Produktion

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Die Produktion So zart und doch so robust: Das Geheimnis um die Herstellung des Porzellans beschäftigte die westliche Welt seit Marco Polo vor über 600 Jahren Porzellan aus Asien nach Europa brach- te. Dabei sind nur vier Zutaten nötig, um feins- tes Porzellan herzustellen: Feldspat, Quarz, Ka- olin und Wasser. Das genaue Mischverhältnis ist dabei ein gut gehütetes Geheimnis jeder Manufaktur. Ist die Masse angesetzt, kann sie sofort zu edelsten Formen gegossen werden. Will man die Masse am Drehteller zur Perfektion bringen, muss sie erst durch Reifen die ideale Konsis- tenz erreichen. Runde und offene Formen wie Becher oder Teller werden gedreht, getrock- net und nachbearbeitet. Eckige, ovale Formen, Henkel und Figurenteile werden gegossen. Ein- zelteile von Figuren oder Tassen müssen noch im feuchten Zustand zusammengesetzt, gar- niert werden. Nun beginnt der diffizile Brenn- prozess: Der erste Brand, der Glühbrand, er- folgt bei 930 °C. Er verleiht dem Material eine gewisse Härte, belässt aber die Oberfläche po- rös. Jetzt ist es an der Zeit, dem Rohporzellan seine „Identität“ zu verleihen: Nach der Über- prüfung und Reinigung wird mit einem Stem- VON DER ROHMASSE ZUM UNIKAT pel der „Bindenschild“ in Kobaltblau unter der Glasur aufgebracht. Es handelt sich dabei um jenes Hauswappen der Babenberger, das seit 1744 als Markenzeichen der Wiener Porzellan- manufaktur eingesetzt wird. Auf die händische Glasur folgt anschließend der zweite Brand, der Haupt- und Glattbrand, der bei 1380 °C dem Porzellan fast die gleiche Druckfestigkeit wie Stahl verleiht. Die jetzt glasige, glatte Oberflä- che ist wie geschaffen für eine nuancenreiche Bemalung mit Feder und Pinsel. Je nach Dekor sind nun bis zu sechs Zwischenbrände erfor- derlich, sogenannte „Muffelbrände“, damit die Farben einerseits mit der Glasur verschmelzen und andererseits das künstlerische Gesamtbild erhalten bleibt. Das so genannte 24-karätige „Poliergold“ – bei vielen Augarten-Unikaten das Tüpfelchen auf dem i – erhält erst durch die anschließende Politur mit Meeres- oder Achatsand seinen unverwechselbaren Glanz. So steckt in jedem Stück „Augarten“ viel Geduld und Herzblut von Menschen, die ihr künstleri- sches Handwerk verstehen.

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Die ProduktionSo zart und doch so robust: Das Geheimnis um die Herstellung des Porzellans beschäftigte die westliche Welt seit Marco Polo vor über 600 Jahren Porzellan aus Asien nach Europa brach-te. Dabei sind nur vier Zutaten nötig, um feins-tes Porzellan herzustellen: Feldspat, Quarz, Ka-olin und Wasser. Das genaue Mischverhältnis ist dabei ein gut gehütetes Geheimnis jeder Manufaktur.Ist die Masse angesetzt, kann sie sofort zu edelsten Formen gegossen werden. Will man die Masse am Drehteller zur Perfektion bringen, muss sie erst durch Reifen die ideale Konsis-tenz erreichen. Runde und offene Formen wie Becher oder Teller werden gedreht, getrock-net und nachbearbeitet. Eckige, ovale Formen, Henkel und Figurenteile werden gegossen. Ein-zelteile von Figuren oder Tassen müssen noch im feuchten Zustand zusammengesetzt, gar-niert werden. Nun beginnt der diffizile Brenn-prozess: Der erste Brand, der Glühbrand, er-folgt bei 930 °C. Er verleiht dem Material eine gewisse Härte, belässt aber die Oberfläche po-rös. Jetzt ist es an der Zeit, dem Rohporzellan seine „Identität“ zu verleihen: Nach der Über-prüfung und Reinigung wird mit einem Stem-

Von der roHMasse zuM unikat

pel der „Bindenschild“ in Kobaltblau unter der Glasur aufgebracht. Es handelt sich dabei um jenes Hauswappen der Babenberger, das seit 1744 als Markenzeichen der Wiener Porzellan-manufaktur eingesetzt wird. Auf die händische Glasur folgt anschließend der zweite Brand, der Haupt- und Glattbrand, der bei 1380 °C dem Porzellan fast die gleiche Druckfestigkeit wie Stahl verleiht. Die jetzt glasige, glatte Oberflä-che ist wie geschaffen für eine nuancenreiche Bemalung mit Feder und Pinsel. Je nach Dekor sind nun bis zu sechs Zwischenbrände erfor-derlich, sogenannte „Muffelbrände“, damit die Farben einerseits mit der Glasur verschmelzen und andererseits das künstlerische Gesamtbild erhalten bleibt. Das so genannte 24-karätige „Poliergold“ – bei vielen Augarten-Unikaten das Tüpfelchen auf dem i – erhält erst durch die anschließende Politur mit Meeres- oder Achatsand seinen unverwechselbaren Glanz. So steckt in jedem Stück „Augarten“ viel Geduld und Herzblut von Menschen, die ihr künstleri-sches Handwerk verstehen.