Präanalytische Fehler am Beispiel der Hämolyse

unddie daraus entstehenden

Kosten

Datum: 09.05.2012Dr. Silke Zeipert-Böckle

v Präanalytische FehlerPräanalytik – Warum so wichtig?Präanalytische EinflußgrößenHäufigste Fehler in der Präanalytik

v HämolyseWas ist Hämolyse?

Ursachen für hämolytische Proben Vermeiden von hämolytischen Proben

v Kosten von Fehlern in der PräanalytikGesundheitsausgabenKostenmodell

v Zusammenfassung/Fazit

Gliederung

Präanalytik – Warum so wichtig?

Hohes Maß an Qualität und WirtschaftlichkeitRiliBÄK 2008

ISO 15189

Präanalytik hat großen Einfluß auf Qualität derAnalysenergebnisse

Offensichtliche Fehler: z.B. falsches Material,

unterfüllte Gerinnungsröhrchen

→ Laboratorium kann handeln

Unentdeckte Fehler: z.B. Patientenverwechslung

→ Laboratorium hat nur begrenzte Handlungsmöglichkeit

Präanalytische Einflußfaktoren

Patientenbezogene Einflußfaktoren

v Permanente (Erbfaktoren, Geschlecht, Rasse)v Langfristige (Alter, Gewicht, Muskelmasse, Schwangerschaft, ….)v Kurzfristige (Ernährung, Biorhythmen, Krankheiten, ….)

Probennahme

v Entnahmezeitv Körperlagev Hämolyse

Lagerung und Transport

v Temperaturv Lichtverhältnisse

Häufigste Fehler in der Präanalytik

Auftrag ungenügend definiert:Falscher EinsenderFalsche PatientendatenFehlender oder falscher AuftragAuftrag stimmt nicht mit dem Probenmaterial überein

Vorbehandlung des Patienten:Beimischung InfusionAntibiotikabehandlung

Falscher Entnahmebehälter

Fehler bei der Probenahmeungenügendes Probenmaterialverdorbenes Probenmaterial

Was ist Hämolyse?

Unter Hämolyse versteht man

die Zerstörung der Erythrozyten

entweder

innerhalb des Blutgefäßes (intravasale Hämolyse)

oder

nach bzw. bei der Blutabnahme im Probenröhrchen

(extravasale Hämolyse).

Sehen Sie auch manchmal rot?

Hämolyse

Hämoglobinkonzentration von > 0,3 mmol/l

Quelle BD 21/März 2012

Hämolyse

0,95 0,3 0,1 0,05 Serum [mmolHb/l]

Hämolyse

Quelle BD 21/März 2012

Hämolytische Proben in Blutabnahmeröhrchen verschiedener Hersteller

Ursachen für hämolytische Proben

Häufigste Ursachen präanalytische Fehlerv Blutentnahmev Lagerung und Transport der Proben

Sonstige Ursachenv Genetische Veranlagungenv Vergiftungen

Hämolyse

Hämolyse

Ist es unumgänglich, solche Proben zu analysieren, so müssendie Resultate mit besonderer Vorsicht interpretiert werden!

Unbrauchbare Messgrößen bei hämolytischen Proben:

–        Eisen         (550-fache Konzentration in Erythrozyten) –        LDH          (160-fache Konzentration in Erythrozyten) –        Kalium       (23-fache Konzentration in Erythrozyten) –        ASAT         (20-fache Konzentration in Erythrozyten)

Hämolyse

Weitere Parameter die durch Hämolyse falsch erhöht sind

GPT/ALT KaliumAP KupferAmmoniak LactatdehydrogenaseGOT/AST MagnesiumBiliburin PhosphatChlorid saure PhosphataseCortisol ThyreotropinKreatinin ThyroxinFolsäure TriglycerideHarnsäure TriiodothyroninHarnstoff Zink

Hämolyse

Praxistipps: Vermeiden von Hämolyse

v Stauung nach höchstens 1 min lösen

v Stochern nach der Vene vermeiden v Vermeiden Sie die Blutentnahme aus dem Katheter

 wenn unvermeidbar: sicherstellen, dass die Anschlüsse fest sitzen und keine Luft in das System

gelangt; Pädiatrie-Röhrchen verwenden

v  Erst punktieren, wenn das Desinfektionsmittel getrocknet ist

v Proben durch Schwenken mischen, nicht schütteln

Hämolyse

Praxistipps: Vermeiden von Hämolyse

v Starke Erschütterungen auf dem Transport vermeiden v Transport und Lagerungstemperatur über 4°C und

unter 22°C

v Übermäßigen Sog bei Aspirationstechnik vermeiden v Nicht an Stellen wo Hämatome sind oder andere

Verletzungen vorliegen, punktieren

v Manche Additive wie Fluorid in Röhrchen für die Zuckerbestimmung führen zu Hämolyse EDTA schonender für die Zellen

Kosten

Kosten von Fehlern in der Präanalytik

– Erfahrungen mit einem Kostenmodell

Gesundheitsausgaben Deutschland

0

2

4

6

8

10

12in Mrd €

Jahr

(http://www.gbe-bund.de/gbe10/)

2009 3.400 €/Einwohner

Laborleistungen 2007 6,22 Mrd 2008 6,43 Mrd 2009 6,86 Mrd

Kostenmodell für Fehler in der Präanalytik

Modell basierend auf Opportunitätskosten

Kosten, die gespart worden wären, wenn ein definierter Fehler in der Präanalytik nicht aufgetreten wäre.

Das Modell betrachtet hierzu: Wiederholung von Blutentnahmen auf

Grund von Fehlern in der Präanalytik

Quelle Frost, Sullivan, BD 21/März 2012

Kostenmodell

Statt Einzelzählung von Fehlern→ Schätzung des Anteils der Kosten in der

Präanalytik Datenerhebung – Nutzung von Interviews

♦ Schwere der Fehler kategorisiert♦ Patienten kategorisiert♦ Fehlerraten in Fallbeispielen

→ Gesamtkosten der Gesundheitseinrichtung

♦ KennzahlenQuelle Frost, Sullivan, BD 21/März 2012

Kostenmodell

Fehler Kategorien♦ “Bester Fall”

Der Fehler wird früh im Prozess erkannt und die Wiederholung der Blutentnahme wurde eingeleitet.

♦ “Mittelschwerer Fall”

Der Fehler wird nicht sofort entdeckt aber es resultieren keine schweren Konsequenzen für den Patienten. Falsche Ergebnisse wurden berichtigt ohne Folgen für den Patienten außer der Wiederholung der Blutentnahme.

♦ “Schlimmster Fall”

Der Fehler wird bemerkt nachdem für den Patienten schwerwiegende Konsequenzen eingetreten sind..

Kostenmodell

Patienten Kategorien

♦ Patienten aus Intensivstation

♦ stationäre, nicht-kritische Patienten

♦ ambulante Patienten

Kostenmodell - Ergebnisse

§ Krankenhäuser in Europa und USA (2008 – 2011)§ Heterogene Gruppe von Krankenhäusern

(z.B. 300-1500 Betten)

Fehlerkosten in Prozent der Gesamtkosten 0,05 – 1,5 % Universitätsklinikum Greifswald 0,19 %

Fehlerkosten pro Bett und Jahr 49 € - 2.537 €Universitätsklinikum Greifswald

pro Bett und Jahr 162 € Gesamtfehlerkosten pro Jahr 137.700 €

Kosten für eine wiederholte Blutabnahme 60 €

Quelle Petersmann/Greifswald

Zusammenfassung

v präanalytische Fehler sind vermeidbar

v zusätzliche Kosten durch präanalytische Fehler entstehen überall in medizinischen Einrichtungen

v Prozentuale Anteil an den Gesamtkosten ist vergleichsweise gering, kann aber als absolute Zahl auch bei kleineren Einrichtungen mehrere tausend €/Jahr betragen

v Auswirkungen auf Patienten

Fazit

Aus humanistischen Gründen sowie aus Kostengründen ist es unerlässlich in der Präanalytik sorgfältig und fehlerfrei zu arbeiten!!

VIELEN DANKFÜR IHRE

AUFMERKSAMKEIT!

Datum: 09.05.2012Dr. Silke Zeipert-Böckle