Prof. Dr. Martin Kusch  · 4 (a) Erkenntnistheorie ist eine normative Disziplin. § Gegen...

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1 Einführung in die Erkenntnistheorie Prof. Dr. Martin Kusch <[email protected]>

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EinführungindieErkenntnistheorie

Prof.Dr.MartinKusch

<[email protected]>

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(IV)  NaturalistischeErkenntnistheorie(NE),ErkenntnistheoriederTugenden(ET)

(1)  BegriffefürdenWerkzeugkasten

(2)  NE:Begriffe,Intuitionen,Arten(Kornblith)

(3)  NE:WissenalseinnatürlichesPhänomen(Kornblith)

(4)  NE:TierischesundmenschlichesWissen(Kornblith)

(5)  NE:KritikundVerteidigung(Kornblith)

(6)  ET:Allgemeines:DasWesenintellektuellerTugenden

(7)  ET:Sosa

(8)  ET:Montmarquet

(9)  ET:Greco

(10)   ET:Kritik

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§  AlleFormenderErkenntnistheoriederTugenden(=ET) machenzweiwichtigeVoraussetzungen:

JohnGrecoMirandaFricker LindaZagzebski

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(a) ErkenntnistheorieisteinenormativeDisziplin.§  GegennaturalistischeFormenderErkenntnistheorie!Epistemi-

scheNormenundWertesindzentral.(b)  DerprimäreGegenstandepistemischerBewertungsindkogni-

tiveSubjekteundGemeinschaften(undihreEigenschaften).§  DamitwendetsichdieETgegendietraditionellePosition,die

dieFragenachdemSubjektalssekundärbehandelt.

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Ü–gerecht-fertigt?

TraditionelleErkenntnistheorie ErkenntnistheoriederTugenden

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Ü–gerecht-fertigt?

Beweismaterial

TraditionelleErkenntnistheorie ErkenntnistheoriederTugenden

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Ü–gerecht-fertigt?

Beweismaterial

EpistemischeTugendensindeinfachDispo-sitionen,Ü-enangemessenamBeweismaterialzuorientieren.

TraditionelleErkenntnistheorie ErkenntnistheoriederTugenden

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Ü–gerecht-fertigt?

Beweismaterial

EpistemischeTugendensindeinfachDispo-sitionen,Ü-enangemessenamBeweismaterialzuorientieren.

Ü–gerecht-fertigt?

TraditionelleErkenntnistheorie ErkenntnistheoriederTugenden

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Ü–gerecht-fertigt?

Beweismaterial

EpistemischeTugendensindeinfachDispo-sitionen,Ü-enangemessenamBeweismaterialzuorientieren.

Ü–gerecht-fertigt?

EpistemischeTugenden

TraditionelleErkenntnistheorie ErkenntnistheoriederTugenden

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Ü–gerecht-fertigt?

Beweismaterial

EpistemischeTugendensindeinfachDispo-sitionen,Ü-enangemessenamBeweismaterialzuorientieren.

Ü–gerecht-fertigt?

EpistemischeTugenden……Beweismaterial

TraditionelleErkenntnistheorie ErkenntnistheoriederTugenden

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DasWesenderintellektuellenTugenden§  SiesindEigenschaften,dieintellektuellesGedeihenbefördern,

bzw.einenzueinemexzellentenErkenntnissubjektmachen.§  ZweiRichtungenderET–zweiWeisendieTugendenzuverstehen:

(a)Zuverlässigkeitstheorie(Goldman,Sosa,Greco)

(b)Verantwortungstheorie(Code,Montmarquet,Zagzebski)

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Ad(a):ZuverlässigkeitstheoriederTugenden§  IntellektuelleTugendensindvorallemangboreneFähigkeiten

(faculties):Wahrnehmung,Intuition,Erinnerung.Ad(b):VerantwortungstheoriederTugenden§  IntellektuelleTugendensindkultivierteCharaktereigenschaften

wieVorurteilslosigkeit.ZumeistinternalistischeSympathienhier.

§  Greco:(a)und(b)lassensichkombinieren!

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(IV)  NaturalistischeErkenntnistheorie(NE),ErkenntnistheoriederTugenden(ET)

(1)  BegriffefürdenWerkzeugkasten

(2)  NE:Begriffe,Intuitionen,Arten(Kornblith)

(3)  NE:WissenalseinnatürlichesPhänomen(Kornblith)

(4)  NE:TierischesundmenschlichesWissen(Kornblith)

(5)  NE:KritikundVerteidigung(Kornblith)

(6)  ET:Allgemeines:DasWesenintellektuellerTugenden

(7)  ET:Sosa

(8)  ET:Montmarquet

(9)  ET:Greco

(10)   ET:Kritik

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ErnestSosa,„TheRaft*andthePyramid“(1991)§  ETalseineÜberwindungdesGegensatzesvonFundamentalismus

undKohärenztheorie.

(*Floß)

E.Sosa(b.1940)

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Sinneserfahrung

Sinneserfahrung

Fundamentalismus

Kohärenztheorie

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Wassind(intellektuelle)Tugenden?§  Tugenden(allgemein)sindVortrefflichkeitendesCharakters,stabile&er-

folgreicheDispositionen,dieeserlauben,einGutzuverlässigzuerreichen.

§  EineintellektuelleTugendisteinekognitiveVortrefflichkeit,dieeserlaubt,einintellektuellesGut(Wahrheit),zuverlässigzuerreichen.

§  EinegerechtfertigteÜoderWissenisteineÜ,dieangemessenaufdenin-tellektuellenTugendendesSubjektsbasiert.

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§  Menschenhabenz.B.stabileundzuverlässigeDispositionen(„Tugen-

den“)fürdieGenerierungvonÜ-enaufgrundvonSinneserfahrung.

§  KohärenzführtzugerechtfertigtenÜ-enundWissengenaudeshalb, weilsieeineManifestationintellektuellerTugendenist.§  InunsererWeltundfürWesenwieuns,erhöhtKohärenzZuverlässig- keitundistdeshalbauchselbsteineintellektuelleTugend.

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§  FernererlaubtKohärenzeineArtvon„reflexivemWissen“(dasüber„Tierwis-

sen“hinausgeht)...§  Wirkönnenerkennen,dassunsereÜ-enaufintellektuellenTugendenberuhen.§  DiesePerspektivefolgtauseinerintellektuellenTugendzweiterOrdnung,...§  ...welcheunserlaubt,diekognitivenDispositionenersterOrdnungzukontrol-

lierenundanzupassen.

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Sosa(ab2000):LeistungenundTugenden(performances)§  Leistungenwerdenbzgl.ihrer„Genauigkeit“(accuracy), „Geschicklichkeit“(adroitness)undihres„Gelungensein“ (aptness)beurteilt(vgl.Bogenschießen).

Ø  GenaueLeistungenerreichenihrZiel(Volltreffer,Bull‘sEye);Ø  GeschickteLeistungenmanifestierenKompetenz;

Ø  GelungeneLeistungensindgenau„aufgrunddessen“,dasssiegeschicktsind.

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§  ImFallevonÜ-enidentifiziertSosa

Ø  GenauigkeitmitWahrheit; Ø  GeschicklichkeitmitManifestiereneinerintell.Kompetenz;undØ  GelungenseinmitWissen=„wahrweilintellektuellkompetent“.

§  „WissenistgelungeneÜberzeugung.“(=aptbelief)

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Gelungenabernichtsicher§  AngenommeneinBogenschützetrifftdieMitteder Schießscheibe(bull'seye)weilerkompetentschießt.§  SeinSchussistgelungenundeinErfolg.Abererhätte leichtdasZielverpassenkönnen(durchWindböen).

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§  SeineLeistungistnichtsicher,wohlabergelungen.Invielennahe-

gelegenenWelten,indenenergeschicktist,schießterdaneben.

§  GeschicktGenau--Dasistfalsch!

§  SosawürdeanalogauchdenFallderScheunenattrappendeuten: Moserweiß...obwohlerinnahenWelteneinefalscheÜhat.

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Wsp=df (1) p(istwahr)

(2) Üsp

(3) ¬p ¬Üsp Sensitivität

(4)p Üsp

(3*) ¬Üsp¬p Sicherheit(4*) Üspp

MoserhatdiewahreÜ,dassvorihmeineScheuneist.AbererkannScheunennichtvonAttrappenunterscheiden.ErsiehtdieeinzigeScheune.Weißer,dassereineScheunesieht?WiderstreitendeIntuitionen!

a

a

aa

a

aa

a

a

a

a

a a

aa

a

a

a

a=Scheunenattrappew=wirklicheScheune

w

aaa

aa

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a

a

a

a

a

a

a

a

aa

a a

aaa

MoserimAuto

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(IV)  NaturalistischeErkenntnistheorie(NE),ErkenntnistheoriederTugenden(ET)

(1)  BegriffefürdenWerkzeugkasten

(2)  NE:Begriffe,Intuitionen,Arten(Kornblith)

(3)  NE:WissenalseinnatürlichesPhänomen(Kornblith)

(4)  NE:TierischesundmenschlichesWissen(Kornblith)

(5)  NE:KritikundVerteidigung(Kornblith)

(6)  ET:Allgemeines:DasWesenintellektuellerTugenden

(7)  ET:Sosa

(8)  ET:Montmarquet

(9)  ET:Greco

(10)   ET:Kritik

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DieVerantwortungstheorie:JamesMontmarquet§  Epistem.TugendenalsPersönlichkeitseigenschaften:

Vorurteilslosigkeit,intellektuellerMut…§  Persönlichkeitseigenschaften,diejedesSubjekt,dasnachWahr-

heitstrebt,solltehabenwollen.§  ZuverlässigkeitistnichtdasrichtigeIdeal:hättenfauleMenschen

immerwahreÜ-en,wäreFaulheitimmernochkeineepist.Tugend.

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§  Zentral:dieepist.TugendepistemischerGewissenhaftigkeit:

d.h.manistmotiviert,dieWahrheitzuerstrebenundFalsch-heitzuvermeiden.DasistepistemischeVerantwortung.

§  DasStrebennachWahrheitmussdurchregulativeTugenden

angeleitetsein.

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DreiKategorienregulativerTugenden

(i)  TugendenderVorurteilslosigkeit(OffenheitfürdieIdeenanderer,Bereit-schaftIdeenauszutauschen,AnerkennungdereigenenFehlbarkeit)

(ii)  TugendenderintellektuellenNüchternheit(Fähigkeit,WunschdenkenundübertriebeneEmotionenzuzügeln)

(iii)  TugendenderintellektuellenMutes(Bereitschaft,unpopuläreIdeenzuver-

teidigen,wennsiewahrsind;Bereitschaft,anderenzuwidersprechen...)

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§  Sistsubjektivgerechtfertigtpzuglauben,wenndieÜvonSbzgl.

pepistemischtugendhaftist.§  DiesblockiertkeineGettier-Szenarien.AberdasistnichtdasZiel.

§  WirsuchenKriterien,nachdenenwirepist.HandlungenundÜ-enals„doxastischunverantwortlich“kritisierenkönnen.

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(IV)  NaturalistischeErkenntnistheorie(NE),ErkenntnistheoriederTugenden(ET)

(1)  BegriffefürdenWerkzeugkasten

(2)  NE:Begriffe,Intuitionen,Arten(Kornblith)

(3)  NE:WissenalseinnatürlichesPhänomen(Kornblith)

(4)  NE:TierischesundmenschlichesWissen(Kornblith)

(5)  NE:KritikundVerteidigung(Kornblith)

(6)  ET:Allgemeines:DasWesenintellektuellerTugenden

(7)  ET:Sosa

(8)  ET:Montmarquet

(9)  ET:Greco

(10)   ET:Kritik

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Greco:ZuverlässigkeitundVerantwortung§  DieÜvonSdasspistSUBJEKTIVgerechtfertigtg.d.w.:

dieÜvonSdasspausDispositionenresultiert,dieSdannmanife-stiert,wennSmotiviertistandieWahrheitzuglauben.

§  OBJEKTIVERechtfertigung:Sweißdasspnurdannwenn

(a)Ssubjektivgerechtfertigtist,pzuglauben,und

(b)alseinResultatvon(a)SinseinerÜpobjektivzuverlässigist.

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§  Grecomeintauch,Wissensei„intellectuallycreditable“

(=intellektuellverdienstvolle)wahreÜ.§  „Verdienst“resultiertnurdann,...

§  ...wennmandieWahrheitaufgrundseinerzuverlässigenkognitivenFähigkeitenglaubt.

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§  Grecoerklärtauchdas„aufgrund“:ManglaubtdieWahrheitauf-

grundseinerFähigkeitengenaudann,wenn

(i) dieseFähigkeiteneinenwichtigenundnotwendigenTeil derkausalenFaktorenbilden,diediewahreÜproduzieren,

und

(ii) keineanderenFaktorendie„Erklärungsaugenfälligkeit“ (explanatorysalience)dieserFähigkeitenübertrumpfen.

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§  HiermitkönnenGettier-Problemeerklärtwerden:

Gruberweiß(2)nicht,denndieaugenfälligeErklärungsei-nerwahrenÜverweistnichtaufseineFähigkeiten,...

sondernaufdenzufälligenUmstand,dassMüllerebenfalls10MünzeninseinerTaschehatunddenJobbekommt.

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(2)keinWissenobwohlwahrundgerechtfertigt:DieRechtfertigungfür(2)hatnichtsmitderWahrheitvon(2)zutun.(2)istbloßzufälligeinewahrÜberzeugung.

IRRTUM

FALSCH

Aber:DerBosshatsichver-tan.MüllerbekommtdenJob.ZufällighataberauchMüller10MünzeninderTasche.

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(IV)  NaturalistischeErkenntnistheorie(NE),ErkenntnistheoriederTugenden(ET)

(1)  BegriffefürdenWerkzeugkasten

(2)  NE:Begriffe,Intuitionen,Arten(Kornblith)

(3)  NE:WissenalseinnatürlichesPhänomen(Kornblith)

(4)  NE:TierischesundmenschlichesWissen(Kornblith)

(5)  NE:KritikundVerteidigung(Kornblith)

(6)  ET:Allgemeines:DasWesenintellektuellerTugenden

(7)  ET:Sosa

(8)  ET:Montmarquet

(9)  ET:Greco

(10)   ET:Kritik

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Verdienst(credit)–JenniferLackey

§  Lackeyargumentiert,dasswirvie-

lesauchohne„Verdienst“wissen.

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§  LackeysGegenbeispiel(leichtbearbeitet!)

Ø  Fr.MoseristmitdemZuginWienamFranz-JosefBahnhofange-kommenundwillwissen,wiesiezurUniversitätkommt.

Ø  SiefragtdenerstenErwachsenen,densiesieht,nachdemWeg.

Ø  DerAngesprochenekenntWiensehrgutundgibtihrgenaueAn-weisungen:„PorzellangassebisEckeBerggasse,u.s.w.“

Ø  AufdieserBasisgeneriertFr.MoserohneWeiteresdieentspre-chendewahreÜ.

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Ø  DerBeitragdesAngesprochenenistamaugenfälligstenin derErklärung,warumMoserdieWahrheiterfährt.

Ø  MoserseigenerBeitragistminimal,undihrekognitiven FähigkeitensindnichtTeilderaugenfälligstenErklärung.

Ø  MoserskognitivesHandelnistnichtverdienstvoll,obwohl sieetwasweiß.AlsoistdieVerdienst-Theoriefalsch.

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§  GrecosVerteidigung

Ø  MosererwirbtsichdochetwasVerdienst.DasVerdienstfüreinenkooperativenErfolgkannmehrerenIndividuenzukommen...

Ø  (MessiserviertmirdenBallmiteinem„Zuckerpass“,ichbrauche nurnocheinzuschieben.AberVerdiensterwerbeichmirdoch.)

§  EinwandgegenGreco:AberwoistdieAugenfälligkeit?

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Themen

(I) DieDefinitiondesWissensundderSkeptizismus

(II) AntwortenaufdenSkeptizismus

(III)  Fundamentalismus,Köhärenztheorie,InternalismusversusExternalismus

(IV)  NaturalisierteErkenntnistheorie,ErkenntnistheoriederTugenden

(V)  Relativismus:DefinitionenundFallstudien

(VI)  RelativismusunddieWissenschaftssoziologie

(VII)  RelativismusundPragmatismus

(VIII)  KritikdesRelativismusI:ZirkularitätundNicht-Absolutheit

(IX)  KritikdesRelativismusII:ProblememitdemPluralismus

(X)  KritikdesRelativismusIII:DasProblemundArgumentdesKriteriums

(XI)  KritikdesRelativismusIV:SelbstwiderlegungundUnterbestimmtheit

(XII)   KritikdesRelativismusV:SemantischeFragen

InderletztenWochePrüfung

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(A)  Galileo,Bellarmin,Priestley,Lavoisier

(B)  WasistRelativismus?

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(A)  Galileo,Bellarmin,Priestley,Lavoisier

(B)  WasistRelativismus?

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GalileoGalilei(1564-1642)

KardinalRobertoBellarmin(1542-1621)

NikolausKopernicus(1473–1543)

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Geozentrismus Heliozentrismus

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GalileosFernrohrundseineZeich-nungenderMondoberfläche

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EpistemischeSystemeundPrinzipien(Boghossian2006)§  „EpistemischeSysteme”bestehenaus„ep.Prinzipien”§  GalileosFernrohristeinzuverlässigesInstrumentumüber

entfernteGegenständewahreÜberzeugungenzuformen.§  DieBeobachtungendesKopernikussindzuverlässig.

§  ModusPonensisteinegültigeFormdesSchließensundohneAusnahmen.

PaulBoghossian(1957-)

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§  „Beobachtung“:

„FürjedeBeobachtungspropositionpgilt:WennSdenvisuellenEindruckhat,dassp,unddieBegleitumständeDbestehen,dannistSprimafacieberechtigtzuglauben,dassp.“

§  „Deduktion”:

„WennSgerechtfertigtist,pzuglauben,undqrechtoffensichtlichauspfolgt,dannistSgerechtigtzuglauben,dassq.”

§  „Offenbarung“:

„BeibestimmtenPropositionenp,einschließlichsolcherüberdenHimmel,istdieÜ,dassp,primafaciegerechtfertigt,wennpdasoffenbarteWortGottesist,sowieesinderBibelsteht.“

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Beo

bachtung

Ded

uktio

n Offen

barung

Beo

bachtung

Ded

uktio

n …

FundamentalePrinzipien

AbgeleitetePrinzipien

Bellarminsep.System Galileosep.System

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DasTurm-ArgumentgegendieBewegungderErde

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DasTurm-ArgumentgegendieBewegungderErde

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DasTurm-ArgumentgegendieBewegungderErde

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DasTurm-ArgumentgegendieBewegungderErde

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Antoine-LaurentLavoisier(1743-1794)Marie-Anne

Lavoisier(1758-1836)

JosephPriestley(1734-1804)

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Phlogiston§  Von“φλογιστός”–brennbar.PhlogistonistdasPrin-

zipdesFeuers.§  VerbrennungundRostensindProzesse,indenenein

MetallseinenPhlogistongehaltverliert.§  RostenistlangsamesVerbrennen.DerumgekehrtePro-

zessistmöglichfürMetalleundihre„Kalksteine“:

„Wiederbelebung”desMetalls.

GeorgErnstStahl(1659-1734)

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Wiederbelegung

Verbrennung,Rosten

Phlogiston

MetallKalkstein

PhlogistonKalkstein

+Metall

Phlogiston

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MetallKalk-stein

Gewicht >Gewicht

Phlogiston

Holzkohle=Phlogiston

+

=

???

DasGewichtsproblem

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fixierteLuft

Kalk-stein

Gewicht >Gewicht

reineLuft

HolzkohleMetall

reineLuftairGasvonderHolzkohle

+

+

=

LavoisiersLösung

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§  1785Lavoisierpräsentierteeineöffentl.Demonstration,umseineAnsichtzu

belegenundzuzeigen,dassPräzisionsmessungen(mitneuen,komplizierten)MessinstrumenteneinengenauenVergleichderGewichteermöglichen.

§  DerAnalyseteil…

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EinentscheidendesExperiment?

Wasser-dampf

stark-erhitzterGewehr-laufmitEisenspähnen

brennbareLuft

Wasser

Gewicht+Gewicht=Gewicht+Gewicht

Metall

Wasserst.

Metall+

+

=

Sauerstoff

Sauerstoff

Wasserst.

KalksteinWasser

Kalkstein

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§  1PfundWasser:0.86866273PfundSauerstoffplus0.13133727PfundWasserstoff

Wasser-dampf

stark-erhitzterGewehr-laufmitEisenspähnen

brennbareLuft

Wasser

Kalkstein

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ErklärungderChemischenRevolution:„Kompositionismus”?

§  Kompositionismus:

Ø  ChemischeSubstanzensind„Elemente“und„Verbindungen“;

Ø  VerbindungenlassensichmitHilfederWaagebestimmen.§  Prinziplismus:

Ø  (imponderable)fundamentale„aktivePrinzipien”&„passiveSubstanzen“

§  Wieentscheiden?SieberuhennichtaufBeweismaterial,sondernmachenesmöglich.DerErfolgdeseinensprichtnichtdirektgegendenanderen.

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DieAufteilungderProblemfelderinderChem.Revolution

ProblemewichtigfürbeideSeiten

...nurwichtigfürdiePhlogistonisten

...nurwichtigfürdieAn-hängervonLavoisier

VerstehenvonVerbren-nung,Rosten,Wiederbe-lebung,Atmung

TheoriederSäuren

Strukturversch.Substanzen

DieErklärungdesEigenschaf-tenderVerbindungaufgrundderBestandteile

Mineralogie;Geologie

Ernährung;Ökologie

TheoriederWärmeundZustandsveränderungen

ChemiederSalze

Meteorologie

„…manhatteguteLösungenfürdieProbleme,diemanfürwichtighielt.” (Chang,2014)

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§  LavoisiersChemieofferiertefranzösischenChemikerneineneue

Identität,getrenntvonPharmazieundgleichaufmitderPhysik.

§  Nichtganzabzuweisen,dassdieshalf,umsichdurchzusetzen.

§  InEnglandwardieChemievorallemeinHobbyvonAmateurenundApothekern,ohneVerankerungandenUniversitäten.

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(A)  Galileo,Bellarmin,Priestley,Lavoisier

(B)  WasistRelativismus?

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§  RelativismustauchtinvielenheutigenDebattenauf,sowohlinderPhiloso-

phieunddenWissenschaftenalsauchinpolitischenDiskursen.

§  Z.B.inDebattenüberMultikulturalismus,politischeundreligiöseMeinungs-

verscheidenheiten,Informationsblasen,dieAutoritätderWissenschaften.

§  RelativismusdebattengibtesinallenBereichenderPhilosophie:Erkenntnis-theorie,Wissenschaftstheorie,Ethik,politischePhilosophie...

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§  KnappeCharakterisierung

(1)  UrteileoderÜberzeugungeneinerbestimmenDomänesindwahroderfalsch,gerechtfertigtoderungerechtfertigtnurrelativaufStandards.

(2)  EsgibtmehralseineMengevonsolchenStandardsunddieseStandardsstützeneinanderwidersprechendeUrteileundÜberzeugungen.

(3)  EsgibtkeinenneutralenWeg,zwischensolchenStandardszuwählen.

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Definitionsfragen

§  DerBegriff„Relativismus”istvageundvieldeutig–wieandere„Ismen“.§  XistrelativaufY§  X:Moralische/epistemische/ästhetische/metaphysische…Ü-en,

Prinzipien,Werte§  Y:Individuum/Gruppe/Standpunkt/wiss.Gemeinschaft/Kultur…

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§  GemeinsamesElement:dasBestreitenvonAbsolutheiten,abs.Wahrheiten

Ø  ABS-enalsPlatonischeoderreligiöseWahrheiten–„thereanyway“

-  Wieerreichenwirsie?-  WiepassensieineinnaturalistischesWeltbild?

Ø  ABS-enalswasjede/rakzeptiert…oderakzeptierensollte

-  Aberwasakzeptiertdennjede/r?Istdasnichtzufällig?-  Wenn„sollte“...woherkommendieStandards?

Ø  ABS-enalsdieErgebnissederWissenschaft

-  AberwasistmitwissenschaftlichenRevolutionen?-  IstnichtTheoriewahlvonzufälligenFaktorenbeeinflusst?

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ElementeundOptionendesepistemischenRelativismus(1) Abhängigkeit:EineÜhateinenepistemischenStatusnurrelativauf:

(a)einSystemepistemischerPrinzipien(=S),oder

(b)einBündelvonPräzedenzfällen(=B).(2) Pluralismus:Esgibt,gaboderkönntegeben,mehralseinSbzw.B.(3) Non-Absolutismus:KeinesdieserSoderBistabsolutrichtig.

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(4) Ausschließung:FürmanchedieserSoderBgilt,dasssieeinanderaus-

schließen,undzwarentweder:

(a) weilsieaufgleicheFragen(bzgl.desepistemischenStatuseinerbe-stimmtenÜ)einanderwidersprechendeAntwortengeben;oder

(b) weilsieinkommensurabelsind.

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(5)  Bekehrung:FürmanchedieserS/Bgilt,dasssichderWechselvoneinemS/Bzueinemanderendurchepistemisch-logischePrinzipien(Logik,Wahr-scheinlichkeitstheorie...)undDatenalleinnichterzwingenoderauchnurplausibilisierenlässt.

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(6)  Symmetrie:VerschiedeneSoderBsindinsofernsymmetrischzueinander:

(a)  alssiealleausschließlichauflokalenUrsachenderGlaubwürdigkeitberuhen;und/oder

(b)  alseskeineneutraleMethodegibt,siesämtlichzureihen;und/oder(c)  alssichfürepistemischeSubjektedieFragederBeurteilungmanch

andereralsihrereigenenSoderBnichtsinnvollerweisestellt.

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ProblematischeweitereAnnahmen(A)  GleicheGültigkeit:AlleSoderBsindgleichermaßengültig.

(B)  Selbstbestätigung:FürjedesSi/Bigilt:alleÜ-enderProponen-tenvonSi/BisindepistemischgerechtfertigtrelativaufSi/Bi.

(C)  Infallibilismus:FürjedesSi/Bigilt:alleÜ-enderProponentenvonSi/BisindwahrrelativaufSi/Bi.

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ProblematischeweitereAnnahmen(D)  WillkürlicheWahl:GegebenseieinepistemischesSubjektES,eineES

bekannteInformationIundeineÜ,dieESrationalrechtfertigenwill:

ESistepistemischschuldlos,wennESsolcheepistemischenStan-dardsESTswählt,diedieÜimLichtevonIrechtfertigen.

DieWahlsolcherESTsistnichtdurchandereESTseingeschränkt.

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InformationI

GewünschteÜ

EpistemischeStandardsEST

EpistemischeRechtfertigung

Freiwählbar

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EineAlternativezu(D)...(E)  KontingenteWahl:WelcheÜ-enESalsepist.gerechtfertigtbetrachtet,hängt

vonzweizusammenhängendenMengenvonkontingentenUmständenab: -denlokal,sozialu.historischverankertenundoffenliegendenESTs,und

-denlokalwirksamenZielen,WertenundInteressenvonESundanderenSubjekteninderGemeinschaftvonES.

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Absolutismus

Normativeepist.Wahr-heiten–unabhängigda-von,obesMenschengibt.Platonisch?Fürallemöglichenerken-nendeWesengleich?Oderspezifisch?Dannaberabgeleitet?

Handlungen/Überzeugungen

BewertungAnleitung

Absolu-tesSE

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AbsoluterRelativismus/PragmatischeBeeinträchtigung

Absolu-tesSE

JasonStanley:Esgibtkeineepi-stem.Systeme.Gleichwohlnenntersicheinen„epistem.Relativisten“.H1/Ü1H2/Ü2H3/Ü3

WertAWertBWertC+

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AbsoluterRelativismus/àlaGoldman

Absolu-tesSE

Goldman:RealeSEantizipierendasabsolute.DieOrientierunganSEikannimLichtedesabs.SEgebotensein.Letztendlicheepistem.RechtfertigungimLich-tedesabs.Systems.

H1/Ü1H2/Ü2H3/Ü3

RealesSE3

RealesSE2

RealesSE1

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AbsoluterRelativismus/àlaBoghossian

Absolut.Prinzip

Boghossian:„WenninRom...“Dasabsol.Prinzipkönntez.B.dieBayesianischeFormelsein.----------------------------------------BoghossiansKritik:Wenneseinabsol.Prinzipgibt,warumnichtauchviele?HiergibtderERseinebestenKartenausderHand:wiepas-senabsol.Normenindiephy-sikalischeWeltundwiekön-nenwirsiewissen?(392-95)

H1/Ü1H2/Ü2H3/Ü3

RealesSE3

RealesSE2

RealesSE1

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KompromissloserRelativismus/àlaBarnesundBloor,Stich,Rorty,Feyerabend

EsgibtkeineabsolutenPrinzipienoderSysteme.BeiderWahldesSEsind/solltensein/dieprakti-schenZielezentral(Stich,Rorty,Feyerabend).Aberdiesesindnichtun-bedingtbewusst.AuchpolitischeInteressen.(SSK)GemeinsamkeitenderSEmöglich.AberdiesesindkeineAbsolutheiten;son-dernzufälligeÜberein-stimmungen.

Gemeinsam-keiten

H1/Ü1H2/Ü2H3/Ü3

RealesSE3

RealesSE2

RealesSE1

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