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Praxisorientierte Ringvorlesung im Asylrecht Teilhaberechte während des Asylverfahrens SS 2018 Universität Heidelberg, 26.6.2018 Referent: Ass. iur. Sebastian Röder, LL.M.

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Praxisorientierte Ringvorlesung im Asylrecht

Teilhaberechte während des Asylverfahrens

SS 2018

Universität Heidelberg, 26.6.2018

Referent: Ass. iur. Sebastian Röder, LL.M.

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Inhalt der Veranstaltung

1. Integration und Teilhabe – Grundlagen

2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

3. Zugang zu Sprache mit Aufenthaltsgestattung

4. („Dies und Das“)

Heidelberg, 26.6.2018 Flüchtlingsrat Baden-Württemberg 2

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1. Integration und Teilhabe – Grundlagen

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� Unterscheidung Integration/Teilhabe während und nach (erfolgreichem) Asylverfahren

� Umfangreiche Teilhabeansprüche und Integrationsförderung nach Feststellung eines Schutzstatuso Verbindliche Vorgaben z.B. durch QualifikationsRiL, GFKo z.B. Schaffung bundeseinheitlicher Integrationskursansprüche (2005), vgl. §

44 I AufenthG

� Kaum verpflichtende explizite Vorgaben im Bereich Teilhabe/Integra-tion durch höherrangiges Recht für Personen im Asylverfahreno weiter Gestaltungsspielraum des nationalen Gesetzgebers als Folgeo Zweck des Aufenthalts ist die Prüfung eines (möglichen) Schutzanspruchso Asylprüfungsanspruch ist durch vorläufiges Aufenthaltsrecht abgesichert

(vgl.: § 55 I AsylG: „zur Durchführung des Asylverfahrens“ ist Aufenthalt gestattet)

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Sozial- und Teilhaberechte

BVerfG, 8.2.2002 (2 BvR 1809/01)

„Im Asylverfahren gilt, dass der Sinn des Aufenthaltsrechts [des Asylbewerbers] allein

in der Klärung der Asylberechtigung…

…und der Aufenthalt nicht mehr als ein Warten auf den Bundesamtsbescheid ist.“

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1. Integration und Teilhabe – Grundlagen

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Warum Integration während des Asylverfahrens?� Ermöglichung eines Mindestmaßes an eigenverant-

wortlicher/menschenwürdiger Lebensführung und -gestaltung in dieser Zeit

� zukunftsorientierte Gestaltung von Migrationsprozesseno Frühzeitige Integration in die hiesigen Lebensverhältnisse

� Lange Asylverfahrensdauer als rechtstatsächlicher Hintergrund� Integration grds. irrelevant für die asylrechtliche Prüfung des

materiellen Schutzanspruchs

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1. Integration und Teilhabe – Grundlagen

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� Grds. „Spurwechselverbot“ nach rechtskräftiger Ablehnung des Asylantrags (§ 10 III AufenthG)o Tendenziell Erweiterung der Spurwechselmöglichkeiten in den letzten

Jahreno Viele der wenigen ausländerrechtlichen „Spurwechselmöglichkeiten“

setzen Integration voraus (§§ 60a II 4 ff., 25a, 25b, 23a AufenthG)

� Integrationsförderung vs. Systemkonsistenz als (politischer) Grundkonflikt

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1. Integration und Teilhabe – Grundlagen

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� Kein einheitliches Integrationsgesetz, sondern Flickenteppich

� Am 6.8.2016 in Kraft getretenes „Integrationsgesetz“ irreführend, da Artikelgesetz, das nicht nur Regelungen zur Integration enthält

� Partizipations- und Integrationsgesetz Baden-Württemberg enthält vor allem an Staat adressierte/n „Zielbestimmungen“/Förderauftrag

� Teilhabe- und Integrationsansprüche über diverse Bundes- und Landesregelungen verstreut, z.B.o Asylgesetz (AsylG)o Aufenthaltsgesetz (AufenthG)o Beschäftigungsverordnung (BeschV)o Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG)o Sozialgesetzbuch (SGB)o Integrationskursverordnung (IntV)o Flüchtlingsaufnahmegesetz (FlüAG)

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

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� Ausgangspunkt: § 4 II, III AufenthGo Präventives Erwerbstätigkeits- + Beauftragungsverboto Erwerbstätigkeit = selbstständige Tätigkeit, Beschäftigung iSv. § 7

SGB IV und Tätigkeit als Beamter (vgl. § 2 II AufenthG)o Ausländer dürfen Erwerbstätigkeit nur aufnehmen, wenn der

Aufenthaltstitel sie dazu berechtigto Berechtigung kann Folge gesetzlicher Anordnung oder behördlicher

Zulassung im Einzelfall sein�Gesetz → z.B. §§ 25 I 4, II 2 AufenthG (anerkannte Flüchtlinge, subsidiär

Schutzberechtigte), §§ 25a IV, 25b V 2 AufenthG (Bleiberechte wegen nachhaltiger Integration), § 27 V AufenthG (AE zum Familiennachzug)

�Zulassung im Einzelfall durch Ausländerbehörde → § 25 III AufenthG (nationales Abschiebungsverbot nach § 60 V, VII AufenthG)

�Beratungshinweis: Blick in eAT/Zusatzblatt (Feld „Nebenbestimmungen“) o Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung?

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

� AufenthaltsgestaAung ≠ AufenthaltsCtelo Vgl. abschließende Aufzählung in § 4 I 2 AufenthG

� § 61 II AsylG ermöglicht abweichend v. § 4 III AufenthG einzelfallbezogene antragsgebundene Zulassung zum Arbeitsmarkto Gesetzliches Verbot mit Erlaubnisvorbehalt nach Ende LEA-Wohnpflichto Gilt (nur) für Personen mit Aufenthaltsgestattung („seit drei Monaten…gestattet aufhält“)

� Absolutes Erwerbstätigkeitsverbot (ohne Erlaubnisvorbehalt), solange Wohnverpflichtung in LEA besteht (§§ 47 I, Ia, 61 I AsylG)o Wohnpflicht, wenn Asylantrag bei Außenstelle des BAMF zu stellen ist (§ 14 I AsylG,

Ausnahmen in § 14 II AsylG)o Grundsatz: Wohnpflicht maximal 6 Monate (§ 47 I AsylG)o Ausnahme: Personen aus sicheren HKL (§ 47 Ia AsylG)

� Grds. Wohnpflicht bis zur Entscheidung � (Nur) bei Ablehnung als o.u./unzulässig (§ 29a /§ 29 I Nr. 1 AsylG) Wohnpflicht bis zur

Ausreise/Abschiebung(VG Berlin, 14.4.16, 11 L 49.16)

o § 47 Ib AsylG ermächtigt Länder, bis zu 24-monaCge Wohnpflicht zu „regeln“ → Verlängerung des Erwerbstätigkeitsverbots als Folge

o Ausdehnung des Erwerbstätigkeitsverbots als Folge von ANKER-Zentren?

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

� Unabhängig von LEA-Wohnpflicht absolutes Beschäftigungsverbot für Person aus sicherem HKL, wenn Asylantrag nach 31.8.2015 gestellt (§61 II 4 AsylG)o Sichere HKL → § 29a II AsylG + Anlage II

�Erweiterung um Algerien, Marokko, Tunesien + Georgien in Planung (BT-Drs. 19/957)

o Hintergrund: hoher Zuzug aus Westbalkan insbes. Kosovo/Albanien�Als „Kompensation“ Erleichterung der Erwerbsmigration (vgl. § 26 II BeschV)

o Str., ob Asylgesuch (so VGH BW, B. v. 9.10.2017 – 11 S 2090/17) oder förmlicher Asylantrag (so überwiegende Rspr.)�Hintergrund: Langer Zeitraum zwischen Asylgesuch und förmlicher Asylantragstellung

aufgrund Überlastung des BAMF im Jahr 2015

o Vereinbarkeit des unbefristeten Ausschlusses mit Art. 15 RL 2013/33/EU? → dazu VGH München, B. v. 21.4.2017 – 10 ZB 16.2281, juris Rn. 12 ff., 22 f.

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

Voraussetzungen Beschäftigungs-erlaubnis (§ 61 II AsylG)

1. „Beschäftigung“o Beschäftigung = nichtselbständige Arbeit (§§ 2 II AufenthG, 7 SGB

IV) �selbstständige Tätigkeiten nicht erlaubnisfähig

o Anhaltspunkte: Weisungsgebundenheit, Eingliederung in Arbeitsorganisation (vgl. § 7 I 2 SGB IV), Entgeltlichkeit, Dauer, Schwerpunkt ist Zur-Verfügung-Stellen der Arbeitskraft�Praktika, Probearbeit, Einstiegsqualifizierung, betriebliche Berufsbildung

(siehe § 7 II SGB IV) = Beschäftigung�Studium, Arbeitsgelegenheiten (§ 5 V AsylbLG), ehrenamtliche Tätigkeiten,

Hospitationen, Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung (§ 45 SGB III) ≠ Beschäftigung

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

o Erlaubnis bezieht sich i.d.R. auf konkreten Arbeitsplatz („eine Beschäftigung“/§ 34 BeschV)

o Vertragsschluss nicht erlaubnispflichtig (vgl. § 61 II AsylG: „Ausübung“)

2. Seit drei Monaten „gestattet“ im Bundesgebieto (Überschießende) Umsetzung von Art. 15 RL 2013/33/EU

�Wartefrist früher zwölf bzw. neun Monate

o Entstehung der (gesetzlichen) Aufenthaltsgestattung kraft Gesetzes�Mit Ausstellung des Ankunftsnachweises, iÜ mit dem förmlichen

Asylantrag (§ 55 I 1, 3 AsylG, für Altfälle vgl. § 87c AsylG)�Bescheinigung über die Aufenthaltsgestattung (§ 63 AsylG) nur deklaratorisch

(„Aufenthalt ist gestattet“, vgl. § 55 I AsylG)

o Anrechnung eines geduldeten/rechtmäßigen Voraufenthalts auf die 3-Monatsfrist (§ 61 II 2 AsylG)

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

Asylgesuch

Verteilung auf

die Bundesländer

Meldung in zuständiger

Aufnahmeeinrichtung

Asylantrag

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

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Ankunftsnachweis (§ 63a AsylG )

Ausstellungsdatum Ankunftsnachweis

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

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Datum der Asylantragstellung

Eintrag bzgl. Zugang zum Arbeitsmarkt

(häufig nicht aktuell)

Bescheinigung Aufenthaltsgestattung ( § 63 AsylG )

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

3. Zustimmung Bundesagentur für Arbeit (BA)/Entbehrlichkeito Prüfung arbeitsmarktspezifischer Aspekte durch BA

�Ratio: Schutz Beschäftigungsstandards, Verhinderung Verdrängungswettbewerb, Sicherstellung des Vorrangs Bevorrechtigter, Schutz ausländischer Arbeitnehmer

�(nur) insoweit Bindung der ABH an Einschätzung der BA; Verweigerung der Beschäftigungserlaubnis aus ausländerrechtlichen Gründen bleibt möglich

o ZusCmmung ≠ Erlaubnis → Begrifflichkeiten werden bisweilen verwechselt

o Behördeninternes Beteiligungsverfahren („One-Stop-Government“)�ZusCmmung nicht isoliert einklagbar → Verwaltungsinternum/kein VA i.S.d. § 35

VwVfG�Zustimmungsfiktion in § 36 II BeschV�Möglichkeit der Vorabzustimmung (§ 36 III BeschV)

o Unterscheidung zustimmungsfreie/zustimmungspflichtige Beschäftigungen

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

a) Zustimmungsfreie Beschäftigungen gem. §§ 61 II 1 AsylG, 32 II, IV BeschV

o zB Praktika nach § 22 I 2 Nr. 1 – 4 MiLoG, z.B.�Pflichtpraktika iRv Ausbildung/Studium/Schule

� (Um-)Orientierungspraktika für eine Berufsausbildung/Studium bis zu 3 Monate

�Einstiegsqualifizierung (§ 54a SGB III)/Berufsausbildungsvorbereitung (§§ 68 – 70 BBiG)

o zB Berufsausbildung in staatlich anerkanntem/vergleichbar geregelten Ausbildungsberuf�keine qualifizierte Ausbildung (vgl. § 6 I 2 BeschV) erforderlich

o zB Freiwilligendienste, z.B. FSJ/BufDi, §§ 32 I Nr. 3, 14 I Nr. 1 BeschV�Sonderprogramm „Bundesfreiwilligendienst mit Flüchtlingsbezug“ (§ 18 BFDG)

o zB nach 48 Monaten ununterbrochenem erlaubtem, gestattetem oder geduldetem Aufenthalt im Bundesgebiet

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

b) Zustimmungspflichtige Beschäftigungeno Zustimmung wenn seit 3 Monaten gestattet, erlaubt, geduldet in BRD

� „kann“ in § 32 I BeschV als „darf“ zu lesen (kein Ermessen)

o Inhaltliches „Prüfprogramm“ der BA ergibt sich aus §§ 61 II 3 AsylG i.V.m. §§ 39, 40 I Nr. 1, II, 41, 42 AufenthG; praxisrelevant v.a.

(1) „Arbeitsbedingungenprüfung“ (§ 39 II 1 a.E. AufenthG)� v.a. Entgelt (Tariflohn, ortsüblicher Lohn, Mindestlohn)

(2) „Vorrangprüfung“ (§ 39 II 1 Nr. 1b AufenthG)�Vorrangprüfung (nur diese!!) entfällt in den Fällen v. § 32 V BeschV

� AA-Bezirke mit unterdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit (vgl. Anlage zu § 32 BeschV),

− befristet bis zum 5.8.2019

� Seit 15 Monaten gestattet, geduldet, erlaubt in BRD oder

� Beschäftigung nach §§ 2 II, 6, oder 8 BeschV

(3) Leiharbeitsverbot (§ 32 III BeschV)�derzeit teilweise ausgesetzt; tritt zum 6.8.2019 wieder in Kraft

� Zustimmung zu Leiharbeit (§ 1 AÜG) möglich, bei der Vorrangprüfung nach § 32 VBeschVentfällt

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

4. Rechtsfolge: Ermesseno Zuständig → untere Ausländerbehörde (§§ 5 I 2 AsylG, 4 I AAZuVO)

�Folge: Divergierende Handhabung → über 50 (untere) Ausländerbehörden in BW�Achtung: Anders bei Personen mit Duldung → RP Karlsruhe

o Nur asyl-/ausländerrechtliche Erwägungen zulässig (§ 40 VwVfG)o Kriterien (Auswahl):

�Bisherige/voraussichtliche Asylverfahrensdauer� (Nicht-)Erfüllung (zumutbarer)Mitwirkungspflichten, insbes. bei der Identitätsklärung

� Aufforderung der ABH zur Kontaktaufnahme mit Behörden des HKL im Status der Aufenthaltsgestattung nicht zumutbar (VGH BW, U. v. 6.10.1998 – A 9 S 856/98; a.A. VG Augsburg, U. v. 18.11.2017 – Au 6 K 17.346, wenn keine staatliche Verfolgung vorgetragen wurde)

�bereits vom BAMF abgelehnter Asylantrag? (wegen Qualitätsdefiziten der Bescheide kritisch VG Würzburg, B. v. 22.8.2017 – W 1 E 17.33120)

�Deutschkenntnisse bei Ausbildungen?o P: Individueller Anspruch zum Arbeitsmarkt nach 9 Monaten aufgrund von

Art. 15 I RL 2013/33/EU? → dazu (ablehnend) VGH München, B. v. 21.4.2017 – 10 ZB 16.2281, juris Rn. 12 ff., 22 f.

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

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Ablauf Antrag Beschäftigungserlaubnis

Asylbewerber sucht einen potentiellen Arbeitgeber

Arbeitserlaubnisantrag (Formular „Stellenbeschreibung“)

Abgabe bei der Ausländerbehörde

ggf. Weiterleitung an BA (Monate 3 – 48)

Entscheidung Ausländerbehörde

Ggf. Meldung der Beschäftigung ans Sozialamt (§ 8a AsylbLG)

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

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Formularzur Beantragung

einer Beschäftigungserlau

bnis

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

5. Rechtsschutzo Streitigkeit nach dem Asylgesetz, da AGL § 61 II AsylG

�Kein Vorverfahren (§ 11 AsylG)�Eingeschränkte Rechtsmittel (§§ 78, 80 AsylG)

o Örtliche Gerichtszuständigkeit bestimmt sich nach § 52 Nr. 2 Satz 3 VwGO (nach AsylG zugewiesener Wohnsitz maßgeblich)�Achtung: Geht es um die Beschäftigungserlaubnis für Personen mit Duldung, gelten

andere Grundsätze, da Streitigkeit nach dem AufenthG vorliegt

o Statthafte Klageart: Verpflichtungs-/Bescheidungsklage�Erstrebt wird eine Begünstigung�P: § 61 II AsylG ist Ermessensnorm, d.h. Anspruch auf BE nur bei Ermessensreduktion auf

Null (§§ 113 V 2, 114 VwGO)

o Aufgrund Eilbedürftigkeit häufig vorl. Rechtsschutz gem. § 123 VwGO erforderlich�P: Glaubhaftmachung Anordnungsgrund/Anordnungsanspruch�P: Verbot der Vorwegnahme der Hauptsache vs. Art. 19 IV GG

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

6. Sonstigeso Meldepflicht an die Sozialleistungsbehörde spätestens 3 Tage nach Aufnahme der

Beschäftigung (§ 8a AsylbLG)�Anrechnung v. Einkommen nach § 7 AsylbLG bzw. §§ 2 I, 82 SGB XII

o (sozial-)versicherungsrechtlich folgen Beschäftigungsverhältnisse den „normalen“ Regeln

o Verstoß gegen Erwerbstätigkeits-/Beauftragungsverbot Owi/Straftat gem. § 98 IIa, III Nr. 1 AufenthG, 404 II Nr. 1 und 4 SGB III, 11 I SchwarzArbG� Zu § 404 II Nr. 4 SGB III → OLG Karlsruhe, B. v. 3.11.2016 – 2 (9) Ss 522/16 - AK 184/16, juris

Rn. 19 (Verstoß gegen § 4 III AufenthG bei fehlender Erlaubnis nach § 61 II AsylG)

o Nachweis der Beschäftigungserlaubnis durch Bescheinigung über die Aufenthaltsgestattung + entsprechendem Eintrag

o Pflicht des Arbeitgebers, Kopie der Aufenthaltsgestattung aufzubewahren (vgl. § 4 V 1 AufenthG)

o Wenn Beschäftigung den Lebensunterhalt sichert (Prognose), besteht Anspruch auf Aufhebung der Wohnsitzauflage (vgl. § 50 II 1 AsylG)

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

o Rechtnatur der Beschäftigungserlaubnis?�von Aufenthaltsgestattung unabhängige Regelung (so Röder/Wittmann, ZAR 2017, 347)

oder akzessorische Regelung zur Aufenthaltsgestattung (so OVG Koblenz, B. v. 11.7.2017 – 7 B 11079/17)

o Voraussetzungen des Zugangs zum Arbeitsmarkt von Personen mit Duldung (§ 60a AufenthG) in vielerlei Hinsicht identisch�Wichtige Unterschiede: Zwingende ausländerrechtliche Beschäftigungsverbote (§ 60a VI

AufentG) und landesweite Zuständigkeit des RP Karlsruhe

�Praxisrelevant vor allem das „selbst zu vertretende Ausreisehindernis“, insbesondere das Unterlassen zumutbarer Mitwirkung bei der Passbeschaffung, die vom vollziehbar abgelehnten Asylbewerber grds. verlangt werden darf

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

Speziell: Personen aus dem Westbalkan

� Zur Erinnerung: Weitgehender Ausschluss vom Arbeitsmarkt durch §§ 47 Ia, 61 II 4 AsylG, 60a VI Nr. 3 AufenthG

� § 26 II BeschV als „Kompromiss“ („Asylpaket I“)o ermöglicht Visumserteilung für jede, also auch unqualifizierte Beschäftigung nach §

18 III AufenthGo Zeitlich befristet bis einschließlich 2020o setzt keinen Voraufenthalt in Deutschland vorauso Gilt nicht für sichere HKL Ghana und Senegal

� § 26 II BeschV enthält hohe Hürdeno Erteilung nur in Form des Visums vom HKL aus

� Bei Ablehnung ist VG Berlin für Klage/Eilantrag zuständig

o Zustimmungsverbot bei AsylbLG-Bezug innerhalb der letzten 24 Monate vor Beantragung des Visums, es sei denn:

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

� Asylantragstellung erfolgte im Zeitraum 1.1.2015 – 24.10.2015,o P: Asylantrag oder Asylgesuch maßgeblich? (s.o.)

� am 24.10.2015 gestattet, geduldet, ausreisepflichtig in BRD und

� unverzügliche Ausreiseo Unverzüglich = ohne schuldhaftes Zögern (vgl. § 121 I 1 BGB)o Fristbeginn: Kenntnis von der Möglichkeit eines AT über das Visumverfahren,

vgl. VG Berlin, B. v. 9.5.2017 – 8 K 483.16 V und 15.11.2017 – 14 K 486.17 Vo Wird in der Praxis im Beteiligungsverfahren nach § 31 I 1 Nr. 2 c) AufenthV

von der ABH geprü] und häufig verneint → Möglichkeit der Vorabzustimmung gem. § 31 III AufenthV

� Zudem: Zustimmung der BA erforderlicho § 32 BeschV greift nicht, da keine Person mit Duldung/Aufenthaltsgestattung

� Rechtsfolge: Ermessen der Auslandsvertretung bzgl. Visumserteilung

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2. Zugang zum Arbeitsmarkt mit Aufenthaltsgestattung

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Quelle: BT-Drs. 19/2018

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3. Zugang zu Sprache mit Aufenthaltsgestattung

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3. Zugang zu Sprache mit Aufenthaltsgestattung

1. Zugang zu Integrationskursen (§ 44 AufenthG)o Paradigmenwechsel mit „Asylpaket I“ (24.10.2015)

�bislang (wohl) nur Zugang für Personen von rechtmäßig und dauerhaft in Deutschland lebenden Ausländern (vgl. §§ 43 I, 44 I AufenthG)

o § 44 IV 2 AufenthG ermöglicht Zulassung von (bestimmten) Personen im laufenden Asylverfahren „im Rahmen verfügbarer Kapazitäten“

o Zugangsberechtigt sind Personen...�...mit AufenthaltsgestaAung ( → §§ 55, 67 AsylG),

�bei denen ein rechtmäßiger und dauerhafter Aufenthalt zu erwarten ist (Begriff der „guten Bleibeperspektive“)

� Negativvermutung bzgl. Personen aus sicheren HKL (§ 44 IV 3 AufenthG)

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3. Zugang zu Sprache mit Aufenthaltsgestattung

� Prognosekriterien/Prüfungsmaßstabo Gesamtschutzquote > 50 %

�Grundlage BAMF-Anerkennungsquote� Derzeit Iran, Irak, Eritrea, Somalia, Syrien (dazu VGH Bayern, a.a.O.)

� Prüfung jeweils am 1.7. und 1.1. (BT-Drs. 19/2459, Antwort auf Frage 9a)

� P: wenn Asylantrag bereits abgelehnt (Indizwirkung der Ablehnung, so VG Ansbach, U. v. 16.2.2017, AN 16.01650: Irak und 23.3.2017, AN 6 K 16.01875: Iran; gegen Indizwirkung, allerdings iRv § 132 I SGB III: SG Karlsruhe, Urt. v. 16.5.2018 – S 2 AL 715/18)

o P: Inhaltliche Einzelfallprüfung/Prüfungsdichte bei sonstigen HKL?�Reine Evidenzprüfung: VGH Bayern, B. v. 21.2.2017 – 19 CE 16.2204, juris Rn. 20 m. abl. Anm.

Röder, InfAuslR 2018, S. 35 ff.; differenzierend nunmehr VGH Bayern, B. v. 31.1.2018 – 19 CE 18.11, juris Rn. 11

� P: Erwartung eines dauerhaften und rechtmäßigen Aufenthalts bei Aufnahme einer qualif. Ausbildung im Status der GestaAung → § 60 II 4 AufenthG iVm § 18 Ia AufenthG (iRv § 132 I SGB III ablehnend: SG Karlsruhe, Urt. v. 16.5.2018 – S 2 AL 715/18)

o P: „Dublin-Fälle“ (in der Praxis keine Zulassung)o Keine Zulassung bei ungeklärter Identität (VG Ansbach, U. v. 16.2.2017, AN 6 K

16.01504)

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3. Zugang zu Sprache mit Aufenthaltsgestattung

� Rechtsfolge → Ermessen bzgl. Zulassung („kann“)o VGH Bayern (a.a.O.): intendiertes Ermessen zu Gunsten Zulassung

� Sonstigeso Zulassung nach § 44 IV 3 Monate „gültig“ (vgl. § 5 III 3 IntV)

o Einzelheiten (Verfahren, Kursinhalte, Kostenbefreiung) in IntV geregelt

o Teilnahmeverpflichtung durch AsylbLG-Leistungsträger gem. § 5b AsylbLG möglich + Leistungskürzung als Sanktion nach Maßgabe von § 5b II AsylbLG

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3. Zugang zu Sprache mit Aufenthaltsgestattung

� Rechtsschutzo Vorverfahren (+)

�§ 11 AsylG (-), da keine Streitigkeit nach AsylG�§ 68 I Nr. 1, II VwGO (-), BAMF keine oberste Bundesbehörde

o In der Hauptsache Verpflichtungs-/Bescheidungsklageo i.d.R. aber vorl. RS (§ 123 VwGO, vgl. VGH Bayern, a.a.O, Rn. 14)

�Erledigungsgefahr wegen „Vorläufigkeit“ der Aufenthaltsgestattung�Vgl. Erlöschensgründe in § 67 AsylG → bei Klage gegen „einfach-unbegründete

Ablehnung“ bleibt Aufenthaltsgestattung zunächst bestehen (§ 67 I Nr. 6 AsylG)�Bei Anerkennung ohnehin i.d.R. Anspruch nach § 44 I AufenthG

o Örtliche Gerichtszuständigkeit (§ 52 Nr. 2 Satz 2 VwGO → maßgeblich ist Behördensitz, da keine Streitigkeit nach dem AsylG)�Zuständig für Zulassung nach § 44 IV AufenthG ist BAMF (vgl. § 5 I 1 IntV)�Exklusivzuständigkeit der bayrischen Verwaltungsgerichtsbarkeit bei Integrationskursen

mit Wirkung für das gesamte Integrationsrecht

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3. Zugang zu Sprache mit Aufenthaltsgestattung

2. Spracherwerb im Rahmen des Schulbesuchso (Berufs-)schulpflicht gilt auch für Personen mit Aufenthaltsgesta-

ttung/Duldung (§§ 72 I 3 Hs. 1,II SchulG BW, 13 I 1 FlüAG)o Setzt 6 Monate nach Zuzug aus dem Ausland ein und endet mit Erfüllung der

Ausreisepflicht (§ 72 I 3 Hs. 2 SchulG BW)�Schulbesuchsrecht schon früher

o Bildung von VKL-/VABO-Klassen für Personen ohne Deutschkenntnisseo Erfolgreicher Schulbesuch/Erfüllung der Schulpflicht ausländerrechtlich z.B.

im Rahmen von §§ 25a, 25b AufenthG bedeutsam

3. Zugang zu Sprache nach Maßgabe des FlüAGo Sicherstellung von unentgeltlichem Erwerb von Grundkenntnissen der

deutschen Sprache im Rahmen der vorläufigen Unterbringung (§ 13 II FlüAG)o Freiwilliges Landes-Programm „Chancen gestalten“, das auf Landkreis-

/Stadtebene angesiedelt ist (vgl. VwV Deutsch)

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4. Dies und Das

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4. Dies und Das

� Ausbildungsförderung § 132 SGB IIIo befristete Erweiterung des nach § 59 SGB III förderfähigen Personenkreiseso Förderfähig: Personen mit Aufenthaltsgestattung bei erwartetem rechtmäßigen und

dauerhaften Aufenthalt� Vergleichbare (?) Problematik wie iRv § 44 AufenthG

� Für eine reine „Quotenbetrachtung“ zunächst LSG Berlin-Brandenburg, B. v. 3.5.2017 – L 14 AL 13/17 ER unter Verweis auf VGH Bayern

− Aufgehoben und zurückverwiesen durch BVerfG, B. v. 28.9.2017 – 1 BvR 1510/17 im Anschluss Gewährung von BAB, LSG Berlin-Brandenburg, B. v. 16.11.2017 – L 18 AL 182/17 B ER ZVW

− Zwingt existenz(mit-)sichernde Funktion der BAB iRv § 132 I SGB III zu großzügigerer Annahme einer „guten Bleibeperspektive“ etwa aufgrund einer zu erwartenden „Ausbildungsduldung“? verneinend SG Karlsruhe, Urt. v. 16.5.2018 – S 2 AL 715/18

� Negativvermutung bzgl. Personen aus sicheren HKL� Zugang nach 3 (Förderung nach §§ 51, 75, 130 SGB III) bzw. 15 Monaten (Förderung nach §§ 56, 122 SGB

III) gestatteten Aufenthalts

� Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung (§ 131 SGB III)o Personen mit Aufenthaltsgestattung bei erwartetem rechtmäßigen und dauerhaften

Aufenthalt� Negativvermutung bzgl. Personen aus sicheren HKL� befristet bis 31.12.2018

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4. Dies und Das

� Flüchtlingsintegrationsmaßnahmen („FIM“/“1-Euro-Job“, § 5a AsylbLG)o Kein Beschäftigungsverhältnis (vgl. § 421 SGB III), sondern durch BA

finanzierte Maßnahme zur Heranführung an den Arbeitsmarkto Einzelheiten in RiL des BMAS geregelto Personen aus sicheren HKL ausgeschlossen (§ 5a I 2 AsylbLG)o Maßnahmeträger: LEA, staatliche, kommunale, gemeinnützige Trägero Verpflichtung/Sanktionierung durch Leistungsbehörde (§ 5a II, III AsylbLG)o Mehraufwandsentschädigung iHv 80 Cent/Stunde

�Keine Anrechnung auf AsylbLG-Leistungen (§ 7 II Nr. 5 AsylbLG)

� Berufsbezogene Deutschsprachförderung gem. § 45a AufenthGo Nur Personen bei denen rechtmäßiger + dauerhafter Aufenthalt zu erwarten

isto Negativvermutung bzgl. Personen aus sicheren HKL (§ 45a II 3 AufenthG)

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4. Dies und Das

� Kinderbetreuung (§ 24 SGB III)

� Ansprüche nach dem Bildungs- und Teilhabepaket für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (§ 3 Abs. 3 AsylbLG)

� Studiumo Neues LHGebG sieht Gebührenpflicht für bestimmte ausländische

Studierende vor

o Ab WS 2017/2018, 1.500 €/Semester

o Gebührenbefreiung u.a. für� Inhaber einer AE nach § 25 I, II AufenthG (§ 5 I Nr. 5 LHGebG) und § 25 III AufenthG nach

15 Monaten Aufenthalt (§ 5 I Nr. 6 LHGebG)

�Weitgehend straffreie Personen mit Duldung bei 15 Monaten Voraufenthalt

�Personen mit Aufenthaltsgestattung aus HKL mit Anerkennungsquote von über 50 % (vgl. § 5 Abs. 6 LHGebG)

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– Ende –

Vielen Dank für Ihre

Aufmerksamkeit!Heidelberg, 26.6.2018 Flüchtlingsrat Baden-Württemberg 39

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– Hinweis –

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