Portrait – Karin Bischoff, Die Manufaktur GmbH ... · Interview: Sabine Buser, mai 2019 Ritratto...

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Portrait – Karin Bischoff, Die Manufaktur GmbH, Präsidentin SWISSMODE _____________________________________ Karin Bischoff, seit dem 20. April 2018 bist Du die Präsidentin des neu gegründeten Verbands SWISSMODE, der aus der Zusammenlegung der Verbänden CSS und SwissMode entstanden ist. Wie geht es Dir? Ich bin zufrieden und auch stolz, konnten wir diesen geschichtsträchtigen Schritt machen, um nun gemeinsam und gestärkt als einheit- licher Verband unsere Branche zu vertreten. Für mich persönlich ist die Aufgabe als Präsidentin eine grosse Aufgabe, die ich neben der Leitung meines eigenen Betriebs bewältige. Ich bin jetzt aber froh, ist die intensive Zeit mit dem Zusammenschluss und dem Umzug der Geschäftsstelle langsam abgeschlossen. Ich freue mich, nun den Verband für die Mitglieder und die Branche attraktiv zu gestalten und spannende Projekte voranzutreiben. Welches sind die Aufgaben des neuen Verbands? Die Hauptaufgabe unseres Berufsverbandes sehen wir in der Nachwuchsförderung, der Grund- und Weiterbildung der Bekleidungs- gestalter/-innen. So sind wir bei der IBBG (Interessengemeinschaft Berufsbildung Be- kleidungsgestalter/in) als Trägerschaft für den Schwerpunkt Damen- und Herren- bekleidung der wichtigste Verband. Weiter sind wir Anlaufstelle für unsere Mitglieder bei verschiedenen Anliegen, bieten Möglich- keiten zum fachlichen Austausch, Reisen an Kongresse und Kurse an. Zudem ist uns die Teilnahme an den Berufsmeisterschaften SwissSkills und WorldSkills ein grosses An- liegen. Du bist Mitgründerin und Geschäfts- führerin von „Die Manufaktur“ - ein kleiner und feiner, diversifizierter Mode- betrieb. Was kannst Du uns zu Deinem Werdegang und Deiner Vision bzw. Motivation sagen? Ich wuchs in einer St. Galler Textiler Familie auf und begeisterte mich schon früh für die Materie Textil. Ich absolvierte meine Lehrzeit als Damenschneiderin und durfte darauf hin Erfahrungen in diesem schönen Beruf sammeln. In dieser Zeit qualifizierte ich mich für die Internationalen Berufsmeisterschaften und konnte an den WorldSkills 1997 mit dem Gewinn der Goldmedaille den Weltmeister- titel feiern. Dieses Erlebnis war sehr wichtig für mich und begleitet mich seither. So war ich an den WorldSkills als Trainerin und Expertin im Einsatz und durfte mit unseren Schweizer Kandidatinnen Edelmetall nach Hause bringen. Zwei Jahre nach der Lehre studierte ich an der Textilfachschule Wattwil Textillogistik und arbeitete anschliessend für mehrere Jahre im Familienbetrieb Bischoff Textil AG im In- und Ausland. Mit 30 entschied ich mich, den Weg in die Selbständigkeit zu wagen und gründete mein Couture-Atelier. Heute leite ich den Betrieb zusammen mit

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Portrait – Karin Bischoff, Die Manufaktur GmbH, Präsidentin SWISSMODE _____________________________________ Karin Bischoff, seit dem 20. April 2018 bist Du die Präsidentin des neu gegründeten Verbands SWISSMODE, der aus der Zusammenlegung der Verbänden CSS und SwissMode entstanden ist. Wie geht es Dir? Ich bin zufrieden und auch stolz, konnten wir diesen geschichtsträchtigen Schritt machen, um nun gemeinsam und gestärkt als einheit-licher Verband unsere Branche zu vertreten. Für mich persönlich ist die Aufgabe als Präsidentin eine grosse Aufgabe, die ich neben der Leitung meines eigenen Betriebs bewältige. Ich bin jetzt aber froh, ist die intensive Zeit mit dem Zusammenschluss und dem Umzug der Geschäftsstelle langsam abgeschlossen. Ich freue mich, nun den Verband für die Mitglieder und die Branche attraktiv zu gestalten und spannende Projekte voranzutreiben. Welches sind die Aufgaben des neuen Verbands? Die Hauptaufgabe unseres Berufsverbandes sehen wir in der Nachwuchsförderung, der Grund- und Weiterbildung der Bekleidungs-gestalter/-innen. So sind wir bei der IBBG (Interessengemeinschaft Berufsbildung Be-kleidungsgestalter/in) als Trägerschaft für den Schwerpunkt Damen- und Herren-bekleidung der wichtigste Verband. Weiter sind wir Anlaufstelle für unsere Mitglieder bei verschiedenen Anliegen, bieten Möglich-keiten zum fachlichen Austausch, Reisen an Kongresse und Kurse an. Zudem ist uns die Teilnahme an den Berufsmeisterschaften SwissSkills und WorldSkills ein grosses An-liegen.

Du bist Mitgründerin und Geschäfts-führerin von „Die Manufaktur“ - ein kleiner und feiner, diversifizierter Mode-betrieb. Was kannst Du uns zu Deinem Werdegang und Deiner Vision bzw. Motivation sagen? Ich wuchs in einer St. Galler Textiler Familie auf und begeisterte mich schon früh für die Materie Textil. Ich absolvierte meine Lehrzeit als Damenschneiderin und durfte darauf hin Erfahrungen in diesem schönen Beruf sammeln. In dieser Zeit qualifizierte ich mich für die Internationalen Berufsmeisterschaften und konnte an den WorldSkills 1997 mit dem Gewinn der Goldmedaille den Weltmeister-titel feiern. Dieses Erlebnis war sehr wichtig für mich und begleitet mich seither. So war ich an den WorldSkills als Trainerin und Expertin im Einsatz und durfte mit unseren Schweizer Kandidatinnen Edelmetall nach Hause bringen.

Zwei Jahre nach der Lehre studierte ich an der Textilfachschule Wattwil Textillogistik und arbeitete anschliessend für mehrere Jahre im Familienbetrieb Bischoff Textil AG im In- und Ausland. Mit 30 entschied ich mich, den Weg in die Selbständigkeit zu wagen und gründete mein Couture-Atelier. Heute leite ich den Betrieb zusammen mit

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meiner Geschäftspartnerin Kathrin Baumberger mit Ateliers in St. Gallen und Zürich. In St. Gallen bieten wir Massan-fertigungen im Couture-Atelier an, Masskon-fektion, Änderungen und Dienstleistungen für Modelabels. In Zürich haben wir unser Theateratelier, in welchem Kostümbilder für grosse und kleine Bühnen entstehen. Wie siehst Du persönlich die Zukunft der Massschneiderei in der Schweiz? Ich bin überzeugt, dass die Bedeutung und der Wert des Handwerks wieder zunehmen werden. Viele Menschen wollen wieder wissen, wo und durch wen ihre Kleidung hergestellt wird. Unser Beruf deckt jedoch nicht nur die Massschneiderei ab, sondern verschiedene Bereiche der textilen Kette. Wir müssen der Ausbildung unseres Nach-wuchses Sorge tragen und ihnen die Leidenschaft und das Fachwissen vermitteln. So können wir das Knowhow, das die Textil- und Bekleidungsbranche auch in Zukunft braucht, sichern. Gäbe es eine Mode Fee – was würdest Du Dir von ihr wünschen? Ich empfinde es nach wie vor als Heraus-forderung, eine neue Kundin und ihre Wünsche schnell und mit viel Empathie zu erfassen, damit sie glücklich sagen kann:

„Genau so habe ich es mir vorgestellt!“ Wenn mir da die Fee weiterhin über die Schulter schauen könnte, gerne!

Deine Do’s und Don’ts im Schneiderberuf? DO's: Sich immer wieder neu orientieren. Offen und aktuell bleiben und sich Verände-rungen nicht verweigern. Und – auf Propor-tionen achten! DONT's: Kein Marketing über Dumping-preise betreiben. Wenn der Kunde Hand-knopflöcher wünscht, muss er sie auch bezahlen wollen! Liebe Karin, herzlichen Dank für das interessante Gespräch! Interview: Sabine Buser, Mai 2019

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Portrait – Karin Bischoff, Die Manufaktur GmbH, Présidente de SWISSMODE _____________________________ Karin Bischoff, depuis le 20 avril 2018, tu es Présidente de la nouvelle association SWISSMODE, qui résulte de la fusion de l’ASMT et de SwissMode. Comment vas-tu? Je suis satisfaite et fière que nous ayons réussi à franchir cette étape cruciale. Cela nous permet à présent d’agir en commun en faveur de la branche et de disposer de structures solides en tant qu’association unifiée. Sur un plan personnel, la tâche de Présidente représente une mission exi-geante, que j’assume à côté de la direction de ma propre entreprise. Je suis heureuse d’arriver au terme de la période très intense de la fusion des différentes entités et du déménagement du secrétariat. Je me réjouis d’organiser la branche de manière attractive pour les membres et promouvoir des projets passionnants. Quelles sont les missions de la nouvelle association? La tâche principale de notre association professionnelle réside dans l’encouragement de la relève, la formation initiale et la formation continue des créatrices et créateurs de vêtements. Au sein de l’IBBG (Communauté d’intérêts Formation professionnelle créatrices/teurs de vête-ments), notre association est la plus importante en qualité de responsable du domaine spécifique vêtement pour hommes et dames. Par ailleurs, nous sommes l’interlocuteur vis-à-vis de nos membres pour leurs diverses demandes, offrons des possibilités d’échanges professionnels, des voyages à des congrès et des cours. Par ailleurs, il nous tient aussi très à coeur de participer aux championnats des métiers SwissSkills et WorldSkills. Tu es co-fondatrice et directrice de „Die Manufaktur“, une petite entreprise de mode aux multiples activités. Que peux-tu

nous dire concernant ton parcours professionnel, ta vision et ta motivation? J’ai grandi à St-Gall dans une famille active dans le textile et me suis très tôt enthousiasmée pour cette matière. J’ai suivi un apprentissage de couturière au cours duquel j’ai eu l’occasion de faire de belles expériences et de me familiariser avec ce beau métier. Durant cette période, je me suis qualifiée pour les championnats inter-nationaux des métiers et ai remporté la médaille d’or au championnat du monde (WorldSkills) 1997. Cette expérience a été très importante pour moi et m’a accompagnée jusqu’ici. J’ai participé aux WorldSkills en tant que coach et experte, et nos candidates suisses ont glané des médailles. Deux ans après l’apprentissage, j’ai suivi une formation de logistique en textile à l’Ecole professionnelle du textile de Wattwil avant d’entrer au service de l’entreprise familiale Bischoff Textil AG, où j’ai travaillé de nombreuses années en Suisse et à l’étranger. A 30 ans, je me suis risquée à devenir indépendante et ai fondé mon propre atelier de couture. Aujourd’hui, je dirige cette entreprise en collaboration avec ma partenaire en affaires Kathrin Baumberger, avec des ateliers à St-Gall et Zurich. A St-Gall, notre atelier propose de la fabrication et de la confection sur mesure, des changements et prestations pour des labels de mode. A Zurich, nous avons un atelier de théâtre qui fabrique des costumes pour les grandes et petites scènes. Personnellement, comment vois-tu l’avenir de la confection sur mesure en Suisse? Je suis convaincue que la valeur du travail artisanal sera à nouveau pleinement reconnue à l’avenir. Beaucoup de gens souhaitent savoir qui a fabriqué les vêtements et d’où ils viennent. Notre métier n’englobe pas uniquement la confection sur mesure, mais aussi différents secteurs de la chaîne du textile. Nous devons donc prêter attention aux préoccupation de nos jeunes professionnels-elles et leur transmettre la passion et les connaissances spécialisées. De la sorte, nous pourrons assurer à l’avenir le

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savoir-faire dont la branche du vêtement et du textile a besoin. S’il existait une fée de la mode, que lui demanderais-tu? Je ressens toujours comme un défi de cerner rapidement et avec empathie les souhaits d’une nouvelle cliente afin qu’elle puisse dire avec joie: «C’est exactement comme ça que je m’étais représentée les choses!» Si une bonne fée m’aidait à y parvenir, alors volontiers ! Tes «Do’s» et «Don’ts» du métier de tailleur ? DO's: toujours explorer de nouvelles voies; rester ouverte et branchée sur l’actualité, et ne pas refuser les changements. Et faire attention aux proportions! DONT's: pas de marketing ni de dumping sur les prix. Si le client désire des boutonnières à la main, il doit admettre de payer le prix juste! Chère Karin, merci beaucoup pour ce dialogue intéressant! Interview: Sabine Buser, mai 2019

Ritratto – Karin Bischoff, Die Manufaktur GmbH, Presidente di SWISSMODE _____________________________________ Karin Bischoff, il 20 aprile 2018 sei diventata presidente della neonata associazione SWISSMODE, frutto della fusione delle associazioni di categoria ASMS e SwissMode. Come va la vita? Sono felice e anche orgogliosa che siamo riusciti a compiere questo passo storico, che ci consente di rappresentare la nostra categoria professionale con più forza e unità, come associazione unitaria. Per me personal-mente, l’incarico di presidente rappresenta un grosso impegno, che assolvo parallela-mente alla conduzione della mia azienda. Adesso, però, sono contenta che la fase più intensa si stia gradualmente concludendo, dopo la fusione e il trasferimento della sede sociale. Ora sarei felice di poter presentare ai soci e a tutto il ramo un’associazione attrattiva e di promuovere progetti entusias-manti. Quali sono i compiti della nuova associazione? Riteniamo che il compito principale della nostra associazione professionale sia la promozione delle giovani leve, mediante la formazione di base e continua dei creatori e delle creatrici di abbigliamento. Pertanto siamo l’associazione di riferimento in seno alla IBBG (Comunità d’interessi per la formazione professionale di creatrici/creatori d’abbigliamento) per quanto riguarda l’abbigliamento da uomo e da donna. Inoltre, siamo il punto di riferimento per i nostri soci per varie questioni, offriamo possibilità di scambi professionali, partecipazioni a congressi e corsi. Anche la partecipazione ai campionati delle professioni SwissSkills e WorldSkills rappresenta per noi un grosso avvenimento. Sei cofondatrice e direttrice della „Die Manufaktur“ – una piccola, raffinata e diversificata casa di moda. Puoi dirci qualcosa del tuo percorso professionale e della tua visione e motivazione?

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Sono cresciuta in una famiglia del settore tessile sangallese e sono stata presto contagiata dall’entusiasmo per questi materiali. Ho completato l’apprendistato come sarta da donna e successivamente ho collezionato qualche esperienza in questo bellissimo mestiere. Durante quel periodo mi sono qualificata per i Campionati interna-zionali delle professioni e ho vinto la medaglia d’oro ai WorldSkills del 1997, potendomi così fregiare del titolo di campionessa del mondo. Per me è stata un’esperienza importantissima, che ha avuto un seguito. Ad esempio, mi sono ripresentata ai WorldSkills in veste di allenatrice ed esperta e ho avuto il piacere di riportare a casa le nostre candidate svizzere con una medaglia al collo. Due anni dopo l’apprendistato ho studiato logistica dei tessuti alla scuola tessile specializzata di Wattwil e in seguito ho lavorato per parecchi anni nella nostra azienda di famiglia, la Bischoff Textil AG, sia in Svizzera che all’estero. A 30 anni ho deciso di intraprendere la strada dell’indipendenza professionale e ho fondato il mio laboratorio di moda. Oggi la ditta, che dirigo assieme alla mia socia Kathrin Baumberger, ha due atelier a San Gallo e Zurigo. A San Gallo proponiamo articoli di sartoria e confezioni su misura, realizziamo modifiche e forniamo servizi per marchi di moda. A Zurigo, invece, abbiamo il nostro laboratorio di costumi teatrali, in cui realizziamo modelli per grandi e piccole rappresentazioni. Come vedi il futuro della sartoria su misura in Svizzera? Sono convinta che l’importanza e il valore del lavoro artigianale torneranno a crescere. Molte persone vogliono nuovamente sapere dove e da chi sono fatti i loro vestiti. Il nostro mestiere, comunque, non contempla solo la sartoria su misura, ma anche diversi passaggi della catena tessile. Dobbiamo prenderci a cuore la formazione dei nostri giovani e trasmettere loro la passione e le conoscenze. Così facendo possiamo garantire anche in futuro il know-how di cui ha bisogno il settore tessile e dell’abbigliamento.

Se ci fosse una fatina della moda, cosa le chiederesti? Per me la sfida è ancora quella di comprendere rapidamente e con molta empatia i desideri di una nuova cliente, affinché lei possa esclamare soddisfatta: “È proprio come me l’immaginavo!”. Se la fatina potesse continuare a suggerirmi, ne sarei molto lieta! I pro e contro del tuo mestiere di sarta? Pro: riposizionarsi di continuo. Restare aperti e attuali e non rifiutare i cambiamenti. E… attenti alle proporzioni! Contro: non fare marketing giocando al ribasso. Se il cliente desidera un occhiello fatto a mano, deve anche essere disposto a pagare! Cara Karin, grazie mille per l’interessante conversazione! Intervista: Sabine Buser, maggio 2019