Produktion von flüssigen Kohlenwasserstoffen aus Biomasse710 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA,...

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Biotreibstoffe DOI: 10.1002/ange.200502895 Produktion von flüssigen Kohlenwasserstoffen aus Biomasse Jɒrgen O. Metzger* Professor Dieter Lenoir zum 70. Geburtstag gewidmet StichwɆrter: Biomasse · Kohlenhydrate · Kohlenwasserstoffe · Lignocellulose · Nachhaltigkeit Weltweit wird intensiv an der Ent- wicklung neuer Techniken zur Erzeu- gung flɒssiger Treibstoffe aus nach- wachsenden Rohstoffen gearbeitet, denn „biomass is the only practical source of renewable liquid fuel“. [1] Diese Arbeiten sind fɒr eine nachhaltige Ent- wicklung von grɆßter Bedeutung. [2] Ge- genwȨrtig wird Biodiesel durch Um- esterung von PflanzenɆlen produziert [3] und Ethanol durch Fermentation von Glucose. Prozesse zur effizienten Ver- gasung von Biomasse zu CO und H 2 , also zu Synthesegas, sind derzeit in Entwicklung. [4, 5] Das Synthesegas kann in gut etablierten Prozessen weiter zu Methanol und durch Fischer-Tropsch- Synthese zu flɒssigen Alkanen umge- setzt werden. Die Agenda 21 der vereinten Na- tionen fordert in Kapitel 4.20 „Kriterien und Verfahren zur Prɒfung der Um- weltvertrȨglichkeit und des Ressourcen- verbrauchs wȨhrend des gesamten Pro- duktzyklus und des Produktionsprozes- ses“. Eine einfache Kennzahl fɒr die Produktion von Biotreibstoffen ist die Gesamtenergieeffizienz, das ist der Heizwert des Biotreibstoffs bezogen auf die Energie, die zu seiner Produktion aufgewendet werden muss. Die Biodie- selproduktion aus RapsɆl in Deutsch- land hat – ohne Berɒcksichtigung einer mɆglichen Verwertung des anfallenden Glycerins – eine Gesamtenergieeffizi- enz von 1.9, [6] diejenige aus SojaɆl in den USA von etwa 3. [7] Die Energieeffizienz der Ethanol- produktion aus Mais in den USA wird mit 1.1 angegeben, ohne Berɒcksichti- gung des Energieinhalts der Kuppel- produkte. [8] Allerdings hat Pimentel kɒrzlich ausgefɒhrt: „In the U.S. ethanol system, considerably more energy, in- cluding high-grade fossil fuel, is required to produce ethanol than is available in the energy ethanol output. Specifically about 29 % more energy is used to pro- duce a gallon of ethanol than the energy in a gallon of ethanol.“ [9] Etwa 67 % der fɒr die Ethanolproduktion benɆtigten Energie werden fɒr den Fermentati- onsprozess einschließlich der notwendi- gen Destillation verbraucht, und davon wird mehr als die HȨlfte benɆtigt, um das Ethanol vom Wasser abzudestillie- ren. [8] Ein Prozess ohne einen solch aufwȨndigen Destillationsschritt wȨre ɒberaus wɒnschenswert. Huber et al. haben nun gezeigt, dass es mɆglich ist, niedrige Alkane in einem Reforming-Prozess in wȨssriger Phase (APR = aqueous-phase reforming) aus sauerstoffhaltigen Molekɒlen der Bio- masse wie Sorbit, das durch Reduktion von Glucose zugȨnglich ist, zu erhal- ten. [10, 11] Die Produktion von Alkanen aus wȨssrigen KohlenhydratlɆsungen wȨre vorteilhaft, da Alkane leicht vom Wasser abgetrennt werden kɆnnen. Es wurde geschȨtzt, dass in einem solchen Prozess allein durch den Wegfall des Destillationsschritts die Gesamtener- gieeffizienz fɒr die Produktion von Al- kanen aus Mais auf 2.2 steigen wɒrde. [8] Die Reduktion von hochoxidierter Biomasse wie Kohlenhydraten zu Al- kanen erfordert viel Wasserstoff, wie aus Gleichung (1) ersichtlich ist. Hier zeigt C 6 H 14 O 6 þ 6H 2 ! C 6 H 14 þ 6H 2 O ð1Þ sich das Hauptproblem, das grundsȨtz- lich mit einer Wasserstofftechnologie verbunden ist : Es gibt gegenwȨrtig noch keine energie- und kosteneffiziente Methode zur Herstellung von Wasser- stoff zu seiner anschließenden Ver- brennung als Treibstoff. Von großer Bedeutung ist daher, dass in frɒheren Arbeiten bereits gezeigt werden konnte, dass die Produktion von Wasserstoff in einem katalytischen Prozess bei 500 K in wȨssriger LɆsung aus Polyolen wie Sorbit mit einem C/O-VerhȨltnis von 1:1, die aus Biomasse relativ gut zu- gȨnglich sind, mɆglich ist [Gl. (2)]. [12, 13] C 6 H 14 O 6 þ 6H 2 O ! 13 H 2 þ 6 CO 2 ð2Þ Die Gleichgewichtskonstante der Reaktion (2) pro Mol CO 2 liegt in der GrɆßenordnung von 10 8 bei 500 K. Die Gleichgewichtslage begɒnstigt also die Umwandlung von Sorbit in Gegenwart von Wasser zu Wasserstoff und Koh- lendioxid. Die Gleichungen (1) und (2) zeigen, dass es grundsȨtzlich mɆglich sein sollte, in Gegenwart der richtigen Katalysato- ren aus den Molekɒlen der Biomasse den Wasserstoff zu erzeugen, der fɒr ihre Reduktion zu Alkanen benɆtigt wird, mɆglicherweise sogar in einer Eintopfreaktion. Die Gesamtreaktion (3) ist ein exothermer Prozess, bei dem 19 C 6 O 6 H 14 ! 13 C 6 H 14 þ 36 CO 2 þ 42 H 2 O ð3Þ aus 1.5 mol Sorbit etwa 1 mol Hexan erhalten wird. Etwa 95 % des Heizwerts des Sorbits bleiben im Produkt erhalten, wȨhrend nur 30 % der Masse in das [*] Prof. Dr. J. O. Metzger Institut fɒr Reine und Angewandte Chemie Carl von Ossietzky UniversitȨt Oldenburg Postfach 2503 26111 Oldenburg (Deutschland) Fax: (+ 49) 441-798-3618 E-mail: [email protected] Highlights 710 # 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Angew. Chem. 2006, 118, 710 – 713

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BiotreibstoffeDOI: 10.1002/ange.200502895

Produktion von fl ssigen Kohlenwasserstoffen ausBiomasseJ�rgen O. Metzger*

Professor Dieter Lenoirzum 70. Geburtstag gewidmet

Stichw�rter:Biomasse · Kohlenhydrate · Kohlenwasserstoffe ·Lignocellulose · Nachhaltigkeit

Weltweit wird intensiv an der Ent-wicklung neuer Techniken zur Erzeu-gung fl�ssiger Treibstoffe aus nach-wachsenden Rohstoffen gearbeitet,denn „biomass is the only practicalsource of renewable liquid fuel“.[1] DieseArbeiten sind f�r eine nachhaltige Ent-wicklung von gr ßter Bedeutung.[2] Ge-genw&rtig wird Biodiesel durch Um-esterung von Pflanzen len produziert[3]

und Ethanol durch Fermentation vonGlucose. Prozesse zur effizienten Ver-gasung von Biomasse zu CO und H2,also zu Synthesegas, sind derzeit inEntwicklung.[4,5] Das Synthesegas kannin gut etablierten Prozessen weiter zuMethanol und durch Fischer-Tropsch-Synthese zu fl�ssigen Alkanen umge-setzt werden.

Die Agenda 21 der vereinten Na-tionen fordert in Kapitel 4.20 „Kriterienund Verfahren zur Pr�fung der Um-weltvertr*glichkeit und des Ressourcen-verbrauchs w*hrend des gesamten Pro-duktzyklus und des Produktionsprozes-ses“. Eine einfache Kennzahl f�r dieProduktion von Biotreibstoffen ist dieGesamtenergieeffizienz, das ist derHeizwert des Biotreibstoffs bezogen aufdie Energie, die zu seiner Produktionaufgewendet werden muss. Die Biodie-selproduktion aus Raps l in Deutsch-land hat – ohne Ber�cksichtigung einerm glichen Verwertung des anfallendenGlycerins – eine Gesamtenergieeffizi-

enz von 1.9,[6] diejenige aus Soja l in denUSA von etwa 3.[7]

Die Energieeffizienz der Ethanol-produktion aus Mais in den USA wirdmit 1.1 angegeben, ohne Ber�cksichti-gung des Energieinhalts der Kuppel-produkte.[8] Allerdings hat Pimentelk�rzlich ausgef�hrt: „In the U.S. ethanolsystem, considerably more energy, in-cluding high-grade fossil fuel, is requiredto produce ethanol than is available inthe energy ethanol output. Specificallyabout 29% more energy is used to pro-duce a gallon of ethanol than the energyin a gallon of ethanol.“[9] Etwa 67% derf�r die Ethanolproduktion ben tigtenEnergie werden f�r den Fermentati-onsprozess einschließlich der notwendi-gen Destillation verbraucht, und davonwird mehr als die H&lfte ben tigt, umdas Ethanol vom Wasser abzudestillie-ren.[8] Ein Prozess ohne einen solchaufw&ndigen Destillationsschritt w&re�beraus w�nschenswert.

Huber et al. haben nun gezeigt, dasses m glich ist, niedrige Alkane in einemReforming-Prozess in w&ssriger Phase(APR= aqueous-phase reforming) aussauerstoffhaltigen Molek�len der Bio-masse wie Sorbit, das durch Reduktionvon Glucose zug&nglich ist, zu erhal-ten.[10, 11] Die Produktion von Alkanenaus w&ssrigen Kohlenhydratl sungenw&re vorteilhaft, da Alkane leicht vomWasser abgetrennt werden k nnen. Eswurde gesch&tzt, dass in einem solchenProzess allein durch den Wegfall desDestillationsschritts die Gesamtener-gieeffizienz f�r die Produktion von Al-kanen aus Mais auf 2.2 steigen w�rde.[8]

Die Reduktion von hochoxidierterBiomasse wie Kohlenhydraten zu Al-kanen erfordert viel Wasserstoff, wie ausGleichung (1) ersichtlich ist. Hier zeigt

C6H14O6 þ 6H2 ! C6H14 þ 6H2O ð1Þ

sich das Hauptproblem, das grunds&tz-lich mit einer Wasserstofftechnologieverbunden ist: Es gibt gegenw&rtig nochkeine energie- und kosteneffizienteMethode zur Herstellung von Wasser-stoff zu seiner anschließenden Ver-brennung als Treibstoff. Von großerBedeutung ist daher, dass in fr�herenArbeiten bereits gezeigt werden konnte,dass die Produktion von Wasserstoff ineinem katalytischen Prozess bei 500 Kin w&ssriger L sung aus Polyolen wieSorbit mit einem C/O-Verh&ltnis von1:1, die aus Biomasse relativ gut zu-g&nglich sind, m glich ist [Gl. (2)].[12,13]

C6H14O6 þ 6H2O ! 13H2 þ 6CO2 ð2Þ

Die Gleichgewichtskonstante derReaktion (2) pro Mol CO2 liegt in derGr ßenordnung von 108 bei 500 K. DieGleichgewichtslage beg�nstigt also dieUmwandlung von Sorbit in Gegenwartvon Wasser zu Wasserstoff und Koh-lendioxid.

Die Gleichungen (1) und (2) zeigen,dass es grunds&tzlich m glich sein sollte,in Gegenwart der richtigen Katalysato-ren aus den Molek�len der Biomasseden Wasserstoff zu erzeugen, der f�rihre Reduktion zu Alkanen ben tigtwird, m glicherweise sogar in einerEintopfreaktion. Die Gesamtreaktion(3) ist ein exothermer Prozess, bei dem

19C6O6H14 !13C6H14 þ 36CO2 þ 42H2O

ð3Þ

aus 1.5 mol Sorbit etwa 1 mol Hexanerhalten wird. Etwa 95% des Heizwertsdes Sorbits bleiben im Produkt erhalten,w&hrend nur 30% der Masse in das

[*] Prof. Dr. J. O. MetzgerInstitut f,r Reine und Angewandte ChemieCarl von Ossietzky Universit2t OldenburgPostfach 250326111 Oldenburg (Deutschland)Fax: (+49)441-798-3618E-mail:[email protected]

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710 � 2006 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Angew. Chem. 2006, 118, 710 – 713

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Produkt eingehen. Die restlichen 70%der Biomasse fallen als CO2 und Wasseran.

Die Produktion der Alkane ausSorbit durch den APR-Prozess wurde ineiner Eintopfreaktion auf einem di-funktionellen Weg durchgef�hrt, dererstens die Erzeugung von Wasserstoffam Pt/Al2O3-Katalysator und zweitensdie Dehydratisierung von Sorbit an ei-nem festen sauren SiO2/Al2O3-Kataly-sator sowie schließlich die Hydrierungder gebildeten Doppelbindungen am Pt-Katalysator umfasst. Wenn dieseSchritte gut aufeinander abgestimmtsind, dann wird der im ersten Reakti-onsschritt gebildete Wasserstoff voll-st&ndig zur Hydrierung der dehydrati-sierten Zwischenprodukte verbraucht,sodass Sorbit in der Gesamtreaktionvollst&ndig zu Alkanen plus CO2 undWasser umgesetzt wird. Der Reakti-onsablauf ist in Abbildung 1 veran-schaulicht.

Aus dem C6-Polyol Sorbit werdennicht nur Hexan, sondern auch niedri-gere Alkane von Methan bis Pentangebildet, wie aus Abbildung 2 ersicht-lich ist. Eine Gesamtausbeute an Alka-nen von bis zu 60% wurde erhalten.Interessanterweise scheint diese geringeAlkanausbeute haupts&chlich durch diem&ßige Ausbeute an Wasserstoff be-

dingt zu sein; so wird unter optimiertenBedingungen mit Pt/Al2O3 eine maxi-male Ausbeute von 61% Wasserstoffbezogen auf eingesetztes Sorbit erhal-ten.[10] Dagegen konnte die Alkanaus-beute auf 98% gesteigert werden, wennWasserstoff aus einer externen Quellezugef�hrt wurde. In diesem Fall reagiertSorbit nur zu Alkanen und Wasser ohnedie Bildung von CO2, da der zur Re-duktion ben tigte Wasserstoff von au-ßen zugef�hrt wird und nicht erst pro-duziert werden muss. Die Raum-Zeit-Ausbeute der Reaktion – Masse der

Sorbitl sung pro Masse des Kata-lysators pro Stunde – von 1.3 istallerdings noch sehr niedrig.

Es ist also m glich, aus Poly-olen wie Sorbit in hoher AusbeuteAlkane zu erzeugen. Allerdingsmuss Sorbit beispielsweise ausdem nachwachsenden RohstoffSt&rke erst in zwei Prozessschrit-ten �ber Glucose produziert wer-den, wobei die Hydrierung derGlucose bereits Wasserstoff erfor-dert. Es wurde jedoch gezeigt, dassGlucose auch direkt im APR-Prozess zur Erzeugung von Was-serstoff eingesetzt werden kann –die Ausbeute ist mit 50% jedochdeutlich schlechter.[12] St&rke wur-

de bisher offensichtlich noch nicht di-rekt eingesetzt.

Ein weiteres wichtiges Problem ist,dass das h chste Alkan, das aus Sorbitdurch Reforming gebildet werden kann,Hexan ist, das sich wegen seiner hohenFl�chtigkeit nicht sehr gut als Treibstoffeignet. Dementsprechend sind h hereAlkane notwendig, aber aus den Koh-lenhydraten der Biomasse, die ganz�berwiegend aus Hexosen und Pentosenbestehen, nicht zug&nglich. Huberet al.[8] haben durch zus&tzliche Reakti-onsschritte das Kohlenstoffskelett ver-gr ßert und konnten so im APR-Pro-zess entsprechend h here Alkane her-stellen. Als Schl�sselintermediate wur-den Furfural und Hydroxymethylfur-fural (HMF) verwendet, die ausPentosen bzw. Hexosen durch Dehy-dratisierung zug&nglich sind. Ein effizi-enter industrieller Prozess zur Produk-tion von HMF muss noch entwickeltwerden, da diese Verbindung auch einSchl�sselintermediat f�r eine auf denMolek�len der Biomasse aufbauendechemische Industrie ist.[14] In zwei bisdrei Reaktionsschritten wurden Fur-fural oder HMF in bekannten Reaktio-nen wie der Aldolkondensation in Mo-lek�le mit C8- bis C15-Ketten umge-wandelt. Ein Beispiel f�r die Konden-sation von zwei Lquivalenten Furfuralmit einem Lquivalent Aceton ist inAbbildung 3 gegeben. Diese Molek�legaben im APR-Prozess, der wegenstarker Verkokung auf der Katalysator-oberfl&che bei diesen gr ßeren Mole-k�len modifiziert wurde („Vier-Phasen-Reaktorsystem“), h here Kohlenwas-serstoffe, deren Kettenl&ngen haupt-

Abbildung 1. Bildung von Alkanen aus Sorbit in w2ssriger LAsung ,ber einen Pt/SiO2/Al2O3-Katalysator.[10]

Abbildung 2. Selektivit2t y der Kohlenstoffumwand-lung f,r den APR-Prozess einer 5-proz. SorbitlAsung,ber Pt/SiO2/Al2O3 gegen die Zahl der Alkankohlen-stoffatome n : weiß, 498 K und 34.8 bar; grau, 538 Kund 60.7 bar; schwarz, Wasserstoff wurde aus exter-ner Quelle zugesetzt, 498 K und 34.8 bar.[10]

AngewandteChemie

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s&chlich jener des Substratmolek�lsentsprachen.

Ein Ziel der Agenda 21 ist „dieF4rderung der umweltvertr*glichen undnachhaltigen Nutzung erneuerbarer na-t�rlicher Ressourcen“. Das Hauptpro-blem des APR-Prozesses ist wohl, dassdie Substrate Kohlenhydrate oder dar-aus synthetisierte Substanzen sind. Zwarbesteht der �berwiegende Anteilpflanzlicher Biomasse aus Kohlenhy-draten, aber Kohlenhydrate als nach-wachsende Rohstoffe, wie sie f�r diesenProzess ben tigt werden, k nnen nuraus landwirtschaftlichen Produkten wieZuckerrohr oder Mais erhalten werden.Nun sollten aber die Rohstoffe f�r dieProduktion von fl�ssigen Treibstoffenund von Wasserstoff aus einer hoch-produktiven Biomasse, die m glichstkeine oder nur sehr wenig D�ngemittelund Pflanzenschutzmittel beim Anbauerfordert, gewonnen werden.[15] Das istbei Mais, Zuckerrohr und entsprechen-den Kulturpflanzen nicht der Fall. Wei-terhin ist die fl&chenbezogene Energie-ausbeute pro Jahr im Vergleich zu jenerf�r Lignocellulose von B&umen, derenAnbau kaum D�ngemittel und Pflan-zenschutzmittel erfordert, relativ nied-rig. Der APR-Prozess kann jedoch nichtauf Lignocellulose angewendet werden.Dagegen kann Lignocellulose wie jedesonstige Biomasse vollst&ndig zu Syn-thesegas vergast werden, aus dem wie-derum in großindustriell hervorragendentwickelten Prozessen Kohlenwasser-

stoffe und Methanol hergestellt werdenk nnen.[4,5] Neben der vollst&ndigenVergasung wird auch die schnelle Pyro-lyse von Lignocellulose zu einem „Bio- l“ untersucht. Dieses kann in einemzweiten Reaktionsschritt zu Synthese-gas vergast werden oder getrennt wer-den in eine phenolreiche Fraktion ausdem Lignin, die m glicherweise f�r dieProduktion von Phenolharzen einge-setzt werden kann, und in eine Fraktion,die aus den Kohlenhydraten der Ligno-cellulose gebildet wird und die in einemReforming-Prozess zu Wasserstoff oderSynthesegas umgesetzt werden kann(Bioraffinerie[16]).[17]

Bemerkenswerterweise hat Olahk�rzlich „jenseits von 7l und Gas eineMethanolwirtschaft“ vorgeschlagen, inder Methanol als wirkungsvoller Ener-giespeicher, als Treibstoff und als Roh-stoff f�r die Chemie genutzt wird.[18] Einnachhaltiger Zugang zu einer Metha-nolwirtschaft k nnte durch Wiederauf-forstung von verw�steten Fl&chen zurBereitstellung der notwendigen Mengean lignocellulosehaltiger Biomasse,[19]

durch deren effiziente Umwandlung inSynthesegas und schließlich durch Um-wandlung des Synthesegases in Metha-nol und Kohlenwasserstoffe erm glichtwerden.[20]

Online ver ffentlicht am 22. Dezember 2005

[1] T. E. Bull, Science 1999, 285, 1209.[2] M. Eissen, J. O. Metzger, E. Schmidt, U.

Schneidewind, Angew. Chem. 2002, 114,402 – 425; Angew. Chem. Int. Ed. 2002,41, 414 – 436; J. O. Metzger, M. Eissen,C. R. Chim. 2004, 7, 569 – 581; S. Bo-schen, D. Lenoir, M. Scheringer, Natur-wissenschaften 2003, 90, 93 – 102.

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[5] Biomasse-Vergasung – Der K4nigswegf�r eine effiziente Strom- und Kraft-stoffbereitstellung? (Hrsg.: FachagenturNachwachsende Rohstoffe e.V.), Land-wirtschaftsverlag, M�nster, 2004.

[6] K. Kraus, G. Niklas, M. Tappe, AktuelleBewertung des Einsatzes von Raps4l/RME im Vergleich zu Dieselkraftstoff,Umweltbundesamt, Berlin, 1999.

[7] J. Sheehan, V. Camobreco, J. Duffield,M. Graboski, H. Shapouri, Life CycleInventory of Biodiesel and Petroleum

Diesel for Use in an Urban Bus, FinalReport, May 1998, U.S. Department ofEnergyPs Office of Fuels Developmentand U.S. Department of AgriculturePsOffice of Energy, http://www.nrel.gov/docs/legosti/fy98/24089.pdf.

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[13] G. W. Huber, J. W. Shabaker, J. A. Du-mesic, Science 2003, 300, 2075 – 2077.

[14] F. W. Lichtenthaler, Acc. Chem. Res.2002, 35, 728 – 737.

[15] E. Chornet, S. Czernik, Nature 2002,418, 928 – 929.

[16] B. Kamm, M. Kamm, Appl. Microbiol.Biotechnol. 2004, 64, 137 – 145.

[17] S. Czernik, R. French, C. Feik, E.Chornet, Ind. Eng. Chem. Res. 2002, 41,4209 – 4215.

[18] G. A. Olah, Angew. Chem. 2005, 117,2692 – 2696; Angew. Chem. Int. Ed.2005, 44, 2636 – 2639.

[19] Der derzeitige Weltenergieverbrauchbetr&gt 400 Q 1018 J. Holz hat einendurchschnittlichen Energieinhalt von17Q 109 J pro Tonne. Bei einer Effizienzder Energieumwandlung von 80%, diem glich sein sollte, bisher aber nochnicht erreicht ist, w�rden also j&hrlichca. 30 Mrd. Tonnen Holz ben tigt. Inden gem&ßigten Breiten ist ein j&hrli-cher Holzzuwachs von bis zu durch-schnittlich 20 t/ha in Kurzumtriebsplan-tagen zu erreichen, in tropischen Tro-ckenw&ldern von 30 t/ha. Das bedeutet,dass eine Fl&che von 1 Mrd. Hektartropischer Trockenwald bzw. 1.5 Mrd.Hektar Wald in den gem&ßigten Zonenf�r den globalen Energiebedarf ben tigtwird. Landwirtschaftliche Fl&chen ste-hen daf�r nicht zur Verf�gung. Sie wer-den f�r die steigende Nahrungsmittel-produktion f�r die auf 9 Milliarden an-wachsende Weltbev lkerung ben tigt.Die bestehenden W&lder k nnen daf�rnur partiell genutzt werden. Es stehenaber weltweit gen�gend Fl&chen zurWiederaufforstung zur Verf�gung. DieMenschen haben in historischer Zeit inallen Erdteilen Milliarden Hektar anehemals bewaldeter Fl&che verw�stet,und diese Verw�stung schreitet gegen-w&rtig mit Riesenschritten weiter voran.Es ist die gr ßte transdisziplin&reHerausforderung f�r Wissenschaft und

Abbildung 3. Synthese eines C13-Substrats ausPentosen. Dabei wird zun2chst Furfural gebil-det, anschließend folgen eine Aldolkondensa-tion mit Aceton und eine Hydrierung. Der mo-difizierte APR-Prozess einer 1-proz. LAsung inHexadecan mit von außen zugef,hrtem Was-serstoff gab bei 523–538 K Alkane in einerAusbeute von 79% mit einer Selektivit2t von69% f,r C13 und 20% f,r C12.

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Technik, die Verw�stung zu stoppen,umzukehren und die Milliarden Hektarverw�steten Landes wiederaufzuforstenund die Lignocellulose kontinuierlich

zur Produktion des Methanols und derKohlenwasserstoffe zu nutzen, die f�rden globalen Energiebedarf ben tigtwerden. Die Beitr&ge der Chemie zur

L sung dieser Aufgabe werden von au-ßerordentlicher Bedeutung sein.[20]

[20] A. H�ttermann, J. O. Metzger, Nachr.Chem. 2004, 52, 1133 – 1138.

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