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S. 1 | Nr. 64 Renews Spezial Reststoffe für Bioenergie nutzen Ausgabe 64 / April 2013 Reststoffe für Bioenergie nutzen Potenziale, Mobilisierung und Umweltbilanz Hintergrundinformationen der Agentur für Erneuerbare Energien

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S. 1 | Nr. 64 Renews Spezial Reststoffe für Bioenergie nutzen

Ausgabe 64 / April 2013

Reststoffe für BioenergienutzenPotenziale, Mobilisierung undUmweltbilanz

Hintergrundinformationender Agentur für Erneuerbare Energien

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Renews Spezial Reststoffe für Bioenergie nutzen S. 2 | Nr. 64

www.unendlich-viel-energie.de

Autor:Jörg MühlenhoffStand: April 2013

Herausgegeben von:

Agentur für ErneuerbareEnergien e. V.Reinhardtstr. 1810117 BerlinTel.: 030-200535-3Fax: [email protected]

ISSN 2190-3581

Unterstützer:Bundesverband Erneuerbare EnergieBundesverband SolarwirtschaftBundesverband WindEnergieBundesverband WärmepumpeGtV – Bundesverband GeothermieBundesverband BioenergieFachverband BiogasVerband der Deutschen Biokraftstoffindustrie

Gefördert durch:Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und ReaktorsicherheitBundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz

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Inhalt

Was sind biogene Reststoffe? 4

Reststoffe und Energiepflanzen im Vergleich 6

Potenziale biogener Reststoffe 9- Ökologische Restriktionen für Potenziale biogener Reststoffe 10

Welche Reststoffe spielen welche Rolle? 12- Forstwirtschaftliche Biomasse 12- Industrierestholz 15- Tierische Exkremente 17- Bio- und Grünabfälle 20- Stroh 23- Klärschlamm 25- Hausabfall 26- Altfett und tierische Fette 28

Herausforderungen bei der Mobilisierung von Reststoffpotenzialen 30

Regionale Verteilung von Potenzialen biogener Reststoffe 31

Biogene Reststoffe in Europa und weltweit: bisher kaum erschlossen 33- Biogene Reststoffe in der Europäischen Union 33- Biogene Reststoffe weltweit 36

Voraussetzungen für die Mobilisierung von Reststoffpotenzialen 37- Logistische Strukturen für die energetische Nutzung biogener Reststoffe 37- Eignung biogener Reststoffe für die energetische Nutzung 37- Sozioökonomische Bedingungen für die Nutzung biogener Reststoffe 38

Ökologische Aspekte der energetischen Nutzung biogener Reststoffe 38- Treibhausgas- und Schadstoffminderung 38- Einsparung synthetischer Düngemittel durch Stoffkreislaufwirtschaft 39

Fazit 40

Quellen und weitere Informationen 41

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Was sind biogene Reststoffe?

Mit Bioenergie wird vor allem der Anbau von Energiepflanzen assoziiert, d.h. Pflanzen, die sich dafüreignen, Strom, Wärme oder Kraftstoffe zu gewinnen. Ebenso bedeutend sind als Rohstoff fürBioenergie jedoch Reststoffe. Biogene Reststoffe stammen nicht von Energiepflanzen, die mit demHauptziel der Energienutzung angebaut worden sind, sondern sind bei einer anderen, vorherigenNutzung von Biomasse angefallen. Dies kann bei der Holzernte und Holzverarbeitung der Fall sein,bei der Pflege von Parks und Gärten oder bei der Produktion von Nahrungsmitteln, um nur wenigeBespiele zu nennen.

Was auf den ersten Blick als Abfallprodukt erscheint, ist aber ein wertvoller Rohstoff, der auchenergetisch genutzt werden kann. Reststoffe sind die zweite Säule der Bioenergie nebenEnergiepflanzen.

Typische biogene Reststoffe, die in Deutschland für die Strom-, Wärme- und Biokraftstoffproduktiongenutzt werden, sind beispielsweise

tierische Exkremente (z.B. Gülle, Mist, Kot) Bio- und Grünabfälle (z.B. verdorbene Lebensmittel, Grünschnitt) Erntereste (z.B. Rübenblätter) Stroh Klärschlamm aus Kläranlagen organische Haus- und Siedlungsabfälle Nebenprodukte der Lebensmittelproduktion (z.B. Altfett, tierische Fette, Kartoffelschalen)

Das nachfolgende Schaubild verdeutlicht die Nutzungspfade der unterschiedlichen Reststoffe: WelcheBiomasse wird zu welchem Bioenergieträger umgewandelt und in welchen Anlagen zur Strom,Wärme- und/oder Biokraftstoffproduktion genutzt?

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Auch die unterschiedlichen Arten von Energieholz können begrifflich zur Kategorie der Reststoffegezählt werden. Waldholz fließt zunächst überwiegend in die stoffliche Nutzung. Sägewerke undandere nachfolgende Betriebe verarbeiten das Waldholz z.B. zu Baumaterialien, Möbeln,Holzwerkstoffen oder Papier. Dabei fallen zahlreiche Reststoffe an, das so genannteIndustrierestholz, das energetisch genutzt werden kann. Altholz ist bereits stofflich genutztes Holz,das am Ende seines Nutzungsweges steht und ebenfalls energetisch genutzt werden kann.

Typische Reststoffe aus dem Bereich Energieholz sind beispielsweise Roh- und Waldrestholz, das bei der Durchforstung, bei Ernte und Verarbeitung von Waldholz

anfällt Landschaftspflegeholz Nebenprodukte von Sägewerken (z.B. Sägespäne, Sägemehl) Schwarzlauge, Rinde und andere Reststoffe der Papier- und Zellstoffindustrie Altholz (z.B. Lagerpaletten aus Holz, alte Holzmöbel)

Die in Deutschland etablierten Nutzungspfade für die Reststoffe aus dem Bereich Energieholzverdeutlicht das nachfolgende Schaubild.

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Reststoffe und Energiepflanzen im Vergleich

Da die genannten Reststoffe in vielen unterschiedlichen Wirtschaftszweigen anfallen und höchstunterschiedlich beschaffen sind, bleiben wissenschaftliche Erhebungen und Bewertungen ihrerPotenziale – im Gegensatz zu Energiepflanzen und deren Anbauflächen – noch relativ selten.

Vor diesem Hintergrund will die vorliegende Publikation nur einen Überblick zu Möglichkeiten undGrenzen der Reststoffnutzung für Bioenergie aufzeigen. Eine Strategie zur Erschließung vonReststoffpotenzialen kann hier jedoch nicht entwickelt werden. Je nachdem, an welchem Ortbestimmte Potenziale von Reststoffen in welchem Zustand erfasst werden können, müssen diespezifischen Rahmenbedingungen für eine Nutzung zur Strom-, Wärme- oder Kraftstoffproduktionuntersucht werden. Während bestimmte Reststoffe mit vergleichsweise geringem logistischemAufwand und geringen Kosten energetisch genutzt werden könnten, bestehen bei anderen Reststoffenmöglicherweise bereits Nutzungskonkurrenzen.

Die gesellschaftliche Debatte um Bioenergie konzentriert sich häufig auf Fragen desEnergiepflanzenanbaus. Mal werden dabei Reststoffe nicht als gleichwertiger Teil der Bioenergiewahrgenommen, mal wird die Nutzung von Reststoffen als Ersatz für den Energiepflanzenanbaugefordert - verbunden mit der Erwartung, dadurch Bioenergie ohne Flächenkonkurrenzen odernegative Umwelteffekte zu garantieren. Diese Publikation macht jedoch deutlich, dass es auch beiNutzung von Reststoffen notwendig bleibt, negative ökologische Folgen zu vermeiden undmöglicherweise konkurrierende Nutzungspfade in Einklang zu bringen. Der Aufbau einer weitgehendauf erneuerbaren Quellen beruhenden Energieversorgung ist ohne Energiepflanzen und biogeneReststoffe kaum umzusetzen. Die Strom-, Wärme- und Biokraftstoffbereitstellung kann inDeutschland weiter gesteigert werden. Die Potenziale von Energiepflanzen wie von Reststoffen solltendabei aber auch nicht überschätzt werden.1

Bisher haben nur wenige wissenschaftliche Studien das in Deutschland verfügbare Potenzial vonbiogenen Reststoffen und Energiepflanzen vergleichend ermittelt. Die in der nachfolgenden Tabelleaufgeführten Ergebnisse stellen die ermittelten Primärenergiepotenziale von Reststoffen als Teil desgesamten heimischen Biomassepotenzials dar. Angegeben wird der Energiegehalt der alsBioenergieträger aufbereiteten Biomasse in Petajoule (PJ).

Ein Petajoule (PJ) = 277,8 Mio. Kilowattstunden

Das entspricht dem Energiegehalt derjährlichen Gülleproduktion von 100.000

Rindern.

Das entspricht dem Energiegehalt derMaisernte von 6.000 Hektar oder 8.000Fußballfeldern.

Mit 1 PJ könnten rund 30.000 Durchschnittshaushalte ein Jahr lang mit Strom versorgt werden.2

1 Vgl. AEE: Anbau von Energiepflanzen. Umweltauswirkungen, Nutzungskonkurrenzen und Potenziale. RenewsSpezial 65, April 2013.2 AEE: Potenzialatlas Bioenergie in den Bundesländern. Berlin, Januar 2013.

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Gesellschaftliche, ökologische und strukturelle Faktoren, die die Nutzung der theoretisch verfügbarenBiomasse einschränken, sind dabei bereits abgezogen. Je nachdem, welche Annahmen die Studienbeispielsweise zum Bevölkerungswachstum, zu zukünftigen Viehbeständen oder zumAbfallaufkommen machen, variieren die prognostizierten Reststoffmengen, deren Zusammensetzungund damit deren Energiegehalt. Auch die Bioenergie-Potenziale von Energiepflanzen weisen inAbhängigkeit von ihrer modellierten zukünftigen Anbaufläche große Bandbreiten auf. Auffällig istjedoch, dass Reststoffe (einschließlich Energieholz) in fast allen Studien mindestens die Hälfte desgesamten Potenzials heimischer Biomasse ausmachen.

Potenziale biogener Reststoffe in DeutschlandStudienergebnisse im Vergleich (in Petajoule, PJ)

Auftraggeber und Autor der

Potenzialstudie

Gesamtpotenzial

heimischer

Biomasse

davon:

Reststoffe

Anteil der

Reststoffe

Bezugsjahr

der Studie

BMU/DLR/Fraunhofer IWES/IfNE:

Leitszenario (2008/2012)

ca. 1.550 PJ 725 PJ

- 905 PJ

47 %

- 59 %

2050

BMVBS/DBFZ: Globale und regionale

räumliche Verteilung von

Biomassepotenzialen (2010)

ca. 1.500 PJ

- 1.800 PJ

ca. 900 PJ 60 %

- 50 %

2020

BMWi/Prognos/EWI/GWS: Energieszenarien

für ein Energiekonzept der Bundesregierung

(2010)

1.640 PJ ca. 900 PJ 55 % 2050

WWF/Öko-Institut/Prognos: Modell

Deutschland (2009)

ca. 1.200 PJ ca. 600 PJ 50 % 2050

BMU/Öko-Institut u.a.: Stoffstrom-analyse

zur nachhaltigen energetischen Nutzung von

Biomasse (2004)

940 PJ

- 1.521 PJ

586 PJ

- 698 PJ

62 %

- 46 %

2030

Spielen die Reststoffe in der öffentlichen Wahrnehmung und in der politischen Diskussion eher eineNebenrolle, so können sie auf den ersten Blick damit sogar einen noch etwas größeren Beitrag zurVersorgung mit Bioenergie leisten als Energiepflanzen. Dieser Eindruck muss jedoch relativiertwerden, schließlich sagen die für die verschiedenen Bezugsjahre in der Zukunft ermittelten Potenzialenoch nichts darüber aus, inwieweit die bereit stehenden Reststoffe heute schon in Bioenergieanlagenzur Strom-, Wärme- und/oder Biokraftstoffproduktion herangezogen werden.

Nach Berechnungen des vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegebenen Leitszenarios wurdenim Jahr 2010 bereits rund 62 Prozent des maximal zur Verfügung stehenden Reststoffpotenzials inDeutschland energetisch genutzt. Ein Großteil davon, die unterschiedlichen Formen von Energieholz,wird verbrannt. Nur eine relativ kleine Menge wird in Biogasanlagen vergoren.

Wird demgegenüber untersucht, in welchem Umfang die für die Zukunft ermittelten Potenziale vonEnergiepflanzen bereits für die energetische Nutzung erschlossen sind, ergibt sich ein anderes Bild:Nur knapp die Hälfte des im Leitszenario berechneten Potenzials von Energiepflanzen wurde 2010genutzt. Die Anbaufläche von Energiepflanzen von rund 2 Mio. Hektar im Jahr 2012 könnte nachAnnahmen mehrerer der oben genannten Studien auf rund 4 Mio. Hektar verdoppelt werden, ohne dieSelbstversorgung Deutschlands mit Nahrungsmitteln in Frage zu stellen. Die Potenziale vonReststoffen und von Energiepflanzen sind vor diesem Hintergrund gleichwertig für den Ausbau derBioenergie zu bewerten.

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Welchen Beitrag können Reststoffe und andere heimische Biomasse zur Energieversorgung leisten?Werden die oben genannten Gesamtpotenziale von heimischer Biomasse ins Verhältnis gesetzt zueinem Primärenergiebedarf in Höhe von 6.950 PJ, den das Energiekonzept der Bundesregierung bis2050 anstrebt,3 so können zwischen ca. 14 bis 26 Prozent des deutschen Primärenergiebedarfs durchBioenergie gedeckt werden. Der alleinige Beitrag der Reststoffe zum zukünftigen Energiebedarfwürde eine Bandbreite von ca. 8 bis 13 Prozent erreichen.

Bioenergie deckte im Jahr 2012 insgesamt 8,8 Prozent des deutschen Primärenergiebedarfs. Bezogenauf den Endenergieverbrauch von Strom, Wärme und Kraftstoffen deckte Bioenergie im Jahr 2012insgesamt 8,2 Prozent. Heimische Bioenergieträger lieferten 2012 den mit Abstand größten Beitragzur erneuerbaren Energieversorgung (6,9 Prozent des Stromverbrauchs, 9,5 Prozent desWärmeverbrauchs und 5,5 Prozent des Kraftstoffverbrauchs).

Eine theoretische Einschränkung der Bioenergienutzung auf Reststoffe und der Verzicht aufEnergiepflanzen würden dazu führen, dass der zukünftige Beitrag der Bioenergie zur Strom-, Wärme-und Biokraftstoffversorgung allenfalls das heutige Niveau erreichen könnte. Die Bedeutung vonBioenergie als flexibel einsetzbarer Energieträger wird hingegen mit dem wachsenden Anteil vonwetterabhängiger Stromerzeugung aus Wind- und Solarenergie weiter steigen. Zudem ist Bioenergieim Strom- und Kraftstoffbereich die einzige erneuerbare Energiequelle mit nennenswerten Beiträgenzur Bedarfsdeckung. Der langfristige Umbau der Energieversorgung auf ein weitgehend auferneuerbaren Quellen basierendes System kann auf den weiteren Ausbau sowohl der energetischenReststoffnutzung als auch des Energiepflanzenanbaus daher nicht verzichten.

3 EWI/Prognos/GWS: Energieszenarien für ein Energiekonzept der Bundesregierung, Köln/Basel/Osnabrück,August 2010.

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Potenziale biogener Reststoffe

Im einleitenden Kapitel „Reststoffe und Energiepflanzen im Vergleich“ wurden bereits Kennzahlen zuden bundesweiten Potenzialen von biogenen Reststoffen aus verschiedenen Quellen und genannt.Hinsichtlich der Zusammensetzung und Größe der unterschiedlichen Reststoffpotenziale werden zweiQuellen im Folgenden in Bezug auf das Jahr 2020 detaillierter dargestellt:

- BMVBS/DBFZ: Globale und regionale räumliche Verteilung von Biomassepotenzialen (2010)- BMU/DLR/Fraunhofer IWES/IfNE bzw. DLR/IfEU/WI: Leitszenario (2004/2008/2012)

Die Potenzialabschätzungen des BMU-Leitszenarios basieren auf einer früheren Erhebung desDeutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), des Institut für Energie- und Umweltforschung(IfEU), und des Wuppertal Instituts (WI) aus dem Jahr 2004.

Sowohl in der aktuellen Nutzung als auch in Zukunft würde stets der Großteil der Reststoffe als festeBiomasse aus der Forstwirtschaft für die Verbrennung – optimal in Kraft-Wärme-Kopplung –bestimmt sein, während nur ein geringerer Teil des gesamten Reststoffpotenzials für die Vergärung inBiogasanlagen in Frage kommt.

Beim Vergleich der beiden Quellen muss berücksichtigt werden, dass die BMVBS-/DBFZ-Studie diePotenziale von Landschaftspflegematerial, Klärschlamm, Deponiegas und tierischen Fetten nichterhoben hat. Auch sind die unterschiedlichen Kategorien von Reststoffen teilweise mitunterschiedlichen Kriterien eingegrenzt worden. Dennoch werden die Größenordnungen,Bedeutungen und Bandbreiten der unterschiedlichen Reststoffe und ihrer Herkunft damit deutlicher:

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Holz, tierische Exkremente und Stroh spielen in den unterschiedlichen Potenzialabschätzungen diedurchweg wichtigste Rolle.

Ökologische Restriktionen für Potenziale biogener Reststoffe

Werden Reststoffe wie tierische Exkremente oder Bio- und Grünabfall energetisch genutzt, so ist einklarer ökologischer Vorteil durch den zusätzlichen Klimaschutzbeitrag garantiert. Bei anderenReststoffen wie Stroh und Restholz, sind jedoch auch boden- und waldökologische Kriterien zubeachten. Je nachdem, in welchem Umfang Stroh und Restholz entnommen werden, können auchökologisch kontraproduktive Effekte auftreten.

Das Umweltbundesamt (UBA) hat im Jahr 2010 in seinem Szenario für eine VollversorgungDeutschlands mit Strom aus Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 20504 die in der BMU-Leitstudiebzw. von DLR/IfEU/WI 20045 angegebene Größe der Reststoffpotenziale überprüft. Mit Rücksicht aufAnforderungen des Naturschutzes empfiehlt das UBA eine Orientierung am konservativerenReststoffpotenzial (724 PJ im Jahr 2050) mit strengeren ökologischen Restriktionen.

Hierbei werden unterschiedliche einschränkende Annahmen getroffen. Für die Reststoffpotenzialeaus der Forstwirtschaft gelten Einschränkungen aus Gründen des Naturschutzes und dernachhaltigen Waldbewirtschaftung:

Die verstärkte Nutzung von Waldrestholz und Durchforstungsholz orientiert sich an wald-ökologischen Kriterien.

Nicht als Wertholz nutzbares Stammholz aus Mittel- und Niederwaldnutzung wirdenergetisch genutzt.

Es gibt aus Naturschutzgründen keine wesentliche Veränderung des Waldanteils an derGesamtfläche.

Auf Flächen für den überregionalen Biotopverbund (§ 3 Bundesnaturschutzgesetz) wirdWaldrestholz nicht genutzt, um störungsarme Waldflächen zu schaffen.

Der Erhalt historischer Waldnutzungsformen, z.B. Mittel- und Niederwald, auf geringenTeilflächen ist aus Artenschutzgründen erwünscht. Traditionell wird auf diesen Flächen dergrößte Teil der Biomasse energetisch genutzt, d.h. die energetisch nutzbare Biomasse erhöhtsich, ohne dass sich die Flächenanteile des Waldes insgesamt verändern.

Waldrestholzbestandteile, wie Wurzeln, Kronen- oder Astmaterial, verbleiben zurNährstoffversorgung des Waldbodens im Wald. Wurzelrodung findet nicht statt. Dies wirddurch die deutschen Waldzertifizierungssysteme kontrolliert. Auch aus qualitativen Gründenist eine energetische Nutzung dieser Waldrestholzbestandteile z.B. zur Holzpelletherstellungausgeschlossen, da der hohe Anteil der Mineralstoffe die Brennstoffeigenschaften signifikantverschlechtern würde. Je höher der Mineralstoffanteil ist, desto schlechter sind dieEigenschaften des Heizmaterials bei der Verbrennung.

Das Potenzial von Reststoffen aus forstwirtschaftlicher Biomasse (Waldholz, Waldrestholz) fällt in denPotenzialberechnungen des DBFZ deutlich höher aus. Dennoch liegen auch den Annahmen des DBFZmehrere strenge ökologische Restriktionen zugrunde. So ist der Holzzuwachs von Naturschutzflächennicht als energetisch nutzbarer Reststoff berücksichtigt. Zur Sicherstellung einer nachhaltigenForstwirtschaft muss ein Anteil von 10 Prozent des jährlichen Holzzuwachses ungenutzt bleiben.

4 UBA: Energieziel 2050: 100% Strom aus erneuerbaren Quellen, Dessau-Roßlau, Juli 2010.5 DLR/IfEU/Wuppertal-Institut: Ökologisch optimierter Ausbau der Nutzung erneuerbarer Energien inDeutschland. Stuttgart/Heidelberg/Wuppertal, März 2004.

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Außerdem wird angenommen, dass ein Teil des gewachsenen Holzvorrats jährlich als Totholz im Waldverbleibt. Um den Nährstoffhaushalt und die Biodiversität des Ökosystems Wald zu erhalten, kann einbestimmter Anteil von Bäumen bzw. Teile von Bäumen absterben und zu Humus zersetzt werden.6

Auch für die Nutzung von landwirtschaftlichen Reststoffen berücksichtigen die beidenPotenzialberechnungen Nachhaltigkeitskriterien. So wird die Strohnutzung begrenzt, um eineausgeglichene Humusbilanz zu gewährleisten. Würde das bei der Ernte anfallende Stroh vollständigfür die energetische Nutzung herangezogen und nicht auf dem Acker verbleiben, verlöre der Boden anHumus und Nährstoffen. Um Ertragsrückgänge auszugleichen, müssten ausgeleichend andereDünger eingesetzt werden.7

6 AEE: Potenzialatlas Bioenergie in den Bundesländern. Berlin, Januar 2013.7 Ebd.

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Welche Reststoffe spielen welche Rolle?

Das Potenzial biogener Reststoffe bietet eine sehr große Vielfalt. Holzartige Reststoffe machen dabeiden Großteil des gesamten Potenzials aus, gefolgt von landwirtschaftlichen Reststoffen wie Stroh undtierischen Exkrementen. Bedeutende Potenziale von Reststoffen fallen während derProduktionsschritte der holzverarbeitenden Industrie an. Potenziale können aber auch inlandwirtschaftlichen Vieh- und Ackerbaubetrieben mobilisiert werden. Ein dritter Bereich ist dieAbfallwirtschaft, die Bio- und Grünabfälle, Klär- und Deponiegas für die energetische Nutzungerschließen kann. Während diese Reststoffe vor allem in dicht besiedelten städtischen Räumenrelevant sind, spielen bei der Betrachtung des gesamten Angebotes von Reststoffen neben derLandwirtschaft die Forstwirtschaft und Holzindustrie in den dünner besiedelten ländlichen Regioneneine wichtigere Rolle.

Im Folgenden soll eine Einschätzung zum Aufkommen der unterschiedlichen Reststoffe gegebenwerden. Soweit möglich, werden Daten zur gegenwärtigen Nutzung, zur Marktentwicklung undkonkurrierenden Nutzungen genannt.

Forstwirtschaftliche Biomasse

Bei der aktuellen Nutzung von Restholz als wichtigstem Beitrag zur gegenwärtigenEnergieversorgung muss differenziert werden nach den unterschiedlichen Bereichen desHolzaufkommens und der Holzverwendung. Um einen Überblick zu den Rahmenbedingungen für dieReststoffnutzung zu geben, wird das Aufkommen der Reststoffe entlang der forstwirtschaftlichenProduktionskette dargestellt. Die Mengenangaben in Kubikmeter Festmeteräquivalent stammen ausder Holzrohstoffbilanz vom Oktober 2012.8

- Waldrestholz

Reststoffe fallen als so genannter Schlagabraum bereits bei der Holzernte undDurchforstung im Wald an. Es handelt sich dabei um das so genannte Waldrestholz, dasHolz von Baumkronen und Ästen umfasst, die nicht als hochwertiges Stammholz (auch alsSchnitt- oder Nutzholz bezeichnet) verkauft werden können. Die holzverarbeitendeIndustrie wie Sägewerke, Möbel-,

Bau-, Sperrholz- und Furnierindustrie hat wegender geringen Holzqualität, wegen Krümmungenund zu geringen Durchmessern wenig Interessean der Vermarktung dieses Holzsegmentes. Rund8,5 Mio. m³ Waldrestholz flossen 2011 nachAngaben der Holzrohstoffbilanz in dieenergetische Nutzung. Das Waldrestholz wirdüblicherweise maschinell gehäckselt und alsBrennstoff Holzhackschnitzel weiterverwendet.Hierbei handelt es sich um rund drei bis fünfQuadratzentimeter große Holzstückchen.Abnehmer sind zu annähernd gleichen TeilenHolzheizwerke bzw. Holzheizkraftwerke sowieprivate Haushalte. Neben den politischen

8 Mantau, Udo: Holzrohstoffbilanz Deutschland. Entwicklungen und Szenarien des Holzaufkommens und derHolzverwendung von 1987 bis 2015. Hamburg, Oktober 2012.

Holzzuwachs in DeutschlandJede Sekunde wachsen 4 m³ Holz im deutschen Waldnach. Das entspricht Holz im Umfang eines Würfelsmit 1,6 m Kantenlänge. Diese Menge ist jedoch nichtgleichzusetzen mit der Holzmenge, die jährlichgeerntet werden kann und auf den Holzmarkt kommt.Denn Baumkronen und Äste können nur zum Teilgenutzt werden und verbleiben für eineökosystemstabile Nährstoffversorgung im Wald.

Quelle: Bundeswaldinventur II/AEE

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Rahmenbedingungen (z.B. Vergütung der Stromerzeugung in Holzkraftwerken über das Erneuerbare-Energien-Gesetz, EEG) beeinflusst der Preisanstieg für fossile Energieträger die Mobilisierung desPotenzials von bisher ungenutztem Waldrestholz. Der Zubau von Holzkraftwerken ist nach 2009rückläufig. Aus Sicht der Biodiversität und der Bodenqualität ist ein Verbleib eines bestimmten Anteilsder Holzernte als Totholz und der Verzicht auf die Nutzung von Baumkronen notwendig. Wird zuvielWaldrestholz entnommen, fehlen dem Waldboden wichtige Nährstoffe.9

- Rohholz

Bedeutender ist die energetische Nutzung von rund 21,9 Mio. m³ Scheitholz (2010) aus demWald. Ein kleinerer Teil davon ist Ast- und Knüppelholz, das für die weitere stofflicheNutzung nicht in Frage kommt. Der Großteil (18,6 Mio. m³) besteht aus Derbholz (auch alsRundholz bezeichnet).10 Damit ist jenes Holz gemeint, das bei der Ernte mehr als 7 cmDurchmesser hat, d.h. Stamm und starkes Astholz. Als geerntetes Rohholz ist es eventuell

bereits gespalten und entrindet, aber nicht weiter verarbeitet. Dieses Holz wird vor allem alsScheitholz von Privathaushalten selbst im Wald eingeworben bzw. an diese vertrieben. Hinzu kommenkleinere Mengen Scheitholz aus dem eigenen Garten. Fast ausschließlich private Haushalte nutzenScheitholz in bundesweit rund 15 Mio. Einzelraumfeuerstätten, d.h. Kamin- und Kachelöfen, die nichtals Zentralheizung dienen. Damit kann etwa jeder vierte deutsche Haushalt den Brennstoff Holzeinsetzen. Angesichts steigender Kosten für fossile Energieträger wie Heizöl haben viele Haushalteverstärkt auf den günstigen Energieträger Holz für ihre Raumwärme zurückgegriffen. Von 2004 bis2011 hat sich der Scheitholzverbrauch der Privathaushalte mehr als verdoppelt. Die Preisentwicklungfossiler Energieträger kann auch in Zukunft starke Auswirkungen auf Nachfrage und Nutzung diesesAufkommens haben. Da dieses Holzsegment auch von Teilen der holzverarbeitenden Industrie genutztwerden könnte, sind hier je nach Nachfrageverhalten auch direkte Konkurrenzen möglich.

In kommunalen Forsten und Staatsforsten sind die Hiebsätze, d.h. die Holzmenge, die jährlich jeFläche eingeschlagen werden kann, ohne den gleichzeitigen Zuwachs zu überschreiten, bereitsweitgehend erschöpft. 11 In vielen Privatwäldern, die mit 4,8 Mio. ha rund 44 Prozent der deutschenWaldflächen ausmachen, sind jedoch noch umfangreiche Holzvorräte zu mobilisieren. Viele privateWaldbesitzer, die oft nur wenige Hektar Wald ihr Eigen nennen, bewirtschaften diesen jedochallenfalls unregelmäßig. Viele Besitzer schlagen kein Holz ein, weil ihnen hierzu das Fachwissen fehltund sie nicht über genügend finanzielle Mittel verfügen. Außerdem weist der Kleinprivatwald eineReihe struktureller Nachteile auf: Er ist sehr kleinparzelliert und schlecht erschlossen, die Grenzenund Besitzverhältnisse sind häufig unklar. Zwar hat die Nutzungsintensität im Privatprivatwald u.a.durch die gestiegene Nachfrage sowie durch Informationskampagnen insgesamt zugenommen,jedoch besteht hier noch immer ein großes Mobilisierungspotenzial von Holzvorräten. PrivateWaldbesitzer können sich z.B. auf Basis von Contracting-Modellen zu Forstbetriebsgemeinschaftenzusammenschließen, um eine gemeinsame Bewirtschaftung vieler kleiner Waldflächen ökonomischattraktiv zu machen. Sowohl die stoffliche als auch die energetische Nutzung können von derErschließung dieses Potenzials profitieren.12

9 AEE: Holzenergie. Bedeutung, Potenziale, Herausforderungen. Renews Spezial 66, April 2013.10 Infro/Universität Hamburg: Energieholzverwendung in privaten Haushalten 2010. Marktvolumen undverwendete Holzsortimente. Hamburg, Mai 2012.11 IÖW/ZEE Universität Freiburg/Universität Hohenheim: Die Energiewende vor Ort gestalten. Ein Wegweiser füreine sozial gerechte und naturverträgliche Selbstversorgung aus Erneuerbaren Energien. SchwerpunktBioenergie. Freiburg i.B., März 2013.12 AEE: Holzenergie. Bedeutung, Potenziale, Herausforderungen. Renews Spezial 66, April 2013.

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Renews Spezial Reststoffe für Bioenergie nutzen S. 14 | Nr. 64

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Energieträger Holz: typische Nutzungspfade

BIOMASSE (HOLZSORTIMENTE)

Rohholz Waldrestholz undLandschafts-

pflegeholz

Industrierestholz(Sägespäne, -mehl)

Altholz(bereits stofflichgenutztes Holz)

Kurzumtriebs-plantagen

(Landwirtschaft)

BIOENERGIETRÄGER (BRENNSTOFFE)

Scheitholz Hackschnitzel Holzpellets Schredderholz

BIOENERGIEANLAGENverbreitete Anlagentechnik und Leistungsklassen (therm.)

Holzöfen/Holz-kamine in Privat-

haushalten

oder

Scheitholzkessel(Scheitholzheizungen)

ca. 5 – 50 kW,Industrie:bis ca. 800 kW

Hackschnitzel-heizungen in Ein-

und Mehrfamilien-

häusern und Gebäude-

komplexen

ca. 15 – 500 kW

oder

Holzheizwerke,Holzheizkraft-werke

500 kW - 100 MW

Kleine Holz-pelletheizungenin Ein- und Mehr-

familienhäusern und

Gebäudekomplexen

ca. 5 – 300 kW

oder

Große Holz-pelletheizungenfür Nahwärmenetze,

Gewerbe und Industrie

ca. 300 kW – 5 MW

Holzheizwerke,Holzheizkraft-werke für

industrielle Wärme

(und Strom-)

erzeugung,

Nahwärmenetze

ab 1 MW bzw.ab 10 MW

Fotos/Quellen: FNR, BAV, BMU, wendenenergie.de, brandnerhof.de, biomasse-nutzung.de

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- Landschaftspflegeholz

Eine geringere Bedeutung hat die energetische Nutzung von Landschaftspflegeholz.Unter diesem Oberbegriff fasst die Holzrohstoffbilanz die holzartigen Anteile vonLandschaftspflegematerial zusammen, d.h. jene Biomasse, die beim Baum- undStrauchschnitt in Parks, Gärten, an Gewässern und Straßen anfallen. Für das Jahr2011 wird von einem verbrauchten Volumen von rund 4,5 Mio. m³

Landschaftspflegematerial ausgegangen, das zu etwas mehr als der Hälfte direkt von Haushaltengenutzt wird, z.B. in ihren Öfen und Kaminen. Der geringere Anteil des Aufkommens wird in häufigkommunal betriebenen Holzkesseln, Heizwerken oder Heizkraftwerken zur Wärme und/oderStromerzeugung genutzt. Die Holzrohstoffbilanz geht davon aus, dass je nach Mobilisierungsgrad 5,5bis 6,5 Mio. m³ nutzbar sind. Ein Großteil des Landschaftspflegematerials ist also bereits erschlossen.Der logistische Aufwand und die wechselhafte Qualität machen es zu einem weniger attraktivenReststoff. Wenn das Landschaftspflegematerial jedoch sowieso anfällt und entsorgt werden muss,können die Entsorgungskosten zumindest anteilig durch Erträge aus einer möglichen energetischenNutzung ausgeglichen werden.13

Industrierestholz

Fallen Reststoffe nicht direkt im Wald, sondern erst nach einer Produktionsstufe in der holzbe- oder-verarbeitenden Industrie an, spricht man von Industrierestholz. Dieses Holzsegment ist ebenfalls fürdie energetische Nutzung relevant.

- Sägespäne und -mehl

In Sägewerken wird das geerntete Rohholz zu Schnittholz für Bau- undKonstruktionsholz (Balken, Kanthölzer, Bretter, Bohlen usw.), für Verpackungen und fürdie Möbelindustrie aufbereitet. Die Sägeindustrie beliefert auch die Papier- undZellstoffindustrie. Dabei fallen als Nebenprodukt Schnittholzreste, Sägespäne und -mehl an. Die Holzrohstoffbilanz erfasst für 2010 ein Aufkommen von 15 Mio. m³

Sägenebenprodukten, das zu zwei Dritteln in der Holzwerkstoff- und Zellstoffindustrie stofflichweiterverwendet wird. Nur rund ein Drittel wird energetisch genutzt, vor allem für die Produktion vonHolzpellets und Holzbriketts (rund 4 Mio. m³ Sägenebenprodukte im Jahr 2011). Nur ein kleiner Teildes Sägerestholzes wird nicht als Pellets oder Briketts, sondern direkt in Holzheizwerken undHolzheizkraftwerken zur Wärme- und/oder Stromerzeugung eingesetzt.

Holzpellets sind wenige Zentimeter lange, 6 Millimeter dünne stäbchenförmige Presslinge, die vorallem in Holzpelletkesseln verbrannt werden. Pelletheizungen dienen in Ein- undMehrfamilienhäusern oder Gebäudekomplexen als Zentralheizung. Holzbriketts werden vor allem inScheitholzöfen und -kaminen verfeuert. Für die Brennstoffe Holzpellets und -briketts bestehenNormen, die sicherstellen, dass ausschließlich naturbelassenes Holz ohne chemische Zusätze alsverwendet werden dürfen. Nur in sehr geringem Umfang werden andere Holzsegmente wieWaldrestholz für die Holzpellet- und -brikettproduktion herangezogen. Erst mit der Markteinführungvon Holzpelletheizungen stieg nach 2000 die Nachfrage nach Sägenebenprodukten für dieenergetische Nutzung deutlich an. Wurden im Jahr 2000 insgesamt noch weniger als 0,5 Mio. m³Holzpellets und -briketts in privaten Haushalten verbraucht, so waren es 2010 bereits 1,4 Mio. m³

13 IÖW/ZEE Universität Freiburg/Universität Hohenheim: Die Energiewende vor Ort gestalten. Ein Wegweiser füreine sozial gerechte und naturverträgliche Selbstversorgung aus Erneuerbaren Energien. SchwerpunktBioenergie. Freiburg i.B., März 2013.

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Briketts und 1,6 Mio. m³ Pellets. Die Produktionskapazitäten der Pelletieranlagen in Deutschlandwürden eine weitere Steigerung der Holzpelletproduktion möglich machen.

Der Anteil der energetischen Nutzung ist gegenüber der stofflichen Nutzung der Holzwerkstoff- undZellstoffindustrie angestiegen. In den 1990er Jahren wurde nur etwa ein Viertel des Sägerestholzesdirekt energetisch genutzt. Die Holzwerkstoffindustrie war praktisch alleiniger Abnehmer vonSägespänen und -mehl. Mit den Herstellern von Holzpellets und -briketts ist nun ein Konkurrententstanden, der gezielt diese Reststoffe mobilisiert und ein Drittel des Sägerestholzes nachfragt.Nachdem die Sägewerke ihre Einschnittleistung nach 2007 reduzierten und damit auch das Angebotvon Sägenebenprodukten zurückging, änderte sich das Verhältnis zwischen energetischer undstofflicher Nutzung jedoch nicht wesentlich.

- Schwarzlauge und Rinde

Schwarzlauge entsteht als Nebenprodukt in der Zellstoffindustrie. Sie enthält Ligninund wird fast ausschließlich in bundesweit acht Kraftwerken der Zellstoffindustriedirekt vor Ort verbrannt, um den Wärmebedarf der Industrieanlagen zu decken undStrom zu erzeugen. Die acht Kraftwerke der Zellstoffindustrie verfügten 2011 überinsgesamt 220 MW installierte elektrische Leistung. Die Stromerzeugung wird bei

Anlagen bis 20 MW über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) vergütet. Die Holzrohstoffbilanzgeht davon aus, dass die Schwarzlauge vollständig energetisch genutzt wird. Nur bei einerProduktionssteigerung der Zellstoffindustrie könnte die Strom- und Wärmeerzeugung ihrerKraftwerke weiter steigen.

Das Aufkommen von Rinde im Umfang von 4,7 Mio. m³ im Jahr 2010 floss zum Teil in die stofflicheNutzung, vor allem als Rindenmulch, oder wurde in Holzheizwerken oder Holzheizkraftwerken zurWärme- und/oder Stromerzeugung genutzt. Das EEG begünstigte die Nutzung von Rinde alsnachwachsenden Rohstoff, weshalb laut Holzrohstoffbilanz ein Nachfragedruck der Holzkraftwerkespürbar war.

- Altholz

Altholz ist bereits stofflich genutztes Holz, das am Ende seines Nutzungsweges steht.Altholz fällt z.B. im Bausektor an (Renovierungen, Abriss), als Verpackungsmaterial oderals Altmöbel, die in den Sperrmüll gegeben werden. Die Holzrohstoffbilanz erfasste 2010ein Altholzaufkommen von 14 Mio. m³. Altholz wird bereits zum überwiegenden Anteil ingroßen Holzkraftwerken für die Strom- und Wärmeproduktion verwendet oder zur

Beifeuerung in Müllverbrennungsanlagen (MVA) oder konventionellen Kraftwerken genutzt. Haushalteverfeuern vereinzelt auch ihr eigenes Altholz in ihren Öfen und Kaminen. Ein kleiner Teil desAltholzes, ca. ein Fünftel des Gesamtvolumens, wird wiederum stofflich genutzt in der holzbe- undverarbeitenden Industrie, z.B. zur Spanplattenherstellung. Die Altholzverordnung regelt diemöglichen Verwendungen von Altholz, das mit steigender Schadstoffbelastung den Kategorien A I bisA IV zugeordnet wird. Naturbelassenes oder lediglich mechanisch behandeltes Altholz zählt zurKategorie A I. Mit Holzschutzmitteln behandeltes Altholz kommt nur noch für wenige Nutzungspfadein Frage und wird in Kategorie A IV erfasst. Ein seit 2003 positives Außenhandelssaldo erhöht dieVerfügbarkeit von Altholz in Deutschland.

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Tierische Exkremente

Tierische Exkremente umfassen die Gülle von Rindern und Schweinen sowie Hühnerkot.Auch Mist zählt zu diesem Reststoff. Das Aufkommen von tierischen Exkrementen ist vonden Viehbeständen abhängig. Landwirte verteilen auf den deutschen Äckern jährlich rund200 Mio. Tonnen Gülle.

In einem der bisher umfangreichsten Forschungsprojekte zu Biomasse-Potenzialen hat das DeutscheBiomasseforschungszentrum (DBFZ) ein technisches Brennstoffpotenzial der in Biogasanlagen zunutzenden tierischen Exkremente von rund 87.700 Terajoule berechnet.14 Dabei wurde angenommen,dass ein landwirtschaftlicher Betrieb erst ab einem Bestand von 50 Rindern oder 100 Schweinen dietierischen Exkremente wirtschaftlich nutzenkann. Tierische Exkremente fallen vor allem injenen Regionen Nordwestdeutschlands an, diehohe Viehdichten aufweisen.

Tierische Exkremente werden inBiogasanlagen – üblicherweise zusammen mitEnergiepflanzen – in einem Fermenter unterAusschluss von Licht und Sauerstoff vonMikroorganismen abgebaut. Bei diesemGärprozess entsteht Biogas. Es kann inBlockheizkraftwerken (BHKW) verbranntwerden, um Strom und Wärme zu erzeugen.An einigen Biogasanlagen wird Biogas auch zuBiomethan aufbereitet. Biomethan isthinsichtlich Energiegehalt und Eigenschaftenidentisch mit dem fossilen EnergieträgerErdgas. Es kann als Biokraftstoff fürFahrzeuge mit Gasmotor genutzt werden bzw.in das bestehende Erdgasnetz eingespeistwerden, um es anderenorts zur Strom- undWärmeerzeugung zu entnehmen.

Die rund 7.600 Biogasanlagen in Deutschlandmit ca. 3.200 MW installierter elektrischerLeistung (2012) werden überwiegend vonLandwirten betrieben. Tierische Exkrementemachten 2011 nach einer Erhebung des DBFZrund 43 Prozent des Massevolumens derBiomasse aus, die in Biogasanlagen zumEinsatz kommt.15 Der Rest sindEnergiepflanzen und andere Reststoffe.Bezogen auf die eingesetzte Energie, machensie jedoch nur 14 Prozent aller eingesetztenBiomasse aus, da tierische Exkremente nur

14 DBFZ: Globale und regionale räumliche Verteilung von Biomassepotenzialen. Status Quo und Möglichkeit derPräzisierung. Anhang I – Regionale Biomassepotenziale. Leipzig, März 2010.15 DBFZ: EEG-Monitoring 2011. Leipzig, März 2012.

In Gülle und Mist steckt noch viel EnergieMit den Exkrementen der in Deutschland gehaltenen Rinder,Schweine und Hühner können ein Jahr lang ca. 2,5 Mio.Haushalte mit Strom und eine Viertelmillion Haushalte mitWärme versorgt werden.

Stand: 2/2013, Quelle: DBFZ, eigene Berechnungen, Viehbestand 2007

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über einen relativ geringen Energiegehalt verfügen. Ein Transport oder Handel mit tierischenExkrementen ist aufgrund des hohen logistischen Aufwandes meistens weniger attraktiv.16

Eine Konkurrenz zu anderen Nutzungspfaden besteht bei tierischen Exkrementen nicht, imGegenteil:17

- Nach der Vergärung können Gärreste von tierischen Exkrementen und Energiepflanzen alshochwertiger Dünger auf Ackerflächen genutzt werden. Der Reststoff Gülle muss nichtentsorgt werden, seine Nährstoffe können genutzt werden. Damit lassen sich Stoffströmeschließen. Mineraldünger, der auf dem fossilen Energieträger Erdöl beruht, kann einspartwerden.

- Die Geruchsbelästigung durch unbehandelte Gülle kann durch die Vergärung weitgehendreduziert werden, da die geruchsentwickelnden flüchtigen Fettsäuren und Phenole starkabgebaut werden.

- Vergorene Gülle lässt sich als Dünger leichter ausbringen als unvergorene Gülle. DieMineralisierung der Gülle durch den Gärprozess macht sie pflanzenverträglicher.

- Während bei einer Lagerung von tierischen Exkrementen in offenen Güllebehältern dasklimaschädliche Methan entweichen kann, leistet die Verbrennung von Biogas zur Strom- undWärme- bzw. Biokraftstofferzeugung einen aktiven Beitrag zur Emissionsreduktion. ImVergleich zur Biogaserzeugung mit Energiepflanzen liegt der Klimaschutzbeitrag vontierischen Exkrementen deutlich höher.

Trotz der deutlichen Vorteile der energetischen Nutzung von tierischen Exkrementen inBiogasanlagen werden bisher nach Schätzungen aus Wissenschaft und Landwirtschaft lediglich ca. 10bis 20 Prozent des Aufkommens energetisch genutzt.18 Gründe sind hohe logistische Aufwände undInvestitionskosten. Das EEG in der ab 2012 gültigen Fassung fördert zwar die verstärkte Nutzung vontierischen Exkrementen mit einer Vergütungsklasse für kleine Biogasanlagen bis 75 kW elektrischerLeistung, die überwiegend Gülle einsetzen. Dennoch ist die Biogaserzeugung mit Kleinanlagen auf derBasis von Gülle nach Einschätzungen aus der Branche bisher für die meisten Landwirte keineattraktive Investition. Einerseits verfügen viele Höfe alleine nicht über einen ausreichend großenViehbestand von rund 200 Rindern, um die notwendigen Güllemengen bereitzustellen. Andererseitslohnen sich Transporte oder aufwändige logistische Umrüstungen für die Bereitstellung von Güllevielerorts nicht.19 Gülle kommt unabhängig davon aber in den meisten Biogasanlagen als einEinsatzstoff neben den dominierenden Energiepflanzen zum Einsatz.

Biomethan aus Reststoffen wie Gülle ist zwar dank der Doppelanrechnung auf die Mindestquote fürBiokraftstoffe besonders attraktiv für Mineralölkonzerne, verfügt aber aufgrund der geringen Zahl vonFahrzeugen mit Gasmotor bisher über keinen relevanten Absatzmarkt.

16 Ebd.17 Fachverband Biogas: 10 Gründe für den Bau einer Biogasanlage, März 2009.18 Fachverband Biogas: Energie aus Bioabfall. Pressemitteilung, 09. Mai 2012; AEE: Potenzialatlas Bioenergie inden Bundesländern. Berlin, Januar 2013; Bräsel, Martina: Rentieren sich Gülle-Kleinanlagen? In: Biogasjournal1/2013, S. 71-75.19 Bräsel, Martina: Rentieren sich Gülle-Kleinanlagen? In: Biogasjournal 1/2013, S. 71-75; Bach, Steffen: KleineGülleanlagen warten auf den Durchbruch. In: Biogasjournal 1/2013, S. 94-97.

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Exkurs: Anreizsysteme für Biokraftstoffe aus Reststoffen

Die Europäische Union will die Nutzung von Reststoffen wie tierischen Exkrementen, Altfett undtierischen Fetten für die Biokraftstoffproduktion verstärken. Die Erneuerbare-Energien-Richtlinievon 2009 sieht generell eine Doppelanrechnung von Biokraftstoffen auf das Ausbauziel imVerkehrssektor vor, wenn diese aus Reststoffen produziert wurden.20 In Deutschland können dieMineralölkonzerne, die zum Absatz einer Mindestmenge von Biokraftstoffen verpflichtet sind, seit2011 Biokraftstoffe aus Reststoffen doppelt auf die zu erfüllende Quote anrechnen lassen. Auch fürdie staatlichen Ausbauziele für den Anteil von Biokraftstoffen am Kraftstoffverbrauch gilt dieDoppelanrechnung.

Einen Liter verbrauchen, aber zwei Liter anrechnen

Das bedeutet, dass die Mitgliedstaaten das Ausbauziel von 10 Prozent Anteil Erneuerbarer Energienim Verkehrssektor im Jahr 2020 rechnerisch leichter erfüllen können, wenn statt einer bestimmtenMenge von Biokraftstoffen aus Energiepflanzen dieselbe Menge Biokraftstoff aus Reststoffen imVerkehrssektor eingesetzt wird. Biokraftstoff aus Reststoffen zählt dann doppelt – obwohl derEnergiegehalt identisch bleibt und mengenmäßig nicht mehr fossile Kraftstoffe ersetzt werdenkönnen. Der im Oktober 2012 veröffentlichte Vorschlag der EU-Kommission zur Änderung derRichtlinie differenziert die einzusetzenden Reststoffe und sieht eine Doppel- oder sogarVierfachanrechnung vor. Einerseits könnte dadurch das Potenzial der Reststoffe besser erschlossenwerden. Da im Gegensatz zu Biokraftstoffen aus Energiepflanzen kein energieintensiver Anbau,Düngen und Ernten notwendig ist, reduzieren Biokraftstoffe aus Reststoffen besonders vieleTreibhausgase im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen. Andererseits bezeichnen Kritiker dieMehrfachanrechnung als Übervorteilung und „Schönrechnen“, wobei die plötzliche Nachfrage nachReststoffen wie Altfett und tierischen Fetten starke Marktverzerrungen vermuten lässt.21 Auch vorMissbrauch wird gewarnt, das Anreizsystem betrugsanfällig sein könnte.

Je klimafreundlicher ein Biokraftstoff, desto geringer die eingesetzte Menge

In Deutschland wird der Einsatz von Biokraftstoffen aus Reststoffen ab 2015 zusätzlich attraktiv durchdie Umstellung der Quotenanrechnung. Wurde die Mindestquote bisher über den Energiegehalt derBiokraftstoffe im Verhältnis zum Energiegehalt der fossilen Kraftstoffe bestimmt, so gilt in Zukunfteine Treibhausgas-Minderungsquote. Die von den Mineralölkonzernen zu verwendendeBiokraftstoffmenge muss dann insgesamt 3 Prozent, später 7 Prozent der Emissionen der fossilenKraftstoffmenge einsparen. Wenn Biokraftstoffe z.B. durchschnittlich 50 Prozent wenigerTreibhausgase emittiert als fossile Kraftstoffe, so wären 6 Prozent bzw. später 14 Prozent derfossilen Kraftstoffmenge zu ersetzen. Biokraftstoffe aus Reststoffen erreichen häufig höhereTreibhausgaseinsparungen als 50 Prozent. Setzen die Mineralölkonzerne also vorrangig diebesonders klimafreundlichen Biokraftstoffe aus Reststoffen ein, müssen sie umso wenigerBiokraftstoff einkaufen.

20 Richtlinie 2009/28/EG, 23. April 2009; COM(2012) 595 final, 17. Oktober 2012.21 UFOP: Geschäftsbericht 2011/2012. Berlin, Dezember 2012.

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Bio- und Grünabfälle

Bioabfälle umfassen alle Reststoffe im Sinne der Bioabfallverordnung aus Haushaltenund Gewerbe wie z.B. Küchenabfälle und Reststoffe der Lebensmittelindustrie.Grünabfälle umfassen Grünschnitt aus der Garten-, Landschafts- und Parkpflege. Bio-und Grünabfälle können – wie tierische Exkremente – in Fermentern von

Biogasanlagen vergoren werden, um Biogas zu erzeugen, das zur Strom-, Wärme- oderBiokraftstofferzeugung einge-setzt wird. Grünabfälle mithohem Holzanteil können auchaussortiert werden und zurWärmeerzeugung inBiomasse-kesseln verbranntwerden, wenn eine Vergärungin Biogasanlagen nichtmöglich oder gewünscht ist.HolzartigesLandschaftspflegematerial istfür die Biogaserzeugung nichtgeeignet und wurde zuvor imAbschnitt „Landschaftspflege-holz“ behandelt.

Da die Bio- und Grünabfällehöchst heterogen sind und anvielen unterschiedlichenStellen und inunterschiedlicher Qualität undZusammensetzung anfallenkönnen, ist ihre energetischeNutzung vielerorts mitverhältnismäßig hohem Aufwand verbunden. Werden Bio- und Grünabfälle über Biotonnen („BrauneTonne“, „Grüne Tonne“) separat von den Abfallwirtschaftsbetrieben erfasst, sind sie gut für dieenergetische bzw. stoffliche Nutzung verfügbar.

Im Jahr 2010 wurden bundesweit rund 8,9 Mio. t Bio- und Grünabfälle erfasst, wobei Bioabfälle undGrünabfälle jeweils etwa die Hälfte des Gesamtaufkommens ausmachen.22 Nicht in allen Landkreisenund kreisfreien Städten gibt es bisher jedoch eine eigene Sammlung von Bio- und Grünabfällen. Bei96 von insgesamt 405 Entsorgungsträgern fehlte im Jahr 2010 eine separate Sammlung mitBiotonnen. Rund 14,3 Mio. Bürger waren davon betroffen.23 Da auch in den Regionen mit Biotonnenicht alle Haushalte eine Biotonne nutzen, können weitere ca. 30 Mio. Bürger ihre Bio- undGrünabfälle nicht über eine Biotonne entsorgen, sondern nur über die Hausmüll- bzw. Restmülltonne.Damit wurden schätzungsweise 4 bis 5 Mio. t Bio- und Grünabfälle nicht separat eingesammelt.Weitere Bio- und Grünabfälle, die nicht über die Biotonnen, sondern andere privatwirtschaftlicheStrukturen eingesammelt werden, fallen in der Gastronomie an sowie in Lebensmittelproduktion und-handel.

22 BMU/UBA/Witzenhausen-Institut: Ökologisch sinnvolle Verwertung von Bioabfällen. Berlin/Dessau-Roßlau,März 2012.23 Ebd.

Kompostierung und Vergärung kombinierenBio- und Grünabfälle werden in Deutschland bisher fast ausschließlich zurKompostierung stofflich genutzt, obwohl eine Vergärung zurBiogasgewinnung vorgeschaltet werden könnte.

Stand: 2/2011, Quelle: Kern/Witzenhausen-Institut

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Seit den 1980er Jahren werden Bio- und Grünabfälle in Deutschland in insgesamt rund 1.000Kompostierungsanlagen kompostiert, d.h. in unterschiedlichen Rottesystemen unter Luftzufuhrzersetzt. Ziel war dabei zunächst die stofflich Nutzung des Komposts als Pflanzennährstoff undHumuslieferant in der Landwirtschaft und im Gartenbau. Der Kompostierung kann jedoch auch eineVergärung unter Luftausschluss vorgeschaltet werden. Das dabei entstehende Biogas lässt sich dannvor Ort in Blockheizkraftwerken zur Strom- und Wärmeerzeugung nutzen. Alternativ kann das Biogasauch zu Biomethan aufarbeitet werden um es in das Erdgasnetz einzuspeisen oder Fahrzeuge mitGasmotoren zu betreiben.

Durch die vorgeschaltete energetische Nutzung entsteht keine Konkurrenz gegenüber der stofflichenNutzung. Vielmehr ergeben sich mehrere Vorteile aus Sicht der Kompostierungsanlagen:

- Die nach der Vergärung verbleibenden Gärreste lassen sich anschließend kompostieren undweitervermarkten. Der Nährstoffgehalt verringert sich nur geringfügig.24

- Die Strom- und Wärmeerzeugung mit Biogas kann ein betriebswirtschaftlich attraktiveszusätzliches Standbein schaffen.

- Die Geruchsbelästigung des Kompostierungsprozesses wird nach der Vergärung unterLuftausschluss reduziert. Die Nachrotte im Kompostwerk kann durch diese Vorbehandlungschneller erfolgen.

- Das bei der Kompostierung unter Luftzufuhr entstehende Treibhausgas Methan kann nichtmehr ungehindert entweichen, sondern wird durch die Vergärung unter Luftabschluss alsBiogas genutzt. Je Tonne Bioabfall nimmt das Institut für Umwelt- und Energieforschung(IfEU) Heidelberg eine CO2-Einsparung von bis zu 160 kg an.25

Im Jahr 2012 erzeugten jedoch nur rund 100 Kompostierungsanlagen bundesweit Biogas durch einevorgeschaltete Vergärungsstufe26. Die Erlöse aus der Strom- und Wärmeerzeugung konnten bisherhäufig die Mehrkosten für die Einrichtung einer Vorstufe zur energetischen Nutzung der Bio- undGrünabfälle nicht ausgleichen.27 Erst ab einem Abfallaufkommen von mindestens 10.000 Tonnenjährlich lohnt sich die Biogaserzeugung mit einem BHKW mit ca. 200 bis 300 kW installierterelektrischer Leistung.28 Die Aufarbeitung der Bio- und Grünabfälle für die Vergärung kann je nachZusammensetzung des Abfallaufkommens zudem aufwändig sein. Das novellierte Erneuerbare-Energien-Gesetz 2012 will die Nutzung von Bio- und Grünabfällen attraktiver machen. So wurde dieAusschließlichkeit der Nutzung von Energiepflanzen oder Abfällen aufgehoben und eine erhöhteVergütung des erzeugten Stroms eingeführt. Zusätzlich zu den rund 100 Biogasanlagen inKompostierungsanlagen sind bundesweit rund 1.000 Biogasanlagen für die Vergärung von Bioabfallzugelassen, setzen jedoch nicht immer auch Bioabfall ein29.

Der Anreiz, Bioabfälle für die Produktion von Biomethan als Biokraftstoff verstärkt zu erschließen,dürfte trotz der geschilderten Vorteile (Mehrfachanrechnung, günstige Treibhausgas-Minderungsquote) und der vergleichsweise niedrigen Produktionskosten30 überschaubar bleiben, dain Deutschland bisher nur weniger als 100.000 Fahrzeuge mit Gasmotor als Nutzer in Frage kommen.

24 Dany, Christian: Das Pferd von hinten aufzäumen. In: Biogasjournal 1/2013, S. 86-92.25 Ebd.; IfEU/AHU/UBA: Optimierung der Verwertung organischer Abfälle. Juli 2012.26 Dany, Christian: Das Pferd von hinten aufzäumen. In: Biogasjournal 1/2013, S. 86-92.27 Kern, Michael: Perspektiven der Stromerzeugung aus biogenen Rest- und Abfallstoffen. Vortrag, Konferenz„Anspruch der Bioenergie an die EEG-Novellierung“, Berlin, 17. Februar 2011.28 Dany, Christian: Das Pferd von hinten aufzäumen. In: Biogasjournal 1/2013, S. 86-92; BMU/UBA/Witzenhausen-Institut: Ökologisch sinnvolle Verwertung von Bioabfällen. Berlin/Dessau-Roßlau, März 2012.29 DBFZ: EEG-Monitoring 2011. Leipzig, März 2012.30 DBFZ: Monitoring Biokraftstoffsektor, DBFZ-Report 11. Leipzig, Oktober 2012.

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Nach Schätzungen von Prognos werden nur rund 5 Prozent des Potenzials von Bio- und Grünabfällengenutzt.31 Neben der Biogasgewinnung an Kompostierungsanlagen müsste für eine Mobilisierung desPotenzials auch der Anschlussgrad der Haushalte an eine Biotonne gesteigert werden undÖffentlichkeitsarbeit für ein besseres Sammelverhalten betrieben werden. So könnten Bioabfälle ausder Restmülltonne herausgehalten und der stofflichen und energetischen Nutzung zugeführt werden.Die Abfallverordnung schreibt ab 2015 eine getrennte Erfassung von Bioabfällen vor. Damit kann diegetrennte Bereitstellung für die stoffliche und energetische Nutzung verbessert werden. Die alleinigeNutzung von kommunalem Grünschnitt in separaten Biogasanlagen muss jedoch als wirtschaftlichweniger attraktiv beurteilt werden.32

Die biogenen Reststoffe, die in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie anfallen, werden alsgewerbliche Produktionsrückstände üblicherweise nicht über die hier beschriebenen kommunalenStrukturen in Biotonnen erfasst. Zu dieser Gruppe von Bioabfällen gehören höchst unterschiedlicheReststoffe. Ihr energetisches Potenzial wird auf allenfalls die Hälfte der eingangs beschriebenen Bio-und Grünabfälle geschätzt.

Reststoffe aus der Nahrungs- und FuttermittelindustrieVergleich der wichtigsten Reststoffaufkommen33

Branche Biogene Reststoffe Reststoffmenge

(Trockenmasse)

in Mio. Tonnen/

Jahr

Vorrangige

Nutzung

Beispiele für

mögliche

energetische

Nutzung

Speiseöl-/

Fettherstellung

Ölschrot 6,1 Mio. t Futtermittel Biogas

Zucker-/

Lebensmittelindustrie

Rübenschnitzel und

Melasse

3,3 Mio. t Futtermittel,

stoffliche Nutzung

(Biotechnik,

Pharmazie)

Biogas, Bioethanol

Getreidemühlen Kleie, Mehlstaub 1,7 Mio. t Futtermittel Biogas,

Mitverbrennung

Milchverarbeitung Molke 0,8 Mio. t Futtermittel Biogas

Getränkeherstellung,

Obst- und

Gemüseverarbeitung

Biertreber,

Hefereste,

Malzkeime

0,7 Mio. t Futtermittel,

stoffliche Nutzung

(Pharmazie,

Kosmetik)

Biogas

Trester,

Presskuchen, Obst-

/Gemüsereste

Dünger,

energetische

Nutzung (Biogas)

Biogas, Bioethanol

Herstellung von Back-

und Teigwaren

Schnittreste,

Restbrote

0,5 Mio. t Futtermittel,

energetische

Nutzung

(Mitverbrennung)

Biogas,

Mitverbrennung

31 Prognos: Gesamtökologischer Vergleich von stofflicher und energetischer Verwertung. Vortragsmanuskript,Abfalltag Baden-Württemberg 2010, 04. November 2010.32 ZEE Universität Freiburg/IÖW/Universität Hohenheim: Leitfaden für die Nutzung kommunaler, halmgutartigerReststoffe in Mikrobiogasanlagen und Bestandsanlagen. ZEE Working Papier 05-2011.33 Nach: Hochschule Bremen/Universität Gießen: Bestandsaufnahme zum biogenen Reststoffpotenzial derdeutschen Lebensmittel- und Biotechnik-Industrie. Bremen/Gießen, Januar 2013.

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S. 23 | Nr. 64 Renews Spezial Reststoffe für Bioenergie nutzen

Die biogenen Reststoffe aus der Industrie werden größtenteils bereits für die Futtermittelproduktionund andere stoffliche Zwecke herangezogen. Nach Erhebungen der Hochschule Bremen und derUniversität Gießen sind von allen industriellen Reststoffen (einschließlich der in einem nachfolgendenTeilkapitel dargestellten tierischen Fette) maximal 0,5 Mio. t Trockenmasse in die energetischeNutzung bzw. andere Nutzungspfade umzusteuern, da nur wenige Reststoffe bisher nicht von einerattraktiven Verwertungsstruktur in Anspruch genommen werden.

Stroh

Stroh ist der Ernterückstand, der nach dem Anbau von Getreide und Raps anfällt. DasPotenzial von Stroh für die energetische Nutzung in Deutschland wird vom DBFZ 2012auf eine Bandbreite von rund 8 bis 13 Mio. Tonnen Frischmasse geschätzt.34 Das sind 27bis 43 Prozent der gesamten aufgewachsenen Getreidestrohmenge.35 Neben Restholzund tierischen Exkrementen kann Stroh einen der wichtigsten Beiträge von Reststoffen

im Bioenergiebereich liefern. Es fällt dezentral in der Landwirtschaft an. Stroh lässt sichgrundsätzlich flexibel zur Strom-, Wärme- und Biokraftstoffproduktion einsetzen.

Wie viel Stroh anfällt, hängt zunächst von der Anbaufläche und vom Mix der unterschiedlichenAnbaukulturen ab. Je mehr Hektar die Pflanzenarten mit guten Erträgen und hohemStrohaufkommen belegen, desto größer fällt das energetisch nutzbare Angebot aus.

Eine Konkurrenz ergibt sich aus der stofflichen Nutzung von Stroh:

- Stroh wird als Einstreu in der Tierhaltung eingesetzt. Auch in Zukunft ist von einerentsprechenden Nachfrage auszugehen, die auch von der weiteren Entwicklung derViehbestände und der Haltungsformen abhängt.

- Stroh verbleibt in bestimmtem Umfang nach der Ernte auf dem Acker und wird untergepflügt,um die Humus- und Nährstoffqualität des Ackerbodens zu sichern.

Hinsichtlich der Humusbilanzen, aus denen sich der auf dem Acker zu verbleibende Anteil des Strohserrechnet, müssen nach Einschätzung des DBFZ noch methodische Unsicherheiten geklärt werden.Der Klimaschutzbeitrag von Stroh ist jedoch üblicherweise bilanziell höher, wenn Stroh zur Strom-,Wärme- oder Biokraftstoffproduktion eingesetzt wird, als wenn es auf dem Acker verbleibt und zumHumusaufbau, d.h. zur Bindung von Kohlenstoff im Boden beiträgt.

Auch wenn durch Ertragssteigerungen und Fortschritte bei der Züchtung in Zukunft mit einemgrößeren Strohpotenzial gerechnet werden kann, sollte nur ein geringer Anteil der gesamtenStrohmenge energetisch genutzt werden, um die stoffliche Nutzung als Einstreu und als Humusgabenicht in Frage zu stellen.

Obwohl damit ein sehr großes Potenzial für die Bioenergie verbleibt, werden bisher keinenennenswerten Mengen von Stroh energetisch genutzt. Nur vereinzelt bestehen in DeutschlandErfahrungen mit Anlagen, die Stroh einsetzen. Heizkessel zur Verfeuerung von Strohpellets sind amMarkt verfügbar.

34 DBFZ: Energie aus Stroh. Standortplanung und -bewertung. Leipzig, Dezember 2012.35 DBFZ/TLL/INL/Öko-Institut: Basisinformationen für eine nachhaltige Nutzung von landwirtschaftlichenReststoffen zur Bioenergiebereitstellung, DBFZ-Report Nr. 13. Leipzig, November 2012.

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An wenigen Standorten gibt es auch Heizwerke, die Stroh zur Wärmeerzeugung verfeuern.36

Strohheizkraftwerke zur Strom- und Wärmeproduktion in Kraft-Wärme-Kopplung sind in Deutschlandbisher nicht errichtet worden, Einzelprojekte jedoch in Planung.37

Stroh wird in geringerem Umfang auch in Biogasanlagen mitvergoren. Verfahren zurBioethanolproduktion aus Stroh sind erst in der Markteinführung. Eine Pilotanlage entsteht inDeutschland.38

Eine zentrale Herausforderung bei der Nutzungvon Stroh ist der Aufwand zur Bereitstellungdes Rohstoffs für ein bestimmtesAnlagenkonzept: Wo können welcheStrohmengen kostengünstig für welcheAnlagentechnologie bereitgestellt werden? DaStroh als Energieträger in großem Volumen,jedoch mit relativ geringem Energiegehaltanfällt, können hohe Transport- undLogistikkosten anfallen. Auch einemöglicherweise für bestimmte Anlagennotwendige Aufarbeitung, z.B. zu Strohpellets,muss berücksichtigt werden.

Vor diesem Hintergrund haben sich die meistenAnlagenkonzepte für die Strohnutzung bisherals betriebswirtschaftlich wenig attraktiverwiesen. Strom, Wärme und Biokraftstoffekönnen mit anderen Bioenergieträgernmeistens deutlich günstiger angeboten werden.Auch EEG-Vergütung und andere staatlicheFörderinstrumente haben bisher keine breiteMarkteinführung ermöglicht.39

Durch die Begünstigung von Bioethanol ausStroh im Rahmen der Mehrfachanrechnung undder Treibhausgas-Minderungsquote besteht eingewisser Anreiz zur weiteren Mobilisierungdieses Rohstoffes. Bioethanol aus Stroh wirdvom DBFZ als relativ nah an der Marktreifebeurteilt.40

36 FNR/Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern: Landgesellschaft errichtet Strohheizwerk in Gülzow,Pressemitteilung, 08. April 2013; TLL: Das Jenaer Strohheizwerk, April 2008; http://www.vgwaldfischbach-burgalben.de/vg_waldfischbach_burgalben/Wirtschaft/Erneuerbare%20Energien/Strohheizwerk%20in%20Hermersberg/.37 http://www.bioenergie-emsland.de38 BMBF: Straubing: Bioraffinerie wandelt Stroh zu Sprit. Berlin, Juli 2012.39 DBFZ/TLL/INL/Öko-Institut: Basisinformationen für eine nachhaltige Nutzung von landwirtschaftlichenReststoffen zur Bioenergiebereitstellung, DBFZ-Report Nr. 13. Leipzig, November 2012.40 DBFZ: Monitoring Biokraftstoffsektor, DBFZ-Report 11. Leipzig, Oktober 2012.

Versorgungssicherheit mit StrohPotenzial des Strohaufkommens im Jahr 2020 für dieStrom- und Wärmeerzeugung

Würden alle in Deutschland energetisch nutzbarenStrohballen hintereinander aufgereiht, könnte derErdumfang am Äquator (40.000 km) einmal vollständigumschlossen werden.

Stand: 2/2013,Quelle: DBFZ, eigene Berechnungen, Heizkraftwerk mit 16 % el. Wirkungsgrad

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Klärschlamm

Klärschlamm fällt ausschließlich in kommunalen und in geringerem Umfang inindustriellen Kläranlagen an.41 Das Aufkommen ist abhängig von der Bevölkerungszahlund dem Anschlussgrad an die kommunale Abwasserentsorgung, welcher in Deutschland

bei rund 95 Prozent liegt.42 Im Jahr 2011 waren in Deutschland insgesamt 9.933 kommunaleAbwasserbehandlungsanlagen in Betrieb.43 Bei der Abwasserreinigung in diesen Anlagen entstehtKlärgas, das auch als Faulgas bezeichnet wird. Es ist in seiner Zusammensetzung mit Biogasvergleichbar. Rund 1.000 Kläranlagen nutzen das entstehende Klärgas zur Strom- undWärmeerzeugung in BHKW.44 Auch wenn nur in jeder zehnten Anlage eine energetische Nutzungerfolgt, wird dabei ein deutlich höherer Anteil des Klärschlammes erfasst. Unter den 1.000 Anlagenmit Klärgas-BHKW befinden sich die bundesweit größten Kläranlagen, die alleine oft die Entsorgungfür Hunderttausende Einwohner abdecken. Das Gros der kleineren Anlagen besitzt keine energetischeKlärgasnutzung. Bei diesen Anlagen fällt allerdings auch nur Klärschlamm von wenigen TausendEinwohnern an.45

Im Jahr 2012 wurden 1,3 Mrd. kWh Strom und 1,1 Mrd. kWh Wärme aus Klärgas erzeugt.46 Damit kannrechnerisch ein Drittel des jährlichen Strombedarfs der deutschen Kläranlagen von ca. 4 Mrd. kWhals auch des Wärmebedarfs von ca. 3,2 Mrd. kWh im Jahr 2012 durch die Eigenerzeugung gedecktwerden.47 Klärgas-BHKW stellen Strom direkt für den energieintensiven Betrieb der Pumpen,Turbinen und sonstigen Anlagenteile der Kläranlage zur Verfügung. Alternativ wird Strom insöffentliche Netz eingespeist, wofür die Betreiber des Klärgas-BHKW eine Vergütung im Rahmen desEEG erhalten. Neben dem Eigenverbrauch der Wärme z.B. für die Beheizung des Faulturms bzw.anderer Prozesse der Kläranlage wird Abwärme von Klärgas-BHKW auch an Nahwärmenetzeabgegeben. An wenigen Kläranlagen wird das Klärgas auch zu Biomethan aufbereitet und kann dannin das bestehende Erdgasnetz eingespeist oder als Biokraftstoff in Fahrzeugen mit Gasmotor genutztwerden.

Im Gegensatz zu anderen biogenen Reststoffen ist die Rohstoffbeschaffung und Logistik durch dieetablierten Entsorgungsstrukturen kein Problem. Das Potenzial von Klärschlamm wird größtenteilsvon den kommunalen Kläranlagen mobilisiert. Ein großer Teil des energetischen Potenzials bleibtjedoch bisher in den Kläranlagen ungenutzt, da bisher nur für die größten Kläranlagen die Strom- undWärmeerzeugung mit Klärgas wirtschaftlich ist. Bei diesen Anlagen ließe sich die Gasausbeute weiterverbessern: Durch eine optimierte Klärschlammbehandlung (anaerobe Faulung) in den Kläranlagenkönnte die Klärgasgewinnung nach Schätzungen von Öko-Institut und IfEU um rund ein Drittelgesteigert werden.48 Rechnerisch ist eine energetische Selbstversorgung der Kläranlagen möglich,wenn nicht nur die Gasausbeute gesteigert, sondern gleichzeitig die Effizienz der BHKW verbessertund die Stromverbräuche der Kläranlage gesenkt werden. Eine energetische Klärgasnutzungausschließlich in den 2.200 größten Kläranlagen mit einem Einzugsgebiet von mehr als 10.000

41 Öko-Institut u.a.: Stoffstromanalyse zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse. Freiburg i.B., Mai2004.42 DWA: Leistungsvergleich kommunaler Kläranlagen 2011. Bonn, Dezember 2012.43 Ebd.44 DWA: Positionen Energie und Wasserwirtschaft. Bonn, September 2011.45 Telefonische Auskunft, DWA. Februar 2013.46 BMU: Erneuerbare Energien 2012. Vorläufige Angaben. 28. Februar 2013.47 DWA: Positionen Energie und Wasserwirtschaft. Bonn, September 2011.48 BDE/BMU/UBA: Recycling stoppt Treibhausgase. Der Beitrag der Kreislauf- und Wasserwirtschaft zumKlimaschutz. Berlin/Bonn/Dessau-Roßlau, Januar 2010.

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Einwohnern würde die Stromerzeugung nach Berechnungen der Deutschen Vereinigung fürWasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) etwa verdoppeln.49

Um Klärgas energetisch nutzbar zu machen, wären in diesen Kläranlagen jedoch Investitionen z.B. inBHKW, Faultürme und andere Infrastruktur notwendig, die bisher betriebswirtschaftlich nichtattraktiv sind. Mit steigenden Kosten für Strom und Wärme kann deren Eigenerzeugung aus Klärgasjedoch lohnenswert werden. Auch höhere Einkünfte aus der Strom- und Wärmeerzeugung sowieEffizienzsteigerungen und Kostensenkungen bei der Anlagentechnologie könnten in Zukunft weitereAnreize für den Einstieg in die energetische Klärgasnutzung geben. Grundsätzlich kann trotz desrückläufigen Klärschlammaufkommens infolge rückläufiger Bevölkerungszahlen ein höherer Beitragzur Energieversorgung geleistet werden.

Neben der Nutzung von Klärgas kommt auch der verbleibende Klärschlamm (ca. 2 Mio. t im Jahr 2011)für die Strom- und Wärmeerzeugung in Frage. Etwas mehr als die Hälfte des Klärschlamms (1,1 Mio.t) wurde 2011 zur Mitverbrennung in Müllverbrennungsanlagen oder konventionellenKohlekraftwerken eingesetzt und dient damit ebenfalls der Strom- und/oder Wärmeerzeugung.50 Dergeringere Anteil des verbleibenden Klärschlamms dient als Dünger in der Landwirtschaft.51 Ist derKlärschlamm durch Schadstoffe belastet, kommt jedoch nur eine energetische Nutzung in Frage. Jehöher dessen Wassergehalt, desto niedriger liegt der Energiegehalt und damit seine Attraktivität alsBrennstoff. Hinsichtlich einer möglichen Phosphorrückgewinnung kann Klärschlamm als Rohstoff fürdie Landwirtschaft von neuem Interesse sein.52

Zu Biomethan aufbereitetes Klärgas kann in den Genuss der Mehrfachanrechnung für Biokraftstoffeaus Reststoffen im Rahmen der Mindestquoten kommen. Durch die besonders gute Klimabilanz imRahmen der Treibhausgas-Minderungsquote ist es ein theoretisch sehr attraktiver Biokraftstoff.Aufgrund des relativ hohen Aufwands, der geringen Angebotsmengen und der überschaubaren Zahlvon Fahrzeugen mit Gasmotor in Deutschland dürfte sich jedoch allenfalls ein Nischenmarktentwickeln. Der Eigenverbrauch von Strom aus Klärgas-BHKW im Klärwerk selbst bleibt attraktiver.53

Hausabfall

Hausabfall beschreibt eine heterogene Gruppe von biogenen Reststoffen, die über dieHausmülltonne bzw. als Gewerbemüll von den lokalen Entsorgungsstrukturen erfasstwerden. Im Hausabfall sind häufig verschiedene biogene Reststoffe und organische Anteile

zu finden, die in vorherigen Abschnitten teilweise bereits behandelt wurden:

- Bio- und Grünabfälle- Papier, Pappe, Karton- Altholz (z.B. aus Sperrmüll), Mischfraktionen wie Textilien, Leder und Gummi54

Je nach Sortierungsgrad werden vor Ort mehr oder weniger große Anteile der biogenen Reststoffegetrennt erfasst und können dann energetisch genutzt werden (vgl. Abschnitte „Altholz“ und „Bio-

49 DWA: Energiepotenziale der deutschen Wasserwirtschaft, Pressemitteilung, 26. März 2008; DWA:Energiepotenziale in der deutschen Wasserwirtschaft. Schwerpunkt Abwasser. Bonn, Mai 2010.50 Statistisches Bundesamt: 1,1 Mio. Tonnen Klärschlamm verbrannt. Pressemitteilung, 11. Dezember 2012.51 DWA/BDEW/VKU u.a.: Branchenbild deutsche Wasserwirtschaft. Bonn/Berlin, Februar 2011.52 UBA: Klärschlammentsorgung in der Bundesrepublik Deutschland. Dessau-Roßlau, Juni 2012.53 Wiedemann, Karsten: Energie aus der Grube. In: neue energie, Mai 2011, S. 74-75.54 Öko-Institut u.a.: Stoffstromanalyse zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse. Freiburg i.B., Mai2004.

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und Grünabfälle“). Auch andere Bestandteile des Hausabfalls werden getrennt gesammelt undstofflich wiederverwertet (z.B. Papier u.a.). Der nach der Getrenntsammlung verbleibende Hausabfallwird vor diesem Hintergrund auch als Restmüll bezeichnet. Die Abfallverordnung schreibt ab 2015eine getrennte Erfassung von Bioabfällen vor („Braune Tonne“, „Grüne Tonne“), wodurch der Anteildieses biogenen Reststoffs am Hausabfall möglicherweise weiter zurückgeht.55 Dennoch enthält derverbleibende Restmüll weiterhin relevante organische Anteile sowie Anteile von biogenen Reststoffen.

Die Abfallbilanz 2010 des Statistischen Bundesamtes hat eine Menge von 18,4 Mio. t Siedlungsabfällenerfasst, die weiterhin in Müllverbrennungsanlagen und anderen Kraftwerken energetisch verwertetwird. Die Hälfte dieses energetisch genutzten Hausabfalls kann den biogenen Reststoffen zugeordnetwerden bzw. hat organische Eigenschaften. Nur dieser biogene Anteil des Hausabfalls ist statistischals erneuerbarer Energieträger zu begreifen. Im Jahr 2012 erzeugten bundesweit 87Müllverbrennungsanlagen und konventionelle Kraftwerke Strom und/oder Wärme mit dem biogenenAnteil des Hausabfalls (4,9 Mrd. kWh Strom und 8,4 Mrd. kWh Wärme) bzw. verbrannten anderebiogene Reststoffe mit. Strom aus diesen Anlagen hat jedoch keinen Anspruch auf eine Vergütung imRahmen des EEG. Angesichts des demografischen Wandels und einer weiter verstärktenGetrenntsammlung von biogenen Reststoffen ist für die Zukunft mit einem weiter abnehmendenAufkommen von Hausabfall zu rechnen.56

Das seit 2012 geltende Kreislaufwirtschaftsgesetz setzt die Müllvermeidung als oberstes Ziel fest,gefolgt von der Vorbereitung zur Wiederverwertung und dem Recycling von Abfall. Erst wenn Stoffenicht wiederverwertet werden können, soll eine energetische Nutzung in Müllverbrennungsanlagenerfolgen, um eine größtmögliche Ressourcenschonung und Treibhausgasvermeidung zu erreichen.

Die Deponierung von unbehandeltem Hausmüll ist in Deutschland seit 2005 verboten. DieReduzierung der Abfalldeponierung ergibt sich nicht allein aus dem Ziel einer weitgehendenKreislaufwirtschaft unter Vermeidung von Restmüll. Bestehende Mülldeponien verursachen auchökologische Probleme: Das Sickerwasser von Deponien gefährdet Boden und Grundwasser. In denDeponien entsteht durch die Zersetzung von organischen Anteilen des Abfalls das so genannteDeponiegas. Es kann Feuer und Explosionen verursachen und hat einen hohen Anteil des besondersklimaschädlichen Treibhausgases Methan. Deponiegas wird daher in der großen Mehrheit derdeutschen Deponien erfasst57 und in BHKW verbrannt, um Strom und Wärme zu erzeugen undgleichzeitig die klimaschädlichen Emissionen zu reduzieren. Mit 0,6 Mrd. kWh Strom und 0,2 Mrd.kWh Wärme aus Deponiegas-BHKW leistete dieser biogene Reststoff 2012 den geringsten Beitrag zurEnergieversorgung aus Bioenergie.58 Da eine Deponierung von Hausmüll mit organischen Anteilennicht mehr erfolgt und das deponiegasbildende Material in den bestehenden Deponien in Zukunftweiter zersetzt wird, sinkt das Gasaufkommen. Das aktuelle Deponiegaspotenzial wird annäherndvollständig in BHKW energetisch genutzt.59 Bis etwa 2030 dürften die Deponien voraussichtlichausgegast sein und die Strom- und Wärmeerzeugung aus Deponiegas weitgehend eingestelltwerden.60

55 AEE: Potenzialatlas Bioenergie in den Bundesländern. Berlin, Januar 2013.56 UBA: Workshop „Demografischer Wandel – Eine Herausforderung für die Abfallwirtschaft?“, 14. November2007.57 Öko-Institut u.a.: Stoffstromanalyse zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse. Freiburg i.B., Mai2004.58 BMU: Erneuerbare Energien 2012. Vorläufige Angaben, 28. Februar 2013.59 ZSW/IfnE/IfEU/IWR: Vorbereitung und Begleitung der Erstellung des Erfahrungsberichtes 2011 gemäß § 65 EEG.Spartenübergreifende und integrierende Themen sowie Stromerzeugung aus Klär-, Deponie- und Grubengas.Stuttgart/Teltow/Heidelberg/Münster, Juni 2011.60 Öko-Institut u.a.: Stoffstromanalyse zur nachhaltigen energetischen Nutzung von Biomasse. Freiburg i.B., Mai2004.

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Altfett und tierische Fette

Altfett wie z.B. gebrauchte Frittierfette, Bratfette oder Altspeiseöle fällt vor allem in derGastronomie an und wird von Entsorgungsunternehmen weitgehend erfasst. Aus Altfettkann im chemischen Prozess des Umesterns in Biodieselanlagen der Kraftstoff Biodiesel

gewonnen werden. Die Datenlage zu Aufkommen und Potenzialen von Altfett und Altspeiseölen istunsicher. In Deutschland setzten 2012 zwei Biodieselproduzenten Altfett in größerem Umfang ein.61

Reststoffe wie Altfett machen zwischen ca. ein bis sieben Prozent der Rohstoffe aus, die in den Jahren2010 und 2011 in Deutschland zur Biodieselproduktion genutzt wurden (ca. 25.000 bis 170.000 Tonnenvon 2,4 bis 2,6 Mio. t Biodiesel).62 Grundsätzlich besteht eine konkurrierende Nutzung durch dieVerwertung von Altfett als Grundstoff in der oleochemischen Industrie. Dies gilt auch für tierischeFette, z.B. Schlachtabfälle und Tierkadaver. Sie können ebenfalls für die Biodieselproduktion genutztwerden, fließen jedoch bisher weitgehend in die oleochemische Industrie. Das Aufkommen vonReststoffen aus Schlachthöfen und Fleischverarbeitung wird auf jährlich ca. 400 bis 900 Mio. tTrockenmasse geschätzt.63

Die Europäische Union will die Nutzung von Reststoffen wie Altfett und tierischen Fetten für dieBiokraftstoffproduktion verstärken und ermöglicht die oben beschriebene Doppelanrechnung vonBiokraftstoffen auf das Ausbauziel im Verkehrssektor, wenn diese aus Reststoffen wie Altfett undtierischen Fetten produziert wurden.64

Deutliche Steigerungen der Biodieselproduktion aus den in Deutschland anfallenden ReststoffenAltfett oder tierische Fette sind vorerst nicht zu erwarten, da diese bereits weitgehend von deroleochemischen Industrie genutzt werden. Mit der Einführung der oben beschriebenenDoppelanrechnung auf die Biokraftstoffziele hat seit 2011 der Einsatz von Altfett jedoch eine höhereAttraktivität gewonnen. Altfette werden vor diesem Hintergrund jedoch eher aus dem Auslandimportiert65, was darauf hindeutet, dass das heimische Aufkommen bereits weitgehend durch diekonkurrierende oleochemische Industrie mobilisiert wird.

Biokraftstoffe aus Altfett und tierischen Fetten leisten einen besonders hohen Beitrag zur Vermeidungvon klimaschädlichen Treibhausgasen im Verhältnis zu fossilen Kraftstoffen. Für die Anrechnung aufdie deutschen und europäischen Ausbauziele sind sie daher besonders attraktiv (vgl. Exkurs„Anreizsysteme für Biokraftstoffe aus Reststoffen“, S. 19). Werden tatsächlich „brach liegende“zusätzliche Mengen des Rohstoffs Altfett mobilisiert, so kann ein Beitrag zu mehr Klimaschutz undVersorgungssicherheit geleistet werden. Führt die sprunghaft gestiegene Nachfrage jedoch dazu,dass andere, bisher übliche stoffliche Nutzungspfade das Nachsehen haben, können sich auchkontraproduktive Effekte ergeben. Fehlt den stofflichen Nutzungspfaden der Rohstoff, so werdendiese Unternehmen möglicherweise auf Importe aus nicht nachhaltigen Quellen zurückgreifen.

61 Rabe, Edgar: Produktion gesteigert, Umsatz gesunken. Petrotec AG legt Jahresbilanz vor. In: Borkener Zeitung,21. März 2013; http://www.ecomotion.de/eco/produkte/biodiesel-aus-tierischen-fetten/,http://www.petrotec.de/core/cms/front_content.php?idcat=90&lang=1.62 BMU: Erneuerbare Energien in Zahlen 2010. Berlin, August 2011; BMU: Erneuerbare Energien in Zahlen 2011.Berlin, Juli 2012; DBFZ: Monitoring Biokraftstoffsektor, DBFZ-Report 11. Leipzig, Oktober 2012.63 Hochschule Bremen/Universität Gießen: Bestandsaufnahme zum biogenen Reststoffpotenzial der deutschenLebensmittel- und Biotechnik-Industrie. Bremen/Gießen, Januar 2013.64 EU-Kommission: Richtlinie 2009/28/EG, 23. April 2009; COM(2012) 595 final, 17.10.2012.65 Märkische Allgemeine: Sprit aus Hongkongs Frittenfett. German Biofuels GmbH stellt sich den neuenBeimischungsregeln für Biodiesel, 20. November 2012.

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Unklarheiten bestehen weiterhin zwischen einerseits dem Reststoffbegriff, der in der Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU verwendet wird, um diese Rohstoffe zu fördern, und andererseits demnationalen Abfallrecht in den Mitgliedstaaten der EU. Das zeigt sich beispielsweise darin, dass dasPotenzial von tierischen Fetten in Deutschland gar nicht für die energetische Nutzung mobilisiertwerden darf. Im Gegensatz zum Anreiz, den die Erneuerbare-Energien-Richtlinie der EU für tierischeFette vorsieht, ist in Deutschland der Einsatz von tierischen Fetten zur Biodieselproduktion gesetzlichseit 2012 ausgeschlossen.66 Grauzonen gibt es auch hinsichtlich der Abgrenzung der verschiedenenArten von Reststoffen.

66 UFOP: Geschäftsbericht 2011/2012. Berlin, Dezember 2012.

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Herausforderungen bei der Mobilisierung von ReststoffpotenzialenBedeutung der Potenziale, Nutzungsgrad und Bewertung der MobilisierungschancenZusammenfassung der Ergebnisse67

BedeutungdesPotenzials

bisherigerNutzungs-grad

Beitrag zur Energie-versorgung 2012

Hindernisse, Konflikte undKonkurrenzen

Forstwirtschaft-liche Biomasse

mind. 168 PJ- 511 PJ

mind. 45 %68 12,5 Mrd. kWh Strom107,5 Mrd. kWh Wärme

- Waldrestholz ökologische Einschränkungen(Biodiversität, Bodenqualität)

- Rohholz Konkurrenz mitHolzwerkstoffindustrie,private Waldbesitzer fürBewirtschaftung mobilisieren

- Landschafts-pflegeholz

aufwändige Logistik,hohe Kosten

Industrierest-holz

55 PJ- 57 PJ

?

- Sägespäne und-mehl

? Abhängigkeit vonEinschnittleistung derSägewerke, Konkurrenz mitHolzwerkstoffindustrie

- Schwarzlaugeund Rinde

fast 100 % Potenzial weitgehenderschlossen

- Altholz fast 100 % Potenzial weitgehenderschlossen, Importe möglich

TierischeExkremente

ca. 88 PJ ca. 10 %bis 20 %

ca. 3 Mrd. kWh Strom 69

ca. 1,6 Mrd. kWh Wärmebei kleinen Biogasanlagenrelativ hohe Investitions-kosten, aufwändige Logistik

Bio- undGrünabfälle

23 PJ- 33 PJ

ca. 5 %bis 10 %

ca. 1,6 Mrd. kWh Strom70

ca. 0,9 Mrd. kWh Wärmegetrennte Erfassung steigern,Stoffqualität und aufwändigeLogistik häufig problematisch

Stroh 54 PJ- 103 PJ

unter 1 % nicht relevant vielfältige dezentrale Einsatz-möglichkeiten, bisher jedochohne breite Markteinführung

Klärschlamm ca. 38 PJ ca. 50 % Klärgas:1,3 Mrd. kWh Strom1,1 Mrd. kWh Wärme

kein Logistikproblem, inKläranlagen jedochNachrüstungsbedarf

Hausabfall Deponiegas:ca. 4 PJ

Deponiegas:fast 100 %

Deponiegas:0,6 Mrd. kWh Strom0,2 Mrd. kWh Wärmebiogener AnteilMüllverbrennung:4,9 Mrd. kWh Strom8,4 Mrd. kWh Wärme

Deponiegas rückläufig wegenDeponieverbot, Hausabfallrückläufig wegen demogra-fischem Wandel undgesteigerter Mülltrennung

Altfett undtierische Fette

tierischeFette:

ca. 14 PJ

tierischeFette: 0 %

Altfett (2011):170.000 Mio. t Biodiesel(1,8 Mrd. kWh)

Konkurrenz mit oleo-chemischer Industrie,energetische Nutzungtierischer Fette in Deutschlandgesetzlich unterbunden

67 Vgl. o.g. Quellen (Kapitel „Potenziale biogener Reststoffe“).68 Bereits genutztes Waldholz im Verhältnis zum Potenzial von Waldrestholz und ungenutztem Holzzuwachs, vgl.DBFZ: Globale und regionale räumliche Verteilung von Biomassepotenzialen. Status Quo und Möglichkeit derPräzisierung. Anhang I – Regionale Biomassepotenziale. Leipzig, März 2010.69 14 Prozent (energiebezogen) der eingesetzten Biomasse in Biogasanlagen 2011 waren tierische Exkremente,DBFZ: EEG-Monitoring 2011. Leipzig, März 2012.70 8 Prozent (energiebezogen) der eingesetzten Biomasse in Biogasanlagen 2011 waren Bioabfälle, DBFZ: EEG-Monitoring 2011. Leipzig, März 2012.

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Regionale Verteilung von Potenzialen biogener Reststoffe

Im Potenzialatlas „Bioenergie in den Bundesländern“ der Agentur für Erneuerbare Energien könnenauf Basis von Erhebungen des Deutschen Biomasseforschungszentrums die regionalenSchwerpunkte von Reststoff-Potenzialen in Deutschland dargestellt werden. Dabei überrascht esnicht, dass tierische Exkremente vor allem in den Hochburgen der Viehzucht in Nordwestdeutschlandzu mobilisieren sind.

Technisches Brennstoffpotenzial von tierischen Exkrementen in den Regionen

Quelle: DBFZ

Im Gegensatz zu den tierischen Exkrementen sind bedeutende Potenziale von Bio- und Grünabfällenvor allem in den dicht besiedelten Ballungsräumen zu finden. Hier fällt die Mobilisierung desReststoff-Potenzials verhältnismäßig leicht. Zusätzliches Potenzial bieten vor allem auch die dünnbesiedelten Regionen der ostdeutschen Bundesländer, doch fällt hier der logistische Aufwandüberproportional hoch aus.

Technisches Brennstoffpotenzial von Bio- und Grünabfällen in den Regionen

Quelle: DBFZ

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Das Potenzial von Stroh konzentriert sich dagegen auf die Regionen mit intensivem Ackerbau undhohen Bodenqualitäten. Insbesondere Norddeutschland und Sachsen-Anhalt bieten großeStrohpotenziale für die energetische Nutzung.

Technisches Brennstoffpotenzial von Stroh in den Regionen

Quelle: DBFZ

Eine zentrale Rolle bei der Mobilisierung von regionalen und lokalen Reststoffpotenzialen muss nebender Landwirtschaft die kommunale Abfallwirtschaft übernehmen. Abfallwirtschaftsbetriebe sindvielerorts die idealtypischen Partner von Stadtwerken, wenn es um die verstärkte Nutzung von Bio-und Grünabfällen, um die Erzeugung von Klärgas oder um die Bereitstellung vonLandschaftspflegematerial, Straßenbegleitgrün und anderen biogenen Reststoffen geht. Kommunenstehen mehrere Leitfäden und Handlungskataloge zur Verfügung, die für eine ganzheitliche Strategieder Reststoffnutzung entwickelt wurden:

- AEE: Projekt „Kommunal Erneuerbar“ (http://www.kommunal-erneuerbar.de/fileadmin/content/PDF/AEE_KommunalErneuerbar_Aufl05_web.pdf)

- IÖW/ZEE Universität Freiburg/Universität Hohenheim: Die Energiewende vor Ort gestalten.Ein Wegweiser für eine sozial gerechte und naturverträgliche Selbstversorgung ausErneuerbaren Energien. Schwerpunkt Bioenergie. Freiburg, März 2013 (http://www.ee-regionen.de/index.php?id=17).

- BMU/Witzenhausen-Institut: Ökologisch sinnvolle Verwertung von Bioabfällen. Anregungenfür kommunale Entscheidungsträger. März 2012(http://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/Bioabfaelle_2012_de_bf.pdf).

- Wuppertal-Institut: Kommunale Abfallwirtschaft als Energiewendeakteur. In: RaumPlanung,166, Januar 2013.

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Biogene Reststoffe in Europa und weltweit: bisher kaum erschlossen

Weltweit wird das große Potenzial land- und forstwirtschaftliche Reststoffe kaum genutzt. Amstärksten findet eine Verwendung biogener Reststoffe aus der Land- und Forstwirtschaft in Europastatt: Die Biogasnutzung der Abfälle von Viehhaltungsbetrieben und die Nutzung vonforstwirtschaftlichen Reststoffen sind Beispiele dafür.

Biogene Reststoffe in der Europäischen Union

Das EU-weite Forschungsprojekt Biomass Futures untersucht die Bedeutung der Bioenergie, d.h. vonEnergiepflanzen, Energieholz und Reststoffen für die europäischen Ausbauziele für ErneuerbareEnergien. Es liefert eine umfassende Bestandsaufnahme der Potenziale biogener Reststoffe in den 27Mitgliedstaaten der EU. Demnach machen biogene Reststoffe aus der Landwirtschaft wie tierischeExkremente, Stroh und Erntereste gemeinsam mit Bio- und Grünabfällen sowie Reststoffen aus derPapier- und Lebensmittelindustrie mit über 40 Prozent den größten Anteil der gegenwärtig für dieenergetische Nutzung verfügbaren Biomasse aus. Forstwirtschaftliche Biomasse liefert rund 40Prozent des Potenzials, gefolgt von Industrierestholz und Altholz.

Bioenergie-Potenziale in der Europäischen Union (EU 27)71

(in Petajoule, PJ)

Bioenergie-Potenzial gegenwärtig

verfügbares

Potenzial

Anteil der

Bioenergie-

Potenziale am

Gesamtpotenzial

Potenzial

im Jahr

2020

Vergleich:

Gesamtpotenzial

heimischer Biomasse

Deutschlands72

Forstwirtschaftliche Biomasse

(Waldholz, Waldrestholz,

Landschaftspflegeholz) 5.317 PJ 40,6 % 6.280 PJ

168 PJ

- 511 PJ

Industrierestholz

586 PJ 4,5 % 628 PJ

55 PJ

- 57 PJ

Altholz

1.340 PJ 10,2 % 1.884 PJ

89 PJ

-117 PJ

Biogene Reststoffe (tierische

Exkremente, Stroh, Erntereste, Bio-

und Grünabfälle, industrielle

Reststoffe) 5.485 PJ 41,9 % 5,945 PJ

213 PJ

- 231 PJ

Energiepflanzen

377 PJ 2,9 % 3.140 PJ

420 PJ

- 790 PJ73

Summe 13.105 PJ 17.878 PJ

1.023 PJ

-1.688 PJ

Der Anbau von Energiepflanzen spielt in Deutschland und nur wenigen anderen EU-Staaten eineRolle. Energiepflanzen werden in der gesamten EU nach Einschätzung des Forschungsprojektes

71 IIASA/Alterra/CRES: Biomass availability & supply analysis. Summary of main outcomes for policy makers.Biomass Futures: Biomass role in achieving the Climate Change & Renewables EU policy targets. Demand andSupply dynamics under the perspective of stakeholders. März 2012, http://www.biomassfutures.eu.72 Bandbreite BMVBS/DBFZ und BMU/DLR/IfEU/WI, vgl. Potenzial von biogenen Reststoffen in Deutschland imJahr 2020.73 DBFZ: Globale und regionale räumliche Verteilung von Biomassepotenzialen. Status Quo und Möglichkeit derPräzisierung. Anhang I – Regionale Biomassepotenziale. Leipzig, März 2010.

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Biomass Futures auch bis 2030 weniger Biomasse liefern können als biogene Reststoffe.74 Je nachEntwicklung der Agrarpreise und politischer Rahmenbedingungen kann möglicherweise jedoch auchein größeres Potenzial von Energiepflanzen in der EU erschlossen werden.

Das Forschungsprojekt Biomass Futures prognostiziert analog zur im vorherigen Kapitelbeschriebenen Entwicklung in Deutschland einen Rückgang des Aufkommens an Bio- undGrünabfällen vor dem Hintergrund des demographischen Wandels. Auch werden Stroh und tierischeExkremente als wichtigste, noch unerschlossene Reststoffpotenziale identifiziert, die zudem zu relativgeringen Kosten zu mobilisieren seien. Wie in Deutschland konzentrieren sich die räumlichenSchwerpunkte der Strohpotenziale auf die Ackerbauregionen mit hohem Getreideanteil, z.B. inDänemark, Nord- und Zentralfrankreich, Nordspanien, Norddeutschland und Norditalien. TierischeExkremente sind vor allem in Nordfrankreich, Norditalien, Zentralpolen, Dänemark undNordwestdeutschland zu mobilisieren. In Spanien, Portugal, Italien, Südfrankreich und Griechenlandstehen zudem relativ große Reststoffpotenziale aus Dauerkulturen wie dem Gemüse-, Obst-, Oliven-und Weinbau für die energetische Nutzung zur Verfügung. Für Reststoffe aus der Forstwirtschafterwartet das Forschungsprojekt Biomass Futures EU-weit höhere Mobilisierungskosten und stärkereKonkurrenzen mit bestehenden Nutzungspfaden.

Die EU-Mitgliedstaaten haben sich im Jahr 2009 dazu verpflichtet, bis 2020 mindestens 20 Prozentihres Endenergieverbrauchs durch Erneuerbare Energien zu decken. Unter den erneuerbarenEnergiequellen, die zum Erreichen dieses Ausbauziels beitragen, spielt die Bioenergie die wichtigsteRolle. Rund 55 Prozent der Erneuerbaren Energie, die entsprechend der Nationalen Aktionspläne(NREAPs75) der Mitgliedstaaten bis 2020 bereitgestellt werden soll, ist Bioenergie (5.192 PJ).76

Darunter spielen die biogenen Reststoffe wiederum die wichtigste Rolle.

In fast allen EU-Mitgliedstaaten stammt die Biomasse zum Erreichen der Ausbauziele mindestens zurHälfte aus Wald- und Waldrestholz sowie Industrierest- und Altholz. Nur in waldarmenMitgliedstaaten wie z.B. Großbritannien und den Niederlanden soll im Jahr 2020 der größte Anteil derBiomasse aus landwirtschaftlichen Reststoffen wie tierischen Exkrementen und Stroh, sowie aus Bio-und Grünabfällen, biogenem Anteil am Hausmüll, Klärschlamm und anderen industriellen Reststoffenstammen. Bisher ist in den meisten EU-Staaten – abseits von holzartigen Reststoffen – nur einBruchteil der Potenziale bzw. der Ausbauziele für die Nutzung biogener Reststoffe erschlossenworden.77

Nach Schätzungen der Europäischen Kommission würde bei Vergärung aller Bio- und Grünabfällesowie industrieller Reststoffe bis zu 7 Prozent des EU-Gesamtausbauziels für Erneuerbare Energienund bis zu 42 Prozent des Ausbauziels für Biokraftstoffe ausmachen.78 Fraglich ist jedoch, ob aufgrunddes hohen logistischen Aufwands, der damit verbundenen Kosten und möglicherNutzungskonkurrenzen tatsächlich dieses Reststoffpotenzial in einem derart hohen Maße für dieenergetische Nutzung erschlossen werden kann.

74 IIASA/Alterra/CRES: Biomass availability & supply analysis. Summary of main outcomes for policy makers.Biomass Futures: Biomass role in achieving the Climate Change & Renewables EU policy targets. Demand andSupply dynamics under the perspective of stakeholders. März 2012, http://www.biomassfutures.eu.75 National Renewable Energy Action Plans76 IEEP: The role of bioenergy in the National Renewable Energy Action Plans: a first identification of issues anduncertainties. November 2010, http://www.biomassfutures.eu.77 Ebd.; AEBIOM: European Bioenergy Outlook 2012. Brüssel, November 2012.78 EUWID Recycling: Kommission: Sammelziele für Bioabfall angemessen, Nr.9/2010; zitiert nach: Struwe, Jutta:Gesamtökologischer Vergleich von stofflicher und energetischer Verwertung. Vortrag, Abfalltag Baden-Württemberg 2010, 04. November 2010.

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Energetisch genutzte Biomasse im Jahr 2006 und Schätzungen der NREAPs der EU-Mitgliedstaaten für 2020

Quelle: IIEP/Biomass Futures

Während in Deutschland kommunale Abfälle nicht mehr deponiert werden, landen im EU-Durchschnitt weiterhin 38 Prozent auf Deponien. In den osteuropäischen Mitgliedstaaten werden nochdrei Viertel deponiert, in Rumänien und Bulgarien fast sämtliche Hausabfälle. Hier besteht einbesonders großes Potenzial zur Mobilisierung von Bio- und Grünabfällen und anderen biogenenReststoffen für die energetische Nutzung. Voraussetzung ist die Etablierung von umfassenden lokalenEntsorgungsstrukturen, die Mülltrennung und Recycling sicherstellen. Die Deponie- und dieAbfallrahmenrichtline der EU schaffen in diesen Bereichen Handlungsdruck. Aus den bestehendenDeponien könnte außerdem verstärkt Deponiegas für die Strom- und Wärmeerzeugung gewonnenwerden.79 In den 2004 beigetretenen EU-Mitgliedsländern Mittel- und Osteuropas fehlen den Deponienjedoch häufig noch Sickerwasser- bzw. Deponiegaserfassungssysteme.

In den EU-Ländern, die die Deponierung von Hausabfall praktisch vollständig zurückgefahren habenund ein auf Müllvermeidung und -wiederverwertung ausgerichtetes Abfallwirtschaftssystem etablierthaben (u.a. Deutschland, Niederlande, Schweden, Dänemark, Österreich), werden verbleibendebiogene Anteile von Hausmüll bereits in größerem Umfang in Müllverbrennungsanlagen für dieStrom- und Wärmeerzeugung eingesetzt. Deutschland, Frankreich und die Niederlande stellen ausdem biogenen Anteil von Hausmüll die größte Menge Primärenergie bereit. In diesen Ländern gilt es,die Effizienz der Müllverbrennung weiter zu nutzen. In den Niederlanden sind allerdings bereitsÜberkapazitäten zu erkennen.

In den ost- und südosteuropäischen Mitgliedstaaten, wo noch hohe Deponieraten üblich sind, gilt es,zunächst Müllvermeidung, Mülltrennung und -wiederverwertung zu etablieren. Die dannverbleibenden biogenen Anteile des Hausmülls bieten weiterhin ein begrenztes energetischesPotenzial, das für die Strom- und Wärmeerzeugung in Müllverbrennungsanlagen mobilisiert werdenkönnte.80

79 Dany, Christian: Das Pferd von hinten aufzäumen. In: Biogasjournal 1/2013, S. 86-92.80 EurObserver: Renewable Municipal Waste Barometer 2011. Paris, Dezember 2012.

WaldholzWaldrestholz, IndustrierestholzEnergiepflanzenLandwirtschaftliche Reststoffe (z.B. tier. Exkremente, Stroh)Bio- und Grünabfälle, Reststoffe aus Lebensmittelindustrie, DeponiegasIndustrielle Reststoffe einschl. Reststoffe aus PapierindustrieKlärschlamm

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Biogene Reststoffe weltweit

In Entwicklungs- und Schwellenländer werden nur in einzelnen Regionen und Sektoren Reststoffesystematisch energetisch verwertet, wie beispielsweise in der Zuckerrohrproduktion zur Deckung desEnergiebedarfs der Verarbeitungsprozesse oder in mehr als 10 Millionen kleinen Biogasanlagen zurNutzung häuslicher und landwirtschaftlicher Abfälle. In China decken nach Schätzungen rund 5 bis 7Millionen kleine Biogasanlagen den Eigenbedarf von mehr als 18 Millionen Familien. In Indien wird dieZahl der hauseigenen Biogasanlagen auf über 3 Millionen geschätzt.

Global nachhaltige Bioenergiepotenziale(Primärenergie in Mio. t Erdöläquivalent bzw. in Exajoule, EJ)

Quelle: WBGU/Fritsche/Wiegmann 2008

Die Grafik zeigt den weltweiten Primärenergiebedarf (Strom, Wärme, Kraftstoffe) des Jahres 2005 undPrognosen für das Jahr 2030, wobei der Anteil des Kraftstoffbedarfs am Weltenergiebedarf violettdargestellt ist. Die beiden rechten Säulen stellen im Verhältnis dazu eine niedrige und eine hoheSchätzung des globalen Bioenergiepotenzials dar. Der größte Anteil der Biomasse stammt bei beidenSchätzungen jeweils von Grün- und Ackerland. Reststoffe machen jeweils ca. ein Fünftel desBiomassepotenzials aus.

Eine systematische Sicht auf die energetische Nutzung biogener Reststoffe ist international bisherkaum gegeben. Der Fokus wird sehr stark in der Nutzung von Deponiegasen gesehen. In denSchwellen- und Entwicklungsländern werden große Potentiale in der Nutzung von Abfällen gesehen,die in der Vergangenheit auf Deponien unterschiedlicher Standards abgelagert wurden. Dort könnteauch eine erhebliche Reduzierung der Treibhausgasemissionen erfolgen. Die wichtigste Maßnahmeist die Abdichtung der Deponien mit anschließender Verbrennung des kontrolliert abgefangenenDeponiegases.

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Voraussetzungen für die Mobilisierung von Reststoffpotenzialen

Die vorherigen Kapitel zeigen, dass sowohl in Deutschland als auch weltweit noch sehr großeungenutzte Reststoffpotenziale zur Verfügung stehen. Wenn diese Reststoffe erschlossen werdensollen, müssen bestimmte Anforderungen erfüllt werden.

Logistische Strukturen für die energetische Nutzung biogener Reststoffe

Für die Nutzung biogener Reststoffe sind oft aufwändige logistische Strukturen notwendig. DieAusgangsbedingungen dafür sind weltweit aber sehr unterschiedlich. Während in Deutschland z.B. dieetablierten Abfallsammel- und Verwertungsstrukturen die Nutzung von biogenen Reststoffenerleichtern (z.B. „Grüne“ oder „Braune Tonne“), müssen international dafür in Schwellen- undEntwicklungsländern oft noch Abfallsammelsysteme aufgebaut werden.

Die Nutzung der Reststoffe in der Landwirtschaft ist noch aufwändiger. Ohne zusätzliche Infrastrukturist nur die direkte Nutzung von Reststoffen möglich, die bei der Verarbeitung von Biomasse z.B. in derholzverarbeitenden Industrie und der Lebensmittelproduktion anfallen. Wenn die Reststoffe dagegenbei der Ernte anfallen und normalerweise auf dem Feld verbleiben, ist die energetische Nutzung vielaufwändiger, weil die Biomasse zusätzlich gesammelt und transportiert werden muss. Hat einReststoff wie z.B. Gülle einen sehr hohen Wassergehalt und damit eine niedrige Energiedichte, sinddie Kosten für Transport, Weiterverarbeitung und energetische Nutzung möglicherweise zu hoch.Neben Marktpreisen sowie möglicherweise konkurrierenden Nutzungspfaden des Reststoffs (z.B. alsFuttermittel, Dünger) entscheiden auch rechtliche Rahmenbedingungen und politischeFörderinstrumente darüber, ob Reststoffe eingesammelt und energetisch genutzt werden können.

Eignung biogener Reststoffe für die energetische Nutzung

Die Eignung biogener Reststoffe für die energetische Nutzung kann stark variieren und hängt von denfolgenden Faktoren ab:

Umwandlung: Kann der Reststoff direkt zur Energiebereitstellung genutzt werden (z.B.Verbrennung von Waldrestholz als Scheitholz) oder muss er erst weiterverarbeitet werden(z.B. in einer Biogasanlage zu Biogas vergoren werden)?

Mengenaufkommen: Ist das Reststoffaufkommen für eine direkte energetische Nutzungausreichend oder müssen die Mengen erst von verschiedenen Stellen zusammengetragenwerden?

Brennstoffeigenschaften: Eignet sich der Reststoff aufgrund seiner chemischenEigenschaften (z.B. Aschegehalt, toxische Inhaltsstoffe) für die energetische Nutzung?Welcher technologischer Aufwand ist damit verbunden (z.B. Filter für Verbrennungsanlagen,besondere chemisch-biologische Verfahren)?

Wirtschaftlichkeit: Ist der Transport des Reststoffs wirtschaftlich? Ist dieEnergiebereitstellung wirtschaftlich? Wo wird Wertschöpfung gesteigert? Gibt es zusätzlicheEinnahmemöglichkeiten z.B. im Rahmen des Emissionshandels?

Nachhaltigkeit: Ist die energetische Nutzung des Reststoffs nachhaltig? Bleibt die Humus-und Nährstoffbilanz ausgeglichen? Werden die Nachhaltigkeitsanforderungen für den Erhaltder Biodiversität eingehalten?

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Sozioökonomische Bedingungen für die Nutzung biogener Reststoffe

Bei der energetischen Nutzung biogener Reststoffe müssen auch sozioökonomischeRahmenbedingungen beachtet werden. In Schwellen- und Entwicklungsländern treten dabei oftinformelle Strukturen auf: Private, selbstorganisierte Müllsammler, die den Abfall von Haushaltenund Gewerbe- und Industriebetriebe abholen oder jene Menschen, die von dem Verwerten der Abfälleauf den Deponien leben. Diese Betroffenen und ihre Interessen müssen in energetischeNutzungskonzepte eingebunden werden, um auch die soziale Nachhaltigkeit zu gewährleisten.

Umweltbilanz der energetischen Nutzung biogener Reststoffe

In diesem Kapitel werden die zuvor auf die unterschiedlichen Reststoffe bezogenen ökologischenEffekte zusammengefasst.

Treibhausgasemissionen der Wärmebereitstellung biogener und fossiler Energieträgerim Jahr 2010 in kg CO2-Äquivalente je Gigajoule (GJ)

Quelle: IE Leipzig 2007

Treibhausgas- und Schadstoffminderung

In Deutschland leistet die Nutzung von biogenen Reststoffen bereits einen großen Beitrag zumKlimaschutz. Wird z.B. Restholz statt Erdöl oder Erdgas in der Wärmeversorgung eingesetzt, werdendie Treibhausgasemissionen um bis zu 90 Prozent reduziert.

Wird Gülle zu Biogas vergoren und in Blockheizkraftwerken zu Strom und Wärme umgewandelt, istder Klimaschutzbeitrag sogar noch größer: Neben der CO2-Reduktion lassen sich so auch diebesonders schädlichen Methanemissionen vermeiden, die sonst bei Lagerung und Ausbringung vonGülle und Stallmist freigesetzt werden. Das Treibhausgaspotenzial von Methan ist 25mal stärker alsbei CO2.

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Bioenergie deckte 2012 in Deutschland 8,2 Prozent des Endenergiebedarfs und vermied durch dieNutzung von Reststoffen und Energiepflanzen insgesamt 71 Mio. t CO2. Der Beitrag der Bioenergiezum Klimaschutz kann deutlich gesteigert werden, wenn das gesamte Reststoffpotenzial für dieStrom- und Wärmeversorgung erschlossen wird.

Diese Ergebnisse sind grundsätzlich auch auf die weltweite Nutzung von Reststoffen übertragbar.Besonders groß ist das Methanminderungspotenzial durch die energetische Nutzung vonDeponiegasen. Nach Schätzungen entstehen 8 bis 12 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen inEntwicklungs- und Schwellenländern bei abfallwirtschaftlichen Prozessen. Eine wesentliche Ursachesind Methanemissionen aus der Ablagerung unbehandelter Siedlungsabfälle, die in diesen Ländernsehr hohe Anteile abbaubarer organischer Stoffe enthalten.

Bei der Nutzung von Stroh muss eine angepasste Verbrennungstechnologie eingeführt werden, dieerhöhte Feinstaubemissionen verhindert. Auch bei der Verbrennung von Altholz, das z.B. durch Lackeoder andere Stoffe vorbehandelt und belastet ist, müssen Emissionen von Luftschadstoffen vermiedenwerden.81

Einsparung synthetischer Düngemittel durch Stoffkreislaufwirtschaft

Die Gärreste, die nach der Vergärung von Biomasse übrig bleiben, ersetzen teure, synthetischhergestellte Düngemittel. Der Gärrest wird zurück auf die Ackerflächen gebracht, so dass diewertvollen Nährstoffe, die die Pflanzen dem Boden entzogen haben, ihm wieder zugeführt werden.Somit schließt sich der natürliche Nährstoffkreislauf in der Region. Landwirtschaftliche Betriebekönnen gleichzeitig Düngerkosten einsparen. Bei der Vergärung von tierischen Exkrementen undanderen biogenen Reststoffen werden die enthaltenen Nährstoffe wie organischer Stickstoff undPhosphor mineralisiert und sind damit für die Pflanzen besser nutzbar.

Entscheidend für eine nachhaltige Nutzung biogener Reststoffe ist die Humus- und Nährstoffbilanz.Nur wenn stets ein Teil der Reststoffe auf dem Feld oder Wald verbleiben, kann eine ausgeglicheneHumus- und Nährstoffbilanz gewährleistet werden. Ziel sollte es deshalb sein, eineKreislaufwirtschaft der Nährstoffe aufrecht zu erhalten, d.h. möglichst alle Nährstoffe müssen nachder Nutzung wieder auf das Feld oder in den Wald zurückgelangen. So können z.B. Gärreste derBiogaserzeugung zurück auf dem Feld bzw. die Asche der Verbrennungsprozesse im Waldausgebracht werden. Die Nährstoffbilanz kann auch aufrechterhalten werden, wenn ausschließlichjene Pflanzenteile verwertet werden, die nur wenige Nährstoffe enthalten.

Eine energetische Nutzung des biogenen Anteils des Hausmülls in Müllverbrennungsanlagen solltekein Vorwand sein, auf Müllvermeidung und Mülltrennung zu verzichten.

81 SRU: Sondergutachten Wege zur 100 % erneuerbaren Stromversorgung. Berlin, Januar 2011.

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Fazit

Die Nutzung von biogenen Reststoffen für Bioenergie ist in Deutschland im europäischen Vergleichbereits verhältnismäßig weit vorangeschritten. Sie birgt weiterhin große Potenziale für eineklimafreundliche, dezentrale Energieversorgung. Das EEG bietet besondere Anreize für denverstärkten Einsatz von Reststoffen, wie z.B. von Gülle zur Strom- und Wärmeerzeugung inBiogasanlagen. In Schwellen- und Entwicklungsländern gilt es, die vielerorts nicht nachhaltige undgesundheitsgefährdende Nutzung von Holz und Viehdung als Brennstoff durch eine effizienteredezentrale Versorgung mit Strom, Wärme und Biogas zu ersetzen. Millionen Kleinbiogasanlagen inChina und Indien zeigen, dass umwelt- und sozialverträglichere Nutzungspfade etabliert werdenkönnen. Bioenergie kann hier – sowohl durch Nutzung von Reststoffen als auch durch den Anbau vonEnergiepflanzen – als Maßnahme der Armutsbekämpfung wirken. Eine kostengünstige lokaleEnergieversorgung ist außerdem Voraussetzung für die notwendige Steigerung derlandwirtschaftlichen Produktion. Biogene Reststoffe sind auch ein Schritt aus der Abhängigkeit vonfossilen Brennstoffimporten, die die Wirtschaftskraft der Entwicklungsländer oft stark belasten.

In Deutschland und in der Europäischen Union sind biogene Reststoffe ein attraktiver, jedoch oft auchkostenintensiver Beitrag zur Stärkung einer dezentralen Versorgung auf Basis ErneuerbarerEnergien. Werden die Ausbauziele insbesondere im Strombereich weitergeführt und eine vollständigerneuerbare Versorgung angestrebt, sind Bioenergieanlagen unerlässlich. Denn Anlagen wie Biogas-BHKW und Holzkraftwerke sind flexibel einsetzbar. Biogene Reststoffe lassen sich leicht speichern.Damit eignen sie sich ideal zum Ausgleich der wetterabhängigen Stromerzeugung aus Wind undSonne.

In der Debatte um Nutzungskonkurrenzen durch die Ausweitung des Energiepflanzenanbaus schlagenKritiker vor, Strom, Wärme und Biokraftstoffe prioritär mit Reststoffen statt mit Energiepflanzen zuerzeugen. Eine pauschale Unterscheidung in ökologisch „gute“ Biomasse wie Reststoffe und„schlechte“ Biomasse wie Energiepflanzen greift jedoch zu kurz. Zunächst erlauben es dieAusbauziele für Erneuerbare Energien nicht, auf ein wichtiges Potenzial wie denEnergiepflanzenanbau pauschal zu verzichten. Sinnvoller wäre eine Mobilisierung dieses Potenzialsunter Berücksichtigung ökologischen Leitplanken, so dass Biodiversität, Böden und Klima gewinnen.Eine Fehlannahme ist aber auch die These, dass die Nutzung biogener Reststoffe die„Verschwendung“ wertvoller landwirtschaftlicher Nutzfläche verhindern würde. Die vorherigenKapitel haben gezeigt, dass biogene Reststoffe immer in bereits bestehenden landwirtschaftlichenoder industriellen Nutzungspfaden anfallen, die grundsätzlich nicht losgelöst von Fläche zuorganisieren sind und aktuell bereits auf Nutzungskonflikte stoßen.

Große Reststoffpotenziale wie z.B. tierische Exkremente sind gleichzeitig mit oft problematischen,flächenintensiven Futtermittelimporten verbunden. Bio- und Grünabfälle sind zwar einerseits Rohstofffür eine klimafreundliche Biogaserzeugung. Bioabfälle in der Biotonne bestehen zu Teilen jedoch ausLebensmittelabfällen. Im Durchschnitt wirft jeder Bundesbürger jährlich ca. 80 kg Lebensmittel inden Abfall. Zwei Drittel davon wären vermeidbar.82 Damit wird in besonders achtloser Weiselandwirtschaftlich genutzte Fläche verschwendet. Eine nachhaltige Bioenergienutzung sollte daherdie Nutzungspfade und Nutzungskonkurrenzen der Reststoffe berücksichtigen. Das Reststoffpotenzialkann und muss gehoben werden – sollte aber auch nicht überschätzt werden, da die technischmöglichen Nutzungspfade – von Restholz und Biokraftstoffen abgesehen – sich bisher oft nur Randeder Wirtschaftlichkeit bewegen.

82 BMELV: Ermittlung der Mengen weggeworfener Lebensmittel und Hauptursachen für die Entstehung vonLebensmittelabfällen in Deutschland. Berlin, März 2012.

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Quellen und weitere Informationen

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Wiedemann, Karsten: Energie aus der Grube. In: neue energie, Mai 2011, S. 74-75.

World Wide Fund For Nature (WWF)/Öko-Institut/Prognos: Modell Deutschland. Klimaschutz bis 2050:Vom Ziel her denken. Berlin/Freiburg i.B./Basel, Oktober 2009.

Zentrum für Erneuerbare Energien (ZEE) Universität Freiburg/IÖW/Universität Hohenheim: Leitfadenfür die Nutzung kommunaler, halmgutartiger Reststoffe in Mikrobiogasanlagen und Bestandsanlagen.ZEE Working Papier 05-2011.

Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW)/IfnE/IfEU/Internationales Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR): Vorbereitung und Begleitung derErstellung des Erfahrungsberichtes 2011 gemäß § 65 EEG. Spartenübergreifende und integrierendeThemen sowie Stromerzeugung aus Klär-, Deponie- und Grubengas.Stuttgart/Teltow/Heidelberg/Münster, Juni 2011.

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S. 45 | Nr. 64 Renews Spezial Reststoffe für Bioenergie nutzen

In der Reihe Renews Spezial sind bisher erschienen:

Titel der Ausgabe Nr. DatumHolzenergie - Bedeutung, Potenziale, Herausforderungen 66 April 13

Anbau von Energiepflanzen - Umweltauswirkungen, Nutzungskonkurrenzen und Potenziale 65 April 13

Reststoffe für Bioenergie nutzen - Potenziale, Mobilisierung und Umweltbilanz 64 April 13

Erneuerbare Wärme – Klimafreundlich, wirtschaftlich, technisch ausgereift 63 Jan 13

Planungsrecht & Erneuerbare Energien 62 Dez 12

Bundesländervergleich Erneuerbare Energien 2012 61 Dez 12

Akzeptanz und Bürgerbeteiligung für Erneuerbare Energien 60 Nov 12

Intelligente Verknüpfung von Strom- und Wärmemarkt 59 Nov 12

„Smart Grids“ für die Stromversorgung der Zukunft 58 Juni 12

Strom speichern 57 März 12

Akzeptanz Erneuerbarer Energien in der deutschen Bevölkerung 56 März 12

Nachhaltigkeit von Bioenergie und fossilen Energieträgern im Vergleich 55 Jan 12

Biokraftstoffe - Rahmenbedingungen, Klima- und Umweltbilanz, Marktentwicklungen 54 Jan 12

Zertifizierung von Bioenergie – Wie Nachhaltigkeit in der Praxis funktioniert 53 Dez 11

Kosten und Preise für Strom 52 Sep 11

Konflikte und Risiken der Energieversorgung – Erneuerbare Energien als Beitrag zuRessourcenversorgung und Energiesicherheit

51 Feb 11

Erneuerbare im Netz – Die notwendige Anpassung der Versorgungsinfrastruktur 50 Feb 11

Klima- und Umweltschutz durch Erneuerbare Energien 49 Feb 11

Erneuerbare Energien – Ein Gewinn für den Wirtschaftsstandort Deutschland 48 Jan 11

Erneuerbare Wärme – Klimafreundlich, wirtschaftlich, technisch ausgereift 47 Jan 11

Kommunale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien 46 Dez 10

Solarparks – Chancen für die Biodiversität 45 Dez 10

Bundesländervergleich Erneuerbare Energien 2010 44 Nov 10

Holzenergie – Bedeutung, Potenziale, Herausforderungen 43 Okt 10

Erneuerbare Energien – Mehr Unabhängigkeit vom Erdöl 42 Sep 10

20 Jahre Förderung von Strom aus Erneuerbaren Energien in Deutschland - eine Erfolgsgeschichte 41 Sep 10

Kosten und Potenziale von Photovoltaik und solarthermischen Kraftwerken 40 Aug 10

Kommunale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien 39 Aug 10

Biokraftstoffe – Marktentwicklung, Klima- und Umweltbilanz und Nutzungskonkurrenzen 38 Aug 10

Innovationsentwicklung der Erneuerbaren Energien 37 Juli 10

Daten und Fakten Biokraftstoffe 2009 36 Juli 10

Grundlastkraftwerke und Erneuerbare Energien – ein Systemkonflikt? 35 Juni 10

Anbau von Energiepflanzen 34 Juni 10

Erneuerbare Energien und Elektromobilität 33 Juni 10

Wirtschaftsfaktor Erneuerbare Energien in Deutschland 32 Juni 10

Akzeptanz der Erneuerbaren Energien in der deutschen Bevölkerung 31 Mai 10

Erneuerbare Elektromobilität 30 April 10

Strom speichern 29 April 10

Kosten und Nutzen des Ausbaus Erneuerbarer Energien 28 März 10

10 Jahre Erneuerbare-Energien-Gesetz - 20 Jahre Stromeinspeisungsgesetz 27 März 10

Kosten und Preise für Strom — Fossile, Atomstrom und Erneuerbare Energien im Vergleich 26 Feb 10

Häuslebauer nehmen Erneuerbare-Energien-Wärmegesetz gut anUmfrage unter 500 Bauunternehmen, Planungs- und Architekturbüros

24 Jan 10

Erneuerbare Energien in der Fläche 23 Jan 10

Reststoffe für Bioenergie nutzen 22 Jan 10

Regionale Wertschöpfung durch die Nutzung Erneuerbarer Energien 21 Dez 09

Biogas – Daten und Fakten 2009 –Energiebereitstellung 20 Nov 09

Siehe auch: http://www.unendlich-viel-energie.de/de/service/mediathek/renewsspezial.html

Page 46: Potenziale, Mobilisierung und Umweltbilanz...Reststoffe und Energiepflanzen im Vergleich 6 ... den das Energiekonzept der Bundesregierung bis 2050 anstrebt,3 so können zwischen ca.

Renews Spezial Reststoffe für Bioenergie nutzen S. 46 | Nr. 64

www.unendlich-viel-energie.de