Praktikumslehrpersonen

24
Praktikumsleitung heute Bedeutung und Stellenwert der Praktikumszeit in der Lehrer/-innenbildung CAS „Praktikumsleitung und Unterrichtscoaching“ lic. phil. Kathrin Futter, Universität Fribourg, LDS I

description

Bedeutung und Stellenwert der Praktikumszeit in der Lehrer/-innenbildung

Transcript of Praktikumslehrpersonen

Page 1: Praktikumslehrpersonen

Praktikumsleitung heuteBedeutung und Stellenwert der Praktikumszeit inder Lehrer/-innenbildung

CAS „Praktikumsleitung und Unterrichtscoaching“

lic. phil. Kathrin Futter, Universität Fribourg, LDS I

Page 2: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 2

Gliederung des Referates

Praktika in der Lehrer-/innenbildung:– Was bedeutet „Praxisbezug“?– Lehrer/-innenbildung heute– Kompetenzen von Lehrpersonen

Aktuelle Forschungsbeiträge zur berufspraktischen Ausbildungangehender Lehrpersonen:

– Studie 1: „Lernen im Praktikum“– Zwei CH-Dissertationen und eine Lizentiatsarbeit

Schlussfolgerungen

Page 3: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 3

Praxisbezug: Eine Formel ohne Gehalt?Oelkers (2007)

Vermutlich den grössten Einfluss haben diePraktikumslehrpersonen (vgl. Stadelmann, 2006):

– Sie zeigen Anfängern „what works“, sind also entscheidendeAnlaufstellen zum Aufbau professioneller Kompetenz, von denendie weitere berufliche Entwicklung stark abhängt.

– Sie treiben die mentale und habituelle Prägung von Studierendenvoran.

– Wirksam sind nicht einfach gute Modelle des Unterrichts,sondern unmittelbare Anleitungen und Rückmeldungen ausdirekter Nähe der Handlung (vgl. Coaching-Modelle).

Page 4: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 4

Lehrerbildung heute

Standards Kompetenzen Überprüfung

«Kompetenzen sind Dispositionen, die im Verlauf von Bildungs- und Erziehungs-prozessen erworben (erlernt) werden und die Bewältigung von unterschiedlichenAufgaben bzw. Lebenssituationen ermöglichen. Sie umfassen Wissen und kognitiveFähigkeiten, Komponenten der Selbstregulation und sozial-kommunikativeFähigkeiten wie auch motivationale Orientierungen» (Klieme & Hartig, 2007, S. 21).

Im Allgemeinen versteht man unter einem Standard einen Massstab, einen Anker,eine Norm, ein Kriterium oder eine bestimmte - vorab festgelegte – Leistung(Ostermeier & Prenzel, 2002). «Mit (Bildungs)-Standards soll ein auf den Erwerb vonKompetenzen ausgerichteter Unterricht erreicht werden» (Dubs, 2005, S.15).

Standards Kompetenzen

Page 5: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 5

Kompetenzen von Lehrpersonen

Lehrperson und -expertise (Helmke, 2003, S. 42):– Sachkompetenz (Fachwissenschaftliche Expertise)– Didaktische Kompetenz (Fachdidaktiktische Expertise)– Diagnostische Kompetenz– Klassenführungskompetenz

Inhaltsbereiche professionellen Lehrerwissens(Shulman, 1986, 1987; Bromme, 1992):

– Fachliches Wissen– Curriculares Wissen– Philosophie des Schulfaches– Allgemeines pädagogisch-didaktisches Wissen– Fachspezifisch-pädagogisches Wissen

Page 6: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 6

Berufspraktische Kompetenzen

Klärung des Praxisbegriffs:– dieser ist eng mit dem Berufsauftrag von Lehrpersonen verknüpft

(vgl. Heitzmann & Messner, 2001, S. 5).– bestimmend ist jedoch auch die praktische Handlungsfähigkeit

und wie sie gelernt werden kann.

All diese unterschiedlichen Aspekte und Seiten, die das beruflicheHandeln zukünftiger Lehrpersonen konstituieren, sind während derberufspraktischen Ausbildung zu üben und zu etablieren!

Page 7: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 7

Ausbildungskonzepte in der Schweiz

Es gibt in der Schweiz kein allgemeingültiges berufspraktischesAusbildungskonzept:Die einzelnen Institutionen haben ihre eigenen berufspraktischenAusbildungsmodelle.Jedoch: EDK-Reglemente über die Anzahl ECTS-Punkte für dieberufspraktische Ausbildung sind vorhanden.

– Richtwerte:· Primar- und Vorschule: 36-54 ECTS von insgesamt 180 ECTS· Sek I: Berufspraktische Ausbildung 48 ECTS von insgesamt 270 ECTS· Sek II: Berufspraktische Ausbildung 15 ECTS von insgesamt 60 ECTS für

die fachdidaktische, erziehungswissenschaftliche und berufspraktischeAusbildung

· Universitätsdozierende: Berufspraktische Ausbildung 0 ECTS(an der UZH ist es möglich ein Zertifikat „Teaching Skills“ zu erwerben à 6ECTS während der gesamten Assistierendenzeit; dies ist jedoch freiwillig!).

Page 8: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 8

Studie: Lernen im Praktikum (I)Moser & Hascher (2000); Hascher (2006)

Hohe Bedeutung der Praktika, denn sie gelten als geschütztesLern- und Experimentierfeld für

– diverse Unterrichtserfahrungen,– die Eignungsabklärung,– die Sozialisation in den Lehrberuf,– die Entwicklung unterrichtsrelevanter Fähigkeiten und Fertigkeiten,– Einsichten in neue Perspektiven und– die Studienmotivation.

Quelle: http://homepage.uibk.ac.at/~csae6675/Hascher.pdf

Page 9: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 9

Studie: Lernen im Praktikum (II)

«Lernen im Praktikum ist sehr vielfältig, hochkomplex undgeht weit über die Anwendung theoretischer Modelle hinaus.Es stellt einen wichtigen Ausgangspunkt für professionelleEntwicklungsprozesse dar, die sich durch die gesamteBeruftätigkeit und das ganze Leben ziehen. Gleichzeitig istes prozessorientiert, situativ, sozial und subjektiv (vgl. auchMarx, Blumenfeld, Krajcik & Soloway, 1998; Putnam &Borko, 2000)».

Hascher (2006, Folie 5): (http://homepage.uibk.ac.at/~csae6675/Hascher.pdf)

Page 10: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 10

Studie: Lernen im Praktikum (III)

Beurteilung von Praktika:– Aus der Sicht von Studierenden und Praktikumslehrpersonen

werden diese nahezu uneingeschränkt positiv beurteilt, trotzvieler neuralgischer Punkte.

– Es gibt jeoch auch kritische Stimmen zur Wirksamkeit derPraktika, denn oft wird attribuiert, dass Praktika an sich bereitswirksam seien, was jedoch nicht stimmt!

Jedoch:– Eine ganze Reihe von Erfahrungen kann nur gemacht werden,

wenn Praktikumslehrpersonen diese bei den Studierendenanbahnen und womöglich ins Bewusstsein heben (Sacher, 1988;zitiert nach Hascher und Moser, 2001, S. 218)

Page 11: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 11

Studie: Lernen im Praktikum (IV)Moser & Hascher (2000)

Fragestellung:– Was lernen Studierende im Praktikum?

Rangfolge:1. Anregungen mitgenommen, Neues entdeckt2. Routine aufgebaut3. Meine Stärken entdeckt4. Eigene Schwierigkeiten erkannt5. Eignung überdacht6. Unterrichtsstil gefunden7. Eigene Schwierigkeiten bewältigt8. Pädagogische Fragen geklärt

Page 12: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 12

Studie: Lernen im Praktikum (V)Moser & Hascher (2000)

Fragestellung:– Wie wird Lernen in einem Praktikum angeregt?

Lernquellen:1. Rückmeldungen oder Verhalten der Praktikumslehrperson2. Eigenes Forschen und Experimentieren3. Rückmeldungen oder Verhalten der Schüler/-innen4. Eigene Unzufriedenheit oder Frustration5. Kenntnisse aus der Grundausbildung6. Austausch mit Studienkolleginnen7. Rückmeldung der Betreuerin der Institution

Page 13: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 13

Studie: Lernen im Praktikum (VI)

Eine weitere Fragestellung der Studie:– Welches sind für die Studierenden die zehn

wichtigsten Lerninhalte im Praktikum?

Was denken Sie?

Bitte tauschen Sie sich inZweiergruppen kurz aus.

Page 14: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 14

Studie: Lernen im Praktikum (VII)

Die zehn wichtigsten Bedingungen aus Studierendensicht:1. Eine positive Beziehung zu einer Klasse aufbauen

2. Sicher vor der Klasse stehen

3. Auf Fragen der Schüler/-innen eingehen und sie beantworten

4. Schlussfolgerungen für die zukünftige Unterrichtsgestaltung ableiten

5. Die Schüler/-innen aktiv in den Unterricht einbeziehen

6. Die eigenen Unterrichtstätigkeit selbstkritisch analysieren und beurteilen

7. Eine angstfreie und positive Lern- und Unterrichtsatmosphäre schaffen

8. Einzelne Schüler/-innen bzw. die ganze Klasse aktivieren undmotivieren

9. Lernaufgaben stellen

10. Den Ablauf einer Lektion strukturieren (Rhythmisierung und Zeitplan)

Page 15: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 15

Dissertationen / Lizentiatsarbeit zum Thema:

Wichtige Erkenntnisse aus den Studien von:

1. Von Felten (2005):Lernen im reflexiven Praktikum

2. Stadelmann (2006):Differenz oder Vermittlung?

3. Kocher & Wyss (2006):UnterrichtsbezogeneKompetenzen in der Lehrer/-innenausbildung

Page 16: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 16

Lernen im reflexiven Praktikum (I)von Felten (2005)

Thematik:– Eine vergleichende Studie zwischen „herkömmlichen“ und

„reflexiven“ Praktika

Hauptfragestellungen:– Fördert das reflexive Praktikum die Reflexion und Entwicklung

des eigenen Handelns stärker als das herkömmliche Praktikum?– Fördert das reflexive Praktikum die Auseinandersetzung mit dem

pädagogischen und didaktischen Vorwissen stärker als dasherkömmliche Praktikum?

Was denken Sie? Bitte tauschen Sie sich kurz aus.

Page 17: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 17

Lernen im reflexiven Praktikum (II)

Ergebnisse:– Die Experimentalgruppe erreichte signifikant höhere Werte als die

Kontrollgruppe und zwar bei beiden Fragestellungen.

Interessanter zusätzlicher Befund:– Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Verhältnis zur

Praxislehrperson und der Reflexion und Entwicklung des eigenenHandelns?

– Nein: Die weit verbreitete Meinung, dass Lernfortschritte derStudierenden im Praktikum vom Verhältnis zur Praxislehrpersonabhängen, konnte mit dieser Untersuchung nicht bestätigtwerden.

Page 18: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 18

Differenz oder Vermittlung (I)Stadelmann (2004)

Thematik:– Eine empirisch-qualitative Studie zum Verhältnis von Theorie und

Praxis in der Ausbildung von Lehrkräften für die Primar- undSekundarstufe I

Zwei ausgewählte Fragestellungen:– Wie schätzen die Praxislehrpersonen

· die Lernprozesse und Lernfortschritte der Studierenden ein?

· die Wirksamkeit des Ausbildungswissens für die aktuelle undspätere Berufspraxis ein (Theorie-Praxis-Wirkungsannahmen)?

Page 19: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 19

Differenz oder Vermittlung (II)

Ergebnisse zu diesen beiden Fragestellungen:– Lernprozesse erfolgen:

· durch Ergebnisse von eigenen Lernerfahrungen· als Transfer von Theoriewissen· als Ergebnis der Reflexion· als Ergebnis der Vorbildwirkung· als Ergebnis der Praxisanleitung

– Theorie-Praxis-Wirkungsannahmen:· Rund die Hälfte der Praxislehrpersonen äussert sich in anerkennendem

Sinne über die Qualität der Theorie-Praxis-Bezüge, eine Gruppe davonausschliesslich positiv.

· Jedoch: Rund die Hälfte schätzt die Theorie-Praxis-Bezüge derAusbildung als unzureichend oder schlecht ein.

· Und: Trotz Bemühen um gute Verbindungen von Theorie und Praxiskönne man die Probleme und Herausforderungen des Berufseinstiegsnicht allesamt vorwegnehmen.

Page 20: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 20

Unterrichtsbezogene Kompetenzen (I)Kocher & Wyss (2006)

Thematik:– Die Untersuchung fand im Rahmen des grösser angelegten

Projektes „Standarderreichung beim Erwerb vonUnterrichtskompetenz im Lehrerstudium: Analyse undWirksamkeit des berufsfeldorientierten Studiums in derAusbildung von Lehrpersonen“ statt.

Eine ausgewählte Fragestellung:– Wie entwickeln sich die Kompetenzen der Studierenden im

Verlaufe des Studiums und wo können am Ende der Ausbildungnoch Defizite festgestellt werden?

Page 21: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 21

Unterrichtsbezogene Kompetenzen (II)

Ergebnisse:– Es konnte gezeigt werden, dass die Studierenden in allen untersuchten

Bereichen im Verlaufe des Studiums Fortschritte erzielten.Zum Glück !

– Es bleiben allerdings auf Defizite, z.B.:· im Bereich der effektiven Strukturierung des Unterrichts,

· der Diagnose der Schüler/-innenleistung,

· des Coachings bzw. der Unterstützung der Schüler/-innen und

· der Behebung von Unterrichtsstörungen durch die Studierenden.

Und: Gemäss der vorliegenden Studie nehmen die Praktikumslehrpersonen eine grosse Vorbildfunktion ein!

Page 22: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 22

Schlussfogerungen:

Bitte überlegen Sie sich in Zweiergruppen möglicheAntworten bezüglich der folgenden Frage:

Studie von Moser & Hascher: Welches wären aus Ihrer Sichtdie 10 wichtigsten Lerninhalte in einem Praktikum?(im Gegensatz zu den von den Studierenden geäusserten Punkte, vgl. Folie 14).

Oder anders gefragt:Was sollten - Ihrer Ansicht nach - Studierende im Praktikumlernen und wie könnte dieses Lernen angeregt resp.unterstützt werden?

Page 23: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 23

Literatur (I)

Page 24: Praktikumslehrpersonen

5. Mai 2008 CAS Praxisleitung und Unterrichtscoaching (c) Kathrin Futter 24

Literatur (II)