Praxisanleitung in der Altenpfl ege - Elsevier...5.5 Schritt 4: Planung und Durchführung der...
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Praxisanleitung in der Altenpfl ege
3. Aufl age
Ingrid Völkel Susanne Lunk
www.pfl egeheute.de
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98 5 Prozess des Anleitens
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Lernauft räge:• Orientieren sich an Lernzielen• Bedürfen der Begleitung durch die Praxisanleite-
rin oder Fachlehrerin• Verbinden theoretisches Wissen und praktisches
Handeln• Verzahnen als Transferaufgaben Th eorie und Praxis• Mobilisieren eigenes Wissen (Th eorie) und eigene
Erfahrungen (erleben, interpretieren, handeln)• Enthalten Arbeitsauft räge für Handlungsschritte,
Teilhandlungen, Handlungen oder komplexe Pro-blemlösungen
• Stoßen durch Leitfragen Denkprozesse an• Bedürfen der Analyse und der sprachlichen For-
mulierung• Erfordern Rückmeldungen über die Arbeitsergeb-
nisse und Schlussfolgerungen• Erfordern ein Refl ektieren über Erfahrungen, Wis-
senszuwachs, Zunahme der Handlungskompetenz• Eröff nen Transfermöglichkeiten und VernetzungFür Projekte werden die Lernauft räge von der Fach-lehrerin, der Praxisanleiterin oder beiden zusammen formuliert. Ein Lernauft rag kann mündlich, aber auch schrift lich anhand von Arbeitsblättern, Hand-lungsketten und Lehrbuchtexten erteilt werden.
Die aktuellen Ausbildungsverordnungen in der Pfl ege sehen handlungsorientiertes Lernen in Form von Projekten vor. Dies hat, neben dem Kompeten-zerwerb, die Verzahnung von Th eorie und Praxis zum Ziel.
Mitarbeiten und selbstständiges Durchführen unter Anleitung und Aufsicht
Die Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (Alt-Pfl APrV) sieht die Mitarbeit und das selbstständige Durchführen unter Anleitung und Aufsicht als zent-rale Aufgaben der praktischen Ausbildung vor:• Mitarbeiten bei der umfassenden und geplanten
Pfl ege alter Menschen einschließlich der Beratung, Begleitung und Betreuung und mitwirken bei ärzt-licher Diagnostik und Th erapie unter Anleitung
• Übernehmen selbstständiger Teilaufgaben ent-sprechend dem Ausbildungsstand in der umfas-senden und geplanten Pfl ege alter Menschen ein-schließlich Beratung, Begleitung und Betreuung
und mitwirken bei ärztlicher Diagnostik und Th e-rapie unter Aufsicht
• Übernehmen selbstständiger Projektaufgaben, z. B. bei der Tagesgestaltung oder bei der Gestal-tung der häuslichen Pfl egesituation
• Selbstständig planen, durchführen und refl ektie-ren der Pfl ege alter Menschen einschließlich Bera-tung, Begleitung und Betreuung und mitwirken bei der ärztlichen Diagnostik und Th erapie unter Aufsicht
(Anlage 1 zu § 1 Abs. 1 AltPfl APrV, B. Praktische Aus-bildung in der Altenpfl ege)
5.5 Schritt 4: Planung und Durchführung der Anleitung
Aufgabe der Praxisanleitung ist es, die Schülerin oder den Schüler schrittweise an die eigenständige Wahrnehmung der beruflichen Aufgaben heranzuführen und den Kontakt mit der Altenpflegeschule zu halten. (§ 2 Abs. 2 AltPflAPrV)
Die AnleitungDie zentralen Schritte der Anleitung sind:1. Planen (› Tab. 5.1)2. Motivieren (› Tab. 5.2)3. Informieren (› Tab. 5.3)4. Vormachen (› Tab. 5.4)5. Nachmachen (› Tab. 5.5)6. Probieren (› Tab. 5.6)7. Üben (› Tab. 5.7)Diese Anleitungsschritte führen die Schülerin über die Mitarbeit bzw. Mitwirkung zum Handeln unter Aufsicht, bis zum selbstständigen, eigenverantwortli-chen Handeln.
Die Schritte basieren auf der Sieben-Stufen-Me-thode, auch „Rodenstockmethode“ genannt. Diese Methode eignet sich für jugendliche als auch ältere Lernende gleichermaßen gut. Hierbei nimmt die Hauptrolle der Anleiterin von Stufe 1 bis Stufe 7 konti-nuierlich ab, bis die Schülerin selbst die Hauptrolle im Handeln übernimmt.
Die Anleitung sollte immer in der Ich-Form statt-fi nden, z. B.: „Ich desinfi ziere mir die Hände und zie-he danach Handschuhe an. Dann bereite ich das Tab-lett für den Verbandswechsel vor …“
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995.5 Schritt 4: Planung und Durchführung der Anleitung
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Tab. 5.1 Sieben-Stufen-Methode: Stufe 1 (modifiziert durch S. Lunk nach: Paulik, 1992, S. 170 ff.) [5]
Stufe 1 Planen
Worum geht es?Was ist zu tun?
Inhalt/Rolle des Lernenden/Rolle der Anleiterin
Lernpsychologische Bedeutung
• Vorbereitung bzw. Planung der Unterweisung und Benennen der Lernsituation
• Vorkenntnisse feststellen• Ziele der Schülerin besprechen• Lernziele im Zusammenhang
mit der Lernsituation festlegen
Zentraler Schritt hierbei ist die Arbeitszergliederung. Das bedeutet, dass der gesamte Vorgang der Unter-weisung in für den Lernenden überschaubare Teil-schritte zerlegt wird.Die Stufe 1 beinhaltet die gedankliche Vorbereitung aller anderen noch folgenden Stufen.Die Anleiterin, für die der Vorgang Routine ist, macht sich den Gesamtvorgang und Teilschritte wieder selbst bewusst.Weiterhin muss die Anleiterin ein Vorgespräch zu Beginn des Ausbildungsabschnitts führen und Ma-terial, Raum, sich selbst und den zu Pflegenden vor-bereiten.
Schwierigkeiten, die beim Ler-nenden im Lernprozess auftreten können, werden der Anleiterin erst wieder deutlich. Es wird das Verständnis für die Schwierigkei-ten und das Verhalten eines Ler-nenden, der mit neuen Dingen konfrontiert wird, geweckt. Da-durch verringert sich die Gefahr, den Lernenden zu überfordern.
Tab. 5.2 Sieben-Stufen-Methode: Stufe 2 (modifiziert durch S. Lunk nach: Paulik, 1992, S. 170 ff.) [5]
Stufe 2 Motivieren
Worum geht es?Was ist zu tun?
Inhalt/Rolle des Lernenden/Rolle der Anleiterin
Lernpsychologische Bedeutung
Motivation des Lernenden Interesse beim Lernenden für die folgende Unter-weisung wecken und verdeutlichen, welchen Sinn das Erlernen der neuen Grundfertigkeit hat.Das bedeutet, dass die Wichtigkeit des zu Erlernenden für den allgemeinen Berufsalltag und für individuelle Pflegesituationen hervorgehoben werden sollte.
Dem Lernenden wird bewusst, wie wichtig das zu Erlernende z. B. für Folgehandlungen ist und ist eher bereit, sich auf Lernsitua-tionen einzulassen.
Tab. 5.3 Sieben-Stufen-Methode: Stufe 3 (modifiziert durch S. Lunk nach: Paulik, 1992, S. 170 ff.) [5]
Stufe 3 Informieren
Worum geht es?Was ist zu tun?
Inhalt/Rolle des Lernenden/Rolle der Anleiterin
Lernpsychologische Bedeutung
Demonstration des Gesamtvor-ganges der zu erlernenden Tätig-keit
Die Praxisanleiterin demonstriert dem Lernenden den gesamten Vorgang, auch wenn sie ihn zuvor in Teilschritte zergliedert hat. Dies geschieht auch dann, wenn der Lernende nur Teile des Vorganges erlernen soll.Dabei erklärt und begründet sie Handlungen am zu Pflegenden.
Dem Lernenden wird durch das Beobachten des Gesamtvorgan-ges die Bedeutung der Teilschrit-te deutlich.
Tab. 5.4 Sieben-Stufen-Methode: Stufe 4 (modifiziert durch S. Lunk nach: Paulik, 1992, S. 170 ff.) [5]
Stufe 4 Vormachen
Worum geht es?Was ist zu tun?
Inhalt/Rolle des Lernenden/Rolle der Anleiterin
Lernpsychologische Bedeutung
Demonstration von Teilschritten Die Anleiterin demonstriert diejenigen Teilschritte, die besondere Bedeutung für den Gesamtvorgang haben oder besonders schwierig zu erlernen sind.
Die Überforderung des Lernen-den und damit eventuell verbun-dene Demotivation sollen mit der Durchführung der Stufe 4 ver-mieden werden.
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122 6 Praktische Anleitung organisieren
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Anleitungen, die auf der Grundlage eines Vorgesprä-ches und mit formulierter Zielsetzung durchgeführt werden, sind „gezielte Anleitungen“ (› Abb. 6.3). Die Schülerinnen bekommen dabei konkrete Aufga-benstellungen, um die Ziele zur erreichen.
Gezielte Anleitungen können sowohl mit einer Schülerin als Einzelanleitung oder auch mit mehre-ren Schülerinnen unterschiedlicher Ausbildungsjah-re als Gruppenanleitung durchgeführt werden:• Die Schülerin im 3. Ausbildungsjahr macht die
Pfl egeaufgabe vor, dabei übt sie die Pfl egehand-lung und leitet gleichzeitig selbst an.
• Die Schülerin im 2. Ausbildungsjahr erhält den Auft rag, bei der Handlung zu assistieren.
• Die Schülerin im 1. Ausbildungsjahr erhält den Auf-trag, zu beobachten, z. B. die Reaktionen des pfl ege-bedürft igen Menschen, Körperhaltung, Atmung und Verhalten der andern alten Menschen im Raum.
Praktische Anleitung als Vorbereitung auf Praxisbesuch und Prüfung
Ziel der durch die Fachlehrerin bewerteten Besuche ist es, die Schülerin an die Bewältigung einer Aufgabe in einer vorgegebenen Zeit unter Einhaltung vorge-gebener Bewertungskriterien heranzuführen. Es empfi ehlt sich, bewertete Besuche der Fachlehrerin oder Prüfungen durch Schülerin und Praxisanleite-rin vorzubereiten.
Prüfungssituationen sind für Schülerinnen immer Aus-nahmesituationen.
Prüfungssituationen können durch „Proben“ und „mentales Training“ teilweise vorweggenommen wer-den. Dies gibt der Schülerin eine Vorstellung davon, wie sie ihre Aufgabe bewältigen kann. Damit hat sie die Möglichkeit, noch an sich zu arbeiten, bevor die eigentliche Prüfung stattfi ndet. Die Situation wird ein-schätzbar und damit als weniger belastend erlebt. Ge-mäß § 12 der AltPfl APrV soll die „Durchführung der Pfl ege die Dauer von 90 Minuten nicht überschreiten.“ Die Prüfungsaufgabe schließt auch Beratung, Betreu-ung und die abschließende Refl exion ein. Die Praxis-besuche der Fachlehrerinnen sind meist kürzer. Der genaue Zeitrahmen ist mit der Schule abzuklären.
6.2 Integrierte Anleitung
Bei der integrierten Anleitung wird die Anleitung in den „Stationsablauf “ integriert. Die Mitarbeit in all-täglichen Pfl egesituationen ist voller Lernsituationen (› Kap. 4). Sie zu erkennen, darauf aufmerksam zu machen und auch alle Teammitglieder in diese Aufga-be zu integrieren, ist Aufgabe der Praxisanleiterin. Die Lernsituationen können von der Praxisanleiterin oder von kompetenten Teammitgliedern mit der Schülerin besprochen bzw. evaluiert werden. Auch wenn die zu-ständige Praxisanleiterin nicht im Dienst ist, soll die Schülerin ausgebildet und angeleitet werden.
Fallbeispiel Schülerin Simone Neu ist in der ersten Woche ih-res Einsatzes auf der Pflegestation. Anleiterin Car-men Peters sagt zu ihr: „Simone, wir versorgen heute miteinander alle Bewohnerinnen von Zim-mer A bis Zimmer F. Bei der Pflege von Frau B. achtest du darauf, wie ich wasche und die In-timpflege mache. Du hilfst mir dann beim Drehen und sorgst dafür, dass Frau B. immer auf dem Kis-sen liegt. Wenn ich die Beine anhebe, legst du das Handtuch darunter. Achte auch auf die Mimik von Frau B. und wie ich mich mit Frau B. verständige.“
Abb. 6.3 Gezielte Anleitung [M992]
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1236.3 Gruppenanleitung
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Impulse zum Nachgespräch: • Wie hast du die Situation von Frau B. empfun-den?
• Durch welche Maßnahmen wurde die Intim-sphäre von Frau B. gewahrt?
• Welche Regeln der Hygiene wurden beachtet? • Was ist dir beim Anheben der Beine aufgefallen? • Was ist dir beim Drehen aufgefallen? • Wie wurden die Regeln des rückenschonenden Arbeitens umgesetzt?
• Was hast du an der Haut von Frau B. beobach-tet?
• Welche Pflegediagnosen kannst du bei Frau B. erkennen?
Hintergrundwissen: • Standards der Einrichtung zur Ganzkörperwä-sche, zu Teilwäschen und zur Intimpflege
• Inhalte aus Lehrbüchern • Unterlagen aus dem theoretischen Unterricht
6.3 Gruppenanleitung
Gruppenanleitungen sind eine Möglichkeit, gleich-zeitig mehr als eine lernende Person auszubilden. Personal- und/oder Zeitknappheit kann es erforder-lich machen, als Praxisanleiterin mit zwei bis maxi-mal 12 Schülerinnen zu arbeiten. Anleitungssituatio-nen können Echtsituationen oder praxisnahe Fallbei-spiele sein. Für Anleitungen in der Echtsituation sollten den Bewohnern nicht mehr als 3 Lernende zugemutet werden. Gruppenanleitungen bieten die Möglichkeit, dass in der Praxis und in der Gemein-samkeit einer Gruppe die Fähigkeiten der Lernenden wahrgenommen, vertieft und, wo nötig, erweitert werden können.
Allerdings erfordert das von der Praxisanleiterin, dieses Ziel bei der Planung, Vorbereitung, Th emen- und Methodenwahl zu bedenken. Als Methoden der Gruppenanleitung am Fallbeispiel können z. B. Rol-lenspiel oder Gruppenpuzzle eingesetzt werden.
Es ist notwendig vor der Einführung von Grup-penanleitungen die Führungsebene und die Team-mitglieder im Vorfeld einzubeziehen. Ohne Unter-stützung und die wohlwollende Begleitung durch
Führungskräft e und Teammitglieder sind Gruppen-anleitungen durch Praxisanleiterinnen nicht umsetz-bar.
In der Gruppenanleitung trifft die Anleiterin auf Lernende, die (un)bewusst nach einer angemessenen Position innerhalb der Gruppe suchen: das Spekt-rum reicht von der konkurrierenden Gruppenleitung bis zum Gruppenclown. Die Anleiterin arbeitet mit mehreren Personen mit unterschiedlichen, individu-ellen Ausgangsverfassungen: neben der unterschied-lichen Tagesform unterscheidet sich der Ausbil-dungsstand, v. a. wenn mit einer kursübergreifenden Gruppe gearbeitet wird.
Vorgehen bei der Gruppenanleitung
ZieleAusführung, Beobachten, Rückmeldung geben:• Die Lernenden führen Aufgaben bzw. die Beob-
achtung der Ausführung in der Realität einer Ar-beitssituation durch.
• Sie beobachten sich selbst, bzw. die ausführende Person aufgrund vorgegebener Kriterien.
• Sie fi nden in der Selbsteinschätzung bzw. in der Fremdeinschätzung Formulierungen, die die Um-setzung dieser Kriterien eindeutig beschreiben
– „Was von der Ausführung kann beibehalten werden?“
– „Was muss warum wie verändert werden?“
Material• Vorgegebene schrift liche Beobachtungsauft räge
auf Karteikarten oder• DIN A4 Bögen (Klemmbretter oder andere
Schreibunterlage)• Flip Chart
Vorbereitung• Arbeitsauft rag überlegen und mit/bei Bewohnerin
abklären, ob und wie viele Personen sich gleich-zeitig im Zimmer aufh alten können, ohne dass es für die Bewohner zu belastend wird
• Wenn möglich, über die Gruppenanleitungssitua-tion schrift lich informieren: „Ich komme von … bis … Uhr, mit 2/3/4 Personen. Sie tun das, was Sie sonst auch tun. 1/2/3 Personen schauen zu und lernen.“
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160 9 Lernen lernen
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Als Grundlage für die Dokumentation können die Praxistagebücher (› Tab. 1.1 und › Tab. 8.7) genutzt werden. Nun werden neue Lernziele festgelegt und zu-sammen mit den Arbeitsergebnissen aufb ewahrt.
2. Abschluss-Portfolio
Im nächsten oder einem der nächsten Praxiseinsätze werden wieder Ganzkörperwaschungen durchgeführt, dokumentiert und refl ektiert. Die Refl exion erfolgt auch auf der Grundlage der Portfolios des vorherigen Praxi-seinsatzes. Wieder wird die beste Arbeit ausgewählt. Diese Arbeit und die Arbeit aus dem Arbeits-Portfolio werden verglichen. So kann festgestellt werden, inwie-weit Fortschritte bei der Durchführung der Körperpfl e-ge erzielt wurden und was noch verbesserungswürdig ist. Sind Verbesserungen notwendig, werden für den nächsten Praxiseinsatz erneut Lernziele festgelegt.
Das Portfolio soll ein Inhaltsverzeichnis enthalten. Hier ergänzt die Schülerin die hinzugefügten Ar-beitsergebnisse immer wieder. Das Portfolio kann in Form eines Heft ers, Ordners etc. angelegt werden. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt.
Solche Portfolios können für alle Bereiche erstellt werden, für welche Lernziele festgelegt und Fort-schritte festgestellt werden sollen. Aber auch schrift -liche Aufgaben, z. B. Ausführungen zu einem Krank-heitsbild oder einer Pfl egetechnik, können so bear-beitet werden und fl ießen in die Gesamtbewertung mit ein. Auch Berichte und Beurteilungen der Praxis-anleiterin können im Portfolio enthalten sein.
Checkliste für die Auswahl eines Arbeits-ergebnisses für ein Portfolio:
1. Zusammenstellen aller Arbeitsergebnisse zum Th ema Ganzkörperwäsche.
2. Beantworten der Frage: Warum habe ich diese Ar-beitsergebnisse gewählt?
3. Auswahl der besten Arbeitsergebnisse mithilfe ei-nes Kriterienrasters.
4. Vergleich der alten mit der neuen Arbeit unter Zuhilfenahme des Kriterienrasters; Suche nach Fortschritten und Verbesserungen.
5. Was ist an dem ausgewählten Arbeitsergebnis be-sonders gelungen? Welche Stärken sind zu erken-nen? Notieren der Stärken auf dem oberen Teil: Warum habe ich diese Arbeitsergebnisse gewählt?
6. Festlegung neuer Ziele: Wo sind Verbesserungen notwendig?
7. Das ausgewählte Arbeitsergebnis wird zusammen mit den Überlegungen und Zielen in das Portfolio gelegt.
Erstellen eines Kriterienrasters am Beispiel „Ganzkörperwäsche“
1. Habe ich die Materialien vollständig vorbereitet?2. Habe ich den Pfl egebedürft igen vor der Pfl ege in-
formiert?3. Habe ich individuelle Bedürfnisse des Pfl egebe-
dürft igen beachtet (Zimmertemperatur, Pfl ege-mittel, Reihenfolge beim Waschen …)?
4. Habe ich die Vorschrift en der Hygiene beachtet?5. Habe ich aktivierende Pfl ege durchgeführt?6. Habe ich an Prophylaxen gedacht?7. Habe ich auf Äußerungen des Pfl egebedürft igen
reagiert?8. Habe ich zum Schluss aufgeräumt und das Zim-
mer ordentlich hinterlassen?9. Habe ich den Pfl egebedürft igen mit dem guten
Gefühl verlassen, dass er ausreichend und seinen Bedürfnissen entsprechend gepfl egt ist? [14]
9.5.3 Lernkontrakte
Unter einem Lernkontrakt versteht man eine Ver-einbarung darüber, welches Wissen erworben und was gelernt werden soll. Ein Lernkontrakt kann zwi-schen der Schülerin und der Praxisanleiterin ge-schlossen werden. [15]
Der Lernkontrakt (› Abb. 9.1) enthält i. d. R. Aussagen zu der Arbeit der Schülerin selbst, zum Lehr- und Beratungsangebot, in welcher Art und Weise gearbeitet werden soll, welche Lernmittel ge-nutzt werden sollen und was die Schülerin zum Ge-lingen des Vorhabens beitragen möchte. Es beinhal-tet also Absprachen, das vorläufi ge Ergebnis betref-fend. Der Praxisanleiterin kommt bei der Erstellung des Kontrakts eine führende Rolle zu, aber die Mei-nungen und Ansichten der Schülerin und ihre eigene Einschätzung, die Realisierung des Projektes betref-fend, sollten unbedingt beachtet werden, weil an-sonsten die Gefahr besteht, dass der Kontrakt nicht motiviert übernommen wird.
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1619.5 Lernen in der Praxis
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Lernkontrakte können genutzt werden, um einer Schülerin die Gelegenheit zu geben, sich mit einem Th ema intensiv auseinanderzusetzen oder Defi zite aufzuarbeiten, wobei die größte Initiative von der Schülerin selbst ergriff en werden muss, sie aber trotzdem Unterstützung aus der Praxis bekommt.
Ein Lernkontrakt kann auch bei einem Stations-projekt mit mehreren Schülerinnen eingesetzt wer-den.
Viele Einrichtungen nutzen mittlerweile Lernkon-trakte, um Wissen zu sichern und zu erkunden, was die Schülerin schon gut beherrscht und in welchen Bereichen sie sich noch verbessern muss. Der Kon-trakt eignet sich besonders gut, wenn es um die für den Praxiseinsatz festgelegten Lernziele geht und wenn mehrere Schülerinnen an einem Projekt arbei-ten. Es kann helfen, die Gemeinschaft der Schülerin-nen zu stärken, und das Bewusstsein dafür schärfen, wie wichtig Teamarbeit ist. [15]
9.5.4 Fragetechniken
Um Wissen abzufragen, stehen mehrere Möglichkei-ten der Fragetechniken zur Verfügung (› Tab. 9.3 Fragetechniken). Je nachdem was die Praxisanleite-rin mit der Frage bezweckt, was sie erfahren möchte oder erwartet, gestaltet sich die Fragetechnik. [14] Dabei kann sie verschiedene Fragetechniken anwen-den:
Projektname:Besonderheiten bei Bewohnern mit Apoplex
Dauer des Projektes:3.1.2015 bis 4.2.2015
Zeitaufwand pro Woche: 2 Stunden
Empfohlene Literatur: Lernstation:Apoplexie: Lernzirkel in der Pflegeausbildung;Bobath-Konzept in der Pflege
Ziel:Erstellung einer Checkliste mit Besonderheiten,die täglich bei den Bewohnern mit Apoplexbeachtet werden müssen.
Zwischengesprächstermin: 17.1.2015
Form der Präsentation des Projektes:Powerpoint, Handouts für die Zuhörer
Termin und Ort der Präsentation:6.2.2015, 15:00 im Aufenthaltsraum
Evaluation durch die Praxisanleiterin:Im Anschluss an die Präsentation
zwischen
Schülerin: Tanja Stein, 2. Ausbildungsjahr
und
Praxisanleiterin: Hilde Groß
Lernvereinbarung
Abb. 9.1 Beispiel für eine Lernvereinbarung [M999, L231]
Tab. 9.3 Fragetechniken
Art der Frage Inhalt/Merkmal
Reproduktive FragenBeispiel: „Wie schwer ist der Pflegebedürftige?“
• „Punktgenaue“ Frage• Wissen abrufen, definie-
ren, Informationen ermit-teln
• Vorgegebene Antwort
Schlussfolgernde FrageBeispiel: „Woran erkennt man, dass der Pflegebedürf-tige einen Apoplex erlitten hat?“
Erfordert Nachdenken und Suchen nach Informationen
Kritische/Bewertende FrageBeispiel: „Wie erklärst Du dem Pflegebedürftigen, dass er Gewicht reduzieren muss?“
• Erfordert eine persönliche Stellungnahme zu einem bestimmten Sachverhalt
• Stellt eventuell bisherige Ansichten infrage und fordert Reflexion
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Erhältlich in jeder Buchhandlung oder im
Elsevier Webshop
Praxisanleitung in der Altenpflege
144 Seiten ISBN: 978-3-437-25611-0 € [D] 34,99 / € [A] 36,-
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