Portrait - Natalia Karbasowa

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W ir sitzen in einem überfüllten Café vor dem Kölner Dom. Als neue Besucher auf unseren großen Tisch zukommen und sich zu uns setzen wollen, scheint Su genervt. «Wir machen ein Interview, sehen Sie das denn nicht?» Ganz plötzlich ist sie aus dem Gleichgewicht, bricht das Gespräch ab und schlägt vor woanders hinzugehen. Ihre verlorene Fassung findet sie allerdings schnell wieder und lächelt mich an: «Als die Leute vor uns standen, habe ich eine Welle von Gedanken gespürt.» Ihre innere Energie habe die ungebetenen Gäste schließlich wieder vertrieben. Su zeigt mir ihre Empfindlichkeit wie einen freigelegten Nerv. Su ist eine Puppe. Für die halten sie zumindest viele Menschen. Und es gibt Momente, da sieht sie sich sogar selbst in diesem Licht. Seit jetzt 15 Jahren zeigt die Frau vor mir diese Figur auf deutschen Straßen: Sie steht einfach da, wie eingefroren, bis ein Passant eine Münze oder einen Geldschein in den Hut vor ihr wirft. Dann erwacht sie zum Leben, führt eine oder zwei Figuren vor, um schließlich wieder stillzustehen. Sus echter Name ist Mahnaz Vatanpour und die ist vor 47 Jahren im Iran geboren. Das Leben daheim liegt schon weit zurück. Mahnaz erzählt, dass sie in Teheran auf eine teil-französische Schule gegangen ist, bis sich im Land die Islamische Republik breit machte. Die Schule wurde zugemacht; die ausländischen Lehrer flohen. Auch Mahnaz wollte nicht in einem Land bleiben, wo ihre Freiheit durch strikte Regelungen begrenzt wurde. Sie wollte kein Kopftuch tragen, sie wollte in Diskotheken gehen können. Es dauerte weitere sechs Jahre, bis Mahnaz in den Westen fliehen konnte. Wie sie es geschafft hat, erzählt sie immer noch nicht gern: «Was sollen die Leute über mich denken?» Ein Cousin ihres Vaters aus Deutschland hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht und damit die perfekte Möglichkeit geboten, offiziell das Land zu verlassen. Schon kurze Zeit später trennte sich die damals 22-Jährige von ihrem Verlobten, weil es «keine Liebe war». So verlor Mahnaz gleich zwei Mal ihre Familie. Sie zog nach Köln und begann ein Design- Studium. Es schien, als ginge es aufwärts. Doch ein tief verstecktes Schuld- empfinden ließ sie nicht mehr los. «Ich habe die Geschichte meiner Flucht verdrängt und niemandem davon erzählt. Ich habe jeden Kontakt zu Iranern gemieden, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, meine Familie verlassen zu haben.» Die sei im Iran sehr wichtig, fügt Mahnaz mit weicher Stimme hinzu. Das Studium gab sie wegen zuviel Routine auf, arbeitete als Kellnerin oder Verkäuferin, bis ihr schließlich die Idee mit der Pantomime kam. Gearbeitet wird meistens am Wochenende. Am liebsten stellt sie eine Schaufensterpuppe dar, denn viele ihrer Bekannten meinten, sie sähe genau wie eine solche aus. Auf der Straße steht Mahnaz seitdem für höchstens drei Stunden am Stück. Auf den ersten Blick scheint das nicht viel. Doch die Arbeit sei konzentriert und kraftraubend, sagt sie: «Ich gebe den Menschen meine Kraft.» Manchmal fühlt sie sich einsam. Manchmal nicht. Sie könne ja auch sehr schnell süchtig nach anderen Menschen werden, weil sie ihre Mutter so früh, mit neuen Jahren, verloren habe. Dann müsse sie aufpassen, denn besitzen und besitzen lassen will sie nicht. Eine Beschrän- kung ihrer persönlichen Freiheit kann sie nicht ausstehen, sogar wenn sie im Gegenzug menschliche Wärme und tiefere Beziehungen bekommt. Die Pantomime Su zu sein, gebe ihr ein Gefühl von Selbständigkeit und Freiheit, sagt Mahnaz. Und Freiheit sei die Achse, um die herum man sein Leben aufbauen könne. Wenn ich da stehe, fühle ich Freude, die mit nichts auf der Welt zu vergleichen ist. Von anderen Menschen will sie dennoch lieber unabhängig bleiben. Sie habe noch keine eigene Familie, keine Kinder, keinen wirklichen Freund. Ihre besten, sagt Mahnaz, seien im Iran zurückgeblieben. So ist Sus Publikum auf der Straße für sie zur Familie geworden. Dieser Ersatz beenge sie nicht. Und dennoch: «Ich habe Glücksmomente erlebt, weil ich dort gestanden habe und zusammen mit dem Publikum eine Einheit bildete.» In diesem Moment der Kreativität, erzählt Mahnaz, schließe sie sich an eine göttliche Kraft an: «Dann bin ich als Person nicht mehr da. Verstehen Sie? Das ist die Präsenz. Nicht die Persönlichkeit. Das Leben. Kann man auch Gott nennen. Oder eine Quelle, einen Energiefluss.» Von diesem Energiefluss hat sie allerdings in den letzten drei Jahren nur wenig gespürt, wegen einer «kreativen Pause». In der Tat wurde ihr Freiheitsgefühl unter Beweis gestellt, als sie zum Geisel von inneren verdrängten Ängsten wurde. In der Schule in Iran ist sie sie mit sieben Jahren Opfer sexueller Gewalt gefallen, und nach 40 Jahren kam die Angst zurück. «Ich hatte alles verdrängt, dann mich wieder durch einen Zufall daran erinnert. Ich musste mich von diesen Symptomen befreien, damit ich wieder kreativ werden konnte», erzählt Su. Drei Jahre hat sie mit Traumabewältigung und Meditieren verbracht. In ihrer Trauma-konfrontation hat sie die «Quelle» auch gesehen. Sie beschreibt sie als ein kraftvolles Licht, für welches man nur reine Liebe empfinden kann. Bei diesem Licht will man für immer bleiben. Auf der Suche nach dem, was man den Sinn des Lebens nennen könne, sei sie allerdings immer noch. Während sie das erzählt, schaut sie mich mit einem zweifelnden Lächeln an. Eine Mission, die richtige Form, diese Welt zu verbessern, habe sie noch nicht gefunden. «Aber vielleicht», sagt sie wie um sich Mut zu machen, «werden die Leute für Momente aus ihrem Schlaf gerissen, wenn ich als Su nur dastehe.» Dann eilt sie nach Hause, denn sie hat heute noch ein langes Meditieren vor – ganz alleine. Foto: Mahnaz Vatanpour Portrait Dann bin ich als Person nicht mehr da. Verstehen Sie? Das ist die Präsenz Ich habe die Geschichte meiner Flucht aus dem Iran verdrängt und niemanden davon erzählt VON NATALIA KARBASOVA Ihr Land und ihre Familie hat die gebürtige Iranerin als junges Mädchen für immer verlassen. Seit 15 Jahren spielt sie eine lebendige Puppe auf der Straße - und das Publikum ist für sie zur Familie geworden. Das Leben zwischen Puppe, Publikum und Gott Studienprojekt // DW-Akademie Januar 2011

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Dann bin ich als Person nicht mehr da. Verstehen Sie? Das ist die Präsenz Studienprojekt // DW-Akademie Januar 2011 Ihr Land und ihre Familie hat die gebürtige Iranerin als junges Mädchen für immer verlassen. Seit 15 Jahren spielt sie eine lebendige Puppe auf der Straße - und das Publikum ist für sie zur Familie geworden. von n atalia K arbasova Foto: Mahnaz Vatanpour

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Page 1: Portrait - Natalia Karbasowa

Wir sitzen in einem überfüllten Café

vor dem Kölner Dom. Als neue Besucher auf unseren großen Tisch zukommen und sich zu uns setzen wollen, scheint Su genervt. «Wir machen ein Interview, sehen Sie das denn nicht?» Ganz plötzlich ist sie aus dem Gleichgewicht, bricht das Gespräch ab und schlägt vor woanders hinzugehen. Ihre verlorene Fassung findet sie allerdings schnell wieder und lächelt mich an: «Als die Leute vor uns standen, habe ich eine Welle von Gedanken gespürt.» Ihre innere Energie habe die ungebetenen Gäste schließlich wieder vertrieben. Su zeigt mir ihre Empfindlichkeit wie einen freigelegten Nerv.

Su ist eine Puppe. Für die halten sie zumindest viele Menschen. Und es gibt Momente, da sieht sie sich sogar selbst in diesem Licht. Seit jetzt 15 Jahren zeigt die Frau vor mir diese Figur auf deutschen Straßen: Sie steht einfach da, wie eingefroren, bis ein Passant eine Münze oder einen Geldschein in den Hut vor ihr wirft. Dann erwacht sie zum Leben, führt eine oder zwei Figuren vor, um schließlich wieder stillzustehen.

Sus echter Name ist Mahnaz Vatanpour und die ist vor 47 Jahren im Iran geboren. Das Leben daheim liegt schon weit zurück. Mahnaz erzählt, dass sie in Teheran auf eine teil-französische Schule gegangen ist, bis sich im Land die Islamische Republik breit machte. Die Schule wurde zugemacht; die ausländischen Lehrer flohen. Auch Mahnaz wollte nicht in einem Land bleiben, wo ihre Freiheit durch strikte Regelungen begrenzt wurde. Sie wollte kein Kopftuch tragen, sie wollte in Diskotheken gehen können.

Es dauerte weitere sechs Jahre, bis Mahnaz in den Westen fliehen konnte. Wie sie es geschafft hat, erzählt sie immer noch nicht gern: «Was sollen die Leute über mich denken?» Ein Cousin ihres Vaters aus Deutschland hatte ihr einen Heiratsantrag gemacht und damit die

perfekte Möglichkeit geboten, offiziell das Land zu verlassen. Schon kurze Zeit später trennte sich die damals 22-Jährige von ihrem Verlobten, weil es «keine Liebe war». So verlor Mahnaz gleich zwei Mal

ihre Familie. Sie zog nach Köln und begann ein Design-Studium. Es schien, als ginge es aufwärts.Doch ein tief verstecktes Schuld-empfinden ließ sie nicht mehr los. «Ich habe die

Geschichte meiner Flucht verdrängt und niemandem davon erzählt. Ich habe jeden Kontakt zu Iranern gemieden, weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, meine Familie verlassen zu haben.» Die sei im Iran sehr wichtig, fügt Mahnaz

mit weicher Stimme hinzu. Das Studium gab sie wegen zuviel Routine auf, arbeitete als Kellnerin oder Verkäuferin, bis ihr schließlich die Idee mit der Pantomime kam. Gearbeitet wird meistens am Wochenende. Am liebsten stellt sie eine Schaufensterpuppe dar, denn viele ihrer Bekannten meinten, sie sähe genau wie eine solche aus. Auf der Straße steht Mahnaz seitdem für höchstens drei Stunden am Stück. Auf den ersten Blick scheint das nicht viel. Doch die Arbeit sei konzentriert und kraftraubend, sagt sie: «Ich gebe den Menschen meine Kraft.»

Manchmal fühlt sie sich einsam. Manchmal nicht. Sie könne ja auch sehr schnell süchtig nach anderen Menschen werden, weil sie ihre Mutter so früh, mit neuen Jahren, verloren habe.

Dann müsse sie aufpassen, denn besitzen und besitzen lassen will sie nicht. Eine Beschrän-kung ihrer persönlichen Freiheit kann sie nicht ausstehen, sogar wenn sie im Gegenzug menschliche Wärme und tiefere Beziehungen bekommt. Die Pantomime Su zu sein, gebe ihr ein Gefühl von Selbständigkeit und Freiheit, sagt Mahnaz. Und Freiheit sei die Achse, um die herum man sein Leben aufbauen könne. Wenn ich da stehe, fühle ich Freude, die mit nichts auf der Welt zu vergleichen ist.

Von anderen Menschen will sie dennoch lieber unabhängig bleiben. Sie habe noch keine eigene Familie, keine Kinder, keinen

wirklichen Freund. Ihre besten, sagt Mahnaz, seien im Iran zurückgeblieben.So ist Sus Publikum auf der Straße für sie zur Familie geworden. Dieser Ersatz beenge sie nicht. Und dennoch: «Ich habe Glücksmomente erlebt, weil ich dort gestanden habe und zusammen mit dem Publikum eine Einheit bildete.» In diesem Moment der Kreativität, erzählt Mahnaz, schließe sie sich an eine göttliche Kraft an: «Dann bin ich als Person nicht mehr da. Verstehen Sie? Das ist die Präsenz. Nicht die Persönlichkeit. Das Leben. Kann man auch Gott nennen. Oder eine Quelle, einen Energiefluss.»

Von diesem Energiefluss hat sie allerdings in den letzten drei Jahren nur wenig gespürt, wegen einer «kreativen Pause». In der Tat wurde ihr Freiheitsgefühl unter Beweis gestellt, als sie zum Geisel von inneren verdrängten Ängsten wurde. In der Schule in Iran ist sie sie mit sieben Jahren Opfer sexueller Gewalt gefallen, und nach 40 Jahren kam die Angst zurück. «Ich hatte alles verdrängt, dann mich wieder durch einen Zufall daran erinnert. Ich musste mich von diesen Symptomen befreien, damit ich wieder kreativ werden konnte», erzählt Su. Drei Jahre hat sie mit Traumabewältigung und Meditieren verbracht. In ihrer Trauma-konfrontation hat sie die «Quelle» auch gesehen. Sie beschreibt sie als ein kraftvolles Licht, für welches man nur reine Liebe empfinden kann. Bei diesem

Licht will man für immer bleiben.

Auf der Suche nach dem, was man den Sinn des Lebens nennen könne, sei sie allerdings immer noch. Während sie das erzählt, schaut sie mich mit einem zweifelnden

Lächeln an.

Eine Mission, die richtige Form, diese Welt zu verbessern, habe sie noch nicht gefunden. «Aber vielleicht», sagt sie wie um sich Mut zu machen, «werden die Leute für Momente aus ihrem Schlaf gerissen, wenn ich als Su nur dastehe.» Dann eilt sie nach Hause, denn sie hat heute noch ein langes Meditieren vor – ganz alleine.

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Portrait

Dann bin ich als Person nicht mehr

da. Verstehen Sie? Das ist die Präsenz

Ich habe die Geschichte

meiner Flucht aus dem Iran

verdrängt und niemanden

davon erzählt

von natalia Karbasova

Ihr Land und ihre Familie hat die gebürtige Iranerin als junges Mädchen für immer verlassen. Seit 15 Jahren

spielt sie eine lebendige Puppe auf der Straße - und das Publikum ist für sie zur Familie geworden.

Das Leben zwischen Puppe, Publikum und Gott

Studienprojekt // DW-Akademie Januar 2011

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Spannung und Dramaturgie des «Physical Theater»

Moderne Pantomime heißt viel mehr, als bemaltes Gesicht und weiße Handschuhe - das spüren die Schüler des Mimen-

Zentrums in Köln am eigenen Leibe

Dunkelheit und Stille herrschen in dem kleinen

Raum mit Spiegeln mitten in Köln. Für die Auszubildenden des Mimen-Zentrums ist heute ein ganz besonderer Tag. Das Licht geht an - und sechs in schwarz gekleidete Figuren erwachen zum Leben. Sie bewegen sich auf- und gegeneinander, eine Figur biegt sich, eine andere rollt auf den Boden wie ein abfallendes Blatt. Dann wieder bilden alle einen Haufen, der zu pulsieren scheint. Eins. Zwei. Drei. Explosion! Die Schauspieler fallen um und bleiben wie zerschmettert liegen. Das Licht geht aus. So endet das Sextett «Unter Druck», an

dem die Schüler drei Monate lang gearbeitet haben. Genau wie an allen anderen Stücken, die sie heute ihren Lehrern präsentieren.Das «MimeCenter» hat Nicoletta Dahlke im Jahre 2005 gegründet. Sie ist eine erfahrene Mimin und Schülerin des weltberühmten Marcel Marceau. Seit zwölf Jahren arbeitet sie als Theaterpädagogin und wollte nur ihr Wissen weitergeben. Schließlich gebe es in Deutschland nicht so viele Schulen für diese Kunst, sagt sie. «Mir blieb also nur der Weg, selbst aktiv zu werden und eine eigene Schule aufzumachen.»

Zusammen mit zwei weiteren Dozenten sorgt Nicoletta seitdem dafür, dass die künftigen Mimen jeden Tag hart

trainieren. Hinter den Übungen steckt ein Hauptgedanke: Der Schüler muss lernen, seinen Körper als Instrument zu benutzen. Deshalb bietet die Ausbildung ganz viele Dinge aus unterschiedlichen Bereichen. Unterrichtet wird die klassische «Mime corporel» nach Marcel Marceau und Etien Decroux, aber auch Ballet, Jazz-Dance, Hip-Hop und Tango. Dazu kommen noch Körperbeherrschung, Atemtechniken und Schauspieltraining. Doch nicht alles lässt sich schlicht erlernen: «Die Leute, die wir annehmen», sagt Nicoletta, «müssen etwas zu sagen haben und sich ausdrucken wollen. Erst wenn dieser Wunsch da sei, könne

die Ausdrucksfähigkeit selbst geschult werden. Alles andere sei nur eine Frage der Zeit.

Mit der Pantomime verbinden die meisten Menschen ein weißes Gesicht und unsichtbare Gegenstände. Um sich von der klassischen Kunst zu distanzieren, spricht Nicoletta Dahlke mittlerweile lieber von «Physical Theater».

Die innere Welt eines Menschen, seine Gedanken und Gefühle, stünden im Mittelpunkt der so genannten «Mime

corporel», die an der Schule unterrichtet wird. Diese Technik sei viel näher am Theater, was das Schauspielern angehe und viel näher am Tanz in Hinblick auf die Virtuosität des Körpers. «Man braucht Dramaturgie», sagt die Mimin. «Ich trage zum Beispiel einen unsichtbaren Stuhl durch die Gegend. Na gut, schön. Und was mache ich dann damit? Hier fängt die Story ja erst an.»

Aber kann man von einer Kunst leben, über die das Publikum nur sehr wenig weiß? Benny Becker, ein Schüler, ist sich sicher. Er will schließlich seine Ausbildung schon in ein paar Monaten abgeschlossen haben. Verschiedene Projekte aktiv

nebeneinander zu betreiben, bedeuten für ihn, dass sich auch der Lohn aus verschiedenen Quellen zusammensetzt. Körperschauspieler seien beispielsweise im Event-Bereich gefragt, wie etwa bei Messe-Eröffnungen oder auf Festen aller Art. Körpertheater habe eine große Zukunft, ist auch sein Lehrer Oliver Sproll überzeugt. Die Ausbildung in Schauspielschulen und Produktion werde immer körperlicher und vielfältiger. Man müsse nicht nur sprechen können, sondern auch Akrobatik machen oder ein Instrument spielen. Von daher, so hofft er, sei es eher unwahrscheinlich, dass die Absolventen seiner Schule keine Arbeit fänden.

Übung macht den Meister: Die Schüler präsentieren ihre Stücke

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• Die meisten Deutschen sind gegen Kunst- und Kulturszene gleichgültig

• Die Berliner und Hamburger sind die größten Kulturfreaks. Jeweils 17 und 16 Prozent der Befragten in diesen Städten geben an, sie seien „ganz besonders“ daran interessiert

• Das größte Interesse zeigen Menschen im Alter zwischen 60 und 69 Jahren

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Körpertheatertechnik, entwickelt von Franzose Étienne Decroux. Der Focus liegt auf dem körperlichen Aufwand und muskulären Spiel

«Mime corporel»

Pantomime-Schüler: «Kunst für mich...»

...ist wie Philosophie oder Religion. Im Afghanischen heißt Gott „Khodor“ und das heißt „ich mache“. Solange ich aus mich selbst schöpfe und in mich hineinschaue, was ich von mir aus tun möchte, dann bin ich schöpferisch, künstlerisch oder sogar göttlich. Manuel Evers, 22

... liegt eher in Betrachter als in einem Akteur. Kunst für mich selber beginnt dort, wo etwas getan wird, was jemanden anderen berührt, irgendwo im Inneren. Zum Beispiel, das Spiel mit dem Unsichtbaren ist für mich selber etwas Wundervolles. Benny Becker, 30

... bedeutet mit mir selbst im Kontakt zu stehen und vor allen Dingen das zu tun, was mir Spaß macht. Kunst bedeutet auch viel Arbeit. Es geht auch darum, dass ich meine Ideen verwirklichen kann und die Leute damit begeistern.

David Eben, 21

Pantomime selbst erlernen

Wo Was angebot Web Berlin Atelier für

physisches Theater

2-jährige Ausbildung

apt-absurdacomica.de

Berlin Die Etage 3-jährige Ausbildung

dieetage.de

Köln MimeCenter 3-jährige-Ausbildung, Kurse

mimecenter.de

Essen Folkwang Universität der Künste

Physical Theatre Artist Diploma

physicaltheatre.eu

Hannover Mimart Studio Fortbildung petermim.deStuttgart Internationales

Pantomime-Theater

Kurse & Seminare

pantomime-theater.de

Dresden Mimenbühne Dresden

Kurse mimenstudio.de

Ganz besonders

Nicht so sehr

Kaum, gar nicht

Wie sehr interessieren Sie sich für die Kunst und Kultur?

60%

30%

10%

«Kulturlose» Deutsche: Was hält Max Mustermann von Kunst?

von natalia Karbasova

Studienprojekt // DW-Akademie KunstJanuar 2011