Preiswerte Energie war ein Schlüssel -...

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Beachten Sie das Glossar am Ende der Publikation in der Umschlagklappe.

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Am 17. Dezember 1911 stimmten die wahlberechtigten Thur-gauer Männer zu, die private «Elektrische Kraftversorgung Bodensee-Thurtal» zu übernehmen und als staatsrechtliche Anstalt «Elektrizitätswerk des Kantons Thurgau» weiterzu-führen. Schon im ersten Geschäftsjahr konnte der Kunden-stamm von 69 auf 104 erhöht werden. Die Kunden waren Ge-meinden, Genossenschaften und Unternehmen. Damals, im Gründungsjahr 1912, bestand das Personal aus einem Direk-tor, zwei technischen Assistenten, drei kaufmännischen As-sistenten, einem Chefmonteur, einem Magaziner und 15 Grup-penchefs, Monteuren und Hilfsmonteuren. Heute ist die EKT-Gruppe eine Arbeitgeberin mit rund 100 attraktiven Arbeits - plätzen. Beim Vorbereiten des EKT-Jubiläums schockierte am 11. März 2011 die Katastrophe in den Kernkraftwerken von Fukushima, ausgelöst durch einen gewaltigen Tsunami nach einem Erdbeben. Die Ereignisse haben uns vor Augen geführt, dass die Kernspaltung Risiken birgt, die von einem Grossteil der Gesellschaft in der Schweiz nicht mehr getragen werden will. Der Bundesrat und das Parlament haben den schritt-weisen Ausstieg aus der Kernenergie bis Ende 2034 beschlos-sen. Anfang November 2011 sprach sich der Thurgauer Regie-rungsrat und Ende Januar 2012 auch der Grosse Rat des Kan-tons Thurgau für den Atomausstieg aus. Als Konsequenz daraus wird die EKT verstärkt als Energie-produzentin auftreten und als Investitions- und Know-how-Partnerin Hand bieten für KMU, für die öffentliche Hand und für Private. Wie vor hundert Jahren sind auch heute wieder gute An-fangserfolge wertvoll, denn der Umstieg auf eine nachhaltige Stromerzeugung – möglichst ohne zusätzlichen CO2-Aus stoss – verlangt neue Prioritäten und neuen Schwung. Als Thurgauer Energieversorgungsunternehmen blicken wir mit grossem Dank zurück und freuen uns auf die Aufgaben der Zukunft. Unsere Jubiläumspublikation richten wir speziell an alle, die unsere Energiezukunft aktiv mitgestalten.

Markus SchüpbachCEO EKT-GruppeArbon, Mai 2012

Preiswerte Energie war ein Schlüssel für unsere gesellschaftliche Entwicklung. In den nächsten 100 Jahren wird sich das nicht ändern. Aber fast alles andere.

Seit 1912

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Die EKT liefert elektrische Energie:

_ 1500 GWh/a Strom

Die EKT produziert Strom und Wärme:

_ 1,37 GWh/a Strom (netto)

_ 6,09 GWh/a thermische Energie (netto)

Für die Durchleitung und Verteilung

von Strom betreibt die EKT:

_ 15 Unterwerke, 30 Schaltstationen,

56 Schaltkabinen und 12 Trafostationen

Das Leitungsnetz misst:

_ 375 km Kabelleitungen und 217 km

Freileitungen

_ 416 km Glasfaserkabelnetz

Zahlen zu EKT Energie Thurgau im Jahr 2010/2011

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Die EKT engagiert sich seit ihrer Gründung für die zuverlässige Stromversor-gung. Zusätzlich investiert sie in umweltfreundliche Energieerzeugungen.

Für die EKT ist langfristiges Denken schon seit 100 Jahren wichtig. Der wichtigste Auf-trag der EKT ist und bleibt, eine sichere und zuverlässige Energieversorgung im Kanton Thurgau zu garantieren. Mit Sorgfalt inves-tiert sie deshalb in ihr Stromnetz. Dabei wird das Netz ausgebaut, erneuert und kontrol-liert. Daneben beschafft die EKT den Strom bei Stromerzeugern und liefert jederzeit die richtige Menge nahezu unterbruchsfrei. Dafür setzen sich 100 Mitarbeitende täglich

ein. Die wichtigsten Kunden der EKT sind rund 100 lokale Energieversorgungsunter-nehmen im Thurgau, die den Strom an ihre Endkunden weiterverteilen. Mit der zukünf-tigen Schweizer Energiepolitik rückt auch die regionale Energieproduktion ins Blick-feld. Schon heute investiert die EKT in An-lagen, die nachhaltig Energie produzieren können. Die Strommenge dieser Anlagen ist, gemessen am gesamten Stromver-brauch im Thurgau, zurzeit noch äusserst gering. In Zukunft wird die EKT in Anlagen investieren, die Energie aus Biomasse, Geo-thermie und Wasserkraft gewinnen. Ein schweizweites Vorzeigeprojekt ist die hebbag AG, ein Tochterunternehmen der EKT, die in Bichelsee-Balterswil ein lokales Fern-wärmenetz betreibt und Strom für über 1000 Haushalte produziert. Für einige Pro-jekte gibt es bereits klare Vorstellungen, andere sind noch Zukunftsmusik.

Energie und Vertrieb Haupt- aufgabe ist die Beschaffung und Weitergabe von Strom gemäss den Anforderungen der Kunden. Rund 100 Thurgauer Energieversor-gungsunternehmen schätzen das Angebot der EKT. Die Gemeinde Uttwil, der Weiler Olmerswil und eine steigende Anzahl Schweizer Unterneh-men ausserhalb des Kantons Thurgau beliefert die EKT direkt mit Energie.

Netze Das Leitungsnetz der EKT umfasst knapp 600 Kilometer. Neue Leitungen werden fast ausnahmslos unterirdisch verlegt. Dies erhöht die Versorgungssicher- heit und wertet das Land - schaftsbild auf. Für die Strom-verteilung sind zusätzlich ferngesteuerte Unterwerke, Schalt- und Trafostationen im Einsatz. Das Netz wird regel-mässig kontrolliert und be-darfsgerecht ausgebaut.

Energieproduktion Alter-nativen zur herkömmlichen Stromerzeugung werden zunehmend wichtiger. Die EKT investiert deshalb vermehrt in umweltfreund-liche, wirt schaftliche Energie- erzeu gungs anlagen. Der Fokus liegt auf Projekten mit Biomasse, Wasser sowie mittelfristig auch auf Anla- gen für die Nutzung der Energie aus der Erde (tiefe Geothermie).

Messen Um die gelieferte elektrische Energie verrech- nen zu können, muss diese gemessen werden. Früher wurde der Stromzähler vor Ort abgelesen. Heute wird vielerorts eine Zählerfern- auslesung angewendet. Die neuen «Smart-Meter», «intelligente» Zähler, ersetzen herkömmliche Zähler und sind die Basis für neue, «intelligente» Stromnetze der Zukunft.

Telekom Zahlreiche Kunden aus der Verwaltung, dem Bankwesen, aus Industrie und Gewerbe vertrauen auf das Kommunikationsnetz der EKT. In den letzten 20 Jahren hat die EKT ein über 400 Kilo-meter langes Glasfasernetz aufgebaut. Das Netz nutzen Geschäftskunden und die EKT für den eigenen Bedarf. Auch Gemeinden, die ein «Fibre to the Home»-Netz aufbauen wollen, können es nutzen.

Kein Licht im Bad. Kein Brot beim Bäcker. Kein bedrucktesPapier. Unvorstellbar! Die EKT setzt sich täglich dafür ein,dass über 200 000 Menschen einen komfortablen Lebensstil realisieren können.

2012

EKT heute

Mit Strom schmeckt’s besser.

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Energieträger im Wandel der Zeit

Im Rückblick auf die Geschichte sind Ener-gieknappheit oder ökologische Probleme durch das Verbrennen von Holz, Kohle oder Erdöl immer wieder eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft. Heute droht die Gefahr, dass für den Ausstieg aus der Kern-energie wieder vermehrt fossile Energie-träger eingesetzt werden, was wiederum dem Klimaschutz zuwiderläuft. Ein energiepolitisches Dilemma also, eine eigentliche Energiekrise. Doch Krisen können auch Chancen sein, wie die Vergan-genheit lehrt. Schon früher haben Krisen dazu beigetragen, dass bestehende Tech-nologien verbessert oder neue entwickelt wurden und dass neue Gesetze den Um-weltschutz stärkten. Dies kann eine Chance für die erneuerbaren Energien sein.

HolzAm Holzfeuer wärmen sich die Menschen schon in der Steinzeit – und bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bleibt Holz der wich-tigste Energieträger. Und zwar nicht nur zum Heizen: Aus Holz oder Holzkohle ge-wonnene Wärme ist beispielsweise auch zentral, um Keramik und Ziegel zu brennen,

um Metall und Salz zu gewinnen oder um Glas herzustellen. Dies führt dazu, dass in den Wäldern mehr Holz geschlagen wird, als nachwächst. Kahlschlag ist vielerorts die Folge – auch in der Schweiz. Insbeson-dere in Berggebieten führt dies zu Proble-men. Zwischen 1830 und 1880 suchen immer wieder schwere Hochwasser den Alpenraum heim. Allein im Herbst 1868 füh-ren heftige Gewitter in mehreren Bergkan-tonen zu Fluten und Murgängen, die ganze Dörfer verwüsten, Schäden von 14 Millionen Franken verursachen und 50 Menschen das Leben kosten. Wissenschaftler machen die starke Entwaldung der Berggebiete dafür verantwortlich. Diese Krise verhilft dem ersten eidgenössischen Forstgesetz zum Durchbruch.

SteinkohleMit der Industrialisierung läuft Steinkohle dem Holz den Rang als wichtigster Energie-lieferant ab. Dies aus mehreren Gründen: Die rasant wachsenden Städte können ihren Energiebedarf nicht länger aus lokalen Wäl-dern decken, Steinkohle ist in grösseren Mengen verfügbar, und ihre Energiedichte

ist höher als jene von Holz, das heisst: Bei gleichem Volumen steckt in der Kohle mehr Energie als im Holz. Dank der Dampfma-schine gelingt es auch erstmals, Wärme-energie in Bewegungsenergie umzuwan-deln: Die Eisenbahn setzt sich durch. Und sie erlaubt es, den neuen Energieträger schnell über weite Strecken in grossen Mengen zu transportieren. Doch unter dem massiven Verbrennen von Kohle leidet die Luft. Denn Kohle enthält deutlich mehr Schwefel als Holz, bei ihrer Verbrennung bildet sich Schwefeldioxid, das die Atemwege belastet und sauren Regen zur Folge hat. Stark betroffen sind Gross-städte wie London. Hier entsteht der Begriff «Smog» als Zu-sammensetzung aus «Smoke» (Rauch) und «Fog» (Nebel). Erst als 1952 dichter Smog über mehrere Tage London in Dunkelheit hüllt und den Tod von 4 000 Menschen ver-ursacht, reagiert die Stadt. Das Londoner Parlament beschliesst 1956 den «Clean Air Act», ein Gesetz, das für die Luftreinhaltung ein Bündel von Massnahmen vorschreibt. Die Luftqualität hat sich in den folgenden Jahren stark verbessert.

KRISEN SIND AUCH CHANCEN

Zu allen Zeiten stand ein Energieträger im Zentrum der Nutzung. Heute stehen wir am Übergang zur Energie-produktion aus Quellen, die sich erneuern können.

1931

1932

1953

1991

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ErdölMitte des 19. Jahrhunderts werden in den Vereinigten Staaten grosse Erdölvorkom-men entdeckt. In die Schweiz gelangt Erdöl zunächst als Lampenöl und als Rohstoff für die pharmazeutische Industrie. Mit der Ent-wicklung von Explosionsmotoren kommt dann Erdöl als Treibstoff zum Einsatz und beflügelt Ingenieure zum Bau neuartiger Fahrzeuge mit eigenem Antrieb. Das Auto-mobil ist geboren. Mitte des 20. Jahrhunderts verdrängt Erdöl die Kohle auch als Brennstoff aus Haushalten und Industrie. Grund ist einer-seits wieder die höhere Energiedichte, an-dererseits stösst eine erdölbefeuerte Zen-tralheizung viel weniger Schmutz aus als ein Kohleofen. Heute jedoch stehen zwei andere Prob-leme im Zentrum: Es werden zwar immer noch neue Erdölfunde gemacht, diese sind aber immer schwieriger zu fördern. Hinzu kommt ein Aspekt, der erst spät im öffentli-chen Bewusstsein erkannt wurde: Fossile Energieträger heizen das Klima der Erde auf. Darum kommen seit 1992 Regierungs-vertreter aus aller Welt regelmässig zusam-

men, um eine Lösung für das Energie- und Klimaproblem zu finden. Im so genannten Kyoto-Protokoll verpflichten sich die Indus-trieländer, den Ausstoss von Kohlendioxid (CO2) zu reduzieren. Und an der Konferenz in Cancún (2010) einigen sich fast 200 Staa-ten darauf, dass sich das Klima gegenüber dem Beginn des 19. Jahrhunderts nicht mehr als zwei Grad erwärmen soll.

KernenergieDie erste Kernspaltung gelingt deutschen Chemikern im Jahr 1938. Viele Staaten er-forschen die neue Technologie intensiv. Ein Grund dafür ist, dass die Kernspaltung po-tente Waffen verspricht. Aber sie weckt auch die Hoffnung auf eine billige, unerschöpfli-che Energiequelle. Das erste zivile Kernkraftwerk geht 1954 in Russland ans Netz. Danach erlebt die Branche einen rasanten Aufschwung: Bis 1970 sind es weltweit 90 Kernkraftwerke. Mit Beznau 1 erhält 1969 auch die Schweiz ihr erstes Kernkraftwerk. Bis 1986 sind es weltweit rund 390 Reaktoren. Doch nach einer Kernschmelze in einem Reaktor von Tschernobyl (1986) verlangsamt sich der

Bau von neuen Kernkraftwerken deutlich. Heute sind 434 Reaktoren am Netz. Die Katastrophe in Fukushima zeigt erneut das enorme Risiko der Kernenergie – und auch, dass trotz immer höherer Aus-gaben für die Sicherheit immer ein Rest-risiko bestehen bleibt. Weiter ist auch das Problem des radioaktiven Abfalls bis heute ungelöst. Der Schweizer Bundesrat hat re-agiert und den Atomausstieg beschlossen. Die EKT wird diese Energiewende zu-sammen mit Kunden, Lieferanten und Be-hörden aktiv vorantreiben.

<< Mitte des 19. Jahrhunderts sind die Wälder des Mittellandes und der Voralpen übernutzt oder abgeholzt. Die Abbil-dungen zeigen Resultate der Aufforstung im Entlebuch.

Im Dezember 1952 wird es in London tagelang nicht mehr hell. Rauch partikel von Kohleheizungen vertrüben die Sicht, die Sterblichkeit steigt dramatisch an.

Am 11. März 2011 ereignet sich ein schweres Unglück in einem japanischen Atomkraft werk. Polizeibeamte am Meer in der Stadt Namie, Präfektur Fukushima.

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Fränzi, Jörg, Nina und Lisa Aebli* aus Märwil leben schon heute in der Energiezukunft. Ihr Wohnhaus hat keine Heizung. Es produziert mehr Energie, als es braucht. *Namen geändert

Auf der Hinfahrt von Weinfelden reisst die Nebel-decke auf. In Märwil scheint an diesem kalten No-vembertag die Sonne. Die Menschen geniessen die warmen Strahlen und das rare Licht. Auch das Haus der Familie Aebli nimmt so viel Sonnenener-gie auf wie nur möglich: Mit seiner Photovoltaik-Anlage und der Bauweise im Minergie-P-Standard erzeugt es im Jahresdurchschnitt rund 10 Prozent mehr Energie, als die vierköpfige Familie benötigt. «Wir haben unser Haus nicht gesucht, wir haben es gefunden», sagen die Eigentümer Jörg Aebli (47) und Fränzi Aebli (36). Im Jahr 2004, als ihre ältere Tochter Nina ein Jahr alt war, hielten sie Ausschau nach einem neuen Zuhause. Dass sie ländlich leben wollten, war beiden klar. Fränzi stell-te sich – auch zur Schonung der Landreserven – eher einen Altbau vor, Jörg liebäugelte mit einem Neubau. Als sie auf einer Messe über die Minergie-P-Bauweise informiert wurden, waren sie sich einig: «So soll unser Haus werden.» Jörg Aebli sagt von sich, er sei «nicht der gros-se Heimwerker». Durch seinen Beruf als Geoma-tiker bringt er aber viel Interesse und Verständnis für technische Zusammenhänge mit: «Für mich war es nur logisch, dass wir ein Haus bauen, das auf dem neusten Stand der Technik ist.» Für Fränzi Aebli war etwas Mut nötig, auf eine neue, damals wenig erprobte Technologie zu setzen. Doch heute ist die Kindergärtnerin ein bisschen stolz, dass ihr

Haus so wenig Energie braucht. Beide sagen mit Überzeugung: «Wir sind sehr zufrieden und würden wieder genau gleich entscheiden.»

Wie ein DaunenschlafsackWas ist aber nun so anders als bei einem her - kömmlichen Bau? – «Alles fängt mit der Isolation an», berichtet Jörg Aebli, als er die Besucher durch das helle Wohnzimmer führt, das Richtung Süden eine grosse Fensterfront hat. Die Wände des Holz-ständerbaus sind 52 Zentimeter dick und der Iso-lationswert ist so gut, dass man die rund 100 Watt Heizleistung eines menschlichen Körpers deutlich spürt. «Wenn wir im Winter heizen wollen, rennen wir einfach ein paar Mal im Zimmer hin und her, und schon sieht man es auf dem Thermometer», sagen die 8-jährige Nina und die 6-jährige Lisa la-chend. Damit Isolationswerte im Minergie-P-Standard erreicht werden können, muss die Gebäudehülle nicht nur gepolstert sein wie ein Daunenschlafsack, sondern auch möglichst luftdicht. Die Dichtigkeits-prüfung des Hauses ergab, dass alle Ritzen zusam-men der Grösse eines Fünflibers entsprechen. Bei einem zwei stöckigen Haus mit einer Grundfläche von 96 Quadratmetern ist dies ein verschwindend kleiner Wert. Die fast luftdichte Hülle hat zur Folge, dass das Haus eine kontrollierte Lüftung benötigt und beim

Hat Familie Aebli ein Kraftwerk?

DEr SonnE EntgEgEn

Das Kraftwerk auf dem Dach liefert Strom ins öffentliche Stromnetz.

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Öffnen der Fenster die Jahreszeiten berücksichtigt werden müs-sen. «Dass wir im Winter die Fenster zu haben müssen, ist für viele gewöhnungsbedürftig, die zum ersten Mal davon hören», sagt Fränzi Aebli, «doch die Belüftung sorgt für spürbar frischere Luft als beim Lüften von Hand – wer öffnet schon dreimal pro Tag alle Fenster.»

Ausgeklügelte HaustechnikBeim Rundgang durch den oberen Stock zeigen Nina und Lisa, die gut Bescheid wissen über ihr spezielles Haus, auf die feinen Lüf-tungsschlitze in jedem Zimmer. Wieder zurück im Parterre, stehen wir vor dem Herzstück der Haustechnik. Im Badezimmer, hinter einer zirka zwei mal drei Meter grossen Wandverkleidung, steckt die Kompaktanlage, welche Belüftung, Heizung und Boiler in einem ist. Die Lüftung/Heizung der Anlage ist auf 21° Celsius eingestellt. Das bedeutet, dass an den kalten Tagen die zirkulierende Luft zu-sätzlich beheizt wird. Im Wärmetauscher strömt die verbrauchte, warme Innenluft an der frischen, kalten Aussenluft vorbei. Rund 80 Prozent der Wärme können so zurückgewonnen werden. Auch der 200-Liter-Boiler wird mit der warmen Abluft über eine Wär-mepumpe betrieben. Damit das Wasser 55 Grad warm wird, braucht es zusätzlich Strom. Der aus der Photovoltaik-Anlage produzierte Strom wird in das öffentliche Stromnetz eingespeist. Benötigt ein Gerät bei Aeblis Strom, kommt Strom vom öffentlichen Netz. Die Anlage produziert im Jahr rund 4500 Kilowattstunden Strom (kWh), Aeblis brauchen 10 Prozent weniger: 4050 kWh inklusive Heizung und Warmwassererzeugung. Ein von vier Personen be-wohntes Haus in herkömmlicher Bauweise benötigt durchschnitt-lich 4500 kWh Strom, dazu kommt die doppelte bis dreifache Menge Energie für die Heizung. Das Haus der Familie Aebli verbraucht im Unterhalt wenig Res-sourcen und wurde wirklich konsequent zu Ende gedacht. Auch der Wasserverbrauch ist optimiert. Jörg Aebli: «Die Waschmaschine und die WC-Spülung laufen mit dem Regenwasser vom Dach. Beim Wasser sind wir zu 75 Prozent Selbstversorger. Der Zählerableser von der Gemeinde kam zweimal zu uns, weil er zuerst nicht glauben konnte, dass die Werte stimmen.»

ohne Einbusse an KomfortDoch so schön die Zahlen sind, am Ende zählt die Lebensqualität, wenn man sich für ein Haus entscheidet. Und auch die stimmt: «Wir denken nicht ideologisch, politisch gesehen sind wir nicht einmal grün», erzählt Fränzi Aebli, «doch es ist ein tolles Gefühl, so ressour-censchonend wohnen zu können – und das ohne die geringste Ein-busse an Komfort.» Auf die Frage, warum denn nicht schon längst viel mehr Leute in ähnlichen Häusern wohnen, antwortet Jörg Aebli: «Wie Fränzi gesagt hat, braucht es Mut, etwas Neuem zu vertrauen. Ausserdem sind die Baukosten spürbar höher als bei einem herkömmlichen Haus, und die 50 000 Franken für die Photovoltaik-Anlage werden wir, wenn überhaupt, erst in 25 oder 30 Jahren wieder hereingeholt haben.» Aeblis, die keine Grossverdiener sind, wie sie betonen, ermöglichten sich ihr Wunschhaus, indem sie an einem Ort bauten, wo die Grundstückpreise relativ tief sind. Auch bei der Küchenein-richtung sparten sie, «aber deswegen schmeckt das Essen kein bisschen weniger gut», sagt Jörg Aebli. Nach dem ausführlichen Rundgang, der mit einem Abstecher in den geräumigen Keller und den Gemüsegarten endet, wird es langsam dunkel. Die Familie versammelt sich am Esstisch. Nina und Lisa schauen freudig zu, wie die selbstgemachte Pizza serviert wird. Der ganze Raum ist erfüllt vom Duft und von der Wärme aus dem Ofen und man spürt: Im Haus von Jörg und Fränzi Aebli finden modernste Technik und Behaglichkeit Platz unter einem Dach.

Das Haus hat 2009 einen französischen Architekturpreis gewonnen. Lisa zeigt den Bericht in der Zeitschrift «Bois Architecture».

Die zwei helfen beim Pizzamachen gerne mit.

Informationen zum modernen Hausbau und Hilfestellungen für den Kauf stromeffizienter Haushaltsgeräte:

www.igpassivhaus.ch

www.minergie.ch

www.topten.ch

Smart Clever Strom sparen

Naturstrom

Anmeldeschluss Hinw. Internet BioGas

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E-Magazin Newsletter Telefon

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Ist eine Kilowattstunde Strom viel oder wenig Energie?

Mit einer Kilowattstunde Strom kann ich:

_ 1 Geburtstagskuchen backen

_ 1 Maschine Wäsche waschen

_ 2 Tage einen 300-Liter-Kühlschrank nutzen

_ 3 Minuten mit einem Durchlauferhitzer duschen

_ 5 Stunden lang mit dem Computer arbeiten

_ 7 Stunden fernsehen

_ 15 Hemden bügeln

_ 36 Tassen Kaffee mit Vollautomatgerät brauen

_ 40 Stunden lang Radio hören

_ 100 Stunden das Licht einer

Stromsparlampe (10 Watt)

brennen lassen

Auf Basis von Modellen mit einem hohen elektrischen Wirkungsgrad.

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Stromeffizienz lohnt

sich für alle.

CLEVEr StroM SPArEn IM tHUrgAU

Haushaltsbudget und Wettbewerbsfähigkeit optimieren

Günstige Energiepreise und die bequeme Verfügbarkeit machen der sparsamen Energienutzung oft einen Strich durch die Rech-nung. Rainer Sigrist, der Verwaltungs ratspräsident der EKT-Grup-pe, betont: «Strom darf nicht mehr gedankenlos verschwendet werden. Auch Strom ist eine Ressource, die uns nicht endlos und zu jedem Zeitpunkt zur Verfügung steht. Es ist jetzt Zeit, die Ener-giefrage gesamtheitlich mit neuen Impulsen vorwärts zu bringen. Einerseits durch eine intelligente, sparsame Nutzung, andererseits durch eine nachhaltige Stromerzeugung.» Rainer Sigrist richtet diesen Appell an jeden Stromkunden wie auch an alle wirtschaft-lichen und politischen Akteure im Thurgau.

Strom ist ausserordentlich praktischDer Stromverbrauch der Haushalte ist in den letzten 15 Jahren um über 25 Prozent gestiegen. Mehr Wohnraum, mehr elektrische Geräte und die steigende Zahl der Strombezüger sind Gründe dafür. In der gleichen Zeit konnten bei Elektrogeräten grosse technolo-gische Effizienzfortschritte realisiert werden. Ein Geschirrspüler verbraucht heute beispielsweise 30 Prozent weniger Strom als vor 15 Jahren. Weil aber heute fast doppelt so viele Geschirrspüler im Einsatz sind und diese auch häufiger benutzt werden, wird mit Ge-schirrspülern insgesamt mehr Strom verbraucht.

Strom sparen zahlt sich ausEin Vier-Personen-Haushalt verbraucht durchschnittlich 4500 Ki-lowattstunden Strom pro Jahr. Im Thurgau kostet dieser Strom zurzeit zwischen 760 und 850 Franken. Elektro boiler und Tumbler sind dabei die gierigsten Stromfresser im ganzen Haushalt. Spar-potenziale gibt es viele. Steht eine Neuanschaffung an, dann sollte unbedingt ein Gerät mit der besten auf dem Markt erhältlichen Energieeffizienz gekauft werden. Denn über die gesamte Lebens-dauer eines Gerätes kann Strom, aber auch Geld gespart werden, ohne dass jemand einen Finger rührt. Praktische Entscheidungs-hilfen gibt die empfehlenswerte Website www.topten.ch. Im Alltag sind es jedoch oft die vielen kleinen Massnahmen und neue Ver-haltensweisen, die den Stromverbrauch im Griff halten können.

Wer verbraucht in der Schweiz Strom?

Wofür setzt ein Haushalt Strom ein?

Industrie / Gewerbe: 32,2%

Haushalte: 31,1%

Dienstleistungen: 26,8%

Verkehr: 8,2%Landwirtschaft: 1,7%

Kühlen/Gefrieren: 21%

Waschen/ Trocknen: 15%

Kochen/Backen: 11%Licht: 11%

Haustechnik: 11%

Weitere Haus-haltsgeräte: 10%

Spülen: 8%

Unterhaltungs-elektronik: 8%

Büro/IT: 5%

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Effizienz in der Wirtschaft

90 Thurgauer Firmen sind der Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) an geschlossen. Die Beteiligten sind von der Zusammenarbeit begeistert.

Giovanelli: Früchte und Gemüse mit ökologischem BewusstseinSeit 1930 ist die Familie Giovanelli im Fruchtimport tätig. Sergio Giovanelli, Teilhaber: «Heute benötigen wir rund 500 000 kWh Strom für die energetisch optimierten 4200 Quadratmeter Kühl- und Klimazonen, das ist viel, aber auch wenig. Wir bei Giovanelli pflegen auch das Detail: Es geht uns auch um die Förderung einer Haltung, die ökologische Aspekte im Alltag berücksichtigt.»

Lista: Jährlich 2 bis 3 Prozent EnergieabsenkungSeit über 10 Jahren senkt die Lista in Erlen den Gesamtenergie-verbrauch um jährlich zwei bis drei Prozent. Hanspeter Gross, Leiter Technische Dienste, Umwelt und Sicherheit, sagt: «Einzel-massnahmen sind fast garantiert ‹für d’Füchs›. Wir arbeiten seit Jahren prozessorientiert mit einem mehrstufigen Vorgehens-plan. Die Zusammenarbeit mit der EnAW ist bares Geld wert.»

Schäfle Rosen: Energiebedarf um 38 Prozent gesenktDie Schäfle Rosen AG in Bonau gehört zu den wenigen Schnitt-rosenproduzenten in der Schweiz. Die Energiekosten sind be deu- tend; sie betragen 40 Prozent der betrieblichen Ausgaben. Markus Irsslinger, Geschäftsführer: «Wir konnten den Energieverbrauch um sagenhafte 38 Prozent senken! Ohne die EnAW wäre das nicht möglich gewesen. Ich persönlich habe mir diese Effizienz - steigerung zu Beginn überhaupt nicht vorstellen können.»

Wägen Sie ab, ob eine 60-Grad-Wäsche nötig ist oder ob 40 Grad genügen. Eine 40-Grad-Wäsche benötigt rund 30 Prozent weniger Strom. Empfehlenswert ist es, die Wäsche im Freien oder in gut gelüfteten Räumen zu trocknen. Ein wunder Punkt im Energieverbrauch ist der Elektroboiler. Unbemerkt, meist versteckt im Keller, verrichtet er seinen Dienst. Für 60 Grad heisses Wasser benötigt ein Elektroboiler deutlich über 10 Prozent der gesamten Haushaltsenergie. Noch viel grösser ist der Anteil für die Heizung, nämlich 70 Prozent. Dem lässt sich abhelfen, wenn der Immobilienbesitzer die Sonne zum Energielieferanten macht: Sonnenkollektoren reduzie-ren die Kosten für die Warmwasseraufbereitung und die Raumhei-zung in der Übergangszeit im Frühjahr und Herbst um 50 Prozent. In den Sommermonaten liefern Sonnenkollektoren das Heisswas-ser kostenlos. Kollektoren auf dem Dach oder auf dem gedeckten Autounterstand können auch den Stromverbrauch für Geschirr-spüler und Waschmaschinen herabsetzen: vorausgesetzt,diese Geräte verfügen über einen Warmwasseranschluss. In Zukunft werden Vermieter und Mieter eine Gesamtrechnung machen und die Miet- und Nebenkosten genauer betrachten. Bei-spiel: Ein Geschirrspüler mit alter Technik verursacht im Verlauf von 15 Jahren Stromkosten von 1 240 Franken, während ein Neu-gerät mit Warmwasseranschluss der besten Energieeffizienzklas-se noch 470 Franken kostet. Entschieden wird der Wettbewerb um die kleinsten Nebenkosten jedoch mit den Heizkosten: Bei einem Energie-Plus-Haus reduzieren sich die Nebenkosten für Heizung, Kühlung und Warmwasseraufbereitung auf 300 Franken pro Jahr.

gewerbe und Industrie optimierenStrom sparen ist schon lange nicht mehr nur ökologisch sinnvoll. Vor allem bei kleinen und mittelgrossen Firmen schlummern meist noch unentdeckte Sparpotenziale. Mittel- und längerfristig reali-sierte Optimierungen führen oft zu echten Wettbewerbsvorteilen. Wer heute in eine intelligente Energienutzung investiert, verschafft sich einen Preisvorteil bei steigenden Energiepreisen. Energie, insbesondere Strom, ist schon in früheren Zeiten wiederholt zu einem knappen Gut geworden. Unternehmen, die noch einen Schritt weitergehen und ihre externe Abhängigkeit vom Faktor Energie reduzieren, können ge-lassener in die Zukunft blicken. Für KMU bietet sich nebst der optimalen Gebäudeisolation die Heisswassererzeugung durch Kollek toren oder die Photovoltaik zur Stromproduktion an.

Der betriebliche Energieeffizienzplan bringt’s Die Erfahrung zeigt, dass es von grösstem Vorteil ist, die Massnah-men auf Basis einer betriebsspezifischen Gesamtplanung zu er-greifen. Die Basis dazu sind Analysen von Maschinenpark, Gebäu-dehülle, Wärmeerzeugung, Beleuchtung, Kälteanlage und Pro-zesskühlung, Lüftung, Drucklufterzeugung, EDV, Klimatisierung und anderen Verbrauchern. Für Unternehmen mit jährlich über 10 000 Franken Energie-kosten ist die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) der richtige Partner. Alle Massnahmen folgen konsequent dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit. Eine EnAW-Zielvereinbarung ist eine der Vor-aussetzungen, um sich von den CO2-Abgaben befreien zu lassen. Die EnAW bringt Ökonomie und Ökologie zusammen.

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«Wenn es um Sanierungsmassnahmen geht, wird immer nach der Wirtschaftlich-keit von Investitionen gefragt», sagt Hans-jürg Leibundgut, Professor für Gebäude-technik am Departement Architektur an der ETH Zürich. «Bauherren wollen wissen, wann sich ihre Ausgaben amortisieren.» Doch auf diese Frage gibt es keine seriöse Antwort, weil es in der Rechnung zu viele unbekannte Faktoren gibt: vor allem die Entwicklung des Ölpreises. «Wer weiss, wie viel das Öl in 30 Jahren kostet?», fragt der Experte und verweist auf die Preisentwick-lung in den letzten 30 Jahren: Noch in den 1980er-Jahren kostete ein Fass Öl um die 20 US-Dollar. Heute sind es über 120 Dollar.

Fördermaximum bei Öl erreichtDer Grund dafür ist, dass die fossilen Ener-gieträger zur Neige gehen. Beim konventi-onell geförderten Erdöl ist das Förderma-ximum – der so genannte Peak Oil – im Jahre 2006 erreicht worden. Damals wur-den pro Tag 70 Millionen Fass aus dem Boden gepumpt. Seither konnte die konven-tionelle Förderung nicht mehr gesteigert werden. Doch der tägliche Verbrauch be-trägt heute rund 88 Millionen Fass. Das geht nicht auf. Vor allem weil der weltweite Ener-

giebedarf weiterhin wächst. Deshalb nutzen Erdölkonzerne heute auch Lagerstätten, wo das Öl aufwändiger zu fördern und darum teurer ist. Beispiele für solche «nicht kon-ventionelle Vorkommen» sind der Ölsand in Kanada oder das Tiefseeöl im Golf von Mexiko. Aber auch diese Quellen werden über kurz oder lang versiegen.

Die Preise steigen«Dann fangen die Probleme erst richtig an», sagt Daniele Ganser, Historiker, Friedens-forscher und Leiter des Swiss Institute for Peace and Energy Research (SIPER) in Basel. Denn wenn die Förderung immer

schwieriger wird oder sogar einbricht, stimmen Angebot und Nachfrage nicht mehr überein. «Der Preis für Erdöl geht durch die Decke und belastet die Wirt-schaft», prognostiziert Ganser. Wer also sein Haus saniert, darf getrost davon aus-gehen, dass die fossilen Energieträger in Zukunft sehr viel teurer werden.

Immobiliensanierung in SchrittenAusreden beim Sanieren lässt Bauexperte Leibundgut keine gelten. Schliesslich nehme jeder verantwortungsvolle Besitzer an seiner Liegenschaft regelmässig Unter-haltsarbeiten vor. Diese Gelegenheit gelte es zu nutzen. «Niemand sagt, dass alle möglichen Energiesanierungsmassnahmen auf einen Schlag durchgeführt und finan-ziert werden müssen.» Im Unterschied zu Unterhaltsarbeiten sei jedoch eine Gesamt-planung vor dem ersten Sanierungsschritt wichtig.

Am tag X beginnt es sich zu rechnen Statt einen alten Heizkessel auszutau-schen, können Immobilienbesitzer bei-spielsweise auf eine Wärmepumpe mit Erd-sonde umrüsten. Zwar ist deren Einbau deutlich teurer, aber es ist eine Investition, die sich bereits bei einem nächsten Preis-schub der fossilen Energieträger zu rech-nen beginnt. Denn die Sonde der Wärme-pumpe hat eine Lebensdauer von bis zu hundert Jahren. Bei Sanierungsmassnah-men sei es ohnehin falsch, nur an die Wirt-schaftlichkeit zu denken. «Die weichen Fak-toren wie gesteigerter Komfort lassen sich nicht berechnen», sagt Hansjürg Leibund-gut. Schliesslich sei doch mehr Behaglich-keit durch eine regulierte Lüftung «unbe-zahlbar».

Beim nächsten Preisschub zurücklehnen

Leicht zu förderndes Erdöl gibt es immer weniger. Abbildung: Öl-Plattform vor der Küste Kaliforniens.

HEUTE INVESTIEREN,MORGEN PROFITIEREN

Die fossilen Energieträger gehen zur Neige. Wann genau, weiss niemand. Doch sein Haus energetisch zu sanieren, macht jetzt schon Sinn: Der nächste Preisschub kommt bestimmt.

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Energetischer Payback

Entdeckung und Förderung von Erdöl in Barrel (Ölfass zu 159 Liter)

Am meisten Energiesparpotenzial ist durch Gebäudeisolation zu erzielen. Die Thermofotografie zeigt die Schwachstellen auf.

Grundsätzlich gilt bei energiebewusstem Bauen: erst sparen, dann selbst erzeugen. Die beste Solaranlage auf dem Dach nützt nichts, wenn die Energie unten durch un-dichte Fenster oder eine schlecht isolierte Fassade verpufft. Das heisst, wer den Ener-gieverbrauch seines Hauses senken will, muss mit einer guten Wärmedämmung be-ginnen. Und «gut» ist sie erst dann, wenn alle Teile der Isolation dem gleichen Stan-dard entsprechen. Wenn die Fenster aus dem letzten Jahrhundert stammen, dann bringt die modernste Fassadendämmung wenig.

graue Energie im DämmstoffPrinzipiell stimmt es, dass in den Dämm-stoffen Energie steckt. Fachleute bezeich-nen die Energie, die gebraucht wird, um einen Baustoff zu produzieren, zu transpor-tieren, zu verbauen und am Schluss wieder zu entsorgen, als «graue Energie». Unter-schiedliche Dämmstoffe enthalten ver-schiedene Mengen grauer Energie. Am höchsten ist der Anteil bei den häufig ver-wendeten Materialien Polystyrol und Stein-wolle. Pro Kubikmeter Material sind es ge-mäss Bundesamt für Energie 440 bezie-hungsweise 470 kWh. Bessere Werte bieten

Pflanzenfasern. Als Zellulose-Dämmung bekannt, enthalten diese nur 150 kWh Ener-gie. Bezüglich der Isolationseigenschaften sind alle drei Dämmstoffe annähernd gleichwertig. Doch kann es sein, dass in der Wärme-dämmung mehr Energie steckt, als sie letztlich einsparen hilft? Ja. Aber dazu müsste man seinem Haus eine überaus dicke Isolation verpassen. Bei Steinwolle und Styropor müsste die Dicke rund 50 Zen-timeter sein, über 80 bei Zellulose. So dicke Isolationen sind aber nicht üblich. Eine Stärke von 20 bis 30 Zentimetern reicht – und das nicht nur energetisch, betont Hans-jürg Leibundgut, Professor für Gebäude-technik an der ETH Zürich: «Eine so isolier-te Wand bietet genügend Wohnkomfort. Sie wird unter hiesigen Bedingungen nie kälter als 17 Grad. Erst Temperaturen darunter empfinden wir als Durchzug.»

Energiebedarf von SolaranlagenIst ein Haus erst einmal gut isoliert, können Solaranlagen helfen, den verbleibenden Energieverbrauch aus erneuerbaren Quel-len zu decken. Dabei unterscheidet man zwischen zwei Technologien: Die Solarther-mik bündelt die Wärme der Sonnenstrahlen

und sorgt damit für warmes Wasser. Die Photovoltaik hingegen wandelt Sonnenlicht in elektrischen Strom um. Auch Solaranla-gen enthalten graue Energie. Die Zeit, die sie brauchen, um diese wieder zu erzeugen, ist kurz, wie David Stickelberger, Geschäfts-leiter von Swissolar, sagt. Die energetische Rücklaufzeit der gängigen Photovoltaik-Zellen beträgt in Mitteleuropa zwischen zwei und drei Jahren, jene von Solarther-mikanlagen liegt im Bereich von ein bis zwei Jahren. Danach beginnt die «Ernte»: So produziert eine Photovoltaikanlage während ihrer Lebens dauer zehn- bis fünfzehnmal ihre Herstellungsenergie, eine Solarther-mikanlage sogar zwanzigmal.

ENERGETISCHER GEWINN SCHON NACH DREI JAHREN

Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Fassadenisola-tionen oder Solaranlagen bei der Herstellung mehr Energie verbrauchen, als sie schlussendlich einsparen oder erzeugen. Das Gerücht gehört ins Land der Märchen.

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Wenn der Monteur Jakob Lüthi Anfang der 50er-Jahre in Schlat-tingen eine elektrische Bohrmaschine brauchte, telefonierte er in die EKT-Zentrale nach Arbon. Wenn er Glück hatte, wurde ihm das Werkzeug beim wöchentlichen Transport mit dem Lastwagen ge-bracht. Viel häufiger jedoch wartete er gar nicht erst, sondern behalf sich mit dem, was er vor Ort fand, benutzte den Handbohrer, stellte selber Dübel und Schrauben her. «Jede Schraube, die wir selber machen, ist eine Schraube, die wir nicht kaufen müssen», sagte sein Chef bei solchen Gelegenheiten. Improvisieren und Selbermachen lautete die Devise in den Nachkriegsjahren. «Auch die EKT hatte damals wenig Geldreserven. Vieles war bescheide-

ner und mühsamer, aber für die Arbeiter oft sogar interessanter als heute», erzählt Hans Moser. Den 8-mm-Draht für die Freilei-tungen richteten die Monteure mit eigenen Hilfskons truktionen: «Zu fünft oder sechst mühten wir uns auf ziemlich vorsintflutliche Art mit den Stahlrollen ab.» Viele Jahre später, auf einem Betriebsausflug, führten die ver-schiedenen Abteilungen Szenen aus ihrer Arbeit vor. Einige ältere Kollegen zeigten eine kuriose Arbeit, die grossen Körpereinsatz verlangte. Die Jüngeren im Publikum, weiss der 1979 in die EKT eingetretene Meinrad Graf, begriffen zwar nur die Hälfte von dem, was auf der Bühne gezeigt wurde, aber sie seien fast unter dem

Acht ehemalige EKT-Mitarbeiter mit Jahrgang 1923 bis 1944 erinnern sich an frühere Zeiten. Ihre Erfahrungen reichen von der Elektrifizierung der letzten Thurgauer Bauernhöfe bis zum zukunftsträchtigen Projekt «Hexagon».

EIn LEBEn Für DEn «PFUUS»

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Tisch gelegen vor Lachen. Keine 30 Jahre waren vergangen und die Drahtrichterei er-schien wie eine Tätigkeit aus einer anderen Welt.

Der Strom ist da – ein FreudenfestIn den gleichen 50er-Jahren, als es in der EKT eine einzige elektrische Bohrmaschine für das ganze Versorgungsgebiet gab, un-ternahmen die USA und die Sowjetunion ihre ersten Flüge ins Weltall. Und in der Schweiz gab es immer noch Gebiete, die ohne Elektrizität auskamen. Im Thurgau und in den angrenzenden Regionen war die Elektrifizierung zu dieser Zeit schon weiter fortgeschritten. Hier wurden grosse, abge-legene Gebiete wie der Oberthurgau und das Toggenburg bereits in den 30er-Jahren ans Stromnetz angeschlossen. Jakob Lüthi, Jahrgang 1927, erinnert sich: «Ich war noch ein junger Kerli, als unser Hof im Toggen-burg anno 1932 elektrifiziert wurde. Vorher hatten wir mit der Stalllaterne funktioniert. Das war ein Freudenfest, als wir die Schal-ter drehen konnten und es drinnen taghell wurde!»

«Sind Sie verheiratet, Herr Wanner?»Der kleine Jakob aus dem Toggenburg war offenbar nachhaltig von den Wundern der Elektrizität beeindruckt, jedenfalls ent- schied er sich für eine Lehre als Elektro-monteur. Auch für viele andere war die wachsende Strombranche attraktiv. Eugen Huber und Eduard Schoppmann waren zwei junge Männer, die Anfang der 60er-Jahre ihr Glück bei der EKT suchten. Eugen Huber hatte bei der Bernina AG Näh maschinen-mechaniker gelernt, Eduard Schopp mann baute im Akkord bei der Saurer AG in Arbon Lastwagen. Obwohl die EKT für den im ganzen Kan-ton anstehenden Spannungsumbau viele Leute brauchte, war es dann doch nicht so einfach, im stolzen Staatsbetrieb angestellt zu werden. Edwin Wanner, Jahrgang 1923, stand zu jener Zeit als frischgebackenem Elektroingenieur die Welt offen. Er hatte eine gute Stelle, einen VW mit Schiebedach und führte in Wetzikon «ein richtig schönes Junggesellenleben». Als er sich bei der EKT für die Stelle des Betriebsingenieurs be-warb, war eine der ersten Fragen: «Sind Sie verheiratet?» – Edwin Wanner schaltete so-fort und gab zur Antwort: «Nein, Herr Direk-tor, aber verlobt!» Leider gab sich der

Direktor mit dieser Antwort nicht zufrieden und wollte den Namen der Versprochenen wissen. «Ich überlegte blitzschnell, ob ich meine Bekannte im Thurgau oder im Züri-biet nennen sollte», erzählt Wanner, «und ich entschied mich für den Thurgau.» Der Rest des Vorstellungsgesprächs verlief glatt, Edwin Wanner hatte die Stelle in Aus-sicht. Nun stellte sich allerdings das Prob-lem, dass er seiner Thurgauer Freundin nachträglich einen Heiratsantrag machen musste. «Ich habe ganz schön gefiebert, aber sie hat Ja gesagt und wir sind heute noch glücklich verheiratet», erzählt der 88-Jährige.

Das Leben im BetriebswärterhausWar man einmal angestellt bei der EKT, wurde gut für einen gesorgt. «Das Werk führte als einer der ersten Staatsbetriebe Weihnachtsgratifikationen und später den 13. Monatslohn ein», ist Jakob Lüthi heute noch dankbar. Viele Angestellte der EKT er-hielten durch ihre Tätigkeit eine Bindung zum Arbeitgeber, die bis ins Private reichte: Zu jedem Unterwerk, wo der Strom aus dem Hochspannungsnetz auf das Mittelspan-nungsnetz transformiert wird, gab es ein Haus oder eine Wohnung für die Kreismon-teure und ihre Angehörigen. Ähnlich wie die Bahnwärter mussten die Kreismonteure ihre Arbeit vor Ort erledigen und jederzeit bereitstehen, wenn eine Stö-rung in ihrem Gebiet auftrat. «Zu zweit lös-ten wir uns in 24-Stunden-Schichten ab», erinnert sich Eugen Huber. «Oft wurden wir mitten in der Nacht von einem Alarm aus dem Bett geholt.» In vielen Betriebswärter-häusern waren die Ehefrauen mit dabei. «In einigen der kleinen Unterkünfte war es aber dann wieder gern gesehen, wenn man ledig war», weiss Eduard Schoppmann mit einem Schmunzeln zu berichten. Die Arbeit als Kreismonteur brachte Verantwortung mit sich, aber auch entspre-chende Kompetenzen. «Die Zentrale in Arbon war weit weg, wir regierten wie kleine Könige in unserem Gebiet», sagt Hans Moser. In einer Zeit lange vor den Funkgeräten, als die Handys noch nicht einmal als Idee existierten, waren die

Wege im Thurgau weit. Wenn irgendwo draussen im Feld Wartungsarbeiten durch-geführt wurden und eine Leitung unterbro-chen werden musste, machten sich die Monteure auf die Suche nach dem nächsten Bauernhof mit Telefon, um in Arbon Be-scheid zu geben. Da war es gut, wenn man sein Gebiet kannte.

Als die Wasserkraft nicht mehr reichteMit dem raschen Fortschritt in den 60er-Jahren musste sich auch die Elektrizitäts-branche den neuen Bedingungen anpassen. «Die vielen neuen Siedlungen, die damals entstanden, haben den Strommarkt voll-kommen verändert», erinnert sich Paul Rimle, Jahrgang 1926, der bei der EKT als Mechaniker, Zeichner und Direktions-chauffeur arbeitete. «Plötzlich hatten die Leute elektrifizierte Lifte und Waschma-schinen. Alle kauften sich neue Küchenge-räte. Weil die Siedlungen oft ausserhalb der Dörfer lagen, musste die EKT neue Trafo-stationen entwickeln und bauen.» Im strengen Winter 1963, dem Jahr der letzten vollständigen «Bodensee-Gfrörni», bekam die Schweiz den förmlich explodie-renden Stromverbrauch zu spüren, erzählt Meinrad Graf, Jahrgang 1940, Chefbuchhal-ter und Vizedirektor der EKT. Wegen des vielen Eises und der tiefen Pegelstände konnten die Wasserkraftwerke nicht genü-gend Strom produzieren. «Die SBB hatten schon Pläne ausgearbeitet, wie sie redu-ziert fahren könnten, man hatte fast das Ge-fühl eines nationalen Notstands.» In dieser Zeit der Stromknappheit ist die Planung der ersten Atomkraftwerke für die Schweiz be-reits weit fort-

Kommandoraum im Unterwerk Ifwil bei Balterswil. Fotografie um 1960.

<< Von links nach rechts: Meinrad Graf, Paul Rimle, Eugen Huber, Ralph Müller, Edwin Wanner, Eduard Schoppmann.

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geschritten. 1969 kam das aargauische Kraftwerk Beznau 1 ans Netz, und als dann 1972 auch das Berner AKW Mühleberg auf-geschaltet war, gab es plötzlich wieder Strom im Überfluss. Man begann vor allem das Heizen mit Strom zu propagieren, denn Stromheizungen sind wahre Stromfresser. Die Elektrizitätswerke subventionierten die Produzenten von Elektroheizungen und ver-billigten den Strom für die Kunden mit Elek-troheizung. Auf diese Weise wollte man den damaligen Überkapazitäten beikommen.

Die Folgen der «elektrischen revolution»Parallel zur technischen Weiterentwicklung bei den elektrischen Geräten im Haushalt, der Automation in der Industrie sowie dem rasant wachsenden Markt der neuartigen «Computer» in den 60er- und 70er-Jahren veränderte sich auch so einiges im Netz der EKT: Unterwerke wurden zusammengelegt, neue wurden gebaut, mit der Zeit ver-schwanden auch viele Freileitungen im Boden. Da man Funkgeräte einsetzte, mussten die Kreismonteure nicht mehr in den Betriebswärterhäusern wohnen. Ein grosser Einschnitt in die Arbeitsabläufe war die Einführung der Fernsteuerung. «Wir im Aussendienst hatten manchmal das Gefühl, dass in der EKT plötzlich nur noch Sachbe-arbeiter angestellt waren und keine Mecha-niker und Techniker mehr, aber so ist das, wenn sich die Zeiten ändern», sagt Hans Moser. Neben laufenden technischen Neuerun-gen und Anpassungen an den steigenden Verbrauch bestimmten in den 80er-Jahren vor allem politische und unternehmensstra-tegische Themen die EKT. «Es wurden Dis-kussionen um den politisch durchsetzbaren Stromtarif, die Refinanzierung der EKT und

die Bewertung des Netzes geführt», erzählt Meinrad Graf. Auch Netzzusammenschlüs-se in grösserem Stil waren kein Tabu mehr. Ein Thema, das Ralph Müller in seiner Zeit als Direktor von 1997 bis 2004 intensiv ver-folgte.

Ein netzbetreiber für die ganze nord ostschweiz?«Als sich in den 1990er-Jahren eine Strom-marktliberalisierung abzuzeichnen begann, entstand in der EKT und in der ganzen NOK-Gruppe (heute Axpo) der Gedanke, dass nur eine grosse Zusammenlegung der Netze der AEW Aargau, der EKZ Zürich, der SAK Appenzell-St. Gallen, der EKS Schaffhausen und der EKT Thurgau einen Quantensprung in der Entwicklung ermöglichen würde», er-zählt Ralph Müller. Das Projekt mit Namen «Hexagon» gedieh – trotz des radikalen An-satzes – erstaunlich weit. Fünf Kantone hat-ten dem Vorhaben bereits zugestimmt, doch «das ganze Kartenhaus fiel in sich zusam-men, als der Zürcher Regierungsrat am 19. Dezember 2002 Nein sagte». In Ralph Müllers Agenda steht an diesem Tag ein dickes schwarzes Kreuz. Das Ende des Projekts «Hexagon» be-deutete das Ende einer Vision, nicht aber das Ende der EKT, die auch im 100. Jahr ihres Bestehens prosperiert. Aus der Firma, die 1950 noch über eine elektrische Bohr-maschine verfügte, ist ein mittelständisches Unternehmen im dynamischen Strommarkt des Jubiläumsjahres 2012 geworden. «Die Bedeutung des Stroms wird in Zukunft noch steigen. Das Thema Netzauslastung, die Suche nach Speichermöglichkeiten für den erzeugten Strom, die Nutzung dezentral er-zeugten Stroms werden unsere Gesell-schaft und die EKT vor grosse Herausforde-

rungen stellen. Aber wir werden auch hierfür Lösungen finden», prophezeit der EKT-Senior Jakob Lüthi, der wie seine Kol-legen ein ganzes Leben in den Dienst des «Pfuus» gestellt hat.

Beim Interview haben mitgemacht: Edwin Wanner, Jg. 1923, 1952–1988 bei der EKT, Abteilungsleiter Betrieb Paul Rimle, Jg. 1926, 1953–1991 bei der EKT, Mechaniker und Chauffeur Jakob Lüthi, Jg. 1927, 1950–1992 bei der EKT, Chefmonteur Eduard Schoppmann, Jg. 1930, 1962–1995 bei der EKT, Kreismonteur Hans Moser, Jg. 1934, 1960–1999 bei der EKT, Kreismonteur Eugen Huber, Jg. 1937, 1960–2002 bei der EKT, Kreismonteur Meinrad Graf, Jg. 1941, 1979–2006 bei der EKT, Vizedirektor Ralph Müller, Jg. 1944, 1997–2004 bei der EKT, Direktor

«Wir regierten wie kleine Könige»: Jakob Lüthi (links) und Hans Moser (unten) zeigen Bilder aus ihrer Zeit als Kreismonteure und Verant-wortliche für ein EKT-Unterwerk.

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GESCHICHTE DER EKT1912 Gründungsjahrder EKT.

1914 Der Kanton Thurgau und acht weitere Kantone gründen die Nord-ostschweizerischenKraftwerke AG (NOK). Die EKT hält eine Beteiligung von 15%.

1914–1917 Der 1. Weltkrieg tobt in ganz Europa. Die Schweiz bleibt militärisch verschont. Sogar die Nachfrage nach Strom steigt kontinuierlich. Die Energieversorgung ist während des Krieges zu 40% vom Ausland abhängig (Kohle, Erdöl). Die EKT leidet unter dem fehlenden Kupfer- draht für den Netz- ausbau.

1915 In Arbon wird das Verwaltungsgebäude gebaut.

1919–1921 Der Strom- verbrauch im Jahr 1919 steigt um 20% gegenüber dem Vorjahr. Zeitweise muss der Strom rationiert werden und der Preis erhöht sich stark. Ende 1921 sind nahezu alle

Gebäude im Thurgauam Stromnetz ange- schlossen.

Blitz und Sturm: Vor allem in den grün-dungsjahren sorgen Blitzschläge und Stürme immer wieder für Unter brüche in der Stromversorgung. In neuer Zeit sind die orkane Viviane (1990) und Lothar (1999) gründe für Versor-gungsunter brüche.

1927–1936 Am Don-nerstag, den 24. Oktober1929, brechen die Börsenkurse stark ein. Der «Black Thursday» wird zum Beginn einer grossen Weltwirt-schaftskrise. Viele Unternehmen gehen Konkurs. Millionen Menschen fallen in tiefste Armut. Die Krise wirkt sich in der Schweiz verspätet zwischen 1931 und 1936 aus. Dennoch schreitet die Elektri- fizierung im Thurgau weiterhin voran.

1939–1945 Währenddes 2. Weltkrieges istdie Energie so knappwie noch nie. Kohle und Erdölprodukte können

nur schwer importiert werden. Die eidgenös-sischen Behörden erlassen Einschrän-kungen für die Nutzung von Strom. Im Thurgau steigt der Stromabsatz 1944 dennoch um 23,4%.

1947 Die Speicherseen sind Anfang Jahr so schlecht gefüllt, dass die Stromerzeugung zurückgeht. Die Strom-nutzung muss wieder eingeschränkt werden. Gewerbe und Industrie müssen den Verbrauch um 15% senken.

1956–1969 Die Hoch-konjunktur verlangt nach mehr Energie. Es ist schwierig, die Nachfrage zu decken. Durch den Staat ver -ordnete Sparmass-nahmen sind immer wieder nötig. Im Aus-land gibt es bereits Kernkraftwerke. Am 1. September 1969 geht Beznau 1, ein Druckwasserreaktor mit 365 Megawatt Nettoleistung, ans Netz. Es ist das erste Kern-kraftwerk der Schweiz.

1977 Die EKT schaffteine Kleindaten -

verarbeitungsanlageIBM System/34 an. Diese ist eine preis-werte Alternative zu den damals führenden IBM-Grossrechnern.

Ausbau und Auto-matisierung: Das netz an die Kapa-zitäten anzupassen und zu modernisieren ist eine dauerhafte Aufgabe. nach und nach wird das netz auf Fernsteuerung umgestellt.

1986 Am 26. Aprilexplodiert der Reaktor im Kernkraftwerk Tschernobyl. Die radio-aktiven Stoffe machen nicht nur die direkte Umgebung für mehrere hundert Jahre unbe- wohnbar, sie erreichen auch die Schweiz. Im Thurgau sind besonders Gemüse bauern be-troffen, die ihre Ernte wegen zu hoher radio-aktiver Werte nicht mehr verkaufen dürfen.

2001 Aus der NOK geht 87 Jahre nach ihrer Gründung die Axpo Holding AG hervor.

2002 Jahrelang wurde der Zusammenschluss der nordostschweize-rischen Elektrizitäts-werke und der Axpo zu einem Unternehmen vorbereitet. Das Projekt mit Namen «Hexagon» scheitert wegen des unerwarteten Nein aus dem Kanton Zürich.

2008 Die EKT verliert nach dem Zusammen-bruch der Bank Lehman

Brothers 28 Millionen Franken. Der damalige Finanzchef wird verur-teilt, weil er Provisions-zahlungen in die eigene Tasche steckt.

2009–2010 Ende 2009 erzeugt eine Photo-voltaikanlage auf einem EKT-Unterwerk Strom. Vier weitere folgen bis Ende 2010. Die hebbag, eine Tochterfirma der EKT, produziert in Balterswil umwelt-freundlich Wärme und Strom aus Restholz. Im 2010 lanciert die EKT das Stromeffizienz-Förderprogramm «Clever Strom sparen» für Privathaushalte, KMU und Gemeinden.

2011 Die EKT bietet gemeinsam mit den Energieversorgungs-unternehmen neu «Thurgauer Natur-strom» an. Im März schockiert das Unglück in den Kernkraftwerken in Fukushima die ganze Welt. Der Bundesrat und das Parlament beschliessen darauf den schrittweisen Atomausstieg.

2012 Die EKT verstärkt als Unternehmen des Kantons Thurgau das Engagement für die umweltschonende und regionale Energie-produktion. Die sichere, zuverlässige und gün stige Stromver-sorgung bleibt vorrangige Aufgabe.

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thurgauer Stromverbrauch (terawattstunden)

Aufrichtevorrichtung zum Setzen von Strom-masten.

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Wärme und Strom aus der Erde (tiefe Geothermie)

Strom aus Kleinwasserkraft

Strom aus Grosswasserkraft

Strom aus Gas

Strom aus Sonnenenergie

Strom aus Sonnenenergie Verteilnetzbetreiber

Wärme und Strom aus Biomasse

Strom aus Sonnenenergie

Wärme aus Sonnenenergie

Strom aus Sonnenenergie

Wärmespeicher

Strom aus WindkraftWärme und Strom aus Biomasse

Strom aus Sonnenenergie

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Intelligentes Energiemanagement

Das gegenwärtig spannendste Wort in der Ener-giewelt lautet «smart». Das bedeutet so viel wie «schlau» und meint, dass in Zukunft beispiels-weise unsere Waschmaschine mit dem Energie-versorger spricht. Aber nicht nur. In jedem Haus stehen viele Geräte, die stumm ihren Dienst ver-richten. Eigentlich könnten sie viel mehr: Lam-pen, Waschmaschinen, Kochherde, Jalousiemo-toren und so weiter werden auch miteinander kommunizieren. Zusammen – und mit der ent-sprechenden Steuerung – machen Geräte und Installationen unser Haus «schlau». Diese schlauen Häuser werden helfen, den Energiever-brauch zu senken.

Das Haus, das mitdenktDas «smart home» regelt seinen Energiever-brauch selbständig: Es schliesst zum Beispiel nachts die Jalousien, damit das Haus nicht zu viel Wärme verliert. Oder es senkt die Heizleistung, wenn niemand zuhause ist, damit nicht unnötig Energie verpufft. Der intelligente Zähler im Haus kann mit dem Energieversorger kommunizieren. Auf diesem Weg kann der Energieversorger eine detaillierte Verbrauchsprognose erstellen. Die Technik heisst «smart metering». Pilotprojekte in verschiedenen Schweizer Ge-meinden laufen. Auch die EKT hat im Verteilnetz Uttwil ein flächendeckendes «Smart Metering» mit rund 1000 intelligenten Zählern installiert. Davon verfügen 120 Haushalte über einen iPod touch, der aktuelle Stromverbrauchswerte auf den Küchentisch liefert. Zurzeit wird der Effekt, der durch eine bessere Konsumenteninformation mit dem iPod erzielt wird, wissenschaftlich unter-sucht. Nach der Hälfte der Studiendauer steht fest: Die Uttwiler haben 3 Prozent Strom gespart im Vergleich zu einer Kontrollgruppe ohne Feedback-system. Gespart wurde so der Jahresverbrauch von vier Schweizer Durchschnittshaushalten.

Das intelligente StromnetzIn einem «smart grid» kann der Energieversorger künftig auch bestimmen, wann zum Beispiel die Waschmaschine laufen soll. Für weniger wichtige Geräte schaltet es den Energiebezug erst dann frei, wenn es für das Stromnetz als Ganzes opti-mal ist. Oder es schickt überschüssigen Strom zu

DIE ZUKUnFt ISt «SMArt»

Elektroautos, die gerade am Stromnetz ange-schlossen sind und so mit ihren Batterien zu tem-porären, fahrenden Stromspeichern werden. Die intelligenten EnergielieferantenDoch nicht nur die Verbraucher müssen im Netz gemanagt werden, sondern auch die Energiepro-duktionsanlagen. Denn Wind- und Solarkraftwer-ke liefern ihren Strom nicht so regelmässig wie Atom- oder Kohlekraftwerke. Das schlaue Netz muss wissen, wohin es mit dem gerade anfallen-den Strom von Wind und Sonne soll. Noch besser: Es weiss im Voraus, wann Strom aus Wind und Sonne zu erwarten ist. Darum sind Forscher daran, ganz spezifische Wetterprognosen für die Energieproduktion zu entwickeln. Die Zukunft sehen die Energieversorger in einem europaweit intelligent gesteuerten Netz: dem «super grid». Dabei würde es keine Rolle spielen, wo gerade wie viel Strom benötigt wird oder in welchem Land gerade die Sonne scheint oder der Wind weht. Doch bis zum gesamteuro-päischen intelligenten Netz sind noch einige Hür-den zu überwinden.

Energienetz

Kommunikationsnetz

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Wärme und Strom aus der Erde (tiefe Geothermie)

Strom aus Kleinwasserkraft

Strom aus Grosswasserkraft

Strom aus Gas

Strom aus Sonnenenergie

Strom aus Sonnenenergie Verteilnetzbetreiber

Wärme und Strom aus Biomasse

Strom aus Sonnenenergie

Wärme aus Sonnenenergie

Strom aus Sonnenenergie

Wärmespeicher

Strom aus WindkraftWärme und Strom aus Biomasse

Strom aus Sonnenenergie

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Der Energiemarkt öffnet sich für KMU

Der Atomausstieg ist be-schlossene Sache. Bis 2035 will die Schweiz einen Weg finden, den Strom ohne Kernkraftwerke zu produ-zieren. Diese Herausforde-rung birgt viele Chancen für innovative Unterneh-men im Thurgau.

Bis 2035 ist das letzte Schweizer Kernkraft-werk nicht mehr am Netz. Dies haben Bun-desrat und Parlament beschlossen. Der Ausstiegsentscheid hat weitreichende Kon-sequenzen für die Erzeugung von Strom und die Versorgungssicherheit. «Die Kombina-tion aus steigender Nachfrage und wegfal-lender Kernenergie führt zu einer ‹Strom-lücke› von 40 Terawattstunden pro Jahr», prognostiziert die Physikerin Almut Kirch-ner, die als Projektleiterin die Frage beur-teilt hat, ob ein Atomausstieg für die Schweiz überhaupt möglich ist.

Der Atomausstieg ist keine UtopieDas Fazit, welches aus zahlreichen Studien des Bundes und der ETH Zürich gezogen wurde, heisst: Ja, ein schrittweiser Ausstieg aus der Kernenergie ist in der Schweiz mög-lich. Auch Kritiker der Studie beurteilen die «Stromlücke» von 40 Terawattstunden Strom als realistisch. Damit der Ausstieg aus der Kernenergie ohne Engpässe in der Stromversorgung möglich ist, müssen bis 2035 auf allen Ebe-nen der Gesellschaft grosse Anstrengungen unternommen werden.

trotz Unterschieden zusammenspannenDie Experten sind nicht immer einer Mei-nung darüber, welchen zusätzlichen Beitrag die Wasserkraft, die Energie aus Biomasse, die Photovoltaik, die Windenergie oder auch die Geothermie zum Schliessen der künfti-gen Versorgungslücke von 40 Terawattstun-den Strom leisten werden. Über die all-gemeine Stossrichtung hingegen besteht Einigkeit.

Förderer und Vorbild seinDie Thurgauer Regierung und der Grosse Rat verfolgen seit 2007 eine aktive Energie-politik. Mit dem Programm zur Förderung der Energieeffizienz und der erneuerbaren Energien konnte der Kanton 2011 für 2700 Projekte Unterstützungsbeiträge von insge-samt 18 Mio. Franken bereitstellen. Regie-rungsrat Kaspar Schläpfer: «Der Kanton Thurgau steht heute in der Schweiz an der Spitze der Förderung von nachhaltiger Energieproduktion pro Kopf. Da spielen wir in der Champions League.» Regierungsrat und Parlament haben sich bisher vor allem auf den Klimaschutz fokussiert. «Längerfristig ist die Vermei-dung von klimaschädlichem CO2 von grös-serer Bedeutung als ein möglichst schnel-ler Atomausstieg», sagt Regierungsrat Kaspar Schläpfer. Er betont, dass der Aus-stieg aus der Kernenergie letztlich aus politischen und auch ökonomischen Ge-sichtspunkten richtig sei, auch wenn die Kernenergie den grossen Vorteil mit sich bringt, dass sie nahezu CO2-neutral ist.

Die neue Energiepolitik ist im Entstehen Die langfristige Energieversorgungssicher-heit beschäftigt den Regierungsrat und das Amt für Energie im Kanton Thurgau intensiv.

Das Thurgauer Parlament hat die Regie-rung beauftragt, bis Ende 2013 ein Konzept für eine sichere und nachhaltige Elektrizi-tätsversorgung ohne Atomstrom vorzu-legen. In der Folge wird die politische Mei-nungsbildung über die neue thurgau ische Energiepolitik wohl noch für viele kontro-verse Diskussionen sorgen. Mit Bezug auf die neue schweizerische Energiepolitik rech-net Kaspar Schläpfer damit, dass 2014 das Schweizervolk an die Urne gebeten wird.

gute rahmenbedingungen Für den Regierungsrat des Kantons Thur-gau steht fest, dass die künftige Energie-produktion nicht auf fossile, klimaschädi-gende Energieträger bauen darf, sondern auf nachhaltige Energiequellen wie Wasser, Wind, Sonne, Biomasse und Geothermie setzen muss. Kaspar Schläpfer: «Wichtig ist, dass wir – trotz der gegenwärtigen gros-sen Meinungsunterschiede – das Ziel, die Versorgungssicherheit, nicht aus den Augen verlieren und den schrittweisen Umbau mit einer stabilen Politik stützen.» Diese Stoss-richtung vertritt auch der ETH-Wirtschafts-professor Lucas Bretschger. Auf Grund zahlreicher Studien sagt er voraus: «Sobald Unternehmen und Investoren Vertrauen in stabile Rahmenbedingungen entwickeln, werden die Märkte mit ihren Innovationen sehr viel zur Zielerreichung beitragen.» Der Atomausstieg sei «kein Spaziergang», ein gutes Zusammenspiel von Staat, Wirtschaft und Investoren lasse aber attraktive Wachs-tumsmärkte entstehen.

Die EKt will investierenBis zum Jahr 2035 werden in der Schweiz zusätzliche 40 Terawattstunden Strom be-

EnErgIEZUKUnFt tHUrgAU

10 + 4 + 1+1+2+3+9+10=40 TWh10,2 + 4 + 1+8+6+3+7,8=40 TWh

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Strom- und Wärmeproduktion im Thurgau   

AUS HOLZ WIRD WÄRME UND STROM

nötigt. Das entspricht der 26-fachen Menge, die im Thurgau im Jahr 2011 verbraucht wurde.

EKt: von 0,09 auf 7 Prozent bis 2030Markus Schüpbach, CEO der EKT-Gruppe in Arbon, will bei der Schliessung der Strom-lücke im Thurgau eine aktive Rolle spielen: «Die EKT wird sich auf verschiedenen Ebe-nen als Lösungsanbieter engagieren. Wir wollen bis 2030 über 300 Millionen Franken in Produktionsanlagen für erneuerbare Energien investieren.» Verschiedene Pro-jekte für Investitionen in Wasser- und Bio-masseanlagen sind im Thurgau bei der EKT in Planung. Ein Projekt befasst sich mit der Nutzung von Geothermie. Mit dem geplan-ten Investitionsvolumen wird die EKT im Jahr 2030 rund 7 Prozent des thurgauischen Stromverbrauchs mit neuen erneuerbaren Energieanlagen produzieren können. Häuser ohne Heizung«Im Wohnbereich können wir einen grossen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit leisten», sagt Stefan Mischler, Präsident IG Passivhaus Ost, aus Hüttwilen. «Ganze 70 Prozent des Energieverbrauchs gehen heute durch das Heizen verloren. Diese Energiemenge könnten wir einsparen oder cleverer nutzen.» Auch er ist überzeugt, dass für den Thurgau ein echter volkswirt-schaftlicher Nutzen entsteht, wenn zum Heizen praktisch keine Fremdenergie mehr benötigt wird oder temporär mit einer Photovoltaikanlage sogar ein Energieüber-schuss produziert werden kann. So genann-te Minergie-P- oder Passivhäuser benöti-gen für die Aufbereitung von Warmwasser und das Heizen gerade noch Strom für 200 bis 300 Franken pro Jahr! Der Thurgauer Energiefachmann betont, dass für ein sol-cherart gebautes Haus keine oder kaum mehr als fünf Prozent Mehrkosten ent-stehen.

Anfang Februar 2012 fährt Patrick Brüh-wiler während einer Kälteperiode die An-lage unter Volllast an die technische Gren-ze hoch: «Es ist wie eine zweite Systemab-nahme», sagt er. «Wenn alle Aggregate an ihre Leistungsgrenze kommen, sind Auf-merksamkeit und Fingerspitzengefühl wichtig.» Die Kesselleistungen entspre-chen einer Leistung von 9000 lichterloh brennenden 8-Kilowatt-Schwedenöfen.

hebbag – eine Energiezentrale der EKtDie Energiezentrale in Balterswil ist eine Pionieranlage. Seit November 2010 pro-duziert die hebbag AG – ein Tochterunter-nehmen der EKT und lokaler Aktionäre – eine Gesamtenergiemenge von jährlich bis zu 20 Gigawattstunden. Damit reiht sich diese Anlage unter die ersten und grössten ihrer Art in der Schweiz ein. Die hebbag ist aus dem Fernheizwerk der August Brühwiler AG entstanden, das sie seit 1985 betreibt. Die Erfahrung daraus bringt heute der Betriebsleiter Patrick Brühwiler in die 15 Millionen Franken teure Anlage ein.

Heizwärme und StromDas Fernwärmenetz ist 2011 erweitert worden. Heute werden drei Schulhäuser und drei Turnhallen, zehn Mehrfamilien-häuser, rund 80 Ein familienhäuser und viele Unternehmen geheizt oder mit «Pro-zesswärme» versorgt. Die hebbag produziert auch Strom für den Bedarf von bis zu 1084 Vier-Personen-Haushalten (4,88 GWh pro Jahr).

Energie wächst nachBei Kältetagen im Winter mit Temperatu-ren um minus 10° Celsius ist die Energie-nachfrage gross. Patrick Brühwiler: «Un-sere drei Öfen fressen dann täglich 90 bis 100 Kubikmeter Brennmaterial.» Das Brennmaterial ist Restholz der holzverar-beitenden Industrie und der Forstwirt-schaft der Region. Dank der sorgfältigen regionalen Waldwirtschaft wächst genü-gend Holz nach zur industriellen Herstel-lung von Balken, Brettern und anderen Holzprodukten. Das Restholz ist wertvol-ler Rohstoff für die örtliche Energiepro-duktion in Balterswil.

www.energiethurgau.ch (Amt für Energie des Kantons Thurgau)

www.energie-thurgau.ch (Energiefachleute Thurgau)

www.minergie.ch

www.igpassivhaus.ch

www.infoabende.ch (IG-Passivhaus, TKB, Energiefachleute Thurgau, Energiefachstelle Kanton Thurgau)

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Nachhaltige Strom- und Energieerzeugung im Thurgau 

ROSENGARTEN MIT ENERGIE VOM SEE

Ein fortschrittliches Energiegewinnungs-projekt mit der EKT als Contracting-Partner läuft seit November 2011 in der Zentrums-überbauung Rosengarten in Arbon. Die Ge-nossenschaft Migros Ostschweiz als Bau-herrin nutzte eine bereits bestehende Kon-zession für die energetische Nutzung von Bodenseewasser.

Energie für 74 Wohnungen und 5 LädenZwei Kilometer vom Ufer entfernt saugt ein 30 Zentimeter dickes Rohr in 60 Meter Tiefe 4° Celsius kaltes Wasser an. Vom Ufer ge-langt dieses Wasser über eine 200 Meter lange Leitung zu den Wärmepumpen in die Technikräume der Zentrumsüberbauung. Diese Wärmepumpen schaffen fast Un-glaubliches: Die Pumpen holen aus dem kalten Wasser viel Energie heraus. Pro Jahr werden rund 800 000 kWh Energie geerntet. Damit werden die 74 Wohnungen und die 5 Läden mit Heizwärme und heissem Was-ser versorgt. Ab dem Ausgang der Wärme-pumpen fliesst das Wasser mit 1° Celsius wieder zurück in den Bodensee.

Heizen im Winter – kühlen im SommerDie Gewerberäume und die Ladenflächen des Einkaufszentrums werden mit der Energie aus dem Wasser des Bodensees nicht nur geheizt, sondern auch gekühlt. In den Sommermonaten holen die Wärme-pumpen über die Lüftung auch Sommerhit-ze aus dem Gebäude heraus. In diesem Fall fliesst maximal 7° Celsius kaltes Wasser zurück in den Bodensee.

Aus 200 000 kWh werden 800 000 kWh Total erzeugt die Anlage 800 000 kWh aus den 100 Kubikmetern Bodenseewasser, die stündlich angesaugt werden. Dem gegen-über steht die Energie, die zur Energiege-winnung benötigt wird: Sie beträgt 200 000 kWh Strom. Das heisst, die Anlage gewinnt vier Mal mehr Energie, als sie benötigt, um die Wärmepumpen anzutreiben. Es werden dabei 80 000 Liter extraleichtes Heizöl ge-spart und die Luft bleibt jährlich von 285 Tonnen Kohlenstoffdioxid (CO2) verschont, das als Treibhausgas wirkt.

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Der Standort Thurgau eignet sich für Geothermie

Aus Abfall wird Biogas, aus Biogas Naturstrom

Ein Projekt kommt in die heisse PhaseIn St. Gallen wird noch dieses Jahr gebohrt. Auch im Thurgau stehen die Zeichen auf Grün. Propagiert werden Projekte vom Ver-ein Geothermie Thurgau. So unterschied- lich die Partner sein mögen, hier finden in-novative Köpfe und Organisationen wie die EKT, der WWF, Axpo, Pro Natura und die Thurgauer Industrie- und Handelskammer zusammen. Im Hinterthurgau und in der Region Arbon–Bischofszell wird ein geeigneter Un-tergrund für Geothermie-Kraftwerke ver-mutet. Beabsichtigt ist, 130° Celsius heisses Wasser aus der Tiefe für die Wärmeenergie und Stromproduktion zu nutzen. Markus Schüpbach, CEO der EKT-Grup-pe, sagt: «Es ist durchaus realistisch, dass die EKT bereits 2017 mit einer Geothermie-anlage ans Netz gehen kann.» Das ange-dachte 90-Millionen-Franken-Projekt wird voraussichtlich auf der Achse Arbon–Bi-schofszell gebaut werden. Stromversorger und private Investoren sollen es finanzieren. Ein Vorteil von Strom aus der Tiefe ist: Das heisse Wasser, aus dem der «Pfuus» gemacht wird, fliesst 365 Tage und Nächte im Jahr, unabhängig davon, ob es windet oder die Sonne scheint.

Strom vom Bauernhof?Gärtner und Bauern wussten die Gülle schon immer zu schätzen. Die Chancen ste-hen gut, dass Gülle, Grünabfuhr und Ern-teabfälle als begehrte Gärsubstrate neue Freunde bekommen: Für Thurgauer Bauern entsteht eine neue Einkommensquelle. In einer Biogasanlage werden 90 Pro-zent der Energie des Ursprungsmaterials in das energiereiche Methan umgewandelt. Dieses Biogas wird direkt «verstromt» oder gereinigt auch als Fahrzeugkraftstoff ver-trieben. Das Abfallprodukt der Biogasanlage sind hochwertige Gülle und Kompost, wel-che die Bauern als geruchsarme, reife Gülle auf die Felder ausbringen. Ab 2013 soll die erste EKT-Biogasanlage in Herdern «Thurgauer Naturstrom» in der Grössenordnung für 200 Haushalte produ-zieren. Die Gärsubstrate werden zu über 90 Prozent von landwirtschaftlichen Betrie-ben und dem Grünabfall von Herdern stam-men. Der Gesamt energieertrag ist auf 1,41 Gigawattstunden projektiert. Die EKT bringt das Projektmanage-ment-Know-how ein und stellt rund die Hälfte des Investitionskapitals von 2,6 Mil-lionen Franken zur Verfügung.

Zukunft entsteht im Tun

Die neue Energiepolitik der Schweiz entsteht: Schon in 20 Jahren werden wir stolz auf das Erreichte zurückblicken.

Wenn ab dem Jahr 2035 keine Schweizer Kernkraftwerke mehr am Netz sein sol-len, dann ist die Versorgungssicherheit aus heutiger Perspektive davon abhän-gig, dass wir die geplanten Effizienz- und Sparziele erreichen, dass die heutigen Wachstumsprog nosen eintreffen und wir den technischen Fortschritt laufend in den Investitionen berücksichtigen. An-dernfalls könnte der Bau von Gaskom-bikraftwerken ab 2025 unausweichlich werden. Als Brückentechnologie denkt auch die EKT an den Bau eines kleineren Gaskombikraftwerkes. In künftige Überlegungen gehört auch die Tatsache, dass Strom nicht an den Landesgrenzen Halt macht. Die Schweiz kann mit ihren Speicherseen zur sicheren kontinentalen Stromver-sorgung einen Beitrag leisten, aber auch von preiswerter europäischer Energie aus erneuerbaren Quellen profitieren. Zurzeit stammt der Strom im Thur-gau zu 25 Prozent aus inländischen Was-serkraftwerken. Um von der Kernenergie wegzukommen, müssen jährlich min-destens drei Prozent des Stroms aus neuen Quellen erschlossen werden. Für die nächsten 23 Jahre ist das eine Her-kulesaufgabe. Der Planungshorizont der EKT sieht vor, bis ins Jahr 2030 über 300 Millionen Franken in Anlagen für erneuerbare Energien zu investieren. Damit erhöht die EKT ihren Anteil an Thurgauer Natur-strom von zurzeit 0,09 auf 7 Prozent. Stabile Rahmenbedingungen für Investo ren und Unternehmen werden Energien freisetzen, ebenso wie uns die typische Schweizer Präzision Schritt für Schritt zum Fernziel bringt: Stromver-sorgungssicherheit ohne Kernenergie.

Geplante BiogasanlageErdwärmesonden verboten

Geothermische Stromproduktion möglich

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Lesen Sie weiter

Bundesrat, Bundesamt für Energie BFEEnergiestrategie 2050Analysen der Stromangebotsvarianten des Bundesrates; Energieszenarien für die Schweiz bis 2050; Aktionsplan Energiestrategie 2050, erschienen 2011. Download und Bezug Printversionen kostenlos unter www.bfe.admin.ch > Themen > Energiestrategie 2050

Bundesamt für Energie BFE, Prognos AGDie Energieperspektiven 2035 - Band 1 bis 5Band 1 – Synthese; Band 2 – Szenarien I bis IV; Band 3 – Volks wirtschaftliche Auswirkungen; Band 4 – Exkurse; Band 5 – Analyse und Bewertung des Elektrizitätsangebotes, 2007. Download und Bezug Printversionen kostenlos unter www.bfe.admin.ch > Themen > Energiepolitik

ETH Zürich, Konstantinos Boulouchos (koordinierender Autor)Energiezukunft SchweizETH Eidgenössische Technische Hochschule Zürich, 2011PDF zum Herunterladen: http://bit.ly/MXOOLO

Ernst Peter FischerDas grosse Buch der ElektrizitätFackelträger Verlag Köln, 2011, gebunden, 368 Seiten, ISBN 978-3-7716-4484-0, für Jugendliche und Erwachsene bietet das reich bebilderte Buch des Konstanzer Wissenschaftshistorikers und -publizisten ein leicht lesbares, höchst informatives Buch über das Phänomen der Elektrizität.

Legault, Cailiau, Podesto et al.Kostbarer Planet Erde – wie das Gleichgewicht der Erde funktioniertOetinger Verlag Hamburg, 2008, gebunden, 96 Seiten, ISBN 978-3-7891-8420-8, informative Illustrationen und Grafiken führen leichtverständlich in komplexe Zusammenhänge des Ökosystems Erde ein, für Kinder und Jugendliche ab 9 Jahren geeignet.

HerausgeberinEKT Holding AGBahnhofstrasse 37 9320 ArbonTelefon 071 440 61 11Fax 071 440 61 41 [email protected]

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EnergieDas Wort «Energie» stammt vom griechischen «Energeia», das «wirkende Kraft» bedeutet. Ener-gie als physikalische Grösse ist nötig, um einen Körper entgegen einer Kraft zu bewegen, eine Sub-stanz zu erwärmen, elektrischen Strom fliessen zu lassen oder elektromagnetische Wellen abzu-strahlen. Energie kann nicht vergehen, sondern nur von einer Form in eine andere umgewandelt werden. Sie kann in elektrischer, mechanischer (Bewegung), potenzieller (Höhen- oder Lageener-gie) oder chemischer Form vorliegen. Energie wird für alle Arten von wirtschaftlicher Produktion benötigt. Energielieferanten sind Brennstoffe wie Kohle, Erdgas, Erdöl und Holz, Kernbrennstoffe wie Uran oder Thorium sowie die erneuerbaren Energien aus Sonne, Wind, Erd-wärme und Wasser (Flüsse, Stauseen, Gezeiten). Auch Pflanzen, Tiere und Menschen brauchen Energie zum Leben.

ElektrizitätIm heutigen Alltag ist Elektrizität im Sinne von elektrischer Energie unentbehrlich, was dem Men-schen meistens erst durch Ausfälle wieder bewusst wird. Die Erzeugung dieser Energie erfolgt in Kraft-werken, die Verteilung über Stromnetze. Seit über 100 Jahren bestimmen Anwendungen von Elektri-zität wie elektrisches Licht, Wärme, Kraft und die Computertechnologie mehr und mehr das menschliche Leben.

Watt (Kilowatt, Megawatt, Gigawatt)Watt (W) ist die Masseinheit für die physikalische Leistung. Die Leistung eines Kraftwerks oder eines Motors gibt die erzeugte bzw. verbrauchte Energie pro Zeiteinheit an. Je höher die Leistung eines Geräts angegeben ist, desto mehr Energie ver-braucht oder erzeugt es. Die Einheit Watt ist nach dem schottischen Erfinder James Watt (1736–1819) benannt.

1 Kilowatt (kW) = 1 000 Watt1 Megawatt (MW) = 1 000 000 (1 Million) Watt1 Gigawatt (GW) = 1 000 000 000 (1 Milliarde) Watt1 Terawatt (TW) = 1 000 000 000 000 (1 Billion) Watt

KilowattstundeDer Energieverbrauch wird in Kilowattstunden (kWh), Megawattstunden (MWh) oder Gigawatt-stunden (GWh) angegeben. Die Kilowattstunde ist die gängige Einheit zur Messung von Strom, Fern-wärme oder Erdgas. Eine Kilowattstunde ent-spricht der Energiemenge, die aufgewendet wer-den muss, um ein Gerät mit einer Leistung von einem Kilowatt (1000 Watt) eine Stunde lang zu betreiben. Eine 100-Watt-Glühbirne, die zehn Stun-den lang brennt, verbraucht dementsprechend 1 Kilowattstunde Strom.

AmpereDie Stärke des elektrischen Stroms wird in Ampere (A) gemessen. Ampere ist nach dem französischen Forscher, Physiker und Mathematiker André-Marie Ampère (1775–1836) benannt. Für das alltägliche Verständnis einer Stromleitung hilft der Vergleich mit einer Wasserleitung: Die Stromstärke Ampere entspricht in diesem Vergleich der Menge Wasser, die in einer bestimmten Zeiteinheit durch die Lei-tung fliesst.

VoltWenn zwischen zwei Polen eine Spannungsdiffe-renz besteht, dann kann elektrischer Strom vom einen zum anderen Ort fliessen. Die Masseinheit, in der Spannung gemessen wird, heisst Volt (V). Der Name stammt vom Italiener Alessandro Graf Volta (1745–1827), der dieses Naturgesetz ent-deckte. Im Vergleich mit der Wasserleitung ent-spricht die Spannung dem Druck in der Leitung. Bei einer doppelt so hohen Spannung fliesst in der-selben Zeit doppelt so viel Strom.

JouleJoule (J) ist die physikalische Einheit für Energie. Sie trägt ihren Namen nach dem englischen Phy-siker James Prescott Joule (1818–1889). Ein Joule entspricht der Energie, die benötigt wird, um eine Sekunde lang die Leistung von einem Watt zu erbringen oder die Kraft von einem Newton (Grund-einheit der Kraft) über die Strecke von einem Meter aufzuwenden. Wer 100 Gramm – zum Beispiel eine Tafel Schokolade – einen Meter in die Luft hebt, verbraucht ungefähr die Energie von einem Joule.

Ein Rechenbeispiel zum StromverbrauchAuf einem Radiogerät stehen die technischen An gaben 230 V und 60 W. 230 V (Volt) gibt die elek-trische Spannung an, mit welcher der Radio betrie-ben werden soll. Wenn er mit einer höheren Span-nung betrieben wird, geht er kaputt, mit weniger Spannung funktioniert er nicht. 60 W (Watt) ist die Leistung des Radiogeräts, die für den Energiever-brauch entscheidend ist. Um die jährlichen Stromkosten für ein Gerät zu berechnen, multipliziert man die Anzahl Watt mit der Anzahl Betriebsstunden. Im Beispiel sind dies 60 Watt mal 2920 Stunden (8 Stunden täglich an 365 Tagen). Das Ergebnis von 175 200 Wattstunden entspricht 175,2 Kilowattstunden (kWh). Der Stromtarif beträgt beispielsweise 21 Rappen pro Kilowattstunde. 175,2 kWh kosten dann rund 3679 Rappen oder 36.79 Franken. Ein Radiogerät mit einer Leistung von 60 Watt, das an 365 Tagen im Jahr 8 Stunden lang betrieben wird, verursacht demnach Stromkosten von rund 37 Franken.

Stromversorgung Kanton ThurgauDie EKT leistet im Kanton Thurgau fast 100 Prozent der Stromversorgung. Dafür bezieht die EKT den Strom von der Axpo, an der sie beteiligt ist. Rund 100 Energieversorgungsunternehmen verteilen dann den Strom in den Thurgauer Gemeinden. Rund 40 Strompro duktionsanlagen liefern im Thur-gau für die EKT nachhaltig produzierten Thurgauer Naturstrom. Die produzierte Menge entspricht nur 1,3 Prozent des thurgauischen Gesamtverbrau-ches.

Quellen für die StromproduktionStrom wird aus unterschiedlichen Energieträgern gewonnen. Neben dem Kernbrennstoff Uran wer-den fossile und erneuerbare Energieträger unter-schieden.

Fossile Energieträger sind: • Erdöl• Kohle• Erdgas

Die fossilen Energie träger werden zum Beispiel in Gaskraftwerken oder Kohlekraftwerken eingesetzt.

Von erneuerbarer Energie spricht man, wenn ihre Nutzung die natürlichen Ressourcen nicht vermin-dert und zeitlich anhaltend möglich ist.

Zu den erneuerbaren Energien gehören: • Wasserkraft • Biomasse (Holz, Gülle, organische Abfälle)• Geothermie• Windenergie• Solarenergie

StromnetzDas heutige Stromnetz transportiert den Strom vom Kraftwerk bis zum Haushalt. In Zukunft soll das Stromnetz zum so genannten «Smart Grid», dem «intelligenten Netz», ausgebaut werden. Das intelligente Stromnetz kann eine Kommunikati-onsverbindung zwischen dem Stromversorger und dem Stromkonsumenten herstellen. Die Kommu-nikation ist aus vielen Gründen wichtig:

• VielekleineKraftwerke(Sonne,Wind)liefernneu zu unterschiedlichen Zeiten Strom, der gezielt verteilt werden muss.•DerKundekannjederzeiteineRückmeldung über seinen Stromverbrauch erhalten.•Gerätekönnendirektgesteuertwerden–der Boiler heizt beispielsweise im Niedertarif auf.

StrommarktDie teilweise Strommarktöffnung in der Schweiz ist bereits Realität. Die vollständige Öffnung findet in naher Zukunft statt. Doch wofür braucht es einen Strommarkt? Der Wettbewerb soll spielen. Im Rah-men des Strommarktgesetzes werden Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen.

Glossar

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