Praktikum in Japan (10.11.11 –...

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Praktikum in Japan (10.11.11 – 10.02.12) Japan ist für viele immer noch ein exotisches Land, dass für seine Kombination aus Moderne und Tradition bekannt ist. Sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene ist es ein beliebtes Reiseziel. Vor allem die Stadt Tokio lockt jedes Jahr tausende Touristen nach Japan und ist doch ganz anders als der Rest von Japan. Da ich Politik Ostasiens studiere und mein Schwerpunkt Japan ist, war es nicht meine erste Reise nach Japan bzw. Tokio. Ich hatte bereits mein Auslandsjahr in Japan an einer Tokioter Universität verbracht und in der Zeit sowie meinen Rundreisen viel über Land und Leute kennengelernt. Durch die Freunde, die ich in der Zeit gewonnen habe, war für mich bereits nach meiner Rückreise nach Deutschland klar, dass ich noch einmal für länger zurück kommen wollte. Doch wie? Wieder an eine Universität? Mit dem 'Work&Holiday'-Visa? Als Tourist? Da sich Arbeitserfahrungen im Ausland immer gut machen im Lebenslauf war für mich klar, dass es ein Praktikum in Japan sein soll. Ein dreiviertel Jahr bevor mein Praktikum anfangen sollte, hatte ich mich bei UN-Instituten in Japan beworben. Ich wusste aber auch, dass solche Organisationen Praktikanten kein Geld zahlen können und dürfen. Daher hatte ich mir parallel Stipendien rausgesucht, um mir das 3-monatige Praktikum zu finanzieren. Dennoch sind eigene Ersparnisse bzw. Rücklagen wichtig, da die Lebenskosten in Japan sehr hoch sind und ein Stipendium nicht immer alle Kosten deckt. Ein Visum für Japan ist nicht unbedingt notwendig, da man als deutscher Staatsbürger nach der Ankunft ein 3-monatiges Touristenvisum bekommt. Sollte man länger nach Japan wollen, sollte man ein Studentenvisum oder ähnliches bei der japanischen Botschaft oder dem Konsulat beantragen. Eine Wohnung in Japan zu finden ist nicht nur schwierig, sondern auch kostspielig. Daher sucht man besser direkt nach einem Zimmer in einer WG oder zur Untermiete im Internet oder durch 1

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Praktikum in Japan (10.11.11 – 10.02.12)

Japan ist für viele immer noch ein exotisches Land, dass für seine Kombination aus Moderne und Tradition bekannt ist. Sowohl für Jugendliche als auch für Erwachsene ist es ein beliebtes Reiseziel. Vor allem die Stadt Tokio lockt jedes Jahr tausende Touristen nach Japan und ist doch ganz anders als der Rest von Japan.

Da ich Politik Ostasiens studiere und mein Schwerpunkt Japan ist, war es nicht meine erste Reise nach Japan bzw. Tokio. Ich hatte bereits mein Auslandsjahr in Japan an einer Tokioter Universität verbracht und in der Zeit sowie meinen Rundreisen viel über Land und Leute kennengelernt. Durch die Freunde, die ich in der Zeit gewonnen habe, war für mich bereits nach meiner Rückreise nach Deutschland klar, dass ich noch einmal für länger zurück kommen wollte. Doch wie? Wieder an eine Universität? Mit dem 'Work&Holiday'-Visa? Als Tourist? Da sich Arbeitserfahrungen im Ausland immer gut machen im Lebenslauf war für mich klar, dass es ein Praktikum in Japan sein soll.

Ein dreiviertel Jahr bevor mein Praktikum anfangen sollte, hatte ich mich bei UN-Instituten in Japan beworben. Ich wusste aber auch, dass solche Organisationen Praktikanten kein Geld zahlen können und dürfen. Daher hatte ich mir parallel Stipendien rausgesucht, um mir das 3-monatige Praktikum zu finanzieren. Dennoch sind eigene Ersparnisse bzw. Rücklagen wichtig, da die Lebenskosten in Japan sehr hoch sind und ein Stipendium nicht immer alle Kosten deckt. Ein Visum für Japan ist nicht unbedingt notwendig, da man als deutscher Staatsbürger nach der Ankunft ein 3-monatiges Touristenvisum bekommt. Sollte man länger nach Japan wollen, sollte man ein Studentenvisum oder ähnliches bei der japanischen Botschaft oder dem Konsulat beantragen.Eine Wohnung in Japan zu finden ist nicht nur schwierig, sondern auch kostspielig. Daher sucht man besser direkt nach einem Zimmer in einer WG oder zur Untermiete im Internet oder durch

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Kontakte in Japan. Es gibt aber auch viele Herbergen in Tokio/Japan, wo man für kurze Zeit vorerst gut unterkommt, sollte man bis dato noch keine geeignete Unterkunft gefunden haben. Ich habe ein Zimmer, dass in der Nähe meiner Arbeit war, bei einer netten älteren Frau im Internet gefunden. Wenn man in Tokio von „in der Nähe“ spricht, kann das auch gut und gerne 30-45 Minuten mit der Bahn heißen. Darauf muss man sich einstellen, wenn man in einer Stadt lebt die aus 23 Bezirken mit fast 9 Mio. Einwohnern besteht.

Ich hatte das Glück bei United Nations Asia and Far East Institute (UNAFEI) genommen zu werden, das mich von Anfang an am meisten interessiert hat. Sie organisieren Seminare in ihrem Institut oder im Justizministerium zu den Themenbereichen Gewaltprävention und Umgang mit Tätern. Das Team bestand mit Ausnahme einer Mitarbeiterin nur aus Japanern. Das Arbeitsklima war sehr offen und es war einfach sich ins Team einzugliedern. Das ist nicht immer so, da Japaner oft eher zurückhaltend sind, aber man findet nach einiger Zeit immer Anschluss.

Ich hatte sogar mein eigenes Büro, wo ich meine Aufgaben erledigen konnte. Meine Aufgaben bestanden vor allem aus der Korrespondenz mit den Seminarteilnehmern, Erstellung von Ablaufplänen und Übersetzungen. Es gab noch weitere Aufgaben bei denen ich den Professoren geholfen habe, wie die Organisation der Seminare und Betreuung der Teilnehmer. Im zweiten Abschnitt meiner Praktikumszeit wurde ein einmonatiges Seminar abgehalten mit dem Thema Menschenhandel, dass ich nicht nur als Mitarbeiter, sondern auch als Teilnehmer besuchte. Dazu wurde ich bereits im Vorfeld gebeten einen Bericht über Menschenhandel in Deutschland zu schreiben sowie im Seminar eine Präsentation zu halten. Die Teilnehmer bestanden zwar hauptsächlich aus Mitarbeitern des Justizministeriums, Anwälten und Richtern, doch konnte auch ich dort meinen Beitrag leisten und mitdiskutieren. Neben den angesprochenen Seminaren wurden auch Ausflüge zum Emporers Palace und zu den Gerichten, High Court und Supreme Court, gemacht, wo ich auch Gelegenheit hatte viele hochrangige Persönlichkeiten des japanischen Justizsystems kennen zu lernen. Das machte das Praktikum noch interessanter. Aber auch der Spaß kam nicht zu kurz, da für die Teilnehmer auch soziale Events wie ein japanisch-chinesischer Kochabend, ein Tischtennisturnier oder auch Karaoke-Abende organisiert wurden.

An den Wochenenden habe ich mich mit Freunden verabredet und die unendlich vielen Angebote in Tokio genossen. Tokio bietet verschiedenste Möglichkeiten etwas zu unternehmen, ob nur lecker essen zu gehen, shoppen, Sportaktivitäten oder auch Party zu machen. Man muss sich nur daran gewöhnen, dass man dort nicht nur gerade aus gucken muss, um die Läden zu finden, sondern auch nach oben. An den Häuserwänden sind die Werbeschilder übereinander angebracht, da in den Hochhäusern verschiedene Geschäfte untergebracht sind. Auch einen bestimmten Ort zu finden ist nicht ganz einfach, weil es in Japan kein richtiges Straßensystem mit Hausnummern gibt. Daher sollte man immer 10-15 Minuten extra einplanen, wenn man einen neuen Laden oder ein neues Restaurant besuchen will.

Das Leben in Tokio hat sich seit meinem Auslandsjahr dort nicht offensichtlich verändert. Es ist weiterhin schnelllebig, aufregend, spaßig aber auch anstrengend. Auch das Unglück von Fukushima ist kein tägliches Gesprächsthema mehr. Schon 2 Monate nach dem Unglück wusste ich von

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japanischen Freunden, dass der Alltag größtenteils wieder eingekehrt war. Wahrscheinlich kann jeder Japaner einem genau sagen, was er an diesem Tag gemacht hat als es passierte. Meine Freundin kann sich noch erinnern, wie sie im Büro im 42. Stockwerk eines Hochhauses in Shinjuku arbeitete als das schwere Erdbeben das komplette Gebäude stark zum schwanken brachte. Sie ist wie ihre Kollegen mit einem Schrecken davon gekommen, aber vergessen wird sie es wohl nie. Es ist immer noch in den Köpfen der Leute, doch hat der Alltag viele eingeholt. Dennoch gab es kurze Berichte in den Medien über Fukushima und Ankündigungen für größere Reportagen zum kommenden Jahrestags des Unglücks.

Generell kann man sagen, dass in Tokio für jeden etwas dabei ist, nur nicht unbedingt für diejenigen die es ruhig mögen. Es piepen hier nicht nur die Vögel, sondern auch die Fußgängerampeln, man kann sich plötzlich in einen Festumzug (Matsuri) wieder finden oder wird von den riesigen Videoleinwänden an den Häuserwänden auf die neusten Produkte aufmerksam gemacht. Wenn man will kann man sich an der nächsten Strassenecke aus der Hand lesen lassen oder sich die besten Erinnerungsfotos in den tausend Perikura (Fotoläden) selbst kreieren, was ich sehr empfehle. Auch ein Besuch auf dem bekannten Tokioter Fischmarkt ist ein MUSS. Wer für länger in Japan ist, sollte unbedingt rumreisen, um neben Tokio noch das andere Japan kennen zu lernen. Japan bietet sehr viel schöne Natur fürs Auge, leckeres Essen für den Gaumen und vor allem auch Ruhe, die man in Tokio manchmal vermisst.Aber egal wie lange man in Japan bleibt, man hat definitiv immer viele Geschichten und Eindrücke, die man mit nach Hause nimmt und die einen bald wieder in das ferne Land ziehen.

Ich kann einen Aufenthalt in Japan nur empfehlen, ob als Student oder Praktikant. In einem Land wie Japan muss man sich nicht nur dem Neuen und Unbekannten stellen, sondern auch dem Anderen. Dadurch, dass es kulturelle Unterschiede gibt, muss man sich hier noch weiteren

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Herausforderungen stellen, denen man wahrscheinlich in anderen europäischen Ländern nicht begegnet. Man muss sich darüber im Vorhinein klar sein und sich darauf einlassen. Doch eben diese Unterschiede lassen einen auch noch viel mehr erkennen und erleben, dass man sonst verpasst. Mich hat dieses Praktikum begeistert, weil ich viel gelernt habe, und auch viele interessante und nette Menschen kennenlernen konnte. Und es wird nicht meine letzte Reise nach Japan gewesen sein.

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