Profile von Menschen mit Legasthenie

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16 LeDy Mitgliederzeitschrift des BVL – 1/2012 BVL aktuell 17 LeDy – Mitgliederzeitschrift des BVL – 1/2012 BVL aktuell Mit dieser Ausgabe möchten wir beginnen, die ersten 2 Profile vorzustellen. Ein großes Dankeschön geht an alle Einsender. Aktueller Beruf: Verwaltungsdirektor eines Klinikums (1.400 Mitarbeiter, ca. 85. Mio. Euro jährl. Umsatz) Beruflicher Stationen/ mein Werdegang: Banklehre BWL-Studium Stellv. Verwaltungsleiter eines kleines Krankenhauses Leiter Controlling in einem Klinikum Verwaltungsdirektor seit 1999 am Klinikum Seit 2001 zusätzlich noch Referatsleiter für das Klinikum Mein Weg ans Ziel – wer oder was hat mir über die Jahre geholfen, meine aktuelle berufliche Station zu erreichen? Offenheit und Ehrlichkeit Soziales Engagement (ganz wichtig) Wer oder was war für mich der wichtigste Unterstützungsfaktor oder Motivator? Unterstützung durch das Elternhaus Freundeskreis Was sind meine persönlichen Erfolgsfaktoren? Notwendiges Selbstvertrauen Gelassenheit Was sind meine Wünsche für die Zukunft? Gesundheit und Zufriedenheit für sich selbst und für die Familie Aktueller Beruf: Ärztin Beruflicher Stationen/mein Werdegang: Grundschule gut durchlaufen bis zum vierten Schuljahr. Fünftes Schuljahr Gymnasium: Deutsch und Englisch mangelhaft, keine Versetzung in die sechste Klasse, Empfehlung für die Hauptschule. Dank durchsetzungsstarker Mutter Testung in einem Kinderneurologischen Zentrum, indem eine Hochbegabung und Legasthenie diagnostiziert wurde. Wiederholung der 6. Klasse und privater Legasthenie Unterricht über zwei Jahre. In Englisch immer nur ausreichende Leistungen bis zum Abitur. Abidurchschnitt aber immerhin mit einer 1 vor dem Komma. Anschließend Biologiestudium begonnen und nach zwei Semestern dank hervorragend bestandenen Mediziner Test Medizinstudium begonnen und sechs Jahre später erfolg- reich abgeschlossen. Mein Weg ans Ziel – wer oder was hat mir über die Jahre geholfen, meine aktuelle berufliche Station zu erreichen? Wichtigster Schritt war die Diagnosestellung mit anschließendem Legasthenie-Förderunterricht. Danach habe ich Rechtschreibregeln angewendet so oft es nur ging. Dank meines großen Wortschatzes habe ich die Worte vermieden, die ich nicht schreiben konnte. Ich habe meine Texte wann und wo immer es ging gegenlesen lassen, bis heute. Heute hilft mir natürlich auch das Rechtschreibprogramm im PC. Wer oder was war für mich der wichtigste Unterstützungsfaktor oder Motivator? Der erste wichtigste Unterstützer war meine Mutter, die an mich geglaubt hat und die die Diagnostik in die Wege geleitet hat. Außerdem hat sie meine Texte korrigiert, später hat das mein Freund und heutiger Ehemann getan. Der wichtigste Motivator war ich selbst. Ich wollte richtig schreiben lernen und einiger maßen Englisch, was ich aber erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter geschafft habe, indem ich in den USA war und einfach zugehört und gesprochen habe. Richtig Englisch schreiben kann ich nach wie vor nicht, aber Rechtschreibprogramm und mein fließend Englisch sprechender Mann stehen unterstützend zur Seite. Was sind meine persönlichen Erfolgsfaktoren? Meine eigene Motivation und gezielte Unterstützung, die ein Legastheniker einfach braucht. Was sind meine Wünsche für die Zukunft? Dass meine Tochter, die leider auch schwer von der Legasthenie betroffen ist, bessere Voraussetzun- gen in der Schule vorfindet. Ich finde es erschütternd, dass sich in 30 Jahren (!) in deutscher Schule nicht viel verändert hat. Wir haben 10 % legasthen und dyskalkulische und zusätzlich noch AD(H)S Schüler an unseren Schulen und ich sehe keine Konzepte, wie Schulwissen „störungsgerecht“ vermit- telt wird oder Schulabschlüsse für teilleistungsgestörte Kinder ermöglicht werden. Ich schäme mich in einem so hochentwickelten Land zu leben und mit einem so schlecht entwickelten Schulsystem, das nach wie vor „Versager“ produziert. An meiner Biographie wird deutlich, dass nur durch das Engage- ment meiner Mutter die Weichen für mich richtig gestellt wurden. So ist es leider noch heute. Ohne engagiertes Elternhaus sind Kinder mit Teilleistungsstörungen „verloren“. Das ist zumindest meine Erfahrung in Berlin, wo ich seit über 10 Jahren lebe. P.S. Ich finde die Idee gut, Lebensläufe von Legasthenikern zu veröffentlichen. Auch ich versuche mei- ner Tochter Mut zu machen, in dem ich von meinen Schwierigkeiten erzähle. Profile von Menschen mit Legasthenie im Beruf Profile von Menschen mit Legasthenie im Beruf

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Im Rahmen der Projektaktivitäten möchten wir einenbesonderen Fokus auf Erwachsene legen. Wie siehtes eigentlich aus, wenn die Schule und Ausbildungabgeschlossen sind und Menschen mit einer Legasthenieim Berufsleben stehen? Auch das soll einTeil unserer Aufklärungsarbeit sein, um so Ideen undAnregungen zu gewinnen, was helfen kann und wieUnterstützung aussehen sollte. Wichtig ist auch dermotivatorische Faktor, der von diesen Profilen für Betroffeneausgehen kann, denn schließlich haben diemeisten ihren Weg gefunden!

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Page 1: Profile von Menschen mit Legasthenie

16 LeDy – Mitgliederzeitschrift des BVL – 1/2012

BVL aktuell

17LeDy – Mitgliederzeitschrift des BVL – 1/2012

BVL aktuell

Mit dieser Ausgabe möchten wir beginnen, die ersten 2 Profile vorzustellen. Ein großes Dankeschön geht an alle Einsender.

Aktueller Beruf: Verwaltungsdirektor eines Klinikums (1.400 Mitarbeiter, ca. 85. Mio. Euro jährl. Umsatz)

Beruflicher Stationen/ mein Werdegang:• Banklehre• BWL-Studium • Stellv. Verwaltungsleiter eines kleines Krankenhauses• Leiter Controlling in einem Klinikum• Verwaltungsdirektor seit 1999 am Klinikum• Seit 2001 zusätzlich noch Referatsleiter für das Klinikum

Mein Weg ans Ziel – wer oder was hat mir über die Jahre geholfen, meine aktuelle beruflicheStation zu erreichen?• Offenheit und Ehrlichkeit• Soziales Engagement (ganz wichtig)

Wer oder was war für mich der wichtigste Unterstützungsfaktor oder Motivator?• Unterstützung durch das Elternhaus• Freundeskreis

Was sind meine persönlichen Erfolgsfaktoren?• Notwendiges Selbstvertrauen• Gelassenheit

Was sind meine Wünsche für die Zukunft?• Gesundheit und Zufriedenheit für sich selbst und für die Familie

Aktueller Beruf: Ärztin

Beruflicher Stationen/mein Werdegang: Grundschule gut durchlaufen bis zum vierten Schuljahr. Fünftes Schuljahr Gymnasium: Deutsch und Englisch mangelhaft, keine Versetzung in die sechste Klasse, Empfehlung für die Hauptschule. Dank durchsetzungsstarker Mutter Testung in einem Kinderneurologischen Zentrum, indem eine Hochbegabung und Legasthenie diagnostiziert wurde. Wiederholung der 6. Klasse und privater Legasthenie Unterricht über zwei Jahre. In Englisch immer nur ausreichende Leistungen bis zum Abitur. Abidurchschnitt aber immerhin mit einer 1 vor dem Komma. Anschließend Biologiestudium begonnen und nach zwei Semestern dank hervorragend bestandenen Mediziner Test Medizinstudium begonnen und sechs Jahre später erfolg-reich abgeschlossen.

Mein Weg ans Ziel – wer oder was hat mir über die Jahre geholfen, meine aktuelle berufliche Station zu erreichen?Wichtigster Schritt war die Diagnosestellung mit anschließendem Legasthenie-Förderunterricht. Danach habe ich Rechtschreibregeln angewendet so oft es nur ging. Dank meines großen Wortschatzes habe ich die Worte vermieden, die ich nicht schreiben konnte. Ich habe meine Texte wann und wo immer es ging gegenlesen lassen, bis heute. Heute hilft mir natürlich auch das Rechtschreibprogramm im PC.

Wer oder was war für mich der wichtigste Unterstützungsfaktor oder Motivator?Der erste wichtigste Unterstützer war meine Mutter, die an mich geglaubt hat und die die Diagnostik in die Wege geleitet hat. Außerdem hat sie meine Texte korrigiert, später hat das mein Freund und heutiger Ehemann getan. Der wichtigste Motivator war ich selbst. Ich wollte richtig schreiben lernen und einiger maßen Englisch, was ich aber erst im fortgeschrittenen Erwachsenenalter geschafft habe, indem ich in den USA war und einfach zugehört und gesprochen habe. Richtig Englisch schreiben kann ich nach wie vor nicht, aber Rechtschreibprogramm und mein fließend Englisch sprechender Mann stehen unterstützend zur Seite.

Was sind meine persönlichen Erfolgsfaktoren?Meine eigene Motivation und gezielte Unterstützung, die ein Legastheniker einfach braucht.

Was sind meine Wünsche für die Zukunft?Dass meine Tochter, die leider auch schwer von der Legasthenie betroffen ist, bessere Voraussetzun-gen in der Schule vorfindet. Ich finde es erschütternd, dass sich in 30 Jahren (!) in deutscher Schule nicht viel verändert hat. Wir haben 10 % legasthen und dyskalkulische und zusätzlich noch AD(H)S Schüler an unseren Schulen und ich sehe keine Konzepte, wie Schulwissen „störungsgerecht“ vermit-telt wird oder Schulabschlüsse für teilleistungsgestörte Kinder ermöglicht werden. Ich schäme mich in einem so hochentwickelten Land zu leben und mit einem so schlecht entwickelten Schulsystem, das nach wie vor „Versager“ produziert. An meiner Biographie wird deutlich, dass nur durch das Engage-ment meiner Mutter die Weichen für mich richtig gestellt wurden. So ist es leider noch heute. Ohne engagiertes Elternhaus sind Kinder mit Teilleistungsstörungen „verloren“. Das ist zumindest meine Erfahrung in Berlin, wo ich seit über 10 Jahren lebe.

P.S. Ich finde die Idee gut, Lebensläufe von Legasthenikern zu veröffentlichen. Auch ich versuche mei-ner Tochter Mut zu machen, in dem ich von meinen Schwierigkeiten erzähle.

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13LeDy – Mitgliederzeitschrift des BVL – 4/2011

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Aktueller Beruf:

Berufliche Stationen/mein Werdegang:

Mein Weg ans Ziel – wer oder was hat mir über die Jahre geholfen, meine aktuelleberufliche Station zu erreichen?

Wer oder was war für mich der wichtigste Unterstützungsfaktor oder Motivator?

Was sind meine persönlichen Erfolgsfaktoren?

Was sind meine Wünsche für die Zukunft?

Es gibt hier keinen Termin, bis wann Sie die Rückmeldung schicken sollten, sondern wir möchten diese Profile dauerhaft sammeln, um die „Vielfalt“ zum Ausdruck zu bringen. Bitte senden Sie Ihr Profil an:

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Oder per Post an:BVLc/o EZB BonnPostfach 20133853143 Bonn

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