimmel) und Polstermöbeln (EU weit zu 95% Verwendung in PU Weichschäumen)

• Ende der Verwendung in Fahrzeugen etwa 2000 in Polstermöbeln etwa 2004.

• Relevant in Altfahrzeugen (EU weit ca. 240 t C-PentaBDE in 2010) und Polstermöbeln (EU weit ca. 90 t in 2010).

• Aufgrund der durchschnittlichen Lebensdauer von Fahrzeugen (ca. 12 Jahre) und Polstermöbeln (ca. 10 Jahre) zurückgehende aber andauernde Relevanz.

• Problematik, PBDE haltige Artikel zu identifizieren und abzutrennen. • Vorschlag Änderungsentwurf POP-VO: UPGW = 200 mg/kg, OPGW = 2.500

mg/kg

4. Tetra-/PentaBDE - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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10 21 Januar 2014

Gruppe 2 – Industriechemikalien: HexaBDE, HeptaBDE

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Hexabromdiphenylether und Heptabromdiphenylether sind die wesentlichen Bestandteile der kommerziellen Mischung (C-OktaBDE; ca. 6 bzw. ca. 35%). Früher weltweite Herstellung in industriellem Maßstab (1996 ca. 6000t). Produktionsstop in der EU 1998. Vermutlich Herstellung weltweit eingestellt.

• In der EU frühere Verwendung (bis etwa 2004) von C-OktaBDE als Flammschutzmittel in ABS (Acrylnitrilbutadienstyrol)-polymeren üblicherweise für Gehäuse von elektrischen und elektronischen Geräten (Gehalt 12-18%).

• Relevant in Abfällen aus Elektroaltgeräten (EU weit ca. 128 t C-OktaBDE in 2010). • Aufgrund Lebensdauer von Elektrogeräten abnehmende aber fortdauernde

Relevanz in Abfallströmen (Gehäuse von Computern, Monitoren, Fernsehern etc. die vor 2005 hergestellt wurden).

• Pflicht zur Abtrennung von BFR vom Elektronikschrott aber Problematik, PBDE haltige Artikel zu identifizieren und abzutrennen (die Praxis sieht anders aus Verschleppung von POPs)

• Export von Elektroaltgeräten führt zu POP Emissionen in Drittländern. • Vorschlag Änderungsentwurf POP-VO: UPGW = 200 mg/kg bzw. 1.000 mg für

HeptaBDE; OPGW = 2.500 mg/kg

4. Hexa-/HeptaBDE - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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11 21 Januar 2014

Gruppe 2 – Industriechemikalien: PFOS (Perfluoroctansulfonsäure) und Derivate

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

Die Produktion von PFOS in der EU wurde zwischen 2000/2004 weitgehend eingestellt. Geringe Mengen werden noch in DE und IT hergestellt

• Beschränkung in der EU seit 2008. Zurückgehende Verwendung in den ausgenommenen Anwendungen (Metallbeschichtung, Hydraulikflüssigkeiten Luftfahrt, Fotografische Industrie, Halbleiterindustrie).

• Frühere Verwendung als Oberflächenaktive Substanzen in vielen Bereichen z.B. Beschichtungen und Beschichtungszusätzen, Teppichen, Textilien, Gummi, Kunststoffen und Polstermöbeln und Leder.

• PFOS kommt in vielen Produkten meist in relativ geringen Konzentrationen vor. • Insbesondere langlebige Produkte wie vor allem Teppiche aber auch Leder und

Polstermöbel sind in den Abfallströmen weiterhin von Bedeutung. Andere möglicherweise relevante Abfallarten sind Hydraulikflüssigkeiten aus der Luftfahrt, Textilien und Papiere sowie Abfälle aus der Hartverchromung (z.B. Ionenaustauschfilter, Aktivkohle, Chromschlamm, Vakuum Destillat)

• PFOS haltige Abfälle wie Teppiche, Möbel oder Klärschlamm sollten kontrolliert thermisch verwertet werden (MSWI bei 850°C ausreichend?).

• Vorschlag Änderungsentwurf POP-VO: UPGW = 50 mg/kg; OPGW = 50 mg/kg

4. PFOS und Derivate - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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12 21 Januar 2014

Gruppe 2 – Industriechemikalien: HBB - Hexabrombiphenyl

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Hexabrombiphenyl ist eine industrielle Chemikalie, die als Flammschutzmittel vor allem in den 1970er Jahren verwendet wurde. Verfügbaren Informationen zufolge wird Hexabrombiphenyl nicht mehr hergestellt oder verwendet.

• Nicht relevant aus aktueller Verwendung • UPGW = 50 mg/kg; OPGW = 5.000 mg/kg

4. HBB - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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13 21 Januar 2014

Gruppe 2 – PCDD/F

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Polychlorierte Dibenzo-p-dioxine und Dibenzofurane sind U-POPs. Sie unterliegen keiner Verwendung.

• Vor allem früher (in den 1980er Jahren Herkunft aus dioxinbelasteten Chemikalien, wie Pentachlorphenol, polychlorierte Biphenyle (PCB), bestimmte Herbizide; inzwischen reguliert)

• Unbeabsichtigte Entstehung bei thermischen Prozessen und chemischen Produktionsverfahren, in denen Chlor verwendet wird.

• Hauptemissionsquellen in die Luft: früher Metallindustrie und Abfallverbrennung; heute Metallgewinnung und –verarbeitung und Kleinquellen. Emissionsrückgang in DE von 1990 bis 2009 um 92%.

• Insbesondere Verbrennungsrückstände (Filterkuchen, Aschen, sonstige feste Rückstände aus thermischen Prozessen)

• Imprägniertes Holz (belastetes PCP) • UPGW = 15 µg/kg TEQ; OPGW = 5 mg/kg TEQ

Entstehung

4. PCDD/F - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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14 21 Januar 2014

Gruppe 2 – Industriechemikalien: PCB – Polychlorierte Biphenyle

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Polychlorierte Biphenyle wurden früher in großen Mengen in verschiedenen Anwendungen verwendet, insbesondere im Elektrobereich (Kühl- und Isolieröle), als Hydrauliköl oder zur Wärmeübertragung (geschlossene Anwendungen).

• Verwendung auch in „offenen“ Anwendungen (z.B. Dichtungen, Antikorrosionsbeschichtungen, Flammschutzmittel, Spezialpapieren) die z. B. in den 1950er bis 1970er Jahren im Baubereich zum Einsatz kamen (Gebäude, Brücken, Strommasten, große Wasserleitungen)

• PCB aus elektrotechnischen Anwendungen ist in Deutschland bereits nahezu vollständig entsorgt worden

• Produkte aus offenen Anwendungen (Dichtungen, Antikorrosionsbeschichtungen) werden z.T. derzeit Abfall (Bauabfälle).

• Große Metallteile werden üblicherweise in Lichtbogenöfen recycelt. Dies wird kritisch gesehen (mögliche Emissionen von PCBs und PCDD/Fs)

• UPGW = 50 mg/kg; OPGW = 5.000 mg/kg (Änderungsentwurf: 50 mg/kg)

Entstehung • Unbeabsichtigte Entstehung bei thermischen Prozessen. • Hauptemissionsquellen: Herstellung und Verarbeitung von Metallen,

Mineralindustrie, Abwasserbehandlung.

4. PCB - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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15 21 Januar 2014

Gruppe 2 – Industriechemikalien: HCB - Hexachlorbenzol

4. HCB - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Früher in Deutschland industrielle Herstellung von Hexachlorbenzol (knapp 4.000 t/a in 1979)

• Synthese von PCP und Pentachlorthiophenol • In der Vergangenheit war die Herstellung bestimmter chlorierter Lösemittel und

Pestizide mit der Entstehung von Hexachlorbenzol und oft auch mit der Ablagerung von PeCB/HCB Abfällen verknüpft.

• Verunreinigung in Pestiziden • Bis 1981 in DE Verwendung als Pestizid und Fungizid (Saatbeizmittel in

Kombination mit Aldrin und Lindan) • Verwendung in Pyrotechnischen Materialien • Verschiedene Technische Anwendungen (Weichmacher, Flammschutzmittel, …)

• Altlasten aus chemischer Produktion (oft i.V.m. PeCB) • Aus aktueller Verwendung nicht relevant (pyrotechnische Produkte

möglicherweise relevant) • UPGW = 50 mg/kg; OPGW = 5.000 mg/kg

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16 21 Januar 2014

Gruppe 2 – Industriechemikalien: PeCB - Pentachlorbenzol

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• In der Vergangenheit war die Herstellung bestimmter chlorierter Lösemittel (Trichlormethan, Tetrachlorethen und Trichlorethen) mit der Entstehung von Pentachlorbenzol und oft auch mit der Ablagerung von PeCB/HCB Abfällen verknüpft. Aktuelle Emissionen stammen aus bestehenden Ablagerungen entsprechender Abfälle sowie aus der unbeabsichtigten Entstehung. Klärschlamm ist möglicherweise eine sekundäre Emissionsquelle.

• Verbrennungsrückstände • Altlasten aus chemischer Produktion (oft i.V.m. HCB) • Klärschlamm (möglicherweise belastet) • UPGW = 50 mg/kg; OPGW = 5.000 mg/kg (Änderungsentwurf: 500 mg/kg)

Entstehung • Entstehung bei Verbrennungsprozessen z.B. von Abfällen, Kohle und anderen Materialien. EU weite Emissionen aus Verbrennungsprozessen vorwiegend in die Luft stammen vor allem aus der Verbrennung von Kohle (ca. 83%) aber auch aus der häuslichen Verbrennung von festen Brennstoffen, Holz und Abfällen (ca. 8%).

4. PeCB - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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17 21 Januar 2014

4. PAK - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

Gruppe 3 – Nicht Anhang IV POPs: PAK - Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe sind natürlicher Bestandteil von Kohle und Erdöl. Steinkohleteer enthält hohe Anteile an PAK.

• PAK gelangen bei der Verbrennung fossiler Energieträger mit den Abgasen in die Luft. Lokale PAK-Emittenten sind Altlasten, z. B. ehemalige Gaswerke, Kokereien, Altablagerungen mit PAK-haltigen Abfällen (z. B. Aschen, Altöl).

• Dachpappe, Teerpappe, teergebundener Asphalt aus der Zeit vor 1970 resp. 1991 • Teerimprägnierte Telegrafenmasten oder Eisenbahnschwellen • Feste Abfälle aus der Sanierung von Böden, die gefährliche Abfälle enthalten • Bauabfälle, die gefährliche Stoffe enthalten

• Verwendung von Steinkohleteer im Straßenbau oder für Dach-/Teerpappe, Teerimprägnierungen (für Telegrafenmasten oder Eisenbahnschwellen)

• Verwendung von Steinkohleteer seit 1970 (alte Bundesländer) bzw. 1991 (neue Bundesländer) weitgehend verboten.

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18 21 Januar 2014

Gruppe 3 – Nicht Anhang IV POPs: Endosulfan

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Derzeit keine Herstellung • Frühere Herstellung in der EU zwischen 10.000 und 50.000 t/a. Ende der

Herstellung spätestens 2007. Deutschland war nach Indien weltweit der größte Hersteller mit ca. 4.000 t/a.

• In Deutschland nicht relevant; theoretisch Restbestände und Verpackungen • Änderungsentwurf zur POP-VO: UPGW 50 mg/kg; OPGW 50.000 mg/kg

• Verbreitete Anwendung als Pestizid • Keine aktuelle Verwendung in Deutschland

Endosulfan ist im aktuellen Änderungsentwurf zur POP-VO in Anhang IV gelistet

5. Ausblick: Endosulfan - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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19 21 Januar 2014

Gruppe 3 – Nicht Anhang IV POPs: HBCD - Hexabromocyclododekan

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• In der EU (NL) Jahresproduktion von 6.000 t in 2012 und Gesamtverbrauch von ca. 12.000 t (weltweit 31.000 t)

• EPS (0,7% HBCD) und XPS 1,5 bis 2% HBCD) Dämmstoffplatten in großen Mengen und Volumen (Maximum um 2050)

• Geringe und abnehmende Bedeutung von HIPS (1 bis 7% HBCD in Verteilerkästen, Audio- und Videoequipment)

• Geringe und abnehmende Bedeutung von Textilien (7 bis 9% HBCD)

• Flammschutzmittel in Dämmstoffplatten (EPS und XPS; in DE in 2012 ca. 3000 t) • HIPS für Elektrogeräte (untergeordnet, in DE schon vor 2011 nicht mehr) • Polymerdispersionen zur Beschichtung von Textilien (untergeordnet, in DE seit

2007 nicht mehr) • In den vergangen Jahrzehnten wurden in Deutschland etwa 60.000 t HBCD in

Dämmstoffplatten verbaut (Lebensdauer 50 +/- 25 Jahre). Seit Anfang 2013 wird HBCD durch ein alternatives Flammschutzmittel substituiert und wird ab August 2015 nicht mehr verwendet werden.

Hexabromocyclododekan in Anhang A der SC gelistet und wird in POP-VO übernommen werden

5. Ausblick: HBCD - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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20 21 Januar 2014

Gruppe 3 – Nicht Anhang IV POPs: HCBD - Hexachlorbutadien

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Früher Nebenprodukt bei der Herstellung chlorierter organischer Lösemittel • Klärschlamm als mögliche Sekundärquelle

• Rückstände aus Verbrennungsprozessen (insbesondere Abfall, Krankenhausabfall, Sonderabfall) enthalten möglicherweise HCBD.

• Klärschlamm enthält möglicherweise HCBD. • Änderungsentwurf POP-VO: UPGW = 100 mg/kg; OPGW = 1.000 mg/kg

• Seit Ende der 1970er Jahre keine gezielte Herstellung oder Verwendung. • Davor vielfältige Verwendung (z.B. fluorhaltige Schmiermittel, Lösemittel für

Elastomere, hitzeübertragende Flüssigkeit, Kühlmittel in Transformatoren, Hydraulikflüssigkeit, Adsorptionsmittel für Gasverunreinigungen, Biozid, etc.)

Im Änderungsentwurf in Anhang IV gelistet; Aufnahme UNEP SC von POPRC 9 empfohlen

Entstehung • Unbeabsichtigte Entstehung bei Verbrennungsprozessen und der Herstellung chlorierter organischer Lösemittel sowie bei der Magnesiumproduktion.

5. Ausblick: HCBD - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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21 21 Januar 2014

Gruppe 3 – Nicht Anhang IV POPs: PCN – Polychlorierte Naphthaline

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Bis in die 1970er Jahre industrielle Herstellung in großem Maßstab

• Rückstände aus Verbrennungsprozessen enthalten möglicherweise PCN. • Klärschlamm enthält möglicherweise PCN • PCB haltige Abfälle • Produktionsrückstände aus der sekundären Cu- und Al-Industrie • Änderungsentwurf POP-VO: UPGW = 100 mg/kg; OPGW = 1.000 mg/kg

• Seit Anfang der 1980 er Jahre keine gezielte Herstellung oder Verwendung. • Davor vielfältige Verwendung (z.B. (z.B. Isolierung von Kabeln, Zusatzstoff für

Holzschutzmittel, Imprägnieren von Papier, Dielektrikum für Kondensatoren, Herstellung von Präzisions-Gussteilen, Flammschutzmittel, etc.)

In Änderungsentwurf in Anhang IV gelistet; Aufnahme UNEP SC von POPRC 9 empfohlen

Entstehung • Unbeabsichtigte Entstehung bei thermischen Prozessen ähnlich wie PCDD/F • Verbrennungsprozesse, insbesondere die Abfallverbrennung, werden als die

wichtigsten aktuellen Quellen erachtet (außerdem andere Verbrennungsprozesse, Schmelzprozesse in der sekundären NE Industrie (z.B. Kupfer), Herstellung von Aluminium, Magnesium, Zement, Koks).

5. Ausblick: PCN - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

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22 21 Januar 2014

Gruppe 3 – Nicht Anhang IV POPs: SCCP – kurzkettige Chlorparaffine

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• In Deutschland SCCPs seit Mitte der 1990er Jahre nicht mehr hergestellt.

• Insbesondere Förderbänder aus Gummi aus dem Untertagebau • Gummischläuche, Kleber und Dichtungen und z.T. Farben • Langlebige Produkte aus früheren Verwendungen (z.B imprägniertes Leder oder

flammgeschützte Spezialtextilien) können eine untergeordnete Rolle spielen. • Änderungsentwurf POP-VO: UPGW = 1.000 mg/kg; OPGW = 5.000 mg/kg

• Seit 2002 Anwendungsbeschränkungen in den bis dahin wichtigsten Bereichen (Metallbearbeitung und Fetten von Leder)

• EU Verbrauch 2010 etwa 530 t, DE etwa 85 t • Aktuelle Anwendung in Farben, Klebern und Dichtungen (5 - 20% SCCPs),

Kunststoffen, Gummis (1 bis 10% SCCPs), Textilien und Polymeren. • Am wichtigsten ist die Verwendung in Gummi gefolgt von Klebern und

Dichtungen sowie Farben und Lacken und Textilien

5. Ausblick: SCCP - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

In Änderungsentwurf in Anhang IV gelistet; Review unter UNEP SC

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23 21 Januar 2014

Gruppe 3 – Nicht Anhang IV POPs: Dicofol

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Industrielle Herstellung

• In Deutschland vermutlich nicht relevant; theoretisch Restbestände und Verpackungen

• Insektizid für verschiedene Anwendungen • Letzter Verkauf von Dicofol in DE in 1995 • EU Verbrauch um das Jahr 2000 ca. 290 t/a

5. Ausblick: Dicofol - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

Review unter UNEP SC; bei POPRC 9 keine Einigung bezüglich Annex D Kriterien (P,B,T,LRET)

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24 21 Januar 2014

Gruppe 3 – Nicht Anhang IV POPs: PCP - Pentachlorphenol

Herkunft

Verwendung

Abfallarten

• Industrielle Herstellung von Pentachlorphenol in DE 1986 eingestellt • Vorkommen noch heute in damals behandelten oder importierten Produkten

• Insbesondere imprägniertes Altholz (z.B. Holzfenster, Dachstuhlholz, Telegrafenmasten, Bahnschwellen).

• PCP belastetes Altholz ist der Altholzkategorie AIV zuzuordnen (--> energetische Verwertung in Anlagen, die die Anforderungen der 17. BImSchV erfüllen).

• Deutschland 1983: etwa 61 % für Holzschutz • Rest: Textil- (13 %), Leder- (5 %), Mineralöl- (6 %) und Klebstoffindustrie (6 %). • In der Farben- und Zellstoffindustrie wurde PCP bereits seit Ende der siebziger

Jahre nicht mehr verwendet.

5. Ausblick: PCP - Herkunft, Verwendung, Entstehung, Abfallarten

Review unter UNEP SC; bei POPRC 9 Risk Profile verabschiedet

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25 21 Januar 2014

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

[email protected]

BiPRO GmbH 81545 München Grauertstraße 12 089-18.97.90.50

Weiterführende Informationen zu POPs in Abfällen:

„Study on waste related issues of newly listed POPs and candidate POPs” (2011): http://ec.europa.eu/environment/waste/studies/pdf/POP_Waste_2011.pdf