Pressemappe zur Ausstellung „WELTENBEWEGEND Migration ...Hoeren, Junges Schauspiel Frankfurt,...

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Pressemappe zur Ausstellung „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020 INHALT: Pressemitteilung Redeauszug der Direktorin Dr. Eva Ch. Raabe Die Schlüsselobjekte der Ausstellung Kurzkonzept Kooperation Junges Schauspiel Das Weltkulturen Museum auf einen Blick Nutzungsbedingungen für Pressefotos und Filmmaterial WELTKULTUREN NEWS

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Pressemappe zur Ausstellung

„WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“

24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

INHALT:

Pressemitteilung

Redeauszug der Direktorin Dr. Eva Ch. Raabe

Die Schlüsselobjekte der Ausstellung

Kurzkonzept

Kooperation Junges Schauspiel

Das Weltkulturen Museum auf einen Blick

Nutzungsbedingungen für Pressefotos und Filmmaterial

WELTKULTUREN NEWS

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PRESSEMITTEILUNG AUSSTELLUNGSERÖFFNUNG „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

Pressekonferenz: Mittwoch, 23. Oktober 2019, 11 Uhr Vorbesichtigung ab 10.30 Uhr möglich! Eröffnung: Mittwoch, 23. Oktober 2019, 19 Uhr

Auf der ganzen Welt sind und waren Menschen in Bewegung. Mit ihnen wandern auch Lebensstile, Sprachen, Musik, Kunst und Handwerk. Vieles, was für eine Kultur als „authentisch“ gilt, erweist sich auf den zweiten Blick als „Import“. Ausgehend von den eigenen Sammlungen greift das Weltkulturen Museum assoziativ Fragen auf, die zeigen, wie die verschiedenen Kulturen der Welt schon seit jeher im Austausch stehen: Ob historische Siedlungsbewegungen, Arbeitsmigration oder Globalisierung – Menschen und damit auch ihre unterschiedlichen Kulturen stehen in stetigem Austausch. Ist Migration wirklich nur Ursache von Problemen? Eva Raabe, Leiterin des Weltkulturen Museums erläutert: „Kulturwandel ist ein bedeutendes Thema im Fach Ethnologie. Als ethnologisches Museum möchten wir vermitteln, dass menschliche Gesellschaften niemals statisch sind - Migration bedeutet nicht nur Flucht und Konflikt, sondern ist auch immer wieder ein Motor für neue Wege des Zusammenlebens und eine Quelle neuer Ideen.“

„Weltenbewegend“ thematisiert Migration, möchte aber das Bild von der meist als problematisch angesehenen Flüchtlingsbewegung durchbrechen und aufzeigen, welche vielseitigen Erzählungen mit Migration als Bewegung verbunden sind.

Ausgehend von den eigenen Sammlungen greift das Weltkulturen Museum Fragen auf, die zeigen, wie die verschiedenen Kulturen der Welt schon seit jeher im Austausch stehen.

Die Beispiele sind vielfältig und führen auch in Regionen, die dem ein oder der anderen bisher unter Umständen weniger vertraut waren. So berichten sie von der austronesischen Migration in den Pazifik oder der kulturellen Aneignung zunächst fremder Musikinstrumente in Indonesien. Beispielsweise ist die Rebab heute „typisch“ für die traditionelle Hofmusik Javas und Balis und doch kam dieses Saiteninstrument vermutlich im 15. Jahrhundert über arabische Gewürzhändler in das heutige Indonesien.

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Die präsentierten farbenfrohen Waxprints werden häufig als „afrikanische Stoffe“ bezeichnet, dabei ist ihre Geschichte eng verbunden mit kolonialen Handelswegen und der globalen Verbreitung von Techniken und Stilen.

Einzelne Beispiele zeigen die Verschmelzung und den Import religiöser Praktiken über Kontinente hinweg, thematisieren aber auch moderne Reisekultur. Für die Ausstellung wurden Filme über die religiöse Präsenz von Migrantinnen und Migranten in Frankfurt in Kooperation mit dem Institut für Medienwissenschaften der FH Mainz produziert. Was eine portugiesische Bäckerei, ein thailändisches Massagestudio und ein japanisches Restaurant in Frankfurt gemeinsam haben können, wird im Raum „Altäre in Frankfurt“ sinnlich erfahrbar. Ausgewählte Schlüsselobjekte in den Foyers der Ausstellung geben einen Überblick über die Bandbreite an Themen und repräsentieren zudem auch die Vielschichtigkeit der Exponate aus den museumseigene Sammlungen.

Das mollukkisch-niederländische Künstlerkollektiv Teru zeigt seine Portraits von Niederländerinnen molukkischer Herkunft. Aus der umfangreichen Ostindonesien-Sammlung des Museums wurden Objekte im Dialog mit den portraitierten Frauen ausgewählt, um deren individuelle Geschichten zu unterstreichen. „Weltenbewegend“ schafft eigene Räume für Kritik und aktuelle Fragen:

Ein gefilmtes Interview mit einem von Einwanderungshaft Betroffenen lässt das menschliche Leid erahnen, das mit dem Begriff „Pazifische Lösung“ umschrieben wird, der die australische Flüchtlingspolitik bezeichnet. Wie setzen sich Menschen, deren Familien vor zwei oder drei Generationen eingewandert sind aktuell mit vorherrschenden Stereotypen und Vorurteilen oder Rassismen ihnen gegenüber auseinander und welche identitätsstiftende Rolle spielen für sie die sozialen Medien? (https://safransirup.podigee.io; https://kanackischewelle.podigee.io/6-surviving-r-kelly; #WirsindViele #Wurzelblabla #meineheimat)Wie erfahren sie Zuschreibungen von „Deutschsein“ oder „Andersein“? Das Thema „Selbstverortung versus Fremdzuschreibung“ rund um die oft diskutierte Frage „Woher kommst du?“, wird daher von der Weltkulturen Vermittlung in den Fokus genommen.

Es sprechen zur Eröffnung: Dr. Ina Hartwig (Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt am Main), Dr. Eva Ch. Raabe (Leitung des Weltkulturen Museums), Atêf Sitanala, Jaïr Pattipeilohy und Lesli Taihuttu vom Künstlerkollektiv Teru (Co-Kuratoren „Mahina“) Musikalische Beiträge: Mirweis Neda (Tablas) und Ustad Ghulam Hussain (Robab), Bridges – Musik verbindet

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Teilnehmende Künstler*innen und die Kuratorator*innen werden Ihnen für Interviews zur Verfügung stehen!

Terminvereinbarung für Interviews unter [email protected] Pressetext und Pressefotos zum Herunterladen: www.weltkulturenmuseum.de/de/presse Künstler*innen und Beteiligte: Adams Bodomo, Behrouz Boochani und Arash Kamali Sarvestani, Künstlerkollektiv Teru, Shahram Entekhabi, Edzard Herlyn und Thomas Hoeren, Junges Schauspiel Frankfurt, Karinding Keos, Phyllis Kiehl, Ella Knorz, Mansuela, Gora Mbengue, Yasemin Niephaus, José Oliveira, Rajery und 3MA, Safransirup, Nazanin Sahamizadeh, Wiparat Sukatorn, Felix Schwarz, Takayuki Tamura, Teilnehmende am Workshop „stories that matter“, Daniel Traub mit Wu Yong Fu und Zeng Xian Fang, Cliff Whiting Graphische Gestaltung: U9 visuelle Allianz Alle Druckerzeugnisse zur Ausstellung haben einen ZAPPAR Code. Dieser kann mit App oder Webseite gescannt werden – Dann geraten auch Postkarten, Flyer und Plakate in Bewegung! www.zappar.com

Weltkulturen Museum, Schaumainkai 29, 60594 Frankfurt am Main www.weltkulturenmuseum.de

Öffnungszeiten: Di – So, 11 – 18 Uhr, Mi, 11 – 20 Uhr Eintritt: 7€ / ermäßigt 3,50€

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Mit freundlicher Unterstützung von:

PRESSEKONTAKT

Christine Sturm [email protected] T + 49 (0) 069 212 71276 Julia Rajkovic-Kamara [email protected] T + 49 (0) 069 212 45115 Weltkulturen Museum Schaumainkai 29-37 60594 Frankfurt am Main www.weltkulturenmuseum.de

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REDEAUSZUG DR. EVA CH. RAABE „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

„Wenn man hier und heute das Wort Migration gebraucht, wird es sofort mit Zuwanderung, Flucht und Vertreibung assoziiert – für viele steht es nur noch für Krise.

In ihrer Unabhängigkeitserklärung erklärten die Vereinigten Staaten, dass jedem Menschen das unveräußerliche Recht auf Leben, Freiheit und das Streben nach Glück zustehe – heute wird eine Mauer geplant – nicht jeder soll im Einwanderungsland USA sein Glück versuchen. Australien stellt in seiner Nationalhymne Einwanderern unbegrenztes Land in Aussicht: „For those who‘ve come across the seas we’ve boundless plains to share“. Heute schaffen es Migranten oft gar nicht mehr bis zur australischen Küste, sondern ihre Reise endet in Lagern auf pazifischen Inseln. Bei uns wurde die „Migrationsfrage“ schon mal zur „Mutter aller politischen Probleme“ erklärt und auch in Deutschland würden viele auf diese Frage gerne ausschließlich mit Auffanglagern außerhalb der Landesgrenzen antworten.

Als Ethnologin, die mit ethnologischen Sammlungen arbeitet, fühle ich bei einem solchen Umgang mit dem Begriff und dem Phänomen Migration eine gewisse Unruhe. Der Begriff Migration erzeugt allzu oft falsche Erwartungen an ein Weltkulturen Museum. Es sind 180 Nationen in Frankfurt vertreten, was aber nicht heißt, dass deren kulturelles Erbe auch in unseren Sammlungen vorhanden wäre. Dafür gibt es viele Objekte, deren Ursprungsgesellschaften wiederum nicht in Frankfurt vertreten sind. Was soll, was kann ein ethnologisches Museum also beitragen? Präsentiert es lückenlos das kulturelle Erbe Frankfurter Bürger mit Migrationshintergrund? Findet es Antworten auf politische Fragen? Kann es endgültige Lösungen für das Miteinander unterschiedlicher Kulturen und Religionen bieten? Ein solches Museum wäre ein Wunder! Hier zeigt sich deutlich eine Herausforderung, der sich zurzeit alle ethnologischen Museen stellen müssen: die Verbindung ihrer Sammlungen mit aktuellen gesellschaftsrelevanten Themen. Wir zeigen Objekte und Bildquellen der Museumssammlungen aus der Überzeugung heraus, dass wir in der Auseinandersetzung mit Gegenständen, auch aus historischen Sammlungen, etwas über die gegenwärtige Welt und uns selbst lernen können. In der Ethnologie geht es gerade darum, im kulturell Anderen das allgemein Menschliche aufzuzeigen. Ein ethnologisches Museum kann sich nicht auf den Lokalbezug oder die Abhandlung gesellschaftlicher Krisen vor Ort festlegen lassen. Ich sehe es

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vielmehr als unsere Aufgabe, mit den aus Afrika, aus den Amerikas, Südostasien oder dem Pazifik stammenden Sammlungsgegenständen Geschichten zu erzählen, die uns neue Perspektiven auf unsere eigene Lebenswelt eröffnen können. In der Vorbereitung dieser Ausstellung haben wir übrigens gemerkt, wie schnell und klar sich aus diesen Geschichten die Bezüge zum aktuellen Tagesgeschehen herstellen ließen.

Und schließlich: Migration als Krise? Ein ethnologisches Museum darf sich nicht auf je nach Tagespolitik schwankende Definitionen einlassen, es muss seinen eigenen Blick auf gesellschaftliche Phänomene bewahren. Die Ethnologie und der Umgang mit ethnologischen Objekten lehren, dass Migration und das, was daraus entsteht, zum Alltag eines jeden Menschen gehört. Unsere eigene Lebenswelt ist ein Ergebnis von Migration, Ein-, Aus- und Zuwanderungen oder dem Austausch von Ideen und Gütern. Migration kann zu Krisen führen, sie ist aber auch Chance, bringt neue Dynamiken und Ideen – auf alle Fälle bedeutet sie Veränderung. Die Welt ist immer in Bewegung! Unsere Sammlung umfasst ca. 65 000 Objekte und genau betrachtet beinhaltet fast jedes davon die Spuren eines solchen Austausches zwischen Menschen unterschiedlicher Kulturen – sei es nun vor tausenden von Jahren oder gerade eben erst. Was wir heute als Krise empfinden, kann morgen positive Auswirkungen haben und wird vielleicht in hundert Jahren als heilsame Wende in der Menschheitsgeschichte gewertet.“

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SCHLÜSSELOBJEKT: Trinkbecher „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

Schon in vorspanischer Zeit dienten solche Trinkbecher bei religiösen Zeremonien als Gefäß für Trankopfer zur Ehrung andiner Gottheiten. Die Form dieses Bechers aus der Kolonialzeit orientiert sich an Gefäßen aus Zeiten vor der Inkaherrschaft, die szenischen Illustrationen allerdings folgen spanischem Einfluss: Eine Tanzszene stellt die Begegnung zwischen in Ponchos gekleideten Hochland- und Federschmuck tragenden Tieflandbewohnern Perus dar. Weitere Tänzer und Musiker in Mantel und Hut treten als Spanier bzw. Afrikaner auf. Kolibri- und Blumenmotive bezeugen den Bezug der Tänze zu Fruchtbarkeit. Becher, Quero. 18. Jahrhundert. Inka/Quechua, Peru. Holz, Farbe. Nachlass: Martin Arndt, 1951. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

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SCHLÜSSELOBJEKT: Europäerdarstellung „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

Mit der zunehmenden Expansion Europas, die schließlich im Kolonialismus gipfelte, verbreiteten und zementierten sich stereotype und rassistische Bilder von Afrikanern und Afrikanerinnen, die auch heute noch fortwirken. Zeitgleich entstanden auch Bilder von Europäern und Europäerinnen, die einen deutlichen Gegenentwurf darstellen: Die Figur eines unbekannten Künstlers aus Angola von Ende des 19. Jahrhunderts zeigt einen Mann in europäischer Kleidung mit Spazierstock und Strohhut. Diese und ähnliche Darstellungen interpretierte der deutsche Ethnologe und Soziologe Julius Lips in seinem wegweisenden Buch The Savage Hits Back or the White Man through Native Eye von 1937 als satirische Kritik an den Europäern und unterstrich damit die subversive Handlungsfähigkeit der Kolonisierten. Neben Lips Interpretation eines Europäers könnte es sich auch um die Darstellung eines sogenannten Ambaquista handeln, der teils portugiesische Vorfahren hatte und einer Gesellschaft von einflussreichen Händlern und Mittelsmännern angehörte. Da sich ein Interesse an den Skulpturen

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als Souvenirs entwickelte, wurden sie auch gezielt für den westlichen Markt produziert.

Holzskulptur, unbekannter Künstler; Angola; Sammler: Fritz Richter und Hauptmann Moerschell, 1892-96. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

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SCHLÜSSELOBJEKT: Verflechtung „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

Hinter dieser kleinen Tabakdose verstecken sich zahlreiche Geschichten von Begegnung und Austausch. Solche aus Blattstreifen geflochtene Körbchen sind im malaiischen Archipel weit verbreitet. Diese Dose wurde mit einem Baumwollstoff überzogen und mit einer Art Kreuzstich bestickt. Diese Technik wurde durch die europäische Kolonialisierung in Sulawesi bekannt. Die Glasperlen, mit denen die Dose verziert ist, stammen vermutlich aus Indien und wurden - wie die Knöpfe - von europäischen Händlern eingeführt. Zudem ist die Dose mit niederländischen Münzen aus dem 18. Jahrhundert verziert, die eingetauscht wurden und auf den Kontakt mit der niederländischen Handelsgesellschaft VOC verweisen – dem Vorläufer des Kolonialstaates ‚Niederländisch Ostindien‘. Wann der Tabak in den malaiischen Archipel kam ist nicht eindeutig geklärt. Spätestens mit der Kolonialisierung verbreiteten sich ab dem frühen 17. Jahrhundert südamerikanische Tabaksorten.

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Möglicherweise gab es im heutigen Indonesien schon vorher Tabak, aber auf Grund des höheren Nikotingehaltes erlangten die südamerikanischen Sorten schnell große Beliebtheit. Geflochtene Dose . Rumbia, Südostsulawesi, Indonesien. Blattstreifen, Glasperlen, Baumwolle, Münzen, Knöpfe, Samen, Messing. Sammler: Johannes Elbert, Frankfurter Sunda-Expedition, 1909-1910. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

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SCHLÜSSELOBJEKT: Melanesien trifft auf Ostindonesien „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

Korwar-Figuren wurden früher nach dem Tod eines nahen Verwandten im Auftrag der Familie durch einen Ritualspezialisten angefertigt. Diese fungierten dann als Repräsentation des Verstorbenen und wurden meist im Wohnhaus aufbewahrt. Über den Korwar konnten die Hinterbliebenen den Ahnen um Rat und Unterstützung bitten, sich seines Schutzes versichern und gegen übernatürliche Bedrohungen wappnen. Die mit den Ahnenfiguren verbundenen religiösen Vorstellungen waren aber nicht allein in Nordwest-Neuguinea, sondern auch in Ostindonesien verbreitet, bis sich Ende des 19. Jahrhunderts das Christentum durchgesetzt hatte. Gegenseitige Handels- und Entdeckungsfahrten führten zu einem regen Austausch von Ideen und Gütern. Einflüsse beider Regionen finden sich auch in dieser Figur: Das Gesicht mit dem durchbohrten Septum verweist auf die Erwachseneninitiation in Nordwest-Neuguinea – und entspricht eindeutig dem melanesischen Stil. Der schlanke Körpers der Figur

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verweist dagegen auf ostindonesische Einflüsse, wo rotes Tuch vor allem Macht, Stärke und Fruchtbarkeit symbolisiert. Durch Kontakte zu Westindonesien, Indien und später zu den Niederlanden wurden in Ostindonesien rote Baumwollstoffe aufgrund ihrer intensiven Färbung zu einer wertvollen Handelsware und gelangten bis nach Nordwest-Neuguinea. Ahnenfigur, Korwar. Geelvink Bay, Nordwestküste Neuguineas. Holz, rotes Tuch. Ankauf von Kunsthandel Aalderink, 1941. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

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SCHLÜSSELOBJEKT: Menschen, Objekte und Bilder in Bewegung „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

Menschen waren mit ihren Objekten schon immer in Bewegung und wanderten, reisten oder migrierten durch Regionen, Nationen oder Kontinente. Das Archiv des Weltkulturen Museums beherbergt viele Fotografien, die unterschiedlichste Arten von Bewegung dokumentieren. Die ausgewählten Bilder zeigen die Salzkarawanen im nördlichen Afrika, die größtenteils mit Dromedaren, Kamelen oder LKWs Salz zwischen der Sahara und Sahelzone transportieren. Diese Routen existieren bereits seit dem Mittelalter und brachten so nicht nur Menschen und Produkte von einem Ort zum anderen, sondern auch Kulturen und Religionen. Aber auch die Reisen von Wissenschaftler*innen oder Fotograf*innen selbst sind fotografisch festgehalten. Auch hier bewegten sich nicht nur einzelne Reisende, sondern mit ihnen auch Transportmittel sowie Hab und Gut. Darüber hinaus erzählen Objekte ihre ganz eigenen Migrationsgeschichten, in dem sie durch Kauf, Tausch oder Raub aus ihren Herkunftsländern in die unterschiedlichsten Archive der Welt gelangen.

Zwischenstopp an einer Tankstelle auf der Reise des Ethnologen und damaligen Missionars Franz Josef Thiel in die Demokratische Republik Kongo; Südlich von El Golea, Algerien, Nordafrika; Fotografie; Foto: Prof. Dr. Josef Franz Thiel, 1966

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SCHLÜSSELOBJEKT: Maria, Mutter Gottes, die transkulturelle Heilige „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

Die Jungfrau Maria, Mutter Gottes, erscheint weltweit an vielen Orten, unter unterschiedlichen Namen und in vielfältigen Darstellungen in Kirchen und Kunst. Spätestens seit Eroberung, Kolonisierung und Missionierung der Welt durch europäische Reiche ist Maria zu einer transkulturellen Figur geworden, die nicht mehr allein durch den christlich-katholischen Glauben definiert ist. Im Verlauf ihrer Migrationsgeschichte wurde sie zu einer komplexen, durch multiple Identitäten geprägte Muttergöttin von grenzüberschreitender, weltweiter Allgegenwärtigkeit. Sie hat eine Vielzahl von lokalen Identitäten angenommen, ist eins geworden mit ihr zeitlich vorangegangenen bzw. ihr nachfolgenden weiblichen Göttinnen. In Brasilien etwa ist Maria unter vielen Namen bekannt und mannigfach sind ihre Darstellungen: Die katholische Madonna Nossa Senhora Conceição (Unsere Liebe Frau von der unbefleckten Empfängnis) stieg als Nossa Senhora Aparecida (Unsere Liebe Frau von der Erscheinung) zur Nationalheiligen Brasiliens auf. In der afrobrasilianischen Religion Candomblé verschmilzt Maria mit Yemanjá, der Göttin des Meeres, und mit Oxum, der Göttin der Flüsse, Seen und Wasserfälle.

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Altar-Figur, Madonna, Brasiliens Nationalheilige Nossa Senhora Aparecida (Unsere Liebe Frau von der Erscheinung); Salvador, Brasilien; Keramik, Farbe; Sammlerinnen: Jane de Hohenstein und Mona Suhrbier, 2008. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel Altar-Figur, Madonna, Nossa Senhora Conceição (Unsere Liebe Frau von der unbefleckten Empfängnis); Salvador, Brasilien; Keramik, Farbe; Sammlerinnen: Jane de Hohenstein und Mona Suhrbier, 2008. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel Altar-Figur, Madonna, die Meeresgöttin Yemanjá; Salvador, Brasilien; Keramik, Farbe; Sammlerinnen: Jane de Hohenstein und Mona Suhrbier, 2008. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

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SCHLÜSSELOBJEKT: Mami Wata „WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

Der weibliche Wassergeist Mami Wata wird in West- und Zentralafrika und seit dem transatlantischen Sklavenhandel ab dem 16. Jahrhundert auch in den Amerikas und der Karibik verehrt. Ihre Identität ist vage und wandelbar: Mami Wata wird mit Reichtum, Wohlstand und Fruchtbarkeit assoziiert, aber auch mit Gefahren. Häufig wird sie, wie im Gemälde des Künstlers Mansuela, als Frau mit Fischschwanz und luxuriösen Accessoires portraitiert. Doch ihre Darstellungen variieren und sind beeinflusst von Bildnissen afrikanischer Wassergeister, europäischer Meerjungfrauen, Schlangenbeschwörerinnen, hinduistischer Götter und christlicher oder muslimischer Heiligen. Die Bewegung von Menschen, Bildern und Ideen trugen zum hybriden Charakter von Mami Wata bei: Lokale Repräsentationen von Wassergeistern in Afrika wurden durch Lithographien aus Europa oder Indien weiterentwickelt, die seit der europäischen Expansion nach Westafrika gelangten. Außerdem breiteten sich Vorstellungen von weiblichen Wassergeistern nicht nur innerhalb

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Afrikas, sondern im Zuge des Sklavenhandels auch über den Atlantik aus, wo Entsprechungen von Mami Wata als Lasirèn oder Yemanjá verehrt werden.

Mansuela, 1987: La Syrène. Demokratische Republik Kongo. Öl auf Leinwand. Sammlerin: Johanna Agthe, 1987. Sammlung Weltkulturen Museum. Foto: Wolfgang Günzel

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Migration macht Geschichten 24.10.2019 bis 30.8.2020

WAS SEHE ICH?Darstellung eines Europäers, unbekannter Künstler aus Angola, 19. Jahr hundert, Sammlung Weltkulturen Museum

featuring Künstlerkollektiv TeruMAHINA. EINE ODE AN DIE FRAU

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WAS SEHE ICH?Darstellung eines Europäers, unbekannter Künstler aus Angola, 19. Jahr hundert, Sammlung Weltkulturen Museum

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Foto: Wolfgang Günzel

DAS WELTKULTUREN MUSEUM

Das Weltkulturen Museum, untergebracht in drei Gründerzeitvillen am Museumsufer, ist ein zentraler Ort der interdisziplinären Zusammenarbeit. Mit seinen wechseln den Ausstellungen, Veranstaltungen und einem reichhaltigen Vermittlungsangebot fördert es den interkulturellen Austausch und Verständnis für andere Kulturen. Das Museum verfügt über eine Sammlung von ca. 65.000 Objekten aus allen Kontinentenund Inselstaaten sowie mehr als 100.000 ethnografischen Fotografien und Filmen und eine öffentliche Bibliothek mit 50.000 internationalen Büchern und Zeitschriften.

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Eine Tabakdose aus Sulawesi, Indonesien, trägt gleich mehrere Aspekte kultureller Begegnungen in sich – beispielsweise niederländische Münzen, eingehandelte Knöpfe und Perlen, Stickereien sowie den darin aufbewahrten, aus Südamerika eingeführten Tabak. Foto: Wolfgang Günzel

MIGRATION MACHT GESCHICHTEN

Eine Ausstellung über Migration als Motor kultureller Veränderung in einer Welt in Bewegung und im Wandel

Auf der ganzen Welt sind und waren Menschen immer in Bewegung. Mit ihnen wandern auch Lebensstile, Sprachen, Musik, Kunst, Handwerk. Vieles, was dabei vermeint-lich als „authentisch“ für eine Kultur gilt, erweist sich auf den zweiten Blick als ein „Import“. Die Grenzen zwischen den kulturellen Welten sind fließend. Migration ist WELTENBEWEGEND und erzählt Geschichten von Begegnungen, Veränderungen aber auch Konflikten.

Ausgehend von den eigenen Sammlungen greift das Weltkulturen Museum assoziativ Fragen auf, die verschiedene Themen des kulturellen Wandels aufzeigen. Anhand von Objekten, die im Zusammenhang mit Besiedlung, Flucht oder Handel stehen, werden die Geschichten dieser Begegnungen und Veränderungen erzählt. Der Begriff ‚Migration‘ beschränkt sich nicht auf die Bewegung von Menschen, sondern umfasst auch die Mobilität von Objekten, Ideen und Techniken. Ein Kernthema ist dabei die Einbindung „zugewanderter“ Objekte in lokale kulturelle Identitäten.

In einer durch Wirtschaft, Zuwanderung und Tourismus international geprägten Region richtet sich die Ausstellung WELTENBEWEGEND an ein allgemeines Publikum. Wir präsentieren ein differenziertes Bild von Migration als einen möglichen Motor für neue Wege des Zusammenlebens in einer sich ständig verändernden Welt. Das Ziel der Ausstellung ist es zu vermitteln, dass Migration nicht nur rezente Fluchtbewegungen und Konflikte bedeutet, sondern vielseitige und dynamische kulturelle Prozesse beinhaltet, deren Spuren durch alle Zeiten hindurch in unseren Welten zu finden sind.

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DIE THEMEN IM ÜBERBLICK

• BEWEGUNG UND GRENZEN

• HANDEL: TREIBENDE KRAFT FÜR INTERKULTURELLEN KONTAKT

• MIGRATION MACHT MUSIK

• RELIGION: ALTÄRE UND GLÜCKSSYMBOLE IN FRANKFURT

• VERHANDLUNG VON IDENTITÄTEN: STEREOTYPE, VORURTEILE UND PODCASTS

• SPANNUNGSFELD ZWISCHEN SELBSTVERORTUNG UND FREMDZUSCHREIBUNG

• „MAHINA“: KULTURELLE IDENTITÄTEN

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Modell eines hochseetüchtigen Doppelrumpfbootes (‘alia) aus Samoa, Polynesien. Holz, Pandanusblatt, Kokos faserschnur. Foto: Wolfgang Günzel

BEWEGUNG UND GRENZEN

Die Austronesische Besiedelung des PazifiksDie Austronesische Migration begann vor rund 6000 Jahren von Südostasien aus und führte über die Nord-Ost Küste Neuguineas und die melanesischen Inseln nach Osten bis zu den polynesischen Inseln. Diese Siedlungsbewegung hat die Kultur-region Ozeanien tief und nachhaltig beeinflusst: Eine Vielzahl von Pflanzen, die wir heute als typisch für die Kulturen der Südsee kennen (z. B. die Kokosnusspalme und der Brotfruchtbaum) wurden aus Südostasien hierhin importiert. Aber erst die Entwicklung einer einzigartigen Hochseetechnologie, die nach Wind, Strömungen, Vogelflug und den Sternen navigierte, machte die gezielten Entdeckungsfahrten und die Kolonisation des Pazifik möglich. Im Zuge der austronesischen Migration ent-wickelten sich so ‚unterwegs‘ einzigartige und vielschichtige Gesellschaften, die in ihrer materiellen Kultur, Sprache und Mythologie miteinander verbunden sind.

Australische Flüchtlingslager auf Manus und Nauru Mit dem zynischen Slogan „Pazifische Lösung“ bezeichnet die australische Regierung die im Jahr 2001 eingeführten ‚Detention Camps‘ auf den pazifischen Inseln Nauru und Manus. Diese Flüchtlingslager, auf denen Asylsuchende − teils durch jahrelange Einwanderungshaft – vom australischen Festland ferngehalten werden sollen, standen in den letzten Jahren verstärkt in der internationalen Kritik.

In einer Foto und Film-Präsentation wird die Situation in diesen Detention Camps auf-gezeigt. Der Film ‚Chauka – Please tell us the time‘ (2017), der von dem kurdischen Journalisten Behrouz Boochani, der selbst seit 2013 auf Manus festgehalten wird, mit seinem Smartphone aufgenommen und in Zusammenarbeit mit dem in den Niederlanden lebenden Filmemacher Arash Kamali Sarvestani entstanden ist, gibt einen verstörenden Einblick in den Alltag und die Hoffnungslosigkeit der Asylsuchenden.

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Frau und Mann in Guangzhou, China, fotografiert von Zeng Xian Fang. Teil des Fotoprojekts „Little North Road“ von Daniel Traub, 2015.

HANDEL:TREIBENDE KRAFT FÜR INTERKULTURELLEN KONTAKT

Handelsrouten waren und sind eine treibende Kraft für interkulturellen Kontakt und Austausch. Auf ihnen werden Kulturen weitervermittelt, modifiziert oder neu geschaffen. Ausgehend von Objekten der Sammlung Afrika werden in der Ausstellung Handelsgeschichten aus drei unterschiedlichen Epochen thematisiert:

Bereits im Mittelalter nahm der afrikanische Kontinent eine zentrale Rolle im globalen Handel ein. Über Jahrhunderte bewirkte der Transsaharahandel einen Austausch von Gütern, Stilen und Techniken über drei Kontinente hinweg.

Auf kolonialen Handels wegen kamen später Waxprints nach Westafrika, die häufig als „afrikanische Stoffe“ bezeichnet werden, aber ein Produkt asiatischer, europäischer und afrikanischer Einflüsse sind.

In seinem Fotoprojekt „Little North Road“ von 2015 begleitete der US-amerikanische Fotograf Daniel Traub zwei chinesische Fotografen, die die wachsende Community afrikanischer Händler in Guangzhou portraitierten.

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Spießgeigen kommen von der arabischen Welt bis nach Südostasien unter ähnlichen Namen vor. Gleichzeitig werden unterschiedliche Materialien verwendet und die Spielweisen weichen stark voneinander ab. Foto: Wolfgang Günzel

MIGRATION MACHT MUSIK

In Bewegung und Begegnung liegt ein hohes kreatives Potential. So wurden durch Schifffahrt und Handel nicht nur Waren transportiert, sondern z. B. auch Musik -instrumente. Diese wurden aber selten einfach übernommen, sondern lokalen Musikvor stellungen und Traditionen angepasst. Im malaiischen Archipel − dem heutigen Indonesien und den Philippinen − findet man eine Vielzahl von Saiteninstrumenten, die als ‚typisch‘ für Musikstile der Region angesehen werden − tatsächlich aber einen langzurückliegenden ‚Migrationshintergrund‘ haben.

Handelsreisende machten schon früh auf den Inseln des malaiischen Archipels Station, um auf dem Seeweg von der arabischen Halbinsel über Indien nach China zu kommen. Wegen der Monsunwinde mussten sie oft länger vor Ort bleiben und hinterließen so auch musikalische Spuren. Während die Namen der Instrumente auf diese Begegnungen verweisen, wurden der Aufbau der Instrumente sowie deren Spielweise verändert. Aus dem insularen Südostasien wiederum kamen vor über 1.500 Jahren durch die austronesische Besiedlung traditionelle Bambuszithern bis nach Madagaskar. Heute binden westjavanische Metalbands die Bambuszithern in ihre Musik ein. Auf Madagaskar gilt die Bambuszither valiha als Nationalinstrument und wurde durch den Weltmusiker Rajery weltweit bekannt. In der Ausstellung werden Musikvideos der Künstler zu sehen sein.

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Altäre und Glückssymbole in Frankfurt, Filmstills 2019

RELIGION: ALTÄRE UND GLÜCKSSYMBOLE IN FRANKFURT

Was haben eine portugiesische Bäckerei, ein thailändisches Massagestudio und ein japanisches Restaurant in Frankfurt gemeinsam? Ihre Inhaber oder Besitzer kommen ursprünglich nicht aus Deutschland, sondern haben einen Migrationshintergrund. In ihren Geschäften bieten sie der Frankfurter Kundschaft Dienstleistungen und Produkte aus anderen Teilen der Welt an. Die bei Frau Wiparat Sukatorn im Massagestudio Bai Boon im Stadtteil Bockenheim angebotene Massage hat im Herkunftsland Thailand eine wohl 2500 Jahre alte Tradition. José Oliveira in der Bäckerei Bela im Stadtteil Preungesheim mischt in seinem Angebot erfolgreich deutsche Backwaren mit selbst hergestellten Teigwaren nach Rezepturen aus Portugal, dem Geburtsland des Bäckers. Der Sushimeister Takayuki Tamura bewirtet im Restaurant Sakura in der Frankfurter Innenstadt die Gäste mit ausgewählten, stets frisch zubereiteten Gerichten aus seinem Herkunftsland Japan.

Über ihre Produkte und Dienstleistungen hinaus integrieren die drei Unternehmer persönlich gestaltete Altäre und Glückssymbole aus ihren Herkunftsländern in ihre Geschäftsräume. Diese symbolstarken Objekte sind für ihre Besitzer bedeutsam und machen Aussagen über ihren Glauben und ihre Kultur. Die mit Altären und Glückssymbolen verbundenen persönlichen Geschichten teilen die Geschäftsinhaber mit ihren Kunden, dem Frankfurter Publikum. Zugleich helfen die Altäre und Glücks symbole ihren Besitzern dabei, sich selbst und ihr Geschäft in Frankfurt zu verwur zeln und so langfristig Erfolg zu sichern. Drei für die Ausstellung produzierte Videos dokumentieren dies.

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o.T., Iran. Foto: Milli Bau, 1956

VERHANDLUNG VON IDENTITÄTEN: STEREOTYPE, VORURTEILE UND PODCASTS

Im digitalen Zeitalter spielen die sozialen Medien (z.B. Facebook, Instagram, YouTube) eine wichtige identitätsstiftende Rolle, die vor allem von jüngeren Menschen als personalisierter Handlungs- und Wirkungsraum genutzt wird. Die Abteilung der Visuellen Anthropologie fokussiert sich in diesem viralen Bereich auf die verschiedenen Generatio-nen von Migranten in Deutschland und gewährt durch ausgewählte Medien Einblicke in ihre Lebensgeschichten und -realitäten. Während die gezeigten Fotografien Perspek-tiven der ersten Generation dokumentieren, zeigen diese neuen Medienbeiträge (Video-installation und Podcasts) die Auseinandersetzung der zweiten und dritten Generation mit vorherrschenden Stereotypen, Vorurteilen oder Rassismen, die das Leben als Migrant kennzeichnet und die eigene Identität zwischen den Kulturen mitbestimmt. Innerhalb der Ausstellung werden ebenfalls Auszüge aus dem historischen Bildbestand präsentiert, die verschiedene Momentaufnahmen von Migration festhalten.

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?-DEUTSCHZWISCHEN SELBSTVERORTUNG UND FREMDZUSCHREIBUNG

Die heutige Gesellschaft in Deutschland ist komplex, transkulturell und befindet sich im ständigen Fluss. Die Selbstverortung von Menschen hängt von vielen Faktoren, wie Geschlecht, Sexualität, Alter, Klasse, Nationalität, Dis/Ability, Religion oder auch von ihren jeweiligen kulturellen Bezügen ab. Bedeutungen und kulturelle Symbole werden fortwährend neu verhandelt und hybride Identitäten bilden sich heraus, die fixe Rollen-vorstellungen auflösen.

Im starken Widerspruch hierzu steht die Frage „Woher kommst Du?“. Sie kann irritierend oder gar verletzend für einen Menschen sein, dem eine Migrationsgeschichte zuge-schrieben wird. Hinter dieser Frage verbirgt sich häufig eine exotisierende Neugier und/oder die Vorstellung von einer einheitlichen Identität, die eine Trennung zwischen dem „Eigenen“, vermeintlich „Deutschen“ und dem „Anderen“ bzw. „Fremden“ immer wieder neu reproduziert. Sie gewährt dem Fragenden eine unstrittige, gleichsam privilegierte Position, indem er das „Andere“ markiert und nicht als „deutsch“ akzeptiert.

Mit der Video-Installation Fremdheit als Akt symbolischer Gewalt mit der Soziologin PD Dr. Yasemin Niephaus und den autobiografischen Erzählungen versucht dieser Raum das Spannungsfeld zwischen ausgrenzender Fremdzuschreibung und den vielen verschiedenen individuellen Selbstverortungen – hier stellvertretend durch die Texte der jungen Autor*innen des kreativen Schreibworkshops Stories that Matter – aufzuzeigen.

Die Autor*innen der Texte von Stories that Matter: autobiografische Erzählungen sind Teilnehmende am Joblinge Programm der Joblinge gAG Frankfurt. Angeleitet wurden sie von der Frankfurter Künstlerin und Autorin Phyllis Kiehl.

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Demelza Ranck: „Meine Tätowierungen sind Zeichen von Kraft und Verbundenheit“, Foto: Künstlerkollektiv Teru

„MAHINA“: KULTURELLE IDENTITÄTEN

Im Rahmen der Ausstellung WELTENBEWEGEND zeigt das Weltkulturen Museum in Zusammenarbeit mit dem niederländisch-molukkischen Künstlerkollektiv Teru das Fotoprojekt Mahina. Mahina bedeutet auf Molukkisch ‚Frau‘ oder ‚Mutter‘. Der Titel Fotoprojektes verweist auf die Rolle der Frau als Kulturträgerin in der Migration, denn auf Molukkisch bedeutet Mahina Frau oder Mutter.

Von 2013 bis 2015 fotografierte Teru 24 Frauen und ihre Familien, deren Eltern bzw. Großeltern Anfang der 1950er Jahre aus dem heutigen Ostindonesien in die Nieder lande kamen. Die Porträts der Frauen und ihre persönlichen Geschichten unter-streichen die zentrale Rolle von Frauen bei der Bewahrung von Kultur und Traditionen über Generationen hinweg und stehen exemplarisch für Migrationsgeschichten in der zweiten und dritten Generation. In dieser Ausstellung setzten neun der porträtier-ten Frauen ihre Geschichten in Bezug zu Objekten aus der Ostindonesien-Sammlung des Weltkulturen Museums.

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BETEILIGTE KÜNSTLER

Adams Bodomo, Behrouz Boochani und / and Arash Kamali Sarvestani, Künstlerkollektiv Teru / Artist Collective Teru, Shahram Entekhabi, Edzard Herlyn und / and Thomas Hoeren, Junges Schauspiel Frankfurt, Karinding Keos, Phyllis Kiehl, Ella Knorz, Mansuela, Gora Mbengue, Yasemin Niephaus, José Oliveira, Rajery und / and 3MA, Safransirup, Nazanin Sahamizadeh, Wiparat Sukatorn, Felix Schwarz, Takayuki Tamura, Teilnehmende am Workshop „stories that matter“ / participants of the workshop „stories that matter“, Daniel Traub mit / with Wu Yong Fu und / and Zeng Xian Fang, Cliff Whiting

BEGLEITPROGRAMM

Neben regelmäßigen Führungen, Vorträgen und Workshops für Kinder, ist im Mai/Juni 2020 eine Veranstaltungswoche zum Ausstellungsthema geplant. Neben Diskussionsrunden und Workshops soll es dabei auch ein musikalisches Angebot geben.

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KOOPERATION JUNGES SCHAUSPIEL FRANKFURT

„WELTENBEWEGEND Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

SWOP - VON DA HIER HER DORT HIN Jugendclub-Projekt von Martina Droste und Anna Stoss

Premiere Donnerstag, 23. Januar 2020 Weltkulturen Museum Frankfurt Wir sind in Bewegung. Wir haben unsere Sprachen, Kulturen und Lebensstile im Gepäck. Griffbereit oder ganz unten im Rucksack. Was nehmen wir mit, woran halten wir fest, was tauschen wir aus und vor allem: wie? Das Junge Schauspiel befragt in Kooperation mit dem Weltkulturen Museum Frankfurt anhand der Ausstellung „Weltenbewegend. Migration macht Geschichten“ mit einem jungen Ensemble Phänomene des kulturellen Austauschs. Zwischen Selbstverortung und Fremdzuschreibung verhandeln die Jugendlichen kulturelle Identitäten, verfolgen die Wege der Exponate und erforschen die treibende Kraft des Motors Migration.

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STARTER-WORKSHOPS – Jetzt anmelden!

Der Jugendclub vom Schauspiel Frankfurt sucht Spieler*innen für das Spielprojekt „SWOP VON DA HIER HER DORT HIN“! Du hast Zeit und Lust Dich über einen Zeitraum von drei Monaten mit einen Thema intensiv auseinander zu setzen? Du findest es spannend in einem außergewöhnlichen Ort Theater zu spielen? Du bist neugierig auf andere Menschen und möchtest in einen kreativen Austausch kommen? Dann mach mit beim Starter-Workshop!

Wir werden in Kooperation mit dem Frankfurter Weltkulturen Museum eine Performance zur Ausstellung „Weltenbewegend. Migration macht Geschichten“ erarbeiten.

Wir proben ab November drei bis vier Mal pro Woche, die Intensivproben finden in der letzten Woche der Weihnachtsferien statt, Premiere ist am Donnerstag, 23. Januar 2020.

Bitte nur für einen der Termine anmelden und sich den Samstag frei halten.

Dienstag, 22.10., 17-20h / Donnerstag, 24.10., 18-21h / Freitag, 25.10., 14-17h oder 18-21h /

Endauswahl: Samstag, 26.10., 11-17h

Für Jugendliche zwischen 14 und 25 Jahren

Fragen oder Anmeldung bitte an:

[email protected] oder 069 212 47 877

Mehr unter www.schauspielfrankfurt.de/jungesschauspiel

Instagram: jungesschaupielffm

https://www.schauspielfrankfurt.de/junges-schauspiel/projekte/ https://www.weltkulturenmuseum.de/de/veranstaltungen/aktuell/

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DAS WELTKULTUREN MUSEUM AUF EINEN BLICK Vielfalt der Kulturen Durch ihre zentrale Lage innerhalb Europas wurde die Stadt Frankfurt schon früh zu einer Drehachse des internationalen Handels und damit zu einer kulturell vielfältigen Metropole. Frankfurter Bürger waren in der Welt unterwegs und entwickelten dabei großes Interesse an den wissenschaftlichen Fragestellungen ihrer Zeit. Diese Tatsache spiegelt sich in der Sammlung des Weltkulturen Museums wider. Sie bildet die Basis des Museums als zentralen Ort für interkulturellen Austausch und Verständnis. Faszination Sammlung Das Weltkulturen Museum in Frankfurt verfügt über eine Sammlung von circa 65.000 Objekten von allen Kontinenten und Inselstaaten, ein Bildarchiv mit 100.000 ethnografischen Fotografien und Filmen und eine Bibliothek mit 50.000 internationalen Büchern und Zeitschriften. Die Sammlungsbestände decken ein breites Zeitspektrum ab. Sie umfassen prähistorische Gegenstände, Sammlungen aus dem 18., 19. und 20. Jahrhundert sowie nach der Jahrtausendwende erworbene Stücke. Die Objekte erzählen nicht nur spannende Geschichten aus ihren Herkunftsgesellschaften, sondern sind darüber hinaus auch eine wertvolle Quelle für die Frankfurter Wissenschaftsgeschichte und die heutige Wissensproduktion. Bereits seit den 1970er-Jahren beschäftigt sich das Museum mit nicht-westlichen Ästhetiken und Kunstdefinitionen. Daher wurde 1985 das Sammeln außereuropäischer Gegenwartskunst zu einem Schwerpunkt erklärt. Die Museumsbestände umfassen heute eine beachtliche Anzahl internationaler, mit den Sammlungsobjekten korrespondierender Kunstwerke u.a. von namhaften Künstlern aus Ozeanien, Afrika, Südostasien und den Amerikas. Interdisziplinäre Museumsarbeit Das Weltkulturen Museum versteht sich als Ort interdisziplinärer Zusammenarbeit. Menschen und Dinge sind aufs Engste miteinander verbunden. Auch in modernen Gesellschaften sind materielle Dinge maßgebliche Initiatoren für Kulturwandel. Anhand der eigenen Sammlungen formulierte ethnologische Fragestellungen werden im Austausch mit Wissenschaftlern anderer Fachgebiete und Künstlern weiterentwickelt. So entstehen neue Perspektiven auf ethnografische Objekte als zentrale und universale Wissensträger. Das führt zu einem Bewusstsein für den Bedeutungswechsel und die Aktualität ethnologischer Sammlungen in unserer eigenen Gesellschaft und in der globalen Welt.

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Bildung als zentrales Anliegen Experimentieren und Bildungsarbeit sind im Weltkulturen Museum eng miteinander verbunden. Das facettenreiche Bildungsangebot und verschiedene öffentliche Veranstaltungsreihen richten sich an Menschen aller Altersgruppen und fördern interkulturelle Denkansätze auf aktuellste Weise. Auch ganz junge Besucher können auf Entdeckungsreise gehen und die Sammlungen des Museums, aber auch die kulturelle Vielfalt ihrer Stadt erkunden. Internationale Sichtbarkeit Durch seinen interdisziplinären Austausch mit Künstlern und Wissenschaftlern sowie seine internationalen Kontakte und Kooperationen mit Museen, Universitäten, Kunsthochschulen und anderen kulturellen Einrichtungen erweitert das Weltkulturen Museum nicht nur seinen potenziellen Besucherkreis innerhalb Frankfurts, sondern steigert seine Attraktivität auch für ein internationales Publikum, Messebesucher und Touristen. Standort Museumsufer Eingebettet in das Frankfurter Museumsufer liegt das Weltkulturen Museum in unmittelbarer Nachbarschaft zum Museum für Angewandte Kunst, dem Deutschen Architekturmuseum und dem Deutschen Filmmuseum. Der interdisziplinäre Ansatz des Weltkulturen Museums findet so auch über das eigene Programm hinaus eine gelungene Fortsetzung. Die institutionelle Nachbarschaft erlaubt dem Besucher eine noch intensivere Auseinandersetzung mit den im Weltkulturen Museum behandelten Themen und Fragestellungen und fördert die Idee des Museumsbesuchs als individuelle Forschungsexpedition. Weltkulturen Museum Schaumainkai 29–37 60594 Frankfurt [email protected] Tel. + 49 (0) 69 212 31510

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NUTZUNGSBEDINGUNGEN FÜR PRESSEFOTOS UND FILMMATERIAL Verbindliche Konditionen AUSSTELLUNG „WELTENBEWEGEND – Migration macht Geschichten“ 24. Oktober 2019 bis 30. August 2020

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