prisma 321 - Afrika

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Das Magazin der Studierenden der Universität St. Gallen April 2009 Nummer 321 Afrika

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Das Magazin der Studierenden der Universität St. GallenApril 2009 Nummer 321

Afrika

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3 prisma – April 2009

EditoriAlSchwarz und Weiss

Afrika – ein Kontinent, den wir überwiegend als Quelle schlech-

ter Nachrichten wahrnehmen. Täglich vermitteln uns die Medien ein Bild des Schreckens: Naturkatastrophen, Diktaturen, Verarmung, Hunger, Aids, Bürgerkriege, Staatszerfall, Flüchtlings-ströme, Kriminalität, bedrohliches Be-völkerungswachstum, wachsende Aus-landsverschuldung, schrumpfendes Sozialprodukt, hohe Kindersterblich-keit, niedrige Lebenserwartung, rekord-verdächtige Inflationsraten. Sie malen ein Bild des «Schwarzen Kontinents» – vor allem schwarz hinsichtlich der Zu-kunftsperspektiven.

Doch es gibt auch ein anderes Afri-ka: das Afrika der Vielfalt, Offenheit, Schönheit, Natürlichkeit und Lebens-freude. So werden in Afrika beispielswei-se über 1‘000 eigenständige Sprachen gesprochen – Dialekte nicht eingerech-net. Namibia beispielsweise, das frühere Deutsch-Südwestafrika, ist ein multilin-guales Land, wobei Deutsch eine aner-kannte Nationalsprache und eine der weitverbreitetsten Verkehrssprachen ist. Was manch ein Schweizer, Deut-scher oder Österreicher vielleicht gar nicht denken würde: Deutsch ist Haupt- oder Muttersprache von über 20‘000 Namibiern, auch von älteren Schwarz-namibiern. Zudem sprechen mehrere Hunderttausend Namibier Deutsch als Zweitsprache.

Die schönen Seiten Afrikas blei-ben in der medialen Berichterstattung leider oft im Dunkeln. Und meist wird

aus der Perspektive berichtet, was Afri-ka «macht» oder «nicht macht» – der Westen als Zuschauer. Dass wir aber historisch an vielem mitschuldig sind, kann nicht weggeredet werden: Die künstlichen Grenzziehungen der Ko-lonialzeit haben verhindert, dass die afrikanischen Staaten ein Nationalge-fühl entwickeln konnten. Dies und eine einseitig ausgerichtete Exportwirtschaft haben sicherlich nicht wenig zur insta-bilen politischen Lage, der Bildung vie-ler autoritärer Regimes und der vorherr-schenden Korruption beigetragen. Zwar hört man immer wieder mal von der De-pendenz- und der Modernisierungsthe-orie – v. a. an der Uni –, aber doch eher selten und oberflächlich. Interessieren wir uns überhaupt ernsthaft für Afrika oder haben viele diesen Kontinent schon aufgegeben und schauen nur noch (dem Untergang) zu?

In mancherlei Hinsicht macht es den Anschein. So fällt dem Papst auf sei-ner Afrika-Reise im März nichts Besseres ein, als den Gebrauch von Kondomen zu verurteilen. Nobelpreisträger sind nicht besser: So hat James Watson im Oktober 2007 in einem Interview in der «Sunday Times» gesagt, dass er die Zukunft Afri-kas äusserst pessimistisch sehe, denn «alle unsere Sozialpolitiken basieren auf der Annahme, dass ihre Intelligenz die-selbe ist wie unsere – obwohl alle Tests sagen, dass dies nicht wirklich so ist». Es stellte sich dann jedoch schnell heraus, dass diese Meinung eher persönlicher Natur als wissenschaftlich fundiert war. Ironischerweise wurde im Nachhinein

ebenfalls festgestellt, dass James Watson 16-mal mehr Gene von dunkelhäutigen Vorfahren besitzt als ein durchschnitt-licher weisser Europäer; Watson hat anscheinend dunkelhäutige Vorfahren gehabt. Nicht sehr intelligent also, seine Aussage.

In dieser Ausgabe wollen wir euch einladen, Afrika neu zu sehen. Unser Ressortleiter «Thema» stellt die Flücht-lingsproblematik aus einer etwas ande-ren Sicht dar. Passend dazu gibt es auch diesmal ein Doppelbild in der Heftmitte. Zwei prisma-Redaktoren berichten über ihre Erfahrungen in Südafrika, jeder aus seinem eigenen Blickwinkel. Schliess-lich schildert ein HSG-Student seine Reiseerlebnisse in Uganda.

Zum Schluss: Hast du gemeint, es würden zwei verschiedene prismas auf-liegen? Es ist das gleiche – jedenfalls inhaltlich. Wir haben diesmal je die Hälfte der Auflage mit einem anderen Cover drucken lassen – die beiden unter-schiedlichen Umschlagfotos verkörpern zwei Blickwinkel. Welches Heft hast du instinktiv genommen? Ich lade dich ein, darüber nachzudenken, weshalb. Vorur-teile, Erwartungen? Obwohl nur das Bild auf dem Umschlag anders ist: Vielleicht ist das Lektüreerlebnis je nach Titelfoto ebenfalls anders.

[email protected]

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A ktuell89

TerminkalenderKurzmeldungen

T hema32343639

Wir blenden Probleme ausBild von José PalazónSüdafrika – Rainbow NationUganda hautnah erlebt

S tudentenschaft12

15

StuPa-WahlenWG-ContestFreibierFokus: Sebastian Bekemeier

3 60°424344

4648

5052

KunstmarktkolumneRätselspassVon alten Meistern, neuen Quacksalbern und grössenwahnsinnigen KulturredaktorenAustausch in ParisIntelligentes studentisches Recruiting – Jobzippers«Kacke ist auch schön»Die Liste

C ampus182021

22 23 24 25 26 27 28 30

HSG-EliteFeiern für die gute SacheDr. Prediger gibt AuskunftBiancas SenftubeDie Schweiz, der LuxuswagenForum? Find ich dufte.Kalt ist cool – Segeln im GrenzbereichDer Weg der leeren HandDa liegen die Hasen im PfefferWenn aus Ideen Strategien werdenTrends aus der IT-WeltDurch Fallen lernt man gehen

M enschen5456586062

Herausgepickt: Andrea Forrerprisma-KochwettbewerbPartypicturesProfs privat: Christoph FreiHans Rüttimann

365666667

EditorialLeserbrief

Das GerüchtHeftvorschau

Zuckerbrot & Peitsche

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5 prisma – April 2009

Seite 36 Was ist los mit dem Schwarzen Kon-tinent? Man hört ja meist nur Dinge,

die Übles vermuten lassen. Aber selbst vor Ort waren nur die wenigsten. Sarah Umbricht und Raffael Hirt hatten die Möglich-keit, sich selbst ein Bild von der Lage zu machen. Daraus ist für diese Ausgabe eine Darstellung dieser anderen Alltagsrealität entstanden, die beide erfahren und schätzen gelernt haben.

Südafrika – Rainbow Nation

Seite 52 Vorbei mit Langeweile! Ob Natur- freund oder Schluckspecht, in St. Gal-

len kann jeder auf seine Kosten kommen. Valentin Diem bie-tet einige Optionen, wie man seine Freizeit gestalten könnte.

Die Liste

Hans Rüttimann

Seite 62 Seit zwanzig Jahren hilft Hans Rüttimann den Professoren dabei,

ihre Präsentationen zum Laufen zu bringen. Im April geht die HSG-Legende in den Ruhestand. Ob und wie es die HSG ohne ihn schafft, erfahrt ihr im exklusiven und letzten Interview.

ImpressumAusgabe 321, April 2009Studentenschaft Universität St. Gallen

Redaktion prismaOberer Graben 3, 9000 St. Gallen071 220 37 [email protected]

Präsident: Michael Tschumi Chefredaktor: Franco BuehlmannStv. Chefredaktor: Jeffrey Vögeli

Finanzen: Till RahnAktuell: Tobias Kucera Campus: Matthias MirbethThema: Marcel Graf360°: Valentin DiemMenschen: Sebastian ElkeLayoutleitung: Sarah SchranzLayout: Bianca Liegmann, Michael Pum, Sarah Schranz, Anselm Ivanovas Cartoon: Moritz Runge

Anzeigenregie: Metrocomm AG, Zürcherstrasse 170, 9014 St. Gallen, 071 272 80 50Druck: Druckerei Flawil AG, 071 394 96 96Lektorat: Monika Kü[email protected]

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugsweise, nur mit Genehmi-gung der Redaktion.

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Inserat wird von Metrocomm nachgeliefert

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TerminkalenderKurzmeldungen

A ktuellTerminkalenderKurzmeldungen

89

A ktuell

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8 prisma – April 2009 A

Spelteriniplatz

Zirkus Knie

30. April-6. Mai

Terminkalender

B-Foyer

ESPRIT-Infostand

14. April

22.00 Elephant Club

Vote! Party

15. April

ESPRIT-Infoabend

16. April

Pfeil rechts bedeutet: Mehr Infos dazu unter Kurznachrichten

Legende

Die Vollständigkeit und Korrektheit der Angaben ist ohne Gewähr.!

Beachvolleyballfeld

Beachvolleyball Fun-Turnier

21. April

Beachvolleyballfeld

Beachvolleyball Pro-Turnier

23. April

18.00 ganze Stadt

Honky Tonk Festival

24. April

19.00 Audimax

Kino an der Uni

27. AprilUni St. Gallen

StuPa-Wahlen

20.-23. April

Lokremise

Stummfilmfestival

17.-19. April

Kunstrasenplatz

HSG-Fussballturnier

17. April

Golfclub Waldkirch

HSG-Golfturnier

20.00 Hotel Einstein

Peter Kurer im Dialog Klub

17. AprilDeadline Anmeldung Sommerprü-fungen 2009

24. AprilDeadline Anmeldung Herbstsemes-ter 2009

18.00 Audimax

Diskussion zum Thema: «HSG = Elite»

28. April

20.00 Christkatholische Kirche

UniChor Konzert

12. Mai

22.00 Elephant Club

Semesterend-Party

13. Mai

22.00 Backstage

Charity Party CEMS

30. April

18.15 09-011

Daniel Vasella im Dialog Klub

11. Mai

20.30 Grabenhalle

Studententheater «HASEHASE»

10.-19. Mai

22.00 Backstage Club

Rüttimann Abschiedsparty

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9 prisma – April 2009A

Die Kapitäne Peter Kurer und Daniel Vasella im Dia-log Klub

Die Wirtschaft bleibt auch im Jahr 2009 ein stürmisches Gewässer. Der Dialog Klub begrüsst als nächste Ge-sprächspartner Personen, die als Mana-ger mitten im Sturm navigieren:

Am 23. April ist UBS-Verwaltungs-ratspräsident (dann a. D.) Peter Kurer zu Gast, der im letzten Jahr die schwierige Aufgabe hatte, die Grossbank UBS aus dem Beinahe-Crash wieder auf sicheres Terrain zu führen. Am 11. Mai folgt dann das Gespräch mit Daniel Vasella, Chair-man und CEO von Novartis, ein erfolg-reicher und bekannter Konzernlenker aus der Realindustrie.

Die Veranstaltungen sind öffentlich, die Platzanzahl ist jedoch beschränkt, der Eintritt ist frei. Details werden auf www.dialogklub.ch publiziert. Bei gros-sem Andrang haben Mitglieder den Vor-rang.

Studentisches Effektenfo-rum – Recruiting

Das Effektenforum hat in den letzten Jahren eine Vielzahl interessanter Events an der Universität St. Gallen durchge-führt. Unter anderem wurden ein Bör-sensimulationsspiel, Gastvorträge von führenden Firmenpersönlichkeiten und Finanzinstitutionen, ein Tradingfloor-besuch und noch einige weitere Events für die Studenten durchgeführt. Unser Ziel ist es, ein vielfältiges Spektrum an Aktivitäten für die Studenten und Aufga-ben für die Mitglieder zu bieten, welche den Themenbereich der Finanz- und Kapitalmärkte näher bringen. Ausser-dem stellt das Effektenforum mit dem Reuters DataRoom einen kostenlosen Zugang zu Real-Time-Finanzmarktdaten zur Verfügung. Um in Zukunft weiterhin erfolgreich gute Events an der Univer-sität durchführen zu können, sucht das Studentische Effektenforum nun nach neuen motivierten Mitgliedern, welche

unsere Interessen teilen. Schicke jetzt deinen CV an [email protected] und melde dich an!

ELSA goes abroad: Karlsru-he

ELSA, die Jus-Vereinigung an der Uni St. Gallen, organisiert regelmässig Veranstaltungen mit juristischem und gesellschaftlichem Hintergrund. Als absoluter Höhepunkt steht auch dieses Jahr die ELSA-Reise auf dem Programm: Vom 8. bis 10. Mai 2009 reisen wir nach Karlsruhe (D) und lassen uns dort durch das Bundesverfassungsgericht führen. Neben dem Besuch einer Anwaltskanz-lei und einer Stadtrundfahrt bleibt auch Zeit, um die Stadt auf eigene Faust zu erkunden, oder für eine Kanufahrt auf dem Rhein. Natürlich soll auch der Aus-gang nicht zu kurz kommen! Verpasse die ELSA-Reise auf keinen Fall und mel-de dich daher umgehend an unter www.elsa-stgallen.org. Dort erhältst du auch weitere Informationen zum Programm. Für Fragen stehen wir dir jederzeit unter [email protected] zur Verfügung. Auch Nicht-Mitglieder sind herzlich willkommen!

ESPRIT St. Gallen sucht Assessment-Studenten

Seit über 20 Jahren betreibt unser studentischer Verein an der Universität St. Gallen Unternehmensberatung. Mit individuellen, kreativen und kostengün-stigen Lösungen erreichen wir eine sehr hohe Zufriedenheit unserer Kunden. Gleichzeitig erhalten Studierende die Möglichkeit, ihre in Vorlesungen und Seminaren erworbenen Kenntnisse in die Praxis umzusetzen.

Damit wir auch in Zukunft erfolg-reich Geschichte schreiben können, sind wir ständig auf der Suche nach neuen begeisterungsfähigen und tat-kräftigen Teammitgliedern. Das nächste Recruiting findet in diesem Frühjahr für alle Studierenden der Assessmentstufe statt. Beim Infostand am Dienstag, 14. April, steht das ESPRIT-Team allen Inte-

ressierten für Fragen zur Verfügung und am Donnerstag, 16. April, veranstalten wir zusätzlich einen Infoabend.

Weiterführende Informationen zu unserer Organisation und den Projekten von ESPRIT St. Gallen finden sich auf unserer Homepage www.espritsg.ch

Bist du sozialkompetent?Neben der Ausbildung an der HSG

ist es für Studierende ausserordentlich wichtig, eine verantwortungsbewusste Sozialkompetenz zu besitzen, um im Arbeitsalltag nach ethisch-moralischen Maximen handeln und führen zu kön-nen.

Der Malteser Hospitaldienst be-zweckt als einziger sozial-aktiver Verein an der Universität die Unterstützung armer, kranker und anderer bedürftiger Menschen. Er ist für alle Studierenden und Nichtstudierenden der Region St. Gallen zugänglich, die sich der Hilfe am Mitmenschen verpflichtet fühlen. Die Mitglieder erkennen dabei, dass es ne-ben der eigenen Karriere auch andere Menschen zu achten gilt, die auf unsere Aufmerksamkeit und Hilfe angewiesen sind. Malteser Hospitaldienst an der Universität St. Gallen (MHD)

E-Mail: [email protected]

oikos Sustainability Award 2009 geht an Vincent Rit-tener-Ruff

Nachhaltigkeit und Corporate So-cial Responsibility schreiben sich viele Unternehmen auf die Fahnen. Doch was steckt wirklich hinter diesen Floskeln? Wie lässt sich Nachhaltigkeit von Unter-nehmen evaluieren? Diesen Fragen ging Vincent Rittener-Ruff (Master of Arts in Accounting and Finance) in seiner Master-Arbeit mit dem Titel «Holcim Sustainability Value – A Corporate As-sessment of the Sustainability Value Ap-proach» nach. Seine Forschungsleistung wurde soeben beim Master-Graduation Day mit dem oikos Sustainability Award

Kurzmeldungen

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10 prisma – April 2009 A

Warschau ProjektNachdem der erste Teil unseres Aus-

tauschprojektes mit dem Warschauer Chor erfolgreich über die Bühne ging, laufen nun die Vorbereitungen für die Reise nach Warschau. Es wird wieder fleissig gesungen, es werden Flüge ge-bucht und ein Rahmenprogramm aus-gedacht. In Warschau werden wir in zwei Konzerten die Gospel mass von Robert Ray aufführen. Zudem stehen uns 20 Minuten zur Verfügung, in wel-chen wir Schweizer Komponisten – un-ter anderen Willy Burkhard – vorstellen werden. Am 12. Mai findet ein Konzert in St. Gallen statt. Schwerpunkt dieses Konzertes werden ebenfalls Werke der Schweizer Komponisten Willy Burkhard sowie Lorenz Meierhofer sein. Wir wür-den uns freuen, dich an unserem Kon-zert oder auch bei unseren Proben – je-den Dienstag von 19.00 – 21.30 Uhr, an der Dufourstrasse 77 – zu sehen.

Der Unihockey Club der Univer-sität St. Gallen (UHU St. Gallen) bietet dir ein abwechslungsreiches Training, Meisterschaftsspiele in der 3. Liga und ein cooles Team. Wichtig sind bei uns der Spass am Spiel und ein guter Team-geist. So versuchen wir auch jedes Jahr, an einem internationalen Turnier teilzu-nehmen, wo das Vergnügen auch nicht zu kurz kommt. Für einen so jungen Verein verfügen wir zudem schon über ein vergleichsweise grosses Alumni-Netzwerk.

Wenn du also Freude am Unihockey hast und einen Ausgleich zum stres-sigen Uni-Alltag suchst, bist du bei uns am richtigen Ort! Die Trainings finden jeweils donnerstags von 20.30 Uhr bis 21.45 Uhr statt. Momentan suchen wir dringendst noch einen ersten Torhüter und einen Schiedsrichter! Bei Interesse (auch als Feldspieler!) melde dich per E-Mail bei [email protected] oder schaue einfach mal in un-serem Training vorbei.

Unisport HighlightsNeben unserem regulären Sportpro-

gramm können wir euch für den April ein paar Highlights vorstellen:

Lange haben wir darauf hingear-beitet, im schneereichen Winter stan-den die Baumaschinen still, doch am 17. April sollte es so weit sein: Wir wei-hen den Kunstrasenplatz ein! Feuert die Fussballspieler auf dem Rasen an, nehmt einen Augenschein vom Kunst-rasen neuster Technologie und verpflegt euch mit Köstlichkeiten vom Grill.

Nicht auf Kunst-Sand, sondern auf richtigem Beachvolleyball-Sand finden am 21. April das Fun-Turnier und am 23. April das Pro-Turnier statt. Anmeldung ist ab sofort im Sportbüro möglich. Das-selbe gilt für die St. Galler Hochschul-meisterschaft Golf, welche am 21. April im Golfclub Waldkirch stattfindet. Teil-nahmeberechtigt sind immatrikulierte Studierende einer Schweizer Hochschu-le, Universität oder Fachhochschule und Ehemalige solcher Institutionen – bis eHcp 36.0 (PR Spieler spielen mit eHcp 36.0). Auch dieses Turnier wird mit einem feinen Grillessen abgerundet.

Switch PWLANOb in der Hektik eines Bahnhofs,

am Flughafen, beim gemütlichen Kaf-fee im Starbucks oder beim Schlemmen im McDonalds: Mit dem neuen Switch PWLAN-Angebot geniessen HSG-Ange-hörige an all diesen Standorten einen kostenlosen Internetzugang über Wire-less LAN. Mit wenigen Klicks verbinden Sie Ihr mobiles Gerät mit einem unserer Partner-Provider Swisscom, Monzoon, TheNet oder TPN. Mittels VPN-Client oder PPTP (z. B. beim iPhone) kann danach eine sichere Verbindung zum HSG-Netzwerk aufgebaut werden.

Die SBB-Businesswagen der 1. Klas-se unterstützen diesen Service ebenfalls. Geändert hat sich auch das Authenti-sierungsportal auf dem HSG-Campus. Beim Aufruf einer externen Webseite aus dem PublicNet wird der Benutzer automatisch auf die neue Landing Page geleitet. Dort stehen die Freischaltung per HSG-Konto oder neu die Nutzung eines der oben erwähnten kostenpflich-tigen Anbieter zur Verfügung. Interne Services, wie z. B das StudyNet oder E-Mail, sind auch weiterhin ohne Authen-tisierung aufrufbar. Weitere Informati-onen finden Sie am HSG-Anschlagbrett oder unter www.unisg.ch/pwlan.

Informatikbereich HSG, Richard Schmidli

2009 prämiert. Diesen Preis für die beste Master-Arbeit im Bereich Nach-haltigkeit schreibt oikos St. Gallen seit 2008 jährlich aus. Er ist mit 3'000 Fran-ken dotiert und richtet sich an Master-Studierende aller Fachrichtungen. oikos St. Gallen gratuliert Vincent herzlich zu dieser Auszeichnung. Interessierte kön-nen seine Master-Arbeit unter www.oikos-st.gallen.org herunterladen. Hier findet ihr auch Informationen über den oikos Sustainability Award 2010, für den ihr euch bis Dezember 2009 mit eurer Master-Arbeit bewerben könnt.

Lust auf Segeln? Zusammen mit Freunden auf dem See die Seele bau-meln lassen und den stressigen Uni-All-tag vergessen?

Ab dem 7. April startet bei St. Gallen Sailing die Segelsaison 2009. Jeden Dienstagnachmittag ab 16.30 Uhr se-geln wir von Staad aus auf einem gemüt-lichen H-Boot und geniessen den Abend auf dem Bodensee. Unsere Segelaus-flüge werden durch erfahrene Skipper des Vereins begleitet, so dass Neulinge und alte Hasen eine willkommene Ab-wechslung zum Alltag finden. Bei gutem Wetter ist auch ein Sprung ins kühlende Nass eine gute Option.

Weitere Informationen und Anmel-dung unter www.stgallen-sailing.org Wir freuen uns auf euch!Euer St. Gallen Sailing

Genug von langweiligen Vorle-sungen im Audimax? Genug von den immer gleichen Partys in St. Gallen und Lust auf Abwechslung und einen Hauch von Hollywood? Am Montag, dem 27. April 2009, ab 19.00 Uhr, präsentiert dir die Studentenschaft in Kooperation mit PostFinance das Audimax in einer ganz anderen Atmosphäre. An besagtem Montag wird das grosse Auditorium in einen gigantischen Kinosaal verwandelt und bietet dir und deinen Freunden ei-nen kostenlosen Kinoabend. Den Film wählt ihr selbst! In der Pause warten gratis Getränke und kostenloses Eis auf dich und deine Freunde. Kino an der Uni ist ein einmaliger Anlass, den du auf keinen Fall verpassen solltest.

Kino an der Uni

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StuPa-WahlenWG-ContestFreibierFokus: Sebastian Bekemeier

S tudentenschaft

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12 prisma – April 2009 S

Im April finden Wahlen für das Stu-dentenparlament (StuPa) auf der

Bachelor- und Doktorandenstufe statt. Viele Studierende wissen aber gar nicht genau, was dort überhaupt gemacht wird und welche Funktionen das StuPa erfüllt.

Um mögliche Wissenslücken zu fül-len, folgt nun ein kurzer Überblick über die Aufgaben des StuPa und die Mög-lichkeiten, die es bietet, um sich für stu-dentische Interessen einzusetzen.

Das Studentenparlament als Stimme der Studierenden

Das StuPa ist das beschlussfassende und gesetzgebende Organ der Studen-tenschaft (SHSG) und in dieser Rolle Teil der studentischen Selbstverwaltung. Es ist das oberste Aufsichts- und Kontroll-organ der SHSG. Das StuPa kontrolliert die Arbeit des Vorstands der SHSG so-wie sämtliche Kommissionen und Gre-

StuPa-Wahlen

WG-ContestJetzt abstimmen und zwei Kästen Schützengarten- Bier gewinnen!

Der WG-Contest von prisma, HSG+ und Schüt-

zengarten geht in die näch-ste Runde: Nachdem nun die Finalisten feststehen, könnt ihr ab dem 26. April unter www.myunisg.ch/video für euren Favoriten abstimmen und dabei selbst zwei Kästen feinstes Schützengarten-Bier gewinnen! Ebenfalls könnt ihr euch dort die Videos der WGs im Final nochmals ansehen und ihr findet auch alle wei-teren Informationen zum Contest.

Hauptsache gute Noten, alle rele-vanten Punkte wie Praktika und

Auslandsaufenthalt im CV abgehakt und nur Karriere und Zukunft im Fo-kus. Vorurteile, denen man – an der HSG studierend – immer wieder be-gegnet und die man schnell, natürlich sich selbst von den Vorwürfen aus-klammernd, als Klischees abtut.

Hiermit sei ein neues Problem in den Raum gestellt: politisches Des-interesse, Bequemlichkeit. Viele unter euch werden sich in der Vergangenheit immer wieder über – der jeweiligen Meinung nach – universitäre Unzu-mutbarkeiten bei Themen wie Noten, Prüfungen, Platzangebot oder Mensa-qualität geärgert haben. Teilweise wird in einem solchen Falle lautstark geme-ckert, teilweise macht sich leiser Frust breit.

Einige Fragen zur Reflexion: Habt ihr euch schon einmal über eure stu-dentische Vertretung aufgeregt bzw. euch gefragt, ob sie sich überhaupt für euch einsetzt? Wie oft habt ihr in den letzten Jahren bei den Wahlen der verschiedenen Organe der Studen-tenschaft aktiv mitentschieden, wer in den Dialog mit der Uni tritt? Hättet ihr diesen Artikel auch unter dem Titel «Wahlen» gelesen?

Ab wann spricht man von einer Demokratie und ab wann ist eine Wahlbeteiligung nicht mehr niedrig, sondern nur noch peinlich? 40 %? 30 %? 20 %?

Ihr seid bezüglich Mitsprache bei universitären Themen in der Verant-wortung – wählt eure Vertreter!

Vom 20. bis zum 23. April könnt ihr Vorstände und Parlamentarier der Studentenschaft selbst bestim-men – weitere Informationen unter www.myunisg.ch

Philipp Fleckner

die Kolumne des Präsidenten

FreibierErneuerung des Studentenparlaments

mien der SHSG und legt die Leitlinien für deren Arbeit fest. Es verfügt über die Finanzhoheit innerhalb der SHSG und genehmigt Budget und Jahresrechnung des Vorstands und aller rechenschafts-pflichtigen Organisationen. Die Parla-mentarier wählen zudem die Vertreter in die studentischen und universitären Gremien und Kommissionen.

Interessiert?Dann kandidiere für die kommen-

de Legislaturperiode oder schau bei einer öffentlichen Sitzung vorbei. Die Wahlen der Bachelor- und Doktoran-denvertreter finden vom 20.04. bis zum 23.04. statt und die der Assessment- und Masterstufe zu Beginn des Herbstseme-sters. Weitere Infos und Termine unter www.myunisg.ch

Garry Spanz

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13 prisma – April 2009S

Sie haben im Osten einen JOb.

Zeit für news aus dem Osten

Sie haben im Osten einen Car.Sie haben im Osten ein HOme.Sie machen im Osten einen eVeNT.

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«Schade, dass ich nicht mit einer Mitarbeit beim prisma prahlen kann. Es würde sich im rückblick in meinem lebenslauf gut machen.»

Gerhard Schwarz, Stv. Chefredaktor NZZ

«ich empfehle allen Stu-dierenden mit journalis-tischen Ambitionen, bei prisma zu beginnen und nicht gleich mit einer Anfrage an uns zu gelan-gen.»

Res Strehle, Stv. Chefredaktor Tages-Anzeiger

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Page 15: prisma 321 - Afrika

15 prisma – April 2009S

Sebastian, was studierst du? Und wa-rum hast du dich für St. Gallen ent-

schieden?Ich studiere BWL im vierten Seme-

ster, bin also ein «ganz langweiliger» Mensch. Hier in St. Gallen bin ich gelan-det, weil die Uni im deutschsprachigen Raum für BWL einen hervorragenden Ruf hat. Allerdings kriege ich vom Stu-

dium nicht so viel mit, ich finde zwar die Bücher und Skripte schon in-teressant, aber Vorlesungen zu besuchen – einfach dasitzen und kon-sumieren – passt wohl eher nicht zu mir.

Wo trifft man dich ausserhalb der Uni an?Eigentlich nir-gends. Obwohl, irgendwie hängt ja alles mit der Uni oder meinen Mit-studierenden zu-sammen. Nirgends kann man also so nicht sagen, ich feiere gerne mit Freunden. Von den Clubs her bietet St. Gallen bedau-erlicherweise nicht ganz so viele Mög-lichkeiten, wie ich sie zu Hause im Ruhrgebiet habe. Besonders die Mu-

sik trifft leider meistens nicht ganz mei-nen Geschmack. Aber dennoch, neben der Uni würde ich Lesen, Feiern und Ki-nofilme als meine Hobbys bezeichnen.

Was willst du in deinem Leben errei-chen, wo willst du hin?

Ich möchte unbedingt einmal im Leben den Himalaya besteigen, das

wär’s! Oder sonst auf einen hohen Berg klettern oder Fallschirm springen; ein-fach etwas für den Nervenkitzel. Län-der, die mich sehr interessieren würden, sind Japan und Australien. Aber erst mal kommt für mich noch eine lange Zeit Uni, denn ich will gleich bis zum Master weitermachen. Viel weiter erstreckt sich mein Planungshorizont noch gar nicht. Ausserdem weiss heute niemand, wie der Arbeitsmarkt in vier Jahren ausse-hen wird.

Was ist deine Funktion bei der Studen-tenschaft?

Ich bin als Vorstand für die Lehre tätig, mache also allgemeine Interessen-vertretung für die Studierenden gegen-über den Dozierenden und der Univer-sität. Ebenso setze ich mich für Projekte wie die elektronische Notenvoranzeige ein, die wir im letzten Semester erfolg-reich umsetzen konnten. Manchmal vertrete ich auch Einzelinteressen und kümmere mich beispielsweise um die Evaluationsteams, die Rekursberatung, den Credit Suisse Award for Best Te-aching, die Gastprofessur der Studen-tenschaft – die übrigens meines Wissens europaweit die einzige ihrer Art ist – und so weiter.

Wie sieht ein Tag im Leben des Sebastian Bekemeier aus?

Puh, also morgens beginnt der ziemlich früh, um 6.30 Uhr mit Zeitung und weissem Tee. Das ist bei mir schon fast Ritual. Danach bin ich ab 8.00 Uhr im Büro der SHSG anzutreffen. Manch-mal bin ich sogar der Erste im Büro. Die meiste Zeit verbraucht morgens das Beantworten der E-Mails, meine Korre-spondenz läuft fast ausschliesslich darü

Wie sieht ein tag im leben des Vorstandes «lehre» der Studentenschaft aus? Wer ist Sebastian Bekemeier und warum hat er gerade die Studentenschaft als Neben-job gewählt? Ein Interview offenbart Erstaunliches: ein Studentenvertreter, der pro Semester durchschnittlich drei Vorlesungen besucht.

Fokus: Sebastian Bekemeier

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ber. Danach wechseln sich Sit-zungen zu den diversesten Themen bis zum Abend ab. Vorlesungen besuche ich übrigens höchst selten! Dieses Semester war ich vielleicht drei oder vier Mal an-wesend, im letzten Semester habe ich eine halbe Marketingvorlesung und zwei Tage Blockseminar besucht. Man könnte sagen, dass ich praktisch als Vor-stand arbeite und als Nebenberuf noch BWL-Student bin. Bis jetzt klappt’s ganz gut, nicht brillant, aber für mich zufrie-den stellend.

Warum passt du zur Studentenschaft?Ich bin ein offener, netter und kom-

munikativer Mensch und ich mag meine Arbeit hier, die Studentenschaft ist ein toller Laden! Ich versuche, mich dem-entsprechend einzubringen, weil mich die Arbeit in der Studentenschaft un-gleich viel mehr interessiert und faszi-niert als die Uni.

Was hast du von der Studentenschaft gelernt? Was beeindruckt dich an der SHSG?

Zuerst einmal habe ich unglaublich viele Leute kennen gelernt, habe die viel zitierten Soft Skills verbessert und weiss inzwischen, wie man Sitzungen leitet, Diskussionen moderiert und dabei seine Ziele verfolgt. Inzwischen verstehe ich auch die grundlegenden Abläufe und das Verhalten einer Organisation wie der Studentenschaft. Es gibt eigentlich nichts, was ich hier nicht gelernt habe, die SHSG gibt mir immer noch sehr viel mit. Beeindruckend finde ich vor allem das grosse Engagement aller Mitarbei-ter! Jeder macht hier freiwillig mit, ohne direkten monetären Nutzen. Und die grosse Professionalität, mit der gearbei-tet wird, hatte mich anfangs sehr über-rascht. Die Studentenschaft ist wirklich wie ein KMU.

Gibt es auch etwas, das dich stört?Natürlich läuft nicht immer alles

rosig. Wenn man das x-te Protokoll für eine Sitzung schreiben muss, macht das wahrscheinlich niemandem mehr Spass. Etwas Grundlegendes, das ich verändern möchte, gibt es aber nicht. Es

sind kleine Dinge, die mich manchmal nerven, aber wo gibt’s die nicht?

Zum Schluss: Wo liegen deine Hoff-nungen für die Studentenschaft?

Es gibt hier an der Uni mit Sicher-heit noch viel Potenzial, das man nutzen sollte. Ein uneingeschränkter Zugang zu Wissen würde mir zum Beispiel vor-schweben. In der Kommunikation mit den verschiedensten Universitätsange-hörigen liegt meines Erachtens viel Po-tenzial, gerade was die Expertisen der einzelnen Personen und Organisations-einheiten angeht. Am liebsten hätte ich es, wenn viele Studierende mit ihren An-liegen zu mir kommen würden – sofern sie die Lehre an der Universität betreffen –, denn auf sie bin ich angewiesen, um ihre Interessen gegenüber der Universi-tät angemessen vertreten zu können.

Annina Bosshard

ber. Danach wechseln sich Sit-zungen zu den diversesten Themen bis zum Abend ab. Vorlesungen besuche ich übrigens höchst selten! Dieses Semester war ich vielleicht drei oder vier Mal an-wesend, im letzten Semester habe ich eine halbe Marketingvorlesung und zwei Tage Blockseminar besucht. Man könnte sagen, dass ich praktisch als Vor-stand arbeite und als Nebenberuf noch BWL-Student bin. Bis jetzt klappt’s ganz gut, nicht brillant, aber für mich zufrie-den stellend.

Warum passt du zur Studentenschaft?Ich bin ein offener, netter und kom-

munikativer Mensch und ich mag meine Arbeit hier, die Studentenschaft ist ein toller Laden! Ich versuche, mich dem-entsprechend einzubringen, weil mich die Arbeit in der Studentenschaft un-gleich viel mehr interessiert und faszi-niert als die Uni.

Was hast du von der Studentenschaft gelernt? Was beeindruckt dich an der SHSG?

Zuerst einmal habe ich unglaublich viele Leute kennen gelernt, habe die viel zitierten Soft Skills verbessert und weiss inzwischen, wie man Sitzungen leitet, Diskussionen moderiert und dabei seine Ziele verfolgt. Inzwischen verstehe ich auch die grundlegenden Abläufe und das Verhalten einer Organisation wie der Studentenschaft. Es gibt eigentlich nichts, was ich hier nicht gelernt habe, die SHSG gibt mir immer noch sehr viel mit. Beeindruckend finde ich vor allem das grosse Engagement aller Mitarbei-ter! Jeder macht hier freiwillig mit, ohne direkten monetären Nutzen. Und die grosse Professionalität, mit der gearbei-tet wird, hatte mich anfangs sehr über-rascht. Die Studentenschaft ist wirklich wie ein KMU.

Gibt es auch etwas, das dich stört?Natürlich läuft nicht immer alles

rosig. Wenn man das x-te Protokoll für eine Sitzung schreiben muss, macht das wahrscheinlich niemandem mehr Spass. Etwas Grundlegendes, das ich verändern möchte, gibt es aber nicht. Es

sind kleine Dinge, die mich manchmal nerven, aber wo gibt’s die nicht?

Zum Schluss: Wo liegen deine Hoff-nungen für die Studentenschaft?

Es gibt hier an der Uni mit Sicher-heit noch viel Potenzial, das man nutzen sollte. Ein uneingeschränkter Zugang zu Wissen würde mir zum Beispiel vor-schweben. In der Kommunikation mit den verschiedensten Universitätsange-hörigen liegt meines Erachtens viel Po-tenzial, gerade was die Expertisen der einzelnen Personen und Organisations-einheiten angeht. Am liebsten hätte ich es, wenn viele Studierende mit ihren An-liegen zu mir kommen würden – sofern sie die Lehre an der Universität betreffen –, denn auf sie bin ich angewiesen, um ihre Interessen gegenüber der Universi-tät angemessen vertreten zu können.

Annina Bosshard

MastersArchitecture* EconomicsBanking and FinanceEconomia e Politiche Internazionali*FinanceManagementPublic Management and Policy CommunicationCommunication for Cultural HeritageCommunication, Management & HealthGestione dei Media*Public CommunicationTechnologies for Human Communication Lingua, letteratura e civiltà italiana* Communication and EconomicsCorporate CommunicationFinancial CommunicationInternational TourismMarketing InformaticsApplied InformaticsDependable Distributed SystemsEmbedded Systems DesignIntelligent SystemsSoftware Design

Information Università della Svizzera italiana, USIStudy Advisory Service Via Buffi 13 CH-6900 Lugano Tel. +41 (0)58 666 47 95 [email protected]

www.master.unisi.ch

Università della Svizzera italiana, USI

international interdisciplinary innovative

* In Italian. All other programmes are held in English.

Master

Meetings 4–15 May

2009

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C ampus18

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Umfrage: Sind wir’s? HSG = Elite? Feiern für die gute SacheDr. Prediger gibt AuskunftBiancas SenftubeDie Schweiz ist der Luxuswagen unter den Ländern EuropasForum? Find ich dufte.Kalt ist cool – Segeln im GrenzbereichDer Weg der leeren HandDa liegen die Hasen im PfefferWenn aus Ideen Strategien werdenÜber die Lift0920 Jahre InternetNASSCOM Leadership Summit 2009Durch Fallen lernt man gehen

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18 prisma – April 2009 C

Umfrage: Ist die HSG Elite? Man hört's zwar immer, doch jetzt mal ehrlich: Sind wir's oder sind wir's nicht?

Gehören für dich Vokabeln wie «Lebenslauf optimieren» oder «Indus-triepraktikum» zu deinen Lieblingswör-tern? Wenn ja, gehörst du jetzt zur «Eli-te»? Wenn nein, ist dann schon klar, dass du nie zur «Elite» gehören wirst? Die HSG – so scheint es – begreift das Elite-Streben als Tugend und will sich selbst dem Kreis der Elite zuordnen. Doch was macht diese Elite aus und wie entsteht sie? Wird sie an unserer Universität ge-schmiedet? Ist die HSG überhaupt mehr als der Durchschnitt?

Fragen zu Elite, der Differenzierung des Bildungssystems und wer überhaupt Elite ist und wer nicht, bewegen nicht erst seit der kürzlich veröffentlichten Matura-Rangliste der ETH schweizweit die Gemüter. Auch Initiativen der deut-schen Regierung wie die Schaffung von so genannten «Leuchttürmen» in der Universitätslandschaft haben die Frage aufgeworfen: «Brauchen wir eine Elite und wie kommen wir an eine ‹gute› Eli-te?»

Über diese Fragen wird am 28. April 2009 um 18.00 Uhr im Audimax disku-tiert. Mit dabei ist Prof. Dr. Eberle, Pro-fessor für Gymnasialpädagogik, welcher sich gegen eine Differenzierung der Schweizer Maturität einsetzt und so die Frage aufwirft, ob sich Talentförderung und Gleichbehandlung nicht wider-sprechen. Weiter wird Prof. Dr. Trost, Geschäftsführer von IBT Consulting, in der Runde Einsitz nehmen. IBT Con-sulting schafft durch die Entwicklung von Auswahl- und Selektionsverfahren,

HSG = Elite?

«Ich denke, dass die HSG eine sehr gute Uni ist. Das Studium ist in weiten Teilen sehr gut organisiert und auch inhaltlich ziemlich anspruchsvoll und interessant. Es stimmt auch, dass viele HSGler später sehr gute Jobs haben. Ob man da von Elite sprechen will, hängt davon ab, ob man einen solchen Begriff überhaupt sinnvoll findet und wie man diesen definiert.»

Pepe Strathoff, Bachelor: Nicolas Glauser, Assess-mentstufe:

«Natürlich ist die HSG Elite! Zur-zeit ist das Elite-Bild aber noch ziemlich männlich geprägt. Das muss geändert werden. Es gibt überhaupt zu wenige Frauen an der Uni, und noch weniger, die eine akademische Karriere einschla-gen oder in der Wirtschaft Spitzenposi-tionen besetzen. In der Wirtschaft fin-det ein Umdenken statt: Es wird immer deutlicher, dass Frauen sowohl für eine gute Performance wie auch für die nöti-ge Balance in Teams fehlen. Mit diesem Ansatz kann die HSG im positiven Sinn noch elitärer werden.»

Sarah Bolleter, Projektleite-rin «netz+ - HSG Women»:

«Ich empfinde die HSG überhaupt nicht als «elitär», vielmehr sehe ich kei-nen grossen Unterschied im Vergleich zu anderen Universitäten. Vielleicht stammt der besondere Ruf der Universi-tät aus früheren Zeiten. Heute jedenfalls glaube ich, dass sowohl die Lehre als auch die Leute hier ganz normal sind. Und auch die Prüfungen sind eigentlich gar nicht so schwierig.»

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«Ich denke, dass die HSG auf vie-len Gebieten Elite ist. Man erkennt dies bereits an den Rankings im deutsch-sprachigen Raum und an der Internati-onalität. Die HSG hat meiner Meinung nach von aussen einen sehr elitären Ruf. Gerade in Zeiten einer Wirtschaftskrise wird man öfters darauf angesprochen. Von innen selbst merkt man jedoch, dass zwar viele elitäre Elemente vorhan-den sind, aber auch hier gewisse «Frei-räume» existieren und nicht alle Leute in festgelegten Bahnen denken.»

wie zum Beispiel dem Aufnahmetest für ausländische Studierende an der HSG, aus dem Streben nach einer leistungs-willigen Elite ein äusserst profitables Geschäft. Die Sicht der Arbeitgeber wird BCG vertreten. BCG, allseits bekannt als eine Top-Unternehmensberatung, die sicher schon für den ein oder anderen Traum eines HSG-Studenten verant-wortlich war. Doch wie stellt sich BCG zur gesellschaftlichen Verantwortung ihrer Elitezöglinge? Der vierte Gast ist die Autorin Julia Friedrichs, die mit ih-

rem Buch «Gestatten Elite», einer kri-tischen Auseinandersetzung mit Elite und den Mechanismen unserer Gesell-schaft, grossen Erfolg hatte. Bei ihrer Suche nach der Elite gelangt sie an «Ka-derschmieden» wie das Internat Schloss Salem, die EBS in Oestrich-Winkel oder die «Elite-Universität» schlechthin: Har-vard. Gegenstand der Diskussion soll auch sein, ob sie dort wirklich eine wie auch immer geformte Elite gefunden hat. Zwei Studierende der HSG werden auf dem Podium mitdiskutieren und un-

sere Sicht der Dinge vertreten. Geleitet wird die Diskussion von Urs Leuthard, ehemaliger Moderator der populären Schweizer Politik-Sendung «Arena».

Wir laden euch zur Diskussion ein und hoffen, nicht nur beantworten zu können, ob wir eine Elite brauchen oder nicht, sondern auch, ob ihr Elite seid ... oder nicht.

Philipp Schälli

«Mein Vater hat mir im vergangenen Sommer freigestellt, wohin ich gehe – Mannheim oder St. Gallen. Aber da er selbst früher an der HSG war, bin ich dann doch hierher gekommen. Dass die HSG Elite ist, versteht sich ja von selbst. Doch manchmal, wenn ich mich im B-Foyer so umschaue, wundere ich mich schon, was da so rumläuft. Woran die HSG aber noch arbeiten muss, ist die Parkplatzsituation. Für ein anständiges deutsches Auto ist da einfach kein Platz! Das ist jedenfalls wenig elitär ...»

Dominik Fuchs, Assessment-stufe:

Max Winkler, Assessment-stufe:

Simone Beckers, Assess-mentstufe:

«Die HSG ist Möchtegern-Elite. Das wird vor allem bei den Deutschen deut-lich. Sie glauben, nur weil sie den Auf-nahmetest bestanden haben die näch-sten Ackermanns zu sein. Zudem finde ich, dass das Studium nur an der Ober-fläche kratzt. Die Prüfungen besteht man hauptsächlich durch Auswendiglernen; eigenständige Denkleistung, durch wel-che sich meiner Meinung nach Elite qualifiziert, wird nicht gefördert. Auch das respektlose Verhalten gegenüber Professoren zeichnet keine Elite aus.»

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Feiern für die gute Sache der CEMS Club St. Gallen lädt zur Charity Party ins Back-stage zu Gunsten des Projektes «Schools for Africa»

CEMS ist eine globale Allianz von 27 Business Schools, die gemeinsam

mit über 50 internationalen Firmen und den Corporate Partners einen Master in International Management anbie-ten (www.cems.org). Der CEMS Ma-ster ist ein Double-Degree-Programm, welches während eines Jahres zusätzlich zu einem regulären Master absolviert wird. Hauptmerkmale des Masters sind Management-Kurse in interkulturellen Klassen, Skill-Seminare, in welchen die Studierenden von Firmenvertretern in Soft-Skills trainiert werden, ein Business Project, in welchem die Studierenden als «Berater» Projekte für internationa-le Unternehmen bearbeiten, sowie ein Austauschsemester an einer anderen CEMS-Universität. Des Weiteren absol-vieren die Studierenden ein Ausland-spraktikum und erlernen zwei Fremd-sprachen auf Business-Level. Abgesehen von seinem hervorragenden Ruf findet der Master auch wegen seines gut funk-tionierenden Alumni-Netzwerkes und der engen Zusammenarbeit mit den Corporate Partners grossen Anklang.

Humanitarian ProjectDer CEMS-Club St. Gallen reprä-

sentiert die CEMS-Studierenden an der HSG. Er steht mit den Alumni sowie den Corporate Partners in Kontakt und versucht durch das Organisieren von Events eine Community zu schaffen, welche lokale und internationale CEMS-Studierende vernetzt. Dadurch wird sichergestellt, dass der CEMS Master nicht nur eine akademische Bereiche-rung ist, sondern auch eine Plattform für kulturelle und persönliche Weiterent-wicklung bietet. Des Weiteren trägt der CEMS-Club die Verantwortung für das CEMS Humanitarian Project auf lokaler Ebene: Sämtliche CEMS-Universitäten und -Studierenden dieses Masters enga-

gieren sich alljährlich für ein karitatives Projekt. Dieses Jahr arbeitet CEMS mit UNICEF zusammen, um Menschen, die sich in weniger privilegierten Lebens-situationen befinden, einen Zugang zu Bildung zu verschaffen. Das Projekt nennt sich «Schools for Africa» (www.cems.org/humanprojects/schools). Ziel ist, insgesamt USD 100‘000 bzw. USD 5‘000 pro Member-School zu sammeln. Damit könnte noch in diesem Jahr eine Schule in Ruanda gebaut werden. Läuft alles nach Plan, so kommt bereits im Jahr 2010 eine Schule in Mosambik hinzu.

«Schools for Africa»-PartySchon mal für einen guten Zweck

getanzt? Wenn nicht, dann geben wir dir nun die optimale Gelegenheit dazu.

Um dem anvisierten Betrag so nah wie möglich zu kommen, haben wir uns ent-schlossen, am Donnerstag, dem 30. April 2009, eine Charity-Party im Backstage zu organisieren. Sämtliche Eintritte werden zu 100% dem Projekt zugute kommen. Damit die Party ein Erfolg wird, sind wir auf eure Mithilfe angewiesen. Je mehr Leute ihr mitbringt, umso mehr können wir zum erfolgreichen Gelingen des Pro-jekts beitragen und umso besser wird die Party.

Don’t miss it!CEMS Club St. Gallen

Wann? 30. April, 22.00 – 04.00 UhrWo? Backstage ClubWieso? Für einen guten Zweck!

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Dr. Prediger gibt Auskunft lebenshilfe für Studis in Zeiten der Krise

Werter Herr Dr. Prediger,

Als noch recht unerfahrener HSG-Student sah ich mich kürzlich mit

einem schwerwiegenden inneren Kon-flikt konfrontiert. Nein, es handelte sich nicht um das allgegenwärtige Dilemma zwischen Unternehmertum und Karri-ere im Grosskonzern; es ging vielmehr um die zielgerichtete Gestaltung meiner extracurriculären Aktivitäten, zu denen ich auch meine Passion für Partys zähle.

Folgendes ereignete sich zu Seme-sterstart: Obwohl es Mittwoch war, ent-schloss ich mich kurzerhand, der Einla-dung in die Seeger Bar zu folgen und bei der dort stattfindenden «Luxury Party» vorbeizuschauen – ein wenig Exklusi-vität hat schliesslich noch keinem CV geschadet. Ich gebe zu: Ich genoss den Abend. Doch bereits am nächsten Mor-gen schossen mir erste Zweifel durch den vom Kater malträtierten Kopf. Darf man unter so einem Motto feiern? Und das in Zeiten, in denen der Bonus meines Vaters spürbar geringer ausge-fallen war und ich bereits meinen ge-leasten BMW gegen einen gebrauchten Opel Corsa (Baujahr 1999) eintauschen musste. Selbst nach reiflicher Überle-gung fand ich keinen Ausweg aus dieser moralischen Fickmühle. Was kann ich tun?

Flehentlich, Ihr Beat W. Lächerli

Lieber Beat,

Das von dir geschilderte Problem ist keineswegs trivial, sondern dürfte

auch einige deiner Lern- und Leidensge-nossen betreffen. Erst einmal begrüsse ich dein gesellschaftliches Engagement abseits des Campus. Ein entscheidendes Element eines jeden erfolgreichen Wirtschaftsstudiums ist das informelle Networking im Rahmen abendlicher Events.

In Zeiten verarmender Oligarchen, in denen Begriffe wie «Systemrelevanz» und «Abwrackprämie» zu ungeahnten Höhenflügen im allgemeinen Sprach-gebrauch ansetzen, lässt sich jedoch nicht bestimmen, welchen Stellenwert die Note Luxus bei den Personalverant-wortlichen überhaupt noch geniesst. Sind heute nicht vielmehr Soft Skills wie Demut und Genügsamkeit gefragt? Dein neuer Wagen scheint mir da ein erster Schritt in die richtige Richtung. Denn wie schon der alte Sprücheklopfer Lessing wusste: «Alle grossen Männer sind bescheiden.» Fürs Partyleben gilt also die Devise: Dosenbier statt Dom Pérignon! Damit punktet man selbst in Krisenzeiten in jedem Bewerbungsge-spräch.

Hochachtungsvoll, Dein Dr. Hans-Ruedi Prediger

Yannick Pengl, Max Winkler

Biancas Senftube

Es ist früh, die Professorin mal wieder in Höchstform, und ich bin müde.

Sie redet sich gerade so richtig über den nicht vorhandenen Lerneffekt von «KKarten» in Rage, als mir die vorderen Reihen etwas komisch vorkommen.

«Love is in the air everywhere I look around.»

Es ist Frühling. Das machen nicht nur die beiden gestapelten Hunde auf dem Weg zur Uni deutlich, sondern eben auch meine Kommilitonen im Hörsaal. Die Vorlesung kann ich nach dieser Erkenntnis abschreiben. Mal la-chend, mal völlig schockiert über die total Freizügigkeit der Gefühle, gehen die VWL-Stunden wie im Flug vorbei. Eigentlich sind solche Paare innert kürzester Zeit nicht mehr weiter span-nend, aber als wüssten sie über ihre Bühnenpräsenz Bescheid, gibt es in regelmässigen Abständen neue Show- einlagen.

«Love is in the air every sight and every sound and I don‘t know if I‘m being foolish», als es auf dem Lap-top mit einem harmlosen Bild vom letzten gemeinsamen Essen mit den Schwiegereltern in spe beginnt. Denn als dieser Lacher verstummt ist, läuft in der Reihe davor gleich eine ganze Diashow ab.

«Don‘t know if I‘m being wise» – sehe ich das neuste Übel kommen: Sie setzt an. Ernsthaft, mit einem pinken Stabi-lo. Mitten auf seinem Handrücken, so dass ja alle das liebevolle «I love u» be-staunen können. Beinahe gleichzeitig, als ich schon lachend auf den Bänken liegen, schweift mein Blick nach links und gibt mir den Rest bei jenem Typen in der ersten Reihe, der aus seiner Hose «Love rules»-Boxers blitzen lässt. Tränen lachend bleibt es mir nur noch einen schönen Frühling mit viel Liebe zu wünschen.

Bianca Liegmann

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22 prisma – April 2009 C

Die Schweiz ist der Luxuswagen unter den Ländern Europas Ende Februar fand ein Kolloquium der Schweizerischen Studienstiftung zum thema «die Schweiz auf dem bila-teralen Weg» statt. da prisma im Herbst u. a. über einen Vortrag von Christoph Blocher berichtet hat, geben wir bei dieser Gelegenheit auch Micheline Calmy-rey eine Chance.

Um alle gut auf den Vortrag der Bundesrätin vorzubereiten, wurde

zuerst noch ein Seminar zu den völker-rechtlichen Aspekten der bilateralen Verträge abgehalten. Da wir umfassend berichten (und sonst nichts zu tun ha-ben), war prisma dort auch dabei. Wirk-lich brillant war die Idee, sich schon mal ein paar Fragen auszudenken, die an-schliessend an das Referat gestellt wer-den könnten. Dies verhindert vor allem auch, dass Leute nur Fragen stellen, um auch mal gehört zu werden. Leider war der Workshop aber etwas ineffizient or-ganisiert. Die Aufteilung in Gruppen und deren jeweilige Präsentationen führten dazu, dass die Studenten mehr redeten als die beiden Experten, die vielleicht doch mehr Interessantes zu erzählen gehabt hätten.

Ein interdisziplinärer Hau-fen

Trotzdem war das Seminar hoch-interessant. Vor allem, weil von den anwesenden Studierenden – solch exzellente, deren Persönlichkeit, Kre-ativität und intellektuelle Fähigkeiten angeblich besondere Leistungen in Wissenschaft, Wirtschaft, Kultur und Politik erwarten lassen – nur wenige HSGler waren. Und die waren von der sympathischen Sorte. So entstand bei mir der Eindruck, dass man auch ohne wirtschaftsliberale Indoktri-nation recht gut durchs Leben kommt.

Durch das Seminar gut vorbe-

reitet, begaben wir uns also in die Aula der Uni Zürich, wo die Fans von Miche-line Calmy-Rey bereits aufgeregt auf den Stühlen hin- und herrutschten.

Nach endlosen Vorrednern betrat die Bundesrätin unter stürmischem Applaus das Podium. Die Aussenmini-sterin erläuterte, wie die Schweiz und die EU ihrer Ansicht nach zueinander stehen und wohin sich diese Beziehung entwickeln könnte. Dabei leugnete sie keineswegs ihre politische Herkunft. Sie hob die Gemeinsamkeiten der Europä-ischen Union und der Schweiz hervor (Föderalismus, soziale Gerechtigkeit, kulturelle und sprachliche Vielfalt etc.) und meinte, auch die Schweiz hätte der EU als System der Krisenprävention viel zu verdanken. Die Rede rutschte nie ins Unrealistische ab und es war sehr inte-

ressant, zu erfahren, dass die Zusam-menarbeit in den meisten Bereichen sehr erfolgreich verläuft. Dies liege vor allem daran, dass man sowieso – auch unabhängig voneinander – die gleiche – beste – Lösung wählen würde. So gese-hen ist es meist auch kein Problem, wenn die Schweiz das geltende EU-Recht, den Acquis, übernimmt.

Eine Politikerin, die auch denken kann

Als möchte sie prisma einen Ge-fallen tun, machte Bundesrätin Calmy-Rey sogar eine indirekte Referenz an den letzten Bundesrat, über den prisma berichtete. Zwar hielt sie sich zurück und sprach lediglich von «rückwärts-gewandten Kreisen». Es ist aber schon klar, welcher Haufen von Dilettanten gemeint ist, wenn es um Leute geht, die das Völkerrecht als eine Bedrohung für die nationale Souveränität halten.

Ein angenehmer Kontrast zum Referat von Alt-Bundesrat Blocher war, dass Micheline Calmy-Rey ihr Publikum für intelligent zu halten

schien. Auf die Intelligenz dieser Stimmberechtigten zählt sie wohl

auch, wenn sie der zukünftigen Entwicklung der bilateralen Beziehungen positiv entgegen-blickt. Bleibt zu hoffen, dass ihre abschliessende Bemerkung zur Beziehung zwischen der

Schweiz und der europäischen Union nicht blosse Rhetorik

bleibt: Hat Volkswagen Porsche übernommen oder umgekehrt?

[email protected]

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23 prisma – April 2009C

Forum? Find ich dufte. Mein Name ist Sepp und ich erzähle euch jetzt eine unglaubliche Geschichte: die Geschichte, wie ich CEo einer grossen Schweizer Bank geworden bin

Alles begann am Forum HSG 2009 an der weltallerbesten Uni überhaupt:

der Universität St. Gallen! Der HSG! Ich kann mich nur noch dunkel an den An-meldeprozess erinnern. «HSG-Talents» hiess die komische Datenbank, auf der man sogar die Daten preisgeben musste, die nicht mal meine Freunde im StudiVZ oder Facebook einsehen können. Mal eben zackig den CV hochladen war da nicht. Was soll‘s, dachte ich mir; für ein vernünftiges Praktikum bei einem an-ständigen Unternehmen war ich bereit, eine Stunde meines Lebens zu investie-ren. Es war ja Wirtschaftskrise und die meisten Firmen recht klamm mit Prakti-kumsplätzen und freien Stellen.

Ich freute mich sehr auf das gross angekündigte Opening Panel. Der stets provokante, aber nicht wenig rhetorisch begabte Talkmaster Michel Friedman versprach eine gute Show. Und das The-ma «Unternehmertum vs. Grosskon-zern» hatte mich schon eine Zeit lang beschäftigt. Sollte ich meine Seele einem multinationalen Konzern verpfänden, wie viele meiner Kommilitonen bereit zu sein schienen, oder lieber meinen ei-genen Laden aufziehen, auf die Gefahr hin, gleich mal pleitezugehen?

Am Panel erfüllte Friedman alle Er-wartungen. Im vollbesetzten Audimax machte er jeden Panelteilnehmer min-destens einmal so richtig zur Schnecke. Lieblingsopfer schienen zum einen die-ser Ehssan vom StudiVZ und zum ande-ren dieser Herr von der grossen Schwei-

zer Bank zu sein. Wunderbar. Hat mir sehr gefallen. Eben noch ein paar Frei-bier abgestaubt und ab nach Hause, tags drauf sollten ja schon die ersten Präsen-tationen stattfinden.

Ich tat mir also in den nächsten Ta-gen ein paar Unternehmenspräsentati-onen an. Diese Beratungsunternehmen: furchtbar langweilig. Die machen doch den ganzen Tag nichts anderes als Prä-sentieren und dann hier, an der weltal-lerbesten Uni überhaupt, liefern die so eine klägliche Show ab. Also, Berater würde ich schon einmal nicht werden. So viel stand fest.

Aber diese Grossbank, die ihren CEO geschickt hatte, um mit den Studie-renden zu plaudern, die fand ich schon ziemlich gut. Die machten auch Work-shops. Gleich mal anmelden. Auf dem Timetable sprangen mir zudem noch zwei Company Dinner ins Auge. Biss-chen rumquaken und Futter für lau? Für einen armen Bettelstudenten wie mich genau das Richtige. Also noch eben ein paar Motivationsletter dafür getippt.

An den Tagen des Forums hing ich öfters an diesem grossen weissen Ca-teringstand herum. Mal auf ein zwang-loses Käffchen mit HR-Frau X, mal nach einem Workshop auf ein Lachsbrötchen. Da kam eines Tages Kollegin Gudrun vorbei. Sie erzählte von einem Skikurs, den sie geleitet hatte. Teilnehmer unter anderem ein Kerl von McKinsey. Seine Frau deutete Gudrun an: «He’s not just

a Partner. He’s the Boss. You know, the Boss of the Bosses.» Gudrun meinte, dass das Erste war, was Mr. McKinsey zu ihr sagte, nachdem er gehört hatte, dass sie an der Universität St. Gallen studiere: «Uni St. Gallen? Ahh, Forum HSG!» Dieses Forum HSG schien schon wirk-lich was zu gelten in der Wirtschaft.

An einem Mittwoch stand die gros-se Messe an. Über 90 Unternehmen. Ich fuhr mit dem Bus zur OLMA, machte einen Schritt in die Halle und das Erste, was ich dachte, war: «Scheisse, Uniform vergessen.» Businessanzüge, wohin das Auge blickte. Sämtliche Studierenden schienen sich für diesen Tag besonders herausgeputzt zu haben. Na ja, merken fürs nächste Jahr. Ich hatte mir von er-fahrenen Messegängern sagen lassen, dass die letzte Stunde der Messe die beste sei. Man schlendert einmal durch jede Reihe, wartet, bis der Hallenspre-cher die Studierenden zum Gehen auf-fordert, und staubt dann sämtliche Rest-bestände an Goodies ab. So did I. Bei der Schweizer Grossbank eben noch einen Interviewtermin für den Samstag in zwei Wochen abgemacht und anschliessend meine Schätze mit dem kurzfristig ge-orderten Kleintransporter nach Hause geschafft. Und dieses Interview war der erste Schritt zu meinem Posten als CEO einer grossen Schweizer Bank. Die wei-teren Schritte erzähle ich euch ein an-deres Mal. Euer Sepp.

Tristan Krech

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24 prisma – April 2009 C

Kalt ist cool – Segeln im GrenzbereichIm April ist es wieder so weit: Teams aus der ganzen Welt segeln bei der bekannten Course Croisière EdHEC, der grössten Studentenregatta der Welt, in la rochelle um die Wette. Mit dabei: St. Gallen Sailing!

Ich war der Einzige, der in Tennisschu-hen und einer einfachen Regenjacke

und Hose gekommen war. Der Rest der neunköpfigen Mannschaft hatte bessere Ausrüstung. Zum Glück. Denn die sonn-tägliche Segelausfahrt auf dem Boden-see fing nicht mit einem entspannten Sonnenbad, sondern mit Schneeschip-pen auf Deck der rund 11 Meter langen IMX an. An der Hafeneinfahrt leuchtete das Sturmwarnungssignal in erschre-ckend hohem Takt und das tiefschwar-ze Wasser ausserhalb der Hafenmauer verhiess nichts Gutes. Der Sturm trieb uns Schnee ins Gesicht und im Stillen hoffte ich auf ein vorzeitiges Ende der Ausfahrt. Die restlichen Mitglieder des Regatta-Teams sahen das anders und so schlugen wir uns zwei Stunden im Schneesturm durch den aufgewühlten Bodensee. Soweit wir das durch den Nebel mit teilweise unter hundert Me-ter Sicht beurteilen konnten, waren wir an jenem Tag das einzige Segelboot auf dem See. Allerdings war die Stimmung nach der Ausfahrt bei einer warmen Tas-se Tee hervorragend. «A true team buil-ding experience» hätte jeder Dozent in der Management-Vorlesung gesagt.

Die «Eiserne» RegattaDas beschriebene Wochenende war

das letzte Training des St. Gallen Sai-ling Teams vor der «Eisernen» Regatta, welche die Saison 2008 Ende November abschloss. Die meisten Mitglieder der Crew jenes Tages werden dieses Jahr an der 41. Course Croisière EDHEC, der grössten Studentenregatta der Welt in La Rochelle an der französischen Atlantik-küste, mitfahren. Bei der vom 18. bis 25. April stattfindenden «Course Croisière» segeln Teams aus der ganzen Welt eine Woche um die Wette. La Rochelle ist bekannt als ein Mekka des Segelsports

und dementsprechend werden die stür-mische See und starke Gezeiten für viele aufregende Stunden sorgen. Während der Regatta müssen sich die Teams so-wohl in Langstreckensegeln und Tech-nik als auch in der Navigation beweisen.

La Rochelle liegt rund 150 km nörd-lich von Bordeaux und ist in der Welt der Segler für viel Wind und Wellen, aber sonst auch mit der malerischen Innenstadt, die den historischen Hafen umschliesst, bekannt. Die zehn Meter Gezeiten erlauben nur bei Flut ein Be-fahren des inneren Hafens.

Acht Stunden auf dem At-lantik

Während Mannschaften tagsüber acht Stunden am Tag auf dem Atlan-tik sind und danach noch organisato-rische Vorbereitungen für den nächsten Tag treffen müssen, lädt der Abend zu mehr Gemütlichkeit ein. Dabei steht das Knüpfen sozialer Kontakte mit Stu-denten aus vielen verschiedenen Län-dern im Vordergrund. Es werden nicht nur Mannschaften aus Frankreich, Schweden, Deutschland, der Türkei und der (französisch- und deutschspra-chigen) Schweiz zugegen sein, sondern auch Teams aus weit entfernten Ländern wie Kanada und Neuseeland. Im «Event Village» werden den Wettbewerbern und Zuschauern viele Möglichkeiten zum Ablenken und Erfreuen geboten.

Da jeder studentische Anlass sich als optimale Gelegenheit zum Informa-tionsaustausch anbietet, nutzen Uni-versitäten aus aller Welt die «Course Croisière», um die eigene Institution zu bewerben. St. Gallen Sailing wird die HSG gegenüber den mehr als 15‘000 studentischen Besuchern vertreten. Der Event wird ebenfalls von vielen profes-

sionellen Fotografen und Kamerateams besucht. Unter anderem berichtet auch Eurosport mit einer Sendung über die Highlights des Events.

Halbtages-Ausfahrten auf dem Bodensee

Letztes Jahr war die Teilnahme von St. Gallen Sailing von Erfolg gekrönt. Obwohl der starke Wellengang dem an Binnenreviere gewöhnten Team einiges abforderte, wurde mit dem 32. Platz von 54 teilnehmenden Booten ein anspre-chendes Ergebnis erzielt – dies vor allem auch vor dem Hintergrund, dass unter den ersten 20 bis 30 Booten ein Gros-steil von Profi-Skippern gesegelt wurde. Natürlich ist es dieses Jahr das Ziel, die Erfolge der vorausgegangenen Jahre zu wiederholen oder zu verbessern. Nach monatelanger Vorbereitung freuen wir uns auf eine erfolgreiche Woche in La Rochelle.

Aber selbstverständlich hat St. Gallen Sailing nicht nur ein Regatta-Team, sondern auch ein Freizeit-Team. Dieses unternimmt unter der Woche bei gutem Wetter und nettem Wind Halb-tages-Ausfahrten auf dem Bodensee. Das ist die perfekte Möglichkeit, an der gleichmässigen Bräunung zu arbeiten, Freundschaften zu schliessen und dabei das Bodenseeufer mal aus einer ande-ren Perspektive zu sehen. Wir freuen uns immer über neue Mitglieder. Erfahrung ist keine Voraussetzung.

Benedict Domke

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25 prisma – April 2009C

Der Weg der leeren Hand Karate – die Kampfsportart ohne ersten Angriff

Auf den Spuren von Andy Hug be-trete ich den in dämmriges Licht

getauchten Raum. Schlagartig blei-ben meine Augen an den Menschen in den sterilen weissen Anzügen haften. Schnell stelle ich mich artig zu ihnen an das Ende der Reihe. Die Stimme des Sempai, unseres Lehrers, hallt durch den Raum. Wir knien uns hin und schliessen die Augen.

MokusoDie Stille umhüllt mich während der

Meditation, Mokuso. Die Aussenwelt schiebe ich zur Seite. Die Gedanken ver-lieren sich und ich geniesse die einkeh-rende Stille. «Mokuso yame» reisst mich aus der Trance. Das Training beginnt.

Abwehr, Tritt, Schlag und Wendung. Realitätsnahe Trockenübungen. Vier Mal versucht und es funktioniert fehler-frei. Nummer fünf mit einem einschüch-ternden Schrei, der Mäuse töten kann. Ein Grinsen sitzt auf meinen Lippen, als ich mich im Spiegel bei den Grund-übungen betrachte. Ziemlich gut … für den Anfang. Erste Kampfkombinationen runden das Kihon, die Grundschule, ab.

KataKata – das Herzstück des Karate.

Schon im alten Okinawa war die Kunst der leeren Hand weit gefürchtet. Aus Angst des Machtverlusts wurden Ka-ratekas drakonische Strafen auferlegt. Damit waren sie gezwungen, ihre Kunst im Verborgenen auszuüben: Der Ge-heimbund war geboren. Geheimhal-tungsgründe zwangen zur mündlichen Überlieferung der effektiven Techniken und Kampfkombinationen von Meister zu Schüler. Dies geschah in der Form der Kata – einer didaktischen Abfolge von Kampftechniken. Jede Bewegung, jede Technik, jeder Schritt wurde ge-nauestens auf das Verhalten mindestens vier attackierender Gegner ausgerichtet. Anmutig vollführt der Kämpfer Angriff und Verteidigung. Nun bin ich Teil die-ser Überlieferung, Teil dieser Tradition, Teil dieses Geheimbundes.

KumiteDie Kata darf nicht verändert wer-

den, im Kampf jedoch gilt das Gegenteil. Wurde Karate jahrelang im Geheimen ausgeübt, so gewann es insbesondere durch seine Wettkampfform weltweit an Popularität: das Kumite. Auch ich trete in die Fussstapfen von Andy Hug und stelle mich meinem Gegner. Fäuste flie-gen durch den Raum, Tritte schnellen an mir vorbei. Ich bewege mich flink,

wandle mit dem Gegner, suche nach ei-ner Möglichkeit zum Konter.

Während ich meinem Sieg entge-gentrete, schwelge ich in Erinnerung an Idole des Kampfsports. Neben Filmen wie Karate-Kid und dem Action-Darstel-ler Jean-Claude Van Damme gibt es auch nationale Karatekas, die die Kampfsport-art erheblich prägten. Andy Hug gewann nicht nur mehrere Meisterschaften im Kyokushinkai Karate, sondern auch die K-1 Weltmeisterschaften und verteidigte den Titel sechs Mal im Hallenstadion Zürich. Leider starb der in Japan «Tai-fun» genannte überraschend im Alter von 34 Jahren an Leukämie.

Der Weg der leeren HandDas Training nähert sich dem Ab-

schluss und ich stelle mich erneut an das Ende der Reihe der Karatekas. Wie-der begebe ich mich in Meditation. Ich erinnere mich an die Lehren von Mei-ster Funakoshi – war er doch der Erste, der nach dem Verbot der Kampfsportart Karate stolz in der Öffentlichkeit präsen-tierte und die heutige Form des Karate entscheidend prägte. Karate-Do – japa-nisch der Weg der leeren Hand – ist heute nicht nur eine Wettkampfsportart: Kara-te ist Selbstverteidigung, Kampfsportart und Lebensphilosophie zugleich. Oder in den Worten der Japan Karate Associ-ation: «Das oberste Ziel in der Kunst des Karate ist weder Sieg noch Niederlage, sondern liegt in der Vervollkommnung des Charakters des Ausübenden.»

«Mokuso yame» – ich öffne meine Augen.

Sven Wiedmer, Rabea Müller

Am 17. April 2009 findet das 11. Schwei-zer Karate Hochschulturnier in Bern statt. Die HSG wird ebenfalls mit einem Team an der Meisterschaft teilnehmen.

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Da liegen die Hasen im Pfeffer Wenn die Welt aus den Fugen gerät: Das Studententheater St. Gallen präsentiert die Komödie «Hase Hase» von Coline Serreau

Wir sind stolz, Ihnen mitteilen zu können, dass alles gut geht, es

geht alles gut …»

In der Anderthalb-Zimmer-Woh-nung, in der die Familie Hase auf engstem Raum zusammenlebt, scheint vorerst alles in bester Ordnung zu sein. Sohn Bébert studiert Medizin, Vater Hase kriegt bald seine langersehnte Gehaltserhöhung und der kleine Hase ist im Gymnasium. Sogar der Minister-präsident verspricht in seiner Ansage: «Alles geht gut!» Doch diese Idylle der kleinen Menschen ist dem Untergang gewidmet, als Sohn Jeannot, der ver-meintlich in Brüssel arbeitet, plötzlich mit vollen Koffern und der Polizei im Nacken auftaucht. Auf einmal gerät alles ausser Kontrolle. Die bereits verheira-tete Tochter Marie will nichts mehr von ihrem Mann wissen, nachdem dieser zu ihr «Reich mir das Salz» gesagt hatte, und kehrt deshalb nach Hause zurück. Lucie entscheidet vor dem Standesbe-amten, dass für sie die Heirat letztlich doch nicht in Frage komme, und landet, von ihrem Verlobten Gérard gefolgt, in der kleinen Wohnung der Familie Hase. Und sogar die depressive und manipu-lative Nachbarin Frau Duperri entschei-det, dass sie zusammen mit Familie Hase in deren kleiner Wohnung hausen will, da sie ihr schliesslich ihre Matratzen ge-liehen hatte.

Es kommt noch dicker …Mama, als Gravitationsfeld der ge-

samten Familie, muss sich mit der neu-en Lage zurechtfinden, ob es ihr nun

passt oder nicht. Doch sie ahnt nicht, dass dies noch nicht das Ende ihrer Sor-gen ist. Bébert, der mit seinem Medi-zinstudium als letzter Hoffnungsträger der Familie galt, entpuppt sich als Waf-fenhändler für eine «terroristische» Or-ganisation. Papa findet in dem ganzen Durcheinander endlich den Mut, Mama zu sagen, dass er seit Wochen arbeitslos ist und dass Hase aus dem Gymnasium geflogen ist, weil dieser klüger ist als drei Mathematiklehrer.

Opfer der Revolution«Meine Damen und Herren, in der

vergangenen Nacht ereigneten sich auf der Welt ziemlich unerwartete Vorfäl-le. Es fand eine Art von Umsturz der internationalen Finanzwelt statt …» So beginnt die Ansage des Nachrichten-moderators. Bald darauf erfährt Mama Hase, dass bei diesem Umsturz und dem damit verbundenen Regimewechsel in ebenjener Nacht auch ihr Sohn Bébert von der neuen politischen Macht fest-genommen wurde. Die gesamte Familie schmiedet daraufhin einen Plan, um den Sohn aus den Händen seiner Entführer zu befreien. Was dabei rauskommt, wird hier natürlich nicht verraten. Fest steht aber, dass es noch zu so manchen Über-raschungen kommen wird.

Eine Komödie mit zeitge-nössischem Charakter

Finanzkrise, Terrorismus und Ar-beitslosigkeit. Die Thematik des in den 90er-Jahren geschriebenen Stücks ist ak-tueller denn je. Was aber auf den ersten Blick düster erscheint, entpuppt sich als

eine prickelnde Komödie über eine Fa-milie, die durch Dick und Dünn zusam-menhält. Aus diesen Gründen gehört «Hase Hase» auch zu den meistgespie-lten Theaterstücken seiner Generation.

Kommenden Mai bringt nun das Studententheater St. Gallen mit freund-licher Unterstützung durch PostFinance dieses faszinierende Stück in der Gra-benhalle auf die Bühne. Aufführungster-mine sind der 10./11./12./13./18./19. Mai 2009. Billette können ab sofort bei [email protected] reser-viert werden. Weitere Informationen zu den Vorstellungen und zum Stück sind auf www.studententheater.ch publi-ziert.

Karim WeberRegisseur Studententheater

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Wenn aus Ideen Strategien werden Gastreferat des diesjährigen Amicitia-Preisträgers dr. Marcus Matthias Keupp

Am Dienstag, dem 24. Februar 2009, war es zum zweiten Mal so weit: Die

Studentenverbindung A. V. Amicitia San Gallensis der Universität St. Gallen wur-de durch einen Gastvortrag des amtie-renden Amicitia-Preisträgers Dr. Marcus Matthias Keupp, seines Zeichens «Head of Research Lab and Habilitand at the Institute for Technology Management» an der HSG, im Restaurant Dufour be-ehrt. Nebst den aktiven Mitgliedern der Verbindung, also noch studierenden Amicitianern, wollten sich auch einige Altherren diese Gelegenheit nicht ent-gehen lassen.

«Am Anfang war nicht das Licht, sondern das Chaos»

Dr. Keupp stellte den Anwesenden in der knapp einstündigen Power-Point-Präsentation das Thema sowie den Ent-stehungsprozess seiner Dissertation vor. «Subsidiary Initiatives in International Research and Development: A Survival Analysis», so der Titel der Arbeit. Gegen-stand von Keupps Doktorarbeit ist die Überlebensfähigkeit von strategischen Initiativen in einem Unternehmen. Simpel gefragt also: Weshalb werden gewisse Inspirationen verwirklicht? Wa-rum kommen andere nicht über das Sta-dium der Idee hinaus?

Was anfangs so unproblematisch und einfach erscheinen mag, war und ist in Tat und Wahrheit ein langwieriger und diffiziler Prozess. Gemäss Dr. Keupp gab es eine etwa zweijährige Phase im Verlaufe der Ideenfindung, in welcher er das konkrete Thema der Arbeit nicht

wirklich vor Augen hatte: «Am Anfang war nicht das Licht, sondern das Cha-os.» Je mehr man zu wissen glaube, de-sto weniger wisse man schlussendlich wirklich, so Dr. Keupp.

Zudem war für ihn, nebst seinem akademischen Engagement als Dok-torand, die Kunst eine nicht wegzu-denkende Tätigkeit für das persönliche Wohlbefinden als Ausgleich zur wissen-schaftlichen Arbeit. Auf unterhaltende und stets humoristische Art und Weise präsentierte Dr. Keupp die Folien zur Ideenfindung, in denen beispielsweise die Worte «Kunst» und «Nietzsche» ne-ben den sorgfältig evaluierten Überthe-men zur Dissertation zu lesen waren.

«Ich sehe den heiligen Gral»Die «Erleuchtung» hatte Dr. Keupp

bei einem Vortrag des renommierten Forschers Prof. Steven W. Floyd, welcher sich auf dem Gebiet des strategischen Managements international einen Namen gemacht hat. Das Thema, die «Überlebensfähigkeit von Initiativen», war gefunden. Während seines Refe-rats betonte Dr. Keupp mehrfach, dass viele Inspirationen und Informationen nicht etwa aus dem Studium von Lehr-büchern, sondern vielmehr aus dem direkten Kontakt zu Wissenschaftlern und Leuten aus der Wirtschaft sowie aus Eigeninitiative und Kreativität hervorge-gangen sind.

Im Namen der A. V. Amicitia San Gallensis möchte ich mich an dieser Stelle sehr herzlich für den überaus

spannenden und kurzweiligen Vortrag von Herrn Dr. Keupp bedanken. Wir freuen uns schon jetzt auf ähnlich erfri-schende Gastvorträge in den kommen-den Jahren.

Boris Fabian Keller v/o Terrarist

Zur PersonDr. Marcus Matthias Keupp wurde am 29.09.1977 in Freiburg im Breisgau ge-boren. Er studierte an der University of Warwick sowie an der Universität Mannheim. Die Dissertation «Subsi-diary Initiatives in International Re-search and Development: A Survival Analysis» verfasste er mit Hilfe seiner Doktorväter Prof. Dr. Oliver Geissmann und Prof. Dr. Andreas Herrmann an der Universität St. Gallen. Dr. Keupp spricht neben seiner Muttersprache Deutsch fliessend Englisch, Französisch, Latein und besitzt gute Kenntnisse in Spanisch und Arabisch. Nebst der akademischen Tätigkeit widmet sich Dr. Keupp auch intensiv seiner Kunst (www.keupp-art.ch).

Der Amicitia-PreisUnsere Altherrenschaft (AHAH) der A. V. Amicitia San Gallensis prämiert jährlich die beste Dissertation der wirt-schaftswissenschaftlichen Fakultäten an der Universität St. Gallen mit einem Preisgeld von CHF 3'000. Anlässlich der Doktoranden-Promotionsfeier wird der Preisträger jeweils im September für seine herausragende Leistung gekürt.

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Über die Lift09«Where has the future gone?» – die sozialen Auswirkungen der neuen technologien

Unter dem diesjährigen Motto «Where has the future gone?» tra-

fen sich Ende Februar Macherinnen und Denker aus 40 Nationen in Genf zur Lift09-Konferenz und diskutierten über die sozialen Auswirkungen der neuen Technologien. Anlässlich der ersten Lift-konferenz im Jahr 2006 noch ein Neben-aspekt, waren die sozialen Netzwerke im diesjährigen Programm nicht mehr zu übersehen. Bereits bei der Registrierung konnten die Teilnehmer mittels «Tags» ihre Interessen bekanntgeben und auf dem am Konferenzbadge angebrachten «Poken» auf ihre Netzwerkprofile ver-weisen. Anstatt Visitenkarten auszutau-schen, reichte nunmehr ein kurzes Badge-Reiben mit dem Gesprächspart-ner aus, um persönliche Kontaktinfor-mationen weiterzugeben.

Der Aufstieg der sozialen Netzwerke

Nachdem sich soziale Netzwerke wie Myspace und Facebook zum festen Bestandteil von Freizeitkulturen eta-bliert haben und geschäftliche Kontakte auf Plattformen wie Linkedin oder Xing gepflegt werden, integrieren auch profit-orientierte Organisationen diese Instru-mente zunehmend in ihre Betriebe.

Dass soziale Netzwerke noch längst nicht die Reifephase im Produktele-benszyklus erreicht haben, zeigte sich unlängst im Interface-Redesign von Facebook, welches nach einem geschei-terten Übernahmeversuch von Twitter dessen Kernangebot des «Zwitscherns von Informationen» zur zentralen Pro-filfunktion gemacht hat. Twitter, das weiterhin ohne ein eigentliches Er-tragsmodell operiert, wird zudem seit September 2008 von Yammer, das sich auf unternehmensinternen Wissensaus-tausch – indem nur Kommunikation in-nerhalb der Firmendomäne möglich ist – fokussiert, herausgefordert. Zwischen den vermeintlich ähnlichen Ansätzen

von Twitter und Yammer liegen jedoch Welten, deren Differenzierung starke Implikationen auf Geschäftsprozesse ausübt und in Zukunft verstärkt aus-üben wird.

Die sich ändernden Innova-tionsprozesse

Von Daniel Demel, Interaction De-signer beim Hörgerätehersteller Pho-nak, erfuhr ich an der Lift09 zwischen einem Schluck Kaffee und dem stan-desgemässen Badge-Reiben, dass er bei Phonak jüngst Yammer installiert und Instrumente konzeptioniert hat, um die Bedürfnisse der Kunden besser zu verstehen und sie verstärkt in die Pro-dukteentwicklung einzubinden. Einige Kaffeepausen später treffe ich den HSG-Alumnus Adrian Locher von Zimtkorn AG, der mir über ein gemeinsam mit der Berner Innovationsplattform Atizo rea-lisiertes Projekt berichtet, mit dem das Vorschlagswesen der Schweizerischen Post ins digitale Zeitalter überführt wur-de. Indem Postangestellte an der Verfei-nerung der Ideen ihrer Arbeitskollegen beteiligt wurden, konnten im nachgela-gerten Ideenmanagement 1‘500 Stellen-prozente eingespart werden, da dezen-trales Unternehmenswissen nicht mehr länger von zentraler Stelle abgerufen werden muss, sondern proaktiv von en-gagierten Mitarbeitern eingebracht wird. Während der Pilotphase dieses «Ideen-brutkastens» wurde zudem die Anzahl neuer Ideen um fast 30 % gesteigert.

Yammer und auch der Ideenbrut-kasten der Post bedienen sich des Crowdsourcing-Ansatzes, beschränken sich jedoch auf unternehmensinternes Wissenspotenzial. Einen wesentlichen Schritt weiter gehen Unternehmen wie Procter & Gamble, das den Entschluss gefasst hat, 50 % der Produkteinnova-tionen von ausserhalb der Unterneh-mung einzukaufen, und das seine Inno-vationsbedürfnisse auf Plattformen wie

Innocentive, wo über 90‘000 freie Wis-senschaftler verkehren, offenlegt.

Die Implikationen auf Ge-schäftsprozesse

Soziale Medien basieren auf netz-werkartigen Informationsflüssen und machen die meist hermetisch geschlos-senen Aussengrenzen zentralistischer Organisationen vermehrt porös. Zu-gleich verlangt eine zunehmende Wett-bewerbsdynamik den Unternehmen eine gesteigerte Innovationsgeschwin-digkeit ab, was die aktive Beteiligung am Markt der Ideen – innerhalb und aus-serhalb der Unternehmung – unerläss-lich macht. Da das Zwitschern von Ge-danken menschlich ist und zunehmend durch Technologie katalysiert wird, lässt sich der «Abfluss» von Ideen kaum mehr stoppen, weshalb der strategische Fokus auf den «Einfluss» benötigter und pas-sender Ideen gelegt werden sollte. Wie Unternehmen mit dieser Herausforde-rung umgehen, welcher Grad an Offen-heit angestrebt werden soll und welche strategischen Anlagen unter Verschluss gehalten werden müssen, muss jede Or-ganisation für sich entscheiden. Zur Aus-wahl stehen das auf einen begrenzten Benutzerkreis ausgelegte Yammer-Mo-dell sowie das gänzlich offene Twitter-Modell. Der Markt wird entscheiden, welcher Ansatz sich durchsetzen wird. In diesem Sinne hat die Zukunft erst ge-rade begonnen.

PS: Die nächste Liftveranstaltung findet im Juni 2009 in Marseille statt. Weitere Infos: www.liftconference.com

Philip Urech

Philip Urech hat soeben sein Bachelor-arbeit (IA) beendet und lebt momen-tan in Indien, wo er für das Start-up hub.in|dia Aufbauarbeit leistet und sich gleichzeitig der Fremdsprache Hindi widmet.

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20 Jahre Internet

Die Erfinder des Internets an der lift09 in Genf

Vor 20 Jahren entwickelte der Brite Tim Berners-Lee am Laboratorium für Teilchenphysik CERN in Genf die

Grundlagen für das World Wide Web (WWW). Berners-Lee kam 1984 in die Schweiz, um am CERN neue Methoden für die Aufzeichnung und Verarbeitung eines neuen Elektronen-beschleunigers zu entwickeln. Ihm wurde aber schnell klar, dass der Informationsaustausch im Institut dermassen unzu-reichend war, dass ein neues System entwickelt werden mus-ste. Darauf entwickelte er einen Vorschlag für das WWW, der auf drei Kernpunkten basierte: Erstens entwickelte er die «Hy-pertext Markup Language» (HTML), welche beschreibt, wie Seiten mit «Links» auf unterschiedlichen Rechnerplattformen formatiert werden. Zweitens definierte er mit dem «Hypertext Transfer Protocol» (HTTP) eine Sprache, um über das Inter-net zu kommunizieren. Schliesslich legte er mit dem «Uni-versal Resource Identifier» (URI) das Schema fest, nach dem Dokumentadressen erstellt und aufgefunden werden können. Aufgrund fehlender Ressourcen gab das Institut 1993 das Web für die Öffentlichkeit frei. Das WWW war geboren.

The Web will rock the boat!Den heutigen Einsatz des Internets nimmt Berners-Lee

lediglich als Beginn wahr: «New changes are going to rock the boat even more. When we get new data out there on the web, things will happen that will change the world, as things will be processed on our behalf by machines which are much more powerful». Kollaborativer Datenumgang, soziale Netzwerke und Semantik werden die Grundlagen der Wirtschaft und der Zusammenarbeit neu definieren.

Die nächste grosse Entwicklung auf dem Web ist die so ge-nannte «web-to-mobile-phone»-Initiative. Noch haben 80 % der Menschen keinen Zugriff zum Internet. Die zunehmende Verbreitung der Mobiltelefonie in Entwicklungsländern eröff-net jedoch neue Möglichkeiten: «Getting the web onto phones is very important, as there are many more browsers on phones than on laptops, and in developing societies it‘s really exciting as that‘s the only way people use the web.» Es werden nicht nur neue Märkte eröffnet, sondern die Teilhabe von Men-schen, die bislang von Internet ausgeschlossen waren, wird gesteigert. Nichtsdestotrotz erkennt Tim Berners-Lee mög-liche Bedrohungen für das Internet. In einem Interview mit Swissinfo erklärt er: «The fact that when information travels across the web it isn‘t interfered with, snooped or molested, is very important.» Wie dies jedoch gewährleistet werden kann, ist nach wie vor ungeklärt.

Sebastien Lambercy

NASSCOM Leader-ship Summit 2009 Ein Erfahrungsbericht aus indien von Eric ledergerber

Die NASSCOM (National Association of Software and Services Companies) ist die für Software zuständige in-

dische Handelskammer, zu welcher über 1‘200 indische und internationale IT-Firmen als Mitglieder zählen. Die NASSCOM spielt eine führende Rolle bei der Qualitätssicherung von Soft-ware in Indien und veranstaltet Seminare sowie Konferenzen. Eine solche Konferenz ist der jährliche NASSCOM Leadership Summit, welcher Mitte Februar in Mumbai stattfand.

Während der dreitägigen Veranstaltung sprach die Bran-che über die Auswirkungen der Finanzkrise auf den stark vom Export abhängigen IT- und ITes-Sektor (ITes = IT enabled ser-vices). Allerdings hat sich das Wachstumstempo der export-getriebenen Branche infolge sinkender IT-Ausgaben in wich-tigen Absatzmärkten wie z. B. den USA verlangsamt. Neue Absatzchancen eröffnet der Inlandmarkt, und zwar werden immer mehr neue Lösungen für nationale KMU entwickelt.

Die Ansprache von CISCO CEO John Chambers wurde nicht nur wegen seiner ausgezeichneten Rhetorik hoch gelobt, er war auch einer der wenigen Teilnehmer, die ver-sucht haben, in Innovationslösungen das Potenzial für Indien zu sehen. Für John Chambers gilt Indien als die zukünftige Web 2.0-Destination und Knowledge Economy.

Des Weiteren waren sich indische Outsourcing-Unterneh-men über einen neuen Customer-Value-Ansatz einig, wo die Beziehungen professioneller und enger betreut werden. Kurz-fristig sei es eine kostspielige Strategie, aber langfristig eine nachhaltige Investition.

Während der ganzen Veranstaltung wurden das Thema Web 2.0 und neue Internetlösungen stark vernachlässigt. Ob-wohl die NASSCOM mehrere Blogger angestellt hatte sowie ein Social Network System zur Verfügung stand, war nicht viel von Web-Innovationen zu spüren. Hier sind andere indische Events wie der TiEs Summit, Headstart.in oder proto.in viel näher am Puls der Zeit und verfolgen Themen wie Entrepre-neurship und die globale digitale Zukunft.

Gemäss NASSCOM wird die indische ICT-Branche (Infor-mation Communication Technology) trotz Finanzkrise im Fis-kaljahr 2008/09 erneut einen Umsatzrekord aufstellen. Indien gilt weiterhin als attraktive Destination für die Auslagerung von Business Process Outsourcing (BPO), Knowledge Process Outsourcing (KPO) oder den Shared Service Centers (SSC). Neue Ansichten, dass Indien als «Crowdsourcing»-Economy betrachtet werden kann, entwickeln sich erst.

Eric Ledergerber

Eric Ledergerber ist im letzten Semester an der HSG (MSC). Zurzeit widmet er sich seiner Masterarbeit und ist Gründer von hub.in|dia.

Sebastien Lambercy ist HSG Absolvent (IMT), arbeitet für ein Immobilienunternehmen in Zürich sowie für das Start-up hub.in|dia, welches er mitgegründet hat.

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Durch Fallen lernt man gehen Eine Studentin wechselt von der Uni Fribourg an die Uni St. Gallen. doch einiges ist anders. Es scheint ihr, als wäre an der HSG das Studium ein reines Mittel zum Zweck der Nutzenmaximierung. Scheitern ist ein tabuthema. Eigenar-tig, schliesslich lernt man gerade aus Fehlern am meisten.

Ich bin neu hier und erklimme jeden Morgen unter Keuchen die Stufen,

immer höher hinauf, bis ich zuoberst bei der Top-Universität angelangt bin. Um mich herum recken und strecken die meisten während der Vorlesung ge-spannt, beinahe gierig, den Hals. Alle wollen hoch hinaus. Ich bleibe unten, da ich sowieso nichts weiss. Erschöpft in den Stuhl fallen liegt mir mehr als auffal-len. Versteht mich nicht falsch, ich will mich nicht klein machen. Zu gerne trage ich hohe Absätze.

Überall WettbewerbInmitten dieses Meeres von hocher-

hobenen Häuptern mit mehr drin als in meinem habe ich kürzlich mit meinem Master begonnen. Ich wurde aber be-reits vom – oder eben gerade durch den – Strom abgetrieben und falle im-mer weiter zurück. Ich kann nicht mit-schwimmen. Schliesslich habe ich an der Universität Fribourg nur plantschen in der Saane gelernt. In St. Gallen wird in Turnhallen beigebracht, wie man kämpft, gewinnt und Erster bleibt. Über-setzt bedeutet dies: Businessmodelle, Networking, erfolgreiches Management. Wahrscheinlich ist der Vergleich zu ba-nal oder sogar unrichtig und ganz nach dem Motto der Uni St. Gallen müsste man wohl sagen «höchst» wahrschein-lich. Ich verstehe hiervon nichts. Ich ge-höre nicht zur Kategorie Brain, sondern Pinky. Eventualiter liegt es in casu auch daran, dass ich Jura studiere. Überspitzt ausgedrückt, belegen die Studenten Turnunterricht und lernen Kampfsport

und Wettbewerbsdenken. Die Univer-sität ist stolz auf ihre ehrgeizigen Stu-dierenden, auf die Stehaufmännchen. (Ich stütze diese Aussage auf meine juristischen und somit analytischen Fä-higkeiten, welche ich als äusserst ausge-prägt erachte. Schliesslich erkennt nicht jeder auf eine Distanz von 100 Metern, ob die Gucci-Tasche eine Fälschung ist. Dieses kritische Auge wird übrigens an der Universität täglich geschult.) Das Wichtigste im Kampfsport ist jedoch, in erster Linie zu lernen, richtig hinzufal-len.

Keine VersagerEin Kleinkind verbringt den ganzen

Tag damit, hinzufallen. Es versucht zu gehen, bewegt sich im Grunde aber plumpsend fort. Durch dieses Plumpsen wird der menschliche Schutzreflex ent-wickelt. Die Patschehändchen werden eingesetzt, mit dem Ziel, das «Aua» zu verringern. Wirtschaftlich ausgedrückt: Mehr Aufwand, im Sinne von effektiver Schadensbegrenzung, führt zu mehr Ertrag. Der homo oeconomicus ist ge-boren. Somit erhält infantiles Verhalten (auch in Fribourg lernt man Fremdwör-ter; sogar eine ganze Fremdsprache, wenn man will) eine völlig neue Bedeu-tung. Dies ist so paradox, dass es schon fast wieder affig wirkt. Wenn das Klein-kind zu einem Kind heranwächst, ver-nimmt es nur allzu oft folgende Worte: «Pass auf, dass du nicht hinfällst!» Erst aber nachdem das Kind hingefallen ist, trifft es die nötigen Vorkehrungen, da-mit das Umfallen nicht mehr vorfällt –

es lernt daraus. Der Mensch ist folglich praxisbezogen. Die Uni St. Gallen be-kanntlich ebenfalls. Es werden den Stu-denten viele Praktikumsmöglichkeiten bei erfolgreichen Firmen (an-)geboten, damit sie Erfahrungen sammeln kön-nen, mit dem Ziel, daraus zu lernen. Am besten lernt man jedoch immer noch aus Fehlern.

Ein Student ist (noch) nicht erwach-sen. Ab und an schliesse ich gerne von mir auf andere. Den Kindern der Univer-sität wird es verwehrt, hinzufallen, denn wenn man fällt, hat man versagt, und die Uni St. Gallen erzieht keine Versager. Sie züchtet Gewinner. Es scheint, als seien Fehler verpönt. Diese Haltung schlägt jedoch fehl. Ein Student in St. Gallen ist in erster Linie lernwillig und fleissig. Aber aus Fehlern lernt man. Folglich sollte ein guter Student auch Fehler ma-chen dürfen. Im Gegensatz zur Univer-sität St. Gallen bietet Fribourg in diesem Bereich volle Unterstützung: Man erhält für jeden Fehltritt einen ECTS-Punkt. Ich vermisse hier den Misserfolg. In die-sem Kurs wäre ich gut.

Liebe Studierende, lasst euch fallen! Unter diesem Blickwinkel ist auch die Tatsache, dass momentan vieles in die Konkursmasse fällt, erfreulich. Und die Finanzkrise bietet sich als Chance.

Lena Altorfer

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Wir blenden Probleme ausBild von José PalazónSüdafrika – Rainbow NationUganda hautnah erlebt

Vorwort des Ressortleiters zum Thema:

dieses Heft zum thema «Afrika» will und kann nur sehr wenige Aspekte aufgreifen. Nach einigen diskussionen haben wir bewusst auf Kontroverses verzichtet, wie beispielsweise auf die rassismusfrage.

denn rassistische ressentiments scheinen noch weiter verbreitet zu sein, als man gemeinhin denkt. dies habe ich bei den Vorbereitungen des Heftthemas erfahren müssen: Anstatt dass Rassisten sauber mit ihren eigenen Argumenten geschla-gen werden, finden die nötigen Diskussionen häufig einfach gar nicht statt. Ich behaupte, dass wir somit die Probleme nur verlagern und ihnen so eine Brutstätte bieten.

diese Problemverlagerung wird auch im Artikel zur Sicherung der Schengen-Au-ssengrenzen deutlich: Wir konstruieren unsere Grenzen so, dass Flüchtlinge schon fernab Europas nicht mehr weiterkommen. Das Ziel: So sehen wir das Leid nicht mehr an der Haustür anklopfen.

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in den Nachrichten hören wir öfters von Nussschalen. die meisten von uns wissen zumindest, dass es sie gibt. Hört man von den Schätzungen, dann will man sie erst nicht wahrhaben, so enorm gross ist die Zahl der zu uns strö-menden Menschenmassen. oder man hat sich schon daran gewöhnt.

Wir blenden Probleme aus

Die südlichste Insel Italiens ist durch die Medien sehr bekannt gewor-

den. Zwar hat sie keine Sehenswürdig-keiten, aber dafür sehr schöne Strände und es ist immer warm auf dieser Mittel-meerinsel, auch wenn man im Rest von Italien schon frieren muss. Allerdings assoziiert man mit der Insel nicht die Schönheit der Strände. Nein, die Insel Lampedusa hat durch die Boatpeople aus Afrika eine starke Präsenz in den Medien erfahren.

AngekommenLetztes Jahr kamen in Lampedu-

sa auf einen Einwohner mehr als fünf Flüchtlinge. Im Flüchtlingslager müs-sen aufgrund der enormen Überfüllung schon fast barbarische Zustände herr-schen, wenn man den Medienberichten glaubt. So scheint es dort regelmässig Aufstände zu geben. In absoluten Zah-len reden wir von 32‘000 unerwünschten Neuankömmlingen, allein im Jahre 2008, allein auf Lampedusa. Und es werden immer mehr.

Dabei ist Lampedusa nur eines der Zentren dieser Völkerwanderung: Re-gelmässig liest man in den Nachrichten von Flüchtlingen, die vor Sizilien, Gi-braltar und den Kanarischen Inseln aus dem Wasser gefischt werden. Die spa-nischen Exklaven auf dem afrikanischen Kontinent schaffen es hingegen nicht mehr oft in die Schlagzeilen, da ihre be-wachten Zäune mittlerweile sechs Meter hoch sind und so fast niemanden mehr ungewollt durchlassen.

Wenn sie es dennoch auf Schengener Boden schaffen, werden die Flüchtlinge in Lager fernab der Öffentlichkeit ge-

sperrt, wo ihnen die Abschiebung droht. Wenn es ihnen gelingt, an der Polizei vorbei weiter ins Land zu gelangen, dann leben sie in ständiger Furcht vor den Be-hörden und ohne Rechte. Aber nur die wenigsten schaffen es überhaupt nach Europa. Experten schätzen, dass auf ei-nen Ankömmling drei Menschen kom-men, die ihr Ziel gar nicht erreichen. Wo sie bleiben weiss niemand genau.

FrontexDie Schengenländer koordinieren

ihre Grenzsicherung durch die Orga-nisation Frontex. Verschiedene Opera-tionen mit heroischen Namen sichern die Grenzen Europas. «Hera» schützt beispielsweise die Kanarischen Inseln und «Nautilus» hauptsächlich Italien. In der Meerenge von Gibraltar hilft ein hochmodernes Radar, gezielt Boote ab-zufangen. Soweit vertritt Europa seine legitimen Interessen der Einhaltung der Regeln des Schengenraums.

Interessant wird die Grenzsicherung Europas erst, wenn man sich die weitere Strategie von Frontex genauer anschaut: Man arbeitet mit den Flüchtlings-Tran-sitländern zusammen. Der Grossteil der Flüchtlinge kommt aus weiter entfernt liegenden Regionen Afrikas, wie dem Sudan oder Somalia. Das bedeutet, dass schon Flüchtlingslager in der Wüste, fernab von der Küste, eingerichtet wer-den. Dafür gibt man Ländern wie Libyen Geld: in Form von direkten Finanzsprit-zen oder Wirtschaftsabkommen.

Länder wie Libyen unterstützen dann die Abwehr «illegaler Flüchtlinge,» indem sie bereitwillig Flüchtlinge schon in der Wüste abfangen oder von der Kü-

ste dorthin verbringen. Dass es dabei öfters nicht mit rechten Dingen zugeht, kann man sich bei diesen autokratischen Regimes sicherlich denken. So schaffen es die Flüchtlinge meist gar nicht erst bis zum Grenzzaun einer spanischen Exklave, wo ein Reporter eventuell da-rauf aufmerksam werden könnte, wie vor ein paar Jahren, als Melilla vor den laufenden Kameras von Flüchtlingen belagert wurde. Stattdessen müssen die Flüchtlinge fürchten, von afrikanischen Polizisten aufgegriffen und dann in der Wüste wieder ausgesetzt zu werden; manchmal auch ohne Wasser.

Um dieser Kooperation der Schen-genstaaten und nordafrikanischen Re-gimes zu entgehen, setzen sich viele Flüchtlinge schon im Senegal in das Boot, das sie zu den 1‘300 Kilometer ent-fernten Kanaren bringen soll.

Was man nicht weiss, macht einen nicht heiss

In den Schengenstaaten wird kei-ne prominente Diskussion über den Umgang mit dieser Völkerwanderung geführt. Stattdessen arbeiten diese ge-meinsam mit zweifelhaften Regierungen daran, nicht weiter mit den Folgen des grossen Ungleichgewichts von Afrika und Europa direkt konfrontiert zu wer-den. Unsere Staaten bauen Wälle, die Unangenehmes einfach ausblenden sol-len. Ob dies ein Schritt ist, der langfristig sinnvoll und von uns Bürgern so gewollt ist, sollte diskutiert werden. Momentan verlagert die Politik das Problem in die Wüste, wo es verdursten soll, oder auf das offene Meer, wo das Meer ungese-hen Menschen das Leben kostet. Vom Leid werden wir nie erfahren.

[email protected] Thema

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Quelle ProAsyl

14 Menschen starben im Herbst 2005 an den Stacheldrahtzäunen von Ceuta und Melilla. Viele weitere wurden zum Teil schwer verletzt. Mittlerweile wurden die rasiermesserscharfen Klingen aufgrund von Protesten durch Hilfsorganisationen abmontiert.

1‘200 Schutzsuchende wurden im Herbst 2005 von der marokkanischen Poli-zei aneinandergekettet und ohne Verpflegung mitten in der Sahara ausgesetzt.

3 Flüchtlinge wurden im Juli 2006 am Grenzzaun zwischen Marokko und der spanischen Exklave Melilla erschossen. Laut Zeugenaussagen wurden die Schüsse von marokkanischen Grenzbeamten abgegeben.

3‘500 Menschen wurden zwischen August und Dezember 2006 von den europä-ischen Frontex-Einsatzkräften in internationalen Gewässern aufgebracht und nach Senegal oder Mauretanien zurückgeschickt. Frontex-Chef Ikka Laitinen rechtfertig-te die Aktionen wie folgt: «Das sind keine Flüchtlinge, sondern illegale Migranten.»

400 Flüchtlinge, Migrantinnen und Migranten aus dem südlichen Afrika wurden zwischen Weihnachten und Jahresende 2006 in Marokko festgenommen und an der algerischen Grenze ausgesetzt. Dabei kam es zu schweren Misshand-lungen durch die marokkanischen und algerischen Sicherheitskräfte.

6‘000 Personen kamen laut Schätzungen spanischer Behörden im Jahr 2006 allein auf der Flüchtlingsroute zwischen Westafrika und den Kanarischen Inseln im Atlantik ums Leben.

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Yoe Yopo wurde von den Sicherheitsleuten, welche die Grenze schützen, zusammengeschlagen. Bis dieses Bild veröffentlicht wurde, bestritten die spanische und die marokkanische Regie-rung seinen Tod. Der Fall wurde nie juristisch aufgearbeitet. (Angabe des Fotografen)© José Palazón

An der Grenze zur spanischen Exklave Melilla in Marokko

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Raffael:Apartheid, Rassismus, Kriminalität.

Das sind Überbleibsel aus der Geschich-te Südafrikas. Worte, Vorurteile, Vor-würfe, welche am heutigen Südafrika kleben. Korruption, Armut, Hass. Dinge, vor denen ich Respekt hatte, bevor mein Austauschjahr in Durban an Südafrikas Ostküste begann. Dinge, nach denen man mich heute noch fragt, wenn ich von meinen Erfahrungen erzähle.

Ja, ich habe Rassismus gesehen, ja, ich habe Gewalt erlebt, ja, ich war Opfer eines Verbrechens. Aber es sind nicht diese Vorkommnisse, Tatsachen, Erinne-rungen, die ich heute mit Südafrika und mit meinem Austauschjahr verbinde. Südafrika mag ein Land der Diskrimi-nierung, der Vorurteile, der ungleichen Chancen sein, doch es ist auch ein Land der Liebe, der Offenheit, der Vielfalt.

Zwei Gastfamilien empfingen mich mit offenen Armen. Meine Schulklasse begrüsste mich klatschend, als ich das erste Mal in der mir ungewohnten Uni-form durch die Tür trat. Meine Freunde akzeptierten mich vorbehaltlos, mit all meinen Stärken und Schwächen, mit weisser Hautfarbe und Schweizer Pass. Für ein Jahr war ich ein Teil von ihnen.

Ich lernte zu sprechen wie sie, ihr Essen zu mögen, ihre Sportarten zu praktizieren. Ich lernte, «wir» statt «ihr» zu sagen, zu akzeptieren und zu verste-hen. Für ein Jahr war ich ein Teil des Re-

genbogens, den das moderne Südafrika darstellt.

Es ist offensichtlich, dass es in einem Land solcher Vielfalt – vier Ethnien, elf Sprachen, drei Hauptstädte, kulturelle Einflüsse dreier Kontinente – Span-nungen und Konflikte gibt. Emanzipa-tion und das traditionelle afrikanische Bild der Frau lassen sich schlecht ver-einbaren, ebenso wenig der Hinduismus und der europäische Monotheismus.

Rugby war schon immer ein Spiel der Weissen, seitdem es die Engländer nach Südafrika gebracht hatten. Dafür spielen mehr Schwarze Fussball, wäh-rend Inder von Cricket begeistert sind. Die derzeitige Regierung versucht, sol-chen Unterschieden durch Gesetze entgegenzuwirken. Dazu legt sie fest, wie viele Spieler in der Startaufstellung, Manager in der Geschäftsführung und schliesslich Angestellte in der Unterneh-mung schwarz, weiss oder «coloured» sein müssen. Dabei braucht es dies oft-mals gar nicht.

Was Südafrika braucht, ist Akzep-tanz. So wie die sieben Farben nur ge-meinsam den Regenbogen ausmachen, ist Südafrikas Existenz auf alle Facetten des Landes, der Bevölkerung und der Kulturen angewiesen. Nur so wird der Regenbogen andauern.

der Flug nach Südafrika dauert mindestens elf Stunden. dennoch scheint es das land auf dem afrikanischen Kontinent zu sein, welches Europa am nächsten ist. dass es dennoch krass anders ist, zeigen diese zwei Erfahrungsberichte.

Südafrika – Rainbow Nation

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Sarah:Ich muss sagen, dass ich vor mei-

ner Zeit in Südafrika nur eine sehr ab-strakte und vage Vorstellung von Rassis-mus und Gewalt hatte. «Coloureds» wie meine Gastfamilie machen etwa zehn Prozent der Bevölkerung aus, sie sind sowohl Schwarze als auch Weisse, weil sie irgendwo bei ihren Vorfahren beides haben. Man könnte meinen, dass diese Menschen deshalb Verständnis für bei-de Seiten haben müssen – aber dies trifft nicht zu. Schwarze werden von den «Co-loureds» auch «Darkies» genannt oder mit sehr abschätzigem Unterton auch «Nik-naks». Selbst nennen sich die «Co-loureds» auch «Bushie».

Es wird grossen Wert darauf gelegt, dass jede und jeder die korrekte Be-zeichnung erhält, denn so wird auf den «Wert» der Person hingewiesen – gleich-zeitig kombiniert mit dem Tonfall, ist das immer eine eindeutige Aussage. Es gibt auch «ntsa Darkies», das sind «gute Schwarze», und es gibt «schlechte Bus-hies». Es ist nicht so, dass alle Schwar-zen partout «schlecht» sind, doch es gilt diese Vermutung. Es liegt am Einzelnen, das Gegenüber vom Gegenteil zu über-zeugen.

Ich war ein «Bushie», weil ich mit ihnen lebte; der Zusammenhalt war en-orm. In Johannesburg muss man – um überlebensfähig zu sein – einer Gruppe zugehören. Das Kollektiv bietet Schutz gegen die anderen Kollektive. Kollektive

können sich nach Sprache, Hautfarbe, Stamm, Herkunftsgebiet, -stadt oder -viertel unterscheiden. (Verwechsle ja nie einen Zutu mit einem Zulu oder ei-nen Cape Town Xhosa mit einem Johan-nesburg Xhosa!)

Für einige an der Schule war ich die Europäerin, die keine Sorgen kennt und alles hat. Und da in Europa alles im Überfluss vorhanden ist, kann man ja problemlos auch einmal etwas entwen-den. Obwohl mir so einiges abhanden kam, waren die Leute trotzdem sehr freundlich und mir gegenüber offen. Für andere war ich ein «Bushie» und das ist aufgrund des «Kollektivsystems» für einige wenige die Gelegenheit, eine «offene Rechnung» mit einem Bushie zu begleichen. So wurde ich in kleinere Sippenkonflikte verwickelt, von denen ich erst im Nachhinein erfuhr. Offenbar hatte ich mich ein paar Mal zu oft mit einigen Leuten abgegeben, die einem Kollektiv angehörten, welches sich mit meinen Gastbrüdern und deren Kol-legen nicht so gut verstand. Die Folge war: eine Schiesserei nach der Schule zwischen den zwei Sippen. Davon und von den vier Verletzten und dem einen Toten erfuhr ich aber erst zwei Monate später.

Mit der Anwesenheit nahm man es da auch nicht so genau. Mal waren in meiner Klasse 50 Menschen, mal nur noch 15. Die Gründe waren unter-schiedlichster Natur: Der eine musste

sporadisch «Geld verdienen» (die lukra-tivsten Methoden waren der Handel mit Waffen aller Art, mit Computer-Teilen, Autos, gewissen Substanzen – auch Dro-gen genannt – und v. a. Hijacking, also Autos an Ampeln abwarten und überfal-len). Einige Mädchen mussten sich nach den Ferien um ihre (eigenen) neugebo-renen Kinder kümmern, andere waren erkrankt oder an Krankheit gestorben und wieder andere hatten die Mutter verloren und traten an deren Stelle, das heisst, sie waren für den Haushalt zu-ständig sowie für ihre Geschwister – bis zu zehn an der Zahl –, viele übernahmen auch direkt den Ehefraustatus.

Für viele Kommilitonen war ich einfach Sarah: eine neue Schülerin, das neue Mitglied in der Basketballmann-schaft oder die neue Leichtathletin. Auch war ich als Familienmitglied voll-kommen akzeptiert: Alle Sicherheits-massnahmen wurden mir genaustens beigebracht. Wenn ich am Abend aus-nahmsweise mit meinen Gastbrüdern weggehen durfte, waren Mummy und Daddy stets wach, bis wir zurückkamen. Ich hatte meinen eigenen kleinen Trupp von Leibwächtern, bestehend aus mei-nen Gastbrüdern und deren (und somit auch meinen) engsten Freunden. Wenn die Verwandtschaft sich bei uns zuhau-se traf, war ich zusammen mit Mummy und meinen kleinen Cousinen um das leibliche Wohl der Gäste bemüht: als Master of Tea and Coffee.

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38 prisma – April 2009 T

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Uganda hautnah erlebt Eine reise, die ist lustig. Eine reise, die ist schön. Über das ganz normale Chaos in Uganda.

Irgendwo im Westen von Uganda brau-se ich auf einer schlechten Strasse un-

ter der sengenden Mittagssonne durch weitläufige Dörfer. Komisch, denke ich mir, aufgrund der hohen Lage von min-destens 1000 m ü. M. wird es hier doch selten über 33°C warm, zumindest sagte das die Länderinformation der Econo-mist Intelligence Unit vor meinem Ab-flug. Aber es fühlt sich in diesem wahr-scheinlich aus Südkorea importierten Bus definitiv sehr viel wärmer an.

Morgens um halb sieben beginne ich meine Reise auf dem Busbahnhof Kampala. Angebote von sichtlich erfreuten Ugandern für Busreisen nach Kigali, Gulu, Nairobi und weitere exotische Orte muss ich ausschlagen und werde nach Zwischenhalten bei Zeitungs- und Halbschuh-verkäufern dann doch irgendwie zum richtigen Bus geführt. Fünfund-zwanzigtausend Schilling zahle ich für das Ticket, welches auf einem ver-gilbten Quittungsbüch-lein ausgestellt wird. Das sind etwa 22 Franken. Mit geschwungenen Buchsta-ben steht Kabale darauf, das Ziel meiner Reise.

Die letzten Getränke-, Süssgebäck-, Gürtel- und Sonnenbrillenverkäufer springen vom brummenden Bus und wir verlassen Kampala. Die Stadt ist sehr lebendig und angenehm grün. Es hat auch zahlreiche Restaurants aus aller Welt, viele Bars und andere Ausgehmög-lichkeiten. Allerdings muss ich schnell feststellen, dass das Nachtleben recht überschaubar ist und aus der Schicht der oberen 10'000 und den ansässigen Weissen besteht, welche sich diesen Spass überhaupt leisten können.

Was ist der Grund für mein Herum-reisen durch Afrika in einem Schrott-

haufen, der mindestens 20 Jahre auf dem Buckel hat und von einem Raser namens James gelenkt wird, der, wie vom Malari-afieber gepackt, hupend an seltenen Af-fen und wandernden Kindern vorbei mit etwa 100 Stundenkilometern über tiefe Schlaglöcher donnert?

Der Grund dafür ist das Mitorgani-sieren einer Studienreise nach Uganda für Studierende aus der Schweiz. Wäh-rend drei Wochen sollen die Teilneh-menden einen vertieften Einblick in die Bereiche Wirtschaft, Politik, Kultur und

Gesellschaft gewinnen. Dafür haben Michael und ich Treffen mit Schlüssel-akteuren – beispielsweise mit Profes-soren, mit dem damaligen Innenmini-ster Ruhakana Rugunda, mit Jürg Eglin vom IKRK Uganda und mit Jean-Nicolas Beuze vom UN Hochkommissariat für Menschenrechte – organisiert. Die 15 Studis kommen in einem Monat an. Nun gilt es, die letzten Vorbereitungen vor Ort zu tätigen.

«Switzerland – the most peaceful country in the world – is also landlocked like Uganda, but why is it so well-develo-ped?», werde ich von meinem kontakt-freudigen Sitznachbarn im Bus gefragt. Nachdem ich ein flammendes Plädoyer für Konkordanz, Föderalismus, Dezen-

tralisierung und direkte Demokratie – vor einem sich sichtlich amüsierenden Publikum – abgehalten habe, werde ich von einem Geografielehrer gefragt, wie viele Tribes es denn in «Switizerland» (so wird es ausgesprochen!) gäbe und wann das Land seine Unabhängigkeit von den britischen Kolonialherren erklärt habe.

In Uganda ist die Unterscheidung der ethnischen Gruppen nach wie vor sehr wichtig. Je nach Zugehörigkeit zu einem der 15 Stämme unterscheiden sich Muttersprache, Tradition, Rechtssystem

und auch die wirtschaft-lichen Erfolgsaussichten des Einzelnen. Ein Nach-name, der beispielswei-se mit O beginnt, kommt höchstwahrscheinlich aus dem Norden, der Träger ist ein Acholi und hat bei der Vergabe von Regie-rungsposten gemeinhin schlechte Karten, sofern denn überhaupt in die Hauptstadtregion über-gesiedelt wurde. Weisse werden ebenfalls in das tribalistische Kategorien-system integriert und wer-den als Mzungus («Mu-sungus» gesprochen) bezeichnet. Kinder lieben

es, den Touristen hinterherzurennen und «hello Mzungu» zu schreien, dabei überaus herzlich lachend und winkend.

Meine siebenstündige Busfahrt endet auf einem staubigen Platz in Ka-bale. Nachdem ich all die neuen Busi-nesscards und Telefonnummern mei-ner neuen Freunde von der Busfahrt verstaut habe, holt mich die Chefin des Mushroom Training and Resource Cen-ter (MTRC) namens Peace persönlich ab. In den westlichen Provinzen werden seit 1995 Austernpilze im Heimanbau angepflanzt und lokal vermarktet. Der technisch nicht anspruchsvolle Anbau geschieht mit lokalen Ressourcen, be-darf nur geringer Startinvestitionen und eignet sich aufgrund des geringen Flä-

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Hier, bei der Geschäftspartnerin ei-ner Bekannten, kann ich meine Kennt-

Diese interkulturelle Studienreise nach Uganda fand im August 2008 statt. Das Projekt wurde von Michael Borgensten (MIA, HSG) und Martin Bischof (Poli-tikwissenschaften, Uni Bern) im Rah-men der «Initiative für interkulturelles Lernen» organisiert.

Komm mit und erlebe das Aben-teuer Reisen selbst hautnah! Diesjäh-rige Studienreisen führen nach Ne-pal, Europa, Syrien, Japan, Thailand, Uganda/Ruanda und in den Libanon. Anmeldung und Infos findest du auf www.ifil.ch

nisse in Accounting, Audit und Advisory in einem völlig an-deren kulturellen Kontext unter Be-weis stellen: Buch-haltungsstandards, sofern es denn über-haupt Dokumentati-onen gibt, sehen hier etwas anders aus als an der Uni gelernt. Überlegungen zur strategischen Un-ternehmensführung scheinen etwas ganz Neues zu sein. Öko-nomische Anreizme-

chanismen bei der Gestaltung der Preise und Löhne werden eher als betrügerisch empfunden.

Nach einem spannenden und lehr-reichen Aufenthalt in der fruchtbarsten Provinz Ugandas, nach vielen guten Pilz-gerichten, Verwandtenbesuchen und dem Schwimmen im Vulkansee kehre ich mit einer persönlich überreichten Rap-CD von einem lokalen DJ und eini-

gen Kilos Süsskartoffeln, welche mir von zwei Bäuerinnen kilometerweit nach-getragen werden, wieder nach Kampala zurück.

Nach diesem privaten Ausflug, be-ziehungsweise Einsatz, geht es nun wieder ans Organisieren der interkultu-rellen Reise. Die nächste Studiengruppe wird das MTRC besuchen, da bin ich mir sicher.

Martin Bischof

chenbedarfs als Nebeneinkommens-zweig in ländlichen Regionen. Durch das MTRC, ein gemeinsames Verarbei-tungs- und Vertriebszentrum, wurden die profes-sionelle Vermarktung und der Pilzanbau eines Netzwerks von bereits etwa 800 Bauern entscheidend gefördert.

Aude Joly geb. 1971 I 1996 lic. oec. HSG und Eintritt bei Pricewaterhouse-Coopers als Assistentin Wirtschafts prüfung I 2000 Abschluss an der Kam-merschule Basel als dipl. Wirtschaftsprüferin I 2001 Manager Wirtschafts -prüfung I 2001–2003 Aufenthalt in São Paulo als Betreuerin von Mandaten schweizerischer, europäischer und amerikanischer Unternehmungen I 2004 Senior Manager Wirtschaftsprüfung I 2005 Mitglied des Kammervorstan-des I spricht fliessend Französisch, Deutsch, Englisch und Portugiesisch I in ihrer Freizeit als Tauchinstruktorin aktiv I

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Wirtschaftsprüfung: Wo Karrieren geboren werden. www.treuhand-kammer.ch

« Die Frage ist nicht Karriere ja oder nein, sondern welche Karriere. » Aude Joly, dipl. Wirtschaftsprüferin, Senior Manager, PricewaterhouseCoopers, Neuenburg

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KunstmarktkolumneRätselspassVon alten Meistern, neuen Quacksalbern und grössenwahnsinnigen KulturredaktorenWelcome Week«langue de bois»Acht POW-RegelnParis à véloEngel & TeufelIntelligentes studentisches Recruiting – Jobzippers«Kacke ist auch schön»Die Liste

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KunstmarktkolumnePricing the Priceless

Während der Kunstmarkt in der Kri-se ist, bringt Christie’s Paris die

Sammlung von Yves Saint Laurent unter den Hammer. Was gewagt erschien, ent-puppte sich als triumphaler Erfolg: 95 Prozent der Arbeiten wurden verkauft, also knapp 733 Lots für sagenhafte 372.9 Millionen Euro – die weltweit teuerste Auktion einer Privatsammlung.

Während die ganze Welt über dieses Rekordergebnis diskutiert, taucht im-mer wieder die gleiche Frage auf: Wie bestimmt man eigentlich den Wert eines Kunstwerkes? Die Meinungen könnten nicht unterschiedlicher sein. Da gibt es einmal die Statistiker. Selbstbewusst füttern sie Excel oder SPSS mit ausge-wählten Variablen. Die Auktionshäuser

hingegen verlassen sich auf die Erfahrung ihrer Experten und auf Auktionsresultate des Künstlers. Die Romantiker wiederum haben für sich die anscheinend klügste Antwort gefunden: Ein Bild ist so viel wert, wie es einem in-dividuell wichtig ist (und dabei betonen sie das «individuell» immer ganz beson-ders). Und die Galeristen? Die verlassen sich auf gar nichts. Bei ihnen kann es vorkommen, dass sich der Preis aus ih-rer Tageslaune zusammensetzt – oder aus der Angst vor der Insolvenz. Ganz besonders kommt das in der Krise zum Vorschein.

Hier ein Beispiel: Letztens rief mich ein Kunde an, der an einer Arbeit eines holländischen Fotokünstlers interessiert war. Ich wusste, dass der Künstler in den letzten Jahren speziell auf Messen schrecklich gehypt wurde. Ich rief also den Galeristen des Künstlers an und fragte ihn, ob er diese Arbeit verfügbar habe und zu welchem Preis. Natürlich erreichte ich nur seine Assistentin, die – wie immer – keine Auskunft geben durf-te und mir bestätigte, was ich sowieso schon ahnte: Ihr Chef ist unterwegs und die Arbeiten seien äusserst begehrt.

Wie durch ein Wunder hatte ich kei-ne 5 Minuten später ein Angebot in mei-ner Inbox. Der Galerist schrieb, dass er das Werk kürzlich noch für EUR 15'000 angeboten hatte, es mir aber jetzt für EUR 12'000 offerieren könnte. Das klingt zunächst nach einem Super-Deal. Doch schnell wird klar: Hier versucht mich jemand mit falschen Argumenten zu locken. Ein Galerist, den ich noch nie gesehen oder gesprochen habe, offeriert mir einen Rabatt von 20 %. Ich dachte mir: «Naiv wäre es, jetzt schon einzustei-

gen, denn der Typ braucht offensicht-

lich Cash – und zwar ganz dringend.» Und ich

sollte Recht behalten: Wie sich später herausstellte, konnte

mein Kunde das Werk für EUR 9'000 er-werben, also zu 60 % des ursprünglichen Preises.

Diese kleine Geschichte offenbart die Tragik des Kunstmarktes: Der Preis, speziell von zeitgenössischer Kunst, ist volatil. Der Wert eines Bildes geht mit dem Markt. In guten Zeiten pushen Ga-lerist und Künstler die Preise nach oben. Doch bricht die Nachfrage weg, gehen sie schnell wieder runter. Cash ist wich-tiger als stabile Preise. Den Schaden, den Galeristen damit anrichten, spü-ren sie erst später: Die Kunden, die für EUR 15'000 gekauft haben, werden wohl nicht wieder kommen, sobald sie vom Preisverlust erfahren.

Aber dieser Gefahr war sich un-ser Galerist hier im Beispiel durchaus bewusst. Spitzfindig, wie er ist, beugte er vor, indem er meinem Kunden das höchste Stillschweige-Gebot auferlegte. Klar hielt der sich dran – bis zur näch-sten Party, drei Tage später.

MR

Der Autor promoviert an der HSG zum Thema «Management von Kunstgalerien» am KMU Institut bei Prof. Christoph Müller. Regelmässig berichtet er an dieser Stelle vom Kunstmarkt. Er war bereits im Alter von 20 Jahren Teilhaber einer Galerie für zeitgenössische Kunst.

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43 prisma – April 20093

Finde die zehn Unterschiede …

Teste dein Wissen:Mehr oder weniger sinnvolle Sprüche aus Film, Musik und Internet

Rätselspass

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Grossartiger Mischmasch: Im Kunst-museum St. Gallen lohnt sich der

Besuch momentan. Und er wird sich bis Mitte August immer wieder lohnen. Bis dahin ist nämlich unter dem Titel «11 : 1 (+3) = Elf Sammlungen für ein Museum» ein Potpourri aus 11 verschiedenen Pri-vatsammlungen zu sehen, welche dem Museum geschenkt wurden.

Die Schau zeigt nicht nur teilweise unglaublich begei-sternde und umwerfend schö-ne Arbeiten, der Kurator Kon-rad Bitterli verstand es auch, gekonnt 11 völlig eigenständige Sammlungen und Sammel-methoden in eine konsistente und absolut grossartige Schau zu verwandeln. Dies darf nicht unterschätzt werden. Private Sammler haben alle eine eige-ne Sammelmethodik. Einige sammeln mit einem vorgege-benen Ziel, andere frei nach Lust und Laune, je nachdem, was ihnen gefällt. Der Kurator muss es nun verstehen, die-se 11 Denkweisen zu durch-leuchten und derart sorgfältig auszuwählen, dass er nicht nur eine für das Museum und den Betrachter interessante Ausstellung auf die Beine stellt, sondern auch 11 Samm-lungen so (re-)präsentiert, wie wenn der Besucher sie einzeln betrachten könnte.

Einstieg mit Schwergewich-ten

Dies hat Konrad Bitterli mit seiner kuratorischen Meisterleistung geschafft. Beim Schlendern durch die Räume stellt sich vor jedem Bildergefüge ein neues

Gefühl ein, welches aber immer an die vorherigen Betrachtungen anknüpft. Der Einstieg mit Monet, Munch, Lieber-mann und Hodler ist fulminant. Bei ge-nauerem Betrachten des gelben Raumes stellt man sogar fest, dass Nedko Solakov – der bulgarische Künstler, dem im obe-ren Stockwerk eine Einzelschau gewid-

met ist (dazu später) – überall seine klei-nen Kritzeleien verstreut hat. Dies zieht sich durch die ganze (untere) Schau, lockert die teilweise doch eher schweren Bilder auf und man hat das Gefühl, dass auch diese ältere Kunst nicht so ver-staubt ist, wie manch einer behaupten würde. «Augen auf» ist demnach das Motto, unter welchem man diese Aus-stellung zu betrachten hat.

Im Folgeraum spielen sich aus-

Von alten Meistern, neuen Quack-salbern und grössenwahnsinnigen KulturredaktorenUnsere Kulturredaktoren besuchten zusammen zwei Aus-stellungen im Kunstmuseum St. Gallen, waren sich endlich wieder einmal einig und versuchten, die Welt zu zerstören.

schliesslich Schweizer Szenen ab. Ich fand es interessant, zu sehen, wie Bitterli die heimische Kunst kurz nach der Jahr-hundertwende porträtiert. Zum grossen Teil Landschaftsbilder, viel Giovanni Giacometti, Hodler, Cuno Amiet und Felix Vallotton. Die üblichen Stars also. Überleitend zu den Jahren nach 1920

und der klassischen Moderne ist dann im nächsten Raum ein Bild aus dem Jahre 1913: Die Fantasia coloristica von Augusto Giacometti. (Man beachte, dass ich nie von Al-berto Giacometti sprach, also bitte verwechselt das nicht.) Ein unglaublich überwälti-gendes Bild, welches meinen Begleiter und mich dazu ver-anlasste, uns sofort zu zü-geln, da wir sonst ungeniert unsere Samenflüssigkeit auf die Leinwand verteilt hätten. Mir fehlt das kunstgeschicht-liche Wissen, um lange und ausführlich über das Bild zu berichten: was ich aber weiss, ist, dass ich es geklaut und mir ins Wohnzimmer gehängt hät-te, wäre es nur nicht so gross gewesen. Es folgen im selben

Raum Bilder von Léger und von Le Corbusier, ein kleiner Fontana, ein Yves Klein und viele weitere, welche er-wähnenswert wären, aber nicht erwähnt werden, aus Platzgründen.

Zwei HerzinfarkteDer Übergang zur Nachkriegsmo-

derne gab mir dann den vermeintlichen Rest (denn ich wusste ja nicht, was spä-ter noch gezeigt werden sollte). Mein Herz blieb stehen bei den Nagelbildern

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Fantasia coloristica von Augusto Giacometti

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von Günther Uecker, einer grossen Fi-gur in der Zero-Bewegung. Rechts die konkrete, geometrische, geplante Na-gelkomposition, welche die Raumwahr-nehmung des Besuchers bei frontaler Betrachtung komplett zerstört; links die wilde, vermeintlich ungeplante, an-tigeometrische Nagelorgie, fragil und umgekehrt an der Wand lehnend, auf einem Baumstrunk balancierend, wel-che aber bei näherer Betrachtung im Holz wunderbare Muster und System erkennen lässt. Ich drehte mich um und hatte gleich noch einen Herzinfarkt. Es hängen da ein Max Bill (ein Bild aus je-ner Werkreihe, die der bewusste Student auch im B-Gebäude betrachten kann) und ein Josef Albers, den ich in einer solchen Farbkombination noch nie zu-vor gesehen hatte und der mich auch sehr beeindruckte. Mein Begleiter, Vor-sitzender des Ressorts 360° bei diesem Magazin, war anderer Meinung, und so kämpften wir mit Fäusten um die Ehre, dass nur einer überleben sollte. Ich bin noch hier.

Grosser AbschlussDer letzte Raum birgt auch noch

diverse Höhepunkte. Ein interessanter James Rosenquist mit Fahrradlam-pe neben einem noch interessanteren Lichtenstein. Ich mag Roy Lichtenstein nicht. Aber diese wohl eher atypische Arbeit mit Metallfolie gefällt mir. Dane-ben hängt Andy Warhols «Campbell’s Condensed Tomato Soup» aus dem Jah-re 1962, welche man schon viel zu oft re-produziert und viel zu selten im Original gesehen hat. Ich sah kürzlich ein Bild aus dieser Serie in grossem Format. Das kleine im Kunstmuseum St. Gallen steht der 2-Meter-Version schon ein biss-chen nach, nichtsdestotrotz muss man es gesehen haben, sonst hat man vom 20. Jahrhundert nichts verstanden! In der Ecke stehen zwei in Schokolade ge-hüllte Zwerge von Dieter Roth. Eine in-teressante Arbeit, aber schade, dass sie hinter Plexiglas steht, so dass man die Schokolade nicht riechen kann. Hinter der Wand sind dann jene Arbeiten, die den abschliessenden Höhepunkt einer gelungenen Ausstellung bilden sollten: On Kawaras (späte) Werkgruppe von Ta-gesdaten, welche er schon sein ganzes Leben lang auf Leinwand malt, und Imi Knoebels frühe Linienbilder aus dem

Jahre 1967, welche in ihrer Grossartigkeit schwerlich zu überbieten sind. Schwarz auf weiss und weiss auf schwarz, und das nur jeweils auf einer Seite am Rand der Leinwand. Diese Bilder schliessen die Ausstellung, die auf einem zwar nicht vollständigen, aber umso interes-santeren Parcours grosse Werke und grosse Sammlungen der Kunstgeschich-te des 20. Jahrhunderts zeigt, wunderbar ab.

Nedko SolakovIm oberen Stockwerk zeigt das

Kunstmuseum St. Gallen wie schon erwähnt eine Einzelschau des bulga-rischen Künstlers Nedko Solakov. Von den sechs Räumen, die von Solakov mit Arbeiten gefüllt wurden, befanden mein Begleiter und ich zwei für gut. Der erste ist banal. Das grosse gelbe Etwas an der Wand, welches Solakov von seinen Assi-stenten malen liess und dann vermeint-lich vergass, wozu er es malen liess, ist auf den ersten Blick witzig, dann aber doch recht fad. Die im zweiten Raum ausgestellten 99 Zeichnungen mit dem Titel «Fears» sind spannend. 99 Ausei-nandersetzungen mit dem Thema Angst. Lässt sich durchaus anschauen, auch wenn man viel Durchhaltevermögen dafür braucht. Im dritten Raum ist dann wieder eine Enttäuschung vorzufinden. Solakov stellte u. a. einen schalldichten Kubus auf, bei welchem er den Besucher auffordert, darin so laut wie nur möglich zu schreien. Begeistert wollte ich den Kubus betreten, stellte aber fest, dass der Zutritt zum Kubus durch das Muse-um verboten wurde. Das zerstört doch das ganze Werk. Bei Erwin Wurms Aus-stellung vor fast einem Jahr durfte der Besucher nach Aufforderung zur Parti-

zipation auch wirklich mitmachen. Das war toll. Wie dem auch sei, die Solakov-Ausstellung wirkt unsympathisch und egoistisch. Solakovs Reflektionen un-serer Umwelt scheinen nicht jene Schär-fe zu besitzen, die ich von einem so ge-hypten Gegenwartskünstler erwartete. Die Ausstellung ist irgendwie beschwer-lich. Nicht so locker und leichtfüssig, wie man es nach den Kritzelzeichnungen an der Wand in der unteren Ausstellung er-wartet hätte. Lustig und verwirrend al-leine reicht für mich halt einfach nicht. Mir ist das Ganze zu gesucht. Es ist das, was man von einem solchen zeitgenös-sischen Künstler erwartet, aber nichts Überraschendes. So «contemporary», das Ganze. Ich war völlig enttäuscht und wollte schon türmen, als ich im letzten Raum die Arbeiten «Good News, Bad News» sah. Scharf und tiefsinnig liegen sie in der Dunkelheit, durch Lichtpunkte erhellt, am Boden und zeigen die zwei Seiten des Lebens auf eine erfrischende Art. Diese Arbeit rettete für mich die Ausstellung.

WeltzerstörungAuf dem Heimweg auferstand der

Ressortleiter, den ich zuvor getötet hatte, übrigens aus seinem Grabe und wollte als Rache das Raumzeitkontinuum und so den Planeten zerstören, indem er jene Minuten zu ignorieren versuchte, welche er gebraucht hatte, um seinen im Kunstmuseum vergessenen Schal zu ho-len. Glücklicherweise konnte ich ihn in weiser Voraussicht davon abhalten, und so habe ich in der nächsten Ausgabe des prisma wieder die Chance, die Welt zu retten!

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Im September letzten Jahres kam ich mit viel Gepäck und viel Vorfreude

– aber mit relativ wenig Ahnung über das, was mich genau erwarten würde – an der HEC Paris an. Die Lösung gegen diese Ungewissheit hiess «HEC Inter-national Students», das Buddy-System der HEC. Wie ich herausfand, wussten diese, dass man den Schock der Ankunft «auf dem Lande» (zwischen HEC und Paris ist zwar nur ein Leerzeichen, aber doch eine Stunde ÖV) am besten mit einer abwechslungsreichen Welcome Week bekämpfen kann. Die erste Woche war damit sehr gut überstanden und ich war entschlossen, ab sofort selbst mitzu-helfen, den nächsten Austauschstudie-renden über das Trauma ihrer Ankunft hinwegzuhelfen.

Anfang März fand ich mich nun also im roten IS-Dress wieder, Auskunft er-teilend auf Französisch, Englisch und Deutsch (Chinesisch wäre hilfreich ge-wesen, kann ich aber leider nicht) und bereit, am eigenen Leib zu erfahren, wie eine durch Vereinsarbeit an der HSG geprägte Erwartungshaltung mit fran-zösischem Organisationsstil kollidiert … und wie dabei trotzdem eine sehr erfolg- und erlebnisreiche Woche he-rauskommt! Der grosse Vorteil der «fa-çon à la française»: eine angeborene Fähigkeit zur Ad-hoc-Improvisation. Und noch wichtiger: die deutlich hö-here Bedeutung zwischenmenschlicher Kontakte im Vergleich zu irgendwelchen Planungen oder Regeln. Genau dies ist vermutlich der Grund, wieso die mei-sten der Studierenden, welche hier an der HEC von HEC IS empfangen werden, diese Woche sehr lange und sehr positiv in Erinnerung behalten.

Andreas Hellmann, HEC Paris

Acht POW-RegelnUm eine POW (Party Of The Week) zu

überleben, müssen einige Regeln beachtet werden. Was ist jedoch eine POW? Die POW wird jeden Donnerstag von der Studentenschaft (BDE = Bureau des Elèves) organisiert und kann etwa so beschrieben werden: Man versetzt den Meeting Point in die A-Mensa, verlangt 5 Euro Eintritt und macht OB («open bar»), d. h. alle Drinks sind den ganzen Abend lang gratis.

Davon leitet sich schon mal die erste

Regel ab: BDE-Leute zu kennen ist hilf-reich, um schnell an Drinks zu kommen oder sonstige Probleme zu überwinden. Zweitens: keine «fancy» Kleidung, Turn-schuhe und ein altes T-Shirt reichen (siehe Punkt 4!). Drittens: Die Drinks immer für vier bestellen, das reduziert die Anzahl der umständlichen Beschaf-fungsprozesse, aber mehr als vier Pla-stikbecher passen nicht in zwei Hände. Viertens: Immer einen Becher auf Re-serve behalten, um damit allfällige fre-che und respektlose Party-Besucher zu überschütten. Fünftens: Die auf «Dance Machine 5» basierenden Choreografien der verschiedenen Vereine kennen und mitmachen (Integration ist schliesslich wünschenswert!). Sechstens: «choper» («aufreissen») ist ein Konzept sowohl für männliche als auch für weibliche Studierende. Im Gegensatz zur HSG gibt es hier glücklicherweise mehr als 30 % Frauenanteil. Siebtens: Pre-Partys («préchauffe») und After-Partys sollten nur bedingt im eigenen Zimmer orga-nisiert werden. In einem 12 m2 Aschen-becher zu schlafen, ist weder besonders romantisch noch gesund. Achtens: Als letzte Regel gilt es, seine Reputation zu pflegen. Das heisst nicht Abstinenz, son-dern Informationskontrolle. Dafür emp-fiehlt es sich, regelmässig den offiziellen Studenten-Klatsch-Blog der HEC (www.sortievauhallan.com) zu besuchen.

Marc L., HEC Paris

Welcome- Week

Mitten in Paris liegt die «Sciences Po» – an der rue Saint-Guillaume,

Nummer 27: Die Adresse ist berühmt, und zwar nicht wegen dem Heiligen Wilhelm, sondern wegen dieser Schu-le. An diesem Ort haben zahlreiche spätere Minister, Premierminister und Präsidenten studiert – die «Sci-ences Po» gilt als Vorstufe zur zentra-len Ausbildungsstätte für die höheren französischen Verwaltungsbeamten: der École nationale d’administration (ENA). Das stimmt aber in letzter Zeit weniger: Nicolas Sarkozy habe keinen Abschluss von der «Sciences Po», da er wegen seinem damals schlechten Eng-lisch durchgefallen sei. Die Schule hat aber auch den Ruf, Leute auszubilden, die dann schön die «langue de bois» sprechen können, also eine halbe Stunde reden und nichts sagen.

Häufig machen Staatschefs, die in Pa-ris sind, einen kurzen Halt an der «Sci-ences Po». So habe ich hier vor kurzem einen Besuch von Evo Morales miter-leben können, der eine Stunde lang von seinen persönlichen Erfahrungen als Coca-Produzent und als Politiker erzählte. Die Kurse auf Englisch – oder besser gesagt auf «Franglisch» – sind sehr interessant. Häufig unterbricht der Professor – der an einem gegen-über den Studenten leicht erhöhten Tisch sitzt – seine Vorlesung, um zu fragen: «Comment dit-on déjà …?» Der Kurs wird zu einem Ratewettbewerb. Das «Gymnasiumgefühl» wird verstär-kt durch die Anwesenheitspflicht und die Anwesenheitsliste, in die man sich eintragen muss; bei drei Absenzen – begründet oder unbegründet – fällt man durch. Doch man ist hier mitten in Paris, wo es so viel zu unternehmen gibt – und so erklärt sich die Anwesen-heitspflicht, denn sonst würden wir Studenten unsere ganze Zeit in den Cafés rund um die «Sciences Po» ver-bringen.

Alexander Barclay, Sciences Po Paris

«langue de bois»

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ss verkleidet aus (so heiss, dass einer irgendwann auf die Idee kommt, mit dem Feuerlöscher auf dem Gang zu spielen). Man spielt bis in die frühen Morgen-stunden laute Musik ab (so, dass man am nächsten Tag sicherlich von jedem Nachbarn mit einem bösen Blick begrüsst wird) und erhält am Schluss der Party von den französischen (und schon seit langem auf dem Campus wohnenden) Mitstudenten das Prädikat «Beste Party, die es je gab» verliehen. So einfach

geht das!

Zwei werdende anonyme Alkoholiker vom Campus der HEC:

T. M. & M. M., HEC Paris

Engel & Teufel

Man folge folgender Anlei-tung:

Man fährt in den Austausch nach Paris (genauer gesagt: ins Nir-gendwo nach Jouy-en-Josas) und wartet, bis Karneval ist (damit auch ja alle in Partystimmung sind). Unter dem Motto «Sexy Angels & Horny Devils» (um dem Besäufnis einen Sinn zu geben) stellt man den Event auf Facebook und löst aus Versehen einen Schneeballeffekt aus (da-mit auch sicherlich mehr als die geplanten 40 Leute erscheinen). Um die durstigen Kehlen zu versorgen, geht man in den nächsten Supermarkt, kauft 35 Liter Alkohol (5 Liter feinsten französischen Wein, 20 Liter Bier, 10 Liter Wodka, Martini, ...). Sicherheits-halber verstaut man alle persönlichen

Wie bringt man 80 Studenten in zwei 10-m2-Zimmer? Oder: Wie ruiniert man schon in der zweiten Semester-woche zwei Zimmer auf dem Campus?

Gegenstände ausser Reichweite der Gä-ste (und stellt am nächsten Tag fest, dass trotzdem einige Dinge offenbar neue Besitzer gefunden haben). Die Gäste kommen schlussendlich 1 Stunde später als geplant, sehen dafür wirklich hei-

Der französische Sänger Joe Dassin singt in seinem Lied «À vélo dans

Paris»: «Dans Paris à vélo on dépasse les autos, à vélo dans Paris on dépasse les taxis.» – «Bist du lebensmüde?», war die meistgehörte Reaktion, als ich kund-tat, dass ich mir ein Fahrrad besorgen wollte. Mag ja sein, dass zu Joe Dassins Zeiten im Jahre 1972 das Verkehrschaos um einiges geringer war, doch ich liess mich dadurch nicht einschüchtern. Und es hat sich gelohnt! Die erste grosse Fahrradtour hat mich vom «Land» – da, wo der Campus der HEC liegt – bis in die Grossstadt und zu deren Wahrzeichen, dem Eiffelturm, geführt. Es ist schon ein gutes Gefühl, wenn man nach 90-minü-tiger Fahrt plötzlich vor dem imposanten Turm steht. Mit einer guten Strassenkarte ausgerüstet, kann man den Grossstadt-gefahren aus dem Wege gehen: Über Nebenstrassen gelangt man in die Stadt,

Paris à vélod a n n kann man entlang dem Flussufer (la Seine) Fuss- und Radwege benutzen, zudem wird vorsich-tiges «Trottoirfahren» in Frankreich sogar von der Polizei toleriert. Ein «VTT» (vélo tout terrain) ist zu empfeh-len, denn damit kann man die un-zähligen Randsteine in der Innenstadt pannenlos überwinden. Das «Vélo» ist übrigens in Paris generell im Aufwind: Wie in vielen anderen Grossstädten gibt es seit Juli 2007 auch in Paris so genannte «Stadtvelos» (hier «Vélib» genannt), die man an vielen öffentlichen Orten neh-men und wieder abstellen kann. 20'600 Fahrräder sind auf 1'451 Stationen ver-teilt. Das Aufschliessen des Fahrrades

geschieht auto-matisch nach

der Bezah-lung ei-

ner ge-ringen

B e n u t -z u n g s g e -

bühr via Bank-karte, für nur 29

Euro kann man die Fahrräder ein ganzes Jahr

frei benutzen. Ein anderer Trend ist «Paris Rando Vélo»; das

sind organisierte Massenausfahrten auf dem Fahrrad, so wie man das z. B. von den Inlineskatern (Monday Night Skate) kennt. Und übrigens: Auch mit dem öffentlichen Verkehr ist man nicht viel schneller beim Eiffelturm. «Vive le vélo» also!

Franco Buehlmann, HEC Paris

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Intelligentes studentisches Recruiting – JobzippersSeit kurzem ist eine neue recruiting Webseite für Studenten in den Weiten des World Wide Web zu finden. Unser Redaktor Lukas Amacher sprach mit dem Gründer Peter Vogel über die Seite und über unternehmerische Erfahrungen.

Bei uns an der HSG hört man oft: «Ich will Unternehmer werden». Mit Job-

zippers haben du und dein Team etwas auf die Beine gestellt, das schon über 82 (inter-)nationale Firmen beeindruckt hat. Wie hat das Ganze angefangen?

Den Grundstein zu Jobzippers ha-ben mein Mitgründer und ich Ende November 2007 gelegt, als wir merkten, dass es im Bereich des studentischen Recruitings ein enormes Defizit gibt. Damals haben wir uns selber ein we-nig mit dem Thema Berufseinstieg be-schäftigt und mussten feststellen, dass «Career Services» an Hochschulen nur selten gut umgesetzt sind. (Die HSG ist sicherlich eines der Ausnahmebeispiele, wo viel Zeit und Geld investiert wurde, um etwas Sinnvolles auf die Beine zu stellen. Das ist an vielen anderen Hoch-schulen nicht der Fall.) Daher bieten wir eine zentralisierte Lösung an, die den Hochschulen die Mühen erspart, etwas Eigenes aufbauen zu müssen. Da wir beide keine Programmierer sind, war der nächste logische Schritt, ein funktionie-rendes IT-Team auf die Beine zu stellen. Hier haben wir dann im Dezember 2007 über einen Bekannten von mir einen Glücksgriff gemacht und zwei Program-mierer sowie einen Designer gefunden. Danach haben wir ein Konzept erstellt und uns an die Umsetzung gemacht.

Wie sieht dein Lebenslauf aus? Hast du studiert?

Ich wurde 1984 in München gebo-ren. Ich bin amerikanischer und öster-reichischer Staatsangehöriger. Im Jahre 2000 habe ich gemeinsam mit einem

Kollegen ein Lifestyle-Magazin für die Bodensee-Region mit einer Auflage von 35'000 Exemplaren gegründet. Dies hat mich sicherlich unternehmerisch geprägt, gerade weil ich in dem Alter bestimmt einige zusätzliche Hürden nehmen musste, um Kunden zu ge-winnen. Im Jahre 2004 habe ich an der ETH Zürich ein Maschinenbaustudium begonnen. 2007 habe ich dann den Ba-chelor in den USA am Georgia Institute of Technology abgeschlossen. Seit Ende 2007 bin ich im Masterstudium der Me-dizintechnik an der ETH und schliesse dieses Ende März ab.

Hast du von akademischer Seite her ir-gendwelche unternehmerische Bildung oder denkst du, dass man Unternehmer-tum eher im Blut hat?

Ich hatte bisher weder eine unter-nehmerische noch eine wirtschaftliche Bildung. Ich denke nicht, dass dies eine Voraussetzung ist, um ein erfolgreicher Unternehmer zu sein. Ich denke, dass für das Unternehmertum am Anfang ei-nige Grundkonzepte ausreichen (Busi-ness Development und Finanzplanung). Das sind aber alles Dinge, die man sich mit ein wenig Fleiss sehr schnell selber beibringen kann. Ich glaube, dass das Commitment des Teams sowie das USP des Produktes viel wichtiger sind als der Hintergrund des Gründers.

Was denkst du zum Internetunterneh-mertum (Facebook etc.)? Glaubst du, dass das Internet im Bereich der Unter-nehmungsmöglichkeiten überbewertet wird, oder findet einfach eine «Verschie-

bung» von Produkten statt, sozusagen die Wegbewegung von physischen Pro-dukten hin zu immateriellen Dienstlei-stungen?

Ich finde es sehr beneidenswert, wenn man mit solchen Ideen so schnell so viel Geld machen kann. Als Maschi-nenbauer schüttle ich da natürlich ein wenig den Kopf, da für mich ein Mehr-wert mit etwas Greifbarem assoziiert ist. Man sieht ja bei einigen dieser Plattformen, dass sich die Investoren damit schwertun, nur annähernd die horrenden Beträge, die sie einst in die-se Unternehmen gesteckt haben, wieder zu erwirtschaften. Das Internet bietet natürlich enorme Möglichkeiten, ins-besondere, wenn man ein global aktives Unternehmen gründen will. Das war frü-her nicht so einfach möglich. Aber man darf sich als Gründer einer Internet-Fir-ma nichts vormachen. Viele Firmen ver-schwinden mindestens genauso schnell wieder, wie sie entstanden sind. Daher sollte man umso mehr darauf achten, dass das USP der Firma die Gründung rechtfertigt. Immaterielle Dienstlei-stungen werden nie physische Produkte ersetzen. Es ist lediglich eine Erweite-rung der Produktpalette, die den Abstra-hierungsgrad immer weiter treibt.

Glaubst du, dass sich Sozialnetzwerke auszahlen werden oder dass sie früher oder später wegen mangelnder Profita-bilität wieder umgestaltet werden müs-sen?

Ich denke, dass solche Netzwerke eine unglaubliche Macht haben. Das sieht man ja auch an den kürzlich durch-

[email protected]

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geführten Änderungen der AGB von Facebook, die zu einem globalen Auf-stand geführt haben (bzw. noch führen werden). Personalisierte Werbung ist grundsätzlich eine sehr lukrative Angele-genheit, auch wenn derzeit der Revenue-Stream der Website-Werbung sicherlich nicht der interessanteste ist. Ich sehe die Entwicklung solcher Internet-Portale ein bisschen wie Grundlagenforschung. Man experimentiert, modifiziert – und plötzlich hat man eine Lösung. Auch wenn man nicht sofort weiss, was man nun mit diesen bahnbrechenden Resul-taten anfangen soll: irgendwann wird eine profitable Anwendung kommen.

Erkläre mir das Prinzip von Jobzippers. Was ist die Neuheit und der Vorteil ge-genüber anderen Jobplattformen und Recruiting-Diensten?

Jobzippers bindet sich an Hoch-schulen an und baut dadurch ein zen-tralisiertes Netzwerk von Career Ser-vices auf. Dies bietet zum einen den Mehrwert, dass Unternehmen über eine zentrale Plattform gleichzeitig auf mehrere Hochschulen zugreifen kön-nen. Darüber hinaus bieten wir neben der Vernetzung zur Industrie auch eine Vernetzung innerhalb der Hochschulen an, d. h. dass sich Institute präsentieren sowie Thesen ausschreiben können. Es gibt eine Vielzahl von Jobbörsen im In-ternet, aber um ein Career Center be-treiben zu können, muss eine sehr breite Produktpalette angeboten werden. Job-zippers offeriert neben den klassischen Elementen – Unternehmensporträts und Ausschreibungen für Jobs, Praktika, Trainee- und PhD-Positionen sowie für Thesen – auch noch weitere Produkte: Der CV-Generator ermöglicht es Studie-renden und Absolventen, schnell und effizient einen Lebenslauf anzulegen. Dieser kann für alle Bewerbungen über Jobzippers direkt in die virtuelle Bewer-bungsmappe eingebunden sowie un-mittelbar in ein PDF-File umgewandelt werden und dient auch dazu, dass sich Unternehmen bei den Studierenden be-werben können und nicht (nur) umge-kehrt. Darüber hinaus bieten wir einen Event-Kalender sowie Event-Manage-ment an Hochschulen, Mentoring- und Alumni-Systeme, Stipendienservices in Kooperation mit der Regierung und Un-ternehmen sowie «Web 2.0»-Funktionen für Studierende wie z. B. die Vermittlung von Nachhilfe oder der Austausch von Dokumenten, Büchern, Prüfungen und

sonstigen Un-terlagen.

Wenn ich das so höre, so scheint mir Jobzippers vor allem für die Firmen sehr at-traktiv zu sein. Wo liegt denn genau der Vor-teil für die Stu-denten?

Jobzippers bietet Studie-renden neben den oben ge-nannten Punk-ten weitere Vorteile: Zum einen müssen sich die Studierenden durch unsere Anbindung an die Hochschulen bei uns nicht regis-trieren, sondern können sich einfach mit der Matrikelnummer einloggen. Dieses System besteht bisher für die Schweiz und Deutschland und wir planen, dies sobald wie möglich auf weitere Länder auszuweiten. Es gibt nichts Schlim-meres, als sich auf dutzenden verschie-denen Portalen Accounts anlegen zu müssen. Zum anderen soll ein Career Center nicht nur eine Übersicht der verfügbaren Jobs, sondern einen kom-pletten Service anbieten. Dazu muss man die Studierenden bereits während des Studiums für das Portal begeistern können, z. B. durch diese bereits ange-sprochenen Web-2.0-Features, die Ver-mittlung von Hilfsassistentenjobs, Prak-tika sowie Bachelor- und Masterarbeiten in den einzelnen Instituten der Hoch-schule (durch das flächendeckende Netzwerk an Career Services kann auch nach hochschulübergreifenden Arbeiten recherchiert werden, was wiederum die Internationalität fördert). Hierfür ist na-türlich eine enge Zusammenarbeit mit den einzelnen Instituten notwendig. Mit Abschluss des Studiums sollte der Stu-dierende dann über das Portal den rich-tigen Einstiegsjob oder aber auch eine PhD- oder Trainee-Stelle finden können. Das Mentoring-System soll dabei helfen, den richtigen Weg einzuschlagen. Nie-mand kann einem bessere Ratschläge geben als jemand, der irgendwann ein-mal dasselbe mit denselben Vorausset-zungen durchgemacht hat. Sobald der Account an der Hochschule ausläuft, werden die Kandidaten dazu eingela-

den, selber vom Mentee-Status in den Mentor-Status zu wechseln, um wiede-rum den nachrückenden Studierenden beim Berufseinstieg zu helfen. Hier soll gerade an Hochschulen, an denen noch kein ausgeprägtes Alumni-Netzwerk exi-stiert, ein solches aufgebaut werden.

Gab es Business Angels, andere Kapital-geber oder Förderungen in irgendeiner Art? Wenn ja, in welchem Stadium?

Am Anfang dachten wir, dass wir Venture Capital aufnehmen müssten, um ein erfolgreiches Start-up zu sein. Wir haben uns dann aber dagegen ent-schieden, um unseren Einfluss im Un-ternehmen nicht zu verlieren. Darüber hinaus wollten wir ein gewisses Mass an Flexibilität behalten, da wir ja auch noch unser Studium zu absolvieren hatten. Gerade am Anfang hat uns unser Advi-sory Board sehr geholfen, grundlegende Dinge zu beachten. Seit Januar werden wir auch durch das KTI Start-up-Förder-programm der Schweizer Eidgenossen-schaft unterstützt. Die Finanzierung von Jobzippers läuft derzeit komplett über mich. Das Ziel ist, noch im nächsten Quartal schwarze Zahlen zu schreiben.

Peter Vogel ist 25 Jahre alt, studiert an der ETH mit Bestnoten und ist in sei-ner Freizeit Sportfanatiker. Sein Portal www.jobzippers.com ist online gegan-gen.

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50 prisma – April 2009 3

«Kacke ist auch schön»der Kulturaustausch zwischen den Studenten einzelner Stu-dienrichtungen sollte gefördert werden. Zu diesem Zweck wurde das Gespräch mit Bernhard Hegglin, einem Kunst-studenten an der Kunsthochschule Bern, gesucht. der Nach-wuchskünstler ist so gar nicht HSG-like.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag von dir aus?

Wir haben relativ selten Vorlesung. Gut ausgeschlafen gehe ich so um 10.00 Uhr aus dem Haus. Gegen Mittag kreuze ich dann im Atelier auf. Nach dem Mit-tagessen arbeite ich bis zirka 21.00 Uhr abends an meinen Projekten.

Hast du ein eigenes Atelier?Wir arbeiten in einem Gemein-

schaftsatelier. Die Arbeit lebt so auch

vom Austausch unter mei-nen Kollegen. Es herrscht überall Chaos: in der Küche, am Arbeitsplatz. Es ist nicht klar, für was dies und jenes gebraucht werden sollte – was man nicht braucht, das hat es im Überfluss und um-gekehrt.

Wie viele Vorlesungen hast du?

Gesamthaft einen Tag. Dazu kommen noch prak-tische Kurse wie Werkstatt oder was man eben will. Ei-nen weiteren Tag verbringe ich mit Gesprächen mit ex-ternen Experten und Men-toren.

Was wird in den Vorle-sungen behandelt? Wie man Kunst macht?

Nein, es geht um zeitge-nössische Kunst. Mal dies, mal das, eigentlich recht unakademisch.

Also muss man sich das wie im Handarbeitsunterricht an der Primarschule vor-

stellen?Nein, nein, es sind schon richtige

Vorlesungen, mit Referaten und an-schliessender Diskussion. Wenn es aller-dings um technische Aspekte wie Zeich-nen geht, bin ich mehr ein Autodidakt.

Wie ist es, ohne Auftraggeber, Klienten oder Chef zu arbeiten?

Grundsätzlich stellen sich Künstler ihre Probleme selber. Das ist vielleicht auch ein Hauptunterschied zu den

Nichtkünstlern. Also, wenn du ange-schissen bist, machst du einfach nichts, es ist allen egal. Das ist eigentlich super.

Kämpfst du mit irgendwelchen Vorurtei-len?

Die Frage ist irgendwie ein biss-chen schwierig, also, nicht schwierig. Eigentlich alle – das heisst, der grösste Teil – aus meinem Umfeld sind selbst praktizierende Künstler oder setzen sich zumindest intensiv mit der Materie aus-einander.

Praktizierend? Das klingt nach Sekte, verdammte Künstlermafia!

Also der Klassiker; du triffst alte Schulkameraden und die fragen: «Was machst du so, ein bisschen malen?» An-fangs hat mich das gestört, jetzt sage ich einfach, ja, ich male Bildli.

Aber mal im Ernst, was machst du wirk-lich?

Ach hör' auf, das weiss ich doch nicht, ich bin noch am suchen. Ich hoffe trotzdem, irgendwann so etwas wie ein Thema zu finden. Aber im Moment ma-che ich Skulptur.

Wie bist du auf die Idee gekommen, Kunst zu studieren?

Das war das einzige, was ich konn-te (lacht). Es ist wirklich so. Alle sagten, dass ich das machen sollte.

Ich dachte immer, Künstler wären die letzten Freigeister, denen es egal ist, was die Gesellschaft sagt.

Ich mache schon das, worauf ich Lust habe; es ist mehr ein Idealfall, denn mein Umfeld unterstützt mich in mei-nen Vorhaben. Es gibt keinen Grund, «nein» zu sagen.

[email protected] 360°

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51 prisma – April 20093

Bernhard Hegglin ist 20 Jahre alt und studiert an der Kunsthochschule Bern «Fine Arts». In seiner Freizeit kocht er gerne Hotdogs, Risotto und Eintöpfe, dazu trinkt er Tee.

Was sind deine Motivationen im Studi-um: Eher im materiellen Sinne erfolg-reich zu werden oder dich selbst zu fin-den?

Es geht primär um Selbstverwirkli-chung. Das heisst allerdings nicht, dass Materielles nicht auch erstrebenswert ist. Ich bin sehr zuversichtlich, dass ich beides erreichen kann.

Du willst also auch finanziell erfolgreich sein?

Ja, sicherlich. Es wäre zu romantisch zu sagen, es ginge nur um die künstle-rische Entwicklung.

Ab wann ist man denn finanziell erfolg-reich?

Wenn man genug zum Leben hat. Nein, das ist noch nicht erfolgreich, oder schon? Ich glaube schon.

Du machst gerade deinen Bachelor. Wie viele Studenten sind in deinem Lehr-gang?

Ich schätze mal 40 Studenten. Dabei muss man aber noch wissen, dass viele irgendwo sonst ihr Atelier haben und vielleicht einmal im Semester an die Uni kommen.

Wieso studierst du ausgerechnet in Bern? Ist das nicht ein wenig langsam?

Es macht Sinn für die künstlerische Entwicklung, nicht «zuhause» zu studie-ren. Bern ist perfekt, gerade weil es ruhig und langsamer als beispielsweise Zürich ist, das gefällt mir.

Wie stellst du dir den HSG-Alltag vor?Da fallen mir nur Klischees ein. Ich

glaube, ihr müsst viel zuhören, viel lesen und Probleme lösen. Ich habe mir nicht wirklich jemals über den durchschnitt-

lichen HSG-Studenten Gedanken gemacht. Desinteresse ist ja nicht zwingend negativ. Ich glaube, ihr wollt den ganzen Tag die Welt ret-ten, weil ich das nicht mache.

Interessierst du dich für den Kunstmarkt?

Bedingt schon. Es ist spannend, weil es mich tangiert, aber es ist jetzt nicht das Superthema. Ich habe noch nie eine Arbeit verkauft. Doch, meine Abschlussarbeit, das waren viele kleine Zeichnungen, die habe ich für CHF 2.50 im 6er-Set verkauft.

Würdest du ausstellen, wenn du könn-test?

Jetzt gerade nicht. Die Arbeit, die mich momentan beschäftigt, erscheint mir noch zu wenig ausgereift. Ältere Werke würde ich schon ausstellen.

Was ist für dich ultimativ hässlich?Alles ist auf seine Art schön. Kacke

ist auch schön. Wenn etwas nicht schön ist, dann fehlt etwas, obwohl, es ist sehr schwierig, bewusst Hässliches zu pro-duzieren. Ich finde beispielsweise den Hummer H2 extrem hässlich. Und diese Lego Bionic Spielzeuge, grauenhaft.

Hast du ein Lieblingsmuseum?Das Helmhaus gefällt mir gut. Die

Kunsthalle Bern ist toll und letztens war ich in München im Haus der Kunst, welches beeindruckend riesig ist. In-haltlich ist die Kunsthalle Bern mein Favorit.

Gehst du abstimmen?Ja, aber unter Anleitung meines Va-

ters (lacht).

Was machst du am liebsten?Ich mache nichts am liebsten. Aber

sehr gerne rede ich über Kunst.

Was wolltest du der Welt schon immer einmal mitteilen?

Seid nett zueinander. Das ist mir sehr wichtig, das ist das Letzte, was ich sagen werde.

Noch sonst etwas?Danke, danke, danke!

Nein, nein, ich sage danke.Bitte.

[email protected] 360°

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Die Listedie besten orte in St. Gallen und Umgebung, um sich die Zeit zu vertreiben.

Kunstmuseum St. GallenEin wirklich gut kuratiertes Museum, die Ausstellungen sind top. Ausserdem fühlt man sich nach dem Besuch

immer so unglaublich gebildet und interessant.

TrischliWer noch nie mit einer (noch angezogenen) Hose neben dem Bett aufgewacht ist und ein paar Trischlidollars

in seinem Hosensack gefunden hat, der hat keine Ahnung vom Ausgang in St. Gallen.

Restaurant JägerhofDas Mittagsmenü ist das unbesiegbare Angebot. 17 Gault-Millau-Punkte, drei Gänge für CHF 22.50 – noch

Fragen?

AppenzellIn dieser Märchenlandschaft ist einfach alles schön. Sogar Wandern.

Pier 7462 UttwilDie Bar ist direkt am Wasser. Hier können Sportmuffel endlich mal mit Sportfreaks zusammen etwas unter-

nehmen. Die einen nutzen das Wakeboarding-Angebot, die anderen schauen Raketen leckend zu.

Schiessstand in AbtwilEinfach mal Dampf ablassen und wild um sich schiessen ist eine der besten Therapien gegen jegliche Pro-

bleme.

Spaziergang im Peter und PaulDie verdammten Wildschweine sollen endlich mal aus ihrer Hütte kommen!

KinokDas Alternativkino zeigt wirklich sehenswerte Filme. Dazu gibt es auch noch ein Glas Wein.

Badi Rotmonten (nur im Sommer)Was gutes Lernen bedeutet, demonstrieren in der Sommerlernphase immer wieder die paar Spassvögel, die

mit nasser Badehose bekleidet an der Uni rumgeistern. Es funktioniert ganz leicht: eine Stunde in der Badi Rot-monten, zwei Stunden in der Bib, dann wieder Volleyball, etc.

Drei Weihern (auch im Winter)Wer noch nie vom «Baum» in die entenkotverseuchte Brühe gesprungen ist, geht definitiv zu oft in die Bib.

Man munkelt, in einer verregneten Herbstnacht auch schon nackte HSGler auf dem Inseli gesichtet zu haben.

SäntisparkZum Relaxen bieten sich die Saunalandschaft und das Sprudelbad an. Um gegen das schlechte Gewissen

anzukämpfen, kann man auch noch ein paar Klimmzüge im Solebad machen.

Die Terrasse des Restaurants ScheitlinsbüchelIm Biergarten kann man über die ganze Stadt blicken, bis zum Bodensee, und tief in die Schäume stechen.

Danach gibt es sogar noch die Möglichkeit, bei den nahe gelegenen drei Weihern besoffen Minigolf zu spielen.

BowlingDie Königsdisziplin unter den Barsportarten hat das schweizerische Kegeln verdrängt, weil es jeder Trottel

einigermassen lernen kann. Am Mittwoch gibt es Discobowling gleich neben der Olma.

[email protected] 360°

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M enschen5456586062

Herausgepickt: Andrea Forrerprisma-KochwettbewerbPartypicturesProfs privat: Christoph FreiHans Rüttimann

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54 prisma – April 2009 M

Andrea ForrerGeburtsdatum Kommt aus Beziehungsstatus Wohnsituation

Semester Studienrichtung Lieblingslied

Liebslings-TV-SerieLieblingsfilmLieblingsgetränk Lieblingsbar

Andrea Forrer

Herausgepickt

Wie bist du zur HSG gekommen?Ich wurde auf der Strasse angespro-

chen. Man erzählte mir von einer kleinen idyllischen Stadt mitten in den Bergen … und dann mit dem Zug. Nein, ich wollte die Möglichkeit nutzen, die mir damals als bestmöglich erscheinende Ausbil-dung zu geniessen, um mir so die Chan-ce zu geben, letztendlich auch wirklich den für mich richtigen Beruf wählen zu können.

Was gefällt dir hier?Dass der Bus direkt vor den Vorle-

sungssaal fährt. Und die kleinen Ponys auf der Weide vor dem Provisorium. Und dass ich hier an meine Grenzen stosse, was einen nur weiterbringen kann. Zu-sätzlich habe ich wertvolle Freunde ge-funden.

Was stört dich?Ich habe manchmal Mühe mit dem

Ambiente.

Was würdest du an der HSG ändern?Unabhängig von der Realisierbarkeit

würde ich zunächst einmal die Uni ver-grössern und verschiedene Fakultäten integrieren, welche dann ihre Footprints bezüglich ihrer Eigenheit im Wirtschafts-alltag hinterlassen. Das würde für mehr Abwechslung und Anregungen sorgen.

In einer langweiligen Vorlesung ...... gibt es «20 Minuten» oder Tag-

träumereien, wie man die Welt verbes-sern könnte (zum Beispiel: integrierter Starbucks an der Uni und Siesta-Räume mit Hängematten).

Wie gestaltest du deine Freizeit?Freizeit ... ja ... wenn möglich mit

waghalsigen Versuchen, zusammen mit einer Kommilitonin um sechs Uhr mor-gens im Schnee bei gefühlten -50° C jog-gen zu gehen. Ansonsten mit dem Tref-fen von Freunden und Familie.

Wie sieht für dich der perfekte Abend aus?

Zunächst brauche ich genug Zeit

für meine weiblichen Vorbereitungs-prozeduren, dann gehe ich zusammen mit einem zwischenmenschlich inte-ressanten, emotional intelligenten Men-schen in ein schönes Restaurant mit gutem Essen. Danach wird ein leckerer Cocktail in einer «fancy» Bar geschlürft.

Welche drei Dinge würdest du auf eine einsame Insel mitnehmen?

Parisienne Orange («i dä Box»), Fo-toapparat und so einen Zauberhut, aus dem man alle Dinge holen kann.

Wie bereitest du dich auf die Prüfungen vor?

Mit Lernplänen, die ich am besten schon zu Beginn des Semesters angefer-tigt habe, nur um ihnen dann nicht ge-recht werden zu können. Das heisst, ich lerne in einem Wechselspiel zwischen möglichem Lerntod und dem Versuch, dem Leben erhalten zu bleiben. Also mit einem Riesenstress. Dieses Drama spielt sich dann in der Bibliothek der Uni ab. Der einzige Vorteil ist dabei, nach den Prüfungen mit dem Gefühl des Neuge-borenseins den Berg hinabrauschen zu können und die Welt umarmen zu wol-len.

Wie würde dein Traumberuf aussehen?In einem klimatisch warmen Land

und in einem Betrieb mit einer offenen, sympathischen und ehrlichen Kultur im Bereich des Personalwesens oder Mar-ketings.

Vor 10 Jahren war ich …… ahnungslos, mit der Vorstellung,

die Welt erobern zu wollen.

In 10 Jahren werde ich …… noch weniger Ahnung haben und

die Welt beherrschen … und hoffentlich meine Werte, Vorstellungen, Illusionen und Träume beibehalten.

Martin Schulz

21.07.1987Muttenz (BL)SingleAllein in der Räu-berhöhle4. SemesterBWLLove is Noise (The Velvet)Navy C.I.S.Gran Torino CosmopolitanRouge (Basel)

54 prisma – April 2009 M

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«PARTY ZU DEN VORSTANDS-,

STUPA- UND REKURS-STELLE-WAHLEN»

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56 prisma – April 2009 M

Nach dem perfekten Mittagessen war prisma diesmal wieder zu einem klassi-schen dinner eingeladen

[email protected]

Nach einem appetitanregenden Spa-ziergang auf den Rosenberg wurde

ich von den vier Bewohnern willkom-men geheissen. Schön ruhig ist es dort oben, wo viele Bäume zwischen den Häusern stehen und man – wüsste man es nicht – vergessen könnte, dass man in der Grossstadt St. Gallen ist. Leider wird die Ruhe durch die Zöglinge des Insti-tuts auf dem Rosenberg empfindlich ge-stört. Es scheint, man bringe den Schü-lern dort nicht bei, dass die Tatsache, dass der Passant kein Russisch versteht, nicht unbedingt ein Grund ist, sich der-art laut zu unterhalten. Es ist aber offen-sichtlich doch ganz lustig, wenn man in der Nähe des Instituts wohnt: Wo sonst kann man beobachten, wie jemand für den nicht mal zweihundert Meter lan-gen Schulweg ein Taxi nimmt, weil die Absätze keine mehr als zwanzig Meter lange Strecke zulassen?

«In dubio pro reo»Mit solchen Anekdoten und der all-

gemeinen Vorstellungsrunde ging auch der Apéro mit Bruschetta ganz schnell vorbei und wir wurden zu Tisch gebe-ten. Schade daran, dass es so schnell ging, bis wir zu Tisch gebeten wurden, ist, dass ich gar keine Gelegenheit hat-te, beim Einkauf oder bei den Vorbe-reitungen dabei zu sein. So bin ich bis heute im Ungewissen darüber, ob nicht doch ein wenig getrickst wurde. Um den Spass an der Sache zu erhalten, müssen wir uns wohl alle auf die Ehrlichkeit der vier Köche verlassen. Es ist auch schwer vorstellbar, dass ein geistig gesunder Mensch betrügen sollte, nur um den Ein-druck zu vermitteln, er könne kochen. Dieser Eindruck wurde uns tatsächlich effektvoll vermittelt.

Dies liegt sicherlich daran, dass die Schweizer in dieser WG in der Überzahl sind. Schliesslich ist die Schweiz welt-

weit das Land mit den meisten Miche-lin-Sternen pro Kopf. Noel, Robert und Gabriel haben als Bürger dieses Schla-raffenlandes also bestimmt einen guten Einfluss auf Oliver, den Deutschen.

Nicht nur sind drei von vier Bewoh-nern Schweizer, diese sind auch alle auf der Assessment-Stufe. Ich deute es als gutes Zeichen, dass trotzdem regelmäs-sig Zeit für gemeinsame Essen bleibt. Wie mir erklärt wurde, wird jeweils am Montag festgelegt, wer wann kocht. Da-nach braucht sich jeder nur noch um seinen Tag zu kümmern und kann sich während dem Rest der Woche einfach an den gedeckten Tisch setzen. Am Wo-chenende findet dann auch in dieser WG der übliche Exodus statt und man geht heim zur Mami, um sich den Bauch gleich noch mal vollzuschlagen.

Bedienung wie im Restau-rant

Die Tatsache, dass wir erst spät ka-men und beim Kochen nicht dabei wa-ren, gab dem Ganzen ein angenehmes «Restaurantfeeling». Wenn man sich nicht mit der harten Arbeit auseinander-setzen muss, die hinter jedem Gericht steht, isst es sich viel unbeschwerter. Man hat dann auch nicht den Eindruck, man müsse die Mühe mitbewerten, son-dern kann sich ganz auf den Geschmack konzentrieren. Bei der Vorspeise war der ausgezeichnet. Die Tomaten hat-ten ihren Eigengeschmack gut behalten und die Suppe war auch nicht zu auf-dringlich gewürzt. Den Minzpesto dazu halte ich für eine gute Idee. Vielleicht aber wäre eine Warnung angebracht gewesen, dass schon eine Messerspitze von dem Zeug der Suppe nicht nur eine Note, sondern einen komplett anderen Geschmack verleiht. Weiterhin wäre es zu empfehlen gewesen, die Teller vorzu-wärmen oder bereits auf dem Menuplan

prisma-Kochwettbewerb

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57 prisma – April 2009M

anzukündigen, dass die Suppe eine lau-warme ist.

Mit der zweiten Vorspeise wurde dann alles ausgeglichen, was an der Suppe zu bemängeln war. Abgesehen davon, dass es grundsätzlich bei jedem Essen mehrere Vorspeisen geben sollte, schmeckten die selbst gemachten Ravi-oli auch wirklich gut. Die Gastgeber ga-ben denn auch unumwunden zu, dass Jamie Oliver ihnen ein wenig behilflich gewesen war. Wenn man sich für einen echten Gourmet hält, rümpft man viel-leicht die Nase über so einen Fernseh-koch. Für den kulinarisch eher einfach gestrickten prisma-Redaktor war es bei weitem gut genug. Ich nehme das auch als weiteren Beweis, dass es besser ist, ein einfaches Rezept gut umzusetzen, als ein anspruchsvolles zu versauen.

Die Kuh im SaumantelGlücklicherweise haben die zwei

Chefköche Noel und Oliver aber auch den Hauptgang nicht versaut. Im Gegen-teil, jeder am Tisch hat sein Filet so be-

kommen, wie er es sich gewünscht hatte. Dieses Filet hat mich aber auch darauf gebracht, dass wir bei der Bestimmung des Budgets die abnehmenden Grenz-kosten ausser Acht gelassen haben. Wie sonst wäre es möglich, dass sich alle bis-herigen Teilnehmer über zu wenig Geld beschwert und Schwein serviert haben. Wir möchten uns an dieser Stelle für die-sen Berechnungsfehler entschuldigen. Begabte Studenten sind eingeladen, ihre Berechnungen zum Thema Grenzkosten bei viergängigen Menus an die Redakti-on zu schicken. Sollten wir Verwendung für die erwarteten bahnbrechenden Erkenntnisse haben, werden diese mit Eintrittskarten zur nächsten prisma-Party belohnt.

Aber zurück zum Hauptgang. Da schmeckte wirklich alles ausgezeichnet. Mein Problem war, ähnlich wie schon bei der Suppe, dass manche Zutaten mehr Geschmack entfalteten als andere. Deshalb schmeckte das Filet halt etwas mehr nach dem Speckmantel als nach der Kuh.

Die NemesisUnd dann kam die Nemesis. Oder

zumindest wurde sie auf der Karte ange-kündigt. Meine Gedanken überschlugen sich, während ich darüber nachdachte, welches Dessert dieses Prädikat verdie-nen würde. Vor meinem inneren Auge sah ich eine Torte, die man nicht durch die Tür kriegt und die so viele Kalorien hat, dass man in manchen Ländern ein ganzes Dorf versorgen könnte (siehe Thema).

Mit den Kalorien lag ich richtig, mit dem Umfang nicht. Was ich bekam, war die angeblich «schoggigste Schoggitor-te der Welt», serviert mit Erdbeercoulis und Vanilleeis. Auch wenn die Ankün-digung vielleicht etwas vollmundig ge-

wesen war, habe ich einen Nachschlag nicht ausgeschlagen. Wie schon bei der Suppe ist es den Köchen sehr gut gelun-gen, den Geschmack der wichtigsten Zutat zu erhalten. Weder war die Beila-ge zu dominant, noch war die Sache zu süss. Das wäre allerdings auch nicht so tragisch gewesen. Gerade an dem Punkt, wo normale Menschen eigentlich nicht mehr weiteressen, wurde eine kleine Käseplatte aufgetragen. Diese, im Ver-bund mit einem Dessertwein, gab allen so schön den Rest, dass sich die Runde bald auflöste.

Unvergleichlich …Die schwierigste Aufgabe des pris-

ma-Genussredaktors ist es, die bishe-rigen zwei Konkurrenz-WGs zu verglei-chen und zu bewerten. Wie kann man das perfekte Mittagessen mit einem klas-sischen Abendessen vergleichen? Beide waren, was das Handwerkliche betrifft, nahe an der Perfektion. Zwar hatte ich in der letzten Ausgabe einen Gang we-niger und nur ein Getränk. Dafür bin ich aber heute noch beeindruckt von der Energie, mit der die Schnitzel ange-gangen wurden. Am Ende bleibt nur, die Reminiszenzen an die guten alten Tage, ebenso wie die Freude über die schog-gigste Schoggitorte, hintanzustellen und sich streng an die vier Punktekategorien zu halten.

8

7

8Organisation

Dekoration

Komposition

Ausführung

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10

10

10

32

Das Rating

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Summer Semster Begin Party 25. Februar 2009, Elephant Club nächste Party: 15. April 2009, Elephant Club

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Was uns wohl bei ihm, dem vieler-orts gelobten Professor im Be-

reich International Affairs, erwarten wird? Wuchernde Pflanzen, Wände vol-ler Bilder aus aller Welt, Berge von Bü-chern über Politik? Gespannt steigen wir die Treppe hoch, nachdem wir endlich das richtige Haus gefunden haben. Herr Frei erwartet uns in der offenen Tür mit einem Angebot zum Kaffee. Auf dem Weg zum Wohnzimmer stellt er uns zu-nächst einmal «Nelson» vor: eine schma- le, hohe Holzfigur, die er in Südafrika gefunden hat. Nelson sei fast immer gut gelaunt.

Das Wohnzimmer ist dank der vie-len Fenster und zwei Erker angenehm hell, alles ist sehr ordentlich, mit stil-vollem Mobiliar ausgestattet und mit wenigen – dafür umso besser zur Gel-tung kommenden – persönlichen Noten versehen. Neben Nelson hängt beispiels-weise ein grosses Bild im Wohnzimmer. «La monarchie fatiguée» nennt es sich (von Alain Gazier) und ist bleibende Er-innerung an einen fast siebenjährigen Lebens- und Forschungsaufenthalt in Paris.

Von der Klosterschule an die HSG

Christoph Frei wurde 1960 gebo-ren und ist im Kanton Thurgau mit vier Geschwistern auf-gewachsen. Nachdem der Vater früh v e r s t o r b e n war – Chri-stoph

war damals gerade zwei Jahre alt –, verliess die Familie den grossen Bauernhof. Im Alter von 13 Jahren trat der Jüngste, wie seine Brü-der vor ihm, in eine Klo-sterschule ein; es folgten sieben Jahre klassisch-humanistischer Aus-bildung. Anschliessend studierte er an der HSG Staatswissenschaften – jene interdisziplinär an-gelegte Studienrichtung, die heute «International Affairs» heisst.

Haustiere sind nicht zu sehen, Kinder auch nicht. Ist er verheira-tet? – Fast. In diesem Frühling geniesst der Professor tatsächlich seine letzten Tage als Lediger: Im Juli wird er seine Partnerin im engsten Kreis heiraten. «Michi» nennt er sie liebevoll und erwähnt mehrfach Anekdoten und Erlebnisse, die er mit ihr teilen durfte – und kommt darob ins Schwärmen.

Als Grossfamilie g e m e i n s a m

verreisenDie Tat-

sache, dass Christoph Frei

reichlich spät heiratet, bedeutet nicht, dass ihm familiärer Zusam-

menhalt nicht wichtig wäre – im Ge-genteil: «Meine eigene Familie ist ein

Glücksfall gewesen; noch heute zählen Mutter, Schwester und Brüder gewis-sermassen zum engeren Freundeskreis.

Wir haben und wir pflegen diesen Zusammenhalt.» Jeden Som-

mer fährt die Grossfamilie mit Sack und Pack zusammen weg. «Das sind ruhige, gute Tage.»

Früher war Frei «fast ungesund sportlich» (Tennis, Squash, Fussball etc.), heute lässt er es ruhiger angehen, geht aber immer noch gerne zum Schwim-men, im Sommer zum Golfen, im Winter zum Curling. Die Begeisterung für Sport hat er von der Zeit in der Klosterschule: «Nur zwei Beschäftigungen gab es dort: das Studium – und eben Sport.» Über-haupt habe ihn die Klosterschule als Person nicht unwesentlich geprägt: «Vor allem bin ich dankbar für einen ziem-lich gut verankerten Fundus, auf den ich bei Bedarf zurückgreifen kann.» – Wie hält er es mit der Religion? «Ich stehe zu meiner religiösen Heimat, selbst wenn im Laufe der Zeit auch in dieser Hinsicht neue Erfahrungen und Denkhorizonte

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Profs privat: Christoph Frei«Manchmal ist der Weg tatsächlich so gut wie das Ziel»

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hinzugekommen sind.» Viele Reisen ha-ben offenbar nicht nur die Ausstattung der Wohnung geprägt, sondern auch die Wertetafel unseres Gastgebers.

Reisen macht dankbarIn ruhigen Stunden hält er sich am

liebsten in der helleren Ecke des Sofas im Wohnzimmer auf und liest dort gern die NZZ, den Economist oder den New Yor-ker. Das Lesen, aber auch das Sammeln von Büchern sei ihm eine Leidenschaft; vieles warte noch auf die Lektüre. Eine andere Leidenschaft bleibt auch weiter-hin das Reisen. Über viele Jahre hinweg investierte Frei wesentliche Teile seiner freien Zeit in ausgedehnte Exkursionen und Aufenthalte in allen Ecken der Welt. «Reisen relativiert, es bereichert, macht bescheiden und vor allem dankbar» – nicht allen ginge es so gut wie uns.

Zum Begriff der Leidenschaft hat Christoph Frei offenbar einen vertrauten Bezug: «Sie zeigt sich auch und vor allem dort, wo man sich in einer Tätigkeit ver-liert, wo selbst die Zeit zur Nebensache wird.» Neben Büchern und Reisen nennt er das Schreiben, aber auch die Lehre, im Sinne aktiver Auseinandersetzung und Kommunikation, als solche «Lei-denschaften». In eine Doktorarbeit zum deutsch-amerikanischen Realisten Hans J. Morgenthau hat er seinerzeit fast fünf Jahre investiert («jede Stunde davon hat sich gelohnt»), später arbeitete er über Jahre hinweg in französischen Biblio-theken und Archiven. Karrieretechnisch sei das nicht wirklich effizient gewesen – beglückend aber schon. «Manchmal ist der Weg tatsächlich so gut wie das Ziel.»

Kopf- vs FeuermenschWer diese Art von Leidenschaft ver-

spürt, kennt keine Probleme mit Moti-vation. Frei bezeichnet sich selber als «privilegierten Menschen». Überhaupt ist «privilegiert» ein Wort, das immer wieder fällt. Der Begriff der «Work-Life-

Balance» will Christoph Frei dagegen gar nicht gefallen; für ihn sind

beide Dinge nicht trennbar. Er habe das Glück, «Work» und

«Life» nicht gegeneinander ausspie-len zu müssen. Dennoch ist er froh

um Michi, die ihn hin und wieder darauf aufmerksam macht, dass es noch «andere schöne Dinge» im Leben gibt.

Zuhause wird auch schon mal ge-stritten. Während der Professor jeweils nach logischen und belegbaren Argu-menten sucht, beruft sich Michi – eine klassisch ausgebildete Sängerin – fast immer auf ihr Bauchgefühl: «Ich bin ein Feuermensch, du bist ein Kopf-mensch, das ist dein Pech.» Aber auch diese Konstellation sei «interessant», solche Diskussionen führten mithin zu gänzlich neuen Perspektiven – und sie relativierten die eigene Sichtweise auf gesunde Art.

Theorie und PraxisImmer wieder hat Frei in der Pri-

vatwirtschaft gearbeitet. «Im Rahmen der eigenen Biografie relativieren diese Erfahrungen wesentlich die Bedeutung des akademischen Bereichs; mein Zu-

gang zur Wissenschaft ist kaum reprä-sentativ für die HSG.» In diesem Zu-sammenhang fasst er zusammen: «Vor allem im Vergleich mit jüngeren Kolle-gen bin ich sicher ein untypischer Fall.» Ein Grenzgänger zwischen etablierten Disziplinen, ein Wanderer aber auch zwischen Theorie und Praxis. Kein Wun-der, dass er sich heute gerade auch dort einsetzt, wo es um den «Praxisbezug» an der HSG geht. Professor Frei respektiert den Spezialisten und weiss um dessen Wert und Funktion, selber aber kulti-viert er seit 25 Jahren das Überschrei-ten fachlicher Grenzen und wünscht sich auch von den Studierenden, dass sie nach Kräften über den eigenen Tel-lerrand hinausschauen: «In dieser Hin-sicht sollten Sie all die wunderbaren Möglichkeiten nutzen, die Ihnen unsere Universität heute bietet, angefangen mit dem grossen Austauschangebot.» Pro-fessor Frei rät: «Studieren Sie Ihren In-teressen nach, testen Sie Möglichkeiten aus, erwägen Sie stets auch Alterna-tiven, und nehmen Sie die Wahl dieser oder jener Vertiefungsrichtung nicht zu ernst!» Wichtig sei die Methodik, das so-lide Erlernen des Handwerklichen: «Das können Sie immer und überall nutzen.» Gute Noten, die Wahl des Studienortes, die fachliche Vertiefung; all dies seien ja nur Teile einer umfassenden Ausbildung der eigenen Persönlichkeit. Andere pro-filierende Elemente müssten hinzukom-men – und nicht alles davon lasse sich an der Uni finden.

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Wie sind Sie zur HSG gekom-men und wie ist Ihr Werdegang

verlaufen?Ich habe am 16.2.1989 – mit einem

Tag Verspätung – meine Stelle angetre-ten. Ich war technischer Assistent im B-Gebäude, welches dann im Juni eröff-net wurde. Von den drei Personen, die damals im B-Gebäude arbeiteten, bleibt nach mir noch einer übrig. Von der Technik verstand ich eigentlich anfangs nicht so viel, ich war damals sogar ein wenig erschrocken, als ich die vielen Ka-bel sah. Damals war die Technik allerdings noch weit weniger entwickelt als heute. Einen Beamer gab es nur im Audimax und Computer hatte nur die Verwaltung. Heute hat man ja von allem immer das Neuste, Dia-projektoren und Videos benützt niemand mehr.

Freuen Sie sich auf den Ruhestand?Ich sehe das mit einem lachenden

und einem weinenden Auge. Ich möchte die schöne Zeit mit den Professoren und den Studenten nicht missen, freue mich aber auch darauf, mal etwas anderes zu machen. Bevor ich hier anfing, arbeitete ich als Schreiner, ebenfalls 20 Jahre lang. Sie sehen also: zwei rechte Etappen.

Was sind Ihre Pläne für danach?Ich werde meine verschiedenen Lie-

genschaften und mein Restaurant weiter pflegen. Durch das Restaurant kann ich

auch die Verbindung zur Uni aufrecht-erhalten. Ich werde auch den Kontakt zu all den Organisationen weiter pflegen. Die Arbeit geht auf jeden Fall nie aus.

Wird Ihnen die Uni fehlen, oder Sie der Uni?

Wenn man die Studenten und Pro-fessoren so hört … allen werde ich wohl nicht fehlen, aber wohl doch einigen – ihr hättet ja sonst nicht dieses Interview organisiert. Ich habe immer gern mitor-ganisiert und geholfen; so zum Beispiel

beim Uniball und Unifest. Die Studenten machen so etwas ja oft zum ersten Mal und schätzen die Hilfe.

Wer ersetzt Sie und wie kann die arme Sau das jemals schaffen?

Zum Glück ist Guido Giessinger schon im Juni letzten Jahres zu uns ge-stossen. So konnten wir vieles schon gemeinsam erarbeiten. Er versteht von Technik ehrlich gesagt auch mehr als ich. Ich bin froh, hat die Verwaltung so reagiert. So musste er sich nicht inner-halb eines Monats alles Wissen aneig-nen. Man hat ja schon auch mitgelebt an

all den Tagungen. Ich schätze aber die relative Freiheit, die wir hier haben, auch wenn es oft viele Stunden Präsenz sind. Vor allem, weil jetzt die Vorlesungen im-mer öfter bis zehn Uhr abends dauern. Die Belastung ist gross, weil man einfach immer da sein muss.

Wird jetzt, wo der verständnisvolle Herr Rüttimann weg ist, die Bürokratie um sich greifen?

Klar, je grösser alles wird, desto mehr Bürokratie braucht es, desto schwerfäl-

liger wird alles. Früher gab es hier viertausend Studenten, jetzt sind es sechstausend. Man muss alles genauer pla-nen. Früher hat man sich einfach kurz besprochen und jeder wusste Be-scheid. Im Gegensatz zu früher ist weder die Ver-waltungsdirektion noch

die Raumdispo im Bibliotheksgebäude untergebracht. So braucht es mehr E-Mails und genauere Absprachen, damit alles klappt. Man muss deshalb auch immer da sein. Zum Glück war ich in meiner ganzen Zeit an der HSG niemals wirklich krank und habe nur ein einziges Mal verschlafen.

Haben Sie durch die HSG auch einen Vorteil, wenn Sie jetzt mit Ihrem Restau-rant ein eigenes Unternehmen führen?

Das ist ja nicht wirklich ein Un-ternehmen. Wir haben einfach beim Renovieren des Hauses gemerkt, dass

«Wer den Herrn rüttimann an der Uni nicht kennt, der hat in seinen Studienjahren geschlafen.» (langhaariger Mitarbeiter des Hausdienstes; möchte jedoch anonym bleiben)

ohne ihn hätte so mancher Professor seine Präsentation nicht zum Laufen gekriegt: Nach zwanzig Jahren an der HSG geht Hans rüttimann in Pension. prisma hat er noch ein letztes interview gewährt.

Hans Rüttimann

[email protected]

[email protected]

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da alte Wandmalereien drin sind. Um dieses Kulturgut zu erhalten und zu pflegen, haben wir ein Restaurant, das «Haus hinter den Schiben», daraus gemacht. Sonst hätten wir das Haus einfach vermietet. Jetzt machen meine Frau und ich das zusammen. Abends nach der Arbeit gehe ich ins Restau-rant und bin dort beschäftigt. Nach der Pensionierung kann ich dann einfach morgens ein wenig länger ausschla-fen. Durch die Uni haben wir aber viel Kundschaft gewonnen. So bekommt man auch in der Freizeit eine Verbin-dung zu den Vereinen und Instituten und es entsteht viel Mund-zu-Mund-Propaganda. So sind kürzlich sogar ehemalige Austauschstudenten extra aus Italien hergekommen und haben dann bei mir gegessen.

Was ist die beste Erinnerung an die Zeit an der HSG?

Ein Highlight im eigentlichen Sinn gab es nicht, eigentlich habe ich die Ar-beit immer gern gemacht. Eine der ne-gativsten Erinnerungen hat allerdings mit dem prisma zu tun. Ihr hättet mich mal beinahe meinen Job gekostet. Ir-gendein Redaktor fand es lustig, zu be-richten, dass im Audimax die Notaus-gänge verschlossen waren. Da das die ganze Verwaltung gelesen hatte, gab es einen ziemlichen Rüffel und beinahe ein böses Nachspiel.

Wie haben sich die Studenten in den letzten zwanzig Jahren verändert?

Eigentlich nicht sehr. Früher, als

Lehrling in St. Gallen, hatte ich ein Bild von den HSG-Studenten als Schnösel mit Krawatte. Als ich dann anfing, an der HSG zu arbeiten, habe ich aber gemerkt, dass sich die auch nicht wie Herrgötter aufführen und Menschen sind wie alle anderen. Wie bei allen Kindern muss man halt ab und zu sa-gen, wenn etwas nicht geht.

Was können Sie der Uni noch für einen Ratschlag auf den Weg geben?

Die Uni sollte nicht mehr grösser werden. Die Infrastruktur stösst jetzt schon an ihre Grenzen. Man hinkt mit der Entwicklung immer hinterher und darunter leidet die Qualität.

AbschiedspartyDie offizielle Abschiedsparty von Herrn Rüttimann findet am 21. April ab 22.00 Uhr im Backstage statt.

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Leserbrief:Mit grossem Interesse widmete ich

mich einigen spannenden Arti-keln rund um das Thema «Gewissen». Jedoch musste ich mit Bedauern fest-stellen, dass ein Artikel, zumindest aus meiner bescheidenen Sicht, durchaus als provokativ und abschätzig gegen-über Christen gewertet werden kann. Vorweg, ich schätze die Arbeit sehr, die jedes Teammitglied für die Entstehung einer jeden Ausgabe mit einbringt. Ich komme jedoch nicht umhin, einige sehr kritische Worte an den werten Herrn Verfasser des besagten Artikels zu rich-ten. Es handelt sich hierbei um den schon sehr anstössig betitelten Artikel: «100 % Jesus, 100 % Bad Luck».

Noch ehe man sich in den Text hi-neinwagt, wird man bereits als Christ vor den Kopf gestossen. Mein Glaube an Jesus Christus soll mir also zu 100 % Pech bescheren? Nun, ein Titel darf ja provokant sein und zum Lesen des Artikels verleiten, doch finde ich, dass man sich hier schon ziemlich weit aus dem Fenster gelehnt hat. Das Schlimm-ste befürchtend, las ich mich also durch die kleine Anekdote des Autofahrers mit dem erwähnten Sticker auf seinem Wagen, und siehe da, zu meinem Er-staunen hatte der Autofahrer weder was Schlimmes verbrochen, noch ist ihm ein Unglück widerfahren. Komisch, dachte ich mir, lautete der Titel doch «100 % Je-sus, 100 % Bad Luck», also wo blieb denn nun das Bad Luck?

Mich über die fehlende Moral der Geschichte wundernd, las ich wei-ter, und dann merkte ich schon relativ schnell, wohin das Ganze führen sollte. Die folgenden Zeilen strotzten nur so vor Abneigung und Unverständnis ge-genüber dem christlichen Glauben. Nicht genug, dass Christen als selbstge-rechtes Pack abgestempelt werden, wel-che nur darauf aus sind, ihre guten Ta-ten vorzuweisen, nein, die Krönung des Ganzen ist ja, dass sich der Autor eine fiktive Geschichte einfallen liess, einzig und allein, um eine wohl gemeinte Tat schlussendlich als fatalen Fehlentscheid enden zu lassen, welcher dann mit der ewigen Verdammnis bestraft wird. Ich frage mich ganz ehrlich: Was für ein Mensch tut so was? Ich meine, wie weit muss man sinken, um einer gut gemein-

ten Tat mit solchem Argwohn begegnen zu können? Um meiner Besorgnis etwas Transparenz zu verleihen, möchte ich kurz eine ähnliche Situation schildern.

Als ich heute Morgen das B-Ge-bäude verlassen wollte und noch einige Schritte vor dem Ausgang war, hat sich eine Kommilitonin die Zeit genommen, mir die Tür offen zu halten. Ich war für diese nette Geste sehr dankbar und sie zeigte mir dadurch, dass sie nicht nur auf sich bedacht war, sondern Rücksicht auf ihre Mitmenschen nimmt, was ja heutzutage bei weitem keine Selbstver-ständlichkeit mehr ist. Nun, ich hoffe, die wenigsten hätten sich in dieser Situ-ation Horror-Szenarien überlegt, wie sie für ihre gut gemeinte Tat dann für im-mer in der Hölle schmoren würden, weil dies und jenes dadurch noch zusätzlich verursacht worden wäre.

Da es ja nun solche Individuen von zweifelhafter Moral zu geben scheint, drängt sich mir unweigerlich die Frage auf: Wie kann die prisma-Redaktion ei-nen solchen Artikel verantworten bzw. rechtfertigen? Nennt mich altmodisch, aber meines Erachtens sollte ein Artikel einen sinnstiftenden Zweck erfüllen, den ich jedoch im besagten Text nirgends finde. Alles, was ich persönlich heraus-lesen kann, ist ein fast schon beschä-mendes Unwissen über die christliche Theologie und eine besorgniserregende Intoleranz gegenüber Andersgläubigen. Ich rate dem Autor deshalb dringend, seine Wissenslücken zu füllen, um künf-tige Fehltritte zu vermeiden. Kleiner Tipp: We are saved by grace! Ausserdem sehr empfehlenswert zum Thema Unter-schiede zwischen dem Christentum und anderen Weltreligionen: http://www.youtube.com/watch?v=S7NluO3h1qE (3:40 min)

Abschliessend möchte ich die Au-toren zukünftiger Artikel bitten, sich doch vorher Gedanken zu machen, ob der geplante Artikel wirklich sinnvoll ist oder man nur seine persönliche Aversi-on gegen etwas Bestimmtes zum Besten geben möchte.

Alex Svijic, [email protected]

Als Erstes möchte ich dir für deine Kri-tik an meinem Artikel danken! Egal

ob positiv oder negativ, ein Leserbrief befriedigt das gewisse journalistische Ego, welches uns Schreiber überhaupt erst dazu treibt, Texte zu verfassen. Es tut gut, zu wissen, dass sie auch gelesen werden.

Als zweiter Punkt folgt natürlich mei-ne Entschuldigung dafür, dich in deinem Glauben angegriffen und verletzt zu ha-ben. Keinesfalls wollte ich mit meinem Text deine Religion (oder auch jeglichen anderen Glauben) in ihren Grundsätzen erschüttern oder in den Dreck ziehen. Ich verstehe meinen Text als humori-stische Satire, als übertriebenes Weiter-spinnen einer in der heutigen Welt nicht ganz alltäglichen Situation. Daher ist dei-ne Ernsthaftigkeit bei der Lektüre wohl etwas unangebracht; meiner Meinung nach solltest du trotz deines Glaubens in der Lage sein, die lustige Seite des beschriebenen Moments zu erkennen.Es wäre aber gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich mit meinem Text nicht auch beabsichtigt habe, Menschen wie den Lenker des besagten Autos zu einer gewissen Selbstreflexion anzuregen. Ge-schehen solch gute Taten wirklich nur aus Selbstlosigkeit oder steckt vielleicht nicht doch ein gewisser Egoismus, wie ich ihn im Artikel auf übertriebene Wei-se zu beschreiben versuchte, mit drin?

Ich hoffe, ich konnte dich mit die-ser Antwort in meinen Denkprozess mit einbeziehen und dir die Logik hinter meinem Artikel erklären. So kannst du mir vielleicht auch die nicht so gewollte Attacke auf deinen Glauben verzeihen, denn bedenke 1. Johannes 4-18: «Gott ist Liebe», also hasse mich nicht.

Raffael Hirt, Redaktor

Reply:

Auf Wunsch von Alex publizie-ren wir an dieser Stelle seine E-Mail-Adresse. Er möchte damit den Lesern die Gelegenheit geben, ihn persönlich zu kontaktieren, falls sie seinem Kom-mentar zustimmen oder widersprechen möchten. prisma möchte ebenfalls eure Meinung dazu wissen und druckt selbst eine Stellungnahme des Redaktors dazu ab. Schreibt uns eure Meinung an [email protected]

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Unscheinbar sehen sie aus, die Män-ner in ihren orangen Westen. Da-

runter tragen sie Winterjacken, doch trotzdem scheint ihnen eher kalt zu sein. Kein Wunder, bei dieser Aufgabe. Sie schaufeln Schnee, den ganzen Nachmit-tag lang. Es scheint kein System dabei zu sein, jeder arbeitet für sich, schippt die weissen Massen weg aus dem ihm zu-geteilten Segment. Manchmal scheint es, dass sie sich gegenseitig in den Weg kommen und sich den Schnee gegen-seitig hin und her schieben. Erst nach ausführlicher Betrachtung wird klar, dass das ultimative Ziel ist, das gesamte Flachdach der Turnhalle von Schnee zu befreien. «Runter auf den Flachplatz» scheint die Devise zu lauten. Aber bloss nicht zu schnell.

Die Wirtschaftskrise ist in vollem Gang. Die Aktienkurse purzeln von Hausse zu Baisse, Unternehmen fallen

vor dem Staat auf die Knie, Manager springen von Dächern. Doch was pas-siert mit der Bevölkerung? Ein Wort ist in aller Munde: Konjunkturankurbelungs-programm.

Ein kurzer Rückblick: 1932. Die Welt-wirtschaft liegt in Scherben. Die Bubble an der Börse ist geplatzt, alle rennen herum wie Hühner auf dem Hof. Nur einer sticht aus der Masse hervor: Fran-klin D. Roosevelt. Er rettet die Mensch-heit mit Werkzeugen wie dem AAA, CCC oder dem TVA. Seine Politik nennt man den New Deal, sein Vorgehen «priming the pump», was sich am besten als «die Pumpe pumpen» übersetzt. Was sich al-bern anhört, wird heute weltweit wieder praktiziert. Der Staat macht sich zum Narren, indem er sinnlose oder anson-sten nie auch nur als durchführbar ange-sehene Projekte auf die Beine stellt, um den Pöbel zu beschäftigen. Zum einen hilft dies, den Konsum der Bevölkerung einigermassen konstant zu halten und somit die Konjunktur zu stärken, zum anderen kommt es dem beschäftigten Pöbel weniger schnell in den Sinn, die

Staatsmacht zu stürzen. Win-win also.

Sind die Schneeschaufler an der HSG tatsächlich aus diesem Grund unterwegs? Ist es das Ziel, ihnen Arbeit zu geben und sie damit davon abzu-lenken, dass ihre Misere vielleicht von Abgängern ebendieser Universität ver-ursacht wurde? Falls ja, geht der Plan auf. Alle arbeiten und keiner scheint revolutionäres Gedankengut zu hegen. Kann man also in Zukunft weitere Kon-junkturankurbler an der HSG beobach-ten? Man denke an Platzanweiser in den überfüllten Assessmentvorlesungen und an technische Assistenten, welche unfähigen Dozenten die Funktionen des neuen Präsenta-tionstools im Audimax verständlich machen. In diesem Fall würde sich, rein als HSGler denkend, die Krise gelohnt haben. Vielleicht befreien die Männer in den orangen Westen aber auch nur das Dach der Sporthalle von der gefährlichen Schneelast. Auch wenn man es an der HSG nicht gerne hört: Es hängt nicht alles immer nur mit der Wirtschaft zusammen!

Raffael Hirt

Das Gerücht

Guten Tag, meine Damen und Herren!«verboten» enthüllt exklusiv den Inhalt der aus der Schweiz an den preussischen Bundesfinanzminister Peer Steinbrück verschickten Drohbriefe: «Grüss Gott, sehr geehrter Herr Steinbrück. Bitte lassen Sie unser liebes Bankgeheimnis in Ruhe. Vielen Dank im Voraus, unterwürfigst: Ihr Anonymus.» Schlimm! Oder: «Lieber Herr Steinbrück, ich bin ein grosser Bewunderer Ihrer Kunst. Weiter so! Ihr Speichel- leckerli.» Übel! «verboten» schenkt Herrn Steinbrück deshalb diesen Gratis-Witz zur Beruhigung:

Ein Deutscher will in einer Schweizer Bank Geld anlegen. «Was wollen Sie denn einzahlen?», fragt der Bankangestellte. Flüstert der Kunde: «Eine Million.» – «Sie können ruhig lauter sprechen», antwortet der Angestellte, «Armut ist hier in der Schweiz keine Schande.»

Zur aktuellen Lage mit freundlicher Genehmigung der taz aus Berlin – die tageszeitung

depeschen in den Grosskanton

Die nächste Ausgabe von prisma wird wieder etwas bunter! Das Thema ist nämlich «Boulevard». Bisher angedacht sind eine Fotostrecke (im «Bravo»-For-mat) und ein Interview mit dem preus-sischen Finanzminister über seinen Urlaub in der Schweiz! Also, wenn euch lustiger Schwachsinn einfällt, meldet euch!

Der Redaktionsschluss ist der 20.04.2009, prisma liegt dann ab dem 11.05.2009 an der Uni auf.

Im November dieses Jahres feiert prisma sein 50-jähriges Jubiläum!

Heftvorschau

Nächster Redaktionsschluss: Montag, 20. April 2009

Zuschriften an [email protected]

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67 prisma – April 2009

Kritiker und Querdenker sind an der HSG nicht

erwünscht – auf jeden Fall nicht, wenn es um das Bank-geheimnis geht. Nachdem das Schweizer Genital nur knapp ei-ner Auflistung der OECD und einem Kavallerieangriff von unseren Freunden aus dem Norden entgangen ist, erfährt es nun Kritik aus den eigenen Reihen. Ulrich Thielemann, Vizedirektor des HSG-Instituts für Wirtschaftsethik, kri-tisierte an einem Hearing vor dem Finanzausschuss des Deutschen Bundestags, dass es den führenden politischen Kräften in der Schweiz an jeglichem Unrechtsbewusstsein in Bezug auf die Verweigerung des Informationsaustausches in Steuer-fragen mangele.

Wie unerhört! Und das von einem HSG-Dozenten! Kein Wunder, gerät ob dieser Ungeheuerlichkeit auch Herr Prof. Jäger in Rage und provoziert mit seiner Verurtei-lung von solchen Polemisie-rungen (St. Galler Tagblatt vom 28. März 2009) doch glatt selbst ein Schmun-zeln. Auch die HSG ist brüskiert und entschuldigt sich beim verunglimpften Teil des Schweizer Volkes.

Das Schweizer Kinderkarus-sell um das Bankgeheimnis dreht sich munter weiter. Am frivolen Trei-ben beteiligt: der Indianerstamm der Schweizer, ein Regiment von hässlichen Deutschen, Indianerhäuptling Merz, La Paloma Calmy-Rey, Peitschen-Peer, Freizeitnationalist Thomas Müller und neu: der böse Wirtschaftsethiker aus St. Gallen!

Das Zuckerbrot geht deshalb an die Schweiz und an Deutschland. Möget ihr brüderlich teilen und von der lustigen Karussellfahrt bald wieder zurück zum Tagesgeschäft finden, wo man Probleme löst statt schafft. Stellt Meinungsfreiheit und Diplomatie wieder über eure natio-nalen Genitalien.

Tobias Kucera

Zuckerbrot

31 Tage lang hatte ich sehnsüch-tig auf sie gewartet – und dann

das. Irgendwie hatte ich sie mir an-ders vorgestellt – grösser, attrak-tiver, etwas Besonderes. Aber sie war

dann halt doch nur eine ganz ordi-näre 4, meine Note im BWL-Pflichtfach «Organisieren und Führen». Mit einer Gewichtung von stolzen 6 Credits hat-te mir das kleine Luder sichtbar den Schnitt dezimiert. Dabei hatte ich so ein gutes Gefühl bei uns beiden.

Gut, gibt es an der HSG die Prüfungseinsichten, und so besuche ich jene für ebendieses Fach mit der Hoffnung auf eine rasche Erleuchtung. Schnell ist die Erleuchtung nicht zu haben, denn der Raum ist mit quengelnden Warteschlangen durch-zogen. Nicht wenige Studenten, darunter auch ich, haben etwas an

ihrem Resultat auszusetzen; ich jedoch in einem Ausmass, das hoffentlich Seltenheitswert besitzt: Bei einer erreichbaren

Gesamtpunktzahl von 120 zählte man bei meiner Prüfung

71.5 Punkte. Nur dass diese 71.5 Punkte eigentlich schicke

99 gewesen wären, hätte man sie richtig addiert. Heisst im Klartext:

5.5 und nicht 4. Nachdem ich über eine h a l b e Stunde von Pontius zu Pilatus

durch den Raum gewatet war, wurde das von den verantwortlichen

Personen dann auch anstandslos registriert. Aber

es stelle sich einer vor, ich wäre nicht an die Prüfungseinsicht gegangen. Andere Kommilitonen hatten weniger Glück beim Punktesuchen und wurden gar mit Antworten wie «Bei mir hätten Sie für diese Antwort noch weniger Punkte

bekommen» oder «… das erklär ich Ihnen jetzt nicht» abserviert – auch

nicht gerade zuckerbrotverdächtig.

Für derartig grobe Mathe-Schnitzer bei einer einmonatigen Warteschleife gibt es eine Peit-

sche und ein paar symbolische Minuscredits fürs Kopfrechnen.

Jennifer Kahn

Peitsche

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68 prisma – April 2009

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