Prof. Dr. Thomas Olk Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg Philosophische Fakultät III –...

Prof. Dr. Thomas OlkProf. Dr. Thomas Olk

Martin-Luther-Universität Halle-WittenbergPhilosophische Fakultät III – ErziehungswissenschaftenE-Mail: [email protected]

Bedarfsorientierte SchulsozialarbeitBedarfsorientierte Schulsozialarbeit imim

ESF- Programm Projekte zur Vermeidung von ESF- Programm Projekte zur Vermeidung von Schulversagen und zur Senkung des vorzeitigen Schulversagen und zur Senkung des vorzeitigen

SchulabbruchsSchulabbruchs

Schulerfolg sichern – Was bedeutet bedarfsorientierte Schulsozialarbeit?

26.08.2009 Magdeburg

26/08/200926/08/2009 Schulerfolg sichern durch KooperationSchulerfolg sichern durch Kooperation 22

1)1) ProblemstellungProblemstellung

2)2) Was soll unter bedarfsorientierter Schulsozialarbeit Was soll unter bedarfsorientierter Schulsozialarbeit

verstanden werden?verstanden werden?

3)3) Bedarfsorientierte Schulsozialarbeit: Ein eigenständiges Bedarfsorientierte Schulsozialarbeit: Ein eigenständiges

BildungsangebotBildungsangebot

4)4) Kooperation auf der Ebene der EinzelschuleKooperation auf der Ebene der Einzelschule

5)5) Kooperation von Jugendhilfefachkräften und LehrkräftenKooperation von Jugendhilfefachkräften und Lehrkräften

6)6) Kooperation und Vernetzung im SozialraumKooperation und Vernetzung im Sozialraum

7)7) FazitFazit

GliederungGliederung


ProblemstellungProblemstellung

Das ESF- Programm besteht aus den drei Säulen: Das ESF- Programm besteht aus den drei Säulen:

regionale Netzwerkstellenregionale Netzwerkstellen

bedarfsorientierte Schulsozialarbeit bedarfsorientierte Schulsozialarbeit

bildungsbezogene Angebote bildungsbezogene Angebote

Und wo bleibt die Schule?Und wo bleibt die Schule?


ProblemstellungProblemstellung

Das ESF Programm setzt zwar bei zusätzlichen Akteuren Das ESF Programm setzt zwar bei zusätzlichen Akteuren

(Schulsozialarbeit, Netzwerkkoordinatoren) an, es kann aber (Schulsozialarbeit, Netzwerkkoordinatoren) an, es kann aber

ur erfolgreich sein, wenn Schule (Schulleiter, Lehrer, ur erfolgreich sein, wenn Schule (Schulleiter, Lehrer,

pädagogische Mitarbeiter etc.) ihren Beitrag leisten und mit pädagogische Mitarbeiter etc.) ihren Beitrag leisten und mit

den zusätzlichen Akteuren eng zusammenarbeitenden zusätzlichen Akteuren eng zusammenarbeiten

Darüber hinaus setzt das ESF Programm eine optimale Darüber hinaus setzt das ESF Programm eine optimale

Abstimmung aller Programmelemente vorausAbstimmung aller Programmelemente voraus

Im Folgenden geht es darum zu klären, was dies für die Im Folgenden geht es darum zu klären, was dies für die

bedarfsorientierte Schulsozialarbeit bedeutetbedarfsorientierte Schulsozialarbeit bedeutet


Was soll unter bedarfsorientierter Was soll unter bedarfsorientierter Schulsozialarbeit verstanden werden?Schulsozialarbeit verstanden werden?

Schulsozialarbeit hat in Deutschland eine lange TraditionSchulsozialarbeit hat in Deutschland eine lange Tradition

Inzwischen gibt es auch einen Konsens über fachliches Inzwischen gibt es auch einen Konsens über fachliches Selbstverständnis, Ziele, ArbeitsweisenSelbstverständnis, Ziele, Arbeitsweisen

Definition: ein eigenständiges Angebot der Jugendhilfe, Definition: ein eigenständiges Angebot der Jugendhilfe, bei dem sozialpädagogische Fachkräfte auf einer bei dem sozialpädagogische Fachkräfte auf einer verbindlich vereinbarten Basis kontinuierlich am Ort verbindlich vereinbarten Basis kontinuierlich am Ort Schule tätig sind, mit Lehrkräften zusammenarbeiten und Schule tätig sind, mit Lehrkräften zusammenarbeiten und dabei sozialpädagogische Ziele, Methoden, dabei sozialpädagogische Ziele, Methoden, Arbeitsprinzipien sowie Angebote in die Schule Arbeitsprinzipien sowie Angebote in die Schule einbringeneinbringen


Was soll unter bedarfsorientierter Was soll unter bedarfsorientierter Schulsozialarbeit verstanden werden?Schulsozialarbeit verstanden werden?

Erfolgskriterien der Schulsozialarbeit aus unterschiedlicher Erfolgskriterien der Schulsozialarbeit aus unterschiedlicher SichtSicht

Schulische Ziele (Unterstützung der Lehrer bei der Umsetzung Schulische Ziele (Unterstützung der Lehrer bei der Umsetzung ihres beruflichen Auftrages) Erfolgskriterium: störungsfreier ihres beruflichen Auftrages) Erfolgskriterium: störungsfreier schulischer Alltagschulischer Alltag

Im Überschneidungsbereich von schul- und Im Überschneidungsbereich von schul- und sozialpädagogischen Zielen Erfolgskriterium: Reduzierung der sozialpädagogischen Zielen Erfolgskriterium: Reduzierung der Integrationsrisiken benachteiligter Kinder und Jugendlicher Integrationsrisiken benachteiligter Kinder und Jugendlicher durch Anhebung ihrer schulischen Leistungendurch Anhebung ihrer schulischen Leistungen

Sozialpädagogische Ziele Schulsozialarbeit als Sozialpädagogische Ziele Schulsozialarbeit als sozialpädagogische Dienstleistung für Schüler, Eltern und sozialpädagogische Dienstleistung für Schüler, Eltern und Lehrer sowie für das System SchuleLehrer sowie für das System Schule


Was soll unter Schulsozialarbeit an Schulen Was soll unter Schulsozialarbeit an Schulen verstanden werden?verstanden werden?

zentrales Ziel von Schulsozialarbeit an Schulen ist es dann,

Schüler dabei zu unterstützen, einen Schulabschluss zu

erwerben bzw. entsprechende Kompetenzen zu entwickeln

(Teilhabechancen, soziale Gerechtigkeit)

aktuelle Konzepte beziehen sich vor dem Hintergrund der aktuelle Konzepte beziehen sich vor dem Hintergrund der

Lissabon-Strategie auf die Bekämpfung von Schulversagen Lissabon-Strategie auf die Bekämpfung von Schulversagen

und die damit zusammenhängenden Integrationsprobleme und die damit zusammenhängenden Integrationsprobleme

von Schulabgängern ohne Abschlussvon Schulabgängern ohne Abschluss


Was soll unter Schulsozialarbeit an Was soll unter Schulsozialarbeit an Schulen verstanden werden?Schulen verstanden werden?

Strittige Punkte:Strittige Punkte:

1. Konzentration auf Schüler von Abgangsklassen vs. 1. Konzentration auf Schüler von Abgangsklassen vs. PräventionPrävention

2. Beschränkung auf Beratung, Unterstützung etc. von Beschränkung auf Beratung, Unterstützung etc. von „scheiternden“ Schülern vs. Arbeit mit allen Schülern„scheiternden“ Schülern vs. Arbeit mit allen Schülern

3. Konzentration auf die Arbeit mit Schülern vs. 3. Konzentration auf die Arbeit mit Schülern vs. Einbezug der Arbeit am System Schule Einbezug der Arbeit am System Schule (Schulentwicklung)(Schulentwicklung)


Bedarfsorientierte Schulsozialarbeit:Bedarfsorientierte Schulsozialarbeit:Ein eigenständiges BildungsangebotEin eigenständiges Bildungsangebot

der Beitrag der bedarfsorientierten Schulsozialarbeit zur

Bildung: Persönlichkeitsentwicklung, Schlüsselqualifikationen,

Kompetenzen der Lebensführung

fachliche Grundlage für Kooperation von Jugendhilfe und Schule fachliche Grundlage für Kooperation von Jugendhilfe und Schule

ist die Kombination je spezifischer Beiträge beider Seiten zum ist die Kombination je spezifischer Beiträge beider Seiten zum

individuellen Prozess des Kompetenzaufbaus und der Bildungindividuellen Prozess des Kompetenzaufbaus und der Bildung Bedarfsorientierte Schulsozialarbeit und Schule kooperieren Bedarfsorientierte Schulsozialarbeit und Schule kooperieren

in einem umfassenden Bildungsprozessin einem umfassenden Bildungsprozess

spezifisches Bildungsverständnis der Jugendhilfe: spezifisches Bildungsverständnis der Jugendhilfe: lebensweltorientiert, setzt an den Stärken, nicht den Schwächen lebensweltorientiert, setzt an den Stärken, nicht den Schwächen an, ressourcenorientiert, Prinzip der Freiwilligkeitan, ressourcenorientiert, Prinzip der Freiwilligkeit



Systemische Herangehensweise an das Phänomen Systemische Herangehensweise an das Phänomen SchulversagenSchulversagen

• die spezifischen Stärken, Talente und Potenziale des einzelnen Schülers werden gezielt gefördert

• Schaffung von Erfolgserlebnissen, Bestärkung (Empowerment) Motivierung des Einzelnen sowie Persönlichkeitsstabilisierung

• es wird an den personellen, sozialen, kulturellen und materiellen Ressourcen des Schülers angesetzt

• Orientierung an den Ressourcen und Stärken



• Verbesserung der Schulerfolgschancen durch Kombination von formalem, informellem und non-formalem Lernen (schulleistungsbezogene Trainings, außerunterrichtliche Angebote, Freizeitmaßnahmen, Sport- und Kulturangebote, individuelle Beratung etc.)

• Methodische Herangehensweisen: individuelle Bildungsplanung und Entwicklungsförderung, Mentoren-, Patenschafts-, Lotsen- und Tutorenprogramme, Ansätze aktiver Elternarbeit, Mediation, Skill-Trainings, Summer Schools, Sozialtrainings, Werk-, Kreativ- und Erlebnispädagogische Angebote etc.


Kooperation auf der Ebene der EinzelschuleKooperation auf der Ebene der Einzelschule

Planung und Koordination der spezifischen Beiträge beider

Bildungsinstitutionen bei der Realisierung eines

übergreifenden Bildungsauftrages

Bestimmung des Kooperationsbedarfes und des Kooperationsnutzens

Ziele: differenzielle Förderung, Verbesserung der Schulerfolgschancen benachteiligter Schüler, Hilfe bei der Bewältigung familialer und sonstiger sozialer Probleme und Konflikte



• Schulsozialarbeiter verfügt über routinisierte Verfahren und Schulsozialarbeiter verfügt über routinisierte Verfahren und Netzwerkkontakte in der Region, um die entsprechenden Netzwerkkontakte in der Region, um die entsprechenden Arbeitsschritte zur Konstituierung des störungsbezogenen Arbeitsschritte zur Konstituierung des störungsbezogenen Netzwerkes einleiten und umsetzen zu könnenNetzwerkes einleiten und umsetzen zu können

bedarfsorientierte Schulsozialarbeit übernimmt eine wichtige bedarfsorientierte Schulsozialarbeit übernimmt eine wichtige Funktion bei der Initiierung und Weiterentwicklung von Funktion bei der Initiierung und Weiterentwicklung von fallbezogenen Netzwerkenfallbezogenen Netzwerken

• Entwicklung eines schulischen Rückmeldesystems, das Entwicklung eines schulischen Rückmeldesystems, das sicherstellt, dass Fälle des Schulversagens bzw. Störungen in sicherstellt, dass Fälle des Schulversagens bzw. Störungen in Schulklassen innerschulisch wahrgenommen und an den Schulklassen innerschulisch wahrgenommen und an den Schulsozialarbeiter als Case- Manager gemeldet werdenSchulsozialarbeiter als Case- Manager gemeldet werden



• Arbeitsschritte: Problemdiagnose, Zieldefinition, Arbeitsschritte: Problemdiagnose, Zieldefinition, Maßnahmenplanung und Überprüfung der ErgebnisseMaßnahmenplanung und Überprüfung der Ergebnisse

• die hierfür notwendigen Kompetenzen und Erfahrungen müssen die hierfür notwendigen Kompetenzen und Erfahrungen müssen durch Fort- und Weiterbildungen sowie durch das Einüben durch Fort- und Weiterbildungen sowie durch das Einüben entsprechender Vorgehensweisen erworben werdenentsprechender Vorgehensweisen erworben werden

• die Verantwortlichkeiten an der jeweiligen Einzelschule müssen klar geregelt, allen Beteiligten bekannt und ggf. durch Bereitschaftserklärungen schriftlich fixiert sein

• der Schulsozialarbeiter fungiert im ESF- Programm sowohl als der Schulsozialarbeiter fungiert im ESF- Programm sowohl als Case- Manager als auch als Scharnier zwischen Einzelschule Case- Manager als auch als Scharnier zwischen Einzelschule und funktionalem Netzwerk. Dies heißt keineswegs, dass in und funktionalem Netzwerk. Dies heißt keineswegs, dass in jedem Falle die Einzelschule durch den Schulsozialarbeiter im jedem Falle die Einzelschule durch den Schulsozialarbeiter im funktionalen Netzwerk vertreten wirdfunktionalen Netzwerk vertreten wird



VoraussetzungenVoraussetzungen::

• Bildung einer Bildung einer Steuergruppe, Steuergruppe,

• Kooperationsvereinbarung, Kooperationsvereinbarung,

• Beteiligung der bedarfsorientierten Beteiligung der bedarfsorientierten Schulsozialarbeit an den Schulsozialarbeit an den schulischen schulischen Gremien und beiGremien und bei

• der Formulierung von Schulprofilen und -der Formulierung von Schulprofilen und -programmenprogrammen


Kooperation von Schulsozialpädagogen und Kooperation von Schulsozialpädagogen und LehrkräftenLehrkräften

in der Praxis zeigen sich Hemmnisse und Stolpersteine, die oft auf der persönlichen Ebene ausagiert werden

(Miss-)Erfolgsbedingungen von Kooperation auf struktureller Ebene:

• unterschiedliche Berufskulturen von Lehrkräften und Fachkräften der Jugendhilfe

• Informationsstand über den jeweils anderen Beruf

• berufliches Selbstverständnis

• Formen der Kooperation zwischen Lehrkräften und Schulsozialpädagogen

• zeitliche und materielle Rahmenbedingungen


Kooperation und Vernetzung im SozialraumKooperation und Vernetzung im Sozialraum

das Erreichen innerschulischer Ziele (Schulerfolg, Reduzierung abweichenden Verhaltens etc.) hängt auch vom Einbezug außerschulischer Kooperationspartner ab

Bedarfsorientierte Schulsozialarbeit kann die Einzelschule dabei unterstützen, sich mit dem Stadtteil zu vernetzten und unterschiedliche Formen der Kooperation mit außerschulischen Akteuren zu entwickeln

Kooperation mit örtlichen Unternehmen kann zum Beispiel den Zugang von Schülern zur Arbeitswelt erleichtern (Schnupperpraktika, gemeinsame Projekte im Betrieb, Bereicherung des Unterrichts)


Kooperation und Vernetzung im SozialraumKooperation und Vernetzung im Sozialraum

Durch den Einbezug von außerschulischen Partnern in den Durch den Einbezug von außerschulischen Partnern in den Unterricht kann erfahrungsbezogenes Lernen ermöglicht und Unterricht kann erfahrungsbezogenes Lernen ermöglicht und Interesse an gesellschaftlichen Themen und Anliegen geweckt Interesse an gesellschaftlichen Themen und Anliegen geweckt werdenwerden

Die Kooperation zwischen Schule und Gemeinwesen fördert die Die Kooperation zwischen Schule und Gemeinwesen fördert die Entwicklung von kognitiven, sozialen und politischen Kompetenzen Entwicklung von kognitiven, sozialen und politischen Kompetenzen und ermöglicht Erfahrungen der Selbstwirksamkeitund ermöglicht Erfahrungen der Selbstwirksamkeit

bei der Durchführung von Projekten im Gemeinwesen können neue Lernerfahrungen gemacht und in Ernstsituationen Kompetenzen erworben werden


FazitFazit

Bedarfsorientierte Schulsozialarbeit kann eine wichtige Rolle bei der Erreichung der Ziele des ESF- Programms spielen

Voraussetzung ist, dass Einzelschule und Schulsozialarbeit auf der Grundlage realistischer Ziele und einer tragfähigen Kooperationsvereinbarung zusammenarbeiten

bedarfsorientierte Schulsozialarbeit trägt im ESF- Programm dazu bei, ein originäres Ziel des Schulsystems zu erreichen (Schulerfolg)


FazitFazit

Dies setzt voraus, dass die Beiträge beider Institutionen zur Erreichung des Ziels klar definiert sind und jede Institution ihren Beitrag leistet

• Klärung der Verantwortlichkeiten und Teilziele für beide Partner (wer macht was?)

• Erklärung der Bereitschaft zur Zusammenarbeit (Kooperationsvereinbarungen) (nicht nur Schulsozialarbeit beantragen, sondern dann auch mit ihr zusammenarbeiten)

• Vermeidung von Problemverschiebungen und Verantwortungsdiffusion (nicht die Verantwortung beim Partner suchen, sondern zuerst den eigenen Beitrag klären)


FazitFazit

Bei der Kooperation auf der Ebene der Einzelschule darf nicht Bei der Kooperation auf der Ebene der Einzelschule darf nicht vergessen werden, dass es auch noch die regionalen vergessen werden, dass es auch noch die regionalen Netzwerkstellen gibt, die in die Kooperation einbezogen Netzwerkstellen gibt, die in die Kooperation einbezogen werden müssenwerden müssen

die Wirksamkeit des ESF- Programms kann sich dann optimal entfalten, wenn Einzelschule, bedarfsorientierte Schulsozialarbeit und regionale Netzwerkstellen sowohl einzelfallbezogen als auch fallübergreifend zusammen arbeiten


Vielen Dank für Ihre Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!Aufmerksamkeit!

Kontakt: [email protected]: [email protected]

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