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Primary School in Namdo Impressionen vom Schulbesuch Herbst 2011 Genau 8 Tage brauchten wir (vom Vorstand Jacqueline Grieder und Sonngard Trindler) und uns begleitende Freunde, um von Kathmandu aus die vom Verein unterhaltene Primarschule in Namdo/Upper Dolpo zu erreichen. Das Upper Dolpo zählt zu den höchst gelegenen, dauerhaft bewohnten Gebieten der Erde und ist nur über mindestens 5000 m hohe Pässe zugänglich. Das heisst, unsere Schulbesuche sind eine echte Herausforderung, einmal an die Kondition, aber auch mental! Der Anmarsch ist jeweils nicht nur anstrengend, sondern zum Teil auch recht abenteuerlich, ausserdem lässt man alle hier selbstverständlichen An- nehmlichkeiten wie Strom, fliessendes Wasser, Dusche, Strassen, Telefon, ärzt- liche Versorgung etc. hinter sich. Seit 2 Jahren trägt der Schulverein die Verantwortung für die Primary School in Namdo. Diesmal hatten wir im Lower Dolpo wegen starker Regenfälle eine Reihe Erdrutsche zu überklettern, was aber für die Mulis mit allem Gepäck nicht möglich war. Nur dank der guten Ortskenntnis und Findigkeit unseres lokalen Muliführers sind die Tiere mit Zelten und Gepäck jeweils angekommen. Das Upper Dolpo – nördlich der 8000er Bergkette gelegen – ist dann zum Glück für Reisende ein trockeneres Gebiet. Schulverein Lo-Manthang · Eggmattweg 10 · CH–4312 Magden · 061 841 28 51

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Page 1: Primary School in Namdo Impressionen vom …Primary School in Namdo Impressionen vom Schulbesuch Herbst 2011 Genau 8 Tage brauchten wir (vom Vorstand Jacqueline Grieder und Sonngard

Primary School in NamdoImpressionen vom Schulbesuch

Herbst 2011

Genau 8 Tage brauchten wir (vom Vorstand Jacqueline Grieder und SonngardTrindler) und uns begleitende Freunde, um von Kathmandu aus die vom Vereinunterhaltene Primarschule in Namdo/Upper Dolpo zu erreichen. Das UpperDolpo zählt zu den höchst gelegenen, dauerhaft bewohnten Gebieten der Erdeund ist nur über mindestens 5000 m hohe Pässe zugänglich. Das heisst, unsereSchulbesuche sind eine echte Herausforderung, einmal an die Kondition, aberauch mental! Der Anmarsch ist jeweils nicht nur anstrengend, sondern zum Teilauch recht abenteuerlich, ausserdem lässt man alle hier selbstverständlichen An-nehmlichkeiten wie Strom, fliessendes Wasser, Dusche, Strassen, Telefon, ärzt-liche Versorgung etc. hinter sich.

Seit 2 Jahren trägt der Schulverein die Verantwortung für die Primary School inNamdo. Diesmal hatten wir im Lower Dolpo wegen starker Regenfälle eineReihe Erdrutsche zu überklettern, was aber für die Mulis mit allem Gepäck nichtmöglich war. Nur dank der guten Ortskenntnis und Findigkeit unseres lokalenMuliführers sind die Tiere mit Zelten und Gepäck jeweils angekommen. DasUpper Dolpo – nördlich der 8000er Bergkette gelegen – ist dann zum Glück fürReisende ein trockeneres Gebiet.

Schulverein Lo-Manthang · Eggmattweg 10 · CH–4312 Magden · 06184128 51

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Die Sterblichkeitsquote ist sehr hoch. Nach derStatistik von „One Heart“ sterben bei der Geburtund in den ersten Lebensmonaten ca 50%(!) derKinder – aber auch viele Mütter.

Der nepalesische Staat ist im Upper Dolpo kaum prä-sent, obwohl es der grösste Distrikt des Landes ist.Aber er bezahlt die Gehälter für 2 Nepali-Lehrer ander Schule. Die Primary School in Namdo ist also halb-privat geführt. Alle weiteren Lehrergehälter, das Schul-material und die Transportkosten bezahlt der Verein.Da alles, wirklich alles, im südlichen Nepal eingekauftwerden muss, fallen bei den Rechnungen die Trans-portkosten sehr ins Gewicht. Es gibt keine Strassen,auch in den umliegenden Distrikten nicht. D. h., dassalles Material von Büchern bis zu Nahrungs mitteln mitKleinflugzeugen eingeflogen wird – nahe dem Dis-trikthauptort Dunai gibt es eine Art Flugplatz - undvon dort wird alles mit Yakkarawanen ins Dorf Namdotransportiert. Die Grenze zum nahen Tibet wird vonChina aus nur jedes Jahr für 15 Tage geöffnet. Dannkann Handel getrieben werden!

Die Bevölkerung des Upper Dolpo spricht tibetisch,und sie sind Buddhisten. Viele sind Analphabeten undsprechen nicht die Landessprache Nepali. Für die Zu-kunft der Kinder ist es unerlässlich, dass sie auch dieLandes- genauer gesagt Amtssprache Nepali beherr-schen. Da zum nepalesischen Lehrplan auch von An-fang an das Englisch gehört, lernen die Kinder 3Sprachen und 3 Schriften zugleich!

Dass die Eltern der SchülerInnen uns Pferde ent-gegen schickten, haben wir dankbar angenom-men, auch wenn uns schon nach einem Tag inden harten Sätteln (Holzgestelle mit Decken) derPo weh tat und es manchmal, wenn der Pfad sichbesonders steil empor wand, etwas Überwindungkostete und man sich sagen musste: Mein Pferdwird wohl wissen, wie es die Füsse setzt!

Am Dorfeingang zu Namdo waren Teppiche zumSitzen ausgelegt, und wir wurden von den Elternder Kinder mit Tee empfangen. Obwohl es mittenin der Erntezeit war, hatten sich die Eltern Zeit ge-nommen. Schon an diesem ersten Treffen, nochohne Lehrer oder Schulkomitee, wurde deutlich,wo die Wünsche und Sorgen der Bevölkerung lie-gen. Das sind a) ein kontinuierlicher Schulbetrieb,b) die Möglichkeit des Besuches einer Sekundar-schule für begabtere Kinder, was aber nur mit In-ternatsbesuch möglich ist und c) der Wunschnach minimalster medizinischer Versorgung, d.h.eine ausgebildete Krankenschwester als eine ArtGemeindeschwester (so wie früher in der Schweizgehandhabt) einzustellen.

im Unterricht

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Wir haben uns zum Teil in den Unterricht einge-klinkt mit einfachen Singspielen, Spielen an derTafel, mit mitgebrachten Dominos, Würfeln undMemories etc.Unsere Zeit war ausgefüllt mit Unterricht, vielenoffiziellen Sitzungen und noch mehr interessan-ten Begegnungen und Gesprächen am Randealles Geschehens. Die Wünsche und Sorgen der Dorfbewohnerhabe ich schon weiter oben genannt. Ein grossesProblem ist, dass die Kinder zuhause, auf demFeld und bei den Herden als Arbeitskräfte ge-braucht werden. Hier suchen alle Beteiligten nachLösungen.

Die Lehrer hätten gern einen etwas bequemerenAufenthaltsraum mit Tisch. Momentan sitzen alleimmer um den Herd herum. Das hat allerdingsden Vorteil, dass es warm ist. Das Holz für neueRäume ist schon vorhanden, der Rohbau stehtauch – aber der Schreiner ist nicht erschienen.

Die Schule ist gut geführt. Tashi Wangyal, deralles Administrative erledigt, ist sehr verlässlich.Die meisten Lehrkräfte kommen schon seit Jah-ren, ein gutes Zeichen.

Aber auch wir haben unsere Sorgen und Wün-sche formuliert. Da ist einmal die grosse, anhal-tende Sorge der Finanzierung. Wie bekommenwir die jährlich nötige Summe zusammen? Immerwieder haben wir die Frage gestellt: was tragt ihrvon eurer Seite bei? Das „Giesskannenprinzip“halten wir für gefährlich. Die Eltern aus Namdosorgen für den Unterhalt der Schule und beteili-gen sich auch an Neubauten, sie liefern Lehmzie-gel (ungebrannte) und renovieren die Schulejeweils. Holz allerdings (Tür- und Fensterrahmen)muss im Tiefland organisiert und teuer ins Hoch-land transportiert werden. Zwei Tage pro Schul-jahr muss jedes Elternteil kostenlos arbeiten.

Aus Anlass unseres Besuches wurde ein Schulfestorganisiert. Schon früh am Morgen kamen dieMitglieder des Schulkommittees und die Elternzur Vorbereitung. Zuerst wurde eine Geiss ge-schlachtet. Ich habe über Stunden da gesessenund nur auf mich wirken lassen, was alles sorundum lief, zum Teil kam ich mir vor wie ineinem Historienfilm. Kinder brachten in KiepenDung zum Anheizen, aber auch Kartoffeln, Yak-milch, Spinat etc wurden abgegeben. Und immersind alle dabei, Babies wie ganz alte. Schliesslichmusste für rund 100 Leute gekocht werden.Um 13.00 Uhr war es dann so weit, es gab einFestessen für alle: jeder erhielt 2-3 Stücke Fleisch,etwas Gemüse und Reis und Tee. Für ein Gebiet,wo die Bewohner mehrheitlich unter der Armuts-grenze leben, wo im Winter oft gehungert wird,ein wahrhaft üppiges Essen! Danach begannendie Spiele und Tänze. Nach den Kindern tanztendie Erwachsenen – jede Altersstufe – und zwaranhaltend bis in die Nacht.

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Als Spiele gab es Sackhüpfen, Schubkarre-laufen,„Die Reise nach Jerusalem“ (mit Steinen anstellevon Stühlen) und vieles mehr, das uns von früherals Spiele bekannt war. Begeistert feuerten die Eltern ihre Kinder an.

Während des Schulfestes sagte der Distriktvor-steher zu uns: Alle Menschen haben Wünscheund Träume, und die hätte er natürlich auch ge-habt. Aber selbst in seinen kühnsten Träumenhätte er sich nicht vorstellen können, dass mal einKind aus dem Upper Dolpo die Chance hätte,Lehrer oder Krankenschwester zu werden!

Es ist sehr wichtig für die Dorfbewohner, zu rea-lisieren, dass auch ihre Kinder eine Zukunfthaben! Vom Verein aus werden wir uns gezieltfür die Anstellung einer Krankenschwester enga-gieren, zumal eine junge Frau aus Namdo imkommenden Jahr ihre Ausbildung abschliesst.

Alle lassen herzlich grüssen und danken für IhreUnterstützung. Auch wir schliessen uns demDank an.

Magden, im November 2011Sonngard Trindler

MittagspauseAuf dem Schulweg

Fotos: J. G

riede

r, S. und

P. T

rindler

Kochen fürs Schulfest