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Seite 1 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel Pro Graffiti und contra Vandalismus Eine gemeinsame Aktion von Einwandfrei e.V. und den Frankfurter Grünen am 2. September 2004 auf dem Frankfurter Römerberg Pressespiegel und Informationsmappe

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Seite 1 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Pro Graffiti und contra Vandalismus

Eine gemeinsame Aktion von Einwandfrei e.V. und den

Frankfurter Grünen

am 2. September 2004 auf dem Frankfurter Römerberg

Pressespiegel

und Informationsmappe

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„Arm abreißen, Hand abhacken, Handgranate rein“ Am 2. September 2004 haben der Verein für Kunst im öffentlichen Raum, Einwandfrei e.V. und die Frankfurter Grünen die Aktion „Pro Graffiti und contra Vandalismus“ durch-geführt. Ziel war es für Graffiti als Kunstform und gleichzeitig für eine Entkriminalisierung von Sprayern durch verstärkte Angebote zum legalen Sprayen zu werben. Teilgenommen haben die Künstler Hendrick „Hendoc“ Docken, Helge "Bomber" Stein-mann (Vorsitzender von Einwandfrei e.V.), Jens „Optx“ Hofmeier, Pierre „Enorm“ Exner, sowie die Grünen Manuel Stock (Stadtverordneter) und Olaf Cunitz (Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen), Wulfila Walter (Vorstandsmitglied) und Ulrich Keck (Kreisge-schäftsführer). Trotz der teilweise drastischen, in der Überschrift zitierten Kommentare einzelner Passan-ten waren die Reaktionen überwiegend positiv und haben gezeigt, dass es einen erhebli-chen Informationsbedarf zum Thema Graffiti gibt. Der Verein Einwandfrei e.V. und die Frankfurter Grünen werden sich weiter dafür enga-gieren, die fruchtlose Debatte um Strafrechtsverschärfungen und Anti-Graffiti-Programme in eine konstruktive Richtung hin zu bewegen, zu mehr legalen Sprayflächen und prämierten Projekten wie „Schnitzing – 3D Graffiti in Holz“.

Olaf Cunitz

Vorstandssprecher der Frankfurt Grünen

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Pro Graffiti und contra Vandalismus

Eine gemeinsame Aktion von Einwandfrei e.V. - Verein für Kunst im öffentlichen Raum und den Frankfurter Grünen Mittwoch, den 25. August 2004, 15 bis 17 Uhr, auf dem Römerberg Vandalismus, Sachbeschädigung und Schmiererei sind häufig die Begriffe, die Debatten um Graffiti domi-nieren. Die Reduzierung auf die Formel "Graffiti = kriminelle Handlung" blendet dabei völlig aus, dass es sich bei Graffiti auch um eine zeitgenössische Kunstform handelt, die in Museen ihre Würdigung findet, zur Gestaltung öffentlicher Räume herangezogen wird und auch im Bereich der Werbung allgemein aner-kannt ist. Der Verein für Kunst im öffentlichen Raum, Einwandfrei e.V. will am kommenden Mittwoch zusammen mit den Frankfurter Grünen unter dem Slogan "Pro Graffiti und gegen Vandalismus" auf dem Römerberg über die Graffiti-Kultur aufklären und für Graffiti als Kunstform werben. Dabei werden Graffitikünstler live Kostproben ihres Könnens geben. Teilnehmen werden u.a. Helge "Bomber" Steinmann (Graffitikünstler, Vorsitzender von Einwandfrei e.V.), Sarah Sorge (Kulturpolitische Sprecherin der Grünen im hessischen Landtag), Manuel Stock (Stadtverordneter), Olaf Cunitz (Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen). Einwandfrei e.V. und die Frankfurter Grünen werden sich außerdem dafür einsetzen, insbesondere mit den Verantwortlichen bei der Stadt Frankfurt und den Betreibern des öffentlichen Personennahverkehrs in einen Dialog zu treten, um zusammen mit Kennern der Szene die Möglichkeiten zu erörtern einen Teil der Sprayer aus der Illegalität herauszuholen und Sachbeschädigungen zu vermindern. Kopfgelder, Kampfansagen und Gesetzesverschärfungen werden das Problem illegaler Graffitis nicht lö-sen. Vielmehr zeigt das Beispiel des kürzlich von der Deutschen Stiftung für Kriminalprävention ausge-zeichneten Projektes "Schnitzing 3D Graffiti" des Künstlers Hendrick "Hendoc" Docken, welche Möglich-keiten existieren, in dieser Richtung erfolgreich tätig zu werden. So konnten in Bad Homburg, durch das Angebot legal Graffitis anzubringen, die Fälle von Vandalismus merklich gesenkt werden. Ein Modell, dass auch in Frankfurt Schule machen sollte.

Bündnis 90 / Die Grünen Kreisverband Frankfurt am Main Kasseler Straße 1a (Ökohaus) 60486 Frankfurt am Main 069 / 70 22 11 069 / 70 37 60 @ [email protected] www.gruene-frankfurt.de Frankfurt am Main, den 23. August 2004

www.einwandfrei.org

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Frankfurter Neue Presse vom 24.08.2004

Grüne werben am Römer-berg für Graffiti als Kunst-form Frankfurt. «Pro Graffiti und contra Van-dalismus» ist der Titel einer gemeinsa-men Aktion von «Einwandfrei e. V.», dem «Verein für Kunst im öffentlichen Raum» und den Frankfurter Grünen am morgigen Mittwoch von 15 bis 17 Uhr auf dem Römerberg. Ziel sei es, über die Graffiti-Kultur aufzuklären und für Graffi-ti als Kunstform zu werben, teilten die Grünen mit. In der Debatte um Graffiti dominierten Begriffe wie Vandalismus, Sachbeschädi-gung und Schmiererei, erklärten die Grünen. Dabei werde ausgeblendet, dass es sich «bei Graffiti auch um eine zeitge-nössische Kunstform handelt, die in Mu-seen ihre Würdigung findet, zur Gestal-tung öffentlicher Räume herangezogen wird und auch im Bereich der Werbung allgemein anerkannt ist». Bei der Veranstaltung am Mittwoch wer-den verschiedene Graffitikünstler Kost-

proben ihres Könnens geben. Teilneh-men werden unter anderem Helge «Bomber» Steinmann (Graffitikünstler und Vorsitzender von Einwandfrei e. V.), die Landtagsabgeordnete Sarah Sorge, der Stadtverordnete Manuel Stock und Grünen-Vorstandssprecher Olaf Cunitz. Die Grünen und der Verein Einwandfrei wollen mit den Verantwortlichen der Stadt Frankfurt und den Betreibern des öffentlichen Nahverkehrs Möglichkeiten erörtern, einen Teil der Sprayer aus der Illegalität herauszuholen und Sachbe-schädigungen zu vermindern. Durch Kopfgelder, Kampfansagen und Geset-zesverschärfungen lasse sich das Prob-lem illegaler Graffitis nicht lösen, beton-ten die Grünen. Vielmehr zeige das Bei-spiel des kürzlich von der Deutschen Stiftung für Kriminalprävention ausge-zeichneten Projektes «Schnitzing 3D Graffiti» des Künstlers Hendrick «Hen-doc» Docken, dass es Möglichkeiten ge-be, die Zahl der Sachbeschädigungen zu reduzieren. So habe in Bad Homburg das Angebot, legal Graffitis anzubringen, die Zahl der Vandalismus-Fälle merklich ge-senkt. Ein Modell, das auch Frankfurt nachahmen sollte. (jge)

Frankfurter Neue Presse vom 26.08.2004

Kann Schmiererei Kunst sein? Neue Debatte über Graffiti Frankfurt. Mit ihrer ihrer Verteidigung von Graffiti als Kunst haben die Frank-furter Grünen eine neue Diskussion um Schmierereien im öffentlichen Raum ausgelöst. Der CDU-Landtagsabgeordnete Boris Rhein be-zeichnete die für gestern geplante Wer-beaktion als überflüssig und forderte schärfere Strafen. Graffiti-Künstler soll-ten am Römerberg auf eigens aufgestell-ten Wänden Proben ihres Könnens ge-ben. Doch die Aktion fiel wegen schlech-ten Wetters aus und soll nächste Woche nachgeholt werden. Die Grünen setzen sich dafür ein, den Sprayern legale Flä-

chen zur Verfügung zu stellen um damit den Vandalismus zu begrenzen. Frankfurt setzt bisher vor allem auf eine konsequente Bekämpfung der Schmiere-reien: Graffiti werden möglichst schnell beseitigt, für Hinweise die zur Ergreifung von Tätern führen wurde eine Prämie von 500 Euro ausgesetzt. Die Erfahrun-gen sind unterschiedlich. Frank Junker, Geschäftsführer des städtischen Woh-nungsbaukonzerns ABG Holding, beo-bachtet einen Rückgang der Schäden, die sich früher auf rund 500 000 Euro im Jahr belaufen hätten. «Die konsequente Graffiti-Bekämpfung hat uns viel Geld gekostet, sie war aber auch erfolgreich.» Meist würden die Schmierereien gleich am nächsten Tag beseitigt. «Die Sprayer verlieren dann das Interesse.» Junker hat kein Verständnis dafür, Graffiti als Kunst einzustufen. «Für mich ist das Sachbeschädigung.»

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Auch das Hochbauamt der Stadt geht ri-goros vor. Rund 250 000 Euro sind im Haushalt für die Beseitigung von Schmie-rereien an städtischen Gebäuden einge-stellt. «2003 haben wird mehr ausgege-ben, dieses Jahr wird es wohl weniger sein», sagt Amtsleiter Hans-Jürgen Pritzl. Seinem Eindruck nach gingen die Schä-den zurück. Mit der Einstufung von Graf-fiti als Kunst hat auch Pritzl Probleme: «Wer soll das beurteilen?» Ausgelaufen ist das Programm, mit dem die Stadt private Hausbesitzer unter-stützte, die ihre beschmierten Fassaden neu streichen lassen wollten. Es sei nicht sehr stark in Anspruch genommen wor-den, so Pritzl. Das Hochbauamt hat eine Hotline (Tel. 212-3 32 21) eingerichtet, unter der man Tipps zum Schutz vor Graffiti erhält. Die Verkehrsgesellschaft Frankfurt (VGF) gab für die Beseitigung von Schmiererei-en an Fahrzeugen und Stationen im ver-gangenen Jahr rund 593 000 Euro aus, 2002 waren es noch 692 000 Euro. Da-bei schlug laut VGF-Sprecher Bernd Con-

rads vor allem die Reinigung der Station Römerstadt zu Buche. Gerade bei den Fahrzeugen stellte die VGF keine Besse-rung fest. Auch nach Einschätzung der Polizei ist das Problem nicht geringer geworden. In diesem Jahr wurden bisher 65 Sprayer ertappt. Bis zum Jahresende rechnet Bernd Harnischfeger von der Einsatz-gruppe Graffiti mit rund 90 Fahndungs-erfolgen, so viel wie in den vergangenen Jahren. Es werde aber immer schwieri-ger, die Täter zu erwischen. «Die Jungs haben ihre Taktik geändert.» Sie würden ihre Signaturen, die so genannten Tags, regelmäßig wechseln. 80 Prozent der Tä-ter seien zwischen 16 und 18 Jahre alt, der Schwerpunkt der Schäden liege in der Innenstadt und den angrenzenden Stadtteilen. Kann Graffiti Kunst sein? Schreiben Sie uns Ihre Meinung: Frankfurter Neue Presse, Stadtredaktion, Frankenallee 71-81, 60327 Frankfurt, Fax (069) 7501-4267, E-Mail: [email protected]. (mu)

Frankfurter Neue Presse vom 26.08.2004

Wo in Frankfurt kahle Wände ganz legal besprüht werden durften Frankfurt. Seit Ende des 20. Jahrhun-derts gibt es die moderne Form der Graf-fiti-Tradition. Früher waren die verzierten Schriftzüge geheime Nachrichten für an-dere Gangmitglieder. Heute findet man die so genannten Pieces oft auf Außen-wänden von Häusern und anderen Ge-bäuden. Um unkontrolliertes Sprayen in Frankfurt zu verringern, werden immer häufiger Jugendliche oder Firmen explizit beauftragt, Wände zu besprühen. So kam auch die Daimler-Chrysler-Niederlassung in Niederrad zu ihrem Graffiti. «Unsere schöne Hauswand sollte ursprünglich weiß bleiben. Aber da be-reits andere Wände mit unkontrollierten Graffiti besprayt wurden, wollten wir

dem vorbeugen», sagt Sprecherin Stefa-nie Müller. Und so ist ein Graffiti eines silbernen Mercedes SL mit Tacho und Skyline an der Hauswand zu sehen. Dass Graffiti auch Schulgebäude verzie-ren kann, zeigt ein Projekt der Helm-holtzschule. Die Außenwand war zu kahl und schmutzig und gefiel niemanden. Aber es war kein Geld da, um sie zu ver-schönern. Also wurde sie während einer Projektwoche vom damalige Kunst-Leistungskurs durch verschiedene Graffi-ti-Motive verschönert – und ist immer noch ein sehenswertes Kunstwerk. An der S-Bahnstation Galluswarte und in den Büroräumen der Frankfurter Galaxy wurden die Wände durch gewollte und legale Graffiti von Sprayern der Agentur Artmos4 verschönert. Die Idee des lega-len Sprayens hatten die beiden Ge-schäftsführer Marcus Dörr und Mark Hussain als sie 15 waren. Damals haben

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sie Leute angesprochen und wollten ihre Fassaden nach Wunsch verschönern, wenn diese ihnen die Spraydosen bezah-len. Mittlerweile ist daraus eine eigene

Agentur geworden. Auch in der Werbung werden Graffiti mehr und mehr einge-setzt – gerade bei Jugendlichen finden sie große Zustimmung. (fnf)

Frankfurter Neue Presse vom 26.08.2004 ANSICHTSSACHE

Zu einfach Die Idee der Grünen klingt gut: Man stel-le Sprayern legale Flächen zur Verfü-gung, die sie bemalen dürfen – und schon wird die Beschädigung von Haus-wänden und Fahrzeugen eingedämmt (siehe Seite 15). So einfach ist es leider nicht. Denn der Reiz des Verbotenen ist eine wichtige Motivation für den Vanda-lismus, unter dem in Frankfurt Hausbe-sitzer und Verkehrsbetriebe leiden. Sprayer brüsten sich damit, wo überall sie illegal ihre Spuren hinterlassen ha-ben. Mit Kunst hat das meist unbeholfe-ne Gekrakel wenig zu tun.

Das heißt nicht, dass mit der Spraydose keine guten Kunstwerke entstehen kön-nen. Doch auch Künstler müssen sich an die Spielregeln halten: Wer fremdes Ei-gentum bemalt, macht sich der Sachbe-schädigung schuldig. Da Gerichte das nicht immer so sehen, ist es höchste Zeit, dass der Bundestag die Gesetzeslü-cke schließt. Die konsequente Frankfurter Linie der Graffiti-Bekämpfung zeigt langsam, aber sicher Erfolge. Problematisch an der Ak-tion der Grünen ist, dass versucht wird, Graffiti in ein positives Licht zu rücken. Dass dabei nur die legalen Bilder ge-meint sind, nehmen die meisten nicht wahr. Und so könnte bei Jugendlichen der Eindruck hängen bleiben, dass Schmierereien doch nicht so verwerflich sind.

InfoMail 90/2004 vom 26. August 2004

Kann Graffiti Kunst sein? Liebe Freundinnen und Freunde, wegen des unsteten Wetters ist die Akti-on "Pro Graffiti und contra Vandalismus" (s. InfoMail 89) verschoben worden. Denn neuen Termin bekommt Ihr in Kür-ze mitgeteilt. Die Frankfurter Neue Presse hat heute aus Anlass unserer Aktion dem Thema Graffiti breiten Raum gegeben. Die Arti-kel findet Ihr im Anhang zu dieser Mail. Die FNP hat darüber hinaus dazu aufge-fordert Leserbriefe zu dem Thema "Kann Graffiti Kunst sein?" zu schreiben (Frank-

furter Neue Presse, Stadtredaktion, Frankenallee 71-81, 60327 Frankfurt, Fax (069) 7501-4267, E-Mail: [email protected]). Ich möchte Euch bitten, diese Gelegen-heit wahrzunehmen, und Euch an der Debatte zu beteiligen. Wenn Ihr möch-tet, schickt mir doch Eure Stellungnahme in Kopie zu ([email protected]), damit wir im nächsten BlattGrün, unserer Mitgliederzeitschrift, das Thema auch aufgreifen können. Viele Grüße, Olaf Cunitz Vorstandssprecher

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Frankfurter Neue Presse vom 30.08.2004

Eine Spraydose für 500 Euro! Frankfurt. Die Berichterstattung der FNP über die von den Grünen und dem Verein «Einwandfrei e. V.» ge-plante Aktion «Pro Graffiti und kont-ra Vandalismus» hat eine Flut von Leserbriefen ausgelöst. Nachfolgend eine erste Auswahl: Wildes Sprayen ist eine Straftat Wilde Sprayer, die nur aus Langeweile auf der Suche nach dem ultimativen Kick S-Bahnen, Häuserwände oder Schall-schutzzäune an der Autobahn besprü-hen, sind sicher keine «Künstler». In der Regel werden ja auch keine Bilder ge-sprüht sondern nur so genannte Tacks, also wilde Krakeleien. Diese Krakeleien sind einfach nur häss-lich und verursachen eine Menge Ärger und Kosten. Bei Privathäusern bleibt der Hausbesitzer meist auf den hohen Reini-gungskosten sitzen, bei öffentlichen Ge-bäuden muss die Allgemeinheit zahlen. Eine Verurteilung zu einer Bewährungs- oder Geldstrafe nutzt gar nichts. Als ein-zige abschreckende Maßnahme hat sich das eigenhändige Entfernen bewährt. Wer seine eigenen Krakelei in stunden-langer, mühsamer Kleinarbeit weg-schrubben muss, überlegt sich zwei Mal, ob er noch mal private Häuserwände verunziert. Es ist schon ärgerlich, wenn die Stadt Frankfurt behauptet, dass das Programm das geplagte Hausbesitzer bei den Reini-gungskosten unterstützen soll, nicht ge-nug in Anspruch genommen worden sei. Erst musste man einen hochkomplizieren Antrag ausfüllen. Dann hat man wochen-lang nichts von den zuständigen Behör-den gehört. Nach unzähligen Telefonaten und einem Irrweg durch diverse Ämter erfuhr der genervte Hausbesitzer end-lich, dass das Geld schon nach wenigen Monaten unter den Antragstellern verteilt war und es in naher Zukunft aus Geld-mangel keine weitere Unterstützung ge-ben würde. Na toll !!!

Gerne schaue ich mir richtige Graffiti an. In einem Königsteiner Stadtteil durften Jugendliche, mit Erlaubnis der Stadtver-waltung, nach ihren Vorstellungen eine Bushaltestelle gestalten. Das ehemals trostlose und verwahrloste Häuschen sieht jetzt richtig pfiffig aus. Aber Graffiti an fremdem Eigentum haben nichts mit Kunst zu tun. Das ist und bleibt Sachbe-schädigung. Susanne Brand 60344 Frankfurt Eigentumsrecht wird ignoriert Ob Graffiti eine Kunst ist, ist Ansichtssa-che. Schon seit Jahren wird das Eigen-tumsrecht der Besitzer von der Recht-sprechung immer weniger beachtet. Für mich ist jede Besprühung ohne Einwilli-gung des Besitzers eine Straftat. J.P. Otto 60385 Frankfurt Kunst ist nicht illegal Kunst können heute die skurrilsten Schöpfungen sein. Es gibt immer eine Lobby, die sich das erforderliche Gehör verschafft, um Erschaffenes zu Kunst-werken zu befördern. Vorreiter hier sind bekannterweise die Grünen. Es ist anzunehmen, dass weniger als ein Promille der Mitmenschen Graffiti-Erzeugnisse als Kunst bezeichnen. Ins-besondere nicht die Mitmenschen, an de-ren Eigentum die Graffiti-Sprayer ihre Werke anbringen. Gemeint sind Wandflä-chen an privaten Wänden von Häusern und Mauern. Und das ist die Crux: Kein wahrer Künst-ler – auch in der Vergangenheit nicht – wird ungefragt, im Geheimen, im Dunkel der Nacht, ein Kunstwerk ohne Erlaubnis an fremdem Eigentum anbringen. Graffiti an privatem Eigentum, ohne Erlaubnis der Eigentümer, ist – ohne Wenn und Aber – Sachbeschädigung, kriminell und strafbar. Will man Graffiti-Sprayer zu Quasi-

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Künstlern machen und das auf Kosten der Allgemeinheit, also Wandflächen die im Allgemeinbesitz sind zur Verfügung stellen, um sich zu verwirklichen, so mag das einige Zeit angehen. Doch irgend-wann sind alle zur Verfügung gestellten Wandflächen kunstgerecht besprayt. Wohin dann mit dem Kreativitätsdrang? Müssen auf Kosten der Bürger dann freie Flächen in die Landschaft gesetzt wer-den, damit diese sich austoben können? Und wie kann ein Jugendlicher, der den Drang zum Sprayer-Künstler verspürt, sich verwirklichen, wenn ihm die hierfür erforderlichen Objektflächen fehlen? Er greift zu Mitteln der Illegalität. Er wird im Dunkeln tätig und also kriminell. In diesem Zusammenhang ist es unver-ständlich, dass Lehrer im Kunstunterricht Graffitisprayen in den Bereich der Kunst ansiedeln und übend mit Schülern ab-handeln. Die Lehrer fördern dann bei ei-nigen Schülern das Bemühen Graffiti-Sprayer zu werden, also kriminell zu werden, denn kein Schüler besitzt eigene Wände, um üben zu können und kunst-fertig im Sprayen zu werden. Horst Nopens 60599 Frankfurt

Registriert die Dosen-Käufer Grundsätzlich ist es ein Können, gute Bilder zu malen oder zu sprayen. Es soll-te aber alles gewollt sein. Dali hätte be-stimmt keine Eisenbahn besprayt. Des-halb sollte Kunst auch etwas kosten. Herr Trittin wäre froh, wenn die Spray-dose 500 Euro kosten würde. Dann gäbe es weniger wilde Sprayerei, Hausbesit-zer, Bahn und Gemeinden hätten weni-ger zu reinigen. Beim Spraydosenverkauf sollte der Käufername registriert und bei Rückgabe der Pfanddose der Verwen-dungszweck angegeben werden. Spray-dosen sind doch in der Hauptsache für Autofahrer, die kleinere Lackschäden re-parieren möchten. Diese zahlen sicher lieber eine teure Spraydose als eine teu-re Fachwerkstatt. H. Leitel 61462 Königstein

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Frankfurter Neue Presse vom 30.08.2004

Die Grünen sind keine Lobby für die Graffiti-Schmierer Menschen, die denken, Graffiti sei mit repressiven Mitteln allein zu bekämpfen, werfen uns Grünen häufig vor, wir wür-den die Interessen der Mieter und der Hauseigentümer verhöhnen, indem wir Graffiti verharmlosten und damit die Verwahrlosung der Städte in Kauf näh-men. Die FNP titelte am 19. Januar 2004 zur Gründung des «Einwandfrei e.V.» mit «Graffiti-Schmierer kriegen eine Lobby». Das stimmt nicht! Bündnis 90/Die Grü-nen haben Vandalismus niemals unter-

stützt, und werden es auch in Zukunft nicht tun. Selbstverständlich erkennen Grüne und «Einwandfrei e.V.» an, dass unerlaubtes Besprühen von fremden Hauswänden – unabhängig von der künstlerischen Qua-lität – den Tatbestand der Sachbeschädi-gung erfüllt. Selbstverständlich erkennen wir das Recht jedes Hausbesitzers an, die äußere Gestaltung seines Anwesens selbst in die Hand zu nehmen und dieses täglich unbeschädigt wieder vorfinden zu können. Wir erkennen illegales Graffiti als ein Problem an, das von der Kommu-nalpolitik gelöst werden muss. Nichtsdestotrotz ist Grünen wie dem Verein «Einwandfrei e.V.» bewusst, dass

Graffiti ein wesentliches ästhetisches Merkmal der Jugendkultur der letzten 20 Jahre in Deutschland darstellt. Nach ein-gehenden Gesprächen mit diversen Graf-fiti-Künstlern und vielen Diskussionen bin ich jedes Mal zum Ergebnis gekom-men, dass sich die Künstler nicht durch strafrechtliche Verfolgung abschrecken lassen. Weiterhin möchte ich nach eingehender Beschäftigung mit diesem Thema die Frage aufwerfen, warum die Stadt Frank-furt Reinigung von Hauswänden bezahlt, andere mutwillige Sachbeschädigungen aber ausspart? Ein ideologiefreier Lö-sungsansatz sieht anders aus. Illegale Graffiti mögen keine Bagatellen sein; die Künstler sind aber auch keine Schwerverbrecher. Umso mehr lehnen Grüne und «Einwandfrei e.V.» die Hal-tung einiger Politiker ab, die Graffiti-Künstler beispielsweise mit «Hunden, die

in jede Ecke pinkeln» (aus der Informa-tionsbroschüre der Stadt Frankfurt) ver-gleichen. Die Konsequenz aus diesen Erkenntnis-sen ist die Forderung nach kommunalen und gegebenenfalls regionalen Dialogfo-ren, in denen Betroffene, Politiker, Fahn-der und Künstler ins Gespräch kommen, um verschiedene Lösungsansätze – z. B. legale Freiflächen für die Künstler vor Ort – zu diskutieren. Omid Nouripour Mitglied des Grünen-Bundesvorstands

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Frankfurter Neue Presse vom 30.08.2004

Graffiti ist Sachbeschädi-gung, aber manchmal auch Kunst Das unerlaubte Beschmieren und Ver-schandeln von Häuserwänden mit Graffiti ist zugegebenermaßen selten Kunst und meistens auch nicht schön. Die Beseiti-gung dieser Zerstörungen und die Wie-derherstellung der besprühten Fläche sind sehr häufig nicht nur ein Ärgernis, sondern für die betroffenen Eigentümer und die öffentliche Hand mit erheblichen Kosten verbunden. Niemand kann dem Eigentümer oder der öffentlichen Hand zumuten wollen, dass Geld, das man in anderen Bereichen ganz dringend benö-tigt, dafür ausgegeben wird. Die Rechtslage ist dabei eindeutig. Graf-fiti, das sich nicht mal eben mit dem Ta-schentuch wegwischen lässt, führt zu ei-ner Substanzverletzung und damit zu ei-ner Sachbeschädigung. Denn Sprühfar-ben wirken vielfach derart massiv auf den Untergrund ein, dass es besonderer Lösungsmittel bedarf, um die aufge-sprühte Farbe zu beseitigen. Der 3. Strafsenat des BGH bejaht ohne ein Wort des Zweifels bei Farbsprühaktionen eine Sachbeschädigung. Ausgenommen von einer Strafbarkeit werden lediglich völlig unerhebliche Beeinträchtigungen, deren Beseitigung üblicherweise unterbleibt oder ohne ins Gewicht fallenden Aufwand möglich wäre. Hierfür besteht zu Recht kein Strafbedürfnis. Aber das Strafrecht ist gar nicht das Wichtigste: Nachhaltig spürbarer sind die zivilrechtlichen Schadensersatzansprü-

che, die den Betroffenen drohen. Wer sich beim Sprühen erwischen lässt, für den wird's definitiv teuer, wenn er die Regressansprüche der Eigentümer be-gleichen muss. Die Behauptung, es gäbe Lücken in der Gesetzgebung, ist haltlos. Zudem ist es ein alter Irrtum, dass mehr Strafrecht und höhere Strafen die Leute automatisch von ihren Taten abhalten würden. In präventiver Hinsicht sind sol-che Maßnahmen wirkungslos. Solche Ge-setze eignen sich allenfalls dazu, den Bürgern etwas vorzugaukeln. Trotzdem sind – und davor sollte man die Augen bei allem Ärger über Vanda-lismus nicht verschließen – ein Teil der Sprayereien Kunst. Sie finden sich im öf-fentlichen Raum, in Kalendern, Museen, Galerien, in der Werbung und an vielen anderen Stellen. Deshalb sollten wir uns Gedanken darüber machen, den Gutwilli-gen unter den Sprayern Ersatzflächen zur Verfügung zu stellen, um die Kosten für die Beseitigung von Graffiti zu ver-mindern. Ein Teil der Sprayer wird davon zu überzeugen sein, nicht dort zu spray-en, wo es unmittelbar beseitigt werden muss, weil sonst der Gebrauchswert der Gegenstände wie bei U- und S-Bahnen ganz erheblich vermindert wird. Die Grünen wollen für Graffiti als Kunst-form werben und gleichzeitig schädliches Sprayen verhindern, aber nicht mit dem Hammer des Strafgesetzbuches und der Kriminalisierung. Olaf Cunitz Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen

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Frankfurter Neue Presse vom 31.08.2004 LESERBRIEFE

Bahnhöfe als Kunstschätze Zu «Kann Graffiti Kunst sein?» (FNP vom 25. 8.): Fragen Sie das doch einmal die Hunderte von Hausbesitzern in der Region, deren Gebäude jedes Jahr Opfer der «Künstler» werden. Oder die Pendler, die morgens in den Zügen des RMV keinen sauberen Sitz mehr finden und nicht mehr aus den Fenstern schauen können vor lauter «Kunst». Eines steht fest: Wenn Graffiti Kunst ist, dann sind inzwischen sämtli-che Bahnhöfe im Naherholungsgebiet Taunus wahre Schätze der Kunstge-schichte. Die wenigsten dieser Schmierereien ha-ben für mich etwas Künstlerisches. Und zu den gut gemeinten Bemühungen, den Vandalismus durch legale Möglichkeiten zum Sprühen einzudämmen: Solche Pro-gramme verkennen meiner Meinung nach, dass für die meisten Sprüher ein entscheidender Reiz gerade darin be-steht, etwas Verbotenes zu tun. Ulrike Sanz Grossón 61250 Usingen Pauschale Verurteilung Der Amtsleiter des Hochbauamts, Hans-Jürgen Pritzl, wird mit folgender Antwort

auf die Frage, ob Graffiti Kunst ist, zi-tiert: «Wer soll das beurteilen?» An-scheinend hat sich die FNP genau dazu entschlossen, da sie in unerträglicher Weise Graffiti mit «Schmierereien» gleichsetzt. Wie sonst ist es zu erklären, dass «die Verteidigung von Graffiti als Kunst» eine «Diskussion um Schmiere-reien» auslöst? Die FNP zeigt allerdings auch ein folgen-schweres Dilemma auf, wenn sie Frank Junker, Geschäftsführer der ABG Hol-ding, zitiert: «Für mich ist das Sachbe-schädigung.» Nicht Schmierereien, son-dern Graffiti ist hier gemeint! Eine ganze Szene wird kriminalisiert, nicht mehr die strafbaren Akte des Vandalismus, wie etwa schnell hingeschmierte Hakenkreu-ze, werden verurteilt, sondern jedes Bild, das mit Farbdosen hergestellt wurde. Selbst das Bild an der Daimler-Chrysler Niederlassung in Niederrad ist somit Sachbeschädigung, obwohl es eine Auf-tragsarbeit war und juristisch gesehen keine Straftat! Diese Behauptung ist also politisch wie juristisch unmöglich und empirisch nicht überprüfbar. Diese Art der Auseinandersetzung mit dem Thema Graffiti zeigt doch vor allen Dingen, dass auf breiter Front kein Inte-resse an einer freiheitlichen, weil alle Konfliktparteien berücksichtigenden Lö-sung vorhanden ist. Deshalb ist die Initi-ative der Grünen mehr als nötig und darf nicht ausfallen. Thilo Specht Frankfurt, per Emai

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Neuer Termin

Pro Graffiti und contra Vandalismus

Eine gemeinsame Aktion von Einwandfrei e.V. - Verein für Kunst im öffentlichen Raum und den Frankfurter Grünen Donnerstag, den 2. September 2004, 15 bis 17 Uhr, auf dem Rö-merberg Nachdem die Aktion in der letzten Woche aufgrund der widrigen Wetterverhältnisse abgesagt wer-den musste, unternehmen nun der Verein für Kunst im öffentlichen Raum, Einwandfrei e.V. und die Frankfurter Grünen einen erneuten Anlauf, um unter dem Slogan "Pro Graffiti und gegen Vandalis-mus" auf dem Römerberg über die Graffiti-Kultur aufzuklären und für Graffiti als Kunstform zu werben. Dabei wird auch das kürzlich von der Deutschen Stiftung für Kriminalprävention ausge-zeichneten Projekt "Schnitzing 3D Graffiti" des Künstlers Hendrick "Hendoc" Docken vorgestellt, das aufzeigt, wie Vandalismus ohne ineffektive Strafrechtsverschärfungen eingedämmt werden kann. Teilnehmen werden u.a. die Graffitikünstler Helge "Bomber" Steinmann (Vorsitzender von Einwand-frei e.V.), Jens „Optx“ Hofmeier, Pierre „Enorm“ Exner, sowie die Grünen Manuel Stock (Stadtver-ordneter) und Olaf Cunitz (Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen). Nach der über die Presse lebhaft geführten Debatte über Graffiti, laden wir alle Interessierten herz-lich ein mit uns über Graffiti zu diskutieren und sich zu informieren. Insbesondere die Vertreter der CDU sollten vielleicht die Gelegenheit nutzen ihren bedenklich eingeschränkten Kunstbegriff bei dieser Gelegenheit zu erweitern und sich mit wirksamen Möglichkeiten auseinandersetzen, Sachbe-schädigungen durch illegales Sprayen zu vermindern.

Bündnis 90 / Die Grünen Kreisverband Frankfurt am Main Kasseler Straße 1a (Ökohaus) 60486 Frankfurt am Main 069 / 70 22 11 069 / 70 37 60 @ [email protected] www.gruene-frankfurt.de Frankfurt am Main, den 1. September 2004

www.einwandfrei.org

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Seite 13 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Frankfurter Neue Presse vom 31.08.2004

CDU: Graffiti ist eine krimi-nelle Handlung

Frankfurt. Graffiti sind «kein Kavaliers-delikt, sondern eine kriminelle Hand-lung». Das hat der stellvertretende CDU-Fraktionschef und umweltpolitische Sprecher Markus Frank bekräftigt. «Graf-fiti sind die Geißel jedes Hausbesitzers und ein Ärgernis für jeden Bürger», sag-te Frank. 2002 hätten Graffiti-Sprüher im Frankfurter Stadtgebiet an 2520 Stel-len insgesamt knapp 41 000 Quadratme-ter Fläche beschmiert – von der Fassade bis zu Brückenpfeilern und Zügen. Der Gesamtschaden habe sich auf rund 900 000 Euro belaufen. Bundesweit sum-mierten sich die Schäden auf 200 Millio-nen Euro im Jahr.

Frank lobte den gemeinsamen Einsatz von Stadt, Bundesgrenzschutz, VGF, RMV, Bahn AG und Polizei, die mit kon-zertierten Aktionen gegen Vandalismus und Verschmutzung des öffentlichen Raumes vorgingen. Gleichzeitig kritisier-te er die Verharmlosung des Themas durch die Grünen. «Die Schmierereien

im öffentlichen Raum als Graffiti-Kultur oder als Kunstform darzustellen, zeigt, dass die Grünen sich mal wieder ihre ei-gene Welt bauen, diesmal wohl eher sprühen», meinte der CDU-Politiker. Da-bei falle auf, dass die Grünen wohl aus Ermangelung neuer Themen der bereits geführten Diskussion neues Leben ein-zuhauchen versuchen. Schon Ende Mai 2003 hätten die Grünen versucht, Graffiti als «zeitgenössische Kunstform» darzu-stellen.

Der CDU gehe es nicht um eine pauscha-le Diffamierung, betonte Frank, sondern darum, Auswirkungen und Konsequen-zen für die Stadt ins richtige Licht zu rü-cken. Falls ein Graffiti-Werk Kunst sei, dann müsse es «in ein Museum oder in einer Vernissage ausgestellt werden», aber nicht die Außenfassade beispiels-weise des Kaiserdoms verunstalten. Frank lobte besonders das Landespro-gramm «Wer schmiert und sprüht, der putzt und zahlt». Jugendliche Graffiti-Sprüher müssen demnach ihre Schmie-rereien selbst entfernen. Damit solle bei den Tätern das Bewusstsein für den von ihnen verursachten Schaden geschärft werden. Das sei erfolgreicher als die «Verharmlosungskampagne» der Grü-nen. (jge)

Frankfurter Neue Presse vom 01.09.2004 LESERBRIEFE

Ästhetischer Terror Zum Artikel «Kann Graffiti Kunst sein?» und der dadurch ausgelösten Diskussion (Frankfurter Neue Presse vom 25. August): Graffiti – Kunst oder nicht Kunst – ist überhaupt nicht die Frage. Sondern die richtige Frage lautet hier, wer den ästhe-tischen Terror ausübt. Den wahren gesellschaftlichen Terror ü-ben die selbstgefälligen Herrscher über Freiflächen im öffentlichen und medialen Raum aus, die Bauzäune, Bushaltestel-len, Stadionbanden oder Spielerbrüste

mit ihren krebsartig wuchernden Parolen zuhauen. Öffentliche Anschläge, die zwar Staatsoberhäupter verschonen, nicht a-ber uns, die wir von Altkommerz und E-Commerce gezwungen werden, Werbe-müll-Landschaften als Naturersatz zu goutieren. Die hieraus entstehende Frage ist: Wo fängt die Sachbeschädigung an? Und wer hat damit begonnen? Graffitikünstler, als Sachbeschädiger, folgen einer Sachbe-schädigung im architektonischen Sinne. Und: Des weiteren folgt Graffitikunst, so es denn ein design-orientiertes, ästheti-sches Verbrechen ist, nur einem design-orientierten Verbrechen ebenfalls im ar-chitektonischen Sinne. Helge «Bomber» Steinmann 63454 Hanau

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Seite 14 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Frankfurter Neue Presse vom 02.09.2004

Graffiti-Aktion der Grünen Frankfurt. Die gemeinsame Aktion «Pro Graffiti und contra Vandalismus» der Grünen und des Vereins «Einwandfrei e. V.» findet am heutigen Donnerstag von 15 bis 17 Uhr auf dem Römerberg statt. Dabei soll auch das vor kurzem von der Deutschen Stiftung für Kriminalpräventi-on ausgezeichnete Projekt «Schnitzing

3D Graffiti» des Künstlers Hendrick «Hendoc» Docken vorgestellt werden. Das Projekt zeige auf, wie Vandalismus ohne ineffektive Strafrechtsverschärfun-gen eingedämmt werden könne, erklär-ten die Veranstalter. Insbesondere die Vertreter der CDU sei-en eingeladen, die Gelegenheit zu nutzen und ihren «bedenklich eingeschränkten Kunstbegriff» zu erweitern. (jge)

Frankfurter Neue Presse vom 03.09.2004

Grüne wollen legale Graffiti in der Stadt Frankfurt. Die Stadt soll nach den Vorstel-lungen der Frankfurter Grünen Flächen in Un-

terführungen oder an Brücken für Graffiti zur Verfügung stellen. Dadurch könnten die ille-galen Schmierereien eingedämmt werden, meint Vorstandssprecher Olaf Cunitz. Die re-pressive Politik der Stadt habe sich nicht be-währt. Der Leiter der Stabsstelle «Sauberes Frankfurt» wies die Forderung zurück. Er se-he mehr Schaden als Nutzen. Lokales

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Seite 15 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Frankfurter Neue Presse vom 03.09.2004

Graffiti-Demo vorm Römer Grüne setzen sich für Spray-er ein Frankfurt. Die Frankfurter Grünen wollen Sprayern öffentliche Flächen zur Verfügung stellen und auf diese Weise illegale Schmiere-reien eindämmen. Mit einer Graffiti-Aktion auf dem Römerberg untermauerten sie ges-tern zusammen mit dem Verein «Einwand-frei» ihre Aktion. «Es gibt in Frankfurt viele Unterführungen und Brücken, die dafür ge-eignet wären», sagte Vorstandssprecher Olaf Cunitz. «Da stört es niemanden, wenn Beton mit Kunst verschönert wird.» Er kündigte ei-nen Vorstoß im Viererbündnis im Römer an. Peter Postleb, Leiter der Stabsstelle «Saube-res Frankfurt», hält von derartigen Ideen al-lerdings nichts.

Vorbild für die Grünen ist das Projekt «Schnitzing 3D Graffiti» des Bildhauers Hend-rik «Hendoc» Docken (37) in Oberursel. Er stellte dort einen Würfel mit Leinwänden auf, die besprüht werden konnten. In dem Würfel befand sich ein Baumstamm, den Docken mit Werkzeug und die Sprayer mit Farbe bearbei-teten. «Ich mache aus einem Problem einen Wettbewerb», sagte er. Durch die Verbindung von Bildhauerei und Graffiti will Docken eine «neue Art der Kunst im öffentlichen Raum schaffen». Er hofft, dass durch die neuen Möglichkeiten für Sprayer der Vandalismus und das massenhafte Hinterlassen von Signa-turen («Tags») abnimmt. «Ich bin der größte Tag-Hasser neben Petra Roth», sagte Do-cken. «Die Sprayer zerstören dadurch ihre eigene Kultur.»

30 bis 40 Sprayer hätten sich an der Aktion beteiligt, das sei etwa die Hälfte der Oberur-seler Szene. «Ich kenne die jetzt alle und ha-be ihnen klar gemacht, dass ich keine Tags mehr sehen will.» Der Erfolg gebe ihm Recht, meint der Künstler. Die Vandalismus-Schäden in Oberursel seien um 80 Prozent zurückge-gangen. Durch die auch in Frankfurt übliche repressive Politik habe dies nicht erreicht werden können. «Die Sprayer lachen doch nur, wenn wieder ein Graffiti übermalt wird.» Dann heiße es: «Prima, die Frankfurter grun-dieren sogar für uns.» Mit zehn seiner Würfel könne ein großer Teil der Frankfurter Spray-er-Szene erreicht werden, meint der Künst-ler. Am 30. September wird Docken für sein Projekt von Bundesjustizministerin Brigitte

Zypries (SPD) mit dem Förderpreis der Stif-tung Kriminalprävention ausgezeichnet.

Vorsitzender des Vereins «Einwandfrei» ist der Graffiti-Künstler Helge «Bomber» Stein-mann (36), der seit 16 Jahren mit der Spray-dose arbeitet. Derzeit ist in Frankfurt von ihm auf einem Bauzaun in der Klappergasse in Sachsenhausen ein Graffiti mit Ebbelwei-Motiven zu sehen. «Wir wollen verhindern, dass aus einem Vergehen ein Verbrechen wird», sagte er zu den aktuellen Diskussion über schärfere Gesetze. «Wir müssen Frei-räume schaffen.» Graffiti könne nicht verhin-dert werden. «Aber wir können die Qualität verbessern.»

Frankfurts oberster Saubermann Peter Postleb hält nichts davon, Sprayern öffentli-che Flächen zur Verfügung zu stellen. «Es ist eine Illusion zu glauben, dass man die Leute aus der Illegalität bekommt», sagte er der FNP. «Den meisten geht es doch um den Kick, etwas Verbotenes zu tun.» Er habe die Befürchtung, dass durch Kunst-Aktionen Sprayen pauschal hoffähig gemacht wird, manche Jugendlichen würden dabei «Blut le-cken» und nicht zwischen legalen und illega-len Graffiti unterscheiden. Außerdem bestehe eine starke Verbindung zu anderen Formen des Vandalismus wie dem Zerkratzen von Scheiben in Zügen. «Ich sehr mehr Gefahren als Nutzen.» Es sei bisher nicht nachgewiesen worden, dass durch legale Graffiti-Flächen die Schmierereien abgenommen hätten. Die Stadt habe sich deshalb schon vor längerer Zeit entschieden, keine Wände mehr legal besprühen zu lassen. Den Preis für das Ober-urseler «Schnitzing»-Projekt steht Postleb eher skeptisch gegenüber.

Frankfurt werde weiter auf Abschreckung und Prävention an den Schulen setzen. Den Ju-gendlichen müssen klar gemacht werden, dass es sich beim illegalen Sprayen um «pu-bertäres Markierungsgehabe» handle. Postleb räumte ein, dass die im vergangenen Jahr eingeführte Prämie von 500 Euro für Hinwei-se auf Schmierereien bisher nicht sehr erfolg-reich gewesen sei. «Wir haben keinen Anstieg der gemeldeten Fälle verzeichnet.» Leider werde bei Vandalismus häufig immer noch einfach weggeschaut.

Auch die CDU-Fraktion im Römer sprach sich bereits gegen den Vorstoß der Grünen aus. (mu)

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Frankfurter Rundschau vom 03.09.2004 Graffiti als Kunst im öffentli-chen Raum Grüne und Verein "Einwandfrei" zei-gen auf dem Römerberg Sprüher in Aktion / CDU sieht "kriminelle Hand-lung" Dass Graffiti nicht gleichbedeutend mit Sachbeschädigung sein muss, wollten die Grünen im Römer und der Verein "Einwandfrei" mit be-sprühten Leinwänden auf dem Rö-merberg zeigen. Von der CDU-Fraktion im Römer kam heftige Kri-tik. VON TONIO POSTEL Frankfurt · 2. September · "Jedes Graffi-to, das legal gesprüht wird, spart dem Steuerzahler Geld", sagt Olaf Cunitz, Vorstandssprecher der Frankfurter Grü-nen. Hinter ihm verwandeln zwei Sprüher weiße Leinwände in begehrte Kunstob-jekte. "Kann man die irgendwann erstei-gern?", will ein Passant wissen. Weil le-gale Flächen in Frankfurt tabu sind, müs-se man dafür kämpfen, sagt Cunitz. "So kann man die Qualität der gesprühten Bilder verbessern und die Kritiker davon überzeugen", fügt der bekannte Sprayer Helge Steinmann vom Verein "Einwand-frei" hinzu. Zwar ist noch nichts erreicht, aber Cunitz und seine Mitstreiter schau-en zufrieden drein. Ihre Rechnung scheint aufzugehen: Auf Frankfurts meist frequentiertem Platz kann sich jeder davon überzeugen, dass Sprayer keine Taugenichtse sind. Das sieht die CDU im Römer ganz anders. Graffiti seien "eine kriminelle Handlung", sagt der umweltpolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Römer, Markus Frank.

Im Jahr 2002 hätten Sprüher im Frank-furter Stadtgebiet rund 41 000 Quad-ratmeter "beschmiert" und damit einen Gesamtschaden von 900 000 Euro verur-sacht. Die Grünen würden die "Schmie-rereien im öffentlichen Raum" verharm-losen, sagt Frank. "Wir wollen die Sach-beschädigungen nicht verharmlosen", sagt Cunitz dazu. Am liebsten wolle man sie verhindern. Wie Hendrik Docken von Einwandfrei, der mit seiner Methode des "Schnitzings", bei der die Schriftzüge von Sprayern in Holzstämme geritzt und ge-bohrt werden, nach eigenen Angaben "80 Prozent der illegalen Graffitis in O-berursel" eingedämmt hat. Legales Sprühen in Unterführung Er kenne rund 1500 Sprüher, sagt Do-cken, dessen Methode aus seiner Dip-lom-Arbeit an der Hochschule für Gestal-tung (HFG) in Offenbach hervorging. "Ich sage denen, wenn ihr nochmal illegal sprüht, dürft ihr bei mir nicht mehr schnitzen, und ich kenne deren Zeichen." Diese Zeichen der Sprüher nennt man "Tags". Lange Zeit war die Unterführung der U-Bahn Station Hügelstraße ein Ort zum "legal" sprühen, doch dort war nur eine Wand freigegeben. Bald sprühten die Leute auch andere Wände voll und dann, so heißt es, installierte die Polizei dort Kameras um die "illegalen" Sprüher dingfest zu machen. Insgesamt jedoch nehmen die "Tags" im Stadtbild ab. Viele Ladenbesitzer lassen ihre Fassaden mit aufwändigen Werken bemalen, die ihnen sowohl einen einzigartigen Auftritt si-chern als auch illegale "Tags" verhin-dern. Am Römerberg finden die Passanten Ge-fallen an der Aktion, bleiben stehen, be-wundern die Technik, mit der die jungen Männer die Farbe aufsprühen. Auf einem Bild ist ein grünes Gesicht entstanden, das mit wachem Blick in die Menge schaut.

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Seite 17 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Frankfurter Rundschau vom 03.09.2004 KOMMENTAR

Kunstform

VON TONIO POSTEL

Graffiti-Sprühen sei eine kriminelle Handlung, sagt die CDU. Kunst gebe es nur im Museum. Graffiti-Sprüher sollen in Frankfurt deshalb weiterhin juristisch verfolgt und für ihre Taten bestraft wer-den, fordert die Partei. Schließlich hätten Sprayer seit Jahren zahlreiche Gebäude im Stadtgebiet beschmiert und immense Schäden verursacht.

Doch die Graffiti-Gegner machen es sich zu einfach. Sie unterscheiden nicht zwi-

schen einfacher Schmiererei und kunst-voll gesprühtem Bild. Sie haben sich nicht damit auseinander gesetzt, dass ein großer Unterschied zwischen einem Zeichen (dem "Tag") und einem großflä-chigen, aufwändigen Bild (dem "Piece") besteht.

Dass es im ganzen Frankfurter Raum keine ausgewiesenen legalen Stellen für Graffiti-Sprüher gibt, passt da ins Bild. Es ist kein Wunder, dass überall ge-schmiert wird, wenn man einer Kunst-form pauschal die Daseinsberechtigung abspricht.

Anstatt die Graffiti-Sprüher immer stär-ker zu kriminalisieren, sollte man besser deren Kreativität fördern und ihnen den nötigen Platz bereit stellen

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Seite 18 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 03.09.2004

Grüne fordern Flächen für Graffiti-Sprayer

Der Kreisverband der Grünen hat bei ei-ner Informationsveranstaltung auf dem Römerberg mehr Flächen für legale Graf-fiti gefordert. Nach Ansicht von Olaf Cu-nitz, Vorstandssprecher der Frankfurter Grünen, läßt sich zwar auf diese Weise verbotenes Sprühen nicht völlig unter-binden. „Aber wir erreichen solche Leute,

die eigentlich keine Lust haben, nachts über einen Zaun zu steigen." Die Kosten für diese Art der Vorbeugung seien bei weitem geringer als die Schäden, die je des Jahr entstünden, so Cunitz. Ein zwei-tes Anliegen der Grünen sei es, die Ver-schärfung der Gesetze zu verhindern, er-klärte Kreisgeschäftsführer Ulrich Keck. Bei der Veranstaltung vertreten war auch der Verein „Einwandfrei". Mitbegründer Helge Steinmann sagte, man wolle mit konkreten Aktionen die öffentliche De-batte anstoßen. „Man muß differenzie-ren. Wenn alte Gebäude besprüht wer-den, finde ich das nicht in Ordnung, aber bei extrem häßlichen Betonbrücken sollte man toleranter sein." jusb.

Offenbach-Post vom 03.09.2004

Wahlkampf mit provokantem Thema Frankfurter Grüne fordern legale Spray-Flächen für Graffiti

Von Marina Rieder Frankfurt Kunst oder Vandalismus? Teure Schmiererei oder Kultur? Graffiti entzweien die Gemüter. Die einen ärgern sich über bekritzelte Häuserwände, die für teures Geld gesäu-bert werden müssen; andere finden die gesprühten Gebilde unter Umständen sogar ästhetisch und künstlerisch wert-voll. Unbestritten ist: Das Thema Graffiti ist ein „heißes Eisen" in der Kommunal-politik - und für die Grünen offenbar ein willkommenes Profilierungsfeld. Die Par-tei setzt sich dafür ein, dass Sprayer in Frankfurt legale Flächen für Graffiti er-halten.

Mit einer Werbeaktion für Graffiti als Kunst fiel gestern der Startschuss für ei-ne Diskussion, mit der die Grünen nach eigenen Angaben auch in den Kommu-nalwahlkampf 2006 ziehen wollen. Und das mit zum Teil recht provozierenden Aussagen: „Jedes legale Graffiti spart dem Steuerzahler Geld, weil es die Ju-gendlichen davon abhält, andere Gebäu-de zu beschmieren", meinte Olaf Cunitz,

Sprecher der Frankfurter Grünen. „Das sollte doch auch konservativen Kreisen einleuchten." Man dürfe echtes Graffiti und Vandalismus nicht einfach über ei-nen Kamm scheren. Das Römerpublikum sollte gestern selbst schauen, wie schön oder unschön Graffiti sein kann: Bei der Werbeaktion griffen einige Sprayer des Frankfurter Vereins „Einwandfrei" zur Farbdose und besprühten Leinwände mit bunten Buchstaben und Figuren. Man-cher Passant schaute dabei eher skep-tisch zu; andere Besucher nickten aner-kennend.

Zur zweiten Gruppe gehörten beispiels-weise die beiden Sprayer „Drew" und „32". Sie stimmen der Idee der Grünen, Flächen zum erlaubten Sprühen einzu-richten, zu: „Natürlich würde ich diese Flächen zum Sprayen nutzen", meinte der 19-jährige „32". „Ich schlag' mir doch nicht die Nacht um die Ohren, wenn ich mich auch tagsüber hinstellen kann." Und auch „Drew", ebenfalls 19 Jahre alt, würde nach eigenen Angaben mit dem verbotenen Gesprühe auf Brü-cken, Wänden und Häusern aufhören, wenn er die Möglichkeit hätte, erlaubt zu sprayen.

Auch Hendrik Docken ist der Meinung, dass illegales Geschmiere zurückgeht, wenn man den Jugendlichen Flächen für Graffiti zur Verfügung stellt. Der Oberur-seler Künstler lässt Sprayer an seinem

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Seite 19 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Atelier auf dem Feldberg Leinwände be-sprühen, die an einem meterhohen Holzwürfel angebracht sind. Solche Wür-fel könnten, meint Docken, auch in Städ-ten stehen - als legale Sprayflächen.

„Ich werde demnächst einen Brief an alle deutschen Bürgermeister schreiben und ihnen vorschlagen, einen Würfel in ihrer Stadt aufzustellen", kündigt Docken an. Auch Frankfurts Oberbürgermeisterin Petra Roth werde ein solches Schreiben ins Haus flattern.

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Die auf dem Römerberg ent-standen Kunstwerke

können zu Gunsten des Vereins Einwandfrei e.V. ersteigert werden. Gebote können bis zum 20. September 2004, unter Angabe gewünschten Bildes, des Namens, der Adresse und Telefonnummer an die E-Mail [email protected] ge-schickt werden. Das Mindestgebot beträgt 150 Euro pro Bild. Die aktuellen Gebote können unter www.gruene-frankfurt.de eingesehen werden.

Die Bilder haben eine Größe von ca. 100 bis 120 x 150 cm.

von Pierre „Enorm“ Exner

von Jens „Optx“ Hofmeier von Helge "Bomber" Steinmann

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www.einwandfrei.org

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Das prämierte Projekt „Schnitzing – 3D Graffiti in Holz“

Der neue Ansatz zur Problemlösung ist, dass Konflikte nicht gelöst werden, indem man etwas dagegen tut (Verbote, Gesetze und straf-rechtliche Verfolgung), sondern indem man etwas dafür tut. Hendrik Docken ist dabei davon überzeugt, dass gesellschaftliche Problematiken mit kreativen Wurzeln besser und effektiver mit gestalterischen Methoden zu lösen sind.

Der Würfel ist die transformative Plattform für legales Graffiti und Holzbildhauerei, Verbesserung der gesellschaftlichen Graffiti-Problematik und die qualitative Innovation inner-halb der Graffiti-Szene. Er dient als Medium für Graffiti-Sprayer, die ihre Kunst im legalen Umfeld erst 2-dimens ional auf den Leinwänden und später 3-dimensional in der Holzskulptur zeigen. Das Projekt wurde in Oberursel erprobt und erhielt den Preis der Deutschen Stiftung für Kri-minalprävention. Kontakt: Hendrik Docken, Zur Heidetränke, 61440 Oberursel, Fon 06171/703313

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Seite 23 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Graffiti in anderen Städten

Wiesbadener Kurier vom 26. Juli 2004

Graffiti-Kunst statt wilder Schmierereien Schiersteiner Ortsbeirat unterstützt lega-le Sprayaktion der "Aktion Farbenfroh" in der Bahnunterführung

"Was macht der Mann da?", mag das kleine Mädchen denken und beobachtet interessiert den "bestellten" Sprayer, der gemeinsam mit anderen die Unterfüh-rung in Schierstein auf Anregung des Ortsbeirates mit Graffiti besprüht. RMB/Windolf

Während Teile der Wiesbadener CDU legale Graffiti-Aktionen verbieten möchten, halten einige Ortsbeiräte an diesen Projekten fest. Am Wo-chenende startete die "Aktion Far-benfroh" in Schierstein mit der Be-malung der Bahnunterführung.

Von Kurier-Mitarbeiter Sven Rindfleisch

"Aus Schmiererei wird Kunst" fasst der stadtbekannte Graffiti-Künstler Yorkar das Projekt "Bemalung der Bahnunter-führung zwischen Schönaustraße und Alfred-Schumann-Straße" zusammen. Und wirklich: Zunächst einmal widmen sich die etwa 20 Graffiti-Künstler der "Aktion Farbenfroh", die im Auftrag des Schiersteiner Ortsbeirates die Fußgän-gerunterführung verschönern, dem Ü-berstreichen

Schierstein der über und über mit Schmierereien verunstalteten Wände. Anschließend beginnen die Sprayer mit

der eigentlichen Arbeit und verzieren die Wände mit kunstvollen Schriftzügen und kleinen bildlichen Darstellungen, so ge-nannten "Characters".

Zur Gruppe um Yorkar gehört auch It-chie, der seit sechseinhalb Jahren als Sprayer aktiv ist. Spontaneität steht für ihn beim Sprayen an erster Stelle und so beginnt er sein Werk, ohne groß über das Ziel nachzudenken: "Die besten Konzepte entstehen sehr spontan". Für ein Bild der Größenordnung vier mal zwei Meter brauche man ungefähr zwei Stun-den, erklärt Itchie. Das Projekt in Schier-stein macht den Malern - so nennen sich die Sprayer selbst - ganz besonders Spaß, da es von Seiten des Ortsbeirates nur die vage Vorgabe gibt, dass die Kunstwerke im weitesten Sinne etwas mit dem Rhein und Wasser zu tun haben sollen.

Die "Aktion Farbenfroh", ein loser Zu-sammenschluss von Graffiti-Künstlern, verschönert seit 1999 im Auftrag städti-scher Stellen öffentliche Flächen mit bunten Graffitis. Die zur Verfügung ge-stellten Flächen, erklärt Manuel Gerullis von der "Aktion Farbenfroh", seien zu-meist mit amateurhaften und schreckli-chen Graffitis beschmiert. Die "Aktion Farbenfroh" hat dann die Aufgabe, diese "zugehuddelten Flächen" mit anspruchs-voller Graffiti-Kunst zu veredeln, so ge-schehen auch in der Unterführung am Kasteler Brückenkopf.

Mit der Gestaltung der Bahnunterführung durch eine legale Graffiti-Aktion hofft der Schiersteiner Ortsbeirat, dass zukünftig die hässlichen Schmierereien an den Wänden der Vergangenheit angehören, widerspricht es doch dem Ehrenkodex der Sprayerszene, hochwertige Kunst-werke zu übersprühen. Finanziert wird die Aktion je zur Hälfte aus Mitteln des Ortsbeirates und des Sozial-Dezernates von Wolfgang Hessenauer.

Ginge es nach dem Willen von Teilen der Wiesbadener CDU, sollten solche Graffiti-Aktionen bald passé sein, will man doch das Bereitstellen legaler Sprayflächen

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künftig unterlassen. Darauf angespro-chen, beziehen die Graffiti-Künstler klar Stellung. "Wenn man legales Sprayen verbietet, wird das illegale zweifelsfrei zunehmen", meint etwa Itchie. Manuel Gerullis unterstreicht diese These mit Zahlen: So könne man in polizeilichen Statistiken ablesen, dass mit dem Beginn der Abrissarbeiten am Schlachthof und dem damit verbundenen Wegfall legaler Flächen die Zahl der Graffiti-Delikte an-gestiegen sei.

Das mutwillige Beschmieren von Privat-eigentum geht allerdings auch für Manu-el Gerullis nicht in Ordnung. Die von Tei-

len der Wiesbadener CDU geforderte "absolute Kriminalisierung des Sprayens" sei aber nicht weniger kontraproduktiv. Vielmehr müsse man Freiräume schaf-fen, damit die Künstler nicht gezwungen seien, ihrer Passion illegal nachzukom-men. Gerullis regt so genannte "Wer-will-der-darf-Flächen" an, an denen sich Nachwuchskünstler ungestraft austoben dürfen. In Schierstein, erzählt Thomas Mahler (FDP) stellvertretend für den Ortsbeirat, ist man sich über alle Partei-grenzen hinweg einig, dass "Graffiti nicht nur Schmiererei, sondern auch und vor allem fördernswerte Kunst sein kann".

Berliner Morgenpost, vom: 22.04.2004

Mitte: Am Alex können Graf-fiti-Sprayer ihr Können zei-gen

Thomas vom Jugendklub Akut gehört zu den ersten 25 jugendlichen Graffiti-Künstlern, die ihre Werke am Alexander-platz herstellen und zeigen Foto: Elsässer Seit gestern ist die Karl-Liebknecht-Straße bevorzugtes Ziel jugendlicher Sprayer. Ganz öffentlich, weil legal, be-

sprühen sie unter der Bahntrasse aufge-stellte Bauzäune - Elemente einer "Hall of Fame", einer Art Ruhmeshalle für Graffiti-Kunst. Mit ihrer Aktion wollen das Platzmanagement Alexanderplatz, die Drehscheibe Kinder- und Jugendpolitik und das Kinder- und Jugendbüro Mitte zeigen, dass Graffiti Kunst und keine Schmiererei ist. Zugleich soll ein wenig ansehnlicher Ort belebt werden. "Wir möchten Sprühern legale Alternativen aufzeigen", so Projektkoordinator Heiko Wichert. Es sei ein Vorurteil, dass Spray-er ihren "Kick" nur bei Aktionen im Ver-borgenen bekommen. Dafür spreche, dass sich 2003 mehr als 200 an der Ver-zierung der Bauzäune rund um das Bero-linahaus beteiligt hätten. Bei der gestrigen Aktion waren Jugendli-che von sechs Klubs aus ganz Berlin da-bei. Vom 2. Mai an können deren Werke von jenen übersprüht werden, die glau-ben, es besser zu können. "Der Ehrgeiz jedes Sprayers besteht darin, sein Bild möglichst lange unversehrt zu sehen", so Wichert. fü

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Leipziger Volkszeitung vom 23. August 2004

Graffiti bringen Farbe in den Osten

Frische Farben am Straßenrand: 13 jun-ge Leute besprühten am Wochenende Rückhaltewände an der Theodor-Heuss-Straße mit sportlichen und anderen Mo-tiven - eine legale Graffiti-Aktion im Auf-trag der Stadt und unter den Augen der Polizei.

In aller Seelenruhe fährt Felix mit seiner Sprühflasche an der Wand entlang und verpasst der beigefarbenen Fläche einen langen grünen Schweif. Nebenan sprüht sein Kumpel Jan mit Orange. Mancher Autofahrer schaut erstaunt, mancher scheint entrüstet, einer ruft: "Euch müsste man die Hände abhacken." Ge-mach, die Polizei ist schon da - schaut aber wohlwollend zu. Im grün-weißen Transporter befinden sich sogar dutzen-de Kartons mit insgesamt rund 1000 Spraydosen. Aber die sind nicht be-schlagnahmt, sondern werden zur Verfü-gung gestellt.

"Hier wird legal gesprüht", sagt Polizei-hauptmeister Andreas Lange, der zu-sammen mit seinem Kollegen Jürgen Kratzmann vor Ort ist. Seit Ende 1999 kümmern sie sich um das Präventions-projekt "Graffiti-Zentrum Leipzig", zu der die Graffiti-Galerie in der Jahnallee 5 zählt. "Man kann nicht immer nur mit Repressionen drohen, man muss auch präventiv arbeiten", führt Lange aus. Ju-gendliche, die legal sprühen möchten,

sollten dazu Gelegenheit bekommen. Daher sei es kontraproduktiv gewesen, die "Wall of Fame" abzuschaffen. Umso mehr freuen sich die Beamten, Einzelak-tionen wie die in der Theodor-Heuss-Straße anbieten zu können. Die Wände zwischen Riesaer Straße und S-Bahnhof Paunsdorf, die dort Erdreich zurückhal-ten, waren gleich nach ihrer Fertigstel-lung illegal bemalt worden. Am Donners-tag wurden sie gereinigt, ab Freitag machten sich zehn Leipziger und drei Berliner im Alter von 13 bis 25 Jahren ans legale Bemalen. "So große Flächen nur für uns, und das Material wird ge-stellt - da dürften einige Kumpel neidisch sein", meint der 17-jährige Jan. "Man kann sich Zeit nehmen, muss keine Angst haben", ergänzt der ein Jahr jün-gere Cornelius.

Olympische Motive sollten es zunächst werden, "Sportstadt Leipzig" lautete schließlich nach dem Olympia-Aus das Konzept - ein entsprechender Schriftzug schmückt auch eine der Wände. Auftrag und Geld kamen vom Tiefbauamt. Rund 5000 Euro waren nötig. "Aber dafür gibt's schöne Wände, die entsprechend dem Ehrenkodex unter Sprayern nicht mehr illegal übersprüht werden", so And-reas Lange. Sportmotive wie Basketball- und Baseballspieler, Fußballer und Schwimmer finden sich nun an den Wän-den, aber auch allgemeine städtische Ansichten wie eine Skyline oder Stra-ßenbahnen. Hinzu kommen die "Signs" der Sprayer, verwinkelte, kaum zu ent-ziffernde Schriftzüge. Das alles kunter-bunt und ineinander übergehend. Rest-arbeiten stehen in dieser Woche noch an.

Carsten Heckmann

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Seite 26 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 30.08.2004

Graffito wirbt für Keltenweg Kunstwerk am Heidetränk-Oppidum soll Sprayer fernhalten 29. August 2004 Eine Gruppe von Graffi-ti-Künstlern um den Sprayer mit dem Künstlernamen "Hendoc" hat ein Kunst-werk an die Stadt Oberursel übergeben. Das Gemälde verschönert die Pfeiler der Fußgängerbrücke über den Kanonenweg und soll für den Kelten-Rundwanderweg "Heidetränk-Oppidum" werben, der an der Brücke beginnt. Es stellt Kelten vor einer spätkeltischen Wallbefestigung dar, über denen ein gelber Schriftzug für den Rundwanderweg wirbt. "Wir haben ver-sucht, den Künstlern soviel Freiheit wie möglich zu lassen", sagt Harro Junk vom Arbeitskreis Vor- und Frühgeschichte des Vereins für Geschichte und Heimatkunde aus Oberursel. Man habe nur auf Details geachtet, die für die sachliche Richtigkeit nötig seien.

"Das Kunstwerk ist sowohl von der Stra-ße als auch vom Parkplatz aus gut zu sehen und soll Vorbeifahrende auf den Wanderweg locken", sagte Nina Kuhn, Pressesprecherin des Magistrats von O-berursel. Die Verzierungen mit Blattgold dort, wo sich im Bild etwas Goldenes be-findet, fallen besonders ins Auge. Sie sind noch nicht alle angebracht; dem-nächst soll auch der Spiegel, in dem sich eine braunhaarige Keltin kritisch be-trachtet, golden leuchten. Gleichzeitig solle das Graffito verhindern, daß die Brückenpfeiler wieder illegal besprüht würden.

Zwar sei es möglich, über die Farbe zu sprühen. Da aber in der Szene bekannte Sprayer in das Projekt einbezogen wor-den seien, hätten die anderen Künstler Respekt davor - eine ähnliche Aktion am Oberurseler Bahnhof habe gezeigt, daß dieses Konzept aufgehe. Dort ist laut Kuhn seit Monaten nichts über ein legal angefertigtes Bild gesprüht worden. Klaus Rittershofer vom Arbeitskreis Vor- und Frühgeschichte, der zur Zeit die Ausgrabungen an einer Stätte mit kelti-schen Funden auf dem Duisberg leitet, erklärt den Namen des Weges als Kunst-namen, zusammengesetzt aus dem la-teinischen Wort "oppidum" für "Stadt" und dem Namen des Heidetränk-Bachs, der hier fließt und weiter unten Ursel-bach heißt. Caesar habe die Städte in Gallien, dem französischen Teil der kelti-schen Welt, "oppidum" genannt. Das Heidetränk-Oppidum sei eine spätkelti-sche Großstadt gewesen, die älteste, die man in dieser Gegend gefunden habe. Hier habe sich die Hauptstadt eines über weite Teile Hessens verbreiteten Stam-mes befunden. Der Rundweg um das Heidetränk-Oppidum solle Laien die keltischen Aus-grabungen näherbringen, so Rittersho-fer. Es sei Teil der im August 2002 von der früheren hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst, Ruth Wagner (FDP), eingeweihten Keltenstraße. Unter diesem Namen habe man die wichtigsten hessischen Keltenstandorte zusammen-gefaßt und ihnen ein gemeinsames Logo gegeben. Zur Keltenstraße gehörten un-ter anderem der Bleibeskopf oberhalb Bad Homburgs und der Altkönig, eine keltische Befestigungsanlage. Weitere Informationen zum Heidetränk-Oppidum und Termine für Führungen gibt es im Internet unter www.ursella.de. dorg.

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Seite 27 Aktion „Pro Graffiti“ – Pressespiegel

ddp vom 5. Juli 2004

Vereint gegen Sprayer - Ver-kehrsverbund Rhein-Ruhr setzt auf Vorbeugung im Kampf gegen Vandalismus

Gelsenkirchen (ddp-nrw). Im Kampf ge-gen Schmierereien und Zerstörungswut will der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) künftig stärker an Verstand und Verantwortungsgefühl von Jugendlichen appellieren. Mit einem künstlerischen Projekt unter dem Titel «Jugend und Graffiti» sollen junge Nutzer von Bussen und Bahnen davon abgehalten werden, etwa Wartehäuschen und Züge zu be-schmieren oder zu beschädigen, wie der VRR am Montag in Gelsenkirchen bei der Vorstellung eines Zwischenberichtes des seit 2003 laufenden Projektes mitteilte.

Allein durch Graffiti und Vandalismus entstanden den Angaben zufolge 2003 im VRR-Gebiet Schäden und Kosten in Höhe von etwa 30 Millionen Euro. Die Dunkelziffer wird allerdings noch höher geschätzt. Teilnehmer an «Jugend und Graffiti» sind unter anderem die Rhein-bahn und die Dortmunder Stadtwerke.

Das Vorhaben richtet sich laut VRR vor allem an Jungen und Mädchen der sechs-

ten und siebten Klassen. Sie sollen mit Hilfe des Projektes gar nicht erst zu Sprayer oder Vandalen werden. Darum haben die Teilnehmer an der Aktion un-ter Anleitung von Lehrern ausgewählte Wartehallen oder U-Bahn-Stationen be-malt und dabei unterschiedliche Gestal-tungstechniken erlernt. Bisher haben rund 70 Schüler am Kunstprojekt teilge-nommen.

Ziel der Aktion ist laut VRR, jugendlichen Bahnfahrer ein Gefühl der Identifikation unter anderem mit öffentlichen Ver-kehrsmitteln zu vermitteln. Die unter-schiedlichen Kunstprojekte waren bisher in Hilden, Dortmund und Bochum gestar-tet worden. In der Ruhrmetropole Bo-chum etwa haben Schüler der sechsten Klassen der Erich-Kästner-Gesamtschule ein großes Wandbild an der Haltestelle der U-Bahn 35 im Hauptbahnhof gestal-tet. Zu sehen sind typische Bochumer Motive wie Bergbaumuseum und Ruhr-stadion.

Das Projekt «Jugend und Graffiti» läuft noch bis Sommer 2005. Anschließend soll nach dem Willen der VRR-Verantwortlichen das Prinzip Schadens-vermeidung durch Prävention verstärkt auch Bestandteil des Schulunterrichtes werden. (Quelle: VRR auf Anfrage und in Mitteilungen)

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