Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. •...

9
Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • [email protected] www.foodwatch.de Pressemitteilung foodwatch-Report: Finanzspekulanten treiben Nahrungsmittelpreise – Deutsche Bank, Goldman Sachs & Co. verschärfen Welthungerkrise – Offener Brief an Josef Ackermann Berlin, 18. Oktober 2011. Die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen treibt Nahrungsmittelpreise in die Höhe. Investmentbanken wie die Deutsche Bank und Goldman Sachs sowie die Verwalter von Versicherungen, Pensionsfonds und Stiftungen machen sich dadurch mitschuldig an Hungersnöten in den ärmsten Ländern der Welt. Sie investieren Geld, das Menschen für ihre Altersvorsorge sparen oder für gemeinnützige Zwecke stiften, in Wetten auf die Preise für Mais, Weizen und andere Nahrungsmittel. Zu diesen Ergebnissen kommt der Report „Die Hungermacher“, den die Verbraucherorganisation foodwatch heute gemeinsam mit dem Autor Harald Schumann in Berlin vorstellte. In einem Offenen Brief an Josef Ackermann, als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank Chef einer der größten Investmentbanken der Welt und als Präsident des Weltbankenverbandes IIF zugleich oberster Lobbyist der Finanzwirtschaft, forderte foodwatch: Die Deutsche Bank soll mit gutem Beispiel voran gehen und aus der Spekulation mit Nahrungsmitteln aussteigen. Die Bankenlobby soll sich effektiver staatlicher Regulierung nicht länger widersetzen, sondern aktiv Regulierungen unterstützen, um den schädlichen Einfluss von Nahrungs- mittelspekulationen zu verhindern. Unter dem Motto „HÄNDE WEG VOM ACKER, MANN!“ startete foodwatch unter www.haende- weg-vom-acker-mann.de zudem eine E-Mail-Aktion an Josef Ackermann, bei der Verbraucher diese Forderungen unterstützen können. Von der europäischen Politik fordert foodwatch… … wirksame Positionslimits: Um den Einfluss von Finanzanlegern auf die Preisentwick- lung von Rohstoffen zurückzudrängen, muss die Zahl spekulativer Warenterminverträge auf höchstens 30 Prozent aller gehandelten Futures limitiert werden. … den Ausschluss institutioneller Anleger vom Rohstoffgeschäft: Um die Kapitalquellen für Rohstoffspekulationen trocken zu legen, müssen institutionelle Anleger wie Pensions- fonds, Versicherungen und Stiftungen vom Handel mit Rohstoffderivaten ausge- schlossen werden.

Transcript of Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. •...

Page 1: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de

Seite 1 von 2

foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • [email protected] • www.foodwatch.de

Pressemitteilung

foodwatch-Report: Finanzspekulanten treiben Nahrungsmittelpreise – Deutsche Bank,

Goldman Sachs & Co. verschärfen Welthungerkrise – Offener Brief an Josef Ackermann

Berlin, 18. Oktober 2011. Die Spekulation mit Agrar-Rohstoffen treibt Nahrungsmittelpreise in

die Höhe. Investmentbanken wie die Deutsche Bank und Goldman Sachs sowie die Verwalter

von Versicherungen, Pensionsfonds und Stiftungen machen sich dadurch mitschuldig an

Hungersnöten in den ärmsten Ländern der Welt. Sie investieren Geld, das Menschen für ihre

Altersvorsorge sparen oder für gemeinnützige Zwecke stiften, in Wetten auf die Preise für Mais,

Weizen und andere Nahrungsmittel. Zu diesen Ergebnissen kommt der Report „Die

Hungermacher“, den die Verbraucherorganisation foodwatch heute gemeinsam mit dem Autor

Harald Schumann in Berlin vorstellte.

In einem Offenen Brief an Josef Ackermann, als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank Chef

einer der größten Investmentbanken der Welt und als Präsident des Weltbankenverbandes IIF

zugleich oberster Lobbyist der Finanzwirtschaft, forderte foodwatch:

Die Deutsche Bank soll mit gutem Beispiel voran gehen und aus der Spekulation mit

Nahrungsmitteln aussteigen.

Die Bankenlobby soll sich effektiver staatlicher Regulierung nicht länger widersetzen,

sondern aktiv Regulierungen unterstützen, um den schädlichen Einfluss von Nahrungs-

mittelspekulationen zu verhindern.

Unter dem Motto „HÄNDE WEG VOM ACKER, MANN!“ startete foodwatch unter www.haende-

weg-vom-acker-mann.de zudem eine E-Mail-Aktion an Josef Ackermann, bei der Verbraucher

diese Forderungen unterstützen können.

Von der europäischen Politik fordert foodwatch…

… wirksame Positionslimits: Um den Einfluss von Finanzanlegern auf die Preisentwick-

lung von Rohstoffen zurückzudrängen, muss die Zahl spekulativer Warenterminverträge

auf höchstens 30 Prozent aller gehandelten Futures limitiert werden.

… den Ausschluss institutioneller Anleger vom Rohstoffgeschäft: Um die Kapitalquellen

für Rohstoffspekulationen trocken zu legen, müssen institutionelle Anleger wie Pensions-

fonds, Versicherungen und Stiftungen vom Handel mit Rohstoffderivaten ausge-

schlossen werden.

Page 2: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de

Seite 2 von 2

foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • [email protected] • www.foodwatch.de

… ein Verbot von Publikumsfonds und Zertifikaten für Rohstoffe: Fonds beteiligen

Hunderttausende Anleger an einem Wettspiel mit verheerenden Folgen und leiten ohne

volkswirtschaftlichen Nutzen Milliarden Dollar auf die Rohstoffmärkte. Zumindest die An-

lage in Agrar- und Energierohstoffe muss für Publikumsfonds tabu sein.

„Die Banken kassieren Gebühren und können daher mit ihren hochspekulativen Wetten nur gewin-

nen, während die Risiken andere tragen – vor allem die Ärmsten der Armen, die mit diesen Finanz-

produkten überhaupt nichts zu tun haben, aber ihr Essen nicht mehr bezahlen können. Josef Acker-

mann trägt als oberster Bankenlobbyist und Deutsche-Bank-Chef auch eine persönliche Verantwor-

tung dafür, dass Menschen Hunger leiden“, erklärte foodwatch-Geschäftsführer Thilo Bode. „Die

unverantwortliche Zockerei im globalen Rohstoff-Kasino muss durch klare Spielregeln eingedämmt

werden. Doch anstatt wirksam zu regulieren, gibt die Politik den Tanzbären der Banken. Auch Ver-

braucherministerin Ilse Aigner hat ihre Forderung nach Maßnahmen gegen Nahrungsmittelspekula-

tionen immer weiter abgeschwächt. Offenbar hat ihr die Agrarlobby eingeflüstert, dass steigende

Preise doch eigentlich ganz prima sind.“

Für die Arbeit an dem Report konnte foodwatch den Wirtschaftsjournalisten und Buchautor

Harald Schumann gewinnen, der sich sechs Monate lang von seiner Redakteursstelle beim Ta-

gesspiegel freistellen ließ.

Link:

E-Mail-Aktion „HÄNDE WEG VOM ACKER, MANN!“: http://www.haende-weg-vom-acker-mann.de

Redaktioneller Hinweis:

Der foodwatch-Report zum Download: www.foodwatch.de/report-spekulation

Bildmaterial zum Thema können Sie unter www.foodwatch.de/material-spekulation herunterla-

den.

Pressekontakt:

foodwatch e.V.

Martin Rücker

E-Mail: [email protected]

Tel.: +49 (0)30 / 24 04 76 - 19

Fax: +49 (0)30 / 24 04 76 - 26

Page 3: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de

Seite 1 von 2

foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • [email protected] • www.foodwatch.de

foodwatch-Report „Die Hungermacher“: Kurz-Zusammenfassung

Ein gewisses Maß an Spekulation ist nützlich: Um Planungssicherheit zu erhalten, schlie-

ßen z.B. Agrarhändler Verträge („Futures“) über Warenlieferungen zu einem festen Preis

und einem festen Termin in der Zukunft ab. Spekulanten, die kein Interesse an einer Waren-

lieferung haben, aber mit solchen Futures auf steigende oder fallende Preise wetten, führen

dem Markt Liquidität zu und tragen somit zur Preisstabilität bei. Bis zur Jahrtausendwende

wurde das Gros der Future-Verträge von Produzenten und Verarbeitern geschlossen, um

sich dadurch gegen Preisschwankungen abzusichern.

Nach dem Platzen der „Dotcom-Blase“ haben Banken spekulative Rohstoffe-Papiere for-

ciert und massiv beworben. Sie gelten als sichere Anlage, da das Angebot begrenzt ist und

die Nachfrage angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung zunimmt. Die große Deregulie-

rung um die Jahrtausendwende hat den Rohstoff-Handel für institutionelle Anleger wie In-

dex-Investoren attraktiv gemacht. Sie haben kein Interesse an Preisstabilität für den physi-

schen Rohstoffhandel, sondern nur an langfristiger Rendite. Gleichzeitig wurden dadurch die

Rohstoffbörsen an die Entwicklung der Finanzmärkte gekoppelt: Faktoren wie Zinshöhe, Ri-

sikobereitschaft oder fallende Aktienkurse treiben die Preise für Rohstoffe, unabhängig von

Angebot und Nachfrage der physischen Ware.

Mittlerweile hat das das Ausmaß der Spekulation überhandgenommen: So lag der Anteil

der zu rein spekulativen Zwecken gehaltenen Weizen-Kontrakte an der Chicagoer Börse

(CBOT) bis 1999 bei 20 bis 30 Prozent – heute beträgt er bis zu 80 Prozent. Anleger haben

bislang 600 Milliarden Dollar an den Rohstoffbörsen investiert – das entspricht etwa einem

Zehntel des Wertes aller weltweit gehandelten Aktien. Dabei ist die Zahl der gehandelten Fu-

tures völlig unabhängig von den verfügbaren Mengen der physischen Ware und überschrei-

tet diese um ein Vielfaches. So betrug zum Beispiel das Volumen der gezeichneten Futures

auf Weizen der Sorte „Soft Red Winter“ in Chicago im März 2011 rund 76 Millionen Tonnen

– das entspricht dem 8,5-fachen der Jahresernte von rund 9 Millionen Tonnen.

Die Preise von Morgen machen die Preise von Heute: Es gibt erdrückende Belege dafür,

dass der Future-Preis, also der Kurs der nächst-fälligen Kontrakte für eine nur virtuelle Roh-

stofflieferung, die Preise auf den Spotmärkten beeinflussen, wo diese Rohstoffe tatsächlich

gehandelt werden. Getreidebauern verkaufen ihre Ware in der Gegenwart zum Future-Preis

– einen niedrigeren Preis zu verlangen, wäre ökonomisch unsinnig, für einen höheren Preis

würden sie dagegen keine Käufer finden. Wissenschaftliche Auswertungen der in den USA

erhobenen Börsendaten zeigen, dass die anwachsende Kapitalanlage auf den Rohstoffmärk-

Page 4: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de

Seite 2 von 2

foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • [email protected] • www.foodwatch.de

ten Getreide, Speiseöl und Benzin über lange Phasen von bis zu einem Jahr um bis zu 25

Prozent verteuert.

Durch spekulative Anleger hat auch die Volatilität zugenommen, also Ausmaß und Fre-

quenz der Preisschwankungen. So schwankten die Preise für Weizen-Futures in Chicago bis

2004 in der Regel nur um bis zu 30 Prozent übers Jahr – seit dem Einstieg der Indexfonds

sind Ausschläge von bis zu 70 Prozent gang und gäbe.

Indexfonds missbrauchen den Handel mit Rohstoff-Futures für die Kapitalanlage. Sie spe-

kulieren auf langfristig steigende Preise und investieren daher nur in Kaufkontrakte („long-

only“). Dadurch sorgen sie für eine künstliche, virtuelle Nachfrage, die die tatsächlichen

Preise für die Rohstoffe steigen lässt.

Banken haben kein Interesse an Regulierung. Sie profitieren über Gebühren immer und

ohne jedes Risiko von der Spekulation mit Nahrung, unabhängig davon, wie sich die Preise

entwickeln und ob ihre Kunden mit den Papieren Gewinn oder Verlust machen. Wie lukrativ

Rohstoffspekulation ist, zeigt auch die Tatsache, dass Finanzkonzerne wie Morgan Stanley,

JP Morgan, Goldman Sachs oder die Deutsche Bank in den physischen Rohstoffhandel ein-

gestiegen sind und Tanker, Pipelines und Lagerhäuser betreiben.

Auch Wetten auf Öl treiben Nahrungsmittelpreise nach oben. Dass der Ölpreis in hohem

Maße durch Spekulation und nicht allein durch Angebot und Nachfrage beeinflusst wird, gilt

als unbestritten. Die Ölpreise aber schlagen durch Ausgaben für Treibstoff und Mineraldün-

ger direkt auf die Kosten der Getreideproduktion und -vermarktung durch.

Steigende Preise verursachen Hunger: Wenn Menschen in den ärmsten Ländern 80 Pro-

zent ihres Einkommens für Lebensmittel ausgeben müssen, können sie bei Preissteigerun-

gen Nahrung nicht mehr bezahlen. Die Weltbank schätzt, dass während der Hochpreisphase

2007/08 an die 100 Millionen Menschen zusätzlich Hunger litten, weil sie die höheren Prei-

se nicht mehr bezahlen konnten. Und 2011 lagen die Preise für die drei wichtigsten Getrei-

desorten Weizen, Mais und Reis im weltweiten Durchschnitt inflationsbereinigt um 150 Pro-

zent über denen im Jahr 2000.

Das Handeln der Banken steht im Widerspruch zu ihren selbst-postulierten Ansprüchen.

So bezeichnet es die Deutsche Bank in ihrem CSR-Report als „Priorität“, „sozial und ökolo-

gisch möglichst verantwortungsvoll zu handeln“.

Angesichts der Belege für die schädliche Wirkung der Nahrungsmittelspekulation ist die

europäische Politik sogar verpflichtet, aktiv zu werden: Das Vorsorgeprinzip ist Teil des eu-

ropäischen Grundrechts (Lissabon-Vertrag) – es schreibt bereits bei Hinweisen auf Gefahren

für Leib und Leben vorsorgendes Handeln vor.

Page 5: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de

Seite 1 von 1

foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • [email protected] • www.foodwatch.de

E-Mail-Aktion: HÄNDE WEG VOM ACKER, MANN! – Spekulation mit Nahrungsmitteln stoppen

Link zur Aktion: www.haende-weg-vom-acker-mann.de

Widgets und Banner zum Einbinden unter www.foodwatch.de/banner

Screenshot:

Page 6: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de

Seite 1 von 2

foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • [email protected] • www.foodwatch.de

foodwatch-Forderungen

1. Wirksame Positionslimits einführen

Der Einfluss der Finanzanleger auf die Preisentwicklung von Rohstoffen muss zurückgedrängt

werden. Dazu muss die absolute Zahl der zum Zweck der Spekulation geschlossenen Waren-

terminverträge auf maximal 30 Prozent aller gehandelten Futures begrenzt, das heißt, es müs-

sen Positionslimits definiert werden. Der amerikanische Kongress hat mit der im Juli 2010 ver-

abschiedeten Reform der Finanzmarktgesetze die zuständige Aufsichtsbehörde bereits beauf-

tragt, solche Positionslimits zu erlassen. Eine vergleichbare Gesetzgebung gibt es dagegen in

der Europäischen Union bisher nicht. Die anstehende Reform der EU-Richtlinie über die Märkte

für Finanzinstrumente (MiFID) eröffnet aber die Möglichkeit, solche Positionsgrenzen auch an

den europäischen Rohstoffbörsen zwingend vorzuschreiben. foodwatch fordert daher die Bun-

desregierung auf, sich dem Votum des Europäischen Parlaments anzuschließen und gegenüber

der EU-Kommission und den Regierungen der übrigen EU-Staaten auf die Einführung von wirk-

samen Positionslimits für den Handel mit Rohstoff-Futures zu dringen.

2. Institutionelle Investoren vom Rohstoffgeschäft ausschließen

Ob Positionsgrenzen allein die Spekulation ausreichend zurückdrängen, ist keineswegs sicher.

Um sie wirksam einzusetzen, müssen die Aufsichtsbehörden klar unterscheiden können, welche

Transaktionen nur für spekulative Zwecke gezeichnet werden und welche der Preissicherung für

den Handel mit der physischen Ware dienen. Diese Unterscheidung wird zusehends schwieriger,

weil auch Finanzkonzerne wie Morgan Stanley, Deutsche Bank oder Goldman Sachs mittlerweile

in den physischen Handel eingestiegen sind, während Ölkonzerne wie Shell und BP sowie die

großen Getreidehandelsunternehmen Cargill, Bunge und ADM ihrerseits auch im Geschäft mit

spekulativen Finanzanlagen auf dem Rohstoffmarkt operieren. Darum ist es notwendig, zusätz-

lich auch die Kapitalquellen für die Rohstoffspekulation trockenzulegen. Die größten Anlagen

zeichnen Pensionsfonds, Versicherungen und die Verwalter von Stiftungsvermögen. foodwatch

fordert die EU-Kommission und die Bundesregierung daher auf, die ohnehin bestehenden Auf-

lagen für solche institutionellen Investoren durch ein Verbot der Anlage in Rohstoffderivaten zu

ergänzen.

Page 7: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de

Seite 2 von 2

foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • [email protected] • www.foodwatch.de

3. Publikumsfonds und Zertifikate für Rohstoffe verbieten

Nicht minder fragwürdig sind die Publikumsfonds und zahllosen Zertifikate, welche die Finanz-

industrie für individuelle Anleger aufgelegt hat, um diese an der Rohstoffspekulation zu beteili-

gen. Diese „Exchange Traded Funds“ (ETF) und „Exchange Traded Notes“ (ETN) leiten mehr als

100 Milliarden Dollar und Euro auf die Rohstoffmärkte, ohne irgendeinen volkswirtschaftlichen

Nutzen zu erzeugen. Stattdessen beteiligen sie Hunderttausende von Anlegern an einem ethisch

und rechtlich unhaltbaren Wettspiel, das für die Armutsbevölkerung in vielen Ländern der Welt

verheerende Folgen hat. foodwatch fordert die Gesetzgeber in Europa auf, den Emittenten von

Rohstofffonds und -zertifikaten zumindest die Anlage in Agrar- und Energierohstoffen zu verbie-

ten.

4. Banken müssen auf Nahrungsmittelspekulation verzichten

Die großen Banken wie Goldman Sachs und Deutsche Bank waren die entscheidenden Akteure

bei der Einführung von Rohstoff-Indizes und tragen mit den verschiedensten Rohstofffonds und

anderen Angeboten zu den schädlichen Preissteigerungen an den Rohstoffbörsen bei.

foodwatch fordert, dass die großen Finanzinstitutionen ihrer selbst postulierten gesellschaftli-

chen Verantwortung, „ … sozial und ökologisch möglichst verantwortungsvoll zu handeln ...“

(Deutsche Bank, CSR-Bericht 2010), gerecht werden. foodwatch fordert die großen Banken auf,

als ersten, vorsorglichen Schritt auf die Spekulation mit Nahrungsmittelrohstoffen wie Soja, Mais

und Weizen in ihren Angeboten zu verzichten.

Page 8: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de
Page 9: Pressemitteilung foodwatch-Report: …...2011/10/18  · Seite 1 von 2 foodwatch e.v. • brunnenstraße 181 • 10119 berlin • fon +49 (0)30 - 240 476 - 19 • fax - 26 • presse@foodwatch.de